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Die Gestaltung einer Führungskultur zur Umsetzung von Strategien

©2008 Bachelorarbeit 89 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Der Unternehmenswettbewerb hat sich durch die Kombination von technologischer Veränderung, Globalisierung, Regulierung als auch Deregulierung stark intensiviert. Hybride Kundenverhaltensweisen sowie die demographische Entwicklung machen sich bemerkbar. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts findet darüber hinaus eine Vertiefung und Verbreiterung des Wissens statt. Weitere wichtige Trends und Ursachen des Wandels sind:
- Verwissenschaftlichung der Welt.
- Internationalisierung.
- Verrechtlichung der Beziehungen.
- Werte im Wandel.
- Sieg des Marktes als Ordnungsprinzip.
- Von der Landwirtschaft über die Produktion hin zur Dienstleistung.
- Verknappung der Ressourcen.
- Bedrohung des Ökosystems.
Auch betriebswirtschaftliche Zwänge, intensiver Wettbewerb sowie der Druck der öffentlichen Meinung können Anstöße zur Veränderungen sein. Der Wandel ist Realität und stellt aufgrund unterschiedlicher Ausprägungen eine Herausforderung für Unternehmen dar. Daher müssen Unternehmen mit den Konstanten Chaos und Veränderung zurechtkommen.
Wenn Unternehmen gezwungen sind sich ständig zu verändern und weiterzuentwickeln, dann gilt das auch für die Menschen, die die Basis des Unternehmens darstellen. Dies drückt sich in einem Anforderungswechsel an Führungskräfte und Mitarbeiter sowie Teams aus. Unternehmen sind gezwungen sich diesen Veränderungen zu stellen und zielgerichtete Strategien zu erarbeiten, um am Markt erfolgreich zu sein. Der Begriff Strategie wird gerne und häufig, fast schon inflationär, verwendet. Dabei gibt sehr viele unterschiedliche Auffassungen und Denkansätze zur Strategie, wobei viele dieser Theorien den Charakter einer Modeerscheinung nie verlassen haben, so z. B. Benchmarking, Best Practice oder Shareholder Value.
Die zunächst nur rein gedanklich formulierten Strategien werden erst durch ihre Umsetzung zum Leben erweckt. Doch genau hier scheitern viele Strategien. Diverse Komponenten können dabei ursächlich wirken, wobei Führungskräfte und Mitarbeiter eine wesentliche Rolle spielen. Sie prägen durch ihre Sichtweisen, Wahrnehmungen, Handlungen und Interaktionen das Unternehmen. Daher sind die Konstrukte und Intentionen von Menschen kritisch für die Umsetzung von Strategien zu sehen. Das Führen von Mitarbeitern bietet in diesem Kontext die Chance, Strategien in der Art zu steuern, dass deren Bestimmungen auch tatsächlich ihre Umsetzung finden und hierdurch Erfolg generiert werden kann.
Die Vorstellung, dass […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Michael Vogel
Die Gestaltung einer Führungskultur zur Umsetzung von Strategien
ISBN: 978-3-8366-2407-7
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Frankfurt School of Finance & Management, Frankfurt am Main, Deutschland,
Bachelorarbeit, 2008
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

Inhaltsverzeichnis
II
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis... IV
1
Einleitung...1
2
Strategien ...4
2.1
Definitionen ... 4
2.2
Zielsetzung und Wirkungsweisen... 5
2.3
Präskriptive Strategieschulen ... 7
2.3.1
Designschule ... 7
2.3.2
Planungs- und Positionierungsschule ... 9
2.3.3
Kritik an den präskriptiven Schulen ... 12
2.4
Deskriptive Strategieschulen ... 13
2.4.1
Lernschule... 13
2.4.2
Weitere deskriptive Schulen ... 15
2.5
Integrative Ansätze ... 20
2.5.1
Ansatz der Transformations- und Konfigurationsschule ... 22
2.5.2
Möglichkeiten der Integration ... 27
2.5.3
Grenzen ... 28
3
Führungskultur...30
3.1
Grundlegende Elemente von Führung... 30
3.1.1
Legitimation... 32
3.1.2
Verschiedene Ansätze... 33
3.1.3
Aufgaben und Ziele von Führungskräften ... 37
3.1.4
Anforderungen an effektive Führungskräfte... 39
3.1.5
Kommunikation als entscheidender Faktor ... 41
3.2
Transformationale Führung als Leitbild... 43
3.2.1
Ansatz ... 43
3.2.2
Abgrenzung zur charismatischen Führung ... 46
3.2.3
Weiterführende und weiterentwickelte Ansätze ... 47
3.3
Unternehmenskultur ... 50
3.3.1
Definition ... 51
3.3.2
Grundpfeiler... 56
3.3.3
Arten und Ausprägungen ... 58

Inhaltsverzeichnis
III
4
Entscheidende Stellhebel bei der Strategieumsetzung ...61
4.1
Balanced Scorecard als strukturelle Implementierungshilfe... 63
4.2
Kulturelemente... 64
4.3
Führungsverhaltenselemente ... 66
4.4
Führungsmodell ... 68
5
Zusammenfassung und Fazit ...73
6
Literaturverzeichnis ...76

Abbildungsverzeichnis
IV
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Grundmodell der Designschule...8
Abb. 2: Voreingenommenheit in der Entscheidungsfindung...16
Abb. 3: Kartierung des Strategiegestaltungsraums...23
Abb. 4: Veränderungswürfel ...25
Abb. 5: Karte der Veränderungsmethoden...26
Abb. 6: Aufgliederung des Strategieprozesses ...28
Abb. 7: Der Führungsbegriff ...30
Abb. 8: Rollendilemmata der Führung...31
Abb. 9: Führungsstile und -techniken...36
Abb. 10: Merkmale gesunder Individuen...48
Abb. 11: Zeitbalance-Modell ...49
Abb. 12: Merkmale von Unternehmenskultur...50
Abb. 13: Harte und weiche Faktoren eines Unternehmens ...53
Abb. 14: Dimensionen der Unternehmenskultur...54
Abb. 15: Drei Ebenen der Unternehmenskultur...56
Abb. 16: Artefakte ...57
Abb. 17: Wirkungszusammenhänge von Führung, Strategie, Mitarbeiter und
Unternehmenskultur ...62
Abb. 18: Perspektiven der Balanced Scorecard...63
Abb. 19: Führungsmodell am Beispiel Fußball...69
Abb. 20: Plötzlich auftretende Ursachen für Veränderungen...70

