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Allokationseffizienz horizontaler Mergers im Bankensektor und Auswirkungen auf die ökonomische Wohlfahrt

©2008 Diplomarbeit 148 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Diplomarbeit eignet sich besonders als Ausgangspunkt für weitergehende Arbeiten im Bereich Mergers & Acquisitions. Sie bildet eine sehr breit angelegte Übersicht (fast 200 Referenzen) theoretischer und empirischer Vorgehensweisen zur Bewertung der Allokationseffizienz von Mergers allgemein und konkret im Bankensektor.
Theoretische Betrachtungen schließen vor allem die Modelle im oligopolistiaschen Wettbewerb ein und bilden Ansatzpunkte für empirische Untersuchungen.
Empirische Untersuchungen stellen den größten Teil der Arbeit dar. Alle bisher veröffentlichten Übersichten zu empirischen Untersuchungen grenzen Märkte oder Industriezweige ein, missachten aber weitestgehend die Unterschiede der methodischen Komponenten.
Die vorliegende Arbeit schließt diese Lücke und ergründet die Ursachen unterschiedlicher Ergebnisse zu Allokations- und Wohlfahrtseffekten, die auf Unterschiede der Methodiken zurückzuführen sind.
Die Methodiken zur Bewertung der Allokations- und Wohlfahrtseffekte von Fusionen sind untergliedert in statische und dynamische Ansätze. Statische Ansätze untersuchen den Einfluss von Konzentration auf Preis oder Rentabilität sowie Skaleneffekte. Dynamische Ansätze machen direkten Gebrauch von Daten zu Mergers. Diese sind die Event-Study-Methodik, Studien zu operativen Performance-Messungen, Frontier-Analysen sowie Fall- und Praxisstudien.
Besonderer Pluspunkt der Arbeit ist die Darstellung konkreter Ergebnisse zu den Tendenzen der einzelnen Methodiken. Dies macht die vorliegende Arbeit zur idealen Ausgangsarbeit für weitergehende Arbeiten ohne dem Erfordernis des Lesens der gesamten Arbeit. Es wird dabei deutlich, wie sich Ergebnisse zur Bewertung von Fusionen und Übernahmen durch die Wahl der Methode gezielt manipulieren lassen. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
InhaltsverzeichnisI
AbbildungsverzeichnisIII
TabellenverzeichnisIII
AbkürzungsverzeichnisIV
1.Das Merger Paradox1
2.Mergers: Einordnung, Entwicklungen und Abgrenzung3
2.1Horizontale Mergers: Definition und Abgrenzung3
2.2Historische Entwicklung von Mergers5
2.2.1Weltweite Entwicklung und Wellentheorie5
2.2.2Entwicklung der Mergeraktivität im Finanzsektor8
2.3Analyse der Triebkräfte für Mergeraggregation9
2.4Definition und Abgrenzung von Allokationseffizienz horizontaler Mergers im Bankensektor12
3.Motive und Konsequenzen horizontaler Mergers15
3.1Motive und Konsequenzen im oligopolistischen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Florentin Köhler
Allokationseffizienz horizontaler Mergers im Bankensektor und Auswirkungen auf die
ökonomische Wohlfahrt
ISBN: 978-3-8366-1813-7
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland,
Diplomarbeit, 2008
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2008
Printed in Germany

I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ... I
Abbildungsverzeichnis ... III
Tabellenverzeichnis ... III
Abkürzungsverzeichnis ... IV
1. Das Merger Paradox ... 1
2. Mergers: Einordnung, Entwicklungen und Abgrenzung ... 3
2.1 Horizontale Mergers: Definition und Abgrenzung ... 3
2.2 Historische Entwicklung von Mergers ... 5
2.2.1 Weltweite Entwicklung und Wellentheorie ... 5
2.2.2 Entwicklung der Mergeraktivität im Finanzsektor ... 8
2.3 Analyse der Triebkräfte für Mergeraggregation ... 9
2.4 Definition und Abgrenzung von Allokationseffizienz horizontaler Mergers
im Bankensektor ... 12
3. Motive und Konsequenzen horizontaler Mergers ... 15
3.1 Motive und Konsequenzen im oligopolistischen Wettbewerb ... 15
3.2 Werveränderungspotentiale horizontaler Mergers ... 24
3.2.1 Wertmaximierende Mergermotive ... 25
3.2.1.1 Güterwirtschaftliche Potentiale ... 25
3.2.1.1.1 Kosten- und Umsatzsynergiepotentiale ... 25
3.2.1.1.2 Marktmachtpotentiale ... 27
3.2.1.2 Finanzwirtschaftliche Potentiale ... 29
3.2.1.3 Managementpotentiale ... 31
3.2.2 Nicht wertmaximierende Mergermotive ... 32
3.2.3 Weitere Gründe für Wertveränderungen durch Mergers ... 34

II
4. Empirische Forschung zur Allokationseffizienz horizontaler Mergers
im Bankensektor ... 38
4.1 Einteilung und Maße empirischer Forschungsansätze ... 38
4.2 Empirische Ansätze und Erkenntnisse ... 40
4.2.1 Statische Untersuchungen ... 40
4.2.1.1 Einfluss von Konzentration auf Preis oder Rentabilität ... 42
4.2.1.2 Skaleneffekte im Bankensektor ... 50
4.2.2 Dynamische Untersuchungen ... 56
4.2.2.1 Event Studien ... 56
4.2.2.2 Studien zur operativen Performance ... 61
4.2.2.3 Frontier-Analysen ... 63
4.2.2.4 Fall- und Praxisstudien ... 69
4.3 Fazit ... 70
5. Wohlfahrtsauswirkungen horizontaler Mergers ... 72
5.1 Mergers und Wohlfahrt: Definition und Abgrenzung ... 72
5.2 Modelltheoretisch abgeleitete Wohlfahrtsauswirkungen horizontaler
Mergers ... 73
5.2.1 Williamsons Trade-off-Modell ... 73
5.2.2 Wohlfahrtsauswirkungen im oligopolistischen Wettbewerb ... 77
5.3 Empirische Erkenntnisse zu Wohlfahrtsauswirkungen horizontaler
Mergers im Bankensektor ... 81
5.4 Aufgaben und Entwicklungen in der Merger-Politik ... 89
6. Ein Merger Paradox revisited ... 91
Anhang ... 92
Literaturverzeichnis ... 121
Sonstige Quelle ... 141

III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Anzahl an Mergers in den USA ... 6
Abbildung 2: Mergers im Finanzsektor weltweit von 1990 bis 2007 ... 8
Abbildung 3: Contagion-Effekt bei im Mittel positiver Synergieerwartung ... 36
Abbildung 4: Kapazitätseffekt bei im Mittel positiver Synergieerwartung ... 36
Abbildung 5: Contagion- und Kapazitätseffekt bei im Mittel negativer
Synergieerwartung ... 37
Abbildung 6: Trade-off-Modell von Williamson ... 74
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Empirische Forschung zur Beziehung von Konzentration zu Preis ... 92
Tabelle 2: Empirische Forschung zur Beziehung von Konzentration zu
Rentabilität ... 94
Tabelle 3: Empirische Forschung zu Skaleneffekten ... 96
Tabelle 4: Event Studien zur Renditeentwicklung für Anteilseigner des
übernehmenden Unternehmens ... 101
Tabelle 5: Event Studien zur Renditeentwicklung für Anteilseigner des
übernommenen Unternehmens ... 103
Tabelle 6: Event Studien zur Renditeentwicklung für alle direkt beteiligten
Anteilseigner ... 105
Tabelle 7: Durchschnittliche kumulierte abnormale Rendite nach Art der
Anteilseigner ... 58
Tabelle 8: Empirische Forschung zur operativen Performance ... 107
Tabelle 9: Empirische Forschung mittels Frontier-Analysen ... 115
Tabelle 10: Fall- und Praxisstudien ... 119
Tabelle 11: Zum Wohlfahrtsgewinn minimal erforderliche prozentuale
Kostenreduktion ... 76

IV
Abkürzungsverzeichnis
Aufl.
Auflage
bzw.
beziehungsweise
d.h.
das heißt
ES
Efficient-Structure
M&A
Mergers&Acquisitions
MSA
Metropolitan Statistical Area
Nr.
Nummer
RMP
Relative-Market-Power
ROA
Return on Assets
ROE
Return on Equity
S.
Seite
SCP
Structure-Conduct-Performance
SES
Scale-Efficiency/Structure
Translog-Funktion
transzedente logarithmische Funktion
u.a.
unter anderem
USD
US-Dollar
Vgl.
Vergleiche
Vol.
Volume
XES
X-Efficiency/Structure
z.B.
zum Beispiel

1
1.
Das Merger Paradox
Mergers sind seit Jahrzehnten Gegenstand intensiver wissenschaftlicher
Forschung. Die Eingabe des Begriffs ,,Merger" in Suchmaschinen von gängigen
Datenbanken zur Verwaltung wissenschaftlicher Literatur im Fachgebiet
Wirtschaftswissenschaften führt in der Regel zu einer großen Anzahl an Treffern.
Zum Beispiel sind es bei der Datenbank Business Source Complete (via EBSCO
Host) unter Eingabe ,,Merger" nur in der Überschrift 23.560 Treffer. Wird die Suche
erweitert auf ,,Merger" im gesamten Text, so werden 428.248 Treffer gemeldet.
1
Einerseits mag es in Anbetracht der großen Anzahl an wissenschaftlichen
Forschungsarbeiten zu Mergers verwunderlich erscheinen, dass nachhaltig von
einem ungelösten Merger Paradox geschrieben wird. Auf der anderen Seite
könnte die Vermutung nahe liegen, dass die Zusammenhänge hinter dem Merger
Paradox sehr komplex sind und daher bislang nicht aufgeklärt werden konnten.
Um was handelt es sich bei dem Merger Paradox? Korrekterweise sollte nicht nur
von einem Paradox gesprochen werden, sondern von mehreren. Drei paradox
erscheinende Erkenntnisse seien hier kurz dargestellt. Die dafür verwendeten
Zitate sind aufgrund der Häufigkeit des Gebrauchs der Wendung Merger Paradox
auf Arbeiten ab dem Jahr 2005 beschränkt, wodurch sich auch die Aktualität der
dahinter stehenden Zusammenhänge widerspiegelt.
1) Mergers werden unter anderem in Modellen oligopolistischen Wettbewerbs
untersucht. Es kann gezeigt werden, dass im Modell des Cournot-
Oligopols mit konstanten marginalen Kosten und homogenen Gütern trotz
eines modellierten Anstiegs von Marktmacht kaum Anreiz zu einem Merger
besteht.
2
2) Selbst bei im Mittel positiver Synergieerwartung durch einen Merger könnte
die Gewinnwahrscheinlichkeitsverteilung derart verändert sein, dass nach
dem Merger die Wahrscheinlichkeit für alle Gewinne, deren Höhe geringer
ist als ein bestimmter Schwellenwert, erhöht ist. Zudem könnte bei
Berücksichtigung
von
potentiellen
Kapazitätsbeschränkungen
der
1
Stand vom 28.03.2008.
2
Vgl. Banal-Estanol/Ottaviani (2006), S. 591; Qiu/Zhou (2006), S. 54; Sawler (2005), S.
244.

