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Steuermoral: Analyse und Wirkungen

©2009 Diplomarbeit 73 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Im Jahre 2008 trifft die ‘Liechtensteiner Steueraffäre’ auf eine erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post AG Klaus Zumwinkel gilt seitdem als Symbolfigur für mehrere hunderte deutsche Steuersünder, die auf illegale Weise versucht haben, steuerpflichtiges Vermögen am deutschen Fiskus vorbei in das Fürstentum Liechtenstein zu schleusen. Von Seiten der Medien, der Politiker oder in der breiten Öffentlichkeit ist in solchen Zeiten oft von einer schlechten Steuermoral die Rede. Während Aussagen über die Situation der Steuermoral getroffen werden, treten grundsätzliche Fragen in den Hintergrund: Was stellt überhaupt Steuermoral dar und wodurch wird sie bestimmt? Diese wesentlichen Fragen geben einen Grundgedanken dieser Arbeit wieder.
Angesichts der öffentlichen Diskussion über Steuerhinterziehung besteht Anlass, das dahinterstehende Verhalten der Individuen verstehen zu wollen. In der Realität lässt sich jedoch das Verhalten von Steuersündern nur schwer beobachten. Die Wissenschaft beschäftigt sich daher mit der allgemeineren Frage, wie es um die Einstellung der Steuerzahler gegenüber der gesetzlichen Verpflichtung, Steuern zu zahlen, steht. Die in der Ökonomie unterstellte Rationalität würde zu einer weitaus größeren Steuerhinterziehung führen, als es der Realität entspricht. Der Ansatz des rationalen Handelns reicht daher nicht aus, das Verhalten der Individuen im Zusammenhang mit der Besteuerung befriedigend zu klären. Diese Erklärungslücke wird in der Wissenschaft als ‘Steuerzahlerrätsel’ bezeichnet. Mithilfe der verhältnismäßig jungen Disziplin der Wirtschaftspsychologie werden psychologische Erkenntnisse auf das Verhalten von Individuen in einem ökonomischen Umfeld übertragen. Die wirtschaftspsychologische Betrachtung in dieser Ausarbeitung erlaubt es, insbesondere auf die subjektive Perspektive des Steuerzahlers einzugehen. Individuelle und gesellschaftliche Aspekte der Steuermoral können unterschiedlich ausgeprägt sein. Aufgrund dessen ergibt sich eine interessante Ursachenanalyse der Steuermoral im Schnittfeld zweier verschiedener Disziplinen der Wissenschaft.
Im Besonderen wird ein Bezug zum deutschen Steuersystem an verschiedenen Stellen der Arbeit hergestellt. Jedoch soll das Phänomen der Steuermoral in Teilen eine internationale Würdigung erfahren, um die unterschiedlichen Ausprägungen in einem breiten Kontext verstehen zu können.
Das Ziel des Autors ist es in der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Philipp Hofmann
Steuermoral: Analyse und Wirkungen
ISBN: 978-3-8366-3492-2
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Universität Kassel, Kassel, Deutschland, Diplomarbeit, 2009
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ... I
Abbildungsverzeichnis ... III
Abkürzungsverzeichnis ... IV
1. Einleitung ... 1
2. Reaktionen auf Steuern ... 3
2.1 Ausgangspunkt: Akteure und Steuerzwecke ... 3
2.2 Verhaltensreaktionen der Zensiten ... 6
2.2.1 Aspekte des Steuerzahlerverhaltens ... 7
2.2.2 Ausmaß der Schattenwirtschaft als Teil der Steuerhinterziehung ... 8
2.3 Soziales Dilemma: Entscheidungskonflikt der Steuerpflichtigen ... 10
2.3.1 Ausgewählte theoretische Ansätze zur Steuerhinterziehung ... 12
2.3.1.1 Die Reaktanztheorie ... 12
2.3.1.2 Das ökonomische Standardmodell ... 13
2.3.1.3 Prospect Theory ... 15
2.3.1.4 Die Steuerpsychologie ... 17
2.3.2 Das Steuerzahlerrätsel ­ Kann die Steuermoral helfen? ... 20
3. Konzept der Steuermoral ... 23
3.1 Konkretisierung der Steuermoral ... 23
3.1.1 Steuermoral und Wirtschaftspsychologie ... 23
3.1.2 Beschränkte Rationalität ... 24
3.1.3 Die Evolution der Steuermoralforschung ... 26
3.1.3.1 Soziale Repräsentation ... 27
3.1.3.2 Intrinsische Motivation ... 28
3.1.4 Die Steuermoral im Spannungsverhältnis ... 29

