Lade Inhalt...

Die Investmentaktiengesellschaft in ihrer Eignung als Investmentvehikel für börsengehandelte Fonds (ETF)

©2008 Bachelorarbeit 66 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die rasante Entwicklung der Kapitalmärkte in den letzten Jahrzehnten hat zu der großen Anzahl der heutigen Kapitalmarktinstrumente geführt, die das gegenwärtige Finanzbild prägen und steuern.
Diese Entwicklung, einhergehend mit der stetig voranschreitenden Globalisierung der Kapitalmärkte, führt zu einer Anpassung bzw. Vereinheitlichung der Kapitalmarktinstrumente, die notwendigerweise für einen transparenten und effizienten Kapitalmarkt erfolgen musste und weiterhin andauert.
Die Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) hat diese Entwicklung erkannt und durch den erlass der Richtlinie des Rates vom 20. Dezember 1985 zur Koordinierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften betreffend für bestimmte Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW) (85/611/EWG), eine Vereinheitlichung für Anlagen in Wertpapiere eingeleitet.
Die Fondsstrukturen in der BRD haben sich seit der Einführung der Kapitalanlagegesellschaft (KAG) im Jahre 1957 kontinuierlich weiterentwickelt. Mit der Einführung der Investmentaktiengesellschaft (InvAG) durch das 3. Finanzmarktförderungsgesetz, wurde im Jahr 1998 ein neues Investmentvehikel in das deutsche Investmentrecht eingeführt.
Allerdings war die neu eingeführte InvAG ‘nur’ mit einem fixen Grundkapital ausgestattet worden und war deshalb in der Praxis als Investmentvehikel für Fondsprodukte nicht geeignet.
Erst mit der Einführung der InvAG mit variablem Kapital, durch das Investmentmodernisierungsgesetz, das zum 01.01.2004 in Kraft trat, wurde ein weiterer wichtiger Schritt unternommen, die InvAG in ihrer Funktion als Investmentvehikel, den Möglichkeiten ihrer Konkurrenten, der luxemburgischen Société d’investissement à capital variable (SICAV) und der irischen Unit Trust, anzugleichen.
So wurde nach Einführung der InvAG mit veränderlichem Kapital sogleich die kritische Frage gestellt, ob diese Rechtsform überhaupt Überlebensfähig sei.
Zumindest konnte im Jahr 2004 ein Single-Hedgefonds mit dieser Rechtsform aufgelegt werden.
Erst mit dem Inkrafttreten des neuen Investmentgesetzes am 28. Dezember 2007 durch das Investmentänderungsgesetz, hat der Gesetzgeber die Möglichkeit geschaffen, die InvAG für eine Fondsart zu verwenden, welche geeignet ist, an einem deutschen und innereuropäischem Börsenplatz gehandelt zu werden.
Exchange Traded Funds (ETFs) sind börsengehandelte Fonds und haben ihren Einzug an die Deutsche Börse im Jahr 2000 angetreten. Ihre schnelle und […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

I. Einleitung

II. ETF
1. Historie ETF
a. Erste Schritte zum Indexfonds
b. Vom Indexfonds zum ETF
2. Funktionsweise eines Fonds
a. Funktionsweise eines ETF
b. Unterteilung eines ETF
3. Die Markteilnehmer
a. Im Primärmarkt
i. ETF Anbieter
ii. ETF Management
iii. Market-Maker
b. Im Sekundärmarkt
i. Investoren
ii. Banken und Broker
iii. Börse
c. Wertermittlung der Aktienanteile
i. indikativer Net Asset Value (iNAV)

III. Die Investmentaktiengesellschaft (InvAG)
1. Entwicklung der deutschen InvAG
a. die Richtlinie 85/611/EWG (OGAW)
b. Im Spannungsfeld zwischen Aktien- und Investmentrecht
c. Aktie und Mitgliedschaft
2. Regulatorische Voraussetzungen bezüglich der Gründung einer InvAG
a. Erlaubnisverfahren
b. Bestellung des Vorstands und des Aufsichtsrats
i. Geschäftsverbote
c. Eintragung in das Handelsregister
d. Die Satzung einer InvAG
e. Die Anlagebedingungen einer InvAG
f. Die Spezial-InvAG
3. Bestimmung der Anlage- und Unternehmensaktionäre
a. Anteilsklassen
4. Die InvAG in der Umbrella–Konstruktion

