Tagesstrukturierung als Maßnahme in der Suchttherapie
Untersuchung der Wirk- und Belastungsfaktoren und Evaluation einer tagesstrukturierenden Maßnahme für abhängigkeitserkrankte Frauen und Männer in einer Drogenberatungsstelle
					
	
		©2009
		Diplomarbeit
		
			
				297 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
Ich hab´ mir oft gesagt: Hast Du ein Glück gehabt, dass Du den Weg hier her gefunden hast!.
So oder ähnlich äußerten sich die von mir befragten ehemaligen Teilnehmer einer Tagesstrukturierenden Maßnahme immer wieder. Sie hatten irgendwann den Entschluss gefasst, etwas gegen ihre Suchterkrankung zu unternehmen  und den meisten gelang, worauf Millionen Betroffene hoffen: Sie leben heute ein zufriedenes, abstinentes Leben. Das erreichten sie nicht zuletzt durch ihre Teilnahme an einem wunderbaren Projekt: Eine Tagesstrukturierende Maßnahme für Menschen mit Suchtproblematiken, die sich endlich aus ihrer Abhängigkeit befreien wollen. Hier finden sie tatkräftige Unterstützung, ein offenes Ohr und einen Ort, an dem sie ohne Scham über ihre Sorgen und Nöte sprechen können.
Das die Notwendigkeit des Ausbaus, vor allem ambulanter Therapieplätze im Bereich der Suchterkrankungen, besteht, ist ohne Zweifel. Meldungen, wie die des Online-Magazins Focus, Deutsche sind Schluckspechte! sollten uns aufhorchen lassen. Im Schnitt trinkt jeder Bundesbürger, nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), mehr als 10 Liter reinen Alkohol pro Jahr. Deutschland nimmt damit einen traurigen Spitzenplatz innerhalb Europas ein. Und der Stoff fordert seinen Tribut: Jährlich sterben ca. 23.000 Deutsche zwischen 20 und 65 Jahren an den Folgen ihres hohen Alkoholkonsums. 2005 starben insgesamt mehr Menschen in Folge ihres Alkoholkonsums als durch Suizide und Verkehrsunfälle zusammen. Im Jahr 2006 forderten die Volksdrogen Alkohol, Tabak und Medikamente erstmals mehr Kranke und Tote als die illegalen Drogen.
Nach Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten 7 g reinen Alkohols pro Tag als unbedenklich. Bedenkt man allerdings, das 0,33 Liter Bier bereits 13 g, ein Glas Wein oder Sekt (0,2 l) sogar 16 g, ein Kräuterlikör (2,0 cl) 5,2 g, ein Whiskey (2,0 cl) 7 g und ein Korn (2,0 cl) 5 g reinen Alkohol enthalten, wird klar, wie schnell diese, als unbedenklich geltende Grenze überschritten ist. Hinzu kommt, dass an mindestens vier Tagen pro Woche laut WHO-Empfehlung kein Alkohol konsumiert werden sollte.
Geht man einmal mit offenen Augen zu etwas späterer Stunde über Stadtfeste, wird schnell klar, dass nicht viele Bundesbürger mit den Empfehlungen der WHO vertraut zu sein scheinen
So fehlt es unseren Kindern und Jugendlichen viel zu oft an konstruktiven Beispielen, um einen verantwortungsvollen Umgang mit der Droge […]
	Ich hab´ mir oft gesagt: Hast Du ein Glück gehabt, dass Du den Weg hier her gefunden hast!.
So oder ähnlich äußerten sich die von mir befragten ehemaligen Teilnehmer einer Tagesstrukturierenden Maßnahme immer wieder. Sie hatten irgendwann den Entschluss gefasst, etwas gegen ihre Suchterkrankung zu unternehmen  und den meisten gelang, worauf Millionen Betroffene hoffen: Sie leben heute ein zufriedenes, abstinentes Leben. Das erreichten sie nicht zuletzt durch ihre Teilnahme an einem wunderbaren Projekt: Eine Tagesstrukturierende Maßnahme für Menschen mit Suchtproblematiken, die sich endlich aus ihrer Abhängigkeit befreien wollen. Hier finden sie tatkräftige Unterstützung, ein offenes Ohr und einen Ort, an dem sie ohne Scham über ihre Sorgen und Nöte sprechen können.
Das die Notwendigkeit des Ausbaus, vor allem ambulanter Therapieplätze im Bereich der Suchterkrankungen, besteht, ist ohne Zweifel. Meldungen, wie die des Online-Magazins Focus, Deutsche sind Schluckspechte! sollten uns aufhorchen lassen. Im Schnitt trinkt jeder Bundesbürger, nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), mehr als 10 Liter reinen Alkohol pro Jahr. Deutschland nimmt damit einen traurigen Spitzenplatz innerhalb Europas ein. Und der Stoff fordert seinen Tribut: Jährlich sterben ca. 23.000 Deutsche zwischen 20 und 65 Jahren an den Folgen ihres hohen Alkoholkonsums. 2005 starben insgesamt mehr Menschen in Folge ihres Alkoholkonsums als durch Suizide und Verkehrsunfälle zusammen. Im Jahr 2006 forderten die Volksdrogen Alkohol, Tabak und Medikamente erstmals mehr Kranke und Tote als die illegalen Drogen.
Nach Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten 7 g reinen Alkohols pro Tag als unbedenklich. Bedenkt man allerdings, das 0,33 Liter Bier bereits 13 g, ein Glas Wein oder Sekt (0,2 l) sogar 16 g, ein Kräuterlikör (2,0 cl) 5,2 g, ein Whiskey (2,0 cl) 7 g und ein Korn (2,0 cl) 5 g reinen Alkohol enthalten, wird klar, wie schnell diese, als unbedenklich geltende Grenze überschritten ist. Hinzu kommt, dass an mindestens vier Tagen pro Woche laut WHO-Empfehlung kein Alkohol konsumiert werden sollte.
Geht man einmal mit offenen Augen zu etwas späterer Stunde über Stadtfeste, wird schnell klar, dass nicht viele Bundesbürger mit den Empfehlungen der WHO vertraut zu sein scheinen
So fehlt es unseren Kindern und Jugendlichen viel zu oft an konstruktiven Beispielen, um einen verantwortungsvollen Umgang mit der Droge […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Sandra Schröder 
Tagesstrukturierung als Maßnahme in der Suchttherapie 
Untersuchung der Wirk- und Belastungsfaktoren und Evaluation einer 
tagesstrukturierenden Maßnahme für abhängigkeitserkrankte Frauen und Männer in 
einer Drogenberatungsstelle 
ISBN: 978-3-8366-3469-4 
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009 
Zugl. Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg, Oldenburg, Deutschland, Diplomarbeit, 
2009 
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© Diplomica Verlag GmbH 
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009 
DANKSAGUNG 
In erster Linie gilt mein Dank den befragten Teilnehmern dieser Studie.  
Ich danke Euch, für Eure Offenheit und Ehrlichkeit. Ohne Euch hätte diese 
Arbeit nie verfasst werden können. Vor Eurer Leistung, vor Eurem Mut und 
vor Eurer Stärke verbeuge ich mich. 
Und natürlich spreche ich auch der Institution, innerhalb derer die vorlie-
gende Untersuchung stattgefunden hat, meine Dankbarkeit aus. Ihr habt 
diese Arbeit erst möglich gemacht. Ohne Eure Bereitschaft und euer Mit-
wirken hätte ich diese Arbeit nie schreiben können. Ich danke Euch für 
diese Möglichkeit.  
Mein ganzer Dank gilt auch Herrn Dr. rer. nat. Andreas Hellmann, der mich 
und mein Wirken mit unerschütterlicher Geduld begleitet hat.  
Ich danke Ihnen, dass Sie die Muße hatten, sich meiner Thematik anzuneh-
men und mir in dieser wichtigen Zeit zur Seite zu stehen.  Ohne Ihre Bereit-
schaft mich zu unterstützen, hätte ich nicht dieses, mir am Herzen liegende 
Thema behandeln können. Ich werde Sie wohl nie vergessen. Danke dafür. 
Meiner Familie gebührt an dieser Stelle ein ganz besonderer Dank: 
Meinem Mann Jörg, ohne dessen wunderbare Unterstützung und Geduld 
weder mein Studium noch die hier vorliegende Arbeit möglich gewesen 
wäre. Ohne Dich wäre ich nicht die, die ich bin  und ohne Dich wäre mein 
Leben leer und nicht mein Leben. Ich liebe Dich von ganzem Herzen.  
Weißt du, dass du nun lange Zeit nicht mehr beim Abfragen einschlafen 
musst? 
Ein weiterer Dank gilt meinen Kinder Jonas, Kilian und Thalia, denen ich 
diese Arbeit in tiefer Liebe widme. Ihr seid wundervolle Menschen - ohne 
Euch wäre mein Leben einfach nicht vollständig. Ihr habt mir Flügel 
verliehen und mich über mich selbst hinaus wachsen lassen!  
Nicht zuletzt will ich auch meinen Eltern und Schwiegereltern danken: 
Meinen Eltern Irmgard und Ferdinand, weil sie mir all die Fähigkeiten 
verliehen haben, auch steinige Pfade zu bestreiten und doch immer den 
richtigen Weg wiederzufinden. Ich liebe und ich danke Euch von ganzem 
Herzen. 
Meinen Schwiegereltern Henny und Walter, weil sie uns während der Zeit 
meines Studiums mit all der ihnen zu Verfügung stehenden Kraft unterstütz-
ten. Auch Euch gilt meine Liebe und mein Dank.  
Oldenburg, den 16.06.2009 
Ich bin mächtiger als alle Armeen der Welt. 
Ich habe mehr Menschen kaputtgemacht als alle Kriege. 
Ich habe Millionen von Verkehrsunfällen verursacht und mehr Heime und Familien 
zerstört 
als alle Sturmfluten und Überschwemmungen zusammen. 
Ich bin der gemeinste Dieb der Welt. 
Ich stehle jedes Jahr Milliarden. 
Ich finde meine Opfer sowohl unter den Reichen als auch unter den Armen,  
unter Jungen 
ebenso unter den Alten, unter Starken und Schwachen. 
Ich bin ruhelos, heimtückisch und unvorhersehbar. 
Ich bin überall Zuhause, 
auf der Straße, 
in der Fabrik,  
im Büro, 
auf der See und in der Luft. 
Ich bringe Krankheit, Armut und Tod.  
Ich gebe nichts  und nehme alles. 
Ich bin dein ärgster Feind. 
Ich bin der Alkohol. 
 Quelle: Qua Tögti, Vol.9, No. 27 
              amedian Vol. 12, No. 4/84 
Tagesstrukturierung als Maßnahme in der 
Suchttherapie 
- Untersuchung der Wirk- und Belastungsfaktoren und Evaluation einer 
tagesstrukturierenden Maßnahme für abhängigkeitserkrankte Frauen und 
Männer in einer Drogenberatungsstelle - 
   ZUSAMMENFASSUNG 
1. EINLEITUNG                                                                   4
2. ALLGEMEINE INFORMATIONEN ZUM UNTER-  
    SUCHUNGSBEREICH                                                   9 
  .1 Historischer Abriss                                                                         
9 
  .2 Struktur der heutigen Arbeiterwohlfahrt (AWO)                     
11  
  .3 Kernpunkte des AWO´schen Handelns                                      
12 
  .4 Skizzierung der Unternehmesgruppe AWO Trialog gGmbH   
14 
.1 Leitbild der AWO Trialog gGmbH                                               14 
3. BESCHREIBUNG DER ANONYMEN DROGENBE- 
   RATUNG                                                                          
18    
.1 Zugrundeliegende Konzeption                                                     
18 
  .2 Klientenbezogene Angebote                                                         20 
  .3 Statistik der Drogenberatung 
aus den Jahren 2005/2006            25 
4. DIE TAGESSTRUKTURIERENDE MASSNAH- 
    ME                                                                                  34          
   .1 Tagesstrukturierung als Maßnahme in der Suchttherapie 
        Versuch einer Definition                                                           
34 
   .2 Detaillierte Darstellung der Tagesstrukturierenden Maß- 
       nahme                                                                                          
36                                       
5. FRAGESTELLUNG                                                    45
.1 Entwicklung der Fragestellung                                                 
46
  .2 Konkretisierung der Fragestellung und kurze Vorstellung  
      der Erhebungs- und Auswertungsinstrumente                        
47 
6. METHODIK                                                                 49
.1 Skizzierung der befragten Stichprobe                                      
49
 .1 Stichprobengewinnung                                                              50 
     .2 Komplikationen bei der Stichprobengewinnung                       51 
  .2 Entwicklung der Untersuchungsinstrumente                          52 
.1 Die Zielexplikation                                                                    53 
     .2 Entscheidungsgrundlage für die Wahl der Untersuchungs- 
         instrumente                                                                                55                                        
     .3 Der Interview-Leitfaden                                                            57 
        .1 Konstruktion des Interview-Leitfadens                                  58 
.2 Konstruktion des Fragebogens                                               60 
  .3 Pretest                                                                                          62                                        
     .1 Expertenprüfung der Erhebungsinstrumente                             62 
     .2 Durchführung des konventionellen Pretests und daraus  
         resultierende Veränderungen am Interview-Leitfaden  
         und der Datenerhebung                                                             63 
  .4 Forschungsdesign                                                                       64 
.1 Ablauf der Datenerhebung                                                        65 
     .2 Fixierung der Rohdaten                                                             67                                        
  .5 Verfahren der Datenauswertung                                                
68  
.1 Prozess der induktiven Kategorienbildung                                  69                                      
7. ERGEBNISDARSTELLUNG UND INTERPRE- 
    TATION                                                                          74
  .1 Darstellung der gesammelten Fragestellung                              75 
  .2 Kategoriensystem potentieller Wirkfaktoren einer Tages- 
      strukturierenden Maßnahme für abhängigkeitserkrankte 
      Frauen und Männer                                                                     
77 
  .1 Häufigkeitsanalysen der Subkategorien potentieller Wirkfak- 
         toren                                                                                             81 
        .1 Kategorie W1 Individuelle Unterstützung der Teilnehmer       83 
        .2 Kategorie W2 Zugang zur Maßnahme                                      84 
        .3 Kategorie W3 Förderung eigener Ressourcen                          86 
        .4 Kategorie W4 Erlangung und Aufrechterhaltung der Absti- 
            nenz 
                                                                                           90 
           .1 Exkurs 1: Beobachtung von Rückfällen: Belastende oder  
               lehrreiche Erfahrung?                                                              96 
           .2 Exkurs 2: Neue Freunde für ein neues Leben?                       
