Lade Inhalt...

Japanische Direktinvestitionen in Deutschland ihre regionalwirtschaftlichen Wirkungen am Beispiel der Region Düsseldorf

©2008 Bachelorarbeit 54 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die weltwirtschaftliche Verflechtung zeichnet sich heute durch eine hohe weltumfassende Arbeitsteilung aus. Neben den traditionellen Formen der Internationalisierung, wie dem Güter- und Dienstleistungsverkehr sowie der Wanderung von Arbeitskräften, ist der internationale Austausch von unternehmerischem Kapital dabei zu einem zentralen Element der Weltwirtschaft geworden. Infolgedessen haben auch die theoretische Betrachtung sowie die empirische Analyse dieser häufig als Globalisierung bezeichneten Zunahme internationaler Wirtschaftsaktivitäten an Bedeutung und Aktualität gewonnen. Direktinvestitionen als ein Bestandteil dieses Kapitalverkehrs haben besonders im Verlauf der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts einen höheren Stellenwert erreicht und erzielen daher weitaus größere durchschnittliche Wachstumsraten als andere Formen der Arbeitsteilung. Seit den 1950er Jahren haben grenzüberschreitende Direktinvestitionen in vielerlei Hinsicht einen drastischen Bedeutungswandel erfahren. Während man ihnen in der Anfangsphase noch keinerlei Beachtung schenkte, weil sie in der wirtschaftlichen und politischen Diskussion weitgehend unbekannt waren, entbrannte in den 1960er und 1970er Jahren eine rege Debatte um die Auswirkungen von Direktinvestitionen. Bei vielen Kritikern herrschte eine negative Einstellung vor, da sie die Direktinvestitionen von international operierenden Unternehmen als Hauptelement einer Strategie zur Schaffung von Abhängigkeiten verstanden. Infolgedessen gab es in vielen Ländern eine Reihe protektionistischer Maßnahmen zur Eindämmung solcher Investitionen. Zwischenzeitlich hat sich die Beurteilung der Direktinvestitionen jedoch völlig verändert. So gelten diese seit den 1990er Jahren unbestritten als stärkster Motor der weltwirtschaftlichen Entwicklung und des Globalisierungsprozesses. Im World Investment Report der UNCTAD lautet die derzeitige Bewertung:
‘FDI flows are particularly important because FDI is a package of tangible and intangible assets, and because the firms – TNC’s – deploying them are now important players in the global economy. TNC’s can affect development, by com-plementing domestic investment and by undertaking trade and transfers of knowledge, skills and technology’.
Problemstellung:
Seit Mitte der 1980er Jahre bis zur Vollendung des gemeinsamen Binnenmarktes im Jahre 1992 sind Anzahl und Höhe japanischer Direktinvestitionen in Europa rapide gestiegen. Bei den Zielregionen kann […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Volker Güttgemanns
Japanische Direktinvestitionen in Deutschland ihre regionalwirtschaftlichen Wirkungen
am Beispiel der Region Düsseldorf
ISBN: 978-3-8366-1909-7
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH), Aachen,
Deutschland, Bachelorarbeit, 2008
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2008
Printed in Germany

II
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis... III
Abkürzungsverzeichnis... IV
1 Einleitung... 1
1.1 Problemstellung und Ziel der Arbeit... 2
1.2 Aufbau und Methodik der Arbeit... 2
2 Theoretische Grundlagen... 4
2.1 Der Direktinvestitionsbegriff und seine Klassifikation...
.
4
2.1.1 Begriffsabgrenzung... 5
2.1.2 Arten von Direktinvestitionen...
6
2.1.3 Internationale Unternehmung...
8
2.2 Theoretische Erklärungsansätze für Direktinvestitionen... 8
3 Japanische Direktinvestitionen in Deutschland... 9
3.1 Die Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen in Deutschland... 9
3.2 Entwicklungsdynamik und räumliche Strukturen japanischer Direktinvestitionen
im Ausland... 10
3.2.1 Phasen der Kapitalverflechtung Japans mit dem Ausland...
.
11
3.3 Entwicklungsdynamik und räumliche Strukturen japanischer Direktinvestitionen
in Deutschland...
.
..
12
3.3.1 Sektoral- und Branchenstruktur...
.
14
3.3.2 Standortstruktur und Standortfaktoren...
..
17
3.3.3 Der Diffusionsprozess japanischer Unternehmen...
.
19
3.3.4 Auswirkungen der japanischen Direktinvestitionen... 22
4 Fallbeispiel Region Düsseldorf ­ ,,Klein-Tokyo am Rhein"... 24
4.1 Standorteigenschaften des Großraums Düsseldorf...
26
4.1.1 Wirtschaftliche Rahmenbedingungen...
..
26
4.1.2 Standortstruktur und Standortfaktoren...
.
..
26
4.2 Die Entwicklung Düsseldorfs zum japanischen Wirtschaftszentrum...
..
28
4.3 Investitionsformen und Branchenstruktur...
..
30
4.4 Regionalwirtschaftliche Ausprägungen und Auswirkungen der japanischen
Direktinvestitionen...
..
33
5 Schlussbetrachtung...
..
36
Anhang 1: Unterstützung bei der Primärerhebung...
..
38
Anhang 2: Branchenkarte und Clusterbildungen in Düsseldorf...
..
39
Anhang 3: Leitfaden der Experteninterviews...
..
40
Anhang 4: Befragung zum Standortverhalten japanischer Unternehmen in Düsseldorf...
..
41
Literatur- und Quellenverzeichnis... 43