IV. Die InvAG in ihrer Eignung als Investmentvehikel für ETFs
1. Vom Grundkapital zum Gesellschaftskapital
a. Die Darstellung des veränderlichen Kapitals in der Satzung
b. Das veränderliche Gesellschaftskapital
2. Der Creation/Redemption Prozess eines ETF unter einer 54 InvAG
3. Ausgabe und Rücknahme der Aktien
a. Ausgabe und Rücknahme der Aktienanteile über die InvAG
b. Verwahrung, Weiterleitung und An- bzw. Verkauf der Aktienanteile durch den Designated Sponsor
c. Ausgabe und Rücknahme der Aktien durch die Investoren
d. Ausgabe und Rücknahme der Aktien über die Banken und Broker
e. Ausgabe und Annahme der Aktien über die Börse

V. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre hiermit, dass ich diese Bachelor Thesis selbstständig ohne Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Quellen und Hilfsmittel verfasst habe. Alle den benutzten Quellen wörtlich oder sinngemäß entnommenen Stellen sind als solche einzeln kenntlich gemacht.

Diese Arbeit ist bislang keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt worden und auch nicht veröffentlicht worden.

Ich bin mir bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Darstellung des kontinuierlich anwachsenden ETF-Marktes in Europa (28 April 2008)

Die Darstellung im Säulendiagramm wurde vom Verfasser selbst erstellt.

Quelle der verwendeten Daten war:

Deutsche Bank Research: Exchange Traded Funds, Hohes Wachstumspotential dank innovativer ETF Strukturen.

Abb. 2 Darstellung des ETF-Marktes in den USA ( 28 April 2008).

Die Darstellung im Säulendiagramm wurde vom Verfasser selbst erstellt.

Quelle der verwendeten Daten war:

Deutsche Bank Research: Exchange Traded Funds, Hohes Wachstumspotential dank innovativer ETF Strukturen

Abb. 3 Darstellung und Funktion des Primärmarktes für ETFs

Quelle der verwendeten Daten war:

Rödel & Partner, Exchange Traded Funds, Köln 2004

Abb. 4 Darstellung und Funktion des Primärmarktes für ETFs

Quelle der verwendeten Daten war:

Rödel & Partner, Exchange Traded Funds, Köln 2004

Abb. 5 Der Creation/Redemption-Prozess eines ETF

Die Darstellung wurde vom Verfasser selbst erstellt

I. Einleitung

Die rasante Entwicklung der Kapitalmärkte in den letzten Jahrzehnten hat zu der großen Anzahl der heutigen Kapitalmarktinstrumente geführt, die das gegenwärtige Finanzbild prägen und steuern.

Diese Entwicklung, einhergehend mit der stetig voranschreitenden Globalisierung der Kapitalmärkte, führt zu einer Anpassung bzw. Vereinheitlichung der Kapitalmarktinstrumente, die notwendigerweise für einen transparenten und effizienten Kapitalmarkt erfolgen musste und weiterhin andauert.

Die Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) hat diese Entwicklung erkannt und durch den erlass der Richtlinie des Rates vom 20. Dezember 1985 zur Koordinierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften betreffend für bestimmte Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW) (85/611/EWG), eine Vereinheitlichung für Anlagen in Wertpapiere eingeleitet.

Die Fondsstrukturen in der BRD haben sich seit der Einführung der Kapitalanlagegesellschaft (KAG) im Jahre 1957[1] kontinuierlich weiterentwickelt. Mit der Einführung der Investmentaktiengesellschaft (InvAG) durch das 3. Finanzmarktförderungsgesetz, wurde im Jahr 1998 ein neues Investmentvehikel in das deutsche Investmentrecht eingeführt.[2]

Allerdings war die neu eingeführte InvAG „nur“ mit einem fixen Grundkapital ausgestattet worden und war deshalb in der Praxis als Investmentvehikel für Fondsprodukte nicht geeignet.

