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Kreditderivate im Portfoliomanagement

©2008 Bachelorarbeit 57 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
‘Kredit ist schlummerndes Misstrauen’. Leider ist nicht belegt, ob die Entwickler der Kreditderivate dieses Zitat von Thomas Paine vor Augen hatten, als die ersten Kontrakte auf Cedit Default Swaps ersonnen und gehandelt wurden.
Grundsätzlich bieten Kreditderivate bieten die Möglichkeit, das Kreditgeber die Risiken einer Kreditvergabe an andere Investoren übertragen können um damit Risiken zu reduzieren. Andere Investoren können diese Kreditrisiken erwerben, ohne in die originäre Beziehung zwischen den Kreditnehmer und Kreditgeber eintreten zu müssen. Der Markt für Kreditderivate ist in den letzten Jahren sehr stark gewachsen und rückt zunehmend in den Blickwinkel von Investoren.
Aus einer Studie der British Banking Association geht hervor, dass die Emission von Kreditderivaten seit einigen Jahren höher ist, als die Emission von Anleihen. Für 2008 schätzt die BBA das gesamte gehandelte Volumen für alle Arten von Kreditderivaten auf über 33 Billion USD.
Ein genauerer Blick auf diese Zahlen, lässt den Schluss zu, dass die Vergabe von Krediten und die Ertragsgenerierung aus der Fristentransformation nicht mehr nur ein Geschäftsmodell des klassischen Bankgeschäftes sind. Kredite avancieren zum Handelsinstrument in welchem die Marktteilnehmer einerseits als Sicherungsgeber und andererseits als Sicherungsnehmer auftreten können.
Aufgrund des zunehmenden Einsatzes von Kreditderivaten im Portfoliomanagement entstand die Idee, einige Produkte und ausgewählte Strategien in einer Bachelor-Thesis näher zu betrachten um deren Funktionsweise aufzuzeigen.
Um Kreditderivate im Portfolio einsetzen zu können, gehören neben dem Verständnis der Finanztheorie auch das praktische Wissen um Handelsusancen und Abwicklungsmodalitäten, welche durch den Portfolio Manager zu beachten sind. Aus diesem Grund enthält diese Arbeit zunächst Erläuterungen zum Abschluss von Kreditderivate-Verträgen im Sinne der ISDA-Rahmenverträge zwischen den Vertragspartnern und der Möglichkeiten zur Absicherung der Risiken zwischen den Kontrahenten.
Desweiteren werden die Kreditderivate Credit Default Swaps (CDS) auf Einzeladressen und CDS auf iTraxx-Indizes beschrieben. Abgeschlossen wird dieses Kapitel mit einem Blick auf börsengehandelte Kredit-Futures auf iTraxx-Indizes.
Im weiteren Teil der Arbeit steht der praktische Einsatz der Kreditderivate im Portfolio Management im Vordergrund. Dabei werden neben einer grundsätzlichen Erläuterung zum Portfoliomanagement […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Derivative Finanzinstrumente

3. Handel von derivativen Finanzinstrumenten

4. Kreditderivate
4.1 Credit Default Swaps auf Einzeladressen
4.1.1 Produktbeschreibung und Funktionsweise
4.1.2 Eintritt von Kreditereignissen
4.1.3. Bewertung
4.2 Dow Jones iTraxx Europe-Credit-Indizes
4.2.1 Produktbeschreibung
4.2.2 Erläuterung der Indexarten
4.2.3 Der Handel von Dow Jones iTraxx Europe-Credit-Indizes
4.2.4 Eintritt von Kreditereignissen
4.3 Kredit-Futures-Kontrakte der Eurex
4.3.1 Preisbildung
4.3.2 Handhabung von Kreditereignissen
4.3.3 Fazit und Marktausblick

