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Patente und Venture Capital

Die Bedeutung von Patenten bei der Auswahl von Beteiligungen in der Early Stage-Phase

©2008 Diplomarbeit 131 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Im Zuge des gesamtwirtschaftlichen Strukturwandels von der „Industriegesellschaft des 20. Jahrhunderts zur Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts“ gewinnt geistiges Eigentum zunehmend an Bedeutung, während die dominierenden Produktionsfaktoren des 19. und 20. Jahrhunderts, Arbeit und Sachkapital, kontinuierlich an Wert verlieren.
Wissen bildet die Grundlage für wirtschaftliche Entwicklung und internationale Wettbewerbsfähigkeit. Unternehmen der technologieorientierten und wissensbasierten Branchen, die sich einerseits durch hohe Innovationstätigkeiten auszeichnen, und andererseits zum Großteil nur immaterielle Vermögenswerte besitzen, wird ein wichtiger Beitrag zur Adaption und Diffusion von technologischem Wissen eingeräumt. Trotz der wachsenden Bedeutung der wissensbasierten, technologieintensiven Wirtschaftszweige im heutigen Wirtschaftssystem, stellt die Finanzierung für innovative Start-ups, aufgrund hoher Risiken und fehlender materieller Sicherheiten, eine große Herausforderung dar.
Die Nutzung von Venture Capital erscheint für diese Unternehmensgründungen eine mögliche Finanzierungsalternative zu sein.
Im Hinblick auf die Tatsache, dass kein allgemein anerkanntes Verfahren zur Bewertung von Patenten existiert, stellt sich die Frage, wie Venture Capital-Geber immaterielle Vermögenswerte, insbesondere Patente, in ihrer Investitionsentscheidung berücksichtigen und bewerten? Spielen sogenannte Intellectual Property Rights überhaupt eine Rolle bzw. wird ihnen in Abhängigkeit der Branche unterschiedliche Bedeutung zuteil? Diese und andere Fragen gilt es in der vorliegenden Arbeit zu beantworten.
Gang der Untersuchung:
Das erste Kapitel widmet sich der Einführung in die Thematik und verdeutlicht Moti-vation und Aufbau der Arbeit.
Daran schließt sich das zweite Kapitel an, welches sich mit Hightech-Unternehmen und deren Charakteristik auseinandersetzt. Es wird die Bedeutung dieser Unternehmen für die Volkswirtschaft dargelegt, sowie näher auf die finanzierungsrelevanten Merkmale eingegangen, die verdeutlichen sollen, dass gerade für innovative Start-ups Venture Capital die einzige Finanzierungsalternative ist.
Kapitel drei vermittelt einen kurzen Überblick über die gängigsten existierenden Möglichkeiten, wie Innovationen geschützt werden können.
In Kapital vier wird Venture Capital als Finanzierungsquelle für Hightech-Unternehmen vorgestellt. Neben der Begriffsdefinition werden einerseits der deutsche […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsübersicht

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung und Motivation
1.1 Motivation
1.2. Aufbau der Arbeit

2 Charakteristik von Hightech-Unternehmen
2.1 Begriffsklärung und Bedeutung für die Volkswirtschaft
2.2 Finanzierungsrelevante Merkmale
2.3 Immaterielle Vermögenswerte

3 Schutz von Innovationen
3.1 Geheimhaltung
3.2 Schutzrechte
3.2.1 Patente
3.2.2 Gebrauchsmuster
3.2.3 Geschmacksmuster
3.2.4 Marken
3.2.5 Urheberrechte
3.2.6 Firmennamen und Domains

4 Venture Capital als Finanzierungsquelle für Hightech-Unternehmen
4.1 Was verbirgt sich hinter Venture Capital?
4.2 Überblick über den deutschen VC-Markt
4.3 Venture Capital und Hightech-Unternehmen
4.4 Zusammenhang zwischen Geistigen Eigentum und Venture Capital
4.5 Beteiligungswürdigkeitsprüfung

5 Theoretische Betrachtung - Bedeutung von Patenten
5.1 Überblick Patententwicklungen
5.2 Patente und ihre Bedeutung für die Volkswirtschaft
5.3 Patente und ihre Bedeutung für Unternehmen
5.3.1 Patentfunktionen aus Sicht des einzelnen Unternehmen
5.3.2 Patente und ihre Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg
5.4 Bewertung von Patenten
5.4.1 Kostenorientierte Verfahren
5.4.2 Marktorientierte Verfahren
5.4.3 Kapitalwertorientierte Verfahren
5.4.4 Patentindikatoren
5.5 Strategien zum Schutz des geistigen Eigentums
5.5.1 Offensive versus defensive Patentstrategie
5.5.2 Patentvolumenstrategie versus Basispatentstrategie
5.5.3 Nationale versus internationale Patentstrategien
5.5.4 Eigenverwertung von Patenten versus Lizenzstrategie
5.5.5 Branchenspezifische Patentstrategien
5.6 Patente und ihre Bedeutung für Risikokapitalgeber
5.6.1 Patentfunktionen aus Sicht der VC-Geber
5.6.2 Patente im Rahmen der Beteiligungswürdigungsprüfung

6 Empirische Betrachtung - Bedeutung von Patenten
6.1 Darstellung der Untersuchungsdimensionen und Wahl der Methode
6.2 Datenbasis der Untersuchung
6.3 Auswertung der Hypothesen
6.4 Fazit und Diskussion der Ergebnisse

7 Ausblick

A Anhang

A.1 Finanzierte Unternehmen im deutschen Venture Capital Markt
A.2 Investitionsvolumen in Mio. € im deutschen Venture Capital Markt
A.3 Investitionsvolumen in Mio. € in der Early Stage-Phase (nach Branchen)
A.4 Finanzierte Unternehmen in der Early Stage-Phase (nach Branchen)
A.5 Studien zur Erfolgswirkung von Patenten
A.6 Lizenzarten
A.7 Gründe für Patentierung
A.8 Liste der in die Auswertung der Befragung einbezogenen Berater und Kapitalgeber
A.9 Verzeichnis der Personen, mit denen Gespräche oder ausführliche Telefon-Interviews geführt wurden
A10 Fragebogen

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Verzeichnis der Internetquellen

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Entwicklung Hightech-Gründungen in Deutschland

