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Transformation Partnerschaft-Elternschaft in den ersten sechs Jahren des erstgeborenen Kindes

©2009 Diplomarbeit 114 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Motivation dieser Arbeit liegt in dem Ergebnis der Grundlage allen Lebens - der Fortpflanzung. Die Fortpflanzung ist aus biologischer Sicht eine genetische Weitergabe des Erbguts zum Erhalt und Fortbestand einer Art beziehungsweise Gattung. Die biologische Sicht etwas vernachlässigt und mit eher weichen Kriterien betrachtet, ist die Fortpflanzung bei uns Menschen meist weniger von rationaler Prägung. Es sind Gefühle wie Wärme, Liebe oder Seelenverwandtschaft, die den Wunsch zur Gründung einer Familie beflügeln und die Zweisamkeit zur Mehrsamkeit erweitern.
Diese emotionalen Gründe waren zu Zeiten in denen die Großfamilie für sich selbst eine autarke und starke Gemeinschaft war weniger der Beweggrund zur Familiengründung. Damals war der Fortbestand der Familie lebensnotwendig, um vor allem für die älteren Familienmitglieder eine Altersversicherung in Form von Nachkommen zu schaffen.
Der Soziologe Philip Morgan und die Gesundheitsforscherin Rosalind King sprechen in ihrem im Jahre 2001 veröffentlichten Artikel von drei Beweggründen für ein gemeinsames Kind. Der erste Beweggrund ist die biologische Prädisposition und die damit verbundene genetische Sichtweise. Die Veranlagung des Menschen ist in den Genen gespeichert und legt sich als Verhalten auf jene nieder. Die Fortpflanzung fordert somit ihren Tribut und verlangt nach Weitergabe des Erbmaterials den Erhalt der eigenen Art.
Der zweite Anreiz ist laut Morgan und King die gesellschaftliche Komponente. Sie sprechen von sozialem Zwang. Eine indirekte Nötigung der Umwelt des Menschen, einem gemeinschaftlichen Konsens zu folgen, der sich in Form von sozialem Druck auf die Akteure legt. Dieser Druck ist Folge einer gemeinsamen Konvention, die konfirme Handlungsmuster nach sich zieht. Folgt der Akteur diesen unterbewusst ablaufenden Mechanismen, kann man strenggenommen von Fremdsteuerung sprechen.
Der letzte Impuls kommt der Vernunft nach. Es scheint vernünftig zu sein, sich um Nachwuchs zu bemühen, da dies in erster Linie eine Bereicherung des Lebens darstellt. Ökonomische Gesichtspunkte sind in dieser Überlegung insofern berücksichtigt, als sich diese Bereicherung auf das letzte Drittel des Lebens auswirkt. In dieser Lebensphase kann es enorm erleichternd sein, auf die Unterstützung seiner Kinder zurückgreifen zu können. Dieser Aspekt ist heutzutage nicht mehr so stark ausgeprägt, da sozialstaatliche Bedingungen diesen Einfluss mindern. Stellt man an dieser Stelle […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Florian Fischer
Transformation Partnerschaft-Elternschaft in den ersten sechs Jahren des
erstgeborenen Kindes
ISBN: 978-3-8366-2563-0
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am Main,
Deutschland, Diplomarbeit, 2009
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

III
DANKSAGUNG
Folgende Zeilen sind all denen gewidmet, die zum Erfolg meiner Arbeit einen wesentlichen
Beitrag geleistet haben. Es ist toll zu erfahren, dass es so viele nette, liebe und hilfsbereite Menschen
gibt.
Ich möchte mich zu Beginn bei meiner liebsten Simone bedanken. Sie war in allen Phasen meine
wertvollste Ratgeberin. Sie machte mir Mut, hinterfragte kritisch und ließ ihre ganze Kreativität
fließen. Danke, mein Herz, ich liebe Dich!
Ich möchte mich bei meiner Familie bedanken. Meine liebe Schwester Sabine konnte viele Ant-
worten und Tipps aus Sicht einer Mutter geben, was mich enorm vorangebracht hat. Meine liebe
Mutter Ingrid stand immer mit einem offenen Ohr und mentaler Unterstützung zur Verfügung, was
mir sehr viel bedeutet. Meinem lieben Schwager Tim gilt ein herzliches Dankeschön, weil er einfach
für mich da ist. Ich sende all meine positiven Gedanken an meinen Vater und widme ihm den Epilog.
Ich wünschte, er könnte diese Zeilen lesen!
Ich möchte mich bei meinem lieben Freund Sebastian bedanken. Er konnte nicht nur aus soziolo-
gischer Sicht einen großen Teil dazu beitragen, dass Dinge, die mir entgangen waren, Berücksichtigung
fanden. Er war zudem psychologische Unterstützung und gab mir das tief verankerte Gefühl, dass er
mein Freund ist.
Ich möchte auch Simones Familie einen ganz lieben Dank aussprechen. Sie hat mich in den
letzten Wochen sehr unterstützt!
Ich möchte mich bei meinem zauberhaften Chef Andreas bedanken, der mir in jeder Lage ein
ausführlicher Ratgeber war. Ebenso ermöglichte er mir absolut flexible Arbeitszeiten, die uns beide
entgegen kamen.
Ich möchte mich bei Frau Mary Newhoff bedanken. Sie ist Partnership Development Managerin
in San Francisco bei babycenter.de und vermittelte mir mit ihrer aufgeschlossenen Art die Schaltung
einer Anzeige auf der Einstiegsseite von babycenter.de.
Ich möchte mich bei Frau Tine Putz bedanken. Ihrer Verantwortung unterliegt das Forum des
Online-Auftrittes der Zeitschrift Eltern. Sie war eine sehr unkomplizierte Begleiterin, die all meine
Wünsche berücksichtigte.
Ich möchte mich bei Frau Ilka Lemkemeyer bedanken. Sie ist Geschäftsführerin der Firma Ba-
byreise, einem Spezialanbieter für Reisen mit Babys und Kleinkindern. Sie ist Sponsorin des Flyers
und stand mir mit guten Tipps zur Seite.
Ich möchte mich auch bei Herrn Prof. Dr. Christian Zielke bedanken. Er moderiert bei der
Online-Plattform XING eine Gruppe, die sich Die Schule des Lebens - Forum für Business, Philoso-
phie und Lifestyle nennt. Er lud mich ein, seine Gruppe zur Diskussion zu nutzen. Diese Möglichkeit
gab neue Ideen und Anreize mit sehr angenehmen Diskussionspartnern.
Ich möchte mich bei Herrn Werner Lachenmaier bedanken. Er ist Redakteur beim Staatsinstitut
für Frühpädagogik (IFP). Er ermöglichte mir einen Eintrag auf der Startseite des Forums des Online-
Familienhandbuches.
Ich möchte mich auch bei Frau Kristin Euba bedanken. Sie ist in Redaktion und Marketing von
familie.de tätig. Sie ermöglichte mir einen Eintrag im familie.de-Forum.
Ich möchte mich bei Dr. Rainer Tiemann bedanken, der mich als Betreuer durch die Diplomar-
beitszeit begleitete. Seine erfrischende Art und Weise, die sich auch bei Diskussionen zeigte, war mir
immer sehr willkommen.
Ich möchte Herrn Prof. Dr. Gerhard Wagner ein herzliches Dankeschön sagen, für seine absolut
nette und liebe Art, mir als Zweitprüfer zur Verfügung zu stehen.

