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Prostitution und Psyche

©2008 Diplomarbeit 73 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Prostitution gilt im Volksmund als das ‚älteste Gewerbe der Welt‘ und sie kommt praktisch in allen Kulturen vor. Über die Jahrhunderte hinweg wurden die Frauen, die ihren Körper verkaufen, bewundert und zugleich verachtet und stets wurden sie voyeuristisch beäugt. Wenn man Begriffe wie Hure, Dirne oder Prostituierte hört, verbindet man diese automatisch mit klischeehaften Vorstellungen von etwas Unsittlichem oder etwas Erotischem. Da Prostituierte eine Randgruppe der Gesellschaft bilden, wird meist auffällig schnell über sie geurteilt. Die vorliegende Diplomarbeit ‚Prostitution und Psyche‘ beleuchtet einzelne Aspekte des Gefühlslebens von Prostituierten selbst und soll für diese Thematik sensibilisieren.
Das Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse von Prostituierten (Prostitutionsgesetz – ProstG) vom 20. Dezember 2001, trat am 01. Januar 2002 in Deutschland in Kraft. Seitdem gilt Prostitution nicht mehr als sittenwidrig, explizit unter Verbot stand diese jedoch auch zuvor nicht. Prostitution wird seit 2002 offiziell als Dienstleistungsgewerbe anerkannt. Das Prostitutionsgesetz soll die rechtliche Stellung von Prostituierten verbessern, den betroffenen Frauen steht eine Sozialversicherung zu, und sie können bei Bedarf den vereinbarten Preis einklagen, falls sich ein Kunde zahlungsunwillig zeigt. In den Niederlanden wird mit dem Thema Prostitution offener und selbstverständlicher umgegangen. Dieses wird dadurch ersichtlich, dass Arbeitsämter aktiv Stellen als Prostituierte vermitteln und es drängt sich die Vermutung auf, dass es mittlerweile als gewöhnliche und zumutbare Arbeit betrachtet wird. Währenddessen zeigt sich Schweden rigoros bei der Bekämpfung von Prostitution: Diese ist seit 1999 verboten. Sowohl die Niederlande als auch Schweden beziehen klar Stellung zu dieser politisch gern missachteten Angelegenheit. In welche Richtung bewegt sich Deutschland? Wurde mit der gesetzlichen Legalisierung ein falsches Zeichen gesetzt? Im Zuge einer Verbesserung der Lebensumstände von Prostituierten, wurde die Prostitution als solche parallel legalisiert und somit anerkannt. Wird die Agentur für Arbeit in Kürze Stellenangebote als Prostituierte für Arbeitssuchende vermitteln?
Im Rahmen meiner Diplomarbeit möchte ich aufzeigen, welche psychischen Folgen die Prostitutionsarbeit nach sich ziehen kann, welche Situationen als seelisch belastend empfunden werden und wie die Betroffenen mit den Problemsituationen umzugehen versuchen. […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Yasmin Dastagir
Prostitution und Psyche
ISBN: 978-3-8366-2010-9
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Fachhochschule Koblenz, Koblenz, Deutschland, Diplomarbeit, 2008
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http://www.diplom.de, Hamburg 2008
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Weil ich die erste und die letzte bin
Bin ich verehrt und verachtet
Bin ich Hure und Heilige
Bin ich Gattin und Jungfrau
Bin ich Mutter und Tochter
Bin ich die Arme meiner Mutter
Bin ich unfruchtbar, und die Zahl meiner Kinder ist groß
Bin ich gut vermählt und ledig
Bin ich die gebiert und niemals geboren hat
Bin ich die Trösterin der Wehen
Bin ich die Gattin und der Gatte
und es war mein Mann, der mich geschaffen hat
Ich bin die Mutter meines Vaters
Bin die Schwester meines Mannes
und er ist mein abgelehnter Sohn
Achtet mich immer
Denn ich bin die Anstoß Erregende und die Prächtige
Hymne an Isis, 3. oder 4. Jh. n. Chr.,
entdeckt in Nag Hammadi

2
Inhalt
1
Einleitung ... ..4
2
Prostitution: Formen und Motive ... ..7
2.1
Prostitutionsformen ... ..7
2.1.1
Straßenstrich ... ..7
2.1.2
Eros-Center und Bordelle ... ..8
2.1.3
Lokalprostitution ... ..9
2.1.4
Saunaclub und Massagesalon ... 10
2.1.5
Dominastudios ... 10
2.1.6
Anzeigenprostitution und Escortservice ... 11
2.2
Frauenhandel und Zwangsprostitution ... 12
2.3
Zuhälterbegriff ... 13
2.4
Motive der Prostitution ... 14
2.4.1
Monetäre Motive ... 14
2.4.1.1
Materielle Not ... 14
2.4.1.2
Lebensstandard und Luxus ... 15
2.4.2
Emanzipatorische Ansätze ... 16
3
Seelische Auswirkungen und Belastungen ... 19
3.1
Doppelleben ... 19
3.1.1
Doppelmoral der Gesellschaft ... 21
3.1.2
Seelische Auswirkungen ... 21
3.2
Belastungssymptome ... 24
3.2.1
Angst, Ekel und Hass ... 24
3.2.2
Gefühle der Erniedrigung und der Entwertung zum Objekt ... 26
3.2.3
Panikattacken, Abstumpfung, Depression und Suizidgedanken ... 27
3.2.4
Zerstörte Sexualität und negatives Männerbild ... 29
3.2.5
Tabelle 1 zu psychischen Beschwerden ... 30

