Lade Inhalt...

Die Betreuung von an Demenz-erkrankten Menschen in der stationären Altenpflege

©2008 Diplomarbeit 102 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die vorliegende Diplomarbeit, befasst sich mit dem Thema ‘Die Betreuung von an Demenz-Erkrankten Menschen in der stationären Altenpflege’. Inhaltlich beschäftigt sie sich schwerpunktmäßig mit der pflegerischen und sozialen Betreuung von Demenzkranken in Pflegeheimen und wie die Pflegeheimarchitektur zu gestalten ist.
Die Zahl der Demenzkranken wird sich laut Bickel , falls keine entscheidenden Entwicklungen in Prävention und Therapie gelingen, bis zum Jahr 2050 verdoppelt haben. Es würden dann ca. 2.600.000 Demenzkranke in der Bundesrepublik Deutschland leben.
Vor diesem Hintergrund ist es wichtig Überlegungen anzustellen, wie und wo die Demenzkranken bedarfsgerecht untergebracht und versorgt werden können.
Zu Beginn ist es wichtig zu klären, was eine Demenz ist und wie viele verschiedene Arten von Demenzerkrankungen es gibt. Je nach Art der Demenzerkrankung setzen auch verschiedene Therapieverfahren an.
In diesem Zusammenhang ist die Diagnosestellung vom Arzt und mit Hilfe von psychologischen Testverfahren entscheidend, für alle weiteren Therapiemaßnahmen und Erfolge.
Neben den ‘normalen’ Pflegeheimen, gibt es zahlreiche andere ‘Wohnformen für Demenzkranke’, die auf die Betreuung von dementen Menschen ausgerichtet sind. Beispiele von demenzgerechten Versorgungskonzepten werden anhand von durchgeführten Projekten in Hamburg und Niedersachsen dargestellt.
Der pflegerische und soziale Mehraufwand für Demenzkranke in Pflegeheimen wird unzureichend berücksichtigt. Was genau zu tun ist, damit die Kostenträger (Pflegekassen) den pflegerischen und sozialen Mehraufwand nachvollziehen können und dies entsprechend vergütet wird, zeigt eine Studie aus dem Jahr 1999.
Seit der Einführung des Gesetzes zur strukturellen Weiterentwicklung der Pflegeversicherung, stellt die Pflegeversicherung mehr Geld in der Betreuung von Demenzkranken zur Verfügung. Insbesondere die aktuelle Diskussion um die Einstellung von sogenannten ‘Betreuungsassistenten’ in Pflegeheimen wird zurzeit kontrovers diskutiert. Welche Qualifikationen die ‘Betreuungsassistenten’ gemäß der Spitzenvereinigung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen (GKV) beherrschen müssen, behandelt das letzte Kapitel. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
IInhaltsverzeichnis1
II Abbildungsverzeichnis4
1.Einleitung6
2.Begriffserklärung Demenz7
3.Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen in Deutschland10
3.1Prävalenz von Demenz in Deutschland10
3.1.1Graphische Darstellung der […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Michael Skawran
Die Betreuung von an Demenz-erkrankten Menschen in der stationären Altenpflege
ISBN: 978-3-8366-2476-3
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Evangelische Fachhochschule Ludwigshafen Hochschule für Sozial- und
Gesundheitswesen, Ludwigshafen, Deutschland, Diplomarbeit, 2008
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden und der Verlag, die Autoren oder
Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für evtl.
verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

1
I Inhaltsverzeichnis
I Inhaltsverzeichnis
1-3
II Abbildungsverzeichnis
4-5
1. Einleitung
6-7
2. Begriffserklärung Demenz
7-9
3. Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen in Deutschland
10
3.1 Prävalenz von Demenz in Deutschland
10
3.1.1 Graphische Darstellung der alterspezifischen Prävalenz
von Demenzerkrankungen in der Bundesrepublik Deutschland für 2002
10-11
3.2 Inzidenz von Demenz in Deutschland
12
3.2.1 Graphische Darstellung der alterspezifischen Inzidenz
von Demenzerkrankungen in der Bundesrepublik Deutschland
für 2002
12
3.3 Prognosen der Demenzentwicklung bis zum Jahr 2050
13
3.3.1 Graphische Darstellung der Prognose von Demenzerkrankungen
bis zum Jahr 2050
13
3.4 Resümee
13-15
4. Forschung auf dem Gebiet der Demenz
15-16
4.1 Kosten der Demenz
16-17
5. Die Finanzierung der stationären Pflege
17-18
5.1 Aufstellung einer Pflegeklasse zur Finanzierung der Betreuung
von Demenzkranken in der stationären Altenpflege
18-19
5.1.1 Studie zur Erstellung eines Leistungskataloges in
der Betreuung von Demenzkranken 1999
20-21
5.1.2 Ergebnisse der Studie
21-22
5.1.3 Resümee
22-23
5.2 Kritische Betrachtungen der Finanzierungssituation in der
stationären Altenpflege
23-25
6. Die Diagnose Demenz
25-28
6.1 Die Schwierigkeit der Diagnosestellung Demenz am Beispiel
Depression
28-29
6.2 Psychologische Testverfahren zur Früherkennung von Demenz
20-30
7. Krankheitsformen der Demenz
31-33