Einleitung
1
1
Einleitung
Der Unternehmenswettbewerb hat sich durch die Kombination von technologischer Ver-
änderung, Globalisierung, Regulierung als auch Deregulierung stark intensiviert (Gilmore
und Warren, 2007, S. 106). Hybride Kundenverhaltensweisen sowie die demographische
Entwicklung machen sich bemerkbar. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts findet darüber hinaus
eine Vertiefung und Verbreiterung des Wissens statt. Weitere wichtige Trends und Ursa-
chen des Wandels sind:
Verwissenschaftlichung der Welt
Internationalisierung
Verrechtlichung der Beziehungen
Werte im Wandel
Sieg des Marktes als Ordnungsprinzip
Von der Landwirtschaft über die Produktion hin zur Dienstleistung
Verknappung der Ressourcen
Bedrohung des Ökosystems
(von Rosenstiel und Comelli, 2003, S. 18 ff)
Auch betriebswirtschaftliche Zwänge, intensiver Wettbewerb sowie der Druck der öffentli-
chen Meinung können Anstöße zur Veränderungen sein (von Rosenstiel und Comelli,
2003, S. 210). Der Wandel ist Realität und stellt aufgrund unterschiedlicher Ausprägungen
eine Herausforderung für Unternehmen dar. Daher müssen Unternehmen mit den Konstan-
ten Chaos und Veränderung zurechtkommen (Kavanagh und Ashkanasy, 2006, S. 81).
Wenn Unternehmen gezwungen sind sich ständig zu verändern und weiterzuentwickeln,
dann gilt das auch für die Menschen, die die Basis des Unternehmens darstellen (Neuber-
ger, 2002, S. 81). Dies drückt sich in einem Anforderungswechsel an Führungskräfte und
Mitarbeiter sowie Teams aus (von Rosenstiel und Comelli, 2003, S. 130 f; Trux, 2003, S.
442). Unternehmen sind gezwungen sich diesen Veränderungen zu stellen und zielgerich-
tete Strategien zu erarbeiten, um am Markt erfolgreich zu sein. Der Begriff Strategie wird
gerne und häufig, fast schon inflationär, verwendet. Dabei gibt sehr viele unterschiedliche
Auffassungen und Denkansätze zur Strategie, wobei viele dieser Theorien den Charakter
einer Modeerscheinung nie verlassen haben, so z. B. Benchmarking, Best Practice oder
Shareholder Value (von Oetinger, 2003, S. 4).

Einleitung
2
Die zunächst nur rein gedanklich formulierten Strategien werden erst durch ihre Umset-
zung zum Leben erweckt. Doch genau hier scheitern viele Strategien (Mintzberg et al.,
2007, S. 81). Diverse Komponenten können dabei ursächlich wirken, wobei Führungskräf-
te und Mitarbeiter eine wesentliche Rolle spielen. Sie prägen durch ihre Sichtweisen,
Wahrnehmungen, Handlungen und Interaktionen das Unternehmen. Daher sind die Kon-
strukte und Intentionen von Menschen kritisch für die Umsetzung von Strategien zu sehen.
Das Führen von Mitarbeitern bietet in diesem Kontext die Chance, Strategien in der Art zu
steuern, dass deren Bestimmungen auch tatsächlich ihre Umsetzung finden und hierdurch
Erfolg generiert werden kann.
Die Vorstellung, dass Führungskräfte für Angestellte die alleinige Führung übernehmen,
kann als veraltet angesehen werden. Unternehmen im 21. Jahrhundert bekämpfen die Bü-
rokratie, verändern ihre Organisationsstrukturen, nehmen virtuelle Formen an und sehen
das Internet als zentrale Informationsstelle. Diese Veränderungen erfordern es, Wissen
Einzelner allen öffentlich zugänglich zu machen und Mitarbeiter zu selbständigem unter-
nehmerischen Handeln zu befähigen (Raelin, 2004, S. 131). Aufgrund gegebener mensch-
licher Intelligenz stellt die Veränderung aber auch eine Chance dar, die gestaltet werden
kann und muss (von Rosenstiel und Comelli, 2003, S. 131).
Für ein erfolgreiches Unternehmen sind vier Faktoren von besonderer Bedeutung:
Auswahl und Durchführung von Management-Strategien
Verhalten der Führungskräfte
Verstehen und Akzeptieren der Basisstrukturen, Systeme und formalen Prozesse
Art wie Führungskräfte Aktionen in die Tat umsetzen, um Akzeptanz bei den mei-
nungsbildenden Mitarbeitern zu erhalten
(Kavanagh und Ashkanasy, 2006, S. 82)
Diese werden in den nachfolgenden Kapiteln ausführlich beschrieben. Die zentrale Heraus-
forderung für Unternehmen ist dabei, einen nachhaltigen Erfolg in einem instabilen und
dynamischen Umfeld zu generieren. Wie schwierig dies zu bewerkstelligen ist, zeigt die
Forbes-500-Liste. Seit Bestehen wurden 1877 Firmen gelistet und nur 71 haben es ge-
schafft, Jahr für Jahr genannt zu werden. Diese konnten die schwierigen sozio-, mikro- und
makroökonomischen Einflüsse meistern, indem sie strategische Veränderungen erfolgreich
durchsetzten (Stadler und Hinterhuber, 2005, S. 468 f).