Erst mit der Einführung der InvAG mit variablem Kapital, durch das Investmentmodernisierungsgesetz, das zum 01.01.2004 in Kraft trat, wurde ein weiterer wichtiger Schritt unternommen, die InvAG in ihrer Funktion als Investmentvehikel, den Möglichkeiten ihrer Konkurrenten, der luxemburgischen Société d’investissement à capital variable (SICAV) und der irischen Unit Trust[3], anzugleichen.[4]

So wurde nach Einführung der InvAG mit veränderlichem Kapital sogleich die kritische Frage gestellt, ob diese Rechtsform überhaupt Überlebensfähig sei.[5]

Zumindest konnte im Jahr 2004 ein Single-Hedgefonds mit dieser Rechtsform aufgelegt werden.[6]

Erst mit dem Inkrafttreten des neuen Investmentgesetzes am 28. Dezember 2007 durch das Investmentänderungsgesetz, hat der Gesetzgeber die Möglichkeit geschaffen, die InvAG für eine Fondsart zu verwenden, welche geeignet ist, an einem deutschen und innereuropäischem Börsenplatz gehandelt zu werden.

Exchange Traded Funds (ETFs) sind börsengehandelte Fonds und haben ihren Einzug an die Deutsche Börse im Jahr 2000 angetreten.[7] Ihre schnelle und kontinuierliche Entwicklung (siehe Abb.1) die bis heute anhält, führt zu einem immer größer werdenden Anlagevolumen in ETFs und zu einem wachsenden Interesse der privaten Investoren, die diese Anlageform immer häufiger auch für ihre private Altersvorsorge nutzen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Darstellung des kontinuierlich anwachsenden ETF-Marktes in Europa

Im Jahre 2010 werden ETFs voraussichtlich ein Vermögen von ca. 160 Milliarden Euro Verwalten. Dies ist ein nicht unerheblicher Anteil am europaweiten Fondshandel. Allein am Handelssegment XTF der Deutschen Börse Group sind zurzeit zwölf Emittenten zugelassen.

Über das Handelssegment XTF der Deutschen Börse Group werden derzeit 316 passiv verwaltete ETFs gehandelt.[8]

Bislang wurden die gehandelten ETFs in Deutschland mit unterschiedlichen Investmentvehikeln gegründet, darunter die luxemburgische SICAV, von denen bereits über 1.200 in Luxemburg gegründet wurden.[9]

In der Vertragsform sind bereits einige ETFs nach dem deutschen Investmentgesetz errichtet worden. Es ist möglich mit dem deutschen Sondervermögen (§ 30 ff. InvG) und der dazugehörigen Ernennung einer KAG ETFs aufzulegen.

Hingegen ist bisher noch kein ETF in der Gesellschaftsform nach dem deutschen Investmentrecht gegründet worden.

Aufgrund der weltweit ansteigenden AuM der ETFs, vor allem in den letzten Jahren in Europa und der luxemburgischen SICAV als Investmentvehikel, die sich vor allem als Umbrella–Konstruktion für solche Fonds eignet, ist es nur konsequent, dass auch die deutsche InvAG als Investmentvehikel für ETFs immer interessanter wird.

Diese Bachelor Thesis wird die Entstehungsgeschichte, die Funktionsweise und das erforderliche Umfeld eines ETFs beschreiben. Anschließend wird die Entstehungshistorie und Funktionsweise einer InvAG detailliert beschrieben.

Ziel dieser Thesis ist es, die Eignung der InvAG als Investmentvehikel für ETFs zu prüfen, mit dem Augenmerk auf die Ausgabe und Rücknahme der Aktien und des Creation/Redemption Prozesses.

II. ETF

1. Historie ETF

Der Zulassungsprozess für ETFs, wurde in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA), im Jahre 1990 in Gang gesetzt.[10]

Der erste kommerzielle ETF ist im Jahre 1993, an der American Stock Exchange, gelistet worden, mit dem Namen Standard & Poor’s Depositary Receipt (SPDR), „und der Kurzbezeichnung SPIDER“.[11]

Im Jahre 1996, bildeten die ETFs nicht nur einzelne Indices der amerikanischen Wertpapierbörsen nach, sondern entwickelten sog. „Baskets“[12] (WEBS und Country Baskets), die Wertpapiere für amerikanische Investoren außerhalb der USA erwarben.