2
7.1 Alzheimer-Krankheit
33-34
7.1.1 Die Genetik der Alzheimer-Krankheit
34-35
7.2 Die vaskuläre Demenz oder Mulitinfarkt-Demenz
35-36
7.3 Alzheimer vom gemischten Typus
36-37
7.4 Demenz mit Lewy-Körperchen
37
7.5 Frontotemporale Demenz einschließlich Pick-Krankheit
37
7.6 Binswanger-Demenz
38
7.7 AIDS
38
8. Die nichtmedikamentöse Behandlung der Alzheimer-Krankheit
38
8.1 Psychologische Interventionen
39
8.2 Ökologische und soziale Interventionen
39-42
8.2.1 Validation als Therapieform in der Betreuung von Demenzkranken
42
8.2.1.1 Validation nach Naomi Feil
42-43
8.2.1.2 Die integrative Validation (IVA) nach Nicole Richards
44-45
9. Die subjektive Welt des Demenzkranken
45
9.1 Die verschiedenen Persönlichkeitstypen eines Demenzkranken
45-47
10. Bedürfnisse von Demenzkranken
47-49
11. Die Bedeutung von Interaktionen in der Betreuung
von Demenzkranken
49-50
11.1 Die triadische Einheit einer Interaktion
50-51
11.2 Positive Interaktionen
51-56
12. Die Betreuung von Demenzkranken in Einrichtungen der
stationären Altenpflege
56-57
12.1 Rechtliche Aspekte in der Betreuung von Demenzkranken
in stationären Einrichtungen
58-59
12.2 Die soziale und pflegerische Betreuung von Demenzkranken
59-71
12.3 Pflegeheimarchitektur und Milieugestaltung
71-73
12.4 Implementierung eines Pflegekonzeptes für Demenzkranke
in Pflegeheimen
73-75
12.4.1 Umsetzung von speziellen Demenzkonzepten am Beispiel
Hamburg und das Pflegeheim Polle in Niedersachsen
75
12.4.1.1 Das Hamburger Modellprogramm
75-77

3
12.4.1.2 Das Seniorenpflegeheim Polle
78-82
12.5 Neue Versorgungskonzepte für Menschen mit Demenz
84
12.5.1 Hausgemeinschaften
83-84
12.5.2 Wohngruppen für Menschen mit Demenz
84
12.5.3 Pflegeoasen für Demenzkranke im fortgeschrittenen Stadium
85
12.6 Resümee
85-86
13. Gegenwärtige Entwicklungen im stationären Bereich
87-88
13.1 Der Einsatz von ,,Betreuungsassistenten" in der Betreuung
von Demenzkranken
88-89
13.1.1 Aufgaben- und Tätigkeitsbereiche der Betreuungsassistenten
nach der Spitzenvereinigung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen
(GKV) 2008
89-90
14. Fazit
91-92
15. Literaturverzeichnis
93-95
16. Anhang
96
16.1 Tabellarische Auswertungen der alterspezifischen Prävalenz
und Inzidenz von Demenzerkrankungen in der
96
Bundesrepublik Deutschland 2002
16.1.1 Tabelle: Alterspezifische Prävalenz von Demenzerkrankungen
in der Bundesrepublik Deutschland 2002
96
16.1.2 Tabelle: Alterspezifische Inzidenz von
Demenzerkrankungen in der Bundesrepublik Deutschland 2002
96
16.1.3 Tabelle: Prognose der Demenzentwicklung in Deutschland
97
16.1.4 Tabelle: Anteil der 60-Jährigen und älteren an der
ausländischen und deutschen Bevölkerung
97
16.2 Tabelle: Die Leistungen der Pflegeversicherung im Überblick
98
16.3 Skizze zur Verursachung der Alzheimer-Krankheit durch
Amyloidplaques (Eisweis-Spalt-Produkte)
99

4
Abkürzungsverzeichnis
AIDS
acquired immundeficiendy syndrome
BMBF
Bundesministerium für Bildung und Forschung
BSHG
Bundessozialhilfegesetz
CT
Computertomographie
DSM
Diagnostisches und statistisches Merkmal psychischer
Störungen
DCM
Dementia Care Mapping
DecTect
Demenz-Detection
DK
Dauerkatheter
DED
Deutsche Expertengruppe Dementenbetreuung e.V.
DVLAB
Deutscher Verband der Leitungskräfte für Alten- und
Behinderteneinrichtungen
EEG
Elektro-Encephalographie
GKV
Spitzenvereinigung der gesetzlichen Kranken- und
Pflegekassen
HIV
human immunodeficiency virus
IVA
Integrative Validation
ICD-10
Internationale Klassifikation der Krankheiten
KDA
Kuratorium Deutsche Altenhilfe
MMST
Mini-Mental-Status-Test
MRT
Magnetresonaz-Tomographie
MDK
Medizinischer Dienst der Krankenversicherung
MDS
Medizinischer Dienst der Spitzenverbände der
Krankenkassen
PQS
Pflege-Qualitätssicherungsgesetz
PEG
perkutane endoskopische Gastrostomie
ROT
Realitätsorientierung
RDST
Rapid-Dementia-Screening-Test
SGB
Sozialgesetzbuch
SET
Selbsterhaltungstherapie

