Die Italienpolitik Friedrich Barbarossas und die Auseinandersetzung mit der Kurie
©2009
Examensarbeit
94 Seiten
Zusammenfassung
Inhaltsangabe:Einleitung:
Aufbau der Arbeit und Formulierung der Ziele:
Wie kaum eine andere Figur des Mittelalters beschäftigte der Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa die Geschichtsforschung in Deutschland bis in die heutige Gegenwart. Die intensive Beschäftigung mit seiner Reichspolitik und die Ereignisse, die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Bezug auf den italienischen Reichsteil stattfanden, sollen den thematischen Schwerpunkt der folgenden Untersuchung bilden.
Weit mehr als der Konflikt mit den welfischen Verwandten, überschattete die Auseinandersetzung Barbarossas mit der römischen Kurie und ihrem lombardischen Verbündeten, den größten Teil der Regierungszeit Barbarossas.
Aufgrund des zu durchleuchtenden Aufgabenbereichs trägt die folgende Arbeit den Titel, Die Italienpolitik Friedrich Barbarossas und die Auseinandersetzung mit der Kurie.
Der Fokus liegt dabei in der Aufdeckung der Hintergründe, die zu Zwistigkeiten zwischen dem Kaiserreich und dem apostolischen Stuhl führten. Die Uneinigkeit der beiden einflussreichsten Kräfte des 12. Jahrhunderts beschäftigte die politischen Protagonisten beinahe die gesamte zweite Jahrhunderthälfte hin und bewegte Friedrich Barbarossa zu seinen Kriegszügen über die Alpen.
Damit verbunden wird auch die Konfrontation zwischen dem deutschen Regenten und der Kurie, insbesondere mit Papst Hadrian IV., seinem Nachfolger Alexander III. und ihren engsten Verbündeten, dem Lombardischen Bund, unter die Lupe genommen.
Darüber hinaus sollen die unterschiedlichen Beziehungsgeflechte zwischen den beteiligten Parteien beleuchtet werden, um das Verständnis aufzubringen aus welchem Antrieb heraus Bündnisse eingegangen und Feindschaften ausgesprochen wurden.
Dabei ist es wichtig sich der Universalpolitik Friedrich Barbarossas in einigen charakteristischen Erscheinungsformen zuzuwenden, um so Einblicke in seine Handlungsmotive und in sein Herrschaftsverständnis zu bekommen.
Daneben wird die Bedeutung der vielförmigen Macht- und Interessenbereiche der christlichen Welt, die neben der Lega Lombardia und dem Papsttum die Italienpolitik des deutschen Kaisers bestimmten, aufgeschlüsselt.
Auch die Beschlüsse auf den unterschiedlichen Verhandlungs- und Beschlussorten sind, unter Berücksichtigung der dort erzielten Ergebnisse, im Zeitraum zwischen dem Vertrag von Konstanz und dem späteren Frieden von Venedig, gleichbedeutend zu den kriegerischen Auseinandersetzungen, Gegenstand der Beleuchtung und stellen […]
Aufbau der Arbeit und Formulierung der Ziele:
Wie kaum eine andere Figur des Mittelalters beschäftigte der Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa die Geschichtsforschung in Deutschland bis in die heutige Gegenwart. Die intensive Beschäftigung mit seiner Reichspolitik und die Ereignisse, die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Bezug auf den italienischen Reichsteil stattfanden, sollen den thematischen Schwerpunkt der folgenden Untersuchung bilden.
Weit mehr als der Konflikt mit den welfischen Verwandten, überschattete die Auseinandersetzung Barbarossas mit der römischen Kurie und ihrem lombardischen Verbündeten, den größten Teil der Regierungszeit Barbarossas.
Aufgrund des zu durchleuchtenden Aufgabenbereichs trägt die folgende Arbeit den Titel, Die Italienpolitik Friedrich Barbarossas und die Auseinandersetzung mit der Kurie.
Der Fokus liegt dabei in der Aufdeckung der Hintergründe, die zu Zwistigkeiten zwischen dem Kaiserreich und dem apostolischen Stuhl führten. Die Uneinigkeit der beiden einflussreichsten Kräfte des 12. Jahrhunderts beschäftigte die politischen Protagonisten beinahe die gesamte zweite Jahrhunderthälfte hin und bewegte Friedrich Barbarossa zu seinen Kriegszügen über die Alpen.
Damit verbunden wird auch die Konfrontation zwischen dem deutschen Regenten und der Kurie, insbesondere mit Papst Hadrian IV., seinem Nachfolger Alexander III. und ihren engsten Verbündeten, dem Lombardischen Bund, unter die Lupe genommen.
Darüber hinaus sollen die unterschiedlichen Beziehungsgeflechte zwischen den beteiligten Parteien beleuchtet werden, um das Verständnis aufzubringen aus welchem Antrieb heraus Bündnisse eingegangen und Feindschaften ausgesprochen wurden.
Dabei ist es wichtig sich der Universalpolitik Friedrich Barbarossas in einigen charakteristischen Erscheinungsformen zuzuwenden, um so Einblicke in seine Handlungsmotive und in sein Herrschaftsverständnis zu bekommen.
Daneben wird die Bedeutung der vielförmigen Macht- und Interessenbereiche der christlichen Welt, die neben der Lega Lombardia und dem Papsttum die Italienpolitik des deutschen Kaisers bestimmten, aufgeschlüsselt.
Auch die Beschlüsse auf den unterschiedlichen Verhandlungs- und Beschlussorten sind, unter Berücksichtigung der dort erzielten Ergebnisse, im Zeitraum zwischen dem Vertrag von Konstanz und dem späteren Frieden von Venedig, gleichbedeutend zu den kriegerischen Auseinandersetzungen, Gegenstand der Beleuchtung und stellen […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Hüseyin Eryüzlü
Die Italienpolitik Friedrich Barbarossas und die Auseinandersetzung mit der Kurie
ISBN: 978-3-8366-3175-4
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Universität Augsburg, Augsburg, Deutschland, Staatsexamensarbeit, 2009
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http://www.diplomica.de, Hamburg 2009
2
2
1 Aufbau der Arbeit und Formulierung der Ziele
S. 5-6
2 Die Italienpolitik Friedrich Barbarossas und die Auseinandersetzung
mit der Kurie
2.1 Das Verhältnis zwischen Friedrich I. und Papsttum 1153-1159
2.1.1
Vertrag
von
Konstanz
S.
6-8
2.1.2 Der erste Italienzug und Kaiserkrönung in Rom
2.1.2.1
Der
Weg
zur
Kaiserkrönung
S.
8-9
2.1.2.2
Erster
italienischer
Reichstag
S.
10-11
2.1.2.3 Streit zwischen den Bürgern der Stadt Rom und Hadrian IV.
S. 11
2.1.2.4
Begegnung
bei
Sutri
S.
