Corporate Social Responsibility
Stand der Forschung und Entwicklungstrends
©2008
Diplomarbeit
78 Seiten
Zusammenfassung
Inhaltsangabe:Einleitung:
Die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Themen in Wirtschaft und Gesellschaft entwickelt. Dabei stellt diese keine Erfindung von Wissenschaftlern dar, sondern ist auf konkrete Probleme der Unternehmenspraxis zurückzuführen und vor allem dem steigenden moralischen Legitimationsdruck, dem sich Unternehmen weltweit ausgesetzt sehen, zu verdanken. Die Ursachen für diesen Bedeutungszuwachs sind vielschichtig. Ständig wachsende und damit mächtiger werdende Unternehmen sind in der Lage in zunehmendem Maße die ökonomische, ökologische und soziale Situation einer Gesellschaft zu beeinflussen. Damit einher gehen gestiegene Erwartungen, aber auch Befürchtungen seitens der Gesellschaft gegenüber den Unternehmen.
In den letzten Jahren haben sich Medienberichte über menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, Korruption, Kinderarbeit oder umweltschädliches Verhalten der Unternehmen gehäuft. Solche Unternehmensskandale, wie der Fall Enron, haben gezeigt, wie sensibel die Gesellschaft auf unverantwortlich handelnde Unternehmen reagieren kann. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen, bekannt unter dem Schlagwort Corporate Social Responsibility (CSR), zunehmend in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit rückt.
CSR umfasst die Bereiche Ökonomie, Ökologie und Soziales, und bildet daher das gesamte Wirkungsspektrum unternehmerischen Handelns ab. Es handelt sich dabei um eine aktive Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung, welche durch ihre generelle Werteorientierung das Unternehmen prägt.
Für die Unternehmen stellt CSR eine besondere Herausforderung dar: Zum einen die Herausforderung den Shareholder-Value zu maximieren, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, zum anderen aber auch die Herausforderung den unterschiedlichen Forderungen diverser weiterer Anspruchsgruppen, den sog. Stakeholdern des Unternehmens, nach höherer gesellschaftlicher Verantwortung gerecht zu werden. Dieser Aspekt ist von besonderer Bedeutung, da er das allgegenwärtige Spannungsverhältnis innerhalb der CSR zwischen Ökonomie und Ethik darstellt. Erschwerend kommen für die Unternehmen zu den gestiegenen Erwartungen der Stakeholder zunehmend bessere Informationsmöglichkeiten und teils drastische Sanktionspotenziale der Stakeholder hinzu. Die Stakeholder sind in der Lage ein Fehlverhalten seitens der Unternehmen schnell aufzudecken, zu kommunizieren […]
Die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Themen in Wirtschaft und Gesellschaft entwickelt. Dabei stellt diese keine Erfindung von Wissenschaftlern dar, sondern ist auf konkrete Probleme der Unternehmenspraxis zurückzuführen und vor allem dem steigenden moralischen Legitimationsdruck, dem sich Unternehmen weltweit ausgesetzt sehen, zu verdanken. Die Ursachen für diesen Bedeutungszuwachs sind vielschichtig. Ständig wachsende und damit mächtiger werdende Unternehmen sind in der Lage in zunehmendem Maße die ökonomische, ökologische und soziale Situation einer Gesellschaft zu beeinflussen. Damit einher gehen gestiegene Erwartungen, aber auch Befürchtungen seitens der Gesellschaft gegenüber den Unternehmen.
In den letzten Jahren haben sich Medienberichte über menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, Korruption, Kinderarbeit oder umweltschädliches Verhalten der Unternehmen gehäuft. Solche Unternehmensskandale, wie der Fall Enron, haben gezeigt, wie sensibel die Gesellschaft auf unverantwortlich handelnde Unternehmen reagieren kann. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen, bekannt unter dem Schlagwort Corporate Social Responsibility (CSR), zunehmend in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit rückt.
CSR umfasst die Bereiche Ökonomie, Ökologie und Soziales, und bildet daher das gesamte Wirkungsspektrum unternehmerischen Handelns ab. Es handelt sich dabei um eine aktive Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung, welche durch ihre generelle Werteorientierung das Unternehmen prägt.
Für die Unternehmen stellt CSR eine besondere Herausforderung dar: Zum einen die Herausforderung den Shareholder-Value zu maximieren, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, zum anderen aber auch die Herausforderung den unterschiedlichen Forderungen diverser weiterer Anspruchsgruppen, den sog. Stakeholdern des Unternehmens, nach höherer gesellschaftlicher Verantwortung gerecht zu werden. Dieser Aspekt ist von besonderer Bedeutung, da er das allgegenwärtige Spannungsverhältnis innerhalb der CSR zwischen Ökonomie und Ethik darstellt. Erschwerend kommen für die Unternehmen zu den gestiegenen Erwartungen der Stakeholder zunehmend bessere Informationsmöglichkeiten und teils drastische Sanktionspotenziale der Stakeholder hinzu. Die Stakeholder sind in der Lage ein Fehlverhalten seitens der Unternehmen schnell aufzudecken, zu kommunizieren […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Christian Leitz
Corporate Social Responsibility
Stand der Forschung und Entwicklungstrends
ISBN: 978-3-8366-2642-2
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen, Deutschland, Diplomarbeit, 2008
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden und der Verlag, die Autoren oder
Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für evtl.
verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009
I
Inhaltsverzeichnis:
Seite
Abkürzungsverzeichnis... III
Abbildungsverzeichnis ... V
1. Einleitung ... 1
1.1. Bedeutung der Corporate Social Responsibility... 1
1.2. Aufbau der Arbeit ... 3
2. Definitionen und Begriffsabgrenzungen... 4
2.1. Corporate Social Responsibility ... 4
2.2. Corporate Citizenship ... 6
2.3. Corporate Sustainability ... 8
2.4. Corporate Governance ... 9
2.5. Empfehlung für die Begriffssystematik... 10
3. CSR in der Forschung ... 11
3.1. Meilensteine der CSR-Forschung... 11
3.1.1. Die Shareholder-Theorie nach Friedman... 11
3.1.2. Das Modell der Corporate Social Performance nach Carroll ... 13
3.1.3. Die Stakeholder-Theorie nach Freeman ... 16
3.1.4. Die CSR-Pyramide nach Carroll ... 20
3.2. Forschungsstand: CSR als Wettbewerbsvorteil... 23
3.2.1. Der Resource-Based View... 23
3.2.2. Das strategische CSR-Modell nach Porter und Kramer ... 26
3.2.3. Erweiterung des strategischen CSR-Modells nach Jastram... 30
3.3. Zentrale Entwicklungstrends in der CSR-Forschung ... 33
3.3.1. CSR und Unternehmensgröße ... 33
3.3.2. CSR-Kommunikation als Erfolgsfaktor ... 36
3.3.3. Erfolgswirkungen der CSR... 39
4. CSR in der Praxis ... 41
4.1. Internationale CSR-Maßnahmen ... 41
4.1.1. Globale Maßnahmen... 41
4.1.2. Maßnahmen der Europäischen Union ... 43
4.2. Fallbeispiele... 44
4.2.1. Royal Dutch Shell... 44
4.2.2. Nike... 45
II
4.2.3. The Body Shop ... 46
4.2.4. Whole Foods Market ... 46
5. Kritische Betrachtung des CSR-Konzepts ... 48
5.1. Das CSR-Konzept aus Forschungssicht ... 48
5.2. Das CSR-Konzept aus Praxissicht... 49
6. Fazit... 50
Literaturverzeichnis ... 51
III
Abkürzungsverzeichnis:
Abb.
Abbildung
AIDS
Acquired Immune Deficiency Syndrome
bzw.
beziehungsweise
bspw.
beispielsweise
CC
Corporate Citizenship
CG
Corporate Governance
CS
Corporate Sustainability
CSP
Corporate Social Performance
CSR
Corporate Social Responsibility
Dr.
Doktor
EMS
European Multi-Stakeholder Forum on CSR
et al.
et alii
EU
Europäische Union
e.V.
eingetragener Verein
f.
folgende
ff.
fortfolgende
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
GRI
Global Reporting Initiative
HIV
Human Immunodeficiency Virus
HRM
Human Resource Management
Hrsg.
Herausgeber
i.d.R.
in der Regel
ISO
International Organization for Standardisation
Jg.
Jahrgang
KMU
kleine und mittelständische Unternehmen
Mio.
Million / Millionen
NGO
Non-Governmental Organization
No.
Number
Nr.
Nummer
o.g.
oben genannte / oben genannten
PR
Public Relations
Prof.
Professor
IV
RBV
Resource-Based View
ReWe
Rechnungswesen
S.
Seite
SCM
Supply Chain Management
sog.
so genannte / so genannter
SRI
Social Responsible Investment
u.a.
unter anderem
UK
United Kingdom
UN
United Nations
USA
United States of America
v.a.
vor allem
Vgl.
Vergleiche
z.B.
zum Beispiel
V
Abbildungsverzeichnis:
Seite
Abb. 1: Empfehlung für die Begriffssystematik... 11
Abb. 2: Das dreidimensionale Corporate Social Performance Modell nach Carroll... 15
Abb. 3: Die CSR-Pyramide nach Carroll ... 21
Abb. 4: Gesellschaftliches Engagement entlang der Wertkette ... 27
Abb. 5: Gesellschaftliches Engagement im Wettbewerbsumfeld... 28
Abb. 6: Strategisches CSR-Modell nach Jastram ... 30
1
1. Einleitung
1.1. Bedeutung der Corporate Social Responsibility
Die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen hat sich in den letzten Jahren zu
einem der wichtigsten Themen in Wirtschaft und Gesellschaft entwickelt.
1
Dabei stellt
diese keine Erfindung von Wissenschaftlern dar, sondern ist auf konkrete Probleme der
Unternehmenspraxis zurückzuführen und vor allem dem steigenden moralischen Legi-
timationsdruck, dem sich Unternehmen weltweit ausgesetzt sehen, zu verdanken.
2
Die
Ursachen für diesen Bedeutungszuwachs sind vielschichtig. Ständig wachsende und
damit mächtiger werdende Unternehmen sind in der Lage in zunehmendem Maße die
ökonomische, ökologische und soziale Situation einer Gesellschaft zu beeinflussen.
Damit einher gehen gestiegene Erwartungen, aber auch Befürchtungen seitens der
Gesellschaft gegenüber den Unternehmen.
3
In den letzten Jahren haben sich Medienberichte über menschenunwürdige Arbeitsbe-
dingungen, Korruption, Kinderarbeit oder umweltschädliches Verhalten der Unterneh-
men gehäuft.
4
Solche Unternehmensskandale, wie der Fall Enron, haben gezeigt, wie
sensibel die Gesellschaft auf unverantwortlich handelnde Unternehmen reagieren kann.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass die gesellschaftliche Verantwortung von Unter-
nehmen, bekannt unter dem Schlagwort Corporate Social Responsibility
5
(CSR),
zunehmend in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit rückt.
6
CSR umfasst die Bereiche Ökonomie, Ökologie und Soziales, und bildet daher das ge-
samte Wirkungsspektrum unternehmerischen Handelns ab.
7
Es handelt sich dabei um
eine aktive Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung, welche durch ihre generelle
Werteorientierung das Unternehmen prägt.