               Auflösung der sozialen Isolation und die Bedeutung  
               eines Wechsels des sozialen Umfeldes für die Abstinenz     100 
        .5 Kategorie W5 Soziale Interaktion innerhalb der Maßnahme   103 
         .1 Exkurs 3: ,,Der Nachwuchs muss lernen!" 
Wie die Teilnehmer Praktikanten der Maßnahme bewerten  105 
        .6 Kategorie W6 Restkategorie                                                     108 
        .7 Exkurs 4: Feststellung der Zufriedenheit der Teilnehmer  
            mit der Maßnahme                                                                    108 
 .3 Kategoriensystem potentieller Belastungsfaktoren einer  
     Tagesstrukturierenden Maßnahme für abhängigkeitser- 
     krankte Frauen und Männer                                                       
110 
   .1 Häufigkeitsanalysen der Subkategorien potentieller Belastungs- 
       faktoren                                                                                         114     
      .1 Kategorie B1 Belastung zu Beginn der Teilnahme                    115 
.2 Kategorie B2 Belastende Aspekte während der Teilnahme       118 
      .3 Kategorie B3 Mangelndes Krankheitsverständnis vor bzw.        
          zu Beginn der Teilnahme                                                      
      122 
     .4 Kategorie B4 Spezifische Maßnahmenaspekte                            123 
     .5 Allgemeine Kritik/Restkategorie                                                 131 
 .4 Ergebnisdarstellung der geschlossenen Fragen des Frage- 
     bogens                                                                                             
133 
 .5 Abschließende Schlussfolgerungen bezüglich der gefundenen  
     Ergebnisse                                                                                      
137 
 .6 Letzte Bemerkungen und erste Empfehlungen für die Insti. 
     tution auf Grundlage der Ergebnisse                                          
140 
8. DISKUSSION & AUSBLICK                                      
145 
  .1 Beantwortung der Fragestellung anhand der Arbeit               145                    
  .2 Kritische Betrachtung des Kategoriensystems                          
146 
  .3 Die extrahierten potentiellen Wirk- und Belastungsfaktoren
  147 
  .4 Kritische Betrachtung des Vorgehens bei der formativen  
      Evaluation                                                                                      
153 
  .5 Die Gruppe der befragten Teilnehmer                                       
154 
  .6 Letzter Ausblick
                                                                            156 
9. Literaturverzeichnis                                                      157 
   Anhang                                                                             
161 
A____ Erhebungsinstrumente: 
            Interview-Leitfaden                                                                  163 
            Fragebogen und Rating-Skala                                                  165                          
B____ Interviewprotokolle                                                                   169 
C____ Kategoriensystem potentieller Wirkfaktoren                            218 
D____ Kategoriensystem potentieller Belastungsfaktoren                  256 
E____ Differente Kategorisierung des externen Raters                       282 
Tabellenverzeichnis:                                                                         Seite   
Tabelle 1    Verteilung der Gesamtanzahl der Klienten  
                    2005/2006... 25                                      
Tabelle 2    Verteilung der Klienten nach Geschlecht aus  
                   2005/2006 in Prozent... 27        
Tabelle 3    Hierarchie der Problembereiche der Direktbetrof- 
                   fenen (ohne Angehörige) der Jahre 2005/2006... 28 
Tabelle 4    Hierarchie der Problembereiche der Angehörigen  
der Jahre 2005/2006... 29 
Tabelle 5    Hierarchie der Problembereiche der direkt betrof- 
                   fenen Personen und Angehörigen aus 2005/2006... 30 
Tabelle 6    Statistik der Tagesstrukturierenden Maßnahme der  
                    Jahre 2005/2006... 32 
Tabelle 6.1 Beendigungsart der Tagesstrukturierenden Maßnahme  
                   in den Jahren 2005/2006... 32 
Tabelle 6.2 Weiterer Verlauf der Teilnehmer die die Maßnahme  
                    planmäßig abschlossen aus den Jahren 2005/2006;  
                    Alle Angaben in Prozent... 33 
Tabelle 7    Demografische Daten der ermittelten Stichprobe... 50 
Tabelle 8    Themenblöcke des Leitfaden-Interviews... 59 
Tabelle 9    Ankerbeispiele der Kategorie W1 Individuelle Unter-    
                   stützung der Teilnehmer
... 78   
Tabelle 10  Ankerbeispiele der Kategorie W2 Zugang zur Maß- 
                   nahme
... 78 
Tabelle 11  Ankerbeispiele der Kategorie W3 Förderung eigener  
                   Ressourcen
... 79 
Tabelle 12  Ankerbeispiele der Kategorie W4 Erlangung und  
    Aufrechterhaltung der Abstinenz... 80 
Tabelle 13  Ankerbeispiele der Kategorie W5 Soziale Interaktion 
                   innerhalb der Maßnahme
... 81   
                                                                                                             Seite 
Tabelle 14  inhaltlicher Überblick über die Aussagen der Teil- 
                   nehmer bezüglich der Leitfrage 5: ,,Wie haben Sie 
                   Rückfälle anderer Teilnehmer empfunden"? ... 97 
Tabelle 15  inhaltlicher Überblick über die Aussagen der Teil- 
                   nehmer bezüglich der Leitfrage 2: ,,Unterstützte die 
                   Maßnahme Sie dabei, neue Kontakte zu knüpfen?" 
                   und die Nachfrage: ,,Sind dabei Freundschaften ent- 
                   standen?"... 101  
Tabelle 16  Zusammenhang zwischen abstinenter Lebensweise und 
                   sozialer Neuorientierung der Teilnehmer... 103 
Tabelle 17  inhaltliche Wiedergabe der Äußerungen auf die Nach- 
                   frage der Leitfrage 7: ,,Wie haben Sie die Anwesenheit  
                   von Praktikanten erlebt?"... 106 
Tabelle 18  Gründe der befragten Teilnehmer für einen eventuellen 
                   Wiederbesuch der Tagesstrukturierenden Maßnahme... 109 
Tabelle 19  Ankerbeispiele der Kategorie B1 Belastungen zu Be- 
                   ginn der Teilnahme... 110 
Tabelle 20  Ankerbeispiele der Kategorie B2 Belastende Aspekte 
                   während der Teilnahme
... 111 
Tabelle 21  Ankerbeispiele der Kategorie B3 Mangelndes Krank- 
                   heitsverständnis vor bzw. zu Beginn der Maßnahme... 112  
Tabelle 22  Ankerbeispiele der Kategorie B4 Spezifische Maß- 
                   nahmenaspekte... 113 
Tabelle 23  inhaltliche Wiedergabe der Aussagen zu den Fragen: 
                   ,,Wurden Sie auf weiterführende Hilfen aufmerksam 
         gemacht?" und ,,Wie wurde mit erneutem Konsum  
    der Teilnehmer umgegangen?"... 129 
Tabelle 24  inhaltliche Wiedergabe der Äußerungen der Teilnehmer 
                   der Kategorie B5 allgemeine Kritik/Restkategorie...132 
Abbildungsverzeichnis:                                                                         Seite 
Abb. 1     Auszug aus dem klientenbezogenen Angebot der Dro- 
                genberatung... 21 
Abb. 2     Schematische Darstellung verschiedener Interventionsform- 
                en der Anonymen Drogenberatung, deren Ziele, Module und  
                Zielgruppen... 26  
Abb. 3     Rückfallmodell nach Marlatt & Gordon (1985)... 44 
Abb. 4     schematische Darstellung der Leitfadenkonstruktion... 60 
Abb. 5     verwendete 5-stufige Rating-Skala (nach Rohrmann 1978)... 60 
Abb. 6     Prozess der induktiven Kategorienbildung in Anlehnung 
                an Mayring (2008)... 70  
Abb. 7     Häufigkeitsverteilung der Oberkategorien potentieller Wirk- 
                faktoren W1  W6... 82  
Abb. 8     Häufigkeitsverteilung aller Subkategorien der potentiellen  
                Wirkfaktoren W1.1  W5.3... 82 
Abb. 9     Häufigkeitsverteilung der Subkategorien W1.1 und W1.2... 84 
Abb. 10   Häufigkeitsverteilung der Subkategorien  W2.1 und W2.2... 86 
Abb. 11   Häufigkeitsverteilung der Subkategorien W3.1  W3.4... 90 
Abb. 12   Häufigkeitsverteilung der Subkategorien W4.1  W4.5... 100 
Abb. 13   Häufigkeitsverteilung der Subkategorien W5.1  W5.3... 107 
Abb. 14   Häufigkeitsverteilung der Oberkategorien potentieller 
                Belastungsfaktoren B1  B5... 114 
Abb. 15   Häufigkeitsverteilung der Subkategorien potentieller 
                Belastungsfaktoren B1.1  B4.5... 115 
Abb. 16   Häufigkeitsverteilung der Subkategorien B1.1  B1.4... 117 
Abb. 17   Häufigkeitsverteilung der Subkategorien B2.1  B2.4... 121 
Abb. 18   Häufigkeitsverteilung der Subkategorien B3.1  B3.2... 123 
Abb. 19   Häufigkeitsverteilung der Subkategorien B4.1  B4.5... 131 
Abb. 20   Mittelwerte der Fragebogen-Items... 133 
Abb. 21   Am häufigsten benannte Subkategorien potentieller Wirk- 
                faktoren... 137 
Abb. 22   Am häufigsten benannte Subkategorien potentieller Belast- 
                ungsfaktoren... 140 
Abkürzungen 
Abb.         Abbildung 
AWO       Arbeiterwohlfahrt 
Bsp.          Beispiel 
bzw.          beziehungsweise 
ca.             circa 
d.h.           das heißt 
et al.         (et alii) und andere 
etc.            et cetera (und die übrigen)  
evt.           eventuell 
ggf.           gegebenenfalls  
gGmbH    gemeinnützige Gesellschaft mit begrenzter Haftung 
i.d.R.        in der Regel 
o.Ä.          oder Ähnliches 
o.g.           oben genannten 
Tab.          Tabelle 
u.Ä.          und Ähnliches 
z.B.           zum Beispiel 
TN            Teilnehmer 
TNnr.       Teilnehmer Nummer  
Zusammenfassung                                                                                          1 
ZUSAMMENFASSUNG 
Die  vorliegende  Studie  behandelt  einerseits  die  Ermittlung  potentieller 
Wirk-  und    Belastungsfaktoren  einer  Tagesstrukturierenden  Maßnahme  für 
alkoholabhängige  Frauen  und  Männer  sowie  eine  formative  Evaluation 
ebendieser Maßnahme.  
Zur  Erhebung  der  notwendigen  Daten  wurde  mit  10  ehemaligen  Teilneh-
mern
1
 der Maßnahme ein Interview durchgeführt. Die vorrangig inhaltsana-
lytische  Datenauswertung  erfolgte  gemäß  der  qualitativen  Inhaltsanalyse 
nach Mayring. Die Aussagen der Teilnehmer wurden zu einem Kategorien-
system potentieller Wirk- und Belastungsfaktoren zusammengefasst. 