Inhaltsverzeichnis
II
3.2 Ermittlung und Umfang der Steuermoral ... 31
3.2.1 Bestimmung der Messungsverfahren ... 31
3.2.2 Umfang der Steuermentalität ... 31
3.2.3 Nationale und internationale Vergleiche der Steuermoral ... 32
3.3 Ursachen und Maßnahmen des Steuermoraldilemmas ... 34
4. Einflussfaktoren der Steuermoral ... 38
4.1 Diverse empirische und theoretische Determinanten ... 38
4.1.1 Normen und sozioökonomische Eigenschaften ... 39
4.1.2 Steuerbelastung ... 41
4.1.3 Gerechtigkeit der Besteuerung ... 44
4.1.4 Rahmenbedingungen des politischen Systems ... 47
4.1.5 Transparenz der öffentlichen Ausgaben ... 49
4.2. Interaktion mit staatlichen Institutionen ... 51
5. Schlussbemerkungen ... 55
Literaturverzeichnis ... 57

Abbildungsverzeichnis
III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Aspekte des Steuerzahlerverhaltens ... 7
Abbildung 2: Ausmaß der Schattenwirtschaft 2008 in Prozent des BIP ... 9
Abbildung 3: Subjektive Wertfunktion der Prospect Theory ... 16
Abbildung 4: Ursachenketten des Steuerwiderstands nach der
Steuerpsychologie ... 18
Abbildung 5: Entscheidungsprozess der Steuerpflichtigen ... 21
Abbildung 6: Internationaler Vergleich der Steuermentalität ... 32
Abbildung 7: Ausmaß der Steuermoral in ausgewählten OECD-Ländern ... 33
Abbildung 8: Determinanten der Steuerehrlichkeit in Abhängigkeit von der
Macht der Institution und dem Vertrauen in die Institution: Das
Slippery-Slope-Modell ... 53

Abkürzungsverzeichnis
IV
Abkürzungsverzeichnis
BIP Bruttoinlandsprodukt
BMF
Bundesministerium der Finanzen
FORES
Forschungsstelle für empirische Sozialökonomik e.V.
GE Geldeinheiten
IAW
Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V.
OECD
Organization for Economic Cooperation and Development
WVS
World Value Survey

1. Einleitung
1
1. Einleitung
Im Jahre 2008 trifft die ,,Liechtensteiner Steueraffäre" auf eine erhöhte öffentli-
che Aufmerksamkeit. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen
Post AG
Klaus Zumwinkel
gilt seitdem als Symbolfigur für mehrere hunderte
deutsche Steuersünder, die auf illegale Weise versucht haben, steuerpflichtiges
Vermögen am deutschen Fiskus vorbei in das Fürstentum Liechtenstein zu
schleusen. Von Seiten der Medien, der Politiker oder in der breiten Öffentlich-
keit ist in solchen Zeiten oft von einer schlechten Steuermoral die Rede. Wäh-
rend Aussagen über die Situation der Steuermoral getroffen werden, treten
grundsätzliche Fragen in den Hintergrund: Was stellt überhaupt Steuermoral
dar und wodurch wird sie bestimmt? Diese wesentlichen Fragen geben einen
Grundgedanken dieser Arbeit wieder.
Angesichts der öffentlichen Diskussion über Steuerhinterziehung besteht
Anlass, das dahinterstehende Verhalten der Individuen verstehen zu wollen. In
der Realität lässt sich jedoch das Verhalten von Steuersündern nur schwer
beobachten. Die Wissenschaft beschäftigt sich daher mit der allgemeineren
Frage, wie es um die Einstellung der Steuerzahler gegenüber der gesetzlichen
Verpflichtung, Steuern zu zahlen, steht. Die in der Ökonomie unterstellte Ratio-
nalität würde zu einer weitaus größeren Steuerhinterziehung führen, als es der
Realität entspricht. Der Ansatz des rationalen Handelns reicht daher nicht aus,
das Verhalten der Individuen im Zusammenhang mit der Besteuerung be-
friedigend zu klären. Diese Erklärungslücke wird in der Wissenschaft als
,,Steuerzahlerrätsel" bezeichnet. Mithilfe der verhältnismäßig jungen Disziplin
der Wirtschaftspsychologie werden psychologische Erkenntnisse auf das Ver-
halten von Individuen in einem ökonomischen Umfeld übertragen. Die wirt-
schaftspsychologische Betrachtung in dieser Ausarbeitung erlaubt es, insbe-
sondere auf die subjektive Perspektive des Steuerzahlers einzugehen. Individu-
elle und gesellschaftliche Aspekte der Steuermoral können unterschiedlich
ausgeprägt sein. Aufgrund dessen ergibt sich eine interessante Ursachen-
analyse der Steuermoral im Schnittfeld zweier verschiedener Disziplinen der
Wissenschaft.
Im Besonderen wird ein Bezug zum deutschen Steuersystem an verschiedenen
Stellen der Arbeit hergestellt. Jedoch soll das Phänomen der Steuermoral in