Die ersten ETFs in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) wurden im Jahr 2000 gehandelt. Auch andere europäische Länder begannen mit dem Handel darunter Großbritannien, Israel, die Schweiz und Schweden.

Die Anzahl der ETFs stieg von sieben ETF Emittenten in Deutschland 2001, auf zwölf Emittenten im folgenden Jahr.[13]

Die Produktpalette der ETFs wurde im Jahre 2004, zusätzlich um die Sparten Gold, Immobilien und Anlagemöglichkeiten in Wertpapieren von Schwellenländern, erweitert.

Im April 2007, sieben Jahre nach Einführung der ETFs, hat sich der Markt rückblickend dynamisch entwickelt.

Ende 2000 gab es europaweit sechs ETFs, die 723 Millionen Euro verwalteten. In den folgenden sieben Jahren, bis zum 1. Quartal 2008, hat sich dass verwaltete Vermögen aller ETFs in Europa mehr als verhundertfacht, auf insgesamt 78 Milliarden Euro.[14]

a. Erste Schritte zum Indexfonds

Im Jahre 1952 widmete sich Harry M. Markowitz den Ansätzen von Luis Bachelier[15]. Die Kernaussage von Markowitz und seiner modernen Portfoliotheorie lautet: Ertragschancen und Risiken hängen direkt voneinander ab. Daraus lässt sich ableiten, dass es kein Einzelinvestment geben kann, welches das niedrigste Risiko beinhaltet und gleichzeitig die höchsten Erträge erwirtschaftet.

Weiterhin hat Markowitz bewiesen, dass die Diversifikation eines Portfolios die Risiken reduziert und zudem die Renditemöglichkeiten nicht proportional zur Diversifikation abnehmen.

Aktienindizes, als eine spezielle Ausgestaltungsform von Indizes, lassen sich als ein Instrument zur Messung der aggregierten Aktienkurse, zur Veränderung für eine eindeutig definierte Menge von Wertpapieren, interpretieren.

Der erste Indexfonds ist im Jahre 1971 von Samsonite jr. gegründet worden, mit einem Anlagevolumen von sechs Millionen US-Dollar.

Vier Jahre später gründete John Bogle die Investmentgesellschaft Vanguard und legte den gleichnamigen Indexfonds als Publikumsfonds auf.[16]

Somit entwickelten und etablierten sich die ersten Indexfonds, auch als „commodization of the stock market“[17] bezeichnet, seit Anfang der siebziger Jahre in den USA.

Das investierte Vermögen, in Indexfonds in den USA, ist seit den siebziger Jahren von sechs Millionen U.S.-Dollar auf über eine Billion U.S.-Dollar angestiegen.[18]

Diese doch rasante Entwicklung der Indexfonds basiert, zum einen, auf den theoretischen Implikationen der modernen Kapitalmarktheorie und zum anderen, einer verstärkten Nachfrage nach dauerhaften und sicheren Anlagemöglichkeiten, die zumindest dem Marktdurchschnitt entsprechen.

b. Vom Indexfonds zum ETF

Die kontinuierliche Entwicklung und Ausbreitung von Fonds und im speziellen die der Indexfonds, seit den siebziger Jahren, hat größere Mengen an Kapital in diesen Anlageformen gebunden.

Diese Art von Investments waren in den USA ein häufiges Anlageziel, obwohl sie den Nachteil hatten, dass sie nicht für den Intraday-Handel[19] zugänglich waren.

Die AMEX[20] hatte in den achtziger Jahren finanzielle Schwierigkeiten und suchte nach einem Anlageinstrument, das zum Handel an der AMEX geeignet war und dem Liquiditätsmangel an dieser Börse entgegenwirkt.

Steve Most, ein Mitarbeiter der AMEX, wurde beauftragt, ein solches Anlageinstrument zu entwickeln.