2
maximale Gewinn nach dem Merger geringer sein als die kombinierten
maximalen Gewinne der einzelnen Unternehmen vor dem Merger.
3
3) Trotz der großen Anzahl an Mergers in den letzten Jahrzehnten und der
dazu verfügbaren Daten für empirische Untersuchungen ist es bisher nicht
gelungen, konsistente Nachweise für die Umsetzung von wert-
maximierenden Motiven für Mergers zu erbringen.
4
Für das Thema dieser Arbeit sind diese drei paradox erscheinenden
Zusammenhänge von zentraler Bedeutung und werden daher jeweils noch näher
erläutert. Das wesentliche Ziel dieser Arbeit besteht darin, zu untersuchen,
inwieweit Ressourcen durch horizontale Mergers im Bankensektor effizient verteilt
werden und welche Auswirkungen horizontale Mergers im Bankensektor auf die
ökonomische Wohlfahrt haben.
Die Arbeit ist dabei wie folgt aufgebaut: In Kapitel 2 wird Allokationseffizienz in
Verbindung mit horizontalen Mergers im Bankensektor definiert und abgegrenzt.
Zusätzlich wird die im historischen Kontext wiederkehrende Aktualität des Themas
dieser Arbeit verdeutlicht und es wird untersucht, inwieweit eine Analyse der
Antriebskräfte für Mergeraggregation zur Beschreibung von Allokationseffekten
von Mergers dienlich sein kann.
Motive und Konsequenzen horizontaler Mergers sind in Kapitel 3 Gegenstand der
Betrachtung. Dazu erfolgt zunächst eine Darstellung der aus ausgewählten
Arbeiten abgeleiteten Motive und Konsequenzen horizontaler Mergers in
oligopolistischen Wettbewerbsmodellen. Anschließend wird eine Vielzahl von
Wertveränderungspotentialen durch Mergers strukturiert dargestellt und deren
jeweilig anzunehmende Relevanz speziell für horizontale Mergers unter teilweisen
Bezug auf den Bankensektor diskutiert.
Ausgehend von den für horizontale Mergers als besonders relevant
anzunehmenden Wertveränderungspotentialen wird in Kapitel 4 auf die empirische
Forschung zu diesen für den Bankensektor eingegangen. Dabei erfolgt die
Einteilung empirischer Forschung einerseits in statische Untersuchungen, aus
denen nur indirekte Erkenntnisse zu Allokationseffekten horizontaler Mergers im
Bankensektor abgeleitet werden können. Andererseits können in dynamischen
3
Vgl. Shaver (2006), S. 974, 975.
4
Vgl. Mayer-Sommer/Sweeney/Walker (2006), S. 5; Zalan/Lewis (2005), S. 86.

3
Untersuchungen direkte Erkenntnisse zu Allokationseffekten gewonnen werden,
die im Anschluss betrachtet werden. Die zusätzliche Unterteilung empirischer
Arbeiten in die jeweilig verwendeten Ansätze soll Aufschluss darüber liefern,
welche Ansätze zu welchen Ergebnissen tendieren.
In Kapitel 5 werden unter teilweiser Verwendung der empirisch abgeleiteten
Erkenntnisse zu Allokationseffekten die Auswirkungen von horizontalen Mergers
auf die ökonomische Wohlfahrt dargestellt bzw. diskutiert. Nach Abgrenzung der
zu untersuchenden Beziehung zwischen Mergers und Wohlfahrt erfolgt eine
Darstellung
von
ausgewählten
modelltheoretischen
Ansätzen
zu
Wohlfahrtsauswirkungen horizontaler Mergers. Im Anschluss werden empirische
Erkenntnisse zur Beziehung zwischen horizontalen Mergers im Bankensektor und
Wohlfahrt diskutiert, bevor auf grundsätzliche Vorgehensweisen in der Merger-
Politik eingegangen wird.
Abschließend wird in der Schlussbetrachtung ein Fazit zu dem in der Einleitung
dargestellten dritten Merger Paradox gezogen. Dieses Fazit ist einerseits auf den
in dieser Arbeit herausgestellten Erkenntnissen gegründet. Andererseits fließen
darin zusammenfassende Einschätzungen anderer Autoren zu dem Merger
Paradox ein.
2.
Mergers: Einordnung, Entwicklungen und Abgrenzung
2.1
Horizontale Mergers: Definition und Abgrenzung
Fusion oder Übernahme sind im deutschsprachigen Raum gebräuchliche Begriffe
zur Bezeichnung für eine Verschmelzung von Unternehmen. Die Verschmelzung
wird als ein konzernmäßiger Zusammenschluss von Unternehmen oder eine
Mehrheitsbeteiligung mit Abhängigkeitstatbestand definiert, wodurch zumindest
ein beteiligtes Unternehmen sowohl seine wirtschaftliche als auch seine rechtliche
Selbständigkeit
verliert.
5
Somit
ist
die
Verschmelzung
ein
Unternehmenszusammenschluss mit dauerhaft ausgerichteter Zusammenarbeit
und gesellschaftsrechtlichem Mehrheitsanteil am Kapital als Bindungsmittel.
Die Begriffe Fusion oder Verschmelzung können jedoch irreführend sein: Wenn
Unternehmen fusionieren bzw. verschmelzen, so werden die beteiligten
5
Vgl. Vahlens großes Wirtschaftslexikon (1993), S. 2238, 2239.

4
Unternehmen dadurch nicht einfach nur größer. Vielmehr geht solch ein Prozess
in der Regel mit der Entstehung komplexerer Abläufe oder Änderungen in der
Organisationsform einher.
6
Diese Begriffe reflektieren solche Entwicklungen nicht
und werden im Folgenden nur eingeschränkt verwendet.
Der Ausdruck Übernahme bezeichnet nur die bestimmte Art von Verschmelzung,
in der ein Unternehmen ein anderes übernimmt. Wenn zwei Unternehmen im
Rahmen eines Verschmelzungsprozesses durch den Zusammenschluss von
Gleichen ein neues Unternehmen bilden, wäre die Bezeichnung der Übernahme
hierfür unpassend. Aus diesem Grund wird auch der Begriff der Übernahme in
dieser
Arbeit
nicht
als
ein
Sammelbegriff
für
alle
Arten
von
Unternehmenszusammenschlüssen verwendet.
In der vorwiegend englischsprachigen Literatur zu Verschmelzungen werden
stattdessen meist die Bezeichnungen Mergers&Acquisitions (M&A) oder Merger
verwendet. Der Begriff Merger wird als Aufnahme eines Unternehmens durch ein
anderes definiert, d.h. das Vermögen einer Gesellschaft wird als Ganzes auf eine
andere bereits bestehende übernehmende Gesellschaft übertragen.
7
Ein Merger
kann auch durch Neubildung erfolgen. Im Gegensatz dazu ist die Definition von
M&A weitläufiger: Hierbei werden Transaktionen beschrieben, durch die entweder
eine volle Integration der Vermögensgegenstände zu einem einzelnen
Unternehmen vollzogen wird (Mergers) oder ein Unternehmen eine Beteiligung
erwirbt, ohne dass dadurch die Unternehmensvermögenswerte integriert werden
(Acquisitions).
8
Wenn in der in dieser Arbeit verwiesenen Literatur von M&A die
Rede ist, so handelt es sich in der Regel auch bei den Acquisitions um
Mehrheitsbeteiligungen an Geschäftsanteilen. Damit gehen durch die als M&A
beschriebenen
Unternehmenstransaktionen
der
Verlust
der
rechtlichen
Selbständigkeit zumindest eines beteiligten Unternehmens einher.
Mergers und Acquisitions werden häufig als Synonyme verwendet und meist mit
Mergers als Oberbegriff.
9
Diese Gleichbehandlung rührt daher, dass durch eine
beherrschende Kapitalbeteiligung eine Vereinigung der Wirtschaftsgüter
erzwungen werden kann und so die Unterscheidung zwischen Mergers und
6
Vgl. hierzu auch Huck/Konrad/Müller (2004), S. 575.
7
Vgl. Vahlens großes Wirtschaftslexikon, (1993), S. 2239, 2240.
8
Vgl. Focarelli/Panetta/Salleo (2002), S. 1048.
9
Vgl. Linder/Crane (1993), S. 36.

