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Private Equity als Geschäftsfeld von Sparkassen

©2008 Bachelorarbeit 47 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Sparkassen in Deutschland verstehen sich, bedingt durch ihren regionalen Bezug und ihren Förderauftrag, als Bank für den Mittelstand vor Ort und vor diesem Hintergrund kommt dem Firmenkundengeschäft als Geschäftsfeld von Sparkassen somit besondere Bedeutung zu. In jüngster Zeit sind grundlegende Veränderungen für diesen Geschäftsbereich kennzeichnend.
Zum einen können sich Sparkassen im Firmenkundengeschäft der zunehmenden Produktparität und dem steigenden Konkurrenzdruck aufgrund erhöhter Markttransparenz nicht entziehen. Zum anderen verändern sich gleichzeitig die Bedürfnisse der Firmenkunden in Bezug auf die Geschäftstätigkeit und das Dienstleistungsangebot von Banken. Ferner rückt durch die Umsetzung von Basel II die Bedeutung alternativer Finanzierungsformen, abseits des klassischen Firmenkredits, zunehmend in den Fokus deutscher Unternehmen.
Eine Möglichkeit der Sparkassen, diesen hier nur skizzierten Veränderungen zu begegnen, ist die Aufnahme der in dieser Arbeit noch zu präzisierenden Finanzierungsform Private Equity (PE) in ihr Leistungsangebot. Wählen Sparkassen ein Engagement im Bereich PE, so ergibt sich folgende zentrale Frage:
Wie kann ein Geschäftsfeld Private Equity ausgestaltet werden, um den spezifischen Anforderungen des Firmenkundengeschäfts von Sparkassen gerecht zu werden?
Zielsetzung dieser Arbeit ist es deshalb Anhaltspunkte für den Aufbau eines Geschäftsfeldes PE in Sparkassen zu geben. Diesbezüglich werden zunächst Entwicklungen erläutert, die sich im Firmenkundengeschäft von Sparkassen vollzogen haben. Anschließend an die Abgrenzung des Begriffs „Firmenkundengeschäft von Sparkassen“ werden strukturelle Veränderungen mit maßgeblichem Einfluss auf das Firmenkundengeschäft im Bankenmarkt skizziert und die Bedeutung der Eigenkapitalausstattung deutscher Unternehmen für das gewerbliche Finanzierungsgeschäft von Sparkassen analysiert.
Als eine mögliche Reaktion auf die sich ergebenden Veränderungen wird im dritten Kapitel die Handlungsoption PE für Sparkassen präzisiert. Zunächst werden die Begriffe „Private Equity“ und „Venture Capital“ definiert, abgegrenzt und die charakteristischen Merkmale einer PE Finanzierung aufgezeigt. Der deutschen PE Markt wird in einem zweiten Schritt anhand der Segmentierung nach Kapitalgebern und Finanzierungsanlässen analysiert und die Entwicklung bis zum aktuellen Stand nachvollzogen. Schließlich werden die entscheidenden Motive von Sparkassen für den Aufbau […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis:

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung

2. Entwicklungen im Firmenkundengeschäft von Sparkassen
2.1 Strukturelle Veränderungen
2.2 Eigenkapitalausstattung deutscher Unternehmen

3. Private Equity als Option für Sparkassen
3.1 Definition von „Private Equity“ und „Venture Capital“
3.2 Struktur des Private Equity Marktes in Deutschland
3.2.1 Anbieter von Private Equity
3.2.2 Segmentierung des Marktes nach Finanzierungsanlässen anhand des Lebensphasenmodells von Unternehmen
3.3 Entwicklung des deutschen Private Equity Marktes
3.4 Motive von Sparkassen zum Aufbau eines Geschäftsfeldes „Private Equity“

