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Finanzielles Risikomanagement in Industrieunternehmen

Externe Steuerung der Erfolgsrisiken

©2009 Diplomarbeit 86 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Das Risikomanagement eines Unternehmens ist ein komplexes System. Es befasst sich im Allgemeinen mit den Ursachen und dem Ausmaß möglicher Abweichungen von der Unternehmensplanung. Da die Zukunft nicht genau prognostizierbar ist und diese Unsicherheit stetig zunimmt, erhält das Risikomanagement eine immer größere Bedeutung. Um ein Verständnis für die exakte Funktionsweise des Risikomanagements zu bekommen, müssen zunächst die wichtigen Grundlagen dargestellt werden.
Begriffsdefinitionen:
Um den Aufbau und die Notwendigkeit des Risikomanagements verstehen zu können, sind im Vorfeld einige elementare Begriffe zu erläutern.
Risiko:
Das Risiko stellt schon seit längerem einen Betrachtungsgegenstand der Wirtschaftswissenschaften dar. Das Wort ‘Risiko’ stammt von dem italienischen Verb ‘riscare’ ab und bedeutet umgangssprachlich übersetzt so viel wie ‘etwas wagen’. Somit bedeutet Risiko nicht, einem Zustand hilflos ausgeliefert zu sein, vielmehr steht die Entscheidung für oder gegen ein Wagnis im Vordergrund. Unter Entscheidungen versteht man die Auswahl einer von mindestens zwei Handlungsalternativen, die dem Entscheidungsträger zur Umsetzung eines Ziels zur Verfügung stehen.
Abhängig von der individuellen und somit subjektiven (Risiko-) Wahrnehmung fällt die Einschätzung dessen, was Risiko ist, höchst unterschiedlich aus. Folglich sind auch zahlreiche unterschiedliche Risikodefinitionen zu finden, da der Risikobegriff jeweils vor dem Hintergrund einer bestimmten Problemstellung definiert wird. Allgemein wird Risiko im Unternehmen als die Möglichkeit der Gefahr von Verlusten in Folge der Geschäftstätigkeit, d.h. des negativen Abweichens der Unternehmensentwicklung von Plangrößen, verstanden. Wie in dieser Definition erkennbar, steht bei dem Begriff Risiko zumeist der negative Aspekt im Vordergrund. Ökonomisch sinnvoll ist es jedoch, sowohl positive als auch negative Abweichungen zu berücksichtigen. Grenzt man den Begriff ‘Risiko’ ein, so kann man zwischen ursachen- und wirkungsbezogenen Auffassungen unterscheiden:
Der ursachenbezogene Risikobegriff ergibt sich aus der Tatsache, dass sämtliche in einem Unternehmen anliegenden Entscheidungen in die Zukunft gerichtet sind. Durch diesen Zukunftsbezug unterliegen die Auswirkungen einer getroffenen Entscheidung einer gewissen Unsicherheit, da zukünftige Entwicklungen nahezu immer mehrdeutig sind. Der Entscheidungsträger verfügt somit über einen unvollkommenen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Thorsten Fleischer
Finanzielles Risikomanagement in Industrieunternehmen
Externe Steuerung der Erfolgsrisiken
ISBN: 978-3-8366-2996-6
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, Würzburg, Deutschland, Diplomarbeit,
2009
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

2
Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS... 2
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ... 5
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ... 7
1.
GRUNDLAGEN DES RISIKOMANAGEMENTS ... 8
1.1
B
EGRIFFSDEFINITIONEN
... 8
1.1.1
Risiko ... 8
1.1.2
Risikomanagement ... 10
1.1.2.1 Bedeutung des Risikomanagements ...10
1.1.2.2
Ziele des Risikomanagements ...11
1.1.2.3
Notwendigkeit des Risikomanagements ...12
1.2
E
INFÜHRUNG DES
K
ON
T
RA
G ... 13
1.2.1
Neuregelungen für das Risikomanagement ... 14
1.2.1.1
Einrichtung eines Risikomanagementsystems ...14
1.2.1.2
Darstellung der zukünftigen Risiken ...15
1.2.1.3
Erweiterung der Abschlussprüfung ...15
1.2.2
Ziele des KonTraG ... 16
1.3
P
ROZESS DES
R
ISIKOMANAGEMENTS
... 16
1.3.1
Risikoanalyse ... 17
1.3.1.1
Risikoidentifikation ...18
1.3.1.2
Risikobewertung ...18
1.3.2
Risikosteuerung ... 19
1.3.2.1
Risiko vermeiden ...20
1.3.2.2
Risiko vermindern ...20
1.3.2.3
Risiko überwälzen ...20
1.3.2.4
Risiko selbst tragen ...21
1.3.3
Risikoüberwachung ... 21
2.
FINANZIELLES RISIKOMANAGEMENT ...22
2.1
T
REASURY
... 22
2.2
C
ASH
M
ANAGEMENT
... 23
3.
RISIKOUMFELD IN UNTERNEHMEN ...24
3.1
A
LLGEMEINE
S
YSTEMATISIERUNG DER
R
ISIKOARTEN
... 24
3.2
F
INANZWIRTSCHAFTLICHE
E
RFOLGSRISIKEN
... 26