5
TFDD
Tests zur Früherkennung von Demenzen mit Depressions-
abgrenzung
VKT
verhaltenstherapeutisches Kompetenztraining

6
1. Einleitung
Die vorliegende Diplomarbeit, befasst sich mit dem Thema ,,Die Betreuung von an
Demenz-Erkrankten Menschen in der stationären Altenpflege". Inhaltlich beschäftigt sie
sich schwerpunktmäßig mit der pflegerischen und sozialen Betreuung von
Demenzkranken in Pflegeheimen und wie die Pflegeheimarchitektur zu gestalten ist.
Die Zahl der Demenzkranken wird sich laut Bickel (2008), falls keine entscheidenden
Entwicklungen in Prävention und Therapie gelingen, bis zum Jahr 2050 verdoppelt
haben. Es würden dann ca. 2.600.000 Demenzkranke in der Bundesrepublik
Deutschland leben.
Vor diesem Hintergrund ist es wichtig Überlegungen anzustellen, wie und wo die
Demenzkranken bedarfsgerecht untergebracht und versorgt werden können.
Zu Beginn ist es wichtig zu klären, was eine Demenz ist und wie viele verschiedene
Arten von Demenzerkrankungen es gibt. Je nach Art der Demenzerkrankung setzen
auch verschiedene Therapieverfahren an.
In diesem Zusammenhang ist die Diagnosestellung vom Arzt und mit Hilfe von
psychologischen Testverfahren entscheidend, für alle weiteren Therapiemaßnahmen und
Erfolge.
Neben den ,,normalen" Pflegeheimen, gibt es zahlreiche andere ,,Wohnformen für
Demenzkranke", die auf die Betreuung von dementen Menschen ausgerichtet sind.
Beispiele von demenzgerechten Versorgungskonzepten werden anhand von
durchgeführten Projekten in Hamburg und Niedersachsen dargestellt.
Der pflegerische und soziale Mehraufwand für Demenzkranke in Pflegeheimen wird
unzureichend berücksichtigt (Dürrmann, 2001; Winkler, 2008). Was genau zu tun ist,
damit die Kostenträger (Pflegekassen) den pflegerischen und sozialen Mehraufwand
nachvollziehen können und dies entsprechend vergütet wird, zeigt eine Studie aus dem
Jahr 1999.
Seit der Einführung des Gesetzes zur strukturellen Weiterentwicklung der
Pflegeversicherung, stellt die Pflegeversicherung mehr Geld in der Betreuung von
Demenzkranken zur Verfügung. Insbesondere die aktuelle Diskussion um die
Einstellung von sogenannten ,,Betreuungsassistenten" in Pflegeheimen wird zurzeit
kontrovers diskutiert. Welche Qualifikationen die ,,Betreuungsassistenten" gemäß der

7
Spitzenvereinigung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen (GKV) beherrschen
müssen, behandelt das letzte Kapitel.
2. Begriffserklärung Demenz
Gemäß Kitwood (2004) herrscht eine generelle Übereinstimmung, dass der Begriff
Demenz auf eine weitgefasste Art verwendet werden sollte, um auf eine klinische
Erkrankung hinzuweisen. Eine der anerkannten Definitionen wurde von einer
Arbeitsgruppe von Medizinern in den USA ausgearbeitet.
Diese lautet:
,,Demenz ist das Nachlassen des Gedächtnisses und anderen
kognitiver Funktionen im Vergleich zu früheren Funktionsniveaus des Patienten,
bestimmt durch eine Anamnese nachlassender Leistung und durch Anomalien,
die anhand der klinischen Untersuchung und neurologischen Tests festgestellt
werden. Die Diagnose Demenz kann nicht gestellt werden, wenn das
Bewusstsein beeinträchtigt ist oder wenn andere Anomalien eine adäquate
Beurteilung des Geisteszustandes verhindern. Demenz ist eine auf Verhalten
beruhende Diagnose und kann nicht durch einen Gehirn-Scan, ein EEG
(Elektro-Encephalographie) oder andere Laborinstrumente bestimmt werden,
obwohl sich durch diese Mittel spezielle Ursachen der Demenz identifizieren
lassen."
1
Demenz ist laut Weyerer (2005) der Oberbegriff für eine Reihe von Erkrankungen, die
mit schweren Gedächtnisstörungen einhergehen. Dies besagt der internationale Standard
,,Diagnostisches und statistisches Merkmal psychischer Störungen" (DSM IV).
Demenz ist laut nach der internationalen Klassifikation der Krankheiten
folgendermaßen definiert:
,,Demenz ist ein Syndrom als Folge einer meist
chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirn mit Störung vieler
höherer kortikaler Funktionen, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung,
Lernfähigkeit,
Sprache
und
Urteilsvermögen.
Diese
kognitiven
Beeinträchtigungen werden gewöhnlich von Veränderungen der emotionalen
1
McKhann et al., 1984, zitiert nach Kitwood, T., 2004, S. 42.

