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Persönlichkeit, Kontrolle und Stressbewältigung bei beruflich bedingtem Auslandsaufenthalt

Eine Studie in Bangkok

©2007 Wissenschaftliche Studie 139 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Ausgehend vom Konzept der Belastung und Beanspruchung und einer Bestimmung des Handlungsbegriffs werden zunaechst fuer die Thematik der Arbeit relevante handlungstheoretische Ansaetze vorgestellt. Damit soll eine umfassende Beschreibung der Vielseitigkeit des Konstrukts gegeben werden, auf deren Grundlage die Notwendigkeit eines integrativen Ansatzes zur Beschreibung und Erklaerung von Handeln unter Belastung deutlich wird, vor allem im Hinblick auf differentialpsychologische Ueberlegungen.
Die gemeinsame Bedeutung des Konzepts der Kontrolle wird herausgearbeitet, und es werden Schlussfolgerungen daraus gezogen fuer die handlungsleitende Funktion der Kontroll- und Kompetenzueberzeugungen.
Es werden folgende Grundgedanken verknuepft:
- In der Theorie der Handlungsregulation von Hacker lassen sich Persoenlichkeitsmerkmale als Voraussetzung fuer den Umgang mit Taetigkeitsanforderungen, als dessen Ergebnis im Sinne einer persoenlichen Entwicklung und als diagnostizierbaren Handlungs- bzw Bewaeltigungsstil betrachten.
- Nach der sozialen Lerntheorie der Persoenlichkeit von Rotter bildet sich Persoenlichkeit in der Auseinandersetzung mit den Umweltanforderungen, und damit verbundene Erfahrungen fuehren zu stabilen Ueberzeugungen, die handlungsleitend wirksam werden.
- Handlungstheorie und die soziale Lerntheorie der Persoenlichkeit gruenden demnach beide auf einer transaktionalen Person-Umwelt-Beziehung. Handlung, Person und Umwelt bilden eine reziproke Triade.
- Der aktive Umgang mit belastenden Umweltanforderungen haengt vor allem von wahrgenommenen Kontroll- und Handlungsmoeglichkeiten ab. Damit kommt den generalisierten Kontroll- und Kompetenzueberzeugungen als stabilen Personmerkmalen die entscheidende handlungsleitende Funktion bei der Bewaeltigung zu.
Im Zentrum des theoretischen Teils steht das Handlungstheoretische Partialmodell der Persoenlichkeit und dessen Grundlage, die Soziale Lerntheorie der Persoenlichkeit sowie die Bedeutung der Annahmen fuer Bewaeltigungsverhalten in komplexen und schwierigen Situationen. Als eine derartige Situation wird die interkulturelle Handlungssituation dargelegt. Daran anschliessend folgt die Beschreibung bestimmter Bewaeltigungsformen und –muster im Beruf, und es werden Hypothesen generiert ueber den Einfluss der Kontroll- und Kompetenzueberzeugungen auf diese beruflichen Bewaeltigungsmuster in der komplexen Situation eines beruflich bedingten Auslandsaufenthalts.
Ziel […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Anja Heck
Persönlichkeit, Kontrolle und Stressbewältigung bei beruflich bedingtem
Auslandsaufenthalt
Eine Studie in Bangkok
ISBN: 978-3-8366-1735-2
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Diplomica Verlag GmbH, Hamburg, Deutschland, Fachbuch, 2007
Covermotiv: ® Canrom ­ Fotolia.com
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