5
Acquisitions mehr formeller als substantieller Natur ist.
10
Im Folgenden wird an
diese Vorgehensweise der Literatur angeknüpft und lediglich der Begriff Mergers
verwendet.
Auf die verschiedenen Arten von Mergers, Transaktionsmöglichkeiten und die
typischen Schritte von M&A-Transaktionen wird nicht in Tiefe eingegangen. Es soll
hier
im
Wesentlichen
genügen,
dass
es
sich
bei
Mergers
um
Unternehmenstransaktionen mit der Folge eines Abhängigkeitstatbestands
handelt.
Ein Merger ist ein schnelles Instrument für externe Expansion. Das wichtigste
Klassifizierungsmerkmal von Mergers stellt die strategische Ausrichtung dar:
Neben vertikalen, konglomeraten, marktausweitenden und produktausweitenden
gibt es horizontale Unternehmenszusammenschlüsse, die dadurch charakterisiert
sind, dass unter den beteiligten Unternehmen gleichartige Produkte an ähnliche
Abnehmerkreise verkauft werden.
11
Zumeist wird nur zwischen vertikalen,
konglomeraten und horizontalen Mergers unterschieden. In dieser Arbeit sind
horizontale Mergers Gegenstand der Untersuchung. Bei Betrachtung der
geschichtlichen Entwicklung von Mergers ist festzustellen, dass gerade
horizontale Mergers seit 1995 anteilmäßig zunehmen, wie im Folgenden unter
anderem aufgezeigt wird.
2.2
Historische Entwicklung von Mergers
2.2.1
Weltweite Entwicklung und Wellentheorie
Eine langfristige Zeitreihe von Mergers in den USA ist in Abbildung 1 dargestellt.
Die Daten beziehen sich auf den Zeitraum von 1895 bis 1999 und stammen aus 3
verschiedenen Quellen, wodurch sich die Sprünge im Chart erklären lassen.
Häufig diskutiert wurde folgende Fragestellung: Erfolgt Mergeraktivität in Wellen,
d.h. gibt es Oszillationen zwischen hohen und niedrigen Niveaus von
Mergeraktivitäten? Aus obigem Chart leiten Kleinert und Klodt fünf Wellen in den
Zeiträumen 1897 bis 1904, 1920 bis 1929, 1965 bis 1975, 1984 bis 1988 und 1995
bis mindestens zum Erscheinungszeitpunkt des Artikels im Jahr 2001 andauernd
10
Vgl. Blair (1972), S. 257.
11
Vgl. Scharlemann (1996), S. 9-11.

6
ab.
12
Auch wenn in anderen Arbeiten die Zeiträume von Wellen erhöhter
Mergeraktivität abweichend gesetzt werden, so ist zumindest eine gewisse
Clusterbildung zu erkennen.
Abbildung 1: Anzahl an Mergers in den USA
13
Es ist jedoch nicht unumstritten, dass Mergers überhaupt in Wellen auftreten. Zum
Beispiel konnten Shughart und Tollison mit Daten der jährlichen Mergeraktivität in
den USA im Zeitraum von 1895 bis 1979 die Hypothese nicht ablehnen, dass die
jährlichen Mergeraktivitäten einem Prozess weißen Rauschens folgen. Der
Datensatz ist dabei der gleiche, aus dem bereits die Existenz von Mergerwellen
abgeleitet wurde.
14
Im Allgemeinen aber werden in der wissenschaftlichen
Literatur temporäre Häufungen in der Mergeraktivität als Mergerwellen bezeichnet.
Diesem Sprachgebrauch soll auch hier weiter gefolgt werden, wenn nun eine
nähere Beschreibung der größten Mergerwellen folgt.
Den ersten beiden Wellen von 1897 bis 1904 und 1920 bis 1929 werden allen
voran Marktmachtmotive zugeschrieben. Stigler nannte die erste Mergerwelle
,,Merger for Monopoly" und die zweite ,,Merger for Oligopoly".
15
Während in der
ersten Welle der Anteil horizontaler Mergers überwiegte, so dominierten in der
zweiten Welle vertikale und konglomerate Mergers, nachdem horizontale Mergers
zum Ende der ersten Welle durch den Sherman Act und den Clayton Act aus
12
Vgl. Kleinert/Klodt (2002), S. 11, 12.
13
Eigene Darstellung in Anlehnung an Klodt (2001), S. 14.
14
Vgl. Shughart/Tollison (1984), S. 500-509.
15
Stigler (1950), S. 27, 31.
1895
1905
1915
1925
1935
1945 1955 1965
1975
1985
1995
10
100
1000
10000
Datenquellen:
1895-1920: Select Committee (Nelson)
1919-1963: Select Committee (FTC)
1963-1999: Mergerstat Review

7
Bedenken von zu großen Marktmachtauswirkungen untersagt werden konnten.
16
Die dritte Mergerwelle, etwa im Zeitraum von 1965 bis 1975, wurde vor allem von
konglomeraten Mergers geprägt mit dem Ziel des Aufbaus eines diversifizierten
Geschäftsportfolios
zur
Realisierung
von
finanziellen
und
geschäftsführungsabhängigen Synergiepotentialen. Ergebnis war aber tatsächlich
ein so genannter Conglomerate Discount: Konglomerate als Ganzes waren
weniger wert als die Summe ihrer Einzelteile und viele finanziell schwache
Konglomerate mussten Geschäftsteile veräußern.
17
Die von 1984 bis 1988 datierte
vierte Welle wird als Restrukturierungswelle bezeichnet. Angetrieben wurde
Mergeraktivität in diesem Zeitraum durch die Lockerung von kartell- und
monopolfeindlicher Standards in den Merger-Richtlinien in den Jahren 1982 und
1984.
18
Als vordergründiges Ziel dieser Welle wird die Erhöhung der Cashflows
aus laufenden Geschäftstätigkeiten mittels vor allem technologischer Synergien
verstanden. Resultat waren zumeist unrentable Portfolios.
19
Im Jahr 1995
beginnend hat eine fünfte Mergerwelle eingesetzt, die von Deregulierung,
zunehmenden globalem Wettbewerb und massivem technologischen Wandel
geprägt ist
20
und wieder einen, verglichen mit den drei vorangegangen
Mergerwellen, steigenden Anteil horizontaler Mergers aufweist.
21
Der Wandel in den Ausprägungen der verschiedenen Mergerwellen zeigt bereits,
dass die durch Mergers verfolgten Strategien stark unterschiedlich ausfallen
können und irrtümliche Ansichten über die Allokationseffizienz durch Mergers von
einer breiten Masse an Entscheidungsträgern umgesetzt wurden, wie es
beispielsweise an den Folgen der dritten Welle zu erkennen ist. Diese Entwicklung
verdeutlicht weiter die Komplexität der Zusammenhänge, die hinter einer
Beantwortung der Frage nach der Allokationseffizienz durch Mergers stehen.
Aufgrund der Eingrenzung des Themas dieser Arbeit auf horizontale Mergers im
Bankensektor ist eine Darstellung der Entwicklung der Mergeraktivität im Finanz-
und speziell im Bankensektor von besonderem Interesse. Darauf wird im
Folgenden eingegangen.
16
Vgl. Kleinert/Klodt (2002), S. 11.
17
Vgl. Katz/Simanek/Townsend (1997), S. 34.
18
Vgl. Baldwin (1990), S. 160.
19
Vgl. Katz/Simanek/Townsend (1997), S. 34.
20
Vgl. Kosnik/Shapiro (1997), S. 18.
21
Vgl. Kleinert/Klodt (2002), S. 12.

8
2.2.2
Entwicklung der Mergeraktivität im Finanzsektor
Eine Übersicht der Mergeraktivität im Finanzsektor weltweit seit 1990 ist in
Abbildung 2 aufgeführt.
Abbildung 2: Mergers im Finanzsektor weltweit von 1990 bis 2007
22
0
2.000
4.000
6.000
8.000
10.000
12.000
14.000
16.000
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
J a hr
0
200.000
400.000
600.000
800.000
1.000.000
1.200.000
1.400.000
1.600.000
Anzahl von Mergers
Transaktionsvolumen in Millionen EURO
In den Daten enthalten sind Banken, Asset Management Gesellschaften und
Kreditinstitute sowie andere Finanzdienstleister, die entweder als übernehmendes
oder übertragendes Unternehmen an mindestens einem Merger beteiligt waren
oder sind. Es lässt sich in jener 18-jährigen Betrachtungsperiode ein fast
kontinuierlicher Anstieg der Anzahl an Mergers im Finanzsektor erkennen. Die
Transaktionsvolumina sind dabei teilweise überproportional angestiegen.
Beachtenswert ist auch, dass der Trend steigender Mergeraktivität im
Finanzsektor weltweit bereits im Jahr 1985 seinen Anfang nahm
23
und damit nun
schon seit über 20 Jahren anhält. Die Anzahl der Banken hat in jenem Zeitraum
europaweit von 12.256 in 1985 auf 9.285 in 1997
24
und in Deutschland von 4.177
in 1991 auf 2.160 in 2003 abgenommen.
25
22
Eigene Darstellung mit Daten von Thomson Financial; Daten bereitgestellt vom Institut
für Fusionen, Akquisitionen und Allianzen (MANDA).
23
Vgl. Dunis/Klein (2005), S. 340.
24
Vgl. Dermine (2000), S. 409.
25
Vgl. Koetter (2005), S. 1.
Anzahl an Mergers
Transaktionsvolumen in Mil. EURO
A
n
z
a
h
l
a
n
M
e
rg
e
rs
T
ra
n
s
a
k
ti
o
n
s
v
o
lu
m
e
n
i
n
M
il.
E
U
R
O

