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Die temperaturgeführte Logistik in der Lebensmitteldistribution

©2008 Diplomarbeit 96 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland unterliegt einem stetigen Wandel. Die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte sinkt beständig und dies wird gleichzeitig von einer steigenden Konzentration auf Unternehmensebene begleitet. Diese Entwicklung führt zu einer erheblichen Änderung der Anbieterstruktur, deren Ursachen und Einflussgrößen vielfältig sind. Mit dem Aufkommen neuer Vertriebsformen wie großen Supermärkten, Einkaufszentren oder Discountern und den veränderten Lebens- und Essgewohnheiten der Verbraucher gingen neue Überlegungen zu der Bereitstellung von Gütern einher. Parallel mit der zunehmenden Sortimentsvielfalt und dem steigenden Absatz von frischen, gekühlten sowie Tiefkühl-Produkten (TK) stiegen auch die Ansprüche der Kunden, was Frische und Qualität der Produkte betrifft. Gleichzeitig wollen die Handelsunternehmen die Distributions- und Lagerkosten senken, allerdings ohne den Lieferservice zu verschlechtern. Man versucht dies über optimal gesteuerte und ausgelastete Supply Chain´s (SC) zu erreichen. Allerdings ist die Gestaltung der Logistikprozesse für temperaturgeführte Lebensmittel weitaus schwieriger als für ungekühlte Waren. Der Transport ist aufwendiger, und die Lebensmittel reagieren viel empfindlicher auf Fehler beim Transport.
Ziel dieser Arbeit ist es einen Überblick über den derzeitigen Stand der Technik im Bereich der temperaturgeführten Logistik und die derzeitigen Möglichkeiten zur Überwachung der Kühl- und Logistikkette zu geben. Ebenfalls wird auf die wachsende Bedeutung von Managementsystemen in der Logistik eingegangen. Der Schwerpunktder Arbeit liegt auf dem Transport vom Hersteller- oder Zentrallager der Unternehmen zum Einzelhandelsgeschäft innerhalb Deutschlands.
In den ersten Kapiteln wird auf die Geschichte des temperaturgeführten Transports, die derzeitige Marktsituation, auf Logistikmanagementansätze und die Bedeutung von modernen IT- und Identsystemen zur Produktidentifikation eingegangen. In den weiteren Kapiteln werden allgemeine und spezielle Distributionssysteme dargestellt und erläutert. Zudem werden verschiedene Qualitätssysteme, die in der temperaturgeführten Logistik eine große Bedeutung haben, vorgestellt. Des Weitern wird erläutert, warum der LKW so wichtig für die Frische- und TK-Distribution ist. Die abschließenden Kapitel behandeln eine Auswahl an technischen und technologischen Entwicklungen und deren Einsatzmöglichkeiten in der temperaturgeführten Distribution. Im […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Benjamin Imsirovic
Die temperaturgeführte Logistik in der Lebensmitteldistribution
ISBN: 978-3-8366-2211-0
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Universität Kassel, Kassel, Deutschland, Diplomarbeit, 2008
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

Inhaltsverzeichnis
INHALTSVERZEICHNIS ...I
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS... III
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ...IV
TABELLENVERZEICHNIS... V
1. EINLEITUNG ... 1
2. GRUNDSÄTZLICHE BESONDERHEITEN BEIM TEMPERATURGEFÜHRTEN
TRANSPORT VON LEBENSMITTELN... 3
3. HISTORISCHE ENTWICKLUNG DER MOBILEN KÄLTETECHNIK ... 4
4. DIE MARKTSITUATION IN DEUTSCHLAND IM SEGMENT DER
TEMPERATURGEFÜHRTEN LOGISTIK... 6
4.1 Vom Spediteur zum Logistikdienstleister... 7
4.2 Ist das Outsourcen von Logistikdienstleistungen eine Lösung mit Zukunft?... 11
5. AUSWAHL MODERNER LOGISTIKMANAGEMENTANSÄTZE ... 15
5.1 Effizient Consumer Response (ECR) ... 15
5.2 Supply Chain Management (SCM)... 18
6. ELECTRONIC DATA INTERCHANGE (EDI)... 22
6.1 Standards für den elektronischen Datenaustausch... 23
6.1.1 Kommunikationsstandards für den Datenaustausch ... 23
6.1.2 Datenformate... 24
6.1.2.1 Electronic Data Interchange for Administration, Commerce and Transport
(EDIFACT) ... 24
6.1.2.2 Extensible Markup Language (XML)... 25
6.2 Produktidentifikation im IT-System ... 26
6.2.1 Internationale Artikelnummer (EAN) - Identsysteme ... 27
6.2.1.1 Internationale Lokalisationsnummer (ILN) ... 28
6.2.1.2 Nummer der Versandeinheit (NVE) ... 29
6.2.1.3 Internationale Artikelnummer (EAN) -13... 30
6.2.1.4 Internationale Artikelnummer (EAN)-128 Transportetikett ... 31
6.2.1.5 Stammdatenmanagement ... 32
6.2.2 Wertschöpfungspotentiale ... 32
6.3. Tracking & Tracing ... 33
6.3.1 Interne und externe Traceability ... 35
6.3.2 Warenrückrufaktionen... 35
7. DISTRIBUTIONSSYSTEME ... 37
I