4. Rahmenbedingungen für das Private Equity Geschäft in Sparkassen
4.1 Das Problem eigenkapitalersetzender Darlehen (§ 32a GmbHG)
4.2 Restriktionen für das Private Equity Geschäft gemäß dem KWG
4.3 Rahmenbedingungen aus den Sparkassenordnungen der Länder

5. Gestaltungsmöglichkeiten eines Geschäftsfelds Private Equity
5.1 Organisatorische und rechtliche Ausgestaltung
5.2 Make-or-Buy Entscheidungen im Aufbau des Geschäftsfelds
5.3 Ausgestaltungsformen in der Praxis des Private Equity Geschäfts von Sparkassen
5.3.1 Ausprägungen und Bewertungen des Geschäftsfelds
5.3.2 Praxis-Beispiel anhand der Stadt- und Kreisparkasse Erlangen, der S-Refit AG und der medTECH CAPITAL FONDS GmbH

6. Fazit

Literaturverzeichnis:

Erklärung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Entwicklung Eigenkapitalquoten deutscher Unternehmen

Abbildung 2: Einordnung und Abgrenzung Private Equity und Venture Capital

Abbildung 3: Finanzierungsphasen im idealisierten Unternehmenslebenszyklus

Abbildung 4: Fundraisingergebnis nach Kapitalgebern 2007

Abbildung 5: Organisationsformen des Beteiligungsgeschäfts

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Vor- und Nachteile Eigenherstellung

1. Einleitung

Die Sparkassen in Deutschland verstehen sich, bedingt durch ihren regionalen Bezug und ihren Förderauftrag, als Bank für den Mittelstand vor Ort und vor diesem Hintergrund kommt dem Firmenkundengeschäft als Geschäftsfeld von Sparkassen somit besondere Bedeutung zu. In jüngster Zeit sind grundlegende Veränderungen für diesen Geschäftsbereich kennzeichnend.[1]

Zum einen können sich Sparkassen im Firmenkundengeschäft der zunehmenden Produktparität und dem steigenden Konkurrenzdruck aufgrund erhöhter Markttransparenz nicht entziehen. Zum anderen verändern sich gleichzeitig die Bedürfnisse der Firmenkunden in Bezug auf die Geschäftstätigkeit und das Dienstleistungsangebot von Banken. Ferner rückt durch die Umsetzung von Basel II die Bedeutung alternativer Finanzierungsformen, abseits des klassischen Firmenkredits, zunehmend in den Fokus deutscher Unternehmen.

Eine Möglichkeit der Sparkassen, diesen hier nur skizzierten Veränderungen zu begegnen, ist die Aufnahme der in dieser Arbeit noch zu präzisierenden Finanzierungsform Private Equity (PE) in ihr Leistungsangebot. Wählen Sparkassen ein Engagement im Bereich PE, so ergibt sich folgende zentrale Frage:

Wie kann ein Geschäftsfeld Private Equity ausgestaltet werden, um den spezifischen Anforderungen des Firmenkundengeschäfts von Sparkassen gerecht zu werden?

Zielsetzung dieser Arbeit ist es deshalb Anhaltspunkte für den Aufbau eines Geschäftsfeldes PE in Sparkassen zu geben.[2] Diesbezüglich werden zunächst Entwicklungen erläutert, die sich im Firmenkundengeschäft von Sparkassen vollzogen haben. Anschließend an die Abgrenzung des Begriffs „Firmenkundengeschäft von Sparkassen“ werden strukturelle Veränderungen mit maßgeblichem Einfluss auf das Firmenkundengeschäft im Bankenmarkt skizziert und die Bedeutung der Eigenkapitalausstattung deutscher Unternehmen für das gewerbliche Finanzierungsgeschäft von Sparkassen analysiert.

