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Aufwertung zentraler Wohnbereiche in Wolfsburg

©2005 Diplomarbeit 107 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Durch den voranschreitenden Bevölkerungsrückgang und das Älterwerden der Bevölkerung in Deutschland schrumpfen die Städte in Zukunft zunehmend. Dieser Transformationsprozess zeigt sich derzeit in Ostdeutschland schon großräumig und in Westdeutschland noch punktuell. Dabei liegt das Hauptaugenmerk jedoch auf Großwohnsiedlungen. Dass die Innenstädte diesem Wandel ebenso unterzogen sind und sein werden, ist Anlass zur weiteren Auseinandersetzung mit der Innenstadtentwicklung in Wolfsburg.
Wolfsburg, in Niedersachsen, ist eine relativ junge Stadt, die erst 1938 entstanden ist. Ein Bevölkerungsrückgang und eine Überalterung der Bevölkerung sind prognostiziert.
‚Stadt im Grünen’ ist ihr Slogan. Das Wohnen im Grünen ist in Wolfsburg fast überall möglich und wird nach Umfragen von den Bewohnern als positiv bewertet. Das Potential der Wolfsburger Innenstadt liegt darin, dass zentral und gleichzeitig im Grünen gewohnt werden kann. Dagegen entsprechen die kleinen Wohnungen der Innenstadt aus den 40er – 60er Jahren nicht mehr den heutigen Standards und Ansprüchen. Darüber hinaus kann die Nachfrage nach familiengerechtem Wohnraum in der Innenstadt, aufgrund der Wohnungsgrößen, nicht erfüllt werden. Außerdem wird der Vorteil der Nähe zur Einkaufs- und Kulturachse ‚Porschestraße’ wird nicht ausreichend genutzt.
Der Anteil der Alleinstehenden über 60-jährigen Personen beträgt in der Innenstadt bis zu 33%. Auchdie Zahl der Alleinstehenden ohne Kinder ist mit bis zu 88% sehr hoch. Es besteht die Gefahr der zukünftigen Leere durch Überalterung. Der Imagewandel Wolfsburgs von der industriellen Wohnstadt zum Innovations- und Erlebniszentrum, sowie der Wandel der Wirtschaftsstruktur zur Dienstleistungsgesellschaft, zeigen sich nur punktuell. So ist die Stadtentwicklung auf Großprojekte mit weitem Ruf nach außen in Bezug auf Wirtschaft und Tourismus fokussiert. Die neuen Wohnansprüche eines Innovations- und Erlebniszentrums werden dabei nicht betrachtet.
Ziel ist es, durch ein Umbaukonzept, die Wohnsituation zentraler Wohnbereiche in der Innenstadt für die Wolfsburger Bevölkerung aufzuwerten. Dabei soll der Überalterung der Innenstadt und der damit zusammenhängenden Gefahr der zukünftigen Leere, durch eine Mischung der Bevölkerungsstruktur entgegengewirkt werden. Dies soll durch Umbaumaßnahmen und Verbesserung des Wohnumfeldes gelingen und somit die Attraktivität gesteigert werden und ein breiteres Angebot von Wohnraum für Familien mit […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Mandy Smrcek
Aufwertung zentraler Wohnbereiche in Wolfsburg
ISBN: 978-3-8366-2079-6
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Brandenburgische Technische Universität Cottbus, Cottbus, Deutschland,
Diplomarbeit, 2005
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2008
Printed in Germany


p03
Diplomarbeit vorgelegt von:
Ann-Kristin Jank und
Mandy Smrcek
Im Rahmen des Studiums der Stadt- und
Regionalplanung an der Brandenburgi-
schen Technischen Universität Cottbus
eingereicht bei:
Prof. Heinz Nagler, Lehrstuhl Städtebau
und Entwerfen
Prof. Volker Martin, Lehrstuhl Stadtpla-
nung und Raumgestaltung
Cottbus, den 08.02.2005
Aufwertung zentraler
Wohnbereiche in Wolfsburg