7.1 Warenverteilung in der temperaturgeführten Distribution ... 39
7.2 Auswahl an Distributionssystemen für den Handel... 42
7.2.1 Direkttransport des Herstellers... 42
7.2.2 Transport via CD (Cross-Docking) -Umschlagpunkt ... 43
7.2.3 Transport via Zentrallager... 44
8. DIE KÜHLKETTE - BESONDERHEITEN BEIM UMSCHLAG UND
TRANSPORT VON TEMPERATURGEFÜHRTEN LEBENSMITTELN ... 46
8.1 Auswahl an Qualitätsvorschriften und Normen für den temperaturgeführten
Transport... 47
8.1.1 Europäische und nationale Normen i.V.m. der Verordnung (EG) 178/2002... 48
8.1.2 Hazard Analysis and Critical Control Points (HACCP)... 49
8.1.3 ATP-Vorschriften, speziell für temperaturgeführte Lebensmittel... 49
8.1.4 International Food Standard (IFS) ... 51
8.1.5 Cool Chain Quality Indicator (CCQI) ... 52
8.2 Der temperaturgeführte Transport als Teil der Logistikkette ... 52
8.2.1 Bedeutung des Straßengüterverkehrs für den temperaturgeführten Transport ... 53
8.2.2 Transportkältesysteme im Straßengüterverkehr... 56
8.2.3. Geräte zur Temperaturmessung und -aufzeichnung... 57
8.2.4 Der temperaturgeführte Transport mittels LKW ... 58
8.2.5 Der Umschlagpunkt... 60
8.2.6 Alternative Transportmittel für den temperaturgeführten Transport... 61
9. TRENDS DER LOGISTIK UND IHRE BEDEUTUNG FÜR DIE
TEMPERATURGEFÜHRTE DISTRIBUTION... 63
9.1 Radio Frequency Identification (RFID)... 63
9.1.1 Die RFID-Technik Grundlagen... 65
9.1.2 Vorteile der RFID-Technik und die Einsatzmöglichkeiten in der Logistik... 66
9.1.3 Nachteile und derzeitige Probleme der RFID-Technologie ... 69
9.2 Time-Temperature-Indicator (TTI)... 69
9.3 Controlled Atmosphere (CA) & Modified Atmosphere Packing (MAP) ... 71
10. PRAXISBEISPIEL: EDEKA ... 72
10.1 Organisation und Aufbau der Edeka Gruppe... 72
10.2 Edeka-Handelsgesellschaft-Hessenring mbH... 74
10.2.1 Logistik, Lagerhaltung und Warenbeschaffung bei Edeka-Hessenring ... 75
10.2.2 Lunar-GmbH ... 77
11. FAZIT ... 78
12. LITERATURVERZEICHNIS ... 79
II

12.1 Bücher... 79
12.2 Statistiken... 81
12.3 Printmedien... 82
12.4 Printmedien aus Wiso-Net ... 83
12.5 Internetquellen ... 85
Abkürzungsverzeichnis
3PL Third
Party
Logistics
4PL
Fourth Party Logistics
ATP
Accord relativ aux Transports Internationaux de debrees Perissables et
aux engins speciaux a utilser pour ces Transports
CD Cross-Docking
EAN
International Article Number (früher: European Article Number)
ECR
Efficient Consumer Response
Edeka Einkaufsgenossenschaft
Deutscher
Einzelhandelskaufleute
EDI
Electronic Data Interchange
EDIFACT
Electronic Data Interchange for Administration, Commerce and Transport
EU
Europäische Union
GEPIR
Global GS1 Electronic Party Information Registry
Global-GAP
Global Good Agricultural Practices
GPS
Global Positioning System
GSM
Global System for Mobile Communications
HACCP
Hazard Analysis and Critical Control Point
IFS
International Food Standard
ILN Internationale
Lokationsnummer
IT Informationstechnologie
KMU
Kleine und mittelständische Unternehmen
MAP
Modified Atmosphere Packing
MHD Mindesthaltbarkeitsdatum
NVE
Nummer der Versandeinheit
PLU-Datei
Price Look Up Datei
PoS
Point of Sale
RFID
Radio Frequency Identification
SC Supply
Chain
SCM
Supply Chain Management
TK Tiefkühl
TKM Mobile
Transportkältemaschine
TTI
Time Temperature Indicator
TUL
Transport, Umschlag und Lagerung
VDKL
Verband deutscher Kühlhäuser und Kühllogistikunternehmen
XML
Extensible Markup Language
III

Abkürzungen in den Fußnoten
BGL
Bundesverband Güterverkehr, Logistik und Entsorgung
BMELV
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
BMWI
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
BVL
Bundesvereinigung Logistik
DSVL
Deutscher Speditions- und Logistikverband
DTI Deutsches
Tiefkühlinstitut
DVZ Deutsche
Logistik-Zeitung
FRILOG
Institut für Frische- und Lebensmittellogistik
IQFS
Innovative Quality Management and Food Safety
KBA Kraftfahrtbundesamt
LZ Lebensmittelzeitung
TD
Transfrigoroute Deutschland
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 - Katalog logistischer Dienstleistungen : Zusammenfassung ... 8
Abbildung 2 - Aufwands-Umsatzvolumen des deutschen Logistikmarkts in 15
Segmenten... 9
Abbildung 3 - Entwicklungsstufen von Logistikdienstleistern... 10
Abbildung 4 - Rationalisierungspotentiale durch SCM... 19
Abbildung 5 - Das Logistikverständnis im zeitlichen Ablauf ... 21
Abbildung 6 - Beschaffung ohne und mit E-Purchasing ... 22
Abbildung 7 - Relation EDIFACT und Subsets EANCOM, CEFIC und EDIFICI ... 25
Abbildung 8 - Die EAN-13 ... 27
Abbildung 9 - Nummernsystem des EAN-Standards ... 28
Abbildung 10 - EAN... 30
Abbildung 11 - Transportetikett ... 31
Abbildung 12 - Tracking & Tracing entlang der gesamten Lieferkette ... 33
Abbildung 13 - Belieferungsformen des Handels... 42
Abbildung 14 - Struktur von Transit-Termials (Cross-Docking) ... 43
Abbildung 15 ­ ATP-Zulassungsschild und ATP-Gültigkeitsaufkleber ... 50
Abbildung 16 - Anwendungsmöglichkeiten von RFID-Systemen ... 63
Abbildung 17 - Grundaufbau von RFID-Systemen... 65
Abbildung 18 - TTI der Firma Pago ... 70
Abbildung 19 - Edeka Regionalgesellschaften... 73
IV

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 - Verbrauch und Absatz von TK-Waren (ohne Speiseeis) in Deutschland ... 4
Tabelle 2 - Logistische Dienstleistungen in der Spedition ... 8
Tabelle 3 - Logistik- und Systemdienstleister / Spediteure ... 9
Tabelle 4 - Outsourcing Motive der Verlader... 12
Tabelle 5 - Temperaturbeispiele für gekühlte und TK-Lebensmittel beim Transport... 40
Tabelle 6 - Unterschiede in der Einzelhandelsbelieferung bei Waren in verschiedenen
Temperaturbereichen ... 41
Tabelle 7 - Kältebereiche der Transportmittel für den Lebensmitteltransport ... 46
Tabelle 8 - Transportleistung der Verkehrsträger im Bundesgebiet 1950-2008 ... 53
Tabelle 9 - Anzahl temperaturgeführter LKW und Anhänger mit maschineller Kühlung
in Deutschland ... 54
Tabelle 10 - Verkehrswertigkeiten von Verkehrsträgern ... 55
Tabelle 11 - RFID Investitionen in Handel ... 64
Tabelle 12 - Modellrechnung: Produktivitätseffekte durch den Einsatz von RFID in den
Transportleistungen in der Logistik... 68
Tabelle 13 - Top 10 des Lebensmittelhandels 2006 nach (geschätzten) Gesamtumsätzen
und Entwicklung der Marktanteile der Top 5 seid 1980 ... 73
V