9
Worin liegen die Gründe für die starke Zunahme der Mergeraktivität allgemein und
speziell
in
der
Finanzindustrie?
Einerseits
sind
hierzu
Motive
auf
betriebswirtschaftlicher
Ebene
zu
nennen,
andererseits
könnten
volkswirtschaftliche Entwicklungen die Rahmenbedingungen derart verändern,
dass Mergers dadurch begünstigt oder gar ausgelöst werden. Im nächsten
Unterkapitel werden zunächst potentielle Triebkräfte auf volkswirtschaftlicher
Ebene betrachtet.
2.3
Analyse der Triebkräfte für Mergeraggregation
Ob es überhaupt vernünftig ist, anzunehmen, dass bestimmte Gründe für
temporär erhöhte Mergeraktivität vorliegen, zeigt z.B. eine wissenschaftliche
Arbeit von Town. In dieser hat Town univariates Verhalten anhand von fünf
langfristigen Mergerzeitreihen untersucht mit dem Ergebnis, dass wellenartige
Erscheinungen in der Mergeraktivität am ehesten durch ein nichtlineares Modell
kombiniert aus zwei autoregressiven Prozessen mit unterschiedlichen Mittelwerten
beschrieben werden können. Dieses Ergebnis bestätigt die Wellenhypothese und
unterstreicht gemäß Interpretation von Town, dass die sich ändernden Dynamiken
im aggregierten Mergeraufkommen komplexer Natur sind und die Testergebnisse
mit einigen möglichen Gründen für sich ändernde Dynamiken in der
Mergeraktivität konsistent scheinen.
26
Eine Analyse der Gründe für temporär erhöhte Mergeraktivität erlaubt zwar noch
keine direkte Beurteilung, ob durch Mergers Ressourcen effizient verteilt werden,
aber sie könnte einen Bezug zu den wahrscheinlichen Nutzenpotentialen von
Mergers herstellen. Beispielsweise könnten Kenntnisse zur Beziehung zwischen
makroökonomischen Variablen und Mergerwellen erste Indizien liefern.
In einer breit angelegten empirischen Arbeit haben De Bondt und Thompson die
Beziehung zwischen makroökonomischen Variablen und Mergerwellen untersucht.
Sie haben 1065 Unternehmen, die im Zeitraum von 1926 bis 1988 durch Mergers
von der Liste des New York Stock Exchange genommen wurden, in
Industriezweige unterteilt und auf potentielle Gründe für Aggregationen in der
Mergeraktivität getestet. Bei der Interpretation der Ergebnisse haben sie
26
Vgl. Town (1992), S. 83-100.

10
geschlussfolgert, dass die Existenz eines direkten Zusammenhangs zwischen
makroökonomischen Variablen und Mergerwellen anzuzweifeln ist.
27
Im weiteren Verlauf theoretischer und empirischer Untersuchungen wurden
Ansätze zu potentiellen Triebkräften für Mergerwellen entwickelt, die sich
grundsätzlich in zwei Kategorien einteilen lassen: Industrieschocks, die Mergers
begünstigen, oder Markttiming.
28
Die verhaltensorientierte Hypothese des
Markttimings basiert auf einer viel dokumentierten positiven Beziehung zwischen
Börsenbewertungen und Mergeraktivitäten.
29
Wie Harford weiter ausführt, würden
gemäß der verhaltensorientierten Hypothese des Markttimings rational handelnde
Manager von relativ höher bewerteten Unternehmen in einer Börsenhausse ihre
Höherbewertung ausnutzen und andere relativ unterbewertete Unternehmen
aufkaufen. Allerdings wird in den die Markttiming-Hypothese bestätigenden
Untersuchungen die Alternativhypothese der Industrieschocks außer Acht
gelassen.
30
Demgegenüber gründen neoklassische Erklärungen für Mergerwellen auf
Störungen durch Industrieschocks, die zu einer Ressourcenreallokation führen.
Diese Schocks können regulatorische, technologische oder ökonomische
Ursachen haben und resultieren in simultanen Reaktionen von Managern, z.B. in
Mergers im Falle erhöhter Mergeraktivitäten.
31
Zu dieser Industrieschock-
Hypothese haben beispielsweise Andrade, Mitchell und Stafford 4300 US-
amerikanische Mergers im Zeitraum 1973 bis 1998 untersucht und kamen zu dem
Schluß, dass Deregulation der primäre Grund für einen fast 50-prozentigen Anteil
an der aggregierten Mergeraktivität seit den späten 1980ern ist.
32
Industrieschocks
führen im Allgemeinen aber nur dann zu Mergerwellen, wenn genügend
Kapitalliquidität vorhanden ist.
33
Harford hat sowohl die Markttiming- als auch die Industrieschock-Hypothese für
Zeitreihen von 28 Industriezweigen mit 35 identifizierten Wellen im Zeitraum von
1981 bis 2000 getestet. Während in der Panelstudie noch beide Hypothesen
bestätigt wurden, führte eine logistische Regressionsanalyse zu einer deutlich
27
Vgl. De Bondt/Thompson (1992), S. 34-40.
28
Vgl. Harford (2005), S. 531.
29
Vgl. hierzu auch Bittlingmayer (1996), S. 138; Haque/Harnhirun/Shapiro (1995), S. 563;
De Bondt/Thompson (1992), S. 42.
30
Vgl. Harford (2005), S. 533, 534.
31
Vgl. Andrade/Stafford (2004), S. 2.
32
Vgl. Andrade/Mitchell/Stafford (2001), S. 103-120.
33
Vgl. Harford (2005), S. 533.

11
stärkeren Befürwortung der Industrieschock-Hypothese. Kapitalliquidität wurde
wiederum als notwendige, aber nicht hinreichende Kondition für Mergerwellen
erkannt.
34
Als Gründe für temporär erhöhte Mergeraktivität speziell im Banken- bzw.
Finanzsektor werden unter anderem technologischer Fortschritt,
35
intensiverer
Wettbewerb,
36
Globalisierung,
37
erhöhte Kapitalliquidität
38
und besonders häufig
Deregulierung
39
genannt.
Beispiele
für
Deregulierungsmaßnahmen
im
Bankensektor sind die Verabschiedung des Riegle-Neal Acts im Jahr 1994,
wodurch internationale Bankenmergers erlaubt wurden, sowie die Aufhebung
staatlicher Unterstützung deutscher Landesbanken im Jahr 2005, weswegen von
Fachleuten zusätzliche Mergeraktivitäten im deutschen Bankensektor erwartet
werden.
40
Als weiterer Antrieb für Mergeraktivitäten erweisen sich gerade in
jüngerer Vergangenheit ansteigende Anlagevolumina im Private Equity Sektor.
Ist aus der Analyse der Triebkräfte bzw. begünstigender Umstände für
Mergeraggregation bereits ein Anzeichen ersichtlich, dass durch Mergers
Ressourcen effizient verteilt werden? Es wird zumindest ersichtlich, dass
Veränderungen der Rahmenbedingungen zu erhöhten Mergeraktivitäten führen
können und, rationales unternehmerisches Handeln in der Praxis vorausgesetzt,
Merger ein Instrument wäre, um auf Veränderungen der Rahmenbedingungen
schnell zu reagieren.
41
Für direkte Hinweise ist jedoch eine direkte Untersuchung
der Motive für Mergers notwendig. Um der Fragestellung der Allokationseffizienz
durch Mergers nachzugehen ist zunächst Effizienz in Verbindung mit der
Allokation durch Mergers zu definieren. Diese Definition und die themengemäße
Abgrenzung auf den Bankensektor erfolgt im nächsten Unterkapitel.
34
Vgl. Harford (2005), S. 536-547.
35
Vgl. Amel/Barnes/Panetta/Salleo (2004), S. 2494; Vennet (2002), S. 1.
36
Vgl. Vennet (2002), S. 1.
37
Vgl. Berger/Demsetz/Strahan (1999), S. 150.
38
Vgl. Harford (2005), S. 530; Berger/Demsetz/Strahan (1999), S. 149.
39
Vgl. Amel/Barnes/Panetta/Salleo (2004), S. 2494; Vennet (2002), S. 1; Berger/Demsetz/
Strahan (1999), S. 151; Toyne/Tripp (1998), S. 48.
40
Vgl. Köhler (M&A-Markt kühlt sich ab, 13.01.2008).
41
Vgl. hierzu auch Axel Siedenberg (2002), S. 26.

12
2.4
Definition und Abgrenzung von Allokationseffizienz
horizontaler Mergers im Bankensektor
Stewart, Harris und Carleton haben zu den Allokationseffekten von Mergers wie
folgt geschrieben: "Mergers have been described by some as desirable
transactions serving the purposes of efficiently reallocating productive, financial
and managerial resources within the economy."
42
Inwieweit diese Beschreibung von Allokationseffekten durch Mergers zutreffend
ist, soll in dieser Arbeit weiter untersucht werden. Der Ansatz dieser Arbeit ist
somit ein relativ breit angelegter. Die Art der Ressource wird nicht weiter
eingeschränkt, wodurch ein vollständigeres Bild entsteht als unter Eingrenzung auf
einzelne Ressourcen und Maße für diese.
Der Ausdruck ,,reallocating" im Zitat impliziert bereits, dass zur Untersuchung der
Allokationseffekte durch Mergers relative Veränderungen von Interesse sind. Es
wird verglichen, wie sich die Ressourcenallokation nach gegenüber vor dem
Merger verändert hat. Insofern wäre es auch von Interesse, Kenntnisse zu
Veränderungen des erreichten Effizienzgrades durch die Ressourcenreallokation
durch Mergers zu erhalten. Im Folgenden wird dem allgemeinen deutschen
Sprachgebrauch gefolgt und Effizienz in Verbindung mit Mergers sowohl auf
tatsächliche Effizienzsteigerungen bezogen, d.h. beispielsweise Verbesserung
ökonomischer
Effizienz
im
Sinne
der
Realisierung
einer
niedrigeren
Minimalkostenkombination für eine gegebene Produktmenge,
43
als auch auf
Verbesserungen des erreichten Effizienzgrades gegenüber einer Peergruppe.
44
Eine Unterscheidung kann dennoch wichtig sein, wie in Kapitel 4 weiter erläutert
wird. Zur Vergleichsbemessung werden viele verschiedene Maße herangezogen.
Welch unterschiedliche Auswirkung die Wahl des Vergleichsmaßes und der
Betrachtungsweise haben kann, zeigt das folgende kleine und einfache
Gedankenexperiment.
Es sei angenommen, dass in einem Markt nur zwei Unternehmen existieren, die
Entscheidungsträger rational handeln und den Unternehmenswert maximieren.
Damit es überhaupt zu einem Merger kommt, muss ein Anreiz dazu mindestens
42
Stewart/Harris/Carleton (1984), S. 293.
43
Vgl. Vahlens großes Wirtschaftslexikon (1993), S. 493.
44
Vgl. hierzu auch z.B. Schmidtchen (2005), S. 5 ff; Erlei (2001), S. 184 ff; Tichy (1990), S.
438 ff.