Als eine mögliche Reaktion auf die sich ergebenden Veränderungen wird im dritten Kapitel die Handlungsoption PE für Sparkassen präzisiert. Zunächst werden die Begriffe „Private Equity“ und „Venture Capital“ definiert, abgegrenzt und die charakteristischen Merkmale einer PE Finanzierung aufgezeigt. Der deutschen PE Markt wird in einem zweiten Schritt anhand der Segmentierung nach Kapitalgebern und Finanzierungsanlässen analysiert und die Entwicklung bis zum aktuellen Stand nachvollzogen. Schließlich werden die entscheidenden Motive von Sparkassen für den Aufbau eines Geschäftsfelds PE kurz ausgeführt.

Die Darstellung insbesondere der rechtlichen Rahmenbedingungen für das PE-Geschäft in Sparkassen ist Gegenstand des vierten Kapitels. Ausgehend von den Regelungen des GmbHG über eigenkapitalersetzende Gesellschafterdarlehen werden Lösungsansätze dieser Problematik für das PE-Geschäft von Sparkassen ausgearbeitet. Im Anschluss daran werden die Restriktionen und deren Bedeutung sowohl des KWG, als auch der Sparkassenordnungen der Länder für die PE-Aktivitäten von Sparkassen dargestellt.

Das abschließende Kapitel verdeutlicht zunächst die grundsätzlichen organisatorischen und rechtlichen Ausgestaltungsmöglichkeiten eines Geschäftsfelds PE, die im Anschluss vor dem Hintergrund der Umsetzbarkeit in Sparkassen kritisch gewürdigt werden. Anknüpfend an die theoretische Fundierung von Eigen- oder Fremdbezugsentscheidungen (Make-or-Buy) im Rahmen des Aufbaus eines Geschäftsfeldes werden die praxisrelevanten Ausprägungen des PE-Geschäfts für Sparkassen erörtert. Den Abschluss bildet ein Praxisbeispiel anhand der Umsetzung des PE-Geschäfts in der Stadt- und Kreissparkasse Erlangen.

2. Entwicklungen im Firmenkundengeschäft von Sparkassen

Um die Entwicklung und die Veränderungsdynamik im Firmenkundengeschäft von Sparkassen beleuchten zu können, muss zunächst der Begriff des Firmenkundengeschäfts expliziert werden. Eine übereinstimmende Definition des „Firmenkundengeschäfts“ existiert jedoch weder in der Literatur noch in der Praxis der Kreditinstitute. Aufgrund der in dieser Arbeit verfolgten Zielstellung wird im Folgenden als Arbeitsdefinition das Geschäft mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) als Firmenkundengeschäft von Sparkassen angesehen. Dies geht konform mit den Strategien des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV).[3] In Deutschland wird der Begriff der KMU häufig synonym zum Begriff des „Mittelstandes“ verwendet, für den ebenfalls konkurrierende Definitionen vorliegen.[4] Nachfolgend werden die quantitativen Kriterien des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn als KMU-Kriterien herangezogen. Hierbei werden Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von bis zu 50 Mio. EUR als KMU angesehen. Aufgrund dieser Definition gelten mehr als 99 % der deutschen Unternehmen als mittelständische Unternehmen[5].

2.1 Strukturelle Veränderungen

Kaum eine andere Branche sieht sich einem derart starken strukturellen Wandel gegenübergestellt wie die deutsche Kreditwirtschaft. Besonders das Firmenkundengeschäft der Banken ist durch die dominierenden Veränderungen wie die Globalisierung, Technologisierung, Securitization, Deregulation, Europäisierung und Intensivierung des Wettbewerbs geprägt.[6]. In diesem Geschäftsfeld sehen sich Banken zum einen als Marktteilnehmer diesen Entwicklungen direkt ausgesetzt, zum anderen indirekt über die Beziehung zu ihren Firmenkunden, die sich selbst wiederum ähnlichen Herausforderungen gegenübersehen.