1. Einleitung
Der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland unterliegt einem stetigen Wandel. Die
Zahl der Einzelhandelsgeschäfte sinkt beständig und dies wird gleichzeitig von einer
steigenden Konzentration auf Unternehmensebene begleitet. Diese Entwicklung führt zu
einer erheblichen Änderung der Anbieterstruktur, deren Ursachen und Einflussgrößen
vielfältig sind.
1
Mit dem Aufkommen neuer Vertriebsformen wie großen Supermärkten,
Einkaufszentren oder Discountern und den veränderten Lebens- und Essgewohnheiten
der Verbraucher gingen neue Überlegungen zu der Bereitstellung von Gütern einher.
2
Parallel mit der zunehmenden Sortimentsvielfalt und dem steigenden Absatz von
frischen, gekühlten sowie Tiefkühl-Produkten (TK) stiegen auch die Ansprüche der
Kunden, was Frische und Qualität der Produkte betrifft.
3
Gleichzeitig wollen die
Handelsunternehmen die Distributions- und Lagerkosten senken, allerdings ohne den
Lieferservice zu verschlechtern.
4
Man versucht dies über optimal gesteuerte und
ausgelastete Supply Chain´s (SC) zu erreichen. Allerdings ist die Gestaltung der
Logistikprozesse für temperaturgeführte Lebensmittel weitaus schwieriger als für
ungekühlte Waren. Der Transport ist aufwendiger, und die Lebensmittel reagieren viel
empfindlicher auf Fehler beim Transport.
Ziel dieser Arbeit ist es einen Überblick über den derzeitigen Stand der Technik im
Bereich der temperaturgeführten Logistik und die derzeitigen Möglichkeiten zur
Überwachung der Kühl- und Logistikkette zu geben. Ebenfalls wird auf die wachsende
Bedeutung von Managementsystemen in der Logistik eingegangen. Der Schwerpunkt
der Arbeit liegt auf dem Transport vom Hersteller- oder Zentrallager der Unternehmen
zum Einzelhandelsgeschäft innerhalb Deutschlands.
In den ersten Kapiteln wird auf die Geschichte des temperaturgeführten Transports, die
derzeitige Marktsituation, auf Logistikmanagementansätze und die Bedeutung von
modernen IT- und Identsystemen zur Produktidentifikation eingegangen. In den
weiteren Kapiteln werden allgemeine und spezielle Distributionssysteme dargestellt und
erläutert. Zudem werden verschiedene Qualitätssysteme, die in der temperaturgeführten
1
Drescher, K.; Weiss, C. (2001), ,,Bestimmungsgründe der regionalen Marktstruktur im deutschen
Lebensmitteleinzelhandel", Seite 3, Institut für Ernährungswirtschaft und Verbrauchslehre der Uni Kiel,
http://www.food-econ.uni-kiel.de/Workingpaper/Ewp0104.pdf , (Stand: 21.06.2008) und
Kalka, R. (2008), ,,Distributionspolitik", ProFirma, Heft 05/2008 aus Wiso-Net und
Metro Group (2007), ,,Metro-Handelslexikon 2007/2008", Seite 4,5,26,27.
2
Arnold, D. u.a. (2004), ,,Handbuch Logistik", Seite B7-34 und
Metro Group (2007), ,,Metro-Handelslexikon 2007/2008", Seite 26,27.
3
Deutsches Tiefkühlinstitut (DTI) (2007), ,,Cool Facts".
4
Stabenau, H. ; Baumgarten, H. (Hg) (2008), ,,Das Beste der Logistik", Seite 26.
1

Logistik eine große Bedeutung haben, vorgestellt. Des Weitern wird erläutert, warum
der LKW so wichtig für die Frische- und TK-Distribution ist. Die abschließenden
Kapitel behandeln eine Auswahl an technischen und technologischen
Entwicklungen
und deren Einsatzmöglichkeiten in der temperaturgeführten Distribution. Im Praxis-
beispiel wird auf die Unternehmen Edeka und die Edeka-Hessenring-Regional-
gesellschaft eingegangen und deren Aufbau beschrieben. Insbesondere wird dabei die
Lagerhaltung, die Transportwege und die Produktidentifikation von frischen und
gekühlten Produkten bei Edeka-Hessenring dargestellt.
2

