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Einsatz moderner Kreditrisikotransferinstrumente im aktiven Kreditrisikomanagement

Chancen und Risiken unter Berücksichtigung der Subprime-Krise

©2008 Diplomarbeit 186 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Ein Kreditinstitut ist durch seinen Geschäftsbetrieb verschiedenen Risiken ausgesetzt, von denen das Kreditrisiko nach wie vor das größte Risiko darstellt. Das Kreditrisikomanagement hat deshalb die Aufgabe, das Kreditrisiko zu begrenzen. Zusätzlich soll das Verhältnis zwischen Rendite und Risiko des Kreditportfolios verbessert werden.
Während in der Vergangenheit der Fokus auf passiven Maßnahmen zur Begrenzung des Kreditrisikos lag, gewinnt in jüngerer Zeit das aktive Kreditrisikomanagement mithilfe moderner Kreditrisikotransferinstrumente zunehmend an Bedeutung.
Der zunehmende Einsatz dieser Instrumente ist sowohl für Kreditinstitute, als auch für Finanzmärkte mit vielfältigen Chancen verbunden. Insbesondere die als Subprime-Krise bekannt gewordene aktuelle Finanzkrise zeigt jedoch, dass mit dem Einsatz auch Risiken verbunden sind.
Ziel der Arbeit ist es, den Einsatz moderner Kreditrisikotransferinstrumente im aktiven Kreditrisikomanagement von Kreditinstituten anschaulich darzustellen. Neben Grundlagen des Kreditrisikomanagements werden Aufbau und Funktion der modernen Kreditrisikotransferinstrumente dargelegt. Anschließend werden sie anhand geeigneter Kriterien miteinander verglichen. Im dritten Kapitel werden Chancen und Risiken dieser Instrumente unter Berücksichtigung der aktuellen Finanzkrise herausgearbeitet. Im Anschluss folgt die Darstellung aktueller Entwicklungen,besonders der Subprime-Krise. Im fünften Kapitel wird die Arbeit in Thesenform zusammengefasst. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
AbkürzungsverzeichnisVI
Einleitung1
1.Kapitel: Kreditrisikomanagement (i. w. S.)2
A.Identifikation des Kreditrisikos2
I.Kredit2
II.Kreditrisiko2
B.Messung des Kreditrisikos3
I.Erwarteter Verlust4
II.Unerwarteter Verlust5
III.Stresstests6
IV.Kreditportfoliomodelle7
a.Credit Metrics7
b.Credit Portfolio View8
c.Credit Risk+9
C.Steuerung des Kreditrisikos (Kreditrisikomanagement i. e. S.)9
I.Passives Kreditrisikomanagement10
II.Aktives Kreditrisikomanagement11
D.Zwischenfazit13
2.Kapitel: Darstellung und Vergleich moderner Instrumente des Kreditrisikotransfers13
A.Abgrenzung zu traditionellen Instrumenten14
B.Kreditverbriefung14
I.Ablauf einer Asset Backed Securities Transaktion15
II.Ablauf eines Asset Backed Commercial Programms17
III.Asset Backed Securities (ABS i. e. S.)18
IV.Mortgage Backed Securities (MBS)18
V.Collateralized Debt Obligations (CDOs)19
VI.Vergleichskriterien19
a.Kosten des […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Sebastian Thamm
Einsatz moderner Kreditrisikotransferinstrumente im aktiven Kreditrisikomanagement
Chancen und Risiken unter Berücksichtigung der Subprime-Krise
ISBN: 978-3-8366-2844-0
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (FH), Leipzig, Deutschland,
Diplomarbeit, 2008
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

II
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis ... VI
Einleitung ... 1
1. Kapitel: Kreditrisikomanagement (i. w. S.) ... 2
A. Identifikation des Kreditrisikos ... 2
I.
Kredit ... 2
II. Kreditrisiko ... 2
B. Messung des Kreditrisikos ... 3
I.
Erwarteter Verlust ... 4
II. Unerwarteter Verlust ... 5
III. Stresstests ... 6
IV. Kreditportfoliomodelle ... 7
a) Credit Metrics ... 7
b) Credit Portfolio View ... 8
c) Credit Risk
+
... 9
C. Steuerung des Kreditrisikos (Kreditrisikomanagement i. e. S.) ... 9
I.
Passives Kreditrisikomanagement ... 10
II. Aktives Kreditrisikomanagement ... 11
D. Zwischenfazit ... 13
2. Kapitel: Darstellung und Vergleich moderner Instrumente des Kreditrisikotransfers ... 13
A. Abgrenzung zu traditionellen Instrumenten ... 14
B. Kreditverbriefung ... 14
I.
Ablauf einer Asset Backed Securities Transaktion ... 15
II. Ablauf eines Asset Backed Commercial Programms ... 17
III. Asset Backed Securities (ABS i. e. S.) ... 18
IV. Mortgage Backed Securities (MBS) ... 18
V. Collateralized Debt Obligations (CDOs) ... 19
VI. Vergleichskriterien ... 19
a) Kosten des Kreditrisikotransfers ... 20
b) Flexibilität des Kreditrisikotransfers ... 20

III
c) Risiken des Kreditrisikotransfers ... 21
d) Einfluss auf die Kundenbeziehung ... 22
e) Übertragenes Kreditrisiko ... 22
f) Risikoseparation ... 22
C. Kreditderivate (i. e. S.) ... 22
I.
Credit Default Swaps (CDS) ... 23
II. Total Return Swaps (TRS) ... 24
III. Credit Spread Options (CSO) ... 24
IV. Vergleichskriterien ... 24
a) Kosten des Kreditrisikotransfers ... 25
b) Flexibilität des Kreditrisikotransfers ... 25
c) Risiken des Kreditrisikotransfers ... 26
d) Einfluss auf die Kundenbeziehung ... 26
e) Übertragenes Kreditrisiko ... 27
f) Risikoseparation ... 27
D. Hybride Instrumente ... 27
I.
Credit Linked Notes (CLN) ... 27
II. Synthetische Verbriefung / synthetische CDOs ... 28
III. Vergleichskriterien ... 29
a) Kosten des Kreditrisikotransfers ... 29
b) Flexibilität des Kreditrisikotransfers ... 30
c) Risiken des Kreditrisikotransfers ... 30
d) Einfluss auf die Kundenbeziehung ... 31
e) Übertragenes Kreditrisiko ... 31
f) Risikoseparation ... 32
E. Sonstige Instrumente ... 32
I.
Asset Swaps ... 32
II. Kreditverkäufe ... 33
III. Vergleichskriterien ... 33
a) Kosten des Kreditrisikotransfers ... 34
b) Flexibilität des Kreditrisikotransfers ... 34
c) Risiken des Kreditrisikotransfers ... 34
d) Einfluss auf die Kundenbeziehung ... 35
e) Übertragenes Kreditrisiko ... 36

IV
f) Risikoseparation ... 36
F.
Zwischenfazit ... 36
3. Kapitel: Chancen und Risiken des Einsatzes der Kreditrisikotransferinstrumente ... 37
A. Aus Sicht der Kreditinstitute ... 37
I.
Chancen ... 37
a) Entlastung des ökonomischen und regulatorischen Kapitals ... 37
b) Kreditlinienmanagement ... 38
c) Bilanzstrukturmanagement ... 38
d) Spezialisierung ... 38
e) Vergrößerung der Investorenbasis ... 39
f) Günstige Finanzierung ... 39
g) Verbesserte Risikostreuung ... 40
II. Risiken ... 40
a) Unvollständiger Risikoabbau ... 40
b) Aufbau von Konzentrationsrisiken ... 41
c) Risiken der Kreditinstitute als Investoren ... 41
1.
Moral Hazard ... 42
2.
Adverse Selektion ... 42
3.
Mangelnde Transparenz ... 43
4.
Überschätzung der Rating-Urteile ... 44
d) Risiken der Kreditinstitute als Gründer von Zweckgesellschaften ... 44
e) Hohe Anforderungen an das Risikomanagement ... 46
B. Aus Sicht der Finanzmärkte ... 46
I.
Chancen ... 47
a) Breitere Risikostreuung ... 47
b) Bessere Marktpreisbildung ... 47
c) Optimierung der Kreditrisikoallokation ... 47
II. Risiken ... 48
a) Suboptimale Risikoallokation ... 48
b) Höheres Gesamtrisiko ... 48
c) Risikotransfer an unerfahrene Marktteilnehmer ... 48
d) Risikokonzentration ... 49
e) Mangelnde Transparenz ... 49

V
C. Zwischenfazit ... 50
4. Kapitel: Aktuelle Entwicklungen ... 50
A. Marktentwicklung moderner Kreditrisikotransferinstrumente ... 50
I.
Verbriefungsinstrumente ... 51
II. Kreditderivate i. e. S. ... 52
III. Kreditverkäufe ... 52
B. Subprime-Krise ... 53
I.
Ursachen ... 53
II. Auswirkungen ... 55
III. Konsequenzen für moderne Kreditrisikotransferinstrumente ... 57
C. Zwischenfazit ... 59
5. Kapitel: Zusammenfassung und Ausblick ... 59
Wissenschaftlicher Anhang ... VII
Literaturverzeichnis ... CIII

VI
Abkürzungsverzeichnis
0
ABCP
Asset Backed Commercial Paper
ABS
Asset Backed Securities
Basel I
Baseler Akkord I
Basel II
Baseler Akkord II
Bp
Basispunkt
CDOs
Collateralized Debt Obligations
CLN
Credit Linked Note
CSO
Credit Spread Option
CVaR
Credit Value at Risk
EUR
Euro
EURIBOR
European Interbank Offered Rate
FLP
First Loss Piece
I. e. S.
Im engeren Sinn
I. w. S.
Im weiteren Sinn
ISDA
International Swaps and Derivatives Association
KfW
Kreditanstalt für Wiederaufbau
KWG
Kreditwesengesetz
MaRisk
Mindestanforderungen an das Risikomanagement
MBS
Mortgage Backed Securities
Moody`s
Moody`s Investors Service
RORAC
Return on Risk Adjusted Capital
SIV
Special Investment Vehicle
SPV
Special Purpose Vehicle
S & P`s
Standard and Poor`s
TRS
Total Return Swap
USD
US-Dollar
WiSt
Wirtschaftswissenschaftliches Studium
WISU
Das Wirtschaftsstudium
ZBB
Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft
Zfbf
Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung
ZfgK
Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen

1
Einleitung
Ein Kreditinstitut
1
ist durch seinen Geschäftsbetrieb verschiedenen Risiken ausgesetzt
(siehe Anhang 1), von denen das Kreditrisiko nach wie vor das größte Risiko darstellt
2
.
Das Kreditrisikomanagement hat deshalb die Aufgabe, das Kreditrisiko zu begrenzen.
Zusätzlich soll das Verhältnis zwischen Rendite und Risiko des Kreditportfolios
3
ver-
bessert werden.
4
Während in der Vergangenheit der Fokus auf passiven Maßnahmen zur Begrenzung des
Kreditrisikos lag, gewinnt in jüngerer Zeit das aktive Kreditrisikomanagement mithilfe
moderner Kreditrisikotransferinstrumente zunehmend an Bedeutung.
5
Der zunehmende Einsatz dieser Instrumente ist sowohl für Kreditinstitute, als auch für
Finanzmärkte mit vielfältigen Chancen verbunden. Insbesondere die als Subprime-Krise
bekannt gewordene aktuelle Finanzkrise zeigt jedoch, dass mit dem Einsatz auch Risi-
ken verbunden sind.
Ziel der Arbeit ist es, den Einsatz moderner Kreditrisikotransferinstrumente im aktiven
Kreditrisikomanagement von Kreditinstituten anschaulich darzustellen. Neben Grundla-
gen des Kreditrisikomanagements (1. Kapitel) werden Aufbau und Funktion der moder-
nen Kreditrisikotransferinstrumente dargelegt. Anschließend werden sie anhand
geeigneter Kriterien miteinander verglichen (2. Kapitel). Im dritten Kapitel werden
Chancen und Risiken dieser Instrumente unter Berücksichtigung der aktuellen Finanz-
krise herausgearbeitet. Im Anschluss folgt die Darstellung aktueller Entwicklungen,
besonders der Subprime-Krise (4. Kapitel). Im fünften Kapitel wird die Arbeit in The-
senform zusammengefasst.
1 Kreditinstitute sind gemäß § 1 Absatz 1 Satz 1 KWG Unternehmen, die Bankgeschäfte gemäß § 1
Absatz 1 Satz 2 Nr. 1 bis 12 betreiben (U. a. Banken und Sparkassen)
2 Vgl. Krumnow, Jürgen: Zur strategischen Bedeutung des Risikomanagements für die Kreditinstitute,
in: Johannig, Lutz / Rudolph, Bernd (Hrsg.): Handbuch Risikomanagement. Risikomanagement in
Banken, Asset-Management-Gesellschaften, Versicherungs- und Industrieunternehmen, Band 2, Bad
Soden / Ts. 2000, S. 687
3 Das Kreditportfolio beinhaltet den Gesamtbestand aller vom Kreditinstitut vergebenen Kredite,
vgl. Büschgen, Hans E.: Das kleine Bank-Lexikon, 3. Auflage, Stuttgart 2006, S. 591
4 Vgl. Hartmann-Wendels, Thomas / Pfingsten, Andreas / Weber, Martin: Bankbetriebslehre, 4. Aufla-
ge, Berlin/Heidelberg/New York 2007, S. 522 f.; Beinhauer, Ralf / Wilhelm, Marcus: Der Weg zur
systematischen Risikosteuerung des Kreditportfolios, in: Betriebswirtschaftliche Blätter 6/2008, S.
329
5 Vgl. Rudolph, Bernd / Hofmann, Bernd / Schaber, Albert / Schäfer, Klaus: Kreditrisikotransfer. Mo-
derne Instrumente und Methoden, Berlin/Heidelberg 2007, S. 9 ff.; Cremers, Heinz / Walzner, Jens:
Risikosteuerung mit Kreditderivaten unter besonderer Berücksichtigung von Credit Default Swaps,
in: Frankfurt School of Finance & Management (Hrsg.): Working Paper No. 80, Frankfurt am Main
2007, S. 7