3
3.2.1
Marktpreisrisiken ...26
3.2.1.1
Zinsänderungsrisiko ... 26
3.2.1.1.1
Bilanzielles Zinsänderungsrisiko ... 27
3.2.1.1.2
Wirtschaftliches Zinsänderungsrisiko ... 28
3.2.1.1.2.1
Festzinsrisiko ... 28
3.2.1.1.2.2
Variables Zinsänderungsrisiko ... 29
3.2.1.1.2.3
Marktwertänderungsrisiko ... 29
3.2.1.2
Währungsänderungsrisiko ... 29
3.2.1.2.1
Bildung von Wechselkursen ... 30
3.2.1.2.2
Einflussfaktoren auf die Wechselkurse... 30
3.2.1.2.3
Translationsrisiko ... 32
3.2.1.2.4
Transaktionsrisiko... 32
3.2.1.2.5
Ökonomisches Wechselkursrisiko ... 33
3.2.1.3
Commodity - Risiko ... 34
3.2.2
Kreditausfallrisiko ...37
3.2.2.1
Bonitätsrisiko ... 37
3.2.2.2
Länderrisiko ... 38
4.
INSTRUMENTE ZUR MESSUNG DER ERFOLGSRISIKEN IN UNTERNEHMEN ... 39
4.1
S
ENSITIVITÄTSANALYSEN
...39
4.1.1
Duration ...40
4.1.2
Basis Point Value ...41
4.1.3
Optionspreissensitivitäten ...41
4.2
S
ZENARIOANALYSEN
...42
4.3
S
TATISTISCHE
S
ZENARIEN
...43
4.3.1
Value-at-Risk-Ansatz ...43
4.3.1.1
Varianz ­ Kovarianz - Modell ... 44
4.3.1.2
Historische Simulation ... 45
4.3.1.3
Monte Carlo Simulation ... 47
4.3.2
Cash-Flow-at-Risk...48
5.
INSTRUMENTE ZUR EXTERNEN STEUERUNG DER ERFOLGSRISIKEN ... 50
5.1
G
RUNDLAGEN VON
D
ERIVATEN
...50
5.2
S
TEUERUNG DES
Z
INSÄNDERUNGSRISIKOS
...51
5.2.1
Unbedingte Termingeschäfte ...51
5.2.1.1
Forward Rate Agreement ­ FRA ... 51
5.2.1.2
Zinsfuture ... 53
5.2.1.3
Zinsswap ... 55
5.2.1.3.1
Absicherung von Finanzanlagen ... 55
5.2.1.3.2
Absicherung von Verbindlichkeiten ... 56

4
5.2.2
Bedingte Termingeschäfte ... 56
5.2.2.1
Zinscap ...56
5.2.2.2
Zinsfloor ...58
5.2.2.3
Zinscollar ...59
5.2.2.3.1 Absicherung von Finanzanlagen ...59
5.2.2.3.2
Absicherung von Verbindlichkeiten ...59
5.2.2.4
Swaption ...60
5.2.2.4.1
Payer-Swaption ...61
5.2.2.4.2
Receiver - Swaption ...61
5.3
S
TEUERUNG DES
W
ÄHRUNGSÄNDERUNGSRISIKOS
... 61
5.3.1
Devisen-Kassa-Geschäft ... 62
5.3.2
Devisentermingeschäft ... 62
5.3.2.1
Der Devisen-Forward ...63
5.3.2.2
Devisenfuture ...65
5.3.3
Währungsswap ... 65
5.3.4
Devisenswap ... 66
5.3.5
Devisenoption ... 67
5.3.5.1
Devisen-Call-Option ...67
5.3.5.2
Devisen-Put-Option ...68
5.4
S
TEUERUNG DES
K
REDITRISIKOS
... 70
5.4.1
Credit Default Swap ... 70
5.4.2
Credit Spread Option ... 72
5.4.3
Total Return Swap ... 74
5.4.4
Credit Linked Notes ... 75
5.5
S
TEUERUNG DER
E
RFOLGSRISIKEN IN DER
P
RAXIS
... 76
5.5.1
Steuerung des Währungsänderungsrisiko ... 76
5.5.2
Steuerung des Zinsänderungsrisikos ... 76
5.5.3
Steuerung des Kreditausfallrisikos ... 77
5.5.4
Steuerung der Erfolgsrisiken bei der Lufthansa AG ... 77
LITERATURVERZEICHNIS ...80
ONLINE - QUELLEN - VERZEICHNIS ...84