III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Internationalisierungsgrad von Unternehmen in Abhängigkeit der Form
ihrer Tätigkeit...
.
.
5
Abbildung 2: Arten von Direktinvestitionen...
. ..
7
Abbildung 3: Japanische Direktinvestitionen in der BRD...
..
14
Abbildung 4: Branchenverteilung japanischer Unternehmen in der BRD...
..
15
Abbildung 5: Aktivitäten japanischer Unternehmen in der BRD...
..
16
Abbildung 6: Diffusionsprozess japanischer Unternehmen...
..
21
Abbildung 7: Japanische Direktinvestitionen in NRW...
..
25
Abbildung 8: Firmenansiedlung in NRW nach Städten und Kreisen...
..
25
Abbildung 9: Japanische Unternehmen in NRW nach Rechtsformen...
..
31
Abbildung 10: Japanische Firmen in NRW nach Branchen...
..
31
Abbildung 11: Ausländische Firmen in der Region Düsseldorf...
..
34
Abbildung 12: Branchenkarte und Clusterbildung in Düsseldorf...
..
39

IV
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
AG
Aktiengesellschaft
BeNeLux
Belgien, Niederlande, Luxemburg
BIP
Bruttoinlandsprodukt
BMWI
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
bpb
Bundeszentrale für politische Bildung
BRD
Bundesrepublik Deutschland
bzw.
beziehungsweise
d. h.
das heißt
DJW
Deutsch-Japanischer Wirtschaftskreis
DM
Deutsche Mark
ebd.
ebenda
EC
European Community (siehe EG)
EG
Europäische Gemeinschaft
et al.
und andere (übersetzt)
f.
folgende (eine folgende Seite)
F&E
Forschung und Entwicklung
FDI
foreign direct investment (ausländische Direktinvestitionen)
ff.
folgende (mehrere folgende Seiten)
FP[E]I
foreign portfolio [equity] investment
GfW
Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Nordrhein-Westfalen mbH
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
IMF
International Monetary Fund (Internationaler Währungsfonds)
IT
Informationstechnik
ITK
Informations- und Telekommunikationstechnologie
JCCI
Japanese Chamber of Commerce and Industry (Japanische Industrie- und
Handelskammer)
JETRO
Japan External Trade Organization (Japanische Außenhandelsorganisation)
KMU
kleine und mittlere Unternehmen
M&A
Mergers & Acquisitions
METI
Ministry of Economy, Trade and Industry (Ministerium für Wirtschaft, Handel
und Industrie)

V
Mio.
Million(en)
MNE
multinational enterprises (siehe ,,MNU")
MNU
Multinationale Unternehmen
Mrd.
Milliarde(n)
NRW
Nordrhein-Westfalen
OECD
Organisation for Economic Co-operation and Development (Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)
S.
Seite
TIMES
Telekommunikation, Informationstechnologie, Multimedia, Entertainment und
Sicherheitsdienste (oder Service)
TNC
transnational corporation (siehe ,,MNU")
u. a.
unter anderem
UNCTAD
United Nations Conference on Trade and Development (Konferenz der
Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung)
USA
United States of America (Vereinigte Staaten von Amerika)
v. a.
vor allem
vgl.
vergleiche
WTO
World Trade Organization (Welthandelsorganisation)
z. B.
zum Beispiel
zit.
zitiert

