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Fördermöglichkeiten für Bioenergie

Eine Untersuchung im ländlichen Raum

©2008 Diplomarbeit 84 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Problemstellung:
Ein bedeutender Nachteil der erneuerbaren Energieträger ist, dass die Kosten der Stromerzeugung aus regenerativen Energieträgern derzeit noch höher sind als die Stromerzeugungskosten der fossilen Energieträger. Somit ist eine wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit gegenüber fossilen Energieträgern nicht zu gewährleisten und macht eine Förderung erneuerbarer Energien durch wirksame Instrumente notwendig. Mit der Förderung erneuerbarer Energien werden neben den energie- und umweltpolitischen Zielen auch wirtschaftspolitische Ziele verfolgt. Seit Anfang der 90er Jahre ist in Deutschland durch eine starke Förderung eine stetige Zunahme von Bioenergieanlagen zu erkennen. Dazu beigetragen haben vor allem das Marktanreizprogramm (MAP) und das Inkrafttreten des Erneuerbaren Energie Gesetzes (EEG). Einen regelrechten Bioenergieboom löste zusätzlich die Novelle des EEG 2004 mit einer 20-jährigen gesicherten Förderung aus. Allerdings gilt es zu überprüfen, ob die Fördermittel zur finanziellen Unterstützung auch wirklich so zielgerichtet und effizient eingesetzt sind, dass neben den umweltpolitischen Zielen der EU auch positive Effekte erzielt werden können, beispielsweise zur Stärkung strukturschwacher Regionen. Vor allem die energetische Nutzung aus Biomasse kann dazu beitragen, Beschäftigungs- und Wertschöpfungseffekte im ländlichen Raum zu schaffen. Zugleich ist Biomasse auch der bedeutendste Bioenergierohstoff aller regenerativen Energieträger. Da sich die Region Südniedersachsen durch ihre landwirtschaftlich geprägte Struktur hervorhebt und ein hohes Aufkommen an Biomasse besitzt, wird sie in dieser Arbeit als Beispielregion für den ländlichen Raum herangezogen. Ziel der Arbeit ist es anhand der Beispielregion Südniedersachsen zu überprüfen, wie zielgerichtet die möglichen Fördermittel einen Ausbau der Biomassenutzung im ländlichen Raum bewirken. So steht im Mittelpunkt dieser Arbeit die Frage:
Wie effizient wird der Wirtschaftsfaktor Bioenergie in der Region Südniedersachsen gefördert?
Gang der Untersuchung:
Um die Ausgangsfrage der vorherigen Seite zu beantworten, geht die Arbeit systematisch im Aufbau vor. So wird in Kapitel 2 zunächst anhand umweltökonomischer Grundlagen eine Rechtfertigung für einen staatlichen Eingriff zur Förderung erneuerbarer Energien gegeben. Da die erneuerbaren Energieträger noch nicht mit den fossilen konkurrieren können, reichen die bloßen Marktkräfte nicht aus, um die politischen Zielvorgaben […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Numa Sattrup
Fördermöglichkeiten für Bioenergie
Eine Untersuchung im ländlichen Raum
ISBN: 978-3-8366-2158-8
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2009
Zugl. Georg-August-Universität Göttingen, Göttingen, Deutschland, Diplomarbeit, 2008
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2009

I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis...I
Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen...III
Verzeichnis der Abkürzungen und Symbole...IV
1. Einleitung... 6
1.1 Problemstellung und Zielsetzung... 7
1.2 Aufbau der Arbeit ... 8
2. Ökonomische Rechtfertigung der Förderung von erneuerbaren Energien... 10
2.1 Umweltökonomische Grundlagen... 10
2.1.1 Externe Effekte... 11
2.1.2 Marktversagen bei natürlichen Ressourcen... 12
2.2 Internalisierung externer Effekte... 14
2.2.1 Theoretische Ansätze von Pigou und Coase ... 15
2.2.2 Praktische Lösungsansätze... 16
2.2.2.1 Der Standard-Preis-Ansatz ... 16
2.2.2.2 Handelbare Umweltnutzungsrechte ... 17
2.3 Zwischenfazit ... 18
3. Bioenergie aus Biomasse als bedeutender regenerativer Energierohstoff ... 19
3.1 Energieerzeugung aus alternativen Energiequellen ... 19
3.1.1 Energetische Erzeugung aus Biomasse ... 21
3.1.2 Wirtschaftlichkeit von Anlagen zur Biomassenutzung... 22
3.2 Vorteile der Biomassenutzung ... 24
3.2.1 Volkswirtschaftliche Aspekte ... 24
3.2.2 Ökologische Aspekte... 25
3.2.3 Agrarpolitische Aspekte... 25
3.3 Unerwünschte Nebenwirkungen der Biomassenutzung... 26
3.3.1 Volkswirtschaftliche Aspekte ... 26
3.3.2 Ökologische Aspekte... 26
3.3.3 Agrarpolitische Aspekte... 27
3.4 Zwischenfazit ... 28
4. Bioenergie aus Biomasse als Wirtschaftsfaktor in der Region
Südniedersachsen ... 29
4.1 Region Südniedersachsen als Wirtschaftsraum ... 29
4.2 Ausgangslage für die energetische Biomassenutzung in Südniedersachsen... 30
4.2.1 Unternehmen in der Bioenergienutzung aus Biomasse... 31
4.2.2 Struktur der Landwirtschaft in der Biomassenutzung... 32
4.2.3 Einschätzungen zum Biomassepotential ... 34
4.3 Argumente für die politische Förderung energetischer Biomassenutzung in der
Region
Südniedersachsen... 35
4.4 Zwischenfazit ... .......................................................................................... 36

