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Sprachrohr der Auslandschinesen in Europa?

Die Monatszeitung Europe Business & Lifestyle aus Hamburg

©2008 Magisterarbeit 91 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Im November des Jahres 2004 trafen sich in Frankfurt am Main zirka 100 Herausgeber und Vertreter chinesischsprachiger Zeitungen aus Europa, um sich über Lage und Ziele der chinesischsprachigen Presse in Europa auszutauschen. Diskutiert wurde unter anderem eine Kooperation von Medienprojekten auf wirtschaftlicher Ebene sowie ein Zusammenschluss aller chinesischen Zeitungen, welche in Europa herausgegeben werden.
Xu Bo, Vertriebsleiter der Chinesischen Handelszeitung,verglich die Situation der chinesischen Auslandspresse mit der Zeit der Streitenden Reiche im antiken China. Bisher konnten sich in Deutschland die chinesischsprachigen Zeitungen mühelos behaupten. Doch durch die Neugründung einiger Blätter in den letzten Jahren entstand ein Konkurrenzkampf um Leser und Anzeigenmarkt. So gründete im Jahr 2003 die Hamburger Reisegesellschaft Caissa Touristic Group AG die Monatszeitung Europe Business & Lifestyle (im Folgenden durch die Buchstaben EBL abgekürzt).
Was hat den Gründer und Vorstandsvorsitzenden der Caissa Touristic Group, Mang Chen (??), bewogen, eine weitere chinesischsprachige Zeitung in Europa ins Leben zu rufen? An welche Zielgruppe ist die Zeitung gerichtet, welche inhaltlichen Schwerpunkte setzt sie, wird sie ihrem Namen einer Wirtschafts- und Lifestyle-Zeitung gerecht und welche kommerziellen Ziele verfolgt das Unternehmen Caissa mit ihr? Antworten auf diese Fragen möchte die vorliegende Arbeit liefern und bedient sich dabei den Methoden der Inhaltsanalyse, um die formalen sowie inhaltlichen Entwicklungen der Zeitung kenntlich zu machen. Maßgeblich soll untersucht werden, inwieweit die EBL als Sprachrohr für Auslandschinesen in Europa angesehen werden kann und welche politische Einstellung sie vertritt.
Als Untersuchungseinheit dienen die Ausgaben der ersten zwei Jahrgänge, welche am deutlichsten grundlegende Veränderungen in Form und Inhalt der Zeitung aufweisen und die inhaltliche Schwerpunktverschiebung seitens der Redaktion dokumentieren. Zusätzlich werden zwei aktuellere Ausgaben ausgewertet, um die formale Inhaltsanalyse zu vervollständigen.
Zum Auftakt soll die Gründung der EBL und die Erstausgabe kurz beleuchtet und die Zielsetzung des Herausgebers Mang Chen sowie des Chefredakteurs Baoshe Fan dargelegt werden.
Im folgenden Abschnitt werden die Ausgaben auf formale Merkmale hin untersucht. Die quantitative Inhaltsanalyse soll die praktische Umsetzung der Zielvorgaben durch die Redaktion erkennbar […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Ya Ming Li
Sprachrohr der Auslandschinesen in Europa?
Die Monatszeitung Europe Business & Lifestyle aus Hamburg
ISBN: 978-3-8366-2545-6
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland, Magisterarbeit, 2008
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung...1
2. Zur Entstehungsgeschichte der
European Business & Lifestyle...
3
3. Inhaltsanalyse der
Europe Business & Lifestyle...
5
3.1 Methodik...5
3.2 Die quantitative Inhaltsanalyse...6
3.2.1 Allgemeines und Layout...6
3.2.2 Die Rubriken und ihre Gewichtung...9
3.2.3 Die Anzahl der Artikel innerhalb der Rubriken ...29
3.2.4 Eingestellte Rubriken...33
3.2.5 Der Bildanteil...35
3.2.6 Der Werbeanteil...38
3.2.7 Die Ausgaben 41 und 42...50
3.3 Zwischenergebnis...55
3.4 Die qualitative Inhaltsanalyse...60
3.4.1 Einblick in die Zeitung
Southern Weekly
...61
3.4.2 Datenerhebung und Kategorienbildung...63
3.4.3 Die Berichterstattung über das Auslandsstudium...66
3.4.4 Die Berichterstattung über Japan...74
4. Ergebnis mit Ausblick...77
5. Anhang...81
6. Literaturverzeichnis...85