8
Für die Unternehmen stellt CSR eine besondere Herausforderung dar: Zum einen die
Herausforderung den Shareholder-Value zu maximieren, um im globalen Wettbewerb
bestehen zu können, zum anderen aber auch die Herausforderung den unterschiedlichen
Forderungen diverser weiterer Anspruchsgruppen, den sog. Stakeholdern des Unterneh-
mens, nach höherer gesellschaftlicher Verantwortung gerecht zu werden.
9
Dieser
1
Vgl. Münstermann, M. (2007), S. XI; Schwalbach, J. (2008), S. VII.
2
Vgl. Beschorner, T. (2006), S. 1.
3
Vgl. Hansen, U./Schrader, U. (2005), S. 377 f.
4
Vgl. Bassen, A./Jastram, S./Meyer, K. (2005), S. 232; Beschorner, T. (2005), S. 40.
5
Im Folgenden werden Corporate Social Responsibility (als englischsprachiger Begriff) und die gesell-
schaftliche Verantwortung von Unternehmen (als deutschsprachiger Begriff) synonym verwendet.
6
Vgl. Dyllick, T. (2003), S. 46; Greenfield, W. M. (2004), S. 19; Hopkins, M. (2004), S. 2.
7
Vgl. Habisch, A./Schmidpeter, R./Neureiter, M. (2008), S. V; Kuhlen, B. (2005), S. 2.
8
Vgl. Schlund, M. (2007), S. 71.
9
Vgl. Martin, R. L. (2002), S. 73; Schlund, M. (2007), S. 68; Schwalbach, J. (2008), S. VII.
2
Aspekt ist von besonderer Bedeutung, da er das allgegenwärtige Spannungsverhältnis
innerhalb der CSR zwischen Ökonomie und Ethik darstellt.
10
Erschwerend kommen für
die Unternehmen zu den gestiegenen Erwartungen der Stakeholder zunehmend bessere
Informationsmöglichkeiten und teils drastische Sanktionspotenziale der Stakeholder
hinzu. Die Stakeholder sind in der Lage ein Fehlverhalten seitens der Unternehmen
schnell aufzudecken, zu kommunizieren und entsprechende Konsequenzen (z.B. in
Form eines Konsumentenboykotts) zu ziehen.
11
In der Vergangenheit ist dies v.a. unter-
stützt durch sog. Non-Governmental Organizations (NGO's), wie z.B. Greenpeace, ge-
schehen, die, verstärkt durch die Medien, in der Lage sind große öffentliche Aufmerk-
samkeit zu erlangen und den Unternehmen großen wirtschaftlichen Schaden zufügen
können.
12
Der derzeit reichste Mann der Welt, der amerikanische Finanzinvestor
Warren Buffet, bemerkte hierzu einmal sehr treffend: ,,Es dauert zehn Jahre, einem
Unternehmen ein positives Image zu verleihen, aber nur zehn Sekunden, um dieses zu
verlieren"
13
.
Unternehmen müssen sich daher ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sein
und die Auswirkungen ihres Handelns auf ihre Reputation berücksichtigen.
14
Heutzu-
tage wird von den Unternehmen ein gesellschaftlich verantwortliches Verhalten erwar-
tet. Die Unternehmen haben dies zu einem Großteil erkannt und festgestellt, dass CSR
gut für sie und ihr Geschäft mit den diversen Stakeholdergruppen ist. Die Stakeholder
ihrerseits sind inzwischen so sehr für gesellschaftlich verantwortliche Produkte und Ini-
tiativen sensibilisiert worden, dass sie diese wahrnehmen und auch honorieren.
15
Diese
Aspekte sind v.a. im Hinblick auf die bestehende wechselseitige Abhängigkeit zwi-
schen Wirtschaft und Gesellschaft von Bedeutung. Die wechselseitige Abhängigkeit
begründet sich darin, dass die Gesellschaft zum einen eine erfolgreiche Wirtschaft benö-
tigt, um einen gewissen Wohlstand zu erreichen, zum anderen benötigt die Wirtschaft
für ihr Überleben und zur Legitimation ihrer Geschäftstätigkeit die Gesellschaft.
16
Als Reaktion auf das große öffentliche Interesse an der CSR werden weltweit auf unter-
schiedlichen Ebenen Initiativen und Projekte, wie z.B. der UN Global Compact oder das
European Multi-Stakeholder Forum, durchgeführt.
17
Hinzu kommt eine Fülle unter-
10
Vgl. Beschorner, T. (2005), S. 40; Schlund, M. (2007), S. 68.
11
Vgl. Habisch, A./Wildner, M./Wenzel, F. (2008), S. 6 f.
12
Vgl. Schwalbach, J. (2008), S. VIII.
13
Vgl. Kirchhoff, K. R. (2006), S. 14.
14
Vgl. Kuhlen, B. (2005), S. 1.
15
Vgl. Hopkins, M. (2004), S. 3 ff.
16
Vgl. Münstermann, M. (2007), S. 1; Schlund, M. (2007), S. 68 ff.; Schwalbach, J. (2008), S. VIII.
17
Vgl. Hansen, U./Schrader, U. (2005), S. 373.
3
schiedlichster CSR-Ratings, welche die gesellschaftliche Leistung von Unternehmen
bewerten, sowie ökologisch, ethisch und nachhaltig orientierte Investmentfonds und
diverse Auszeichnungen und Preise für besonders sozial bzw. gesellschaftlich verant-
wortliche Unternehmen.
18
Trotz der großen Aktualität des Themas nimmt CSR in der betriebswirtschaftlichen
Forschung allgemein und in der deutschsprachigen betriebswirtschaftlichen Literatur im
speziellen bisweilen lediglich eine Nischenrolle ein.