2
1. Kapitel: Kreditrisikomanagement (i. w. S.)
Der Prozess des Kreditrisikomanagements orientiert sich am allgemeinen Risiko-
management-Prozess (siehe Anhang 2) und umfasst drei Hauptphasen: Identifikation,
Messung und Steuerung des Kreditrisikos
6
. Folglich wird nachfolgend zunächst dieses
Risiko identifiziert, bevor Möglichkeiten zu seiner Messung vorgestellt werden. Ab-
schließend wird erläutert, wie das Kreditrisiko gesteuert wird.
A. Identifikation des Kreditrisikos
Die Kreditrisikoidentifikation umfasst die Definition von Kredit und Kreditrisiko.
I. Kredit
Das Wort Kredit entstammt dem lateinischen Wort ,,credere" ­ glauben, vertrauen
7
.
Unter Kredit versteht man die befristete Vergabe von Geld (,,Geldleihe") bzw. die
Haftungsübernahme (,,Kreditleihe") eines Kreditgebers (Gläubiger) für einen Kredit-
nehmer (Schuldner)
8
.
Der weitere Kreditbegriff des § 19 KWG umfasst daneben bestimmte Bilanzaktiva (u. a.
Forderungen an Kunden und festverzinsliche Wertpapiere) und Derivate (unbedingte
und bedingte Termingeschäfte sowie Swaps, siehe Anhang 3)
9
.
II. Kreditrisiko
Was unter Kreditrisiko zu verstehen ist, ist nicht einheitlich definiert. Allgemein ver-
steht man unter Kreditrisiko die Gefahr, dass der Schuldner seinen Kapitaldienst (Zins
und Tilgung) nicht, nur zum Teil oder zu spät leistet. Das Kreditrisiko wird häufig in
Ausfall- und Bonitätsrisiko unterteilt.
10
Eine breitere Unterteilung zeigt Anhang 4.
6 Vgl. Walther, Wolfgang F.: Risikomanagement im derivativen Geschäft, in: Johannig, Lutz / Ru-
dolph, Bernd (Hrsg.): Handbuch Risikomanagement. Risikomanagement in Banken, Asset-
Management-Gesellschaften, Versicherungs- und Industrieunternehmen, Band 2, Bad Soden / Ts.
2000, S. 704; Oehler, Andreas / Unser, Matthias: Finanzwirtschaftliches Risikomanagement,
2. Auflage, Berlin/Heidelberg/New York 2002, S. 189 f.
7 Vgl. Schierenbeck, Henner / Hölscher, Reinhold: BankAssurance. Institutionelle Grundlagen der
Bank- und Versicherungsbetriebslehre, 4. Auflage, Stuttgart 1998, S. 323
8 Vgl. Kern, Marco: Kreditderivate. Chancen auf dem Markt für Bonitätsrisiken, Wiesbaden 2003, S.
3; Hartmann-Wendels, Thomas / Pfingsten, Andreas / Weber, Martin: a.a.O., S. 166 f.
9 Vgl. Tolkmitt, Volker: Neue Bankbetriebslehre. Basiswissen zu Finanzprodukten und Finanzdienst-
leistungen, 2. Auflage, Wiesbaden 2007, S. 160
10 Vgl. Ackermann, Martin: Die Bedeutung der Verbriefung von Forderungen für die Interne Revision
am Beispiel des Kreditpoolings, in: Becker, Axel / Kastner, Arno (Hrsg.): Prüfung des Kreditge-
schäfts durch die Interne Revision, Berlin 2007, S. 536

3
Das Ausfallrisiko bezeichnet die Gefahr eines (Teil-)Ausfalls eines Kredites und den
damit verbundenen finanziellen Verlust des Kreditgebers. Zum Ausfallrisiko gehört
auch das Kontrahentenrisiko, welches die Gefahr darstellt, dass der Vertragspartner
eines Derivate- bzw. Wertpapierhandels ausfällt.
11
Unter Bonitätsrisiko versteht man die Gefahr einer Verschlechterung der Bonität und
damit der Kreditwürdigkeit des Schuldners. Diese Verschlechterung kann zur ver-
späteten Zahlung oder zum Zahlungsausfall seitens des Kreditnehmers führen.
12
Kreditrisiken können zusätzlich in systematische und unsystematische Risiken eingeteilt
werden, wobei das systematische Kreditrisiko durch ökonomische Faktoren wie Ände-
rungen des Marktumfeldes und konjunkturelle Schwankungen erzeugt wird. Das unsys-
tematische Kreditrisiko liegt in Bonitätsveränderungen, die durch den jeweiligen Kre-
Kreditnehmer ausgelöst werden.
13
Auf Portfolioebene können daneben Klumpen- bzw. Konzentrationsrisiken entstehen.
Diese liegen vor, wenn zwischen den einzelnen Krediten des Portfolios hohe positive
Ausfallkorrelationen
14
vorhanden sind. Dies kann an einer schlechten Diversifikation
liegen, also daran, dass die Kreditvergabe regional beschränkt ist bzw. die Kredite an
Unternehmen derselben Branche ausgereicht werden.
15
Ist das Kreditrisiko identifiziert, folgt dessen Messung bzw. Bewertung.
B. Messung des Kreditrisikos
Das Kreditrisiko wird sowohl auf Einzelebene als auch auf Ebene des Kreditportfolios
betrachtet. Die Messung des Kreditrisikos erfordert eine Einteilung in erwartete
Verluste (Expected Loss, EL) und unerwartete Verluste (Unexpected Loss, UL).
16
Eine grafische Darstellung enthält Anhang 5.
11 Vgl. Deutsch, Hans-Peter: Derivate und Interne Modelle. Modernes Risikomanagement, 4. Auflage,
Stuttgart 2008, S. 361; Hartmann-Wendels, Thomas / Pfingsten, Andreas / Weber, Martin: a.a.O., S.
382
12 Vgl. Keitsch, Detlef: Risikomanagement, Reihe Handelsblatt Mittelstands-Bibliothek ­ Band 3,
Stuttgart 2007, S. 44
13 Vgl. Dombret, Andreas R. / Thiede, Julia: Risikomanagement in Kreditinstituten, in: Gerke, Wolf-
gang / Steiner, Manfred (Hrsg.): Handwörterbuch des Bank- und Finanzwesens, 3. Auflage, Stuttgart
2001, S. 1863
14 Korrelation ist ein Begriff aus der Statistik und bedeutet Abhängigkeit von Werten. Positive Ausfall-
korrelation zwischen Kreditnehmern bedeutet, dass der Ausfall eines Kreditnehmers wahrscheinlich
den Ausfall anderer Kreditnehmer bedingt, vgl. Dufner, Julius / Jensen, Uwe / Schumacher, Erich:
Statistik mit SAS, 3. Auflage, Stuttgart/Leipzig/Wiesbaden 2004, S. 111
15 Vgl. Schierenbeck, Henner / Hölscher, Reinhold: a.a.O., S. 433
16 Vgl. Österreichische Nationalbank: Kreditvergabeprozess und Kreditrisikomanagement, in: Leitfa-
denreihe zum Kreditrisiko, Wien 2004, S. 57

4
I. Erwarteter Verlust
Der erwartete Verlust ist der durchschnittliche Verlust aus einem Einzelkredit bzw. aus
dem Kreditportfolio
17
. Er ergibt sich aus der Multiplikation der erwarteten Ausfall-
wahrscheinlichkeit (Probability of Default, PD) mit der erwarteten Verlustquote (Loss
Given Default, LGD) und dem geschätzten Kreditäquivalent (Exposure at Default,
EaD)
18
. Durch die Addition aller erwarteten Verluste der Einzelkredite erhält man den
erwarteten Verlust auf Portfolioebene
19
. Die erwarteten Verluste fließen als Standardri-
sikokosten in die Kreditkonditionen ein
20
.
Die erwartete Ausfallwahrscheinlichkeit hängt vor allem von der Bonität des Kredit-
nehmers und der Laufzeit des Kredites ab
21
. Die Bonität wird seit ,,Basel II"
22
anhand
eines internen oder externen Ratings bestimmt
23
. Das Rating ist ein standardisierter
Vorgang zur Beurteilung der Ausfallwahrscheinlichkeit eines Kredites. Interne Ratings
werden von den Kreditinstituten selbst erstellt, während externe Ratings von Rating-
Agenturen wie Standard and Poor`s (S & P`s) und Moody`s Investors Service (Moo-
dy`s) erstellt werden.
24
Ziel des Ratings ist die Einstufung eines Kreditnehmers in eine
bestimmte Ratingklasse, welcher dann eine Ausfallwahrscheinlichkeit zugeordnet wird
(siehe Anhang 7)
25
.
Die erwartete Verlustquote gibt an, wie hoch der Anteil des bei Insolvenz des Schuld-
ners verlorenen Kreditbetrages ist. Bekommt der Kreditgeber bei Insolvenz des Schuld-
ners z. B. 30 % des offenen Kreditbetrages zurück, liegt die Verlustquote bei 70 %. Sie
hängt u. a. vom Wert der gestellten Sicherheiten und von der Position des Gläubigers im
17 Vgl. Hartmann-Wendels, Thomas / Pfingsten, Andreas / Weber, Martin: a.a.O., S. 439
18 Vgl. Adam, Torsten: Rating im modernen Kreditrisikomanagement, in: Everling, Oliver / Theodore,
Samuel S. (Hrsg.): Bankrisikomanagement. Mindestanforderungen, Instrumente und Strategien für
Banken, Wiesbaden 2008, S. 401
19 Vgl. Hartmann-Wendels, Thomas / Pfingsten, Andreas / Weber, Martin: a.a.O., S. 439
20 Vgl. Österreichische Nationalbank: Kreditvergabeprozess und Kreditrisikomanagement, a.a.O., S. 57
21 Vgl. Wolke, Thomas: Risikomanagement, München 2007, S. 153 f.
22 Unter Basel II versteht man internationale Vereinbarungen zur Bankenaufsicht, die von der Bank für
Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) entwickelt wurden. Ziel ist die Vorbeugung von Bankenkri-
sen. Basel II wurde in Deutschland u. a. durch das KWG, die Solvabilitätsverordnung und die Ma-
Risk umgesetzt und besteht aus drei Säulen (siehe Anhang 6), vgl. Olfert, Klaus: Lexikon
Investition und Finanzierung, in: Olfert, Klaus (Hrsg.): Kompendium der praktischen Betriebs-
wirtschaft, Ludwigshafen (Rhein) 2008, Folie 18; Internetrecherche vom 29.07.2008,
http://www.kfw.de/DE_Home/ Research/Sonderthem68/BaselIIRat45/Arbeitspapier_BaselII.pdf, Ba-
sel II
23 Vgl. Rathgeber, Andreas / Steiner, Manfred / Willinsky, Christian: Die Entwicklung des Kreditrisi-
komanagements in deutschen Banken, in: ZBB 3/2005, S. 157
24 Vgl. Schneck, Ottmar: Finanzierung. Eine praxisorientierte Einführung mit Praxisbeispielen, 2. Auf-
lage, München 2004, S. 174
25 Vgl. Hartmann-Wendels, Thomas / Pfingsten, Andreas / Weber, Martin: a.a.O., S. 442

5
Insolvenzverfahren ab.
26
Häufig verfügen Kreditinstitute über Aufzeichnungen histori-
scher Verlustquoten, welche zur Schätzung herangezogen werden
27
.
Das Kreditäquivalent zeigt den erwarteten noch nicht zurückgezahlten Kreditbetrag zum
Zeitpunkt des Ausfalls. Dieser hängt vom Tilgungsplan bzw. von der voraussichtlichen
Kreditlinieninanspruchnahme ab.
28
Anhang 8 zeigt ein Berechnungsbeispiel für den erwarteten Verlust.
II. Unerwarteter Verlust
Der unerwartete Verlust
29
bezeichnet den über den erwarteten Verlust hinausgehenden
Verlust. Dieser stellt das eigentliche Risiko des Kreditgebers dar, da der erwartete
Verlust in den Kreditkonditionen berücksichtigt wird. Der unerwartete Verlust wird mi-
thilfe des Risikomaß Credit Value at Risk (CVaR)
erfasst und auf Basis des erwarteten
Verlustes berechnet.
30
Der CVaR basiert auf dem Value at Risk (VaR) für Marktrisiken,
mit dem Unterschied, dass der CVaR den unerwarteten Verlust in absoluten Werten
(EUR) misst. Der Value at Risk für Marktrisiken misst hingegen relative Änderungen.
31
Der CVaR gibt an, welcher Betrag des Portfolios innerhalb eines bestimmten Zeitraums
(z. B. einem Jahr) mit einer vorgegebenen Wahrscheinlichkeit (z. B. 99,97 %
32
) maxi-
mal ausfällt (ausfallorientierter CVaR) bzw. wie hoch der maximale Wertverlust des
Kreditportfolios ausfallen wird (bonitätsorientierter CVaR)
33
.
Verluste, die den unerwarteten Verlust übersteigen, treten demnach statistisch nur mit
einer Wahrscheinlichkeit von z. B. 0,03 % auf. Der CVaR beruht auf Schätzungen und
auf Vergangenheitsdaten, z. B. bezüglich historischer Korrelationen, Ausfallhöhen und
26 Vgl. Wolke, Thomas: a.a.O., S. 154
27 Vgl. Hartmann-Wendels, Thomas / Pfingsten, Andreas / Weber, Martin: a.a.O., S. 448
28 Vgl. Wolke, Thomas: a.a.O., S. 154
29 Dieser Begriff wird nicht eindeutig verwendet. Er bezeichnet z. B. auch die Differenz zwischen tat-
sächlichen und erwarteten Verlust und die Streuung um den erwarteten Verlust, vgl. Höse, Stefanie /
Huschens, Stefan: Ausfallrisiko, in: TU Dresden (Hrsg.): Dresdner Beiträge zu Quantitativen Verfah-
ren Nr. 48/08, Dresden 2008, S. 14
30 Vgl. Burghof, Hans-Peter / Paul, Stephan / Rudolph, Bernd: Kreditrisiken und Kreditmärkte, in:
Burghof, Hans-Peter / Henke, Sabine / Rudolph, Bernd / Schönbucher, Phillipp J. / Sommer, Daniel
(Hrsg.): Kreditderivate. Handbuch für die Bank- und Anlagepraxis, 2. Auflage, Stuttgart 2005, S. 6
31 Vgl. Wolke, Thomas: a.a.O., S. 160 f.
32 Die Wahrscheinlichkeit wird so ausgewählt, dass das externe Rating des Kreditinstitutes meist einem
,,AA" entspricht, vgl. Dörr, Norbert: Value-Creation als Instrument der Gesamtbankrisikosteuerung,
in: Everling, Oliver / Theodore, Samuel S. (Hrsg.): Bankrisikomanagement. Mindestanforderungen,
Instrumente und Strategien für Banken, Wiesbaden 2008, S. 522, siehe auch Anhang 7
33 Vgl. Gruber, Walter: Konzepte zur Messung von Markt- und Kreditrisiken, in: Eller, Roland / Gru-
ber, Walter / Reif, Markus (Hrsg.): Handbuch Gesamtbanksteuerung. Integration von Markt-, Kredit-
und operationalen Risiken, Stuttgart 2001, S. 94; Rathgeber, Andreas / Steiner, Manfred / Willinsky,
Christian: a.a.O., S. 160

6
Ausfallwahrscheinlichkeiten.
34
Ein Rechenbeispiel zur Berechnung unerwarteter Verlus-
te (CVaR) zeigt Anhang 9.
Der unerwartete Verlust muss mit ökonomischem Kapital unterlegt werden
35
. Ökonomi-
sches Kapital ist eine interne Steuerungsgröße von Kreditinstituten. Es bezeichnet den
Teil des bilanziellen Eigenkapitals, welcher im Rahmen des allgemeinen Risikomana-
gements zur Deckung aller unerwarteten Verluste aller bankbetrieblichen Risiken vor-
gehalten werden muss. Die Höhe der unerwarteten Verluste bestimmt die Höhe des
ökonomischen Kapitals.
36
Das bilanzielle Eigenkapital muss demnach größer oder zu-
mindest genauso groß sein wie das ökonomische Kapital
37
. Vor dem Hintergrund knap-
pen Eigenkapitals, konkurrieren verschiedene Geschäftsbereiche um dieses. Ziel ist eine
optimale Allokation der Eigenmittel.
38
Eine Abgrenzung zwischen ökonomischen, bilanziellem und regulatorischen Eigenkapi-
tal bzw. Eigenmitteln zeigt Anhang 10.
Bei der Berechnung des unerwarteten Verlustes auf Portfolioebene werden Korrelatio-
nen zwischen den einzelnen Krediten betrachtet. Ist das Portfolio gut diversifiziert, ist
der unerwartete Verlust auf Portfolioebene kleiner als die kumulierten unerwarteten
Verluste auf Einzelebene. Das Klumpenrisiko ist gering.
39
Die Risikotragfähigkeit eines Kreditinstitutes leitet sich aus dem ökonomischen bzw.
bilanziellen Eigenkapital ab. Je höher die Risikotragfähigkeit, je mehr Risiken kann das
Kreditinstitut (rein rechnerisch) eingehen.
40
III. Stresstests
Der CVaR als Risikomaß berücksichtigt keine extremen Verlustgefahren im Sinne einer
Abweichung von normalen Marktbedingungen. Außerdem basiert er auf Schätzungen
34 Vgl. Österreichische Nationalbank: Kreditvergabeprozess und Kreditrisikomanagement, a.a.O., S. 62
35 Vgl. Scholz, Kerstin / Schöning, Falko: Ganzheitliche Kreditrisikosteuerung: Von der Kunst zur Wis-
senschaft, in: Everling, Oliver / Theodore, Samuel S. (Hrsg.): Bankrisikomanagement. Mindestanfor-
derungen, Instrumente und Strategien für Banken, Wiesbaden 2008, S. 315
36 Vgl. Steinmüller, Werner: Risikomanagement, Eigenkapital- und Banksteuerung über Verbriefungs-
transaktionen, in: ZfgK 17/2007, S. 908 f.
37 Anderer Ansicht ist die Österreichische Nationalbank: Kreditvergabeprozess und Kreditrisikomana-
gement, a.a.O., S. 64. Hier wird vorgeschlagen, zusätzlich zum bilanziellen Eigenkapital auch Neu-
bewertungsreserven und den geplanten Gewinn als Obergrenze für das ökonomische Kapital
zuzulassen ­ das ist jedoch sehr riskant und kann zur Überschätzung der Risikotragfähigkeit führen
38 Vgl. Steinmüller, Werner: a.a.O., S. 908
39 Vgl. Lüscher-Marty, Max: Theorie und Praxis des Bankkredits 2: Kreditrisikomanagement und Fir-
menkundenkredite, Zürich / Schweiz 2007, S. 1.34; Hartmann-Wendels, Thomas: Risiko-
Management bei Banken, in: WISU 7/2005, S. 908
40 Vgl. Österreichische Nationalbank: Kreditvergabeprozess und Kreditrisikomanagement, a.a.O., S. 61