INHALT
Einleitung ... 1
I Theorien und Modelle... 4
1. Das Konzept der Belastung und Beanspruchung... 4
1.1. Begriffsbestimmung... 4
1.2. Ressourcen und Stressoren... 5
1.3. Das transaktionale Stressmodell... 7
1.4. Kritische Lebensereignisse und Alltagswidrigkeiten... 10
1.5. Zusammenfassung... 11
2. Handlungsregulation... 12
2.1. Begriffsbestimmung... 12
2.2. Die Theorie der Handlungsregulation von Hacker... 14
2.3. Das 5-Ebenen-Modell der Handlungsregulation von Österreich... 15
2.3.1. Das Handlungsfeld... 15
2.3.2. Handlungsbereiche und Neuerschließung... 17
2.4. Zusammenfassung der Modelle der Handlungsregulation... 18
3. Handlung und Persönlichkeit... 21
3.1. Die soziale Lerntheorie der Persönlichkeit nach Rotter... 21
3.1.1. Kontrollüberzeugungen... 23
3.1.2. Problemlösen... 24
3.1.3. Zwischenmenschliches Vertrauen... 25
3.2. Selbstwirksamkeit nach Bandura... 26
3.3. Das handlungstheoretische Partialmodell der
Persönlichkeit nach Krampen... 28
3.3.1. Grundannahmen... 28
3.3.2. Die handlungstheoretischen Persönlichkeitsmerkmale... 30
3.3.3. Prognostischer Wert der handlungstheoretischen
Persönlichkeitsmerkmale im beruflichen Kontext... 31
3.4. Zusammenfassung... 32
4. Die Beanspruchungssituation im interkulturellen Handlungsfeld... 33
4.1. Orientierungssysteme... 33
4.2. Die interkulturelle Handlungssituation als Beanspruchung... 34
5. Bewältigung... 36
5.1. Begriffsbestimmung... 36
5.2. Typ-A-Verhalten... 39
5.3. Burnout... 41
5.4. Berufliche Bewältigungsmuster... 43
5.4.1. Berufliche Bewältigungsmuster und ihre Merkmale... 44
5.4.2. Bewältigungsmuster und Berufe... 47
5.5. Zusammenfassung... 49

II Empirischer Teil... 51
1. Fragestellung und Ziel der Untersuchung... 51
2. Hypothesengenerierung und Hypothesen... 52
3. Methoden... 56
3.1. Operationalisierung der Variablen... 56
3.1.1. Operationalisierung der handlungstheoretischen
Persönlichkeitsvariablen... 56
3.1.2. Operationalisierung der Bewältigungsmuster... 58
3.1.3. Der Gesamterhebungsbogen... 60
3.1.4. Operationalisierung der komplexen Anforderungssituation... 60
3.2.Untersuchungsdesign... 61
3.3.Durchführung der Untersuchung... 62
3.4.Stichprobe... 63
4. Ergebnisse... 67
4.1. Deskriptive Statistik... 67
4.1.1. Häufigkeitsverteilungen der Kontroll- und
Kompetenzüberzeugungen... 67
4.1.2. Häufigkeitsverteilungen der Bewältigungsmuster... 74
4.1.3. Reliabilitätsprüfung... 78
4.1.4. Normalverteilungsprüfung... 79
4.2. Inferenzstatistische Ergebnisse... 79
4.2.1. Varianzanalyse... 79
4.2.1.1 Kontroll- und Kompetenzüberzeugungen und soziodemo-
graphische Daten... 80
4.2.1.2. Unterschiede der Musterbereiche... 81
4.2.1.3. FKK-Skalen und Bewältigungsmuster... 82
4.2.2. Korrelationen... 84
4.2.3. Diskriminanzanalyse... 85
5. Diskussion... 91
5.1. Methodenkritik... 91
5.2. Hypothesenbezogene Interpretationen... 92
5.3. Ergebnisse im Kontext des aktuellen Forschungsstandes... 96
Zusammenfassung und Ausblick... 98
Literaturverzeichnis... 102
Abbildungsverzeichnis... 107
Anhang... 108