1
1. Einleitung
1. Einleitung
1. Einleitung
1. Einleitung
Im November des Jahres 2004 trafen sich in Frankfurt am Main zirka 100 Herausgeber und
Vertreter chinesischsprachiger Zeitungen aus Europa, um sich über Lage und Ziele der
chinesischsprachigen Presse in Europa auszutauschen. Diskutiert wurde unter anderem eine
Kooperation von Medienprojekten auf wirtschaftlicher Ebene sowie ein Zusammenschluss
aller chinesischen Zeitungen, welche in Europa herausgegeben werden.
1
Xu Bo, Vertriebsleiter der
Chinesischen Handelszeitung
(
), verglich die Situation der
chinesischen Auslandspresse mit der "Zeit der Streitenden Reiche"
2
im antiken China. Bisher
konnten sich in Deutschland die chinesischsprachigen Zeitungen mühelos behaupten. Doch
durch die Neugründung einiger Blätter in den letzten Jahren entstand ein Konkurrenzkampf
um Leser und Anzeigenmarkt. So gründete im Jahr 2003 die Hamburger Reisegesellschaft
Caissa Touristic Group AG
(
) die Monatszeitung
Europe Business & Lifestyle
(
, im Folgenden durch die Buchstaben
EBL
abgekürzt).
Was hat den Gründer und Vorstandsvorsitzenden der
Caissa Touristic Group,
Mang Chen
3
(
), bewogen,
eine weitere chinesischsprachige Zeitung in Europa ins Leben zu rufen? An
welche Zielgruppe ist die Zeitung gerichtet, welche inhaltlichen Schwerpunkte setzt sie, wird
sie ihrem Namen einer Wirtschafts- und Lifestyle-Zeitung gerecht und welche kommerziellen
Ziele verfolgt das Unternehmen
Caissa
mit ihr? Antworten auf diese Fragen möchte die
vorliegende Arbeit liefern und bedient sich dabei den Methoden der Inhaltsanalyse, um die
1
Vgl.: You (2004), S. 19.
2
Die Epoche der Streitenden Reiche erstreckte sich von Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. bis ins Jahr 221 v. Chr.
und endete mit der Einigung Chinas als Kaiserreich. Die Streitenden Reiche bildeten die Staaten Han, Wei, Zhao
(die aus der Aufteilung des Staates Jin hervorgingen), das alte mächtige Reich Qu, Yan, Qin und Chu, vgl.:
Gernet (1979), S. 62-63.
3
Die Verfasserin entschied sich für die deutsche Schreibweise des chinesischen Namens im Falle der
Pinyin
-
Umschrift mit der Reihenfolge Vorname, Name, um Missverständnisse bei deutschen Lesern zu vermeiden.
Zudem fand sich diese Schreibweise auch in der deutschen Sekundärliteratur. Die chinesische Schreibweise mit
Voranstellung des Familiennamens wird bei Verwendung von chinesischen Schriftzeichen beibehalten, um
wiederum chinesische Leser nicht zu verwirren.

2
formalen sowie inhaltlichen Entwicklungen der Zeitung kenntlich zu machen. Maßgeblich soll
untersucht werden, inwieweit die
EBL
als Sprachrohr für Auslandschinesen in Europa
angesehen werden kann und welche politische Einstellung sie vertritt.
Als Untersuchungseinheit dienen die Ausgaben der ersten zwei Jahrgänge, welche am
deutlichsten grundlegende Veränderungen in Form und Inhalt der Zeitung aufweisen und die
inhaltliche Schwerpunktverschiebung seitens der Redaktion dokumentieren. Zusätzlich
werden zwei aktuellere Ausgaben ausgewertet, um die formale Inhaltsanalyse zu
vervollständigen.
Zum Auftakt soll die Gründung der
EBL
und die Erstausgabe kurz beleuchtet und die
Zielsetzung des Herausgebers Mang Chen sowie des Chefredakteurs Baoshe Fan (
)
dargelegt werden.
Im folgenden Abschnitt werden die Ausgaben auf formale Merkmale hin untersucht. Die
quantitative Inhaltsanalyse soll die praktische Umsetzung der Zielvorgaben durch die
Redaktion erkennbar machen und Aussagen über Zielgruppe, Aufbau der Zeitung, inhaltliche
Schwerpunktsetzung sowie kommerzielle Aspekte der Monatzeitung ermöglichen. Hierfür
werden hauptsächlich äußerliche Merkmale der Zeitung mittels der Methode der
Inhaltsanalyse empirisch ausgewertet.
Das Zwischenergebnis fasst die gewonnnen Erkenntnisse zusammen und interpretiert sie. Die
politische Ausrichtung der
EBL
soll im folgenden qualitativen Teil näher untersucht werden.
Ferner wird geprüft, ob sie tatsächlich als Sprachrohr für Auslandschinesen angesehen werden
kann.
Die Autorin vermutet, dass die in Hamburg ansässige Monatszeitung durchaus unabhängig
von der politischen Führung Chinas berichtet, möglicherweise sogar systemkritischen
Auslandschinesen eine Plattform bietet.
Daher soll im folgenden Abschnitt kurz eine Zeitung aus der Volksrepublik vorgestellt
werden, um augenscheinliche Gemeinsamkeiten oder Unterschiede in Hinblick auf
Themenauswahl und Artikelüberschriften erkennbar zu machen.

3
Um zu prüfen, inwiefern die
EBL
als Sprachrohr von Auslandschinesen angesehen werden
kann, folgt im Anschluss die eingehende qualitative Analyse von
EBL
-Artikeln mit dem
Schwerpunkt "Leben der Auslandsstudenten". Die politische Einstellung der
EBL
wird mittels
einer qualitativen Inhaltsanalyse von Zeitungsartikeln untersucht, die sich Chinas
Nachbarstaat Japan widmen.
Die gewonnenen Ergebnisse und Eindrücke werden am Schluss zusammengefasst und
erläutert. Ein Kommentar mit Verbesserungsvorschlägen hinsichtlich formalen Aspekten, mit
zukünftigen Entwicklungsaussichten sowie einem Themenvorschlag für eine weitere
wissenschaftliche Untersuchung sollen die Arbeit abschließen.
Die Artikel der
EBL
wurden ausschließlich in vereinfachten Schriftzeichen verfasst, wobei
chinesische Langzeichen gelegentlich in Artikel-Überschriften vorzufinden sind. Die
vorliegende Arbeit bedient sich gänzlich der modernen, vereinfachten chinesischen
Schreibweise und der
Pinyin
-Umschrift.
2. Zur Entstehungsgeschichte der
2. Zur Entstehungsgeschichte der
2. Zur Entstehungsgeschichte der
2. Zur Entstehungsgeschichte der
European
European
European
European Business & Lifestyle
Business & Lifestyle
Business & Lifestyle
Business & Lifestyle
Die Erstausgabe der
European Business & Lifestyle
erschien am 1. Oktober 2003 zum
Nationalfeiertag der Volksrepublik. Anlässlich des Feiertages gratulieren unter anderem die
Redaktion der
EBL
sowie
die Reisegruppe
Caissa
zum 54-jährigen Bestehen der
Volksrepublik. Die bunte Anzeige enthält neben Abbildungen vom Eingang der Verbotenen
Stadt, dem Mao-Porträt sowie dem Platz des Himmlischen Friedens auch einen Auszug aus
der Nationalhymne sowie einen patriotischen Begleittext, um die Treue zur Volksrepublik
China zu bekräftigen. Diese überschwänglichen Worte lassen eine systemkritische
Berichterstattung vorerst unwahrscheinlich erscheinen:
"Wenn die imposante Nationalhymne erklingt, die chinesische Fahne schwingt, gerät das Blut
der Chinesen in Wallungen. Gleiches Blut und gleiche Herkunft vereinen die Chinesen in der
ganzen Welt. Weder Stunden noch Jahreszeiten können trennen, was letztlich
zusammengehört.