Abb. 2: Kategorisierung Immaterieller Vermögenswerte

Abb. 3: Zusammenhang zwischen Private Equity und Venture Capital

Abb. 4: Entwicklung Early Stage-Finanzierungen 2003-2007

Abb. 5: Investitionsvolumen der Early Stage-Finanzierungen nach Branchen 2003-2007

Abb. 6: Zusammenhang zwischen Intellectual Property und Venture Capital

Abb. 7: Prozess der Beteiligungswürdigungsprüfung

Abb. 8: Patentanmeldungen und Patenterteilungen 2001-2007

Abb. 9: Häufigkeit einzelner Bewertungsanlässe

Abb. 10: Zusammenstellung Datenbasis

Abb. 11: Zusammenhang zwischen Bedeutung und Auftreten von Schutzrechten

Abb. 12: Gründe für Patentierung

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Patentfunktionen

Tab. 2: Top-5 Länder des Patentschutzes in Europa - 2007

Tab. 3: Größenordnung der Einzelinvestments

Tab. 4: Finanzierte Unternehmen im deutschen Venture Capital Markt

Tab. 5: Investitionsvolumen im deutschen Venture Capital Markt 2003-2007

Tab. 6: Investitionsvolumen in Mio. € in der Early Stage-Phase 2003-2007

Tab. 7: Finanzierte Unternehmen in der Early Stage-Phase 2003-2007

Tab. 8: Studien zur Erfolgswirkung von Patenten

Tab. 9: Lizenzarten

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Im Zuge des gesamtwirtschaftlichen Strukturwandels von der „Industriegesellschaft des 20. Jahrhunderts zur Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts“[1] gewinnt geistiges Eigentum zunehmend an Bedeutung, während die dominierenden Produktionsfaktoren des 19. und 20. Jahrhunderts, Arbeit und Sachkapital, kontinuierlich an Wert verlieren.

Wissen bildet die Grundlage für wirtschaftliche Entwicklung und internationale Wettbewerbsfähigkeit. Unternehmen der technologieorientierten und wissensbasierten Branchen, die sich einerseits durch hohe Innovationstätigkeiten auszeichnen, und andererseits zum Großteil nur immaterielle Vermögenswerte besitzen, wird ein wichtiger Beitrag zur Adaption und Diffusion von technologischem Wissen eingeräumt. Trotz der wachsenden Bedeutung der wissensbasierten, technologieintensiven Wirtschaftszweige im heutigen Wirtschaftssystem, stellt die Finanzierung für innovative Start-ups, aufgrund hoher Risiken und fehlender materieller Sicherheiten, eine große Herausforderung dar.

Die Nutzung von Venture Capital erscheint für diese Unternehmensgründungen eine mögliche Finanzierungsalternative zu sein.

Im Hinblick auf die Tatsache, dass kein allgemein anerkanntes Verfahren zur Bewertung von Patenten existiert[2], stellt sich die Frage, wie Venture Capital-Geber immaterielle Vermögenswerte, insbesondere Patente, in ihrer Investitionsentscheidung berücksichtigen und bewerten? Spielen sogenannte Intellectual Property Rights überhaupt eine Rolle bzw. wird ihnen in Abhängigkeit der Branche unterschiedliche Bedeutung zuteil? Diese und andere Fragen gilt es in der vorliegenden Arbeit zu beantworten.

1.1 Motivation

Der Anteil, den immaterielle Vermögenswerte am Gesamtwert eines Unternehmens haben, hat sich innerhalb der letzten drei Jahrzehnte drastisch erhöht.[3]

Eine Studie des Brookings Institut verdeutlicht diese Entwicklung für Unternehmen im SP 500 Aktienindex[4] (Vgl. Abb. 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Entwicklung Materielle vs. Immaterielle Werte

Quelle: Dürr/Seibold (2008), S. 55

Im Zeitraum von 1982 bis 2002 stieg der Anteil der immateriellen Vermögenswerte von 38% auf 87%. Obwohl sich diese Daten nur auf die USA beziehen, wird von ähnlichen Entwicklungen in Deutschland und den übrigen OECD-Staaten ausgegangen.[5] Immaterielles Vermögen hat einen wachsenden Einfluss auf den Erfolg und den Wert eines Unternehmens. Zunehmend setzt sich die Einsicht durch, dass die immateriellen Werte den eigentlichen Wettbewerbsvorteil und damit den Wert eines Unternehmens ausmachen.[6]

Durch den stattfindenden technologischen Wandel wächst die Bedeutung von Wissen. Eine zentrale Rolle spielen in diesem Zusammenhang die Investitionen in Forschung und Entwicklung, aus denen letztendlich neues Wissen und neue Innovationen generiert werden können. Innovationen gelten als Schlüssel für Wachstum und Wohlstand und bilden die Basis für Arbeitsplätze und eine nachhaltige Entwicklung.

Junge innovative Unternehmen forcieren mit ihren Ideen und Innovationen den technologischen Wandel und erhöhen damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft, indem sie stärker als der Durchschnitt aller Unternehmen in Forschung und Entwicklung investieren. Mit ihren kreativen Geschäftsideen fordern sie die etablierten Unternehmen heraus und intensivieren so den Wettbewerb um neue Produkte und Dienstleistungen. Das vorhandene technische Wissen veraltet gerade in den forschungsintensiven Wirtschaftszweigen in kürzester Zeit, sodass die Ausrichtung auf Tätigkeiten im Bereich Forschung und Entwicklung für innovative Unternehmen ein wichtiger Wettbewerbsfaktor darstellt und damit die Grundlage für die Etablierung am Markt, verbunden mit langfristigem Erfolg, bildet. Kontinuierliche Investitionen in Forschung und Entwicklung sind notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Damit der durch die Innovationen geschaffene Wettbewerbsvorteil auch wirtschaftlich in vollem Umfang ausgenutzt werden kann, sollten die neuen Produkte und Dienstleistungen durch Schutzrechte, wie bspw. Patente, vor Nachahmung geschützt werden. Bei jungen innovativen Start-ups, deren „wertvollstes Kapital“ ihr Intellectual Property ist, erreicht der Schutz des geistigen Eigentums somit einen hohen Stellenwert. Folglich kann der Wert dieser Unternehmen zum Großteil nur über die vorhandenen immateriellen Vermögensgegenstände definiert werden.