Inhalt
3
3.3
Gewalterfahrungen... 32
3.3.1
Tabelle 2 zu psychischer, körperlicher und sexueller Gewalt ... 33
3.3.2
Psychische Gewalt und ihre Folgen ... 35
3.3.3
Körperliche Gewalt und ihre Folgen ... 36
3.3.4
Sexuelle Gewalt und ihre Folgen ... 39
4
Zwischenfazit ... 42
5
Bewältigungsstrategien ... 45
5.1
Abgrenzung und Bewahrung der emotionalen Unabhängigkeit ... 45
5.1.1
Trennung von Berufs- und Privatleben ... 45
5.1.2
Trennung zwischen der Gefühlswelt und der Arbeitssexualität ... 46
5.1.3
Schaffung von Intimitätszonen ... 48
5.1.4
Distanzierung zu den Kunden ... 49
5.1.5
Das private Ich und das öffentliche Ich ... 50
5.1.6
Schlussfolgerung... 51
5.2
Coping-Strategien ... 53
5.2.1
Individuelle Coping-Strategien ... 54
5.2.2
Soziale Coping-Strategien ... 57
5.2.3
Schlussfolgerung... 58
6
Fazit ... 60
7
Literatur ... 66

4
1 Einleitung
Prostitution gilt im Volksmund als das ,älteste Gewerbe der Welt` und sie
kommt praktisch in allen Kulturen vor. Über die Jahrhunderte hinweg wurden
die Frauen, die ihren Körper verkaufen, bewundert und zugleich verachtet
und stets wurden sie voyeuristisch beäugt. Wenn man Begriffe wie Hure,
Dirne oder Prostituierte hört, verbindet man diese automatisch mit klischee-
haften Vorstellungen von etwas Unsittlichem oder etwas Erotischem (vgl.
Kuster 2003: 7). Da Prostituierte eine Randgruppe der Gesellschaft bilden,
wird meist auffällig schnell über sie geurteilt. Die vorliegende Diplomarbeit
,Prostitution und Psyche` beleuchtet einzelne Aspekte des Gefühlslebens von
Prostituierten selbst und soll für diese Thematik sensibilisieren.
Das Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse von Prostituierten (Prosti-
tutionsgesetz ­ ProstG) vom 20. Dezember 2001, trat am 01. Januar 2002 in
Deutschland in Kraft. Seitdem gilt Prostitution nicht mehr als sittenwidrig, ex-
plizit unter Verbot stand diese jedoch auch zuvor nicht. Prostitution wird seit
2002 offiziell als Dienstleistungsgewerbe anerkannt. Das Prostitutionsgesetz
soll die rechtliche Stellung von Prostituierten verbessern, den betroffenen
Frauen steht eine Sozialversicherung zu, und sie können bei Bedarf den ver-
einbarten Preis einklagen, falls sich ein Kunde zahlungsunwillig zeigt. In den
Niederlanden wird mit dem Thema Prostitution offener und selbstverständli-
cher umgegangen. Dieses wird dadurch ersichtlich, dass Arbeitsämter aktiv
Stellen als Prostituierte vermitteln und es drängt sich die Vermutung auf,
dass es mittlerweile als gewöhnliche und zumutbare Arbeit betrachtet wird.
Währenddessen zeigt sich Schweden rigoros bei der Bekämpfung von Pros-
titution: Diese ist seit 1999 verboten. Sowohl die Niederlande als auch
Schweden beziehen klar Stellung zu dieser politisch gern missachteten An-
gelegenheit. In welche Richtung bewegt sich Deutschland? Wurde mit der
gesetzlichen Legalisierung ein falsches Zeichen gesetzt? Im Zuge einer Ver-
besserung der Lebensumstände von Prostituierten, wurde die Prostitution als
solche parallel legalisiert und somit anerkannt. Wird die Agentur für Arbeit in
Kürze Stellenangebote als Prostituierte für Arbeitssuchende vermitteln?