Der erste ETF wurde unter dem Synonym-Namen SPDRs (Standard & Poor’s Depository Receipts“) gehandelt. Das zugrunde liegende Aktienportfolio ergab sich aus den Titeln des S&P 500 Index[21].

Der S&P 500 SPDR ist heute, gemessen an dem AuM, der zweit größte Indexfonds der Welt.

Weitere bekannte ETFs folgten dann in den darauf folgenden Jahren. Im Jahre 1996 wurde mit WEBS („World Equity Benchmark Shares“)[22] und zwei Jahre später mit „Diamonds“ („State Street Global Advisors“) weitere bekannte ETFs an der Börse gelistet.

In den USA gibt es seit Markteinführung 1993 mehr als 100 verschiedene ETFs, mit einem gesamten Handelsvolumen, von über 500 Milliarden US-Dollar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Darstellung des ETF-Marktes in den USA

2. Funktionsweise eines Fonds

Ziel eines Fonds ist es, einen oder mehrere Anleger in einem Vertrag- oder Gesellschaftstypus zu binden und für die gemeinsame Erwirtschaftung einer positiven Rendite, das eigene Kapital zu investieren und/oder zusätzlich Fremdkapital aufzunehmen.

Ein Fonds hat die Möglichkeit in verschiedene Anlageklassen zu investieren, wie Aktien, Renten, Geldmarkt und Immobilien.

Weiterhin verfolgen Fonds verschiedene Anlagestrategien.

Diese unterteilen sich zunächst in aktive und passive Strategien. Wobei sich die aktive Strategie in Market-Timing, Rotation-Strategies und Security-Selection unterteilt.

Die passive Strategie unterteilt sich in Indexierungsstrategie und Buy-and-Hold-Strategie.[23]

Weiterhin lassen sich zwei Grundarten im Fondsbereich bestimmen. Es gibt zum einen den geschlossenen Fonds und zum anderen den offenen Fonds.

Der geschlossene Fonds sammelt in einem zuvor festgelegten Zeitrum von verschiedenen Investoren Kapital ein. Beispielsweise kann dies ein geschlossener Immobilienfonds sein, der als Investmentvehikel eine GmbH und Co. KG als Gesellschaftsform zugrunde gelegt hat.

Der offene Fonds kann grundsätzlich in zwei Laufzeiten unterteilt werden:

1. unbegrenzt laufende Fonds;
2. Laufzeitfonds – werden nach einer bei Auflegung festgelegten Zeit liquidiert.

Die ersten ETFs, die in den USA aufgelegt wurden, waren reine Indexfonds, die bereits etablierte Indizes nachgebildet haben, wie den S&P 500.

Das Anlageziel eines Indexfonds (auch Marktfonds genannt) besteht darin, die ausgewählten Marktsegmente in ihrer Performance nachzubilden. Für eine Nachbildung ganzer Märkte kann ein Index gewählt werden. Diesem Index liegt bereits statistisch berechnete Größen als Underlyings[24] zu Grunde, z.B. der DAX.

Anlagekonzeption des Indexfonds ist es, diesen Index zur reproduzieren und seinen Verlauf nachzubilden („Tracking“).[25]

Diese Form der Nachbildung fällt unter die passiven Anlagestrategien eines Fondsmanagers.

Das Vermögen eines Indexfonds ist fortwährend voll investiert.

Die Vorgabe an den Indexfonds den zugrunde liegenden Underlyings zu folgen, kann nur dann erreicht werden, wenn die Cash-Bestände niedrig gehalten werden und so schnell wie möglich in die Underlyings des Index erneut investiert wird.

a. Funktionsweise eines ETF

Die Funktion eines ETF gleicht im Grunde der Funktion eines Indexfonds.

Der ETF benötigt Basiswerte, die seinem Anteilsschein, den Wert zuteilen.

Diese Anteilsscheine werden über den börslichen oder außerbörslichen Handel, zwischen den verschiedenen Investoren, für einen zuvor festgelegten Wert gehandelt.

Der Vorteil von ETFs besteht in dem schnellen Kauf und Verkauf ihrer Anteile. Das geschieht durch den für ETFs typischen Creation-/Redemption-Prozess.