1
Einleitung
Die vorliegende Studie ist eine arbeitspsychologische Untersuchung, bei der
handlungsleitende Persönlichkeitsmerkmale und ihr Einfluss auf die Bewältigung von
Belastung und Beanspruchung im Mittelpunkt stehen. Menschliches Handeln wird dabei
verstanden als das Bindeglied zwischen Person und belastenden Bedingungen.
Der Arbeitsplatz ist aufgrund seiner hohen existenziellen und leistungsbezogenen Bedeutung
ein Setting der Person-Umwelt-Interaktion, in dem das Zusammenspiel des individuellen
Handlungsrepertoires mit den situationsspezifischen Anforderungen besonders deutlich zum
Ausdruck kommt. Im Umgang mit Stressbelastungen liegt eine hohe
differentialpsychologische Bedeutung: Menschen unterscheiden sich vor allem durch ihre
Handlungsweisen unter Belastung und in aversiven, schwierigen Situation, und
Persönlichkeitsunterschiede zeigen sich besonders an den Formen der Bewältigung (Kuhl,
2001).
Wie aber sind Handlung und Persönlichkeit konkret verknüpft? Welche individuellen
Faktoren sind es, die das Bewältigungsverhalten prägen und dafür sorgen, dass manche
Menschen in schwierigen, psychisch stark beanspruchenden Lagen handlungsfähig bleiben,
dennoch ihre Ziele erreichen und darüberhinaus gestärkt aus der Beanspruchungssituation
hervorgehen, während andere in der gleichen Situation dauerhafte psychische und
physiologische Schädigungen erleiden? Welche individuellen Dispositionen befähigen zu
subjektiv förderlichem Umgang mit Belastung und Beanspruchung und in welchem
Zusammenhang stehen sie mit den Formen der Bewältigung?
Lange Zeit beschäftigte sich die Belastungs- und Beanspruchungsforschung in der Arbeits-
und Organisationspsychologie hauptsächlich mit den objektiven Tätigkeitsbedingungen als
externe Stressoren und ihren negativ beanspruchenden Auswirkungen, ohne darauf
einzugehen, dass Arbeit sich ganzheitlich positiv auf den Menschen auswirken kann und
dass interindividuelle Unterschiede in Wahrnehmung und Einschätzung der belastenden
Bedingungen bestimmen, wie die Auseinandersetzung mit diesen Anforderungen erfolgt und
wie sie individuell bewältigt werden. Dabei spielt auch der Gedanke menschlichen
Wachstums durch die Überwindung von Schwierigkeiten eine Rolle.
Im Zuge der ,kognitiven Wende' und insbesondere dank Lazarus' Arbeiten (1966, 1999) für
die Entwicklung der Stressforschung hat sich in diesem Bereich der transaktionale Gedanke
immer mehr durchgesetzt, d.h. das Bild eines aktiv handelnden, zielorientierten Menschen,
der in einem dynamischen Interaktionsprozess mit der Umwelt ,,seine eigenen

2
Beanspruchungsverhältnisse mitgestaltet" (Schaarschmidt & Fischer 2001). Merkmale der
handelnden Person, ihre subjektiven Bewertungen, Erwartungen als auch Emotionen stehen
mittlerweile immer stärker im Vordergrund der Belastungsforschung.
In der vorliegenden Studie werden daher folgende Grundgedanken verknüpft:
In der Theorie der Handlungsregulation von Hacker (2005) lassen sich
Persönlichkeitsmerkmale als Voraussetzung für den Umgang mit Tätigkeits-
anforderungen, als dessen Ergebnis im Sinne einer persönlichen Entwicklung und als
diagnostizierbaren Handlungs- bzw Bewältigungsstil betrachten.
Nach der sozialen Lerntheorie der Persönlichkeit von Rotter (1954, 1966, 1972) bildet
sich Persönlichkeit in der Auseinandersetzung mit den Umwelt-anforderungen, und
damit verbundene Erfahrungen führen zu stabilen Überzeu-gungen, die
handlungsleitend wirksam werden.
Handlungstheorie und die soziale Lerntheorie der Persönlichkeit gründen demnach
beide auf einer transaktionalen Person-Umwelt-Beziehung. Handlung, Person und
Umwelt bilden eine reziproke Triade (Bandura, 1999).
Der aktive Umgang mit belastenden Umweltanforderungen hängt vor allem von
wahrgenommenen Kontroll- und Handlungsmöglichkeiten ab. Damit kommt den
generalisierten Kontroll- und Kompetenzüberzeugungen als stabilen Personen-
merkmalen die entscheidende handlungsleitende Funktion bei der Bewältigung zu.
Ausgehend vom Konzept der Belastung und Beanspruchung und einer Bestimmung des
Handlungsbegriffs werden zunächst für die Thematik der Analyse relevante
handlungstheoretische Ansätze vorgestellt. Damit soll eine umfassende Beschreibung der
Vielseitigkeit des Konstrukts gegeben werden, auf deren Grundlage die Notwendigkeit eines
integrativen Ansatzes zur Beschreibung und Erklärung von Handeln unter Belastung deutlich
wird, vor allem im Hinblick auf differentialpsychologische Überlegungen.
Die gemeinsame Bedeutung des Konzepts der Kontrolle wird herausgearbeitet, und es
werden Schlussfolgerungen daraus gezogen für die handlungsleitende Funktion der Kontroll-
und Kompetenzüberzeugungen.
Im Zentrum des theoretischen Teils steht daher das Handlungstheoretische Partialmodell der
Persönlichkeit von Krampen (1987) und dessen Grundlage, die Soziale Lerntheorie der
Persönlichkeit von Rotter (1954, 1966, 1972) sowie die Bedeutung der Annahmen für
Bewältigungsverhalten in komplexen und schwierigen Situationen. Als eine derartige
Situation wird die interkulturelle Handlungssituation dargelegt. Daran anschliessend folgt die