5. Der Einsatz von Kreditderivaten im Portfoliomanagement
5.1 Analytischer Investmentprozess als Grundlage für das Portfoliomanagement
5.2. Portfoliotheorie
5.3 Portfolio-Strategien auf Basis von CDS auf Einzeltitel
5.3.1 Alpha-Management Ansätze zur Steuerung des unsystematischen Risikos
5.3.2 Relative Value-Strategien - Grundlagen
5.3.3 Relative Value-Strategien - Handel auf Kreditausfallkurven
5.3.4 Direktionale Trades - Strategien
5.3.5 Spread-Trades - Strategien
5.4 Strategien auf Basis von CDS auf iTraxx-Indizes
5.4.1 Outright-Positionen
5.4.2 Relative Value Strategien - Core Satellite-Strategien
5.4.3 Relative Value Strategien – Strategien mit verschiedenen Laufzeiten
5.4.4 Absicherungen von bestehenden Portfolios

6. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang

Eidesstattliche Versicherung

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Vergleich des global gehandelten Nominalvolumens von Kreditderivaten und Rentenpapieren (staatlich und öffentlich) von 1998 – 2008 (Angabe in Mrd.)

Abbildung 2: Vergleich zwischen 2006 und 2008 über die Veränderung der Anteile einzelner Arten von Kreditderivaten am Gesamtvolumen von Kreditderivaten (Angaben in Prozent)

Abbildung 3: Vertragsbeziehung und Zahlungsströme zwischen Sicherungsgeber und Sicherungsnehmer bei einem CDS auf eine Einzeladresse.

Abbildung 4: Vertragsbeziehung und Zahlungsströme zwischen Sicherungsgeber und Sicherungsnehmer nach einem eingetretenen Kreditereignis

Abbildung 5: Darstellung des Bloomberg Moduls CDSW

Abbildung 6: Ermittlung Asset-Swap-Spread

Abbildung 7: Kurvencharts iTraxx Europe Serie 8, 3 – 10 Jahre

Abbildung 8: Darstellung einer Kreditkurve der Deutschen Telekom

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Übersicht über die wesentlichen Vertragsbestandteile des ISDA- Masteragreements

Tabelle 2: Cash-Flow Darstellung über die gesamte Laufzeit eines CDS

Tabelle 3: Cash-Flow Darstellung für einen CDS mit eingetretenem Kreditereignis während der Laufzeit

Tabelle 4: Übersicht über die Kreditindizes der iTraxx Europe Serie 8

Tabelle 5: Berechnung der Höhe des Upfront-Payments bei Vertragsabschluss

Tabelle 6: Cash-Flow Darstellung über die gesamte Laufzeit eines iTraxx Europe CDS der Serie 8

Tabelle 7: Cash-Flow Darstellung für einen iTraxx Europe CDS mit eingetretenem Kreditereignis während der Laufzeit

Tabelle 8: Kontraktspezifikationen der Eurex-Kredit-Futures

Tabelle 9: Übersicht der aktuell am Markt angebotenen iTraxx-Kredit-Futures

Tabelle 10: Preiskomponenten eines iTraxx-Kredit-Futures

Tabelle 11: Beispielrechnung zur Bewertung eines iTraxx Europe Futures der Serie 6 ohne Eintritt eines Kreditereignisses

Tabelle 12: Beispielrechnung zur Bewertung eines iTraxx Europe Futures der Serie 6 mit Eintritt eines Kreditereignis

Tabelle 13: Investoren am Markt für Kreditderivate, aufgeteilt nach Sicherungskäufer und Sicherungsverkäufer - Vergleich zwischen 2000 und 2006

Tabelle 14: Vergleichsrechnung zu Verlusten von Anleihen und CDS bei Eintritt eines Kreditereignisses

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

„Kredit ist schlummerndes Misstrauen“[1]. Leider ist nicht belegt, ob die Entwickler der Kreditderivate dieses Zitat von Thomas Paine vor Augen hatten, als die ersten Kontrakte auf Cedit Default Swaps ersonnen und gehandelt wurden.

Grundsätzlich bieten Kreditderivate bieten die Möglichkeit, das Kreditgeber die Risiken einer Kreditvergabe an andere Investoren übertragen können um damit Risiken zu reduzieren.

