Einführung und Etablierung von Klassenrat im Rahmen des Gewaltpräventionskonzepts der Grundschule 'An der Feldbuschwende' Hannover
					
	
		©2008
		Wissenschaftliche Studie
		
			
				60 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
Im Zuge der Vorbereitungen auf die Weltausstellung Expo 2000 mit dem Motto Mensch - Natur - Technik wurden das in der Nähe des Messe-Gelände liegende Expo-Gelände und das Naherholungsgebiet Kronsberg nach erwähntem Motto geplant und schrittweise erbaut. Kommunalpolitisch betrachtet gehört der heute zu weiten Teilen bebaute Kronsberg zum Stadtteil Bemerode.
Für die dort vorgesehenen Schulen (Grund- und Integrierte Gesamtschule) bestanden Planungsgruppen. Mit Beginn der konkreten baulichen Planung 1996 begann für die Grundschule Kronsberg Nord - so der damalige, vorläufige Arbeitstitel - die pädagogische Planung.
Die Grundschule startete im Schuljahr ´98/´99 mit fünf Kindern der zweiten und dritten Klasse und zwei Lehrerinnen aus der Planungsgruppe im Schulzentrum Bemerode. Im April ´99 erfolgte der Umzug in das fertig gestellte GS-Gebäude mit ca. 80 Kindern. Im Schuljahr ´00/´01 eröffnete der Schulkindergarten, gleichzeitig stieg die Schülerzahl enorm an (auf ca. 360 Kinder), so dass die Schule seitdem in zwei Jahrgängen fünf- und in zwei Jahrgängen vierzügig ist. Da die GS An der Feldbuschwende nach wie vor in einem kinderfreundlichen und -reichen Zuzugsgebiet liegt, besuchen heute etwa 450 Kinder aus ca. 25 Nationen die Grundschule An der Feldbuschwende.
Durch die skizzierte Situation ergeben sich für die Grundschule An der Feldbuschwende vielfältige Beratungsanlässe:
Durch die städtebauliche Entwicklung am Kronsberg für nun rund 6500 Bewohnerinnen und Bewohner ist die Bevölkerung des Stadtteils Bemerode insgesamt von rund 10.000 (1995) auf rund 15.500 (Ende 2000) angestiegen. Abgesehen von einer regulären Fluktuation wie in jedem hannoverschen Stadtteil gilt der Zuzug von etwa 5500 Menschen als besonders; denn kaum jemand besagter Personen war hier heimisch oder hatte seine Wurzeln in diesem Stadtteil.
Während in Bemerode soziale und kulturelle Infrastrukturen über Generationen und Jahrzehnte entstehen konnten, musste dieses auf dem Kronsberg erst entwickelt werden. Deren Ziel war sowohl baulich-räumlich als auch inhaltlich und organisatorisch ein integratives Konzept der sozialen und kulturellen Infrastruktur zu entwickeln und umzusetzen Entstanden ist ein System mit den Themenschwerpunkten Soziale Stadtteilarbeit, Stadtteilkulturarbeit, Ökologische Stadtteilarbeit, Kinder- und Jungendarbeit, Familienarbeit und -bildung, Seniorenarbeit und Stadtteilbibliothek.. Zwar erwähnt der Sozialbericht, dass es […]
	Im Zuge der Vorbereitungen auf die Weltausstellung Expo 2000 mit dem Motto Mensch - Natur - Technik wurden das in der Nähe des Messe-Gelände liegende Expo-Gelände und das Naherholungsgebiet Kronsberg nach erwähntem Motto geplant und schrittweise erbaut. Kommunalpolitisch betrachtet gehört der heute zu weiten Teilen bebaute Kronsberg zum Stadtteil Bemerode.
Für die dort vorgesehenen Schulen (Grund- und Integrierte Gesamtschule) bestanden Planungsgruppen. Mit Beginn der konkreten baulichen Planung 1996 begann für die Grundschule Kronsberg Nord - so der damalige, vorläufige Arbeitstitel - die pädagogische Planung.
Die Grundschule startete im Schuljahr ´98/´99 mit fünf Kindern der zweiten und dritten Klasse und zwei Lehrerinnen aus der Planungsgruppe im Schulzentrum Bemerode. Im April ´99 erfolgte der Umzug in das fertig gestellte GS-Gebäude mit ca. 80 Kindern. Im Schuljahr ´00/´01 eröffnete der Schulkindergarten, gleichzeitig stieg die Schülerzahl enorm an (auf ca. 360 Kinder), so dass die Schule seitdem in zwei Jahrgängen fünf- und in zwei Jahrgängen vierzügig ist. Da die GS An der Feldbuschwende nach wie vor in einem kinderfreundlichen und -reichen Zuzugsgebiet liegt, besuchen heute etwa 450 Kinder aus ca. 25 Nationen die Grundschule An der Feldbuschwende.
Durch die skizzierte Situation ergeben sich für die Grundschule An der Feldbuschwende vielfältige Beratungsanlässe:
Durch die städtebauliche Entwicklung am Kronsberg für nun rund 6500 Bewohnerinnen und Bewohner ist die Bevölkerung des Stadtteils Bemerode insgesamt von rund 10.000 (1995) auf rund 15.500 (Ende 2000) angestiegen. Abgesehen von einer regulären Fluktuation wie in jedem hannoverschen Stadtteil gilt der Zuzug von etwa 5500 Menschen als besonders; denn kaum jemand besagter Personen war hier heimisch oder hatte seine Wurzeln in diesem Stadtteil.
