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Der Raumbegriff in der Malerei der Moderne

Exemplarische Untersuchung am Beispiel von Francis Bacon

©2008 Magisterarbeit 113 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Ausgangspunkt dieser Arbeit ist meine Faszination für die Gemälde von Francis Bacon (1909-1992). Die Betrachtung seiner Werke übte auf mich eine intensive Wirkung aus, so dass sich mir die Frage stellte: Wie schafft es Bacon mit den ihm zur Verfügung stehenden künstlerischen Mitteln eine derartige Atmosphäre entstehen zu lassen? Die naheliegende Antwort bestand in den provokanten Deformationen der Figur und ihren nahezu anstößigen Freizügigkeit, die sich in der Nacktheit seiner Modelle und in der fleischlichen Struktur ihrer Körper manifestierte. Andererseits ist es der voyeuristische Aspekt, der das Interesse des Betrachters weckt, wobei er sich durch die Distanz zum Bildgeschehen gleichzeitig in Sicherheit wiegen kann. Doch Bacon geht noch weiter! Über die Figur hinaus sind es die bildlichen Räume seiner Gemälde, die die Wirkung der Angst, der Klaustrophobie, der Schutzlosigkeit, des Ausgeliefertseins, aber auch der erotischen Begierde erzielen und somit, wie es Bacon selbst ausdrückt, direkt „auf das Nervensystem einwirken“.
In der umfangreichen Literatur zu Bacon wurde das Problem des Raumes, meiner Ansicht nach, nur unzureichend behandelt. Der Raum Bacons wird meist als ein notwendiges Konstrukt betrachtet. Dieses Konstrukt erhalte, zugespitzt ausgedrückt, seine Legitimation durch die Verortung der Figur auf der Leinwand und unterstütze nur noch den Effekt, den die Figur ohnehin auf den Betrachter ausübt. Die Hauptthese dieser Arbeit besteht darin, dass der Raum bei Bacon in der Bedeutung für die atmosphärische Wirkung des Bildes im Verhältnis zu der Figur mindestens eine gleichrangige, wenn nicht sogar eine überragende Stellung einnimmt. Durch eine gewisse Unterschätzung der Raumwirkung seiner Gemälde bietet die Forschungsliteratur zu Bacons Œuvre, abgesehen von tiefgründigen Interpretationen von Gilles Deleuze, keine systematische Analyse der Raumstruktur. Auch wenn die hier vorliegende Arbeit nicht den Anspruch hat diese Lücke zu schließen, so stellt sie einen Versuch dar, sich dem Phänomen der Baconschen Räume anzunähern.
Als Referenz oder vielmehr als Vergleich zu der Raumkonzeption von Bacon dient das in der Geschichte der Malerei eine überaus wichtige Position einnehmende Modell der Linearperspektive. Von der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert hinein nahm die mimetische Repräsentation der Wirklichkeit eine Monopolstellung auf dem Bereich des künstlerischen Schaffens ein. Bereits in antiken Optiklehren und […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Dietmar Mezler
Der Raumbegriff in der Malerei der Moderne
Exemplarische Untersuchung am Beispiel von Francis Bacon
ISBN: 978-3-8366-2463-3
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Universität Kassel, Kassel, Deutschland, Magisterarbeit, 2008
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

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Ausgangspunkt dieser Arbeit ist meine Faszination für die Gemälde von Francis Bacon (1909-
1992). Die Betrachtung seiner Werke übte auf mich eine intensive Wirkung aus, so dass sich mir
die Frage stellte: Wie schafft es Bacon mit den ihm zur Verfügung stehenden künstlerischen Mit-
teln eine derartige Atmosphäre entstehen zu lassen? Die naheliegende Antwort bestand in den
provokanten Deformationen der Figur und ihren nahezu anstößigen Freizügigkeit, die sich in der
Nacktheit seiner Modelle und in der fleischlichen Struktur ihrer Körper manifestierte. Anderer-
seits ist es der voyeuristische Aspekt, der das Interesse des Betrachters weckt, wobei er sich durch
die Distanz zum Bildgeschehen gleichzeitig in Sicherheit wiegen kann. Doch Bacon geht noch
weiter! Über die Figur hinaus sind es die bildlichen Räume seiner Gemälde, die die Wirkung der
Angst, der Klaustrophobie, der Schutzlosigkeit, des Ausgeliefertseins, aber auch der erotischen
Begierde erzielen und somit, wie es Bacon selbst ausdrückt, direkt ,,auf das Nervensystem einwir-
ken"
1
.
In der umfangreichen Literatur zu Bacon wurde das Problem des Raumes, meiner Ansicht nach,
nur unzureichend behandelt. Der Raum Bacons wird meist als ein notwendiges Konstrukt be-
trachtet. Dieses Konstrukt erhalte, zugespitzt ausgedrückt, seine Legitimation durch die Verortung
der Figur auf der Leinwand und unterstütze nur noch den Effekt, den die Figur ohnehin auf den
Betrachter ausübt. Die Hauptthese dieser Arbeit besteht darin, dass der Raum bei Bacon in der
Bedeutung für die atmosphärische Wirkung des Bildes im Verhältnis zu der Figur mindestens eine
gleichrangige, wenn nicht sogar eine überragende Stellung einnimmt. Durch eine gewisse Unter-
schätzung der Raumwirkung seiner Gemälde bietet die Forschungsliteratur zu Bacons OEuvre,
abgesehen von tiefgründigen Interpretationen von Gilles Deleuze, keine systematische Analyse
der Raumstruktur. Auch wenn die hier vorliegende Arbeit nicht den Anspruch hat diese Lücke zu
schließen, so stellt sie einen Versuch dar, sich dem Phänomen der Baconschen Räume anzunä-
hern.