Andere Investoren können diese Kreditrisiken erwerben, ohne in die originäre Beziehung zwischen den Kreditnehmer und Kreditgeber eintreten zu müssen.

Der Markt für Kreditderivate ist in den letzten Jahren sehr stark gewachsen und rückt zunehmend in den Blickwinkel von Investoren.

Aus einer Studie der British Banking Association geht hervor, dass die Emission von Kreditderivaten seit einigen Jahren höher ist, als die Emission von Anleihen. Für 2008 schätzt die BBA das gesamte gehandelte Volumen für alle Arten von Kreditderivaten auf über 33 Billion USD.[2]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Vergleich des global gehandelten Nominalvolumens von Kreditderivaten und Rentenpapieren (staatlich und öffentlich)von 1998 – 2008 (Angabe in Mrd.).[3]

Ein genauerer Blick auf diese Zahlen, lässt den Schluss zu, dass die Vergabe von Krediten und die Ertragsgenerierung aus der Fristentransformation nicht mehr nur ein Geschäftsmodell des klassischen Bankgeschäftes sind. Kredite avancieren zum Handelsinstrument[4] in welchem die Marktteilnehmer einerseits als Sicherungsgeber und andererseits als Sicherungsnehmer auftreten können.

Aufgrund des zunehmenden Einsatzes von Kreditderivaten im Portfoliomanagement entstand die Idee, einige Produkte und ausgewählte Strategien in einer Bachelor-Thesis näher zu betrachten um deren Funktionsweise aufzuzeigen.

Um Kreditderivate im Portfolio einsetzen zu können, gehören neben dem Verständnis der Finanztheorie auch das praktische Wissen um Handelsusancen und Abwicklungsmodalitäten, welche durch den Portfolio Manager zu beachten sind. Aus diesem Grund enthält diese Arbeit zunächst Erläuterungen zum Abschluss von Kreditderivate-Verträgen im Sinne der ISDA-Rahmenverträge[5] zwischen den Vertragspartnern und der Möglichkeiten zur Absicherung der Risiken zwischen den Kontrahenten.

Desweiteren werden die Kreditderivate Credit Default Swaps (CDS) auf Einzeladressen und CDS auf iTraxx-Indizes beschrieben. Abgeschlossen wird dieses Kapitel mit einem Blick auf börsengehandelte Kredit-Futures auf iTraxx-Indizes.

Im weiteren Teil der Arbeit steht der praktische Einsatz der Kreditderivate im Portfolio Management im Vordergrund. Dabei werden neben einer grundsätzlichen Erläuterung zum Portfoliomanagement auch einige ausgewählte Strategien mit CDS auf Einzeltitel und CDS auf iTraxx-Futures beschrieben.

2. Derivative Finanzinstrumente

Der Begriff Derivate hat seinen Ursprung in der lateinischen Sprache und stammt vom Verb derivare ab, welches mit „ableiten“ übersetzt werden kann.[6] Tatsächlich handelt es sich bei derivativen Finanzinstrumenten (Derivate) um Finanzprodukte, denen andere Finanzprodukte zugrunde liegen. Diese zugrunde liegenden Produkte werden auch als Basiswerte oder Underlyings bezeichnet.

Bei Derivaten handelt es sich in der Regel um Termingeschäfte, bei denen Geschäftsabschluss und Erfüllung zeitlich auseinander fallen. Zwar werden die Vertragsbedingungen zwischen den Parteien am Abschlusstag festgelegt, Erfüllung, Lieferung und Bezahlung erfolgen jedoch erst in der Zukunft zum vereinbarten Fälligkeitszeitpunkt.

Die Preisbildung der Terminpreise erfolgt analog den Kassapreisen, nämlich durch Angebot und Nachfrage. Die Markteilnehmer orientieren sich zur Bestimmung der Terminpreise an den Kassapreisen. Daher ist die Wertentwicklung eines Derivates abhängig von der Wertentwicklung des zugrunde liegenden Basiswertes.