8
Kontrolle des Sozialverhaltens oder der Motivation begleitet, gelegentlich treten
diese auch früher auf."
2
Gemäß des DSM IV müssen neben der Gedächtnisstörung zusätzlich mindestens einer
der vorliegenden Beeinträchtigungen vorliegen: Aphasie, Apraxie, Agnosie und Störung
der Ausführungsfunktionen. All diese Behinderungen führen zu deutlichen
Alltagsbeeinträchtigungen.
Laut den Aussagen von Weyerer umfasst Demenz eine Reihe von folgenden
Krankheitsbildern:
·
,,degenerative Demenzen (z. B. Alzheimer-Krankheit)
·
vaskuläre Demenzen (z. B. Multiinfarkt-Demenz)
·
nutritiv-toxisch oder metabolisch verursachte Demenz (z. B.
Alkoholdemenz)
·
durch Schädel-Hirn-Trauma bedingte Demenzen"
3
Die häufigste Form ist die Alzheimer-Demenz. Gemäß der ,,Internationalen
Klassifikation der Krankheiten" (ICD-10) müssen die oben genannten Demenzkriterien
erfüllt sein. Zugehörig sollten noch folgende Bedingungen vorliegen:
·
,,schleichender Beginn der Symptomatik mit langsamer Verschlechterung
·
Ausschluss von Hinweisen auf andere Ursachen eines demenziellen
Syndroms
·
Fehlen eines plötzlichen Beginns oder neurologischer Symptome wie
Halbseitenlähmung und Gesichtsausfälle."
4
Verschiedene Gehirnteile besitzen laut L. Mace et al. (2001) unterschiedliche Aufgaben.
Bekommt ein Mensch einen Schlaganfall und es liegt eine Sprachstörung vor, dann
wurden die Zellen des Sprachzentrums beschädigt. Bei der Demenz liegt eine generelle
Schädigung des Gehirns mit vielfältigen Symptomen vor.
2
Weyerer, S., 2005.
3
ebd.
4
ebd.

9
Dies bedeutet, dass bestimmte Fähigkeiten zum Erlöschen kommen und die betroffenen
Personen einige Tätigkeiten nicht mehr ausführen können, und andere Fähigkeiten
vollständig erhalten bleiben.
Forscher vermuten, dass gefühlsmäßige Erinnerungen anders verarbeitet und
gespeichert werden als reale Erinnerungen. Bei der Demenz ist eine der beiden
Erinnerungsformen erhalten und die andere gestört.
Alte Geschicklichkeiten und Fähigkeiten wie z. B. Konversationen zu führen, werden
länger behalten als das Einsichts- und Urteilsvermögen. Aus diesem Grunde kann der
Demenzkranke für den Arzt völlig normal wirken, obwohl eine Hilflosigkeit vorliegt.
Manche Nervenzellen verlieren den Kontakt mit anderen Nervenzellen. Der demente
Mensch kann infolgedessen an einem Tag ganz normale Dinge ausführen und am
nächsten Tag wiederum nicht. Ist das Gehirn nicht fähig, bestimmte Einzelaufgaben
durchzuführen, dann können größere, aus Teilfunktionen zusammengesetzte Aufgaben
nicht gelöst werden.
L. Mace schilderte dazu folgendes Beispiel:
,,Ich bat meine Schwester, uns eine Tasse Tee aufzugießen. Diese
Aufforderung ignorierte sie vollkommen. Eine halbe Stunde später ging sie dann
doch in die Küche und machte sich selbst eine Tasse Tee."
5
Verhaltensprobleme werden nach L. Mace durch Funktionsstörungen des Gehirns
verursacht und Demenzkranke können sich somit nicht hinreichend kontrollieren.
Aufgrund der Gehirnfunktionsstörung ist der demente Mensch nicht fähig seine
Aufgaben zu erledigen und ist keiner Erklärung zugänglich.
Demenzkranke Personen können Ereignisse aus der Vergangenheit besser behalten, als
Geschehnisse die erst stattgefunden hatten.
5
L. Mace, N., 2001, S. 50.

10
3. Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen in Deutschland
3.1 Prävalenz von Demenz in Deutschland
Wie viele Menschen in den Industrienationen an Demenz erkrankt sind, variiert sehr
stark und ist nicht einheitlich gesichert.
Laut einer Schätzung der Alzheimer Disease Society beträgt die Gesamtpopulation in
Industriegesellschaften um die 7 %.
6
Weyerer kommt mit 5 % bis 8 % auf ähnliche Zahlen.
Für eine weltweite Schätzung gibt es keine empirisch bestätigten Zahlen, da jede
Prävalenzforschung auf eine Momentaufnahme beruht und nicht den individuellen
Verlauf einer Demenz berücksichtigt.
7
3.1.1
Graphische
Darstellung
der
alterspezifischen
Prävalenz
von
Demenzerkrankungen in der Bundesrepublik Deutschland für 2002
8
Teil 1.
Alterspezifische Prävalenz von Demenzerkrankungen auf der
Grundlage von Meta-Analysen
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
1987
1991
1995
Jorm et al.
Hofman et al.
Ritchie & Kildea
Metastudien
A
n
g
a
b
e
in
%
65 bis 69
70 bis 74
75 bis 79
80 bis 84
85 bis 89
90 bis 94
95 und mehr
Gesamtrate
6
Vgl. Alzheimers Desease Society, 1996 zitiert nach Kitwood, T., 2004, S. 51.
7
Vgl. Kitwood, T., 2004, S. 51.
8
Weyerer, S., 2005.