3
Beschreibung bestimmter Bewältigungsformen und ­muster im Beruf, und es werden
Hypothesen generiert über den Einfluss der Kontroll- und Kompetenzüberzeugungen auf
diese beruflichen Bewältigungsmuster in der komplexen Situation eines beruflich bedingten
Auslandsaufenthalts.
Ziel der empirischen Studie ist es, in einer integrativen Betrachtungsweise den
Zusammenhang handlungsleitender Personmerkmale mit einer förderlichen Auseinander-
setzung mit Belastung und Beanspruchung und dem jeweils damit verbundenen individuellen
Bewältigungsmuster darzustellen, der im theoretischen Teil postuliert wird. Es wird versucht,
die vielfältigen Bezüge, die zwischen den Konzepten der Handlungsregulation, den
dispositionalen Kontroll- und Kompetenzüberzeugungen und der Bewältigung bestehen,
sichtbar werden zu lassen (vgl. Schwarzer, 2000).
Eine Besonderheit dieser Studie ist die Durchführung in Bangkok, Thailand und die dadurch
bedingte besondere Anforderungssituation der in Bangkok beruflich tätigen deutschen
UntersuchungsteilnehmerInnen.

4
I Theorien und Modelle
1. Das Konzept der Belastung und Beanspruchung
1.1 Begriffsbestimmung
Das Belastungs- und Beanspruchungskonzept kennzeichnet Arbeitstätigkeiten als
prozesshafte Auseinandersetzung der Person mit ihren Umweltbedingungen und
unterscheidet dabei objektive und subjektive Belastungen sowie positive und negative
Beanspruchung (Rudow, 1990). Entscheidend dabei ist das beidseitige Ergebnis der Person-
Umwelt- Beziehung, das sich ergibt aus objektiv mess- und beschreibbaren potentiell
belastenden Arbeitsbedingungen und deren subjektiver kognitiv-emotionaler Bewertung
durch die arbeitende Person. Diese belastenden Bedingungen umfassen z.B. den
Schwierigkeitsgrad, die Komplexität und Transparenz der Aufgabe als auch physikalische
und soziale Umweltmerkmale etc.)
Subjektive Belastungen initiieren und prägen individuell verschiedene
Bewältigungsprozesse, die die psychophysische Beanspruchung determinieren (Barth,
1992). Beanspruchungsreaktionen umfassen das Ausmaß der psychischen Anspannung und
somatische Veränderungen verschiedener Funktionssysteme z.B. des Gehirns, des Herz-
Kreislauf-Systems und des Hormonsystems (Friedman & Rosenman, 1974). Sie sind zeitlich
begrenzte, zielbezogene, d.h. im Handlungskontext auftretende Phänomene, während es
sich bei Beanspruchungsfolgen um überdauernde, mit Motiven verbundene psychophysische
Auswirkungen handelt. Es werden jeweils positive und negative Beanspruchungsreaktionen
und ­folgen unterschieden (Barth 1992; Rudow, 1990)
Positive Beanspruchung lässt sich als Resultat einer Person-Umwelt-Kongruenz
beschreiben, in der die Anforderungen in einem den Leistungsvoraussetzungen
angemessenen Verhältnis stehen und mit Gesundheit und Wohlbefinden einhergehen, also
gesundheits- und persönlichkeitsförderlich sind.
Zur Beanspruchungssituation der Lehrtätigkeit beispielsweise schreibt Barth (1992, 52):
,,Eine anforderungs- bzw belastungsangemessene geistige Aktivität stellt des weiteren die
Grundbedingung für die Aneignung von (habitualisierten) Handlungsmustern oder Strategien
dar. Anhaltendes Wohlbefinden führt zu emotionaler Stabilität. Die emotionale Stabilität und
die Aneignung adäquater Handlungsmuster sind entscheidende Bedingungen der
pädagogischen Handlungskompetenz, die in enger Wechselwirkung zur psychischen