Als Underlying für Derivate können diverse Assetklassen bspw. Aktien, Anleihen, Devisen, Rohstoffe und Kredite, aber auch abstrakte Größen, bspw. Aktienindizes, oder eigens konstruierte Baskets dienen. Grundsätzlich sind den Emittenten bei der Konstruktion sog. synthetischer Baskets keine Grenzen gesetzt.

Die Positionen, welche die Markteilnehmer einnehmen können, werden als Long und Short bezeichnet. Ein Marktteilnehmer der Basiswerte auf Termin kauft hält die Long Position. Der Terminverkäufer hat vice versa die Short-Position inne.

Die Hauptmotive für Marktteilnehmer Termingeschäfte zu vereinbaren sind:

- Absicherung von spekulativen Positionen in einem Portfolio
- Spekulation durch eingehen von offenen Positionen aufgrund einer Meinung zur Marktentwiclkung
- Arbitrage-Geschäfte zur Ausnutzung von Preisunterschieden an verschiedenen Märkten

3. Handel von derivativen Finanzinstrumenten

Derivate können entweder über Terminbörsen, bspw. der Eurex, eine Tochter der Deutschen Börse, oder direkt vom Emittenten erworben werden. Derivate, welche über die Terminbörsen erwerbbar sind, weisen grundsätzlich eine Standardisierung bzgl. Laufzeit, Kontraktgröße, Basiswerte, usw. auf.[7] Die Terminbörsen sehen darüber hinaus für einige Derivate, bspw. Futures eine Sicherheitsleistung (Margin) vor, welche vom Erwerber bei der Börse auf sog. Margin Konten zu hinterlegen ist. Dabei wird zwischen der Additional oder Initial Margin und der Variation Margin unterschieden.

Die Additional Margin dient der Abdeckung möglicher Glattstellungskosten. Diese können entstehen, wenn ausgehend vom aktuellen Preis der im Portfolio enthaltenen Kontrakte, innerhalb des folgenden Börsentages die ungünstigste Preisentwicklung (Worst-Case-Loss) eintreten würde.[8]

Die Variation Margin ist eine Sicherheitsleistung, welche sich an der Kursentwicklung

des Finanzinstrumentes orientiert und sich dadurch positiv und negativ entwickeln kann. Die Eurex Clearing AG bucht bspw. börsentäglich Gewinne und Verluste aus offenen Positionen bei Produkten, die nach dem Mark-to-Market Verfahren abgerechnet werden. Hierzu gehören bspw. Futures und Optionen auf Futures. Der Unterschied zu anderen Marginarten besteht darin, dass es sich bei der Variation Margin nicht um eine zu hinterlegende Sicherheitsleistung wie bei der Initial Margin handelt, sondern sie repräsentiert den täglichen Gewinn- und Verlustausgleich in bar.[9]

Derivate welche direkt vom Emittenten erworben werden, sind grundsätzlich nicht standardisiert. Da diese Papiere nicht über einen Handelsplatz (bspw. eine Börse) erworben werden, wird ein solches Geschäft als Over-the-Counter- bzw. OTC-Geschäft bezeichnet.

Die Parameter (bspw. Laufzeit, Underlying, usw.) werden dabei direkt auf die Bedürfnisse des Erwerbers individuell angepasst.

Damit ein Investor von einem Kontrahenten, bspw. eine Investmentbank Derivate erwerben kann, schließen beide Parteien einen Rahmenvertrag ab und vereinbaren eine Kreditlinie über das zulässige offene Nominalvolumen von Derivaten.

Das im internationalen Verhältnis gebräuchlichste Vertragswerk zur Vereinbarung von Abschluss und Abwicklung von OTC-Derivatetransaktionen ist der Rahmenvertrag der International Swaps & Derivatives Association (ISDA).

Die Vertragspartner können unter dem Schirm dieses Gesamtwerkes verschiedene OTC-Derivatetransaktionen abschließen.