p04
V
orwort

p05
An dieser Stelle möchten wir uns für die
Unterstützung zum Gelingen unserer Ar-
beit bedanken:
Vor allem bei unseren Familien für die
moralische Unterstützung und das Ertra-
gen unserer Launen.
Wir danken unseren Freunden für die
tatkräftige und moralische Unterstüt-
zung.
Prof. Heinz Nagler (Lehrstuhl Städtebau
und Entwerfen) und Prof. Volker Martin
(Lehrstuhl Stadtplanung und Raumge-
staltung) für die gute Betreuung.
Herrn R. Sygusch und Herrn R. Wemme
(Strategische Planung, Stadtentwick-
lung, Beteiligungssteuerung Wolfsburg);
Frau I. Neisse (Neuland Wohnungsbau-
gesellschaft mbH Wolfsburg) für die
Bereitstellung von Material.
V
orwort

p06
Inhalt
Inhaltsverzeichnis
01
Einleitung
p09
02
Geschichte
p010
_1 Geschichte der Stadtentwicklung
p011
_2
Klassifi
zierung
der
Stadtteile
p018
_3
Stadtstruktur p022
03
Wolfsburg
Kontext
p024
_1
Leitbilder
p025
_1 Forum Autovision
p027
_2 Masterplanung Porschestraße
p030
_2
Stärken
und
Schwächen
p034
04 Bevölkerungsentwicklung
Wolfsburg
p036
05
Analyse
Innenstadt
p042
_1
Bebauungsstruktur
p044
_2
Verkehrsstruktur
p047
_3
Nutzungsstruktur
p048
_4 Grün- und Freifl ächenstruktur
p050
_5
Bevölkerungsentwicklung
p052
_1 Schillerteich
_2 Stadtmitte
_6 Potentiale und Defi
zite
p058
06
Baupotentiale
p062
07
Konzept p066
_1 Bevölkerung und Bebauungstypologie
p067
_2
Verkehrskonzept
p070
_3 Grün- und Freifl
ächenkonzept p070

p07
Inhalt
08
Entwurf p072
_1 Ruhiges Wohnen in der Blockmitte
p076
_2 Hochwertiges Wohnen am Stadtwald
p079
_3 Modernes Wohnen an der Porschestraße
p080
_4 Attraktives Wohnen in der Stadtmitte
p082
09
Ziel
p090
10
Literaturverzeichnis
p094
11
Abbildungsverzeichnis
p098
12
Anhang p102

p08
01
Einleitung
Ein paar Seitenstraßen ne-
benan spiegelt sich das alte
Wolfsburg ,,in den Schau-
fenstern der Läden, deren
Dekoration offenbar in den
siebziger Jahren das letzte
Mal gewechselt wurde, in
den Wohnsiedlungen aus
der Nazi-Zeit, den schnur-
geraden, öden Straßenzü-
gen, den grauen Vororten.
Doch inmitten der alten
Stadt wächst die neue: un-
übersehbar, unumkehrbar,
überzeugend."
(brandeins, Wirtschaftsmagazin, Juni
2004, S. 63/64)
Einleitung