Durch die zunehmend internationalere Ausrichtung der Unternehmen (Globalisierung) werden Banken vor neue Herausforderungen gestellt. Firmenkunden die ihre Geschäftsaktivitäten bisher hauptsächlich in Deutschland sahen, wollen im Rahmen der Ausweitung ihres Geschäftsgebietes auf eine internationale Ebene auch hier von ihren Banken kompetent betreut werden[7]. Weiterhin steigt durch diesen Internationalisierungsprozess die Transparenz im Bankenmarkt, wodurch sich die Zahl der Wettbewerber deutscher Kreditinstitute bereits deutlich erhöht hat und weiterhin erhöhen wird.[8]

Die Basis für eine stärkere Markttransparenz ist die zunehmende Technologisierung. Die weltweit vernetzten Kommunikations- und Informationssysteme lassen Märkte stärker zusammenrücken, bieten aber gleichzeitig Möglichkeiten für neue Absatzwege wie das Internet[9].

Ein erheblicher Einflussfaktor für die erhöhte Markttransparenz sind auch die zunehmend vereinheitlichten Rechtsvorschriften (Deregulation), beispielsweise auf EU-Ebene. Durch einheitliche Vorschriften, Risikosteuerungssysteme und ein einheitliches Meldewesen kann die Vergleichbarkeit der Marktteilnehmer auf europäischer Ebene verbessert werden, was zu einer Intensivierung des Wettbewerbs führen kann.[10]

Die wohl bedeutendste Ursache für den tief greifenden Wandel in der Finanzierungslandschaft stellt die Gründung der Europäischen Währungsunion (EWU) dar und damit die Einführung des Euro (Europäisierung). Bedingt durch die Währungsunion konnte ein gesamteuropäischer Finanzmarkt entstehen, der gegenüber den US-Amerikanischen Finanzmärkten konkurrenzfähig erscheint. Ein transparenter und liquider Euro-Kapitalmarkt erschließt nun europäischen Unternehmen neben den gewohnten Bankbeziehungen die Möglichkeit attraktiver Finanzierungsformen, wie z.B. Anleihen.[11]

Dieser funktionsfähige Kapitalmarkt ist ebenfalls Voraussetzung für eine Entwicklung, die besonders vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzmarktturbulenzen (Subprimekrise) an Bedeutung gewinnt: Erst durch einen liquiden Euro-Kapitalmarkt, in Verbindung mit der Aufgliederung von Risiken nach Rating-Klassen, können Risiken handelbar gemacht werden. Durch die Verbriefung von Forderungen (Securitization) und die Veräußerung dieser synthetisch gebildeten Wertpapiere (Asset Backed Securities: ABS) können z.B. Kredite aus Bankbilanzen ausgelagert werden. Hierdurch ergeben sich für Kreditinstitute Möglichkeiten, die Eigenmittel zu entlasten und somit die Basis für neues Wachstum zu schaffen.[12]

Welche Risiken mit diesen Transaktionen in Verbindung stehen können, zeigt die aktuelle Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten.[13] Grundsätzlich kann folgendes festgehalten werden:

Aufgrund der Reife der US-Kapitalmärkte wurden ABS bereits in der Vergangenheit intensiv eingesetzt. Trotz der vermeintlichen Erfahrung der US-Kreditwirtschaft in diesem Bereich konnte die aktuelle Krise nicht verhindert werden. So entstand ein tiefes Misstrauen gegenüber der Funktionsfähigkeit von Kapitalmärkten. Als Hauptziel gilt es nun, in einer globalisierten Finanzwelt, das Bankensystem krisenrobuster als bisher zu gestalten. Der Fokus seitens der Bankenaufsicht wird deshalb in Zukunft verstärkt auf die Risikosteuerungssysteme der Banken und somit auch auf deren Eigenkapitalausstattung gelegt werden müssen.[14]