Fehlende anerkannte Bewertungsverfahren führen zur Nichtberücksichtigung der immateriellen Vermögenswerte im Finanzierungsprozess.[7] Aufgrund der hohen Risiken, die innovative Unternehmensgründungen mit sich bringen und der Tatsache, dass keine materiellen Vermögenswerte als Sicherheiten herangezogen werden können, bekommen innovative Start-ups keine klassischen Bankkredite.

Venture Capital stellt hier, neben den informellen Investoren und dem Eigenkapital der Gründer, ein alternatives Finanzierungsinstrument für technologieorientierte und wissensbasierte Unternehmen dar, die sich in der frühen Phase ihrer Unternehmensentwicklung befinden.

Im Jahr 2005 wurde in Deutschland mit der Gründung des High-Tech Gründerfonds ein Fonds geschaffen, der sich auf die Finanzierung junger, chancenreicher Technologieunternehmen, die sich in der frühen Phase (Early Stage) ihrer Unternehmensentwicklung befinden, spezialisiert hat. Vor dem Hintergrund, dass immaterielle Vermögenswerte zunehmend an Bedeutung gewinnen, beschäftigt sich vorliegende Arbeit mit der Relevanz von Patenten und deren Rolle bei der Investitionsentscheidung in der Early Stage-Phase.

Bislang liegen nur wenige empirisch erfasste Erkenntnisse zur Bedeutung von Patenten in der Frühphasenfinanzierung vor.

Beispielsweise untersuchten Mann/Sager in der Software-Branche die Auswirkungen, die Patente auf die Investitionsentscheidung haben können. Es zeigt sich, dass Patente hilfreich sind, um an Venture Capital zu kommen. Für Investoren signalisieren Patente Kompetenz und technisches Know-how des Unternehmens. Sie sind davon überzeugt, dass Unternehmen sich durch Patente von ihren Wettbewerbern differenzieren können. In der durchgeführten Studie konnte die Existenz einer signifikanten Beziehung zwischen der Anzahl an Patenten und den durchgeführten Finanzierungsrunden nachgewiesen werden. Zudem beeinflussen Patente die Investitionshöhe.[8]

Munari/Toschi, die VC-finanzierte Unternehmen im Bereich der Nanotechnologie analysierten, fanden heraus, dass es einerseits keinen Einfluss zwischen Patentanmeldungen und dem Investitionsvolumen in der ersten Finanzierungsrunde gibt. Andererseits hat der Bestand an Patenten, die in den Bereich der Nanotechnologie fallen, positive Auswirkungen auf die VC-Finanzierung. Es zeigt sich zudem, dass das Finanzierungsvolumen von den Schlüsselpatenten abhängig ist. Dies hat zur Folge, dass Unternehmen, die über eine hohe Anzahl an Patenten verfügen, die ihre Kerntechnologien schützen, letztendlich auch in den Genuss einer höheren VC-Finanzierung kommen.[9]

Ein großer Teil der empirischen Studien, die sich mit den Entscheidungskriterien einer VC-Finanzierung auseinandersetzen, belegen, dass vor allem die Qualität des

Managementteams der ausschlaggebende Faktor der Investitionsentscheidung ist.[10]

Brettel untersuchte empirisch, die Auswahlentscheidung der Risikokapitalgeber in Deutschland und bestätigt die herausragende Bedeutung des Managementteams in der Due Diligence . Die Persönlichkeit und die Erfahrung des Unternehmers sind die wichtigsten Entscheidungskriterien. Im internationalen Vergleich, fand er für Deutschland heraus, dass der potenzielle Schutz des zu vermarkteten Produktes, insbesondere durch Patente, nicht so stark ausgeprägt sein muss.[11]

Vorliegende Arbeit befasst sich allgemein mit der Bedeutung und Bewertung von Patenten in der Frühphasenfinanzierung. Hierzu wurden deutsche Risikokapitalgeber und Berater, die sich auf die Frühphasenfinanzierung spezialisiert haben, befragt, um die folgenden Forschungsfragen beantworten zu können:

1. Wie werden Patente in der Frühphasenfinanzierung bei der Due Diligence berücksichtigt und bewertet?
2. Welche Rolle spielen Patente letztendlich bei der Auswahl von

Beteiligungen in der Early Stage-Phase?

1.2 Aufbau der Arbeit

Das erste Kapitel widmet sich der Einführung in die Thematik und verdeutlicht Moti-vation und Aufbau der Arbeit.

Daran schließt sich das zweite Kapitel an, welches sich mit Hightech-Unternehmen und deren Charakteristik auseinandersetzt. Es wird die Bedeutung dieser Unternehmen für die Volkswirtschaft dargelegt, sowie näher auf die finanzierungsrelevanten Merkmale eingegangen, die verdeutlichen sollen, dass gerade für innovative Start-ups Venture Capital die einzige Finanzierungsalternative ist.

Kapitel drei vermittelt einen kurzen Überblick über die gängigsten existierenden Möglichkeiten, wie Innovationen geschützt werden können.

In Kapital vier wird Venture Capital als Finanzierungsquelle für Hightech-Unternehmen vorgestellt. Neben der Begriffsdefinition werden einerseits der deutsche VC-Markt sowie andererseits die positiven Auswirkungen, die Venture Capital auf Unternehmen hat, erklärt. Abschließend werden ein Modell, welches den Zusammenhang zwischen Venture Capital und Hightech-Unternehmen veranschaulicht, sowie der typische Ablauf einer Beteiligungswürdigungsprüfung dargelegt.

Kapitel fünf betrachtet theoretisch, welche Bedeutung Patente für Unternehmen, die Wirtschaft und auch Risikokapitalgeber haben. Der Schwerpunkt liegt auf den Patentfunktionen sowie typischen Strategien zum Schutz des geistigen Eigentums.

Aus diesen Erkenntnissen versuchte die Autorin Hypothesen zu entwickeln, über die sie die zwei zentralen Forschungsfragen dieser Arbeit beantworten kann.

Kapitel sechs beschäftigt sich mit der durchgeführten empirischen Untersuchung und der Auswertung der Hypothesen, mit denen die zentralen Fragen dieser Arbeit beantworten werden sollen.

Eine kurze Zusammenfassung der zentralen Aussagen dieser Arbeit sowie ein Ausblick bilden im Kapitel sieben den Abschluss dieser Arbeit.