II
5. Fördermöglichkeiten von Bioenergie aus Biomasse in der Region ...
Südniedersachsen... 38
5.1 Instrumente zur Förderung erneuerbarer Energien... 38
5.1.1 Preisorientierte Förderinstrumente ... 38
5.1.2 Mengenorientierte Förderinstrumente ... 42
5.1.3 Mengen versus Preise ... 43
5.2 Möglichkeiten zur Förderung der energetischen Nutzung aus Biomasse... 46
5.2.1 EU-Förderung... 47
5.2.2 Erneuerbare Energie Gesetz (EEG)... 48
5.2.3 Marktanreizprogramm (MAP) ... 49
5.2.3.1 Investitionszuschüsse des Bundesamts für Wirtschaft und ...
Ausfuhrkontrolle (BAFA) ... 50
5.2.3.2 Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)... 50
5.2.4 Förderung durch das Land Niedersachsen ... 50
5.2.5 Politische Feinsteuerung unterer Handlungsebenen ... 51
5.2.5.1 Regionale Kooperationen ... 51
5.2.5.2 Formen der Kooperation zwischen Kommunen... 53
5.2.6 Ökologische Begleitforschung zur Bioenergie ... 54
5.3 Analyse der Förderung zur Biomassenutzung in der Region Südniedersachsen... 55
5.3.1 Anlagen zur energetischen Biomasseerzeugung ... 55
5.3.1.1 Situation der regional betriebenen Biogasanlagen und ...
Holzhackschnitzelanlagen ... 57
5.3.1.1.1 Ermittelte Wirtschaftlichkeitskomponenten ... 57
5.3.1.1.2 Inanspruchnahme möglicher Förderinstrumente ... 58
5.3.1.2 Problemsituation der Biogasanlagenbetreiber und der ...
Landwirtschaft... 60
5.3.2 Relevante regionale Akteure und Netzwerke... 62
5.4 Zusammenfassung ... 64
6. Abschließende Bewertung und Schlussfolgerungen ... 66
6.1 Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse ... 66
6.2 Handlungsempfehlungen ... 67
6.3 Ausblick und kritische Anmerkungen ... 68
Literaturverzeichnis...70
Anhang...76
Anhang 1: Installierte elektrische Leistung von Biogasanlagen bundesweit...76
Anhang 2: Biogasanlagen in Niedersachsen...76
Anhang 3: Mögliche Ausgaben und Einnahmen bei Bioenergieanlagen...77
Anhang 4: Die Region Südniedersachsen...77
Anhang 5: Befragung regionaler Unternehmen...78
Anhang 6: Flächennutzung in der Region Südniedersachsen...78
Anhang 7: Energiemaisanbau in der Region Südniedersachsen...79
Anhang 8: Tatsächliches Biomasseaufkommen LK Göttingen, 2003...79
Anhang 9: Leitfaden: Bioenergieanlagen in der Region Südniedersachsen...80
Anhang 10: Zusammenarbeit mit dem Landvolk Göttingen...81

III
Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen
Abb. 2.1.2:
Mengeneffekte sozialer Zusatzkosten... 13
Abb. 3.1:
Primärenergieeinsatz der erneuerbare Energien in Deutschland 2005 ... 20
Abb. 5.1.1 a): Erreichung eines Mengenziels durch Preissteuerung ... .......39
Abb. 5.1.1 b): Preisanpassungsbedarf bei sinkenden Grenzkosten... 40
Abb. 5.1.3 a): Mengen- vs. Preissteuerung bei Fehleinschätzung der ...
Grenznutzenfunktion ... 43
Abb. 5.1.3 b): Bevorzugung einer Preissteuerung ... 44
Abb. 5.1.3 c): Bevorzugung einer Mengensteuerung ... 45
Tab. 5.2.2:
Vergütungssätze für Strom aus Biomasse ... 49
Abb. 5.2.5.2: Formen der Kooperation zwischen Kommunen ... 53
Tab. 5.3.1:
Bioenergieanlagen in der Region Südniedersachsen über 100 kW ... 56
Abb. 5.3.1.2 a): Situation der Anlagenbetreiber ... 60
Abb. 5.3.1.2 b): Situation der Anlagenbetreiber ... 61

IV
Verzeichnis der Abkürzungen und Symbole
Abb.
Abbildung
BAFA
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
BHKW Blockheizkraftwerk
bspw.
beispielsweise
bzw.
beziehungsweise
ca.
cirka
CH
4
Methan
CO
2
Kohlenstoffdioxid
ct/kWh
Cent pro Kilowattstunde
EEG
Erneuerbare Energie Gesetz
EGK
externe
Grenzkosten
einschl. einschließlich
etc.
et cetera
EU
Europäischen
Union
F&E
Forschung und Entwicklung
GK
Grenzkosten
GVK
Grenzvermeidungskosten
Hrsg.
Herausgeber
ha
Hektar (100 m x 100 m)
KfW
Kreditanstalt
für
Wiederaufbau
KMU
kleine und mittlere Unternehmen
kW
Kilowatt, Maßeinheit für die Leistung
kW
el
elektrische Leistung
kWh
Kilowattstunde, Maßeinheit für die Energie:
1000 kWh = 1 MWh.
KWK
Kraft-Wärme-Kopplung
kW
th
thermische Leistung
LF
landwirtschaftliche
Fläche
Mio.
Million
Mrd.
Milliarden
MW
Megawatt
MWh
Megawattstunde
NABU
Naturschutzbund