13
aus Sicht eines Unternehmens vorliegen. Es muss daher gelten mit UW(A) als
dem Wert des übernehmenden Unternehmens A, UW(B) als den Wert des zu
übernehmenden Unternehmens B, UW(AB) als den Wert des durch Merger
entstandenen Unternehmens AB und TK als die durch den Merger angefallenen
Tranksaktionskosten:
UW(A) + UW(B) < UW(AB) - TK.
Ein Merger wäre also dann für Entscheidungsträger des übernehmenden
Unternehmens A lohnenswert und die Ressourcenallokation absolut höher
bewertet, wenn die durch den Merger entstehenden Synergien größer wären als
die entstandenen Transaktionskosten.
Etwas komplexer wird es, wenn weitere Unternehmen in die Betrachtung
einbezogen werden. Angenommen, in obigem Beispiel existiert ein drittes
Unternehmen C, das ebenfalls an einem Merger partizipieren könnte. In diesem
Fall kann ein Merger zwischen Unternehmen A und Unternehmen B selbst dann
noch relativ lohnenswert sein, wenn Folgendes gilt:
UW(A) + UW(B) > UW(AB) ­ TK.
Wie ist dies möglich? Wenn die als hinreichend wahrscheinlich geltende
Alternative zu dieser Ungleichung ein Merger zwischen Unternehmen B und
Unternehmen C wäre und dadurch das Unternehmen A noch schlechter als in
obiger
Ungleichung
gestellt
wäre,
dann
wäre
es
aus
Sicht
der
Entscheidungsträger des Unternehmens A nun weniger schlecht, selbst
Unternehmen B zu übernehmen. Damit hätte Unternehmen A einen Anreiz,
Unternehmen B zu übernehmen, auch wenn die dadurch entstehende
Ressourcenallokation nicht rentabler in dem Sinne wäre, als dass dadurch ein
positiver Wert aus der Differenz von Synergien weniger den Transaktionskosten
bliebe.
Dennoch
wäre
die
Ressourcenallokation
aus
Sicht
der
Entscheidungsträger des Unternehmens A relativ besser hinsichtlich der
Unternehmenswertentwicklung als unter der Alternative des Mergers zwischen
den Unternehmen B und C.
Aus diesem vereinfachten Beispiel wird deutlich, dass Interpretationen zur
Vorteilhaftigkeit von Allokationseffekten in Abhängigkeit der Betrachtungsweise

14
signifikant voneinander abweichen können. Wenn zudem die Annahme
unternehmenswertmaximierenden Verhaltens aufgehoben wird, wären weitere
Kombinationen denkbar, in denen Entscheidungsträger andere Parameter
maximieren bzw. optimieren würden.
Der Frage nach den Allokationseffekten von Mergers wird in der
wissenschaftlichen Literatur grundsätzlich auf folgende Arten nachgegangen:
1) Vergleiche verschiedener Marktordnungen durch Gegenüberstellung der
Performance
von
Industriesektoren
unter
unterschiedlichen
regulatorischen Bestimmungen.
2) Studien
der
Konsequenzen
von
Mergers
auf
Unternehmensperformancemaße individueller Unternehmen.
3) Analyse der Gründe von Konsolidierung.
45
Während die ersten beiden Vorgehensweisen 1) und 2) in Kapitel 4 genauer
betrachtet werden, wurde auf die Analyse der Gründe von Konsolidierung bereits
teilweise in Unterkapitel 2.3 eingegangen. In Kapitel 3 folgt ein weiterer Teil der
Analyse zu den Gründen von Konsolidierung, indem potentielle Motive zu einem
Merger von einzelnen Wirtschaftssubjekten dargestellt werden. Bevor dazu
übergegangen wird, seien einige Bemerkungen zu der Abgrenzung auf den
Bankensektor erwähnt.
Die Bankenbranche ist zugegebenermaßen keine besonders homogene Industrie:
Zwischen den einzelnen Geschäftsfeldern gibt es erhebliche Unterschiede, und
konsequenterweise wäre ein Merger zweier Banken nur dann horizontal im
engsten Sinne, wenn beide beteiligten Banken vor dem Merger in den gleichen
Geschäftsfeldern aktiv gewesen wären. Dies wurde in einigen empirischen
Arbeiten zu horizontalen Mergers berücksichtigt. Auf jene empirischen
Untersuchungen ist diese Arbeiten fokussiert, jedoch werden auch empirisch
gewonnene Erkenntnisse wiedergegeben, in denen zwar ausschließlich Banken
an Mergers involviert waren, deren einzelne Geschäftsfelderaktivitäten aber nicht
weiter differenziert wurden. Zumindest liegen auch für diese Banken einige
Gemeinsamkeiten vor, wie beispielsweise Regulierungsvorschriften oder das im
Bankensektor
besonders
ausgeprägte
Erfordernis
eines
umfangreichen
Risikomanagements.
45
Vgl. Calomiris (1999), S. 615, 616.

15
Demgegenüber ist der Bankensektor im Wesentlichen aus zwei Gründen
besonders interessant: Zum einen aus den oben dargelegten aktuellen
Entwicklungen in der Mergeraktivität der letzten 20 Jahre, zum anderen aufgrund
der enormen Fülle detaillierter und unverzerrter Daten von Aufsichtsbehörden, da
der Bankensektor seit langem Regulierungsvorschriften unterlegen ist. Dies hatte
zur Folge, dass der Bankensektor Gegenstand intensiver Untersuchungen wurde
und weiter ist, wodurch es eine Vielzahl an empirischen Untersuchungen zum
Bankensektor gibt.
Durch einen Merger können viele unterschiedliche Ziele zu erreichen versucht
werden. Im nächsten Kapitel folgt eine Übersicht potentieller Motive und
Konsequenzen
horizontaler
Mergers
im
oligopolistischen
Wettbewerb.
Anschließend wird eine Vielzahl an potentiellen Mergermotiven und weiteren
Gründen für Wertveränderungen unter Bezug auf den Bankensektor strukturiert
dargestellt.
3.
Motive und Konsequenzen horizontaler Mergers
3.1
Motive und Konsequenzen im oligopolistischen Wettbewerb
Würde in Märkten vor wie nach einem Merger perfekter Wettbewerb herrschen, so
hätte ein Merger keine problematischen Konsequenzen. Erst in eingeschränkten
Wettbewerbsmärkten stellt sich die Frage nach den Risiken durch einen Merger.
In den als normativ
46
bezeichneten Arbeiten zu Mergers im nicht kooperativen
oligopolistischen Wettbewerb werden unter spezifischen Modellannahmen Motive
und Konsequenzen von Mergers abgeleitet. Hierbei wird unterschieden zwischen
Mengen- bzw. Cournot- und Preis- bzw. Bertrand-Wettbewerb sowie zwischen
homogenen Gütern und Produktdifferenzierung.
Die grundsätzliche Modellierungsvorgehensweise ist dabei wie folgt: Es wird
angenommen, dass sich eine gewisse Anzahl an Unternehmen an einem Merger
beteiligen. Die nach dem Merger verbliebenen Unternehmen produzieren nach
einem definierten Standard in Abhängigkeit von der Annahme eines
vorherrschenden Mengen- oder Preiswettbewerbs. Durch in der Regel der
Ermittlung des durch Mergers entstandenen neuen Nash-Gleichgewichts wird das
Ergebnis des Wettbewerbs beschrieben.
46
Vgl. Tombak (2002), S. 514.

16
Zumeist wurden horizontale Mergers in statischen Cournot-Wettbewerbsmodellen
untersucht, in denen ein Merger eine exogene Veränderung in der Marktstruktur
darstellt. Im Oligopolmarktmodell mit Cournot-Wettbewerb wird angenommen,
dass gewinnmaximierende Unternehmen mit homogenen Produkten bei bekannter
Marktnachfrage, identischen und konstanten Grenzkosten und identischen
Marktkenntnissen
vorab
über
ihre
Angebotsmengen
entscheiden.
Die
Angebotsmenge der Wettbewerber wird als gegeben angenommen zum Zeitpunkt
der Entscheidung und beeinflusst wiederum die Angebotsmengenentscheidung
des einzelnen Unternehmens, wodurch eine Art oligopolistische Interdependenz
zum Ausdruck kommt. Die entscheidende Variable für den Gewinn ist die
Angebotsmenge, da sie im Laufe der Periode im Gegensatz zu den Preisen nicht
mehr geändert werden kann. Schlüsselbeiträge zur Anwendung auf horizontale
Mergers sind die Arbeiten von Salant, Switzer und Reynolds im Jahr 1983, Perry
und Porter im Jahr 1985 sowie Farrell und Shapiro im Jahr 1990.
Auf das Ergebnis der Arbeit von Salant, Switzer und Reynolds wird, wie in der
Einleitung schon angedeutet, als eine Art eines Merger Paradoxes verwiesen.
Ausgangspunkt ist ein Markt im Cournot-Gleichgewicht. In ihrem Ansatz führt ein
Merger, ausgehend von n identischen Unternehmen, zu (n-2) Unternehmen und
einem neuen, größeren Unternehmen. Nach dem Merger könnte der für die
beteiligten Unternehmen potentielle Gewinn höher sein, wenn die Angebotsmenge
eines der am Merger beteiligten Unternehmen durch Internalisierung der neuen
Angebotsmengenentscheidungen
der
anderen
am
Merger
beteiligten
Unternehmen reduziert wird. Wenn die neue gesamte Angebotsmenge des durch
Merger entstandenen Unternehmens kleiner als die kombinierte Angebotsmenge
der
beteiligten
Unternehmen
vor
dem
Merger
ist,
würden
die
Wettbewerbsunternehmen aufgrund der fallenden Reaktionsgerade ihre
Angebotsmengen erhöhen. Der Effekt der Angebotsmengenerhöhung der
Wettbewerber würde den potentiellen Gewinnanstieg des durch Merger
entstandenen Unternehmens für jedes n aufheben, solange der Marktanteil des
durch Merger entstandenen Unternehmens 80% nicht übersteigt. Dies liegt daran,
dass die Angebotsmengenerhöhung der Wettbewerber wiederum zu einer
Reduktion des Gewinns des durch Merger entstandenen Unternehmens führt. Im
Ergebnis würden die nicht am Merger beteiligten rivalisierenden Unternehmen
durch höhere Marktanteile und höhere Gewinne profitieren und letztlich wäre ein