Die Aufsichtsbehörden versuchten bereits durch die Einführung von Basel II den oben angeführten strukturellen Veränderungen auf den Finanzmärkten Rechnung zu tragen. Vereinfacht gesagt werden hierbei insbesondere im Firmenkundengeschäft Kreditrisiken je nach Bonitätseinstufung des Schuldners mit Eigenmitteln unterlegt. Es wurde somit eine Entwicklung von einer pauschalen hin zu einer risikoadäquaten Eigenkapitalunterlegung vollzogen.[15]

Zur Ermittlung der angeführten Bonitätseinstufung und somit für die Kreditvergabe an Firmenkunden trägt das Eigenkapital der Unternehmen entscheidend bei.[16]

2.2 Eigenkapitalausstattung deutscher Unternehmen

Deutschen Unternehmen und hier insbesondere dem deutschen Mittelstand wird in der Literatur sowie in der Öffentlichkeit oft eine zu geringe Eigenkapitalausstattung bescheinigt. Generell jedoch von einer Eigenkapitallücke zu sprechen ist problematisch, da der Eigenkapitalbedarf eines Unternehmens je nach Unternehmensgröße, -branche oder auch
-lebensphase (vgl. Kapitel 3.2.2) variiert[17].

Betrachtet man zunächst die Entwicklung der durchschnittlichen Eigenkapitalquote aller deutscher Unternehmen (vgl. Abbildung 1), so fällt der kontinuierliche Anstieg von 16,3 % im Jahr 1997 bis auf 25,0 % im Jahr 2006 auf.[18] Grenzt man die Betrachtung der Eigenkapitalquotenentwicklung auf den deutschen Mittelstand ein, so zeigt sich ebenfalls ein positiver Trend. Gemäß der Diagnose Mittelstand 2008 des DSGV sind die wirtschaftlichen Eigenkapitalquoten mittelständischer Unternehmen von 2,8 % im Jahr 1997 auf 15,0 % im Jahr 2006 deutlich gestiegen.[19]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Entwicklung Eigenkapitalquoten deutscher Unternehmen[20]

Ein weiterer Gesichtspunkt, neben den objektiven Zahlen, ist die Einschätzung der Unternehmer selbst zur Eigenkapitalausstattung ihrer Unternehmen. So geben 45 % der befragten Unternehmen an, dass sich ihre Eigenkapitalquote im Jahr 2006 verbessert hat. Weiterhin geben 44 % der befragten Unternehmen an, ihre Eigenkapitalquote zukünftig weiter erhöhen zu wollen. Als wichtigstes Instrument wird mit 83 % die Gewinnthesaurierung genannt. Bemerkenswert ist dabei, dass von den Unternehmen, die keine Erhöhung anstreben, 28 % keine Möglichkeit sehen die Eigenkapitalausstattung zu verbessern. Dies trifft überwiegend auf kleine Unternehmen zu.[21]

Als Zwischenfazit ist festzuhalten, dass aufgrund der verbesserten Konjunkturlage in Deutschland die Eigenkapitalausstattung deutscher Unternehmen und besonders der mittelständischen Unternehmen verbessert werden konnte. Gründe hierfür können ebenfalls in der zunehmenden Sensitivität aller Marktteilnehmer in Bezug auf die Themen Rating und Basel II gesehen werden, die die enorme Bedeutung der Eigenkapitaldecke in das Bewusstsein der Unternehmer rückt.

Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass bei KMU trotz der positiven Entwicklung, die Eigenkapitalausstattung (durchschnittlich 15 %) erheblich unter dem Durchschnittswert aller deutscher Unternehmen liegt (25 %). Als Gründe für diese Differenz zwischen großen Unternehmen und KMU werden häufig die fehlende Möglichkeit des Zugangs zu Kapitalmärkten und die hohe steuerliche Belastung aus der Gewinnthesaurierung genannt.[22] Im Gegensatz dazu steht jedoch die Theorie, dass der deutsche Mittelstand bewusst eine Finanzierungsstruktur wählt, die eine Fremdfinanzierung bevorzugt. Hierbei wird zum einen das Unabhängigkeitsstreben deutscher Mittelständler hervorgehoben, das durch eine externe Eigenfinanzierung und den damit etwaig verbundenen Mitbestimmungs- und Kontrollrechten beschnitten werden könnte. Zum anderen werden auch Gründe wie die Vorteilhaftigkeit einer Fremdfinanzierung bezüglich der Rentabilität im Kontext des Leverage-Effekts oder der in der Kreditpraxis auftretende große Erfindungsreichtum bei der Kreditbesicherung angeführt.[23]