Insgesamt konnten 16 Kategorien potentieller Wirkfaktoren extrahiert  wer-
den,  die  sich  auf  sechs  Oberkategorien  verteilen.  Als  besonders  wirksam, 
weil  am  häufigsten  von  den  Befragten  benannt,  haben  sich  acht  Subkate-
gorien erwiesen. Zu diesen gehören die individuelle Unterstützung der Teil-
nehmer durch die Mitarbeiter, die Vermittlung von Stabilitäts- und Sicher-
heitsempfinden sowie die Veränderung (suchtspezifischer) Denk- und Sicht-
weisen  durch  die  Teilnahme  am  Projekt.  Aber  auch  die  Vermittlung  von 
Coping-Strategien  zum  Umgang  mit  Suchtdruck  und  zur  Rückfallprophy-
laxe  und  die  Verbesserung  der  Wahrnehmung  eigener  Bedürfnisse  und 
Grenzen  und  die  Schulung  der  Selbstsorge  gehören  zu  den  am  häufigsten 
angegebenen potentiellen Wirkfaktoren. Zusätzlich wurden die allgemeinen 
Umgangsformen  innerhalb  der  Maßnahme  sowie  das  positive,  vor  allem 
wertschätzende,  Verhalten  der  Mitarbeiter  gegenüber  den  Teilnehmern  als 
besonders unterstützend von den Befragten hervorgehoben.  
1
Der besseren Lesbarkeit halber wird in der nachfolgenden Konzeption auf die Nennung beider Geschlechts-
formen verzichtet und grundsätzlich die männliche Form auch dann gewählt, wenn beide Geschlechter gemeint 
sind. Wenn also von Teilnehmern gesprochen wird, sind damit i. d. R. Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeint. 
Zusammenfassung                                                                                          2 
Als potentielle Belastungsfaktoren konnten 15 Kategorien, verteilt auf fünf 
Oberkategorien, identifiziert werden. Am häufigsten wurden hier vier Fak-
toren  benannt:  Zum  einen  traten  die  Teilnehmer  mit  ausgeprägten  Belast-
ungen  in  die  Maßnahme  ein,  wobei  hier  besonders  der  Verlust  der  Fähig-
keit  zur  konstruktiven  Tagesstrukturierung  und  die  v.a.  psychologischen 
Folgen  der  Substanzabhängigkeit  aufgeführt  wurden.  Innerhalb  der  Maß-
nahme  wurde  das  Miterleben  und  Beobachten  von  anhaltendem  Alkohol-
konsum  anderer  Teilnehmer  als  belastend  beschrieben,  wobei  ebendieses 
Miterleben  durchaus  auch  zum  Aufbau  von  Krankheitseinsicht  und  der 
Festigung der Abstinenzmotivation einen wichtigen Beitrag leistete. Weiter-
hin kritisierten die Befragten auch die, ihrer Ansicht nach, zu ,,weiche"/ver-
ständnisvolle Reaktion der Mitarbeiter auf anhaltenden Alkoholkonsum der 
Teilnehmer. Zum anderen berichteten viele der ehemaligen Teilnehmer über 
eine empfundene Über- oder Unterforderung im Projekt. 
In Bezug auf den Evaluationsaspekt konnte festgestellt werden, dass die an-
versierten Ziele der Maßnahem größtenteils erreicht werden. So berichteten 
die befragten Teilnehmer mit Ausnahme einer Person, dass sie die Maßnah-
me bei Bedarf auf jeden Fall wieder besuchen würden. Auch bei der Über-
nahme sozialer Verantwortung und der Auflösung  der sozialen Isolation, in 
der  sie  in  Folge  ihrer  Substanzabhängigkeit  lebten,  konnten  sie  unterstützt 
werden.  
Gleichzeitig konnten Kritikpunkte an der Tagesstrukturierenden Maßnahme 
aufgedeckt  werden.  Angegeben  wurden  hier  vor  allem  das  mangelnde 
Freizeit-  und  Beschäftigungsangebot  des  Projektes,  der  Zeitmangel  der 
Mitarbeiter sowie die generelle personelle Unterbesetzung der Maßnahme. 
Anhand der konstatierten Belastungsfaktoren hat die Drogenberatung, deren 
Bestandteil die Tagesstrukturierende Maßnahme ist, die Möglichkeit, spezi-
fische Maßnahmenaspekte anzupassen oder zu korrigieren, um ihren selbst-
gesetzten Qualitätsstandart weiterhin garantieren zu können.    
Zusammenfassung                                                                                          3 
Schlüsselwörter:                           Tagesstrukturierende Maßnahme, 
Tagesstrukturierung, Suchtstörung, 
                                                      Suchterkrankung, Alkoholabhängigkeit,  
                                                      Alkoholsucht, Suchtberatung,                                 
                                                      Rückfallprophylaxe,   
                                                      Arbeiterwohlfahrt(AWO), Fragebogen, 
                                                      halb-strukturiertes Leitfadeninterview, 
                                                      Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring,  
                                                      anwendungsorientierte Evaluation,  
                                                      formative Evaluation 
Einleitung                                                                                                        4 
1                                           EINLEITUNG 
,,Ich hab´ mir oft gesagt: Hast Du ein Glück gehabt, dass Du den Weg hier 
her gefunden hast
!". 
So oder ähnlich äußerten sich die von mir befragten ehemaligen Teilnehmer 
einer  Tagesstrukturierenden  Maßnahme  immer  wieder.  Sie  hatten  irgend-
wann  den  Entschluss  gefasst,  etwas  gegen  ihre  Suchterkrankung  zu  unter-
nehmen  und den meisten gelang, worauf Millionen Betroffene hoffen: Sie 
leben heute ein zufriedenes, abstinentes Leben. Das erreichten sie nicht zu-
letzt durch ihre Teilnahme an einem wunderbaren Projekt: Eine Tagesstruk-
turierende Maßnahme für Menschen mit Suchtproblematiken, die sich end-
lich aus ihrer Abhängigkeit befreien wollen. Hier finden sie tatkräftige Un-
terstützung, ein offenes Ohr und einen Ort, an dem sie ohne Scham über ihre 
Sorgen und Nöte sprechen können.  
Das  die  Notwendigkeit  des  Ausbaus,  vor  allem  ambulanter  Therapieplätze 
im  Bereich  der  Suchterkrankungen,  besteht,  ist  ohne  Zweifel.  Meldungen, 
wie  die  des  Online-Magazins  Focus,  ,,Deutsche  sind  Schluckspechte!" 
(www.focus.de) sollten uns aufhorchen lassen. Im Schnitt trinkt jeder Bun-
desbürger, nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), 
mehr als 10 Liter reinen Alkohol pro Jahr. Deutschland nimmt damit einen 
traurigen  Spitzenplatz  innerhalb  Europas  ein.  Und  der  Stoff  fordert  seinen 
Tribut: Jährlich sterben ca. 23.000 Deutsche zwischen 20 und 65 Jahren an 
den  Folgen  ihres  hohen  Alkoholkonsums.  2005  starben  insgesamt  mehr 
Menschen in Folge ihres Alkoholkonsums als durch Suizide und Verkehrs-
unfälle zusammen (www.destatis.de). Im Jahr 2006 forderten die Volksdro-
gen Alkohol, Tabak und Medikamente erstmals mehr Kranke und Tote als 
die illegalen Drogen (www.destatis.de).   
Nach  Empfehlungen  der  Weltgesundheitsorganisation  (WHO)  gelten  7  g 
reinen Alkohols pro Tag als unbedenklich. Bedenkt man allerdings, das 0,33 
Einleitung                                                                                                        5 
Liter  Bier  bereits  13  g,    ein  Glas  Wein  oder  Sekt  (0,2  l)  sogar  16  g,  ein 
Kräuterlikör (2,0 cl) 5,2 g, ein Whiskey (2,0 cl) 7 g und ein Korn (2,0 cl) 5 g 
reinen Alkohol enthalten, wird klar, wie schnell diese, als unbedenklich gel-
tende  Grenze  überschritten  ist.  Hinzu  kommt,  dass  an  mindestens  vier  Ta-
gen  pro  Woche  laut  WHO-Empfehlung  kein  Alkohol  konsumiert  werden 
sollte.  
Geht  man  einmal  mit  offenen  Augen  zu  etwas  späterer  Stunde  über  Stadt-
feste, wird schnell klar, dass nicht viele Bundesbürger mit den Empfehlung-
en der WHO vertraut zu sein scheinen... 
So fehlt es unseren Kindern und Jugendlichen viel zu oft an konstruktiven 
Beispielen, um einen verantwortungsvollen Umgang mit der Droge Alkohol 
zu erlernen. Nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes vom 13.06.2007 
müssen immer mehr Kinder und Jugendliche aufgrund akuten Alkoholmiss-
brauchs  stationär  in  Krankenhäusern  behandelt  werden.  Wurden  im  Jahr 
2000 noch 9500 Kinder und Jugendliche (10 - unter 20 Jahre) mit einer aku-
ten Alkoholintoxikation in Krankenhäusern behandelt, wuchs deren Anzahl 
innerhalb von nur fünf Jahren um 104% auf 19.400. Fast 3500 dieser Patien-
ten waren gerade einmal zwischen 10 und 15 Jahren jung! 
Koma-Saufen und Flatrate-Trinken sind seit geraumer Zeit Begriffe, mit de-
nen  Horrormeldungen  überschrieben  werden:  13-jährige  werden  mit  mehr 
als 3 Promille Alkoholkonzentration im Blut in Notaufnahmen eingeliefert, 
ein 18-jähriger erfriert in der Silvesternacht, weil er im Vollrausch die Kälte 
nicht  mehr  spürt  (www.bild.de).  Ein  Mädchen,  dass  seinen  13.  Geburtstag 
beinahe nicht überlebt hätte, weil sein junger Körper den Wodka-Cola-Mix, 
den es an seinem Kindergeburtstag mit anderen Kids in sich hinein schütte-
te,  nicht  verkraften  konnte  (www.bild.de).  Seiten  ließen  sich  mit  diesen 
Schreckensmeldungen füllen!  
Gibt man bei google den zweifelhaften Begriff  ,,Koma Saufen" ein, werden 
207.000 Ergebnisse angezeigt. Auf verschiedenen Wegen versucht die Poli-
tik  diesem  Phänomen  Einhalt  zu  gebieten.  Und  das  sollte  sie  auch.  Sicher 
werden nicht alle jugendlichen ,,Alkoholsünder" eine Abhängigkeit von der 
Droge  entwickeln,  sicher  ist  aber  auch,  dass  die  Zahl  der  Alkoholabhäng-
Einleitung                                                                                                        6 
igen  künftig  nicht  rückläufig  sein  wird.  Der  volkswirtschaftliche  Schaden, 
der  durch  diese  Substanzabhängigkeit  hervorgerufen  wird,  ist  schon  heute 
enorm. Die DHS sprach 2004 von einem Gesamtschaden in Höhe von rund 
20,6  Mrd.  Euro  (Bund  gegen  gesundheitsschädlichen  Alkoholkonsum, 
BggA).  In einem Artikel über die neuen ärztlichen Aufgaben bei Patienten 
mit Alkoholproblemen (Mann, 2002) wird von insgesamt ca. 9,3 Millionen 
Deutschen  mit  behandlungsbedürftigen  Alkoholproblemen  ausgegangen. 
Etwa  1,6  Millionen  davon  leiden  unter  ihrer  Alkoholabhängigkeit.  Ca.  2,7 
Millionen  Menschen  in  Deutschland  konsumieren  Alkohol  in  schädlicher 
Weise,  sie  trinken  also,  obwohl  der  Alkohol  ihrer  Gesundheit  schadet  und 
sie sich deshalb immer wieder mit ihrer Familie, ihrer Partnerin/ihrem Part-
ner oder Freunden streiten. Ungefähr 5 Millionen Menschen weisen hierzu-
lande einen  riskanten Alkoholkonsum auf, was bedeutet, dass Männer täg-
lich mehr als 30 g, Frauen täglich mehr als 20 g reinen Alkohols konsumier-
en.  
Diese  Zahlen,  die  von  anderen  Stellen  teilweise  noch  höher  geschätzt 
werden,    sollten  alarmieren  und  klar  machen,  wie  wichtig  Aufklärung  und 
Prävention und letztlich die Behandlung der Suchterkrankung ist. In ambu-
lanten oder stationären Rehabilitationen können die Alkoholabhängigen ler-
nen, ihre Erkrankung zum Stillstand zu bringen und konstruktiv mit dieser 
zu  leben.  Tagesstrukturierende  Maßnahmen,  wie  die,  um  die  es  zentral  in 
der  vorliegenden  Studie  geht,  stellen  eine  wichtige  Unterstützung  für  die 
Betroffenen auf ihrem Weg in ein abstinentes Leben dar.  