17
geringerer Gewinn für das durch Merger entstandene Unternehmen die Folge.
47
Es sei angemerkt, dass diese Beziehung bereits von Stigler im Jahr 1950 intuitiv
identifiziert wurde.
48
Aufbauend auf diesem Ansatz von Salant, Switzer und Reynolds haben einige
Autoren verschiedene Annahmen verändert und so mögliche Anreize für und
Konsequenzen von horizontalen Mergers modelltheoretisch abgeleitet. Perry und
Porter heben die Annahme konstanter und identischer Grenzkosten auf und
zeigen, dass Mergers in Abhängigkeit von Nachfrageveränderungen profitabel
sein können. In ihrem Modell hat ein am Merger beteiligtes Unternehmen Zugang
zu den Sachanlagen der anderen am Merger beteiligten Unternehmen, wodurch
die Angebotsmenge zu bestimmten Durchschnittskosten variiert werden kann.
Anhand zweier Modelle mit Cournot-Wettbewerb weisen Perry und Porter nach,
dass durch genügend hohe Konvexität der Grenzkosten, in ihrem Fall modelliert
durch eine quadratische Kostenfunktion, Mergers profitabel sein können, da
dadurch der Anreiz zur Angebotsmengenausweitung der nicht am Merger
beteiligten Wettbewerbsunternehmen verringert ist.
49
Farrell und Shapiro zeigen, dass Mergers im Cournot-Wettbewerb typischerweise
einen Preisanstieg bewirken: Jeder Merger, der keine Synergien generiert, führt zu
einem Preisanstieg. Dagegen resultiert ein Merger dann nicht in einem
Preisanstieg, wenn die durch den Merger entstehenden Kostensynergien
genügend hoch ausfallen. Der Modellansatz von Farrell und Shapiro erlaubt
Asymmetrien
in
der
Kostenstruktur
sowie
Asymmetrien
in
den
Produktionsmöglichkeiten
zwischen
dem
durch
Merger
entstandenen
Unternehmen und dessen Wettbewerbern. Positive Kostensynergien, im Modell
dargestellt durch Größenvorteile, liegen dann vor, wenn nach dem Merger die
Grenzkosten des durch Merger entstandenen Unternehmens gesunken sind.
Überproportional angestiegene Produktionsmöglichkeiten, d.h. die maximale
Produktionsmenge ist nach dem Merger größer als die Summe der maximalen
Produktionsmengen der beteiligten Unternehmen vor dem Merger, haben im
Modell ihre Erklärung in Lerneffekten. Allerdings sind die zu einer Kompensation
des durch den Merger initiierten Preisanstiegs erforderlichen Synergien von
47
Vgl. Salant/Switzer/Reynolds (1983), S. 185-199.
48
Vgl. Stigler (1950), S. 33.
49
Vgl. Perry/Porter (1985), S. 219-227.

18
beträchtlicher Höhe und weiter umso höher, je größer der Marktanteil des durch
Merger entstandenen Unternehmens ist.
50
Eine Erweiterung zu der Arbeit von Farrell und Shapiro im Jahr 1990 stellt die
Untersuchung von Preiseffekten horizontaler Mergers von Stennek dar. Es wird im
Modell eines Duopols mit Cournot-Wettbewerb und homogenen Gütern gezeigt,
dass das Poolen von privaten Informationen über Kosten mittels eines Mergers
selbst dann zu niedrigeren Preisen führen kann, wenn Kostensynergien durch den
Merger ausbleiben. Stennek gibt hierfür folgende Begründung: Unternehmen mit
relativ höheren Kosten müssen ihre Ausbringungsmenge reduzieren. Dies würde
dazu
führen,
dass
die
Wettbewerbsunternehmen
die
reduzierte
Ausbringungsmenge vollständig antizipieren, falls sie über vollständige
Informationen über Kosten verfügen. Stennek zeigt in einperiodischer
Betrachtung, dass dieser marktinduzierte Rationalisierungseffekt in einem Markt
mit unvollständigen Informationen weniger stark eintritt als in einem Markt mit
vollständigen Informationen und ein Merger in einem Markt mit unvollständigen
und asymmetrischen Kosteninformationen zu Informationsvorteilen führen kann.
51
In allen bislang vorgestellten Modellen von Mergers im Cournot-Wettbewerb
erfolgte die Betrachtung statisch und Mergers wurden exogen modelliert. Statische
und
nicht
endogene
Betrachtungsweisen
bringen
eine
Reihe
von
Einschränkungen mit sich. Wie Gowrisankaran ausführt, führen statische
Untersuchungen oft zu fehlerhaften Schlüssen durch Missachtung von
Alternativen zu Mergers wie beispielsweise interne Investitionen, Markteintritt oder
Marktaustritt, die wiederum Einfluss darauf nehmen können, welche Mergers und
mit welchem Erfolg diese in einer Industrie auftreten. Eine nicht endogene
Betrachtungsweise erlaubt zudem keine Aussagen über zukünftige Strukturen
einer Industrie. Durch Endogenisierung der Mergerentscheidung können solche
Einschränkungen teilweise überwunden werden. Grundsätzlich sind dynamische
Modelle endogener Mergers aber wesentlich komplexer als statische Modelle.
Dies liegt daran, dass es nur schwer möglich ist, herauszufinden, welches
Gleichgewicht unter vielen möglichen dominieren würde.
52
Ein oft verwiesenes
Beispiel hierfür ist das Modell von Kamien und Zang aus dem Jahr 1990, wo eine
50
Vgl. Farrell/Shapiro (1990), S. 107-126.
51
Vgl. Stennek (2003), S. 1-12.
52
Vgl. Gowrisankaran (1999), S. 56, 57.

19
Vielfalt unterschiedlicher Gleichgewichte abgeleitet wurden ohne sondieren zu
können, welches Gleichgewicht dominant sein müsste.
53
Ein ambitionierter und viel verwiesener Ansatz in der Literatur endogen
modellierter Mergers ist der von Gowrisankaran im Jahr 1999. In seinem
dynamischen spieltheoretischen Modell endogener Mergers führen Unternehmen
unter
zufällig
wechselnden
Marktbedingungen
Entscheidungen
über
Mergerpartizipation, Markteintritt und anderen Alternativen aus mit dem Ziel, die
abdiskontierten erwarteten Zukunftsgewinne zu maximieren. Die Unternehmen
werden dabei modelliert als kapazitätsbeschränkte Wettbewerber im Cournot-
Wettbewerb mit konstanten Grenzkosten und homogenen Gütern. Gelöst wird
dieses Spiel mittels des Markov-perfekten Nash-Gleichgewichtskonzepts, wodurch
mehrere verschiedene Gleichgewichtslösungen charakterisiert werden. Im
Ergebnis erhöhen Mergers die Geschwindigkeit der Reaktion auf Industrieschocks
und führen zu höherer Marktkonzentration. Als Motive für Mergers in diesem
Modell werden angegeben, dass Mergers zu höherer Marktmacht, dargestellt
durch gestiegenem Durchsetzungsvermögen höherer Preise, führen und als ein
besonders schnelles Wachstumsinstrument dienen können.
54
Die Arbeit von Rodrigues im Jahr 2001 stellt einen weiteren Ansatz endogen
modellierter Mergers zur Identifikation von marktstrukturbezogenen, das
Mergeraufkommen beeinflussenden Faktoren dar. Mit der Angebotsmenge
homogener Güter als der strategischen Variable werden in zwei Stufen der
Einfluss der Marktstruktur auf Mergers untersucht: In Stufe eins entscheiden
Unternehmen, ob sie sich an einem Merger beteiligen oder nicht und in Stufe zwei
konkurrieren die verbliebenen Unternehmen am Markt. Es wird gezeigt, dass die
gleichgewichtige Marktkonzentration und die Neigung von Unternehmen, an einem
Merger zu partizipieren, umso geringer ist, je höher die anfängliche Anzahl an
Unternehmen ist, und umgekehrt umso höher ausfällt, je größer die erwartete
Wettbewerbsintensität und die mögliche Einsparung fixer Kosten ist. Neben dem
Motiv der Kostensynergien, im Modell dargestellt durch die positive Beziehung
zwischen Mergeraufkommen und dem Einsparungspotential fixer Kosten, wird
Marktmacht als ein weiteres Motiv identifiziert: Der Vergleich der kumulierten
Produktionsmenge vor und nach einem Merger zeigt, dass durch einen Merger die
gesamte Produktionsmenge des Marktes abnimmt und der Preis ansteigt.
55
53
Vgl. Kamien/Zang (1990), S. 490.
54
Vgl. Gowrisankaran (1999), S. 56-83.
55
Vgl. Rodrigues (2001), S. 1245-1261.