19
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen umfassenden Einblick in das komplexe
Thema der CSR zu geben. Dazu sollen aus Forschungssicht die bisherigen Meilensteine,
der aktuelle Forschungsstand und die zukünftigen Entwicklungstrends dargestellt wer-
den, im Zuge dessen aber auch die Praxisseite der CSR nicht vernachlässigt werden.
1.2. Aufbau der Arbeit
Im Anschluss an diese kurze Einleitung werden in Kapitel 2 die für das Thema CSR
relevanten Begriffe zunächst definiert, voneinander abgegrenzt und anschließend syste-
matisiert. Der darauf folgende Hauptteil der Arbeit ist in zwei große Blöcke unterteilt
worden. Zum einen widmet sich Kapitel 3 der CSR aus der Forschungssicht, zum
anderen soll in Kapitel 4 ein Einblick in die Praxis der CSR gegeben werden.
Kapitel 3 beginnt mit der Darstellung bedeutsamer Meilensteine der CSR-Forschung,
repräsentiert durch die wichtigsten Theorien und Modelle zur CSR, die den Weg zum
heutigen Forschungsstand entscheidend geprägt haben. Der derzeitige Stand der For-
schung sieht CSR als einen Wettbewerbsvorteil an, welcher anhand des Resource-Based
View und einer detaillierten Darstellung zweier strategischer CSR-Modelle verdeutlicht
werden soll. Die zentralen Entwicklungstrends der CSR-Forschung, die durch eine
intensive Literaturrecherche identifiziert wurden, werden anschließend erläutert.
In Kapitel 4 werden zunächst die wichtigsten CSR-Maßnahmen, getrennt nach globalen
Maßnahmen und Maßnahmen der Europäischen Union, aufgezeigt. Im Anschluss soll
anhand anschaulicher Fallbeispiele ein Einblick in die Anwendung der CSR in der
Unternehmenspraxis gegeben werden.
Eine Kritische Betrachtung des CSR-Konzepts, getrennt nach Forschungs- und Praxis-
sicht, in Kapitel 5 und ein kurzes Fazit in Kapitel 6 sollen die Arbeit abrunden.
18
Vgl. Hopkins, M. (2004), S. 5 ff.; Schwalbach, J. (2008), S. VII.
19
Vgl. Hansen, U./Schrader, U. (2005), S. 374; Loew, T. et al. (2004), S. 37 f.
4
2. Definitionen und Begriffsabgrenzungen
2.1. Corporate Social Responsibility
Was heute im allgemeinen Sprachgebrauch als Corporate Social Responsibility bezeich-
net wird, ist in weiten Teilen Europas, und vor allem in Deutschland, eigentlich nichts
Neues. Inhaltlich ähnliche Konzepte wurden bereits in der Vergangenheit unter Be-
griffen wie dem Brundtland-Report
20
als zentralen Punkt der Nachhaltigkeitsdiskussion,
Sozialbilanzen zur Bewertung der sozialen Leistung von Unternehmen oder in der
Umweltbewegung der 1980er und 1990er Jahre breit diskutiert. Diese Konzepte können
daher als Vorläufer der CSR in Deutschland und weiten Teilen Europas angesehen
werden.
21
Der Begriff CSR hat sich seit Anfang der 1950er Jahre ausgehend von den USA ent-
wickelt und ist inhaltlich der Unternehmensethik zuzuordnen.
22
Als Geburtsstunde des
CSR-Begriffs gilt das 1953 von H. R. Bowen verfasste Buch ,,Social Responsibilities of
the Businessman".
23
Bowen definiert hierin erstmals CSR: ,,It refers to the obligations
of businessmen to pursue those policies, to make those decisions, or to follow those
lines of action which are desirable in terms of the objectives and values of our
society"
24
. Seit diesem ersten Definitionsversuch hat sich im Zuge einer intensiv
geführten CSR-Diskussion auch mehr als 50 Jahre danach noch immer keine einheit-
liche Definition herauskristallisieren können.
25
Dies hat mehrere Gründe: Erstens kann
dieses Problem auf die schier unüberschaubare Menge an Definitionen zum Begriff
CSR zurückgeführt werden. Der Begriff der Ethik, auf den CSR letztlich zurückzu-
führen ist, ist nicht ,,greifbar" und hat für jedes Individuum eine eigene Bedeutung. So
ist es nicht verwunderlich, dass auch bezüglich des Begriffs der CSR jeder Autor sein
eigenes Begriffsverständnis entwickelt hat.
26
Das Problem dieser Tatsache ist jedoch,
dass, als Folge unterschiedlicher Begriffsauffassungen, eine akademische Debatte und
damit ein produktiver Dialog aufgrund eines fehlenden einheitlichen Ausgangspunkts
erschwert bzw. behindert wird.
27
Als plakatives Beispiel für die Fülle an Definitionen
sei an dieser Stelle auf einen 2006 von Dahlsrud verfassten Artikel verwiesen, in dem
20
Vgl. Kapitel 2.3.
21
Vgl. Hansen, U./Schrader, U. (2005), S. 375; Münstermann, M. (2007), S. 4 ff.
22
Vgl. Bassen, A./Jastram, S./Meyer, K. (2005), S. 231.
23
Vgl. exemplarisch Bassen, A./Jastram, S./Meyer, K. (2005), S. 231; Carroll, A. B. (1999), S. 269;
Loew, T. et al. (2004), S. 19.
24
Bowen, H. R. (1953), S. 6.
25
Vgl. Beckmann, M. (2007), S. 6; Grewe, W./Löffler, J. (2006), S. 3; Jonker, J./Marberg, A. (2007),
S. 7; Kuhlen, B. (2005), S. 7.
26
Vgl. Kirchhoff, K. R. (2006), S. 14; Van Marrewijk, M. (2003), S. 95.