Trotz der skizzierten positiven Entwicklung kann man dem deutschen Mittelstand noch keine ausreichende Eigenkapitalbasis konstatieren, da ein Unternehmen erst ab einer Eigenkapitalquote von 30 % als solide finanziert gilt[24]. Deutsche KMU sind hiervon noch weit entfernt. Stellt man einen internationalen Vergleich an und misst die Eigenkapitalausstattung des deutschen Mittelstandes am europäischen Durchschnitt von 35 % oder den der USA mit fast 50 %, so erscheint der deutsche Wert umso geringer. Hieraus ergibt sich ein beunruhigendes Bild, insbesondere da der Großteil der deutschen Unternehmen zum Mittelstand zählt und dieser somit eine tragende Säule der deutschen Volkswirtschaft darstellt.[25]

Deutsche Unternehmen wissen um die Bedeutung der Eigenkapitalbasis für die Bonitätseinstufung und somit für die Sicherung ihrer zukünftigen Investitionen. Daher versuchen viele Unternehmen ihre Eigenkapitalausstattung zu verbessern. In den meisten Fällen können die eigenen Gesellschafter nicht die nötigen Eigenmittel aufbringen, um eine wirkungsvolle Erhöhung des Eigenkapitals zu erzielen. Der Weg der Gewinnthesaurierung steht nur für Unternehmen offen, die nachhaltig Gewinne erzielen. Aufgrund der dadurch bestehenden permanenten Abhängigkeit von der konjunkturellen Entwicklung und den teilweise erschwerten Fremdfinanzierungsbedingungen, rückt die Beteiligungsfinanzierung oder ähnliche eigenkapitalstärkende Instrument in den Fokus deutscher Unternehmen.[26]

3. Private Equity als Option für Sparkassen

3.1 Definition von „Private Equity“ und „Venture Capital“

Eine eindeutige Definition des Begriffs PE fällt zunächst schwer, da der Begriff aus der Finanzierungspraxis im angloamerikanischen Raum stammt und die Wissenschaft nun bemüht ist, dieses Segment des Kapitalmarktes zu definieren. Ursprünglich stammt der Begriff Private Equity aus den USA und findet dort sein Gegenstück in dem Begriff „Public Equity“ als börsennotiertes Eigenkapital. In Europa ersetzt PE als Fachbegriff häufig den Begriff Venture Capital (VC) und wird so allgemein als Oberbegriff für „die Bereitstellung von haftendem Eigenkapital oder eigenkapitalähnlichen Mitteln für Unternehmen durch unternehmensexterne Dritte außerhalb von Börsen“ verwendet.[27] Im US-amerikanischen Markt werden die Begriffe jedoch deutlich unterschieden.[28] Hier stellt VC nur ein Teilsegment des PE-Marktes dar, und bezeichnet die Eigenkapitalbereitstellung an junge Unternehmen insbesondere im Hochtechnologiesektor bei der Gründung, über die Entwicklung hin zur ersten Expansion (Vgl. Abbildung 2).[29]