1. Einleitung
2
Teilen eine internationale Würdigung erfahren, um die unterschiedlichen
Ausprägungen in einem breiten Kontext verstehen zu können.
Das Ziel des Autors ist es in der vorliegenden Untersuchung die folgenden
Fragestellungen zu bearbeiten:
· Wie wird das Verhalten der Steuerzahler aus ökonomischer und
psychologischer Perspektive erklärt und welche Konsequenzen ergeben
sich aus dieser Erklärung?
· In welcher Weise spielen individuelle und gesellschaftliche Moral-
vorstellungen in den Rahmen der Besteuerung mit ein? Wie sind sie zu
gewichten und worin liegt die Problematik?
· Wie hat sich die Steuermoralforschung entwickelt und welchen Stand
weist sie auf?
· Welche Bedingungen fließen in eine positive oder negative Steuermoral
ein und welche ökonomischen Erkenntnisse lassen sich daraus ableiten?
Die vorliegende Ausarbeitung umfasst mit Einleitung und Schlussbemerkungen
fünf Kapitel. Im Hinblick auf die dargestellte Zielsetzung liegen dieser Arbeit
folgende Vorgehensweise und Methodik zugrunde:
Es soll in Kapitel 2 das Verhalten der Steuerpflichtigen in einem Spannungsfeld
zwischen Steuerhinterziehung und Steuerehrlichkeit aufgezeigt und analysiert
werden. Anhand ökonomischer und psychologischer Theorien werden der
Entscheidungsprozess im Rahmen der Besteuerung kritisch nachvollzogen und
die Grenzen der Theorie dargelegt. Das 2. Kapitel verdeutlicht so, warum die
Steuermoral in Bezug auf den Entscheidungsprozess zu berücksichtigen ist.
In Kapitel 3 beginnt die fundierte analytische Betrachtung der bisherigen Steu-
ermoralforschung. Daraus folgen Möglichkeiten des Verständnisses von
,,Steuermoral", Antworten auf den Grad ihrer Verbreitung sowie weitere im Zu-
sammenhang ihrer Behandlung auftretende Problematiken.
Kapitel 4 stellt die im Kapitel 3 gewonnenen Aspekte der Steuermoral auf-
gegliedert in ihre Einflussfaktoren dar. Gestützt auf empirische Ergebnisse und
theoretische Hypothesen werden die ökonomischen und psychologischen
Bedingungen der Steuermoral analysiert. Wirtschaftspolitische Anstöße werden
einbezogen, um zu zeigen, wie die Einflussfaktoren zu einer positiven oder ne-
gativen Steuermoral beitragen.

2. Reaktionen auf Steuern
3
2. Reaktionen auf Steuern
Eingangs soll die Frage geklärt werden, welche Akteure im Rahmen der Be-
steuerung agieren, was Steuern grundlegend darstellen und welche Zwecke der
Staat mit ihnen verfolgt. Vereinfachend für diese Arbeit werden zwei Akteure
typisiert, gleichwohl lassen sich diese Akteure in weitere Subgruppen gliedern.
Diese werden im Einzelnen nicht gesondert thematisiert.
Weiterhin soll in diesem Kapitel die Bedeutung der Steuermoral aufgezeigt
werden, indem das Verhalten aufgrund der Entscheidung der Steuerpflichtigen
erläutert wird. Basierend auf dem Forschungsbericht des
Instituts für
Angewandte Wirtschaftsforschung e.V.
(IAW) von
Körner
und
Strotmann
soll
die Steuermoral zunächst als ,,das Spannungsfeld von Freiwilligkeit der Steuer-
zahlung und Regelverstoß durch Steuerhinterziehung"
1
verstanden werden. Der
Schwerpunkt in diesem Kapitel liegt vor allem auf den Reaktionen der Steuer-
pflichtigen und den daraus resultierenden Entscheidungen. Ausgewählte inter-
disziplinäre Theorien zu dem Verhalten der Steuerpflichtigen werden kurz
erläutert und in Zusammenhang mit der Steuerzahlung gebracht. Am Ende des
Kapitels stellt das Steuerzahlerrätsel den Brückenschlag zur weiteren Analyse
der Steuermoral dar.
2.1 Ausgangspunkt: Akteure und Steuerzwecke
Der Rahmen der Besteuerung umfasst grundlegend zwei Akteure. Auf der ei-
nen Seite stehen die Steuerpflichtigen, sogenannte Zensiten. Dem gegenüber
steht der Staat als Steuergläubiger. Dieser ist berechtigt, die Steuer zu erheben
und zu vereinnahmen. Die beiden Akteure stehen durch das Steuerrechts-
verhältnis in einer wechselseitigen Beziehung von Rechten und Pflichten
zueinander. Der legislativ handelnde Staat gibt durch gesetzliche Normen den
Aktionsrahmen der Steuerpflichtigen vor. Die Exekutive, in Form der Finanzver-
waltung, vereinnahmt die Steuergelder und die Judikative übt die Kontrolle über
die Einhaltung der staatlichen Normen aus. Die steuerpflichtigen Zahler sind die
natürlichen und juristischen Personen des Privatrechts
2
.
Die Rechtfertigung der Steuer beruht auf dem Leistungsfähigkeitsprinzip, das
weltweit in vielen Verfassungen festgeschrieben ist oder als Vergleichsmaß-
1
Dem Titel der Veröffentlichung von
Körner/Strotmann
(2006) entnommen.
2
Vgl.
Homburg
(2007), S. 9 f.