1
1 Einleitung
Die weltwirtschaftliche Verflechtung zeichnet sich heute durch eine hohe weltumfassende
Arbeitsteilung aus. Neben den traditionellen Formen der Internationalisierung, wie dem Gü-
ter- und Dienstleistungsverkehr sowie der Wanderung von Arbeitskräften, ist der internationa-
le Austausch von unternehmerischem Kapital dabei zu einem zentralen Element der Weltwirt-
schaft geworden. Infolgedessen haben auch die theoretische Betrachtung sowie die empirische
Analyse dieser häufig als Globalisierung bezeichneten Zunahme internationaler Wirtschafts-
aktivitäten an Bedeutung und Aktualität gewonnen. Direktinvestitionen als ein Bestandteil
dieses Kapitalverkehrs haben besonders im Verlauf der zweiten Hälfte des vergangenen Jahr-
hunderts einen höheren Stellenwert erreicht und erzielen daher weitaus größere durchschnitt-
liche Wachstumsraten als andere Formen der Arbeitsteilung.
Seit den 1950er Jahren haben grenzüberschreitende Direktinvestitionen in vielerlei Hinsicht
einen drastischen Bedeutungswandel erfahren. Während man ihnen in der Anfangsphase noch
keinerlei Beachtung schenkte, weil sie in der wirtschaftlichen und politischen Diskussion
weitgehend unbekannt waren, entbrannte in den 1960er und 1970er Jahren eine rege Debatte
um die Auswirkungen von Direktinvestitionen. Bei vielen Kritikern herrschte eine negative
Einstellung vor, da sie die Direktinvestitionen von international operierenden Unternehmen
als Hauptelement einer Strategie zur Schaffung von Abhängigkeiten verstanden. Infolgedes-
sen gab es in vielen Ländern eine Reihe protektionistischer Maßnahmen zur Eindämmung
solcher Investitionen.
Zwischenzeitlich hat sich die Beurteilung der Direktinvestitionen jedoch völlig verändert. So
gelten diese seit den 1990er Jahren unbestritten als stärkster Motor der weltwirtschaftlichen
Entwicklung und des Globalisierungsprozesses. Im World Investment Report der UNCTAD
lautet die derzeitige Bewertung:
,,FDI flows are particularly important because FDI is a package of tangible and
intangible assets, and because the firms ­ TNC's ­ deploying them are now im-
portant players in the global economy. TNC's can affect development, by com-
plementing domestic investment and by undertaking trade and transfers of
knowledge, skills and technology."
1
1
1999, S. 182.

2
1.1 Problemstellung und Ziel der Arbeit
Seit Mitte der 1980er Jahre bis zur Vollendung des gemeinsamen Binnenmarktes im Jahre
1992 sind Anzahl und Höhe japanischer Direktinvestitionen in Europa rapide gestiegen. Bei
den Zielregionen kann nach anfänglichen Abwehrhaltungen zunehmend ein eifriges Werben
um japanisches Kapital konstatiert werden. Während japanische Investoren den Marktzugang
zum kommenden Binnenmarkt mit der Präsenz vor Ort sichern wollten, erhofften sich die
Empfängerregionen neben fiskalischen Effekten vor allem positive Effekte auf die Beschäfti-
gung. Im Zuge dieser Entwicklung konnte die Bundesrepublik in den 1980er Jahren und den
Anfängen der 1990er Jahre zahlreiche Investitionsprojekte auf sich ziehen. Im Laufe des letz-
ten Jahrzehnts hat das Interesse japanischer Unternehmen an Europa mitunter stark nachgelas-
sen. Vor allem China, Südostasien und die USA, im europäischen Raum auch Großbritannien,
sind verstärkt in den Fokus japanischer Investoren gerückt. Nordrhein-Westfalen dagegen
konnte innerhalb der deutschen Grenzen seine Position als eine der bedeutendsten Empfän-
gerregionen behaupten, was vor allem auf den Raum Düsseldorf mit seiner bemerkenswerten
japanischen Infrastruktur zurückzuführen ist.
In den vergangenen Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für japanische Investoren
geändert. Die anhaltend schwache Wirtschaftslage in Japan, die phasenweise das Niveau der
grenzüberschreitenden Direktinvestitionen hat sinken lassen, sowie die weitere Ausgestaltung
des europäischen Binnenmarktes zählen zu den bedeutendsten Faktoren, die bei der Standort-
wahl mit einfließen. Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Arbeit die Entwick-
lung der japanischen Direktinvestitionen in Deutschland im Allgemeinen und des Raumes
Düsseldorf im Speziellen. Inhaltliche Schwerpunkte liegen vor allem in der Standortwahl
und -entfaltung, den Branchenstrukturen und (regional)wirtschaftlichen Auswirkungen japa-
nischer Unternehmensaktivitäten.
1.2 Aufbau und Methodik der Arbeit
Die Bearbeitung dieser wirtschaftsgeographischen Arbeit erfolgt sowohl anhand einer litera-
turgestützten Ausarbeitung des thematischen Gegenstandes als auch anhand empirischer Me-
thoden. In dieser Studie werden Daten aus der Sekundärstatistik mit qualitativen Informatio-
nen einer Primärerhebung komplementiert. So wurden teilstandardisierte, leitfadengestützte
Experteninterviews geführt und durch eine Unternehmensbefragung vakanter Firmen aus dem