Dies setzt Voraus, dass der Wert der Anteile eines ETF allen Teilnehmern im Markt, bereits im Voraus bekannt ist.

Indexfonds, die nicht an der Börse gelistet sind, dessen Wert, der sog. Net Asset Value (NAV), wird einmal am Tag errechnet. Dies ist bei einem ETF nicht der Fall.

An der Deutschen Börse wird ein sog. indikativer Net Asset Value (iNAV) alle 15 Sekunden neu berechnet. Berechnet wird der iNAV durch die Multiplikation der gehaltenen Wertpapiere im Fondsvermögen des ETFs mit den entsprechenden Marktkursen.

Der Börsenhandel hat nicht nur einen direkten Einfluss auf den Kurs des ETFs. Der Börsenkurs des ETFs kann im Vergleich zu einem herkömmlichen Indexfonds, dahin variieren, dass der ETF Börsenkurs vom Börsenkurs des als Underlying gewählten Index abweicht.

Diese Abweichung hat ihren Ursprung darin, dass der Kurs des ETFs durch Nachfrage und Angebot gebildet wird und dies nicht zwingend mit den Werten im Fonds enthaltenen Wertpapieren übereinstimmen muss.[26]

b. Unterteilung eines ETF

Aus der Entstehungsgeschichte heraus wurden ETFs als passives Anlageinstrument entwickelt. Die Investoren wollten in eine sichere Anlage investieren mit beschränktem Risiko und einer Rendite die dem gewählten Marktdurchschnitt entspricht.

Mit der Zeit entwickelten sich neue Märkte, an denen sich immer mehr Investoren auch beteiligen wollten. Um diesen Zugang einer großen Gruppe von Investoren zu ermöglichen, haben die ETF Portfoliomanager damit begonnen, nicht mehr nur bekannten Indices zu folgen, sondern aktiv eigene Indices zusammenzustellen.

Eine solche Zusammenstellung kann erfolgen, durch bewusste Selektion einzelner Aktienwerte, die dann zu einem Portfolio zusammengefasst werden.

3. Die Markteilnehmer

Die Markteilnehmer im ETF-Bereich lassen sich zunächst in zwei Hauptkategorien einteilen, dem Primär- und Sekundärmarkt.

Der Primärmarkt umfasst die Markteilnehmer ETF-Anbieter, ETF-Management, und Designated Sponsors.

Die Teilnehmer des Sekundärmarktes sind neben den Investoren, die Banken und Broker, sowie die Börse.

Die Aufgabe des Sekundärmarktes besteht im Einzelnen darin, den Handel mit ETFs zu ermöglichen und öffentlich zu regulieren, was mithin eine Aufgabe der Börse ist.

In dem Sekundärmarkt können private wie institutionelle Investoren entscheiden, in welcher Größenordnung sie ETFs ordern möchten. Je nach Ziel des Investments, kann durch einen ETF-Anbieter eine größere bzw. kleinere Menge an ETFs erworben werden.

Auch die Banken und Broker bedienen auf dem Sekundärmarkt ihre privaten und institutionellen Kunden über das ETF-Segment.[27]

a. Im Primärmarkt

Der Primärmarkt ist die Plattform auf der alle Handlungen stattfinden, die direkt mit der Emission von Finanztiteln zu tun haben.[28]

Der ETF-Anbieter ist der große bestimmende Faktor in dieser Gruppe. Die Produktausgestaltung und das damit verbundene Auflegungsprozedere fallen in den Bereich des ETF-Anbieters.

Der Anbieter stellt den Antrag, bei den zuständigen stellen, den Fonds an der Börse zuzulassen und veranlasst dementsprechend die Erlaubnis zur Fondsauflegung und die Vertriebszulassung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Darstellung und Funktion des Primärmarktes für ETFs

i. ETF Anbieter

An dem XTF-Segment der Deutschen Börse Group AG sind zurzeit 12 Emittenten gelistet, die ihre ETFs über die Börse ausgeben.[29]

Anfang 2007 haben sich Indexexchange und iShares unter dem Mutterkonzern Barclays Global Investors zu Deutschlands und Europas führendem Anbieter im ETF-Markt zusammengeschlossen. Gemeinsam verwalten sie 119 ETFs mit einem Anlagevolumen von insgesamt rund 37 Milliarden Euro, was einem Marktanteil von über 60 Prozent entspricht (Stand 2007).[30]

Die 316 an der Börse Frankfurt gehandelten ETFs, unterteilen sich in die Asset-Klassen Aktien, Renten und Rohstoffe.