V
Abstract
The main focus of this thesis is the transition to parenthood during the
first six years after the birth of the first child. When time switches from a
dyadic point of view to a multidimensional point of view, many changes
come along. Already during the childbearing period, the transformati-
on has its beginning and there is not really a definition of an end. The
changes are manifold. There is the social perception, when the social net-
work of the parents begins to vary. There is the time factor, when own
concerns of the parents begin to shrink. This study had more than 1500
mothers and fathers as participants. The terms of the census method was
an online-survey.
It can be detected that there is a significant time-effect of the shared
partnership and the satisfaction with the general partnership after the
birth of the first child.
It can not be declared, that there is a cohesion between doing the
partner and the infant justice and the received support from other people.
There is also no significant correlation within the desire for tenderness
and the sleeping patterns that come along with childbearing.
Keywords:
children, partnership quality, social networks, social support, transition
to parenthood.

VII
Zusammenfassung
Der Übergang zur Elternschaft ist in der Familienforschung einer der An-
satzpunkte für die ganzheitliche Betrachtung der Familie. Dieser Über-
gang beginnt bereits mit der Schwangerschaft der Frau und vollzieht sich
intensiver mit der Geburt des ersten Kindes. Dieses Ereignis lässt eine
Partnerschaft zur Elternschaft werden. Damit ist die Transformation je-
doch noch nicht abgeschlossen. Genau genommen ist der Übergang zur
Elternschaft und die damit verbundene Rolle als Mutter oder Vater zu
keinem bestimmten Zeitpunkt vollständig vollzogen.
Es kann festgestellt werden, dass die Geburt des ersten Kindes - im
Vergleich zur Zeit vor der Geburt - eine positive signifikante Auswirkung
auf die Zufriedenheit mit der Partnerschaft hat.
Hinsichtlich der erhaltenen Unterstützung von anderen Personengrup-
pen kann festgestellt werden, dass diese Hilfe keinen Einfluss darauf hat,
ob die befragten Eltern dem Partner und dem Kind gleichermaßen ge-
recht werden beziehungsweise wurden.
Ebenso kann nicht bestätigt werden, dass bei leichterer Anpassung an
den Schlafrhythmus des Kindes auch weniger das Entbehren von Zärt-
lichkeitsaustausch vorhanden ist.
Schlüsselwörter:
Kinder, soziale Netzwerke, soziale Unterstützung, Übergang zur Eltern-
schaft, Qualität der Partnerschaft.

Inhaltsverzeichnis
Abstract
V
Zusammenfassung
VII
Abbildungsverzeichnis
XI
Tabellenverzeichnis
XIII
1
Motivation und Überblick
1
1.1 Stimulus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
1.2 Zum Inhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
2
Zum Forschungsstand
7
2.1 Die Fragestellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
7
2.2 Bisherige Studien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
2.2.1 Familiensoziologie . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
2.2.2 Partnerschaftsentwicklung . . . . . . . . . . . . .
11
2.2.3 Übergang zur Elternschaft . . . . . . . . . . . . .
13
3
Die empirische Phase
17
3.1 Die Datenerhebungsmethode . . . . . . . . . . . . . . . .
17
3.2 Teilnehmerakquise und Selektion . . . . . . . . . . . . .
18
3.3 Prüfung der erhobenen Daten . . . . . . . . . . . . . . .
24
3.4 Operationalisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
25
3.4.1 Soziodemographische Variablen . . . . . . . . . .
25
3.4.2 Variablen zur befragten Person . . . . . . . . . .
27
IX