3
Beobachtungsraum Düsseldorf ergänzt, um detailliert und kritisch auf die thematische Frage-
stellung einzugehen. Darüber hinaus werden zwecks Visualisierung komplexer Sachverhalte
kartographische Darstellungen in die Arbeit eingebunden, die mit geographischen Informati-
onssystemen erstellt wurden.
Zunächst werden in Kapitel 2 die theoretischen Rahmenbedingungen behandelt, die eine
Grundlage für das Verständnis der Thematik bilden. Neben der Definition wesentlicher Beg-
riffe ist vor allem die Erfassungsproblematik von Bedeutung, da eine aufgrund uneinheitlicher
Erfassungsmethoden und Begriffsabgrenzungen teilweise erheblich voneinander abweichende
Datenbasis vorhanden ist. In Kapitel 3 werden schließlich die japanischen Direktinvestitionen
in Deutschland erörtert. Ausgehend von den allgemeinen Entwicklungen ausländischer Di-
rektinvestitionen in Deutschland und den Grundzügen japanischer Investitionen im Ausland
werden die Dynamik und räumliche Struktur der japanischen Direktinvestitionen in Deutsch-
land beleuchtet. Schwerpunktthemen liegen in der Entwicklung, der gegenwärtigen Struktur
und den Auswirkungen japanischer Direktinvestitionen. Daraufhin erfolgt in Kapitel 4 eine
regionalwirtschaftliche Betrachtung am Fallbeispiel der Region Düsseldorf. Ziel ist es, an-
hand dieses speziellen Beispiels die Bedeutung und Auswirkungen japanischer Direktinvesti-
tionen für diesen Wirtschaftsraum herauszustellen und diese anhand aktueller Trends und
Entwicklungen zu bewerten. Abschließend erfolgt in Kapitel 5 eine Schlussbetrachtung mit
den wesentlichen Erkenntnissen dieser Arbeit.

4
2 Theoretische Grundlagen
Zu Beginn einer Untersuchung japanischer Direktinvestitionen in Deutschland ist es zwecks
Vermeidung von Unstimmigkeiten sowie zum klaren Verständnis des Untersuchungsablaufes
zunächst sinnvoll, Begriffserläuterungen und theoretische Grundlagen zur Verfügung zu stel-
len, die für die nachfolgenden Ausführungen von zentraler Relevanz sind. Neben den wesent-
lichen Eigenschaften von Direktinvestitionen ist die gemeinsame Betrachtung mit dem Beg-
riff der multinationalen Unternehmung unerlässlich.
2.1 Der Direktinvestitionsbegriff und seine Klassifikation
Der Begriff der Direktinvestitionen wurde in der Vergangenheit nicht immer einheitlich defi-
niert. So lag in Deutschland in der Vergangenheit ab einer Minderheitsbeteiligung in Höhe
von 25% eine Direktinvestition vor, während die statistischen Ämter anderer Länder von
niedrigeren Quoten ausgingen.
2
In einer weiten Begriffsfassung werden Direktinvestitionen
(foreign direct investment, FDI) als ,,investment[s] in which the investor acquires a substan-
tial controlling interest in a foreign firm or sets up a subsidiary in a foreign country"
3
definiert.
In Anlehnung an internationale Konventionen zählen heute zu den Direktinvestitionen grund-
sätzlich auf Dauer angelegte, grenzüberschreitende Kapitalbeteiligungen in Kombination mit
der Möglichkeit der Einflussnahme. Im Sinne einer operationalen Ausgestaltung dieser Beg-
riffsbestimmung wurde gemeinsam von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung
(OECD) und dem Internationalen Währungsfonds (IMF) eine Beteiligungs-
schwelle von 10% am Nennkapital oder den Stimmrechten zugrunde gelegt. Als notwendiges
Kriterium gilt folglich eine effektive und dauerhafte Managementkontrolle. Des Weiteren
werden echte Tochterunternehmen (subsidiary companies) mit einer Beteiligung von über
50%, lediglich angegliederte Unternehmen (associate companies) mit einem Anteil zwischen
10% bis 50% und nicht eingetragene Filialen (branches) unterschieden (siehe Abb. 1).
4
Grenzüberschreitende Investitionen sind - neben dem Handel - bedeutende Impulsgeber für
das Zusammenwachsen der Märkte. Der Anstieg der internationalen Investitionsströme wird
dabei von einer erheblichen Entwicklung des internationalen Investitionsrechts begleitet und
2
Vgl. Ernst & Hilpert 1990, S. 3, IMF 2003, S. 25.
3
Markusen, J.R. et al. 1995, S. 394.
4
Vgl. OECD 1996, S. 10.