Für den Abschluss von Derivaten, bspw. Swaps, Credit Default Swaps, oder iTraxx-CDS müssen die Vertragspartner nur noch eine schriftliche Transaktionsbestätigung austauschen, in welcher die Produktspezifika (Basiswert, Laufzeit, Fälligkeit, Nominalvolumen u.s.w.) aufgeführt sind.[10]

Durch die Vielzahl an Standardisierungsvorgaben hat das ISDA-Masteragreement in hohem Maße zum Marktwachstum von Kreditderivaten beigetragen.

Tabelle 1 zeigt eine Übersicht über die wesentlichen Vertragsbestandteile des ISDA-Masteragreements. Dabei werden die einzelnen Vertragsbestandteile in einer Kurzdefinition erläutert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Übersicht über die wesentlichen Vertragsbestandteile des ISDA-Masteragreements[11]

4. Kreditderivate

Der Markt für Kreditderivate umfasst viele Ausprägungen und Spielarten. Insbesondere findet man diese auf dem OTC-Markt, da dieser kaum standardisierte Produkte vorsieht.Dabei unterscheiden sich diese Produkte zum einen durch die dahinter liegende Strategie und zum anderen durch die Marktdurchdringung. Abbildung 2 zeigt einen Vergleich der seit 2000 gehandelten Kreditderivate mit dem entsprechenden Marktanteil. Die bedeutensten Kreditderivate sind demnach CDS auf Einzeladressen und Indexprodukte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Vergleich zwischen 2006 und 2008 über die Veränderung der Anteile einzelner Arten von Kreditderivaten am Gesamtvolumen von Kreditderivaten (Angaben in Prozent).[12]

In den Abschnitten 4.1 und 4.2 werden die OTC gehandelten Kreditderivate Credit Default Swaps (CDS) und CDS auf iTraxx-Indizes beschrieben. Diese Ausführungen umfassen neben einer Produktbeschreibung auch die Themen Bewertung und Regelungen für den Fall eines eintretenden Kreditereignisses.

Abschnitt 4.3 erläutert die börsengehandelten Futures auf Kreditindizes. Dabei handelt es sich um Kreditderivate, welche von der Eurex entwickelt und im Jahre 2007 am Markt für Kreditderivate eingeführt wurden. Obwohl sich diese Produkte aufgrund fehlender Market Maker bisher noch nicht am Markt durchsetzen konnten, sollen diese in dieser Arbeit aufgeführt werden. Hinsichtlich Erwerbbarkeit, Abwicklung und Sicherheitsleistungen stellen die Kredit-Futures der Eurex eine Alternative zu den bisher am Markt verfügbaren CDS Produkten dar. Daher werden diese Futures sicherlich in absehbarer Zeit ihren Einsatz im Portfoliomanagement finden.

4.1 Credit Default Swaps auf Einzeladressen

4.1.1 Produktbeschreibung und Funktionsweise

Credit Default Swaps (CDS) auf Einzeladressen waren nach Angaben der British Banking Association 2006 die wichtigsten und am häufigsten eingesetzten Produkte im Markt für Kreditderivate. Die BBA gibt den Anteil von CDS auf Einzeladressen mit einem Anteil von 32,9%[13] an, gemessen am Gesamtvolumen für Kreditderivate.[14]

Im Grunde handelt es sich bei einem CDS um einen zweiseitigen OTC-Vertrag, wobei ein definiertes Kreditrisiko, von einer Partei auf eine andere übertragen wird.

Der Käufer eines CDS wird auch als Sicherungsnehmer bezeichnet, und vice versa bezeichnet man den Verkäufer eines CDS als Sicherungsgeber. Durch den Erwerb eines CDS erreicht der Sicherungs-Käufer eine Absicherung gegen Kreditverluste aus einem spezifizierten Underlying, welches in den ISDA Verträgen auch als Reference Entity bezeichnet wird. Um Unklarheiten bzgl. der abgesicherten Referenz zu vermeiden, welches häufig bei Holdingstrukturen von Großkonzernen vorkommen kann, wird in den ISDA Verträgen eine sog. Reference Obligation angegeben. Bei dieser Reference Obligation handelt es sich um eine Anleihe, welche von dem Referenzunternehmen emittiert wurde.