INHALTSVERZEICHNIS
3.4.3 Partnerbezogene Variablen . . . . . . . . . . . . .
29
3.4.4 Variablen bezogen auf das Kind . . . . . . . . . .
32
3.4.5 Soziales Umfeld und Unterstützung . . . . . . . .
33
3.4.6 Zufriedenheitsvariablen . . . . . . . . . . . . . . .
34
3.4.7 Offene Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
35
3.4.8 Filterfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
36
3.4.9 Retrospektivfragen . . . . . . . . . . . . . . . . .
37
3.5 Antwortkategorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
38
3.5.1 Von Objektivität bis Validität . . . . . . . . . . .
38
3.5.2 Generelles zu Skalenniveaus . . . . . . . . . . . .
39
3.5.3 Die Skalen dieser Studie . . . . . . . . . . . . . .
41
4
Datenauswertung
49
4.1 Repräsentativität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
49
4.2 Die Zusammensetzung der Umfrageteilnehmer . . . . . .
51
4.2.1 Die Umfrageteilnehmer . . . . . . . . . . . . . . .
51
4.2.2 Die Partner der Umfrageteilnehmer . . . . . . . .
53
4.2.3 Die Kinder der Umfrageteilnehmer . . . . . . . .
55
4.3 Hypothesenprüfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
57
4.3.1 Hypothese 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
57
4.3.2 Hypothese 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
62
4.3.3 Hypothese 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
68
4.4 Auffallende (Un-)Regelmäßigkeiten . . . . . . . . . . . .
71
5
Resümee und Ausblick
73
5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . .
73
5.2 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
74
Literatur
77
Sachverzeichnis
83
Anhang A - Fragebogen / Items
a
Anhang B - SPSS Syntax
i
X

Abbildungsverzeichnis
2.1 Zweierbeziehung und Partnerschaft . . . . . . . . . . . .
12
2.2 Partnerschaftsentwicklung im Übergang zur Elternschaft
14
3.1 Teilnehmerzahl nach Datum . . . . . . . . . . . . . . . .
20
3.2 Bereitschaft an Online-Umfragen teilzunehmen . . . . . .
21
3.3 Teilnehmerzahl zur jeweiligen Frage . . . . . . . . . . . .
22
4.1 Vergleich der Grundgesamtheit mit der Datenerhebung .
50
4.2 Der höchste Bildungsabschluss der Befragten . . . . . . .
53
4.3 Veränderungen der Beziehung und Liebe zum Partner . .
55
4.4 Hypothese 1 mit Kontrollfaktoren . . . . . . . . . . . . .
58
4.5 Hypothese 2 mit Kontrollfaktoren . . . . . . . . . . . . .
63
4.6 Sehr und eher stark erhaltene Unterstützung . . . . . . .
64
4.7 Wurden Sie Ihrem Kind und Ihrem Partner gerecht? . . .
65
4.8 Hypothese 3 mit Kontrollfaktoren . . . . . . . . . . . . .
69
XI

Tabellenverzeichnis
3.1 Kanäle der Teilnehmerverteilung . . . . . . . . . . . . . .
23
3.2 Skalentypen und deren Spielraum . . . . . . . . . . . . .
39
4.1 Kategorisches Alter der Befragten . . . . . . . . . . . . .
52
4.2 Erwerbstätigkeit nach Geschlecht . . . . . . . . . . . . .
52
4.3 Kategorisches Alter der Partner der Befragten . . . . . .
54
4.4 Unterstützungsleistungen des Partners im Vergleich . . .
54
4.5 Das Alter des ersten Kindes . . . . . . . . . . . . . . . .
56
4.6 Gesundheit und Geschlecht des Kindes . . . . . . . . . .
56
4.7 Zufriedenheit mit dem Verhalten des Kindes . . . . . . .
57
4.8 Zufriedenheit mit der Partnerschaft . . . . . . . . . . . .
59
4.9 Partnerschaftsdauer und Partnerschaftszufriedenheit . . .
60
4.10 Regressionsanalyse für Hypothese 1 . . . . . . . . . . . .
61
4.11 Unterstützungsmatrix mit harten Kriterien . . . . . . . .
65
4.12 Unterstützungsmatrix mit weichen Kriterien . . . . . . .
65
4.13 Binäre Codierung der Unterstützungswerte . . . . . . . .
66
4.14 Gerecht werden: Binäre Codierung . . . . . . . . . . . .
67
4.15 Korrelationsmatrix Hypothese 2 . . . . . . . . . . . . . .
67
4.16 Regressionsanalyse für Hypothese 2 . . . . . . . . . . . .
68
4.17 Die Anpassung an den Schlafrhythmus des Kindes . . . .
69
4.18 Die zehn meist genannten Entbehrungen . . . . . . . . .
70
4.19 Korrelationsmatrix Hypothese 3 . . . . . . . . . . . . . .
71
4.20 Regressionsanalyse für Hypothese 3 . . . . . . . . . . . .
71
5.1 Fragebogenitems mit Kürzel . . . . . . . . . . . . . . . .
b
XIII

Kapitel 1
Motivation und Überblick
1.1
Stimulus
Die Motivation dieser Arbeit liegt in dem Ergebnis der Grundlage allen
Lebens - der Fortpflanzung. Die Fortpflanzung ist aus biologischer Sicht
eine genetische Weitergabe des Erbguts zum Erhalt und Fortbestand ei-
ner Art beziehungsweise Gattung.
Die biologische Sicht etwas vernachlässigt und mit eher weichen Kri-
terien betrachtet, ist die Fortpflanzung bei uns Menschen meist weniger
von rationaler Prägung. Es sind Gefühle wie Wärme, Liebe oder Seelen-
verwandtschaft, die den Wunsch zur Gründung einer Familie beflügeln
und die Zweisamkeit zur Mehrsamkeit erweitern.
Diese emotionalen Gründe waren zu Zeiten in denen die Großfami-
lie für sich selbst eine autarke und starke Gemeinschaft war weniger der
Beweggrund zur Familiengründung. Damals war der Fortbestand der Fa-
milie lebensnotwendig, um vor allem für die älteren Familienmitglieder
eine Altersversicherung in Form von Nachkommen zu schaffen.
Der Soziologe Philip Morgan und die Gesundheitsforscherin Rosalind
King sprechen in ihrem im Jahre 2001 veröffentlichten Artikel
1
von drei
Beweggründen für ein gemeinsames Kind. Der erste Beweggrund ist die
1
Vgl. Morgan, S. P., King, B. R., 2001, Why have children in the 21st century?
S. 5ff.
1