11
Teil 2.
Alterspezifische Prävalenz von Demenzerkrankungen auf der
Grundlage von Meta-Analysen
0
5
10
15
20
25
30
35
Männer
Frauen
2000
Lobo et al.
Metastudie
A
n
g
a
b
e
i
n
%
65 bis 69
70 bis 74
75 bis 79
80 bis 84
85 bis 89
90 bis 94

12
3.2 Inzidenz von Demenz in Deutschland
Es ist nach Weyerer (2005) schwieriger die Inzidenzrate (Zahl der Neuerkrankungen)
herauszufinden, als die Pävalenzrate. Dies liegt u. a. daran, weil viele kognitiv
Beeinträchtigt prospektiv (in die Zukunft hinein), über längere Zeitperioden untersucht
werden müssten. Bedingt durch Todesfälle kann es zu Ausfallraten und somit zu einer
großen Unterschätzung der Inzidenzrate kommen, wenn nur Informationen von den
noch Lebenden genommen werden.
3.2.1
Graphische
Darstellung
der
alterspezifischen
Inzidenz
von
Demenzerkrankungen in der Bundesrepublik Deutschland
für 2002
9
Alterspezifische Inzidenzraten von Demenzerkrankungen auf
Grundlagen von Meta-Analysen
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
1998
1998
2000
Jorm et al.
Gao et al.
Fratiglioni et al.
Metastudien
A
n
g
a
b
e
in
%
65 bis 69
70 bis 74
75 bis 79
80 bis 84
85 bis 89
90 bis 94
95 und mehr
Gesamtrate
9
Weyerer, S., 2005.

13
3.3 Prognosen der Demenzentwicklung bis zum Jahr 2050
Laut Bickel wird sich die Anzahl der Demenzkranken in Deutschland, falls keine
Fortschritte in Prävention und Therapie zu verzeichnen sind, bis zum Jahr 2050 auf
2.620.000 Millionen verdoppelt haben.
3.3.1 Graphische Darstellung der Prognose von Demenzerkrankungen bis zum
Jahr 2050
Geschätzte Zahl der Demenzkranken bis zum Jahr 2050
0
500.000
1.000.000
1.500.000
2.000.000
2.500.000
3.000.000
1
Zeitliche Entwicklung der Anzahl der
Demenzerkrankungen vom Jahr 2000 bis 2050
A
n
za
h
l d
e
r
D
e
m
e
n
zk
ra
n
k
e
n
2000
2010
2020
2030
2040
2050

14
3.4 Resümee
All die Ergebnisse sind standardisierte Schätzungen auf der Grundlage von mehreren
Meta-Studien. Es ist nicht zu erkennen, ob die Ergebnisse von Jorm et al., Hoffmann et
al. und Ritchie & Kildea sich nur auf Männer und Frauen oder geschlechtsunspezifisch
beziehen. Eine geschlechtsspezifische Unterscheidung ist nur bei Lobo et al. zu sehen.
Es ist deutlich zu erkennen, dass die Prävalenzrate im Alter (ab 65 Jahre und älter)
steigt.
Werden alle Ergebnisse der Studien miteinander verglichen, so ergibt sich eine
Gesamtprävalenzrate zwischen 6,5 % und 7,3 %, bei einer Schwankungsbreite zwischen
900.000 und 1.200.000 Millionen.
Die höheren Werte bei den Frauen (Lobo et al., 2000) sind auf deren längeren
Lebenserwartungen zurückzuführen.
10
Aktuellere Schätzungen von Bickel kommen mit 1.102.000 Millionen Menschen für das
Jahr 2004 auf ähnliche Ergebnisse.
11
Auf der Grundlage der dargestellten Meta-Analysen sind die Differenzen der
Inzidenzraten entsprechend höher als im Vergleich zu den Gesamtprävalenzraten.
Zwischen 1,4 % und 3,2 % der älteren Menschen (vom 65. Lebensjahr bis zum 95.
Lebensjahr und älter) erkrankten im Laufe eines Jahres erstmals an Demenz.
Die höheren Prozentwerte der Frauen, sind wieder auf deren längeren
Lebenserwartungen zurückzuführen. Werden alle Studien zusammengenommen, dann
kommt man auf einer Gesamtinzidenzrate von über 200.000 Neuerkrankungen pro Jahr.
Über 70 % der Neuerkrankungen entfallen auf die Frauen.
Die pflegerische Versorgung Demenzkranker durch Familienangehörige und
professionelle Dienste wird nach Raven (2001) in absehbarer Zukunft ansteigen.
Dies gilt auch für die Versorgung Demenzkranker mit Migrationshintergrund
.
Es lebten am 31.12.96 ungefähr 7.314.000 Millionen Emigranten in Deutschland.
Dies entsprach 8,9 % der Gesamtbevölkerung.
12
Aktuellere Zahlen bestätigten den
Emigrantenanteil am 31.12.06 mit 7.255.949 (8,8 %).
13
10
Vgl. Weyerer, S., 2005.
11
Vgl. Bickel, 2008, zitiert nach Freter, H. 2008, S. 19.