V
NawaRo
Nachwachsende Rohstoffe
PGK
private
Grenzkosten
S. Seite
SGK
soziale
Grenzkosten
Tab.
Tabelle
z.B.
zum
Beispiel
% Prozent
/kWh
Euro pro Kilowattstunde

6
1. Einleitung
Die Verfügbarkeit von Energie gehört zu den elementarsten Bedürfnissen der Menschheit,
ihr sozialer Wohlstand und die wirtschaftliche Entwicklung hängen unmittelbar davon ab.
Die Grundvorrausetzung einer jeden Volkswirtschaft ist somit die Sicherheit der Energie-
versorgung. Die fossilen Energieträger sind jedoch endlich und mit Umweltbelastungen
verbunden, wie z.B. der globalen Erwärmung der Erdatmosphäre, dem so genannten
Treibhauseffekt. Es wird prognostiziert, dass durch die weltweite Klimaerwärmung ein
globaler Anstieg des Meeresspiegels sowie Dürren, Hochwasser, höhere Sturmfluten und
häufigere Wirbelstürme etc. folgen können.
1
Die Weltenergieversorgung ist zurzeit noch durch ca. 70 % fossile Energieträger gedeckt.
Es geht darum die fossilen Energieträger zu ersetzen bzw. zu schonen, da diese weltweit
gesehen ca. zwei Drittel des gesamten CO
2
Ausstoßes ausmachen und somit den größten
Anteil an den treibhauswirksamen Gasen besitzen.
2
Auch Deutschland besitzt eine hohe
Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und eine starke Importabhängigkeit im Ener-
giebereich. Diese Abhängigkeit von fossilen und somit endlichen Rohstoffen von Energie-
importen lässt die Suche nach alternativen Energiequellen vernünftig erscheinen, um eine
umwelt- und klimaverträgliche Energieversorgung zu sichern.
Auch im EU-Grünbuch, ,,Eine europäische Strategie für nachhaltige, wettbewerbsfähige
und sichere Energie", wird eine längerfristige Förderung der erneuerbarer Energien als
erforderlich angesehen. Um die Ziele der EU zu erreichen, hat sich die EU vorgenommen
den Anteil an erneuerbarer Energien am gesamten Primärenergieverbrauch im Jahr 2010
auf 12,5 % und bis 2020 auf 20 % zu erhöhen.
3
Schließlich entstehen durch die Nutzung
erneuerbarer Energien Einsparungen fossiler Energieträger. So wurden im Jahr 2005 im-
merhin 84 Mio. Tonnen CO
2
durch erneuerbarer Energien vermieden, was einen Redukti-
onseffekt von 10,7 % ausmacht.
4
Neben den positiven ökologischen Effekten des Klima-
und Umweltschutzes werden auch wachstumspolitische Effekte verfolgt, z.B. eine Verrin-
gerung der Energieimportabhängigkeit, eine langfristige Versorgungssicherheit oder eine
Erhöhung der regionalen Wertschöpfung und Beschäftigung.
1
Vgl. Karafyllis, N. C. (2000), S. 125.
2
Vgl. Eltrop, L/Raab, K. (2006), S. 42.
3
Vgl. BMU, (§1), URL: http://bundesrecht.juris.de
4
Vgl. Staiß, F. (2007), S. I-28 f.

7
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
Ein bedeutender Nachteil der erneuerbaren Energieträger ist, dass die Kosten der Stromer-
zeugung aus regenerativen Energieträgern derzeit noch höher sind als die Stromerzeu-
gungskosten der fossilen Energieträger. Somit ist eine wirtschaftliche Konkurrenzfähig-
keit gegenüber fossilen Energieträgern nicht zu gewährleisten und macht eine Förderung
erneuerbarer Energien durch wirksame Instrumente notwendig. Mit der Förderung erneu-
erbarer Energien werden neben den energie- und umweltpolitischen Zielen auch wirt-
schaftspolitische Ziele verfolgt. Seit Anfang der 90er Jahre ist in Deutschland durch eine
starke Förderung eine stetige Zunahme von Bioenergieanlagen zu erkennen. Dazu beige-
tragen haben vor allem das Marktanreizprogramm (MAP) und das Inkrafttreten des Er-
neuerbaren Energie Gesetzes (EEG). Einen regelrechten Bioenergieboom löste zusätzlich
die Novelle des EEG 2004 mit einer 20-jährigen gesicherten Förderung aus.
5
Allerdings
gilt es zu überprüfen, ob die Fördermittel zur finanziellen Unterstützung auch wirklich so
zielgerichtet und effizient eingesetzt sind, dass neben den umweltpolitischen Zielen der
EU auch positive Effekte erzielt werden können, beispielsweise zur Stärkung struktur-
schwacher Regionen. Vor allem die energetische Nutzung aus Biomasse kann dazu beitra-
gen, Beschäftigungs- und Wertschöpfungseffekte im ländlichen Raum zu schaffen.
Zugleich ist Biomasse auch der bedeutendste Bioenergierohstoff aller regenerativen Ener-
gieträger. Da sich die Region Südniedersachsen durch ihre landwirtschaftlich geprägte
Struktur hervorhebt und ein hohes Aufkommen an Biomasse besitzt, wird sie in dieser
Arbeit als Beispielregion für den ländlichen Raum herangezogen. Ziel der Arbeit ist es
anhand der Beispielregion Südniedersachsen zu überprüfen, wie zielgerichtet die mögli-
chen Fördermittel einen Ausbau der Biomassenutzung im ländlichen Raum bewirken. So
steht im Mittelpunkt dieser Arbeit die Frage:
Wie effizient wird der Wirtschaftsfaktor Bioenergie in der Region Südniedersachsen ge-
fördert?
5
Vgl. Staiß, F. (2007), S. I-202.