7
und Vergangenheitsdaten.
41
Daher sind Kreditinstitute nach der Solvabilitätsverordnung
(§ 123) und den MaRisk
42
(4.3.2.3 AT, Anhang 11) verpflichtet, zusätzlich Stresstests
durchzuführen
43
. Stresstests sollen die Auswirkungen extremer Marktveränderungen auf
die Risikotragfähigkeit (unerwarteter und erwarteter Verlust, CVaR) darstellen
44
.
Dabei sollen diese sowohl historische Extremszenarien berücksichtigen als auch zu-
künftige, hypothetische Ereignisse antizipieren
45
.
Ein Stresstest kann in folgenden Schritten ablaufen. Zunächst wird ein (hypothetisches
bzw. historisches) Szenario entwickelt. Anschließend werden die voraussichtlich
betroffenen Posten identifiziert und aufgrund des Szenarios neu bewertet. Zum Schluss
werden die Auswirkungen auf das regulatorische bzw. ökonomische Eigenkapital fest-
gestellt.
46
Einen beispielhaften Stresstest-Ablauf zeigt Anhang 12.
IV. Kreditportfoliomodelle
Regelmäßig wird der unerwartete Verlust auf Portfolioebene (CVaR) durch Kreditport-
foliomodelle, auch Kreditrisikomodelle genannt, gemessen
47
. Da diese Modelle auch
Ausfallkorrelationen zwischen den Kreditnehmern berücksichtigen, wird auch das
Klumpen- bzw. Konzentrationsrisiko gemessen
48
. Drei wichtige Modelle werden nach-
folgend dargestellt und im Anhang 13 miteinander verglichen.
a) Credit Metrics
49
Dieses Modell wurde von der US-amerikanischen Investmentbank J. P. Morgan Chase
41 Vgl. Bahlmann, Björn / Blanck, Andreas: Value at Risk und Stresstests in Banken und Versicherun-
gen, in: Lazard Asset Management GmbH (Hrsg.): Hintergrund Februar 2005, Frankfurt am Main
2005, S. 7
42 MaRisk sind Mindestanforderungen an das Risikomanagement, welche von der Bundesanstalt für Fi-
nanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) veröffentlicht werden und der Umsetzung der zweiten Säule von
Basel II dienen, vgl. Althoff, Frank / Theileis, Ulrich: Das Konzept der MaRisk, in: Everling, Oliver /
Theodore, Samuel S. (Hrsg.): Bankrisikomanagement. Mindestanforderungen, Instrumente und Stra-
tegien für Banken, Wiesbaden 2008, S. 5
43 Vgl. Hamerle, Alfred / Jobst, Rainer / Lerner, Matthias: Mehrjährige makroökonomische Stresstests:
Ein ökonometrischer Ansatz, in: Risiko Manager 9/2008, S. 1
44 Vgl. Krahl, Oliver / Wagner, Jörg: Stresstests im Kreditrisikomanagement ­ neue Herausforderungen
für Banken, in: ZfgK 21/2007, S. 1155
45 Vgl. Krumnow, Jürgen: a.a.O., S. 690, ein mögliches Szenario hätte sich mit den Auswirkungen eines
Preisverfalls auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt im Vorfeld der Subprime-Krise beschäf-
tigen können ­ offensichtlich rechnete jedoch kaum ein Kreditinstitut mit dieser Entwicklung
46 Vgl. Krahl, Oliver / Wagner, Jörg: a.a.O., S. 1156 ff.
47 Vgl. Burghof, Hans-Peter / Paul, Stephan / Rudolph, Bernd: a.a.O., S. 6
48 Vgl. Lüscher-Marty, Max: a.a.O., S. 1.35 f.
49 Credit Metrics ist ein eingetragenes Warenzeichen von J. P. Morgan Chase

8
entwickelt und misst das Kreditrisiko in Form des Ausfall- und Bonitätsrisikos
50
.
Credit Metrics bestimmt den CVaR anhand von Marktwertänderungen
51
. Die Bestimm-
ung läuft in folgenden Schritten ab. Im ersten Schritt wird jeder Kredit einer (internen
oder externen) Ratingklasse zugeordnet und dessen Marktwert bestimmt. Als Marktwert
eines Kredites gilt der Barwert des noch ausstehenden Kapitaldienstes. Als Abzinsungs-
faktor wird ein risikoloser Zinssatz zuzüglich Zinsaufschlag (Credit Spread) je nach
Ratingklasse verwendet.
52
Im zweiten Schritt werden für jeden Kredit mögliche Marktwertänderungen aufgrund
einer veränderten Ratingeinstufung (Migration) berechnet. Dies erfolgt mithilfe einer
Migrationsmatrix, welche die Wahrscheinlichkeit einer Ratingänderung von einem in
das nächste Jahr darstellt (siehe Anhang 14). Wandert ein Kredit in eine andere Rating-
klasse, muss dessen Barwert neu berechnet werden. Schließlich werden in einem dritten
Schritt Korrelationen zwischen allen Krediten des Kreditportfolios berücksichtigt, um
den CVaR auf Portfolioebene zu berechnen.
53
Anhang 15 zeigt den Ablauf einer CVaR-Bestimmung mit Credit Metrics.
b) Credit Portfolio View
54
Das Modell Credit Portfolio View wurde von der Unternehmensberatungsgesellschaft
McKinsey & Co. entwickelt und misst wie Credit Metrics das Kreditrisiko in Form von
Ausfall- und Bonitätsrisiko (bonitätsorientierter CVaR). Credit Portfolio View liegt ein
ähnlicher Ablauf wie bei Credit Metrics zugrunde. Auch hier wird jeder Kredit einer
Ratingklasse zugeordnet und dessen Marktwert durch die Berechnung eines Barwertes
bestimmt. Im Unterschied zu Credit Metrics werden die Ausfallraten, die Rating-
Migrationen und die Korrelationen anhand (geschätzter) makroökonomischer Daten
ermittelt.
55
Einbezogene makroökonomische Daten sind z. B. die Arbeitslosenquote, das
allgemeine Zinsniveau und das Wirtschaftswachstum. Dahinter steckt die Überlegung,
50 Vgl. Wald, Matthias: Kreditderivate und ein modernes Kreditportfoliomanagement. Innovationspo-
tential und Anwendungsbarrieren, Diss. Mannheim 2002, S. 90
51 Vgl. Rathgeber, Andreas / Steiner, Manfred / Willinsky, Christian: a.a.O., S. 160
52 Vgl. Dunemann, Oliver: Kreditportfoliomodelle, in: Rolfes, Bernd / Schierenbeck, Henner (Hrsg.):
Ausfallrisiken ­ Quantifizierung, Bepreisung und Steuerung. Beiträge zum zeb-Workshop. Schriften-
reihe des Zentrums für Ertragsorientiertes Bankmanagement, Band 26, Frankfurt am Main 2001, S.
197 f.
53 Vgl. Schierenbeck, Henner / Lister, Michael / Kirmße, Stefan: Ertragsorientiertes Bankmanagement.
Band 2: Risikocontrolling und integrierte Rendite-/Risikosteuerung, 9. Auflage, Wiesbaden 2008,
S. 174 f.
54 Credit Portfolio View ist ein eingetragenes Warenzeichen von McKinsey & Co.
55 Vgl. Schierenbeck, Henner / Lister, Michael / Kirmße, Stefan: a.a.O., S. 180 ff.

9
dass es in Zeiten einer konjunkturellen Rezession vielen Kreditnehmern wirtschaftlich
schlechter gehen wird. Dies führt häufig zu Rating-Abstufungen und zu Ausfällen.
Herrscht jedoch eine Phase wirtschaftlichen Aufschwungs, so wird sich das Rating ver-
bessern.
56
Den Aufbau von Credit Portfolio View zeigt Anhang 16.
c) Credit Risk
+
57
Credit Risk
+
wurde von der Schweizer Bank Credit Suisse entwickelt und berücksichtigt
im Gegensatz zu den o. g. Modellen nur das Ausfallrisiko. Es werden keine Marktwerte
berechnet, sondern ein ausfallorientierter CVaR.
58
Folgende Eingabedaten werden benötigt: erwartete Ausfallwahrscheinlichkeit, Kredit-
äquivalent und Verlustquote, welche meist aus bankinternen Daten stammen. Auf Port-
folioebene werden auch hier Korrelationen zwischen den Kreditnehmern berücksichtigt.
Dazu ist anzugeben, welchem volkswirtschaftlichem Sektor (Branche, Region) die Kre-
ditnehmer zuzuordnen sind. Das Modell legt die Korrelationen aus der Festlegung der
Sektoren fest. Dabei nimmt es an, dass die Sektoren untereinander eine hohe Ausfall-
korrelation aufweisen, voneinander jedoch unabhängig sind.
59
Den Aufbau von Credit
Risk
+
zeigt Anhang 17.
Stehen die Ergebnisse aus der Messung des Kreditrisikos fest, können Steuerungs- bzw.
Managementmaßnahmen folgen.
C. Steuerung des Kreditrisikos (Kreditrisikomanagement i. e. S.)
Die Steuerung des Kreditrisikos umfasst Maßnahmen, welche in aktive und passive
Maßnahmen eingeteilt werden können (siehe Anhang 18)
60
. Die Kreditrisikosteuerung
wird auch aktives und passives Kreditrisikomanagement genannt
61
.
Beeinflussen die Maßnahmen das primäre Kreditgeschäft, so spricht man vom passiven
Kreditrisikomanagement. Werden Kredite oder Kreditrisiken über den Sekundärmarkt
56 Vgl. Lipponer, Alexander: Kreditportfoliomanagement. Die Bedeutung von Korrelationen für die
Bewertung von Kreditausfallrisiken, Diss. Heidelberg 2000, S. 59
57 Credit Risk
+
ist ein eingetragenes Warenzeichen von Credit Suisse
58 Vgl. Rau-Bredow, Hans: Kreditrisikomodelle und Diversifikation, in: ZBB 1/2002, S. 1, 15
59 Vgl. Wald, Matthias: a.a.O., S. 93 f.
60 Auch eine Einteilung in ursachen- und wirkungsbezogene Maßnahmen ist möglich, siehe Acker-
mann, Martin: a.a.O, S. 537
61 Vgl. Ackermann, Martin: a.a.O, S. 537; Hartmann-Wendels, Thomas / Pfingsten, Andreas / Weber,
Martin: a.a.O., S. 522 f.

10
gehandelt, spricht man vom aktiven Kreditrisikomanagement.
62
I. Passives Kreditrisikomanagement
Hier nimmt das Kreditinstitut eine passive Rolle ein, da es um die Risikobegrenzung
vor der Kreditvergabe und während der Kreditlaufzeit geht.
63
Im Rahmen des passiven
Managements können traditionelle Kreditrisikotransferinstrumente eingesetzt werden,
welche im zweiten Kapitel dargelegt werden. Eine flexible Steuerung des Portfolios ist
mit diesen Instrumenten nicht möglich.
64
Nachfolgend werden die Maßnahmen des passiven Kreditrisikomanagements erläutert.
Eine Kreditrisikovermeidung ist eine solche Maßnahme. Sie ist nur möglich, wenn der
Kreditgeber auf die Ausreichung des Kredites verzichtet. Das würde aber auch den Ver-
zicht auf Erträge bedeuten. Daher wird der Kreditgeber nur auf die Vergabe verzichten,
wenn sich der Kreditantragsteller als nicht kreditwürdig erweist.
65
Ob dieser kreditwür-
dig ist, wird im Vorfeld einer Kreditentscheidung durch eine Kreditwürdigkeitsprüfung
(siehe Anhang 19) untersucht. Ziel dieser Prüfung ist die Ermittlung der Bonität des
Kreditnehmers und dessen Einstufung in eine bestimmte Ratingklasse.
66
Gestellte Sicherheiten können verwertet werden, falls der Kreditgeber den Kapitaldienst
nicht leistet. Zusätzlich wird der Kredit nach Ausreichung überwacht, um Bonitäts-
verschlechterungen möglichst früh zu erkennen.
67
Eine Limitierung ist das Setzen einer Obergrenze für die Kreditvergabe zur Verhinde-
rung von Klumpenrisiken, z. B. für bestimmte Regionen, Branchen und einzelne Kre-
ditnehmer.
68
Unter Workout-Management versteht man das Management Not leidender Kredite,
62 Vgl. Norden, Lars: Kreditderivate: Zwischen Kapitalmarkt und bankbetrieblicher Verwendung, Diss.
Mannheim 2004, S. 173; der Primärmarkt ist die ursprüngliche Kreditbeziehung zwischen Kreditge-
ber und ­nehmer. Auf dem Sekundärmarkt wird der Kredit bzw. dessen Risiken gehandelt
63 Vgl. Tolkmitt, Volker: a.a.O., S. 154
64 Vgl. Rudolph, Bernd / Hofmann, Bernd / Schaber, Albert / Schäfer, Klaus: a.a.O., S. 21
65 Vgl. Erlebach, Jörg / Berg, Tobias / Gehra, Bernhard / Grasshoff, Gerold: IT-gestützte Risikomess-
systeme in Banken ­ Integration eines wertorientierte Kreditrisikomanagements in die Kreditprozes-
se, in: Zeitschrift für Controlling & Management 2/2008, S. 67; Schierenbeck, Henner / Hölscher,
Reinhold: a.a.O., S. 435
66 Vgl. Schierenbeck, Henner / Lister, Michael / Kirmße, Stefan: a.a.O., S. 194 f.; im Privatkunden-
geschäft wird das Scoring-Verfahren angewandt, vgl. Gaumert, Uwe / Hartmann, Wulf: Bonität unter
der Lupe, in: Die Bank 10/2006, S. 54
67 Vgl. Büschgen, Hans E.: Bankbetriebslehre. Bankgeschäfte und Bankmanagement, 5. Auflage, Wies-
baden 1998, S. 940, 952
68 Vgl. Pastari, Olivia / Untenberger, Franz Josef: Neue Strukturen und weiteres Wachstum von Kredit-
derivaten im genossenschaftlichen Sektor, in: BA Villingen-Schwennigen (Hrsg.): Diskussionsbei-
träge Nr. 04/08, Villingen-Schwennigen 2008, S. 28