Einleitung
3
Was zeichnet also eine Führungskultur aus, um notwendige Strategieveränderungen in
Unternehmen umzusetzen? Um dies zu eruieren, wird zunächst im Kapitel 2 der Begriff
der Strategie definiert und deren Nutzen beschrieben. Analog der Forschungen Mintzbergs
werden anschließend die verschiedenen Strategieschulen beleuchtet. Das Kapitel 3 stellt
Führung sowie deren Ausprägungen und Auswirkungen dar. Im Kapitel 4 werden, aufbau-
end auf den vorherigen Erkenntnissen, die entscheidenden Komponenten der Gestaltung
einer Führungskultur aufgezeigt, die Unternehmen befähigen sollen, neue Strategien er-
folgreich umzusetzen.
Die Themen Personalauswahl und -entwicklung sind nicht Gegenstand der Arbeit. Zudem
wird von einer bestehenden Unternehmensstrategie und -struktur ausgegangen, so dass
eine Strategieumsetzung im Folgenden mit Veränderung gleichgesetzt wird.

Strategien
4
2
Strategien
In diesem Kapitel wird zunächst der Begriff der Strategie mit diversen Charakteristika und
Ausprägungen definiert. Anschließend werden die Ziele und der Nutzen bzw. die Grenzen
von Strategien skizziert. Nach Mintzberg werden die präskriptiven und deskriptiven Stra-
tegieschulen betrachtet und deren wesentliche Aspekte herausgearbeitet. Das Kapitel mün-
det in einer Aussöhnung der verschiedenen strategischen Ansätze, die allesamt ihren Platz
im Strategieentwicklungsprozess haben. Grundsätzlich besteht die Gefahr des Überbewer-
tens und des Übertreibens bei all den genannten Schulen. Jeder Aspekt verdient deswegen
eine angemessene Berücksichtigung (Mintzberg et al., 2007, S. 255).
2.1
Definitionen
Jede Strategie ist verbunden mit konsistentem Verhalten (Kaplan und Norton, 2004, S.
292). Es wird zwischen vorausblickenden Strategien, die auch als beabsichtigt oder geplant
bezeichnet werden und rückblickenden Strategien, die als ausgeführt oder herausgebildet
charakterisiert werden, unterschieden. Erst im Zeitverlauf ergeben sich die herausbilden-
den Strategien, bei denen ein realisiertes Muster ausdrücklich nicht vorgesehen ist. Ein-
zelne Maßnahmen werden durchgeführt, die erst später zu einer Art Muster zusammen-
wachsen (Mintzberg et al., 2007, S. 23 f). Die Aufmerksamkeit liegt auf dem Lernen, bei
dem durch das Verstehen der Handlungen die Intentionen sichtbar werden (Mintzberg et
al., 2007, S. 219). Beabsichtigte Strategien sind auf Kontrolle fokussiert, um die Intentio-
nen des Top-Managements umzusetzen. Von einer bewusst geplanten Strategie ist nur
dann auszugehen, wenn die gesamte Organisation die Intentionen erkennt. Aufgrund unter-
schiedlicher Wahrnehmungsmuster und Interessen wird dies nur in den wenigsten Fällen
tatsächlich eintreten (Mintzberg et al., 2007, S. 274).
Strategien sollten beide Komponenten, ein bewusstes, kontrolliertes Vorgehen, gepaart mit
der Offenheit für Lernerfahrungen, in sich vereinen (Mintzberg et. al., 2007, S. 23 ff). Die-
ser Prozess der Strategiegestaltung enthält außerdem die Komponenten Analyse, Kogniti-
on, Verhandlung und Kompromiss (Mintzberg et al., 2007, S. 274). Schirmstrategien le-
gen fest, was grundsätzlich erreicht werden soll, das Wann, Wo und Wie lassen sie aller-
dings offen (Mintzberg et al., 2007, S. 25). Strategien können ebenfalls als Sichtweise in-
terpretiert werden. Zum einen als ein Positionieren von Produkten auf bestimmten Märkten

Strategien
5
und zum anderen als Perspektive, also die grundlegende Art und Weise, wie ein Unter-
nehmen agiert (Mintzberg et al., 2007, S. 26, 142). Geprägt werden diese durch Wider-
sprüche und Spannungen menschlicher und sozialer Aktivitäten (von Oetinger, 2003, S.
18). Strategien werden ferner als Handlungsmuster umschrieben, die über bestimmte Zeit-
räume aufrechterhalten werden (Mintzberg et al., 2007, S. 349).
Ausgehend von einer militärischen Betrachtung wird Strategie als ein Manöver z. B. eine
Täuschung oder Drohung verstanden, bei der im Gegensatz zu einer kurzfristig ausgerich-
teten Taktik alles angenommen oder erraten wird (Mintzberg et al., 2007, S. 28). Eine Stra-
tegie sollte nicht von kurzfristigem Denken dominiert werden und ein vorübergehender
Erfolg nicht mit anhaltender Leistung verwechselt werden (Mintzberg et al., 2007, S. 108;
von Oetinger, 2003, S. 18). Strategien können allerdings nur temporär Wirkung besitzen.
Unsichere innere und äußere Bedingungen, unkontrollierbare Machtbeziehungen oder auch
technische Veränderungen erfordern es, dass Handlungen entgegen der ursprünglich ge-
planten Strategien vorzunehmen sind (Mintzberg et al., 2007, S. 51). Eine Unternehmens-
strategie als ein umfassender Plan einer Firma, beschreibt die Produkte und Märkte des
Unternehmens und grenzt diese ein. Außerdem sind die Ziele und Taktiken genannt, durch
die das Unternehmen in ihren selbst gewählten Märkten auftreten möchte (Melewar, 2003,
S. 207). Daneben sollten Strategien auch stets wettbewerbsorientiert gesehen werden, da
ein Unternehmen immer ­ sofern es sich nicht um ein Staatsmonopol handelt ­ in Konkur-
renz mit anderen Firmen steht (Porter, 1999, S. 21).
Letztendlich geht es darum, verschiedene Dimensionen des Unternehmens unter bestimm-
ten Bedingungen zusammenzufügen (Mintzberg et al., 2007, S. 341). Eine erfolgreiche
Strategie ist dadurch gekennzeichnet, dass Menschen sie mit Engagement umsetzen und
verwirklichen (Mintzberg et al., 2007, S. 138). Sie ist ein multidimensionaler Prozess, in
dem der Führungskraft eine zentrale Bedeutung zukommt (von Oetinger, 2003, S. 20).
2.2
Zielsetzung und Wirkungsweisen
Strategien sollen dem Unternehmen nutzen und dessen nachhaltiges Überleben garantieren
(Burmann und Meffert, 2003, S. 148). Sie geben allen Beteiligten, inklusive dem Unter-
nehmen selbst, eine Richtung vor, an der sie sich orientieren können. Wenn allerdings der
Blick ausschließlich auf das angestrebte Ziel fällt, besteht die Gefahr, dass die auf dem