5
Abbildungsverzeichnis
A
BB
.
1:
S
YSTEMATISIERUNG DER
R
ISIKOKATEGORIEN
... 9
A
BB
.
2:
A
NZAHL DER
U
NTERNEHMENSINSOLVENZEN SEIT
1999 ... 13
A
BB
.
3:
D
ER
P
ROZESS DES
R
ISIKOMANAGEMENTS
... 17
A
BB
.
4:
G
RUNDSÄTZLICHE
M
ÖGLICHKEITEN DER
R
ISIKOSTEUERUNG
... 19
A
BB
.
5:
S
YSTEMATISIERUNG VON
U
NTERNEHMENSRISIKEN
... 25
A
BB
.
6:
E
NTWICKLUNG DES
E
URO IN
US-D
OLLAR SEIT DER
E
INFÜHRUNG AM
01.01.1999 ... 31
A
BB
.
7:
E
NTWICKLUNG VON
WTI
R
OHÖL IN
$/B
ARREL
,
2005
BIS
E
NDE
2008 ... 36
A
BB
.
8:
E
NTWICKLUNG DES
R
OHSTOFF
W
EIZEN IN
US
C
ENT
/B
USHEL
,
02.2007
BIS
12.2008 ... 36
A
BB
.
9:
D
ER
S
ZENARIOTRICHTER
... 42
A
BB
.
10:
B
ERECHNUNGSMETHODEN DES
V
ALUE
-
AT
-R
ISK
... 44
A
BB
.
11:
B
EISPIEL EINER
C
ASH
-F
LOW
-
AT
-R
ISK
-B
ERECHNUNG
... 49
A
BB
.
12:
B
EISPIEL EINES
5
*
8
F
ORWARD
R
ATE
A
GREEMENT
... 53
A
BB
.
13:
G
EWINN
-
UND
V
ERLUSTPROFIL EINES
L
ONG
C
AP
... 57
A
BB
.
14:
G
EWINN
-
UND
V
ERLUSTPROFIL EINES
S
HORT
C
AP
... 58
A
BB
.
15:
B
ILDLICHE
D
ARSTELLUNG DER
S
WAPSATZ
-
B
ILDUNG
... 64
A
BB
.
16:
G
EWINN
-
UND
V
ERLUSTSZENARIO BEIM
K
AUF EINER
C
ALL
O
PTION
... 68
A
BB
.
17:
G
EWINN
-
UND
V
ERLUSTSZENARIO BEIM
V
ERKAUF EINER
C
ALL
O
PTION
... 68
A
BB
.
18:
G
EWINN
-
UND
V
ERLUSTSZENARIO BEIM
K
AUF EINER
P
UT
-O
PTION
... 69
A
BB
.
19:
S
TRUKTUR EINES
C
REDIT
-D
EFAULT
-S
WAPS
... 71
A
BB
.
20:
A
BLAUF EINER
C
REDIT
S
PREAD
O
PTION ALS
P
UT
-V
ARIANTE
... 73
A
BB
.
21:
W
IRKUNGSWEISE EINES
T
OTAL
-R
ETURN
-S
WAPS
... 75
A
BB
.
22:
Z
AHLUNGSSTRÖME EINES
C
REDIT
D
EFAULT
L
INKED
N
OTE
... 75
A
BB
.
23:
S
TATISTIK ÜBER DEN
E
INSATZ VON
W
ÄHRUNGSDERIVATEN
... 76
A
BB
.
24:
S
TATISTIK ÜBER DEN
E
INSATZ VON
Z
INSDERIVATEN
... 77

6
Tabellenverzeichnis
T
AB
.
1:
O
PERATIVES
E
XPOSURE
E
NDE
2007
FÜR
24
M
ONATE DER
D
EUTSCHEN
L
UFTHANSA
AG ... 78
T
AB
.
2:
E
XPOSURE DER
N
ETTO
-I
NVESTITIONEN
E
NDE
2007
DER
D
EUTSCHEN
L
UFTHANSA
AG ... 78

7
Abkürzungsverzeichnis
AktG.
Aktiengesetz
CDS
Credit Default Swap
GmbH
Gesellschaft mir beschränkter Haftung
HGB
Handelsgesetzbuch
FRA
Forward Rate Agreement
ISDA
International Swaps and Derivatives Association
KonTraG
Gesetz zur Kontrolle und Transparenz in
Unternehmen
OTC
over the counter
PublG.
Publizitätsgesetz