15
Im Jahre 1995 waren 427.798 Ausländer im Alter von 60 und älter. In Bezug auf die
Gesamtbevölkerung entsprach dies 2,5 % dieser Altersgruppe.
Laut einer Antwort der Bundesregierung (Bundestags-Drucksache 12/5796, 1993) wird
sich diese Zahl im Jahre 2010 auf 6,4 % verdoppelt haben. Die ausländischen Senioren
werden somit die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe sein.
Es gibt keine spezifischen Versorgungsstrukturen für ausländische Demenzkranke. Die
meisten pflegebedürftigen Migranten werden von den Angehörigen versorgt.
14
4. Forschung auf dem Gebiet der Demenz
Das gesamte 20. Jahrhundert war das Studium des menschlichen Nervengewebes ein
langfristiges Projekt. Die mikroskopische Untersuchung dünner Hirnschnitte war eine
etablierte Untersuchungsmethode.
15
Bedingt durch diesen Forschungsprozess wurden die verschiedenen Arten von
Erkrankungen, die mit Demenz einhergingen, erkannt. Die anerkannten
Hauptkategorien sind nach Kitwood der Alzheimer-Typus, vaskulärer Typus und der
gemischte Typus. Daneben gibt es noch nach L. Mace (2001) die selteneren
Demenzformen wie z. B. die Demenz mit Lewy-Körper, die Frontotemporale Demenz,
die Biswanger-Demenz und AIDS.
Laut Kitwood (2004) wird die Forschung im Hinblick auf den Alltag von an Demenz-
Erkrankten Menschen weniger finanziert, als auf dem Gebiet der Biomedizin.
Demnach werden invasive Verfahren, wie z. B. die Lumbalpunktion zur Gewinnung
von neurochemischer Daten bevorzugt. Aus diesen Gründen besteht Bedarf,
nichtinvasive Verfahren zur Überwachung der Struktur und Funktion des
Nervensystems weiter zu entwickeln, bei denen der Mensch nicht aus dem vertrauten
Setting herausgerissen wird.
16
12
ebd., S. 187.
13
Vgl.
www.statistic-portal.de
, 2007.
14
Vgl. Raven, U., 2000, S. 190.
15
Vgl. Berrios and Freeman, 1991 zitiert nach Kitwood, T., 2004, S. 44.
16
Kitwood, T., 2004, S. 97.

16
Nach Freter ist die Alzheimer-Krankheit mit ca. 60 % die häufigste Demenzerkrankung.
Gefolgt von den vaskulären Demenzen und Mischformen mit jeweils zusammen 30 %.
Ungefähr 5 % der Demenzen sind heilbar, z. B. Demenzen aufgrund einer
Schilddrüsenstörung.
17
Um die Defizite auf dem Gebiet der Demenzforschung zu reduzieren, wurde im Jahr
2002 das ,,Kompetenznetzwerk Demenzen" etabliert. Gefördert wird es vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Insgesamt sind am
,,Kompetenznetzwerk Demenzen" 14 universitäre Einrichtungen auf dem Gebiet der
Demenzforschung angeschlossen. Es verfolgt wirtschaftliche und strukturelle Ziele:
·
eine effektivere Gestaltung der Demenzforschung durch gezielte und
interdisziplinäre Kooperationen,
·
Erarbeitung von bundesweit einheitlichen Richtlinien für die Diagnostik und
Therapie,
·
Entwicklung wirksamere Therapien,
·
durch die Erkennung von Frühsymptomen sollen neue Erkenntnisse über den
Verlauf und Krankheitsgeschehen entstehen und beeinflusst werden.
18
4.1 Kosten der Demenz
Gemäß der Krankheitskostenrechnung des Statistischen Bundesamtes entfielen für das
Jahr 2002 10 % aller Krankheitskosten (22,4 Mrd. ) auf psychische
Verhaltensstörungen. Bezogen auf die Demenz (ICD10 F00-F03) entfielen 5,6 Mrd. .
Davon allein 3,6 Mrd. für stationäre und teilstationäre Pflege. Nach Übereinstimmung
zahlreicher Studien, gehört Demenz zu den teuersten Krankheitsgruppen höheren
Alters. Des Weiteren zeigen Untersuchungen, dass die indirekten Kosten
(Betreuungsaufwand der Angehörigen von 6-10 Stunden pro Tag) zwei Drittel der
Gesamtkosten ausmachen. Die Erkrankungsfolgekosten auf Seiten der Pflegenden nicht
mit eingerechnet. Bei den direkten Kosten (Bezahlung professionelle medizinische und
pflegerische Hilfe) sind die Kosten für die stationäre Langzeitbetreuung in
Pflegeheimen mit 50-75 % am höchsten. Für Krankenhausbehandlung entstehen
17
Vgl. Weyerer, S., Bickel, U., 2007, S. 58. zitiert nach Freter, H., 2008, S. 11.
18
Vgl. Weyerer, S., 2008.