Eine trennscharfe Abgrenzung zwischen VC und PE fällt aufgrund der aktuellen Entwicklung in diesen Kapitalmarktsegmenten schwer, da sich z.B. traditionelle Private Equity Gesellschaften zunehmend auch Unternehmen der High-Tech Branche zuwenden und im Gegenzug VC-Gesellschaften ebenfalls Transaktionen im Bereich der Spätphasenfinanzierung vornehmen.[30] Im Folgenden wird der Begriff Private Equity als Oberbegriff in der Beteiligungsfinanzierung verwendet. Wird nachfolgend von VC gesprochen, so ist die Bereitstellung von Eigenkapital oder eigenkapitalähnlichen Mitteln (Mezzanine Capital) an junge innovative Unternehmen gemeint.[31]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Einordnung und Abgrenzung Private Equity und Venture Capital[32]

Wesentliche Merkmale einer Private-Equity-Finanzierung lassen sich wie folgt zusammenfassen.[33]

- Finanzierungsanlässe: Diese bieten sich vor allem in besonderen Lebensphasen eines Unternehmens, in denen Innenfinanzierung und klassische Kreditfinanzierung schwer darstellbar sind (Vgl. Kap. 3.2.2).
- Einsatz von voll haftendem Eigenkapital: Die Kapitalgeber tragen im Rahmen ihrer Beteiligung das volle unternehmerische Risiko. Der Verzicht auf feste Zins- und Tilgungszahlungen schafft hierbei eine stärkere Finanzbasis.
- Eingehen von Minderheitsbeteiligungen: In der Regel werden Minderheitsbeteiligungen übernommen um die Eigeninitiative der Unternehmer zu erhalten.[34]
- Einräumung von Mitsprache- und Kontrollrechten: PE Geber lassen sich weit reichende Rechte einräumen, um auftretende Informationsassymetrien und Interessensdivergenzen zwischen ihnen und den Portfoliounternehmen zu minimieren.
- Laufzeit: Bei Private-Equity-Finanzierungen handelt sich immer um ein Engagement auf Zeit. Generell beträgt die Laufzeit drei bis sieben Jahre. Charakteristisch für jede PE-Finanzierung ist die Intention des Kapitalgebers, die Beteiligung wieder mit Gewinn zu veräußern (Exit).
- Rendite: Bei jungen Unternehmen stellt die Wertsteigerung der Anteile am Ende der Beteiligung (Capital Gain) regelmäßig den wesentlichen Teil des Return on Investments (RoI) dar. Bei reiferen Unternehmen können hingegen auch laufende Ertragsausschüttungen erfolgen. Die Renditeerwartung der Kapitalgeber ist risikoadjustiert. Aufgrund des erhöhten Ausfallrisikos bei VC-Finanzierungen liegen die erwarteten Renditen bei ca. 25 % bis 50 % p.a. Bei PE-Investments in den späteren Lebensphasen eines Unternehmens werden aufgrund der geringeren Risiken Renditen zwischen 20 % bis 30 % erwartet.[35]
- Managementunterstützung („Hands-on-Management“): Je nach Reifegrad des Unternehmens und Zielsetzung der Kapitalgeber (Vgl. Kap. 3.2.1) kann neben der genannten Finanzierungskomponenten PE auch die Unterstützung des Managements beinhalten. So wird besonders bei jungen Unternehmen die Unterstützung in diesem Bereich intensiver sein, da sie oftmals noch nicht über ausreichende Management-Expertisen verfügen, um den gewünschten Erfolg am Markt zu erreichen.[36]

[...]


[1] Vgl. Bredeck, T. (2002), S. 29-46; Marek, M. (2004), S. 1-11.

[2] Aufgrund von Komplexitätsbeschränkungen können in vorliegender Arbeit die einzelnen Finanzierungsinstrumente, die in einer PE-Finanzierung auftreten können, nicht behandelt werden; die konkrete Auswahl der Instrumente erfolgte aufgrund von Relevanzüberlegungen für den zu beleuchtenden Sachverhalt der vorliegenden Studie.

[3] Vgl. DSGV (2002), S. 8.

[4] Vgl. Gerke, W./ Bank, M. u.a. (1995), S. 13; Bundesverband deutscher Banken (Hrsg.) (2000), S. 9; Doberanzke, V. (1993), S.5-9; Mendel, M. (2001), S.38.