Obwohl Tagesstrukturierende Maßnahmen als Soziotherapie weit verbreitet 
sind,  bleiben  Recherchen  nach  Publikationen  weitestgehend  erfolglos.  Es 
ließ  sich  auch  feststellen,  dass  kein  offizieller  Standard  existiert,  der  eine 
Qualitätssicherung  und  kontrolle  der  einzelnen  Angebote  erlaubt,  obwohl 
die Institutionen der ambulanten Drogenhilfe allgemein mit Qualitätssiegeln 
werben.  Folglich  wurde  bislang  noch  nicht  geklärt,  welche  potentiellen 
Wirk-  und  Belastungsfaktoren  innerhalb  dieser  Maßnahme  zum  Tragen 
kommen. Sind diese aber identifiziert, so kann auch geklärt werden, welche 
Einleitung                                                                                                        7 
Bestandteile diese Maßnahmen enthalten und unterstützen sollten, um eine 
hohe  Wirksamkeitswahrscheinlichkeit  zu  haben  oder  welche  Faktoren  als 
potentielle Belastungsfaktoren der Klienten besonders beachtet werden müs-
sen,  damit  der  Erfolg  der  Maßnahme  nicht  gemindert  oder  gefährdet  wird. 
Genau  wie  der  fehlende  Standard  ist  auch  noch  keine  offizielle  Definition 
Tagesstrukturierender Maßnahmen existent. 
Die vorliegende Arbeit soll einen ersten Schritt der Grundlagenforschung im 
Bereich  Tagesstrukturierender  Maßnahmen  in  der  Suchttherapie  darstellen 
und versucht einen Beitrag zu leisten, das bestehende Defizit zu beheben.   
Die  Arbeit  beginnt  mit  allgemeinen  Informationen  zum  Untersuchungsbe-
reich.  Hier  wird  die  Arbeiterwohlfahrt  (AWO),  die  Trägerin  der 
untersuchten  Tagesstrukturierenden  Maßnahme  ist,  mit  ihrer  Historie  und 
ihrem Leitbild vorgestellt.  
In Kapitel 3 folgt die Beschreibung der anonymen Drogenberatung,  an die 
die Maßnahme angeschlossen ist. Betrachtet wird hier die zugrundeliegende 
Konzeption  der  Drogenberatung,  ihre  klientenbezogenen  Angebote  sowie 
die Statistik der Einrichtung aus den Jahren 2005 und 2006.  
Kapitel  4  widmet  sich  der  ausführlichen  Betrachtung  der  Tagesstrukturier-
enden Maßnahme. Außerdem wird hier eine erste Definition für den Begriff 
,,Tagesstrukturierende Maßnahme" vorgestellt. 
Eine detaillierte Aufschlüsselung der Fragestellung der vorliegenden Studie 
und  deren  Entwicklung  liefert  Kapitel  5.  Daran  schließt  sich  die  Beschrei-
bung  des  methodischen  Vorgehens  in  Kapitel  6  an.  Hier  wird  die  befragte 
Stichprobe  skizziert,  das  Vorgehen  ihrer  Gewinnung  sowie  die  Komplika-
tionen  dabei  beschrieben,  die  Entwicklungsschritte  der  Untersuchungsin-
strumente aufgezeigt und der Ablauf der Datenerhebung nachgezeichnet.  
Kapitel  7  widmet  sich  dann  der  Darstellung  und  Interpretation  der  Ergeb-
nisse. Hier werden die festgestellten potentiellen Wirk- und Belastungsfak-
toren sowie die Ergebnisse der formativen Evaluation vorgestellt.  
Einleitung                                                                                                        8 
Kapitel 8 dient abschließend einem Resümee: Hier soll geklärt werden, in-
wieweit  die  Fragestellungen  mit  Hilfe  der  Studie  geklärt  werden  konnten. 
Außerdem werden das Kategoriensystem sowie die extrahierten potentiellen 
Wirk- und Belastungsfaktoren kritisch beleuchtet. Außerdem werden Über-
einstimmungen zwischen den in der Literatur benannten Therapiezielen und 
den hier extrahierten potentiellen Wirk- und Belastungsfaktoren aufgezeigt. 
Ebenfalls soll die Effektivität der  Vorgehensweise bei der formativen Eva-
luation  betrachtet  werden.  Auch  die  Zusammensetzung  der  befragten  Teil-
nehmer wird an dieser Stelle noch einmal kritisch betrachtet und eventuelle 
Nachteile der Auswahl werden benannt. Letztlich sollen hier noch Vorschlä-
ge für Folgeuntersuchungen gemacht werden.   
Allgemeine Informationen zum Untersuchungsbereich                               9 
2                     ALLGEMEINE INFORMATIONEN ZUM  
                                 UNTERSUCHUNGSBEREICH 
Im Folgenden soll der Gegendstandbereich der vorliegenden Untersuchung 
genauer beleuchtet werden. Dazu erfolgt zunächst ein historischer Überblick 
über  die  Gründung  der  Arbeiterwohlfahrt  (AWO),  worauf  eine  Beschreib-
ung der Struktur der heutigen AWO folgt. Des Weiteren soll kurz der Leit-
gedanke  des  Verbandes  dargestellt  und  die  Unternehmensgruppe  AWO 
Trialog mit ihrem Leitbild  skizziert werden.  
Sämtliche hier benannten Daten sind der Internet-Homepage der AWO ent-
nommen. 
2.1 Historischer Abriss der AWO 
Die  AWO  wurde  am  13.12.1919  von  der  Sozialdemokratin  Marie  Juchacz 
als Element der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung gegründet. Beweg-
gründe dieses Aufbaus waren zum einen die Not und der Hunger, den Milli-
onen  von  Menschen  nach  dem  ersten  Weltkrieg  erleiden  mussten.  Hinzu 
kam,  dass  keinerlei  soziale  Hilfen  existierten.  Diese  Massenverelendung 
forderte Selbsthilfe und tatkräftige Solidarität von vielen freiwillig Helfen-
den. Zu dieser Zeit wurde diese Hilfe von verschiedenen Organisationen der 
Arbeiterbewegung geleistet und so war es nahe liegend, aus diesen verschie-
denen eine einzige sozialdemokratische Wohlfahrtsorganisation aufzubauen. 
Zum  anderen  verfolgte  die  neu  gegründete  AWO  aber  auch  das  politische 
Ziel, die unterdrückte Armenpflege des alten Kaiserreiches, die den Gedan-
ken an Almosen in sich trug, durch eine moderne Wohlfahrtspflege abzulö-
sen.  
In  den  1920er  Jahren  entstanden  im  Namen  der  AWO  vielzählige  Dienst-
leistungen  und  Einrichtungen,  wie  Nähstuben,  Werkstätten,  Beratungsstel-
len  und  Mittagstische,  außerdem  wurden  sozialdemokratische  Frauen  und 
Männer in sozialen Berufen ausgebildet. Die Zielsetzung der AWO bestand 
Allgemeine Informationen zum Untersuchungsbereich                               10 
vor allem in der Linderung der vorherrschenden Not, der Verbesserung der 
Wohlfahrtsleistungen und in der Anwendung moderner sozialpädagogischer 
Methoden. Ihre soziale Hilfsarbeit war aufgrund der damaligen Notverord-
nungen,  die  die  spärlichen  sozialen  Rechtsansprüche  und  leistungen  der 
Menschen  noch  weiter  einschränkten,  der  Weltwirtschaftskrise  und  der  in-
stabilen Sachlage innerhalb der Weimarer Demokratie unentbehrlich. Da die 
AWO in dieser Zeit bereits die Hilfsorganisation für sämtliche bedürftigen 
Menschen  darstellte,  wurde  sie  1926  als  Reichsspitzenverband  der  freien 
Wohlfahrtspflege  anerkannt.  Im  Jahr  1931  waren  im  Namen  der  AWO 
135.000 Menschen ehrenamtlich innerhalb der Kindererholung und im Kin-
derschutz,  in  der  Altenbetreuung,  in  Notstandsküchen,  Werkstätten  für  Er-
werbslose und Behinderte und in Nähstuben tätig.  
Kurze Zeit nach der Machtergreifung  Hitlers 1933, wurde der Verband von 
den Nationalsozialisten verboten und zwangsweise aufgelöst. Es wurde die 
Order erlassen, die AWO im Sinne des nationalsozialistischen Denkens um-
zustrukturieren, damit diese folgenden Wohlfahrtseinrichtungen als Vorbild 
diene.  Allerdings  weigerten  sich  die  Mitglieder,  Helfer  und  Funktionäre, 
diesem  Beschluss  Folge  zu  leisten.  So  wurde  sämtliches  Vermögen  sowie 
die Einrichtungen und Heime der Organisation von den Nationalsozialisten 
beschlagnahmt und die führenden Persönlichkeiten der AWO verfolgt. Die 
Hilfe indes ging, solange dies irgend möglich war, in der Illegalität weiter. 
Die Gründerin Marie Juchacz musste Deutschland verlassen und floh in die 
USA. 
Als  1945  das  Ende  des  Zweiten  Weltkrieges  eintrat,  begann  bald  darauf 
auch ein Wiederaufbau der AWO. 1946 wurde diese dann allerdings als par-
teipolitisch unabhängige und selbstständige Organisation neu aufgebaut. In-
nerhalb der sowjetisch besetzten Ostzone jedoch blieb die AWO auch wie-
terhin verboten, so dass diese dort erst wieder ein Jahr nach dem Mauerfall 
1989  ihre  Arbeit  aufnehmen  konnte.  1949  bestand  das  Hilfswerk  in  den 
Westzonen  und  Berlin  bereits  wieder  aus  50.000  ehrenamtlich  Helfenden 
und 300.000 Anhängern und Mitgliedern. In diesem Jahr kehrte auch Marie 
Juchacz aus den USA nach Deutschland zurück.  
Allgemeine Informationen zum Untersuchungsbereich                               11 
In den Nachkriegsjahren wurden unter der Schirmherrschaft und mit der tat-
kräftigen  Unterstützung  der  bei  der  AWO  Schaffenden  Kindergärten  und 
Horte neu eingerichtet, Volksküchen aufgebaut, es erfolgte eine  Betreuung 
und  Versorgung  von  Kriegsgefangenen  und  deren  Angehörigen.  Eine 
Schwesternschule  und  eine  AWO-Schwesternschaft  wurden  gegründet. 
Nach und nach wurde die AWO in allen Bereichen der sozialen Arbeit tätig.  
1959 zählte die AWO 300.000 Mitglieder und setzte sich aus 5000 Ortsver-
einen  zusammen.  Zu  ihren  Dienstleistungen  gehörten  353  Heime  und  250 
Kindergärten. 4000 hauptberufliche Mitarbeiter und mehr als 70.000 ehren-
amtlich tätige Menschen führten die sozialen Tätigkeiten aus.  
Heute  ist  die  AWO  flächendeckend  in  allen  Bundesländern  tätig.  So  wie 
sich die Arbeits- und Berufswelt und die Technologie im vergangenen Jahr-
hundert  gewandelt  haben,  haben  sich  auch  die  Aufgaben  der  AWO  verän-
dert. Auch wenn der von der AWO angestrebte soziale Rechtsstaat grundle-
gend realisiert werden konnte, stellt der Verband noch immer die Forderung 
nach  Reformen  und  Verbesserungen  innerhalb  der  Sozial-,  Gesundheits- 
und  Familienpolitik  sowie  in  der  allgemeinen  Fürsorge  um  den  Menschen 
und  deren  Sicherung.  Im  Wandel  der  Gesellschaft  hat  sie  neue  Aufgaben 
übernommen,  wie  die  Betreuung  ausländischer  Mitbürger,  ambulante  und 
stationäre Altenpflege, Suchtberatung und sozialpsychologische Betreuung. 
Der anfängliche Grundsatz der Hilfe zur Selbsthilfe hat heute indessen nach 
wie vor Gültigkeit. In der Gegenwart zeigt sich die AWO als moderner so-
zialpolitischer Interessenverband, der die Belange aller von der Gesellschaft 
Benachteiligter  vertritt  und  stellt  gleichzeitig  einen  sozialen  Dienstleister 
dar, der eigene Einrichtungen in allen Bereichen der sozialen Arbeit unter-
hält (AWO, 2008).  