1 Einleitung
5
Im Rahmen meiner Diplomarbeit möchte ich aufzeigen, welche psychischen
Folgen die Prostitutionsarbeit nach sich ziehen kann, welche Situationen als
seelisch belastend empfunden werden und wie die Betroffenen mit den Prob-
lemsituationen umzugehen versuchen. Ferner möchte ich die These belegen,
dass alle Prostituierten, gleichgültig unter welchen Arbeitsbedingungen diese
agieren, unter schwerwiegenden seelischen Belastungen zu leiden haben.
Grundsätzlich kann man vier Prostitutionsarten benennen: Die weiblich-
heterosexuelle Prostitution, weiblich-homosexuelle Prostitution, männlich-
heterosexuelle Prostitution und die männlich-homosexuelle Prostitution (vgl.
Röhr 1972: 16f.). In den weiteren Ausführungen beziehe ich mich ausdrück-
lich auf die weiblich-heterosexuelle Prostitution, da sie meinem Eindruck
nach am häufigsten auftritt und der gesellschaftliche Focus primär auf diese
Form gerichtet ist. Die Begriffe ,Sexarbeiterin` und ,Prostituierte` werden syn-
onym verwendet, da in der Literatur diesbezüglich keine Differenzierung fest-
zustellen ist. Pornodarstellerinnen, Stripperinnen und Frauen die für Telefon-
sexhotlines arbeiten, werden nicht miteinbezogen, da dies meiner Ansicht
nach Nebenbereiche des Prostitutionsmilieus sind.
Als Umschreibung für den
bezahlten Geschlechtsverkehr zwischen der Prostituierten und ihrem Freier,
werde ich den Ausdruck ,prostitutiver Akt` verwenden.
Der Aufbau der Diplomarbeit gliedert sich wie folgt: Im zweiten Kapitel wer-
den die unterschiedlichen Prostitutionsformen aufgezeigt, da je nach Arbeits-
feld auch unterschiedliche Bedingungen vorherrschen. Im Anschluss daran
werde ich den internationalen Frauenhandel und die Zwangsprostitution kurz
ansprechen, darauf folgend wird der Zuhälterbegriff beschrieben. Ferner
werde ich der Frage nachgehen, was die Frauen dazu bewegt, den Prostitu-
tionsberuf zu ergreifen. Hier werden monetäre Motive aufgezeigt und in
Frauen unterteilt, die sich aufgrund einer materiellen Not für die Sexarbeit
entscheiden, und denjenigen, die ihren Lebensstandard erhöhen wollen be-
ziehungsweise sich zusätzlichen Luxus erhoffen. In Verbindung damit wer-
den im Anschluss emanzipatorische Ansätze aufgedeckt und unter anderem
Gründe eruiert, die nicht mit dem Motiv Geld in Verbindung stehen. Im Ver-
lauf der vorliegenden Arbeit werden die Sexarbeiterinnen an gegebener Stel-
le in zwei Gruppen unterteilt: in eine obere und in eine untere Stufe der Pros-

1 Einleitung
6
titutionshierarchie. Diese Unterteilung wird noch ausführlich erklärt. Im dritten
Kapitel werden die seelischen Auswirkungen und Belastungen des Prostituti-
onsberufes aufgezeigt, worauf, wie eingangs erwähnt, unter anderem mein
Focus liegt. Darin werde ich zunächst das Doppelleben beleuchten, das fast
alle der Prostituierten führen, ungeachtet dessen, welcher Prostitutionsform
sie angehören und die daraus resultierenden seelischen Auswirkungen auf-
zeigen. Im Anschluss daran, wird der Frage nachgegangen, welche Belas-
tungssymptome bei den unteren Rängen der Prostitutionshierarchie in Er-
scheinung treten können. Darauf folgend wird das Thema Gewalt behandelt.
Die psychische, körperliche und sexuelle Gewalt und deren Folgen werden
gesondert voneinander betrachtet und auch hier sei angemerkt, dass sich
diese auf die unteren Hierarchieränge beziehen. Im Zwischenfazit wird an-
hand der aufgeführten Belastungen erörtert, ob diese mit dem Burn-out Syn-
drom in Verbindung gebracht werden können und ob Prostituierte eine Risi-
kogruppe für dieses Krankheitsbild darstellen. Im fünften Kapitel werde ich
der Frage nachgehen, welche Bewältigungsstrategien die Sexarbeiterinnen
entwickelt haben. Zunächst werden Strategien offenbart, die den Frauen die
Abgrenzung und die Bewahrung der emotionalen Unabhängigkeit zu ihrer
Arbeit und explizit zu ihren Freiern ermöglichen. Hierbei beziehe ich mich auf
alle Prostitutionsformen, da man davon ausgehen kann, dass alle der betrof-
fenen Frauen versuchen müssen, Distanz zu wahren. Im darauf folgenden
werden Coping-Strategien aufgezeigt, welche sich wiederum hauptsächlich
auf die unteren Prostitutionsränge beziehen. Im sechsten und letzten Kapitel
werden die wichtigsten Argumente resümiert und meinerseits Stellung ge-
nommen. Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass die Unterschei-
dung der oberen zu den unteren Rängen der Prostitutionshierarchie in der
von mir gehandhabten Literatur nicht vorgenommen wurde, umso schwieri-
ger gestaltete sich die Durchsetzung einer Differenzierung. Der Wichtigkeit
dieser Unterscheidung sollte meiner Ansicht nach viel mehr Bedeutung bei-
gemessen werden.