11
auch Non Performing Loans genannt. Diese Kredite sind leistungsgestört, d. h. der
Kapitaldienst wird nicht mehr oder nicht rechtzeitig gezahlt. Im Rahmen des Workout-
Managements wird versucht, die Kapitaldienstfähigkeit des Schuldners wiederherzustel-
len bzw. einen Ausfall zu minimieren.
69
Schließlich ist die Übernahme von Kreditrisiken eine passive Managementmaßnahme.
Ein Kreditrisiko wird übernommen, wenn die erwarteten Erträge höher sind als die er-
warteten Kosten.
70
Auf Portfolioebene wird der Beitrag des neuen Kredites auf die Risi-
kotragfähigkeit untersucht. Dazu wird meist die Kennzahl RORAC (Return on Risk-
Adjusted Capital) verwendet.
71
Ein Berechnungsbeispiel findet sich im Anhang 20.
Es folgt die Darstellung des aktiven Kreditrisikomanagements.
II. Aktives Kreditrisikomanagement
Hier befindet sich das Kreditinstitut in einer aktiven Rolle: Das Kreditportfolio wird ak-
tiv gesteuert. Ziel ist die Optimierung des Rendite-Risiko-Verhältnisses.
72
Man überträgt dabei die Portfoliotheorie von Markowitz
73
zur Optimierung von Wertpa-
pierportfolien, auf das Kreditportfolio
74
.
Nach dieser Theorie steigt die Rendite eines Wertpapierportfolios, wenn Wertpapiere
mit höherer Rendite und höherem Risiko hinzugefügt werden. Gleichzeitig sinkt das
Gesamtrisiko des Portfolios. Es sinkt umso stärker, je geringer die Wertpapiere positiv
miteinander korrelieren. Das Gesamtrisiko sinkt demnach durch Diversifikation, d. h.
durch Risikostreuung.
75
Eine grafische Darstellung zeigt Anhang 21.
Eine gute Diversifikation kann durch den Abbau von Klumpenrisiken erreicht werden,
also durch die Verringerung der Kreditvergabe an Kreditnehmer, die hoch positiv
69 Vgl. Dickopf, Christian / Hommel, Ulrich / Knecht, Thomas C.: Workout-Management der kreditge-
währenden Banken in Deutschland, in: ZfgK 13/2007, S. 656 f.
70 Vgl. Cremers, Heinz / Walzner, Jens: a.a.O., S. 38 f.
71 Vgl. Wolke, Thomas: a.a.O., S. 159-163, 172 f.; der RORAC wird ausführlich bei Lehar, Alfred /
Welt, Franz / Wiesmayr, Christoph / Zechner, Josef: Risikoadjustierte Performancemessung in Ban-
ken. Konzepte zur Risiko-Ertragssteuerung, in: Bank Archiv 11/1998, S. 857-862 (Teil 1), Bank
Archiv 12/1998, S. 949-955 (Teil 2) dargestellt
72 Vgl. Cremers, Heinz / Walzner, Jens: a.a.O., S. 40; Bruns, Christoph / Meyer-Bullerdieck, Frieder:
Professionelles Portfoliomanagement. Aufbau, Umsetzung und Erfolgskontrolle strukturierter Anla-
gestrategien, 4. Auflage, Stuttgart 2008, S. 635
73 Vgl. Markowitz, Harry: Portfolio Selection, in: Journal of Finance 1/1952, S. 77-91
74 Vgl. Cremers, Heinz / Walzner, Jens: a.a.O., S. 40
75 Vgl. Kern, Marco: a.a.O., S. 19; Markowitz, Harry: a.a.O., S. 78 f., 89 ff.; die beste Diversifikation
würde bei einer perfekt negativen Korrelation (-1) vorliegen. Gar keine Diversifikation liegt bei einer
perfekt positiven Korrelation (+1) vor

12
korrelieren
76
.
Auch die gezielte Kreditrisikoübernahme kann zu einer verbesserten Diversifikation
führen, wenn die neuen Kredite bzw. Kreditrisiken nur gering positiv mit dem beste-
henden Kreditportfolio korrelieren
77
.
Hat sich die Diversifikation verbessert, führt das zu einem niedrigeren unerwarteten
Verlust (siehe Anhang 22). Somit kann das vorzuhaltende ökonomische Kapital redu-
ziert werden. Dieses kann dann für andere Geschäfte genutzt werden, welche für zusätz-
liche Erträge sorgen können.
78
Zusätzlich sinkt das unsystematische Risiko des Kredit-
portfolios mit zunehmender Risikostreuung
79
. Im Idealfall kann es vollständig beseitigt
werden
80
.
Im Primärkreditgeschäft ist Diversifizierung nur schwer umsetzbar. Das ist besonders
bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken ersichtlich, deren Kreditvergabe aufgrund
des Regionalprinzips geografisch beschränkt ist und sich oftmals auch branchenbezoge-
ne Konzentrationsrisiken ergeben.
81
Daher werden im aktiven Kreditrisikomanagement moderne Kreditrisikotransfer-
instrumente eingesetzt. Diese gestatten sowohl den Kauf als auch den Verkauf von Kre-
diten bzw. Kreditrisiken und helfen damit das Portfolio zu optimieren. Mit diesen In-
strumenten wird der Handel von Krediten und Kreditrisiken auf dem Sekundärmarkt
ermöglicht.
82
Das ökonomische Kapital kann nicht nur aufgrund der Diversifikation reduziert werden,
sondern auch, weil übertragene Kreditrisiken nicht mehr mit diesem unterlegt werden
müssen. Auch das regulatorische Kapital kann unter bestimmten Voraussetzungen (sie-
he 3. Kapitel) mithilfe der Kreditrisikotransferinstrumente entlastet werden.
83
Daneben gibt es noch andere Chancen, aber auch Risiken, die sich aus dem Einsatz
76 Vgl. Pastari, Olivia / Untenberger, Franz Josef: a.a.O., S. 26
77 Vgl. Cremers, Heinz / Walzner, Jens: a.a.O., S. 42
78 Vgl. Gann, Phillip / Hofmann, Bernd: Kreditportfoliosteuerung spezialisierter Kreditinstitute, in:
Ludwig-Maximilians-Universität München (Hrsg.): Münchner betriebswirtschaftliche Beiträge
2004/02, München 2004, S. 6 f.
79 Vgl. Schäfer, Henry / Lindenmayer, Philipp: Nachhaltige Kapitalanlagen, in: WISU 8-9/2007, S.
1085
80 Vgl. Felsenheimer, Jochen: CDS: Funktionsweise, Bewertung und Anwendung, in: HVB Corporates
& Markets (Hrsg.): Kreditderivate Spezial September 2004, München 2004, S. 34; Rudolph, Bernd /
Hofmann, Bernd / Schaber, Albert / Schäfer, Klaus: a.a.O., S. 28
81 Vgl. Oriwol, Diethard / Weghorn, Reiner: Kreditpooling in der S-Finanzgruppe ­ von der Diversifi-
kation einzelner Adressrisiken zur effektiven Kreditportfoliosteuerung, in: ZfgK 21/2007, S. 1160;
Fröhlich, Joachim: Kreditverbriefung / Securitisation, in: Bank Praktiker 12/2006, S. 588
82 Vgl. Gann, Phillip / Hofmann, Bernd: a.a.O., S. 10 f.
83 Vgl. Ricken, Stephan: Verbriefung von Krediten und Forderungen in Deutschland, in: Hans-Böckler-
Stiftung (Hrsg.): Betriebswirtschaftliche Handlungshilfen, edition 213, Düsseldorf 2008, S. 83 f.

13
moderner Instrumente des Kreditrisikotransfers ergeben. Diese werden im 3. Kapitel
vorgestellt. Mit dem Einsatz dieser Instrumente werden Kreditinstitute flexibler. Sie
sind nicht mehr darauf beschränkt, einen vergebenen Kredit bis zum Laufzeitende zu
halten (klassisches Bankgeschäft, ,,buy and hold"), sondern können Kredite bzw. deren
Risiken an andere Marktteilnehmer weitergeben (,,originate and distribute").
84
D. Zwischenfazit
Dieses Kapitel zeigte den Aufbau des Kreditrisikomanagements von Kreditinstituten. Es
wurde geklärt, wie Kredite und Kreditrisiken zu definieren sind. Des Weiteren wurde
gezeigt, dass sich die Messung des Kreditrisikos in die Bestimmung des erwarteten und
des unerwarteten Verlustes teilt. Wie gesehen ist es wichtig, nicht nur das Kreditrisiko
einzelner Kredite zu messen, sondern das Kreditrisiko auf Gesamtebene zu bestimmen.
Dabei werden Korrelationen zwischen den Krediten berücksichtigt. Es hat sich gezeigt,
dass ein gut diversifiziertes Kreditportfolio weniger Kreditrisiken beinhaltet, als die
kumulierten Risiken auf Einzelebene. Während das passive Kreditrisikomanagement
versucht, die Risiken möglichst vor der Kreditvergabe zu minimieren, geht das aktive
Kreditrisikomanagement von einer aktiven Steuerung auch nach Kreditvergabe aus. Da-
zu bedient man sich moderner Instrumente des Kreditrisikotransfers, welche Gegen-
stand des zweiten Kapitels sind.
2. Kapitel: Darstellung und Vergleich moderner Instrumente des Kreditrisikotransfers
Moderne Kreditrisikotransferinstrumente können in Kreditverbriefungen, Kreditderivate
i. w. S. und i. e. S. sowie in sonstige Instrumente eingeteilt werden (siehe Anhang 23).
Moderne Instrumente sind im Gegensatz zu traditionellen Kreditrisikotransferinstru-
menten kapitalmarktorientiert.
85
In diesem Kapitel werden diese Instrumente erläutert
und miteinander verglichen. Zunächst erfolgt eine Abgrenzung zu den traditionellen In-
strumenten. Der Vergleich der Instrumente bezieht sich auf bestimmte Merkmale, die
für jedes Instrument einzeln beleuchtet werden. Zum Schluss wird die relative Vorteil-
haftigkeit der Instrumente für den Kreditrisikotransfer erläutert.
84 Vgl. Stegemann, Uwe / Jamin, Gösta / Niemann, Martin: Die Risiken beherrschen, in: Die Bank
4/2008, S. 60
85 Vgl. Rudolph, Bernd / Hofmann, Bernd / Schaber, Albert / Schäfer, Klaus: a.a.O., S. 14; Der Kapi-
talmarkt ist der Markt für langfristige Kredite, im Gegensatz zum Geldmarkt, auf dem kurzfristige
Kredite gehandelt werden, vgl. Bartling, Hartwig / Luzius, Franz: Grundzüge der Volkswirtschafts-
lehre, 15. Auflage, München 2004, S. 170

14
A. Abgrenzung zu traditionellen Instrumenten
Traditionelle Instrumente des Kreditrisikotransfers sind die Kreditversicherung und die
Syndizierung von Krediten (siehe Anhang 23).
Durch eine Kreditversicherung verpflichtet sich der Versicherungsgeber für den Ausfall
des versicherten Kredites einzustehen. Kreditversicherungen kommen besonders im
Exportkreditgeschäft vor, bei dem z. B. die Euler Hermes Kreditversicherungs-AG
deutsche Exporteure gegen die Ausfälle von Forderungen aus dem Handelsgeschäft
versichert.
86
Bei einer Kreditsyndizierung wird ein (Groß-)Kredit auf verschiedene Kreditgeber ver-
teilt. Dadurch wird das Risiko geteilt. Meist wird ein sog. Konsortialführer ausgewählt,
welcher für Kreditorganisation und ­abwicklung hauptverantwortlich ist.
87
Traditionelle Instrumente eignen sich nicht für das aktive Kreditrisikomanagement, da
diese von einer ,,buy and hold"-Strategie des Kreditgebers ausgehen. Kreditrisiken sol-
len vor der Kreditvergabe begrenzt werden. Eine Steuerung der Kreditrisiken nach Kre-
ditvergabe ist mit den traditionellen Instrumenten nicht möglich.
88
B. Kreditverbriefung
Die Verbriefung von Krediten (,,Securitization") hat ihren Ursprung in den USA. Dort
wurden ab den 1970er-Jahren Immobiliendarlehen verbrieft. Seit den 1980er-Jahren
folgte die Verbriefung anderer Forderungsarten wie Kreditkarten-, Kfz- und Leasing-
forderungen.
89
Bei der Verbriefung werden Forderungen/Kredite
90
gebündelt und am
Kapitalmarkt verkauft. Damit werden Kreditrisiken auf andere Marktteilnehmer transfe-
riert.
91
Man unterscheidet die True-Sale-Verbriefung, auch klassische Verbriefung ge-
nannt, von der synthetischen Verbriefung. Bei der True-Sale-Verbriefung handelt es
86 Vgl. Rudolph, Bernd / Hofmann, Bernd / Schaber, Albert / Schäfer, Klaus: a.a.O., S. 21
87 Vgl. Burghof, Hans-Peter / Henke, Sabine: Alternative Produkte des Kreditrisikotransfers, in: Burg-
hof, Hans-Peter / Henke, Sabine / Rudolph, Bernd / Schönbucher, Philipp J. / Sommer, Daniel
(Hrsg.): Kreditderivate. Handbuch für die Bank- und Anlagepraxis, 2. Auflage, Stuttgart 2005, S. 109
88 Vgl. Rudolph, Bernd / Hofmann, Bernd / Schaber, Albert / Schäfer, Klaus: a.a.O., S. 21
89 Vgl. Rudolph, Bernd / Scholz, Julia: Pooling und Tranching im Rahmen von ABS-Transaktionen, in:
Ludwig-Maximilians-Universität München (Hrsg.): Discussion paper 2007-04, München 2007, S. 2
90 Gemäß § 19 KWG stellen Forderungen an Kunden für Kreditinstitute Kredite dar. Im Folgenden
werden daher die Begriffe Forderungen und Kredite synonym verwendet
91 Vgl. Kerl, Alexander G. / Grunert, Jens: Asset Backes Securities am Beispiel der Programme der
Kreditanstalt für Wiederaufbau, in: WiSt 6/2008, S. 326; Mit ABS-Transaktionen verfolgt man auch
andere Ziele wie die vorzeitige Kapitalfreisetzung und einen damit verbundenen Finanzierungseffekt.
Daher rechnet man ABS zu den Kreditsubstituten, vgl. Perridon, Louis / Steiner, Manfred: Finanz-
wirtschaft der Unternehmung, 14. Auflage, München 2007, S. 443; Olfert, Klaus / Reichel, Christo-
pher: Finanzierung, in: Olfert, Klaus (Hrsg.): Kompendium der praktischen Betriebswirtschaft, 14.
Auflage, Ludwigshafen (Rhein) 2008, S. 302

