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Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen

©2008 Diplomarbeit 110 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
In den letzten Jahrzehnten häuften sich Nachrichten über Währungskrisen in unterschiedlichen Ländern. Insbesondere die Krise des argentinischen Pesos (2001), des russischen Rubels (1998), der asiatischen Währungen (1997), des mexikanischen Pesos (1994/1995) sowie die Krisen des EWS-Systems (1992/1993) sind nur die bekanntesten einer Vielzahl von Währungskrisen. Zudem sind solche Krisen mit gravierenden politischen und wirtschaftlichen Problemen verbunden. In Indonesien und Argentinien beispielsweise kam es aufgrund von Währungskrisen sogar zu sozialen Unruhen. Solche Krisen verschlechtern nicht nur die Wirtschaft der betroffenen Länder, sondern in den meisten Fällen auch die gesamte Weltwirtschaft. Grund dafür trägt die Globalisierung, welche verstärkt dazu beiträgt, dass Ansteckungsgefahren einer Währungskrise nicht nur die nationale Wirtschaft, sondern häufig auch die gesamte Weltwirtschaft belasten. Währungskrisen beschränken sich auf keinen bestimmten Typus von Ländern. In Emerging Markets ist die Häufigkeit und Stärke von Währungskrisen jedoch besonders hoch.
Die Währungskrisen in jüngerer Vergangenheit lösten verheerende wirtschaftliche, soziale und politische Folgen sowohl für die betroffenen Staaten, als auch für die Weltwirtschaft aus. Die Konsequenzen solcher Krisen lösten mehrere Debatten über eine Neugestaltung der internationalen Finanzarchitektur aus. Um potentielle Krisen möglichst vermeiden zu können, sollte es im Interesse der Ökonomen und der Politik liegen, geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Ex post betrachtet verschlechtern sich vor Ausbruch der Krise ökonomische Aggregate. Hierbei ist es besonders ratsam, notwendige Maßnahmen zu ergreifen, um einem Krisenausbruch noch entgegensteuern zu können.
Gang der Untersuchung:
Die Darstellung von Ursachen, Folgen und Gegenmaßnahmen von Währungskrisen ist Gegenstand dieser Arbeit. Die Arbeit gliedert sich wie folgt: Im zweiten Kapitel werden der Begriff und die Historie von Währungskrisen vorgestellt. Im dritten Kapitel werden die Ursachen von Währungskrisen erster und zweiter Generation und im vierten Kapitel neuere Währungskrisenmodellansätze dargestellt. Hieran schließt sich das fünfte Kapitel mit der Darstellung möglicher Auswirkungen von Währungskrisen, an. Im sechsten Kapitel werden schließlich adäquate Maßnahmen zur Vermeidung von Währungskrisen aufgelistet. Das siebte Kapital bildet letztlich mit einem Resümee den […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Nasiha Bibih
Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen
ISBN: 978-3-8366-2784-9
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Fachhochschule Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland, Diplomarbeit, 2008
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

II
INHALTSVERZEICHNIS...II
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ... V
TABELLENVERZEICHNIS ... VI
BEGRIFFE UND ABKÜRZUNGEN ... VII
SYMBOLVERZEICHNIS... VIII
LITERATURVERZEICHNIS ...96
INTERNETQUELLEN ...99
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG ...1
2. DEFINITION UND HISTORIE ...2
2.1. Theoretische Definitionen...2
2.2. Krisendefinition mittels EMPI ...4
2.3. Historie von Währungskrisen...6
2.4. Die Mexikokrise ...7
3. TRADITIONELLE WÄHRUNGSKRISENMODELLE ...10
3.1. Modell der ersten Generation ...10
3.1.1. Kanonisches Ursprungsmodell von KRUGMAN...11
3.1.2. Der Zeitpunkt einer spekulativen Attacke ...13
3.1.3. Flood/Garber Modell...15
3.2. Modelle der zweiten Generation ...21
3.2.1. Multiple Gleichgewichte...23
3.2.2. Spieltheoretische Überlegungen ...25
3.2.3. Obstfeld Modell ...29
3.2.4. Modell von Jeanne ...34

III
4. AKTUELLERE WÄHRUNGSKRISENMODELLE ...36
4.1. Modell der dritten Generation ...36
4.1.1. Bankenkrise ...36
4.1.1.1. Moral Hazard...38
4.1.1.2. Überinvestitionen infolge von Moral Hazard...39
4.1.1.3. Overborrowing und internationaler Kapitalmarkt ...41
4.1.1.4. TwinCrises ...42
4.2. Zwischenfazit...44
4.3. Probleme der Modellgeneration...44
5. FOLGEN VON WÄHRUNGSKRISEN ...45
5.1. Definition Contagion ­ Effekte ...46
5.1.1. Erklärungsmodelle für die Übertragung von Krisen...47
5.1.1.1. Monsun ­ Effekte ...48
5.1.1.2. Spillover ­ Effekte ...48
5.1.1.3. ,,True Contagion" ...49
5.1.2. Ursachen von Contagion ­ Effekten...50
5.1.2.1. Fundamentale Verflechtungen ...50
5.1.2.2. Finanzwirtschaftliche Verflechtungen...53
5.1.2.3. Politische Verflechtungen...55
5.1.2.4. Ansteckungen durch Herdenverhalten ...55
5.2. Die Argentinienkrise und ihre Folgen...56
5.2.1. Einleitung ...56
5.2.2. Entwicklung der Krise...57
5.2.2.1. Verschuldung während der Militärdiktatur ...57
5.2.2.2. Gründe für den wirtschaftlichen Niedergang ...58
5.2.2.3. Die Wirkungen wirtschaftspolitischer Maßnahmen...60
5.2.2.4. Der IWF und seine Wirkungen ...61
5.2.3. Die nationalen Folgen ...62
5.2.4. Folgen für die Weltwirtschaft ...63
5.2.5. Fazit ...64