2. Grundsätzliche Besonderheiten beim temperaturgeführten
Transport von Lebensmitteln
Ein Distributionssystem für normale Güter einfach für die temperaturgeführte
Distribution zu übernehmen ist nicht möglich, selbst wenn es übereinstimmende
Eigenschaften wie Schnelligkeit, Genauigkeit und Sicherheit bei beiden Systemen gibt.
Temperaturgeführte Lebensmittel, unabhängig davon ob gekühlt oder tiefgekühlt, sind
hochempfindliche Waren, bei denen schon eine geringe Abweichungen von der
Solltemperatur zu erheblichen Schäden führen kann. Um den Verbraucher mit
optimalen Produkten zufrieden zu stellen, bedarf es eines besonders guten
Schnittstellenmanagements bei den Verladepunkten. Um das zu realisieren benötigt
man moderne Informationssysteme. Die Implementierung von Warenverfolgungs- und
Qualitätssicherungssystemen entlang der gesamten SC muss ebenfalls gewährleistet
sein, um Sicherheit und Qualität der Produkte sicher zu stellen.
5
Eine weitere Besonderheit, die beim Aufbau eines Distributionssystems für
temperaturgeführte Waren beachtet werden muss, ist die hohe Belieferungsfrequenz mit
der die Geschäfte beliefert werden.
6
Es wird unterschieden zwischen gekühlten Transporten, bei denen Lebensmittel wie
z.B. Fleisch- und Milcherzeugnisse zwischen 2° - 7° C. transportiert werden, und dem
Tiefkühltransport bei dem Lebensmittel wie z.B. gefrorenes Fleisch und Speiseeis
zwischen -18 - -20° C. transportiert werden.
7
Dies sind die Warentemperaturen, die die
Lebensmittel beim Transport bzw. Lagerung erreichen müssen. Beim Transport werden
i.d.R. geringe Abweichungen akzeptiert.
8
Die Temperatur der Transportmittel bzw. der
Transportkältemaschine (TKM) sollte dennoch etwas niedriger eingestellt sein, um
einen zusätzlichen Sicherheitspuffer zu haben.
9
Diese Temperaturpuffer werden
gebraucht, weil temperaturgeführte Lebensmittel in der Transportkette oft
umgeschlagen werden und die Umschlagpunkte meist nicht oder nicht ausreichend
gekühlt sind.
10
5
Peilnsteiner, J.; Truszkiewitz, G. (2002), ,,Handbuch temperaturgeführte Logistik", Seite 15.
6
Peilnsteiner, J.; Truszkiewitz, G. (2002), ,,Handbuch temperaturgeführte Logistik", Seite 23,24.
7
Bundesverband Güterverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) und Transfrigoroute (TR) Dtl (2008),
,,Leitlinie für eine gute Lebensmittelhygienepraxis beim Lebensmitteltransport", Seite 11,12.
8
Arnold, D. u.a. (2004), ,,Handbuch Logistik", Seite B7-35.
9
Peilnsteiner, J.; Truszkiewitz, G. (2002), ,,Handbuch temperaturgeführte Logistik", Seite 243.
10
Vahrenkamp, R. (2007), ,,Logistik", Seite 107 und
Arnold, D. u.a. (2004), ,,Handbuch Logistik", Seite B7-37.
3

3. Historische Entwicklung der mobilen Kältetechnik
1955 wurde auf der internationalen Ernährungsmesse Anuga in Köln erstmals
Tiefkühlkost gezeigt.
11
Das war sozusagen der Anfang der flächendeckenden
Kältetechnik in Deutschland. Die Verbraucher erfreuten sich an den neuen Produkten in
den Kühltheken der Kaufhäuser und Lebensmittelmärkte, und der Absatz stieg mit der
Zeit stark an (siehe Tabelle 1).
Jahr Pro-Kopf-Verbrauch in kg
(ohne Speiseeis)
Absatzentwicklung in Tonnen
(ohne Speiseeis)
1973 11,9
732.703
1983 16,2
1.007.142
1993 23,3
1.889.996
2003 34,6
2.858.179
2006 37,7
3.107.846
Tabelle 1 - Verbrauch und Absatz von TK-Waren (ohne Speiseeis) in Deutschland
12
Insbesondere bei tiefgekühlten- und Convenience-Produkten wird ein stetig wachsender
Verbrauch registriert.
13
Während ein steigender Konsum in den Nahrungsmittel-
segmenten des Handels zu verzeichnen ist, stagniert in den letzen Jahren die gesamte
Konsumgüternachfrage und sinkt in machen Segmenten sogar.
14
Parallel mit dem Absatz steigen jedoch die Ansprüche der Kunden an die Produkte,
sowohl was die Qualität als auch die Produktauswahl betrifft.
15
Das wiederum erfordert
ausgeklügelte Logistik-, Transport- und Informationssysteme, um die Produkte in
großer Zahl und hoher Qualität zu den Verkaufsstätten befördern zu können.
Mindestens ebenso wichtig waren die stetigen Weiterentwicklungen der mobilen
Transportkältemaschinen (TKM), ohne die der Transport der gekühlten oder gefrorenen
Waren über weite Strecken nicht möglich gewesen wäre. 1938 entwickelten die
Amerikaner Jones und Numero die erste TKM, die durch einen Benzinmotor
angetrieben wurde.
16
Die Aufbauten wurden mit Kork isoliert, um die Kälte zu
11
Littek, F. (2005), ,,Kühltransport", Seite 16.
12
Deutsches Tiefkühlinstitut (DTI) (2007), ,,Cool Facts", (Tabelle gekürzt übernommen) und
Lebensmittelzeitung (LZ) (2008), ,,Convenience: Bestseller aus dem Eis" LZ 07.03.2008 aus Wiso-Net.
13
Metro Group (2007), ,,Metro-Handelslexikon 2007/2008", Seite 10 und
Heimig, D. (2008), ,,Frische komponiert", LZ 19 vom 09.05.2008, Seite 38,40,41,44 und
Druck, D. (2006), ,,Convenience ist nicht nur bequem", Lebensmittel Praxis 17 vom 8.9.06 aus Wiso-Net.
14
Metro Group (2007), ,,Metro-Handelslexikon 2007/2008", Seite 6,7,9.
15
Littek, F. (2005), ,,Kühltransport", Seite 16.
16
Peilnsteiner, J.; Truszkiewitz, G. (2002), ,,Handbuch temperaturgeführte Logistik", Seite 92.
4

speichern.
17
Die Entwicklungen bei den TKM, Dämmstoffen und Aufbauten haben in
der Folgezeit große Fortschritte gemacht. Heute werden moderne Kunststoffe zur
Isolierung eingesetzt, die gleichzeitig auch den Hygienestandards entsprechen.
18
Auch
selbstreinigende Oberflächen, eingebaute Drainagesysteme und Wasseranschlüsse kann
man zusätzlich zum individuellen Innenausbau als Zubehör für den Kühlaufbau
bekommen.
19
Oft werden die Kühl-LKW auch mit so genannten Mehrkammersystemen
bestellt. Das ermöglicht den Transport von Lebensmitteln in mehreren Klimazonen mit
einem LKW.
20
Der Markt der Kühlaufbautenhersteller ist stark fragmentiert und mittelständisch
geprägt. Einige Dutzend Hersteller teilen hier sich ca. 80 % des Marktes. Bei den TKM-
Herstellern sieht das ganz anderes aus. Den Hauptmarkt teilen sich hier nur eine
handvoll Hersteller.
21
17
Kerstner, R. (2003), ,,Exkurs zur Kältetechnik", DVZ 313 vom 20.09.2003 aus Wiso-Net.
18
Littek, F. (2005), ,,Kühltransport", Seite 38 und
Dantzer, H. (1995), ,,Techniken der Qualitätssicherung im Lagerwesen und Güterversand", Seite 68.
19
Littek, F. (2005), ,,Kühltransport", Seite 34.
20
Littek, F. (2005), ,,Kühltransport", Seite 24 und
Dantzer, H. (1995), ,,Techniken der Qualitätssicherung im Lagerwesen und Güterversand", Seite 77,78.
21
Littek, F. (2005), ,,Kühltransport", Seite 37.
5