4
Anlässlich des 54. Nationalfeiertags möchten wir als Vertreter sämtlicher Auslandschinesen in
Europa dem Mutterland Folgendes wünschen: Die herrliche Volksrepublik China möge weiter
gedeihen und erblühen."
4
Sehr deutlich ist hierbei bereits ein nationalistischer Ansatz der Zeitung festzustellen.
EBL
-
Chefredakteur Baoshe Fan erläuterte gegenüber dem internationalen Medien-Magazin
Papergram
die Zielsetzung der Redaktion und offenbarte ebenso die patriotische Gesinnung
der Redaktion.
Die
EBL
vertrete die Interessen der Auslandschinesen, so Fan, den europäischen Politikern
solle die wirtschaftliche Bedeutung der Auslandschinesen vor Augen geführt werden, die
"eben nicht nur ein Restaurant betreiben, sondern mit eigenen Firmen etwas für die Wirtschaft
tun".
5
Gleichzeitig fungiere die Zeitung selbstverständlich als Informationsquelle für
Überseechinesen, um sich mit Politik, Kultur und dem Lifestyle Europas vertraut zu machen.
Durch die Monatszeitung möchte Verleger Chen auf die neue Garde chinesischer
Geschäftsleute in Europa aufmerksam machen und die Bedeutsamkeit der chinesischen
"Community" in Europa stärken: "Wir sind gute Steuerzahler, machen keine Skandale.
Vielleicht nimmt man uns deshalb nicht ernst",
6
äußerte er sich gegenüber dem Medien-
Magazin
Papergram
.
Die Motivation des Verlegers Mang Chen zur Gründung einer Zeitung im Jahr 2003 bestand
demnach aus dem Wunsch den Einfluss von Auslandschinesen, insbesondere den von
chinesischen Geschäftsleute sowie den Zusammenhalt der Chinesen in Europa zu stärken. Aus
diesem Grund dient die Zeitung laut Chefredakteur Fan nicht nur als Informationsquelle für
4
, , . ,
, , ... , ,
. , , ,
: , !
5
Siehe: Beerlage (2005), S. 26.
6
Siehe: Beerlage (2005), S. 26.

5
Auslandschinesen, sondern stellt auch ein Sprachrohr für Chinesen dar, um sich in Europa
Gehör zu verschaffen. Zudem ließ die Erstausgabe mit einer überschwänglichen Gratulation
an die Volksrepublik China zum Nationalfeiertag eine patriotische Grundeinstellung
erkennen.
Nachdem nun die Zielsetzung der Zeitung im Ansatz bekannt ist, besteht der folgende Teil aus
einer quantitativen Inhaltsanalyse der Monatszeitung, um die praktische Umsetzung des
Blattes zu untersuchen.
3. Inhaltsanalyse der
3. Inhaltsanalyse der
3. Inhaltsanalyse der
3. Inhaltsanalyse der
European Busi
European Busi
European Busi
European Business & Lifestyle
ness & Lifestyle
ness & Lifestyle
ness & Lifestyle
Gegenstand der Analyse bilden die ersten 24 Exemplare der Monatszeitung, da innerhalb
dieses Zeitraums augenscheinlich die bedeutsamsten Umgestaltungen der Zeitung stattfanden.
Nach dieser Periode scheint sich der Aufbau der Zeitung kaum verändert zu haben. Der
Vollständigkeit halber werden die empirischen Ergebnisse mit den Daten der Ausgaben 41
sowie 42 (Februar und März 2007) verglichen.
3.1. Methodik
3.1. Methodik
3.1. Methodik
3.1. Methodik
Mittels der Methoden der Inhaltsanalyse möchte die Verfasserin der vorliegenden Arbeit die
Entwicklung der
Europe Business and Lifestyle
untersuchen und interpretieren. Für die
quantitative Analyse werden die empirischen Methoden von Klaus Merten
7
und Werner Früh
8
zu Rate gezogen. Für die Kategorienbildung und Strukturierung der qualitativen
Inhaltsanalyse werden die grundlegenden Techniken aus den Werken von Gernot Wersig
9
,
Holger Rust
10
und Philipp Mayring
11
zur Orientierung genommen.
7
Vgl.: Merten (1983).
8
Vgl.: Früh (1981).
9
Vgl.: Wersig (1968).
10
Vgl.: Rust (1981).
11
Vgl.: Mayring (1997).