15
sich um einen echten, regresslosen Forderungsverkauf. Dadurch geht das wirtschaftliche
und juristische Eigentum der Forderungen auf die Zweckgesellschaft über. Die Kredite
scheiden somit aus der Bilanz des Forderungsverkäufers (,,Originator") aus
92
(,,off-
balance").
93
Bei der synthetischen Verbriefung werden die Risiken der Kredite, nicht jedoch die
Kredite selbst, verkauft. Daher bleiben die Forderungen in der Bilanz des Originators
(,,on-balance").
94
Die Kreditverbriefung erfolgt mithilfe von Asset Backed Securities (i. w. S.). Das sind
durch Forderungen (Assets) besicherte (Backed) Wertpapiere (Securities).
95
Diese kön-
nen je nach Art der zugrunde liegenden Forderung in ABS i. e. S., MBS und CDOs ein-
geteilt werden (siehe Anhang 24)
96
.
Gegenstand der folgenden Ausführungen ist die True-Sale-Verbriefung. Die synthe-
tische Verbriefung wird unter Punkt D. II behandelt.
I. Ablauf einer Asset Backed Securities Transaktion
Diese Transaktion kann unterschiedlich gestaltet werden. Eine Grundstruktur (siehe
Anhang 25) kann wie folgt beschrieben werden. Der Originator verkauft gebündelte
Forderungen (,,Forderungspool") aus seinem Forderungsbestand zu ihrem Barwert an
eine eigens dafür gegründete Zweckgesellschaft (Special Purpose Vehicle, SPV), wel-
che vom Forderungsverkäufer rechtlich unabhängig sein sollte. Diese kann vom Origi-
nator selbst oder von einem Sponsor, einem anderen Kreditinstitut
97
, gegründet und
verwaltet werden. Es ist auch möglich, dass mehrere Originatoren ihre Forderungen ein-
92 Ein Bilanzabgang der Forderungen erfordert daneben, dass die Zweckgesellschaft nicht in den Kon-
zernabschluss des Originators einbezogen wird. In der Praxis wird es meist so gestaltet, dass die
Zweckgesellschaft nicht in den Konzernabschluss einbezogen (konsolidiert) wird, vgl. zu dieser
Problematik: Mujkanovic, Robin: Die Konsolidierung von Zweckgesellschaften nach IFRS und HGB
vor dem Hintergrund der Subprime-Krise und des BilMoG, in: Steuern und Bilanzen 4/2008, S. 136-
141 sowie allgemein zur Bilanzierung von Kreditrisikotransferinstrumenten: Struffert, Ralf: Bilanzie-
rung verschiedener Formen zur Reduzierung des Kreditrisikos nach IFRS und HGB/IDW-
Verlautbarungen, in: Kapitalmarktorientierte Rechnungslegung 9/2007, S. 477-489
93 Vgl. Wörner, Gaby / Flacke, Klaus / Lotz, Ulrich: Ansätze zur Strukturierung einer True-Sale-
Verbriefung von Non-Performing Loans für deutsche Banken, in: ZBB 6/2005, S. 428; Becker, Hans
Paul / Peppmeier, Arno: Bankbetriebslehre, 7. Auflage, Ludwigshafen (Rhein) 2008, S. 204 f.
94 Vgl. Kullmann, Andreas: Forderungsverbriefung als attraktives Finanzierungsprodukt, in: Kredit &
Rating Praxis 1/2004, S. 3 f.
95 Vgl. Olfert, Klaus / Reichel, Christopher: Finanzierung, a.a.O., S. 355
96 Vgl. Österreichische Nationalbank: Best Practice im Risikomanagement von Verbriefungen in: Leit-
fadenreihe zum Kreditrisiko, Wien 2004, S. 12
97 Häufig traten in der Vergangenheit US-amerikanische Großbanken wie Citigroup und Lehman Bro-
thers als Sponsoren auf. In Deutschland gründeten die IKB Deutsche Industriebank AG und die ehe-
malige Sachsen LB (jetzt Sachsen Bank) eigene Zweckgesellschaften, vgl. Hemmerich, Friedhelm:
Vom US-Immobilienmarkt zur internationalen Finanzkrise, in: WISU 4/2008, S. 516

16
bringen (,,Multi-Seller"). Die Zweckgesellschaft finanziert den Kauf, indem sie ABS
i. w. S. emittiert und an Investoren verkauft.
98
Die Verwaltung der Forderungen obliegt meist weiterhin dem Forderungsverkäufer.
Dieser profitiert dadurch weiterhin von der Kundenbeziehung, da er der Ansprech-
partner des Kunden bleibt.
99
Die Zahlungsströme (Zins und Tilgung) aus dem Forde-
rungspool leitet der Originator an die Zweckgesellschaft weiter. Von dort aus werden
diese entweder direkt an die Investoren weitergeleitet (Fondszertifikate-Konzept, ,,pass-
through") oder sie werden verwaltet und nicht zeitgleich, sondern nach einem festen
Plan an die Investoren gezahlt (Anleihekonzept, ,,pay-through").
100
Bei letzterem Konzept werden ABS unterschiedlicher Tranchen nach dem Wasserfall-
bzw. Subordinationsprinzip emittiert. Nach diesem Prinzip bedienen die Zahlungsströ-
me aus dem Forderungspool zuerst die Senior-Tranche, danach die Mezzanine Tranchen
vor der FLP/Equity-Tranche, welche häufig beim Originator verbleibt
101
.
Die Zahlungen werden ,,von oben nach unten" weitergereicht. Folglich treffen Zah-
lungsausfälle zuerst die FLP vor den anderen Tranchen, d. h. Verluste werden ,,von un-
ten nach oben" getragen (siehe Anhang 26).
102
So ausgestaltete ABS (i. w. S.) werden
auch strukturierte Produkte genannt
103
.
Sie werden variabel verzinst (sog. Floating Rate Notes). Die Verzinsung setzt sich meist
aus einem Basiszins (z. B. EURIBOR) zuzüglich eines Risikoaufschlags je nach Tran-
che zusammen (siehe Anhang 27).
104
98 Vgl. Hartmann-Wendels, Thomas: Asset Backed Securities und die internationale Finanzkrise, in:
WISU 5/2008, S. 690
99 Vgl. Wagenknecht, Claus-Rainer / Reinhard, Karsten R.: Anforderungen an eine moderne Verbrie-
fungsstrategie aus Sicht einer Großbank, in: Zfbf 57/2007, S. 86
100 Vgl. Paul, Stephan: Asset Backed Securities, in: Gerke, Wolfgang / Steiner, Manfred (Hrsg.): Hand-
wörterbuch des Bank- und Finanzwesens, 3. Auflage, Stuttgart 2001, S. 129; Der Vorteil des Anlei-
hekonzepts liegt für die Investoren in der Vermeidung des Prepayment Risks, d. h. in der Ver-
meidung des Risikos der vorzeitigen Tilgung durch die Forderungsschuldner, vgl. Perridon, Louis /
Steiner, Manfred: a.a.O., S. 439 f.
101 In jüngerer Vergangenheit wurde die Equity-Tranche allerdings z. T. verkauft, z. B. an Hedge-Fonds,
die dafür eine hohe Rendite erzielen, vgl. Rudolph, Bernd: Kreditrisikotransfer ­ Abbau alter gegen
Aufbau neuer Risiken?, in: Ludwig-Maximilians-Universität München (Hrsg.): Discussion paper
2007-05, München 2007, S. 10; So geschehen u. a. bei der Deutsche Bank AG 2007, vgl. Internetre-
cherche vom 22.7.2008, http://www.risiko-manager.com/index.php?id=58&no_cache
=1&tx_ttnews[swords]=kreditrisikomanagment&tx_ttnews[tt_news]=6111&tx_ttnews[backPid]=31
&cHash=b457855b8b&print=1&no_cache=1, Kreditrisikomanagement
102 Vgl. Aberer, Bartle / Gruber, Walter: Verbriefungskonstrukte ­ heilsame Einsichten und attraktive
Aussichten, in: ZfgK 21/2007, S. 1146
103 Vgl. Deutsche Bundesbank: Neuere Entwicklungen im internationalen Finanzsystem, in: Monatsbe-
richt Juli 2008, Frankfurt am Main 2008, S. 22
104 Vgl. Kaltenhäuser, Iris: ABS Handbuch. Einführung in Asset-Backed Securities, München 2006, S.
40

17
Die Größe der jeweiligen Tranche hängt von der erwarteten Ausfallwahrscheinlichkeit
des Forderungspools und von den Bonitätsanforderungen der Ratingklasse ab (Anhang
28). Durch die Tranchierung wird das Rating verbessert (siehe Anhang 29).
105
Rating-Agenturen spielen bei Verbriefungen eine wichtige Rolle. Sie nehmen die Boni-
tätseinschätzung der ABS-Tranchen vor. Dabei beurteilen sie den Aufbau der Transak-
tion, den Forderungspool und die Sicherungsmaßnahmen (,,Credit Enhancements").
106
Sicherungsmaßnahmen sollen die Transaktion stabilisieren und die Investoren vor Zah-
lungsausfällen schützen. Eine Maßnahme ist das Stellen von Fazilitäten des Sponsors
für die Zweckgesellschaft zur Überbrückung kurzfristiger Liquiditätsengpässe. Des
Weiteren bildet die Übersicherung eine Sicherungsmaßnahme. Bei dieser übersteigt der
Wert des verbrieften Forderungspools das Volumen der emittierten ABS. Damit soll die
Bedienung der Tranchen auch bei Zahlungsausfällen des Forderungspools gewährleistet
werden.
107
Weitere Maßnahmen zeigt Anhang 31.
Ein Praxisbeispiel einer klassischen Verbriefung zeigt Anhang 32.
II. Ablauf eines Asset Backed Commercial Programms
Neben klassischen ABS-Transaktionen gibt es Asset Backed Commercial Programme,
deren hohe Risiken durch die Subprime-Krise offengelegt wurden (siehe 4. Kapitel).
Der Ablauf einer ABCP-Transaktion (siehe Anhang 33) unterscheidet sich von ABS-
Transaktionen in zwei wesentlichen Punkten. Zunächst haben die von der speziellen
Zweckgesellschaft, hier ,,Conduit" oder ,,Special Investment Vehicle, SIV" genannt,
emittierten ABCP nur eine kurze bzw. kurzfristige Laufzeit, d. h. zwischen sieben und
364 Tagen. Diese Zweckgesellschaften verbriefen keine Forderungen, sondern investie-
ren direkt in ABS (i. w. S.). Durch die kurze Laufzeit der Finanzierung über ABCP fin-
det eine außergewöhnliche
108
Fristentransformation
109
statt, mit dem Ziel der
105 Vgl. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung: Jahresgutachten
2007/2008. Bundestag-Drucksache 16/7083, Berlin 2007, S. 113 f.
106 Vgl. Wolf, Martin: Asset Backed Securities-Transaktionen als Instrument der Gesamtbanksteuerung,
in: Eller, Roland / Gruber, Walter / Reif, Markus (Hrsg.): Handbuch Gesamtbanksteuerung. Integrati-
on von Markt-, Kredit- und operationalen Risiken, Stuttgart 2001, S. 481
107 Vgl. Paul, Stephan: a.a.O., S. 129; Perridon, Louis / Steiner, Manfred: a.a.O., S. 441
108 Außergewöhnlich ist die Fristentransformation, da hier im Extremfall MBS mit einer Laufzeit von 20
bis 30 Jahren durch ABCP mit einer Laufzeit von nur sieben Tagen refinanziert werden
109 Fristentransformation ist eigentlich ein typisches Geschäft von Kreditinstituten. Diese nehmen kurz-
fristige Kundeneinlagen entgegen (z. B. über Giro- und Sparkonten), die relativ niedrig verzinst wer-
den. Diese Einlagen werden genutzt, um längerfristige Kredite auszureichen, welche höhere Zins-
einnahmen erzielen, vgl. Börner, Christoph J.: Strategisches Bankmanagement. Ressourcen- und
marktorientierte Strategien von Universalbanken, München/Wien 2000, S. 161

18
Erwirtschaftung von Zinsgewinnen, da normalerweise
110
kurzfristige Laufzeiten gerin-
ger verzinst werden als lange Laufzeiten.
111
Es folgt die Darstellung der einzelnen ABS-Arten.
III. Asset Backed Securities (ABS i. e. S.)
ABS i. e. S. können Forderungen verschiedenster Art verbriefen. Beispielhaft lassen
sich Forderungen aus Kreditkartenverträgen, aus Kfz-Finanzierungen, aus Konsumen-
tenkrediten und aus Studentenkrediten nennen.
112
Der zugrunde liegende Forderungspool besteht aus vielen verschiedenen gleichartigen
(homogenen) Forderungen. Damit verfügt dieser über eine hohe Granularität.
113
Die Laufzeit von ABS richtet sich nach den Forderungslaufzeiten des Pools. Demnach
haben sie eine mittel- bis langfristige Laufzeit, d. h. mindestens ein Jahr.
114
IV. Mortgage Backed Securities (MBS)
Die zugrunde liegenden Forderungen bei MBS bestehen aus Immobiliendarlehen.
Diese sind durch Grundpfandrechte (Grundschulden oder Hypotheken) besichert. Man
unterscheidet Residential Mortgage Backed Securities (Residential-MBS), bei denen
verbriefte private Immobilienfinanzierungen vorliegen und Commercial Mortgage Ba-
cked Securities (Commercial-MBS), bei denen die Verbriefung gewerblicher Immobi-
lienfinanzierungen vorgenommen wird.
115
MBS haben eine sehr lange Laufzeit entsprechend der zugrunde liegenden Darlehen.
Residential-MBS enthalten viele kleinere, gleichartige Forderungen. Commercial-MBS
enthalten dagegen wenige, dafür große Kredite.
116
Zu den Residential-MBS zählen US-amerikanische Hypothekenkredite an private
110 Bei Vorhandensein normaler Zinsstrukturkurven, im Gegensatz zu ,,inversen" Zinsstrukturkurven,
bei denen kurzfristige Geldanlagen höher verzinst werden als langfristige Anlagen, vgl. Schieren-
beck, Henner: Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre, 16. Auflage, München 2003, S. 370; Die
Subprime-Krise sorgt aktuell für eine (leicht) inverse Zinsstruktur, siehe dazu Anhang 34
111 Vgl. Kaltenhäuser, Iris: a.a.O., S. 12; Hemmerich, Friedhelm: a.a.O., S. 516 ff.; Hartmann-Wendels,
Thomas: Asset Backed Securities und die internationale Finanzkrise, a.a.O., S. 691
112 Vgl. Perridon, Louis / Steiner, Manfred: a.a.O., S. 439 f.
113 Vgl. Fender, Ingo / Mitchell, Janet: Strukturierte Finanzierungen: Komplexität, Risiken und die Rolle
von Ratings, in: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (Hrsg.): BIZ-Quartalsbericht Juni 2005,
Basel / Schweiz 2005, S. 85
114 Vgl. Kaltenhäuser, Iris: a.a.O., S. 18
115 Vgl. Franke, Günter: Transformation nicht-gehandelter in handelbare Kreditrisiken, in: Thurgauer
Wirtschaftsinstitut an der Universität Konstanz (Hrsg.): Research Paper Series No. 7 April 2005,
Konstanz 2005, S. 2; Kaltenhäuser, Iris: a.a.O., S. 27
116 Vgl. Kaltenhäuser, Iris: a.a.O., S. 28 ff.