Strategien
6
Weg liegenden Chancen nicht wahrgenommen und hierdurch verpasst werden. Außerdem
kann die eingeschränkte Sichtweise zu einem Nichterkennen von Gefahren und den damit
verbundenen Konsequenzen führen. Vorhandene und künftige Aktivitäten eines Unter-
nehmens können durch Strategien gebündelt werden. Durch eine Abstimmung der beteilig-
ten Einheiten werden Redundanzen verhindert und Effektivität erzielt. Dadurch ist aller-
dings das Einsetzen eines Gruppendenkens zu befürchten, das alternative Sichtweisen,
Möglichkeiten und Gefahren als irrelevant betrachtet. Eine Strategie kann ein Unterneh-
men definieren, den Mitarbeitern einen Sinn ihrer Arbeit vermitteln und sie hierdurch mo-
tivieren. Doppeldeutigkeiten werden vermieden, die Welt wird einfacher und erklärbarer.
Die Handlungsfähigkeit wird hierdurch erst ermöglicht. Doch die mit einer Strategiedefini-
tion einhergehende Vereinfachung der Realität, führt zu einer nur unzureichenden Erfas-
sung der Wirklichkeit. Dadurch können Strategien selbst keine Realitäten darstellen, son-
dern lediglich versuchen, diese auf hohem Niveau abzubilden. Es ist nicht möglich, diese
verzerrte Darstellung zu vermeiden. Strategien halten ein Unternehmen zwar auf dem be-
absichtigten Weg, aber sie erschweren den Blick zur Seite (Mintzberg et al., 2007, S. 29
ff).
Grundsätzlich sind Strategien in der Beständigkeit verwurzelt. Wie bereits in Kapitel 1
erwähnt, ist der Wandel jedoch das einzig Beständige. Damit besteht immer ein Span-
nungsfeld zwischen dem Sinn einer Strategie ­ der Beständigkeit ­ und den realen Anfor-
derungen der Umwelt oder des Marktes, nämlich der nötigen Veränderung. Ist die Formu-
lierung einer Strategie also ein Zwang? Nein, da insbesondere das bewusste Verzichten auf
eine Strategie zu einer erhöhten Flexibilität anregen kann und damit innovationsfreundlich
ist (Inkpen und Choudhury, 1995, S. 313 ff). Zudem binden formale Planungssysteme sehr
viele Ressourcen, die sich auf das Planen und eben nicht auf das Erfinden und Machen
konzentrieren. Das Fehlen einer Strategie kann außerdem als ein symbolischer Akt gewer-
tet werden, sich nicht mit Bürokratie zu beschäftigen, sondern Neuerungen zu fördern
(Mintzberg et al., 2007, S. 29 ff).
Effektive Strategien weisen Qualitäten auf, die sich erst im Zeitverlauf herausbilden. Selbst
wenn sie weitgehend beabsichtigt waren, erscheinen sie oft weniger formal geplant als
informell und visionär. Gerade das Erkennen nicht geplanter Muster und Vorgänge, das
Lernen aus Situationen und dem Anpassen an die jetzt notwendigen Bedürfnisse, sind ent-
scheidende Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung einer Strategie (Mintzberg et al., 2007,

Strategien
7
S. 91). Demzufolge stehen den Vorteilen und dem Nutzen von Strategien auch immer
Nachteile und Risiken gegenüber.
2.3
Präskriptive Strategieschulen
Diese Strategieschulen sehen die Strategieentwicklung als einen kontrollierten und be-
wussten Prozess, der nur durch fertig formulierte Strategien zum Erfolg führt. Die Strate-
gien sollten ausdrücklich festgelegt werden, um sie nachher formal implementieren zu
können (Mintzberg et al., 2007, S. 38). Zudem weisen diese Schulen einen normativen
Charakter auf, d. h. sie schreiben vor, wie etwas sein sollte. Vertreter dieser Sichtweise
sind die Design-, Planungs- und Positionierungsschulen. Diese betonen das Kontrollieren
und Steuern und lehnen das Lernen nahezu vollständig ab, was den Schluss zulässt, dass es
sich um beabsichtigte Strategien handelt (Mintzberg et al., 2007, S. 219). Alle präskripti-
ven Ansätze verfolgen außerdem die Meinung, dass die Struktur der Strategie folgt.
2.3.1
Designschule
Die Designschule ist die einflussreichste aller Denkschulen und bildet auch heute noch
vielfach die Grundlage für Strategiekurse an zahlreichen Universitäten. Außerdem wird sie
als Basis der modernen Praxis angesehen (Mintzberg et al., 2007, S. 38). Charakteristisch
für sie ist eine Strategieentwicklung, bei der die internen Fähigkeiten an die externen Mög-
lichkeiten angepasst werden. Initiiert wird die Strategie durch den Unternehmensleiter.
Bevorzugt wird eine formell gehaltene Strategie, die umso gehaltloser wird, je stärker sie
formalisiert wird. Zudem soll sie möglichst einfach und nachvollziehbar verfasst werden,
so dass jeder Mitarbeiter diese verstehen und danach handeln kann. Außerdem wird die
Strategie konsistent und auf eine spezielle Situation ausgerichtet (Mintzberg et al., 2007, S.
43 ff).