Von diesen 316 an der Börse Frankfurt notierten ETFs, ist kein einziger ETF in der Gesellschaftsform einer InvAG, nach dem deutschen Investmentgesetz aufgelegt worden.

ii. ETF Management

Das Fondsmanagement ist bestrebt den zugrunde liegende Index möglichst zu 100% nachzubilden. Die gewählten Underlyings verändern sich je nach Marktsegment und Konstellation kontinuierlich. Diese Veränderungen können verursacht werden durch Aktiensplitts, Fusionen, Ausschüttungen oder das Ausscheiden von Indextiteln aus dem Portfolio.

Das Nachbilden des Index erfordert somit eine dauerhafte und schnelle Erfassung des involvierten Marktes und des Indexproviders.

Einige der ETF Emittenten beauftragen spezielle Institutionen für die Verwaltung der ETFs, da dieses Fondsmanagement eine große Ressource an Wissen und Erfahrung erfordert.

iii. Market-Maker

Die Marktorganisation entwickelte aus historischer Sicht zwei hauptsächliche Organisationsformen des Börsenhandels[31]:

1. den Auktionsmarkt;
2. den Market-Maker Markt.

Für den ETF-Handel ist der Market-Maker Markt von Bedeutung.

Der Market-Maker geht die Verpflichtung ein zu einem bestimmten Zeitpunkt, zu einem zuvor vereinbarten Preis, Wertpapiere von Marktteilnehmern zu erwerben bzw. zu veräußern.

Der Market-Maker übernimmt die Rolle des Finanzintermediärs und übermittelt bestimmte Finanztitel (oftmals Wertpapiere) zwischen Marktteilnehmern. Der Vorteil besteht darin, dass dieser Prozess schneller und mit weniger Aufwand mit dem Market-Maker von statten geht. Die Marktteilnehmer können sich mit ihren Kauf- bzw. Verkaufanfragen direkt an den Market-Maker wenden und finden dadurch eine zentrale Anlaufstelle.

Der Market-Maker bestimmt seinen Preis, zu welchem er verkaufen möchte (Geldkurs) und zu welchem Preis er kaufen möchte (Briefkurs). Die Differenz zwischen beiden Preisen ist die sog. Geld-Brief-Spanne (bid-ask-spread). Geld- und Briefkurs zusammen werden Quote genannt.[32]

Die Marktteilnehmer reduzieren durch den Market-Maker ihr Ausführungsrisiko und haben den Vorteil zu bekannten An- bzw. Verkaufspreisen zu handeln.[33]

Die Deutsche Börse AG bezeichnet den Market-Maker mit dem Begriff Designated Sponsor. Der Designated Sponsor hat dieselbe Funktion, wie die oben beschriebenen Market-Maker und ist ausschließlich auf Xetra aktiv und muss dort als Handelsteilnehmer zugelassen sein.

[...]


[1] Siehe: Kümpel, Siegfried, Kapitalmarktrecht: Eine Einführung, 3. Aufl., Berlin 2004, Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften (KAGG) vom 16.04.1997 (BGBl. 1 1957, S. 378).

[2] Vgl. Baums/Kiem, Institut für Bankenlehre 2003, S. 1 (S.2).

[3] Ernst & Young, Legal Overview Investment Ireland, Juni 2006.

[4] Vgl. Pluskat, WM 2005, S. 772 (S.772).

[5] Vgl. Pluskat, WM 2005, S. 772 (S. 775 u. 777).

[6] Die erste Gesellschaft war die SASCAM GLOBAL I InvAG mit veränderlichem Kapital, die die

Erlaubnis zur Gründung von der BaFin erhielt.