2.2 Struktur der heutigen Arbeiterwohlfahrt  
Heute  gehört  die  AWO  zu  den  sechs  Spitzenverbänden  der  Freien  Wohl-
fahrtspflege in Deutschland. Dabei vertritt der Bundesverband die fachpoli-
tischen  Interessen  des  Gesamtverbandes  auf  bundespolitischer  und  europä-
ischer  Ebene.  Des  Weiteren  nimmt  dieser  für  die  Organisation  Aussenver-
Allgemeine Informationen zum Untersuchungsbereich                               12 
tretungen in Stiftungen, Hilfswerken, anderen Fachverbänden und Netzwer-
ken auf nationaler und europäischer Ebene wahr (AWO, 2008).  
Die  AWO  ist  selbstständig,  also  föderal,  organisiert  und  gliedert  sich  Be-
zirks-  und  Landesverbände,  Kreisverbände  und  Ortsvereine.  Bundesweit 
zählt der Verband 430.000 Mitglieder, 100.000 ehrenamtliche und 146.000 
hauptamtlich  Tätige  sowie  4500  Zivildienstleistende.  In  allen  Bundeslän-
dern  unterhält  die  AWO  mehr  als  14.000  Einrichtungen  und  Dienstleist-
ungen.  Zu  diesen  gehören  u.a.  Tagesstätten  für  Kinder,  Jugendliche,  Ar-
beitslose sowie alte Menschen, Beratungsstellen für die unterschiedlichsten 
Bereiche, zahlreiche ambulante und sozialpflegerische Dienste und diverse 
Werkstätten.  
Ferner sind im Namen der AWO eine beträchtliche Anzahl von Selbsthilfe-, 
Helfer-  und  anderen  Gruppen  bürgerschaftlichen  Engagements  tätig.  Diese 
erbringen ihren Dienst u.a. innerhalb der Jugendhilfe und arbeit, sie stellen 
Selbsthilfe-  und  Kontaktgruppen  für  die  verschiedensten  Gebiete,  bilden 
Freiwilligenargenturen  und  büros,  unterstützen  Menschen  in  besonderen 
Notlagen und engagieren sich in der Familienhilfe.  
Hinzu kommt, dass sich mehr als 800 selbstständige Einrichtungen, Initiati-
ven und Organisationen der AWO auf allen Ebenen als kooperative Mitglie-
der angeschlossen haben (AWO, 2008). 
Diese Dienstleistungen und Aufgaben des AWO Bundesverbandes resultier-
en aus seinem Statut, der Satzung und den Leitsätzen.  
2.3 Kernpunkte des AWO´schen Handelns  
Als  Wohlfahrtsverband  mit  besonderer  Prägung  ist  die  AWO  bestrebt,  bei 
der Bewältigung gesellschaftlicher sozialer Probleme und Aufgaben mitzu-
wirken und ihren Beitrag zu leisten zur Verwirklichung und Aufrechterhal-
tung  eines  demokratischen,  sozialen  Rechtsstaates.  Die  weltweiten  politi-
schen Veränderungen, allen voran die Öffnung der Grenzen nach Osteuropa, 
der  europäische  Einigungsprozess  sowie  die  Wiedervereinigung  Deutsch-
lands  gaben  Anlass,  das  Grundsatzprogramm  der  AWO  den  neuen  Gege-
benheiten  entsprechend  anzupassen.  Dem  Verständnis  des  Verbandes  nach 
Allgemeine Informationen zum Untersuchungsbereich                               13 
,,nimmt  der  sozialpolitische  Veränderungsprozess  gravierende  unsolidari-
sche  Formen  an"  (AWO,  2008),  welchen  aktiv  entgegengewirkt  werden 
soll,  so  dass  ,,soziale  Gerechtigkeit  und  Solidarität  Kernpunkte  des  Han-
delns  im  Sozialstaat  sind"  (AWO,  2008).  Außerdem  soll  das  neue  Grund-
satzprogramm den kritischen Dialog in Staat und Gesellschaft fördern. Als 
weiteres  Ziel  benennt  die  Organisation  das  Abwenden  von  sozialer  Kälte 
und kommerziellem Konkurrenzkampf innerhalb der sozialen Arbeit. So hat 
das  Hilfswerk  zwar  hohen  fachlichen  Qualitätsstandards  zu  genügen,  darf 
aber seine eigenen Wertmaßstäbe gegenüber hilfe- und unterstützungssuch-
enden Menschen nicht aus den Augen verlieren. Durch eine Modifizierung 
und Modernisierung der Verbandsstrukturen sollen das soziale Engagement 
und  das  solidarische  Miteinander  belebt  und  die  sozialen  Dienstleistungen 
qualitätsbewusst weiterentwickelt werden. Dabei soll das erneuerte Grund-
satzprogramm  als  Richtlinie  dienen.  Gleichlaufend  veranschaulicht  dieses 
die  gesellschaftsgestaltenden  Intentionen  der  Wohlfahrtseinrichtung.  Die 
Leitsätze bilden dabei die Kernthesen des Leitbildes. Beide ergeben die Ba-
sis des Handelns der AWO und kennzeichnen ihre Zielsetzung, ihr Aufga-
benverständnis  und  die  Arbeitsmethoden.  Den  Leitsätzen  zufolge  soll  mit 
ehrenamtlichen  Engagement  und  professionellen  Dienstleistungen  für  eine 
sozial  gerechte  Gesellschaft  eingestanden  werden.  Das  Handeln  innerhalb 
der  AWO  wird  demnach  durch  die  Werte  des  freiheitlich-demokratischen 
Sozialismus,  Solidarität,  Toleranz,  Freiheit,  Gleichheit  und  Gerechtigkeit, 
bestimmt, und erfolgt in sozialer,  ökologischer,  wirtschaftlicher und  inter-
nationaler Verantwortung. 
Dabei  versteht  sich  die  Organisation  als  Mitgliederverband,  der  auch  poli-
tisch  Einfluss  nimmt.  Demokratisches  und  soziales  Denken  und  Handeln 
sollen  gefördert  werden,  um  die  gesellschaftliche  Vision  zu  verwirklichen. 
Die  Eigenständigkeit  und  Unabhängigkeit  des  Verbandes  soll  gewahrt  und 
eine Transparenz und Kontrolle der Arbeit soll gewährleistet werden. Durch 
die  Arbeit  der  Einrichtung  sollen  Menschen  darin  unterstützt  werden,  ihr 
Leben eigenständig und verantwortlich zu gestalten. Daneben sollen alterna-
tive  Lebenskonzepte  unterstützt  werden.  Die  Verantwortung  des  einzelnen 
Allgemeine Informationen zum Untersuchungsbereich                               14 
für  die  Gemeinschaft  soll  gestärkt  und  ein  Zusammengehörigkeitsgefühl 
vermittelt und aufgebaut werden. Bei allem  stellt die qualitative Hochwer-
tigkeit der Dienstleistung, die allen Menschen zugänglich sein soll, ein zen-
trales Ziel dar (AWO, 2008). 
2.4 Skizzierung der Unternehmensgruppe AWO Trialog gGmbH 
Die AWO Trialog gGmbH  Sozialpsychiatrie  bietet verschiedene Hilfe-
leistungen im gesamten Bundesgebiet an. Zielgruppe stellen Menschen mit 
psychischen Erkrankungen und deren Angehörige dar. Zentrale Zielsetzung 
ist  die  Stärkung  und  Unterstützung  des  Selbsthilfepotentials  dieser  Perso-
nen.  Im  Zentrum  der  Aufmerksamkeit  stehen  dabei  die  individuellen  Le-
benslagen,  Bedürfnisse,  Erwartungen  und  Möglichkeiten  der  Hilfesuchen-
den (AWO Trialog, 2008).  
Zum  Leistungskatalog der AWO Trialog gehören:  
-
  Rehabilitation und Eingliederungshilfe 
-
  Beratung und unterstützende Begleitung und Betreuung im Arbeitsleben 
-
  ambulante  und  stationäre  Rehabilitation,  Beratung  und  Betreuung, 
Behandlung und Gesundheitsförderung bei Suchterkrankungen 
Der Terminus ,,Trialog" beschreibt hierbei die zentrale Vorgehensweise der 
dort Tätigen: Professionell Helfende, psychisch Erkrankte und deren Ange-
hörige  arbeiten  als Team miteinander, innerhalb  dessen jeder vom anderen 
lernen soll. Die starke Einbindung der Angehörigen der direkt  Betroffenen 
resultiert  aus  der  Überzeugung  des  Unternehmens,  dass  ein  stützendes  so-
ziales Netzwerk den wichtigsten Tatbestand für die Prävention, die Morbidi-
tätsminderung und die Förderung der Rehabilitation psychischer und physi-
scher Störungen darstellt (AWO Trialog, 2008). 
2.4.1 Leitbild der AWO Trialog gGmbH 
Das Leitbild der AWO Trialog soll hier ausführlicher dargestellt werden, da 
dieses von den dort tätigen professionellen und ehrenamtlichen Helfern als 
Arbeitskonzept  verstanden  wird  und  deren  fachliche  Grundposition    be-
stimmt.  Die  Präambel  betont  die  Verbundenheit  mit  der  geschichtlichen 
Allgemeine Informationen zum Untersuchungsbereich                               15 
Tradition der AWO. Auch hier wird auf den freiheitlich-demokratischen So-
zialismus als wichtige Orientierung und  die damit verbundenen grundlegen-
den  Handlungswerte  Solidarität,  Toleranz,  Freiheit  und  Gleichheit  verwie-
sen. Die AWO definiert diese grundlegenden Werte folgendermaßen:  
,,Solidarität bedeutet, über Rechtsverpflichtungen hinaus durch praktisches 
Handeln füreinander einzustehen. Wir können nur dann menschlich und  in 
Frieden  miteinander  leben,  wenn  das  Sozialstaatsgebot  des  Grundgesetzes 
von  der  Politik  umgesetzt  wird,  wenn  wir  für  einander  einstehen  und  die 
Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal anderer überwinden. Wer in Not 
gerät, kann sich auf die Solidarität der Arbeiterwohlfahrt verlassen. Solidari-
tät ist auch Stärke im Kampf um das Recht. 
Toleranz
  bedeutet  nicht  nur,  andere  Denk-  und  Verhaltensweisen  zu  dul-
den,  sondern  sich  dafür  einzusetzen,  daß  [sic]  jedermann  und  besonders 
Minderheiten  sich  frei  äußern  können,  in  ihrer  Religion  und  Weltanschau-
ung nicht eingeschränkt  werden und so leben können, wie sie es für  ange-
messen halten. Toleranz endet dort, wo sie Gefahr läuft, mißachtet [sic] und 
mißbraucht [sic] zu werden. Solchen Gefahren stellt sich die Arbeiterwohl-
fahrt entgegen. Freiheit ist die Freiheit eines jeden, auch des Andersdenken-
den. 
Freiheit
  bedeutet,  frei  zu  sein  von  entwürdigenden  Abhängigkeiten,  von 
Not  und  Furcht.  Freiheit  bedeutet,  die  Möglichkeit  zu  haben,  individuelle 
Fähigkeiten zu entfalten und an der Entwicklung eines demokratischen, so-
zial  gerechten  Gemeinwesens  mitzuwirken.  Nur  wer  sich  sozial  gesichert 
weiß, kann die Chancen der Freiheit nutzen. 
Gleichheit
 gründet in der gleichen Würde aller Menschen. Sie verlangt glei-
che Rechte vor dem Gesetz, gleiche Chancen, am politischen und sozialen 
Geschehen  teilzunehmen,  das  Recht  auf  soziale  Sicherung  und  die  gesell-
schaftliche Gleichstellung von Frau und Mann. 
Gerechtigkeit
  fordert  einen  Ausgleich  in  der  Verteilung  von  Arbeit  und 
Einkommen,  Eigentum  und  Macht,  aber  auch  im  Zugang  zu  Bildung, 
Ausbildung und Kultur" (AWO, 2008). 
Allgemeine Informationen zum Untersuchungsbereich                               16 
Als Leitbild benennt die AWO Trialog gGmbH folgende Leitsätze: 
1.
  ,,Unser Handeln ist darauf gerichtet die Lebensqualität unserer Kli-
enten zu bewahren und zu verbessern:  
Wir begegnen unseren Klienten respektvoll und wertschätzend. 
Wir orientieren uns an den Fähigkeiten unserer Klienten und Klien-
tinnen. 
Wir  begleiten  den  Prozess  zur  Teilhabe  am  Leben  in  der  Gesell-
schaft als verlässlicher Partner. 
2.
  Kommunikation,  Kooperation  und  Transparenz  sind  handlungslei-
tend für die Kultur und Organisation unseres Unternehmens: 
Wir orientieren uns konsequent am Prinzip der dezentralen Verant-
wortung. 
Wir nutzen auch die Vorteile zentraler Steuerung. 