8
1.
Grundlagen des Risikomanagements
Das Risikomanagement eines Unternehmens ist ein komplexes System. Es
befasst sich im Allgemeinen mit den Ursachen und dem Ausmaß möglicher
Abweichungen von der Unternehmensplanung. Da die Zukunft nicht genau
prognostizierbar ist und diese Unsicherheit stetig zunimmt, erhält das Risiko-
management eine immer größere Bedeutung. Um ein Verständnis für die exak-
te Funktionsweise des Risikomanagements zu bekommen, müssen zunächst
die wichtigen Grundlagen dargestellt werden.
1.1
Begriffsdefinitionen
Um den Aufbau und die Notwendigkeit des Risikomanagements verstehen zu
können, sind im Vorfeld einige elementare Begriffe zu erläutern.
1.1.1
Risiko
Das Risiko stellt schon seit längerem einen Betrachtungsgegenstand der Wirt-
schaftswissenschaften dar.
1
Das Wort ,,Risiko" stammt von dem italienischen
Verb ,,riscare" ab und bedeutet umgangssprachlich übersetzt so viel wie ,,etwas
wagen". Somit bedeutet Risiko nicht, einem Zustand hilflos ausgeliefert zu sein,
vielmehr steht die Entscheidung für oder gegen ein Wagnis im Vordergrund.
2
Unter Entscheidungen versteht man die Auswahl einer von mindestens zwei
Handlungsalternativen, die dem Entscheidungsträger zur Umsetzung eines
Ziels zur Verfügung stehen.
3
Abhängig von der individuellen und somit subjektiven (Risiko-) Wahrnehmung
fällt die Einschätzung dessen, was Risiko ist, höchst unterschiedlich aus.
4
Folg-
lich sind auch zahlreiche unterschiedliche Risikodefinitionen zu finden, da der
Risikobegriff jeweils vor dem Hintergrund einer bestimmten Problemstellung
definiert wird.
5
Allgemein wird Risiko im Unternehmen als die Möglichkeit der
Gefahr von Verlusten in Folge der Geschäftstätigkeit, d.h. des negativen
Abweichens der Unternehmensentwicklung von Plangrößen, verstanden.
6
1
Vgl. Kremers, M., 2002, S. 35
2
Vgl. Hager, P., 2004, S. 9
3
Vgl. Wöhe, Günther (1996) S. 156
4
Vgl. Keitsch, D., 2003, S. 3
5
Vgl. Kremers, M., 2002, S. 35
6
Vgl. Bitz, H., 2000, S. 13

9
Wie in dieser Definition erkennbar, steht bei dem Begriff Risiko zumeist der
negative Aspekt im Vordergrund.
Ö
konomisch sinnvoll ist es jedoch, sowohl
positive als auch negative Abweichungen zu berücksichtigen. Grenzt man den
Begriff ,,Risiko" ein, so kann man zwischen ursachen- und wirkungsbezogenen
Auffassungen unterscheiden:
Der ursachenbezogene Risikobegriff ergibt sich aus der Tatsache, dass sämt-
liche in einem Unternehmen anliegenden Entscheidungen in die Zukunft gerich-
tet sind. Durch diesen Zukunftsbezug unterliegen die Auswirkungen einer
getroffenen Entscheidung einer gewissen Unsicherheit, da zukünftige Entwick-
lungen nahezu immer mehrdeutig sind.
7
Der Entscheidungsträger verfügt somit
über einen unvollkommenen Informationsstand, wodurch das Risiko für eine
Wahrscheinlichkeitsverteilung der möglichen künftigen Entwicklungen steht.
8
Der wirkungsbezogene Risikobegriff setzt bei den mit einem Risiko verbunde-
nen Konsequenzen an. In diesem Kontext kann man ein Risiko als die mögliche
Gefahr einer ungünstigen Entwicklung interpretieren, d.h. es stellt sich im
Nachhinein heraus, dass eine Entscheidung zu einer Zielverfehlung geführt
hat.
9
Im Rahmen dieser Risikodefinition können zwei unterschiedliche Risiko-
arten auftreten: Risiken, die ausschließlich negative Folgen für die Zielerrei-
chung nach sich ziehen können, werden als reine bzw. asymmetrische Risiken
bezeichnet. Dagegen werden Risiken, die sich sowohl positiv als auch negativ
auswirken können, spekulative bzw. symmetrische Risiken genannt. Symm-
etrischen Risiken stehen immer unternehmerische Chancen gegenüber, beide
sind mit einer unternehmerischen Entscheidung verbunden.
10
Abb. 1: Systematisierung der Risikokategorien
Quelle: Bitz, H., 2000, S. 15
7
Vgl. Kremers, M., 2002 S. 36
8
Vgl. Rücker, U.-C., (1999), S. 30
9
Vgl. ebenda
10
Vgl. Bitz, H., 2000, S. 15