19
Schuldner. Diese werden in die Kategorien ,,Prime" (hohe Bonität), ,,Alt-A" (Bonität
zwischen Prime und Subprime) und ,,Subprime" unterteilt. Subprime-Kredite (,,subpri-
me mortgages") sind Immobilienkredite an Schuldner geringer Bonität mit einem Be-
leihungswert von mindestens 85 % und einem Anteil des Kapitaldienstes am
verfügbaren Einkommen von mindestens 55 %.
117
V. Collateralized Debt Obligations (CDOs)
Man unterscheidet CDOs in Collateralized Bond Obligations (CBOs), mit denen Forde-
rungen aus Anleihen verbrieft werden und Collateralized Loan Obligations (CLOs), bei
denen Forderungen aus der Unternehmenskreditvergabe verbrieft werden
118
. CDOs sind
nach dem Anleihekonzept (,,pay-through") ausgestaltet
119
.
Sie enthalten meist verschiedene (heterogene) Forderungen und sind weniger granular
als ABS i. e. S. und MBS
120
. Je nach Gestaltung können sie viele oder wenige Forderun-
gen verbriefen
121
.
Die Laufzeit hängt auch hier vom Forderungsportfolio ab, in der Regel ist sie mittel- bis
langfristig
122
. True-Sale-CDOs werden auch Cash-CDOs genannt
123
.
Es folgt der Vergleich der klassischen Verbriefung anhand bestimmter Kriterien.
VI. Vergleichskriterien
Die Kriterien sind so zusammengestellt, dass ein Vergleich hinsichtlich der Eignung der
Verbriefungsinstrumente für den Kreditrisikotransfer ermöglicht wird
124
. Sie betrachten
117 Vgl. Jäger, Manfred / Voigtländer, Michael: Hintergründe und Lehren aus der Subprime-Krise, in:
IW Trends 3/2008, S. 6; Subprime-Kredite wurden auch an Schuldner niedrigster Bonität vergeben
und daher auch scherzhaft als ,,Ninja-Darlehen" bezeichnet: No Income, No Job, No Assets ­ kein
Einkommen, keine Arbeit, kein Vermögen, vgl. Weber, Axel A.: Die Subprime-Krise. Ursachen und
Folgen für das Kreditwesen, in: Deutsche Bundesbank (Hrsg.): Rede anlässlich des FTD-
Bankengipfels 2008, Frankfurt am Main 2008, S. 7
118 Vgl. Herrmann, Markus: Collateralized Loan Obligations (CLOs), in: Burghof, Hans-Peter / Henke,
Sabine / Rudolph, Bernd / Schönbucher, Phillipp J. / Sommer, Daniel (Hrsg.): Kreditderivate. Hand-
buch für die Bank- und Anlagepraxis, Stuttgart 2000, S. 77
119 Vgl. Rudolph, Bernd / Hofmann, Bernd / Schaber, Albert / Schäfer, Klaus: a.a.O., S. 54
120 Vgl. Fender, Ingo / Mitchell, Janet: a.a.O., S. 85 f.
121 Die CLO-Transaktion der Deutsche Bank AG: ,,CORE 1998-1" verbriefte ca. 5.300 Kredite mittels-
tändischer Unternehmen, vgl. Rudolph, Bernd / Hofmann, Bernd / Schaber, Albert / Schäfer, Klaus:
a.a.O., S. 54; Andere Transaktionen verbrieften nur 25-50 Kredite bzw. Anleihen, vgl. Herrmann,
Markus: a.a.O., S. 79
122 Vgl. Kaltenhäuser, Iris: a.a.O., S. 18
123 Vgl. Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung: Jahresgutachten
2007/2008, a.a.O., S. 112
124 Vgl. andere Übersichten, welche sich auf z. T. andere Kriterien stützen bzw. nicht alle modernen In-
strumente vergleichen: Burghof, Hans-Peter / Henke, Sabine: Alternative Produkte des Kreditrisiko-
transfers, a.a.O., S. 119; Becker, Hans Paul / Peppmeier, Arno: a.a.O., S. 359

20
die Instrumente aus Sicht des Originators bzw. Risikogebers. Chancen und Risiken der
Instrumente für den gesamten Finanzmarkt werden im dritten Kapitel dargestellt. Unte-
reinander unterscheiden sich die Instrumente nur anhand weniger Kriterien, die im An-
hang 35 dargestellt werden.
a) Kosten des Kreditrisikotransfers
Die Kosten einer ABS-Transaktion sind als hoch anzusehen. Sie setzen sich aus einma-
ligen und laufenden Kosten zusammen, welche vor allem durch aufwendige Vertragsge-
staltungen, die Notwendigkeit eines Ratings für die ABS-Tranchen und aufgrund der
Nutzung einer Zweckgesellschaft für den Risikotransfer entstehen.
Erst bei hohen Ver-
briefungsvolumina sind ABS-Transaktionen somit wirtschaftlich sinnvoll.
125
Eine Bei-
spielrechnung zeigt Anhang 36. Die Transaktionskosten können verringert werden,
wenn standardisierte Plattformen genutzt werden, welche die True-Sale-Initiative (TSI)
anbietet
126
.
b) Flexibilität des Kreditrisikotransfers
Die Flexibilität wird anhand der Gestaltungs- und Anpassungsflexibilität untersucht.
Unter Gestaltungsflexibilität ist der Gestaltungsspielraum vor dem Übergang der Risi-
ken zu verstehen. True-Sale-ABS bieten wenig Spielraum, da der Forderungsverkauf
anonym erfolgt
127
. Investoren können die Kreditrisiken nicht genau einschätzen, sie
werden daher ein gut diversifiziertes Kreditportfolio verlangen. Des Weiteren sollen die
zu transferierenden Forderungen nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden
128
. Diese
Tatsachen können den Bemühungen der Originatoren, gezielt Kreditrisiken zu transfe-
rieren, entgegenstehen.
129
125 Vgl. Wolf, Martin: a.a.O., S. 488; Kaltenhäuser, Iris: a.a.O., S. 40, 58
126 Vgl. Ricken, Stephan: a.a.O., S. 45; Die True-Sale-Initiative ist ein Zusammenschluss von 13 deut-
schen Kreditinstituten zur Förderung des deutschen Verbriefungsmarktes, vgl. Internetrecherche vom
12.11.2008, http://www.tsi-gmbh.de/unternehmen/tsi-im-ueberblick.html, TSI
127 Es kommt eine sog. stille Abtretung bzw. Zession zum Einsatz, vgl. Dittrich, Kurt / Rinne, Burkhard:
,,Ein einheitliches Verbriefungsgesetz könnte ein durchdachtes Konzept umsetzen, aber gegebenen-
falls geht Flexibilität verloren", in: ZfgK 4/2008, S. 164; siehe auch Punkt d)
128 Für deutsche Kreditinstitute ist dies im Rundschreiben 4/1997 der Bundesanstalt für Finanzdienstleis-
tungsaufsicht festgehalten, vgl. Internetrecherche vom 10.11.2008, http://www.bafin.de/cln
_116/nn_722552/sid13A8DFCD2DACC063498DB825E6F26386/nsc_true/SharedDocs/
Veroeffentlichungen/DE/Service/Rundschreiben/ba__bis__042002/rs__9704__ba.html?nnn=true,
Rundschreiben 4/97
129 Vgl. Franke, Günter: Risikomanagement mit Kreditderivaten, in: Burghof, Hans-Peter / Henke, Sabi-
ne / Rudolph, Bernd / Schönbucher, Phillipp J. / Sommer, Daniel (Hrsg.): Kreditderivate. Handbuch
für die Bank- und Anlagepraxis, 2. Auflage, Stuttgart 2005, S. 322

21
Anpassungsflexibilität bedeutet Anpassungsspielraum nach dem Risikotransfer. Diesbe-
züglich sind Verbriefungen im Nachteil, da eine spätere Umstrukturierung dieser ABS
nur eingeschränkt möglich ist. Zwar kann beispielsweise in den Emissionsbedingungen
vereinbart werden, dass der Originator Not leidend gewordene Kredite zurückkaufen
muss. Aber auch wenn eine Umstrukturierung, d. h. ein Rückkauf von ABS-Tranchen
und deren erneute Platzierung, möglich wäre, würden erneut sehr hohe Transaktions-
kosten verursacht werden.
130
c) Risiken des Kreditrisikotransfers
Mit dem Einsatz von Kreditrisikotransferinstrumenten sind Gefahren verbunden.
In diesem Zusammenhang sind Imagerisiken, operative und rechtliche Risiken sowie
Liquiditäts- und Kontrahentenrisiken zu nennen.
Imagerisiken sind für den Originator
131
zu befürchten, falls die ABS-Transaktion für die
Investoren zu Verlusten führt, insbesondere wenn diese höher als erwartet ausfallen.
Dies trifft besonders auf AAA- bzw. AA-Tranchen zu. Da Verbriefungen auf anonymen
Kreditportfolien fußen, werden Investoren einen Verlust direkt dem Forderungsverkäu-
fer anlasten. Als Folge dessen ergeben sich u. U. höhere Kosten bei einer erneuten Ver-
briefungstransaktion.
132
Befürchtet der Originator durch die Ausfälle aus seinem Portfolio eine Rufschädigung,
könnte er sich zudem gezwungen fühlen, Verluste über die FLP/Equity-Tranche hinaus
zu tragen
133
.
Operative und rechtliche Risiken können sich aus dem komplexen Transaktionsaufbau
ergeben. Da bei Verbriefungen mehrere Parteien beteiligt sind, besteht die Gefahr, dass
der Ablauf nicht reibungslos funktioniert bzw. Vertragsklauseln ungenau sind oder feh-
len.
134
Das kann im Extremfall dazu führen, dass die Transaktion scheitert
135
.
Liquiditätsrisiken sind bei Verbriefungen nahezu nicht vorhanden, da die Zweck-
gesellschaft den Kaufpreis zeitgleich mit dem Übergang der Forderungen endgültig
130 Vgl. Franke, Günter: Risikomanagement mit Kreditderivaten, a.a.O., S. 323 f.
131 Ganz zu schweigen von den Imagerisiken für Kreditverbriefungen allgemein, wie die Subprime-Krise
zeigt, vgl. dazu: Bechtold, Hartmut: Der deutsche Verbriefungsmarkt und die aktuelle Krise, in: ZfgK
9/2008, S. 384 f.; NN: Verbriefung. KfW, IKB und ABS, in: ZfgK 11/2008, S. 476
132 Vgl. Franke, Günter: Risikomanagement mit Kreditderivaten, a.a.O., S. 325 f.
133 Sog. ,,moral recourse", vgl. Langner, Sabine: Asset Backed Securities, in: Zfbf 11/2002, S. 670; Die-
se Reaktion seitens der Originatoren blieb allerdings während der Subprime-Krise weitgehend aus
134 Vgl. Cremers, Heinz / Walzner, Jens: a.a.O., S. 56
135 Vgl. Weiss, Eleonora / Redak, Vanessa: Innovative Kreditrisikotransfer-Instrumente und Finanz-
marktstabilität in Österreich, in: Österreichische Nationalbank (Hrsg.): Finanzmarktstabilitätsbericht
7, Wien 2004, S. 72

22
zahlt und damit Liquidität zufließt
136
.
Das Kontrahentenrisiko ist das Risiko eines Ausfalls des Vertragspartners. Da bei Ver-
briefungen die Zweckgesellschaft der Kontrahent ist und den Kaufpreis der Forderun-
gen sofort zahlt, besteht insofern kein Kontrahentenrisiko.
137
d) Einfluss auf die Kundenbeziehung
Bei Verbriefungen werden die Forderungen mithilfe einer stillen Zession an die Zweck-
gesellschaft abgetreten
138
. Im Gegensatz zu einer offenen Zession wird der Kreditneh-
mer nicht informiert, er zahlt mit schuldbefreiender Wirkung weiterhin an den
Originator
139
. Der Kreditrisikotransfer mittels Kreditverbriefungen hat demnach keinen
Einfluss auf die Kundenbeziehung.
e) Übertragenes Kreditrisiko
Die Kreditrisiken des Kreditportfolios können in Ausfall- und Bonitätsrisiken eingeteilt
werden. Durch den Verbriefungsprozess werden diese Risiken übertragen.
140
Wird die
FLP/Equity-Tranche vom Originator einbehalten, erfolgt kein vollständiger Kredit-
risikotransfer
141
.
f) Risikoseparation
Hier ist die Frage zu beantworten, ob ein Transfer des Kreditrisikos gelöst vom zugrun-
de liegenden Kredit erfolgt. Eine solche Trennung erfolgt bei klassischen Verbriefungen
nicht. Die Kredite werden inklusive ihrer Risiken transferiert.
142
Nachfolgend werden die Kreditderivate dargestellt. Anschließend erfolgt eine Beurtei-
lung anhand der Vergleichskriterien.
C. Kreditderivate (i. e. S.)
Kreditderivate sind derivative Finanzinstrumente, die den Handel von Kreditrisiken los-
gelöst von den zugrunde liegenden Krediten ermöglichen. Der Wert und evtl. zu leis-
136 Vgl. Becker, Hans Paul / Peppmeier, Arno: a.a.O., S. 204, 358
137 Vgl. Cremers, Heinz / Walzner, Jens: a.a.O., S. 56
138 Vgl. Dittrich, Kurt / Rinne, Burkhard: a.a.O., S. 164
139 Vgl. Olfert, Klaus / Reichel, Christopher: Finanzierung, a.a.O., S. 296
140 Vgl. Ackermann, Martin: a.a.O., S. 536
141 Vgl. Francke, Hans-Herrmann: Die Immobilienkrise in den USA - Ursachen und Konsequenzen für
das globale Finanzsystem, in: Kredit und Kapital 1/2008, S. 4
142 Vgl. Burghof, Hans-Peter / Henke, Sabine: Alternative Produkte des Kreditrisikotransfers, a.a.O., S.
119; Becker, Hans Paul / Peppmeier, Arno: a.a.O., S. 358

23
tende Ausgleichszahlungen von Kreditderivaten bestimmen sich aus dem Basiswert.
Dieser ist hier das Referenzaktivum (bzw. der Referenzschuldner).
Als Referenzaktiva
kommen grundsätzlich alle kreditrisikobehafteten Positionen in Frage, meist bestehen
sie aus einzelnen (Single-name-Kreditderivate) oder mehreren (Basket-Kreditderivate)
abzusichernden Krediten bzw. Anleihen
143
. Auch Indizes
144
können Referenzaktiva
sein.
145
Kreditderivate stellen bilaterale Verträge dar, die meist außerbörslich, d. h. over-
the-counter (OTC) gehandelt werden
146
. Der Risikogeber (Sicherungsnehmer) sichert
das Kreditrisiko des Referenzaktivums gegen Zahlung einer Prämie (Spread) an den Ri-
sikonehmer (Sicherungsgeber) ab.
147
Zu den Kreditderivaten i. w. S. zählen alle Instrumente, die Kreditrisiken ohne die zu-
grunde liegenden Kredite übertragen (siehe Anhang 23).
I. Credit Default Swaps (CDS)
Credit Default Swaps sind das meist gehandelte Kreditderivat und stellen im Prinzip ei-
ne Kreditausfallversicherung dar
148
. Bei einem CDS-Geschäft verpflichtet sich der Risi-
konehmer zu einer Ausgleichszahlung an den Risikogeber für den Fall, dass ein ver-
traglich vereinbartes Kreditereignis (Anhang 37) eintritt. Als Gegenleistung zahlt der
Risikogeber eine Prämie (Anhang 38).
Mit Credit Default Swaps wird nur das Ausfall-, nicht das Bonitätsrisiko abgesichert.
Die Ausgleichszahlung kann als ,,Cash Settlement" vereinbart werden. Dabei erhält der
Risikogeber die Differenz zwischen Nominalbetrag und Marktwert des Referenzakti-
143 Vgl. Horat, Robert: Kreditderivate. Variantenreiche Finanzinstrumente mit Potential für die Praxis,
in: Der Schweizer Treuhänder 11/2003, S. 969; Anleihe ist ein Synonym für festverzinsliche Wertpa-
piere und Schuldverschreibungen, vgl. Olfert, Klaus / Reichel, Christopher: Investition, in: Olfert,
Klaus (Hrsg.): Kompendium der praktischen Betriebswirtschaft, 10. Auflage, Ludwigshafen (Rhein)
2006, S. 301
144 Als Beispiel sei der iTraxx Europe-Benchmark-Index genannt, welcher die Preisentwicklung (Prä-
mie) der 125 liquidesten CDS des europäischen Kreditmarktes abbilden soll, vgl. Felsenheimer, Jo-
chen / Gisdakis, Philip / Zaiser, Michael: DJ iTraxx - Schlüsselinstrument im
Kreditrisikomanagement, in: Die Bank 5/2005, S. 61; iTraxx ist ein eingetragenes Warenzeichen der
International Index Company (IIC)
145 Vgl. Horat, Robert: a.a.O., S. 969
146 Vgl. Schüwer, Ulrich / Steffen, Sascha: Kreditderivate, in: Zerey, Jean-Claude (Hrsg.): Außerbörsli-
che (OTC) Finanzderivate. Rechtshandbuch, Baden-Baden 2008, S. 47; Eine Ausnahme bilden die
iTraxx Kredit-Futures und die Futures auf den Quarterly Bankruptcy Index, die an den Börsen EU-
REX (European Exchange) bzw. Chicago Mercantile Exchange (CME) gehandelt werden können,
vgl. Rudolph, Bernd / Hofmann, Bernd / Schaber, Albert / Schäfer, Klaus: a.a.O., S. 63
147 Vgl. Böhm-Dries, Anne / Kruse, Susanne: Kreditderivate, in: WISU 6/2008, S. 854 ff., Referenz-
aktivum und abzusichernde Kreditposition müssen nicht zwingend identisch sein ­ aufgrund dieser
Tatsache können Risiken entstehen, siehe dazu S. 26
148 Vgl. Deutsche Bundesbank: Neuere Entwicklungen im internationalen Finanzsystem, a.a.O., S. 22;
Schüwer, Ulrich / Steffen, Sascha: a.a.O., S. 49