Wir sind aktive Mitgestalter regionaler Netzwerke. 
3.
  Die  Mitarbeiterinnen  und  Mitarbeiter,  als  Beteiligte  an  der  Gestal-
tung der Arbeitsprozesse, sind in die Entwicklung des Unternehmens 
eingebunden: 
Wir prägen die Qualität unserer Dienstleistungen durch die Übernah-
me von Verantwortung auf allen Ebenen. 
Wir schätzend das Wissen und die Erfahrung unserer Mitarbeiterin-
nen und Mitarbeiter. 
Wir fördern den Wissensaustausch und die Erweiterung von Kompe-
tenzen. 
4.
Unsere Dienstleistungen sind innovativ und von hoher Qualität: 
      Wir gestalten zukunftsweisende Angebote bei sich verändernden ge-
sellschaftlichen Rahmenbedingungen. 
      Wir  prüfen  und  verbessern  die  Qualität  unserer  Dienstleistungen 
kontinuierlich. 
5.
  Unweltbewusstes Denken und Handeln ist eine Grundhaltung in un-
serer Arbeit: 
Allgemeine Informationen zum Untersuchungsbereich                               17 
Wir  tragen  dazu  bei,  die  Umwelt  zu  schützen,  die  Ressourcen  zu 
schonen und somit die Grundlage für unsere Lebensqualität zu ver-
bessern. 
6.
  Unser Ziel ist es, mit dem einzelnen Menschen sein Höchstmaß an 
selbstbestimmter  Lebensführung  zu  erreichen  und  zu  erhalten. 
Unsere Vision ist eine Gesellschaft in der vielfältige Lebenskonzepte 
und Lebensräume ihren Platz haben und unterstützt werden: 
Wir setzen uns ein für Teilhabe und Diskriminierungsverbot, Wahl-
freiheit und Normalitätsgebot, Selbstbestimmung und Teilhabe ohne 
Ausgrenzung. 
Wir sind überzeugt, dass diese Ziele in unserer Gesellschaft erreich-
bar sind" (AWO Trialog, 2008). 
Beschreibung der Anonymen Drogenberatung                                            18 
3     BESCHREIBUNG DER ANONYMEN DROGENBERATUNG
Es folgt eine kurze Darstellung der Stadt, in der die Drogenberatung ansäs-
sig ist, um dem Leser einen Eindruck der  Lebensverhältnisse des Klientels 
zu ermöglichen. Zum Schutz und zur Wahrung der Anonymität der befrag-
ten Personengruppe wird auf eine  Angabe der Quellen verzichtet. 
Die Anonyme Drogenberatung ist ansässig in einer Stadt mit ca. 80.000 Ein-
wohnern. 2007  lag die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt bei 11,8%. 
Im Juni 2007 waren in der Stadt 17 verarbeitende Gewerbebetriebe (ab  20 
Beschäftigte)  gemeldet,  die  insgesamt  mehr  als  2000  Personen  beschäftig-
ten.  Etwa  15%  der  Einwohner  waren  im  Jahr  2007  Leistungsempfänger 
nach  SGB  II,  davon  waren  etwa  70%  Empfänger  von  Arbeitslosengeld  II 
und ca. 30% Empfänger von Sozialgeld.  
Die Anonyme Drogenberatung ist hier zentral gelegen und kann sowohl aus 
dem  Stadtgebiet  wie  auch  von  Personen  aus  dem  Umland  problemlos  mit 
öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden.  
3.1 Zugrundeliegende Konzeption 
Die Drogenberatung richtet sich mit ihren Angeboten an alle, die mit stoff  
gebundenen  und  ungebundenen  Suchterkrankungen  konfrontiert  sind  und 
Hilfe suchen. Der Schweregrad der eventuell bestehenden Abhängigkeit so-
wie  das  konsumierte  Suchtmittel  sind  dabei  unerheblich.  Die  angebotene 
Hilfe ist unbürokratisch und sofort möglich. So werden Erstgespräche inner-
halb  von  48  Stunden  nach  der  Kontaktaufnahme  durch  die  hilfesuchende 
Person von den Therapeuten angeboten.  
Die  Genese  süchtigen  Verhaltens  wird  hier  aus  der  Trias  der  Wechselwir-
kung  von  Substanzeffekten,  Persönlichkeits-  und  Umweltfaktoren  verstan-
den.  Ziele  des  therapeutischen  Handelns  lassen  sich  aus  den  Kernpunkten 
der  AWO  sowie  aus  dem  Leitbild  der  AWO  Trialog  gGmbH  ableiten  und 
Beschreibung der Anonymen Drogenberatung                                            19 
setzen sich zusammen aus der  Förderung  einer  größeren  gesellschaftlichen 
Akzeptanz  von  Abhängigkeitserkrankten  sowie  Reduktion  ihrer  Diskrimi-
nierung,  Stigmatisierung  und  Ausgrenzung.  Des  Weiteren  soll  demokra-
tisches und soziales Handeln unterstützt und größtmögliche Autonomie für 
den  Einzelnen  hergestellt  werden.  Menschen  werden  dabei  unterstützt,  ihr 
Leben und ihr Lebenskonzept entsprechend ihrer individuellen Fähigkeiten 
eigenständig und verantwortlich zu gestalten. Das individuelle Hilfsangebot 
wird dabei beständig und flexibel den sich verändernden Bedarfslagen ange-
passt.  Der  Veränderungsprozess  des  Klienten  wird  begleitet  nach  dem 
Grundsatz ,,Hilfe zur Selbsthilfe". Damit folgt die Intervention dem sozial-
psychiatrischen  Grundsatz,  die  Betreuung  nur  solange  wie  nötig  durchzu-
führen. Insgesamt erfüllen die Hilfsangebote der Institution die Kriterien der 
Gemeinde-  und  Sozialpsychiatrischen  Versorgung.  Nach  Peukert  (vgl. 
www.ibrp-online.de)  soll  Gemeindepsychiatrie  ihre  Hilfsangebote  zu  den 
Menschen in die Gemeinden bringen, ohne dass diese zentrale Hilfsinstitu-
tionen aufsuchen müssen. Zentrales Ziel hier ist, dass chronisch oder schwer 
Erkrankte, trotz und gegebenenfalls mit ihrer Krankheit in ihrem gewohnten 
Lebensumfeld verbleiben können, indem dieses, gemeinsam mit dem sozia-
len  Netzwerk  der  erkrankten  Person,  entsprechend  modifiziert  wird.  Seeli-
sche Schwierigkeiten und Krankheiten sollen demnach dort bearbeitet wer-
den, wo sie entstehen und gelebt werden, nämlich im sozialen Umfeld, dem 
Arbeitsplatz, der Familie etc. Allerdings wird die Zielerfüllung nach wie vor 
durch sozialadministrative und sozialrechtliche Regelungen erschwert. Nach 
Dörner (1970) stellt Sozialpsychiatrie eine empirische Wissenschaft dar, die 
,,als therapeutische Praxis und als soziale Bewegung den Versuch der Rück-
beziehung  auf  und  die  Integration  der  psychischen  Leiden  in  ihre  soziale 
Realität"  zum  Ziel  hat  (vgl.  www.ibrp-online.de).  Die  Schweizerische  Ge-
sellschaft  für  Sozialpsychiatrie  definiert  Sozialpsychiatrie  als  denjenigen 
Bereich der Psychiatrie, ,,der psychisch kranke Menschen in und mit ihrem 
sozialen  Umfeld  zu  verstehen  und  zu  behandeln  sucht.  Sie  studiert  die 
Wechselwirkungen  zwischen  sozialen,  psychologischen  und  biologischen 
Faktoren  und  bezieht  Familie,  Wohn-  oder  Arbeitssituation  gezielt  in  die 
Beschreibung der Anonymen Drogenberatung                                            20 
Prävention  und  Behandlung  psychischer  Störungen  mit  ein"  (vgl. 
www.ibrp-online.de).  
Innerhalb der Anonymen Drogenberatung gilt der Grundsatz, den Menschen 
ganzheitlich, vor dem Hintergrund seiner Biografie und seiner aktuellen Le-
benslage,  zu  betrachten.  Das  zentrale  Gebot  bei  der  Kontaktaufnahme  mit 
dem Klienten besteht im Anbieten und Herstellen einer Beziehung ohne all-
zu große Forderungen an die hilfesuchende Person zu stellen. Die Angestell-
ten der Drogenberatung bemühen sich stets um ein höchstes Maß an Freund-
lichkeit, allein schon weil es sich bei den Klienten aus ihrer Sicht um Kun-
den  handelt.  Die  Behandlung  basiert  auf    Freiwilligkeit  und  ist  langfristig 
bestrebt,  eine  Krankheitseinsicht  bei  der  abhängigkeitserkrankten  Person 
aufzubauen, um so  die notwendige  Compliance herzustellen.  Zweifel und 
Bedenken der Klienten werden ernst genommen und thematisiert, mit Rück-
fällen wird konstruktiv gearbeitet.  
Das interdisziplinäre Team setzt sich zusammen aus Diplom-Sozialpädago-
gen  und  Diplom-Psychologen,  einer  Ärztin,  spezifischen  Fachkräften  wie 
Lehrern, Sozialwirten und ehrenamtlichen Helfern. 
3.2 Klientenbezogene Angebote 
Die Hilfsangebote der Anonymen Drogenberatung lassen sich in drei zentra-
le Bereiche einteilen. Zum einen in den klientenbezogenen Bereich, der im 
Folgenden näher erläutert werden soll, die Kooperation mit anderen Institu-
tionen und Berufsgruppen, die sich ebenfalls mit Suchterkrankten beschäf-
tigen und zum anderen die Öffentlichkeitsarbeit und Prävention. 
Die klientenbezogenen Hilfsangebote sind breit gefächert und beziehen sich 
sowohl  auf  stoffgebundene  wie  auch  stoffungebundene  Abhängigkeitssyn-
drome. Sie erstrecken sich über die Suchtbegleitung, das Betreute Wohnen, 
die  Psychosoziale  Begleitung  und  Substitution,  die  ambulante  Rehabilita-
tion,  die  Tagesstrukturierende  Maßnahme  und  vieles  mehr,  um  nur  einen 
Auszug aus dem Leistungskatalog der Drogenberatung zu nennen. Die auf-
gezählten Angebote sollen nachfolgend näher skizziert werden. Eine Über-
sicht über verschiedene Interventionsformen gibt Abbildung 1. 
Beschreibung der Anonymen Drogenberatung                                            21 
Abb. 1
. Auszug aus dem klientenbezogenen Angebot der Drogenberatung 
Die  Suchtbegleitung  hat  stützende  und  betreuende  Funktion  und  soll  eine 
weitere  Verschlechterung  des  körperlichen  und  psychosozialen  Status  der 
Person verhindern. Bestandteile der Betreuung sind lebenspraktische Hilfen, 
Krisenintervention  und  Gespräche.  Die  Arbeit  findet  vorwiegend  in  auf-
suchender  Form  Anwendung,  womit  ein  wesentliches  Ziel  von  Gemeinde-
psychiatrie  erfüllt  wird,  nämlich  die  Hilfe  zu  chronisch  Erkrankten  nach 
Hause  zu  bringen.  Das  ,,Familiensystem"  findet  hier  besondere  Aufmerk-
samkeit.  Mittels  lösungsorientierter  Intervention  soll  die  Familie  gestärkt 
werden.  Auch  das  weitere  soziale  Umfeld  der  Erkrankten  Person,  wie  Be-
währungs- oder Jugendhilfe, Hausarzt, etc. kann in die Behandlung mit ein-
bezogen werden, um das Umfeld gemeinsam mit dem sozialen Netzwerk so 
zu gestalten, dass die betroffene Person dort trotz ihrer Erkrankung verblei-
ben  kann.  Auch  dies  entspricht  den  Merkmalen  von  Gemeindepsychiatrie 
nach Peukert (vgl. www.ibrp-online.de).  
Zentral beim Angebot des Betreuten Wohnens im eigenen Wohnraum  sind 
die individuelle Suchthilfe und  die  Begleitung im Alltag. Als  Zugangsvor-
aussetzungen gelten ein gewisses Ausmaß an psychischer Stabilität und die 
allgemeine Fähigkeit zur individuellen Alltagsbewältigung. Auch die Moti-
vation zur Abstinenz und eine Gesprächsbereitschaft sind Grundvoraussetz-
ungen, um dieses Angebot nutzen zu können. Außerdem muss eine gültige 
Kostenübernahme  durch  den  zuständigen  Sozialhilfeträger  nach  §39/40 
BSHG (SGB II) gewährleistet sein. Psychiatrische, neurologische oder hirn-
Drogenberatung 
Klientenbezogenes Angebot: 
· 
Suchtbegleitung 
· 
Betreutes Wohnen 
· 
Psychosoziale Begleitung 
& Substitution 
· 
Ambulante Rehabilitation 
· 
Tagesstrukturierende 
Maßnahme 
· 
etc. 