27
Vgl. Beschorner, T./Schmidt. M. (2007), S. 10; Dahlsrud, A. (2006), S. 1; Van Marrewijk, M. (2003),
S. 96.
5
die 37 häufigsten Begriffsdefinitionen zwischen 1980 und 2003 in der einschlägigen
CSR-Literatur analysiert werden.
28
Ein zweites Problem im Zusammenhang mit einer Definitionsfindung für CSR ist in der
großen Anzahl verwandter und teilweise sogar synonym benutzter Begriffe zu sehen.
Zu den prominentesten Begriffen gehören hierbei Corporate Citizenship, Corporate
Sustainability und Corporate Governance.
29
Die Liste verwandter Begriffe würde sich
ohne weiteres fortführen lassen, was jedoch den begrenzten Rahmen dieser Arbeit über-
schreiten würde. Daher erfolgt an dieser Stelle lediglich eine Konzentration auf die
geläufigsten Begrifflichkeiten. Im Anschluss an diese Begriffsdefinition der CSR
werden die o.g. verwandten Begriffe definiert, von der CSR abgegrenzt und abschlie-
ßend ihre Beziehungen zueinander systematisiert.
Zu den bereits angesprochenen Problemen kommen in der deutschsprachigen Literatur
Übersetzungsschwierigkeiten als ein drittes Problem hinzu. Fälschlicherweise wird der
Begriff CSR oft als die ,,soziale" Verantwortung von Unternehmen übersetzt. Der
englische Begriff ,,social" aber beschreibt ein umfassendes gemeinnütziges Engage-
ment. CSR ist somit eine über Wohltätigkeitsveranstaltungen hinausgehende Übernah-
me ,,gesellschaftlicher" Verantwortung.
30
Ein viertes Problem kann darin gesehen werden, dass die Diskussion um CSR nicht nur
Interessengesteuert, sondern auch dynamisch ist, und CSR daher kontinuierlich durch
aktuelle Themen und die Berichterstattung der Medien verändert wird.
31
Diese Probleme sind teilweise auf die Tatsache zurückzuführen, dass das gesamte CSR-
Konzept sehr komplex und fassettenreich, gleichzeitig aber auch sehr unscharf, ohne
klar erkennbare Grenzen ist.
32
Im Folgenden sollen zwei Definitionsbeispiele die teils
stark voneinander abweichenden Begriffsauffassungen verdeutlichen. Als erstes Bei-
spiel sei zunächst die Definition nach McWilliams/Siegel genannt: ,,..we define CSR as
actions that appear to further some social good, beyond the interests of the firm and
that which is required by law"
33
. Diese recht weit aufgefasste Definition stellt vor allem
die Freiwilligkeit des gesellschaftlichen Engagements und den sozialen Aspekt der CSR
in den Vordergrund.
28
Vgl. Dahlsrud, A. (2006), S. 1 ff.
29
Vgl. Bassen, A./Jastram, S./Meyer, K. (2005), S. 233 f.; Kirchhoff, K. R. (2006), S. 16; Schwalbach,
J./Schwerk, A. (2007), S. 77; Waddock, S. (2004), S. 9.
30
Vgl. Kirchhoff, K. R. (2006), S. 17; Schwalbach, J./Schwerk, A. (2007), S. 77.
31
Vgl. Bassen, A./Jastram, S./Meyer, K. (2005), S. 233.
32
Vgl. Lantos, G. P. (2001), S. 1; Schwerk, A. (2007), S. 2.
33
McWilliams, A./Siegel, D. (2001), S. 117.
6
Eine präzisere Definition der CSR ist bei Hopkins zu finden: ,,Corporate social
responsibility is concerned with treating the stakeholders of the firm ethically or in a
responsible manner. `Ethically or responsible' means treating stakeholders in a manner
deemed acceptable in civilized societies. Social includes economic responsibility.
Stakeholders exist both within a firm and outside for example, the natural
environment is a stakeholder. The wider aim of social responsibility is to create higher
and higher standards of living, while preserving the profitability of the corporation, for
peoples both within and outside of the corporation"
34
. Hopkins spricht in seiner
Definition neben den Aspekten der Freiwilligkeit und des Sozialen auch die Berück-
sichtigung der wichtigen Aspekte Ökonomie und Stakeholder an.
In seiner Analyse der 37 häufigsten Definitionen für CSR entdeckte Dahlsrud, dass
innerhalb der Definitionen fünf Aspekte immer wieder auftauchten: Umwelt, Soziales,
Ökonomie, Stakeholder und Freiwilligkeit.
35
Nur sehr wenige Definitionen umfassen
dieses Spektrum der CSR. Hierzu gehört u.a. die der Europäischen Union (EU), die im
Folgenden die relevante CSR-Definition dieser Arbeit darstellen wird. Die EU definiert
CSR in ihrem Grünbuch als ,,...ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient,
auf
freiwilliger
Basis
soziale
Belange
und
Umweltbelange
in
ihre
Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu
integrieren"
36
und ergänzt in ihrer Mitteilung an die Kommission: "..., da sie
zunehmend
erkennen,
dass
verantwortliches
Verhalten
zu
nachhaltigem
Unternehmenserfolg führt"
37
. Diese Definition wurde laut Dahlsrud am häufigsten ver-
wendet und gilt in Europa als anerkannt.
38
2.2. Corporate Citizenship
Corporate Citizenship (CC) ist innerhalb der Diskussion um die gesellschaftliche Ver-
antwortung von Unternehmen ein relativ neuer Begriff. Ausgehend von den USA, wo
der Begriff erstmals in den 1980er Jahren auftauchte, findet CC in den letzten Jahren
auch mehr und mehr in Europa Verbreitung.
39
Seit seiner Entstehung wird der Begriff
CC in der Literatur sehr häufig fälschlicherweise synonym mit CSR verwendet.