Als Referenz oder vielmehr als Vergleich zu der Raumkonzeption von Bacon dient das in der Ge-
schichte der Malerei eine überaus wichtige Position einnehmende Modell der Linearperspektive.
Von der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert hinein nahm die mimetische Repräsentation der
Wirklichkeit eine Monopolstellung auf dem Bereich des künstlerischen Schaffens ein. Bereits in
antiken Optiklehren und in theologischen Diskursen des Mittelalters wurden wichtige Vorausset-
zungen für die Entwicklung der Linearperspektive geschaffen, doch ihre Konkretisierung erfährt
sie in Florenz des 15. Jahrhunderts. Die Intellektuellen der Zeit zeigen ein großes Interesse an
naturwissenschaftlichen Experimenten und die Deutung der weltlichen Zusammenhänge wird
von nun an nicht mehr der Religion allein überlassen. In dieser Phase der Entwicklung eines neu-
en Weltbildes sind es die befreundeten Künstler und Humanisten Filippo Brunelleschi (1377-
1446) und Tommaso di Ser Giovanni di Simone, genannt Masaccio (1401-1429?), die mit der pers-
pektivischen Darstellung experimentieren. Aus ihrer engen Zusammenarbeit entsteht das erste
linearperspektivisch konstruierte Werk in der S. Maria Novella: Das
Trinitätsfresko
.
Von hohem Interesse für die Konstruktion der Räume bei Bacon ist daher der Vergleich mit der
traditionellen Raumdarstellung. Durch eine solche Gegenüberstellung von zwei höchst unter-
schiedlichen Raumkonzepten kommt das Spezifische und Besondere deutlicher zum Vorschein
und erlaubt es die Wirkung der Bilder von Francis Bacon besser nachvollziehen zu können.
Diese Arbeit ist in vier Themenkomplexe gegliedert. Sie beginnt mit dem Kapitel zur Linearpers-
pektive, in dem Grundlegendes zum Verständnis der perspektivischen Konstruktion angeführt
wird. Über die theoretischen Exkurse zum neuzeitlichen Raumbegriff und der Wahrnehmung des
Raumes hinaus werde ich auf die Bedingungen und die Entstehung des linearperspektivischen
Modells eingehen und mich hierbei besonders auf Leon Batista Albertis Traktat
de pictura
kon-
zentrieren. Seine Arbeit gilt als die erste Schrift, die sich systematisch mit der Methode der geo-
metrisch-mathematischen Perspektivkomposition des Bildraumes auseinandersetzte. Das Traktat
Albertis richtete sich in erster Linie an die Maler seiner Generation, doch hatte es darüber hinaus
Auswirkungen auf den gesamten Kunst- und Malereibegriff. Daher wird im letzten Abschnitt
dieses Kapitels ­ ausgehend von Gottfried Böhms ,,Studien zur Perspektivität"
2
­ auf die Ontologie
des Renaissance-Bildes eingegangen.

Exemplarisch für die linearperspektivisch konstruierten Bilder befasst sich das zweite Kapitel mit
dem bereits erwähnten Werk Masaccios. Die Einordnung des Werkes in seinen historischen Kon-
text und die detaillierte Beschreibung der dargestellten Szene leiten über zu einer eingehenden
Untersuchung des linearperspektivischen Konstruktes. Florian Hubers Arbeit zum mathematisch-
geometrischen Aufbau des Freskos stellt in diesem Zusammenhang den Ausgangspunkt für weiter-
führende Fragestellungen. Der nächste Abschnitt ,,Masaccio ­ Brunelleschi" erforscht das Verhält-
nis von den unterschiedlichen Raumkonzepten anhand von den ersten perspektivischen Experi-
menten Brunelleschis und dem Trinitätsfreskos Masaccios. Ausgehend von der
Trinità
Masaccios
werden abschießend die Topoi der mimetischen Malerei, wie die Integration des Betrachters im
Bild und die Metapher des offenen Fensters, am Bild überprüft.
Das darauf folgende Kapitel beschäftigt sich mit den Raumkonzepten der Moderne. Das bis dahin
geltende linearperspektivische Modell wird von avantgardistischen Künstlern in Frage gestellt.
Das Problem des Raumes und das Verhältnis des künstlerischen Bildes zu der visuellen Realität
werden in den Kunstdiskursen des angehenden 20. Jahrhundert zu einem wichtigen Thema. Es
werden hier die einzelnen Tendenzen der Kunst um 1900 und darüber hinaus vorgestellt. Dieses
Kapitel bildet eine wichtige Grundlage zum Verständnis der Raumauffassung bei Francis Bacon.
Unter Berücksichtigung der bereits zusammengetragenen Ergebnisse wird im fünften Kapitel auf
das Raumproblem bei Bacon eingegangen. Es soll nicht nur das Verständnis Bacons von den Mög-
lichkeiten der Malerei geklärt werden, sondern es wird vielmehr seine Auffassung des pikturalen
Raumes während seiner gesamten Schaffenszeit analysiert. Ausgehend von den Fragestellungen
der Wirklichkeitsrepräsentation kommen wir zu einer systematischen Untersuchung der Raum-
wirkung bei Bacon und der Frage nach konkreten Lösungen des Problems.
Das zusammenfassende sechste Kapitel nimmt Bezug auf die eingangs gestellte Frage nach dem
Verhältnis zwischen dem traditionellen Modell der Linearperspektive und dem Raumkonzept bei
Francis Bacon und benennt die bereits in vorhergehenden Kapiteln zusammengetragenen Ergeb-
nisse.

Ähnlich wie Giotto (um 1267-1337) und Cimabue (ca. 1240-ca. 1302) die Maltraditionen des Mit-
telalters wenn nicht ganz überwunden, so doch entschieden revidiert und weiterentwickelt ha-
ben, so war die Entdeckung der Linearperspektive ab ca. 1420 in Italien ein revolutionärer Schritt
in der Malerei, der die Beziehung des Körpers zum Raum neu definierte. Die Entdeckung der Li-
nearperspektive war ein Ausdruck für das sich neu herausbildende ,,Interesse für die am Naturbild
orientierte Wirklichkeit"
3
.
Die Linearperspektive reflektiert nicht nur die historische Mentalität der Renaissancemaler, son-
dern definiert den Standpunkt des Betrachters neu. Dies wird durch die auf den Fluchtpunkt aus-
gerichtete Tiefenanordnung der Gegenstände und durch die Positionierung der Figuren am vorde-
ren Bildrand ermöglicht.
Giotto und seine Zeitgenossen orientierten sich noch an der
maniera greca
, ,,das heißt, daß sie sich
eines Repertoires bedienen, das die Größen- und Bedeutungsmaßstäbe, die an der Plastik orien-
tierte Figuren, den symmetrischen Bildaufbau, aber auch Versuche dreidimensionaler Verkürzung
beinhaltet. Es ist also die Zeit der
reinascità
, die Wiedergeburt des Raumes"
4
. Die Abbildung mar-
kanter Örtlichkeiten und die stilisierte Darstellung der Architektur als Ort einer Handlung zeigen
das Interesse der neuen Generation der Maler an der Positionierung der Figuren im konkreten,
der Wirklichkeit entsprechenden Raum. Das Quattrocento verinnerlicht die Bedeutung des Rau-
mes und die Raum-Körperbeziehung und verbindet es mit dem neuen naturwissenschaftlichen,
mathematisch-geometrischen und humanistischen Gedankengut, das in der Linearperspektive
zum ersten Mal seinen konkretisierten Ausdruck findet.
5
Dennoch löst die Entdeckung der Linearperspektive nicht alle Vorstellungen des Mittealters ab,
sondern stellt diese in einen neuen Kontext bei gleichzeitiger kritischer Betrachtung durch die