7
2 Prostitution: Formen und Motive
2.1 Prostitutionsformen
Die Realität der Prostitution kann sehr unterschiedlich sein und muss diffe-
renziert betrachtet werden. Es ist nicht gleichzusetzen, wenn junge Frauen
aus dem Ostbock unter Androhung von Gewalt auf den Straßenstrich ge-
schickt werden oder wenn autonome, unabhängige Callgirls ihre Kunden in
luxuriösen Appartements empfangen, wählerisch sein können und zusätzlich
einen hohen Preis verlangen. (vgl. Campagna 2005: 235)
Zunächst möchte ich auf die unterschiedlichen Erscheinungsformen im Pros-
titutionsmilieu eingehen, jedoch möchte ich darauf hinweisen, dass es in der
Realität immer wieder zu diversen Mischformen kommen kann. Etwa die
Hälfte der sich prostituierenden Frauen haben Erfahrungen mit zwei oder
mehreren Anschaffungsmilieus, der Straßenstrich zählt hier meist dazu (vgl.
Hoigard/Finstad 1986: 177f.).
2.1.1 Straßenstrich
Untersuchungen zeigen, dass die meisten Frauen auf dem Straßenstrich
einsteigen (vgl. ebd.: 178). Der Straßenstrich beziehungsweise die Straßen-
prostitution ist für Mitmenschen die auffälligste Form für das Anbieten sexuel-
ler Dienstleistungen. Die meisten Frauen haben ihren festen Standplatz, zum
einen bedingt durch Zuhälterkontrollen und zum anderen um ein einfaches
Auffinden für die Stammkunden zu ermöglichen. Der prostitutive Akt wird
entweder im Auto des Kunden, an einem abgelegenen Ort oder in einer billi-
gen Unterkunft vollzogen. Die Preise sind im Gegensatz zu anderen Prostitu-
tionsformen vergleichsweise gering. (vgl. Malkmus 2005: 188) Es gibt allge-
mein gültige Preise auf dem Strich. Wenn sich eine Frau unter Wert verkauft,
wirkt sich das auf alle Prostituierten aus und ,,die Preise würden sinken"
(Hoigard/Finstad 1986: 68), ähnlich ist es mit der Benutzung eines Kondoms.

2 Prostitution: Formen und Motive
8
Verstöße werden in Form von ,Verjagen' oder ähnlichem geahndet. Daher
halten sich viele der Frauen an die unausgesprochenen Regeln der Mindest-
preise und bestehen auf die Benutzung eines Präservativs. (vgl. ebd.) Mit
Blick auf die Prostitutionshierarchie lässt sich feststellen, dass die Frauen,
die ihre sexuellen Dienste auf der Straße anbieten, den untersten Platz ein-
nehmen (vgl. Sieverts et al. 1998).
In Gegenüberstellung zu den anderen Prostitutionsformen, die im Folgenden
aufgeführt werden, lässt sich bei den Straßenprostituierten eine erhöhte Dro-
genproblematik feststellen (vgl. Hoigard/Finstad 1986: 178). Fast zwei Drittel
der Drogenabhängigen finanzieren ihre Sucht durch Beschaffungsprostitution
und arbeiten meist am Straßenstrich
1
(vgl. Brakhoff 1989: 10).
2.1.2 Eros-Center und Bordelle
Ein Eros-Center ist ein ,,behördlich genehmigtes und kontrolliertes Haus, in
dem Prostituierte ihre Freier empfangen können. Diese Form des Bordells
dient u.a. dazu, wilde Formen der Prostitution einzudämmen und die ge-
sundheitliche Beobachtung zu verbessern" (Spiegel 2008). Bei dem Bordell,
Eros-Center oder dem sogenannten ,Puff' handelt es sich meist um Großbe-
triebe, in welchen die Frauen eigene Zimmer anmieten können, um ihrer Ar-
beit nachzugehen (vgl. BMFSFJ 1997: 19). Der Kontakt zum Kunden wird di-
rekt vor den Zimmern oder über einen eigens dafür vorgesehenen Kontakthof
aufgenommen (vgl. Malkmus 2005: 188f.). Aufgrund der enorm hohen Zim-
merpreise sind viele Sexarbeiterinnen gezwungen, dort auch zu leben (vgl.
Schuster 2003: 109). Einen geregelten Betriebsablauf gewährleisten soge-
nannte ,Wirtschafter/innen' (vgl. Malkmus 2005: 189), diese sind oft ehemali-
ge Sexarbeiterinnen, die sich um das Wohl der dort arbeitenden Prostituier-
ten kümmern und organisatorische Aufgaben übernehmen (vgl. Feige 2003:
693), wie zum Beispiel die Vermietung der Zimmer sowie die Entgegennah-
me von Zahlungen seitens der Prostituierten, unter anderem für Kost und
1
In den folgenden Ausführungen werden Beschaffungsprostituierte, den Straßenprostituier-
ten zugeteilt. Lediglich dann, wenn ausdrücklich darauf hingewiesen wird, werden diese ge-
sondert voneinander betrachtet.