2 Charakteristik von Hightech-Unternehmen

In diesem Kapitel werden Hightech-Unternehmen, insbesondere Hightech-Gründungen betrachtet. Im ersten Teil werden Hightech-Unternehmen definiert und deren Bedeutung für eine Volkswirtschaft aufgezeigt, ehe auf finanzierungsrelevante Merkmale eingegangen wird, die den Hightech-Unternehmen eine klassische Kreditaufnahme erschweren. Da ein großer Teil des Unternehmenswertes innovativer Start-ups auf immateriellen Vermögenswerten beruht, werden diese im letzten Abschnitt dieses Kapitels kurz beleuchtet.

2.1 Begriffsklärung und Bedeutung für die Volkswirtschaft

Als technologieorientierte Unternehmensgründungen werden Unternehmensgründungen bezeichnet, deren angebotene Produkte und Dienstleistungen auf neuen technologischen Ideen und Forschungsergebnissen basieren.[12] „Das Leistungsangebot dieser Unternehmen weist gegenüber vergleichbaren Lösungen ein höheres Innovationsniveau auf.“[13]

Zur Differenzierung zwischen Technologie- und Hightech-Unternehmen wird eine Kennzahl genutzt, die das Verhältnis der Ausgaben in Forschung und Entwicklung in Relation zum Umsatz betrachtet: die FuE-Intensität. [14]

Zu den Hightech-Sektoren, die bekanntlich überdurchschnittliche Ausgaben in Forschung und Entwicklung aufweisen, werden einerseits technologieintensive Wirtschaftszweige des verarbeitenden Gewerbes, die in die Bereiche Spitzentechnik und hochwertige Technik gruppiert werden, gezählt. Zum anderen sind technologieorientierte Dienstleistungen, deren Angebot technologisch anspruchsvolle Tätigkeiten umfasst, zu nennen; darunter fallen u.a. Fernmeldedienste, Datenverarbeitungsdienste oder auch technische Labore. In diesen Dienstleistungsbranchen ist sowohl der Anteil an Akademikern, als auch der Anteil der in Forschung, Entwicklung, Planung und Konstruktion Beschäftigten überdurchschnittlich hoch.[15]

Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes mit einer durchschnittlichen FuE-Intensität von 3,5% - 8% werden der hochwertigen Technik zugerechnet. Vorzugsweise findet man in diesen Wirtschaftszweigen Unternehmen aus dem Bereich des Maschinenbaus, der Elektrotechnik, der Medizintechnik und weite Teile der Chemieindustrie.

Zur Spitzentechnik zählen hingegen Wirtschaftszweige, in denen mehr als 8,5% des Umsatzes in Forschung und Entwicklung investiert wird, wie z.B. die Herstellung von Pharmazeutika, EDV-Geräten, Flugzeugen, Waffen, Elektronik, Medientechnik, Mess- und Regeltechnik.[16] Die Produkte der Spitzentechnologie weisen häufig Querschnittsfunktionen (z.B. IuK-Technologien, Biotechnologie) auf und liegen teilweise durch Subventionen, Staatsnachfrage (z.B. Raumfahrtindustrie) oder auch Importschutz unter staatlicher Einflussnahme.[17]

Gegenstand dieser Arbeit sind Unternehmensgründungen, die einerseits mehr in For-schung und Entwicklung investieren als der Durchschnitt aller Unternehmen und andererseits über einen hohen Anteil an immateriellen Vermögenswerten verfügen. Die Autorin nimmt keine Unterscheidung anhand der FuE-Intensität vor und verwendet im Laufe der Arbeit für Hightech-Unternehmen folgende Synonyme: Technologieunternehmen und innovative Start-ups.

Bereits das neoklassische Solow-Modell kommt zum Schluss, dass langfristig nur tech-nischer Fortschritt dauerhaftes Wirtschaftswachstum und somit steigenden Wohlstand gewähren kann. Angenommen wird in diesem Modell, dass der technische Fortschritt ein exogener Faktor ist. Dies impliziert, dass technischer Fortschritt nicht durch politische Maßnahmen veränderbar ist.[18]

Die Vertreter der Endogenen Wachstumstheorie kritisieren diesen Ansatz. Ihrer Ansicht nach ist technischer Fortschritt eine endogene, beeinflussbare Variable. Folglich können Forschung und Entwicklung das Wirtschaftswachstum beeinflussen, d.h. mit gezielter Wirtschaftspolitik, sprich Förderung von Forschung und Entwicklung, kann das Wirtschaftswachstum bewusst gelenkt werden.[19]

Die Bundesregierung hat diesen Aspekt erkannt und sieht in der Erhöhung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sowie der Schaffung dauerhafter Arbeitsplätze erklärte Ziele der Wirtschaftspolitik.[20] Mit der „Hightech-Strategie für Deutschland“ wurde ein Projekt mit dem Ziel gestartet, die Innovationskraft des Landes nachhaltig zu stärken und Deutschland wieder zu einer der forschungs- und innovationsfreudigen Nation zu führen.[21]

Abgeleitet aus der Wachstumstheorie kann behauptet werden, dass jungen innovativen Technologieunternehmen eine zentrale Bedeutung für Produktionsfortschritt und Strukturwandel zukommt. „Innovationen sind ein entscheidender Antriebsmotor für die wirtschaftliche Entwicklung einer Volkswirtschaft.“[22]

Hightech-Unternehmen forcieren den technologischen Wandel und erhöhen dadurch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft.[23] Mit einer Innovatorenquote[24] von rund 65% führen sie nicht nur mehr Projekte im Bereich Forschung und Entwicklung durch, sondern bringen auch eine deutlich höhere Anzahl an innovativen Produkten auf den Markt und setzen häufiger neue Technologien in ihren Unternehmen ein als der Durchschnitt der deutschen Unternehmen.[25] Innovative Start-ups betreten Marktbereiche, „die von etablierten Unternehmen ignoriert oder übersehen wurden“[26] und bringen neue Produkte auf den Markt, die die Lebensqualität erhöhen können. Sie können neue Ideen in neue Produkte umsetzen, ohne auf bestehende Produktportfolios Rücksicht nehmen zu müssen.[27] Hier liegt auch der Grund, warum etablierte Unternehmen sich eher auf „markterhaltende Verbesserungen der bestehenden Produkt- und Prozessportfolios“[28] konzentrieren.