40
Daher
34
Hopkins, M. (2004), S. 10.
35
Vgl. Dahlsrud, A. (2006), S. 4.
36
Grünbuch (2001), S. 8.
37
KOM 347 endgültig (2002), S. 3.
38
Vgl. Dahlsrud, A. (2006), S. 7; Münstermann, M. (2007), S. 14.
39
Vgl. Förster, A./Kreuz, P. (2006), S. 195; Hansen, U./Schrader, U. (2005), S. 376; Loew, T. et al.
(2004), S. 50 f.; Schwalbach, J./Schwerk, A. (2007), S. 78.
40
Vgl. exemplarisch Loew, T. et al. (2004), S. 70; Schrader, U. (2006), S. 215; Schranz, M. (2007), S. 25.
7
erscheint es angebracht den Begriff CC zunächst zu erläutern und anschließend eine
Abgrenzung zum Begriff CSR zu treffen.
Wie bei der CSR sieht man sich auch bei dem Begriff des CC zunächst mit dem Pro-
blem einer fehlenden einheitlichen Definition konfrontiert.
41
CC kann in das Deutsche
als unternehmerisches Bürgerengagement innerhalb der Gesellschaft übersetzt wer-
den. Unternehmen sollen also als Teil der Gesellschaft die Rolle eines ,,guten Bürgers"
einnehmen.
42
Von dieser normativen Sichtweise entwickelte sich CC im Zuge der
Bearbeitung innerhalb der Betriebswirtschaftslehre zu einem Instrument, welches ge-
zielt in die Unternehmensstrategie eingebunden wird.
43
Nach diesem Begriffsverständ-
nis nimmt der Eigennutz des CC eine zentrale Rolle ein. Hiermit ist gemeint, dass aktiv
sog. Win-Win-Situationen für Gesellschaft und Unternehmen gesucht und geschaffen
werden. Das Unternehmen handelt also nicht aus reiner Wohltätigkeit, sondern aus
Eigeninteresse. Es konzentriert sich dabei gezielt auf Bereiche, die für ihre lokalen Be-
zugsgruppen von Bedeutung sind.
44
Hierbei können drei Bereiche unterschieden wer-
den: 1. Corporate Giving, 2. Corporate Volunteering und 3. Corporate Foundations.
45
Loew et al. definieren CC daher als: "...das über die eigentliche Geschäftstätigkeit
hinausgehende Engagement des Unternehmens zur Lösung sozialer Probleme im
lokalen Umfeld des Unternehens und seiner Standorte. Corporate Citizenship umfasst
Spenden und Sponsoring (Corporate Giving), die Gründung von gemeinnützigen
Unternehmensstiftungen (Corporate Foundations) und ein Engagement für soziale
Zwecke unter direktem Einbezug der Mitarbeiter (Corporate Volunteering). Zu
Corporate Citizenship zählen sowohl uneigennützige Aktivitäten sowie Aktivitäten mit
einem wirtschaftlichen Eigennutz"
46
.
Zur Abgrenzung des Begriffs CC von CSR gibt es in der Literatur verschiedenste
Ansätze.
47
Unter Verwendung der oben genannten Definition lässt sich CC, entspre-
chend der mehrheitlichen Meinungen innerhalb der Literatur, als ein Teilelement der
CSR bezeichnen. CC ist also ein untergeordneter Aspekt der CSR.
48
Es stellt dabei den
Teilbereich der CSR dar, der sich mit der Beziehung des Unternehmens zu seinen
41
Vgl. Loew, T. et al. (2004), S. 50.
42
Vgl. Beschorner, T. (2006), S. 1; Dyllick, T. (2003), S. 47; Schranz, M. (2007), S. 25.
43
Vgl. Loew, T. et al. (2004), S. 53; Schranz, M. (2007), S. 25 f.
44
Vgl. Förster, A./Kreuz, P. (2006), S. 196; Kirchhoff, K. R. (2006), S. 16 f.; Loew, T. et al. (2004),
S. 50 ff.; Schrader, U. (2006), S. 226.
45
Vgl. Loew, T. et al. (2004), S. 53; Schrader, U. (2006), S. 215; Schranz, M. (2007), S. 26.
46
Loew, T. et al. (2004), S. 54 f.
47
Vgl. für einen Überblick der Interpretationsmöglichkeiten siehe Beckmann, M. (2007), S. 6 ff.
48
Vgl. Kirchhoff, K. R. (2006), S. 17; Loew, T. et al. (2004), S. 54; Schrader, U. (2006), S. 227;
Schwalbach, J./Schwerk, A. (2007), S. 78.
8
lokalen Anspruchsgruppen beschäftigt und dabei die strategische Ausrichtung der ent-
sprechenden Aktivitäten an den Unternehmenszielen vornimmt. CSR als übergeordnete
globale Idee bezieht sich jedoch auf die gesellschaftliche Verantwortung in allen Berei-
chen der Unternehmenstätigkeit, schließt also u.a. auch die Mitarbeiter, Lieferanten und
Wertschöpfungsprozesse mit ein.
49
2.3. Corporate Sustainability
Um sich dem Begriff der Corporate Sustainability (CS) anzunähern, lohnt es sich
zunächst einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Der Begriff CS, im Deutschen als
nachhaltige Unternehmensführung bezeichnet, lässt sich inhaltlich aus dem Konzept
der nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development) ableiten. Die wichtigste und
auch allgemein anerkannte Definition von nachhaltiger Entwicklung wurde 1987 von
der sog. Brundtland-Kommission getroffen.