2 Prostitution: Formen und Motive
9
Logis (vgl. Malkmus 2005: 189). Zur Kostendeckung müssen die Frauen cir-
ca zwölf Stunden in Schichtarbeit eine gewisse Anzahl an Kunden bedienen,
um die hohen Mieten und diversen anderen Abgaben, zum Beispiel für fri-
sche Wäsche und Hygieneartikel, entrichten zu können. Lediglich die Hälfte
der Einnahmen (zum Teil auch weniger) kann die Prostituierte für sich selbst
behalten. Die Überwachung der Bordelle durch dafür eigens eingesetztes
Personal gewährleistet mehr Sicherheit als beispielsweise bei der Straßen-
prostitution. (vgl. ebd.)
2.1.3 Lokalprostitution
Die Lokalprostitution kann sich sehr unterschiedlich gestalten und wird prak-
tiziert in einfachen Bars und Diskotheken bis hin zu exklusiven Clubs (vgl.
Malkmus 2005: 189). ,,In manchen Lokalitäten finden pornographische Film-
oder Stripteasevorführungen zur Animation der Gäste statt" (ebd.). Durch die
Zusammenarbeit mit dem Lokalbesitzer zeichnet sich der Arbeitsablauf da-
durch aus, dass die Sexarbeiterinnen prozentual an den konsumierten Ge-
tränken beteiligt sind, daher ist ihr Handlungsspielraum weitgehend begrenzt.
Ihr Hauptinteresse muss deswegen darin liegen, den Kunden zu möglichst
vielen Getränken zu animieren und den prostitutiven Akt hinauszuzögern.
Obwohl sie sich von den Kunden zu Getränken einladen lassen, müssen sie
selbst versuchen, möglichst nüchtern zu bleiben. Das Hauptanliegen des Lo-
kalbesitzers ist es, möglichst viel Alkohol umzusetzen, und er verdient um ein
Vielfaches mehr als die dort agierenden Frauen, die meist acht Stunden täg-
lich arbeiten müssen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Diese Prostituti-
onsform gestaltet sich als sehr unfair beziehungsweise ungerecht den Frau-
en gegenüber, bedingt dadurch, dass sie die meiste Zeit nicht für sich selbst,
sondern für den Besitzer der Lokalität arbeiten. Da die Sexarbeiterinnen pri-
mär für den Getränkekonsum zuständig sind, lässt ihnen dieses Faktum die
Freiheit, sich beim jeweiligen Kunden für oder gegen den Intimverkehr zu
entscheiden. (vgl. Giesen/Schumann 1980: 44) Der prostitutive Akt wird in
angrenzenden Unterkünften oder auch vor Ort, in ,,Separées" (Malkmus
2005: 189), durchgeführt.

2 Prostitution: Formen und Motive
10
2.1.4 Saunaclubs und Massagesalons
Saunaclubs und Massagesalons orientieren sich sehr am Bedürfnis der Kun-
den, demzufolge werden zusätzliche Leistungen angeboten wie beispiels-
weise entspannende Massagen bis hin zur Körperpflege (vgl. Malkmus 2005:
190). Den Männern wird eine aufmerksamere und bedürfnisorientiertere Be-
handlung zuteil, die für gewöhnlich in der realen Welt nicht vorherrscht (vgl.
Grenz 2005: 196).
Die Prostituierten arbeiten unter bequemen Bedingungen, da sie nicht unter
Zeitdruck stehen, möglichst viele Freier in kurzer Zeit zu bedienen, wie in den
bereits erwähnten Prostitutionsformen, und erhalten zusätzlich eine gute Be-
zahlung. Aufgrund dieser positiven Gegebenheiten sind viele Sexarbeiterin-
nen lange Zeit in derselben Einrichtung tätig und bedienen einen festen Kun-
denstamm. Das Entgelt, das der Kunde in dem meist luxuriösen Betrieb zu
entrichten hat, ist höher als in den Bordellen beziehungsweise Eros-Centren,
dem entspricht auf der anderen Seite jedoch eine viel höhere Zufriedenheit
der Kunden. (vgl. Malkmus 2005: 190)
2.1.5 Dominastudios
Der Begriff ,Domina' wird für Frauen verwendet, die sadistische Handlungen
anbieten (vgl. Meyers 2008). Da sie sich auf das masochistische Bedürfnis
ihrer Kunden spezialisiert haben, arbeiten sie in speziell dafür ausgestatteten
Studios. Diese beinhalten neben Peitschen und medizinischen Geräten auch
Galgen, Käfige, Streckbänke sowie Erziehungszimmer. (vgl. BMFSFJ 1997:
19) Die sadistischen Praktiken bieten gute finanzielle Verdienstmöglichkeiten
und der eigentliche prostitutive Akt kann vermieden werden (vgl. Gie-
sen/Schumann 1980: 50). Da die betroffenen Frauen in der Regel keinen
Geschlechtsverkehr mit ihren Kunden vollziehen, ist die Bezeichnung ,Prosti-
tuierte' hierfür umstritten (vgl. Wikipedia 2008). Wenngleich es bei Dominas
nicht explizit um den sexuellen Akt geht, möchte ich sie dennoch miteinbe-
ziehen, da sie einen Teil des Gewerbes darstellen.