6
Nach einer kurzen Vorstellung der
Europe Business & Lifestyle
erfolgt die quantitative
Untersuchung der Zeitung mit Hinblick auf folgende Schwerpunkte: Gewichtung der
Ressorts, Entwicklung der unregelmäßigen Rubriken, Anzahl der Artikel, Gestaltung der
Titelseite, Themenaufteilung der Rubrik Lifestyle, Relation von Text, Bild und Werbung
zueinander mit Berücksichtigung der
Caissa-
Eigenwerbung sowie des ganzseitigen
Anzeigenteils. Als Maßeinheit der Datenerhebung wird cm² verwendet. Die bisherigen
Ergebnisse werden im Zwischenfazit dargelegt.
Eine qualitative Inhaltsanalyse im Anschluss soll die politische Ausrichtung der Zeitung
verdeutlichen und dient dazu, die eingangs gestellten Fragen in Hinblick auf den Inhalt des
Blattes bestmöglichst zu beantworten.
Dazu wird vorab eine chinesische Zeitung aus der Volksrepublik vorgestellt und ihr Konzept
bezüglich Form und Aufbau dem der
EBL
gegenübergestellt. Des Weiteren werden Artikel
über das Leben von chinesischen Austauschsstudenten in Europa und Artikel über Japan
untersucht.
In erster Linie liegt der Schwerpunkt der Arbeit auf den formalen und inhaltlichen Aspekten
der Monatszeitung
European Business & Lifestyle
. Nähere Erläuterungen zu rechtlichen
Rahmenbedingungen für die Herausgabe einer chinesischsprachigen Zeitung in Deutschland
oder
Europa
sowie
direkte
Vergleiche
zu
weiteren
in
Europa
erschienenen
chinesischsprachigen Zeitungen sind nicht Gegenstand meiner Untersuchung.
3.2. Die Quantitative Inhaltsanalyse
3.2. Die Quantitative Inhaltsanalyse
3.2. Die Quantitative Inhaltsanalyse
3.2. Die Quantitative Inhaltsanalyse
3.2.1 Allgemeines und Layout
Laut Impressum ist die
EBL
"eine allgemeine, monatlich erscheinende, chinesischsprachige
Wirtschaftszeitung"
12
, sie erscheint stets zum Ersten des Monats europaweit, Herausgeber ist
die
Caissa Touristic (Group) AG
mit Sitz in Hamburg. Der chinesische Titel
Jingji shishang
daobao
erscheint schnörkellos und schlicht in chinesischen Langzeichen (
) in der
12
.

7
Kopfzeile. Unter der Aufschrift befindet sich der Leitspruch der
EBL
: "Neutral (
), kurz
und bündig (
), gewissenhaft (
), zeitgemäß (
)". Ab der sechsten Ausgabe wurde der
Begriff "neutral" durch das Wort "objektiv" (
) ausgetauscht.
Das Layout wirkt durch die überwiegend schlicht gehaltenen Artikelüberschriften und
unauffälligen Bilder besonders aufgeräumt und sachlich. Die Titelseite und die Seite Zwei
(entsprechen die Rubrik Politik (
)), die Rubriken Lifestyle (
/
), Reise
(
) und Unterhaltung (
) sind farbig bedruckt. Das Papier ist robust und nicht
außerordentlich dünn, es gleicht dem der deutschen Tageszeitungen. Für gewöhnlich befinden
sich auf der Titelseite ein bis zwei großflächige Werbeanzeigen. Diese Anzeigen werden
jedoch stets in der unteren Seitenhälfte dezent platziert und vermitteln dem Leser nicht den
Eindruck, dass es sich bei der
EBL
um ein reines Werbe- oder Anzeigenblatt handelt.
Die Zeitung startete mit einer Auflage von 30.000 Exemplaren, doch bereits ab der fünften
Ausgabe verdreifachte sich die Zeitungsauflage, wie aus der folgenden Grafik ersichtlich. Mit
der neunten Ausgabe erreichte sie dann ihre derzeitige Auflagenstärke von 115.000
Exemplaren pro Monat. Der Umfang schwankte anfangs zwischen 16, 18 und 20 Seiten. Erst
mit der zehnten Ausgabe konnte sich ein Zeitungsumfang von 20 Seiten durchsetzen, der für
die folgenden Nummern beibehalten wurde.
Grafik 1: Auflagenstärke sowie Umfang der einzelnen Ausgaben
Das Format der Monatszeitung beträgt 40 cm x 57 cm, dem eine reine bedruckte Fläche von

8
1.788,5 cm² (36,5 cm x 49 cm) zukommt. Vom Format her ähnelt sie der deutschen
Wochenzeitung
Die ZEIT
(36 cm x 52 cm), welche ebenfalls in Hamburg herausgegeben
wird. Mit Druck und Vertrieb wurde die Hamburger Mediengesellschaft
Axel Springer AG
beauftragt.
Der Preis pro Ausgabe beträgt 1,50 in Deutschland und 1,90 im Ausland, wobei sie
günstiger zu beziehen ist als die beiden weiteren chinesischsprachigen Zeitungen aus Europa,
New World
(
) und
Chinese European Post
(
), welche jeweils 2 kosten.
13
EBL
liegt mit der Wochenzeitung
Huashang Bao
(
) für 1,80 im gleichen Preisniveau.
Auf den ersten Blick vermittelt die
Europe Business & Lifestyle
also mit schlichten
Titelüberschriften und sparsamem, unaufdringlichem Bildmaterial einen sachlichen Eindruck.
Das Material erscheint solide, die Aufbereitung der bunten Titelseite qualitativ hochwertig.
Die
EBL
vermittelt nicht den Eindruck, als sei sie ein reines Werbe- oder Anzeigenblatt.
Die
EBL
bezeichnet sich laut Impressum selbst als allgemeine Wirtschaftszeitung.
Festzuhalten ist, dass die Redaktion den Begriff "neutral" innerhalb des Mottos der Zeitung
nach einem halben Jahr durch das Wort "objektiv" ersetzte. Näheres hierzu erläutert
Chefredakteur Baoshe Fan im Interviewgespräch unter Punkt 3.3.
Im ersten Auflagejahr wurde der Umfang der Zeitung zwei Mal erhöht, innerhalb eines halben
Jahres die Auflage verdreifacht. Es scheint, als habe die Zeitung eine Marktlücke im Segment
der chinesischsprachigen Zeitungen in Europa gefüllt.
Die folgende Untersuchung über Aufbau und Umfang der festen Rubriken der
EBL
soll
Auskunft
geben
über
die
Zielgruppe
sowie
die
Schwerpunktsetzung
bzw.
Schwerpunktverschiebungen durch die Zeitungsredaktion. Es soll festgestellt werden, ob die
EBL
ihren Namen als Wirtschafts- und Lifestyle-Zeitung gerecht wird oder ob sie gänzlich
andere inhaltliche Strömungen aufweist.
13
Vgl.: You (2004) sowie You (2005).