1.1. STIMULUS
biologische Prädisposition und die damit verbundene genetische Sicht-
weise. Die Veranlagung des Menschen ist in den Genen gespeichert und
legt sich als Verhalten auf jene nieder. Die Fortpflanzung fordert somit
ihren Tribut und verlangt nach Weitergabe des Erbmaterials den Erhalt
der eigenen Art.
Der zweite Anreiz ist laut Morgan und King die gesellschaftliche Kom-
ponente. Sie sprechen von sozialem Zwang. Eine indirekte Nötigung der
Umwelt des Menschen, einem gemeinschaftlichen Konsens zu folgen, der
sich in Form von sozialem Druck auf die Akteure legt. Dieser Druck ist
Folge einer gemeinsamen Konvention
2
, die konfirme Handlungsmuster
nach sich zieht. Folgt der Akteur diesen unterbewusst ablaufenden Me-
chanismen, kann man strenggenommen von Fremdsteuerung sprechen.
Der letzte Impuls kommt der Vernunft nach. Es scheint vernünftig zu
sein, sich um Nachwuchs zu bemühen, da dies in erster Linie eine Berei-
cherung des Lebens darstellt. Ökonomische Gesichtspunkte sind in dieser
Überlegung insofern berücksichtigt, als sich diese Bereicherung auf das
letzte Drittel des Lebens auswirkt. In dieser Lebensphase kann es enorm
erleichternd sein, auf die Unterstützung seiner Kinder zurückgreifen zu
können. Dieser Aspekt ist heutzutage nicht mehr so stark ausgeprägt, da
sozialstaatliche Bedingungen diesen Einfluss mindern.
Stellt man an dieser Stelle Überlegungen an, kann man sich fragen was
geschieht, wenn sich die Dyade eines Paares durch die Geburt des ersten
Kindes zur Triade erweitert. Wie verändert sich also eine Paarbeziehung,
wenn der Übergang zur Elternschaft erfolgt? Diese und ähnliche Fragen
werden im Folgenden in Form einer empirischen Analyse untersucht.
Im Vordergrund steht dabei die Auswertung des erhobenen Daten-
materials sowie die Darstellung der gesamten empirischen Phase, von
der methodischen Vorbereitung bis zur Verwertung der Daten.
Die Vorgehensweise für die Datenerhebung stellte sich wie folgt dar:
Zu Beginn wurden drei Hypothesen aufgestellt, auf deren Grundlage
ein Fragebogen generiert wurde. Parallel dazu begann die Vorbereitung
2
Vgl. Esser, H., 2001, Soziologie, Band 6, S. 477.
2

1.2. ZUM INHALT
zur Akquise der Teilnehmer. Nachdem der Fragebogen einige Pre-Tests
durchlaufen hatte, konnte dieser Online gestellt werden, da es sich um
eine Internetbefragung handelte. Nach Abschluss der Befragung wurde
das Datenmaterial sondiert, bereinigt und in eine geeignete Form für die
Auswertung gebracht. Das Datenmaterial konnte nun ausgewertet und
für die Prüfung der Hypothesen herangezogen werden
3
.
Diese Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel. Das erste Kapitel gibt einen
einführenden Einblick in die Arbeit. Anschließend wird im zweiten Ka-
pitel der Stand aus Wissenschaft und Forschung behandelt und in Bezie-
hung zur Fragestellung dieser Arbeit gebracht. Darauf wird dem Leser im
dritten Kapitel die Vorgehensweise der Methode der Datenerhebung aus-
führlicher benannt sowie eine Erklärung der Variablen vorgenommen. Im
vierten Kapitel werden die Hypothesen detaillierter vorgestellt und auf
deren Grundlage mit der Auswertung der Daten begonnen. Abschließend
wird im fünften und letzten Kapitel eine zusammenfassende Betrachtung
vorgenommen, bevor im Anhang-A die notwendigen Informationen zum
Inhalt des Fragebogens und in Anhang-B die Syntax der Datenauswer-
tung mit dem Statistikprogramm SPSS
4
zu finden sind.
1.2
Zum Inhalt
Die grundlegende Frage zur Elternschaft beginnt mit der Planung des
Nachwuchses. Wird die Entscheidung für das Leben mit einem oder meh-
reren Kindern getroffen, so steht ein Familienleben in Aussicht, in wel-
chem nicht mehr zwingend das Elternpaar im Mittelpunkt stehen muss.
Ab dem Zeitpunkt der Geburt des Nachwuchses verschieben sich be-
stimmte Alltäglichkeiten und es müssen neue Wertigkeiten gesetzt wer-
den
5
. Denn Kinder sollten mit Aufmerksamkeit bedacht und auf ein
selbstständiges Leben vorbereitet werden. Der Faktor Zeit für eigene
3
Für die statistische Auswertung wurde mit SPSS in der Version 16.01 gearbeitet.
4
Der Name SPSS steht ursprünglich als Abkürzung für die Bezeichnung Statistical
Package for the Social Science.
5
Vgl. Bulliger, H., 1987, Wenn Paare Eltern werden, S. 47ff.
3