8
1.2 Aufbau
der
Arbeit
Um die Ausgangsfrage der vorherigen Seite zu beantworten, geht die Arbeit systematisch
im Aufbau vor. So wird in Kapitel 2 zunächst anhand umweltökonomischer Grundlagen
eine Rechtfertigung für einen staatlichen Eingriff zur Förderung erneuerbarer Energien
gegeben. Da die erneuerbaren Energieträger noch nicht mit den fossilen konkurrieren
können, reichen die bloßen Marktkräfte nicht aus, um die politischen Zielvorgaben zu
erfüllen. Kapitel 3 gibt einen Überblick über alternative Energiequellen und konzentriert
sich auf den Bioenergierohstoff Biomasse, da dieser den bedeutendsten Anteil am Primär-
energieverbrauch erneuerbarer Energien besitzt und zudem vorwiegend im ländlichen
Raum verbreitet ist. Es folgt ein kurzer Einblick in die energetische Erzeugung des Bio-
energieträgers Biomasse, sowie eine Prüfung der Wirtschaftlichkeit der regionalen Bio-
masseanlagen. Aufgrund der mangelnden Konkurrenzfähigkeit der erneuerbaren Energie-
träger, ist eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für Anlagenbetreiber von großer Bedeutung.
Eine ausführliche Betrachtung der Vor- und Nachteile der energetischen Nutzung aus
Biomasse soll klären, ob vom Wirtschaftsfaktor Bioenergie eine Stärkung des ländlichen
Raumes ausgehen kann.
Dies bezüglich wird in Kapitel 4 die Region Südniedersachsen als Beispiel für den ländli-
chen Raum betrachtet und dahingehend untersucht, ob sich der Wirtschaftsfaktor Bioener-
gie auch in dieser Region positiv auswirkt. Dafür erfolgt eine Betrachtung der Landwirt-
schaft und der regionalen Unternehmen, die direkt in Verbindung mit der Biomassenut-
zung stehen. Der letzte Abschnitt des Kapitels prüft, ob in der Region noch genügend
Biomassepotential vorhanden ist. Vorhandenes Potential ist von Bedeutung, um die posi-
tiven Effekte zur Stärkung der Region, die durch den Wirtschaftsfaktor Bioenergie aus
Biomasse ausgehen, weiterhin zu verstärken. Ein Ausbau des Wirtschaftsfaktors zur Stär-
kung der Region ist derzeit nur über Fördermittel zu erreichen. Zur politischen Umsetzung
bieten sich insbesondere zwei Instrumente an, entweder ein mengen- oder ein preisgesteu-
ertes Fördersystem. Kapitel 5 fokussiert sich nach einer Gegenüberstellung der zwei Va-
rianten auf die derzeit vorherrschende Förderpraxis der preisorientierten Förderungsin-
strumente. Dazu beschreibt die Arbeit einige dieser möglichen Förderinstrumente zur e-
nergetischen Biomassenutzung. Eine Analyse der Förderung zur Biomassenutzung soll
Aufschluss geben darüber, wie die zuvor beschriebenen Förderinstrumente die Region
Südniedersachsen beeinflussen und ob die Region durch Bottom-up Maßnahmen zu einer
effizienteren Förderung beitragen kann. Dazu wurden die schon existierenden, relevanten

9
Netzwerke der Region untersucht und zur Förderung des Biomasseausbaus befragt. Diese
Analyse beruht aufgrund sehr begrenzter Literaturbasis auf telefonischen Befragungen
von Beteiligten relevanter Bioenergieanlagen und Akteuren relevanter Netzwerke. Kapi-
tel 6 fasst abschließend die ermittelten Untersuchungen zusammen und entwickelt Hand-
lungsempfehlungen für die eingangs gestellte Frage.