12
2.1.2.5 Kaiserkrönung in Rom und gegenseitige
Zugeständnisse
S.
12-13
2.1.2.6 Rückblick über die Ereignisse in Italien
S. 13-14
2.1.3 Vertrag von Benevent zwischen Papst und Sizilien im Juni 1156
S. 14-15
2.1.4
Der
zweite
Italienzug
2.1.4.1 Beschluss zum zweiten Italienzug
S. 15-16
2.1.4.2 Friedrichs Suche nach Verbündeten für den Italienzug
S. 16-18
2.1.5
Reichstag
von
Besancon
2.1.5.1 Eklat von Besancon im Oktober 1157
S. 18-21
2.1.5.2 Ausgleichsbemühungen der Kurie nach den Ereignissen von Besancon S. 22
2.1.6
Aufbruch
gegen
Mailand S.
23-24
2.1.7 Die Ronkalischen Beschlüsse und ihre Folgen
2.1.7.1
Ronkalischer
Reichstag
1158
S.
24-26
2.1.7.2
Folgen
der
Ronkalischen
Beschlüsse
S.
26
2.2 Tod Hadrian IV. und der Ausbruch des alexandrinischen Schismas
2.2.1
Zeremonie
der
Papstwahl
S.
27
2.2.2 Konzil von Pavia 1160 und die Verbannung
Friedrichs
S.
28-29
2.2.3 Friedrichs Bemühungen um Frankreich und England gegen Alexander III. S. 29-30
2.2.4
Kapitulation
Mailands
1162
S.
30-31
2.2.5 Versöhnliche Worte Alexanders im Jahr 1162
S. 32-33
2.2.6
Der
dritte
Italienzug
S.
33-34
2.2.7
Tod
Viktor
IV.
1164
S.
34-35
3
3
2.2.8 Front gegen Friedrich im italienischen
Reichsteil
S.
35-36
2.2.9 Rainald von Dassels Reise zu Heinrich II.
S. 36-37
2.2.10 Die Würzburger Eide am 23. Mai 1165
S. 37-38
2.2.11 Legitimationsversuche des Kaisers 1164 und 1165
S. 38-39
2.2.12 Der vierte Italienzug und politische Entwicklungen 1165-1174
2.2.12.1 Die Entwicklungen in der Papststadt Rom
S. 39
2.2.12.2 Kämpfe in der Lombardei und die Eroberung Roms
S. 40-41
2.2.12.3 Malaria und Flucht des Kaisers
S. 41-42
2.2.12.4 Bildung des lombardischen Städtebundes 1167
S. 42-44
2.2.12.5
Auswärtige
Politik
des
Kaisers
S.
44
2.2.12.6
Ausgleichsversuche
mit
dem
Papst
S.
44-47
2.2.12.7 Erneuter Versuch um ausländische
Unterstützung
S.
48
2.2.13 Fünfter Italienzug und Kampf gegen die Lega
2.2.13.1 Friedrichs Auseinandersetzung mit dem Bund
S. 49-50
2.2.13.2
Frieden
von
Montebello
S.
50-53
2.2.14 Verhandlungen mit dem Papst 1175-1176
S. 53
2.2.15 Kampf der Lega gegen kaiserfreundliche Städte in der Lombardei
S. 53-54
2.2.16 Letzter Feldzug der schismatischen Zeit
2.2.16.1 Kniefall des Kaisers vor Heinrich dem Löwen
S. 54-55
2.2.16.2
Schlacht
bei
Legnano
1176
S.
55-57
2.3 Aufnahme von Friedensgesprächen Ende 1176
2.3.1 Verhandlungen mit den Bundesstädten
S. 57-58
2.3.2 Zusammenkunft der kaiserlichen und päpstlichen Gesandten in Anagni
S. 59-60
2.3.3 Veränderung der Absprachen von Anagni und Spaltung der
antistauferischen
Koalition
S.
60-61
2.4 Frieden von Venedig im Juli 1177
2.4.1
Absprachen
zum
Verlauf
der
Zeremonien
S.
62
2.4.2 Zusammenkunft der lombardischen Städte mit dem Papst
S. 62-66
2.4.3 Treffen zwischen kaiserlichen Abgeordneten und Alexander III.
S. 66-67
2.4.4 Ankunft des Papstes in Venedig und Vertragsverhandlungen
S.
67-70
2.4.5 Unruhen im Rahmen der Friedensverhandlungen und Friedrichs Ankunft S. 70-71
4
4
2.4.6 Letzte Verhandlungen und Friedensschluss
von
Venedig
S.
71-73
3
Ergebnisse
der
Untersuchung
3.1 Allgemeine Einblicke in die stauferische
Politik S.
73-74
3.2
Charakteristika
der
einzelnen
Italienzüge S.
75-77
3.3 Aufschlüsse zum Verhältnis Friedrichs zu den lombardischen Städten
S. 77-81
3.4 Ergebnisse zum Beziehungsgefecht zwischen Kaiser- und Papsttum
3.4.1
Ursprung
der
Zwietracht S.
81-82
3.4.2 Ausführung der Verhältnisse zwischen Friedrich I., der Kurie und
Kaisergegnern
S.
82-84
3.4.3 Klarlegung der unterschiedlichen Hoheitsverständnisse
S.
84-85
3.4.4 Ergebnisse zu den Auswirkungen der gegensätzlichen Regalienpolitik S.
85-87
3.4.5 Deutung der politischen Wendemanöver
S. 87-88
3.5
Letzte
Schlussbetrachtung S.
88-89
4 Literaturliste
4.1
Quellenliteratur
S.
90
4.2
Sekundärliteratur
S.
90-92
5
5
1 Aufbau der Arbeit und Formulierung der Ziele
Wie kaum eine andere Figur des Mittelalters beschäftigte der Stauferkaiser Friedrich I.
Barbarossa die Geschichtsforschung in Deutschland bis in die heutige Gegenwart. Die
intensive Beschäftigung mit seiner Reichspolitik und die Ereignisse, die in der zweiten Hälfte
des 12. Jahrhunderts in Bezug auf den italienischen Reichsteil stattfanden, sollen den
thematischen Schwerpunkt der folgenden Untersuchung bilden.
Weit mehr als der Konflikt mit den welfischen Verwandten, überschattete die
Auseinandersetzung Barbarossas mit der römischen Kurie und ihrem lombardischen
Verbündeten, den größten Teil der Regierungszeit Barbarossas.
Aufgrund des zu durchleuchtenden Aufgabenbereichs trägt die folgende Arbeit den Titel,
,,Die Italienpolitik Friedrich Barbarossas und die Auseinandersetzung mit der Kurie".