1.2. ZUM INHALT
Bereiche und Wünsche wird dadurch für Eltern kleiner oder bedarf zu-
mindest einer geschickten Lösung, um das eigene Leben auch weiter als
solches sehen zu können. Viele Mütter und Väter klagen vor allem in
den ersten Jahren nach der Geburt des Kindes, dass die persönliche und
eigene Zeit sehr selten vorhanden ist. Auslöser hierfür ist die Schieflage
des eigenen Zeitbudgets
6
. Je mehr Tätigkeiten zum Wohle des Kindes
ausgeführt werden, desto weniger Zeit bleibt für die eigenen Bedürfnisse.
Ausgehend von der Tatsache, dass ein Paar vor der Geburt des ersten
Kindes einen bestimmten Zeitraum in Zweisamkeit allein lebt, wurden die
Eltern in dieser Studie gefragt, wie sie die ersten Jahre mit ihrem Kind
empfinden beziehungsweise empfunden haben und welche Veränderun-
gen damit einhergehen beziehungsweise einhergingen. Die Tragweite der
Entscheidung für eigene Kinder ist sehr umfangreich. Dabei werden die
sozialen Netzwerke der Eltern neu strukturiert und geprüft. Neue Her-
ausforderungen für das eigene Leben, die Partnerschaft und die eigene
Belastbarkeit müssen gemeistert werden. Vorerst neue und unbekannte
zwischenmenschliche Gebiete werden in verschiedenen neuen Kontexten
erlebt. Diese neuen Situationen und Eindrücke bringen auch wesentliche
Veränderungen mit sich.
Einige jener Veränderungen werden in dieser Studie näher beleuchtet.
Dazu zählen zum Beispiel die Veränderung im Hinblick auf die sozialen
Kontakte der teilnehmenden Mütter und Väter. Da neben bestimmten
staatlichen Vorgaben wie der Einschulung auch ein soziales Verständnis
für das Leben des Kindes existiert, führen Eltern ab dem Tag der Geburt
ein neues Leben. Dieses ist geprägt von eigenen und fremden Erwartun-
gen, die sich jedoch nicht nur auf das Leben der Eltern beziehen, sondern
vor allem auf das des Kindes.
Im Fragebogen zur vorliegenden Arbeit wurden auch einige Fragen
zur Zufriedenheit des Teilnehmers mit bestimmten Bereichen und Perso-
nengruppen seines Lebens gestellt. Die Zufriedenheit mit verschiedenen
6
Vgl. Craig, L., Children and the revolution: A time-diary analysis of the impact
of motherhood on daily workload, S. 129.
4

1.2. ZUM INHALT
Bereichen des Lebens steht im Wesentlichen mit dem Marginalprinzip
7
in Zusammenhang. Diesem Prinzip nach ist der eigene Nutzen dann zu-
friedenstellend für einen Akteur maximiert, wenn er innerlich mit einer
bestimmten Entscheidung und seinen Folgen übereinstimmt. Da die Zu-
friedenheit ein guter Indikator für das subjektive Empfinden hinsichtlich
gewisser Situationen ist, ist die Zufriedenheit auch Teil einer der unter-
suchten Hypothesen.
7
Vgl. Esser, H., 1999, Soziologie, Band 1, S. 309.
5

Kapitel 2
Zum Forschungsstand
2.1
Die Fragestellung
Am Anfang jeder wissenschaftlichen Arbeit steht eine Fragestellung. Die
Fragestellung steht im Mittelpunkt
8
der theoretischen Forschung, die
meist durch Bildung von Hypothesen in Worte gefasst wird. Die Prüfung
dieser Hypothesen durch ein geeignetes Untersuchungsdesign ist dann die
primäre Aufgabe des Wissenschaftlers.
Um einen Einblick in die Fragestellung dieser Arbeit zu bekommen,
sind im Folgenden die drei Hypothesen genannt. Sie beziehen sich auf die
jeweils ersten sechs Jahre nach der Geburt des ersten Kindes. Die theo-
retischen Annahmen für die jeweiligen Hypothesen finden im Abschnitt
4.3 Erwähnung.
Hypothese 1 (H1):
Je länger eine Partnerschaft besteht bevor das erste Kind zur
Welt kommt, desto zufriedener ist man mit der Partnerschaft
nach der Geburt des ersten Kindes.
Die erste Hypothese dieser Arbeit wird auf Grundlage der Partner-
schaftsdauer und auf Basis einiger Fragen zur Zufriedenheit der befragten
8
Vgl. Tiemann, R., 2002a, Handwerkszeug empirischer Sozialforschung, S. t013.4.
7

2.1. DIE FRAGESTELLUNG
Person untersucht. Dabei wird unterstellt, dass die Länge der Partner-
schaft einen direkten Einfluss auf die Zufriedenheit der Partnerschaft hat.
Hypothese 2 (H2):
Je mehr Unterstützung die Teilnehmer von anderer Seite er-
fahren, desto eher können diese ihrem Kind und ihrem Part-
ner gleichermaßen gerecht werden.
Die zweite Hypothese geht näher auf die sozialen Kontakte der Teil-
nehmer ein und stellt die erfahrene Hilfestellung seit der Geburt des ers-
ten Kindes in den Vordergrund. Dabei werden verschiedene Personen aus
dem sozialen Umfeld des Befragten einbezogen. Auch der Partner des Be-
fragten wurde dabei genannt. Der Partner ist der wertvollste Merkmals-
träger dieser Personengruppen. In einer separaten Auswertung konnten
dadurch wichtige zusätzliche Informationen zur Partnerschaft gewonnen
werden.
Hypothese 3 (H3):
Je leichter die Anpassung an den Schlafrhythmus des Kindes
fällt, desto weniger werden fehlende Zärtlichkeiten mit dem
Partner geäußert.
Der dritten Hypothese liegt der Gedanke zu Grunde, dass sich ein er-
holsamer Schlaf positiv auf das allgemeine Wohlbefinden auswirkt. Das
Wohlbefinden wiederum steht im Zusammenhang mit der körperlichen
Ausgeglichenheit. Ohne Schlafdefizit und mit einem wohligen Körperge-
fühl ist die eigene körperliche Attraktivität eher vorhanden als ohne diese
Elemente. Es wird hierbei angenommen, dass sich Ausgeglichenheit posi-
tiv auf den Austausch von Zärtlichkeiten und dem Bedürfnis nach diesen
mit dem Partner niederschlägt.
Es wurden mehrere Variablen in den Fragebogen eingearbeitet, die
es ermöglichen, die eben genannten Hypothesen formal zu prüfen. Das
Ziel, eine respektable Teilnehmerzahl zur Teilnahme zu bewegen, konn-
te erreicht werden. Bevor die empirische Phase erläutert wird, soll im
8