p09
Einleitung
_Einleitung
Durch den voranschreitenden Bevölkerungsrückgang und das Älterwerden der Bevölkerung in Deutsch-
land schrumpfen die Städte in Zukunft zunehmend. Dieser Transformationsprozess zeigt sich derzeit in
Ostdeutschland schon großräumig und in Westdeutschland noch punktuell. Dabei liegt das Hauptau-
genmerk jedoch auf Großwohnsiedlungen. Dass die Innenstädte diesem Wandel ebenso unterzogen
sind und sein werden, ist Anlass zur weiteren Auseinandersetzung mit der Innenstadtentwicklung in
Wolfsburg.
Wolfsburg, in Niedersachsen, ist eine relativ junge Stadt, die erst 1938 entstanden ist. Ein Bevölkerungs-
rückgang und eine Überalterung der Bevölkerung sind prognostiziert.
,,Stadt im Grünen" ist ihr Slogan. Das Wohnen im Grünen ist in Wolfsburg fast überall möglich und wird
nach Umfragen von den Bewohnern als positiv bewertet. Das Potential der Wolfsburger Innenstadt
liegt darin, dass zentral und gleichzeitig im Grünen gewohnt werden kann. Dagegen entsprechen die
kleinen Wohnungen der Innenstadt aus den 40er ­ 60er Jahren nicht mehr den heutigen Standards und
Ansprüchen. Darüber hinaus kann die Nachfrage nach familiengerechtem Wohnraum in der Innenstadt,
aufgrund der Wohnungsgrößen, nicht erfüllt werden. Außerdem wird der Vorteil der Nähe zur Einkaufs-
und Kulturachse ,,Porschestraße" wird nicht ausreichend genutzt.
Der Anteil der Alleinstehenden über 60-jährigen Personen beträgt in der Innenstadt bis zu 33%. Auch
die Zahl der Alleinstehenden ohne Kinder ist mit bis zu 88% sehr hoch. Es besteht die Gefahr der zu-
künftigen Leere durch Überalterung.
(Datenquelle: Bevölkerungsvorausrechnung 2015 Stadt Wolfsburg; Strategische
Planung/Stadtentwicklung, Stand: 2002)
Der Imagewandel Wolfsburgs von der industriellen Wohnstadt zum Innovations- und Erlebniszentrum,
sowie der Wandel der Wirtschaftsstruktur zur Dienstleistungsgesellschaft, zeigen sich nur punktuell. So
ist die Stadtentwicklung auf Großprojekte mit weitem Ruf nach außen in Bezug auf Wirtschaft und Tou-
rismus fokussiert. Die neuen Wohnansprüche eines Innovations- und Erlebniszentrums werden dabei
nicht betrachtet.
Ziel ist es, durch ein Umbaukonzept, die Wohnsituation zentraler Wohnbereiche in der Innenstadt für
die Wolfsburger Bevölkerung aufzuwerten. Dabei soll der Überalterung der Innenstadt und der damit
zusammenhängenden Gefahr der zukünftigen Leere, durch eine Mischung der Bevölkerungsstruktur
entgegengewirkt werden. Dies soll durch Umbaumaßnahmen und Verbesserung des Wohnumfeldes
gelingen und somit die Attraktivität gesteigert werden und ein breiteres Angebot von Wohnraum für
Familien mit Kindern und junge Singles geschaffen werden.

p010
02
Geschichte
Geschichte
_1 Geschichte der Stadtentwicklung
_2 Klassifi zierung der Stadtteile
_3 Stadtstruktur

p011
Geschichte
_2 Geschichte
_2_1 Geschichte der Stadtentwicklung
(http://www.wolfsburg.de/stadtportrait/chronik/index.html; Reichold, O.:
...erleben, wie eine Stadt entsteht, S. 13-89)
Der damalige Führer der Deutschen Arbeitsfront (DAF), Dr.
Robert Ley, erhielt 1937 von Hitler den Auftrag, den Bau ei-
nes Werkes, für die Produktion des von Professor Ferdinand
Porsche konstruierten Volkswagens, in die Wege zu leiten.
1937 bekam der österreichische Architekt Peter Koller
den Auftrag für einen städtebaulichen Gesamtentwurf der
,,Stadt des KdF-Wagens". Sein Entwurf beinhaltete Ideen
der Gartenstadt, aber auch bestimmte Elemente des na-
tionalsozialistischen Städtebaus mit breiten Straßen und
Aufmarschplätzen.
Sein Generalbebauungsplan für 100.000 Einwohner trennte
das Werk und die Stadt deutlich voneinander. Als Grenze
galten die Eisenbahntrasse und der Mittellandkanal. Der
Verkehr wurde durch ein ringförmiges Straßensystem ab-
seits der Wohngebiete geführt. Ein besonderes Merkmal
bildete die ,,Stadtkrone" auf dem Klieversberg, auf der
Parteibauten und öffentliche Institutionen weit sichtbar ein
Gegenstück zur Silhouette des VW-Werkes bilden sollten.
1938 ­ 1953 Industriestadt als Gartenstadt
Am 26. Mai 1938 fand die feierliche Grundsteinlegung des
Volkswagenwerkes statt. Mit Wirkung vom 1. Juli wurde
durch Erlass des Oberpräsidenten der Provinz Hannover
die ,,Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben" gegründet.
Sie entstand auf dem Grund und Boden des alten Dorfes
Heßlingen.
Abb. 1: Landschaftsbild vor der Stadtgründung,
um 1936