Während in Bemerode soziale und kulturelle Infrastrukturen über Generationen und Jahrzehnte entstehen konnten, musste dieses auf dem Kronsberg erst entwickelt werden. Deren Ziel war sowohl baulich-räumlich als auch inhaltlich und organisatorisch ein integratives Konzept der sozialen und kulturellen Infrastruktur zu entwickeln und umzusetzen Entstanden ist ein System mit den Themenschwerpunkten Soziale Stadtteilarbeit, Stadtteilkulturarbeit, Ökologische Stadtteilarbeit, Kinder- und Jungendarbeit, Familienarbeit und -bildung, Seniorenarbeit und Stadtteilbibliothek.. Zwar erwähnt der Sozialbericht, dass es […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Insa Reichwehr 
Einführung und Etablierung von Klassenrat im Rahmen des Gewaltpräventionskonzepts 
der Grundschule 'An der Feldbuschwende' Hannover 
ISBN: 978-3-8366-2441-1 
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009 
Zugl. Landesschulbehörde, Hannover, Deutschland, Abschlussarbeit, 2008 
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© Diplomica Verlag GmbH 
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009 
Anstelle eines Vorworts 
,,`Es geht alles zurück in die Kindheit  da kann man demokratische Partizipationsprozesse am 
selbstverständlichsten lernen.´" (zit. n. Schacht, 2008, S. 4, Interview mit Oskar Negt)  
,,`Im  Kern´,  sagt  Negt,  `geht  es  um  eine  Balance  zwischen  Selbstregulierung  der  Kinder  und 
Angeboten der Pädagogen.´" (a. a. O.) 
1 
Inhaltsverzeichnis der Arbeit 
1. 
Situation der Schule und meine dortige Tätigkeit als Beratungslehrerin ... 
S. 2 
2. 
Theoretische Überlegungen zum Klassenrat ... S. 4 
2.1  Strukturierung des Klassenrats in der Schule ... S. 5 
2.2  Rolle der Lehrerin / des Lehrers während des Klassenrats ... S. 6 
2.3  Rolle der Beratungslehrerin bei Einführung und Etablierung des Klassenrats ... 
S. 7 
3. 
Konzeption des Klassenrats in der GS An der Feldbuschwende ... S. 7 
3.1  Strukturierung des Klassenrats in einer vierten Klasse ...S. 8 
3.2  Rolle der Lehrerin während des Klassenrats ... S. 9 
3.3  Meine Rolle bei Einführung und Etablierung des Klassenrats ... 
S. 10 
4. 
Darstellung exemplarischer Klassenratstunden ... S. 12 
4.1  Erste Stunde ... S. 13 
4.2  Zweite Stunde ... S. 15 
4.3  Fünfte Stunde ... 
S. 16 
5. 
Abschlussgespräch mit der Klassenlehrerin ... 
S. 17 
6. 
Schlussreflexion und Ausblick ... 
S. 18 
7. 
Literaturverzeichnis ... 
S. 20 
Schlusserklärung 
2 
1. 
Situation der Schule und meine dortige Tätigkeit als Beratungslehrerin 
Im  Zuge  der  Vorbereitungen  auf  die  Weltausstellung  Expo  2000  mit  dem  Motto  ,,Mensch   
Natur   Technik"  wurden  das  in  der  Nähe  des  Messe-Gelände  liegende  Expo-Gelände  und  das 
Naherholungsgebiet  Kronsberg  nach  erwähntem  Motto  geplant  und  schrittweise  erbaut. 
Kommunalpolitisch  betrachtet  gehört  der  heute  zu  weiten  Teilen  bebaute  Kronsberg  zum 
Stadtteil Bemerode.  
Für  die  dort  vorgesehenen  Schulen  (Grund-  und  Integrierte  Gesamtschule)  bestanden 
Planungsgruppen.  Mit  Beginn  der  konkreten  baulichen  Planung  1996  begann  für  die 
,,Grundschule  Kronsberg  Nord"  -  so  der  damalige,  vorläufige  Arbeitstitel  -  die  pädagogische 
Planung.   
Die Grundschule  startete im Schuljahr  ´98/´99  mit fünf  Kindern der  zweiten und dritten  Klasse 
und zwei Lehrerinnen aus der Planungsgruppe im Schulzentrum Bemerode. Im April ´99 erfolgte 
der  Umzug  in  das  fertig  gestellte  GS-Gebäude  mit  ca.  80  Kindern.  Im  Schuljahr  ´00/´01 
eröffnete  der  Schulkindergarten,  gleichzeitig  stieg  die  Schülerzahl  enorm  an  (auf  ca.  360 
Kinder), so dass die Schule seitdem in zwei Jahrgängen fünf- und in zwei Jahrgängen vierzügig 
ist.  Da  die  GS  An  der  Feldbuschwende  nach  wie  vor  in  einem  kinderfreundlichen  und  -reichen 
Zuzugsgebiet  liegt  (vgl.  Landeshauptstadt  Hannover,  2002,  S.  17),  besuchen  heute  etwa  450 
Kinder aus ca. 25 Nationen die Grundschule An der Feldbuschwende
1
. 
Durch  die  skizzierte  Situation  ergeben  sich  für  die  Grundschule  An  der  Feldbuschwende 
vielfältige Beratungsanlässe: 
Durch ,,die städtebauliche Entwicklung am Kronsberg für nun rund 6500 Bewohnerinnen und 
Bewohner" (Landeshauptstadt Hannover, Sozialbericht 2002, S. 104) ist die Bevölkerung des 
Stadtteils  Bemerode  insgesamt  von  rund  10.000  (1995)  auf  rund  15.500  (Ende  2000) 
angestiegen.  Abgesehen  von  einer  regulären  Fluktuation  wie  in  jedem  hannoverschen 
Stadtteil gilt der Zuzug von etwa 5500 Menschen als besonders; denn kaum  jemand besagter 
Personen war hier heimisch oder hatte seine Wurzeln in diesem Stadtteil. 
Während  in  Bemerode  soziale  und  kulturelle  Infrastrukturen  über  Generationen  und  
Jahrzehnte  entstehen  konnten,  musste  dieses  auf  dem  Kronsberg  erst  entwickelt  werden. 