17
normalerweise keine erhöhten Kosten. Ausgaben für diagnostische Untersuchungen und
medikamentöse Therapie betrugen 2-3 %
19
Hallauer et al hatten die direkten und indirekten Kosten für Demenz bestimmt. Die
Gesamtkosten pro Patient und Jahr betrugen 43.767 . Dabei entfielen 2,5 % der Kosten
auf die Krankenversicherung (Medikamente, Krankenhausaufenthalt), 30 % auf die
gesetzliche Pflegeversicherung und 68 % auf die Familie. Ähnliche Studien wurden
auch in England und Skandinavien berichtet (Ernst, RL et al., 1997 & Holmer, J. et al.,
1998 & Hux, M., et al., 1998).
20
5. Die Finanzierung der stationären Pflege
Grundlage
der
Finanzierung
stationärer
Pflege
ist
seit
1996
das
Pflegeversicherungsgesetz SGB XI. Es gab seither laut Winkler immer wieder
gesetzliche Veränderungen. Die letzte Veränderung gab es am 01.07.08 mit dem Gesetz
zur strukturellen Weiterentwicklung der Pflegeversicherung. An der Grundstruktur der
Finanzierung der stationären Pflege änderte sich jedoch nichts.
Die Heimkosten setzen sich aus den Teilbereichen Aufwendungen für Pflege,
Unterkunft, Verpflegung und Investitionskosten zusammen. Zusätzlich können
Zusatzleistungen angeboten werden.
Die Investitionskosten werden von den LeistungsnehmerInnen bzw. vom
Sozialhilfeträger aufgebracht. Währenddessen die pflegerischen Aufwendungen von den
Pflegekassen, mit den jeweilig zugeordneten Beiträgen zur Pflegestufe, finanziell
unterstützt werden.
21
Diese Leistungen reichen jedoch nicht aus um die Pflegekosten zu
decken (Prinzip der Teilkaskoversicherung). Es werden Eigenleistungen oder
aufstockende Leistungen des Sozialhilfeträgers notwendig.
Die Höhe der Pflegesätze wird zwischen Trägern der Einrichtungen, den
Spitzenverbänden der Pflegekassen und Sozialhilfeträgern vereinbart. Als Ergebnisse
liegen bundesweit unterschiedliche Vergütungsvereinbarungen vor.
22
19
Vgl. Bickel, H., 200 zitiert nach Weyerer, S., 2005.
20
Vgl. Hallauer, LF, et al., 2000 zitiert nach Weyerer, S., 2005.
21
siehe Anlage 16.2, S. 98.
22
Vgl. Winkler, A., 2008, S. 157.

18
Hier ein Auszug aus dem Gesetzestext des § 70 SGB XI:
,,
(1) Die Pflegekassen stellen in den Verträgen mit den Leistungserbringern
über Art, Umfang und Vergütung der Leistungen sicher, dass ihre
Leistungsausgaben die Beitragseinnahmen nicht überschreiten (Grundsatz der
Beitragsstabilität).
(2) Vereinbarungen über die Höhe der Vergütungen, die dem Grundsatz der
Beitragsstabilität widersprechen, sind unwirksam."
23
5.1 Erstellung einer Pflegeklasse zur Finanzierung der Betreuung von
Demenzkranken in der stationären Altenpflege
Grundvoraussetzung gemäß Dürrmann (2001) ist es, die Notwendigkeit
gerontopsychiatrischer Pflege darzustellen und begründen zu können. Dazu ist eine
fachlich fundierte Pflegeplanung- und Dokumentation nötig, die mit den Maßnahmen
des SGB XI und den Begutachtungsrichtlinien zur Feststellung des Pflegebedarfes
einhergeht.
Zweitens muss eine fachärztliche Diagnose Demenz vorhanden sein.
Die Demenz muss auch von Pflegekräften mit Unterstützung von geeigneten
Testverfahren und Verhaltensbeobachtungen festgehalten worden sein.
Ganz wichtig ist, dass die Leistungen nicht im Zusammenhang mit dem unter § 14 Abs.
4 SGB XI genannten Verrichtungen stehen dürfen. Der Mehraufwand ist zu
dokumentieren.
Laut Dürrmann bemühen sich viele Pflegefachkräfte vergeblich, das Missverhältnis
zwischen
Pflegestufeneinstufung
und
der
Nichtberücksichtigung
des
Gesamtversorgungsaufwandes von gehfähigen Demenzkranken durch die Zuordnung zu
einer Pflegklasse auszugleichen.
Pflegekräfte berufen sich hierbei auf den § 84 Abs. 2 SGB XI. Das SGB XI hält eine
Öffnungsklausel vor, die versucht die Diskrepanz der Einstufung von dementiell
Erkrankten, durch den vom MDK tatsächlichen Versorgungsaufwand gerecht zu
werden.
23
Klie, et al. 2005, S. 876-877.