Der Fokus liegt dabei in der Aufdeckung der Hintergründe, die zu Zwistigkeiten zwischen
dem Kaiserreich und dem apostolischen Stuhl führten. Die Uneinigkeit der beiden
einflussreichsten Kräfte des 12. Jahrhunderts beschäftigte die politischen Protagonisten
beinahe die gesamte zweite Jahrhunderthälfte hin und bewegte Friedrich Barbarossa zu seinen
Kriegszügen über die Alpen.
Damit verbunden wird auch die Konfrontation zwischen dem deutschen Regenten und der
Kurie, insbesondere mit Papst Hadrian IV., seinem Nachfolger Alexander III. und ihren
engsten Verbündeten, dem Lombardischen Bund, unter die Lupe genommen.
Darüber hinaus sollen die unterschiedlichen Beziehungsgeflechte zwischen den beteiligten
Parteien beleuchtet werden, um das Verständnis aufzubringen aus welchem Antrieb heraus
Bündnisse eingegangen und Feindschaften ausgesprochen wurden.
Dabei ist es wichtig sich der Universalpolitik Friedrich Barbarossas in einigen
charakteristischen Erscheinungsformen zuzuwenden, um so Einblicke in seine
Handlungsmotive und in sein Herrschaftsverständnis zu bekommen.
6
6
Daneben wird die Bedeutung der vielförmigen Macht- und Interessenbereiche der christlichen
Welt, die neben der Lega Lombardia und dem Papsttum die Italienpolitik des deutschen
Kaisers bestimmten, aufgeschlüsselt.
Auch die Beschlüsse auf den unterschiedlichen Verhandlungs- und Beschlussorten sind, unter
Berücksichtigung der dort erzielten Ergebnisse, im Zeitraum zwischen dem Vertrag von
Konstanz und dem späteren Frieden von Venedig, gleichbedeutend zu den kriegerischen
Auseinandersetzungen, Gegenstand der Beleuchtung und stellen zusätzlich den
chronologischen Rahmen dieser wissenschaftlichen Arbeit dar.
Ein zusätzliches Augenmerk liegt dabei auf dem Ziel über die politischen
Herrschaftsverhältnisse in Oberitalien Erkenntnisse zu gewinnen und zu entschlüsseln, aus
welcher Kraftquelle heraus der intensiv betriebene Konflikt zwischen dem Deutschen Reich
und seinen italienischen Bewohnern entsprang.
2 Die Italienpolitik Friedrich Barbarossas und die Auseinandersetzung mit der Kurie
2.1 Das Verhältnis zwischen Friedrich I. und Papsttum 1153-1159
2.1.1 Vertrag von Konstanz
Um das Verhältnis zwischen Friedrich Barbarossa und Alexander III. unter rechtlichen und
politischen Voraussetzungen zu begreifen, ist es zunächst bedeutsam die Zeitspanne zwischen
dem Konstanzer Reichstag im Jahr 1153 und dem Zeitpunkt des unerwarteten Ablebens Papst
Hadrians IV. am 1. September 1159 genauer zu betrachten.
Ende März 1153 hielt Friedrich einen Reichstag in Konstanz ab, wo die seit langem geführten
Verhandlungen mit Papst Eugen III., über das Verhältnis zwischen Reich und Kirche,
abschließend geregelt werden sollten. Die Vertragspartner trafen eine Übereinkunft, in
welchem der König ohne päpstlichen Segen, weder mit den Römern noch mit den sizilischen
Normannen, einen Waffenstillstand oder eine Friedensvereinbarung abschließen durfte.
7
7
Zudem sollte der König die Römer durch seinen königlichen Einfluss dazu bewegen, die
päpstliche Herrschaftshoheit in ihrer Stadt anzuerkennen.
1
Des weiteren wurde neben dem Schutz aller Gebiete, auf welche die römische Kurie einen
Rechtsanspruch erhob, auch die Wahrung und die Mehrung des honor papatus von
königlicher Seite garantiert, womit eine gegensätzlich gerichtete Interessenpolitik der beiden
Vertragsbeteiligten ausgeschlossen werden konnte. Darüber hinaus versprach der König die
Ehre des Papstes und die Regalien der Kurie gegen jeden Angriff zu verteidigen und die
unrechtmäßigen Regalien in fremder Hand zurückzugewinnen. Dabei verpflichteten sich
Papst und König gegenseitig den Byzantinern keine Gebiete in Italien abzutreten und einen
byzantinischen Einfall mit allen Mitteln zu verhindern.
2
Im Gegenzug schwor der Papst Friedrich ohne Bedingungen zum Kaiser zu krönen und die
Ehre seines Reiches zu wahren.
3
Keiner der Beteiligten rechnete zum damaligen Zeitpunkt mit dem Tod Eugens, wodurch die
persönliche Krönung Friedrichs zum römischen Kaiser verhindert werden sollte.
4
Die Anwartschaft auf die Kaiserkrone, die nach Auffassung der deutschen Könige als
selbstverständlich galt, beinhaltete also vielseitige Verbindlichkeiten gegenüber der Kurie, der
allein das Recht der Kaiserkrönung zustand und diesen Verpflichtungen war Friedrich gewillt
nachzukommen. Zumal die Erlangung der Kaiserkrone ihn bei seinem Vorhaben, seinen
Führungsanspruch unter den weltlichen Monarchen des Abendlandes zu bekräftigen,
unterstützen würde.
5
Aber auf der anderen Seite war Friedrich auch für den Papst nützlich. Zum einen brauchte er
den König, um sich vor dem Wankelmut der römischen Stadtbevölkerung zu schützen und
zum anderen unterband seine Unterstützung, die Angriffsgelüste der sizilischen Normannen
und des byzantinischen Reiches.
6
1
Laudage, Johannes: Alexander III. und Friedrich Barbarossa. Köln, Weimar, Wien 1997. S. 33.
2
Laudage, Johannes: Alexander III. und Friedrich Barbarossa. Köln, Weimar, Wien 1997. S. 33.
3
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 67.
4
Varnhorn, Beate: Das neue Universallexikon. Gütersloh, München 2007. S. 719.
5
Akermann, Manfred: Die Staufer Ein europäisches Herrschergeschlecht. Stuttgart 2003. S. 52.
6
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 65.
8
8
Außer dem dringenden Wunsch Friedrichs durch den Papst zum Kaiser gekrönt zu werden,
bewegte ihn auch die gemeinsame Abneigung gegen die byzantinischen und normannischen
Ansprüche in Italien.
7
Die päpstlichen Legaten hatten durch die abgesprochene Unterwerfung der Römer und die
Minderung der sizilisch-normannischen Bedrohung, die Sicherung des päpstlichen Domizils
erreicht.
8
Beide Parteien konnten mit den getroffenen Vereinbarungen zufrieden sein. Nach den
Erfahrungen aus der Vergangenheit, als der Papst stets über das Königtum triumphierte,
freuten sich die Königlichen, neben der beschlossenen Kaiserkrönung, der Kurie ebenfalls
zahlreiche Verpflichtungen abgerungen zu haben.