2.2. BISHERIGE STUDIEN
nächsten Abschnitt zuerst ein Überblick zu bisherigen Studien in der
Eltern-Kind-Forschung gegeben werden.
2.2
Bisherige Studien
In diesem Abschnitt sollen die für diese Arbeit wichtigsten Ergebnisse aus
Forschung und Wissenschaft erläutert werden. Im fließenden Übergang
werden an späterer Stelle weitere Forschungsergebnisse in vergleichender
Weise eingearbeitet.
2.2.1
Familiensoziologie
Der gemeinsame partnerschaftliche Weg zum ersten Kind ist von vie-
len Einflüssen geprägt. Die erste maßgebliche Entscheidung für einen
gemeinsamen Weg ist die Partnerwahl. Ihr folgt der Beschluss, für un-
bestimmte Zeit an der Seite des jeweils anderen zu leben. Ob diese Zeit
nun durch eine Heirat oder als nicht-eheliche Lebensgemeinschaft erlebt
wird beziehungsweise wurde, ist für die folgenden Untersuchungen nicht
von Belang. Zudem wird von vielen Paaren berichtet, dass der Unter-
schied zwischen dem Eheleben und dem vor-ehelichen Zusammenleben
nicht als gravierend empfunden wird
9
. Aus dem gerade angesprochenen
Zusammenleben heraus entwickelt sich häufig der Wunsch, sich zu ei-
ner Familie zu erweitern und dies durch ein oder mehrere gemeinsame
Kinder in die Tat umzusetzen. Die funktionalistische Rollentheorie stellt
an diesem Punkt gesellschaftliche Zwänge und soziale Erwartungen zur
Diskussion
10
. Laut Funktionalismus ist dadurch das Handeln determi-
niert und mit der Übernahme einer Position - in diesem Fall die Position
der Mutter beziehungsweise des Vaters - an ein bestimmtes Rollenverhal-
tensmuster gebunden. Biologisch gesehen muss jedoch zuerst eine weitere
Hürde genommen werden. Es müssen beide Partner mit Fruchtbarkeit ge-
9
Vgl. Reed, M. J., 2006, Not Crossing the ,,Extra Line": How Cohabitors With
Children View Their Unions, S. 1125.
10
Vgl. Hill, P. B., Kopp, J., 2004, Familiensoziologie, S. 95.
9

2.2. BISHERIGE STUDIEN
segnet sein, um den Wunsch nach Kindern aus eigenem Antrieb in die Tat
umsetzen zu können. Sollte dies nicht der Fall sein, wären weitere Hürden
wie beispielsweise eine künstliche Befruchtung, eine Adoption oder das
Heranziehen einer Leihmutter zu bewältigen. Wenn die eben genannten
Voraussetzungen erfüllt sind, so kann nach einer Schwangerschaft und mit
der Geburt des ersten Kindes ein gemeinsames Familienleben begonnen
werden.
Im weiten Feld der Soziologie handelt es sich bei der Familiensozio-
logie um ein spezielles Fachgebiet. Es betrachtet die Familie in ihrer Be-
deutung für das Individuum und die Gesellschaft gleichermaßen. Wobei
sowohl eine Mikro als auch eine Makroperspektive eingenommen wird,
jedoch das Hauptaugenmerk auf kollektiven Besonderheiten liegt. Dabei
findet die Netzwerktheorie genauso Erwähnung wie die Interaktionstheo-
rie, die Austauschtheorie oder der Rational-Choice-Ansatz.
In der Familiensoziologie wurden bereits sehr früh Studien und Nach-
forschungen zum Übergang der Partnerschaft zur Elternschaft durchge-
führt. Bereits ab dem Jahre 1949
11
entstanden erste Arbeiten zu diesem
Thema. Der Übergang zur Elternschaft ist mit vielen Veränderungen und
Belastungen
12
für Eltern durchzogen. So ist beispielsweise die häusliche
Arbeitsteilung
13
eine Herausforderung für Paare und Eltern. Mehrere Un-
tersuchungen bestätigen, dass sich Männer mit zunehmender Dauer der
Partnerschaft aus dem vor allem typisch weiblichen Feld der Hausarbeit
zurückziehen. Dieses Phänomen wird durch die Honeymoon-Hypothese
erklärt
14
. Je länger eine Beziehung dauert, umso kleiner ist der Beitrag,
den der Mann zur Erledigung der im Haushalt anfallenden Aufgaben bei-
steuert. Notgedrungen übernehmen dadurch immer häufiger die Frauen
die nun auch noch umfangreichere, anfallende Hausarbeit.
Der Familienforscher Wassilios E. Fthenakis untersuchte 2002 den
11
Vgl. Fthenakis, W. E., et al., 2002, Paare werden Eltern, S. 16.
12
Vgl. Nomaguch, M. K., Milkie, A. M., 2003, Costs and Rewards of Children, S.
358.
13
Vgl. Peuckert, R., 2005, Familienformen im sozialen Wandel, S. 142.
14
Vgl. Künzler, J., 2000, Familiale Arbeitsteilung, S. 127.
10