9
3.2.2 Die Rubriken und ihre Gewichtung
Die Aufzählung der Rubriken erfolgt in der Reihenfolge, wie sie für gewöhnlich in den
untersuchten Ausgaben erschienen. Die angeführten Artikel dienen zur Veranschaulichung
des Konzepts der jeweiligen Rubrik. Aus diesem Grund wurden bei der Auswahl Artikel
bevorzugt, die der gleichen Thematik angehören, um so einen Trend in der
Schwerpunktsetzung
aufzuzeigen.
Um
eine
auffallende
Vielfältigkeit
bzw.
Unübersichtlichkeit einer Rubrik zu veranschaulichen, wurde selbstverständlich die konträre
Vorgehensweise angewendet.
Politik (
)
Zu dieser Rubrik zählen die Vorderseite sowie die Seite Zwei. Wie bereits vermerkt,
präsentiert sich die Titelseite mit einer übersichtlichen, seriösen Aufmachung. Die Titelseite
einer Zeitung gibt zudem Auskunft über die angestrebte Leserschaft, da sie gezielt den Leser
ansprechen soll. Die Schlagzeilen müssen auf den ersten Blick den Käufer zum Lesen bzw.
zum Kauf animieren, die Themen Interesse, gegebenenfalls Betroffenheit wecken.
Das Verhältnis von Text zu Fotografien liefert darüber hinaus einen Hinweis darauf, ob das
Blatt überwiegend detaillierte Informationen vermitteln möchte oder hauptsächlich visuelle
Anreize bietet.
Die obligatorische kurze Inhaltsübersicht auf der Titelseite einer Zeitung (häufig in der
Kopfzeile oder am Rand eines Blattes) verweist auf wichtige Themen in der jeweiligen
Ausgabe und gibt ebenfalls Auskunft über die angestrebte Leserschaft.
Mit kleinen Fotos und einer kurzen Beschreibung verweist die
EBL
auf ihrer Titelseite in der
Kopfzeile stets auf vier Artikel innerhalb ihrer Ausgabe. Dabei hat sich die Redaktion in den
häufigsten Fällen für Beiträge über westliche (Ø 31,3 Prozent) oder asiatische (Ø 29,2
Prozent) Prominente bzw. einflussreichen Personen entschieden. Des Weiteren wird auf
Berichte über die Wirtschaft (Ø 9,4 Prozent), das Zeitgeschehen (Ø 13,5 Prozent) oder über
Japan (Ø 4,2 Prozent) hingewiesen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die
Redaktion erfolgsorientierte Leser ansprechen möchte, die sich für berühmte Persönlichkeiten
und deren Werdegänge interessieren.

10
In diesem Sinne ist auch die gesamte Titelseite gestaltet. Für gewöhnlich befindet sich auf der
Vorderseite ein exklusives Interview mit einem hochrangigen Politiker, Botschafter oder
Mitarbeiter aus der Tourismusbranche, dabei wurden zu 87,5 Prozent Europäer und zu 12,5
Prozent Chinesen befragt.
Auffällig ist, dass die Überschriften der Interviews die Volksrepublik häufig in einem
positiven Licht erscheinen lassen (Ausgabe 5: "Ich möchte gerne noch mal China besuchen!",
Ausgabe 6: "China ist ein faszinierendes Land", Ausgabe 8: "Die EU und China verbindet
eine langjährige Freundschaft!", Ausgabe 9: "Das moderne China folgt mit großen Schritten
den globalen Entwicklungen"). Während spätere Ausgaben Artikel enthalten, die regelrecht
als Appell angesehen werden können, vom Ausland zu lernen (Ausgabe 21: "Die Schweiz -
was macht die Faszination dieses Landes aus?", Ausgabe 23: "Ein Erfolg mit vielen
Gesichtern - Lichtenstein heute", Ausgabe 24: "Luxemburgs Weg nach oben").
Das Konterfei des jeweiligen Gesprächpartners stellt das einzige Foto der Seite dar. Es handelt
sich dabei entweder um eine Autogrammkarte mit Unterschrift des Politikers oder um ein
Gruppenfoto mit dem Interviewpartner nebst
EBL
-Mitarbeitern. Handelt es sich um eine
Autogrammkarte, entsteht ferner der Eindruck, als richte die betreffende Person mit einem
kurzen Text direkt das Wort an den Leser. In beiden Fällen repräsentieren solche Bilder
Einfluss und Macht.
Diese Interviewgespräche dominieren das Erscheinungsbild der Titelseite, wie die folgende
Grafik demonstriert. Die Exklusivinterviews gehörten anfangs zum Standard, wichen jedoch
in den späteren Ausgaben zugunsten von Nachrichten und Meldungen.