9
Im Jahr 1155 gelang es Friedrich sogar den Vertrag zu seinen Gunsten zu verändern, als er
nur noch die Bewahrung der Petrusregalien in ihrem bisherigen Zustand zusicherte und die
Verurteilung des eigenmächtigen Sohns des verstorbenen Normannen Wilhelm I. erzwang.
10
2.1.2 Der erste Italienzug und die Kaiserkrönung Friedrichs
2.1.2.1 Der Weg zur Kaiserkrönung
Bereits während der Vertragserneuerung hatte sich der langjährige Kampf mit den Mailändern
angebahnt, denn in Konstanz fanden sich auch zwei Bewohner der Stadt Lodi ein, die den
König um Hilfe gegen die übermütigen Mailänder baten.
11
Friedrich betraute den Kanzleibeamten Sicherius den Mailändern eine Nachricht zukommen
zu lassen, in dem sie aufgerufen wurden den Lodensern ihre alten Reichsrechte wieder
zurückzugeben. Doch zur Erzürnung des Kaisers berichtete Sicherius später von dem Spott
und dem Hohn, der ihm in Mailand wiederfahren war und der Staufer beschloss endgültig die
Wiederherstellung seines gesunkenen Ansehens in der Lombardei in Angriff zu nehmen. Aber
noch hielten ihn seine deutschen Angelegenheiten davon ab über die Alpen aufzubrechen.
12
7
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 65.
8
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 67.
9
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 67.
10
Laudage, Johannes: Alexander III. und Friedrich Barbarossa. Köln, Weimar, Wien 1997. S. 63f.
11
Brentano, Hanny: Friedrich Barbarossa. Wolfenbüttel 2006. S. 9.
12
Brentano, Hanny: Friedrich Barbarossa. Wolfenbüttel 2006. S. 11f.
9
9
Erst nach der Bewältigung seiner innerdeutschen Angelegenheiten, konnte Barbarossa den
langersehnten Zug über die Alpen in die Tat umsetzen. Obwohl Friedrichs Fürsten für seinen
Krönungszug nach Italien die Teilnahme mit ihren Rittern und Kriegsknechten zugesagt
hatten, enttäuschte die geringe Zahl des versammelten Heeres im Oktober 1154 auf dem
Lechfeld bei Augsburg. Aber der König rechnete noch mit der zusätzlichen Unterstützung der
königsfreundlichen oberitalienischen Städte, die darauf warteten von der Unterdrückung der
Mailänder befreit zu werden.
13
Als das Reichsheer Ende Oktober den See Garda erreichte, begegnete es zahlreichen
Problemen. Vor allem die Versorgung der Truppen mit Lebensmitteln bereitete den
Deutschen große Schwierigkeiten. Der Beitrag der Kommunen fiel in diesem Fall geringer
aus als erwartet, da sie aus Angst vor der Vergeltung der stauferfeindlichen Städte wie
Mailand und Piacenza, ihre Hilfe versagten.
14
Aber auch ihr Bestreben ihre gewonnene Unabhängigkeit zu wahren, spielte dabei keine
geringe Rolle, denn sie befürchteten von Friedrichs Herrschaftsstrukturen eingenommen zu
werden. Den lombardischen Städten war es während der letzten Jahrzehnte gelungen sich von
ihren ursprünglichen Adeligen und Bischöfen zu befreien und wesentliche Freiheiten zu
erlangen.
15
Zusätzlich profitierten die selbstbestimmten Kommunen von den Handelsbeziehungen zum
Orient, die ihnen zu großem Reichtum verholfen hatten und sahen mit dem Aufmarsch des
jungen deutschen Königs, ihre dem Reich entrissenen Rechte und Besitztümer gefährdet.
16
Die Reichsverhältnisse in Oberitalien wieder im Sinne des Staufers auszurichten und in seine
Hand zu bekommen, war mit größeren Anstrengungen verbunden, als es sich der König vor
seiner Anreise vorgestellt hatte. Die Mailänder waren so selbstsicher, dass sie im Vorjahr
sogar die Königsurkunde über die Herrschervorrechte mit den Füßen getreten und das
königliche Siegel zerbrochen hatten.
17
13
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 73.
14
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 73f.
15
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 73f.
16
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 73f.
17
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 74.
10
10
2.1.2.2 Erster italienischer Reichstag
Im Dezember 1154 hielt der König auf der Ronkalischen Ebene bei Piacenza seinen ersten
Reichstag in Italien. Außer dem einflussreichen Patriarchen Peregrin von Aquileja und den
Erzbischöfen von Köln und Trier, fanden sich auch zahlreiche Bischöfe und Fürsten dort ein.
Bei dieser Gelegenheit erfuhr der Kaiser von den radikalen Bürgervereinigungen in der
Lombardei. Diese Nachricht löste bei ihm ein großes Unbehagen aus, denn er war ein
entschiedener Gegner der republikanischen Bewegung, weil sie ständig die Rechte und das
Gewicht des Reiches zu Ungunsten des Regenten zu beschränken versuchte.
18
Aus diesem Grund sprach Friedrich über die besonders trotzigen Städte Asti und Chieri die
Reichsacht aus. Damit verbot er die Veräußerung von Lehen und drohte bei Verweigerung der
geforderten Dienste, den Verlust dieser Besitztümer. Auf diese Weise erreichte er eine
Verschärfung des Lehengesetzes und erweiterte ihre Wirksamkeit auf Reichsitalien aus, was
die Aufhebung der lombardischen Aneignungen bedeutete.
19
Nach Beendigung des Reichstags zog der König in Begleitung des mailändischen Konsuln
nach Westen. Nach kurzer Zeit traf er in der Gegend der Poebene ein, die infolge der
Auseinandersetzungen zwischen Mailand und Pavia verwüstet worden war. Aber hier fehlten
die zur Versorgung der Soldaten benötigten Lebensmittel, weshalb das missmutige Heer
Friedrichs begann die umliegenden Ortschaften auszuplündern. Nach der Ableistung des
Friedeneids und der Androhung von drakonischen Strafen, war die Disziplin der Soldaten
wieder hergestellt.
20
Die Mailänder unterbreiteten dem König ein Angebot zur Gutmachung in Höhe von 4000
Mark in Silber, wenn er sie von seiner ursprünglichen Forderung zum Wiederaufbau der
zerstörten Städte Como und Lodi befreite. Doch der Herrscher lehnte ab und verlangte die
Beendigung der Angriffe gegen die friedrichstreue Stadt Pavia. Als die Mailänder den
Vorladungen vor das Königsgericht nicht nachkamen, verhängte er über sie und später über
das mit den Mailändern verbündete Tortona die Reichsacht und erneuerte parallel dazu den
alten Freundschaftspakt mit der Republik Venedig.
21
18
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 75.
19
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 75.
20
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 75f.