2 Prostitution: Formen und Motive
11
2.1.6 Anzeigenprostitution und Escortservice
Die Anzeigenprostitution hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die
Frauen bewerben ihre Dienste über Zeitungsannoncen oder via Internet, und
alles Nähere wird telefonisch vereinbart. Der prostitutive Akt kann in der
Wohnung der Prostituierten, der des Kunden oder in einem Hotel stattfinden.
Einige Frauen treten einem Callgirl-Ring bei, um Kontakte zu Freiern vermit-
telt zu bekommen. (vgl. Malkmus 2005: 190) Die Kommunikation mit den
Kunden ist speziell bei dieser Prostitutionsform ein beachtlicher Teil der
Dienstleistung (vgl. Giesen/Schumann 1980: 51). Obwohl der prostitutive Akt
meist im Vordergrund steht, ist er mit ,,psychisch-emotionale[n] Dienstleistun-
gen" (ebd.) gekoppelt. Callgirls werden sehr gut bezahlt und können unter
Umständen eine Auswahl bezüglich ihrer Kunden treffen (vgl. Malkmus 2005:
191). Der Callgirlprostitution ,,haftet ein gewisser Schein des Privaten an"
(Giesen/Schumann 1980: 49).
Verschiedene Escort-Agenturen haben sich auf die gehobenen Ansprüche,
meist vermögender Männer, spezialisiert, welche hohen Wert auf Diskretion
legen. Die Kunden können ihre Wünsche der Agentur mitteilen und diese
wählt anschließend ein entsprechendes ,Model' aus. (vgl. Malkmus 2005:
191) Die Frauen begleiten ihre Kunden beispielsweise ins Theater oder Ähn-
liches, der Beischlaf ist bei diesem Zusammentreffen mit inbegriffen. Ebenso
wie die Callgirls müssen jene Edelprostituierten sich auf ihre Kunden einstel-
len. Mental bedeutet dies auch, ihnen das Gefühl zu geben, ganz für sie da
zu sein, sowohl körperlich als auch geistig. Die Illusion spielt hier eine nicht
unwichtige Rolle. Die Situation kann an ein gewöhnliches Rendezvous erin-
nern: Der Kunde wirbt um die Frau und sie will erobert werden. In der Prosti-
tutionshierarchie nehmen die Edelprostituierten, die für eine Escort-Agentur
arbeiten, den obersten Rang ein. (vgl. Götting 2007) Dem sehr hohen Preis-
niveau korrespondiert demzufolge eine entsprechende Erwartung des Kun-
den (vgl. Malkmus 2005: 191).
Da mehr als 50% der Prostituierten in Deutschland aus dem Ausland stam-
men (vgl. Schrader 2007), werde ich analytisch keinen Unterschied zwischen