11
Grafik 2: Die Gestaltung der Vorderseite
Das Interview auf Chinesisch nimmt knapp die Hälfte der Seite ein. Durch die ergänzenden
deutschen und französischen Übersetzungen (welche unter Umständen zusätzlich auf weiteren
Seiten erscheinen) hat es den Anschein, als sei das Interview umfassender.
In 17 Ausgaben enthält die Titelseite ein Interview, wovon zehn sowohl ins Deutsche als auch
ins Französische übersetzt wurden. Sieben Artikel der Vorderseite (unter anderem ein
Neujahrsgrußwort in Ausgabe 4 sowie ein Kommentar des Verlegers Mang Chen in Ausgabe
16) wurden lediglich mit einer deutschen Übersetzungen bedacht. Doch nur eines der zwei
Interviews
mit
chinesischen
Interviewpartnern
wurde
für deutschsprachige und
französischsprachige Leser übersetzt (Ausgabe 3). Dafür befand sich in der 10. Ausgabe eine
Übersetzung des Starportraits und Gesprächs mit der Geigerin Anne-Sophie Mutter.
Wie aus der Grafik 3 zu erkennen ist, erschienen weitere Ausgaben ohne Übersetzung. Dazu
zählen sechs Zeitungen, bei denen Jubiläumswünsche oder kürzere Artikel das
Erscheinungsbild der Vorderseite ausmachen.
An ihrem Umfang gemessen nehmen die Übersetzungen mehr als die doppelte Fläche ein wie
das ursprüngliche Interview, das Verhältnis beträgt 3:7. Durch die textlastige Titelseite, auch
aufgrund ihrer Übersetzungen, scheint die
EBL
auf den ersten Blick besonders ausführlich
und informativ zu sein und spricht somit eine intellektuelle Leserschaft mit Bedarf nach

12
zusätzlichen Hintergrundinformationen an. Aufgrund der Übersetzungen scheint sie auf den
ersten Blick sogar für deutschsprachige und französischsprachige Leser interessant zu sein.
Grafik 3: Flächenanteil der Übersetzungen in der Rubrik Politik
Ein uneinheitliches Bild gibt die zweite Seite der
EBL
ab. Neben Kurznachrichten und
Meldungen (Ausgabe 12: "Strecke China - München, neuer Direktflug eingeführt",
"Repräsentanten verschiedener Komitees der Auslandchinesen debattieren in Hamburg über
die Bedeutung des Chinesischunterrichts", Ausgabe 13: "Bundeskanzler Schröder zu Besuch
in der chinesischen Botschaft") enthält sie zudem Prominentenportraits und einen
patriotischen Kommentar (Ausgabe 2: "Stefan Raab, lass das Dummschwätzen und schlachte
lieber noch ein paar Schweine!").
Die
EBL
bezieht ihre Informationen für Kurznachrichten vorzugsweise von der chinesischen
Nachrichtenagentur
Xinhua
(
), gefolgt von deutschen Publikationen (
Die Welt
(
),
Wirtschaftswoche
(
),
Berliner Tagesblatt
(
),
Süddeutsche Zeitung
(
),
Bild
(
) und
Stern
(
)).
Die
EBL
bietet auf ihrer Titelseite umfangreiche Interviewgespräche mit bedeutenden
Personen aus Politik und Wirtschaft, weist auf Artikel über prominente und einflussreiche
Personen hin und möchte dadurch Kaufanreize schaffen. Mit ihrem vermeintlich hohen
Textanteil und einem unaufdringlichem Bildmaterial möchte sie in erster Linie durch

13
Informationsgehalt überzeugen. Daher dürfte dieses Blatt in erster Linie erfolgsorientierte
Leser mit Bedarf nach ausführlichen Informationen und gesteigertem Interesse an Politik und
Wirtschaft ansprechen.
Die Überschriften der Interviews lassen wiederum eine patriotische Gesinnung erkennen, denn
sie betonen überwiegend die Vorzüge V. R. Chinas. Dieser Eindruck wird zudem vom
patriotischen Kommentar "Stefan Raab, lass das Dummschwätzen und schlachte lieber noch
ein paar Schweine!" verstärkt.
Ein Blick auf die Rubrik Wirtschaft soll verdeutlichen, ob die Zeitung die Erwartungen an
eine allgemeine Wirtschaftszeitung erfüllt.
Wirtschaft (
)
Diese Rubrik fällt durch unterschiedliche Serien und verschiedene Beitragsformen auf. In
dieser Rubrik wird zudem am häufigsten auf chinesische und europäische Informationsquellen
wie
Xinhua, Deutsche Welle, Managermagazin, Die Handelswoche
und
Financial Times
(z. B. in Ausgabe 19) zurückgegriffen. Die Quellenangabe erfolgt in diesen Fällen mit einem
deutlichen Verweis am Ende jedes Textes. Beiträge mit deutlichem Quellenverweis machen
10,1 Prozent des redaktionellen Anteils im Bereich Wirtschaft aus.
Der Wirtschaftsteil gehört laut Namensgebung zu den elementaren Rubriken der
Europe
Business & Lifestyle
und umfasst ab der zweiten Ausgabe stets drei Seiten, womit er
tatsächlich die umfangreichste Rubrik darstellt. Ab Ausgabe 21 unterteilt er sich in die
Bereiche Weltwirtschaft, Deutsche Wirtschaft und Chinesische Wirtschaft. Die
Umstrukturierung brachte mehr Übersichtlichkeit mit sich. Denn wenngleich das vielseitige
Themenspektrum die Neugier des Lesers zu wecken vermag, wirkten die Beiträge der drei
Seiten häufig etwas ungeordnet und zerstreut.
Wirtschaft umfasst einerseits aktuelle Meldungen zu Handel und Industrie (Ausgabe 14:
"Europäisch-amerikanischer Krieg der Flugzeughersteller", "Krise, Krise, beispiellose Krise
der deutschen Autoindustrie", Ausgabe 15: "Messe-Land China", Ausgabe 18: "Spanisch-
chinesische Schuhfabrik wieder auf die rechte Bahn geraten"), andererseits enthält sie ebenso
Beiträge zum Kapitalismus, zu wirtschaftlichen Beziehungen und zum Kampf um die