10
2. Ökonomische Rechtfertigung der Förderung von
erneuerbaren
Energien
Im folgenden Kapitel soll anhand der neoklassischen Umweltökonomie gezeigt werden,
warum es zu Umweltproblemen kommt und warum staatliche Maßnahmen ein geeignetes
Mittel zu deren Bewältigung darstellen können. Die Förderung von erneuerbaren Energien
stellt einen solchen Markteingriff seitens des Staats dar.
Zunächst stellt sich jedoch die Frage, warum der Einsatz erneuerbarer Energiequellen ü-
berhaupt wünschwert ist.
In erster Linie sind dies die Zusagen der EU-Staaten zur Minderung von Treibhausgas-
emissionen bis zum Jahre 2020. Der Ausbau der erneuerbaren Energien gilt dabei als
wichtiges Element der Klimaschutz- und Energiepolitik. Darüber hinaus wird angenom-
men, dass der Einsatz regenerativer Energiequellen die Versorgungssicherheit durch Ver-
ringerung der Abhängigkeit von Rohstoffimporten verbessert. Zudem kann durch die Nut-
zung erneuerbarer Energien ein Wirtschaftszweig entstehen, der Arbeitsplätze schafft und
Technologieexporte in andere Länder ermöglicht und gleichzeitig auch zur Stärkung länd-
licher Gebiete beitragen kann.
2.1 Umweltökonomische
Grundlagen
Aus ökonomischer Sicht ist zu klären, ob sich diese Argumente auf das Vorliegen von
Marktversagen zurückführen lassen und damit ein staatlicher Eingriff zu rechtfertigen ist.
Ein solches Marktversagen könnte vorliegen, wenn es im Sinne der neoklassischen Öko-
nomik zu einer ineffizienten Marktallokation kommt. Der ,,erste Hauptsatz der Wohl-
fahrtsökonomie" sagt, dass ein Marktgleichgewicht unter gewissen Bedingungen zu einem
Pareto Optimum führt, also einem gesellschaftlichen Zustand, bei dem es nicht möglich
ist, mindestens ein Individuum besser zu stellen, ohne dass ein anderes schlechter gestellt
wird.
6
In diesem Gleichgewicht belastet also niemand seinen Marktpartner mit Kosten
ohne diesen dafür zu entschädigen und niemand erzeugt für andere einen Nutzen ohne
Ausgleich dafür zu erhalten. Unter dieser Voraussetzung hat das Handeln eines Marktteil-
nehmers keinen Einfluss auf die Entscheidungen eines anderen. Der Markt bewirkt, dass
6
Vgl. Fritsch, M./Wein, T./Ewers, H.-J. (2003), S. 25f; vgl. Weimann, J. (1990), S. 29; vgl. Endres, A.
(2007), S. 15.

11
die Produktionsfaktoren dort zum Einsatz kommen, wo sie am meisten geschätzt werden.
7
Über den Preis kommt es dabei zu einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage, der
Markt ist damit stets vollständig geräumt. Damit der Marktmechanismus zu einer effizien-
ten Allokation von Produktionsfaktoren und Gütern führen kann, muss die Annahme voll-
ständiger Konkurrenz erfüllt sein.
8
Dabei wird angenommen, dass sich die Menschen als
rationale, am Eigennutzen orientierte Konsumenten verhalten und konkurrierende Unter-
nehmer versuchen, ihre Gewinne zu maximieren.
9
Des Weiteren, wird davon ausgegan-
gen, dass die Präferenzen der Individuen unabhängig voneinander sind, keine Monopol-
stellungen bestehen und jeder Einzelne mit vollständigen Informationen ausgestattet ist.
10
2.1.1 Externe
Effekte
In der Realität aber hängt die Nutzensituation eines Individuums meist unmittelbar von
einer Aktivität ab, die von einem anderen Individuum kontrolliert wird.
11
Es kann gesche-
hen, dass Handlungen eines Akteurs die Produktions- oder Konsummöglichkeiten anderer
verändern, ohne dass sich dieses in den relativen Preisen niederschlägt. Diese zusätzlich
bei Dritten anfallenden Kosten bzw. Nutzen, die nicht über den Preismechanismus koor-
diniert werden können, bezeichnet man als negative bzw. positive externe Effekte.
12
Es
lassen sich hier pekuniäre und technologische externe Effekte unterscheiden. Während
pekuniäre externe Effekte eine Folge von Marktbeziehungen sind, durch die es lediglich
zu einer Veränderung der Knappheitsrelationen auf den Märkten kommt
13
, besteht bei
technologischen externen Effekten ein direkter Zusammenhang zwischen den Gewinn-
und Nutzenfunktionen mehrerer Akteure, der weder bei Produktions- noch bei Konsumak-
tivitäten vollständig über den Preismechanismus ausgeglichen wird. Externe Effekte sind
also unmittelbare Auswirkungen der ökonomischen Aktivitäten eines Wirtschaftssubjektes
(Unternehmen, private und öffentliche Haushalte) auf die Produktions- oder Konsummög-
lichkeiten anderer Wirtschaftssubjekte, ohne dass eine angemessene Kompensation er-
7
Vgl. Weimann, J. (1990), S. 30.
8
Vgl. Fritsch, M./Wein, T./Ewers, H.-J. (2003), S. 27f.
9
Vgl. Costanza, R. (2001), S. 251.
10
zu weiteren Annahmen des Modells der vollständigen Konkurrenz vgl. Fritsch, Wein, Ewers, S. 27f.
11
Vgl. Endres, A. (2007), S. 18.
12
Vgl. Weimann, J. (1990), S. 30.
13
Bsp.: Die Nachfrage nach elektrischen Schreibmaschinen geht zurück und zwingt die Hersteller zu
Preissenkungen, da die Kunden statt Schreibmaschinen zunehmend PCs kaufen.
Vgl. Fritsch, M./Wein, T./Ewers, H.-J. (2003), S. 91.