10
Ein sinnvolles Management von Risiken ist nur dann möglich, wenn quantifiziert
werden kann, welche Bedrohung von dem jeweiligen Risiko für ein Unterneh-
men ausgeht. Der Grad der Bedrohung wird als Risikodringlichkeit bezeichnet.
Die Dringlichkeit eines Risikos wird durch die Eintrittswahrscheinlichkeit sowie
die Tragweite, d.h. dem Schadensausmaß der Zielverfehlung, bestimmt.
11
1.1.2
Risikomanagement
Das Prinzip vom Wandel als einzige Konstante ist in der heutigen Zeit aktueller
denn je. Aufgrund dessen blicken viele Unternehmen in eine ungewisse Zukunft
und versuchen, dieser mit verschiedensten Methoden zu begegnen. Vor allem
mit Hilfe eines systematischen Risikomanagement können die Unternehmen
diese Unsicherheit bekämpfen und somit bewusster mit den daraus entstehen-
den Risiken umgehen.
1.1.2.1 Bedeutung des Risikomanagements
Das Vermeiden von Gefahren und das Nutzen von Chancen sind wesentliche
Eckpfeiler der Betriebswirtschaft.
12
Unternehmerisches Handeln ohne Risiko ist
unmöglich, da Zukunftsentwicklungen in jeden Entscheidungsprozess miteinbe-
zogen werden müssen.
13
Seitens der Unternehmen werden Gefahren jedoch
häufig ignoriert und existenzbedrohende Risiken eingegangen. Die Folge die-
ses nachlässigen Umgangs mit Risiken ist immer öfter die Insolvenz. Meist sind
es mehrere unerwartet eintretende Risiken, die kumuliert zur Zahlungsunfähig-
keit bzw. Überschuldung führen. Vor allem die Insolvenzen großer Unterneh-
men führen zwangsläufig zu einem Vertrauensverlust in die Wirtschaft im All-
gemeinen sowie in die Funktion der Kapitalmärkte als Rückgrat der Konzerne.
14
Wer Risiken systematisch beobachtet und bewertet, kann frühzeitig Gefahren
vom Unternehmen abwenden. Unter Risikomanagement versteht man die Ge-
samtheit aller organisatorischen Regelungen und Maßnahmen zur Risikoer-
kennung und zum Umgang mit den Risiken des unternehmerischen Handelns.
15
11
Vgl. Kremers, M., 2002, S. 41
12
Vgl. Ibers, T., Hey, A., 2005, S. 17
13
Vgl. Schmitz, T., Wehrheim, M., 2006, S. 15
14
Vgl. Schmitz, T., Wehrheim, M., 2006, S. 17
15
Vgl. Wieske, D., 2006, S. 65

11
Das Risikomanagement eines Unternehmens muss gewährleisten, dass alle
auftretenden Risiken erfasst, analysiert und bewertet sowie die daraus resul-
tierenden Informationen an die zuständigen Entscheidungsträger weitergeleitet
werden.
16
Welches Maß an Risikomanagement für die jeweilige Gesellschaft
sinnvoll ist, ergibt sich aus der Gesellschaftsform und den entsprechenden
gesetzlichen Vorschriften. Auch die Größe des Unternehmens ist für die Aus-
gestaltung des Risikomanagements entscheidend.
17
Den gesetzlichen Rahmen kann man hierbei als eine Mindestanforderung an-
sehen. Diese Vorgaben sollten jedoch nicht als lästige Pflichtaufgabe inter-
pretiert, sondern als Chance zu mehr Transparenz im eigenen Unternehmen
verstanden werden.
1.1.2.2 Ziele des Risikomanagements
Risikomanagement dient als unternehmenspolitisches Instrument zur Unter-
stützung und Verwirklichung der Unternehmensziele. Hierzu zählen die Sich-
erung der Unternehmensexistenz und des zukünftigen Unternehmenserfolges
sowie eine nachhaltige Erhöhung des Unternehmenswertes.
18
Während das
Risikomanagement in der Vergangenheit hauptsächlich reaktiven Charakter
hatte, das heißt Zielabweichungen wurden erst im Nachhinein analysiert, zielt
das heutige Risikomanagement auf die Erstellung geeigneter Analysewerk-
zeuge. Diese sollen die zukünftigen Entwicklungen genauer vorhersagen kön-
nen. Dies sorgt für eine erhöhte Transparenz im Unternehmen und erleichtert
den Führungskräften die Entscheidung bezüglich wichtiger unternehmens-
politscher Fragestellungen der Zukunft. Ein ausgeprägtes Risikomanagement
verfolgt zudem das Ziel, durch eine gute Beurteilung von Analysten und ein
positives Rating, Vorteile bei der Beschaffung liquider Mittel am Kapitalmarkt zu
erhalten. Dies verbessert sowohl die Finanzierungskonditionen als auch die
Verhandlungsposition gegenüber Lieferanten, Kunden und Versicherungen. Da
in der heutigen Zeit vermehrt sichere Anlagen im Fokus stehen, beurteilen auch
Eigenkapitalgeber die eingegangen Risiken von Unternehmen, deren Aktien sie
halten, zunehmend kritischer.
16
Vgl. Diederichs, M., 2004. S. 189
17
Vgl. Ibers, T., Hey, A., 2005, S. 23
18
Vgl. Wieske, D., 2006, S. 66