1
  Zwar  liegen  jüngere  Sozialberichte  Hannovers  im  Internet  unter  www.hannover.de  von  2003  bis  2006  ebenfalls 
vor, doch weisen diese keine nach Stadtteilen detaillierten Statistiken mehr auf (Berichte, Tabellen und Karten), was 
mit  der  im  Jahre  2002  gegründeten  Region  Hannover  zusammen  hängt.  Somit  finden  sich  dort  Statistiken  der 
Region im Vergleich zur Stadt und Statistiken der Stadt aufgeteilt nach sog. Stadtbezirken. Der Stadtteil Bemerode 
samt  Kronsberg  findet  Erwähnung  unter  ,,Stadtbezirk  06  Kirchrode,  Bemerode  Wülferode",  während  der 
Sozialbericht  2002  als  kleinste  Betrachtungseinheit noch  die  Ebene  der  Stadtteile  zur  Analyse  heranzieht.  Unsere 
Schülerschaft  setzt  sich  zum  sehr  überwiegenden  Teil  aus  Kindern  des  Neubaugebiets  Kronsberg  und  wenigen 
Kindern  aus  Bemerode  zusammen  (abgesehen  von  einzelnen  Schülerinnen  und  Schülern  mit  behördlicher 
Ausnahmegenehmigung). Zudem lassen sich einige erwähnter Sozialberichte nicht einsehen oder aus dem Internet  
,,herunterladen". Der Sozialbericht von 2008, der Daten so erfasst wie der Sozialbericht 2002,  lag zur Vorbereitung 
des Kapitels dieser Arbeit noch nicht vor. Ein kurzer Vergleich beider Berichte zeigt aber ebenfalls das, was hier 
beschrieben wird. 
3 
Deren  Ziel  war  ,,sowohl  baulich-räumlich  als  auch  inhaltlich  und  organisatorisch  ein 
integratives Konzept der sozialen und kulturellen Infrastruktur zu entwickeln und umzusetzen 
[...].  Entstanden  ist  ein  System  [...]  mit  den  Themenschwerpunkten  Soziale  Stadtteilarbeit, 
Stadtteilkulturarbeit,  Ökologische  Stadtteilarbeit,  Kinder-  und  Jungendarbeit,  Familienarbeit 
und  -bildung,  Seniorenarbeit  und  Stadtteilbibliothek."  (a.  a.    O.,  S.  105f).  Zwar  erwähnt  der 
Sozialbericht,  dass  es  noch  einige  Jahre  erforderlich  sein  werde,  ,,die  Entwicklung  am 
Kronsberg  weiter  intensiv  zu  beobachten  und  zu  begleiten"  (a.  a.  O.,  S.  106);  dennoch 
bestehen  einige  der  erwähnten  Einrichtungen  z.  T.  schon  seit  Jahren  nicht  mehr  (Beispiele: 
Kronsberg  Umwelt  Kommunikationsagentur  =  kuka,  Hermannsdörfer  Landwerkstätten, 
Kronsberg Umwelt Bildungsinitiative = kubi). 
Von den etwa 6500 Menschen, die 2002 auf dem Kronsberg lebten, waren rund 27 %  Kinder 
und Jugendliche, was weit über dem städtischen Durchschnitt (15 %) lag. 
Der Anteil  nichtdeutscher Bewohnerinnen und Bewohner  betrug zum selben Zeitpunkt  rund 
18  %  (leicht  überdurchschnittlich  im  Vergleich  zum  städtischen  Durchschnitt:  15  %),  der 
Anteil  der  Aussiedlerinnen  und  Aussiedler  lag  bei  rund  12  %  (hoch  im  Vergleich  zum 
städtischen Durchschnitt: 4 %). 
Hilfe  zum  Lebensunterhalt  erhielten  im  Stadtteil  Bemerode  rund  8  %  der  Menschen  (leicht 
überdurchschnittlich  im  Vergleich  zum  städtischen  Durchschnitt:  7  %).  Allerdings  waren 
hiervon  nichtdeutsche  Kinder  und  Jugendliche  unter  18  Jahren  mit  rund  40  % 
überdurchschnittlich oft betroffen (im Vergleich zum städtischen Durchschnitt von 31 %). 
Die  aktuelle  Anzahl  der  Kinder  im  Schuljahr  ´07/´08  beträgt  454.  Davon  haben  16  %  keine 
deutsche 
Staatsbürgerschaft 
und 
19 
% 
eine 
doppelte 
Staatsbürgerschaft 
(Spätaussiedler/innen). 
Durch die erwähnten Bedingungen gestaltet sich das Schulleben sehr lebendig, was nicht immer 
konfliktfrei  und  harmonisch  verläuft.  So  setzen  sich  die  Lehrkräfte  in  Elterngesprächen  immer 
wieder  damit  auseinander,  dass  es  die  unterschiedlichsten,  sozial  oder  kulturell-ethnisch 
bedingten  Auffassungen  darüber  gibt,  auf  welche  Weise  Kinder  in  einer  Gemeinschaft  wie  der 
Schule miteinander leben, lernen und arbeiten und welche Aufgaben die Kinder im Verlaufe von 
vier Schuljahren zunehmend  in  eigener Verantwortung übernehmen können, sollen und  müssen 
(vgl.  Kerncurricula).  An  dieser  Stelle  gibt  es  im  Kollegium  einen  nicht  unerheblichen,  immer 
wieder nachgefragten Beratungs- und  Unterstützungsbedarf, zumal  der Erlass Die  Arbeit  in der 
Grundschule  festlegt:  ,,In  der  Grundschule  wird  eine  altersangemessene  Form  des 
Zusammenlebens  und  Arbeitens  entwickelt.  Diese  erfordert  entsprechende  Regeln,  die  mit  der 
Akzeptanz  unterschiedlicher  Lebensformen  sowie  der  Achtung  der  religiösen  und 
weltanschaulichen  Überzeugungen  Anderer  einhergeht.  [...]  Die  Schule  sorgt  für  ein  positives 
4 
Klima,  [und]  nimmt  auf  den  unterschiedlichen  Stand  sozialer  Fähigkeiten  [...]  Rücksicht." 
(Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.), 2005, S. 3) 
Aus  diesem  Blickwinkel  heraus  betrachtet  erscheint  es  als  sehr  sinnvoll  einen 
Beratungsschwerpunkt  auf  Einführung  und  Etablierung  des  Klassenrats,  eingebunden  in  das 
Gewaltpräventions- und  folglich auch  in das Beratungskonzept der GS An der Feldbuschwende 
zu  legen.  Anbahnen,  Einführung  und  Etablierung  des  Klassenrats  eröffnen  ab  Schuleintritt  und 
im  Verlaufe  von  vier  Grundschuljahren  Schülerinnen  und  Schülern  die  Möglichkeit  ,,sich 
anderen  Schülerinnen  und  Schülern  gegenüber  situationsangemessen,  hilfsbereit  und 
rücksichtsvoll  zu  verhalten,  eigene  Wünsche  zurückzustellen  [...],  sich  an  Ordnungsformen  zu 
halten,  Regeln  der  Zusammenarbeit  [und  des  Zusammenlebens]  zu  beachten,  aber  auch  sich 
selbst zu behaupten und eigene Standpunkte zu vertreten." (a. a. O.) 
2. 
Theoretische Überlegungen zum Klassenrat 
Der  Begriff  Klassenrat  geht  ursprünglich  zurück  auf  den  französischen  Pädagogen  Célestin 
Freinet  (1896  -  1966).  In  der  Pädagogik  Freinets  ist  der  Klassenrat  Teil  eines  umfassenden 
Konzepts, das  jedoch  nicht ohne weiteres  für  jede Schule passt und / oder übernommen werden 
kann.  Grundsätzlich  wird  unter  Klassenrat  eine  Klassenversammlung  unter  bestimmten 
Bedingungen  mit  speziellen  Funktionszuschreibungen  verstanden  (vgl.  Friedrichs,  2004,  S. 
186f): 
Förderung der Gemeinschaft 
Moralerziehung durch ,,Gewissenserforschung"  
Identifikation der / des Einzelnen mit der Klasse bzw. der Schule 
Vermittlung von Verantwortungsbewusstsein  
Vermeidung von Disziplinproblemen  
Nach Hanna Kiper ist der Klassenrat ,,eine Form, Partizipation zu praktizieren" (Kiper, 1997, S. 
1). Durch Partizipation werden Strukturen und Prozesse  in der Schule  für die Schülerinnen und 
Schüler  erfahrbar.  Es  entsteht  das  Bewusstsein  ,,Ich  kann  mitreden,  ich  werde  gehört,  ich 
bestimme  mit,  aber  auch:  Ich  muß  mich  der  Mehrheit  beugen  und  Regeln  anerkennen." 
(Klünenberg,  Poesthorst,  1998,  S.  180)  Vor  diesem  Hintergrund  ist  ,,Partizipation  in  der 
Schulklasse [...] ein wichtiger Schritt zur Hinführung von Kindern und Jugendlichen an Formen 
der politischen und gesellschaftlichen [demokratischen] Beteiligung." (Kiper, 1998, S. 120) 
Gleichzeitig  besitzt  der  Klassenrat  für  Schülerinnen  und  Schüler  eine  hohe  emotionale 
Bedeutung.  So  zitiert  Friedrichs  aus  den  Handreichungen  der  Offenen  Schule  Kassel-Waldau, 
dass der Klassenrat ,,der Klasse als Gruppe, aber auch den einzelnen Individuen die Möglichkeit 
5 
gibt,  Verhalten  zu  beobachten,  zu  überprüfen,  sich  zu  verändern  und  sich  weiterzuentwickeln." 
(Friedrichs, 2004, S. 59)
2
 Im Einzelnen ausgeführt bedeutet das: 
der Klassenrat bietet Selbstregulierungsmechanismen 
er schützt die Rechte von Minderheiten 
er  fördert  die  Integration  von  Außenseitern  und  von  verhaltensauffälligen  Schülerinnen  und 
Schülern 
er verzögert den Umgang mit Aggressionen 
er ist ein Steuerungsinstrument und eine Informationsquelle für die Lehrkräfte 
Zugeschnitten  auf  eine  Regelschule  findet  sich  eine  Definition  des  Klassenrats  bei  Blum:  ,,Der 
Klassenrat  ist  eine  regelmäßig  stattfindende  Gesprächsrunde,  in  der  sich  Schüler  und  die 
Klassenlehrkraft  gemeinsam  mit  konkreten  Anliegen  der  Klassengemeinschaft  (z.  B.  Ausflüge 
oder  Projekte,  Organisationsfragen  wie  Dienste  und  Regeln,  Probleme  und  Konflikte) 
beschäftigen  und  dafür  möglichst  einvernehmliche  Lösungen  finden."  (Blum,  2006,  S.  10)  Es 
werden  nach  Blum  im  Klassenrat  die  Dinge  bearbeitet,  ,,die  alle  angehen  und  die  für  das 
Wohlfühlen von Schülern und Lehrern im Lebensraum Schule Bedeutung haben." (a. a. O.)  
Um diese konkreten Schulanliegen im Klassenrat Erfolg versprechend im Sinne des Erarbeitens 
einvernehmlicher Lösungen  mit allen  Beteiligten  zu erreichen erscheint es als  sehr sinnvoll den 
Klassenrat  in  das  Schulkonzept  und  /  oder  sogar  in  spezielle  schulinterne  Konzepte  (wie  z.  B. 
Partizipations-,  Kommunikations-,  Gewaltpräventions-,  Beratungs-konzept  etc.)  einzubinden. 
Außerdem  müssen  grundsätzliche  Vorüberlegungen  zur  Strukturierung  des  Klassenrats 
insgesamt  in  der  Schule,  die  Rolle  der  Lehrerin  /  des  Lehrers  während  des  Klassenrats  und  die 
temporär-prozessuale  Begleitung  durch  die  Beratungslehrerin  angestellt  werden  und 
Entscheidungen getroffen werden.  
2.1 
Strukturierung des Klassenrats in der Schule 
Wenn  der  Klassenrat  die  Funktion  von  Partizipations-Praxis  einer  Schulklasse  am  Schulleben 
haben soll und konkrete Klassenangelegenheiten organisiert werden sollen, muss der Klassenrat 
regelmäßig ritualisiert durchgeführt werden  nur so kann Sicherheit entstehen, dass die Belange 
gehört, ernst genommen und besprochen werden.   
Über  die  Häufigkeit  von  Klassenratsitzungen  wurde  in  einschlägiger  Literatur  diskutiert. 