p012
Geschichte
01 Stadtkrone mit Parteibauten
02 Hauptstraße
03 Verkehrsplätze
04 Sportgelände
05 Bauten der Arbeitsfront
07 Westzugang VW-Werk
08 Ostzugang VW-Werk
09 Kleinindustrie, Versorgungs-
betriebe
10 Hauptgeschäftsstraße
11 Krankenhaus
12 Rathaus
01 Stadtlandschaftskrone
02 Rathaus mit Marktplatz
03 alte Fallerslebener Straße
04 neue Fallerslebener Straße
05 Blockbebauung verlängerte
Goethestraße
06 Blockbebauung Fallerslebener
Straße
07 Zeilen und EFH Köhlerberg
08 Wohnzellen Wohltberg und Hess-
lingen
09 Industriezellen
10 Stadion
11 Krankenhaus
12 Schulen
13 Kleingärten
Abb. 2: Die Stadt des KdF-Wagens: Gesamtbebauungsplan;
Entwurf: Peter Koller, 1938
Abb. 3: Entwurf für Wolfsburg nach Reichow, 1948
01
02
03
04
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09
11
12
12
13
13

p013
Geschichte
Es kam zu Beginn der Stadtgründung immer wieder die
problematische Frage auf, auf welchem Wege die Infra-
strukturausstattung der Stadt mit öffentlichen Gebäuden
und Anlagen zu fi nanzieren war.
Es entstanden in den meisten Fällen nur Provisorien in Ba-
racken. ,,Massivbauten entstanden nur im Werks- und ab
1939 beginnenden Wohnungsbau."
(Strauß: Wolfsburg ­ kleine
Stadtgeschichte, S.9)
Der Mietwohnungsbau sollte für die Arbeiter des VW-Wer-
kes die vorherrschende Wohnungsform sein. Dieses Ziel
wurde im Innenstadtbereich gezielt umgesetzt. Die Gebäu-
de umsäumen die Straßen als geschlossene Randbebauung
und umschließen Wohnhöfe mit Grünfl ächen. ,,Durch diese
Anordnung entstanden baulich streng gefasste Räume."
(Strauß: Wolfsburg ­ kleine Stadtgeschichte, S.10)
Erster fertig gestellter Stadtteil war das Gebiet Steimker
Berg (2). Die Stadtmitte (1) zwischen Schillerstraße, Hein-
rich-Heine-Straße, Lessingstraße und Kleiststraße sowie
Bauvorhaben an der Friedrich-Ebert-Straße, Suhlgarten,
Teichgarten und Rothenfelder Straße wurden danach be-
gonnen.
Bis 1942 baute die Wohnungsbaugesellschaft ,,Neuland"
knapp 3.000 Wohnungen. Am Mittellandkanal entstanden
seit Kriegsbeginn umfangreiche Barackenlager für Zwangs-
arbeiter und Kriegsgefangene.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 war das Volkswa-
genwerk etwa zu zwei Dritteln zerstört. Die Wohnbezirke
blieben von Luftangriffen fast völlig unberührt.
Durch Beschluss der Stadtverordnetenversammlung am 25.
Mai 1945 erhielt die Stadt ihren endgültigen Namen ,,Wolfs-
burg" nach dem gleichnamigen Schloss an der Aller.
Abb. 5: Peter Koller
Abb. 4: Detail aus dem Gesamtbebauungsplan; Entwurf:
Peter Koller, 1938