Naturwissenschaften. Und auch wenn der mittelalterliche Goldgrund in sakralen Szenen der Re-
naissance nicht mehr vorkommt, so lebt z.B. die Idee der Veredelung religiöser Geschichten im
,,Chronotopos" des Palastes weiter
6
. Die rationalistischen und die naturwissenschaftlichen Erkenn-
tnisse bejahende Zentralperspektive ist daher nicht als eine Gegenbewegung zu den Lehren der
Kirche zu verstehen. Vielmehr dient diese dazu die Stellung der Religion als moralische Instanz in
einer zunehmend merkantilen Welt zu sichern und zu untermauern.
7
Religiöse Inhalte vereinigen
sich mit zeitgemäßen Ausdrucksformen und zeigen somit eine tiefe Verwurzelung des Quattro-
cento in christlicher Glaubenstradition. Trotzdem stößt die linearperspektivische Konstruktion
auf Widerstände seitens einiger Theologen. Sie kann sich somit bis in die Zeit von Leonardo da
Vinci (1452-1519) nicht überall durchsetzten und stellt in der künstlerischen Produktion des frü-
hen 15. Jahrhunderts eher eine Ausnahme dar.
8
Die Vorstellung, die den Künstlern der Renaissance als Grundlage für die perspektivische Darstel-
lung dient, beruht auf der Vermutung, dass
,,visual space is ordered a priori by an abstract, uniform system of linear coordinates. The artist need
only fix himself in one position for the objective field to relate this single vantage point. He can then
represent the objects in his picture in such a way that the viewer can apprehend the scene exactly as
if he were standing in the same place as the artist"
9
.
Diese Auffassung der Welt durch die scheinbar unumstößlichen Gesetze der Geometrie erweckt
den Anschein einer ,,realistischen", da naturwissenschaftlich nachvollziehbaren, Wiedergabe der
Welt. Die Renaissance formt ein neues ästhetisches Kunstempfinden, das sich vorrangig im mime-
tischen Abbilden der Natur ausdrückt. Im Gegensatz dazu verurteilt man die Kunst vorangegan-
gener Epochen als nicht wahrheitsgemäß und naiv. Dieses Vorurteil der realistischen Darstel-
lungsweise durch die geometrisch-mathematischen Perspektive verleitet auch später viele Kunst-
historiker die Geschichte der Kunst als einen linearen Prozess der Verfeinerung der realistischen
Weltwiedergabe zu begreifen. Somit werden die Werke der Renaissance zu einem qualitativen
Beurteilungsmaß für andere Kunstepochen und zum Etalon für handwerkliche Fertigkeit. Erst die
Kunst der Moderne stellt diesen Glauben an den Wahrheitsgehalt der Bilder und die Mimesis als

das höchste Ziel der Kunst ernsthaft in Frage und die Vertreter der These von einer fortschrittli-
chen Erfolgsgeschichte der Kunst in Erklärungsnot
10
. Denn auch wenn der Künstler des Mittelal-
ters oder gar einer anderen Kultur eine Szene nicht von einem Standpunkt her und perspektivisch
,,richtig" dargestellt hatte, bedeutet dies nicht, dass er nicht im Stande wäre dieses zu leisten.
Vielmehr hängt dieses ,,Unvermögen" einerseits mit der künstlerischen Technik, andererseits mit
der Art der Wahrnehmung der Welt durch den Künstler zusammen. Alles künstlerische Schaffen
entsteht vor dem Hintergrund der historischen Sichtweise. Jeder Künstler assimiliert sich dem-
nach in seiner Kultur und in den ihm durch die Kultur gegebenen Möglichkeiten. Entscheidend
für die künstlerische Wahrnehmung der Realität ist die Perzeption und die Definition des Rau-
mes.
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Der nächste Abschnitt behandelt daher verschiedene theologisch-philosophische Positionen zum
Begriff des Raumes. Dadurch soll einerseits das Raumproblem vorgestellt und andererseits das für
die Entwicklung der Linearperspektive entscheidendes theoretisches Fundament skizziert werden.
Über die theoretischen Voraussetzungen für die Entstehung der Linearperspektive hinaus wird
sich dieses Kapitel mit dem Phänomen Raum und den technischen Bedingungen der Repräsentati-
on des dreidimensionalen Raumes auf zweidimensionaler Oberfläche der Leinwand befassen. Das
Werk Albertis
de pictura
stellt in diesem Zusammenhang eine wichtige Quelle für das Verständnis
neuzeitlichen Denkens dar und verdient daher einer tiefergehenden Analyse. Im letzten Ab-
schnitt werd auf die Eigenschaften des pikturalen Raumes eingegangen und hierbei besonders
Gottfried Böhms Ausführungen zu dem Problem der Perspektive berücksichtigt.
Die Beschäftigung mit naturwissenschaftlichen Phänomenen und der zunehmende Drang die Ge-
setzmäßigkeiten der Natur logisch, d.h. nicht
nur
durch die Existenz Gottes zu erklären, hat für
den Raumbegriff der Neuzeit bedeutende Auswirkungen. Diese Beobachtung soll jedoch nicht den
Tatbestand verzerren, dass es sich bei der neuzeitlichen Gesellschaft um eine tief religiöse Ge-

meinschaft handelt. Bei den ersten Versuchen die Welt zu erklären handelt es sich in erster Linie
um Spekulationen, die auf keinen empirischen Untersuchungen, sondern allein auf Beobachtun-
gen beruhen. Sie werden dem Wissenshorizont der Zeit angeglichen. Da die Religion in der He-
rausbildung der Weltsicht eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt, werden theoretische Raum-
konstrukte an die dogmatischen Grundlagen des Christentums angeglichen. Die konservativen
christlichen Instanzen stehen solchen Tendenzen zunächst kritisch gegenüber, da sie um ihre
Deutungsautorität fürchten müssen. Die Erweiterung des Raumbegriffes und die Umsetzung theo-
retischen Gedankengutes in der Kunst der Renaissance durch den Humanismus schaffen es den-
noch die religiösen Inhalte mit avantgardistischen Ideen zu versöhnen und somit eine neue Ära
der Raumerfahrung einzuleiten.
12
Der vorherrschende Raumbegriff wird von der Vorstellung geprägt, dass das Weltganze durch
physikalische Phänomene und Abläufe, aber auch durch metaphysische Kräfte gelenkt wird.
13
Auf
diesem Grundgedanken beruhend beginnt bereits im Mittelalter eine neue theoretische Diskussi-
on, die sich von den Raumtheorien der Antike emanzipiert und den Raumbegriff erweitert. Das
geozentrische Weltsystem und die aristotelische Theorie von der Endlichkeit des Universums
werden verworfen. Stattdessen wird der Raum als unendlich gedeutet. Diese These wird zunächst
theologisch begründet. Die Infinität der Welt findet ihre Entsprechung in der göttlichen Omnipo-
tenz. Doch das Universum ist in der Vorstellung mittelalterlicher Theoretiker nicht nur unend-
lich, sondern es besitzt zudem keinen Mittelpunkt. Diese Auffassung folgern sie aus dem Glauben
an die Allgegenwärtigkeit Gottes; denn wenn der Gott überall sei, so könne es gar keinen festen
Ausgangspunkt im Universum geben. Dies beinhaltet die Vorstellung der Gleichrangigkeit jedes
Geschöpfes vor dem Allmächtigen. Das Entscheidende ist nun, dass genau diese Annahme zu einer
Wahrnehmung der Welt führt, die sich deutlich von der perspektivischen Weltsicht unterschei-
det. Während der Maler des Mittelalters den Gegenstand von verschiedenen Seiten darstellt und
somit der Vorstellung vom Fehlen der Mitte und des Ausgangspunktes Rechnung trägt, ist der