12
1.1.2.3 Notwendigkeit des Risikomanagements
Es steht außer Frage, dass sich die Risiken für Industrie ­ und Handelsunter-
nehmen in jüngster Zeit dramatisch erhöht haben. Die Unternehmensumwelt
hat sich in den letzten Jahren signifikant verändert und zu einer Verschärfung
der Risikosituation geführt. Permanente Wandlungsprozesse aufgrund wirt-
schaftlicher, politischer, rechtlicher oder gesellschaftlicher Rahmenfaktoren füh-
ren dazu, dass Unternehmensstrategien nicht linear fortgeschrieben werden
können. Wesentliche Einflussfaktoren sind:
19
·
Die zunehmende Deregulierung der Märkte
·
Die hohe Volatilität der Finanzmärkte
·
Der steigende Wettbewerbsdruck auf den globalisierten Märkten
·
Der verstärkte Einsatz moderner Informations- und Kommunikations-
technologien
·
Neue regulatorische Bestimmungen
Diese Entwicklungen eröffnen der heutigen Wirtschaft nicht nur enorme Chan-
cen, sondern bergen auch immense Risiken. Die Unternehmen sind einem
ständigen Wandel mit wachsender Komplexität und zunehmendem Erfolgs-
druck ausgesetzt. Um die sich bietenden Möglichkeiten optimal nutzen und die
damit verbundenen Gefahren weitestmöglich begrenzen zu können
20
, bedarf es
der Implementierung eines ausgeprägten Risikomanagements. Nur so kann
man den Fortbestand des Unternehmens dauerhaft sichern. Unternehmungen,
die sich den veränderten Rahmenbedingungen nicht laufend anpassen, können
sich zukünftig nicht am Markt behaupten.
Gerade in der aktuellen Zeit der unsicheren Wirtschaftslage können falsch ein-
geschätzte Risiken für viele Unternehmen zu einem großen Problem werden.
Dies belegt eine Statistik des Verbandes Creditreform. Nachdem die Zahl der
Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2003 mit über 39.000 ihren vorläufigen ne-
gativen Höhepunkt hatte, sank diese Zahl bis zum Jahr 2007 stetig ab.
19
Vgl. Romeike, F., Finke, R., 2003, S. 44
20
Vgl. ebenda

13
Nach einer kleinen Erhöhung 2008 rechnet man 2009 Prognosen zufolge im
Zuge der Finanzkrise mit einem sprunghaften Anstieg von über 17 % im Ver-
gleich zum Vorjahr.
Abb. 2: Anzahl der Unternehmensinsolvenzen seit 1999
Quelle: Creditreform Wirtschaftsforschung, "Insolvenzen, Neugründungen und
Löschungen" vom 03.12.2008
Bei einer ohnehin angespannten Wirtschaftslage kann das Ignorieren bzw. das
falsche Einschätzen von für Unternehmen relevanten Risikofaktoren fatale Fol-
gen nach sich ziehen.
1.2
Einführung des KonTraG
Die Gründe dafür, dass der Staat durch gesetzliche Anforderungen mehr
Transparenz für das Risikoumfeld von Unternehmen schaffen will, liegen nach
einheitlicher Meinung in den teils spektakulären Unternehmenskrisen der ver-
gangenen Jahre.
Vor der Einführung des Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz im Unterneh-
mensbereich (KonTraG) war die Einrichtung eines Risikomanagementsystems
freiwillig und gründete sich alleine auf die Einsicht in dessen Notwendigkeit.
21
Vorhandene gesetzliche Vorschriften existierten ausschließlich in Form allge-
mein formulierter Sorgfaltspflichten, die nicht näher detailiert waren. Aufgrund
verschiedener Unternehmenskrisen Anfang der 90er, bei denen nachträglich
eine mangelhafte Risikoüberwachung festgestellt wurde, sah der Gesetzgeber
Handlungsbedarf. Bei Fällen, wie beispielsweise die durch den Immobilien-
21
Vgl. Kremers, M., 2002, S. 56

14
unternehmer Schneider verursachten Probleme der Deutschen Bank, stellte
man sich die Frage, ob der Aufsichtsrat der betroffenen Unternehmen seine
Aufgaben in angemessener Weise wahrgenommen hat.
22
Am 1.5.1998 ist folg-
lich das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich
(KonTraG) in Kraft getreten.
1.2.1
Neuregelungen für das Risikomanagement
An die Einführung des KonTraG sind verschiedene Neuregelungen gebunden,
die die Unternehmen in ihr bestehendes Risikomanagementsystem einbauen
müssen.
1.2.1.1 Einrichtung eines Risikomanagementsystems
Mit dem KonTraG sind u.a. Änderungen im AktG und im HGB verbunden. Zent-
raler Bestandteil des KonTraG für das Risikomanagement ist der §91 Abs. 2 im
AktG:
23
,,Der Vorstand hat geeignete Maßnahmen zu treffen, insbesondere ein Überwachungs-
system einzurichten, damit den Fortbestand der Gesellschaft gefährdende
Entwicklungen früh erkannt werden."
24
Die konkrete Umsetzung von ,,geeigneten Maßnahmen" ist von der Art, der
Größe, der Branche sowie dem Kapitalmarktzugang des jeweiligen Unterneh-
mens abhängig.
25
Der Gesetzgeber verpflichtet damit zwar den Vorstand, ein
Risikomanagementsystem aufzubauen, macht jedoch keine konkreten Vor-
gaben für dessen Ausgestaltung. Der Gesetzeswortlaut fordert lediglich ein
,,den Unternehmensumständen angemessenes Risikomanagementsystem". Für
eine angemessene Implementierung werden ein internes Überwachungssys-
tem, ein Controlling sowie ein Frühwarnsystem vorausgesetzt.
26
Als ,,bestand-
gefährdende Entwicklungen" zählt die Begründung zum Gesetzesentwurf Fol-
gendes beispielhaft auf:
22
Vgl. Kremers, M., 2002, S. 56
23
Vgl. Gleißner, W., 2008, S. 25
24
Wortlaut des § 91 Abs. 2 AktG
25
Vgl. Scharpf, P., 1998, S. 3
26
Vgl. Schmitz, T., Wehrheim, M., 2006, S. 20