4. Die Marktsituation in Deutschland im Segment der
temperaturgeführten Logistik
Mit den wissenschaftlichen und technischen Fortschritten im Bereich der Kältetechnik
bekamen auch der temperaturgeführte Transport und die Lagerhaltung eine immer
größere Bedeutung. Der Markt für Kühltransporte war in den 50er und 60er Jahren zum
großen Teil in der Hand von mittelständischen Unternehmen, die oft nur regionale
Märkte belieferten.
22
Gerade die großen Handels- und Industrieunternehmen waren an
klareren Strukturen in der temperaturgeführten Logistik interessiert, da die Verbraucher
immer mehr gekühlte und tiefgekühlte Lebensmitteln nachfragten (siehe Tabelle 1).
Durch Kooperationen und verstärkte Zusammenarbeit versuchen die Logistik-
dienstleister, Speditionen und Lagerhalter sich den geänderten Marktbedingungen
anzupassen, um so dem steigenden Druck durch Handel und Industrie entgegen zu
wirken. Dennoch ist man heute von deutschland- oder gar europaweiten Distributions-
netzen und einer homogenen Anbieterstruktur im Bereich der temperaturgeführten
Logistik noch weit entfernt.
23
Rationalisierung, Kosteneinsparung und Effizienz-
steigerung sind unbedingte Vorraussetzungen im Logistikgewerbe, um am heutigen
Markt zu bestehen.
24
Deutschland ist aufgrund der zentralen Lage in der EU und der
guten Verkehrsinfrastruktur zur Logistikdrehscheibe geworden. Doch mit der EU-
Osterweiterung im Jahr 2007 und dem Beitritt Bulgariens und Rumäniens hat sich der
geografische Schwerpunkt in der Güterverteilung innerhalb Europas nach Osten
verlagert.
25
Logistikdienstleister in Deutschland müssen diesen Trend in ihren
zukünftigen Planungen berücksichtigen. Weitere Probleme für die deutschen Logistik-
unternehmen sind die steigenden und im Vergleich zum europäischen Ausland hohen
Dieselpreise, steigende staatliche Abgaben, hohe Personalkosten und die Kosten für
Autobahnmaut.
26
Der Aufbau von modernen IT-Systemen zur Steuerung der
logistischen Prozesse und zur Warenverfolgung wird immer wichtiger. Weil der Handel
22
Peilnsteiner, J.; Truszkiewitz, G. (2002), ,,Handbuch temperaturgeführte Logistik", Seite 6.
23
Littek, F. (2005), ,,Kühltransport", Seite 17 und
Kille, Chr. (2008),,,Europäische Kühllogistiknetze lassen auf sich warten",LZ 01.02.08 aus Wiso-Net und
Müller-Daupert, B. (2005), ,,Logistik-Outsourcing", Seite 171 und
Arnold, D. u.a. (2004), ,,Handbuch Logistik", Seite B7-35 und
Vahrenkamp, R. (2007), ,,Logistik", Seite 127.
24
Oelfke, W. u.a. (2002), ,,Güterverkehr, Spedition, Logistik", Seite 498,499.
25
Deutscher Speditions- und Logistikverband (DSLV) (2007), ,,Jahresbericht 2007", Seite 15 und
Vahrenkamp, R. (2007), ,,Logistik", Seite 133,134 und
Loderhose, B. (2006), ,,Spezialisten für sensible Produkte", LZ 05 03.02.2006 aus Wiso-Net.
26
Vahrenkamp, R. (2007), ,,Logistik", Seite 255,256 und
DSLV
(2007), ,,Jahresbericht 2007", Seite 10,11,14,15 und
Kapell, E.; Loderhose, B. (2007), ,,Stillstand kommt erheblich teurer", LZ 06.09.2007 aus Wiso-Net und
Kapell, E.; Loderhose, B. (2008),
,,Profis: Rollen gut gekühlt zum Kunden",
LZ 01.02.2008 aus Wiso-Net.
6

immer mehr IT-Systeme in seine logistischen und administrativen Prozesse
implementiert müssen die Lieferanten das ebenfalls tun.
27
Ähnliches gilt für Qualitäts-
und Hygienestandards. Auch hier sind die Lieferanten gezwungen die vorgegebenen
Standards zu erfüllen.
Eine Vielzahl unterschiedlicher Logistikdienstleister sind in Deutschland ansässig, vom
einfachen Transporteur bis zum globalen Kontraktdienstleister, der die gesamte Logistik
seines Kunden steuert.
Der Lebensmittel-Logistikmarkt hat in Europa ein jährliches Gesamtvolumen von ca. 70
Mrd. , davon entfallen ca. 25 Mrd. auf gekühlte und tiefgekühlte Lebensmittel,
davon allein auf Deutschland ca. 4,41 Mrd. .
28
Die Logistikbranche in Deutschland
und Europa ist ein Wachstumsmarkt. Ein Wachstumstreiber ist und bleibt das
Outsourcing von Logistikdienstleistungen.
29
Studien zufolge sind bis zu 80 % der
logistischen Dienstleistungen auslagerbar.
30
4.1 Vom Spediteur zum Logistikdienstleister
Speditionen sind i.d.R. Unternehmen, deren primärer Unternehmenszweck es ist Waren
zu transportieren, umzuschlagen und ggf. zu lagern (TUL). Der Spediteur organisiert
den Transport mit dem optimalen Verkehrsträger unter Berücksichtigung der Aspekte
Kosten, Schnelligkeit, Sicherheit und Qualität.
31
Im Speditions- und Logistikgewerbe gibt es die Entwicklung, dass man als Spediteur
nicht mehr nur die einfache TUL-Leistungen anbietet, sondern dem Kunden noch
weitere Arbeiten, so genannte Value-Added-Services anbietet. Man nimmt dem Kunden
Arbeiten, die in Verbindung mit der zu transportierenden Ware stehen, ab (siehe
Abbildung 1).
32
27
Kromer, S. (2006), ,,Shared-Information-Prinzip: Wissen für alle Teile der Lieferkette", LZ 24.11.06,
http://www.lz-net.de/dossiers/itlogistik/pages/show.prl?id=2843&backid=2844 , (Stand: 28.04.2008).
28
Kille, Chr. (2008), ,,Europäische Kühllogistiknetze lassen auf sich warten", LZ 01.02.08 aus Wiso-Net
und Stölzle, W. u.a. (2007), ,,Handbuch Kontraktlogistik", Seite 102.
29
Granzow, A. (2006), ,,Logistik ist Deutschlands heimliche Paradedisziplin", Handelsblatt 08.02.2006,
http://www.handelsblatt.com/News/printpage.aspx?_p=301292&_t=ftprint&_b=1031565 ,
(Stand: 02.06.2008) und
Gleißner, H.; Femerling, Chr. (2008), ,,Logistik", Seite 85.
30
Stabenau, H. ; Baumgarten, H. (Hg) (2008), ,,Das Beste der Logistik", Seite 26.
31
Vahrenkamp, R. (2007), ,,Logistik", Seite 47.
32
Vahrenkamp, R. (2007), ,,Logistik", Seite 48,49 und
Oelfke, W. u.a. (2002), ,,Güterverkehr, Spedition, Logistik", Seite 30 und
Hauptmann, S. (2007), ,,Gestaltung des Outsourcings von Logistikdienstleistungen", Seite 98,99.
7