2. Reaktionen auf Steuern
4
stab herangezogen wird. In Deutschland ist die Anknüpfung an dieses Prinzip
im Art. 3 Grundgesetz geboten
3
. Die Steuerpflichtigen sind verpflichtet, dem
Fiskus eine monetäre Leistung entsprechend ihrer individuellen Leistungs-
fähigkeit ohne Anspruch auf eine äquivalente Gegenleistung zu entrichten
4
.
Das Einhalten dieser Pflicht führte in Deutschland, nach Angaben des
Bundesministeriums der Finanzen
(BMF), im Jahre 2008 zu Steuereinnahmen
von insgesamt 561,1 Mrd. EUR
5
und ist damit die wichtigste Einnahmequelle
des Staatshaushaltes. Mit diesen Einnahmen werden öffentliche Güter und
Leistungen finanziert, die einer großen Anzahl oder vielmehr allen Staats-
bürgern zugutekommen.
Von der Besteuerung gehen zahlreiche Impulse auf die subjektive Empfindung
und das Verhalten der Besteuerten aus. Bestimmte Steuern können leistungs-
steigernd oder leistungshemmend wirken. Unterschiedliche Wirkungen sind
vom Gesetzgeber beabsichtigt. Makroökonomisch kann die Steuer eine Res-
sourcenumverteilung innerhalb der Gesellschaft bewirken und bezwecken.
Neben dem fiskalischen Hauptzweck der Einnahmeerzielung sollen mit der
Steuererhebung auch bestimmte Verhaltensweisen gelenkt werden. Der Staat
kann unterschiedliche politische Ziele (z.B. solche wirtschafts-, sozial-,
gesundheits- und umweltpolitischer Natur) verfolgen, indem er monetäre Vor-
oder Nachteile für das Verhalten der Steuerpflichtigen schafft. Dadurch wird
z.B.
versucht, gesundheitsschädlichen Konsum (Alkohol, Tabak usw.) oder
umweltschädliche Verhaltensweisen (Mineralöl-, Energiekonsum usw.) zu
lenken. Auf der makroökonomischen Ebene kann der Staat eine bewusste
umverteilende Steuerwirkung, in Form einer Einkommens- und Vermögens-
verteilung beabsichtigen. Diese Einkommens- und Vermögensnivellierung
geschieht durch unterschiedliche Steuerbelastungen
6
.
Zunächst gilt es zu klären, wie die Besteuerung mit den verschiedenen Zwe-
cken auf die Steuerpflichtigen wirkt. Das Verhalten als Folge der Besteuerung
soll zunächst in der ökonomischen und psychologischen Analyse beschrieben
werden.
Aus psychologischer Perspektive stellt das Zahlen von Steuern, ganz allge-
mein, für den Steuerpflichtigen einen Strafreiz dar. Zumal der Steuerzahlung
3
Vgl.
Tipke/Lang
(2008), S. 88.
4
Zur Legaldefinition der Steuer in Deutschland siehe § 3 Abgabenordnung.
5
Bundesministerium der Finanzen
(2009).
6
Vgl.
Homburg
(2007), S. 5 f.