Der Sicherungsnehmer zahlt an den Sicherungsgeber während der Laufzeit eine Prämie, welche zu Vertragsabschluß vereinbart wurde. Diese Prämie, welche in den ISDA Verträgen als „fixed premium“ bezeichnet wird, wird in Basispunkten vereinbart und ist quartalsweise zu zahlen. Der Sicherungsnehmer erbringt diese Zahlungen so lange bis der Vertrag endet oder ein Kreditereignis eingetreten ist. Wenn es nicht zu dem Eintritt eines „versicherten“ Kreditereignisses kommt, gibt es nur einen einseitigen Zahlungsstrom vom Sicherungsnehmer an den Sicherungsgeber in Form der vierteljährlichen Prämienzahlungen.

In Abbildung 3 ist die Vertragsbeziehung graphisch dargestellt. Tabelle 2 zeigt ein Cash-Flow Beispiel für die gesamte Vertragslaufzeit eines CDS.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Vertragsbeziehung und Zahlungsströme zwischen Sicherungsgeber und Sicherungsnehmer bei einem CDS auf eine Einzeladresse.[15]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[16]

Tabelle 2: Cash-Flow Darstellung über die gesamte Laufzeit eines CDS.

Aufgrund dieser Zahlungsstruktur können CDS auch als Kreditversicherungen bezeichnet werden, da analog zu Versicherungen eine ähnliche Beitragsstruktur vorhanden ist.

4.1.2 Eintritt von Kreditereignissen

Kommt es zum Eintritt eines versicherten Kreditereignisses, erhält der Sicherungsgeber vom Sicherungsnehmer eine Gegenleistung. Die Art der Gegenleistung wird bei Vertragsabschluß festgelegt. Man unterscheidet zwischen Cash Settlement und Physical Settlement., wobei sich bei CDS auf Einzeladressen Physical Settlement als Standard durchgesetzt hat.

Cash Settlement bedeutet, dass der Sicherungsgeber an den Sicherungsnehmer einen Zahlungsausgleich in Geld liefert und ihn somit für den Marktwertverlust des Referenzwertes entschädigt. Dieser Betrag ermittelt sich durch die Differenz zwischen Par (100) und dem Wert der Referenzobligation nach Eintritt eines Kreditereignisses. Dieser Wert wird durch eine Händlerumfrage etwa zwei bis drei Wochen nach der Veröffentlichung eines Kreditereignisses ermittelt, um eine Beruhigung der Volatilität bei dem ausgefallenen Titel abzuwarten.

Wenn von den Vertragsparteien Physical Settlement vereinbart wurde, liefert der Sicherungsnehmer bei Eintritt eines Kreditereignisses an den Sicherungsnehmer innerhalb von 30 Tagen eine Obligation und zwar in der Regel die Reference Obligation. Im Gegenzug leistet der Sicherungsgeber eine Zahlung in Höhe des abgesicherten Nominalbetrages.

Abbildung 4 zeigt die Maßnahmen von Sicherungsgeber und Sicherungsnehmer in graphischer Form. Tabelle 3 zeigt eine Beispielrechung für ein eingetretenes Kreditereignis nach zwei Jahren Laufzeit.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Vertragsbeziehung und Zahlungsströme zwischen Sicherungsgeber und

Sicherungsnehmer nach einem eingetretenen Kreditereignis.[17]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[18]

Tabelle 3: Cash-Flow Darstellung für einen CDS mit eingetretenem Kreditereignis während der Laufzeit.