15
·
Risikobehaftete Geschäfte
·
Unrichtigkeiten der Rechnungslegung
·
(sonstige) Verstöße gegen gesetzliche Vorschriften
die sich wesentlich auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Gesell-
schaft auswirken
27
und somit eine Überschuldung oder Illiquidität entstehen las-
sen können. Das KonTraG bezieht sich jedoch nicht ausschließlich auf Aktien-
gesellschaften, sondern besitzt eine Ausstrahlwirkung auf andere Unterneh-
mensformen, insbesondere auf GmbHs.
28
Gerade kleine und mittlere Unter-
nehmen sind in stärkerem Ausmaß existenzbedrohenden Risiken ausgesetzt,
als dies bei Großunternehmen im Allgemeinen der Fall ist.
1.2.1.2 Darstellung der zukünftigen Risiken
,,Ferner ist im Lagebericht die voraussichtliche Entwicklung mit ihren wesentlichen
Chancen und Risiken zu beurteilen und zu erläutern; zugrunde liegende Annahmen
sind anzugeben."
29
Dies betrifft jedes Unternehmen, welches nach den Größenkriterien des § 267
HGB sowie gemäß § 1 des PublG. einen Lagebericht zu erstellen hat.
30
Des-
weiteren soll der Lagebericht auf alle Risikomanagementziele und -methoden
einschließlich der Absicherungsgeschäfte für wichtige Transaktionen eingehen.
Dies führt dazu, dass ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild
über die Lage der Gesellschaft gegeben werden kann.
1.2.1.3 Erweiterung der Abschlussprüfung
Gemäß § 317 Abs. 1 S. 3 HGB ist die Abschlussprüfung so anzulegen, dass
Unrichtigkeiten und Verstöße gegen gesetzliche Vorschriften bei gewissen-
hafter Berufsausübung erkannt werden.
31
Im Rahmen des KonTraG wurde der
§ 317 Abs. 2 HGB um einen neuen 3. Satz erweitert: Dieser stellt klar, dass
auch zu prüfen ist, ob die Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend dar-
gestellt sind. Im § 317 Abs. 4 HGB wird festgelegt, dass bei der Abschluss-
27
Vgl. BT-Drucksache 13/9712, S. 15
28
Vgl. Kremers, M., 2002, S. 59
29
Wortlaut des § 289 Abs. 1 Satz 4 HGB
30
Vgl. Schmitz, T., Wehrheim, M., 2006, S. 21
31
Vgl. Martin, T., Bär, T., 2002, S. 63

16
prüfung festzustellen ist, ,,ob der Vorstand die ihm nach § 91 Abs. 2 AktG.
obliegenden Maßnahmen in einer geeigneten Form getroffen hat und ob das
einzurichtende Risikomanagementsystem seine Aufgaben erfüllen kann."
32
Demnach soll der Abschlussprüfer das im Unternehmen eingeführte Risiko-
managementsystem auf seine Funktionsfähigkeit hin bewerten.
1.2.2
Ziele des KonTraG
Das Gesetz verfolgt insbesondere das Ziel, Schwächen und Verhaltensfehl-
steuerungen im deutschen Unternehmenskontrollsystem zu korrigieren.
33
Durch
die immer stärkere Ausrichtung deutscher Publikumsgesellschaften an inter-
nationalen Investoren wird zudem versucht, deren Informationsbedürfnissen
Rechnung zu tragen und die Transparenz in den Unternehmen zu erhöhen. Das
KonTraG verpflichtet die Unternehmen, bestehende Risiken aufzuzeigen, risi-
koorientiert zu handeln und, falls es sich um eine börsennotierte Gesellschaft
handelt, zukünftige Risiken im Lagebericht entsprechend zu dokumentieren.
Das Ziel des Gesetzgebers besteht zwar in einer verstärkten Kontrolle, diese
soll jedoch nicht durch den Staat, sondern durch die Unternehmen selbst aus-
geübt werden soll.
34
1.3
Prozess des Risikomanagements
Der Risikomanagementprozess gliedert sich je nach Auffassung in einen drei-
oder vierstufigen Prozess, der als dauerhafter Vorgang im Unternehmen im-
plementiert wird.
35
Folglich besteht dieser Prozess nicht aus einer einmaligen
Aktion, sondern ist in regelmäßigen Abständen durchzuführen. Dies erfolgt
innerhalb des regulären Betriebsablaufes als Zusammenspiel zwischen den
operativen Einheiten und der Unternehmensleitung.
36
Somit ist das Risiko-
management in die einzelnen Geschäftsprozesse integriert. Wesentliche Vor-
aussetzung für ein wirkungsvolles Risikomanagement ist die Kommunikations-
bereitschaft aller an diesem Prozess beteiligten Personen.
32
Vgl. Scharpf, P., 1998, S. 8
33
Vgl. Martin, T., Bär, T., 2002, S. 37
34
Vgl. Kremers, M., 2002, S. 57
35
Vgl. Romeike, F., Finke, R., 2003, S. 79
36
Vgl. Martin, T., Bär, T., 2002, S. 89