Standpunkt des Renaissancekünstlers ein anderer. Dieser befindet sich so vor der darzustellenden
Szene, dass er diese überschaut und die Beziehungen der Gegenstände untereinander anders fasst,
als es der mittelalterliche Künstler vermochte.
14
Der mittelalterliche Maler ,,was absorbed within
the visual world he was representing rather than, as with the perspective painter, standing with-
out it, observing from a single, removed viewpoint"
15
.
Doch mit der Erfindung der Linearperspektive wandelt sich auch der Begriff von Unendlichkeit.
In der perspektivischen Konstruktion transformiert das Unendliche, das durch den Augenpunkt
repräsentiert wird, den Gedanken des Übernatürlichen und des Jenseitigen auf die sichtbare Wirk-
lichkeit, also auf die diesseitige Welterfahrung. Auf der anderen Seite wird das Unendliche dem
Betrachter zugeordnet, da der Augenpunkt die Position des Betrachters fixiert und sich auf diesen
bezieht.
16
,,Diese Ermächtigung des Subjekts begünstigt die Trennung von Selbstsein und Welt (als Vorstel-
lung, Erscheinung, Anschauung, Gegenstand)."
17
Wenn der Theologe Nikolaus von Kues (1401-
1464) in den Bilderzeugnissen der gotischen Ära die göttliche Omnipotenz und Ubiquität visuali-
siert findet, so ist die
,,Unendlichkeit [...] hier Ort einer Autorität, der sich der menschliche Blick nur im Akt der gläubigen
Unterwerfung annähern kann. Das zur gleichen Zeit aufkommende perspektivische Zeichnen dage-
gen setzt einen anderen Unendlichkeitsbegriff voraus; Unendlichkeit meint hier einen zwar entrück-
ten, aber in der Horizontalen lokalisierten Punkt, auf den sich der raumzeitliche und körperliche
Blick bezieht"
18
.
Von vielen Kunsthistorikern wird der Unendlichkeitsbegriff als ein wichtiger, wenn nicht aus-
schlaggebender Faktor für die neuzeitliche Raumperzeption angesehen, da er sowohl christlich-
metaphysische, als auch physikalisch-pragmatische Ebene umfasst und somit am Besten die neu-

zeitliche Vorstellungswelt zu charakterisieren scheint. Doch Wolfgang Kemp relativiert die Be-
deutung des Unendlichkeitsbegriffes für die Malerei der Renaissance und sieht stattdessen stärkere
Bezüge zu den konkreten kollektiven Bräuchen, Ängsten und Wünschen der Gesellschaft als In-
spirationsquelle für die Maler.
,,Das Raumkonzept der Malerei des 14. und 15. Jahrhunderts hat andere Verpflichtungen, als den
Weisungen eines philosophischen Raumbegriffs nachzukommen. Es hat Verpflichtungen gegenüber
dem sozialen Raum, dessen Konfigurationen er aufnimmt, übersetzt und mitgestaltet, gegenüber dem
realen Raum seiner architektonischen und funktionalen Umwelt, dessen Vorgaben es anerkennt und
zu integrieren versucht, und gegenüber den Anforderungen eines Erzählens, das an neuen und an ei-
ner Erweiterung seiner alten Chronotopoi arbeitet."
19
Nichtsdestotrotz ist die bildende Kunst die
erste
Instanz, die dem geänderten Weltverständnis
Rechnung trägt, indem sie konsequent das Bild von der Wirklichkeit mit der Entdeckung der
Perspektive geometrisiert, rationalisiert und vereinheitlicht. Der folgende Abschnitt versucht zu-
nächst den Phänomen der Perspektive zu historifizieren und führt schließlich zu der linear-
perspektivischen Konstruktion von Leon Battista Alberti, der mit seiner theoretischen Schrift
de
pictura
die Malerei seit der Renaissance bis ins 19. Jahrhundert dauerhaft prägte.
Perspectiva
ist ein von Boëthius (*um 475-480, 524) als Übersetzung von eingeführter
Begriff. Zunächst hatte es nichts mit der Linearperspektive zu tun, sondern steht bis ins 15. Jahr-
hundert (und darüber hinaus) als
perspectiva naturalis
für die traditionelle Optiklehre, die sich
mit dem menschlichen Sehvorgang, optischen Täuschungen und sonstigen optischen Phänome-

nen, wie Lichtbrechungen u.ä. beschäftigt. Den Gegensatz dazu bildet das Begriffspaar
perspectiva
artificialis
, die die von den Malern künstlich dargestellte Perspektive meint.
20
Filippo Brunelleschi ist der erste Künstler, der mit der mathematisch- geometrischen Darstel-
lungsmethode experimentiert. Doch sind seine optischen Experimente nicht als autonome Kunst-
werke aufzufassen, sondern vielmehr als Studien, die das linearperspektivische Zeichnen mit vor-
bereiteten. Masaccio ist der erste Maler, der konsequent die Gesetze der Geometrie in seinem
Tri-
nitätsfresko
realisiert. Leon Battista Alberti (1404-1472) verfasst die erste theoretische Schrift zu
den Anwendungsmöglichkeiten der Zentralperspektive in
de pictura
(1435) und
Trattato della
Pittura
(1436). Es kann angenommen werden, dass Alberti von den perspektivischen Experimen-
ten Brunelleschis ausging, doch setzte er dank seines viel theoretischeren Anspruchs andere
Schwerpunkte. Sein Ansatz wird schließlich von Pierro della Francesca (um 1420-1472) in dem
Traktat
de perspectiva pingendi
(1471) dadurch weiterentwickelt, dass dieser die Linearperspekti-
ve zur Lösung geometrischer Probleme benutzt.
21
Die Geschichte der Perspektive kann als die Geschichte des Sehens aufgefasst werden. Nicht, dass
die Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Epochen unterschiedliche Fähigkeiten des
physischen Sehvorgangs besitzen, sondern jeder Kulturkreis interpretiert, das mit den Augen
Wahrgenommene, in einer spezifischen Art und Weise und stellt es in ein eigenes Bezugssystem.
Die Art der Raumwahrnehmung ist daher verantwortlich für die Form der Raumrepräsentation.
Elisabeth Ströker beschäftigt sich in ihrer Arbeit
22
mit der visuellen Wahrnehmung der Welt und
unterscheidet zwischen ,,reiner Sicht" und ,,Umsicht" (im Sinne Heideggers)
23
. Diese beiden Sicht-
Weisen nimmt sie als Ausgangspunkt ihrer Untersuchung der Perspektive in der bildenden Kunst
an. Zunächst konstatiert sie, dass die ,,Umsicht", die ursprünglichere Wahrnehmung des Men-
schen darstelle und dass sich die ,,reine Sicht" erst später durch die kulturgeschichtliche Entwick-
ö
,,
"
ü Ä