12
folgt.
14
Der Verursacher kann die externen Effekte auf Dritte abwälzen, anstatt sie in sei-
nem Kostenkalkül zu berücksichtigen. Dies hat zur Folge, dass die privaten Kosten und
Nutzen, die für ein Individuum oder ein Unternehmen in direkten Einnahmen und Ausga-
ben spürbar sind, nicht mit den gesamtgesellschaftlichen Kosten und Nutzen einer Markt-
transaktion übereinstimmen. Die Differenz aus den privaten Kosten und Nutzen sowie den
sozialen Kosten und Nutzen gibt das Ausmaß der Externalität an.
15
Externe Effekte beschränken und beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit des Marktmecha-
nismus. Von Marktversagen wird dann gesprochen, wenn der Markt nicht in der Lage ist,
einen pareto-optimalen Zustand zu erreichen, d.h., wenn der eingangs erwähnte erste
Wohlfahrtssatz nicht erfüllt ist. Ohne weitere Eingriffe wird das Marktergebnis unter ex-
ternen Effekten im Allgemeinen nicht mehr effizient sein.
16
2.1.2 Marktversagen bei natürlichen Ressourcen
Marktversagen führt hauptsächlich aus zwei Gründen zu Umweltproblemen, wegen der
Existenz von externen Effekten und wegen des öffentlichen Gutcharakters vieler Umwelt-
güter und ­dienstleistungen.
Externe Kosten in der engeren Definition der technologischen externen Effekte treten vor
allem im Zusammenhang mit den durch wirtschaftliche Aktivitäten verursachten Umwelt-,
Klima- und Gesundheitsschäden als Folge von Schadstoff- und Lärmemissionen auf:
·
Durch Luftverschmutzung bedingte Schädigungen an der Pflanzen- und Tierwelt, an
Materialien und Gesundheitsschäden bei Menschen. Dabei ist der größte Teil der luftver-
schmutzungsbedingten Schäden der Energieumwandlung und ­ nutzung (einschl. Ver-
kehr) anzulasten.
·
Die sich abzeichnenden Klimaveränderungen und deren Folgewirkungen durch die
zunehmende Anreicherung der Atmosphäre mit CO
2
und weiteren Treibhausgasen, die in
Deutschland zu rund 85 % vom Energiebereich verursacht werden.
17
·
Hinzu kommen Schäden durch Gewässerverschmutzung, Bodenbelastung, Abfall so-
wie Lärmbelästigung.
14
Vgl. Krewitt, W./Schlomann, B. (2006), S. 4.
15
Vgl. Fritsch, M./Wein, T./Ewers, H.-J. (2003), S. 93.
16
Vgl. Wiesmeth, H. (2003), S. 55.
17
Vgl. Krewitt, W./Schlomann, B. (2006), S. 5.

13
SGK = (PGK + EGK)
PGK
Grenznutzen =
Nachfrage
Euro
Menge
P**
P*
EGK
X** X*
Externe Effekte haben ihre Ursache fast immer in fehlenden oder nicht exakt zugeordne-
ten Eigentumsrechten.
18
Dies lässt sich am Beispiel eines Kohlekraftwerks verdeutlichen,
das bei der Energieproduktion Emissionen verursacht. Gehen dabei wesentliche Teile der
Schadstoffe auf Wohngebiete nieder, können diese bei den Bewohnern Gesundheitsschä-
den erzeugen, ohne dass die Bewohner hierfür eine Entschädigung erhalten.
19
Da die be-
troffenen Anwohner keine Eigentumsrechte an der Luft haben, die sie atmen, können sie
über den Markt auch keine Kompensation für die aus Luftverschmutzung entstehenden
Nachteile durchsetzen. Umweltverschmutzungen haben soziale Kosten, in der Regel aber
keine privaten Kosten für Verursacher. Das Resultat ist eine Divergenz von privaten und
gesellschaftlichen Kosten.
Abbildung 2.1.2 zeigt, dass diese negativen externen Effekte nicht zu einem pareto-
optimalen Produktions- und Konsumniveau führen.
Abb. 2.1.2: Mengeneffekte sozialer Zusatzkosten
Quelle: In Anlehnung an Fritsch, M./Wein, T./Ewers, H.-J. (2003), S.95 (vereinfachte Darstellung)
Das Marktgleichgewicht befindet sich entsprechend dem individuellen Kalkül im Schnitt-
punkt der privaten Grenzkostenkurve (PGK) und der Nachfragekurve. Da die externen
Grenzkosten bzw. sozialen Zusatzkosten (EGK) nicht einbezogen sind, wird zum Gleich-
gewichtspreis (P*) mehr ausgebracht (X*) als gesellschaftlich optimal (X**). Letzteres ist
erst im Schnittpunkt der sozialen Grenzkostenkurve (SGK) und der Nachfragekurve zum
Preis P** gegeben.
Im Falle negativer technologischer externer Effekte ist demnach die vom Verursacher
produzierte Menge zu hoch und der Preis des von ihm bereitgestellten Gutes zu niedrig.
20
18
Vgl. Fritsch, M./Wein, T./Ewers, H.-J. (2003), S. 101f.
19
Vgl. ebd., S. 93.
20
Vgl. ebd., S. 106.