2. Reaktionen auf Steuern
5
keine äquivalente Gegenleistung gegenübersteht, wird sie deshalb vermehrt als
einseitiges ,,Opfer" empfunden. Das Individuum scheint keinen Einfluss auf die
Verwendung der Steuergelder zu haben. Der Zwangscharakter der Steuer, die
Anonymität des Staates und weitere Faktoren können dieses Belastungsgefühl
intensivieren
7
.
Bei der Steuerinzidenzanalyse betrachtet die ökonomische Steuerwirkungslehre
vor allem die Überwälzungsvorgänge und die Wohlfahrtsverluste von objektiven
Steuerlasten
8
. Um jedoch auch die psychologische Perspektive zu berück-
sichtigen, soll hier besonders das Verhalten des Individuums in den Blick
genommen werden. Der Steuergläubiger kann, wie bereits erläutert, zweck-
dienliche Reaktionen beeinflussen. Allerdings fallen die Reaktionen der Indivi-
duen sehr unterschiedlich aus.
Als Beispiel für die Reaktion auf die monetäre Belastung bietet sich die mikro-
ökonomische Betrachtung des Arbeitsverhaltens der Individuen im Zuge der
Besteuerung an. Aufgrund der direkten Besteuerung wird das verfügbare Ein-
kommen der Steuerpflichtigen vermindert. Dies kann einen Anreiz bewirken,
durch gesteigerte Leistung in Form von Arbeit das reduzierte Einkommen zu
kompensieren. Jedoch kann die Besteuerung auch blockierend wirken und die
Steuerpflichtigen verharren in Frustration und Resignation
9
. Demnach kann
dies zu einer verminderten Arbeitsleistung führen, da der Steuerpflichtige das
Gefühl der ungerechten Entlohnung seiner Arbeit hat.
Werden die sogenannten Lenkungssteuern in Augenschein genommen, weisen
diese psychologische Nebenwirkungen auf. Die Individuen können, neben den
gewollten Vermeidungsstrategien, auch auf legale oder illegale Verhaltens-
muster ausweichen
10
. Ökonomisch hängt der Erfolg dieser lenkenden Maßnah-
men von der Preiselastizität der Nachfrager ab. Je stärker diese Preiselastizität
bei den Nachfragern ausgeprägt ist, desto stärker fällt die Verhaltensreaktion
aus und umgekehrt. Das heißt der beabsichtigte Lenkungseffekt tritt ein, wenn
die Preiselastizität hoch ist. So ist der Lenkungseffekt bei niedriger Preis-
elastizität gering oder zeitlich beschränkt
11
. Im höchsten Grad anschaulich wird
dies bei Drogen- oder Genussmittelabhängigen. Diese weisen in der Regel eine
7
Vgl.
Wiswede
(1995), S. 159.
8
Zur ökonomischen Analyse der Steuerwirkungslehre vgl. besonders
Reding/Müller
(1999),
S. 131 ff.;
Homburg
(2007), S. 89 ff.
9
Vgl.
Kirchler/Maciejovsky
(2007), S. 204 f.
10
Vgl.
Wiswede
(1995), S. 162.
11
Vgl.
Pelzmann
(2000), S. 79 f.

2. Reaktionen auf Steuern
6
geringe bis keine Preiselastizität auf. Alleine die Befriedigung der Sucht spielt
eine Rolle, gleichgültig zu welchem Preis. Der verhaltenslenkende Effekt würde
ausbleiben.
Der Umverteilungszweck der Steuer wird kritisch bewertet. Denn aus der
Einkommens- und Vermögensnivellierung kann nicht ohne weiteres geschluss-
folgert werden, dass eine absolute ,,Gleichverteilung normativ auch als die
gerechteste interpretiert werden darf."
12
Insbesondere das Gerechtigkeitsemp-
finden der Steuerpflichtigen wirkt sich auf das Verhalten aus, z.B. nach
welchem Erhebungsprinzip die Steuerbelastung durchgeführt werden soll.
Die
normative Steuergerechtigkeit steht der faktischen gegenüber. Ein objektives
Gerechtigkeitsempfinden ist nur schwer mit der subjektiven Empfindung über
Gerechtigkeit in Einklang zu bringen. Individuen treten den Steuern und Abga-
ben ablehnend mit negativen Vorbehalten gegenüber, da sie keinen bzw. nur
einen geringen Ausgleich für ihre Leistung wahrnehmen
13
.
Bislang wurden die Akteure der Besteuerung und die verschiedenen Steuer-
zwecke sowie die aus der ökonomischen und psychologischen Wahrnehmung
der Besteuerung resultierenden Reaktionen der Zensiten dargestellt. Welche
Verhaltensreaktionen aber sind dies im engeren Sinne? Die Wissenschaft auf
Seiten der Psychologie und Ökonomie beschäftigen vor allem die illegalen
Reaktionen; wie diese zu erklären sind und wie gegen sie vorgegangen werden
kann. Kurz: Warum werden Steuern ehrlich gezahlt oder wird Steuerwiderstand,
in legaler oder illegaler Form, geleistet? Insbesondere das Ausweichen in Form
illegaler Reaktionen ist in der Realität immer wieder festzustellen. Aus diesem
Grund wird im Folgenden genauer auf die Steuerhinterziehungsproblematik
eingegangen.
2.2 Verhaltensreaktionen der Zensiten
Zwar scheint der größte Teil der Gesellschaft der steuerlichen Pflicht redlich
nachzukommen, jedoch führen nicht alle Steuerpflichtigen ihre Steuern ord-
nungsgemäß an den Fiskus ab. Der Staat strebt stets eine möglichst große
Anzahl redlicher Steuerzahler an. Allerdings wird nicht jede Art der Besteuerung
von der Bevölkerung akzeptiert. Es kann zu Steuerwiderständen kommen. Das
Steuerzahlerverhalten unterscheidet sich in verschiedene Aspekte, sowohl auf
12
Reding/Müller
(1999), S. 110.
13
Vgl.
Kirchler
(1995), S. 285 f.