Strategien
8
Abb. 1: Grundmodell der Designschule (in Anlehnung an Mintzberg et al., 2007, S. 41)
Das Grundmodell der Designschule spiegelt sich in der berühmten SWOT
*
-Analyse wider.
Hierbei wird, wie in Abbildung 1 illustriert, die externe Umfeldsituation hinsichtlich ihrer
Chancen und Risiken untersucht. Konkret bedeutet dies, dass die Umwelt des Unterneh-
mens bezüglich der technologischen, wirtschaftlichen, politischen und sozialen Lage be-
wertet wird. Ebenso werden deren mögliche Veränderungen und Auswirkungen auf das
Unternehmen beurteilt. Zugleich wird auch die interne Situation beleuchtet und so Stärken
und Schwächen der Organisation sichtbar gemacht. Dies mündet in distinktiven Kompe-
tenzen. Als weitere Einflussfaktoren sind Elemente der sozialen Verantwortung sowie
Werte des Managements auf die Entwicklung, Auswahl und Umsetzung der Strategien zu
nennen (Mintzberg et al., 2007, S. 42 ff). Der Prozess der tatsächlichen Strategieerstellung
findet dagegen nur wenig Aufmerksamkeit und wird lediglich als eine kreative Handlung
umschrieben. Nach einer Identifizierung der zur Verfügung stehenden Strategiealternativen
findet eine Evaluation hinsichtlich der Konsistenz, Vorteilhaftigkeit und Machbarkeit statt.
Aufbauend auf diesen Ergebnissen wird die beste zur Verfügung stehende Strategie aus-
gewählt und implementiert. Auf Grund der Macht des Unternehmensleiters und dessen
,,Unfehlbarkeit" werden weitere Beteiligte ­ die Führungskräfte, Mitarbeiter, Stakeholder
__________________
*
Strenghts, Weaknesses, Opportunities, Threats

Strategien
9
und Berater ­ als tendenziell unwichtig und ohne Einfluss eingestuft. Die Designschule
unterstellt lediglich einen Prozess des Konzeptionierens und keinen des Lernens (Mintz-
berg et al., 2007, S. 46 ff). Planerisch lässt sich jedoch im Voraus nicht festlegen, welche
Kompetenzen in künftigen Einsatzgebieten positiv oder negativ wirken. Erst mit dem Tes-
ten von Strategien und dem daraus abgeleiteten, weiterentwickelten Handeln treten Erfolge
ein.
Die Designschule bietet mit der SWOT-Analyse ein bequemes Mittel für externe Berater,
innerhalb kürzester Zeit ein Unternehmen hinsichtlich der Chancen und Risken sowie der
Kompetenzen zu analysieren. Ein Verstehen der Bedürfnisse und Motive derjenigen, die
Strategien umsetzen bzw. Produkte kaufen sollten ­ die Mitarbeiter und Kunden ­ findet
allerdings oftmals keine ausreichende Berücksichtigung und lässt sich auch nicht innerhalb
kürzester Zeit erreichen (Mintzberg et al., 2007, S. 60). Dahingegen weist sie auf den nöti-
gen konzeptionellen Rahmen hin und versucht, die weichen Faktoren wie Intuition,
menschliche Interaktionen oder Gefühle außen vor zu lassen. Die sehr gegensätzlichen
Elemente der Führungsrolle werden gar nicht erst diskutiert (Mintzberg et al., 2007, S.
148). Dort, wo große Veränderungen nötig sind und die Situation des Unternehmens im
Detail durch eine Person erfassbar ist, findet die Designschule ihren Platz. Zudem muss die
Umwelt ein kooperatives Verhalten aufweisen und damit so wenig Veränderungen wie
möglich bereithalten ­ was allerdings nicht der Realität entspricht. Das Unternehmen bzw.
die Mitarbeiter müssen weiterhin die Vorstellungen und Entscheidungen des großen Stra-
tegen akzeptieren und teilen. Auch bei Neuorientierungen oder Neugründungen kann der
Einsatz der Designschule Sinn machen (Mintzberg et al., 2007, S. 59 ff). Sie stellt darüber
hinaus eine Grundlage für die weiteren Strategieschulen dar (Mintzberg et al., 2007, S. 40).
2.3.2
Planungs- und Positionierungsschule
Formale Verfahren und Analysen sind typische Kennzeichen der Planungsschule, die
durch spezielle Planungsabteilungen entwickelt werden, welche dann der Unternehmens-
leiter nur noch genehmigen muss. Planung wird als zwingend angesehen und schlägt sich
im strategischen Management nieder. Grundmodell ist hier, analog der Designschule, das
SWOT-Modell. Dieses wird mit verschiedenen Checklisten und Techniken versehen, so
dass eine Quantifizierung von Zielen möglich ist, was allein der Kontrolle dient (Mintz-
berg et al., 2007, S. 65 f). Analysen der Umwelt werden mit zum Teil hochkomplexen
Techniken und Hilfsmitteln durchgeführt, was in Prognosen über mögliche Szenarien
mündet. Die interne Prüfungsphase fällt wesentlich schwächer aus, da die Bewertung von