Favorisiert  wird  mittlerweile  eine  Unterrichtsstunde  Klassenrat  pro  Woche  am  Freitag,  wobei 
Uneinigkeit  darüber  besteht,  ob  diese  Stunde  freitags  in  der  letzten  Schulstunde  betreffender 
2
  Leider  werden  erwähnte  Handreichungen  der  Offenen  Schule  Kassel-Waldau nicht mehr neu  aufgelegt,  und  die 
letzte Überarbeitung liegt 14 Jahre zurück. Eine aktuelle Anfrage per Email zum Erwerb der Handreichungen ergab, 
dass  bei  Rückfragen zum  Klassenrat  ein  Kollege  Auskunft und  Hilfestellungen  geben  würde,  aber  ein  gedrucktes 
Exemplar nicht ausgehändigt oder gemailt wird. 
6 
Klasse  liegen  muss  /  sollte  oder  ob  es  ebenso  gut  eine  beliebige  Freitagsstunde  sein  könne. 
Einigkeit  herrscht  unter  den  Autorinnen  /  Autoren  über  Regelmäßigkeit  und  Ritualisierung  des 
Klassenrats. 
Klassenratsitzungen  folgen  einem  ,,transparenten  Ritual".  Dazu  bedarf  es  einer  guten 
Vorbereitung:  
Klassenratsitzungen  finden  im  Sitzkreis  statt,  folglich  muss  geklärt  sein  oder  werden,  wie 
dieser zu bilden ist
3
. 
Grundlegende  Gesprächsregeln  sollten  bekannt  sein
4
.  In  jedem  Fall  sollten  sie  für  den 
Klassenrat  gemeinsam  wiederholt,  evtl.  ergänzt,  verschriftlicht  und  im  Klassenraum  für  alle 
zugänglich ausgehängt werden. 
Was  im  Klassenrat besprochen werden soll, wird  in der  Woche schriftlich auf  vorbereitetem 
Papier und  mit Namen  versehen  festgehalten und  auf diese  Weise gesammelt. Grundsätzlich 
werden die Beiträge nach zwei Kategorien aufgelistet: Lob  Anliegen (Kritik oder Wunsch). 
Es  muss  geklärt  werden,  ob  dafür  eine  Wandzeitung,  Pinnwände,  ein  Briefkasten,  ein 
Klassenratbuch  oder  ein  Klassenratordner  mit  Protokollblättern  für  die  jeweilige 
Klassensituation  als  sinnvoll  erachtet  wird.  Die  verschiedenen  Formen  bringen  jeweils  Vor- 
und  Nachteile  mit  sich,  die  auch  nach  jeweiliger  Klassensituation  gut  abgewogen  werden 
sollten.  Dieses  im  Verlaufe  der  Woche  entstehende  Papier  wird  nach  festen  Regeln  im 
Klassenrat bearbeitet. Über die ,,Arbeit" wird ein Protokoll angefertigt, das  u. a. Beschlüsse, 
Unerledigtes und auch Reflexionen zum stattgefundenen Klassenrat enthält.  
2.2 
Rolle der Lehrerin / des Lehrers während des Klassenrats 
Wie erwähnt besitzt der Klassenrat auch die  Funktion eines Steuerungsinstruments betreffender 
Schulklasse. Gleichzeitig ist er eine wichtige Informationsquelle  nicht nur für Lehrende; denn 
die verschriftlichte Wochensammlung ist schon während ihres Entstehungsprozesses für alle am 
Klassenrat  Beteiligten  (fast)  jederzeit  einsehbar.  So  kann  nachgelesen  werden  welche  Personen 
wofür  gelobt  werden.  Gleichzeitig  lässt  sich  auch  feststellen  welche  Probleme  mit  welchen 
Personen sich ergeben / ergeben haben. Es liegt auf der Hand, dass die Bearbeitung dieser Dinge 
eine andere Ebene als die in der Schule sonst übliche zur Voraussetzung hat. Eine Kollegin / ein 
Kollege, die / der den Klassenrat in ihrer / seiner Klasse durchführen will, sollte die Bereitschaft 
mitbringen  sich  im  Klassenrat  auf  die  Arbeit  an  der  Beziehungsebene  mit  Schülerinnen  und 
Schülern  einzulassen.  Lehrperson  und  Schülerinnen  /  Schüler  begegnen  sich  im  Klassenrat  als 
3
 In einer nicht unerheblichen Anzahl von Schulklassen sind Sitz- / Stuhlkreise fest ritualisiert und man kann darauf 
zurückgreifen.  Für  den  Fall,  dass  Sitzkreise  erst  eingeführt werden  müssen,  favorisiere ich  für den  Klassenrat aus 
mehreren Gründen ,,Ein Junge nimmt ein Mädchen dran, ein Mädchen nimmt einen Jungen dran" usw.  
4
 Sollte das nicht der Fall sein müssten Gesprächsregeln vor Einführung des Klassenrats gründlich mit der Klasse 
erarbeitet werden. 
7 
Partner, die Lehrperson entscheidet also  nicht allein  nach der Prämisse, dass sie wisse, was gut 
und  richtig  sei.  Sie  nimmt  viel  mehr  die  Haltung  ein,  ,,dass  alle  in  der  Klasse  gemeinsam 
entscheiden und damit auch gemeinsam  für das Ergebnis  verantwortlich  sind." (Blum, 2006, S. 
11)  Die  Rolle  der  Lehrperson  ist  demnach  eine  teilnehmend-begleitende  wie  auch  schützende 
und wahrende  denn die Lehrperson bleibt verantwortlich für den Rahmen des Klassenrats, die 
Rahmenkompetenz  wird  nicht  an  Schülerinnen  und  Schüler  delegiert.  Blum  E.  u.  H.-J.  halten 
dazu  ausdrücklich  fest:  ,,Die  Lehrkraft  übernimmt  die  Rolle  des  Begleiters  sowie  die 
Verantwortung für den Prozess, nicht jedoch für das Ergebnis. Sie leitet die Schüler an, wie man 
zu  einem  einvernehmlichen  Ergebnis  kommt.  Sie  setzt  den  Rahmen,  innerhalb  dessen 
Entscheidungen  fallen  können,  und  macht  ihn  transparent."  (a.  a.  O.)  Die  Lehrperson  wird 
idealer  Weise  für  die  Schülerinnen  und  Schüler  in  diesem  Rahmen  sehr  viel  deutlicher  als 
Mensch  erlebbar,  indem  sie  transparent  und  klar  kommuniziert,  sich  immer  wieder  einfühlsam 
zuwendet und die Kinder / Jugendlichen in ihren Anliegen ernst nimmt (vgl. a. a. O.).  