Zielgruppe: 
stoffgebundene und 
ungebundene 
Abhängigkeitserkrankte 
Beschreibung der Anonymen Drogenberatung                                            22 
organische  Erkrankungen,  eine  ausgeprägte  antisoziale  Persönlichkeitsstör-
ung und deutlich fehlende Krankheitseinsicht stellen hingegen Ausschluss-
kriterien dar. Frauen mit Kindern, Familien und Einzelpersonen können die-
se Form der Unterstützung bei Bedarf und bei Erfüllung der Aufnahmekri-
terien  in  Anspruch  nehmen.  Ziele  des  Betreuten  Wohnens  bestehen  in  der 
Förderung  sozialer  Integration  von  Suchterkrankten  und  der  Verringerung 
von  Krankenhausaufenthalten.  Auch  hier  findet  die  Arbeit  vorwiegend  in 
aufsuchender  Form  Zuhause,  am  Arbeitsplatz  oder  anderen  Orten  des  so-
zialen Umfeldes des oder der Klienten statt, womit wiederum ein zentrales 
Kriterium der Gemeindepsychiatrie nach Peukert erfüllt wird. Die zeitliche 
Spanne der Betreuung kann von sechs Monaten bis hin zu mehreren Jahren 
reichen.  Häufig  wird  dieses  Angebot  von  substituierten  Klienten  in  An-
spruch genommen, die innerhalb der Drogenberatung auch psychosozial be-
treut werden.  
Die  Psychosoziale  Begleitung  und  Substitution  kann  erfolgen,  wenn  eine 
Abstinenztherapie  aktuell  nicht  durchführbar  erscheint,  jedoch  eine  dring-
ende  Behandlungsbedürftigkeit  aufgrund  der  chronischen  Suchterkrankung 
mit  kritischen  körperlichen,  seelischen  oder  sozialen  Folgen  vorliegt.  Mo-
dule  der  Psychosozialen  Betreuung  sind  u.a.  Hausbesuche,  Freizeitveran-
staltungen,  Paar-  und  Angehörigenarbeit,  sozialarbeiterische  Unterstützung 
hinsichtlich sozialer und beruflicher Rehabilitation, Arbeitsplatz- und Woh-
nungssuche  und  Schuldenregulation.  Die  Ziele  des  Angebotes  setzen  sich 
zusammen  aus  der  Wiederherstellung  physischer  Gesundheit,  psycho-
logischer  Stabilisierung,  Monotoxikomanie,  beruflicher  Rehabilitation  und 
letztlich  Abstinenz.  Ebenso  im  Vordergrund  stehen  Gemeindeintegration 
und  die    Vermeidung  von  Hospitalisierung  auch  für  schwer  Erkrankte,  in-
dem  die Substitution als solche durch niedergelassene Hausärzte erfolgt, die 
mit der Drogenberatungsstelle kooperieren.  
Für Personen, die noch nicht auf dem freien Arbeitsmarkt vermittelt werden 
können oder eine Phase der psychischen und physischen Stabilisierung be-
nötigen, hält die Drogenberatung ein weiteres Angebot bereit, das gemein-
sam  mit  der  zuständigen  ARGE  entwickelt  und  von  dieser  auch  finanziert 
Beschreibung der Anonymen Drogenberatung                                            23 
wird. Ziel des Projektes ist, Menschen mit Suchtproblematiken mittels An-
leitung durch eine fachliche Betreuung verbesserte Perspektiven zur gesell-
schaftlichen Teilhabe zu ermöglichen. Belastbarkeit, Ausdauer und Konzen-
tration sollen durch die Arbeitserprobung trainiert und gestärkt werden. Da-
zu müssen die Teilnehmer definierte  Leistungsanforderungen erfüllen, wo-
bei stets die individuellen Ressourcen der Person Berücksichtigung finden. 
Eine Alltagsbewältigung ohne problematischen Substanzkonsum soll durch 
die Steigerung des Selbstwertes und durch eine Stabilisierung der Gesund-
heit erreicht werden.  
Ein weiteres Hilfsangebot besteht in der ambulanten Rehabilitation Abhäng-
igkeitserkrankter. Diese fördert den Realitätsbezug, in dem die Klienten be-
ständig  neue  Verhaltensweisen  in  ihrem  Alltag  erproben  und  erfordert  so 
selbstverantwortliches  Handeln  und  Eigeninitiative  der  betroffenen  Perso-
nen.  Ein  weiterer  Vorteil  ambulanter  Rehabilitation  besteht  darin,  dass 
Rückfallstrategien  unter  Alltagsbedingungen  trainiert  werden  können  und 
das soziale Umfeld stark mit eingebunden werden kann. So kann, gemein-
sam mit dem sozialen Umfeld,  das Umfeld derart modifiziert werden, dass 
der  Klient  in  diesem  verbleiben  kann  und  unnötige  Klinikaufenthalte  ver-
mieden  werden.      Reicht  eine  ambulante  Intervention  nicht  aus,  erfolgt 
durch  die  Anonyme  Drogenberatung  eine  Vermittlung  in  stationäre  Thera-
pie und Entgiftung. Dazu erfolgt eine Zusammenarbeit mit Fachkliniken im 
gesamten Bundesgebiet.  
Innerhalb  der  Institution  ist  eine  Ärztin  beschäftigt,  die  Beratung  und  Be-
treuung bei körperlichen Symptomen und Fragestellungen anbietet. Sie führt 
die Diagnostik aus, fordert Berichte und Gutachten an, die für die Anforder-
ung  einer  Rehabilitation  erforderlich  sind,    und  vermittelt  die  Klienten  an 
weiterführende medizinische Einrichtungen. Außerdem werden von ihr eine 
Diagnostik und begleitende Therapie bei psychiatrischen Zweiterkrankung-
en  durchgeführt,  da  bei  längerem  Suchtmittelkonsum  oft    psychische  Ko-
morbiditäten, wie Depression, Angst- und Panikstörungen, Traumatisierung 
oder Persönlichkeitsstörungen, vorliegen. Des Weiteren begleitet die Ärztin 
ambulante Entgiftungen von Alkohol, Medikamenten und illegalen Drogen, 
Beschreibung der Anonymen Drogenberatung                                            24 
führt Einzel- und Gruppenpsychotherapien durch und ist verantwortlich für 
Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen innerhalb der Einrichtung. 
Die Tagesstrukturierende Maßnahme als ambulante Soforthilfe richtet sich 
an Personen, die über ein ausreichendes Maß an Motivation zur Abstinenz 
verfügen und sich darin erproben wollen, ihren weiteren Alltag suchtmittel-
frei zu gestalten. Auch Personen, die sich von ihrem süchtigen Umfeld ab-
grenzen wollen und einen Einstieg ins Arbeitsleben anstreben, finden hier 
anonym und unbürokratisch Unterstützung. Die Maßnahme richtet sich 
ebenfalls an Personen, die auf einen Therapieplatz warten oder die nach ein-
er Therapie weitere Unterstützung suchen. Auch in Kombination mit einer 
ambulanten Rehabilitation kann die Tagesstrukturierung zusätzliche Unter-
stützung bieten. Von Seiten der Teilnehmer muss die Bereitschaft zu täg-
lichen Alkohol- und Drogenkontrollen vorliegen. Konsequenz eines positi-
ven Befundes ist das sofortige Verlassen der Maßnahme für 48 Stunden. Die 
Tagesstrukturierende Maßnahme zielt darauf ab, dass suchtkranke Men-
schen in ihrem gewohnten Umfeld verbleiben, sich im Alltag erproben und 
in einem ,,trockenen" bzw. ,,cleanen" Rahmen ihre Abstinenz festigen kön-
nen. Sie soll den Menschen aus der, häufig mit Sucht einhergehenden, so-
zialen Isolation verhelfen und die Übernahem sozialer Verantwortung unter-
stützen.  Zentrales Konzept ist das Alltagstraining, das durch die  Selbstver-
sorgung der Teilnehmer realisiert wird, die eigenständig den Lebensmittel-
einkauf erledigen, die Mahlzeiten planen und  zubereiten und für die Rein-
lichkeit der Räume verantwortlich sind. Zur Finanzierung der Maßnahme 
zahlen die Teilnehmer täglich  1,50 für die Verpflegung. Die Mitarbeiter 
der Drogenberatung können außerdem täglich ein von den Teilnehmern zu-
bereitetes Mittagessen zum Preis von  2,00 erwerben. Des Weiteren wird 
das Projekt von der Stadt bezuschusst. Zugangsvoraussetzungen zur Maß-
nahme sind Suchtmittelfreiheit seit mindestens 48 Stunden vor der ersten 
Teilnahme, ein fester Wohnsitz, Motivation zum regelmäßigen Erscheinen 
und das Einverständnis zu regelmäßigen Alkohol- und Drogenkontrollen. 
Ausschlusskriterien stellen andauernder Suchtmittelkonsum, Unzuverlässig- 
Beschreibung der Anonymen Drogenberatung                                            25 
keit des Teilnehmers, Androhung oder Anwendung von Gewalt oder andere 
Regelverletzungen dar.  
Abbildung 2 gibt einen Überblick über die beschriebenen  Interventionsfor-
men,  deren  Ziele,  Module  und  die  anvisierte  Zielgruppen.  Eine  detaillierte 
Beschreibung  der  Tagesstrukturierenden  Maßnahme,  die  den  Untersuch-
ungsgegenstand der vorliegenden Arbeit darstellt, erfolgt unter Punkt 4.2.    
Die hier aufgeführte Liste der Projekte und Hilfsangebote der Drogenbera-
tungsstelle ist keineswegs vollständig, sondern stellt lediglich eine Auswahl 
der Angebote dar. Die beschriebenen Hilfen charakterisieren allerdings die 
Arbeits- und Sichtweise der Institution im Besonderen.  
3.3 Statistik der Drogenberatung aus den Jahren 2005 und 2006 
In  der  Darstellung  der  Statistik  der  Drogenberatung  gelten  ebenfalls  der 
Schutz und die Wahrung der Anonymität der in der Untersuchung befragten 
Personen. Aus diesen  Gründen werden sämtliche Zahlen derart dargestellt, 
dass ein Rückschluss auf die entsprechende Institution nicht möglich ist. 
Die folgende Tabelle 1 soll eine Übersicht über die Gesamtzahl der Klienten 
geben, die die Drogenberatung in den Jahren 2005 und 2006 aufsuchten. Es 
handelt  sich  dabei  um  Personen,  die  erstmalig  die  Beratung  in  Anspruch 
nahmen, die vom Vorjahr übernommen wurden und Angehörige oder nahe-
stehende Personen von suchterkrankten Personen. 