14
Der Preis erfüllt nicht mehr seine Funktion als Knappheitssignal, da er die Begrenztheit
eines Gutes (z.B. saubere Luft) nicht anzeigt.
21
Weil externe Effekte nicht im Preis auftauchen, werden diese Kosten letztlich auf die Ge-
sellschaft abgewälzt und damit von der Allgemeinheit und zukünftigen Generationen ge-
tragen. Europaweit verursacht die Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern
Umwelt- und Gesundheitsschäden in Höhe von 100 - 200 Mrd. Euro pro Jahr. Im Einzel-
nen betragen die externen Kosten der Energieumwandlung pro Kilowattstunde: bis zu 6
Cent bei Gasturbine/Öl, bis zu 4,6 Cent bei Braunkohle, bis zu 3,8 Cent bei Steinkohle, bis
zu 2,9 Cent bei Gasturbine/Erdgas, bis zu 1,5 Cent bei Gas- und Dampfturbine/Erdgas, bis
zu 0,3 Cent bei Kernkraft.
22
Bei vielen Externalitäten liegt zugleich ein Öffentliches-Guts-Problem vor. Öffentliche
Güter werden nicht auf Märkten gehandelt, deshalb werden sie nicht effizient verteilt. Da
ihr Preis gleich Null ist, können sie kostenlos konsumiert und verbraucht werden. Bei öf-
fentlichen Gütern, wie einer intakten Umwelt, besteht das Prinzip der Nicht-
Ausschließbarkeit.
23
Das bedeutet, man kann die Umwelt benutzen (verschmutzen), ohne
dass man dafür bezahlen muss. Öffentliche Güter kosten also nichts, gleichzeitig können
sie aber externe Effekte verursachen. Im Fall negativer externer Effekte findet ein über-
mäßiger Verbrauch öffentlicher Güter statt, dagegen kann es bei positiven externen Effek-
ten dazu kommen, dass das Angebot eines öffentlichen Gutes unterbleibt oder aber deut-
lich geringer ist, als es optimal wäre (,,Trittbrettfahrer-Problem").
24
2.2 Internalisierung
externer
Effekte
Die neoklassische Wohlfahrtstheorie verlangt die ,,Internalisierung" externer Effekte, um
eine effiziente Ressourcenallokation zu erreichen. Von Internalisierung externer Effekte
spricht man, wenn die durch externe Effekte verursachten sozialen Zusatzkosten bzw.
Zusatznutzen in die privaten (internen) Kalküle der Akteure (zumindest teilweise) mit
einbezogen werden.
25
Dies bedeutet im Fall negativer externer Effekte, dem Verursacher
die sozialen Zusatzkosten finanziell anzulasten.
26
In der Umweltökonomie wurden dazu
21
Vgl. Weimann, J. (1995), S. 30f.
22
Vgl. ExternE-Studie der Europäischen Kommission, Zwischenbericht 2003.
23
Vgl. Wiesmeth, H. (2003), S. 54.
24
Vgl. Fritsch, M./Wein, T./Ewers, H.-J. (2003), S. 101f.
25
Vgl. ebd., S. 111.
26
Vgl. Endres, A. (2007), S. 23.

15
theoretische (,,first-best") und praktische (,,second-best") Lösungsansätze entwickelt, die
im Folgenden vorgestellt werden sollen.
2.2.1 Theoretische Ansätze von Pigou und Coase
Die Ansätze von Pigou (1920) und Coase (1960) sind elementar für eine erstbeste Lösung
des Umweltproblems. Während Pigou einen prozesspolitischen Eingriff in Form einer
Steuer auf Umweltbelastungen vorschlägt, wird bei Coase der Staat nur ordnungspolitisch
tätig und setzt den Rahmen, innerhalb dessen Verhandlungen zwischen Schädigern und
Geschädigten zur Internalisierung negativer externer Effekte führen.
27
Der Grundgedanke der Pigou-Steuer bzw. Subvention besteht darin, die Verursacher ex-
terner Kosten (Nutzen) so zu besteuern (zu subventionieren), dass die sozialen und priva-
ten Grenzkosten bei der gesamtgesellschaftlich optimalen Aufbringungsmenge identisch
sind.
28
Bei einer Besteuerung ergreifen die Verursacher von Umweltbelastungen solange
zusätzliche Vermeidungsmaßnahmen, wie die damit verbundenen Kosten geringer sind als
die sonst fällige Steuer. Sie wählen somit die pareto-optimale Emissionsmenge.
29
Der pareto-optimale Emissionssteuersatz liegt in der Höhe, in welcher sich Grenzscha-
dens- und Grenzvermeidungskostenfunktion schneiden. Um eine Pigou-Steuer aber in
optimaler Höhe festsetzen zu können, müssen diese Grenzschadens- und Grenzvermei-
dungskostenfunktionen bekannt sein. Diese hohen Anforderungen an den Informations-
grad der steuersetzenden Stelle sind ein wesentliches Hindernis für die praktische Ver-
wirklichung der Pigou-Steuer.
30
Im Gegensatz zu Pigou nimmt Coase an, dass unerwünschte externe Effekte nicht automa-
tisch nach staatlichem Handeln verlangen, sondern dass die Wirtschaftssubjekte von sich
aus in der Lage sind, eine effiziente Lösung zu finden.
Nach Coase führen Verhandlungen zwischen zwei Parteien bei Nichtexistenz von Trans-
aktionskosten zu einer optimalen Internalisierung von externen Effekten. Voraussetzung
dafür ist eine eindeutige Zuweisung von Eigentumsrechten an den Umweltgütern.
31
Exis-
tiert ein System einklagbarer Umweltnutzungsrechte sind zwei Arten von Lösungen denk-
27
Vgl. Binder, K. (1999), S. 103.
28
Vgl. Fritsch, M./Wein, T./Ewers, H.-J. (2003), S. 123.
29
Vgl. Binder, K. (1999), S. 106.
30
Vgl. Endres, A. (2007), S. 98.
31
Vgl. Binder, K. (1999), S. 103.