IV
5.3. Die Asienkrise und ihre Folgen...64
5.3.1. Entwicklung der Südostasienkrise...65
5.3.2. Nationale Folgen der Krise...68
5.3.3. Folgen für die Weltwirtschaft ...69
5.3.4. Folgen für Deutschland ...70
5.3.5. Profiteure der Asienkrise ...72
5.4. Wechselkurssysteme in Schwellenländer...73
5.5. Fazit...74
6. GEGENMAßNAHMEN ...75
6.1. Mögliche Lösungsansätze ...75
6.1.1. Ad hoc ­ Maßnahmen ...75
6.1.2. Der internationale Währungsfonds (IWF) ...77
6.2. Präventive Maßnahmen...78
6.2.1. Beschränkung der Kreditaufnahme von
Banken und Unternehmen in Fremdwährung...79
6.2.2. Einführung einer Kapitalimportsteuer ...80
6.2.3. Die Tobin ­ Steuer ...81
6.2.3.1. Funktionsweise der Tobin ­ Steuer...81
6.2.3.2. Nachteile und Kritik ...84
6.2.3.3. Das Freistellungsproblem...86
6.2.3.4. Ausweichmöglichkeiten...87
6.2.4. Kapitalexportkontrollen...87
6.2.5. Regulierung der Finanzmärkte ...88
6.2.6. Vermeidung von Fixkurssystemen ...90
6.3. Fazit...90
7. SCHLUSSBEMERKUNG ...91
ANHANG 1: Abbildungen und Tabellen ...94

V
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Unterkategorien von Finanzkrisen...94
Abbildung 2: Kapitalzuflüsse, Leistungsbilanzdefizite
und
Währungsreserven ...9
Abbildung 3: Der Zeitpunkt einer Spekulationsattacke...13
Abbildung 4: Schattenwechselkurs und Zeitpunkt
einer
spekulativen Attacke ...19
Abbildung 5: Multiple Gleichgewichte...23
Abbildung 6: High reserve game...26
Abbildung 7: Low reserve game...27
Abbildung 8: Medium reserve game...28
Abbildung 9: Bedeutung der Fundamentalsituation
bei verschiedenen Modellgenerationen...35
Abbildung 10: Moral Hazard führt zu Überinvestitionen ...40
Abbildung 11: Entwicklung der argentinischen Staatsschuld
und der Nettoneuverschuldung ...95
Abbildung 12: Reales Wirtschaftswachstum (BIP) und
Verbraucherpreisindex (VPI) in % ...59
Abbildung 13: Zinsentwicklung in den asiatischen Ländern ...66
Abbildung 14: Stabilisierende Spekulation ...85

VI
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Verlust an BIP bei Währungskrisen
von
1880
­ 1997...7
Tabelle 2: Entwicklung in Mexiko: Dollarkurs, Inflation,
Wachstum
und
Leistungsbilanzsaldo ...94
Tabelle 3: Kanäle der Transmission eines realen Schocks ...53
Tabelle 4: Die argentinische Auslandsverschuldung
1980,
1990, 2000...95
Tabelle 5: Wachstumsraten und ­Prognosen für Industrieländer...70
Tabelle 6: Deutsche Exporte nach Asien ...71
Tabelle 7: Deutsche Importe aus Asien...71
Tabelle 8: Häufigkeit der verschiedenen
Wechselkurssysteme
in
Schwellenländern...74
Tabelle 9: Berechnungen der Steuersätze ...83
Tabelle 10: Einfache annualisierte Effektiv ­ Tobin ­ Steuersätze
für unterschiedliche Transaktionszeiträume bei konstanten
Wechselkursen aus Ben Patterson und Mickäl Galiano. ...84

VII
BEGRIFFE UND ABKÜRZUNGEN
Afta
Asean Free Trade Area
ASEAN
Association of Southeast Asian Nations
BIP Bruttoinlandsprodukt
bzw. beziehungsweise
c. p.
ceteris paribus (lat. Unter sonst gleichen Umständen)
d. h.
das heißt
dt. deutsch
et al.
et alii (lat. und andere)
EMPI
Exchange Market Pressure Index
(engl.
Devisenmarktstressindex)
EWS Europäisches
Währungssystem
FI Finanzinstitut
FM Finanzmarkt
GATT
General Agreement on Tariffs and Trade
(engl. Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen)
GDP
Gross Domestic Product
IGE
inländische Geldeinheit
IWF Internationaler
Währungsfond
LTCM
Long ­ Term Capital Management
NAFTA
North American Free Trade Asociacion
p. a.
per anno (lat. pro Jahr)
RS Realer
Sektor
S. Seite
sog. so
genannte
US
United States (of America)

VIII
SYMBOLVERZEICHNIS
Parameter
über
die
Reallohnreagibilität
des
Güterangebots
0
/
1
Geldnachfragekoeffizienten
Parameter über die gesellschaftliche Stabilitätspräferenz
D inländisches
Kreditvolumen
erw
erwartete
Wechselkursänderungsrate
e nominaler
Kassa-Wechselkurs
E[/e]
Erwartungswert der Wechselkursänderungsrate
E
Dummyvariable für eine Währungskrise
i inländischer
Zinssatz
i* ausländischer
Zinssatz
i
us,t
nominaler Zinssatz des Referenzlandes
USA zum Zeitpunkt t
L soziale
Kostenfunktion
konstanter Betrag um den die inländische Kreditmenge wächst
M inländische
Geldmenge
Schwellenwert des EMPI
P inländisches
Preisniveau
P* ausländisches
Preisniveau
rm
i,t
Verhältnis der Währungsreserven zu m des Landes i
rm
us,t
Verhältnis der Währungsreserven zu m
im Referenzland USA
R Devisenreserven
e
Standardabweichung
der
relativen Änderung des
Wechselkurses
(e
i,t
/ e
i,t
)
i
Standardabweichung des Differentials des
nominalen
Zinssatzes
(i
i,t
/ i
us,t
)
r
Standardabweichung
der
Differenz der relativen Änderung
von
rm
i,t
und rm
us,t
((rm
i,t
/ rm
i,t
) ­ (rm
us,t
/ rm
us,t
))
U
Störvariable zur Repräsentation in- und
ausländischer
Schocks
y natürliches
Outputniveau
y*
Zielwert des Outputniveaus

Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen
1
1 Einleitung
In den letzten Jahrzehnten häuften sich Nachrichten über Währungskrisen in
unterschiedlichen Ländern. Insbesondere die Krise des argentinischen Pesos
(2001), des russischen Rubels (1998), der asiatischen Währungen (1997), des
mexikanischen Pesos (1994/1995) sowie die Krisen des EWS-Systems
(1992/1993) sind nur die bekanntesten einer Vielzahl von Währungskrisen. Zudem
sind solche Krisen mit gravierenden politischen und wirtschaftlichen Problemen
verbunden. In Indonesien und Argentinien beispielsweise kam es aufgrund von
Währungskrisen sogar zu sozialen Unruhen. Solche Krisen verschlechtern nicht
nur die Wirtschaft der betroffenen Länder, sondern in den meisten Fällen auch die
gesamte Weltwirtschaft. Grund dafür trägt die Globalisierung, welche verstärkt
dazu beiträgt, dass Ansteckungsgefahren einer Währungskrise nicht nur die
nationale Wirtschaft, sondern häufig auch die gesamte Weltwirtschaft belasten.
Währungskrisen beschränken sich auf keinen bestimmten Typus von Ländern. In
Emerging Markets ist die Häufigkeit und Stärke von Währungskrisen jedoch
besonders hoch.
In der Literatur existieren unterschiedliche Ansätze zur Erklärung von
Währungskrisen. Das Modell der ersten Generation, welches vom Ökonom Paul
Krugman (1979) entwickelt wurde, erklärt Zahlungsbilanzkrisen aufgrund negativer
ökonomischer Fundamentalfaktoren. Einen kompletten neuen Weg hatte der
Ökonom Maurice Obstfeld (1986) eingeschlagen. Er bezeichnete rationale, sich
selbst erfüllende Erwartungen als Auslöser für Währungskrisen (Modell der
zweiten Generation). Da die Asienkrise im Jahre 1997 durch die traditionellen
Modelle nicht erklärt werden konnte, wurde daraufhin ein Modell der dritten
Generation entwickelt. Hierbei stand jedoch eine völlig neue Ursachenforschung
im Vordergrund. Es wurde der Zusammenhang zwischen Liquiditäts- und
Bankenkrisen einerseits und Währungskrisen andererseits dargestellt.
Die Währungskrisen in jüngerer Vergangenheit lösten verheerende wirtschaftliche,
soziale und politische Folgen sowohl für die betroffenen Staaten, als auch für die
Weltwirtschaft aus. Die Konsequenzen solcher Krisen lösten mehrere Debatten
über eine Neugestaltung der internationalen Finanzarchitektur aus. Um potentielle

Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen
2
Krisen möglichst vermeiden zu können, sollte es im Interesse der Ökonomen und
der Politik liegen, geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Ex post betrachtet
verschlechtern sich vor Ausbruch der Krise ökonomische Aggregate. Hierbei ist es
besonders ratsam, notwendige Maßnahmen zu ergreifen, um einem
Krisenausbruch noch entgegensteuern zu können.
Die Darstellung von Ursachen, Folgen und Gegenmaßnahmen von
Währungskrisen ist Gegenstand dieser Arbeit. Die Arbeit gliedert sich wie folgt: Im
zweiten Kapitel werden der Begriff und die Historie von Währungskrisen
vorgestellt. Im dritten Kapitel werden die Ursachen von Währungskrisen erster und
zweiter Generation und im vierten Kapitel neuere Währungskrisenmodellansätze
dargestellt. Hieran schließt sich das fünfte Kapitel mit der Darstellung möglicher
Auswirkungen von Währungskrisen, an. Im sechsten Kapitel werden schließlich
adäquate Maßnahmen zur Vermeidung von Währungskrisen aufgelistet. Das
siebte Kapital bildet letztlich mit einem Resümee den Abschluss.
2 Definition und Historie
2.1 Theoretische Definitionen
Der Begriff ,,Währungskrise" wird in der wissenschaftlichen Literatur unterschiedlich
definiert. Um den Begriff ,,Währungskrise" identifizieren zu können, muss zunächst
eine genaue inhaltliche Abgrenzung und Definition vorgenommen werden.
Der Begriff ,,Währungskrise" muss zunächst stark von dem Begriff ,,Finanzkrise"
abgegrenzt werden. Bei einer Finanzkrise handelt es sich um einen plötzlichen und
erheblichen Verfall finanzieller Indikatoren oder Preise, der gesamtwirtschaftliche
Auswirkungen zur Folge hat
1
. Eine Währungskrise stellt somit eine Art Finanzkrise
dar, bei der eine bestimmte Währung an Wert verliert. Insgesamt können drei
Ausrichtungen von Finanzkrisen unterschieden werden: Währungs-, Banken- und
Schuldenkrise (Vgl. Abbildung 1)
2
. Ferner lassen sich Finanzkrisen in makro- und
mikroökonomische Krisen unterteilen. In die Kategorie makroökonomische Krise
fallen sowohl die Währungs- als auch die staatliche Schuldenkrise. Banken- und
1
Vgl. Aschinger (2001), S 11.
2
Vgl. Effenberger (2003), S. 5.

Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen
3
Finanzmarktkrisen hingegen werden in die mikroökonomische Kategorie
eingestuft.
· Unter einer Währungskrise versteht man das gleichzeitige Auftreten von drei
Phänomenen: ,,eine plötzliche und starke Abwertung des Wechselkurses, ein
nachhaltiger Rückgang der Devisenreserven und eine starke Zinserhöhung".
3
Eine
Währungskrise entsteht, wenn Spekulanten Geld- und Wertpapiere massiv
verkaufen, welches zu einer plötzlichen und schnellen Währungsabwertung führt.
Damit der Staat seine Währung verteidigen kann, muss die Zentralbank entweder
einen Großteil der Devisenreserven verkaufen und/oder die Zinsen stark erhöhen.
Früher kamen Währungskrisen selten vor. Heute jedoch trägt das Verhalten
internationaler Spekulanten auf den Finanzmärkten dazu bei, dass
Währungskrisen vermehrt auftreten. Im Zusammenhang mit der Liberalisierung der
Märkte, können Investoren einen beträchtlichen Druck auf eine Währung ausüben.
· Bei einer staatlichen Schuldenkrise ist ein Staat nicht mehr in der Lage seinen
Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, unabhängig davon ob diese kurzfristiger
(Liquiditätskrise) oder langfristiger (Solvenzkrise) Natur sind. Im Vordergrund steht
hier die Zahlungsunfähigkeit öffentlicher Schuldner.
4
Selbst die banale Vermutung,
dass ein Schuldner eventuell insolvent sein könnte, kann dazu führen, dass
Gläubiger ihre Kredite nicht mehr erneuern und der Schuldner de facto insolvent
wird.
Bei den mikroökonomischen Finanzkrisen handelt es sich hauptsächlich um
einzelwirtschaftliche Krisen, d.h. ein ,,betrieblicher Entscheidungsträger" trägt die
Verantwortung für ein Fehlverhalten.
5
· Eine Bankenkrise beschreibt eine Situation in welcher ein Großteil der Banken
oder sonstiger Finanzinstitutionen nicht mehr in der Lage ist, seinen kurzfristigen
(Bankenilliquidität) oder langfristigen (Bankensolvenz) Zahlungsverpflichtungen
nachzukommen. Es kann selbst dann zu einer Bankenkrise kommen, wenn der
Staat zur Verhinderung solcher Situationen den Instituten finanziell beisteht. Das
entscheidende ist, dass der instabile Zustand des Bankensektors erhebliche
3
Vgl. Brüggemann et al. (2000), S. 25.
4
Vgl. Bäcker, A. (1998), S.3
5
Vgl. Aschinger, G. (2000), S.14.

Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen
4
gesamtwirtschaftliche Kosten verursacht. Bankenkrisen waren in den 1950ern und
1960ern sehr selten, kommen seit den 1970er Jahren jedoch sehr viel häufiger
vor.
· Vermögens- oder Finanzmarktkrisen entstehen, wenn die am Markt vorhandenen
Vermögenswerte, wie Aktien, Anleihen oder Immobilien erhebliche Preiseinbrüche
verzeichnen. Die verschiedenen Arten von Finanzkrisen können durchaus
nacheinander oder parallel betrachtet werden, da z.B. die Krisen der asiatischen
Währung, des russischen Rubels, oder der tschechischen Krone von einer
Bankenkrise begleitet wurden.
6
Und in der Tat ist die Interdependenz zwischen
Währungs- und Bankenkrisen ein wesentlicher Bestandteil bei der Entwicklung
neuer Modelltheorien zur Erklärung von Währungskrisen geworden.
2.2 Krisendefinition mittels EMPI
In P1 (Punkt) wurde bereits der Begriff ,,Währungskrise" definiert. Auf dieser
Grundlage soll überprüft werden, wie ausgeprägt
(i) die nominelle Abwertung der heimischen Währung und/oder
(ii) der Rückgang der Devisenreserven und/oder
(iii) der Anstieg der Zentralbankzinsen
sein soll, um von einer Währungskrise sprechen zu können. In der Literatur wird
meistens ein Devisenmarktindikator EMPI (Exchange Market Pressure Index)
7
herangezogen. Dieser Index zeigt auf Basis eines im Voraus festgelegten
Schwellenwertes an, ob bei Über- oder Unterschreiten des Wechselkurses eine
,,Krise" oder ,,keine Krise" vorliegt.
8
Nach Eichegreen, Rose und Wyplosz
9
existiert eine Währungskrise, wenn
extremer Druck auf den Devisenmarkt ausgeübt wird und dadurch die Währung
abwertet oder ein System fixer Wechselkurse aufgegeben wird. Eichengreen
6
Vgl. Brüggemann et al. (2000), S. 35.
7
In der Literatur findet man auch häufig die Bezeichnung FMPI für Foreign Exchange Market Pressure
Index (Vgl. Effenberger (2003), S.9).
8
Vgl. Effenberger (2003), S. 9.
9
Vgl. Eichengreen et al. (1995), S.249 - 312 und Eichengreen et al. (1996), S. 463 ­ 484.

Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen
5
bezeichnet weiter spekulative Attacken, die von der Zentralbank durch steigende
Zinsen und sinkende Devisenreserven abgewehrt wird, als Währungskrisen
.
10
Spekulative Attacken können somit aus einem gewichteten Durchschnitt der in 2.2
genannten Komponenten (i) ­ (iii) gemessen werden. Als Bezugswährung bieten
sich starke Währungen
11
wie der US-Dollar und der Euro an. Meistens wird in der
empirischen Forschung der US-Dollar angewendet, da der Euro nur dann
Anwendung findet, wenn ein kurz zurückliegender Zeitraum betrachtet wird, oder
der Schwerpunkt auf osteuropäische Schwellenländer gelegt wird, da diese eine
engere Verbindung zum Euroland und weniger zu den USA haben.
Für den EMPI ­Wert für Land i in Periode t gilt:
EMPi
i,t
= ((1/
e
)*(e
i,t
/e
i,t
)) ­ [(1/
r
)*((rm
i,t
/rm
i,t
) ­ (rm
US,t
/rm
US,t
))] + (1/
i
)*((i
i,t
­ i
US,t
).
e
i,t
nominaler Wechselkurs (nationale Währung zu US-Dollar)
i
i,t
kurzfristiger Marktzins in Land i zum Zeitpunkt t
i
US,t
nominaler Zinssatz des Referenzlandes USA zum Zeitpunkt t
rm
i,t
Verhältnis der Währungsreserven zu m des Landes i
rm
US,t
Verhältnis der Währungsreserven zu m im Referenzland USA
e
Standardabweichung
der
relativen Änderung des Wechselkurses
(e
i,t
/e
i,t
)
r
Standardabweichung der Differenz der relativen Änderung von
rm
i,t
und rm
US,t
((rm
i,t
/rm
i,t
) ­ (rm
US,t
/rm
US,t
))
i
Standardabweichung
des
Differentials des nominalen Zinssatzes
(i
i,t
/i
US,t
).
12
Eichengreen, Rose und Wyplosz (1995/1996) legen mit ihrer EMPI ­ Definition
großen Wert darauf, dass die drei bedeutenden Variablen Wechselkurs,
Devisenreserven und Zinssatz explizit berücksichtigt werden. Ein starker
Devisenmarktdruck führt zunächst dazu, dass sowohl der Wechselkurs als auch der
10
Vgl. Eichengreen et al. (1995), S.249 - 312 und Eichengreen et al. (1996), S. 463 ­ 484
11
Als starke Währungen werden jene Währungen bezeichnet, die eine geringe Volatilität
und eine solide makroökonomische Stabilität aufweisen.
12
Vgl. http://editorialexpress.com http://editorialexpress.com/cgi-
bin/conference/download.cgi?db_name=ESAM04&paper_id=181

Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen
6
Zinssatz im Inland steigt und führt ferner dazu, dass die Währungsreserven sinken.
Aus diesem Grund weist ein zunehmender Wert des EMPI auf starken
Devisenmarktdruck hin. Überschreitet nun der Index einen vorher festgelegten
Schwellenwert, werden Währungskrisen wie folgt definiert:
E
i,t
= 1, wenn EMPI
i,t
>
EMPI
+
EMPI
E
i,t
= 0, sonstige Werte,
mit E als Dummyvariable für eine Währungskrise, als die Standardabweichung
des EMPI, als den Mittelwert des EMPI und als Gewichtungsfaktor, der den
Schwellenwert angibt, den der EMPI überschreiten muss, damit von einer Krise die
Rede sein kann. In der empirischen Anwendung wird meistens ein Wert zwischen
1,5 und 3 angenommen. Zu kritisieren ist hier allerdings, dass jene Währungskrisen
unentdeckt bleiben, die durch andere Maßnahmen erfolgreich abgewehrt werden
konnten, die nicht in der EMPI ­ Definition enthalten sind. Als Beispiel können hier
administrative Maßnahmen zur Beschränkung des Kapitalverkehrs oder bail-out
Kredite betrachtet werden. Trotzdem hat sich der EMPI in der Literatur als
zuverlässig erwiesen und wird demnach auch häufig verwendet.
13
2.3 Die Historie von Währungskrisen
Allgemein ist zu erwähnen, dass Währungskrisen keine neuen Phänomene sind,
sondern viel mehr ein Ergebnis zunehmender Globalisierung und Regulierung
internationaler Finanzmärkte. Blickt man zurück, so stellt man fest, dass Währungs-
und Finanzkrisen bereits im Jahre 1890 mit der Barings ­ Krise ihren Lauf nahmen,
gefolgt von der Sterling- und Franckrise in den 60er Jahren und den
Zusammenbruch des Bretton - Woods -Systems im Jahre 1976. In den
lateinamerikanischen Ländern kam es schließlich Ende der 70er Jahre und Anfang
der 80er Jahre zu einer schweren Währungskrise, die durch eine Schuldenkrise
ausgelöst wurde. Zwischen 1992 und 1993 kam es zum Zusammenbruch des EWS-
Systems, gefolgt von der mexikanischen Peso-Krise zwischen 1994 und 1995. Die
Asienkrise- die größte Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg
14
- begann im
13
Vgl. Effenberger (2003), S. 12.
14
Vgl. Dieter (1999), S.5.

Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen
7
Jahre 1997 und erstreckte sich über die am stärksten getroffenen Länder Thailand,
Indonesien und Südkorea über Malaysia, den Philippinen und Singapur. Die Krisen
des russischen Rubels und dem brasilianischen Peso folgten 1998 bzw. 1999. Im
neuen Jahrhundert traf es dann im Jahre 2001 den argentinischen Peso.
Insbesondere die Entwicklungs- und Schwellenländer haben in den 1990er Jahren
sehr unter Banken- und Währungskrisen gelitten. Insgesamt wird deutlich, dass die
Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Währungskrisen immer mehr gestiegen ist
15
.
Grund dafür liegt im allgemeinen Demokratisierungsprozess, der es den politischen
Entscheidungsträgern stets schwerer macht, eine glaubwürdige
Wechselkursstabilisierungspolitik zu betreiben und gleichfalls alle anderen Ziele
möglicher Wechselkursvereinbarungen zu koordinieren. All das führt dazu, dass
Wechselkursvereinbarungen nicht mehr an Glaubwürdigkeit gewinnen und dadurch
Currency Pegs zunehmend an Stabilität verlieren
16
. Durch den Verlust an Vertrauen
in die Stabilität und Nachhaltigkeit der Wechselkurspolitik werden spekulative
Attacken immer erfolgreicher und die Entstehung von Währungskrisen immer
wahrscheinlicher. Für viele Volkswirtschaften, die unter einer Währungskrise litten,
waren die makroökonomischen Verluste immens hoch. Die Folgen von
Währungskrisen werden in folgender Tabelle dargestellt:
Zeitspanne
Krisentiefe: kumulierter BIP-Verlust
in %
1880-1913 8,3
1919-1939 14,2
1945-1971 5,2
1973-1997 (21 Nationen)
3,8
1973-1997 (56 Nationen)
5,9
Tabelle 1: Verlust an BIP bei Währungskrisen von 1880-1997
Quelle: Bordo et al.(2001).
2.4 Die Mexikokrise von 1994/1995
Die lateinamerikanische Schuldenkrise von 1982, die erstmalig in Mexiko
ausbrach, breitete sich nahezu in ganz Lateinamerika aus. Auch nach der
Schuldenkrise blieb die Situation in Mexiko unbefriedigend. Mexiko war stets von
15
Vgl. Bordo et al. (2001), S. 56.
16
Vgl. ebd. S. 57.

Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen
8
einem niedrigen realen Wachstum und hoher Inflation betroffen.
17
Als im Jahr 1987
die Inflationsrate 159 Prozent erreichte
18
, wurden Ende der achtziger Jahre
Reformen eingeführt, mit denen die Wirtschaft dereguliert, staatliche Unternehmen
privatisiert und Zölle gesenkt wurden. Als Teil dieses Reformprogramms koppelte
Mexiko im Dezember 1987 den Peso an den US-Dollar. Ziel war die Bekämpfung
der hohen Inflation. Dies gelang der Regierung, denn die Inflationsrate sank von
15,9% im Jahr 1987 auf nur 7% im Jahr 1994.
19
Als Mexiko im Jahre 1987 dem
GATT beitrat, begann die Regierung folglich seine Handelshemmnisse
abzubauen. Für die erfolgreichen internen Reformen galt Mexiko international als
Musterbeispiel für ein vom Washington ­ Consensus geprägtes Politikprogramm
und einer der dynamischsten Schwellenländer der Welt.
Anfang der 90er Jahre verzeichnete das Land hohe Kapitalzuflüsse, da der Brady
­ Plan Unsicherheiten auf den internationalen Finanzmärkten beseitigt hatte.
Andererseits gewann das Land zunehmend an Attraktivität für ausländische
Investoren, aufgrund der Reformprogramme, der hohen Zinssätze in den USA, der
Demokratisierungstendenzen der Regierung und den Verhandlungen der
NAFTA.
20
Obwohl die Reformprogramme Mexikos Erfolg versprachen und das Land hohe
Kapitalzuflüsse (Abbildung 2) verzeichnete, war das Wirtschaftswachstum relativ
schwach. Das jährliche Wachstum des BIP lag zwischen 1990 und 1994 bei
durchschnittlich 1,4%. Die Inflationsrate betrug im selben Zeitraum 16,3%.
21
Durch
die hohe Inlandsnachfrage stiegen die Importe Mexikos, was dazu führte, dass die
Leistungsbilanzdefizite allein im Jahr 1994 8% des BIP betrugen. Hinzu kamen die
nationalen Schulden, die häufig in US-Dollar denominiert waren und nicht gegen
Wechselkursschwankungen abgesichert waren. Durch die negative
Wirtschaftsentwicklung und die innenpolitischen Turbulenzen entstand ein
ständiger Abwertungsdruck auf den Peso.
17
Vgl. Jarchow (2002), S. 260.
18
Vgl. Angermüller (2002), S. 15.
19
Vgl. http://www.weltpolitik.net
20
Vgl. J.-H. Jarchow (2002), S. 263 ­ 264.
21
Vgl. http://www.weltpolitik.net

Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen
9
-60
-40
-20
0
20
40
60
80
100
1991
1992
1993
1994
Mil
liar
d
en
U
S
-D
ollar
Kapitalzuflüsse
Leistungsbilanzdefizit
Währungsreserven
Abbildung 2: Kapitalzuflüsse, Leistungsbilanzdefizit und Währungsreserven
Quelle: Vgl. Banco de México: Annual Report, verschiedene Jahrgänge.
Durch die restriktive Geldpolitik der USA im Jahre 1994 verlor Mexiko an
Attraktivität für ausländische Investoren. Das langsame Wirtschaftswachstum und
die politischen Unsicherheiten lösten schnell Befürchtungen bei den Investoren
aus, die zunehmend die wirtschaftliche und politische Stabilität des Landes in
Frage stellten. Ferner schien eine Abwertung des Peso unvermeidbar. Die Folge
waren zunehmende Kapitalabflüsse, steigende Zinsen und schwindende
Devisenreserven.
22
Zwar wurde der Peso im Dezember 1994 abgewertet, um das
Wirtschaftswachstum anzukurbeln und die Exporte zu erhöhen, diese Maßnahme
löste jedoch zeitgleich einen spekulativen Angriff auf den Peso aus. Schließlich
brach der Peso zusammen. Vor der Krise betrug das Peso ­ Dollar ­ Verhältnis
noch 3,5 Peso pro Dollar und stieg im März 1995 auf 7,5 Peso pro Dollar an. Im
Jahre 1995 lag das Wachstum des BIP bei -7,2% und die Inflationsrate bei 35,5%.
Den Banksystemen in Mexiko drohte der Bankrott, welches nur durch ein
Rettungspaket des IWF verhindert werden konnte. Der gewährte Kredit in Höhe
von 17,8 Mrd. US-Dollar war der bislang bei weitem höchste ausgestellte Kredit in
der Geschichte des IWF. Aber auch die USA stand Mexiko mit einem Kredit in
Höhe von 20 Mrd. US-Dollar zur Seite. Dieser massive Bailout des IWF erfolgte
deshalb, weil die internationalen Befürchtungen, die Krise könne ganz
Lateinamerika ergreifen, zu hoch waren. Die USA befürchtete aufgrund des gerade
22
Vgl. Jarchow (2002), S. 263 ­ 264.

Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen
10
abgeschlossenen Nordamerikanischen Freihandelsabkommen sowie der großen
wirtschaftlichen Verflechtung, mögliche Folgen auf die US ­ amerikanische
Wirtschaft.
Das Rettungspaket wurde seitens des IWF als erfolgreich gewertet. Mexiko
konnte, durch die finanzielle Hilfe, einen vollständigen Zusammenbruch des
Bankensektors verhindern.
3 Traditionelle Währungskrisenmodelle
3.1 Modelle der ersten Generation
Beim Modell der ersten Generation wird von einer offenen Volkswirtschaft
ausgegangen, die ihre Währung an eine ausländische Hartwährung bindet.
Fundamentalökonomische Schwächen aufgrund politischer Fehler zusammen mit
Änderungen des Wechselkurssystems und der Portfoliozusammensetzung
internationaler Investoren sind in diesem Modell die alleinige Ursache von Krisen.
Im Standardmodell dieser Generation werden folgende wichtige Indikatoren
geliefert, um Leistungsbilanzdefizite zu beurteilen.
23
Das Verhältnis zwischen
inländischer Kreditmenge und ausländischer Währungsreserven. Hinter dieser
Modellgeneration steht die Vorstellung, dass eine expansive Geld- und Fiskalpolitik
eine Ausweitung der inländischen Nachfrage auslöst, die gleichzeitig ein
Leistungsbilanzdefizit verursacht.
Um den Wechselkurs konstant halten zu können, müssen Währungsreserven
schmelzen. Zu einem bestimmten Punkt, noch bevor die Währungsreserven
erschöpft sind, timen Spekulanten eine Attacke, die die Währungsreserven der
Zentralbank erschöpfen soll, um eine Abwertung zu erzwingen.
24
Somit schützen
sie sich gegen mögliche Währungsverluste in der Zukunft. Die Zentralbank wird
noch vor der vollständigen Erschöpfung der Devisenreserven den Wechselkurs
freigeben.
25
23
Vgl. Krugman (1979), S. 319.
24
Vgl. Effenberger (2003), S. 18, sowie Saxena (2004), S. 332.
25
Vgl. Aschinger (2000), S. 146.

Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen
11
Eine Währungskrise kann unter Umständen verschoben, oder gar verhindert
werden, wenn die Zentralbank ihre Devisenreserven in zwei Bestände aufteilt. So
bestünde die Möglichkeit eine Reserve für eine mögliche Abwertung einzusetzen
und die zusätzliche Reserve könnte für eine weitere Intervention eingesetzt
werden. So wissen die Spekulanten nicht, wann die Devisenreserven
ausgeschöpft sein müssen.
26
3.1.1 Kanonisches
27
Ursprungsmodell von Krugman
In seinem Modell legt Krugman dar, dass Währungskrisen Folge einer defizitären
Wirtschaftspolitik sind, die nicht mit einem Wechselkursziel vereinbar sind.
28
Krugmans Modell basiert auf einem System fester Wechselkurse, in dem die
Devisenreserven eines Landes die erschöpfbare Ressource darstellen,
29
die von
Marktakteuren aufgekauft werden, sobald der Schattenwechselkurs
30
über dem
festen Wechselkurs liegt.
31
Krugmans Modell geht von einer kleinen offenen Volkswirtschaft aus, die ihren
Wechselkurs fixiert. Im Modell werden folgende Annahmen getroffen:
(i) Vollbeschäftigung
(ii)
Vollständige Voraussicht der Wirtschaftssubjekte
(iii)
Produktion nur eines handelbaren Gutes
(iv)
Voraussetzung der Kaufkraftparität
(v)
private Inländische Wirtschaftssubjekte haben nur die Möglichkeit ihr
Vermögen in inländischem, oder ausländischem Geld zu halten
(vi) Ausländer
halten kein Inlandsgeld
(vii) Es existieren keine Zinstragenden Wertpapiere
(viii) Haushaltsbilanzdefizite können nur durch Ausweitung der
inländischen Geldmenge, oder durch Abbau der Devisenreserven
finanziert werden.
26
Vgl. Krugman (1979), S. 312, 323.
27
Kanonisch ist die Bedeutung für mustergültig, und dient als Richtschnur.
28
Vgl. ebd. S. 319.
29
Vgl. Effenberger (2003), S. 19.
30
,,Ein Schattenwechselkurs impliziert einen floatenden Kurs, bei dem die Währungsreserven
bei Null liegen" vgl. Brüggemann et al. (2000), S.27
31
Vgl. Krugman (1979), S. 311-325.

Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen
12
Ausgangspunkt von Währungskrisen sind Fehlentwicklungen in den
Staatshaushalten, da der Staat durch Betreiben einer expansiven Geldpolitik
sein Haushaltsdefizit über eine Geldmengenausweitung finanziert.
32
Eine Geldmengenausweitung führt bei einer angenommen konstanten
Geldnachfrage zu einem Angebotsüberschuss auf dem Geldmarkt. Folglich sind
Wirtschaftssubjekte bereit, einen Teil des zusätzlich zur Verfügung stehenden
Geldes als Kasse zu halten.
33
Aufgrund der Annahme (i), reagiert der
Gütermarkt vollkommen unelastisch, sodass den Wirtschaftssubjekten keine
andere Möglichkeit bleibt, als ausländische Güter nachzufragen. Um die
überschüssige Absorption abzubauen, werden verstärkt ausländische Güter
importiert. Die Folge ist ein Leistungsbilanzdefizit. Dies ist gleichzusetzen mit
einer Überschussnachfrage nach Devisen, welche zu einem Anstieg des
Wechselkurses führen kann, wenn keine Aktion unternommen wird. Die Folge
wäre eine Abwertung der inländischen Währung. Da allerdings der Wechselkurs
konstant gehalten werden muss, wird die Notenbank fremde Währungen gegen
eigene verkaufen müssen.
34
Das Zahlungsbilanzdefizit, resultierend aus einem
Devisennachfrageüberschuss führt zu einem Abbau inländischer
Währungsreserven. Wenn die Regierung allerdings keine politischen
Gegenmaßnahmen durchführt und stattdessen die defizitäre Budgetpolitik
fortführt, kann ein Zahlungsbilanzdefizit schnell in einer Zahlungsbilanzkrise
enden.
35
Die Marktakteure sind nun der Meinung, dass die Währungsreserven
allmählich ausgeschöpft sein könnten und der Wechselkurs nicht mehr zu
halten ist. Die Regierung hätte zwei Handlungsalternativen, entweder den
Wechselkurs freigeben (free floating), oder eine neue Wechselkursparität zu
vereinbaren. Wenn nun von einem freigegebenen Kurs ausgegangen wird,
werden die Marktakteure versuchen, die aus der Abwertung verursachten
Verluste vorzubeugen, indem sie die heimische Währung verkaufen. Diesen
32
Die Finanzierung eines Haushaltsdefizits basierend auf einer expansiven Fiskalpolitik, durch
Ausweitung der Geldmenge, widerspricht der heutigen Geldverfassung. Dieser besagt nämlich,
dass die Zentralbank unabhängig von Weisungen politischer Instanzen, bei der Verfolgung ihrer
wirtschaftspolitischen Ziele, sein soll. Vgl. Jarchow
33
Vgl. Effenberger, (2003), S. 19.
34
Vgl. Rübel, (2002), S. 141.
35
Vgl. Effenberger, (2003), S. 13.

Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen
13
Vorgang nennt man spekulative Attacke.
36
Bei einer Abwertung erzielen
Marktteilnehmer Gewinne, weil sie für ausländische Währungen mehr
inländisches Geld erhalten. Die Flucht aus der inländischen Währung ist also
eine Reaktion vieler Marktakteure sich vor drohenden Verlusten aus
befürchteten Abwertungen zu schützen.
3.1.2 Der Zeitpunkt einer Spekulationsattacke
Die Dynamik einer spekulativen Attacke wird bei fixen Wechselkursen durch
das Inlandskreditwachstum und durch einen festen Wechselkurs bestimmt.
Wenn es zu einer expansiven Geldpolitik kommt, können weder die Geldmenge
noch der Wechselkurs fix gehalten werden. Wenn die gesamten
Devisenreserven von der Zentralbank zur Aufrechterhaltung des
Wechselkurses verbraucht werden, dann wird dieser frei gegeben und es findet
ein freies Floaten statt.
Wechselkurs E E
s
E
E
0
E
0
= E
s
0
T" T T' Zeit T
F* Reserven Inlandsaktiva
Abbildung 3: Der Zeitpunkt einer Spekulationsattacke
Quelle: eigene Darstellung nach Brüggemann et al. (2000), S.27.
Zu den Zeitpunkten T´ und T´´ würde der Übergang von fixen zu flexiblen
Wechselkursen mit einem Sprung im Wechselkurs verbunden sein.
36
,,A speculative attack on government´s reserves can be viewed as a process by which investors change the
composotion of their portfolios, reducing the proportion of domestic currency and raising the proprtion of foreign
currency." Vgl. Krugman (1979), S. 312.

Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen
14
Spekulanten würden noch vor dem Zeitpunkt T´ Devisenreserven kaufen, um
von deren Abwertung zu profitieren. Die Spekulanten erzielen Gewinne, sobald
diese die Devisenreserven der Zentralbank auf Null getrieben haben. Folge
davon ist ein frühzeitiges Vorziehen der spekulativen Attacke in Richtung T.
Die Graphik veranschaulicht den Vorgang einer spekulativen Attacke wie folgt:
Auf der horizontalen Achse ist die Zeit t abgebildet, auf der vertikalen Achse
oberhalb von 0 sind die Währungskurse E abgebildet und unterhalb von 0 auf
der gleichen Achse die Devisenreserven F*. Marktteilnehmer wollen Arbitrage-
Möglichkeiten ausnutzen und verfolgen dabei den Schattenwechselkurs E
s
.
Bei
T´´ würde der Spekulant keine Gewinne erzielen, weil noch genug Reserven
vorhanden sind und bei T´ würde der Spekulant Verluste erzielen, weil zu
diesem Zeitpunkt bereits abgewertet worden ist.
Wenn nun zum Zeitpunkt T´ die Devisenreserven bei Null liegen würden, und
die Zentralbank den fixen Wechselkurs aufgäbe, würde der Wechselkurs
unmittelbar auf das höher liegende E´ springen. Die Marktakteure werden dann
genau wissen, dass die Währung bald stark abwerten wird. Um davon zu
profitieren, wird der Marktteilnehmer einen Moment vor dem Zeitpunkt T´
Devisenreserven zum Preis von E
0
erwerben. Im Zeitraum vor T´ wird die
Zentralbank dann all ihre Devisenreserven verlieren. Der rote Teil der Kurve E
s
gibt jenen Kurs an, der nach einer spekulativen Attacke entstanden ist. Eine
Expansion des Geldangebots und der daraus resultierenden Inflation führt zu
einer stärkeren Abwertung des Schattenwechselkurses. Wenn die Zentralbank
noch Devisenreserven besitzt, tritt eine spekulative Attacke zum Zeitpunkt T
ein. Um den exakten Zeitpunkt einer Spekulationsattacke zu bestimmen, wird
die Relation zwischen dem Reservebestand und der Wachstumsrate der
Inlandsaktiva herangezogen. Dies bedeutet, dass der Zeitpunkt einer
Spekulationsattacke von den Devisenreserven der Zentralbank und der
Wachstumsrate der Kreditgewährung abhängig ist.
37
37
Vgl. Brüggemann et al. (2001), S. 27.

Währungskrisen: Ursachen, Folgen, Gegenmaßnahmen
15
3.1.3 Flood/Garber Modell
Zu einem Referenzmodell der ersten Generation hat sich die Modellerweiterung
von Flood/Garber (1984) entwickelt. Beim Modell von Flood/Garber wird analog
zum Modell von Krugman von einer kleinen offenen Volkswirtschaft
ausgegangen. Im Modell werden folgende Annahmen getroffen:
(i) Vollständige
Voraussicht
(ii)
Inländische Anleger halten inländisches Geld, sowie in- und
ausländische Wertpapiere, aber kein ausländisches Geld
(iii)
In- und ausländische Wertpapiere seien vollständige Substitute
(iv)
Devisen werden von der inländischen Zentralbank als Reserve
gehalten.
38
Der zentrale Punkt in dem Modell von Flood/Garber ist die Bestimmung des
Zeitpunkts einer Attacke, welcher beim Krugman Modell nicht bestimmt wird.
39
Folgende lineare Modellgleichungen beschreiben das Modell von
Flood/Garber (1984)
40
(3.1)
M / P =
0
­
1
(i) Geldmarktgleichgewicht
(3.2)
M = R + D
nominelles Geldangebot
(3.3) D
=
mit
> 0
inländisches Kreditwachstum
(3.4)
P = eP*
mit P* = const.
Kaufkraftparität
(3.5)
i = i* + E[/e]
mit i* = const.
Zinsparität
Dabei werden den Variablen folgende Bedeutungen zugetragen:
Das inländische Geldmarktgleichgewicht (3.1) wird bestimmt durch das reale
Geldangebot und der Nachfrage. Die Variable M repräsentiert die inländische
Geldmenge, P das inländische Preisniveau und
1
, der einen Parameter
ausdrückt, der von den Zinsen der Geldnachfrage abhängig ist. In Gleichung
38
Vgl. Aschinger (2001), S. 149.
39
Vgl. Effenberger (2003), S. 20.
40
Vgl. Flood und Garber (1984), S. 2.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836627849
DOI
10.3239/9783836627849
Dateigröße
833 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Düsseldorf – Wirtschaft, International Business
Erscheinungsdatum
2009 (März)
Note
1,5
Schlagworte
contagion-effekte währungskrisen argentinienkrise tobin-steuer finanzmarkt
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