lung etablierte. Das perspektivische Zeichnen setze die eine Sichtweise voraus, die den Gegens-
tand als reines Seh-Ding wahrnimmt. Im Gegensatz dazu erfasst die Umsicht den Gegenstand als
Zweck-Ding des handelnden Umgangs, als Anschauungsding.
24
Die Erfahrung der Tiefe ist mit der Perspektive eng verbunden. Die perspektivische Konstruktion
beruft sich auf diese Erfahrung und versucht diese in ein zweidimensionales Medium zu übertra-
gen. Dadurch, dass die Tiefe nicht als Gegenstand konkretisiert werden kann, muss das Modell der
Perspektive durch die Anordnung der Objekte im Raum die Tiefendimension erfahrbar machen.
Diese wird einerseits als Abstand zwischen dem Betrachter und dem Gegenstand und andererseits
als Distanz zwischen den dargestellten Gegenständen untereinander wahrgenommen. Das Vor-
und Hintereinander, das Verdecken und Verdecktwerden sind für die Perzeption der Tiefe von
überragender Bedeutung.
25
In ihrem Artikel definiert Ströker: ,,Tiefe ist nicht einfach Abstand, sondern Entfernung; ein pola-
res Spannungsverhältnis zwischen den
Dingen und mir
­ irreversibel, streng einmalig, bedeutet
nicht lediglich eine
Sachlage
, sondern eine
Situation
"
26
. Im Tiefenphänomen des Raumes erkennt
Elisabeth Ströker einen anderen, gänzlich unräumlichen Sachverhalt: ,,die Intentionalität des Be-
wusstseins". Dies bedeutet, dass die Tiefe nur durch einen bewussten Prozess, bei dem nur die
visuell greifbaren Eigenschaften von den Gegenständen berücksichtigt werden, ansichtig werden
kann. Darin spiegelt sich nicht nur das Selbstverständnis des Menschen in der Welt, sondern auch
seine Einstellung der Welt gegenüber, die er als bloße Objektwelt begreift, ,,ohne Gefangensein in
erlebnishaften Bindungen, ohne sorgendes Aufgehen auch in einer nur umsichtig ,,greifbaren",
verfügbaren Welt."
27
Aus diesem Verhältnis heraus lässt sich leichter verstehen, wieso die Einge-
borenen oder Vorschulkinder, die sich in der Welt erleben und die Divergenz von Subjekt und
Objekt noch nicht kennen gelernt haben, sich den Tiefenraum als solchen nicht bewusst machen
können.
28
ö

Nach Ströker werden die Objekte im erlebten Anschauungsraum nicht nur von einer Seite wahr-
genommen, sondern in ihrer Allseitigkeit ,,miterfasst" (Husserl). ,,Solche Miterfassung besagt eben,
daß ich nicht lediglich Figuren ,,sehe", sondern Seiten ,,des" Dinges ,,anschaue", die zu dem Ding
,,gehören", und dieser Auffassungssinn allein ist es, der meine Bewegung ­ sei es die eigene, sei es
die des Dinges ­ motiviert."
29
Für unser Raumempfinden ist es bezeichnend, dass wir einerseits
den Raum als solchen und gleichzeitig uns selbst als
im
Raum befindend wahrnehmen. Der Ge-
sichtssinn ist dementsprechend nicht die einzige Instanz, der für unsere Raumauffassung verant-
wortlich ist. Die ,,perspektivische Raumanschauung ist von allem Ursprung an ,,kategoriale" An-
schauung, getragen von der Auffassung des Dinges als einem im Wechsel der Aspekte
identi-
schem
"
30
. Perspektive ist daher nur ein Teilaspekt des Anschauungsraumes, der die Gegenstände je
nach ihrer Lage im visuellen Raum ,verzerrt': So erscheinen die entfernter liegenden Objekte
kleiner oder parallele Seiten eines Gegenstandes verjungen sich in die Tiefe. Diese Deformation
findet jedoch nicht an den Objekten statt, sondern ist nur in der Perspektive erfahrbar.
Ein weiterer Aspekt der Raumerfahrung in der Perspektive ist die Endlichkeit des Raumes. Hori-
zont ist jedoch ,,nicht die Grenze des Anschauungsraumes im prägnanten Sinne des Wortes, ist
nicht Abbrechen und Aufhören des Raumes. [...] Das Horizontphänomen ist getragen vom Mit-
bewusstsein des
,,Weitergehens" von Raum
"
31
. Dadurch wird der Raum nicht in seiner Endlichkeit
und Abgeschlossenheit erfasst, sondern lediglich als
ein
Teil des unendlichen Raumes; dabei darf
jedoch nicht missverstanden werden, dass sich der Gesamtraum aus unendlich vielen An-
schauungsräumen zusammensetzt.
32
Im Gegensatz zum Anschauungsraum besitzt der Sehraum keinen Horizont, der etwas dahinter
vermuten lässt. Denn sobald die Gegenstände sich von uns in einer so weiten Entfernung befin-
den, dass wir sie nicht mehr visuell wahrnehmen können, sind sie für uns, zumindest in unserem
Sehraum, nicht existent.
33
Während der Renaissancemaler in seinem Gemälde dem reinen Sehraum Rechnung trägt, indem
er die Raumwahrnehmung auf einen Betrachterstandpunkt reduziert, das binokulare Sehen des
Menschen ignoriert usw., will die Kunst der Moderne dem körperlichen Erlebnis des Raumes