2.3 
Rolle der Beratungslehrerin bei Einführung und Etablierung des Klassenrats 
Lehrkräfte,  die  den  Klassenrat  einführen  möchten,  können  sich  diesen  per  Literaturstudium 
aneignen, Fortbildungen zu diesem Thema besuchen (LschB-Schulpsychologie: KIK. Vgl. Blum, 
2006, S. 7) oder an einigen Schulen die Beratungslehrkraft diesbezüglich ansprechen. Allerdings 
kann  die  Rolle  der  Beratungslehrkraft  nach  einem  ausführlichen  Gespräch  lediglich  eine 
temporär-prozessuale sein. Gemeinsam  mit  nachfragender Lehrkraft werden  Möglichkeiten und 
Ziele, aber auch Grenzen des Klassenrats erörtert. Aufgabe der Beratungslehrkraft kann es nicht 
sein  den  Klassenrat  fortwährend  zu  leiten  und  nachfragende  Lehrkraft  nimmt  lediglich  eine 
hospitierende Haltung ein.  
Eingebunden in Schul- und Beratungskonzept jeweiliger Schule wird die Beratungslehrkraft den 
Klassenrat theoretisch und praktisch für eine vorher zu vereinbarende Anzahl von Schulstunden 
,,doppelgesteckt"  in  betreffender  Klasse  einführen  und  etablieren,  wobei  gleichzeitig 
nachfragende  Lehrkraft  eingearbeitet,  begleitet  und  unterstützt  wird.  Ziel  dieser  Einarbeitung 
und  Begleitung  ist  die  Lehrkraft  in  die  Lage  zu  versetzen  den  Klassenrat  selbstständig,  sicher 
und für alle an diesem Prozess Beteiligten Gewinn bringend weiterzuführen.  
3. 
Konzeption des Klassenrats in der GS An der Feldbuschwende 
Schon  vor  tatsächlicher  Aufnahme  des  Unterrichts  in  der  GS  An  der  Feldbuschwende  war  es 
erklärtes Ziel der Planungsgruppe ein hohes Maß an Partizipations-Praxis für alle an der Schule 
Beteiligten  einzuführen  und  zu  etablieren.  Für  die  Ebene  von  Schülerinnen  und  Schülern 
8 
bedeutete das u. a. die Einführung eines Schülerparlaments: Es tagt einmal pro Woche  für etwa 
15  Minuten  vor  Unterrichtsbeginn  und  setzt  sich  zusammen  aus  Klassensprecherinnen  und 
Klassensprechern  aller  Schulklassen
5
.  Für  alle  einsehbar  hängt  ein  von  jeweils  einer 
Viertklässlerin 
/ 
einem 
Viertklässler 
angefertigtes 
Schülerparlamentprotokoll 
im 
Eingangsbereich der Schule. Die Erfahrung zeigt, dass es sinnvoll ist die besprochenen Themen 
auch  in  der  Klasse  zum  selbst  gewählten  Zeitpunkt  immer  wieder  nachlesen  und  ggf.  darauf 
verweisen zu können  und zwar von Kinderseite (!).  
Von daher  schien es wichtig die schriftliche  Wochensammlung des  Klassenrats so zu gestalten, 
dass die Themen des Schülerparlaments dort ebenfalls Eingang  finden,  ja sogar schon während 
des Schülerparlaments eingetragen werden und später jederzeit im Klassenraum nachlesbar sind. 
So werden also zu Beginn des Klassenrats die Schülerparlamentthemen vor der Klasse öffentlich 
von Klassensprecherin und Klassensprecher vorgetragen (für evtl. Nichtleserinnen / Nichtleser). 
Da damit besagte Kinder die Wochensammlung samt Schülerparlamentthemen sowieso schon in 
den  Händen  halten,  erschien  es  sinnvoll  den  Klassenrat  von  der  Klassensprecherin  und  dem 
Klassensprecher eröffnen und organisieren zu lassen.   
Nach  Vorstellung  des  eben  Beschriebenen  in  einer  Dienstbesprechung  am  25.02.2008  wurde 
schließlich  in  der  Gesamtkonferenz  am  07.04.2008  die  Verankerung  der  Einführung  und 
Etablierung  von  Klassenrat  in  den  Gewaltpräventions-  und  Beratungskonzepten  unserer  Schule 
mit großer Mehrheit angenommen
6
.  
3.1 
Strukturierung des Klassenrats in einer vierten Klasse 
Im  November  vergangenen  Jahres  wandte  sich  die  Klassenlehrerin  S.  einer  vierten  Klasse  an 
mich  in  meiner  Rolle  als  Beratungslehrerin.  Sie  fragte  nach  Möglichkeiten  oder  Methoden  um 
Miteinander und Umgangsformen der Kinder ihrer Klasse insgesamt zu verbessern.  
Im  ausführlichen  Erstgespräch  erfuhr  ich  Folgendes:  Die  vierte  Klasse  von  S.  besteht  aus  19 
Kindern  -  11  Mädchen  und  acht  Jungen.  Es  ist  nach  Ss.  Einschätzungen  eine  insgesamt  recht 
leistungsstarke und  leistungsfreudige  Klasse  mit  eloquenten Schülerinnen und Schülern. Sieben 
Kinder  besitzen  einen  Migrationshintergrund,  in  acht  Fällen  bestehen  Ein-Eltern-Familien  und 
sieben Kinder sind sog. Einzelkinder. Es gibt erhebliche soziale Unterschiede (die Spanne reicht 
von  Familien  mit Hartz-IV-Einkommen  bis zu doppelverdienenden  Akademikerehepaaren). Zur 
Klasse  gehört  Sch.,  ein  Mädchen  mit  einer  Körperbehinderung  in  Form  einer  erhöhten 
Muskelspannung  und  Neigung  zu  Verkrampfungen.  Die  körperlich-geistige  Entwicklung  Schs. 