p014
Stadtplaner Dr.-Ing. Hans Bernhard Reichow aus Hamburg,
stellte 1948 für Wolfsburg einen neuen Generalbebauungs-
plan für 35.000 Einwohner auf. Er sollte als neuer Planer für
ein neues Image sorgen, das nichts mehr mit der von Speer
inspirierten Koller-Planung zu tun haben sollte. Reichow
bediente sich in seinen neuen Planungen der Organischen
Stadtbaukunst.
Die Schillerteichinsel sollte nach Reichow die ,,neue Stadt-
landschaftskrone" werden. ,,Der West-Ost-Straßenzug zielte
achsial auf diese Insel, ohne eine Fortsetzung zu haben.
Damit wiederholte Reichow das Stadtkronenmotiv des Kol-
lerplans am neuen Standort [...]."
(Kautt: Wolfsburg im Wandel
städtebaulicher Leitbilder, S.163)
Während der Plan von Koller 1938 noch die im Westen der
Stadt geplante Nord-Süd-Autobahn vorgesehen hatte, war
in Reichows Entwurf die Autobahn nicht mitbetrachtet und
die Zufahrt in die Stadt über die Fallerslebener Straße be-
lassen worden.
Verkehrstechnisch betrachtet war Kollers Plan von Südwes-
ten nach Nordosten orientiert, dagegen ist der Plan von
Reichow Ost-West orientiert.
Durch den Zustrom von Flüchtlingen hatte die Stadt 1949
eine Einwohnerzahl von 24.900 erreicht.
Der Stadtaufbau wurde auch im Jahr 1950 energisch wei-
tergeführt. Wohnungsbauten in der Friedrich-Ebert-Straße
entstanden, die Ostsiedlung an der Reislinger Straße (3)
wurde begonnen und die Porschestraße wurde angelegt.
Am 1. Oktober 1951 wurde Wolfsburg aus dem Landkreis
Gifhorn ausgegliedert und zur kreisfreien Stadt erklärt.
Ende des Jahres 1952 betrug die Einwohnerzahl 30.139.
Abb. 6: Doppelhaus am Steimker Berg, 1940
Abb. 7: Barackenlager für Zwangsarbeiter
und Kriegsgefangene
Geschichte

p015
Die VW-Wohnungsbau GmbH, als zweite gemeinnützige
Wohnungsbaugesellschaft, nahm ihre Tätigkeit auf.
1954 ­ 1963 Gegliederte und aufgelockerte Stadt
Das Jahr 1955 galt als ein weiterer Wendepunkt in der
Wolfsburger Stadtentwicklung. Eine neue Gesamtplanung
für Wolfsburg zu erstellen, war erneut die Aufgabe von Pe-
ter Koller. Er hielt eine Entwicklung der Stadt bis zu 100.000
Einwohnern für sachgerecht und plante mit völlig veränder-
ten Vorgaben zum zweiten Mal die Volkswagenstadt.
1956 begann die Bebauung im Stadtteil Eichelkamp.
Am 30. März 1957 wurde die Berliner Brücke über dem Mit-
tellandkanal eingeweiht.
1958 begann die Bebauung in den Stadtteilen Laagberg-
Süd, Hellwinkel und Rabenberg, ebenso jenseits des Mittel-
landkanals die Stadtteile Tiergartenbreite und Teichbreite
(4). Die Baracken im Gebiet Laagberg-Nord wurden 1960
geräumt; es wurde als Baugebiet für einen neuen Stadtteil
entwickelt.
1961 ­ 1998 Urbanität durch Vielfalt und Dichte
1962 begann die Bebauung im Stadtteil Detmerode (5).
Hier sollten etwa 4.000 Wohnungen entstehen. Am 30. Au-
gust 1962 wurde das ,,Kulturzentrum" eingeweiht, das 1958
begonnen und von Prof. Alvar Aalto entworfen wurde.
Die Einwohnerzahl betrug am Ende des Jahres 1965
84.099.
Zur Linderung der akuten Wohnungsnot wurde als Groß-
projekt der Stadtteil Westhagen (6) im Jahr 1966 in Angriff
genommen.
Abb. 8: Porschestraße, um 1959
Geschichte
Abb. 9: Stadtteil Detmerode von Westen,
um 1968