Abbildung 1 - Katalog logistischer Dienstleistungen : Zusammenfassung
33
Dieser Entwicklung trifft im Besonderen die kleinen und mittleren Unternehmen
(KMU), die nicht in der Lage sind ihren Kunden solche logistischen
Zusatzdienstleistungen (siehe Tabelle 2) anzubieten. Aus diesem Grund werden die
KMU oft nur noch als Subunternehmer, für die reine Transportleistung, eingesetzt.
Der Logistikdienstleister wird, meist aufbauend auf langjährige Zusammenarbeit, zum
Systemlieferanten und übernimmt somit die komplette Logistik des Kunden. Dazu
gehört es dann ggf. auch Value-Added-Services anzubieten (siehe Tabelle 2).
34
Tabelle 2 - Logistische Dienstleistungen in der Spedition
35
Wie man der folgenden Abbildung 2 entnehmen kann, hat der Markt für zusätzliche
logistische Spediteurfunktionen (Kontraktlogistik oder auch 3PL) bereits eine große
Bedeutung bekommen. Während der deutsche Logistikmarkt um drei bis vier Prozent
pro Jahr wächst, werden für die Kontraktlogistik deutlich höhere Zuwachsraten erreicht
und weiterhin prognostiziert.
33
Oelfke, W. u.a. (2002), ,,Güterverkehr, Spedition, Logistik", Seite 33.
34
Vahrenkamp, R. (2007), ,,Logistik", Seite 48,49 und
Kühne, K.-M. (2006), ,,Ein Tick aggressiver", Wirtschaftswoche 22 vom 29.05.2006,
Sonderbeilage Transport und Logistik aus Wiso-Net.
35
Vahrenkamp, R. (2007), ,,Logistik", Seite 49, Bezug auf BSL 2000, Seite 20.
8

Abbildung 2 - Aufwands-Umsatzvolumen des deutschen Logistikmarkts in 15 Segmenten
36
Grund hierfür ist, dass immer mehr Unternehmen ihre Logistik ganz oder teilweise
auslagern und einfache Arbeiten am Produkt von Logistikdienstleistern übernommen
werden. Als System- bzw. Kontraktdienstleister ist man voll in den Betrieb und den
Ablauf integriert, man ist sozusagen ein Teil der SC (siehe Tabelle 3).
37
Tabelle 3 - Logistik- und Systemdienstleister / Spediteure
38
36
DHL (2005), ,,Logistik-Lotse 2005", Seite 42, Bezug auf Klaus ,,Top 100" Ausgabe 2004.
37
Stölzle, W. u.a. (2007), ,,Handbuch Kontraktlogistik". Seite 169.
38
Oelfke, W. u.a. (2002), ,,Güterverkehr, Spedition, Logistik", Seite 490.
9

Das theoretisch mögliche Umsatzpotenzial der Kontraktlogistik bezifferte die
Bundesvereinigung Logistik zuletzt auf 67 Mrd. Euro.
39
Um als Dienstleister Value-
Added-Services anbieten zu können sind ggf. eigene Investitionen in Produktions-
anlagen oder Montagehallen nötig.
40
Eine umfassende Definition für Kontraktlogistik
ist:,,Die Kontraktlogistik bezeichnet integrierte Leistungsbündel, die verschiedene, in
ihrem Umfang wesentliche Logistikleistungen, ergänzbar um Zusatzleistungen,
enthalten und kundenspezifisch gestaltet von einem Dienstleister für eine andere Partei
wiederholt und für einen längeren Zeitraum auf Vertragsbasis erbracht werden".
41
Der Systemdienstleister (3PL) kann in Verbindung mit dem SCM und unter der
Betrachtung der kompletten SC zum Systemintegrator (4PL) weiterentwickelt werden
(siehe Abbildung 3).
Abbildung 3 - Entwicklungsstufen von Logistikdienstleistern
42
Der 4PL-Logistikdienstleister wird dabei zum SC-Manager, der die Ressourcen,
Kapazitäten und Technologien seines eigenen Logistikunternehmens mit den
Ressourcen der anderen, an der SC beteiligten Dienstleistern und Unternehmen,
verbindet, um Kosten- und Leistungssynergien zu schaffen. Charakteristisch ist, dass
ein 4PL-Logistikdienstleister oft gar keine eigenen logistischen Kapazitäten mehr hat,
sondern sich ganz auf die Erbringung von Koordinations- und Integrations-
dienstleistungen in der SC konzentriert.
Ein Beispiel wäre z.B. die Implementierung
39
Henkhus, F. (2007), ,,Die Kontrakt-Falle", Automobil-Industrie, http://www.automobil-
industrie.vogel.de/produktion/articles/96346/ , (Stand: 14.07.2008) und
Stölzle, W. u.a. (2007), ,,Handbuch Kontraktlogistik", Seite 35,36.
40
Henkhus, F. (2007), ,,Die Kontrakt-Falle", Automobil-Industrie, http://www.automobil-
industrie.vogel.de/produktion/articles/96346/ , (Stand: 14.07.2008).
41
Stölzle, W. u.a. (2007), ,,Handbuch Kontraktlogistik", Seite 38.
42
Vahrenkamp, R (2007), ,,Logistik", Seite 51.
10