durch die Berücksichtigung des Anschauungsraumes gerecht werden. Auch Francis Bacon produ-
ziert, wie wir im fünften Kapitel sehen werden, pikturale Räume, die sich nicht der Repräsentati-
on der rein visuellen Wahrnehmung, sondern vielmehr der menschlichen Raumempfindung ver-
pflichten. So wie Bacon den visuellen Raum ,,abstrakter" (im Vergleich zur perspektivischen
Zeichnung) darstellt, so muss die Linearperspektive, um die Illusion eines dreidimensionalen
Raumes auf einer zweidimensionaler Ebene zu erreichen, mehrere Abstraktionsstufen durchlau-
fen, die im nächsten Abschnitt erläutert werden sollen.
Neben der Vorstellung der Unendlichkeit und der Homogenität des Raumes ist die nächste
Grundvoraussetzung für das perspektivische Zeichnen die
bewusste
Differenzierung zwischen
dem Anschauungsraum und dem Sehraum. Die Objekte im Sehraum haben keine anderen Eigen-
schaften als die visuellen. Im Anschauungsraum dagegen verbinden sich die rein visuellen Infor-
mationen mit anderen, meist aus der Erfahrung gewonnenen, Charakteristika des Objektes zu
einem kompletten ,,Bild". Beim Betrachten eines Gegenstandes werden im Anschauungsraum
auch die nicht visuellen Eigenschaften miterfasst. Wenn wir z.B. einen auf dem Tisch liegenden
runden Teller von der Seite betrachten, so nehmen wir ihn als ovalförmig wahr. Gleichzeitig wis-
sen wir jedoch, dass sich nicht die Kreisform des Tellers verändert, sondern nur seine Erscheinung
im Sehfeld.
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Der Unterschied des Sehens zum Anschauen besteht dementsprechend darin, dass
das Miterfassen des Gegenstandes quasi ausgeschaltet wird zugunsten eines ,,abstrakten" (lat.; ab-
strahere: ab-, wegziehen), auf rein visuelle Information beschränkten Blickes. Pointiert drückt es
Elisabeth Ströker folgendermaßen aus: ,,der Unterschied zum Anschauungsding liegt darin, daß
etwa im Falle seiner Bewegung die Apperzeption ,,bloß andere Seiten desselben Dings" hier ver-
drängt wird durch das deutliche Bewußtsein der völligen
Andersheit
des
Seh
gegenstandes"
35
.

Die Fähigkeit des abstrahierenden Sehens ist keine ursprüngliche menschliche Eigenschaft und
nicht ohne weiteres aus der Anschauung abzuleiten. Dies beweisen Zeichnungen von Kindern, die
es noch nicht gelernt haben ihre Umwelt perspektivisch richtig wiederzugeben. Die Darstellung
eines Gegenstandes simultan von verschiedenen Seiten und ,,um die Ecke" gesehen ist charakteris-
tisch für zeichnende Kinder, die den darzustellenden Gegenstand nicht nur als Ganzes mitdenken,
sondern durch den handelnden Umgang mit den Dingen auch ,,mithaben".
36
Darüber hinaus ist für die perspektivische Darstellung nicht nur die Wiedergabe eines Sehdinges,
sondern vielmehr eine räumlich-szenische Komposition charakteristisch, d.h. Darstellung
mehre-
rer
dreidimensionaler Gegenstände auf einer ebenen Fläche, die von sich aus keine Tiefendimen-
sion besitzt. Das Räumliche muss in einer flächigen Ordnung wiedergegeben werden. Die Verän-
derung der Dinge im Sehraum wird nicht nur bestimmt durch die Deformation von Farbe und
Form, sondern auch durch die Bewegung der Figuren in die Nähe oder in die Ferne. Solche ,,Vor-"
und ,,Hinter-" Bewegungen kann eine zweidimensionale Fläche nicht leisten und das Seh-Ding
muss eine letzte Abstraktionsstufe durchlaufen, um schließlich auf einer Ebene darstellbar zu sein.
Dazu muss die Konstellation der Seh-Dinge auf eine Komposition von Farben und Formen redu-
ziert werden. Somit wird das Hintereinander von Seh-Dingen zum Nebeneinander von defor-
mierbaren, begrenzten Formen. Diese Abstraktionsstufe verdeutlicht, dass es sich bei zweidimen-
sionalen Darstellungen nicht um Darstellungen ,,des Anschauungsraumes, sondern des visuellen
Feldes"
37
handelt.
38
Andererseits wird es verständlich, dass der sich im Anschauungsraum erlebende Mensch in den
zentralperspektivischen Bildern sofort eine Tiefendimension zu erkennen versucht, die offensich-
tlich nur illusorisch ist
39
. ,,Er lebt in der Bildbetrachtung weiter in den Sinnbezügen seiner An-
schauungswelt und ,,sieht" daher Dinge als
Bedeutungseinheiten
in der Bildfläche, dreidimensio-
nale Gegebenheiten in räumlicher Tiefenwirkung."
40

Nachdem der Unterschied zwischen dem Seh- und dem Anschauungsraum und die Bedingungen
des perspektivischen Zeichnens verdeutlicht wurden, wird im nächsten Abschnitt das Modell der
Perspektive als solches vorgestellt. Hierbei wird der Blick auf ihre chronologische Entwicklung
gelenkt, die mit der sog. Drittelungsmethode beginnt und mit dem Modell der
construzione legit-
tima
Albertis ihren Höhepunkt erreicht.
Für die sakrale Kunst übliche Darstellungsmittel des Mittelalters, wie z.B. das Hervorheben von
Heiligen Szenen durch Goldhintergrund und Bedeutungsperspektive, werden allmählich über-
wunden. Aus dem Bereich der Optik, Geometrie und Mathematik gewonnene Erkenntnisse fin-
den ihren Ausdruck in der linearperspektivischen Konstruktion.
Zu Anfang des 15. Jahrhunderts wird Florenz, als aufblühende Seehandelsmacht und als Heimat
vieler Wissenschaftler, die sich mit ptolemäischen Kartographie und Geographie befassen, zum
Zentrum der Kartenherstellung. Die aus der Kartographie gewonnenen Erkenntnisse sind von
entscheidender Bedeutung für die Entfaltung der Zentralperspektive. Karten und Stadtpläne stel-
len eine Art topographisches Koordinatensystem dar, bei dem die Lage jedes Punktes mathema-
tisch festgelegt ist. Einem ähnlichen Prinzip folgt die perspektivische Konstruktion. Denn die
Sehpyramide repräsentiert ja nichts anderes als ein dreidimensionales Koordinatensystem, bei dem
die Lage jedes einzelnen Objektes genau definiert ist. ,,Gemeinsames Ziel von Kartographie und
bildender Kunst war die Rationalisierung des Sehens und damit der ganzen Welt und des Kosmos
überhaupt"
41
. Die visuelle Weltwahrnehmung wird naturwissenschaftlichen und somit scheinbar
objektiven Gesetzen untergeordnet und kann in festen, genau definierten Strukturen, wie sie das
Modell der Perspektivdarstellung bietet, repräsentiert werden.
42