19
Solange keine von der Pflegestufe abweichende Pflegeklasse vereinbart wird, findet
keine sachgemäße Einstufung statt. Dürrmann erklärt dies folgendermaßen:
,,Der individuelle, existentiell notwendige Gesamtversorgungsaufwand des
Bewohners wird nicht berücksichtigt und der Versuch einen möglichen
Leistungsanspruch nach § 84 Abs. 2 Satz 3 SGB XI in Verbindung mit dem
abweichenden Pflegebedürftigkeitsbegriff des BSHG (Bundessozialhilfegesetz)
§ 68 Abs. 1 Satz 2 zu realisieren, bleibt vorenthalten."
24
In einer Urteilsbegründung des Bundessozialgerichtes in Kassel vom 10.02.2000 heißt
es:
,,
Der
Grundrechtsschutz
der
Leistungserbringer
lässt
bei
verfassungskonformer Anwendung der Öffnungsklausel in § 84 SGB XI die
Auffassung zu, dass die Zuordnung eines Pflegebedürftigen zu einer
Pflegeklasse vom abzudeckenden Versorgungsaufwand im Einzelfall und nicht
der Pflegestufe der der Pflegebedürftige zugeordnet ist, abhängt."
25
5.1.1 Studie zur Erstellung eines Leistungskataloges in der Betreuung von
Demenzkranken aus dem Jahre 1999
Es bildete sich vor dem Urteil des Bundessozialgerichtes eine Arbeitgruppe, die nach
Dürrmann (2001) im Rahmen des Leistungsvergleiches eine Datenbasis entwickelte.
Diese beschrieb den ganzen Versorgungsaufwand für gehfähige Demenzkranke mit
ausgeprägten Verhaltensstörungen, einschließlich des Personalaufwandes und der
entstehenden Kosten. Bei dieser Arbeitsgruppe handelte es sich um Mitglieder der
Deutschen Expertengruppe Dementenbetreuung e. V. (DED) und des Deutschen
Verbandes der Leitungskräfte für Alten- und Behinderteneinrichtungen (DVLAB).
In den teilnehmenden Einrichtungen wurde im Jahr 1999 von externen Kräften eine
Pflegezeitstudie mit zwei Erhebungszeiträumen durchgeführt. Es nahmen 13
Einrichtungen mit insgesamt 1204 BewohnerInnen an der Studie teil. Das Ziel war es,
den notwendigen Versorgungsaufwand Demenzkranker zu erfassen. Begleitet wurde die
Studie durch das Biometrische Zentrum für Medizin und Statistik der Universität
Göttingen.
24
Dürrmann, P., 2001, S. 155.
25
ebd.

20
Das Gesamtvorhaben zielte darauf ab, die Pflegeheime zu befähigen:
·
eine Voreinstufung in eine Pflegestufe sowie den abweichenden notwendigen
Gesamtversorgungsaufwand darzustellen und
·
einen Leistungskatalog ihrer Dienstleistungen zu erstellen. Jede Einzelleistung
ist in Relation zu Effekten, Zeit, der Qualifikation des Personals und der Kosten
aufzulisten.
Aufbau des Leistungskataloges
Der Leistungskatalog beinhaltete rund 150 Maßnahmen und legte den Schwerpunkt auf
die Beziehungs- und Milieugestaltung.
Zu den Kategorien der untergeordneten Leistungen zählten:
1.
,,
Verrichtungen gemäß § 14 SGB XI.
2. Maßnahmen der Medizinischen Behandlungspflege.
3. Einzelfallbezogene Betreuung bei Verhaltensstörungen.
4. Methodik zu Beziehungsgestaltung, z. B. IVA.
5. Tagesstrukturierung.
6. Milieutherapeutische Maßnahmen.
7. Sterbebegleitung.
8. Indirekte (Pflege)Leistungen."
26
Leistungsdifferenzierung
Pflegeeinrichtungen sollten ihre Versorgungsleistungen in der Pflege von
Demenzkranken differenziert darstellen können. Innerhalb der Projektarbeit wurden
typische
Symptome
gerontopsychiatrischer
Erkrankungen
und
dessen
Versorgungsmaßnahmen bewertet und katalogisiert.
Die Leistungen richten sich nach der Art und Schwere der Verhaltensstörungen.
Der nachfolgende Katalogauszug veranschaulicht typische Symptome bei dementen
Menschen und geeignete Interventionsmaßnahmen. Jede Leistung ist eine
einzelfallbezogene Betreuungsmaßnahme, die in Bezug zu Zeitwerten, Qualifikation des
Personals und der Kosten gesetzt wurde.
26
Dürrmann, P., 2001, S. 157.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836624763
DOI
10.3239/9783836624763
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Ludwigshafen am Rhein – Pflege
Erscheinungsdatum
2009 (Januar)
Note
1,7
Schlagworte
demenz altenpflege pflegeheim syndrom pflege
Zurück

Titel: Die Betreuung von an Demenz-erkrankten Menschen in der stationären Altenpflege
Cookie-Einstellungen