21
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 76.
11
11
Nach dem Fall Tortonas und der anschließenden Siegesfeier in Pavia, bei der er sich am 17.
April 1155 selbst die lombardische Königskrone auf das Haupt setzte, reiste Friedrich nach
Bologna. Dort suchte er die 1119 gegründete erste Universität Europas auf und führte
Gespräche mit den berühmten Rechtsgelehrten Martinus und Bulgarus, um für seine
Rechtsansprüche in Italien die juristische Legitimation zu erlangen.
2.1.2.3 Streit zwischen den Bürgern der Stadt Rom und Hadrian IV.
Inzwischen hatte in Rom die Konfrontation zwischen den Stadtbürgern und den Päpstlichen
eine ungeahnte schärfe angenommen. Der englische Nachfolger des im Dezember 1154
verstorbenen Anastasius IV., betrieb als ausgeprägter Gregorianer eine rigorose
Interessenpolitik im Namen der Kirche. Der Protagonist der republikanischen Bewegung war
der asketische Augustinerchorherr Arnold von Brescia, der angetrieben von seinem
Idealismus und seiner rhetorischen Kunstfertigkeit die Leidenschaft des Volkes aufzuwühlen
verstand.
22
Papst Hadrian IV. konterte mit der Verhängung des Kirchenbanns über die ewige Stadt, das
zum ersten mal in der Geschichte gegen Rom Anwendung fand. Auf Drängen des Volkes
einigten sich die Parteien auf die Ausweisung des bereits früher verbannten Arnolds und die
Aufhebung des Interdikts.
23
Die Situation des Papstes blieb angesichts des Vormarsches des Normannenoberhaupts
Wilhelm I., der bereits das kirchenstaatliche Territorium Benevent besetzte, immer noch sehr
kritisch. Der Papst erbat Barbarossa wiederholt um sein erscheinen, denn trotz des zur
Unterstützung Hadrians in Bari gelandeten byzantinischen Heers, sah der römische Bischof
lediglich in Friedrich seine Rettung.
24
Als sich im Mai 1155 die Truppen des Königs Rom näherten, beschloss der Papst Friedrich
entgegenzuziehen. Allerdings war er, aufgrund des vorauseilenden schlechten Rufs des
königlichen Heers, stark verunsichert, ob Barbarossa die persönliche Integrität Hadrians und
seines Kirchenstaates akzeptieren würde. Der Papst erbat vor der bevorstehenden Begegnung
mit dem König Sicherheiten für seine Person, die er ohne Umstände erhielt.
25
22
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 78.
23
Beumann, Helmut (Hg.): Kaisergestalten des Mittelalters. München 1985. S. 181.
24
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 78f.
25
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 79.
12
12
2.1.2.4 Begegnung bei Sutri
Das Verhältnis der beiden Herrschaften war fortwährend von Misstrauen geprägt und musste
früher oder später zu einer Konfrontation führen, da beide ihren Anspruch als Universalgewalt
gerechtfertigt sahen. Bei der ersten Begegnung am 8. Juni 1155 bei Sutri weigerte sich der
deutsche Herrscher zunächst dem Papst gegenüber den geforderten Marschall- und
Stratordienst zu erweisen.
26
Erst nachdem ihn die päpstlichen Legaten davon überzeugten, dass es sich dabei um eine alte
Gewohnheit handelte, die lediglich eine Ehrung und keinesfalls eine Vasallenpflicht war,
konnte er beschwichtigt werden und führte das Pferd Hadrians am Zügel und hielt ihm beim
Absitzen den Steigbügel.
27
Bei diesem Ereignis entgegnete der Kaiser erfolgreich dem lehnrechtlichen
Beziehungsverständnis der Kurie, demzufolge das Papsttum in Sutri seine Lehnhoheit
gegenüber dem Vogt der Römischen Kirche immer noch beanspruchte.
28
Bei seiner Ankunft in Rom bestand er aber als Gegenleistung darauf das Gemäldes im
Lataranpalast, auf dem der Imperator als Lehensmann des Papstes bezeichnet wurde und das
die kaiserliche Würde verletzte, zu entfernen.
29
2.1.2.5 Kaiserkrönung in Rom und gegenseitige Zugeständnisse
Am 18. Juni 1155 erlangte Friedrich I. im Petersdom die langersehnte Kaiserkrone aus den
Händen Papst Hadrians IV, doch in der Folgezeit wurden die unterschiedlichen Auffassungen
vom Verhältnis der beiden Universalgewalten, in deren Rolle sich Papst und Kaiser sahen,
immer offensichtlicher.
30
Zwar waren die Versprechen des Königs gewichtiger und konkreter als die der Kurie, doch
mit dem Hinweis zur Unterwerfung der Römer nach Kräften des Königreichs, besaß Friedrich
eine Rückzugsmöglichkeit, denn schließlich konnte er nur über die Kräfte verfügen, die ihm
von seinen Fürsten zur Verfügung gestellt wurden. Zweifelsohne beabsichtigte der König die
26
Laudage, Johannes: Alexander III. und Friedrich Barbarossa. Köln, Weimar, Wien 1997. S. 77f.
27
Zimmermann, Harald: Das Mittelalter II. Braunschweig 1999. S. 46.
28
Laudage, Johannes: Alexander III. und Friedrich Barbarossa. Köln, Weimar, Wien 1997. S. 78.
29
Zimmermann, Harald: Das Mittelalter II. Braunschweig 1999. S. 46.
30
Akermann, M.: Die Staufer Ein europäisches Herrschergeschlecht. Stuttgart 2003. S. 52.
13
13
Unterwerfung der römischen Bevölkerung, doch nicht zu Gunsten eines politischen
Regiments des Papstes.
31
Beim darauffolgenden gemeinsamen Aufenthalt der beiden Würdenträger unternahm Hadrian
den Versuch den Kaiser zu einem Zug gegen die Normannen zu bewegen, wobei er auch von
den deutschen Kirchenfürsten unterstützt wurde und auch Friedrichs ursprünglichem Plan
entsprach. Obwohl die Gelegenheit günstig schien, da Wilhelm zur gleichen Zeit von
Aufständischen in seinem Reich und von Byzantinern bedroht wurde, trat Barbarossa den
Weg nach Norden an. Der Grund dafür lag in der Kriegsmüdigkeit seines Heeres und den
ausgebrochenen Seuchen unter seinen Soldaten. Aber auch der Widerstand der Fürsten
verhinderte einen Nordzug, was den kampflustigen Kaiser nicht minder enttäuschte als den
Papst selbst.
32
Unter diesen Umständen wurden die Beziehungen zwischen Reich und Kurie noch
gespannter, zumal es dem Papst nicht gelungen war dem Kaiser die volle Herrschaft über die
Stadt Rom abzuringen.