5
Gesundheit gesehen wird. Handlungskompetenz wie psychische Gesundheit stellen
schließlich wesentliche Bedingungen für die Persönlichkeitsentwicklung des Lehrers dar."
Negative Beanspruchungsfolgen umfassen vor allem chronischen Stress, psychische
Ermüdung und Burnout und führen zu eingeschränkter Handlungskompetenz, die sich in
Störungen der Handlungsplanung, der Zielbildung und Informationsverarbeitung von
Rückmeldungen zeigt (Barth, 1992; Rudow, 1990) und die sich auch auf die psychische
Gesundheit auswirkt, was letztlich als Beeinträchtigung der persönlichen und
gesundheitlichen Entwicklung gesehen wird.
Entsprechen die beruflichen Anforderungen weitgehend den Kompetenzen, wirken sie
herausfordernd und förderlich auf Arbeitsmotivation und -zufriedenheit, auf das
Erfolgserleben und die psychophysische Gesundheit, während eine Diskrepanz zwischen
Anforderungen und individuellem Leistungspotential zu Über- oder Unterforderung führt und
damit zu Stress oder Monotonie und Langeweile, indem die Bedürfnisse, Fähigkeiten und
Werte der Person nicht ausreichend berücksichtigt bzw negativ beansprucht werden
(Harrison, 1979).
1.2 Ressourcen und Stressoren
Eng verbunden mit dem Belastungs-Beanspruchungs-Konzept sind Ressourcenmodelle der
Arbeits- und Organisationspsychologie, in denen personale, soziale und organisationale
Ressourcen des arbeitenden Menschen potentiell beanspruchenden Faktoren, den
Stressoren, in dialektischer Form gegenübergestellt werden.
Als personale Ressourcen gelten vor allem emotionale Stabilität, bestimmte Erwartungen,
Überzeugungen und Kompetenzen (Fischer, 2006), während als soziale Ressource die
Unterstützung durch Vorgesetzte, Kollegen, Freunde und Familie gesehen wird.
Anforderungen können aus dieser Perspektive nicht nur belastenden, sondern auch
(organisationalen) Ressourcencharakter annehmen, indem sie eine optimale Beanspruchung
gewährleisten und zur Gesundheitsförderung und Persönlichkeits-entwicklung beitragen, z.B.
bestimmte Freiheitsgrade oder Lern- und Qualifikations-potentiale, die vom arbeitenden
Menschen bestmöglich genutzt werden (Hacker, 2005).
Dieser Sichtweise liegt das Konzept der Salutogenese, der gesundheits- und
persönlichkeitsförderlichen Bewältigung zugrunde (Antonovsky, 1987), in dem danach
gefragt wird, warum manche Menschen trotz hoher internaler und externaler Belastungen
gesund und handlungsorientiert mit den Anforderungen umgehen, während andere die