Innovativen Start-ups wird außerdem ein wichtiger Beitrag zur Adaption und Diffusion von technologischem Wissen eingeräumt.[29] Sie reagieren flexibler auf Innovationsideen aus der Wissenschaft und können Erkenntnisse aus der universitären und außeruniversitären Forschung erfolgreich in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umwandeln.[30] „Innovationskraft und Flexibilität spielen in einem sich verändernden Umfeld eine

weitaus größere Rolle und werden zum komparativen Vorteil der führenden Wirtschaftsnationen.“[31] Aufgrund ihrer Größe und Flexibilität sind sie besser in der Lage, Basisinnovationen in Branchenneuheiten umzusetzen. Erste Anwendungen lassen sich oft nur in Marktnischen einführen und es wird angenommen, dass junge Unternehmen aufgrund ihrer geringen Größe eine nischenorientierte Innovationsstrategie wählen, um erfolgreich am Markt bestehen zu können.[32]

Junge innovative Unternehmen schaffen neue Arbeitsplätze. „Zwischen 1994 und 1998 schufen .. in den Niederlanden 8% der schnell wachsenden Unternehmen 60% des Beschäftigungswachstums bei den bereits bestehenden Unternehmen.“[33] Studien zum Beschäftigungswachstum junger innovativer Unternehmen belegen, dass diese signifikant höhere Wachstums- und Überlebenschancen aufweisen, als Gründungen in anderen Wirtschaftszweigen.[34]

Ersichtlich wird, dass ohne innovative Existenzgründungen der Wettbewerb an Kraft und Dynamik verliert. Betrachtend, dass Hightech-Gründungen derzeit nur rund 6% - 8%

aller Unternehmensgründungen in Deutschland ausmachen, treiben sie die wirtschaftliche Entwicklung in besonderem Maße voran und sorgen „für eine Orientierung der Wirtschaft auf Erfolg versprechende technologische Entwicklungen.“[35]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Entwicklung Hightech-Gründungen in Deutschland

Quelle: VDI Nachrichten vom 30.05.2008

Im Bereich technologieorientierter Dienstleistungen, die rund 85% der Hightech-Gründungen ausmachen, ließ der Internet-Boom in den Jahren 1998-2000 die Gründungsquote rasant nach oben steigen. Bezogen auf das Jahr 1995 erhöhte sich die Anzahl der jährlichen Softwaregründungen bis auf 70% im Jahr 2000.[36] Diese Branche war danach aber auch sehr stark von dem unverhofften Ende der Internet-Euphorie betroffen, welches die Gründungstätigkeit in den Hightech-Sektoren 2002 auf einen Tiefstand sinken ließ. Seitdem ist mit Ausnahme des Jahres 2005 wieder ein leichter kontinuierlicher Anstieg zu verzeichnen. Im Jahr 2007 nahm die Anzahl der Hightech-Gründungen im Vergleich zum Vorjahr um 4% auf insgesamt 19.200 Gründungen zu (Vgl. Abb. 2).

„Die positive Entwicklung geht auf die überdurchschnittlich gute Konjunktur in den High-Tech-Bereichen von Dienstleistungen und Industrie zurück.“[37]

Investitionen in Forschung und Entwicklung, Innovationen aber auch in Bildung und Ausbildung werden wichtiger, je enger technologisch orientierte Länder, Industrien und Unternehmen zusammenrücken. Sowohl staatliche Investitionen wie auch Investitionen seitens der großen Industrieunternehmen in Forschung und Entwicklung sind treibende Kräfte des Produktivitätswachstums und damit auch des gesamtwirtschaftlichen Wachstums.[38]

2.2 Finanzierungsrelevante Merkmale

Hightech-Unternehmen investieren überdurchschnittlich viel Kapital in Forschung und Entwicklung und damit in neue Innovationen. Durch den technologischen Wandel in den forschungsintensiven Branchen und der daraus resultierenden Marktdynamik veraltet vorhandenes technisches Wissen sehr schnell.[39] Eine Strategie der Technologieführerschaft ist für innovative Start-ups empfehlenswert, da mittels einem innovativen

Leistungsangebot, das den herkömmlichen Lösungen überlegen ist bzw. eine neuartige Problemlösung darstellt, junge Technologieunternehmen Wettbewerbsvorteile erzielen können. Gleichzeitig bedeutet das aber auch für innovative Start-ups, dass sie, um die Technologieposition halten zu können, unter einem permanenten Innovationsdruck stehen. Sie müssen ihre Produkte und Dienstleistungen beständig weiterentwickeln, d.h. kontinuierliche Forschungs- und Entwicklungsarbeit leisten, um sich am Markt behaupten zu können.[40] Für diese kontinuierlichen Investitionen in Forschung und Entwicklung, sind junge Unternehmen zum einen auf hochqualifiziertes Personal und zum anderen auf Kapital angewiesen.

Unter Berücksichtigung, dass 65% aller Gründer in technologieintensiven Wirtschaftszweigen über ein abgeschlossenes Studium bzw. einen höheren Hochschulabschluss verfügen und davon rund zwei Drittel (68%) einen technisch-ingenieurwissenschaftlichen Hintergrund vorweisen, kann davon ausgegangen werden, dass diese über ausreichend technische Kenntnisse verfügen, um ihre Ideen umsetzen zu können.[41] „Die Gründer von Technologieunternehmen besitzen in der Mehrheit langjährige Erfahrungen in der FuE-Arbeit in einem Unternehmen, jedoch nur selten betriebswirtschaftliches Wissen und Know-how“[42] - was sich in einer Quote von nur 30% niederschlägt.[43]

Hightech-Unternehmen weisen bereits in der Frühphase ihrer Unternehmensentwicklung einen hohen Kapitalbedarf auf. Finanziert werden müssen Tätigkeiten in der Forschung und Entwicklung, um das Produkt / die Dienstleistung zur Marktreife zu bringen, der Firmenaufbau und erste Marketingaktivitäten, um einen erfolgreichen Markteintritt zu gewährleisten. Im Gegenzug werden Rückflüsse erst mit gelungener Vermarktung der neuen Produkte realisiert. Aufgrund der geringen Selbstfinanzierungskraft bzw. des im Vergleich zum hohen Kapitalbedarf geringen Anteils an Eigenmitteln, sind Gründer hier zum großen Teil auf die Mittelzufuhr von außen angewiesen.[44] Für innovative Start-ups stellt dabei die Suche nach den geeigneten Finanzierungsquellen eine große Herausforderung dar, weil die Finanzierung dieser mit besonderen Risiken verbunden ist, die sich aufgrund der Innovationstätigkeit, der geringen Unternehmensgröße sowie des geringen Unternehmensalter ergeben.[45]