Die Drittelungsmethode gilt als Vorläufer der li-
nearperspektivischen Konstruktion, da sie dem
Raum Tiefe verleiht, die die Kunst des Mittelalters
so nicht kannte. Auch wenn der Augenpunkt noch
nicht entdeckt wurde, spiegeln diese ersten Versu-
che die Intention der Raumerfassung wider. Bei
Giotto sind die Transversalen noch gleich groß
und werden in die Tiefe übereinander gestapelt,
doch findet man bereits im ersten Drittel des 14.
Jahrhunderts bei den Gebrüder Lorenzetti
(Abb.1)
erste Versuche die Transversalen in die Tiefe zu
verkürzen, um somit eine bessere Tiefenwirkung zu erzielen. Diese Methode hatte ihre Berechti-
gung durch ihre mathematische Konstruierbarkeit. Von der Breite der dem Bildrand nächstlie-
genden Transversale ausgehend, verschmälert sich die Breite der nächstfolgenden um ein Drittel.
43
Die mittelalterliche Kunst tastet sich langsam an das Konzept der Linearperspektive heran und tut
dies auf einer noch intuitiven Ebene. Auch wenn die ersten perspektivisch anmutenden Artefakte
bereits den Willen zur Systematisierung des Sehraumes zeigen, so fehlt ihnen doch die Konse-
quenz bei der Durchführung, die bei späteren Versuchen immer stärker zu Tage tritt.
44
Der nächste logische Schritt wird chronologisch erst später
durch Hieronymus Rodler
45
vorgestellt.
(Abb.2)
Hierbei wird das
Bildfeld als ein gleichschenkliges Trapez gedacht, dessen Seiten-
winkel in einem Gemeinsamen Punkt zusammenlaufen. Die
Transversalen werden durch Diagonale des Trapezes und die zur
Grundfläche parallelen Linien gebildet. Der Punkt in dem die
Tiefenlinien zusammenlaufen ist noch kein Augenpunkt, da die
Bildkonstruktion von diesem weitgehend unabhängig ist.
46
ö
ö

Die Perspektivkonstruktion von Leon
Battista Alberti
(Abb.3)
stellt den ersten
systematischen Versuch dar die Dreidi-
mensionalität der sichtbaren Wirklich-
keit durch ein mathematisch-geometri-
sches Modell auf zweidimensionaler Flä-
che der Leinwand darstellbar zu machen.
Dabei unterwirft Alberti die Anordnung
der Gegenstände dem durch den Augen-
punkt konstruierten Raum.
,,Der Distanzpunkt (D) erscheint durch rechtwinklige Umklappung um den Augenpunkt (A) der
Bildebene. Auf der mittleren Orthogonale lassen sich alle Tiefenwerte ablesen. Diese Linie (y) bildet
mit der Grundlinie des seitlichen Aufrisses der Sehpyramide (x) ein Koordinatenkreuz. Das Bild wird
somit zu einem Koordinatensystem, der Raum wird Planraum, ein Gefüge geometrisch-
mathematischer Abhängigkeiten."
47
Albertis Modell der linearperspektivischen Konstruktion stellt die konsequenteste Form der Glie-
derung und Mathematisierung des Raumes dar. Erstmalig stellt er den Malern ein auf Gesetzen der
Optik beruhendes Modell der Raumwidergabe zur Verfügung. Als Ausgangsmoment für die geo-
metrische Gliederung des pikturalen Raumes dient das Modell der Sehpyramide, das seinen Urs-
prung in der antiken Optiklehre hat. Demnach liegt die Spitze der Sehpyramide im Auge des Be-
trachters und öffnet sich mit ihrer Basisfläche in die Richtung des Sehraumes. Alberti nimmt diese
Definition des Sehvorganges als einen Ausgangspunkt für seinen theoretischen Traktat
de pictura
,
dessen wichtigste Thesen im nächsten Kapitel näher erläutert werden sollen.

Albertis grundlegende Definition des Bildes als einen ebenen Durchschnitt durch die Sehpyramide
,,ist seit Euklid die erste strenge Formulierung des Sehvorganges"
48
. Sein Traktat ist der erste sys-
tematische Versuch die Prinzipien der Darstellung des Anschauungsraumes auf einer zweidimen-
sionalen Ebene zu durchleuchten und bildet somit den Anfang einer rein funktionalen Betrach-
tungsweise. ,,Nicht länger interessiert in erster Linie das Was eines Gegenüber im Raum, sondern
vielmehr das Wie seiner Abhängigkeit vom Standort des Betrachters"
49
. Eine solche Wahrneh-
mung der Weltwirklichkeit verlangt nach anderen Formen der Repräsentation, die sich entschie-
den von den Darstellungsmodi der Antike und des Mittelalters abheben.
Bevor Alberti sich der Methode der linearperspektivischen Konstruktion widmen kann, muss er
zunächst Voraussetzungen dafür schaffen. Dabei kann er sich nicht nur auf die Geometrie alleine
berufen, sondern muss bei der Erklärung des Modells der Sehstrahlenpyramide auf die Optik zu-
rückgreifen. Perspektive als Begriff taucht in Albertis Traktat als solcher nicht auf. Alberti geht
davon aus, dass nur das Sichtbare auch darstellbar ist. Auf diesem Ansatz, der allerdings nicht neu
ist und seine Wurzeln in den antiken und mittelalterlichen Optiklehren hat, beruht das Model der
Sehpyramide. Durch einen solchen Hilfsgriff kann Alberti den Sehvorgang geometrisch beschrei-
ben. Er mathematisiert die empirische Optik und ebnet damit den Weg für eine rationale Wissen-
schaft.
50
Das Model der Sehstrahlenpyramide beruht selbst auf zwei Axiomen, die Alberti von Euklid adap-
tiert. Das erste Axiom schreibt fest, dass die Linien zwischen dem Auge und Objekt immer gerade
verlaufen. Das zweite Axiom besagt, dass der Sehvorgang als eine geometrische Form, und zwar
als Sehpyramide, beschrieben werden kann, wobei die Spitze dieser Sehpyramide im Auge liegt
und die Basis als die Oberfläche des gesehenen Objekts definiert wird.
51
ä