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gleichen Schwierigkeiten kaum bewältigen und gesundheitsschädigende Auswirkungen
davontragen.
Dabei kommt es hauptsächlich auf die subjektive Wahrnehmung der Situation an und
weniger auf die objektiven Merkmale der Anforderungen und Ressourcen. So sind
beispielsweise adaptive Ressourcen ,,Fertigkeiten und Fähigkeiten, über die das Individuum
zu verfügen glaubt" (Schwarzer, 2000, 12). Was zählt, ist die Meinung der Person, über
ausreichende externale und internale Möglichkeiten zu verfügen, mit den Stressoren
fertigzuwerden. Der Bewältigungsvorgang besteht demnach aus individueller
Informationswahrnehmung, -verarbeitung und der Umsetzung in subjektiv angemessenes
Handeln. Potentiell objektive Stressoren werden erst aufgrund personinterner
Vermittlungsprozesse wirksam, durch ihre kognitiv-emotionalen Bewertungen.
Psychische Beanspruchung lässt sich arbeitspsychologisch nach Hacker (2005) auch
konzeptualisieren als Anteil der beanspruchten bewussten Verarbeitungskapazität, dem
Anstrengungsgrad sowie Art und Umfang der beanspruchten Leistungsvoraussetzungen.
,,Aus dem Bezug von Anforderungen auf die individuellen Leistungsvoraussetzungen
ergeben sich der Schwierigkeitsgrad einer Tätigkeit sowie die Beanspruchung, verstanden
als das Ausmaß der Inanspruchnahme der individuellen Leistungsvoraussetzungen durch
die Tätigkeit." (Hacker, 2005, S. 74)
,,Insgesamt kann die Beanspruchung als Ausdruck der individuell realisierten Anforderungen
aufgefasst werden." (ebd., S.75) Für die Auswirkungen der beanspruchenden Situation ist
das subjektive Erleben als Heraus-, Über- oder Unterforderung entscheidend.
Arbeitsbelastungen, die beanspruchend d.h. zu potentiellen Regulationshindernissen oder
Stressoren werden können, beziehen sich nach Hacker (2005) auf die Aufgabe, die
Arbeitsrolle, auf die materielle und soziale Umwelt und auf die persönlichen Voraus-
setzungen.
Fehlbeanspruchungen, d.h. psychische Anforderungen mit beeinträchtigenden Wirkungen
(Stress, Monotonie, Sättigung, Burnout) im Sinne Hackers (2005) sind vor allem
Unvollständigkeit und mangelnde Handlungsspielräume als auch mangelnde Möglichkeiten
der Zielstellung und des Planens, also Kontrollverlust. Als effektivste Form der
Handlungsregulation wird eine flexibel planende Aufgabenbewältigung gesehen, um höchste
Leistungen zu erzielen und gleichzeitig beanspruchende Bedingungen zu verringern.

7
1.3 Das transaktionale Stressmodell
Im Sinne der Persönlichkeitsförderlichkeit (Hacker, 2005) sollen sich am Arbeitsplatz
Anforderungen und individuelle Fähigkeiten optimal ergänzen.
,Optimal' heisst in diesem Kontext eine harmonische Passung der Anforderungen und der
individuellen Ziele, Wertvorstellungen, Ansprüche und Kompetenzen, um eine positive
Beanspruchung persönlicher Ressourcen zu erreichen, die einerseits der erfolgreichen
Aufgabenbewältigung dient und andrerseits die persönlichen Handlungskompetenzen und
Bewältigungskapazitäten erweitert.
Negative Beanspruchung und Stresserleben können handlungstheoretisch beschrieben
werden als subjektive Wahrnehmung von Bedrohung oder Verlust eigener
Handlungsfähigkeit, wenn Wege zur Zielrealisierung blockiert sind und keine alternativen
Lösungen erkennbar sind, wenn also ein subjektiver Kontrollverlust über
Handlungsmöglichkeiten droht oder bereits besteht (Rotter, 1972, Lazarus, 1999).
Nachdem in diesem Bereich lange Zeit physiologisch-biochemische Forschungsansätze
dominierten, in denen Stress als physische Reaktion auf aversive Reize (Stressoren)
betrachtet wird, geht die neuere Forschung von einer ganzheitlichen transaktionalen
Perspektive aus, in deren Zentrum das Beschreiben und Erklären kognitiver und emotionaler
Prozesse steht, die die interindividuellen Unterschiede des Stresserlebens kennzeichnen.
Zur Beantwortung der Frage nach den interindividuellen Unterschieden in der Wahrnehmung
von Stressbelastungen zeigte sich in einer Studie mit induziertem Misserfolgsstress, dass ein
Teil der Versuchsteilnehmer anschliessend bessere, ein anderer Teil schlechtere Leistungen
zeigte (Lazarus & Eriksen 1952), also unter gleichen Anforderungsbedingungen völlig
entgegengesetzt reagierte:
,,It was as if the stress condition affected people by pushing the performance of some of them
upward while pushing others downward ... it became easily clear that reactions under stress
cannot be predicted without reference to personality traits and processes..." (Lazarus, 1999,
55)
Die Gründe dafür sieht Lazarus demnach in der Interaktion bestimmter
Persönlichkeitsmerkmale und der durch sie determinierten subjektiven Wahrnehmung der
Anforderungsbedingungen.