5
 Schulstundenplan im Schuljahr 2007 / 2008: das Schülerparlament findet dienstags statt. 
6
 Vgl. Anhang:   Sicherheits- und Gewaltpräventionsmaßnahmen an der GS An der Feldbuschwende Gem. Rd.Erl. 
v. 30.09.2004 und 15.02.2005 
und  
Beratungskonzept der GS An der Feldbuschwende 
9 
ist  insgesamt  verzögert  und  ihre  Sehfähigkeit  liegt  bei  80  %.  Sch.  hat  Anspruch  auf 
sonderpädagogischen  Förderbedarf
7
.  Sch.  wird  zusätzlich  seit  der  ersten  Klasse  durch  eine 
Einzelfallhelferin unterstützt, die Schs. gesamten Schulalltag innerhalb der Schule begleitet.    
Aus  dieser  Klassengesamtsituation  ergeben  sich  Schwierigkeiten,  die  das  Unterrichtsgeschehen 
zeitweise enorm  beeinflussen. Im Einzelnen  benannte S.  folgende Punkte, für die sie sich  Hilfe 
erhoffte: 
viele Unterrichtsstörungen 
erhebliche Gender-Konflikte  
beginnende Ausgrenzungen im Falle Schs. 
zu wenig Zeit für grundsätzliche Klärungen 
Daraufhin  stellte  ich  ihr  die  Methode  Klassenrat  i.  S.  der  unter  Punkt  2  dieser  Arbeit 
(Theoretische  Überlegungen  zum  Klassenrat)    referierten  theoretischen  Überlegungen  vor. 
Während  des  Gesprächs  gewann  ich  den  Eindruck,  dass  S.  interessiert,  aufgeschlossen  und 
motiviert  einer  Einführung  und  Etablierung  des  Klassenrats  zur  Lösung  der  Probleme  in  ihrer 
Klasse  gegenüber  stand  -  obwohl  ich  auch  Grenzen  des  Klassenrats  aufzeigte  (wie  z.  B. 
Mobbing, Straftaten, anonyme Anschuldigungen). 
Wir  bemühten  uns  anschließend  für  das  zweite  Schulhalbjahr  bei  der  Konrektorin  um  eine 
meiner  Beratungsstunden  freitags,  die  parallel  zu  Ss.  Unterrichtsstunden  in  ihrer  Klasse  lag,  so 
dass  wir  für  die  Dauer  des  Einführungsprozesses  ,,doppelgesteckt"  sein  konnten.  Nach 
Sicherstellung  dieser  stundenplantechnischen  Schwierigkeit  vereinbarten  wir  beide  fünf 
aufeinander  folgende  Termine  in  besagter  Stunde,  die  fortan  freitags  in  der  dritten  Schulstunde 
liegen  sollte.  Ich  sicherte  zu,  ggf.  die  Einführung  des  Klassenrats  (falls  nötig)  länger  zu 
begleiten, allerdings für max. insgesamt acht Freitagsstunden
8
. 
3.2 
Rolle der Lehrerin während des Klassenrats 
Anschließend besprach ich mit S. die unter 2.1 und 2.2  (Strukturierung des Klassenrats in einer 
vierten  Klasse  und  Rolle  der  Lehrerin  während  des  Klassenrats)  erwähnten  Punkte  sehr 
ausführlich. Stichworte und Fragen dieses zweiten Vorgesprächs waren:  
1.
Klassenrat samt Wochensammlung  ist Steuerungsinstrument und Informationsquelle  für dich 
- du erfährst, wer gelobt wird und auch welche Probleme es gibt  
2.
Kinder, die sich schriftlich äußern können / mögen und bis Freitag ,,abwarten können"? 
3.
Ernst-Nehmen der Partzipations-Praxis deiner Schulklassenkinder 
7
 Zwei Schulstunden pro Woche erfolgt Beschulung durch eine Förderschullehrerin der Werner-Dicke-Schule oder 
besagte Förderschullehrerin berät Sch. unterrichtende Lehrkräfte. 
8
  Vgl.  Anhang,  Abb.  1:  Stundenplanverankerung  und  -verbindung  von  Montagserzählkreis    Schülerparlament  -   
Klassenrat von Klasse 4/X im Schuljahr 2007 / 2008, 2. Halbjahr. 
10 
4.
Bereitschaft dich auf die Arbeit an der Beziehungsebene mit ,,deinen" Kindern einzulassen 
5.
Bereitschaft  die  Rahmenverantwortlichkeit  für  den  Klassenrat  zu  übernehmen,  die 
Rahmenkompetenz nicht zu delegieren 
6.
Bereitschaft  die  Klassenratprozessverantwortung  zu  übernehmen  (was  nicht  gleichbedeutend 
ist kompletter Ergebnisverantwortung) 
7.
Bereitschaft  klar  und  transparent  zu  kommunizieren,  dich  einfühlsam  zuzuwenden  = 
deutlicher als sonst für die Kinder als Mensch erlebbar zu werden 
8.
Rituale  in  deiner  Klasse:  Sitzkreisbildung?    Gesprächsregeln,  evtl.  verschriftlicht?  - 
Montagserzählkreis  als  Wochenbeginn
9
?    regelmäßiger  Schülerparlamentbesuch  deiner 
Klassensprecher/in  jeweils  Dienstag  vor  Unterrichtsbeginn?    regelmäßiger  Klassenrat  am 
Freitag in der dritten Stunde als Wochenreflexion und abschluss 
Die Rolle  von S. während der Einführungsphase  des  Klassenrats  also  in den  Freitagsstunden, 
in  denen  ich  den  Klassenrat  leiten  würde    definierten  wir  für  sie  als  ,,aktive  Hospitation"  und 
wir vereinbarten Folgendes
10
:  
S.  würde  links  neben  mir  im  Kreis  sitzen,  so  dass  wir  uns  kurzfristig  verständigen  könnten, 
falls dieses nötig sein sollte.  