Alberti unterscheidet drei Arten von Sehstrahlen, die allerdings in der Optikwissenschaft seiner
Zeit bereits zum allgemeingültigen Kanon gehörten. Die
äußeren Sehstrahlen
gehen entlang der
Begrenzung einer Fläche und tasten deren Umfang (
quantitas
) ab. Zwischen diesen Sehstrahlen
befindet sich der Sehwinkel. Die
mittleren Sehstrahlen
, die von den äußeren eingeschlossen wer-
den, tasten die Oberflächen ab und nehmen, ähnlich einem Chamäleon, die Farb- und Lichtsitua-
tionen an, die sie schließlich zum Auge transportieren. Der wichtigste, edelste und lebendigste
(bei Alberti
dux
und
princeps
genannt) Strahl von allen ist jedoch der
Zentralstrahl
, der im rech-
ten Winkel auf der gesehenen Fläche liegt.
52
Jede weitere Erörterung des Sehvorganges lässt Alberti weg. Er spreche von den Sehprozessen und
dem Modell der Sehpyramide
als Maler
und richte sich in erster Linie an andere Maler seiner Ge-
neration. Daher sind seine Ausführungen zur Optik sehr beschränkt auf die für die Vorstellung
der geometrischen Perspektive wichtigen Fakten. Der einzige, gleichwohl weitreichende Ansatz,
mit dem Alberti über die mittelalterliche Optik hinausgeht, ist seine Vorstellung, dass ein ebener
Schnitt durch die Sehpyramide ein perspektivisch verkürztes Bild ergebe. Als erster überträgt er
die Erkenntnisse der Optik auf die Malerei und definiert diese neu: ,,Also sei ein Gemälde die
Schnittfläche einer Sehpyramide ­ entsprechend einem gegebenen Abstand, bei festgelegtem
Zentrum und angenommenen Lichtquellen ­ ein Schnitt also, der auf einer gegebenen Fläche mit
Linien und Farben kunstgerecht dargestellt ist."
53
Den Schnitt durch die Sehpyramide versucht
Alberti durch den Vergleich mit einer gläsernen Scheibe zu verdeutlichen, die der Leinwand ent-
spricht. Somit löst Alberti das Problem, dass die Sehpyramide viele unterschiedliche Flächen
enthält, die sich in unterschiedlicher Ausrichtung zur Basisfläche befinden. Dieser Schnitt impli-
ziert darüber hinaus einen Schnitt durch den Zeitverlauf. Alberti ist sich der ständigen, abtasten-
den Bewegung des Auges bewusst, doch durch den Schnitt werden auch die Sehstrahlen zum Still-
stand gebracht und das Gemälde kann somit mehrere Gegenstände simultan darstellen.
54
Die Rich-
ä

tigkeit der perspektivischen Konstruktion können die Maler dadurch überprüfen, dass sie einen
gewissen Abstand zum Gemälde einnehmen und sich somit an die Spitze der Sehpyramide posi-
tionieren. Im Zusammenhang mit der proportionalen Projektion der Pyramidenbasis auf die
Leinwand führt Alberti die
Metapher des offenen Fensters
ein: ,,Zuerst zeichne ich auf der Fläche,
die das Gemälde tragen soll, ein viereckiges Rechteck beliebiger Größe: es dient mir gewisserma-
ßen als offenes Fenster (aperta fenestra), durch welches der ,Vorgang' (historia) betrachtet wird."
55
Die Folgen der Fenstermetapher für die Ontologie des Bildes werden im abschließenden Ab-
schnitt dieses Kapitels behandelt.
Nachdem Alberti die Voraussetzungen für eine linearperspektivische Konstruktion geschaffen hat,
gibt er nun konkrete Anweisungen zu der Darstellungsmethode. Hierbei stützt er sich vermutlich
auf die perspektivischen Experimente Brunelleschis. Auch wenn Alberti seinen Vorläufer nicht
nennt, so legt die Widmung der italienischen Fassung
56
die Vermutung nahe, dass er mit den ers-
ten perspektivischen Experimenten vertraut war.
Alberti führt im Folgenden vor, wie ein liegendes quadriertes Viereck perspektivisch verkürzt
dargestellt werden soll. Zunächst soll man eine menschliche Figur auf der darzustellenden Fläche
positionieren und somit die Höhe der
Zentrallinie
(Horizont) bestimmen. Die Figur soll weiter in
drei Teile (brachius) unterteilt werden; die Länge dieser Teile dient zum Einteilen der Grundlinie
in einzelne Abschnitte. Auf der
Zentrallinie
bestimmt man einen Zentralpunkt (Augenpunkt), der
durch Linien mit den Punkten auf der Grundlinie verbunden werden soll. Die bis dahin beschrie-
bene Vorgehensweise war den Malern bereits bekannt. Bei der Einteilung der Transversalen hat-
ten die Maler jedoch keine ausgereifte, mathematische Lösung, sondern bedienten sich dabei ent-
weder der Drittelungsmethode oder des eigenen Augenmaßes. Alberti kritisiert die Drittelungs-
methode und macht stattdessen die Konstruktion von dem Abstand des Betrachters zum Bild und
dem Zentralpunkt abhängig, den er mit Hilfe einer zweiten Zeichenfläche in das Bild integriert.
ä

(
Abb.3)
Diese
Distanzpunktmethode
wird erst 1625 zu
construzione legittima
erlärt
57
, für die Al-
berti selbst keine Beispiele kannte. Auch wenn er im Prolog von
della pittura
Masaccio erwähnt,
so übergeht er dessen 1426 entstandenes Trinitätsfresko, da die starke Untersicht die Rekonstruk-
tion der perspektivischen Vorgehensweise, wie sie Alberti beschreibt, verhindert.
58
Die linearperspektivische Konstruktion hat nicht nur Auswirkungen auf die Wirklichkeitsreprä-
sentation, sondern darüber hinaus auf das Selbstverständnis des Bildes, also auf seine Ontologie.
Phänomenologisch hat das Bild nach Böhm seine ursprüngliche Berechtigung in der Beziehung
zum Urbild, da es im Religiös-Kultischen und im Bezug zum Urbild seine Verwendung fand. Die
perspektivisch richtige und ästhetische Darstellung hatte in diesem Zusammenhang keine Bedeu-
tung, da das Abbild nicht dem betrachtenden Menschen, sondern der Gottheit selbst verpflichtet
gewesen ist. ,,Noch die mittelalterliche Kunst hat in den exempla, den Abbreviaturen von Gegens-
tänden und Personen, derartige ,,unähnliche" Bildzeichen, die nicht aus einer visuell erschlosse-
nen Naturwirklichkeit ihren Sinn schöpfen und dementsprechend nicht optisch-ästhetisch er-
schlossen werden können."
59
Die Einheit des Raumes mittelalterlicher Bilder wird nicht durch
angewandte perspektivische Verkürzungen o.ä. erreicht, sondern durch den Bezug zum und der
Gegenwart des Urbildes garantiert. Seit dem Beginn der neuzeitlichen Malerei, als deren Prototyp
das OEuvre Giottos angesehen werden kann, beobachtet Böhm einen ontologischen Wandel in der
Bildfunktion, die sich von emanativen Zusammenhängen löst und sich hin zum visuellen und
ästhetischen Verständnis entwickelt. Das Kontemplative befindet sich nicht mehr vorrangig im
Bild, sondern findet nunmehr seinen Ort im Betrachter. Die Linearperspektive leitet einen Prozess
ein, bei dem das Bildliche zugunsten des Bildes abgelöst und das Unsichtbare durch den Künstler
sichtbar gemacht wird.
60
ä

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836624633
DOI
10.3239/9783836624633
Dateigröße
3.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Kassel – Kunstgeschichte
Erscheinungsdatum
2009 (Januar)
Note
2,0
Schlagworte
francis bacon masaccio leon battista alberti raumbegriff linearperspektive
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Titel: Der Raumbegriff in der Malerei der Moderne
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