24
vums. Eine andere Möglichkeit ist die Vereinbarung einer physischen Lieferung. Hier
zahlt der Risikonehmer den Nominalbetrag gegen physische Lieferung des Referenzak-
tivums.
149
Anhang 39 zeigt die Grundstruktur von Credit Default Swaps.
II. Total Return Swaps (TRS)
Bei Abschluss eines Total Return Swap-Geschäftes, auch Total Rate of Return Swap
genannt, verpflichtet sich der Risikogeber zur Weiterleitung aller Zahlungen aus dem
Referenzaktivum, d. h. er leitet die Zinsen bzw. Dividenden sowie die Marktwert-
steigerungen an den Risikonehmer weiter. Im Gegenzug erhält er in der Regel einen va-
riablen Zins (z. B. EURIBOR) zuzüglich Prämie sowie einen Ausgleich fallender
Marktwerte.
150
Mit dem TRS werden Ausfall- und Bonitätsrisiko übertragen. Die Ver-
einbarung eines Kreditereignisses kann entfallen, da ein Ausfall des Referenzaktivums
indirekt über sinkende Marktwerte erfasst wird
151
. Anhang 40 zeigt die Grundstruktur
von TRS.
III. Credit Spread Options (CSO)
Bei einer CSO zahlt der Risikogeber eine Optionsprämie an den Risikonehmer. Im Ge-
genzug erhält er das Recht auf Ausgleichszahlung für den Fall einer Bonitätsverschlech-
terung des Referenzaktivums und einer damit einhergehenden Ausweitung des Credit
Spread, d. h. des bonitätsabhängigen Risikoaufschlags auf einen definierten Strike
Spread, z. B. EURIBOR. Zusätzlich kann vereinbart werden, dass bei Ausfall des Refe-
renzschuldners eine Ausgleichszahlung zu leisten ist. Mit einer CSO werden bei ent-
sprechender Gestaltung sowohl das Ausfall- als auch das Bonitätsrisiko übertragen.
152
Anhang 41 zeigt die Grundstruktur einer Credit Spread Option.
IV. Vergleichskriterien
Einen Vergleich der Kreditderivate i. e. S. untereinander zeigt Anhang 42. Es folgt der
149 Vgl. Rudolph, Bernd / Schäfer, Klaus: Derivative Finanzinstrumente, Berlin/Heidelberg 2005, S. 174
f.; Neske, Christian: Grundformen von Kreditderivaten, in: Burghof, Hans-Peter / Henke, Sabine /
Rudolph, Bernd / Schönbucher, Phillipp J. / Sommer, Daniel (Hrsg.): Kreditderivate. Handbuch für
die Bank- und Anlagepraxis, Stuttgart 2005, S. 58 f.
150 Vgl. Nonnenmacher, Dirk Jens / Brasch, Hans-Jürgen: Kreditderivate, in: Gerke, Wolfgang / Steiner,
Manfred (Hrsg.): Handwörterbuch des Bank- und Finanzwesens, 3. Auflage, Stuttgart 2001, S. 1389;
Schüwer, Ulrich / Steffen, Sascha: a.a.O., S. 50
151 Vgl. Kiehling, Hartmut: ,,Nicht alles ist marktfähig", in: Bankmagazin 2/2008, S. 29
152 Vgl. Perridon, Louis / Steiner, Manfred: a.a.O., S. 337; Böhm-Dries, Anne / Kruse, Susanne: a.a.O.,
S. 855

25
Vergleich mit den anderen Kreditrisikotransferinstrumenten.
a) Kosten des Kreditrisikotransfers
Die Kosten eines Kreditderivate-Geschäftes sind relativ gering. Es ergeben sich nur ge-
ringe Transaktionskosten, da Kreditderivate bilaterale Verträge darstellen
153
. Infolgedes-
sen entfallen aufwendige Vertragskonstrukte wie bei den ABS-Transaktionen. Die zu
zahlende Prämie wird individuell vereinbart und richtet sich nach dem Risiko, d. h. der
Bonität des Referenzaktivums
154
. Liegen gute Bonitäten vor, so sollte auch die Prämie
gering ausfallen. Die geringeren Kosten im Vergleich zu Verbriefungen führen dazu,
dass Kreditderivate auch bei geringeren Volumina wirtschaftlich sein können.
155
b) Flexibilität des Kreditrisikotransfers
Die Gestaltungsflexibilität ist bei Kreditderivaten als hoch anzusehen. Zum einen ist der
Kreditrisikotransfer flexibler und gezielter als bei klassischen Verbriefungen. Kreditin-
stitute können Einzel- und Großkredite sowie Kreditportfolien absichern und damit das
Kreditrisiko transferieren. Der Sicherungsgeber wird hier kein gut diversifiziertes Port-
folio verlangen. Er wird gegen eine entsprechende Prämienzahlung auch bereit sein,
schlechte Bonitäten abzusichern. Kreditinstitute können damit gezielt einzelne oder
mehrere Kredite absichern und damit ihr Kreditportfolio optimieren. Zum anderen kön-
nen die Verträge individuell zugeschnitten und so den Bedürfnissen von Risikogeber
und ­nehmer angepasst werden. Denkbar ist z. B. eine spezifische Definierung der Kre-
ditereignisse bei CDS.
156
Daneben verfügen Kreditderivate über eine hohe Anpassungsflexibilität. Risikogeber
und ­nehmer können im gegenseitigen Einvernehmen den Vertrag auflösen. Meist wird
dann eine Ausgleichszahlung berechnet. Sollten sich die Vertragsparteien nicht einigen,
steht ihnen die Möglichkeit offen, ihre jeweilige Position durch Kauf bzw. Verkauf an-
derer Kreditderivate zu glätten und damit auf Bonitätsänderungen der Referenzaktiva zu
reagieren.
157
153 Vgl. Felsenheimer, Jochen: a.a.O., S. 1
154 Vgl. Horat, Robert: a.a.O., S. 970
155 Vgl. Franke, Günter: Risikomanagement mit Kreditderivaten, a.a.O., S. 320 f.
156 Vgl. Franke, Günter: Risikomanagement mit Kreditderivaten, a.a.O., S. 322; Spörk, Wolfgang: Cre-
dit Default Swaps, in: WISU 10/2008, S. 1319
157 Vgl. Felsenheimer, Jochen: a.a.O., S. 14 f.; Franke, Günter: Risikomanagement mit Kreditderivaten,
a.a.O., S. 324

26
c) Risiken des Kreditrisikotransfers
Das Imagerisiko ist bei Kreditderivaten gering. Denn ist der Referenzschuldner dem Ri-
sikonehmer bekannt, so wird ein Kreditausfall in der Regel diesem angelastet, nicht
dem Risikogeber.
158
Operative und rechtliche Risiken können insbesondere durch fehlende oder ungenaue
Vertragsvereinbarungen entstehen, welche zu Störungen in der Abwicklung des
Geschäftes führen können
159
. Diese Risiken können verringert werden, in dem sich die
Vertragspartner auf Standard-Vertragsregeln der International Swaps and Derivatives
Association (ISDA) stützen
160
. Anhang 43 zeigt den Mustervertrag der ISDA.
Das Liquiditätsrisiko ist bei Kreditderivaten relativ hoch. Zum einen wird eine Zahlung
erst dann empfangen, wenn das Referenzaktivum ausfällt
161
. Zum anderen traten in der
Vergangenheit Fälle auf, bei denen das Referenzaktivum als Anleihe abgesichert wurde,
der Risikogeber jedoch nur den Kredit gehalten hatte. Gleichzeitig wurde physische
Lieferung vereinbart. Als das Kreditereignis eintrat, musste der Risikogeber die Anleihe
zunächst am Markt kaufen. Durch die höhere Nachfrage stieg der Kurs der Anleihe. Die
höheren Kosten sorgten dafür, dass der Schaden des Risikogebers aus dem Ausfall des
Referenzschuldners nur z. T. ersetzt wurde.
162
Das Kontrahentenrisiko ist sehr ausgeprägt. Eine Absicherung ist nur wirkungsvoll,
wenn der Kontrahent bzw. der Risikonehmer selbst über eine gute Bonität verfügt, denn
fällt er aus, ist auch das Sicherungsgeschäft wertlos geworden. Ein Verlust aus dem Re-
ferenzaktivum würde noch durch die geleisteten, aber letztendlich zwecklosen Prämien-
zahlungen erhöht.
163
d) Einfluss auf die Kundenbeziehung
Der Kreditnehmer wird von der Absicherung seines Kreditrisikos nicht informiert
164
.
158 Vgl. Franke, Günter: Risikomanagement mit Kreditderivaten, a.a.O., S. 325 f.
159 Vgl. Cremers, Heinz / Walzner, Jens: a.a.O., S. 56
160 Vgl. Effenberger, Dirk: Kreditderivate: Wirkung auf die Stabilität der Finanzmärkte, in: Deutsche
Bank Research Nr. 293, Frankfurt am Main 2004, S. 6 f.
161 Vgl. Geilmann-Ebbert, Andreas / Heine, Stefan: Kreditrisikotransfer im genossenschaftlichen Fi-
nanzverbund, in: ZfgK 21/2006, S. 1147
162 Vgl. Cremers, Heinz / Walzner, Jens: a.a.O., S. 56; So geschehen beim Referenzaktivum Delphi (US-
amerikanischer Automobilzulieferer) im Jahr 2005, vgl. dazu: Auerbach, Dirk / Pache, Stephan: Die
Prüfung von Kreditderivaten, in: Becker, Axel / Kastner, Arno (Hrsg.): Prüfung des Kreditgeschäfts
durch die Interne Revision, Berlin 2007, S. 654
163 Vgl. Cremers, Heinz / Walzner, Jens: a.a.O., S. 56
164 Vgl. Burghof, Hans-Peter / Henke, Sabine: Alternative Produkte des Kreditrisikotransfers , a.a.O., S.
118

27
Die zugrunde liegende Kundenbeziehung wird demnach durch den Risikotransfer nicht
beeinträchtigt.
e) Übertragenes Kreditrisiko
Mit CDS wird nur das Ausfallrisiko übertragen, während man mit TRS oder CSO Aus-
fall- und Bonitätsrisiken auf den Risikonehmer übertragen kann
165
. Ein vollständiger Ri-
sikotransfer ist durch die flexible Vertragsgestaltung möglich. Dabei sollte darauf
geachtet werden, dass Laufzeit und Nominalbetrag des Kreditderivates an Laufzeit und
Betrag des zugrunde liegenden Referenzaktivums angepasst werden.
166
f) Risikoseparation
Kreditderivate ermöglichen den Handel des Kreditrisikos losgelöst vom zugrunde lie-
gende Referenzaktivum. Dadurch erfolgt eine Risikoseparation.
167
Nachfolgend werden die hybriden Instrumente Credit Linked Notes und synthetische
CDOs vorgestellt, erläutert und anhand der Vergleichskriterien beurteilt.
D. Hybride Instrumente
Als hybride Instrumente gelten Credit Linked Notes und synthetische CDOs, da diese
sowohl Eigenschaften von Kreditderivaten (i. e. S.), als auch Eigenschaften von Ver-
briefungen aufweisen. Sie zählen zu den Kreditderivaten (i. w. S.). In der Literatur ist
die Abgrenzung zwischen Credit Linked Notes und synthetischen CDOs nicht ein-
deutig. Eine strenge Unterscheidung ist nur möglich, spräche man ausschließlich dann
von Credit Linked Notes, wenn diese ohne Einschaltung einer Zweckgesellschaft bege-
ben werden.
168
I. Credit Linked Notes (CLN)
Credit Linked Notes verbinden Kreditderivate, im einfachsten Fall CDS, mit Anleihen.
Die Rückzahlung der emittierten Schuldverschreibung hängt von Eintritt und Höhe ei-
nes Kreditereignisses ab. Tritt kein Kreditereignis ein, zahlt der Risikogeber den Nomi-
nalbetrag der Anleihe planmäßig zurück. Tritt ein Kreditereignis ein, wird an den
165 Vgl. Rudolph, Bernd / Hofmann, Bernd / Schaber, Albert / Schäfer, Klaus: a.a.O., S. 67
166 Vgl. Rudolph, Bernd / Hofmann, Bernd / Schaber, Albert / Schäfer, Klaus: a.a.O., S. 64
167 Vgl. Deutsche Bundesbank: Credit Default Swaps ­ Funktionen, Bedeutung und Informationsgehalt,
in: Monatsbericht Dezember 2004, Frankfurt am Main 2004, S. 44
168 Vgl. Rudolph, Bernd / Hofmann, Bernd / Schaber, Albert / Schäfer, Klaus: a.a.O., S. 13 f., 81