2. Reaktionen auf Steuern
7
der Seite der redlichen Steuerzahler als auch bei dem Steuerwiderstandsver-
halten. Die Aspekte des Steuerzahlerverhaltens werden zeigen, in welcher
Form Verhaltensreaktionen erfolgen können. Näher soll das Ausmaß des
illegalen Widerstandsverhaltens beleuchtet werden, um ansatzweise einen
Überblick zu erhalten.
2.2.1 Aspekte des Steuerzahlerverhaltens
Das Steuerzahlerverhalten soll in dieser Arbeit in verschiedenartige Aspekte
untergliedert werden, um aufzuzeigen, welche Verhaltensreaktionen unter-
schieden werden können. In Abbildung 1 sind die verschiedenen Aspekte des
Steuerzahlerverhaltens in einem Organigramm dargestellt. In diesem sind wie-
tere oder andere Untergliederungen möglich.
Abbildung 1: Aspekte des Steuerzahlerverhaltens
Quelle: Eigene Darstellung
Die sogenannte Tax-Compliance bedeutet die Steuererfüllung gegenüber dem
Staat
14
. Obwohl Steuerehrlichkeit und Tax-Compliance in der Literatur oftmals
synonym verwendet werden, soll im Laufe der Arbeit verdeutlicht werden, dass
es verschiedene Formen der Steuererfüllung gibt
15
. Die Tax-Compliance kann
aus verschiedenen Motiven realisiert werden. Die resignierende Steuererfüllung
stellt die Widerstandskapitulation gegenüber dem Fiskus dar. Die Steuerpflichti-
14
Vgl.
Kirchler
(2007), S. 21 f.
15
Zu verschiedenen Aspekten der Tax-Compliance vgl.
McBarnet
(2001), S. 6.

2. Reaktionen auf Steuern
8
gen zahlen widerwillig und beschweren sich über die Besteuerung, jedoch er-
füllen sie ihre Steuerpflicht aus Resignation. Eng damit verbunden kann die
erzwungene Steuerehrlichkeit sein. Sie erfolgt angesichts der Abschreckung
durch Kontrollen und Strafen bei Nichterfüllung. Die Steuerzahler werden
gezwungen ihrer steuerlichen Pflicht nachzukommen. Eine essenzielle Form
hinsichtlich der Tax-Compliance vermag die freiwillige Steuerehrlichkeit zu sein.
Darunter soll nach
Schöbel
das bewusste Beitragen der beteiligten Akteure zur
Bereitstellung von öffentlichen Gütern verstanden werden. Dabei stellt die
freiwillige Steuerehrlichkeit selber ein öffentliches Gut dar, von dem sich kein
Steuerpflichtiger ausschließen kann
16
.
Versucht der Steuerpflichtige sich seiner Pflicht zu entziehen oder die Steuer zu
reduzieren, leistet er Steuerwiderstand. Diese Tax-Non-Compliance unter-
gliedert sich in verschiedene Varianten. In den meisten Ländern besteht ein
deutlicher Unterschied zwischen legalen und illegalen Steuerwiderständen.
Während Steuerhinterziehung grundsätzlich einen Verstoß gegen geltendes
Recht darstellt, zielt die Steuervermeidung auf legale Formen der optimalen
Steuerreduktion, also im Rahmen des Gesetzes, ab
17
. Die Steuerflucht kann als
eine Mischform auftreten. Wenn z.B. steuerpflichtiges Kapital in Niedrigsteuer-
länder, sogenannte Steueroasen, verschoben wird, um der Besteuerung im
Wohnsitzstaat zu entgehen, so ist diese illegal und folglich eine Form der Steu-
erhinterziehung. Findet stattdessen eine räumliche Substitution durch einen
Standortwechsel der Unternehmung statt, ist es eine legale Form
18
.
Aus makroökonomischer Perspektive ist den verschiedenen Varianten des
Steuerwiderstandes eins gemein, sie führen zu einer Reduzierung des Gesamt-
steueraufkommens und damit des Staatshaushaltes.
2.2.2 Ausmaß der Schattenwirtschaft als Teil der Steuerhinterziehung
Der Frage nachzugehen, wie hoch der volkswirtschaftliche Schaden durch die
Steuerhinterziehung ist, scheint aus naheliegenden Gründen ein schwieriges
Unterfangen
19
. Die Ergebnisse der deutschen Steuerfahndung ergaben
für
2007 eine nachgewiesene Steuerhinterziehung in Höhe von 1,6 Mrd. EUR
20
.
Die Aussagekraft solcher Zahlen ist jedoch kritisch zu beurteilten, da nicht der
16
Vgl.
Schöbel
(2008), S. 25 ff.
17
Vgl.
Kirchler
(2007), S. 22.
18
Vgl.
Blankart
(2008a), S. 219 f.
19
Vgl.
Schneider/Torgler/Schaltegger
(2008), S. 21.
20
Bundesministerium der Finanzen
(2008), S. 62.