20
Stennek
hat,
wie
oben
beschrieben,
die
Auswirkung
von
privaten
Kosteninformationen auf die Preissetzung untersucht. Wenn im Cournot-
Wettbewerb zusätzlich zu Informationsasymmetrien Produktdifferenzierung erlaubt
wird, so können sich weitere Auswirkungen durch Mergers einstellen. Ein Beispiel
hierzu liefert das Modell von Qiu und Zhou, in dem Unternehmen in Stufe eins
über Partizipation an einem Merger entscheiden und in Stufe zwei miteinander
konkurrieren. Sie modellieren internationale Mergers im Cournot-Wettbewerb mit
asymmetrisch verteilten Informationen und Produktdifferenzierung, wobei
Unternehmen nur über den heimischen Markt vollständige Informationen zur
heimischen Marktnachfrage haben, nicht aber über den ausländischen Markt. Im
Ergebnis hat ein Merger unter diesen Bedingungen umso höheres Potential zu
Gewinnsteigerungen, je stärker die Produkte differenziert sind.
56
Als Zwischenergebnis einiger ausgewählter Arbeiten zu horizontalen Mergers in
nichtkooperativen Mengenwettbewerbsmodellen ist festzuhalten:
1) Mergers können im Cournot-Wettbewerb modelliert und analysiert werden.
2) Im Cournot-Wettbewerb haben Unternehmen haben kaum Anreiz, sich an
einem Merger zu beteiligen.
3) Mergers im Cournot-Wettbewerb werden erst dann auch ohne extrem
hohen Marktanteilsansteig für profitabel befunden, wenn Annahmen des
Cournot-Modells modifiziert werden.
4) Tendenziell sind Mergers in dynamischer Betrachtungsweise rentabler.
Das letzte Ergebnis wird dem Umstand zugeschrieben, dass das Gleichgewicht in
dynamischen
Cournot-Wettbewerbsmodellen
sich
dem
des
Bertrand-
Wettbewerbsmodells mit differenzierten Produkten annähert,
57
womit bereits ein
Resultat
der
Untersuchung
von
Mergers
im
Bertrand-Wettbewerb
vorweggenommen ist.
In der Modellklasse der Bertrand-Wettbewerbsmodelle werden die Annahmen zum
Cournot-Wettbewerb aufrechterhalten mit den Ausnahmen, dass der Preis die
vorab zu entscheidende strategische Variable ist, die Preise der Wettbewerber als
gegeben
betrachtet
werden
und
die
Angebotsmengen
während
der
Betrachtungsperiode variabel sind. Dies hat zur Folge, dass bei homogenen
56
Vgl. Qiu/Zhou (2006), S. 38-58.
57
Vgl. Dockner/Gaunersdorfer (2001), S. 196.

21
Produkten der Anbieter mit dem geringsten Preis die gesamte Nachfrage
befriedigt.
Deswegen
entspricht
bei
homogenen
Produkten
der
Gleichgewichtspreis den marginalen Kosten und ist für die Analyse von Mergers
weitestgehend
uninteressant,
da
lediglich
Kostensynergiepotentiale
zu
untersuchen wären. Anders stellt sich die Situation dar, wenn die Produkte
differenziert sind, wie in der Arbeit von Deneckere und Davidson gezeigt wurde.
Deneckere und Davidson haben den Anreiz zur Partizipation in horizontalen
Mergers unter Bertrand-Wettbewerb mit symmetrisch differenzierten Produkten
und identischen Durchschnittskosten untersucht mit dem Ergebnis, dass Mergers
sowohl für die am Merger teilnehmenden Unternehmen als auch für die
Wettbewerber profitabel sind. Zudem gilt, dass größere Mergers profitabler für die
Unternehmen der Industrie sind. Der Grund hierfür liegt darin, dass bei
Preiswettbewerb
und
differenzierten
Produkten
die
Reaktionsfunktionen
typischerweise aufwärts geneigt sind, während sie bei Mengenwettbewerb
typischerweise fallend sind. Die am Merger beteiligten Unternehmen bieten auch
weiterhin ihre Produktvarietäten an, wodurch durch den Merger ein Unternehmen
mit mehreren differenzierten Produkten entsteht. Dies führt zu höheren Preisen
und stärkerer Marktmachtausübung. Auf die durch den Merger initiierte
Preissteigerung folgen wiederum Preissteigerungen der Wettbewerber. Im neuen
Marktgleichgewicht wären damit alle Unternehmen der Industrie besser gestellt.
58
In den bislang wiedergegebenen Übersichten zu modelltheoretischen Arbeiten im
oligopolistischen Wettbewerb werden mitunter Anreize für horizontale Mergers
abgeleitet, die kurz zusammengefasst seien. Zum einen können im
Mengenwettbewerb Motive in Form von Kostensynergien durch konvex
verlaufende Grenzkosten in Abhängigkeit von Nachfrageveränderungen, durch
steigende Skalenerträge sowie durch Fixkosteneinsparung modelliert werden.
Weiter kann durch das Poolen von Kosteninformationen der Informationsfluss und
durch Informationsgewinn über andere Märkte der Grad an erreichter
Informationseffizienz verbessert werden. Größere Marktmachtausübung in Form
höherer Preise und geringerer Mengen sowie schnelle Reaktion auf
Marktveränderungen stellen weitere Anreize für Mergers dar. Zum anderen
können bei Preiswettbewerb mit differenzierten Produkten Anreize zu Mergers
entstehen, weil durch Mergers Preise erhöht werden können. Dieser Katalog ist
keineswegs abschließend. Vielmehr beinhaltet dieser Erkenntnisse aus oft
58
Vgl. Deneckere/Davidson (1985), S. 473-486.

22
verwiesenen und teilweise als Schlüsselwerke bezeichneten Arbeiten sowie aus
ausgewählten Arbeiten zu weiteren Anreizaspekten.
Einige weitere modellierte Anreize seien kurz erwähnt. Beispielsweise können
Kostensynergiepotentiale durch kosteneinsparende Aufteilung bzw. Positionierung
von Geschäftsstellen, wie im Cournot-Wettbewerb in räumlich differenzierten
Märkten gezeigt werden kann,
59
oder reine Marktmachterhöhung auch ohne
positiven Synergien, wenn im Cournot-Wettbewerb an einem Merger Stackelberg-
Führer und -Folger involviert sind,
60
Anreize zu horizontalen Mergers bilden.
Risikodiversifikation stellt ein weiteres mögliches Motiv dar: Anhand eines
oligopolistischen Modells mit differenzierten Produkten, in welchem über Preis
oder Menge konkurriert wird, die Unternehmen eine bestimmte Durchschnitts- und
Varianz-Präferenz aufweisen und Unsicherheit über Kosten und Nachfrage
vorherrscht, haben Banal-Estanol und Ottaviani abgeleitet, dass Mergers bei
Mengenwettbewerb bereits bei geringer Risikoaversion profitabel sein können und
bei Preiswettbewerb immer profitabel sind.
61
Die meisten der in diesem Abschnitt vorgestellten Modelle beziehen sich auf einen
einzelnen betrachteten Merger. Wie das in Unterkapitel 2.4 angeführte einfache
Beispiel demonstriert hat, muss ein Merger nicht unbedingt durch eine absolute
Verbesserung motiviert sein, sondern möglicherweise kann auch eine verglichen
mit den Alternativen relative Besserstellung angestrebt werden. Auf derartige
potentielle Interdependenzen bezugnehmend haben Nilssen und Sorgard in einem
Modell mit Cournot-Wettbewerb, homogenen Gütern, linearen Kosten und linearer
Nachfrage sequentielle Zusammenhänge zwischen Mergers untersucht.
Ausgangspunkt dieser Arbeit ist, dass zwei verschiedene Mergers sich in einer
Abfolge ereignen, wobei die an dem ersten Merger beteiligten Unternehmen einen
weiteren Merger anregen wollen oder nicht. Ein Merger, der isoliert betrachtet
nicht profitabel ist, könnte also dennoch erfolgen, wenn dieser einen
nachfolgenden Merger anregt, der positive Effekte auf die am ersten Merger
beteiligten Unternehmen bewirkt oder einen anderen potentiellen Merger
verhindert, der negative Auswirkungen auf die am ersten Merger beteiligten
Unternehmen hätte. Die Existenz solch einer Interdependenz wird in jener Arbeit
bestätigt, indem gezeigt wird, dass weitere Mergers Einfluss auf die Rentabilität
der vorhergehenden Mergers haben. Diese Erkenntnis beherbergt ein gewisses
59
Vgl. Norman/Pepall (2000), S. 667-681.
60
Vgl. Huck/Konrad/Müller (2001), S. 213-217.
61
Vgl. Banal-Estanol/Ottaviani (2006), S. 577-608.