p016
Abb. 10: Stadtentwicklungsplan
Phase 1938 - 1944
Abb. 11: Stadtentwicklungsplan
Phase 1947 - 1955
Abb. 12: Stadtentwicklungsplan
Phase 1954 - 1963
Im April 1969 wurde mit den Bauarbeiten für
das Sport- und Erholungszentrum ,,Allerpark" be-
gonnen. Nach Verlegung des Allerlaufs folgte die
Ausbaggerung für den Allersee.
Die Niedersächsische Gebietsreform führte am 1.
Juli 1972 zur Eingliederung von 20 Gemeinden in
die Stadt Wolfsburg, darunter die Städte Fallersle-
ben und Vorsfelde. Die junge Großstadt verfügte
ab diesem Zeitpunkt über eine Fläche von 204
Quadratkilometern, ihre Einwohnerzahl hatte sich
auf 130.979 erhöht.
Der erste Spatenstich zur Umgestaltung eines
Teils der Porschestraße in eine Fußgängerzone
am 1. März 1977 leitete die eigentliche Umstruk-
turierung der City zu einem attraktiven und funk-
tionsfähigen Stadtzentrum ein. Wolfsburg erhielt
mit der Eröffnung des ,,Badelandes" im Allerpark
am 15. April 1977 eine ganzjährig nutzbare
Freizeitattraktion. Im Frühjahr 1980 liefen die
Erschließungs- und Fundamentierungsarbeiten
im III. Quartier Westhagen an. Der Nordteil des
Baugebietes Westhagen mit dem III. und IV.
Quartier sollte abgestufte Geschossbauten und
vor allem 400 Eigentumswohnungen erhalten.
Die Fußgängerzone ,,Porschestraße-Mitte" wur-
de nach 3-jähriger Bauzeit am 7. Juni 1980 er-
öffnet. Hierdurch entstand ein zentraler Bereich
des Einkaufens und der Kommunikation in der
Innenstadt.
Der Rat beschloss am 2. September 1981 die
Aufstellung eines Landschaftsplanes. Mit ihm
sollte sichergestellt werden, dass die künftige
städtebauliche Entwicklung von Natur und Land-
schaft als Lebensgrundlage gebührend beachtet
wird.
Geschichte

p017
Abb. 13: Stadtentwicklungsplan
Phase 1961 - 1970
Abb. 14: Stadtentwicklungsplan
Phase 1971 - 1978
Abb. 15: Stadtentwicklungsplan
Phase 1979 - 1998
1990 begannen die Planungen der Porschestra-
ße-Nord. Zusammen mit der Fertigstellung des
Kunstmuseums und dem Haus der Stadtverwal-
tung (Rathaus B), erhielt 1994 das südliche
Ende der Porschestrasse ihre heutige Gestalt.
Im Jahr 2000 wurde die Autostadt nördlich des
Mittellandkanals eröffnet.
Die Grundsteinlegung des Phæno, einer Expe-
rimentierlandschaft, nach einem Entwurf der
Architektin Zaha Hadid, fand im Jahr 2002 statt.
Im selben Jahr wurde auch die neue Volkswa-
gen Arena eröffnet.
Ein ICE der neuen Generation wurde auf den
Namen ,,Wolfsburg" getauft und fährt seit 2003
als Botschafter der Stadt auf mehreren Stre-
cken durch bundesdeutsche Regionen und im
Ausland.
Im Jahr 2003 wurde die Piazza Italia feierlich
eingeweiht.
Der erste Spatenstich für den MobilLifeCampus er-
öffnete den ersten von 5 Bauabschnitten, auf dem
künftig auch die AutoUni entstehen soll. Volkswa-
gen und Stadt schaffen eine neue Wissens- und
Innovationsdrehscheibe für die Themenfelder Mo-
bilität, Freizeit und Informationstechnologie.
Nach mehreren Workshops im Jahr 2004 mit
verschiedenen Architektur- und Planungsbüros
wurde die Masterplanung für die Neu- und Umge-
staltung der Porschestraße präsentiert. Markante
Eingangsbereiche, Bildung von so genannten
Höfen mit verschiedenen Themenschwerpunkten,
mehr Grün und verbesserte Parksituation sollen
die City moderner und attraktiver machen.
Geschichte