Innovationen sind per Definition „Neuerungen“. Die neuen technischen Lösungen sind weder voll erforscht noch praktisch erprobt; in den seltensten Fällen ist die Produktentwicklung abgeschlossen. Für potenzielle Kapitalgeber besteht somit ein technisches Risiko , da aufgrund der fehlenden „Vergleichsobjekte“ und der Tatsache, dass Informationen über technisch komplizierte und praktisch unerprobte Produkte nur schlecht nachprüfbar sind, schwer abzuschätzen ist, ob eine Innovation technisch überhaupt realisiert werden kann. Die Beurteilung der technischen Realisierbarkeit erfordert seitens der Kapitalgeber zudem hohes technisches Know-how bezüglich der Branche und der Unternehmensidee, welches jedoch häufig fehlt.[46]

Marktrisiken treten auf, da weder das Kundenverhalten noch die Reaktionen der Wettbewerber vorhersehbar sind.[47]

Investitionen in innovative Unternehmen sind ferner wegen der hohen Qualitätsrisiken risikoreich. Es existieren weder bewertungsrelevante Vergangenheitsdaten, aus denen zukünftiger Cashflow, Umsatz oder Marktanteil zumindest prognostiziert werden kann, noch Erfahrungen mit dem Unternehmen und deren Technologie.

Der Unternehmenserfolg bei innovativen Unternehmensgründungen hängt zudem besonders stark von den Gründern, deren spezifischen Humankapital sowie deren Fähigkeiten ab. Im Fall des Scheiterns ist der spezifische Teil des Humankapitals nur schwer verwertbar. Für potenzielle Kapitalgeber ergeben sich, aufgrund der stark ausgeprägten Informationsasymmetrien, darüber hinaus Unsicherheiten bezüglich der Managementqualitäten der Gründer und deren Verhalten in einem neugegründeten Unternehmen. Der Unternehmensgründer ist, wegen seiner sehr engen Vertrautheit mit der Innovation, weitaus besser über die technischen Entwicklungsmöglichkeiten und Marktchancen informiert, als potentielle externe Investoren, die häufig nicht über die Möglichkeit verfügen, den Gründer und dessen Leistungsbeitrag zur Innovation zu beobachten.[48]

Das zentrale Finanzierungsproblem innovativer Start-ups liegt darin, dass deren wertvollstes „Kapital“ überwiegend im Know-how der Gründer und Mitarbeiter liegt. Somit definiert sich der Marktwert zu einem großen Teil über die vorhandenen immateriellen Vermögensgegenstände. Dabei handelt es sich in der Regel um Ideen, geschütztes Eigentum (z.B. Patente) und sonstiges für die Entwicklung des neuen Produktes oder Verfahrens, notwendiges Humankapital. Bekanntlich kann der Wert von immateriellen Vermögenswerten nur schwer ermittelt werden. Begründet wird dies in den folgenden Eigenschaften, durch die immaterielle Vermögenswerte charakterisiert sind:

(1) hohe Spezifität,
(2) hohe Unsicherheit und schiefe Risiko-Renditeverteilung und
(3) hohe Informationsasymmetrien.[49]

Folglich können immaterielle Vermögenswerte nicht beliehen werden bzw. werden von potenziellen Kapitalgebern selten als Sicherheiten akzeptiert.[50]

Aufgrund des hohen Kapitalbedarfs, der mangelnden Sicherheiten, infolge fehlender materieller Vermögensgegenstände, der stark ausgeprägten Informationsasymmetrien und damit verbundenen Risiken verhalten sich Banken sehr zurückhaltend, wenn es um die Finanzierung innovativer Start-ups geht. Empirisch bestätigt ist, dass Technologieunternehmen, die intensive FuE- und Innovationstätigkeiten aufweisen, überdurchschnittlich von den beiden wichtigsten Finanzierungshemmnissen Anforderungen an Sicherheiten und Risikoaversion der Banken betroffen sind.[51]

Um ihren Innovationsvorsprung und die damit verbundenen Wettbewerbsvorteile jedoch ausnutzen zu können, benötigen junge Technologieunternehmen neben ihren Eigenmitteln alternative Finanzierungsinstrumente. Venture Capital stellt daher eine wichtige Finanzierungsalternative für junge Technologieunternehmen in der Frühphase ihrer Unternehmensentwicklung dar.[52]

Als Venture Capital wird eine Form der Beteiligungsfinanzierung verstanden, bei der jungen wachstumsstarken Unternehmen vollhaftendes Eigenkapital zur Verfügung gestellt wird. Eine ausführliche Auseinandersetzung mit Venture Capital ist im Kapitel vier zu finden.

Folgende Punkte sprechen für eine Finanzierung mit Venture Capital :[53]

- VC-Geber stellen dem Unternehmen Kapital in Form von vollhaftendem Eigenkapital zur Verfügung und verzichten auf die Stellung von Sicherheiten. Verluste bei gescheiterten Engagements werden durch Gewinne, die mit erfolgreichen Beteiligungen erzielt werden, wettgemacht. Dadurch ist eine Risikostreuung seitens der Investoren bei gleichzeitiger Realisierung von hohen Renditeerwartungen möglich.
- Eine VC-Finanzierung ist immer mit Beratung seitens des VC-Gebers verbunden. Managementunterstützung, fachliches Wissen und ein umfangreiches Netzwerk sind für die meist unerfahrenen Gründer eine hilfreiche Stütze.

2.3 Immaterielle Vermögenswerte

Dieser Abschnitt vermittelt, zum besseren Verständnis der Arbeit, einen kurzen Einblick, was unter den immateriellen Vermögenswerten eines Unternehmens zu verstehen ist.