23
Potential, die Analyse der Gründe für die Existenz von Mergerwellen zu
verbessern und könnte auch eine gewisse Bedeutung für Erklärungsansätze von
Mergerwellen haben, wie von Nilssen und Sorgard angemerkt wird.
62
Jedes Modell lässt sich grundsätzlich an seinen Annahmen kritisieren. Einige
Annahmen in den vorgestellten oligopolistischen Wettbewerbsmodellen wie z.B.
identische Grenzkosten oder vollkommen homogene Güter mögen als zu restriktiv
erscheinen, als dass dadurch zuverlässige Implikationen für die Praxis abgeleitet
werden könnten. Beispielsweise benutzen Salant, Switzer und Reynolds das
Ergebnis nicht profitabler Mergers in ihrer Arbeit dazu, das Verwenden des
Cournot-Wettbewerbsmodells für die Analyse von Mergers zu kritisieren.
63
Farrell
und Shapiro führen des Weiteren an, dass oligopolistische Wettbewerbsmodelle
nur ungenügend Kollusion abbilden. Zwar wird implizites kollusives, d.h.
aufeinander
abgestimmtes
Verhalten
gemäß
Farrell
und
Shapiro
in
oligopolistischen Wettbewerbsmodellen relativ gut erfasst, doch werden Effekte
auf die Wahrscheinlichkeit und die Natur expliziten kollusiven Verhaltens
ignoriert.
64
In Anbetracht dieser und weiterer Kritiken erscheint es als nicht
überraschend, dass die Unterstellung eines oligopolistischen Wettbewerbsmodells
zur Untersuchung von Mergers speziell im Bankensektor ebenfalls nicht
unumstritten ist. Beispielsweise kamen mehrere Autoren, die die Industriestruktur
des kanadischen Bankensektors untersuchten, zu keinem einheitlichen Ergebnis
für ein zu unterstellendes Wettbewerbsmodell.
65
Zusätzlich zu den Annahmekritiken und Modelleinschränkungen erscheint eine
Kritik besonders relevant, die wohl eine Großzahl an Modellierungen von Mergers
betrifft. Diese Kritik nimmt auf den Mergerprozess an sich Bezug. Die am Merger
beteiligten Unternehmen werden nach dem Merger zumeist als eine
unternehmerische Einheit modelliert, quasi als eine Art Fusion. Ein Merger führt
aber nicht lediglich zu einem größeren Unternehmen, sondern es mögen unter
anderem kulturelle Anpassungen nötig sein und die neu entstandene
Unternehmensorganisation könnte an Komplexität zunehmen oder sich zumindest
verändern. In Anbetracht dieser unternehmensinternen Veränderungen erscheint
die Annahme einer Fusion von Unternehmen als bloße Vereinigung zu einer
größeren Einheit als zu einfach.
62
Vgl. Nilssen/Sorgard (1998), S. 1683-1702.
63
Vgl. Salant/Switzer/Reynolds (1983), S. 197.
64
Vgl. Farrell/Shapiro (1990), S. 123.
65
Vgl. McIntosh (2002), S. 459.

24
Auswirkungen von Veränderungen in der Unternehmensorganisation durch
Mergers haben unter anderem Huck, Konrad und Müller untersucht. Dabei
bedienen sie sich eines Cournot-Wettbewerbsmodells und zeigen unter der
Annahme unvollkommener Informationsverteilung, dass Informationen schneller
und freier weitergegeben werden, wenn durch einen Merger eine Beziehung
zwischen den am Merger involvierten Unternehmen entsteht, die ähnlich der einer
Stackelberg-Bindung ist.
66
Die Erkenntnisse dieses Unterkapitels zu Motiven und Konsequenzen werden um
weitere
Wertveränderungspotentiale
horizontaler
Mergers
im
folgenden
Unterkapitel ergänzt. Dazu werden Motive und Gründe für Wertveränderungen in
Verbindung mit Mergers strukturiert dargestellt und deren Relevanz für horizontale
Mergers im Bankensektor diskutiert.
3.2
Wertveränderungspotentiale horizontaler Mergers
Die meisten Wertveränderungspotentiale von Mergers können auch als Motive
verstanden werden. Es erfolgt hier aber weder eine detaillierte Wiedergabe von
Ableitungen einzelner Motive für einen Merger noch kann die Aufzählung dieses
Unterkapitels Anspruch auf Vollständigkeit hegen. Von Bedeutung für die
Betrachtungsweise dieser Arbeit sind weniger die Mergermotive im Einzelnen,
sondern vielmehr die tatsächlichen Auswirkungen auf die Allokation von
produzierenden, finanziellen und geschäftsführenden Ressourcen durch einen
Merger. Daher werden hier einige häufig beanspruchte potentielle Motive für einen
Merger lediglich strukturiert dargestellt.
Die Motive werden im Folgenden als wertmaximierend und nicht wertmaximierend
eingeteilt. Wertmaximierende Motive sind mit Beweggründen verbunden, die den
Shareholder Value erhöhen sollen. Im Gegensatz dazu beziehen sich die nicht
wertmaximierenden Motive auf Beweggründe, bei denen nicht notwendigerweise
auf Wertsteigerungen für Eigentümer abgezielt wird. Des Weiteren gibt es neben
potentiellen Motiven weitere Gründe, die ebenfalls wertverändernden Einfluss
haben können. Auch diese werden hier kurz angesprochen.
66
Vgl. Huck/Konrad/Müller (2004), S. 577-583.

25
Eine weitere Einteilungsform besteht in der Gliederung der Synergiepotentiale in
dreierlei Bereiche, wie sie beispielsweise von Scharlemann vorgenommen wurde:
Güterwirtschaftliche bzw. operative Potentiale, finanzwirtschaftliche Potentiale und
Managementpotentiale. Unter güterwirtschaftlicher Betrachtung können Potentiale
in allen Funktionsbereichen von Unternehmen auftreten, d.h. in der Forschung und
Entwicklung bis hin zum Vertrieb. Finanzwirtschaftliche Synergiepotentiale können
auf Diversifikationseffekte, auf risikoabhängige Kapitalkosteneffekte und auf
andere risikounabhängige steuerliche und die Finanzkraft beeinflussenden Effekte
bezogen werden. Synergien das Management betreffend können wiederum
güterwirtschaftliche und finanzwirtschaftliche Auswirkungen haben, jedoch
verursacht durch Veränderungen in der Unternehmensführung.
67
Wohlgemerkt
können alle Synergien auch negativ sein.
In Abhängigkeit des Analysezwecks wären weitere Strukturierungssystematiken
möglich. Denkbar wäre beispielsweise eine Unterteilung in statische und
dynamische Synergien oder Motive von Managern gegenüber Eigentümern. Für
das Thema dieser Arbeit ist die Unterteilung von Motiven in die drei vorgestellten
Potentiale
und
damit
möglicherweise
verbundenen
Wertveränderungen
zweckmäßig. Es wird zunächst mit güterwirtschaftlichen Kosten- und
Umsatzsynergiepotentialen begonnen, die mit beabsichtigten Wertsteigerungen
des Shareholder Values in Verbindung gebracht werden können.
3.2.1
Wertmaximierende Mergermotive
3.2.1.1
Güterwirtschaftliche Potentiale
3.2.1.1.1 Kosten- und Umsatzsynergiepotentiale
Skalenvorteile bewirken, dass durch Erhöhung der Ausbringungsmenge die
Durchschnittskosten gesenkt werden. Ursachen für Skalenvorteile können bei
gegebener
Produktionstechnik
z.B.
in
der
Fixkostendegression,
in
Spezialisierungsvorteilen aus Arbeitsteilung sowie in Lerneffekten, wodurch eine
Steigerung der Arbeitsproduktivität erreicht werden könnte, oder schlicht in
Kapazitätsgrößenvorteilen liegen.
68
Durch Mergers erhöht sich in aller Regel die
Unternehmensgröße. Insofern könnten durch Mergers Skalenvorteile ausgenutzt
werden, falls sich das durch Merger entstandene Unternehmen der
skaleneffizienten
Größe,
der
so
genannten
,,optimalen
technischen
67
Vgl. Scharlemann (1996), S. 25, 26.
68
Vgl. Vahlens großes Wirtschaftslexikon, (1993), S. 1888, 1889.

26
Betriebsgröße",
69
annähern würde. Größenvorteile könnten sich grundsätzlich
auch auf den Unternehmensbereich Forschung und Entwicklung beziehen, wo das
Synergiepotential jedoch nur gering ausfallen würde, falls die erworbenen
Erkenntnisse nicht ausschließlich nur für das Unternehmen selbst zugänglich
wären, sondern ein Informationsaustausch mit anderen Unternehmen möglich
wäre.
70
Die Realisierung von Kostensenkungspotenzialen durch Reduktion der
Betriebskosten könnte ein weiteres Motiv für Mergers darstellen, beispielsweise zu
erreichen durch Arbeitsplatzabbau oder Konsolidierung von Geschäftsstellen.
Diese Kostensenkungspotentiale sind aber nur dann als wertmaximierend
einzustufen, wenn sie zu wirtschaftlicher Optimierung führen würden, die sich in
stärkerer Senkung von Kosten als damit einhergehender Senkung des Umsatzes
oder der Vermögenswerte widerspiegelt.
71
Kostensenkungspotenziale
könnten
auch
mittels
eines
durch
Merger
einhergehenden Erwerbs kostengünstigerer operierender Produktionstechnologie
realisiert werden.
72
Hierbei könnte auch die Geschwindigkeit des Erwerbs bzw. der
Erreichung einer kostengünstigeren Produktionstechnologie eine Rolle spielen.
Während durch einen Merger der Erwerb der besseren Technologie relativ schnell
möglich ist, könnte eine interne Entwicklung wesentlich länger dauern, bis
derselbe Grad an Technologieinnovation erreicht wäre.
73
Es ist auch gemäß den
bereits angeführten Analysen der Triebkräfte von Mergeraggregation möglich,
dass ein Merger ein schnelles Instrument darstellen könnte, um auf einen
Industrieschock zu reagieren oder um schlichtweg um Wachstumsziele schneller
zu erreichen.
Weitere Synergiepotentiale durch Skaleneffekte sind denkbar, die sich von den
oben dargestellten klassischerweise als Economies of Scale wiedergegebenen
Skaleneffekten unterscheiden. Sie werden als Skaleneffekte im Konsum
beschrieben und könnten die Umsatzentwicklung anregen. So könnten sich
beispielsweise besseres Marketing und ein verkaufswirksamerer Markenname
möglicherweise im Falle eines Mergers auch auf die anderen am Merger
teilhabenden Unternehmen projizieren lassen und würden somit ein gewisses
69
Gabler-Volkswirtschafts-Lexikon (1996), S. 245.
70
Vgl. Jost/van der Velden (2006), S. 159.
71
Vgl. Rhoades (1998), S. 275.
72
Vgl. Tichy (1990), S. 453.
73
Vgl. hierzu auch Siedenberg (2002), S. 24.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836618137
DOI
10.3239/9783836618137
Dateigröße
1.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg – Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2008 (August)
Note
1,3
Schlagworte
merger acquisitions übernahme wohlfahrt fusion
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Titel: Allokationseffizienz horizontaler Mergers im Bankensektor und Auswirkungen auf die ökonomische Wohlfahrt
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