[5] Vgl. IfM (2008).

[6] Vgl. Marek, M. (2004) S. 1; Rolfes, B. (2001), S. 2.; Bruckner, B./ Jakob, R. (2001), S. 27-57.

[7] Vgl. Börner, C.J. (2000), S. 196.

[8] Vgl. Rolfes, B. (2001), S. 2.

[9] Vgl. Rometsch, S. (1998), S. 262.

[10] Vgl. Bruckner, B. / Jakob, R. (2001), S 56-57; Achleitner, A.K. (1999), S. 72; Börner, C.J. (2000), S. 196.

[11] Vgl. Stadler, W. (2004), S. 16.

[12] Vgl. ebenda, S. 16-17.

[13] Eine intensive Betrachtung dieses Teilaspektes würde den Rahmen der vorliegenden Aufgabenstellung übersteigen.

[14] Vgl. Adam, K.G. (2000), S 204-206.

[15] Vgl. Stadler, W. (2004), S. 15.

[16] Vgl. Gündel, M. / Katzorke, B. (2007), S. 13.

[17] Vgl. Rudolph, B. / Fischer, C. (2000), S. 50-53.

[18] Vgl. Deutsche Bundesbank (2008): die Zahlen für 2006 wurden auf Basis von vorläufigen Zahlen geschätzt.

[19] Vgl. DSGV (Hrsg.) (2008) S. 34-37.

[20] Eigene Abbildung: Daten aus Deutsche Bundesbank (Hrsg.) (2008)

[21] Vgl. KfW Bankengruppe (Hrsg.) (2007) S. 6.

[22] Vgl. Heinke, E. (1999), S. B 3; Finsterer, H./Gulder, M. (2001), S. 10.

[23] Vgl. hierzu ausführlich Rudolph, B. / Fischer, C. (2000), S. 51-52.

[24] Vgl. Gündel, M. / Katzorke, B. (2007), S. 80

[25] Vgl. ebenda, S. 80-81.

[26] Vgl. Gündel, M. / Katzorke, B. (2007), S. 82.

[27] Vgl. Rudolph, B. / Fischer, C. (2000), S. 49; Gründel, M. / Katzorke, B. (2007), S.26-27.

[28] Vgl. Schween, K. (1996), S. 38-40.

[29] Vgl. Rudolph, B. / Fischer, C. (2000), S. 49

[30] Vgl. Levin, J.S. (1998), S. 2; Bader, H. (1996), S. 7-8; Hertz-Eichenrode, A. (2001), S. 12.

[31] Vgl. Heitzer, B. (2006), S. 514.

[32] In Anlehnung an Gündel, M. / Katzorke, B. (2007), S. 28; Bredeck, T. (2002), S. 50.

[33] Vgl. hierzu ausführlich: Heitzer, B. (2006), S. 515-517; Heitzer B. / Sohn, C. (1999), S. 397; Gündel, M. / Katzorke, B. (2007), S. 33-37.

[34] Vgl. Schefczyk, M. (2006), S. 10. Neben Beteiligung können auch andere Instrumente im PE-Geschäft eingesetzt werden. Besondere Relevanz kommt hier Mezzanine Capital zu. Vgl. hierzu ausführlich Heitzer, B./ Scholten, P. (2001), S. B 6.

[35] Vgl. Hackl, E. / Jandl, H. (2004), S. 195.

[36] Vgl. Gündel, M. / Katzorke, B. (2007), S. 36-37.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836617543
DOI
10.3239/9783836617543
Dateigröße
412 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe Bonn – Studiengang Bachelor of Finance, Bachelor of Finance
Erscheinungsdatum
2008 (August)
Note
2,0
Schlagworte
private equity venture capital beteiligungsgesellschaften mittelstandsfinanzierung make
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