Strategien
10
distinktiven Kompetenzen eine eher subjektive Angelegenheit ist und folglich schwieriger
in ein Format zu bringen ist (Mintzberg et al., 2007, S. 67 f).
Strategien werden, wie bei der Designschule zu einem bestimmten Zeitpunkt entworfen.
Durch ein Zerlegen der Strategie in so genannte Subunternehmensstrategien werden nied-
rigere Hierarchiestufen, die gleichzeitig für die Konkretisierung zuständig sind, mit einbe-
zogen. Auch die zeitliche Aufspaltung in lang-, mittel- und kurzfristig, inklusive einer Un-
terlegung dieser Ziele mit Budgets und Programmen fördert die Kontrollmöglichkeit
(Mintzberg et al., 2007, S. 69 ff).
Der beträchtliche Unterschied zur Designschule liegt darin, dass die Ausführungen wäh-
rend des Strategieprozesses in einer sehr formalen Art und Weise vorgeschrieben werden.
Das einfache, informelle Modell der Designschule wird durch eine genau ausgearbeitete
Abfolge von Schritten erweitert. Es herrscht das Gedankengut vor, dass sich Innovation
institutionalisieren lässt und damit planbar ist (Mintzberg et al., 2007, S. 74). Ereignisse,
die nicht der Planung entsprechen, führen zu Problemen. Da weniger als 10 % der geplan-
ten Veränderungen und Maßnahmen mit Erfolg umgesetzt werden, lässt das die Schwie-
rigkeiten erkennen (Mintzberg et al., 2007, S. 81). Um strategisch planen zu können, muss
ein Unternehmen in der Lage sein, die Entwicklungen des Umfelds vorherzusagen. Wenn
diese Stabilität nicht gewährleistet ist, kann ein unflexibler Plan nicht zum gewünschten
Erfolg führen. Flexible und reaktionsbereite Strategien lassen sich nicht perfekt konzipiert
zu einem bestimmten Zeitpunkt abrufen. Die Planungsschule ist auf harte Fakten angewie-
sen. Doch diese haben oftmals einen weichen Kern bzw. tragen viele Abhängigkeiten in
sich. Dabei geht allerdings reichlich Substanz verloren, was wiederum die Qualität der
harten Fakten in Frage stellt (Mintzberg et al., 2007, S. 84 ff). Manager, die sich nur auf
harte Fakten stürzen und stützen, haben deswegen oftmals Schwierigkeiten bei der Formu-
lierung einer Strategie (Mintzberg et al., 2007, S. 89 ff). Eine strategische Planung ist nicht
mit einer Strategieentwicklung gleichzusetzen, da Analyse und Synthese nicht dasselbe
sind. Die Analyseergebnisse der Planungsschulen unterstützen eine Strategieentwicklung ­
im Sinne eines Fakten-Inputgebers. Bereits entwickelte Strategien werden in ihrem Fort-
gang ­ im Sinne eines Strategieüberprüfers oder Konkretisierers ­ begleitet. Dennoch ist es
ihr nicht möglich, Diskontinuitäten vorherzusehen.

Strategien
11
Dahingegen beleuchtet die Positionierungsschule den Prozess der Strategiefindung und
die Inhalte an sich, anstatt sich auf die Formalisierung zu konzentrieren (Mintzberg et al.,
2007, S. 96 ff). Dieser Ansatz führte zur Gründung der Strategiebranche und basiert eben-
falls auf der Designschule. Im Gegensatz zu den anderen Denkmodellen grenzt die Positi-
onierungsschule schon im Vorfeld mögliche Strategien ein, die je nach Marktposition und
Branche zum Erfolg führen sollen. Zudem werden diese Strategien auch immer unter Be-
rücksichtigung der Konkurrenz beleuchtet und verfolgt. Hierbei werden übergeordnete
generische Strategien z. B. Qualitäts- oder Kostenführerschaft erstellt (Mintzberg et al.,
2007, S. 102 ff). Während sich die Planungsschule auf die Spezifizierung koordinierter
Pläne konzentriert, steht bei der Designschule die Entwicklung integrierter und einmaliger
strategischer Perspektiven im Fokus. Die Positionierungsschule beschränkt sich dagegen
auf generische Positionen. Innerhalb dieser steht zudem der Analytiker im Mittelpunkt. Es
herrscht der Glaube vor, dass durch systematische Studien und Analysen die ideale Strate-
gie für Unternehmen zu finden ist. Diese sollte sich dabei an der Struktur des Marktes ori-
entieren. Innerhalb der Positionierungsschule gibt es eine Gegenbewegung, die das Innen-
leben des Unternehmens in den Vordergrund stellt ­ der ressourcenorientierte Ansatz
(Mintzberg et al., 2007, S. 120).
Die Kritik an der Positionierungsschule richtet sich vor allem an den übertriebenen Forma-
lismus. Analog zur Planungsschule wird auch hier versucht, mittels des Einsatzes analyti-
scher Techniken den Strategieentwicklungsprozess voranzutreiben. Doch verfügt auch
diese Strategieschule über keine Theorie zur wirklichen Strategieentwicklung (Mintzberg
et al., 2007, S. 132 ff). Neben der verengten Perspektive besteht außerdem eine gewisse
Voreingenommenheit bei der Strategieauswahl, weil z. B. die Kostenführerschaft leichter
zu quantifizieren ist als die Qualitätsführerschaft. Außerdem schränkt diese Auswahl die
Handlungsmöglichkeiten ein (Dietel und Seidl, 2003, S. 29). Eine zu starke Konzentration
auf die Umwelt und die Konkurrenz führt dazu, dass innere Möglichkeiten des Unterneh-
mens oft nicht erkannt werden. Das vielfach angewendete Benchmarking kann feine unter-
nehmensspezifische Unterschiede aufgrund des Kategorisierens nicht berücksichtigen
(Mintzberg et al., 2007, S. 134 ff). Durch eine Reihe leistungsfähiger Konzepte ist die Be-
deutung der Positionierungsschule dennoch sehr weitreichend. Erst hierdurch ist ein pro-
fessioneller Analyseprozess möglich.