einer einheitlichen Software innerhalb des SC-Netzwerks, um Fehler bzw. zusätzlichen
Arbeitsaufwand aufgrund von Datenkonvertierungen zu vermeiden.
43
Selbstverständlich gibt es auch im Bereich der temperaturgeführten Logistik Anbieter,
die aufgrund ihres Know-hows, Unternehmensgröße und finanziellen Mittel in der Lage
sind als Systemdienstleister oder ­integrator vielfältige Aufgaben oder die Steuerung
der gesamten SC zu übernehmen. So bieten z.B. die Kühlhaus-Zentrum-AG, die
Nordfrost-Kühl- und Lagerhaus GmbH oder der Logistikdienstleister Kühne und Nagel
ihren Kunden logistische Zusatzleistungen an, die von Lagerung über Etikettieren und
Fleischzerlegung bis zum europäischen Transport reichen.
44
Sicherlich ist es das Ziel
vieler Anbieter die gesamte Frischelogistik von der Warenbeschaffung bis zur
Distribution auf Handelsebene zu übernehmen. Dies ist möglich, weil die großen
Logistikdienstleister i.d.R. bereits mit hohen Qualitätsstandards und durchgängigen
Informationstechnologien arbeiten.
45
4.2 Ist das Outsourcen von Logistikdienstleistungen eine Lösung mit
Zukunft?
Eine funktionierende und dennoch kostengünstige Belieferung der Lebensmittel-
geschäfte und damit der Endverbraucher ist das Ziel aller Akteure der SC. Das
Auslagern von Logistikdienstleistungen war bzw. ist für viele Unternehmen der
Schlüssel zum Erfolg und daher ein unverkennbarer Trend.
46
Die Logistik wird bei den
Unternehmen nicht mehr als reiner Kostenfaktor gesehen, sondern als wichtige
Determinante des Unternehmenserfolgs und als Wettbewerbsinstrument.
47
43
Vahrenkamp, R. (2007), ,,Logistik", Seite 50 und
KPMG Consulting AG (2002), ,,Vom Tracking und Tracing zum Supply Chain Event Management ­
aktueller Stand der Technik", Seite 40, http://www.competence-site.de/logistik/scm.nsf/
B192737B2D0AE7FC1256F1700471C88/$File/studie%20tt_scem.pdf , (Stand: 16.07.2008).
44
Logistik Heute (2005), ,,Cool im Kommen", Logistik Heute 7-8/2005, Seite 38,39 aus Wiso-Net und
Kühne, K.-M.; in Stölzle, W. u.a. (2007), ,,Handbuch Kontraktlogistik", Seite 23 und
Müller-Daupert, B. (2005), ,,Logistik-Outsourcing", Seite 174.
45
Schütz, G. (2008), ,,Integration schafft Kostenvorteil", LZ 01.02.2008, http://lz-net.de/dossiers/
itlogistik/pages/show.prl?id=3815&backid=3806 , (Stand: 28.05.2008).
46
Gleißner, H.; Femerling, Chr. (2008), ,,Logistik", Seite 85 und
Kalka, R. (2008), ,,Distributionspolitik", ProFirma, Heft 05/2008 aus Wiso-Net und
Kapell, E.; Loderhose, B. (2008), ,,Profis: Rollen gut gekühlt zum Kunden",
LZ 01.02.2008 aus Wiso-Net.
47
Stölzle, W. u.a. (2007), ,,Handbuch Kontraktlogistik", Seite 36 und
Kalka, R. (2008), ,,Distributionspolitik", ProFirma, Heft 05/2008 aus Wiso-Net und
Schulze, L. (2007), ,,Lebensmittellogistik und die Herausforderung für Produktion und Distribution",
FM Fracht und Materialfluss, Heft 10, aus Wiso-Net und
Stabenau, H.; Baumgarten, H. (Hg) (2008), ,,Das Beste der Logistik", Seite 27.
11

Als Vorteile für ein Logistik-Outsourcing werden vor allem Kosten- und
Leistungsgründe genannt (siehe Tabelle 4).
Tabelle 4 - Outsourcing Motive der Verlader
48
Logistikdienstleister sind Spezialisten, die durch bessere Kostenstrukturen und
Auslastungsoptimierung eine Kostendegression erreichen und so die Logistikkosten
senken können.
Häufig werden auch günstigere Tarifstrukturen bei den Mitarbeitern der
Logistikdienstleister als Vorteile für ein Outsourcing angeführt. Neben den Kosten-
vorteilen sollen auch Leistungsverbesserungen mit dem Auslagern einhergehen, die die
Logistikdienstleister durch Spezialisierung, ihr Know-how und aktuelle Transport- und
Informationstechnologien erreichen.
49
Dies sind allgemeine Vorteile, die im Non-Food Transportbereich sicherlich im Großen
und Ganzen zutreffen, für den temperaturgeführten Transportbereich aber noch genauer
betrachtet werden müssen.
Gekühlte und TK-Lebensmittel haben hohe Ansprüche an Transport- und
Lagerungsbedingungen und verlangen nach einer geschlossenen Kühlkette mit engen
Klimavorgaben.
50
Nur wenige Logistikdienstleister bieten temperaturgeführte Logistik-
dienstleistungen an, und diese sind oftmals regional begrenzt.
51
Nationale oder
internationale Verteilernetze sind auch heute noch keine Realität, außer bei den ganz
48
Müller-Daupert, B. (2005), ,,Logistik-Outsourcing", Seite 173, Bezug auf Miebach Logistik
Studie (2004), ,,Outsourcing 2004".
49
Gleißner, H.; Femerling, Chr. (2008), ,,Logistik", Seite 192 und
Peilnsteiner, J.; Truszkiewitz, G. (2002), ,,Handbuch temperaturgeführte Logistik", Seite 7 und
Müller-Daupert, B. (2005), ,,Logistik-Outsourcing", Seite 14,15,16,17,172,173 und
Hauptmann, S. (2007), ,,Gestaltung des Outsourcings von Logistikdienstleistungen", Seite 58 und
Thonemann, U.; u.a. (2005), ,,Supply Chain Excellence im Handel", Seite 93,94.
50
Vahrenkamp, R. (2007), ,,Logistik", Seite 108.
51
Logistik Heute (2005), ,,Cool im Kommen", Logistik Heute 7-8/2005, Seite 38,39 aus Wiso-Net und
Schulze, L. (2007), ,,Lebensmittellogistik und die Herausforderung für Produktion und Distribution",
FM Fracht und Materialfluss, Heft 10, aus Wiso-Net.
12