2. Reaktionen auf Steuern
9
gesamte Umfang der Steuerhinterziehung, sondern nur die aufgeklärten Fälle
durch die Steuerfahndung erfasst werden
21
.
Viele Studien schätzen das Ausmaß der tatsächlichen Steuerhinterziehung un-
terschiedlich ein. Deshalb wird an dieser Stelle die Schattenwirtschaft
22
, deren
Erfassung viel Aufmerksamkeit zukommt, herangezogen. Der Umfang der
Schattenwirtschaft kann als ein Indikator für das Ausmaß der Steuerhinterzie-
hung betrachtet werden, da die illegale Form der Schattenwirtschaft immer eine
Hinterziehung von Steuern und Abgaben impliziert
23
. Mit der Steuerhinterzie-
hung dagegen müssen nicht sogleich schattenwirtschaftliche Aktivitäten einher-
gehen
24
.
Abbildung 2: Ausmaß der Schattenwirtschaft 2008 in Prozent des BIP
25
Quelle:
Schneider/Torgler/Schaltegger
(2008), S. 32.
Abbildung 2 zeigt einen Ländervergleich der
Organization for Economic
Cooperation and Development
(OECD) und den prozentualen Anteil der
Schattenwirtschaft am
Bruttoinlandsprodukt
(BIP). Im Jahr 2008 wurde die
Schattenwirtschaft für Deutschland auf 14,2 % des BIP geschätzt, das ent-
21
Vgl.
Schöbel
(2008), S. 54.
22
Unter Schattenwirtschaft soll die illegale Beschäftigung und Produktion außerhalb der volks-
wirtschaftlichen Gesamtrechnung verstanden werden. Formen wie Nachbarschaftshilfe oder
im Haushalt produzierte Waren und Dienstleistungen, die nicht auf einem Markt gehandelt
werden, fallen hier nicht unter den verwendeten Begriff der Schattenwirtschaft. Vgl.
Schneider/Torgler/Schaltegger
(2008), S. 17 f.
23
Vgl.
Schneider/Torgler/Schaltegger
(2008), S. 16.
24
Vgl.
Bizer/Lange
(2004), S. 9.
25
Die Daten beruhen auf Schätzverfahren des Bargeldansatzes in Verbindung mit der
DYMIMIC-Methode. Für eine ausführliche Darstellung der Schätzmethoden siehe
Schneider/
Torgler/Schaltegger
(2008), S. 31 und 88 ff.

2. Reaktionen auf Steuern
10
spricht 346,8 Mrd. EUR
26
. Somit nimmt Deutschland bei einem Durchschnitt
von 13,3 % einen mittleren Platz im OECD-Vergleich ein.
Der Steuerhinterziehung unterliegt jedoch nur der Teil der Steuer, der auf die
Schattenaktivitäten hätte gezahlt werden sollen. Des Weiteren müssen noch
andere Indikatoren herangezogen werden, um die tatsächliche Steuerhinterzie-
hung zu erfassen. Außerhalb des berechneten BIP fließen z.B. das im Ausland
auf Schwarzkonten gebundene Kapital und unvollständige Deklarationen in die
Höhe der Steuerhinterziehung mit ein
27
.
Die Schattenwirtschaft als Indikator für die Steuerhinterziehung zu betrachten,
wird als kritisch erachtet; dies gilt insbesondere für die Abgrenzung des
Begriffs, die damit zusammenhängenden Tatbestände der Schattenwirtschaft
und darüber hinaus die Wahl der Schätzmethoden, mit ihren Schwächen
28
. Das
Statistische Bundesamt
in Deutschland betont ebenfalls den problematischen
Interpretationsgehalt der Schätzungen über die Schattenwirtschaft
29
.
Dennoch lässt sich an dieser Stelle festhalten, dass die Steuerhinterziehung ein
qualitatives Problem darstellt, das der Erforschung bedarf. Besteht für den
Steuerpflichtigen ein Konflikt, der durch monetäre Anreize bestimmt ist? Es
besteht ein Interesse an der Aufklärung darüber, wie die individuelle Entschei-
dung zu dem kollektiven Schaden durch Steuerhinterziehung im Verhältnis
steht und welche Antworten die Ökonomie und die Psychologie liefern.
2.3 Soziales Dilemma: Entscheidungskonflikt der Steuerpflichtigen
Nicht jeder Steuerzahler erfüllt seine Pflicht gegenüber dem Staat. Eine unbe-
stimmte Anzahl entscheidet sich bewusst dagegen und weicht auf die illegale
Nichterfüllung - die Steuerhinterziehung - aus, obwohl sie sich einer Kontrolle
und bei Entdeckung der daraus folgenden Strafe bewusst sind. Steht das Indi-
viduum vor einem Entscheidungskonflikt und gibt es rationale Erklärungen für
das Verhalten? Wie stark wirken monetäre Anreize oder psychische Wahrneh-
mungen auf die Entscheidung zur Steuerhinterziehung oder Steuerehrlichkeit?
Bei der Entscheidung über die Steuerzahlung kann der Steuerpflichtige in der
Theorie einem sozialen Dilemma gegenüberstehen. Wirtschaftspsychologisch
wird ein soziales Dilemma folgendermaßen definiert:
26
Vgl.
Schneider/Torgler/Schaltegger
(2008), S. 36.
27
Vgl.
Blankart
(2008b), S. 65.
28
Vgl.
Frey/Pommerehne
(1982), S. 19.
29
Vgl.
Statistisches Bundesamt
(2009), S. 31 f.