Strategien
12
2.3.3
Kritik an den präskriptiven Schulen
Dass die Struktur der Strategie folgen soll, ist in nahezu allen Fällen der Unternehmens-
praxis schlicht nicht möglich und würdigt außerdem die Historie des Unternehmens, aus-
gedrückt durch bestehende Strukturen und Fähigkeiten, nicht ausreichend. Zudem beein-
flussen sich Strategie und Struktur gegenseitig (Mintzberg et al., 2007, S. 50). Strategie-
entwicklung ist ein sehr subtiler und vor allem komplexer Prozess, der unbewusste
menschliche Abläufe des Denkens und Handelns beinhaltet. Viele dieser Vorgänge sind
nicht zugänglich oder gar quantifizierbar und werden von den präskriptiven Schulen nicht
in die Betrachtung mit einbezogen (Mintzberg et al., 2007, S. 90 f). Grundsätzliche Kritik
ist in der Trennung von Denken und Handeln zu sehen. Die Strategie wird vom Top-
Management, basierend auf einem Konzept bewusster und formaler Analyse formuliert.
Der Prozess der Strategieentwicklung kann sich zu sehr auf absichtliches Gestalten be-
schränken und dadurch Lernen sowie Fortschritt verhindern (Mintzberg et al., 2007, S.
133). Diese Denkschulen leugnen, dass die Strategieentwicklung ein langer und schwieri-
ger Lernprozess ist, der den direkten Kontakt zu den Geschäftseinheiten und Kunden er-
fordert. Erst dann können echte Informationen generiert und diese nützlich in die Strate-
gieentwicklung sowie die Unternehmenspraxis eingeflochten werden (Mintzberg et al.,
2007, S. 54).
Dahingegen werden hier aktuelle, aus der Vergangenheit abgeleitete Trends auf die Zu-
kunft übertragen. Die Konzentration gilt also den harten Fakten und symbolisiert dadurch
eine verengte Perspektive, die zu kurz greift. Nur das Wirtschaftliche und davon das Quan-
tifizierbare wird betrachtet; soziale und politische Fragen sowie deren Herausforderungen
bleiben weitgehend unberücksichtigt (Mintzberg et al., 2007, S. 134). Die Strategiegestal-
tung ist viel zu chaotisch, reichhaltig und dynamisch, um in das eher statisch geprägte Bild
der präskriptiven Strategieschulen zu passen (Mintzberg et al., 2007, S. 144). Explizit for-
mulierte Strategien stellen eine Art ,,Scheuklappe" dar, die es einem Unternehmen er-
schwert, sich mit dem außerhalb der Firma Vorstellbaren und den sich daraus ergebenden
Chancen zu beschäftigen. Strategische Veränderungen können hierdurch verhindert oder
zumindest in ihrer Entstehung gehemmt werden. Zudem fördert die Artikulation der Stra-
tegie einen möglichen späteren Widerstand beim Strategiewandel (Mintzberg et al., 2007,
S. 51 f).

Strategien
13
2.4
Deskriptive Strategieschulen
Strategieentwicklung wird von den deskriptiven Strategieschulen als eine Art Prozess auf-
gefasst. Hierbei handelt es sich um ein Beschreiben der Realität und ihrer Ausprägungen.
Nachstehend werden die wichtigsten Elemente der sieben unterschiedlichen deskriptiven
Strategieschulen skizziert. Der Fokus der Darstellung liegt dabei auf der Lernschule und
deren Wirkungsweise auf den Strategieentwicklungsprozess.
2.4.1
Lernschule
Ausgehend von einer komplexen Natur, die mit einer Fragmentierung des Wissens einher-
geht, ist eine bewusste Kontrolle der Strategieentwicklung nicht möglich. Die Formulie-
rung und Implementierung der Strategie verschmelzen. Im Mittelpunkt steht das kollektive
Lernen, so dass es viele mögliche Strategen gibt. Geplante Aktionen werden durchgeführt
und auf ihre Wirkung hin überprüft sowie Verbesserungsmöglichkeiten eruiert und umge-
setzt, bis ein Muster gefunden wird, das zum Unternehmen passt. Lernen ist damit die
Kombination von Überlegung und Ereignis (Mintzberg et al., 2007, S. 222 ff).
Durch Handlungen und dem daraus ermöglichten Lernen bilden sich Strategien heraus.
Damit kann rückblickend dem Handeln einen Sinn gegeben werden. Strategische Initiati-
ven können überall im Unternehmen entstehen, aber auch wuchern. Aufgabe der Führung
ist es, die Prozesse des strategischen Lernens so zu gestalten, dass neue Strategien entste-
hen können. Strategien können als Muster der Vergangenheit bezeichnet werden, die sich
im Zeitverlauf zu Plänen der Zukunft wandeln und dadurch Perspektiven darstellen, die
zukünftiges Verhalten steuern. Anstatt, wie es die präskriptiven Schulen propagieren, alles
sachlich zu erfassen und durch die Rationalität alle Fragen beantworten zu wollen, kommt
es darauf an, den gesunden Menschenverstand einzusetzen (Mintzberg et al., 2007, S. 235
ff). Innerhalb der Lernschule finden sich verfeinerte Denkansätze, die nachfolgend kurz
dargestellt werden.
Die tatsächliche Strategie entwickelt sich meist nach dem Inkrementalismus ­ logisch
oder fragmentiert ­, in dem interne Entscheidungen und externe Umwelteinflüsse zusam-
menfließen. Dadurch entsteht zwischen den wichtigsten Organisationsmitgliedern ein ge-
meinsamer Handlungskonsens. Die Führungskräfte des Unternehmens gehen dabei Schritt
für Schritt vor, so dass durch ein inkrementales Handeln eine bewusste Strategie erwächst.
Nach der evolutionären Theorie bestimmen sich Veränderungen nicht durch Führung