14
Naturressourcen (Ausgabe 15: "25 Kapitalisten steuern das Weltgeschehen", Ausgabe 17:
"Welches Land der Erde ist am kapitalistischsten?", "Ist es notwendig, den japanischen Markt
zu boykottieren?", Ausgabe 20: "Wer wird sich letztendlich im Kampf um die
Naturressourcen durchsetzen?").
Prognosen über Entwicklungen in der Ökonomie ergänzen die Themenvielfalt (Ausgabe 15:
"Wie hoch kann der Wert des Euro noch steigen?", "
Siemens'
Wachstum hängt gänzlich vom
ausländischen Markt ab", "Baut Japan qualitativ bessere Autos als Deutschland?") ebenso wie
Service-Beiträge (Ausgabe 14: "Wie finanziert man sich in Deutschland den Ankauf einer
Immobilie?"). Unregelmäßig, jedoch fortlaufend, erschienen Artikel über bedeutende
Konzerne sowie Personen (Ausgabe 3: "Die Welt der Sabine Christiansen", Ausgabe 7:
"Einblick in die Welt von Horst Köhler", Ausgabe 11: "
Minox
: Wir setzen unsere ganze
Hoffnung auf den chinesischen Markt", Ausgabe 20: "Die Deutsche
Lufthansa
wird 50").
Gemessen an der Anzahl der Artikel machen sie gar 15, 6 Prozent aus.
Kontinuierlich platzierte man dagegen einen Währungsrechner der
Bank of China
in diese
Rubrik. Bis zur Ausgabe 17 gehörten auch das Editorial und die Leserbriefe zu den
Wirtschaftsseiten. Beides wurde ab der 19. Ausgabe in die Rubrik Literatur verlegt, Grund
könnte die Einführung einer neuen, sehr umfangreichen Kolumne des chinesischen
Ökonomen Weidong Cao (
) im Wirtschaftsteil gewesen sein.
Im untersuchten Zeitraum erschien in den Ausgaben 5, 6, 7, 12, 16 jeweils eine Folge der
Kolumne des Hamburger Rechtsanwalts Axel Neelmeier
14
über die juristischen
Voraussetzungen bei der Übernahme einer deutschen Firma (
). Zu
bemängeln ist jedoch auch hierbei das unregelmäßige Erscheinen sowie das Fehlen von
genauen Angaben zur Fortsetzung der Strecke.
14
Der Hamburger Rechtsanwalt und Richter hat sich unter anderem auf chinesisches Recht sowie Handelsrecht
spezialisiert. Er ist deutscher Schiedsrichter vor der
China International Economic and Trade Arbitration
Commission
in Peking und Vorstandsmitglied der
Chinesisch-Deutschen Gesellschaft
in Hamburg, vgl.:
Rechtsanwaltskanzlei Schulz Noack Bärwinkel (2008).

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Die Übersichtlichkeit und Klarheit wird zusätzlich durch Artikel gemindert, welche kaum
oder gar keinen Bezug zur Wirtschaft aufwiesen. "Die Türschwelle für Chinesen" (Ausgabe
15) z. B. stellt sich als ausführlicher Artikel über den Frankfurter Flughafen und verschärfte
Kontrollen gegenüber einreisenden Chinesen in die Bundesrepublik Deutschland heraus.
Beiträge wie "Welchen Einfluss hat das neue deutsche Zuwanderungsgesetz auf Arbeiter in
Chinarestaurants?" (Ausgabe 17) wären z. B. in der Rubrik Gesellschaft besser platziert
gewesen.
In diesem Abschnitt wurde festgestellt, dass die Rubrik Wirtschaft die umfangreichste Rubrik
darstellt und sie ebenfalls inhaltlich durch anspruchsvolle Beiträge zu Handel und Industrie,
Abhandlungen über Kapitalismus und Service-Beiträge überzeugt. Der Wirtschaftsteil richtet
sich deutlich an wohlhabende Chinesen und chinesische Geschäftsleute mit wirtschaftlichen
Beziehungen zu Deutschland. Nun folgt eine nähere Betrachtung der Rubrik Gesellschaft in
Hinblick auf Zielgruppe und Funktion.
Gesellschaft (
)
Die einseitige Rubrik Gesellschaft ist seit der 2. Ausgabe fester Bestandteil der
EBL
und
präsentiert sich formal weitgehend einheitlich. Dank der regelmäßig erscheinenden Kolumne
der chinesischen Rechtsanwältin Tianmin Wen (
) auf der linken Seite und einer
Abonnementanzeige der
EBL
birgt sie einen hohen Wiederkennungswert. Mit
durchschnittlich fünf Artikeln pro Seite macht sie zudem einen übersichtlichen, soliden
Eindruck.
Tianmin Wens Kolumne über das deutsche Recht nimmt durchschnittlich 15 Prozent der
gesamten Seitenfläche ein und richtet sich primär an Auslandschinesen mit ausreichend
Kapital und dem Wunsch, in die deutsche Wirtschaft zu investieren. Die Kolumne stellt
darüber hinaus grundlegende Regelungen des deutschen Rechtssystems vor.
Im Gegensatz zum Layout der Seite ist die thematische Schwerpunktsetzung wiederum sehr
vielfältig und ungleichmäßig. Grob lässt sich ein Trend zugunsten von Themen mit
Chinabezug feststellen (Ausgabe 5: "Die sich in Deutschland angesiedelten
Boatpeople
sind
überwiegend chinesischstämmige Vietnamesen", Ausgabe 8: "Die
Chinatowns
der Welt",