2. Reaktionen auf Steuern
11
,,Ein soziales Dilemma beschreibt einen Konflikt, in dem die individuell
gewinnbringende Handlung, würde sie von allen gewählt werden, für die
Gesamtheit einen Verlust darstellt."
30
Nach
der klassischen Entscheidungstheorie der Ökonomie
liegt dem Handeln
des Individuums die Annahme des rationalen Verhaltens und der Nutzenmaxi-
mierung zugrunde
31
. In einem sozialen Dilemma fällt die Entscheidung unter
Unsicherheit und in Abhängigkeit von anderen Akteuren
32
. Das tatsächliche
Verhalten von Individuen beruht nicht zwangsläufig auf einem normativen
Entscheidungsprozess, sondern lässt sich häufig auf heuristische Entschei-
dungen zurückführen; wenn z.B. aufgrund mangelnder Zeit schnelle Entschei-
dungsprozesse verlangt werden, um ein Entscheidungsproblem zu lösen
33
.
In der Spieltheorie werden rationale Entscheidungen in Abhängigkeit von ande-
ren Akteuren betrachtet
34
. Von der wirtschaftspsychologischen Seite wird auf
das ,,Ultimatum-Spiel" aus der Spieltheorie verwiesen, bei dem die rationale
Entscheidung in der Realität nicht beobachtet werden kann. Das Ultimatum-
Spiel soll kurz erläutert werden
35
: Zwei Akteure, A und B, verfügen über eine
Summe von beispielsweise 100
Geldeinheiten
(GE). Wenn A zuerst über die
Verteilung entscheiden darf, würde A entsprechend der rationalen Sichtweise
für sich 99 GE und für B 1 GE vorschlagen. Wenn B den Vorschlag ablehnt, ist
er schlechter gestellt als bei Annahme. Daraus folgt die Annahme von B.
Dieses Verhalten wird durch die Empirie nicht bestätigt. Sogar bei anonymen
experimentellen Untersuchungen herrscht unter den Individuen eine Präferenz
für eine faire Verteilung. Dieses Ergebnis widerspricht der spieltheoretischen
Sichtweise.
Das soziale Dilemma lässt sich wie folgt auf die Steuersituation übertragen:
Entweder hinterzieht der Steuerpflichtige in Manier des Nutzenmaximierers,
indem er die anderen Steuerpflichtigen die Bereitstellung der öffentlichen Güter
und Leistungen finanzieren lässt (Free-Rider-Verhalten), oder er trifft die
Entscheidung den geforderten Steuerbetrag redlich an den Staat abzuführen.
Die Entscheidungen der Individuen zur Steuerhinterziehung können sehr viel-
schichtig sein. Die Wissenschaft, sowohl auf der psychologischen als auch auf
30
Kirchler/Pitters
(2007), S. 360.
31
Vgl.
Ortmanns/Albert
(2008), S. 13 ff.
32
Vgl.
Kirchler/Pitters
(2007), S. 360.
33
Vgl.
Ortmanns/Albert
(2008), S. 63 f.
34
Vgl.
Ortmanns/Albert
(2008), S. 71 ff.
35
Beispiel entnommen aus
Körner/Strotmann
(2006), S. 20 f.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836634922
Dateigröße
855 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Kassel – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
1,0
Schlagworte
steuermoral steuerpsychologie steuerehrlichkeit steuerhinterziehung steuermentalität
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Titel: Steuermoral: Analyse und Wirkungen
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