33
Dem 33jährigen Staufer war es bereits im vierten Regierungsjahr gegönnt die ersehnte
Kaiserkrone zu erlangen, was seinem Vorgänger Konrad III. während seiner gesamten
Regentschaft misslang. Friedrich bekam aber die Auswirkungen der nachlässig betriebenen
Italienpolitik Konrads hart zu spüren, denn die Freiheitsbestrebungen in Norditalien waren
immens erstarkt und die Stadtsenate beabsichtigten keinesfalls ihre Eigenständigkeit
zugunsten des Kaisers aufzugeben.
34
2.1.2.6 Rückblick über die Ereignisse in Italien
Um die Wiederherstellung der Reichsverhältnisse und seines Ansehens zu erreichen, musste
Friedrich gegenüber den Städten alle seine Kräfte stellen. Trotz seiner Bemühungen auf dem
zurückliegenden Italienzug, war es ihm nicht gelungen seinen Herrschaftsanspruch andauernd
durchzusetzen und mit seiner gewaltsamen Vorgehensweise hatte er sich zudem mehr Feinde
als Freunde gemacht. Auch sein Einlenken gegenüber den Rückzugsforderungen der
Reichsfürsten, die seinem gewünschten Zug nach Süditalien die Unterstützung versagten, war
ein Indiz für seine noch zu schwache Position im deutschen Reich.
35
31
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 68.
32
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 82.
33
Zimmermann, Harald: Das Mittelalter II. Braunschweig 1999. S. 46f.
34
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 86
35
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 86.
14
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Der Widerstand der Fürsten war auch der Grund dafür, dass der Italienzug um zwei Jahre
verschoben werden musste und die geplanten Züge nach Ungarn und in die Provence waren
ebenfalls an der Unlust seiner Fürsten gescheitert.
36
Das Abhängigkeitsverhältnis des jungen Königs zu seinen Fürsten, wird bei der Beleuchtung
seines Verhaltens in der Frage der welfischen Ansprüche besonders deutlich, als er auf das
Haus der Babenberger Rücksicht nehmen musste. Nur unter größten Anstrengungen war es
ihm möglich gewesen seinen Machteinfluss zu stärken und Eigenvorteile zu erzielen.
37
Die Unstimmigkeiten in der Vergangenheit, die das Verhältnis zwischen Friedrich Barbarossa
und dem römischen Bischof belasteten, insbesondere die Nichtumsetzung der Übereinkünfte
in der Konstanzer Neufassung, führten zu fortwährenden Streitigkeiten. Auch der Rückzug
der deutschen Truppen an die adriatische Küste hatte nicht dem gemeinsam entwickelten Plan
der beiden entsprochen.
38
2.1.3 Vertrag von Benevent zwischen Papst und Sizilien im Juni 1156
Der erste der Italienzüge des deutschen Monarchen zielte nicht nur auf die Erlangung der
Kaiserkrone, sondern verfolgte insbesondere die Absicht die umstrittene Herrschaft über die
italienischen Teile des Reiches, vor allem über die lombardischen Städte, zu sichern und den
Papst unter Druck zu setzen. Die Herrschaftsrechte des Kaisers und damit verbunden der
honor imperii, sollten bei diesen Unternehmungen gewahrt werden.
Der Papst hatte die Schmach, die ihm der schnelle Rückzug Barbarossas zugefügt hatte nicht
vergessen, denn seitdem konnte er die Stadt Rom nicht mehr betreten. Das war wohl auch der
Antrieb, der ihn am 18. Juni 1156 dazu bewegte einen Bündnisvertrag mit dem von einer
langwierigen Krankheit wiedergenesenen Normannenkönig abzuschließen. In seiner
kritischen Lage sah der Papst im Bündnis von Benevent mit Wilhelm I. seine größte
Hoffnung. Durch normannische Hilfe konnte er im November 1156 nach Rom zurückkehren,
womit sich für ihn die Anerkennung der Königswürde des Normannen, die Belehnung von
Sizilien, Kalabrien, Apulien und das Zugeständnis weitgehender Rechte über die sizilische
36
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 86.
37
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 86.
38
Laudage, Johannes: Alexander III. und Friedrich Barbarossa. Köln, Weimar, Wien 1997. S. 81.
15
15
Kirche, uneingeschränkt gelohnt hatte. Zudem verpflichtete sich Wilhelm zu beträchtlichen
jährlichen Zahlungen an die Kurie.
39
Aber diese Übereinkunft überging die römisch-deutschen Ansprüche auf Unteritalien und
besiegelte den Bruch zwischen Papst und Kaiser. Dadurch wurde es für Friedrich sehr
schwierig tiefer in die oberitalienischen Verhältnisse einzugreifen und seine Position in Italien
zu stärken.
40
Beide Parteien bezichtigten sich gegenseitig des Vertragsbruchs von Konstanz. Der Papst
begründete das mit dem Abbruch des Italienzugs 1155 und der Kaiser mit dem nun
abgeschlossenen Vertrag mit dem sizilischen König. Zwar wurde der Vertrag im Wortlaut von
beiden eingehalten, doch warfen sie sich gegenseitig vor den Geist und den Sinn der
Vereinbarungen von 1153 verletzt zu haben.
41
Diese Bündnisentwicklung war auch ein Resultat des militärischen Erfolgs des
normannischen Königs, der die Aufstände in Apulien eingedämmt und die Invasionstruppen
aus Byzanz zurückgeschlagen hatte, das sich in der veränderten Machtkonstellation
bemerkbar machte.
42
Die Gesandtschaft des byzantinischen Kaisers Manuel, die nach der Würzburger Hochzeit mit
Beatrix in Nürnberg mit Barbarossa zusammentraf, nahm nun die Hinfälligkeit der
ursprünglichen Heiratspläne mit der Prinzessin überraschend zur Kenntnis und auch der
gemeinsame Zug gegen die Magyaren musste warten, denn Friedrich plante bereits einen
neuen Aufbruch nach Italien.
43
2.1.4 Der zweite Italienzug
2.1.4.1 Beschluss zum zweiten Italienzug
In der Lombardei hatten die Mailänder während der Abwesenheit des Kaisers die zerstörte
Stadt Tortona, zur Demonstration ihrer Auflehnung, noch prachtvoller und wehrfähiger als je
zuvor wiederaufgebaut und begannen die kaiserfreundlichen Bürger von Como und Lodi zu
39
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 92.
40
Laudage, Johannes: Alexander III. und Friedrich Barbarossa. Köln, Weimar, Wien 1997. S. 83.
41
Perk, G. H. u.a. (Hg.): Freising, Otto von. Thaten Friedrichs. Leipzig 1883. S. 137-140.
42
Laudage, Johannes: Alexander III. und Friedrich Barbarossa. Köln, Weimar, Wien 1997. S. 84.
43
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 91-93.