Rechts neben mir würden die ,,Managerinnen und Manager des heutigen Klassenrats" (= von 
Klassensprecher/in  fünf  ernannte  Kinder)  sitzen,  damit  ich  diese  anleiten  und  unterstützen 
könnte.  
Nach  Ende  der  vereinbarten  fünf  bis  max.  acht  Einführungsstunden  würde  S.  meinen  Platz 
einnehmen, das Klassenratritual wie erlernt fortführen und mich evtl. um Rat fragen, falls sie 
alleine nicht weiterkäme. 
3.3 
Meine Rolle bei Einführung und Etablierung des Klassenrats 
Aus dem bisher Geschilderten lässt sich m. E. schon erahnen, dass meine Beratungslehrrolle bei 
Einführung und Etablierung des Klassenrats in einer Klasse verschiedensten Ansprüchen gerecht 
werden muss. Zunächst oblag mir im Vorfeld die für unsere Schulsituation im Allgemeinen und 
die  für  Ss.  Klassensituation  im  Besonderen  möglichst  optimal  zugeschnittene  formale 
Strukturierung eines Klassenrats: 
-
Dazu  gehören  die  Erarbeitung  und  Erstellung  eines  Gesprächsregelplakats,  die  Konzeption 
von  Protokollblättern  der  Wochensammlung  für  einen  Klassenratordner  (welcher  von  den 
Kindern selbsttätig geführt werden kann) und die Erstellung einer Übersicht zum Verlauf der 
Klassenratsitzungen.  
9
  In  vielen  (Grundschul-)Klassen  gibt  es  Montagserzählkreise;  dabei  wird  nach  festgelegten  Regeln  vom 
Wochenende erzählt oder aber gesagt, wie es einem an diesem Montagmorgen geht. 
10
  Vgl. Anhang, Abb. 2: Sitzkreisanordnung bei Einführung und Etablierung des Klassenrats. 
11 
-
Anschließend  bin  ich  während  der  gemeinsamen  Klassenratsitzungen  zuständig  für  die 
möglichst  gute  inhaltliche  Strukturierung.  Dazu  gehören  neben  einer  intensiven  Prozess-
Aufmerksamkeit authentisches Praktizieren der Punkte 2. bis 7. des zweiten Vorgesprächs mit 
S.  (vgl.  3.2  Rolle  der  Lehrerin  während  des  Klassenrats).  Die  Prozesse  während  des 
Klassenrats  erfordern  stetige  Rahmenaufrechterhaltung  durch  Klassensprecher/innen  / 
Manager/innen,  die  darin  unterstützt  werden  müssen.  Ebenso  benötigen  die  Kinder 
zwischendurch  inhaltliche  Zusammenfassungen  /  Klärungen,  was  eigentlich  gemeint  ist, 
sprachliche  (Formulierungs-)  Hilfen  bei  der  Sammlung  und  Wiederholung  von 
Lösungsvorschlägen (welche zur Abstimmung gebracht werden), sie müssen vertraut werden 
mit  Konsensformulierungen  oder  Mehrheitsbeschlüssen  und  ebenso  damit,  wann 
Abstimmungen wenig sinnvoll sind (vgl. 6. Schlussreflexion und Ausblick). 
In  der  Klasse  von  S.  sind  seit  der  ersten  Klasse  Sitzkreisbildung,  Gesprächsregeln  und  ein 
Redegegenstand feste Bestandteile des Unterrichts - die Sitzkreisbildung erfolgt nach der Regel: 
,,Ein Mädchen ruft einen Jungen auf, der neben ihm sitzen soll; ein Junge ruft ein Mädchen auf, 
das  neben  ihm  sitzen  soll."  Gesprächsregeln  sind  vorhanden  und  bekannt  (überprüft  durch 
Nachfragen  bei  den  Kindern).  Als  Redegegenstand  dient  seit  der  ersten  Klasse  ein  weißes 
Marmorei. 
Für den Klassenrat habe ich die Gesprächsregeln vertieft, wichtige Regeln zusätzlich mit den 
Kindern  erarbeitet,  auf  einem  Plakat  festgehalten  und  im  Klassenraum  betreffender  Klasse 
ausgehängt
11
. 
Da  der  Klassenraum  dieser  Klasse  auch  ,,schulöffentlich",  d.  h.  von  Fördergruppen, 
Arbeitsgemeinschaften  und  einer  aus  drei  Klassen  zusammengesetzten  ev.  Religionsgruppe 
genutzt wird, musste die Wochensammlung so konzipiert werden, dass sie ,,wegräumbar" und 
damit  für  Klassenfremde  uneinsehbar  bleibt.  Ich  entschied  mich  daher  für  einen 
Klassenratordner  mit  einzelnen,  für  unsere  Grundschulsituation  eigens  layouteten 
Protokollblättern eins und zwei
12
. Diese Seiten erfüllen mehrere Aufgaben gleichzeitig: 
1.
nennen sie das aktuelle Datum des stattfindenden Klassenrats (S. 1), 
2.
weisen  sie  für  Klassensprecherin  und  Klassensprecher  Zeilen  aus,  in  denen  die  im 
Schülerparlament aktuell besprochenen Themen eingetragen werden (S. 1), 
3.
halten  sie  eine  Reflexionsmöglichkeit  zu  den  Beschlüssen  des  vergangenen  Klassenrats 
bereit (S. 1), 
4.
listen sie die Wochensammlung von Lob und Anliegen (Kritik oder Wünsche) auf (S. 1 u. 
2) 
11
 Vgl. Anhang: Klassenrat-Gesprächsregeln 
12
 Vgl. Anhang: Klassenrat-Protokollblätter 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2008
- ISBN (eBook)
- 9783836624411
- DOI
- 10.3239/9783836624411
- Dateigröße
- 14 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Studienseminar für das Lehramt an berufsbildenden Schulen Hannover – Schulpsychologie Hannover, Beratungslehre
- Erscheinungsdatum
- 2009 (Januar)
- Note
- 1,5
- Schlagworte
- klassenrat grundschule gewaltprävention beratungskonzept demokratie-erziehung
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					