5
gefördert. ,,Dieser völkerrechtliche Schutz von Auslandsinvestitionen stellt sich als ein welt-
weites Netz von inzwischen knapp 2.500 bilateralen Investitionsschutzverträgen und einer
Vielzahl von Einzelbestimmungen in multilateralen Abkommen dar."
5
So existieren zwischen
Deutschland und Japan folgende Abkommen, die im Hinblick auf Direktinvestitionen relevant
sind: Investitionsschutzvertrag, Doppelbesteuerungsabkommen, Sozialversicherungsabkom-
men und Kulturabkommen.
6
Abb. 1: Internationalisierungsgrad von Unternehmen in Abhängigkeit der Form ihrer Tätigkeit
Quelle: Eigene Darstellung, verändert und ergänzt nach Harsche, M. 2001, S. 7
2.1.1 Begriffsabgrenzung
Auslandsinvestitionen werden in grenzüberschreitende Direktinvestitionen und Portfolioin-
vestitionen (foreign portfolio equity investment, FP[E]I) eingeteilt. Ausschlaggebend für die
Abgrenzung beider Investitionsarten ist der Kontrollaspekt.
7
Diese gängige Differenzierung
beruht hauptsächlich darauf, dass sich das Anlageinteresse der jeweiligen Investoren unter-
scheidet. Während bei der Direktinvestition über die Kontrolle der Geschäftstätigkeit Einfluss
auf die Ertragserzielung des Unternehmens ausgeübt wird, umfassen Portfolioinvestitionen
5
BMWI 15.05.2008, vgl. UNCTAD 2003, S. 88ff.
6
Vgl. Außenwirtschaftszentrum Bayern 2006, S. 5.
7
Andere Autoren befinden das Kontrollmotiv als überbetont, da es zwar als ein wesentliches Abgrenzkriterium
dienen könne, nicht jedoch das Hauptziel der Direktinvestition darstelle (vgl. Plum, M. 1995, S. 6).