28
Risikonehmer nur der um die Ausgleichszahlung verminderte Nominalbetrag zurückge-
zahlt.
169
Credit Linked Notes können direkt vom Risikogeber emittiert werden (siehe
Anhang 44). Die erzielten Emissionserlöse dienen dabei direkt einer Barunterlegung des
Kreditrisikos. Credit Linked Notes werden in der Regel höher verzinst als eine traditio-
nelle Anleihe mit sonst gleicher Ausstattung.
170
Alternativ kann auch eine Zweckgesellschaft Credit Linked Notes emittieren (siehe An-
hang 45). Diese schließt ein Credit Default Swap-Vertrag mit einem Dritten (z. B. ei-
nem Kreditinstitut) ab. Der Emissionserlös der Credit Linked Notes wird in Wert-
papiere
171
erstklassiger Bonität am Kapitalmarkt angelegt, welche einen Sicherheiten-
pool bilden, der zuerst das Credit Default Swap-Geschäft absichern soll. Tritt kein Kre-
ditereignis ein, ist damit auch der Kapitaldienst an die Investoren abgesichert.
172
II. Synthetische Verbriefung / synthetische CDOs
Bei synthetischen Verbriefungen werden die Kreditrisiken eines Kreditportfolios, nicht
jedoch die Kredite selbst übertragen. Für den Originator steht der Kreditrisikotransfer,
nicht der Finanzierungseffekt, im Vordergrund. Der Originator bleibt Eigentümer der
Kredite und bilanziert diese damit weiterhin. Hier werden die Kreditrisiken größerer
Kreditportfolien weitergegeben, daher spricht man auch von synthetischen CDOs.
173
Man unterscheidet die vollfinanzierte Struktur (,,fully funded", siehe Anhang 46) von
der teilfinanzierten Struktur (,,partially funded", siehe Anhang 47). Bei ersterer transfe-
riert ein Kreditinstitut die Kreditrisiken eines aus dem Kreditportfolio gebildeten Forde-
rungspools an eine Zweckgesellschaft mittels eines Credit Default Swaps
174
.
Die Zweckgesellschaft emittiert in Höhe des Nominalvolumens des Forderungspools
Wertpapiere (synthetische CDOs oder Credit Linked Notes
175
) in verschiedenen Tran-
169 Vgl. Rudolph, Bernd / Schäfer, Klaus: a.a.O., S. 178 f.; Auerbach, Dirk / Pache, Stephan: a.a.O., S.
628
170 Vgl. Becker, Hans Paul / Peppmeier, Arno: a.a.O., S. 352
171 Wertpapiere sind im Sinne des § 2 Absatz 1 Wertpapierhandelsgesetzes u. a. Aktien und Anleihen
172 Vgl. Neske, Christian: a.a.O., S. 67; Pastari, Olivia / Untenberger, Franz Josef: a.a.O., S. 15, 19
173 Vgl. Deutsche Bundesbank: Instrumente zum Kreditrisikotransfer: Einsatz bei deutschen Banken und
Aspekte der Finanzstabilität, in: Monatsbericht April 2004, Frankfurt am Main 2004, S. 31; Rudolph,
Bernd / Hofmann, Bernd / Schaber, Albert / Schäfer, Klaus: a.a.O., S. 81 ff.
174 Auch Bürgschaften, Garantien und andere Kreditderivate wären geeignet, meistens werden jedoch
CDS eingesetzt, vgl. Kaltenhäuser, Iris: a.a.O., S. 8; Auerbach, Dirk / Pache, Stephan: a.a.O., S. 621
175 Hier zeigt sich die nicht eindeutige Abgrenzung zwischen Credit Linked Notes und synthetischen
CDOs. Auch wenn die Zweckgesellschaft statt synthetischer CDOs Credit Linked Notes ausgibt,
wird die Gesamtkonstruktion synthetische CDO bzw. synthetische Verbriefung genannt, vgl. Horat,
Robert: a.a.O., S. 974; Internetrecherche vom 6.10.2008, http://www.tsi-gmbh.de/abs-im-
ueberblick/vergleich/vssyntetische.html, Synthetische Verbriefung TSI

29
chen, welche wie bei einer True-Sale-Transaktion nach dem Wasserfallprinzip aufge-
baut sind, und verkauft diese an Investoren.
176
Von einer teilfinanzierten Struktur spricht man, wenn ein Teil des Kreditrisikos über
CDS (,,Super Senior Tranche") an Dritte (z. B. an andere Kreditinstitute) und ein ande-
rer Teil über CDS an eine Zweckgesellschaft, die wiederum Wertpapiere emittiert, über-
tragen wird.
177
Die Zweckgesellschaft legt den Emissionserlös in sichere Wertpapiere an
(,,Collateral Securities", Sicherheitenpool), welche höchste Bonität aufweisen sollen
und daher in der Regel mit AAA geratet sind
178
.
Sollte ein Kreditereignis auftreten, werden diese Wertpapiere verkauft. Die Erlöse wer-
den zur Ausgleichszahlung an den Originator verwendet. Tritt kein Kreditereignis auf,
werden sie zum Nominalwert zurückgezahlt. Den Kapitaldienst an die Investoren leistet
die Zweckgesellschaft aus den CDS-Prämien und den Zahlungen aus dem Sicherheiten-
pool.
179
Im Anhang 48 wird ein Beispiel einer synthetischen Verbriefung gezeigt.
III. Vergleichskriterien
Der Vergleich der Instrumente untereinander folgt der strengen Unterscheidung (An-
hang 49). Die folgenden Kriterien beziehen sich auf synthetische Verbriefungen im All-
gemeinen.
a) Kosten des Kreditrisikotransfers
Die Transaktionskosten sind hoch, höher als beim ausschließlichen Einsatz von Kredit-
derivaten, da bei einer typischen synthetischen Verbriefung eine Zweckgesellschaft ein-
gesetzt wird, welche hohe Kosten verursacht.
180
Die Transaktionskosten sollten ins-
gesamt unter denen traditioneller Verbriefungen liegen, da kein echter Forderungsver-
kauf stattfindet und somit die Kosten für Rechtsberatung und Strukturierung geringer
176 Vgl. Becker, Hans Paul / Peppmeier, Arno: a.a.O., S. 208 ff.; Rudolph, Bernd / Hofmann, Bernd /
Schaber, Albert / Schäfer, Klaus: a.a.O., S. 81 ff.
177 Vgl. Rinker, Mike / Witolla, Bernhard Christoph: Investitionen in synthetische Collateralized Debt
Obligations, in: Bank Praktiker 6/2008, S. 298 f.; Becker, Hans Paul / Peppmeier, Arno: a.a.O., S.
208 ff.
178 Vgl. Burger, Stephanie / Untenberger, Franz Josef: Asset Securitisation. Die Verbriefung bankeige-
ner Forderungen als neue Herausforderung für Genossenschaftsbanken, in: BA Villingen-
Schwennigen (Hrsg.): Diskussionsbeiträge Nr. 02/04, Villingen-Schwennigen 2004, S. 58; Die ge-
kauften Wertpapiere sollten deshalb ein hohes Rating aufweisen, weil aus ihnen kein zusätzliches Ri-
siko entstehen soll, sie werden schließlich als Sicherheit angeschafft
179 Vgl. Pastari, Olivia / Untenberger, Franz Josef: a.a.O., S. 19
180 Vgl. Kerl, Alexander G. / Grunert, Jens: O., S. 327

30
ausfallen.
181
Die Kosten können noch verringert werden, wenn standardisierte Plattfor-
men genutzt werden. Die KfW verfügt mit ,,PROMISE" und ,,PROVIDE" über solche
Plattformen für synthetische Verbriefungen (siehe Anhang 50).
182
b) Flexibilität des Kreditrisikotransfers
Die Gestaltungsflexibilität ist sehr hoch. Synthetische CDOs können vor der Emission
für Investoren ,,maßgeschneidert" werden. Da sie dem Risikobedarf und ­appetit der
Investoren angepasst werden können, ist das Referenzportfolio flexibel gestaltbar.
183
Des Weiteren hat der Originator die Entscheidungsmöglichkeit einer teil- oder voll-
finanzierten Struktur. Innerhalb einer Teilfinanzierung kann er zudem die Höhe der Ab-
sicherung über die Zweckgesellschaft oder den CDS-Partner bestimmen.
184
Auch die Anpassungsflexibilität ist als hoch anzusehen. Da der Risikotransfer über CDS
erfolgt, können Gegenpositionen aufgebaut werden. Dafür bietet sich insbesondere die
Super Senior Tranche an.
185
Ferner gibt es synthetische CDOs, bei denen der Originator
die Zusammenstellung der Referenzaktiva nachträglich flexibel verändern und damit
anpassen kann
186
.
c) Risiken des Kreditrisikotransfers
Das Imagerisiko ist hier für den Originator genauso groß wie bei traditionellen Kredit-
verbriefungen, es sei denn der Transaktion liegen bekannte Referenzschuldner oder Re-
ferenzaktiva zugrunde.
187
Operative und rechtliche Risiken sind bei synthetischen Transaktionen geringer als bei
True-Sale-Verbriefungen, da es zu keinem echten Verkauf der Forderungen kommt und
damit weniger komplexe Vertragsbeziehungen nötig sind. Die Risiken sind allerdings
181 Vgl. Hüttemann, Petra: Financial Engineering mit Kreditderivaten, in: Burghof, Hans-Peter / Henke,
Sabine / Rudolph, Bernd / Schönbucher, Phillipp J. / Sommer, Daniel (Hrsg.): Kreditderivate. Hand-
buch für die Bank- und Anlagepraxis, Stuttgart 2000, S. 321
182 Vgl. Kerl, Alexander G. / Grunert, Jens: a.a.O., S. 327; Internetrecherche vom 1.10.2008,
http://www.kfw.de/DE_Home/Kredit-verbriefung/ Verbriefungsplattformen_der_KfW/Pdf
_Dokumente__Verbriefungsplattformen/ PromiseProvide_StrukturUebersicht_Deu_200608.pdf,
PROMISE/PROVIDE-Struktur
183 Vgl. Syring, Johanna / Thelen-Pischke, Hiltrud: Regulatorische Aufarbeitung der Subprime-Krise, in:
ZfgK 18/2008, S. 908; Koch, Gerold: Synthetisch gemanagte CDOs ­ Optionen im aktuellen Markt-
umfeld, in: ZfgK 16/2008, S. 774; Synthetische CDOs können auch Zweitverbriefungen darstellen,
d. h. Referenzaktiva können ABS-Tranchen i. w. S. sein, siehe Anhang 51
184 Vgl. Hüttemann, Petra: a.a.O., S. 321
185 Vgl. Franke, Günter: Risikomanagement mit Kreditderivaten, a.a.O., S. 324
186 Sog. ,,managed CDO", vgl. Koch, Gerold: a.a.O., S. 773
187 Vgl. Franke, Günter: Risikomanagement mit Kreditderivaten, a.a.O., S. 326

31
aufgrund der größeren Anzahl an Vertragspartnern höher als beim ausschließlichen Ein-
satz von Kreditderivaten.
188
Liquiditätsrisiken sind auch hier vorhanden, da der Risikotransfer über CDS an die
Zweckgesellschaft bzw. an einen CDS-Partner erfolgt
189
. Ein Vorteil gegenüber Kredit-
derivaten besteht in der Tatsache, dass die Zweckgesellschaft über einen Sicherheiten-
pool verfügt, der bei Bedarf zugunsten des Originators aufgelöst werden kann und die
Transaktion absichert. Dieser Vorteil ist aufgrund des umfangreicheren Pools bei vollfi-
nanzierten Strukturen größer als bei teilfinanzierten. Im Vergleich zu klassischen Ver-
briefungen ist das Liquiditätsrisiko jedoch höher, da wie bei Kreditderivaten die
Zahlungen nicht sofort zufließen.
190
Ein Kontrahentenrisiko ist durch den Einsatz von Kreditderivaten zwar vorhanden, ge-
genüber der Zweckgesellschaft ist es aber aufgrund des vorhandenen Sicherheitenpools
sehr gering. Bei einer teilfinanzierten Struktur sollte jedoch auf eine gute Bonität der
anderen CDS-Partner geachtet werden.
191
d) Einfluss auf die Kundenbeziehung
Die synthetische Verbriefung hat keinen Einfluss auf die Kundenbeziehung, da die Re-
ferenzschuldner nicht von der Absicherung ihrer Kreditrisiken informiert werden. Der
Originator kann die Vorteile der Kundenbeziehung damit weiterhin nutzen.
192
e) Übertragenes Kreditrisiko
Eine vollständige Kreditrisikoübertragung ist möglich. Es empfiehlt sich jedoch für den
Originator, die FLP/Equity-Tranche einzubehalten, um die Qualität seines Portfolios zu
unterstreichen.
193
Erfolgt der Risikotransfer über CDS, wird mit Ihnen lediglich das
Ausfallrisiko transferiert. Mit TRS und CSO werden Ausfall- und Bonitätsrisiken über-
tragen. Zusätzlich sollte auch hier darauf geachtet werden, dass Laufzeit und Nominal-
betrag des Kreditderivates mit dem zugrunde liegenden Portfolio übereinstimmen.
194
188 Vgl. Jobst, Andreas A.: Collateralised Loan Obligations (CLOs) - A Primer, in: Center for Financial
Studies (Hrsg.): Working Paper 13/2002, Frankfurt am Main 2002, S. 45
189 Vgl. Herrmann, Markus: a.a.O., S. 84
190 Vgl. Pastari, Olivia / Untenberger, Franz Josef: a.a.O., S. 19
191 Vgl. Auerbach, Dirk / Pache, Stephan: a.a.O., S. 647; Pastari, Olivia / Untenberger, Franz Josef:
a.a.O., S. 15
192 Vgl. Becker, Hans Paul / Peppmeier, Arno: a.a.O., S. 359
193 Vgl. Kerl, Alexander G. / Grunert, Jens: a.a.O., S. 328
194 Vgl. Rudolph, Bernd / Hofmann, Bernd / Schaber, Albert / Schäfer, Klaus: a.a.O., S. 64

32
f) Risikoseparation
Bei der synthetischen Verbriefung erfolgt eine Loslösung des Kreditrisikos vom Kredit,
da das Eigentum der Forderungen nicht übergeht, sondern beim Originator verbleibt.
195
Daher erfolgt hier eine Risikoseparation.
Es folgt die Betrachtung der sonstigen Instrumente Asset Swap und Kreditverkauf.
E. Sonstige Instrumente
Neben Kreditverbriefungen, Kreditderivaten i. e. S. und hybriden Instrumenten gelten
Asset Swaps und Kreditverkäufe als weitere moderne Kreditrisikotransferinstrumente
(siehe Anhang 23). Asset Swaps werden den Kreditderivaten i. w. S. zugerechnet.
196
I. Asset Swaps
Asset Swaps entstanden in den 1980er-Jahren und gelten als Vorläufer moderner Kre-
ditderivate
197
. Sie kombinieren festverzinsliche Anleihen mit Zinsswaps und ermögli-
chen einen Transfer des Kreditrisikos der Anleihe losgelöst vom Zinsänderungsrisiko.
Ein Asset-Swap-Paket besteht aus zwei Teilen. Der Asset-Swap-Verkäufer verkauft
eine (ausfallgefährdete) festverzinsliche Anleihe inklusive Zinskupon an den Asset-
Swap-Käufer gegen Zahlung des vereinbarten Kaufpreises. Zusätzlich wird ein Swap-
Geschäft abgeschlossen. Darin wird vereinbart, dass der Asset-Swap-Käufer die festen
Zinsen aus dem Anleihe-Kupon gegen die Zahlung eines variablen Zinses, z. B. EURI-
BOR, zuzüglich eines Aufschlages, dem Asset-Swap-Spread, tauscht. Der Spread wird
so festgesetzt, dass der Wert des Asset-Swap-Pakets dem Nominalwert der Anleihe zum
Verkaufsdatum entspricht. Auch bei einem Ausfall der Anleihe gilt der Swap-Vertrag
weiter. Das Zinsänderungsrisiko trägt somit der Asset-Swap-Verkäufer, einzig das Kre-
ditrisiko der Anleihe wird auf den Asset-Swap-Käufer übertragen.
198
Anhang 52 zeigt die Grundstruktur eines Asset-Swap-Pakets.
195 Vgl. Burghof, Hans-Peter / Henke, Sabine: Alternative Produkte des Kreditrisikotransfers, a.a.O., S.
119
196 Vgl. Burghof, Hans-Peter / Henke, Sabine: Alternative Produkte des Kreditrisikotransfers, a.a.O., S.
116
197 Vgl. Burghof, Hans-Peter / Henke, Sabine: Perspektiven des Einsatzes von Produkten des Kreditrisi-
komanagements auf Bankkredite, in: Johannig, Lutz / Rudolph, Bernd: Handbuch Risikomanage-
ment. Risikomanagement für Markt-, Kredit- und operative Risiken. Band 1, Bad Soden/Ts. 2000, S.
363
198 Vgl. Pastari, Olivia / Untenberger, Franz Josef: a.a.O., S. 25; Rudolph, Bernd / Hofmann, Bernd /
Schaber, Albert / Schäfer, Klaus: a.a.O., S. 62

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836628440
DOI
10.3239/9783836628440
Dateigröße
1.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig – Wirtschaftswissenschaften, Studiengang Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2009 (April)
Note
1,0
Schlagworte
kreditrisikomanagement kreditrisikotransfer kreditderivate verbriefungen subprime
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Titel: Einsatz moderner Kreditrisikotransferinstrumente im aktiven Kreditrisikomanagement
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