Strategien
14
sondern aus Interaktionen heraus. Der Wandel ergibt sich aus der Summe der grundlegen-
den Aktionen. Darunter sind wiederholende Muster zu verstehen, die für das Funktionieren
des Unternehmens wesentlich sind und stabilisierend wirken z. B. Einstellungen, Entlas-
sungen, Beförderungen und Budgetierungen (Mintzberg et al., 2007, S. 209 ff). Die Men-
schen, die als Vorreiter strategischer Initiativen fungieren, sind selten in Management-
positionen zu finden, doch für die Innovationskraft sehr wichtig. Durch die Einräumung
von Freiheiten können Ideen geboren, weiterverfolgt und dadurch strategische Weiterent-
wicklungen gefördert werden. Dies ist der Ursprung des internen Unternehmertums. Stra-
tegische Initiativen werden oft von unteren Hierarchieebenen entwickelt. Gesteuert und
geleitetet werden diese Aktivitäten von Führungskräften aus mittleren Hierarchien, die die
entsprechende Autorisierung von den leitenden Führungskräften einholen müssen (Mintz-
berg et al., 2007, S. 214 f). Im Sinne der retrospektiven Sinnerfüllung wird dem Um-
stand Rechnung getragen, dass es in der Realität nicht möglich ist, zunächst eine Analyse
abzuschließen, um danach erst die Implementierung folgen zu lassen. Die Welt ist ständig
in Bewegung, so dass nie eine Stabilität vorhanden ist (Mintzberg et al., 2007, S. 227).
Die Lernschule bietet für das Unternehmen die ideale Umgebung des Experimentierens, so
dass Änderungen der strategischen Ausrichtung möglich sind und bleiben. Die Organisati-
on lernt und wird kreativ, da sie auf äußere Umstände reagieren muss. Es besteht nicht die
Frage, ob lernen oder nicht, sondern nur wie gut oder schlecht gelernt wird. Doch Lernen
an sich ist nicht ausreichend. Das Unternehmen muss es zudem verstehen, die gewonnenen
Erkenntnisse in Fähigkeiten umzuwandeln (Morgan, 2004, S. 74 ff).
Grundsätzlich spricht für das kollektive Lernen, dass bei der Findung und Umsetzung von
neuen Strategien immer Neuland betreten wird. Lernprozesse spielen die entscheidende
Rolle, wenn das Unternehmen in einem neuen Feld noch keine Erfahrungen hat (Mintzberg
et al., 2007, S. 261). Kritisch zu sehen ist, dass auch ein schrittweises Vorgehen nicht vor
einer Aneinanderreihung nicht zusammenpassender Handlungen und Aktionen schützt, die
in ihrer Summe eine ad absurdum führende Strategie bilden. Das Fehlen einer Strategie hat
zur Folge, dass sich im Zeitverlauf Strategien herausbilden, die keiner wollte oder die nie-
mals beabsichtigt waren (Mintzberg et al., 2007, S. 256). Lernprozesse können zudem sehr
teuer sein, da das kollektive Lernen durch systematische Erfahrungsaustauschrunden und
Besprechungen geprägt ist. Aufgrund dieser Gemeinsamkeit ist die Lernschule eine nicht
einfach zu realisierende bzw. kontrollierende Form der Strategiefindung und -entwicklung.

Strategien
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Eine Überbetonung des Lernens kann letztendlich auch zu einer Aufgabe der strategischen
Ausrichtung zugunsten des Neuen und Interessanten führen. Das Ende dieser organisatori-
schen Disziplin führt zum Ende des Unternehmens. Zudem ist es wichtig, dass neben dem
Lernen auch noch die tägliche Arbeit von den Mitarbeitern erledigt wird. Es muss auch
eine Zeit geben, in der die verbesserten Prozesse gelebt und hierdurch Produktivitätssteige-
rungen erreicht werden (Mintzberg et al., 2007, S. 258 ff).
2.4.2
Weitere deskriptive Schulen
Intuition, Urteilsvermögen, Kenntnis und Erfahrung des Unternehmenslenkers stehen im
Mittelpunkt der unternehmerischen Betrachtungsweise. Strategie wird hier in Verbindung
mit einer Vision zur Perspektive, die aber weniger kulturell oder kollektiv sondern viel
mehr individualistisch geprägt ist (Mintzberg et al., 2007, S. 148). Die Strategie ist das
persönliche Konstrukt des Unternehmensleiters. Denken und Handeln wird nicht als ein
getrennter Prozess, sondern als zusammengehörend angesehen (Mintzberg et al., 2007, S.
58). Eine Vision dient als Inspiration und lässt zugleich ein Gefühl entstehen, was getan
werden muss. Sie ist oft eher ein Bild als ein schlüssig formulierter Plan, der deswegen
flexibel ist und entsprechend der gemachten Erfahrungen des Unternehmensleiters ange-
passt werden kann. Zum einen ist die unternehmerische Strategie folglich wohlüberlegt
und zum anderen herausbildend. Beabsichtigt ist die Richtung und deren Gründzüge, wo-
hingegen sich Einzelheiten aufgrund der Situationen erst entwickeln und herausbilden
(Mintzberg et al., 2007, S. 149). Strategische Neupositionierungen werden oftmals zu-
nächst an einem Teil des Unternehmens getestet und erst nach erfolgreichem Versuch auf
andere Geschäftsbereiche ausgedehnt. So werden gerade schlecht laufende Filialen heran-
gezogen, um strategische Veränderungen auszuprobieren. Die zentrale Rolle wird durch
die persönliche als auch zum Teil visionäre Führung eingenommen. Gerade bei Neugrün-
dungen profitieren Unternehmen von einem solch visionären Unternehmenslenker, der die
Richtung bestimmt, Ziel weisend wirkt und für eine schnelle Realisierung der Strategie
sorgt (Mintzberg et al., 2007, S. 165 ff). Wie dieser Prozess dann allerdings konkret zu-
stande kommt, das wird nie ganz sichtbar und klar. Mit der Konzentration auf eine Person
ist auch das erhöhte Risiko des Ablebens oder Ausscheidens verbunden.
Dem tatsächlichen Prozess der Strategiebildung, also dem Erstellen von kognitiven Karten
und Handlungsmustern, widmet sich einzig die Kognitive Schule (Mintzberg et al., 2007,
S. 189). Dabei findet die Strategiebildung im Geiste des Strategen statt. Strategien bilden
sich heraus und basieren dabei auf der Art und Weise, wie Führungskräfte mit Informatio-

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836624077
DOI
10.3239/9783836624077
Dateigröße
908 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Frankfurt School of Finance & Management – Betriebswirtschaftslehre & Management, Finance & Management for Professionals
Erscheinungsdatum
2008 (Dezember)
Note
1,3
Schlagworte
führungskultur strategie veränderung führung change
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Titel: Die Gestaltung einer Führungskultur zur Umsetzung von Strategien
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