In den Verträgen zwischen Sicherungsgeber und Sicherungsnehmer werden in der Regel folgende Kreditereignisse abgesichert:

- Bankruptcy (Insolvenz): Dies bedeutet, dass das abgesicherte Unternehmen insolvent wird oder unfähig ist, seinen Schuldendienst zu erfüllen. Als Auslöser ist die Einreichung eines Insolvenzantrages ausreichend.
- Failure-to-Pay (Zahlungsverzug des Schuldners): Der Referenzschuldner leistet nach Ablauf einer eventuell vorgesehenen Aufschubfrist eine Zahlung nicht. Hier besteht die Möglichkeit einen Schwellenbetrag zu vereinbaren. Durch einen solchen Schwellenbetrag wird gewährleistet, dass ein eventuelles Kreditereignis genauer definiert und von beiden Parteien anerkannt wird.
- Restructuring (Umschuldung zu Lasten der Gläubiger): Bei einem Restructuring findet eine Umschuldung, Umstrukturierung, ein Moratorium, Austausch, oder eine sonstige Veränderung einer Verpflichtung des Referenzschuldners zum Nachteil des Gläubigers dieser Verpflichtung statt.

Allerdings ist eine ansteigende Zahl von CDS-Kontrakten zu beobachten, die „Restructuring“ als Kreditereignis ausschließen. Dies ist bedingt durch juristische

Probleme, die die exakte Definition des Restrukturierungsfalles betreffen.

4.1.3. Bewertung

„Ein Credit Default Swap ist nichts anderes als eine Versicherung gegen einen Kreditausfall.“[19]

Die quantitative Modellierung für die CDS-Bewertung ist daher ähnlichen Problemen unterworfen, wie die Risikomodellierung bei Versicherungsgesellschaften.

Versichert werden Kreditereignisse, welche selten und unerwartet auftreten, aber beim Eintritt mit signifikanten Verlusten verbunden sind, deren Höhe sich nur sehr schwer einschätzen lassen.

Ein Standardbewertungsmodell für CDS gibt es bisher nicht. Daraus folgt, dass für CDS auch kein Gleichgewichtspreis exisitert.

Zur Bewertung von CDS stehen verschiedene mathematische Modelle zur Verfügung, welche jeweils auf einen Arbitrageansatz beruhen. Nachfolgend sollen einige dieser Modelle kurz dargestellt werden, ohne jedoch den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben:

Unternehmenswertmodelle (structural models)[20]:

Der Fokus bei diesen Modellen liegt auf der ökonomischen Bewertung eines Unternehmens. Die Höhe des Kreditrisikos ist bei dieser Methode abhängig von der Bonität des Unternehmens und der Entfernung zu einem möglichen Ausfallzeitpunkt. Die ökonomische Plausibilität ergibt sich aus der Tatsache, dass bei einem Absinken des Unternehmenswertes unter den Wert der Passiva ein insolvenzerfüllender Tatbestand erfüllt ist.

Zur Konstruktion eines Kreditrisikomaßes werden daher insbesondere der Firmenwert bzw. der Marktwert des Unternehmens, die Volatilität, sowie der Fremdkapitalanteil herangezogen. Analystenprognosen können in die Modellierung ebenfalls einbezogen werden.

Intensitätsmodelle (Hazard Rate-Modelle)[21]:

Diese Modelle hängen nicht von Informationen des Aktienmarktes ab, sondern konzentrieren sich auf die Modellierung des Ausfallprozesses. Dieser Ausfall kann jederzeit mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit erfolgen.

Der Ausfallprozess wird bei Intensitätsmodellen durch einen sog. Sprungprozess (Poisson-Prozess) beschrieben. Sobald ein solcher Sprung eintritt, wird von einem Ausfall des Unternehmens ausgegangen. Das Ausmaß des Ausfalls wird mittels einer erwarteten Verlustquote (bzw. einer Recovery-Quote) dargestellt.

Mathematisch kann dies vereinfacht folgendermaßen ausgedrückt werden[22]:

S = p * (1 – R)

S = CDS-Spread

p = Ausfallwahrscheinlichkeit

R = Recovery Rate

Damit lässt sich die implizite Ausfallwahrscheinlichkeit aus aktuellen CDS-Quotierungen extrahieren.

Bei einem Spread von 120 bps und einer Recovery-Quote von 40%, beträgt die implizite Ein-Jahres-Ausfallwahrscheinlichkeit 2%.