Den immateriellen Vermögenswerten wurde lange Zeit keine Beachtung geschenkt und der Unternehmenswert ausschließlich anhand der materiellen Vermögenswerte bestimmt. Heutzutage gewinnen immaterielle Vermögenswerte immer stärker an Bedeutung[54], nicht zuletzt weil der Anteil der immateriellen Wirtschaftsgüter am Gesamtunternehmen

drastisch angestiegen ist, was letztendlich eine Kreditfinanzierung über Banken, aufgrund der fehlenden Sicherheiten in Form materieller Vermögenswerte, erschwert. Mehr als die Hälfte des Marktwertes börsennotierter Unternehmen wird mittlerweile durch deren immateriellen Vermögenswerte getragen, das gilt besonders für die Technologiebranche.[55] Lerner (1994) vermerkt dazu: „ Intellectual property, however, is the young biotechnology company’s most valuable asset.“ [56] Immer häufiger setzt sich die Einsicht durch, dass die immateriellen Werte den eigentlichen Wettbewerbsvorteil ausmachen; dennoch wird das Potenzial von den Unternehmen nicht ausgenutzt.[57]

Abbildung 3 veranschaulicht den Zusammenhang zwischen den einzelnen immateriellen Vermögenswerten.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten[58] immaterielles Vermögen (Intellectual Capital) zu charakterisieren – eine davon ist die Einteilung in Humankapital (Human Capital), Strukturkapital (Structural Capital) und Beziehungskapital (Relational Capital).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Kategorisierung Immaterieller Vermögenswerte

Quelle: in Anlehnung an Bittelmeyer (2007)

Das Humankapital bildet das nicht kodifizierte Wissen der Mitarbeiter, sprich, es wird durch die Erfahrungen und Fähigkeiten der Mitarbeiter bestimmt. Das Strukturkapital umfasst das Wissen, was im Unternehmen verbleibt, wenn Mitarbeiter dieses verlassen. Beispiele hierfür wären Datenbanken, Technologien, Rezepte aber auch Schutzrechte (Intellectual Property Rights). Das Beziehungskapital spiegelt den Wert der Beziehungen, welche das Unternehmen mit seinem Umfeld hat, wider. Darunter zählen u.a. die Beziehungen zu Kunden und Lieferanten.

Mitarbeiter generieren durch ihr Wissen immaterielle wissensbasierte Vermögensgegen-

stände (Intellectual Assets), sprich Erfindungen, die unter Umständen in neue marktfähige Produkte umgesetzt werden können. Ferner besteht die Möglichkeit, die Erfindung durch Schutzrechte (z.B. Patente) schützen zu lassen, was letztendlich die Chance auf eine erfolgreiche Markteinführung erhöhen kann. Die Schutzrechte werden, obwohl vom Humankapital generiert, ebenso wie die immateriellen wissensbasierten Vermögenswerte dem Strukturkapital zugeordnet.[59]

Nachdem im vorliegenden Kapitel Hightech-Unternehmen, deren Charakteristik und die Besonderheiten bezüglich Finanzierung dargelegt wurden, fokussiert folgendes Kapitel auf die Möglichkeiten, die Unternehmen haben, um ihre Innovationen zu schützen.

3 Schutz von Innovationen

Innovative Produkte und Verfahren sollten vor unerwünschter Nachahmung durch Konkurrenten geschützt werden. Ohne einen entsprechenden Schutz werden Wettbewerber die neuen Produkte oder Verfahren „kopieren“, preiswerter anbieten und verhindern, dass die versenkten FE–Kosten amortisiert werden können.[60] Innovationen lassen sich entweder durch Geheimhaltung oder durch gesetzliche Schutzrechte sichern.

3.1 Geheimhaltung

Die Geheimhaltung technologischen bzw. innovationsbezogenen Wissens kommt in Betracht, wenn der Schutzgegenstand durch kein gesetzliches Schutzrecht abgesichert werden kann, die Erfindung aber trotzdem geheim gehalten werden soll. In Technologiefeldern, in denen Prozessinnovationen dominierend sind und somit die Wirkung von Patenten als schwach eingeschätzt wird, tendieren Unternehmen eher zu Geheimhaltungsstrategien. Um bestmöglichen Schutz durch Geheimhaltung zu erhalten, sollten Geheimhaltungsrichtlinien implementiert, die Mitarbeiter informiert und sensibilisiert werden, vertragliche Vereinbarungen getroffen und der physische wie elektronische Datenzugang kontrolliert und geschützt werden. Da ein absoluter Geheimschutz selten gewährleistet ist, sollte der durch die Innovation geschaffene Marktvorsprung, wenn möglich durch gesetzliche Schutzrechte abgesichert werden.[61]

3.2 Schutzrechte

Schutzrechte haben für junge Unternehmen nicht nur eine entscheidende wirtschaftliche Bedeutung im Hinblick auf Finanzierungsgespräche mit öffentlichen und privaten Investoren, sondern signalisieren und dokumentieren auch die technologische Kompetenz eines

Unternehmens.[62] Um ihr geistiges Eigentum zu schützen, haben Unternehmen folgende Möglichkeiten zur Auswahl:

- Patente,
- Gebrauchsmuster,
- Geschmacksmuster,
- Marken,
- Urheberrechte

Weitere Schutzrechte, auf die im weiteren Verlauf, aufgrund des verschwindend geringen Auftretens im Rahmen der Venture Capital-Finanzierung, nicht näher eingegangen wird, sind zum einem der Halbleiterschutz und zum anderen der Sortenschutz. Der Halbleiterschutz schützt die dreidimensionalen Strukturen von mikroelektronischen Halbleitererzeugnissen (Topographien). Der Sortenschutz wird auf dem Gebiet der Pflanzenzüchtung als gewerbliches Schutzrecht verwendet.[63]

Firmennamen und Internet-Domains sind keine Schutzrechte; können aber dennoch geschützt werden.

3.2.1 Patente

Das Patent ist die bekannteste und gebräuchlichste Form der gewerblichen Schutzrechte, das zur Absicherung einer technischen Erfindung genutzt wird. Durch ein Patent sichert sich der Erfinder einen Marktvorsprung, da er über das ausschließliche Nutzungsrecht verfügt. Deutsche Patente werden für Erfindungen auf allen Gebieten der Technik erteilt, sofern sie:

(1) neu sind,
(2) auf einer erfinderischen Tätigkeit beruhen und
(3) gewerblich anwendbar sind.[64]

Als nicht patentierbar im Sinne des deutschen Patentrechts gelten unter anderem Entdeckungen, wissenschaftliche Theorien, mathematische Methoden, Programme für Datenverarbeitungsanlagen (Software) und Erfindungen, die gegen die öffentliche Ordnung oder die guten Sitten verstoßen. Ebenfalls nicht patentierbar ist der der menschliche Körper, seine Zellen und Gensequenzen, Verfahren zum Klonen bzw. zur Veränderung der genetischen Identität des menschlichen Lebewesens sowie chirurgische, therapeutische und diagnostische Verfahren an menschlichen und tierischen Körper

[...]