17
Der Risikomanagementprozess darf nicht als einmalige Abfolge von Arbeits-
schritten interpretiert werden, vielmehr kann es zwischen den einzelnen Schrit-
ten immer wieder zu Rückkoppelungen kommen.
37
Abb. 3: Der Prozess des Risikomanagements
Quelle: Fliege, S., 2006, S.96
Die kreislaufförmige Darstellung des Risikomanagementprozesses zeigt deut-
lich, dass alle Schritte regelmäßig und wiederkehrend durchlaufen werden
müssen.
38
In der Literatur existieren unterschiedliche Bezeichnungen für die
einzelnen Prozessschritte und deren Abgrenzung, jedoch werden insgesamt
gesehen folgende einheitliche Begriffsbestimmungen für den Prozess des Risi-
komanagement verwendet:
Der Prozess des Risikomanagements besteht aus der Risikoanalyse, welche
sich aus der Risikoidentifikation und der Risikobewertung zusammensetzt.
Auf den Daten der Risikoanalyse aufbauend erfolgt die Risikosteuerung. Der
gesamte Prozess der Risikomanagements wird über den gesamten Zeitraum
durch die Risikokontrolle überwacht.
1.3.1 Risikoanalyse
Voraussetzung und Ausgangspunkt für einen effizienten Risikomanagement-
prozess ist eine möglichst vollständige Risikoanalyse, welche aus den Teil-
schritten der Risikoidentifikation sowie der Risikobewertung besteht.
37
Vgl. Kremers, Markus (2002), S. 77
38
Vgl. Fliege, S., 2006, S. 96

18
1.3.1.1 Risikoidentifikation
Im Rahmen der Risikoanalyse sind im ersten Schritt die für das Unternehmen
relevanten Risiken zu identifizieren.
39
Hierdurch soll verhindert werden, dass
sich ,,den Fortbestand der Gesellschaft gefährdende Entwicklungen"
40
über-
haupt realisieren und für das Unternehmen gefährlich werden können. Schließ-
lich kann man Risiken nur erfolgreich managen, wenn diese auch rechtzeitig
erkannt werden. Die Identifikation von Risiken setzt voraus, dass eine sinnvolle
Definition des Begriffes Risiko festgelegt und im Unternehmen kommuniziert
wird.
41
Im nächsten Schritt erfolgt eine umfassende, möglichst lückenlose und
systematische Erfassung aller unternehmensweiten Risiken und ihrer Einfluss-
faktoren.
42
Ohne die Kenntnis aller Risikofaktoren ist ein funktionierendes Risi-
komanagement nicht möglich. Die vollständige Erfassung aller Risiken kann
jedoch aus Wirtschaftlichkeitsgründen meist nicht gewährleistet werden, wes-
halb die Risikoerfassung permanent durchgeführt werden sollte. Dies verhin-
dert, dass überraschend auftretende Gefahren mit hohem Risikopotential über-
sehen werden.
43
1.3.1.2 Risikobewertung
Im Anschluss an die Risikoidentifikation erfolgt im Rahmen der Risikoanalyse
die Bewertung der ermittelten Risiken. Hierunter versteht man die Berechnung
der quantitativen Folgewirkung der einzelnen Risiken, was auch als ,,Risk-
Exposure" bezeichnet wird.
44
Die Prozessphase der Risikobewertung umfasst
laut Romeike ,,eine möglichst vollständige und kontinuierliche, qualitative Beur-
teilung und quantitative Bewertung aller identifizierten Risiken."
45
Hierbei steht die Dringlichkeit der Risiken im Vordergrund, welche anhand der
Risikodeterminanten Eintrittswahrscheinlichkeit und Tragweite beurteilt wird.
46
Hauptaugenmerk sollte hierbei jedoch auf die Beachtung der Tragweite des
Risikos gelegt werden, da Risiken mit einer hohen Schadenshöhe selbst bei
39
Vgl. Oehler, A., Unser, M., 2002, S. 21
40
§ 91 Abs. 2 AktG
41
Vgl. Oehler, A., Unser, M., 2002, S. 20
42
Vgl. Wieske, D., 2006, S. 77
43
Vgl. Martin, T., Bär, T., 2002, S. 95
44
Vgl. Martin, T., Bär, T., 2002, S. 97
45
Vgl. Romeike, F., Finke, R., 2003, S. 183
46
Vgl. Wieske, D., 2006, S. 80

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836629966
DOI
10.3239/9783836629966
Dateigröße
1.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt; Würzburg – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2009 (Mai)
Note
1,3
Schlagworte
risikomanagement finanzen risikoumfeld erfolgsrisiken industrie
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Titel: Finanzielles Risikomanagement in Industrieunternehmen
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