p018
_2_2 Klassifi zierung der Stadtteile
Industriestadt als Gartenstadt (1938 ­ 1944)
Der Stadtplaner Peter Koller verfolgte von Anfang an die
Idee der Gartenstadt als eine selbständige ländlich-gewerb-
liche Kleinstadt ,,im Grünen" mit der notwendigen Infra-
struktur. Seine Planungen richteten sich auf eine Stadt mit
100.000 Einwohnern. Die ,,neu geplanten Siedlungen außer-
halb des Stadtzentrums führten den Gartenstadtgedanken
mit landschaftsbezogenen und regionaltypischen Baufor-
men fort".
(...erleben, wie eine Stadt entsteht, S. 18)
Nach Peter
Koller sollte es eine strikte Trennung des VW-Werkes und
der Stadt geben. Nördlich entstand die Fabrik, und südlich
sollten sich die einzelnen Stadtteile um den Klieversberg,
den so genannten Mittelpunkt der Stadt legen. Die ,,Wohn-
form einer Industriestadt konnte nur der Mietwohnungsbau
sein, der in der Innenstadt [...] umgesetzt wurde".
(...erleben,
wie eine Stadt entsteht, S. 20)
Die Wohnbebauung wurde als sich
öffnende und durchgrünte Blockbebauung mit Innenhöfen
und Mietergärten angeordnet, die von allen Seiten durch
Erschließungsstraßen begrenzt wurde. Die Gebäude wurden
streng am Straßenraum und symmetrisch um die Erschlie-
ßungsstraßen ausgerichtet. In die Siedlungen wurden die
umgebenden Landschaften mit einbezogen.
Organische Stadtbaukunst (1947 ­ 1955)
Hans Bernhard Reichow entwarf für Wolfsburg eine Klein-
stadt mit 35.000 Einwohnern. Er gliederte die Wohngebiete
in Siedlungszellen, fasste sie zu Nachbarschaften zusam-
men und ließ sie dann erst zu Stadtbezirken werden. ,,Das
Verkehrssystem sollte vom Rand zur Stadtmitte hin breiter
werden"
(...erleben, wie eine Stadt entsteht, S. 36)
, ähnlich einem
Fluss oder Blutkreislauf. Anfangs- bzw. Endpunkte der
Wohnstraßen sollten zu Sackgassen oder Straßenschleifen
ausgebaut werden.
Abb. 16: Innenstadtgebiet Wellekamp
Klassifi
zierung der Stadt
teile

p019
,,Wo immer die organische Natur Flächen erschließt, ver-
sorgt, durchpulst oder durchblutet, geschieht es nach dem
System der Verästelung."
(...erleben, wie eine Stadt entsteht, S.
36)
Reichow sah die Schillerteichinsel als neue ,,Stadtland-
schaftskrone", als neues Stadtzentrum vor, und schwenkte
somit die Kollersche Achse um 90°.
Die Verwirklichung von Reichows Entwürfen scheiterte in
Wolfsburg vor allem an der technischen Durchführbarkeit
und der rasanten Entwicklung von VW-Werk und Stadt. Am
Köhlerberg und in Hohenstein wurden wenige Teile seiner
Planungen tatsächlich umgesetzt. ,,Die wesentlichen Ele-
mente seines Entwurfes von Wolfsburg realisierte er in wei-
terentwickelter Form in Bielefeld-Sennestadt nach 1955".
(...erleben, wie eine Stadt entsteht, S. 37)
Die gegliederte und aufgelockerte Stadt (1954 ­ 1963)
In dieser Zeit werden die Waldgebiete gebaut. Die Wohn-
gebiete sind klar voneinander abgegrenzt, durch Grünzo-
nen gegliedert und in die umgebende Natur eingebunden.
Überschaubare Wohngebiete mit 4.000 bis 6.000 Einwoh-
nern mit kleinen städtischen Mittelpunkten werden durch
Nachbarschaften gebildet. Für ein ruhiges und angeneh-
mes Wohnen sorgt ein differenziertes Verkehrssystem mit
getrennten Fußwegen. Die Blockbebauung öffnet sich, die
Geschosszeilen und Punkthochhäuser werden unabhängig
vom Straßenraum fächerförmig frei angeordnet und am
Sonneneinfall ausgerichtet. Überdachte Loggien öffnen
sich zur Sonne, während die Eingangsbereiche im Norden
und Osten liegen. Große Freifl ächen entstanden durch
die Konzentration der Wohnfl ächen in mehrgeschossigen
Klassifi
zierung der Stadt
teile
Abb. 17: Siedlung am Hohenstein
Abb. 18: Waldsiedlung am Rabenberg