Für Bewertungszwecke bietet Bloomberg Professional, ein System für die Datenlieferung von Bestands- und Echtzeit-Daten aus den verschiedensten Finanzbereichen, einige Analysetools an. Mithilfe des Moduls CDSW lässt sich der Gewinn/ Verlust einer CDS-Position durch eine bestimmte Spreadbewegung in einem zu fixierenden Zeitraum berechnen. Dazu müssen neben der Referenz Entity auch die Position (Sicherungskauf, Sicherungsverkauf), Nominal, Laufzeit und der aktuelle Deal Spread erfasst werden.

[...]


[1] Paine, Thomas: 1001 Aphorismen. [Zugriff: 22.03.2008].

[2] Vgl. Barrett, Ross und John Ewan: BBA Credit Derivatives Report 2006, S. 5.

[3] Beinstein, Eric et al.: Credit Derivatives Handbook - Detailing credit default swap products, markets and trading strategies, 2007, S. 6.

[4] Vgl. Deutsche Bundesbank: Credit Default Swaps – Funktionen, Bedeutung und Informationsgehalt, 2004, S. 48

[5] Bei der ISDA handelt es sich um eine Handelsorganisation der Teilnehmer am Markt für OTC-Derivate.

[6] Vgl. Beike, Rolf und Johannes Schlütz: Finanznachrichten lesen – verstehen – nutzen, 1996, S. 6.

[7] Vgl. Beike, Rolf und Johannes Schlütz: Finanznachrichten lesen – verstehen – nutzen. 1996, S. 6.

[8] Vgl. Eurex: Clearing Risk-Based-Margining, 2003, S. 20.

[9] Vgl. Eurex: Clearing Risk-Based-Margining, 2003, S. 20.

[10] Vgl. Beinstein, Eric et al.: Credit Derivatives Handbook - Detailing credit default swap products, markets and trading strategies, 2006, S. 24.

[11] Eigene Darstellung in Anlehnung an Harding, Paul C.: A Practical Guide to the 2003 ISDA Credit Derivatives Definitions, 2004, S. 12-14.

[12] Eigene Darstellung in Anlehnung an Barrett, Ross und John Ewan: BBA Credit Derivatives Report 2006, 2006, S. 6.

[13] Die Marktgewichtung der anderen erhobenen Kreditderivate ist in Abb. 2 dargestellt.

[14] Barrett, Ross und John Ewan: BBA Credit Derivatives Report 2006, 2006, S 4.

[15] Eigene Darstellung in Anlehnung an Atish Kakodkar et al.: Credit Derivatives Handbook 2006 – Vol. 1 - A Guide to Single-Name and Index CDS Products, 2006, S. 12.

[16] Formel zur Berechnung der Prämie: Nominal in EUR * Prämie * Tage /10.000 * 360.

[17] Eigene Darstellung in Anlehnung an Atish Kakodkar et al.: Credit Derivatives Handbook 2006 – Vol. 1 - A Guide to Single-Name and Index CDS Products, 2006, S. 13.

[18] Formel zur Berechnung der Prämie: Nominal in EUR * Prämie * Tage /10.000 * 360.

[19] Vgl. Felsenheimer, Jochen: Kreditderivate Spezial – CDS: Funktionsweise, Bewertung & Anwendung, 2004, S. 10.

[20] Vgl. Kremers, Thorben et al.: Standards zur Bewertung von Kreditderivaten, 2007, S. 9-12.

[21] Vgl. Kremers, Thorben et al.: Standards zur Bewertung von Kreditderivaten, 2007, S. 17-18.

[22] Vgl. Felsenheimer, Jochen: Kreditderivate Spezial – CDS: Funktionsweise, Bewertung & Anwendung, 2004, S. 12.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836622424
DOI
10.3239/9783836622424
Dateigröße
515 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Frankfurt School of Finance & Management – Centre for Practical Quantitative Finance
Erscheinungsdatum
2008 (November)
Schlagworte
kredit derivate credit default swaps indizies eurex portfolio
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