6
,,[...]country funds, depository receipts [...] and direct purchases of shares by foreign inves-
tors."
8
Weiterhin lässt sich konstatieren, dass der ,,Investitionshorizont" bei Portfolioinvestiti-
onen typischerweise geringer ausfällt als bei Direktinvestitionen und sich oftmals auf nur we-
nige Wochen und Monate erstreckt.
9
Gleichfalls sind Unterschiede des Investorentypes vor-
handen: während zu den FDI-Investoren jene Firmen gehören, die in der Produktion von Wa-
ren und Dienstleistungen tätig sind, handelt es sich bei FPI-Investoren häufiger um Finanzin-
stitutionen, institutionelle Anleger (wie Pensionsfonds, Versicherungen, Anlagefonds) oder
um Privatpersonen, deren Intentionen primär in Kapitaleinnahmen aus ihren Investitionen
liegen.
10
Trotzdem ist in der Praxis eine eindeutige Grenze, ungeachtet der statistischen Tren-
nung anhand der 10%-Quote, oftmals nur schwer zu ziehen. So verhält es sich im Fall von
Japan zuweilen so, dass japanische Unternehmen weniger als 10% Anteil an ausländischen
Lieferanten von Rohmaterial haben, aber dennoch im Vorstand dieser Firmen vertreten sind
und eine langfristige Geschäftsbeziehung pflegen.
11
Aus Sicht der Unternehmen bestehen neben Direktinvestitionen auch noch andere Möglich-
keiten der Internationalisierung, die es abzugrenzen gilt (siehe Abb. 1). Dabei geht mit zu-
nehmenden Kapital- und Managementleistungen im Gastland ein ansteigender Internationali-
sierungsgrad einher:
· Exporte anstatt absatzorientierter Direktinvestitionen, soweit der Absatz nicht auf das Ge-
berland gerichtet ist
· Lizenzvergabe zur Produktion im Ausland anstelle eigener Produktion im Ausland
· Importe von Rohstoffen und Vorprodukten
· Produktion im Geberland und Export anstatt exportorientierter Direktinvestitionen
12
2.1.2 Arten von Direktinvestitionen
Um die Wirkung von Direktinvestitionen adäquat zu untersuchen, muss eine Klassifizierung
von Direktinvestitionen vorgenommen werden. Aus der Perspektive der ausländischen Nie-
derlassung sind Direktinvestitionen eine Quelle von Eigen- oder Fremdkapital. Zu den Eigen-
kapital-FDI zählen Neugründungen ausländischer Niederlassungen (,,Greenfield Investment")
8
World Bank 1998, S. 150 zit. nach Harms, P. 2000, S. 80.
9
Wenngleich sich dieser Horizont auf 10 Jahre und mehr erstrecken kann.
10
Vgl. UNCTAD 1997, S. 107.
11
Vgl. ebd., S. 108.
12
Vgl. Plum, M. 1995, S. 28.

7
sowie der komplette oder teilweise Erwerb von bereits bestehenden Unternehmen, wobei der
Erwerb von Mehrheitsbeteiligungen als ,,Mergers & Acquisitions" (M&A) bezeichnet wird.
Fremdkapital-FDI beinhalten dagegen die Vergabe von Krediten durch das Mutterunterneh-
men an eine ausländische Niederlassung zur Finanzierung derer Aktivitäten.
13
Abb. 2: Arten von Direktinvestitionen
Quelle: Eigene Darstellung
Die schematische Typologie unterscheidet weiterhin zwischen horizontalen, vertikalen und
konglomeraten Direktinvestitionen. Bei vertikal integrierten multinationalen Unternehmen
14
werden verschiedene Teilbereiche der Produktion in unterschiedlichen Ländern ausgeführt
(siehe Abb. 2a). Im Empfängerland werden also Produktionsstufen errichtet bzw. übernom-
men, die in Bezug auf die Produktion im Geberland vor- oder nachgelagert sind.
In einem horizontal integrierten multinationalen Unternehmen wird hingegen der gesamte
Produktionsprozess in verschiedene Länder dupliziert. Es kann dabei eine parallele Produkti-
on oder eine Verlagerung der Produktion stattfinden (siehe Abb. 2b). In der Realität sind al-
lerdings meist Mischformen beider Typen anzutreffen, etwa dann, wenn ein Unternehmen
seinen Firmensitz in einem Land unterhält und an verschiedenen Standorten der Welt produ-
ziert (siehe Abb. 2c).
15
Stehen die Direktinvestitionen jedoch in keinem produktionswirtschaftlichen Bezug zur Ge-
berlandproduktion, so handelt es sich schließlich um konglomerate Direktinvestitionen.
13
Vgl. Schratzenstaller, M. 2002, S. 30f.
14
Zum Begriff der ,,Multinationalen Unternehmen" siehe Kap. 2.1.3.
15
Vgl. Klodt & Maurer 1996, S. 7ff., Siebert & Lorz 2006, S. 125.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836619097
DOI
10.3239/9783836619097
Dateigröße
1.6 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen – Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsgeographie
Erscheinungsdatum
2008 (September)
Note
1,7
Schlagworte
direktinvestition japan düsseldorf außenwirtschaft wirtschaftsgeographie
Zurück

Titel: Japanische Direktinvestitionen in Deutschland ihre regionalwirtschaftlichen Wirkungen am Beispiel der Region Düsseldorf
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
54 Seiten
Cookie-Einstellungen