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Ausgabe 21: "Eine Langnase über China: Das angenehme Leben der Chinesen lässt einen
Westler vor Neid erblassen", Ausgabe 16: "In Europa leben massenhaft wohlhabende
Chinesen"). Zudem stehen persönliche Erfahrungsberichte von Auslandschinesen öfter im
Vordergrund (Ausgabe 2: "Das etwas andere Leben einer Austauschstudentin", Ausgabe 8:
"Deutschland-Impressionen", Ausgabe 8: "Liebe und Beistand wurden zum wehmütigen
Traum", Ausgabe 13: "Chinesen in deutschen Chinarestaurants", Ausgabe 14: "Lasst mich
eine Begründung abgeben", Ausgabe 24: "Der Duft der Rose").
Berichtet wird zudem über Einzelschicksale (Ausgabe 2: "Eine an
AIDS
erkrankte
Businessfrau erzählt", Ausgabe 9: "Ich wohne auf einem US-Militärstützpunkt") wie auch
über gesellschaftliche Begebenheiten, Kriminalität und Prostitution (Ausgabe 5: "
SARS
",
"Kopftuch-Debatte in Deutschland", Ausgabe 6: "Festnahme der 'Todesärztin' von
Deutschland, die in Verdacht steht, 1.500 Patienten getötet zu haben", Ausgabe 21:
"Prostitution in China"). Festzuhalten ist, dass auch den Themen Asyl und illegaler
Menschenhandel mehrere Artikel gewidmet sind (Ausgabe 9: "Kann man als Flüchtling der
Armut entgehen?", Ausgabe 11: "Hintergründe und Tatsachen über die blinden Passiere aus
Wenzhou", Ausgabe 19: "Wird das Verreisen weiterhin als illegale Fluchtmöglichkeit
missbraucht?").
Der Bereich Gesellschaft ist zudem äußerst politisch geprägt durch Portraits von Politikern
(Ausgabe 3: "Willy Brandt", Ausgabe 15: "Der deutsche Außenminister und seine
Lebensgefährtin", Ausgabe 12: "Enlai Zhou "). Außergewöhnlich oft erschienen Artikel über
Adolf Hitler (Ausgaben 15 "Der Film
Der Untergang
", Ausgabe 18: "Die Hitler-Biographie",
Ausgabe 24 "Das Rätsel um Adolf Hitler").
Aber auch tagespolitische Ereignisse sind häufig Gegenstand der Berichterstattung (Ausgabe
9: "Den Schleier der Menschenrechte lüften", Ausgabe 11: "Saddams Schuld und Bestrafung
nüchtern betrachtet"). Dabei fällt auf, dass bis zur 12. Ausgabe wiederholt ausführliche und
kritische Artikel über Japan publiziert werden (Ausgabe 5: "Wang Xuan: Sich ohne Groll
erinnern", Ausgabe 6: "Koizumi,
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dich wird nie ein Mensch 'begreifen'!", Ausgabe 7: "Japan,
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Japans ehemaliger Premierminister Junichiro Koizumi löste durch seine wiederholten Besuche des umstrittenen
Yasukuni
-Schreins Proteste in China und Südkorea aus. Im Schrein wird nicht nur an Millionen von Kriegsopfern

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wieso ist sich ein Verbrechen einzugestehen nur so schwer?", Ausgabe 12: "Japan, hör zu, wie
China dich auspfeift!", Ausgabe 17: "Deutschlands Großmut spiegelt Japans Erbärmlichkeit
wieder"). Eine Tendenz zu negativen Berichterstattungen lässt sich auch in Bezug auf Taiwan
(Ausgabe 13: "Aus Taiwans 'wahrem Namen' geheimnisvolle Absichten erkennen") und auf
die USA (Ausgabe 9: "Misshandlung der Kriegsgefangenen - das amerikanische Verständnis
von Menschenrecht und Demokratie") registrieren. Nach der 13. Ausgabe verringerte sich die
Anzahl dieser politischen Beiträge in der Rubrik Gesellschaft. Mit der Einführung des neuen
Ressorts Politischer Kommentar in Ausgabe 11 fanden die Beiträge über Japan, den USA und
Taiwan nach und nach dort ihren Platz.
Durch eingestreute Beiträge wie: "Woher kommt das Drachenbootfest?" (Ausgabe 9) oder
"Xiaoyun Liang - Moralapostel im Bereich der chinesischen Medizin" (Ausgabe 22) wirkt
auch diese Rubrik von der Themenstellung her recht bunt. Die Grundtendenz über die
Gesellschaft, Menschen und Skurriles zu berichten, bleibt jedoch stets erhalten und macht
diese Rubrik sehr einprägsam.
Durch die Untersuchung der Rubrik Gesellschaft hat sich verdeutlicht, dass diese Kolumne
stets ein festes Konzept aufweist, Beiträge über aktuelle Ereignisse in der Welt und zudem
Auslandschinesen mit ihrer persönlichen Berichterstattung eine Plattform bietet.
Kritische Artikel zu Japan, Taiwan und den USA lassen die nationalistische Tendenz der
Zeitung abermals erkennen. Die Kolumne der Rechtsanwältin Tianmin Wen bietet Rat für
chinesische Investoren und gibt nebenbei Auslandschinesen einen Einblick in das deutsche
Rechtssystem.
Nun soll ein weiterer Themenschwerpunkt der Zeitung, die zweiseitige Rubrik Lifestyle, auf
Qualität und Zielgruppe hin untersucht werden.
gedacht, sondern auch verurteilte Kriegsverbrecher verehrt.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836625456
Dateigröße
1.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Hamburg – Orientalistik
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Note
1,0
Schlagworte
china zeitung sprachrohr auslandsaufenthalt europe business
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Titel: Sprachrohr der Auslandschinesen in Europa?
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