p020
Gebäuden und Hochhäusern. In den 50er Jahren war die
Wohnnutzung an der Fassade ablesbar. ,,Die Fassade der
50er Jahre diente der Belichtung der Räume sowie dem
Witterungsschutz".
(...erleben, wie eine Stadt entsteht, S. 53)
Urbanität durch Vielfalt und Dichte (1961 ­ 1998)
Die Zeit der Urbanität durch Vielfalt und Dichte ist geprägt
durch eine wachsende Bevölkerungsentwicklung. Dadurch
entstehen eine Vielzahl gegliederter Bauformen, die eine
hohe bauliche Verdichtung und eine soziale Mischung mit
sich bringen. Die vorgefertigte Großplatte wird zum ,,Maß
aller Dinge".
(...erleben, wie eine Stadt entsteht, S. 69)
Basierend
auf dem rechtwinkligen Prinzip werden Raster unterschied-
lichster Wohnquartiere entwickelt, die durch Hauptstraßen
miteinander verbunden sind.
Ein Beispiel für Urbanität durch Vielfalt ist der Stadtteil
Detmerode, der zwischen 1961 ­ 1970 entstanden ist. Dort
wurden unterschiedliche Gebäudetypen gebaut, wie z. B.
Punkthäuser, Kettenhochhäuser, Zeilenbauten, Reihenhäu-
ser und Eigenheime. Um eine soziale Mischung der Einwoh-
ner zu erreichen gibt es ein breites Wohnungsangebot.
Der Stadtteil Westhagen ist als Beispiel für Urbanität durch
Dichte zu nennen. Hier steht die Bebauungsdichte sehr
stark im Vordergrund. Diesen Stadtteil bezeichnet man auch
als anonyme monofunktionale Wohn- und Schlafsiedlung,
denn die Identifi kationsmöglichkeiten und die Individualität
für die Bewohner sind sehr gering.
Klassifi
zierung der Stadt
teile
Abb. 19: Stadtteil Detmerode
Abb. 20: Siedlung in Westhagen

p021
Landschaftsbezogener und individualisierter Städtebau
(1979 ­ 1998)
In der Zeit des landschaftsbezogenen Städtebaus besann
man sich auf die Reduzierung der Gebäudehöhen und
den Umfang der Baugruppen zurück. Es gab wieder eine
Differenzierung der Wohnungstypen und der Hausformen.
Die Architektur wurde variantenreicher und verspielter. Das
nachbarschaftliche Miteinander gewann eine größere Be-
deutung und die Gebäude wurden wieder am Straßenraum
orientiert. Es entstanden in dieser Zeit viele Reihenhäuser
und Einfamilienhäuser am Stadtrand. Die Bebauung hatte
sich den grünplanerischen Erschließungskonzepten unter-
zuordnen.
Klassifi
zierung der Stadt
teile
Abb. 21: Siedlung Hageberg

p022
Stadtstruktur
Innere Stadt
Stadtrand
eingemeindete Dörfer
Gewerbefl ächen
Grünfl ächen
Ackerfl ächen
Gewässerfl ächen
Bahnanlagen
Abb. 22: Stadtstruktur der Stadt Wolfsburg

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2005
ISBN (eBook)
9783836620796
DOI
10.3239/9783836620796
Dateigröße
14.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Fakultät 2: Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung, Studiengang Stadt- und Regionalplanung
Erscheinungsdatum
2008 (Oktober)
Note
2,0
Schlagworte
bevölkerungsrückgang stadtentwicklung innenstadt umbaukonzept wohnen
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