2 Prostitution: Formen und Motive
12
in- und ausländischen Sexarbeiterinnen vornehmen, wenngleich man davon
ausgehen muss, dass viele der ausländischen Prostituierten dem internatio-
nalen Frauenhandel zum Opfer gefallen sind.
2.2 Frauenhandel und Zwangsprostitution
Unter Frauenhandel versteht man das illegale Einschleusen von Frauen
durch Menschenhändler (vgl. Launer 1991: 13f.). Diese nehmen von ,,Ar-
beitsvermittlungsagenturen oder AnwerberInnen" (Feige 2003: 569) die
Frauen ,entgegen' und statten sie, gegen hohe Summen, mit falschen Päs-
sen oder Touristenvisa aus. In Deutschland angekommen, werden die Frau-
en an Bordellbesitzer oder Zuhälter übergeben. Bedingt durch die erbrachten
Dienstleistungen haben sich hohe Schulden angehäuft, die die betroffenen
Frauen begleichen müssen, demzufolge sind sie gezwungen, sich zu prosti-
tuieren. Hier spricht das Gesetz von Zwangsprostitution. (vgl. ebd.)
Es muss eindeutig zwischen Prostitution und Frauenhandel unterschieden
werden. Prostituierte sind Sexarbeiterinnen, die aufgrund diverser Gründe
dieser Arbeit nachgehen, nicht explizit unter Zwang stehen und in erster Linie
für sich selbst arbeiten können (vgl. Schuster 2003: 102), Frauenhandel hin-
gegen ,,geht wie Sklavenhandel mit Gewalt und Ausbeutung einher, und die
Frauen sind hier nichts anderes als Arbeitskräfte, die sexuell ausgebeutet
werden" (niederländischer Untersuchungsbericht; zit. nach Launer 1991: 19).
Der gewalttätige und ausbeuterische Charakter wird dadurch deutlich, dass
die Frauen gezwungen werden, sich zu prostituieren und das erworbene
Geld einem Zuhälter oder Bordellbesitzer zu übergeben (vgl. Schuster 2003:
102). Die Vereinten Nationen schätzen, dass per anno circa 500 000 Frauen
und Mädchen innerhalb Europas zur Prostitution gezwungen werden (vgl.
Ackermann et al. 2005: 14). Frauen, die zur Prostitutionstätigkeit genötigt
werden, sogenannte ,Zwangsprostituierte', werde ich in der vorliegenden Ar-
beit nicht berücksichtigen können, da diese Thematik meines Erachtens ei-
ner eigenen Ausarbeitung bedarf.

2 Prostitution: Formen und Motive
13
2.3 Zuhälterbegriff
Die Zuhälterei gilt als ,,Bezeichnung für das Anhalten einer Person zur Prosti-
tution u. das Unterhalten einer Abhängigkeitsbeziehung, um selbst materielle
Vorteile zu erlangen" (Pschyrembel 2003: 607). Zuhälter ,managen' alles Or-
ganisatorische, sodass sich die Prostituierte ,,ganz und gar auf die Sexarbeit
konzentrieren kann" (Schuster 2003: 74), und können als Beschützer vor
gewalttätigen Kunden fungieren (vgl. Hoigard/Finstad 1986: 216f.). Der Zu-
hälter kann für die Sexarbeiterin eine vertraute Bezugsperson sein, die ihr
Halt und Sicherheit gibt (vgl. Girtler 1990: 83).
Zuhälter ist nicht gleich Zuhälter, auch für die Frauen selbst, ist dies ein
dehnbarer Begriff und nur schwierig zu definieren. Viele der Prostituierten
leugnen, dass sie mit einem Zuhälter arbeiten, da die weit verbreitete Mei-
nung über diese Beziehungsform negativ besetzt ist. (vgl. Hiogard/Finstad
1986: 188f.) Da der Zuhälter auch die Rolle des Lebensgefährten einnehmen
kann, scheint dieser Ausdruck für viele der Frauen nicht passend (vgl. ebd.:
194). Dennoch können sie dem Begriff ,,Privatzuhälter" (ebd.: 197) zugeord-
net werden. Sogenannte ,,Stallzuhälter" (ebd.: 209) hingegen, verfügen über
mehrere Prostituierte, die für ihn ,anschaffen' gehen, und nur selten besteht
hier ein sexuelles Verhältnis zwischen ihm und seiner Prostituierten (vgl. Mil-
let 1983: 135). Frauen, die aufgrund von Zwang seitens der Zuhälter dem
prostitutiven Akt nachgehen, stellen eine Minderheit dar. Die meisten Prosti-
tuierten haben sich aus freiem Willen dazu entschieden. (vgl. Hydra 1989:
94) Jedoch kann auch Gewalt von einem Zuhälter ausgehen. Die weitverbrei-
tete Vorstellung der Gesellschaft von dem ,gewalttätigen Zuhälter' ist nach
wie vor präsent, dennoch ist es eine Fehleinschätzung, dass die meisten
Verbindungen zwischen Zuhälter und Prostituierten von Gewalt dominiert
sind und die betroffenen Frauen gezwungen werden, sich zu prostituieren.
(vgl. Hoigard/Finstad 1986: 213) ,,In den Verhältnissen mit Gewaltanteilen
bleibt die Frau trotz der Gewalt, nicht wegen der Gewalt" (ebd.). Die Bezie-
hung zwischen der Prostituierten und dem Zuhälter ist zu komplex, um auf
die Gewaltfrage begrenzt werden zu können (vgl. ebd.).