Tab. 1: 
Verteilung der Gesamtanzahl der Klienten 2005/2006 
             Gesamtzahl = gerundet aus Gründen der Anonymität  
             Neue = Klienten, die die Beratung erstmalig aufsuchten in Prozent 
             Übernommene = aus dem Vorjahr übernommen Klienten in Prozent 
Jahr 
2005 
2006 
Gesamtzahl 
ca. 900 
ca. 900 
Neue (in %) 
56,6 
52,4 
Übernommene (in %) 
20,3 
25,3 
Angehörige (in %) 
23,1 
22,3 
Die Gesamtanzahl der Personen, die im Jahr 2006 die Beratung der Drogen-
beratung aufsuchten, liegt etwas über der des Vorjahres 2005. Der Anteil 
der Personen, die die Beratungsstelle erstmalig aufsuchten hingegen ist 
2006 um mehr als  4% geringer ausgefallen als noch 2005. Der Anteil der - 
Abb. 2
: Schematische Darstellung verschiedener Interventionsformen der Anonymen Drogenberatung, deren Ziele, Module und Zielgruppen                                                                                                       
26
ANONYME DROGENBERATUNG 
Suchtbegleitung 
Betreutes Wohnen 
Psychosoziale Begleitung 
& Substitution 
Ziele: 
Prophylaxe einer 
Verschlechterung des 
körperlichen und psy-
chischen Zustandes  
Module: 
- lösungsorientierte  
  Intervention 
- Krisenintervention 
- Gespräche 
- lebenspraktische  
  Hilfen 
Zielgruppe: 
Abhängige Personen, die 
(noch) nicht abstinent 
leben können; 
findet vorwiegend in 
aufsuchender Form statt; 
Ziele: 
Förderung sozialer 
Integration und Ver-
hinderung von Hospi-
talisierung 
Module: 
- lebens- und alltags- 
  praktische Unter- 
  stützung 
- Krisenintervention 
- Gespräche 
Zielgruppe: 
Abhängige Personen mit 
Abstinenzwillen, Frauen 
mit Kindern, Familien, 
Einzelpersonen; 
findet vorwiegend in 
aufsuchender Form statt; 
Ziele: 
- Wiederherstellung der  
   physischen Gesund- 
   heit und psycholo- 
   gische Stabilisierung  
- Monotoxikomanie  
- berufl. Rehabilitation  
- Vermeidung von   
   Hospitalisierung 
- Abstinenz 
Die Vergabe des Substi-
tuts erfolgt durch den 
Hausarzt; 
Module: 
-Hausbesuche 
-Freizeitveranstaltungen 
-Unterstützung bei der  
 Arbeitsplatz- und  
 Wohnungssuche sowie  
 Schuldenregulation 
Zielgruppe: 
Personen, bei denen Absti-
nenztherapie derzeit noch 
nicht möglich erscheint, bei 
denen jedoch eine dringen-
de Behandlungsbedürftig-
keit aufgrund der chro-
nischen Suchterkrankung 
mit kritischen somatischen, 
psychischen od. sozialen 
Folgen vorliegt;  
Arbeitsplatzerprobung 
Ziele: 
- Suchterkrankten mittels 
  fachl. Anleitung und  
  Betreuung verbesserte  
  Perspektiven zur gesell-  
  schaftlichen Teilhabe er- 
  möglichen 
- Training und Stärkung  
  der Belastbarkeit, Aus- 
  dauer und Konzentra-  
  tionsfähigkeit 
- durch das Erleben von 
  Kompetenz soll eine All- 
  tagsbewältigung  ohne 
  problematischen Konsum  
  des Suchtmittels erreicht 
  werden 
Module: 
- fachl. angeleitetes Prakti- 
  kum in einer Arbeits- 
  gruppe 
Zielgruppe: 
Personen, die ggf. aufgrund 
ihrer Sucht ihren Arbeits-
platz verloren haben und 
sich im Rahmen der Gene-
sung auch berufl. wieder 
rehabilitieren wollen oder 
die schon länger erwerbs-
los sind und wieder berufl. 
tätig sein wollen 
Ambulante Rehabilitation 
Ziele: 
- Förderung des Realitäts- 
  bezuges durch Erlernen  
  und Erproben neuer  
  Coping-Strategien 
- Förderung der Selbstver- 
  antwortung und Eigen- 
  initiative 
Module: 
- psychotherapeutische  
  Intervention zur Rehabili- 
  tation gemäß §15 SGB VI 
-verhaltenstherapeutische,  
  analytische und syste- 
  mische Elemente 
Zielgruppe: 
Personen, die über die 
Fähigkeit der länger-
fristigen Abstinenz verfü-
gen und trotz Intervention 
in ihrem sozialen Umfeld 
verbleiben wollen/können 
Tagesstrukturierende Maßnahme 
Ziele: 
Durch Bereitstellen eines suchtmittel-
freien Kontextes soll die Abstinenz der 
Teilnehmer stabilisiert und ihre soziale 
Isolation aufgehoben werden 
Module: 
- Alltagstraining durch Selbstversorgung 
  der Teilnehmer 
- verhaltenstherapeutische Elemente   
- Krisen- und lösungsorientierte Interven- 
  tion 
- Gespräche 
- Beratung 
- lebens- und alltagspraktische Unterstütz- 
  ung  
- Freizeitveranstaltungen 
- bei Bedarf auch Hausbesuche 
Zielgruppe: 
Personen, die: 
- ihren Alltag suchtmittelfrei gestalten 
  wollen, dabei aber noch Unterstützung 
  bedürfen 
- sich von ihrem süchtigen Umfeld        
  abgrenzen wollen 
- einen Einstieg ins Arbeitsleben an- 
  streben 
- auf einen Therapieplatz warten od.  
  nach einer Therapie weitere Unterstütz- 
  ung suchen 
- sich in ambulanter Rehabilitation befin- 
  den und zusätzliche Unterstützung zur  
  Alltagsbewältigung und -strukturierung  
  suchen 
Beschreibung der Anonymen Drogenberatung                                            27 
jenigen Personen, die sich aus dem Vorjahr weiter in Behandlung befanden, 
lag 2007 um 5% höher als 2006. Der Anteil der Angehörigen blieb in beiden 
Jahren  weitgehend  gleich  und  zeigte  2006  einen  geringen  Rückgang  um 
0,8% auf 22,3%. 
Das  Geschlechterverhältnis  blieb,  bezogen  auf  die  Gesamtzahl  aller  Klien-
ten in beiden Jahren, nahezu gleich. 2006 lag der Anteil männlicher Klien-
ten bei 58,2%, im Jahr 2005 bei 57,3%.  Der  Anteil weiblicher Klientinnen 
betrug 2005 42,7% und  blieb mit 41,8% im Jahr 2006  nahezu unverändert. 
Tabelle 2  liefert eine entsprechende Übersicht. 
Tab. 2: 
Verteilung der Klienten nach Geschlecht aus  2005/2006 in Prozent 
Jahr 
2005 
2006 
Frauen (in %) 
42,7 
41,8 
Männer (in %) 
 57,3 
58,2 
Die  konsumierten Suchtmittel der Klienten lassen sich in eine hierarchische 
Ordnung bringen, die sich aus dem prozentualen Anteil der jeweiligen Pro-
blembereiche ergeben. Je höher der prozentuale  Anteil des jeweiligen Pro-
blembereichs war, desto höher war der Rang des entsprechenden Bereiches. 
Es  wird  aus  den  bereits  erwähnten  Gründen  der  Anonymisierung  auf  eine 
genaue Aufschlüsselung der prozentualen Verteilung verzichtet.  
Der hauptsächliche Problembereich ,,Alkohol" blieb in beiden Jahren nahe-
zu identisch. Lediglich ein zu vernachlässigender  Rückgang im Jahr 2006 
war  zu  verzeichnen,  womit  die  Substanz  Alkohol  in  beiden  Jahren  an  der 
Spitze der Hierarchie stand. Im Jahr 2005 stand an zweiter Stelle noch Me-
thadon,  was  sich  2006  änderte.  Die  Substanz  Cannabis  tauschte  in  diesem 
Jahr Platz zwei mit Methadon und verdrängte diesen Bereich  auf den drit-
ten  Rang.  Der  Problembereich  Heroin  nahm  in  beiden  Jahren  unverändert 
Platz 4 in Anspruch. Auch Kokain veränderte seine Stellung innerhalb der 
Hierarchie nicht und verweilte in beiden Jahren auf Rang 5. Das gleiche ließ 
sich ebenfalls für den Problembereich Medikamente feststellen, die in bei-
den  Jahren  Platz  6  der  Hierarchie  bekleideten.  Im  Jahr  2006  tauschten  die 
Bereiche  Ecstasy  und  pathologisches  Glückspiel  ihre  Ränge:  Lag  der  pro-
blematische Ecstasykonsum im Jahr 2005 noch auf Platz 7 der Hierarchie, 
rutschte  er  im  Folgejahr  auf  Platz  8.  Glücksspiel  als  Störung  nahm  somit 
Beschreibung der Anonymen Drogenberatung                                            28 
2006 Rang 7 ein und verließ den achten Platz aus dem Jahr 2005. Der ab-
hängige Tabakkonsum rangierte 2005, genau wie im darauf folgenden Jahr, 
auf Platz 9, gefolgt von  problematischem Essverhalten.  Im Jahr darauf be-
legten beide  Bereiche mit gleichen prozentualen  Anteilen den Rang 9. Als 
tabellarischer Überblick ergibt sich folgende  Hierarchie der Problemberei-
che.
Tab. 3: Hierarchie der Problembereiche der direkt Betroffenen (ohne Angehörige) der Jahre 2005/2006 
Die  prozentualen    Anteile  der  Angehörigenarbeit  können  ebenso  wie  die 
Klientenprobleme  in  eine  Hierarchie  gebracht  werden.  Wie  sich  feststellen 
ließ, zeigte sich hier eine starke Veränderung der Ränge. Zwar  sank der Be-
reich Alkohol im Jahr 2006, dennoch stand dieser mit deutlichem Abstand 
an erster Stelle der Hierarchie. Gefolgt wurde dieser in beiden Jahren vom 
Bereich  Cannabis.  Beide  Substanzen  nahmen  bei  den  Angehörigen,  genau 
wie bei den Klienten, den größten prozentualen Anteil der Problembereiche 
ein. Mit großem prozentualem Abstand folgte im Jahr 2005 der Bereich He-
roin, der hier Platz 3, und ein Jahr später Platz 4, belegte. Methadon als pro-
blematisch  konsumierte  Substanz  bekleidete  im  Jahr  2005  Rang  4  und 
rutschte  ein  Jahr  später  auf  den  siebten  Rang.  Pathologisches  Glücksspiel 
rangierte 2005 auf Platz 5 und ein Jahr darauf auf Platz 6. Auf Rang 5 des 
Jahres 2006 lagen sowohl Medikamente wie auch Tabak, da beide Bereiche 
die gleichen prozentualen Anteile aufwiesen. Kokain lag im Jahr 2005 noch 
auf  dem  sechsten  Rang.  2006  stieg  die  Nachfrage  der  Angehörigen  aller-
dings  signifikant  an,  so  dass  diese  Substanz  dann  bereits  den  dritten  Rang 
belegte. Der Bereich problematisches Essverhalten rangierte 2005 auf Platz 
Problembereich 
Rang 
2005 
Rang 
2006 
Alkohol 
1 
1 
Methadon 
2 
3 
Cannabis 
3 
2 
Heroin 
4 
4 
Kokain 
5 
5 
Medikamente 
6 
6 
Ecstasy 
7 
8 
Pathologisches Glücksspiel 
8 
7 
Tabak 
9 
9 
Nahrungsmittel  
10 
9 
Beschreibung der Anonymen Drogenberatung                                            29 
7 und rutschte im Folgejahr auf Platz 8, womit im Jahr 2006 aufgrund der 
gleichen  prozentualen  Anteile  die  Bereiche  problematisches  Essverhalten 
und Ecstasy  auf Platz 8 rangierten. Nachfragen im Bereich Medikamenten-
missbrauch  von  Angehörigen  oder  Freunden  lagen  2005  auf  dem  achten, 
2006, wie bereits erwähnt, auf dem fünften Rang. Die Angehörigenarbeit im 
Bereich  Ecstasy  bekleidete  im  Jahr  2005  Platz  9,  im  Bereich  Tabak  den 
zehnten  Platz.  Die  nachfolgende  Tabelle  4  liefert  einen  entsprechenden 
Überblick  über  die  Veränderung  der  Hierarchie  der  Problembereiche  der 
Angehörigen in beiden Jahren.  
Tab. 4: 
Hierarchie der Problembereiche der Angehörigen der Jahre 2005/2006
In  der  Zusammenlegung  der  Bereiche  Angehörigennachfragen  und  Pro-
blembereiche der direkt Betroffenen zeigte sich, dass die Bereiche Alkohol, 
Cannabis,  Methadon,  Heroin,  Kokain,  Ecstasy  und  Pathologisches  Glücks-
spiel in beiden Jahren die gleichen Ränge, nämlich die von 1  7, belegten. 
Der  Bereich  Medikamente  lag  im  Jahr  2005  noch  auf  Platz  8,  bekleidete 
2006  dann    Platz  9,  Platz  8  wurde  im  Jahr  2006  von  dem  Problembereich 
Tabak  eingenommen,  der  ein  Jahr  zuvor  noch  auf  Platz  10  rangierte.  Pro-
blematisches  Essverhalten  nahm  2005  noch  Platz  9  ein,  im  folgenden  Jahr 
Platz  10.  Die  nachstehende  Tabelle  5  gibt  einen  entsprechenden  Eindruck 
über die Veränderungen innerhalb der Anteile der Problembereiche.  
Problembereich 
Rang 
2005 
Rang 
2006 
Alkohol 
1 
1 
Cannabis 
2 
2 
Heroin 
3 
4 
Methadon 
4 
7 
Pathologisches Glücksspiel 
5 
6 
Kokain 
6 
3 
Nahrungsmittel 
7 
8 
Medikamente 
8 
5 
Ecstasy 
9 
8 
Tabak 
10 
5 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2009
- ISBN (eBook)
- 9783836634694
- DOI
- 10.3239/9783836634694
- Dateigröße
- 2.5 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Carl von Ossietzky Universität Oldenburg – Human- und Geisteswissenschaften, Studiengang Psychologie
- Erscheinungsdatum
- 2009 (September)
- Note
- 1,0
- Schlagworte
- tagesstrukturierung suchtstörung alkoholabhängigkeit suchttherapie maßnahmen
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					