16
bar: Der Betroffene bezahlt dem Verursacher einen Preis für Unterlassung oder der Verur-
sacher entschädigt den Betroffenen für eine Nutzeneinbuße.
Die Verhandlungslösung führt in beiden Fällen zu einem optimalen Maß an Umweltver-
schmutzung, nur die Auswirkungen auf die Einkommensverteilung sind unterschiedlich.
32
Die praktische Anwendbarkeit des Coase-Theorems gilt allerdings als gering, da Verhand-
lungen häufig hohe Transaktionskosten verursachen. Übersteigen die Transaktionskosten
die aus der Verhandlung realisierbaren Nutzengewinne, wird es erst gar nicht zu Verhand-
lungen kommen.
33
In den meisten Fällen (z.B. Luft- und Wasserverunreinigungen) ist an-
zunehmen, dass die Anzahl der Geschädigten sehr groß ist und eine gemeinsame Ent-
scheidungsfindung daher mit hohen Kosten verbunden wäre.
34
Zugleich würden einzelne
an den Vorteilen, die die Gruppe erlangt, auch dann teilhaben, wenn sie selbst keinen Bei-
trag leisten.
35
2.2.2 Praktische
Lösungsansätze
Da in der Realität die wesentlichen Annahmen des Modells der vollständigen Konkurrenz
nicht zutreffen und die theoretischen Ansätze erhebliche Umsetzungsschwierigkeiten auf-
weisen, haben sich in der Ökonomie Instrumente etabliert, die zumindest das Kriterium
der ökonomischen Effizienz erfüllen. Diese so genannten zweitbesten (,,second-best")
Lösungen lassen sich in preis- und mengenbasierte Instrumente unterteilen. Zum einen
entwickelten Baumol und Oates (1971) den Ansatz von Pigou zu ihrem ,,Standard-Preis
Ansatz" weiter, zum anderen finden sich die Überlegungen von Coase in dem Instrument
der handelbaren Umweltnutzungsrechte wieder.
2.2.2.1 Der Standard-Preis-Ansatz
Der Standard-Preis-Ansatz nimmt von vornherein in Kauf, dass der durch Besteuerung im
Sinne Pigous herbeigeführte Umweltzustand dem Kriterium der Pareto-Effizienz nicht
genügt.
36
Gemäß Baumol und Oates
37
wird aufbauend auf einem politisch festgelegten
Umweltstandard (Erreichung der Emissionsreduktionsziele) ein Abgabensystem entwi-
32
Vgl. Weimann, J. (1995), S. 40f.
33
Vgl. Binder, K. (1999), S. 105.
34
Vgl. Feess, E. (1998), S. 112; vgl. Binder, K. (1999), S. 105.
35
Vgl. Binder, K. (1999), S. 106.
36
Vgl. Weimann, J. (1995), S. 212.
37
Vgl. Baumol, W./Oates, W. (1971), S. 42-54.

17
ckelt, mit dem die Preise für die private Nutzung von sozialen Ressourcen (z.B. die Atmo-
sphäre) so angepasst werden, dass der vorgegebene Standard erreicht wird. Aufgrund der
in der Realität existierenden Informationsmängel verzichtet man beim Festlegen der Höhe
der Abgaben bewusst auf den unbekannten Wert des Grenzschadens einer zusätzlichen
Einheit Schadstoff.
38
Die gewünschten Preise erreicht man im Falle negativer externer
Effekte dadurch, dass vom Verursacher eine Abgabe pro Schadenseinheit erhoben wird.
Den Wirtschaftssubjekten bleibt überlassen, die Emissionen zu reduzieren oder den Preis
für eine solche Abgabe zu zahlen.
39
Ein schadstoffverursachendes Unternehmen reduziert
so bspw. seine Emissionen von X soweit, bis die Grenzvermeidungskosten (GVK) einer
weiteren Reduktionseinheit X genauso groß sind wie die Steuer. Die Schwierigkeit besteht
darin, den erforderlichen Steuersatz zu bestimmen. Im Zeitverlauf müsste der Staat die
Steuer an jede Änderung des Preises, der Technik etc. anpassen. Es entsteht ein Trial and
Error-Verfahren, bei dem anfangs nur durch Zufall der richtige Steuersatz gefunden wer-
den kann.
2.2.2.2 Handelbare Umweltnutzungsrechte
Die Standard-Preis-Lösung kann sowohl über die eben beschriebene Preissteuerung als
auch über Mengeninstrumente erfolgen. Anstatt einen Preis zu setzen, vergibt die Politik
Schädigungsrechte (Zertifikate) im Ausmaß der maximal tolerierbaren Schädigung, die
von den Schädigern auf einem Markt gehandelt werden können. Nur wer solche Schädi-
gungsrechte besitzt, ist zur Schädigung in einem entsprechenden Umfang berechtigt.
40
Im
Unterschied zu Coase sind die Mengen also gesetzt und nicht durch Verhandlungen der
Marktteilnehmer bestimmt. Die Preisbildung erfolgt auf diesem Markt für Emissionsrech-
te nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage.
41
Diese Mengensteuerung stellt sicher,
dass der gewünschte Standard kosteneffizient erreicht wird.
38
Vgl. Costanza, R. (2001), S. 256.
39
Vgl. Fritsch, M./Wein, T./Ewers, H.-J. (2003), S. 125.
40
Vgl. ebd., S. 139.
41
Vgl. Weimann, J. (1995), S. 228.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836621588
DOI
10.3239/9783836621588
Dateigröße
606 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen – Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Studiengang Wirtschaftspädagogik
Erscheinungsdatum
2008 (Oktober)
Note
1,3
Schlagworte
bioenergie erneuerbare energie biogas förderung ländlicher raum
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