2.2. BISHERIGE STUDIEN
Übergang von der Partnerschaft zur Elternschaft in einer groß angeleg-
ten Längsschnittstudie
15
. Dabei befragte er Eltern bereits vom Übergang
der Elternschaft an, bis drei Jahre nach der Geburt des ersten Kindes
und weiterer Kinder. Aus vor allem sozialpsychologischer Sicht, wurden
mehrere Fragebögen zu verschiedenen Themenkomplexen wie Schwan-
gerschaftsbewältigung, Kontextfaktoren, Partnerschaftsentwicklung oder
beispielsweise Zufriedenheitskonzepte erstellt, die dann zu fünf Messzeit-
punkten
16
T1
bis T5 abgefragt wurden. Eine Längsschnittstudie ist das
geeignetste Instrument
17
, um den Übergang zur Elternschaft und seine
Folgen für den Alltag und das Leben der Familie zu untersuchen. Sind
die Mittel für eine solche Durchführung vorhanden, gibt es nahezu keine
treffendere Alternative. Der Vorteil an Längsschnittstudien liegt vor al-
lem in der Möglichkeit, zu festgelegten Zeitpunkten jeweils aktuelle und
dadurch kaum verzerrte Einblicke in das jeweilige Forschungsthema zu
bekommen.
2.2.2
Partnerschaftsentwicklung
In diesem Abschnitt werden prägende Aspekte für die Partnerschaftsent-
wicklung dargestellt. Dazu zeigt Abbildung 2.1 übersichtlich die Momen-
te der Partner- beziehungsweise Elternschaft, die gemeinsam ein Span-
nungsdreieck bilden.
In diesem Modell werden generelle Rahmenbedingungen für eine El-
ternschaft mit drei Elementen erklärt. Es handelt sich dabei erstens um
die Gestaltung der Vater- und Mutterrolle, zweitens um die Zweierbe-
ziehung heute
und drittens um die Elternschaft heute. Das durch diese
drei Aspekte gespannte Dreieck ist grundlegend von den geschlechtsspezi-
fischen Verhaltens- und Erlebensweisen
gesteuert. Je entschiedener sich
Mann und Frau vor der Geburt an den Beziehungsleitbildern von Au-
15
Vgl. Fthenakis, W. E., et al., 2002, Paare werden Eltern.
16
T1 = 26.-39. Schwangerschaftswoche, T2 = 6.-8. Lebenswoche, T3 = 3.-4. Le-
bensmonat, T4 = 18. Lebensmonat, T5 = 34. Lebensmonat.
17
Vgl. Schulz, F., Blossfeld, H.-P., 2006, Wie verändert sich die häusliche Arbeits-
teilung im Eheverlauf?, S. 24.
11

2.2. BISHERIGE STUDIEN
tonomie
und Selbstverwirklichung orientiert haben, um so umfassender
müssen sie sich nach der Geburt umorientieren. Die hier angesproche-
nen Veränderungen unterliegen vor allem den Wunsch- und Leitbildern
der Eltern, denen sie zu Zeiten der Zweierbeziehung noch eher gerecht
werden konnten. Durch die Geburt eines Kind verändert sich die Be-
ziehungssituation der Eltern und die vorherigen Vorstellungen müssen
zügig angepasst werden. Momente, die eine autonome Lebensgestaltung
begrenzen und verändern, entstehen vor allem durch die konkrete Form
der Kinderbetreuung, die Erziehungsvorstellungen und die gesellschaftli-
chen Rahmenbedingungen.
Abbildung 2.1:
Zweierbeziehung und Partnerschaft
18
Das Schaubild zeigt zudem, dass das Konfliktpotential in einer Zwei-
erbeziehung in dem Maße zunimmt, wie sich Paare in ihrer konkreten Rol-
lengestaltung von den traditionellen Rollenbildern entfernen
19
. Im Vor-
dergrund steht nicht selten das Gefühl der Zerrissenheit zwischen neuen
18
Vgl. Bullinger, H., 1988: Wenn Paare Eltern werden, S. 95.
19
Vgl. Reim, D., 1990, Frauen berichten vom Kinderkriegen, S. 102ff.
12

2.2. BISHERIGE STUDIEN
und alten Verhaltensweisen mit den daraus resultierenden Zerreißproben
in der Mann-Frau-Beziehung.
Das vom Dreieck eingefasste Rechteck beinhaltet die geschlechtsspe-
zifischen Erlebens-, Wahrnehmungs- und Verhaltensweisen. Die Berüh-
rungspunkte, die Frauen und Männer teilen, scheinen häufig different zu
sein. Insbesondere die beiden Aspekte Stillen und Sexualität sind für
Frauen mit körperlichen Veränderungen und einer neuen Vorstellung von
Körperlichkeit verbunden. Das Stillen kann als intime Beziehung zwi-
schen der Mutter und dem Kind angesehen werden
20
, welches in gewisser
Weise auch die sexuelle Beziehung zwischen Mutter und Vater beeinflusst.
An dieser Stelle liegen die Parallelen zur dritten Hypothese nahe. Der
Einfluss des Kindes auf die freie Zeiteinteilung der Eltern wirkt sich auf
deren Erholungsmomente aus. Je zufriedener nun die Eltern mit diesen
Erholungsmomenten sind, desto eher sind sie auch bereit und zeitlich
dazu in der Lage, mit dem Partner Zärtlichkeiten auszutauschen.
2.2.3
Übergang zur Elternschaft
Der Übergang zur Elternschaft unterliegt vielen Veränderungen, die sich
in unterschiedlicher Weise auf verschiedene Lebensbereiche niederschla-
gen. Abbildung 2.2 zeigt positive und negative Veränderungen, die mit
der Geburt eines Kindes einhergehen können sowie jeweils zugeschriebene
Attribute.
20
Vgl. Almeida, M. D., et al., 1999, Daily Transmission of Tensions between Marital
Dyads and Parent-Child Dyads, S. 59.
13