großen Unternehmen der temperaturgeführten Logistik wie z.B. Kühne und Nagel,
Dachser, Wincanton oder Salvesen.
52
Für große nationale und internationale Handels-
unternehmen sind optimale Logistiknetze aus Kosten-, Zeit- und Qualitätsgründen
unerlässlich. Die Schnittstellenproblematik, wenn man mehrere regional agierende
Logistikunternehmen zur Erfüllung logistischer Leistungen beauftragen muss, ist für
viele Handelsunternehmen ein nicht hinnehmbarer Qualitätsmangel, da die sensiblen
Produkte leicht Schaden nehmen können.
53
Als Folge haben einige Handelsunternehmen, wie z.B. Edeka, Tengelmann und Globus
die Lebensmittellogistik zu einem Kernkompetenzfeld erklärt und führen die
Lebensmittellogistik in Eigenregie.
54
Auf diese Weise kann man die Schwerpunkte
individuell setzten und alle Akteure der SC können sich nach vorgegebenen und
einheitlichen Standards richten.
55
Gleichzeitig geht man auch den Risiken, die ein Aus-
lagern mit sich bringt, aus dem Weg. Die Nachteile des Outsourcings sind die erhöhte
Abhängigkeit, Know-how Verlust, mögliche Probleme mit dem vorhandenen Personal
und oftmals auch die Unterschätzung der Transaktions- und Umstellungskosten.
56
Als Vorreiter in diesen Bereich sind sicherlich auch die Discounter Lidl und Aldi zu
nennen. Sie haben schon früh auf eigene Logistiklösungen gesetzt, da sie ein begrenztes
und standardisiertes Sortiment auf viele Filialen verteilen müssen.
57
Es gibt aber auch weiterhin Unternehmen, wie z.B. die Karstadt Warenhaus AG, die im
Outsourcing eine Zukunft sehen und fast ihre gesamte Logistik an externe Dienstleister
ausgelagert haben.
58
Man kann also sagen, dass es im Bereich der temperaturgeführten Logistik noch keinen
erkennbaren Trend gibt die Logistik komplett oder teilweise an externe Logistik-
dienstleister outzuscourcen, eher das Gegenteil ist der Fall. In den nächsten Jahren wird
sich die laufende Konsolidierungswelle in der Logistik-Dienstleistungsbranche
52
Vahrenkamp, R. (2007), ,,Logistik", Seite 108 und
Müller-Daupert, B. (2005), ,,Logistik-Outsourcing", Seite 174 und
Kille, Chr. (2008), ,,Europäische Kühllogistiknetze lassen auf sich warten", LZ 01.02.2008 aus Wiso-Net.
53
Vahrenkamp, R. (2007), ,,Logistik", Seite 109 .
54
LZ (2007), ,,Edeka ­ Neuausrichtung der Logistik", LZ 12.10.2007 aus Wiso-Net und
Weber, B. (2004), ,,Lidl bündelt Logistik in eigener Regie", LZ 51 17.12.2004 aus Wiso-Net und
Vahrenkamp, R. (2007), ,,Logistik", Seite 109 und
Kapell, E.; Loderhose, B. (2007), ,,Coole Konzepte für frischen Umsatz", LZ 02.02.2007 aus Wiso-Net
und Müller-Daupert, B. (2005), ,,Logistik-Outsourcing", Seite 11,18.
55
Stölzle, W. u.a. (2007), ,,Handbuch Kontraktlogistik", Seite 170,171,172.
56
Vahrenkamp, R. (2007), ,,Logistik", Seite 388,389. und
Thonemann, U. ; u.a. (2005), ,,Supply Chain Excellence im Handel", Seite 95
57
Vahrenkamp, R. (2007), ,,Logistik", Seite 109.
58
Seemann, A. (2006), ,,Die Logistikausgliederung bei Karstadt", Logistik für Unternehmen,
http://www.mylogistics.net/de/news/themen.jsp?key=news554762&suchfeld=beschaffungs&typ
=search&typ=search , (Stand: 02.07.2008) und
Vahrenkamp, R. (2007), ,,Logistik", Seite 49.
13

aufgrund der mittelständischen Anbieterstruktur noch weiter verstärken. Nur durch
Zusammenschlüsse oder Übernahmen von Mitbewerbern kann man als Logistik-
dienstleister schnell wachsen, Zugang zu neuen Kundengruppen gewinnen, die Markt-
präsenz verstärken, den Aufbau von SC´s vorantreiben und die hohen und steigenden
Qualitätsansprüche der Kunden befriedigen.
59
Mit der Zeit wird sich zeigen, ob die Logistikdienstleister ihre Verteilernetze,
Informations- und Transportsysteme so weiterentwickeln konnten, dass auch die
Handelsunternehmen, die zzt. die Distributionslogistik in Eigenregie betreiben, ihre
Distributionslogistik ganz oder teilweise an Logistikdienstleister abgeben. Die stetig
steigenden Kosten für Energie und Kraftstoff macht es für die Handels- und
Industrieunternehmen in der Zukunft immer unrentabler nicht ausgelastete Kühlhäuser
und LKW´s selbst zu betreiben. Nur durch eine hohe Auslastung und optimale Planung
kann den steigenden Kosten entgegengewirkt werden. Das ist sicherlich ein großer
Vorteil der Logistikdienstleister.
59
Müller-Daupert, B. (2005), ,,Logistik-Outsourcing", Seite 174,175 und
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) (2005),
,,Vulnerabilität von Logistikstrukturen im Lebensmittelhandel", Seite 31 und
Logistik Inside (2007), ,,Strategischer Coup", Logistik Inside 12-2007, Seite 25 und
Kapell, E.; Loderhose, B. (2007), ,,Coole Konzepte für frischen Umsatz", LZ 02.02.2007 aus Wiso-Net.
14

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836622110
DOI
10.3239/9783836622110
Dateigröße
3.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Kassel – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2008 (November)
Note
1,0
Schlagworte
logistik lebensmittel temperatur distribution kühlkette
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Titel: Die temperaturgeführte Logistik in der Lebensmitteldistribution
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