[1] PwC (2008), S. 8

[2] Vgl. Keussen (2008), S. 87

[3] Vgl. PwC (2008), S. 8

[4] Beim SP 500 ist ein Aktienindex, der die Aktien der 500 größten, börsennotierten US-amerikanischen

Unternehmen erfasst.

[5] Vgl. Wuzer/Fonrobert (2004), S. 38; Dürr/Seibold (2008), S. 54; PwC (2008), S. 8

[6] Vgl. Vgl. Juma/ Payne (2004), S. 298; Loop/Lipfert (2006), S. 594

[7] Loop/Lipfert (2006), S. 594

[8] Vgl. Mann/Sager (2007), S. 200f.

[9] Vgl. Munari/Toschi (2008), S. 20f.

[10] Vgl. u.a. McMillan et al. (1985); Kaplan/Strömberg (2000)

[11] Vgl. Brettel (2002), S. 320f.

[12] Vgl. Kulicke (1993), S. 14 und Wupperfeld (1994), S. 7

[13] Baier/Pleschak (1996), S. 11

[14] Vgl. hier und im folgenden: ZEW (2007), S. 7 und ZEW (2008a), S. 3

[16] Diese Abgrenzung des ZEW scheint angebracht, berücksichtigt man dessen Intention einer empirischen

Untersuchung. Diese Klassifikation beruht auf einer Zusammenstellung „technologieintensiver“ Güter

durch die OECD, die dann auf die Wirtschaftszweigsystematik des statistischen Bundesamtes über-

tragen wurde. (Vgl. hierzu: Lessat et al. (1999), S. 8). Der Ausschluss von weniger forschungsintensiven

Branchen, bleibt in Frage zu stellen. Radikale Innovationen können durchaus auch dort vorkommen und

derart innovativ sein, dass ebenfalls von „Hightech“ gesprochen werden kann.

Für die vorliegende Arbeit sind aber nur forschungsintensive Branche relevant, da nur sie die Möglich

keit haben, in den Genuss einer Venture Capital Finanzierung zu kommen.

[17] Vgl. BMBF (2007b), S. 27

[18] Vgl. Solow (1956)

[19] Vgl. Agliardi (2001)

[20] Vgl. Engel (2004) S. 2

[21] Die „Hightech-Strategie für Deutschland“ will die Kooperation zwischen Wissenschaft und

Unternehmen stärken und die Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Forschung und Wirtschaft auf ein

neues Niveau bringen. Ziel ist es, Deutschland zu einer der forschungs- und innovationsfreudigsten

Nationen der Welt zu führen, damit Ideen schneller zu marktfähigen Produkten und Dienstleistungen

umgesetzt werden können. Weitere Informationen zu diesem Projekt sind zu finden auf der Internetseite

des Bundesministerium für Bildung und Forschung unter dem Stichwort: Hightech-Strategie

(http://www.bmbf.de) bzw. in der Publikation „Die Hightech-Strategie für Deutschland-Erster Fort-

schrittsbericht“ (2007a).

[22] Heitzer (2000) S. 1

[23] Vgl. ZEW (2008a), S. 1

[24] Die Innovatorenquote bezeichnet den Anteil, von Produkt- oder Prozessinnovationen erfolgreicher

Unternehmen in Relation zu allen Unternehmen. Vgl. hierzu ZEW (2008b), S. 2

[25] Vgl. ZEW (2007), S. 1

[26] Meyer (2006), S. 2

[27] Vgl. Meyer (2008), S. 5

[28] Meyer (2008), S. 20

[29] Vgl. Engel (2004), S. 2

[30] Vgl. Kulicke (1993), S. 3f.; Engel (2004), S. 2

[31] Schaaf (2003), S. 4

[32] Vgl. Engel (2004), S. 2

[33] Vgl. Schaaf (2003), S. 4

[34] Vgl. Icks et al. (2007), S. 70 und mit weiteren Nachweisen Lessat et al. (1999), S. 57-64

[35] Vgl. ZEW (2008a), S. 1

[36] Vgl. ZEW (2007), S. 10

[37] Metzger (2008), S. 1

[38] Vgl. BMBF (2007b), S. 23

[39] Vgl. ZEW (2007), S. 19

[40] Vgl. Baier/Pleschak (1996), S. 54

[41] Vgl. ZEW (2007), S. 25f.

[42] Baier/Pleschak (1996), S. 17

[43] Vgl. ZEW (2007), S. 25

[44] Vgl. Kulicke (1993), S. 109; Baier/Pleschak (1996), S. 11; Schaaf (2003), S. 10

[45] Vgl. Roling (2001), S. 26

[46] Vgl. Heitzer (2000), S. 17; Roling (2001), S. 26; Antonczyk (2006), S. 43

[47] Vgl. Roling (2001), S. 26

[48] Vgl. Roling (2001), S. 26f.; Antonczyk (2006), S. 45

[49] Vgl. Bittelmeyer (2007), S. 1

[50] Vgl. Engel (2004); Meyer (2008), S. 9

[51] Vgl. Baier/Pleschak (1996), S. 102; ZEW (2007), S. 59f.

[52] Vgl. Baier/Pleschak (1996), S. 11; Schaaf (2003), S. 10

[53] Vgl. Meyer (2008), S. 9

[54] Vgl. u.a. Dürr/Seibold (2008), S. 54

[55] Vgl. PwC (2008), S. 8

[56] Lerner (1994), S. 325

[57] Vgl. IKB (2004); Juma/ Payne (2004), S. 298

[58] Eine ausführliche Darstellung zu unterschiedlichen Möglichkeiten der Kategorisierung von Intellectual

Capital ist in Roschk (2007), S. 96ff. -Tab. AI.1 zu finden.

[59] Vgl. Bittelmeyer (2007), S. 1f. und S. 19f.

[60] Vgl. Scherer/Ross (1991) S. 621ff.

[61] Vgl. Burr et al. (2007), S. 257ff. , Weitnauer (2007) S. 84

[62] Vgl. Weitnauer (2007) S. 84

[63] Vgl. Dreßler (2006) S. 97

[64] Vgl. §1 Abs. 1 PatG;

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836627887
DOI
10.3239/9783836627887
Dateigröße
1.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Dresden – Wirtschaftswissenschaften, Studiengang Volkswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2009 (März)
Note
1,5
Schlagworte
venture capital patent early stage hightech-unternehmen innovation
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Titel: Patente und Venture Capital
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