50
Demnach ist eine Entwicklung nachha-
ltig, ,,...wenn sie die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass
zukünftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können"
51
. Die
Brundtland-Kommission hat ein Drei-Dimensionen-Modell der Nachhaltigkeit
52
ins
Leben gerufen, nach dem es erstrebenswert ist die drei Dimensionen ökonomischer Er-
folg, soziale Gerechtigkeit und ökologische Verträglichkeit langfristig in Einklang zu
bringen. Auf den Ergebnissen der Brundtland-Kommission aufbauend, verpflichteten
sich 1992 alle 179 teilnehmenden Staaten der Umweltkonferenz in Rio de Janeiro die-
sem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung.
53
Zu beachten ist, dass sich das Konzept der nachhaltigen Entwicklung nicht ausschließ-
lich auf Unternehmen bezieht, sondern auch Regierungen und andere Organisationen
mit einschließt. Die erforderliche Übertragung des Nachhaltigkeitsleitbildes auf Unter-
nehmen erfolgte Anfang der 1990er ausgehend von der Idee der Tripple Bottom Line
und der Entwicklung des Begriffs der CS.
54
Die Tripple Bottom Line fordert dabei, im
Sinne einer dreidimensionalen Wertschöpfung, die Wertschöpfung in den Dimensionen
sozial (Solidarität gegenüber Mitarbeitern und Umfeld), ökologisch (Verantwortung ge-
genüber der Umwelt) und ökonomisch (Effizienz als Voraussetzung), bei gleichzeitigem
49
Vgl. Bassen, A./Jastram, S./Meyer, K. (2005), S. 234; Kirchhoff, K. R. (2006), S. 17; Loew, T. et al.
(2004), S. 54.
50
Vgl. Dyllick, T. (2003), S. 47; Loew, T. et al. (2004), S. 56 ff.
51
Hauff, V. (1987), S. 46.
52
Oftmals auch als die drei Säulen der Nachhaltigkeit bezeichnet.
53
Vgl. Hansen, U./Schrader, U. (2005), S. 375 f.; Loew, T. et al. (2004), S. 58; Schranz, M. (2007), S. 24.
54
Vgl. Loew, T. et al. (2004), S. 64 ff.; Schranz, M. (2007), S. 24 f.
9
Kapitalerhalt.
55
Hierbei sieht die Tripple Bottom Line vor, dass die ökonomische
Dimension im Zweifelsfall eine untergeordnete Rolle einzunehmen hat.
56
Loew et al. definieren demnach CS als ,,...eine Unternehmensführung, die darauf
ausgerichtet ist, die Beiträge des Unternehmens zu den sozialen, ökologischen und
ökonomischen Nachhaltigkeitsherausforderungen zu optimieren"
57
. Es geht also um die
Beiträge des Unternehmens zur Nachhaltigkeit und die Maximierung dieser Beiträge
unter Berücksichtigung aller drei Dimensionen.
Der wesentliche Unterschied zwischen CS und CSR ergibt sich aus der Tatsache, dass
CSR, gemäß der hier gewählten Definition der EU-Kommission, die ökonomischen
Beiträge der Unternehmen zur gesamtgesellschaftlichen Nachhaltigkeit nicht explizit
berücksichtigt.
58
CS kann daher als das breitere Konzept angesehen werden, bei dem
das Ziel in der dauerhaften Sicherung der Kapitalbasis besteht, während bei der CSR
primär die Beziehungen zur Gesellschaft und deren Bedürfnisse im Vordergrund
stehen.
59
Schlussfolgernd kann CSR als ein Teilbereich nachhaltiger Unternehmens-
führung angesehen werden.
60
2.4. Corporate Governance
Der Begriff der Corporate Governance (CG), welcher erst seit wenigen Jahren mit CSR
in Verbindung gebracht wird, hat in seinem ursprünglichen Begriffsverständnis, in
Form eines Ordnungsrahmens für die Führung bzw. Kontrolle von Unternehmen, kei-
nen direkten Bezug zur CSR. Dieser lässt sich erst durch die Veränderung des Begriffs-
verständnisses in den letzten Jahren herstellen.
61
Auch zum Begriff CG haben sich im
Zeitablauf sehr unterschiedliche Definitionen entwickelt. Verkürzend lassen sich enge
und weite Definitionen der CG unterscheiden, auf die an dieser Stelle jedoch nicht im
Detail eingegangen wird.
62
In den engen Definitionen geht es primär um die Trennung
zwischen Eigentum und Kontrolle, die Einhaltung von Regeln und das Handeln im
Sinne der Shareholder des Unternehmens. Bei den weiten Definitionen hingegen geht es
um die explizite Berücksichtigung aller Stakeholder
63
, und die Erzielung eines Interes-
55
Vgl. Dyllick, T. (2003), S. 47; Loew, T. et al. (2004), S. 66; Schranz, M. (2007), S. 25.
56
Vgl. Loew, T. et al. (2004), S. 69.
57
Loew, T. et al. (2004), S. 69.
58
Vgl. Loew, T. et al. (2004), S. 70 f.
59
Vgl. Dyllick, T. (2003), S. 47.
60
Vgl. Loew, T. et al. (2004), S. 71.
61
Vgl. Grewe, W./Löffler, J. (2006), S. 6; Schranz, M. (2007), S. 26 f.; Schwalbach, J./Schwerk, A.
(2007), S. 71.
62
Für einige Definitionsbeispiele siehe z.B. Schwalbach, J./Schwerk, A. (2007), S. 72 f.
63
Für eine genauere Beschreibung der Stakeholder des Unternehmens siehe Kapitel 3.1.3.
10
senausgleichs zwischen diesen.
64
Als theoretische Schnittstelle zwischen CG und CSR
lässt sich daher der sowohl in der CSR-Literatur als auch in der CG-Literatur allgegen-
wärtige Konflikt zwischen Shareholder- und Stakeholder-Denkweise identifizieren,
welcher in Kapitel 3.1. dieser Arbeit ausführlich dargestellt wird.