16
16
bedrängen. Durch die Angriffe gegen die Genossen des Kaisers gelang es den Aufständischen
zunehmend ihren Machtbereich zu erweitern.
44
Der Kaiser vernahm die Nachrichten zu den Vorfällen aus Italien und äußerte seine Absichten
gegenüber Otto von Freising wie folgt:
,, Da der Hochmut der Mailänder sich schon lange gegen das Reich erhoben hat und jetzt mit
Gewalt ganz Italien zu verwirren und seiner Herrschaft zu unterwerfen sucht, wollen wir, auf
daß solche Keckheit zu unserer Zeit nicht ungestraft bleibe und das ruchlose Volk nicht
unsere Macht an sich reiße oder beschimpfe, mannhaft dem Schicksal entgegentreten und zur
Vernichtung der Mailänder die ganze Kraft des Reiches aufbieten,"
Beim Reichstag in Fulda Ende März 1157 wurde der Beschluss zum vorgesehenen Italienzug
gefasst, der im Frühjahr 1158 von Ulm aus aufbrechen sollte.
2.1.4.2 Friedrichs Suche nach Verbündeten für den Italienzug
Vor seinem Reiseantritt bemühte sich Friedrich intensiv darum, Verbündete für seinen Zug zu
finden. Aus diesem Grund war es nicht verwunderlich, als er im Sommer 1157 gegen den
polnischen Herzog Boleslaw IV., der dem Kaiser widerspenstig die Huldigung und die von
ihm geforderte Regierungsbeteiligung seines vertriebenen Bruders verweigerte, zog. Nach
diesem erfolgreich beendeten Heerzug, leistete er dem Kaiser seine Ehrenerweisung und
versprach 300 Ritter für den Italienzug zu stellen.
45
Als Friedrich Barbarossa am 28. September 1157 in Würzburg einen Hoftag hielt, bemerkte er
zufriedenstellend fest, wie sehr sein Ansehen gegenüber den anderen Herrscherhäusern
gestiegen war. Die Vertreter von Byzanz, England, Italien, Burgund und Ungarn ehrten ihn
mit großzügigen Geschenken und stellten sich mit unterwürfigen Bittgesuchen ein.
46
Die europäischen Königshäuser wetteiferten, aus politischen Motiven, um die Gunst des
deutschen Monarchen. Seit der Vermählung zwischen der Tochter von Wilhelm von
44
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 97.
45
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 98f.
46
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 99f.
17
17
Aquitanien und Heinrich II. von England im Jahr 1152, war ein tiefer Graben in den
Beziehungen der beiden Herrschaftshäuser, über die Abgrenzung der Gebietshoheiten
entstanden. Das englische Königshaus befürchtete darüber hinaus eine Allianz Friedrichs mit
dem französischen Monarchen und begehrte daher die Gunst des Kaisers.
47
Neben vielen großzügigen Geschenken, darunter ein prachtvolles Zelt, versicherte der
Engländer in einem untertänigen Brief seine ehrenhaften Absichten gegenüber Friedrich
Barbarossa.
,, Zwischen uns und anderen Völkern soll eine unlösbare Liebes- und Friedensgemeinschaft
bestehen und ein ungehemmter Verkehr. Ihr als der Höhergestellte sollt befehlen und an dem
Willen zum Gehorchen wird es uns nicht fehlen."
Heinrich beabsichtigte keinesfalls sich der Befehlsgewalt des deutschen Monarchen zu
unterwerfen. Vielmehr entsprang sein Antrieb aus dem Wunsch seine Position gegenüber dem
französischen König zu verbessern. Ein französisch-stauferischer Bund würde unweigerlich
seine Territorialansprüche auf dem europäischen Festland gefährden und eventuell einen
militärischen Konflikt verursachen. Gegen die Allianz der beiden Reiche war im 12.
Jahrhundert keine Macht in der bekannten Welt gewachsen.
König Geza dagegen rechnete bei einer Verbindung zwischen Friedrich und seinem Bruder
Stephan mit seinem Sturz und sicherte dem Kaiser für seinen bevorstehenden Italienzug
militärische Hilfe zu.
48
Im Gegensatz dazu betrachtete Friedrich die Friedensvorschläge vom oströmischen Kaiser
Manuel mit Argwohn. Der Komene beabsichtigte seinen Machteinfluss im Abendland
dadurch zu steigern, indem er beide Kaiserreiche in seiner Person zu vereinigen versuchte.
Sein Eindringen in den Jahren 1157 und 1158 in Italien verdeutlichten seine Absichten.
49
Der Vorstoß des Griechen war angesichts seiner Interessen in Ungarn nicht außergewöhnlich.
Bei einer Übereinkunft der beiden Kaiser, stand die schnelle Unterwerfung der Magyaren in
Aussicht. Doch danach würden die Territorien der beiden Kaiserreiche unmittelbar aneinander
47
Perk, G. H. u.a. (Hg.): Freising, Otto von. Thaten Friedrichs. Leipzig 1883. S. 127.
48
Perk, G. H. u.a. (Hg.): Freising, Otto von. Thaten Friedrichs. Leipzig 1883. S. 127.
49
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 102.
18
18
stoßen und bei dem Universalverständnis der beiden Gewalten waren Spannungen, die in
kämpferische Auseinandersetzung führen konnten, von vornherein nicht ausgeschlossen.
Anfang 1157 erreichte Erzbischof Eskil, dem der Papst den Primat über die schwedische
Kirche erteilte, das Gebiet der Burgunder und wurde gefangengenommen. Um die Gunst des
Erzbischofs von Bremen zu sichern, unterließ es Friedrich sich um seine Befreiung zu
bemühen. Zu diesem Zeitpunkt standen die beiden Erzbistümer Lund und Bremen in direkter
Konkurrenz um das Primat über die nordische Kirche und eine Intervention nach Friedrichs
Interessen ermöglichte eine Einflussnahme auf den dänischen Erbfolgestreit
50
2.1.5 Reichstag von Besancon
2.1.5.1 Eklat von Besancon im Oktober 1157
Zur Unterstreichung seines Herrschaftsanspruchs in Burgund, berief Barbarossa für Oktober
1157 einen Reichstag nach Besancon ein. Die dort anwesenden Legaten des Papstes forderten
in einem Schreiben die Freilassung Eskils aus der Gefangenschaft der kaiserlichen Anhänger
und beklagten zudem die Undankbarkeit des Kaisers, wo doch Hadrian ihm die Kaiserwürde
bereitwillig übertragen hatte.
51
Für den Papst war die Gefangennahme Eskils ein Frevel gegen die Kirche und eine
persönliche Demütigung, da er Eskil aus der Zeit seiner Missionsreise gut kannte und dieser
auf dem Weg zu seiner Begrüßung verhaftet worden war.
52
Als der damalige Legat und spätere Papst Alexander III. die Worte der Kurie verkündete,
veränderte sich die Stimmung im Saal.