2 Prostitution: Formen und Motive
14
Bei den drogenabhängigen Beschaffungsprostituierten kann davon ausge-
gangen werden, dass sie meist ohne einen herkömmlichen Zuhälter arbeiten.
Zu erklären wäre diese Gegebenheit damit, dass nur die wenigsten Zuhälter
bereit wären, die Einnahmen aus der Prostitutionsarbeit mit einem Drogen-
dealer zu teilen, zudem liegt der Gedanke nahe, dass die betroffene Frau
nicht regelmäßig der Prostitution nachgehen würde und der Zuhälter sich
somit nicht wirklich auf sie verlassen könnte. (vgl. Friedrichsmeier 1991: 78)
2.4 Motive der Prostitution
Nachfolgend möchte ich der Frage nachgehen, weshalb sich Frauen prosti-
tuieren und ihren Körper für Geld verkaufen.
2.4.1 Monetäre Motive
Als Hauptgrund für den Einstieg in den Prostitutionsberuf gilt das Geld (vgl.
Schuster 2003: 43). ,,Das Spektrum dieser finanziellen Motivation ist aber
ziemlich breit, es reicht von der Notwendigkeit, Schulden zu bezahlen, über
das Bedürfnis, mehr Geld als woanders zu verdienen, bis hin zu der Erkenn-
tnis, daß es für Frauen ansonsten keinen Bereich gibt, wo soviel Geld zu
verdienen ist" (Giesen/Schumann 1980: 37). Zunächst möchte ich eine ana-
lytische Unterscheidung zwischen Prostituierten treffen, die sich aufgrund
materieller Not dazu entschlossen haben, der Sexarbeit nachzugehen, und
denjenigen Frauen, die sich durch die Prostitution ein luxuriöseres Leben er-
hoffen.
2.4.1.1 Materielle Not
Zumbeck beschreibt in ihrer explorativen Studie über Prostituierte in Ham-
burg, dass die Gründe für die prostitutive Tätigkeit unterschiedlich sind, je-
doch haben sie fast immer etwas mit materieller Not zu tun. Die meisten fi-

2 Prostitution: Formen und Motive
15
nanzieren ihren Drogenkonsum mit der Sexarbeit, deutlich weniger Frauen
benötigen das Geld für ihren Lebensunterhalt und insbesondere Thailände-
rinnen sprechen davon, ihre Familie in Thailand unterstützen zu wollen, da
sie in ihrem Heimatland keinerlei andere Möglichkeiten zum Gelderwerb se-
hen. (vgl. Zumbeck 2001: 66f.) Zusätzlich gehen viele Frauen davon aus, in
kurzer Zeit möglichst viel Geld zu verdienen, um beispielsweise Schulden
abbezahlen zu können (vgl. Schuster 2003: 44).
,,Ich habe und hatte Schulden und sah irgendwie keine Möglichkeit, das
durch Einsparen oder irgendwas Anderes [sic!] zu lösen, habe mir dann hin
und her überlegt, was ich denn tun könnte, habe grundsätzlich mit dem Mi-
lieu auch kein Problem gesehen und habe dann gedacht, dass es die einzige
Möglichkeit wäre, schnell entsprechend was dazuzuverdienen" (ebd.).
Trotz guter Vorsätze scheint es vielen Prostituierten schwer zu fallen, das
verdiente Geld zu sparen beziehungsweise anzulegen, da der schnelle Um-
satz dazu verleitet, sich als ,Entschädigung' etwas gönnen zu wollen (vgl.
Hoigard/Finstad 1986: 75ff.).
2.4.1.2 Lebensstandard und Luxus
Trotz oder gerade wegen des hohen Ausbildungsniveaus der Prostituierten,
die unter diese Rubrik fallen, und aus finanziellen Überlegungen heraus, ha-
ben sie sich für den Prostitutionsberuf entschieden. Bedingt durch die einge-
fahrenen gesellschaftlichen Strukturen, gibt es kaum einen anderen Bereich
für Frauen, soviel Geld innerhalb kurzer Zeit zu verdienen. Die hohen Ver-
dienstmöglichkeiten ermöglichen einen höheren Standard des alltäglichen
Lebens. (vgl. Giesen/Schumann 1980: 105) Beim Einstieg in den Prostituti-
onsberuf sieht man zunächst nur das Geld, und es wirkt wie eine ,Droge'.
Man gewöhnt sich an einen gewissen Lebensstandard und diesen aufzuge-
ben, scheint schwierig zu sein. (vgl. Girtler 2004: 27f.) Ferner findet man
Frauen vor, die nebenberuflich für Escort-Agenturen arbeiten, obwohl sie in
anerkannten Berufsfeldern tätig sind, welche ihren Lebensunterhalt sichern

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836620109
DOI
10.3239/9783836620109
Dateigröße
561 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Koblenz - Standort RheinAhrCampus Remagen – Sozialwesen, Soziale Arbeit
Erscheinungsdatum
2008 (Oktober)
Note
2,0
Schlagworte
prostitution psyche gewalterfahrung bewältigungsstrategie gewaltverarbeitung
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Titel: Prostitution und Psyche
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