65
Eine Schnittstelle
der Unternehmenspraxis stellt die gestiegene Sensibilität der Gesellschaft gegenüber
CG-Fragen, als Bestandteil einer umfassenden CSR-Debatte, dar. Beispiele hierfür sind
die öffentliche Diskussion über Managergehälter, Bilanzfälschungen und die zunehmen-
de Machtkonzentration in Unternehmen.
66
Schwalbach/Schwerk stellen die These auf, dass zwischen einer ,,guten" CG und CSR
eine komplementäre Beziehung besteht.
67
,,Gute" CG ist dabei eine Unternehmens-
führung, die die wechselseitige Abhängigkeit von Unternehmen und Gesellschaft er-
kennt und Entscheidungen so trifft, dass beide daraus langfristig einen Nutzen ziehen
können. Demnach soll ,,gute" CG zu guter Unternehmensperformance aus ökonomi-
scher, sozialer und ökologischer Sicht führen.
68
In der CG eines Unternehmens zeigt sich, wie die Stakeholderinteressen innerhalb des
Unternehmens berücksichtigt werden und somit die CSR wahrgenommen wird. Dies hat
vor dem Hintergrund der zunehmend geforderten Transparenz der Unternehmen eine
große Bedeutung. Eine ,,gute" CG kann daher zentrale Grundlage für eine glaubwürdi-
ge CSR sein.
69
Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass ,,gute" CG als ein Teil der CSR ange-
sehen werden kann, der eine nachhaltige Sicherung des Unternehmenserfolgs beein-
flusst.
70
2.5. Empfehlung für die Begriffssystematik
Entsprechend der vorangegangenen Definitionen und Begriffsabgrenzungen wird eine
Begriffssystematik empfohlen, die durch Abb. 1 verdeutlicht werden soll. Dieser Syste-
matik folgend werden CC und CG als Teilbereiche bzw. Elemente der CSR angesehen.
CSR selbst stellt, nach Definition der EU-Kommission, ein wesentliches Element nach-
haltiger Unternehmensführung (CS) dar, welches zwei der drei Nachhaltigkeitsdimen-
sionen (Soziales und Ökologie) explizit umfasst, und die dritte Dimension (Ökonomie
64
Vgl. Schwalbach, J./Schwerk, A. (2007), S. 72 f.
65
Vgl. Schranz, M. (2007), S. 27; Schwerk, A. (2007), S. 10; Schwalbach, J./Schwerk, A. (2007), S. 81.
66
Vgl. Schranz, M. (2007), S. 27.
67
Vgl. Schwalbach, J./Schwerk, A. (2007), S. 71.
68
Vgl. Schwerk, A. (2007), S. 1.
69
Vgl. Grewe, W./Löffler, J. (2006), S. 5 ff.
70
Vgl. Schwalbach, J./Schwerk, A. (2007), S. 81.
11
bzw. Wirtschaftlichkeit) als Rahmenbedingung voraussetzt. Festzuhalten bleibt, dass
letztlich alle Elemente ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung (Sustainable
Development) leisten.
Sustainable Development
CSR
CS
CC
CG
Beitrag zu
Corporate Sustainability (CS)
Corporate Social Responsibility (CSR)
Corporate Citizenship (CC)
Corporate Governance (CG)
Sustainable Development
CSR
CS
CC
CG
Beitrag zu
Corporate Sustainability (CS)
Corporate Social Responsibility (CSR)
Corporate Citizenship (CC)
Corporate Governance (CG)
Abb. 1: Empfehlung für die Begriffssystematik
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Loew, T. et al. (2004), S. 72.
3. CSR in der Forschung
3.1. Meilensteine der CSR-Forschung
3.1.1. Die Shareholder-Theorie nach Friedman
Die Shareholder-Theorie wird in der Literatur auch als die skeptische Sichtweise der
CSR bezeichnet und daher gerne als klassisches Gegenargument zur CSR verwendet.
71
Sie entstand als Reaktion auf das oben bereits erwähnte Werk von H. R. Bowen, wel-
ches als Geburtsstunde der CSR bezeichnet werden kann. Das zentrale Argument der
Shareholder-Theorie wird durch einen Blick auf die Überschrift des in der CSR-Litera-
tur sehr prominenten Artikels des Ökonomen Milton Friedman deutlich. Dieser gab
seinem 1970 im New York Times Magazine erschienenen Artikel den Titel ,,The Social
Responsibility of Business is to Increase its Profits"
72
. Der Artikel wurde in den folgen-
den Jahren als sog. Stakeholder-Theorie innerhalb der CSR-Literatur bekannt und wird
auch heute noch kontrovers diskutiert. Friedman schreibt in diesem Artikel, dass nur
Individuen eine Verantwortung besitzen würden, jedoch keine Unternehmen. Er argu-
mentiert weiter, dass die Manager eines Unternehmens als solche Individuen eine direk-
te Verantwortung gegenüber den Eigentümern
73
des Unternehmens hätten, nämlich die
Verantwortung das Unternehmen im Sinne der Eigentümer zu führen. Demnach sollte
71
Vgl. Clement-Jones, T. (2005) S. 7; Lee, M. P. (2008), S. 55.
72
Friedman, M. (1970), S. 122.
73
In Manager-Geführten Unternehmen sind dies die Aktionäre, die sog. Shareholder des Unternehmens.
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2008
- ISBN (eBook)
- 9783836626422
- DOI
- 10.3239/9783836626422
- Dateigröße
- 662 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Justus-Liebig-Universität Gießen – Wirtschaftswissenschaften
- Erscheinungsdatum
- 2009 (Februar)
- Note
- 1,3
- Schlagworte
- corporate social responsibility entwicklungstrend citizenship csr-modell
- Produktsicherheit
- Diplom.de