[7] Etterer, Alexander/Schmitt, Hubert-Ralph/Wambach, Martin, Exchange Traded Funds, 1. Aufl.,

München 2004, S. 44.

[8] Deutsche Börse AG, XTF Exchange Traded Funds, Internet: http://deutsche-boerse.com/ dbag/dispatch/de/kir/gdb_navigation/trading_members/18_Xetra_Funds/20_XTF, Stand: 08.06.2008.

[9] International Monetary Fund: France Selected Issues, S. 45, 2004.

[10] Rödel & Partner, S. 43.

[11] Deutsche Börse AG, ETF-Handbuch S. 12.

[12] Basket (Korb) bestehend aus einer festgelegten Anzahl von Aktien, in die nach bestimmten Bedingungen investiert wird.

[13] Rödel & Partner, S. 44.

[14] Siehe Deutsche Bank Research, Exchange Traded Funds, April 2008, S. 4.

[15] Französischer Mathematiker der Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts die Bewegung von Aktienkurse untersuchte.

[16] Robert, Beer/Etterer, Alexander/Fleischer/Klaus, INDEXING: Wie sie zukünftig mit Indexanlagen erfolgreich investieren, 1. Aufl., München 2003, S. 86 ff..

[17] Grooper, F.J. Basket investing: The new force in the stock market, in: Institutional Investor, Vol. 22 (1988), No. 9, S. 265-267.

[18] UNICO Asset Management S.A. (Hrsg.), Indexfonds & Exchange Traded Funds: That’s the way to trade and allocate, Luxembourg 2001.

[19] Intraday-Handel: Der Versuch, die Tagesschwankungen der Kurse auszunutzen und Positionen an einem Tag zu kaufen und wieder zu verkaufen.

[20] AMEX: Die zweitgrößte Amerikanische Aktienbörse in New York.

[21] S&P 500: Es handelt sich um einen Index, der von Standard und Poor herausgegeben wird und die 500 größten börsennotierten Unternehmen der USA repräsentiert.

[22] Wurde später unbenannt in iShares MSCI Fonds.

[23] Vgl. Budinsky, Ralf, Aktienindexfonds, 1. Aufl., Frankfurt am Main, S. 10.

[24] Auch Basiswert genannt. Underlyings können Waren oder Finanzinstrumente (Aktien, Anleihen, Devisen, Indizes etc.) sein.

[25] Vgl. Budinsky, Ralf, Aktienindexfonds, 1. Aufl., Frankfurt am Main, S. 16.

[26] Vgl. Budinsky, Ralf, Aktienindexfonds, 1. Aufl., Frankfurt am Main, S. 22.

[27] Vgl. Rödel & Partner, S. 118 ff..

[28] Vgl. Köffler, Kathrin, Exchange Traded Funds, Stuttgart 2004, S. 52

[29] Deutsche Börse Group AG, Internetquelle: http://deutsche-boerse.com/ dbag/dekir/gdb_ navigation /trading_members/18_Xerta-Funds/20_XTF/, Stand: 08.06.2008.

[30] Deutsche Börse, ETF-Handbuch, Frankfurt am Main, April 2008, S. 59.

[31] Vgl. Flemisch, Marcus, Behavioral Finance und Market Making, 1. Aufl., Baden-Baden 2006, S. 10.

[32] Vgl. Flemisch, Marcus, Behavioral Finance und Market Making, 1. Aufl., Baden-Baden 2006 S. 10.

[33] Vgl. Flemisch, Marcus, Behavioral Finance und Market Making, 1. Aufl., Baden-Baden 2006 S. 11.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836632553
DOI
10.3239/9783836632553
Dateigröße
461 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Frankfurt University of Applied Sciences, ehem. Fachhochschule Frankfurt am Main – Wirtschaftsrecht
Erscheinungsdatum
2009 (Juli)
Note
1,0
Schlagworte
exchange traded fund indexfonds gesellschaftskapital anlageaktionär marktteilnehmer
Zurück

Titel: Die Investmentaktiengesellschaft in ihrer Eignung als Investmentvehikel für börsengehandelte Fonds (ETF)
Cookie-Einstellungen