,,Und doch gereut es uns nicht, daß wir deine Wünsche in allem erfüllt haben, sondern wir
würden uns vielmehr mit Recht darüber freuen, wenn deine Herrlichkeit aus unseren Händen
noch größere Benefizien empfangen hätte im Hinblick auf den dadurch vielleicht möglichen
Gewinn für den Papst und die Kirche."
53
50
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 102f.
51
Giesebrecht, Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit V. Leipzig. 1930. S. 100f.
52
Giesebrecht, Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit V. Leipzig. 1930. S. 101.
53
Simonsfeld, Henry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Friedrich I. Band I. Berlin 1908. S. 569.
19
19
Der Inhalt des päpstlichen Briefes, insbesondere die Passage, in dem Papst Hadrian IV. das
Kaisertum als Benefizium bezeichnete, führte zum Eklat. Für die kaiserlichen Vertreter ließen
sie keinen Zweifel darüber aufkommen, dass der Papst das Kaisertum als ein von ihm
verliehenes Lehen oder Benefizium ansah und das war völlig gegen die Auffassung der
Kaiserlichen.
54
Die Brisanz der Situation bestand in der Zweideutigkeit des Begriffs Benefizium, welches mit
Lehen oder mit Wohltat übersetzt werden konnte. Der seit 1156 als Reichskanzler und als
engster Vertrauter Friedrichs fungierende Rainald von Dassel übersetzte es mit Lehen und der
fehlende Einspruch der anwesenden päpstlichen Gesandten gegen die Übersetzung des
Kanzlers, wurde von den Anwesenden als stillschweigende Zustimmung gedeutet.
55
Benefizium bezeichnet allerdings nicht nur das Lehen als Gegenstand, denn das wird in der
Regel als feodum bezeichnet, sondern die damit verbundene Rechtsbeziehung. Die
Anwesenden beim Reichstag, die des Lateins mächtig waren, deuteten die Worte des
päpstlichen Legaten so, als sei das Kaisertum ein Lehen und damit verbunden der Kaiser ein
Lehensmann des Papstes. Als dann noch der Legat Roland Bandinelli die provokante Frage
einwarf: ,,Von wem hat denn der Kaiser seine Krone, wenn nicht vom Papst?", wäre der
päpstliche Abgesandte, ohne das Eingreifen des Kaisers, von der Waffe des anwesenden Otto
von Wittelsbach schwer verletzt worden.
56
Friedrich Barbarossa befahl den beiden Kardinälen sein Land zu verlassen, wodurch er sie
zusätzlich von ihrem weiteren Auftrag, die deutschen Bistümer zu visitieren und sie enger an
die päpstlichen Direktiven zu binden, abhielt.
57
Die Ausweisung der Abgesandten erfüllte nicht nur den Zweck der Unmutsäußerung des
Monarchen, sondern ermöglichte darüber hinaus den reibungslosen Ablauf der
Vorbereitungen für den Zug über die Alpen und eine Behinderung der päpstlichen
Intervention. Denn schließlich war es nicht im Interesse des römischen Bischofs, wenn der
Staufer sein Vorhaben zur Festigung der Reichsherrschaft in der Lombardei umsetzte. Zumal
er auch die Auswirkungen der kaiserlichen Machtstellung gegenüber dem päpstlichen
Lehnsmann, dem Kaiser von Sizilien, und gegenüber der Kurie selbst befürchtete.
58
54
Giesebrecht, Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit V. Leipzig. 1930. S. 102.
55
Giesebrecht, Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit V. Leipzig. 1930. S. 102.
56
Giesebrecht, Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit V. Leipzig. 1930. S. 102.
57
Giesebrecht, Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit V. Leipzig. 1930. S. 103f.
58
Giesebrecht, Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit V. Leipzig. 1930. S. 104.
20
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Die unglückliche Bezeichnung des Kaisertums als Lehen und die Privilegien an den
deutschen Episkopaten waren der Anfang einer Propaganda, in der Friedrich die
Unterstützung eines Großteils des deutschen Episkopats erlangte. Als Folge verweigerte der
gesamte Klerus der deutschen Bischöfe die Appellation an die römische Kurie.
59
Diese Entwicklung kam sowohl den geistlichen Herren als auch den weltlichen Fürsten
entgegen. Zum einen wurde die Einflussnahme des Papstes auf den deutschen Klerus
beschnitten, wodurch die Bischöfe in ihrer Bestrebung nach Unanhängigkeit von Rom
unterstützt wurden, und zum anderen erhielten die weltlichen Herren, als Gegenleistung für
ihren Schwur zur Kaisertreue, erhebliche Vorteile.
60
Mit der Ausweisung der päpstlichen Legaten waren die Beziehungen zwischen Kaiser und
Kurie schwer belastet worden, denn in der Folgezeit begegneten sich die beiden Mächte, die
ihren Anspruch auf die Universalherrschaft aufrecht hielten, zunehmend feindlicher.
61
Der kaiserliche Hof erkannte die Brisanz der Situation und berichtete den Fürsten des Reiches
von den Ereignissen in Besancon aus der Sicht Friedrichs, wobei er mit seiner Äußerung, für
die Ehre seines Reiches bis zum Einsatz seines Lebens eintreten zu wollen, seine
Entschlossenheit ausdrückte.
62
Dabei beriefen sich die Kaiserlichen auf die alte Theorie der zwei Schwerter, die zur
Regierung des Kirchlichen und Weltlichen notwendig waren. Die päpstliche Meinung zum
Verhältnis zwischen dem deutschen Regenten und dem apostolischen Stuhl, wurde dagegen
als Anmaßung bezeichnet. Darüber hinaus wurden die Fürsten aufgefordert sich von der Kurie
nicht einschüchtern zu lassen, denn der Kaiser hätte den Seinen, mit der Abwendung der
päpstlichen Visitation, große Schmach erspart.
63
Auch eine spätere Erklärung des Papstes im Juni 1158, dass er in seinem Brief mit
Benefizium nicht Lehen, sondern Wohltat gemeint hätte, konnte die Ausbreitung einer anti-
59
Giesebrecht, Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit V. Leipzig. 1930. S. 104f.
60
Giesebrecht, Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit V. Leipzig. 1930. S. 104
61
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 104.
62
Rahewini Gesta Frederici III, cap. 11 (10). In: Appelt, Heinrich: Die Urkunden der deutschen Könige und
Kaiser X. Hannover 1975. S. 313.
63
Hiller, Helmut: Friedrich Barbarossa und seine Zeit. München 1977. S. 104f.
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2009
- ISBN (eBook)
- 9783836631754
- Dateigröße
- 500 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität Augsburg – Philosophische Fakultät I
- Erscheinungsdatum
- 2014 (April)
- Note
- 3,0
- Schlagworte
- mittelalter friedrich barbarossa alexander staufer papst
- Produktsicherheit
- Diplom.de