2.2. BISHERIGE STUDIEN
Abbildung 2.2:
Partnerschaftsentwicklung im Übergang zur Eltern-
schaft
21
14

2.2. BISHERIGE STUDIEN
Mit diesem zweiten Modell werden auch sozialpsychologische Einflüs-
se berücksichtigt. Dieses Pfadmodell zeigt, dass sich die Reichweite der
elterlichen Partnerschaft unterschiedlich auswirkt.
Unmittelbar nach der Ankunft des ersten Kindes ist die Belastung
und Beanspruchung für die Eltern relativ einschneidend. Die Übernahme
der Elternrolle zieht sich durch die gesamte Lebensplanung. Eingespielte
Alltagsroutinen des Paares müssen neu angepasst und strukturiert wer-
den. Hierzu tragen auch der Verlust sozialer Rollen, Einschränkungen von
Freizeitaktivitäten und der Kontakt zu Freunden oder der Ausstieg aus
dem Beruf bei. Soziale Kontakte erfahren häufig eine Umgestaltung, die
sich weniger in einer Verkleinerung des sozialen Netzwerkes niederschlägt.
Vielmehr findet eine Umstrukturierung und ein Wandel der Funktionen
der Mitglieder dieses Netzwerkes statt.
Aufkommende Unzufriedenheit mit der gewandelten Situation kann
sich auf die unterschiedlichsten Partnerschafts- und Lebensbereiche be-
ziehen. Bei vielen Müttern, die ihre Berufstätigkeit reduziert oder voll-
ständig aufgegeben haben, stellt sich eine Unzufriedenheit mit der eige-
nen beruflichen Situation ein. Für die Väter bildet der Beruf hingegen
eine Ressource; berufliche Zufriedenheit des Mannes mindert die Belas-
tungen, die sich aus der Elternrolle ergeben
22
.
Durch den Verlust der Zweisamkeit, aber auch durch die Einschrän-
kungen der Sexualität in den ersten Wochen und Monaten nach der Ent-
bindung, ändert sich auch die Paarbeziehung unmittelbar. Wie bereits
im vorherigen Abschnitt beschrieben, sind Frauen und Männer in un-
terschiedlichem Maße von diesen Veränderungen betroffen. Die Verän-
derungen, die im Übergang zur Elternschaft stattfinden, können jedoch
auch von Mitgliedern des sozialen Netzwerkes mitgetragen werden. Die
dadurch für die Eltern entstehenden Entlastungen geben wiederum Res-
sourcen frei. Letztere können beispielsweise in dem Ausleben individueller
Bedürfnisse beobachtet werden.
21
Vgl. ebenda, S. 448.
22
Vgl. Fthenakis, W. E., et al., 2002, Paare werden Eltern, S. 451ff.
15

2.2. BISHERIGE STUDIEN
Je nach Unterstützungsprozess
23
werden unterschiedliche Bereiche des
Lebens, durch Personen aus dem eigenen sozialen Netzwerk, mitgetragen.
Den größten Teil der Hilfeleistungen decken Menschen aus dem engeren
Familienkreis ab.
23
Vgl. Diewald, M., et al., 2006, Familie und soziale Netzwerke, S. 10ff.
16

Kapitel 3
Die empirische Phase
3.1
Die Datenerhebungsmethode
Das Instrumentarium der Datenerhebung
24
in den Sozialwissenschaften
ist umfangreich. Persönliche Befragung im Interview, Beobachtung, Ex-
periment oder Fragebogen, in vielfacher Weise lassen sich Situationen,
Tatbestände sowie soziale Unregelmäßigkeiten und Regelmäßigkeiten über-
prüfen beziehungsweise erheben.
Das Erhebungsinstrument dieser Studie ist ein Online-Fragebogen,
der auf einer Papierversion basiert. Die Umsetzung als elektronische Ver-
sion beinhaltet einige Vorteile für den Befragten selbst sowie für die aus-
wertende Person. Die informationstechnischen Vorgänge sollen an dieser
Stelle nicht im Detail beleuchtet werden
25
. Zum besseren Verständnis
wird jedoch an dieser Stelle ein kleiner Einblick gegeben.
Der Vorteil einer Online-Befragung liegt in erster Linie an der zentral
zusammenlaufenden Datenbank und der für alle Teilnehmer zugänglichen
Internetseite. Man sammelt die Informationen somit an genau einer Stel-
le und kann diese dort wieder abrufen. Der Teilnehmer trägt seine Ant-
worten in eine Art vorgefertigtes Formular ein oder wählt bequem die
24
Vgl. Tiemann, R., 2002a, Handwerkszeug empirischer Sozialforschung, S. t111.2.
25
Das Online-Formular wurde in php-script programmiert, wobei im Hintergrund
eine phpMyAdmin-Datenbank geschaltet wurde.
17

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783836625630
Dateigröße
1.9 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main – Gesellschaftswissenschaften, Soziologie
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
1,0
Schlagworte
kinder netzwerke unterstützung partnerschaft elternschaft
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Titel: Transformation Partnerschaft-Elternschaft in den ersten sechs Jahren des erstgeborenen Kindes
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