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Im transaktionalen Stressmodell wird Stress definiert als ,,...a particular relationship between
the person and the environment that is appraised by the person as taxing or exceeding his or
her resources and endangering his or her well-being." (Lazarus & Folkman, 1984, S.19).
Grundelemente dieser Definition sind die besondere Person-Umwelt-Beziehung und die
subjektive Wahrnehmung als Beanspruchung oder Überlastung der persönlichen
Ressourcen und als Bedrohung des Wohlbefindens. Die subjektive Bewertung einer
Situation bestimmt demnach das Stresserleben durch Vergleich zwischen situativer
Anforderung und subjektiver Kompetenzen.
Das Modell unterscheidet dabei primäre und sekundäre Bewertungen (appraisals), die im
Zeitverlauf immer wieder Veränderungen und Neubewertungen unterliegen. Die primäre
Bewertung bezieht sich vor allem auf die Stressrelevanz des Ereignisses als
Herausforderung, Bedrohung oder Schaden/Verlust, während die sekundäre Bewertung die
entsprechende Suche nach verfügbaren Bewältigungsstrategien (coping) und die Abwägung
von Folgen und Konsequenzen betrifft. Neubewertungen ergeben sich schliesslich aufgrund
von Rückmeldungen oder neuen Informationen.
Der positive Umgang mit Stressbelastungen, also erfolgreiches Coping, ist vor allem geprägt
durch die Bewertung als Herausforderung:
,,...people who feel challenged enthusiastically pit themselves against obstacles, feel
expansive ­ even joyous ­ about the struggle that will ensue."
Die Herausforderungseinschätzung fördert eine optimale Handlungsregulation, während die
Wahrnehmung eines Ereignisses als Bedrohung das Individuum in seiner subjektiven
Handlungsfreiheit einschränkt und lähmt (vgl Kuhl, 2001). Das Herausforderungserleben
setzt Handlungsenergien frei, Bedrohungserleben engt sie ein (..."liberating effects of
challenge, constricting effects of threat." , Lazarus 1999, S. 76).
Stressrelevante Situationskriterien beziehen sich nach Lazarus & Folkman (1984) auf
Neuheit ( es ist noch keine erprobte Handlungsstrategie vorhanden )
Vorhersehbarkeit ( es ist kein vorbereitendes Coping möglich )
Ereignisunsicherheit ( es ist keine präventive Kontrolle möglich )

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zeitliche Bedingungen ( zeitliche Dauer bis zum Stressereignis, dessen Dauer und
zeitliche Unsicherheit )
Ambiguität ( erschwerter Bewertungsprozess aufgrund Mangel an Informationen
oder fehlender Eindeutigkeit )
Es wird angenommen, dass ein hoher Bekanntheitsgrad, Vorhersehbarkeit und Eindeutigkeit
eine Bewertung als Herausforderung begünstigen.
Das Ausmaß psychischen Stresses wird jedoch in jedem Fall bestimmt von individuell
unterschiedlichen Einschätzungen wie Bedrohung, Verlust oder Herausforderung und
Zuschreibung von Bedeutsamkeit des Ereignisses. Diese Einschätzungen hängen wiederum
ab von individuellen Ressourcen und Zielen, von Selbstkonzept und Weltbild.
Vor allem wird die Bedeutung personaler Voraussetzungen hervorgehoben, die großen
Einfluss auf den jeweiligen Bewältigungsprozess ausüben und als Ansatzpunkt dienen
können, mit entsprechenden Interventionsprogrammen die Coping-Fähigkeit zu verbessern.
Handlung unter Bedrohung hängt also insgesamt davon ab, wie Menschen ihre Umwelt
konstruieren und ihre Copingoptionen wahrnehmen. Stress entsteht, wenn eine bestimmte
Situation ein bestimmtes bedeutsames Ziel bedroht. Dies deckt sich mit den Vorstellungen
der Handlungstheorien, wobei Lazarus' Modell allerdings die Bedeut-samkeit und
Selbstwertrelevanz des Ziels betont.
Stresserleben und ­bewältigung ist ein regulativer Prozess, bei dem Motivation, Ziele,
Bedeutsamkeit des Ereignisses und persönliche Überzeugungen interagieren.
Stressbewertung und Bewältigung sind praktisch eng verknüpft und beeinflussen sich
gegenseitig. Je überzeugter man ist, Hindernisse bewältigen zu können, umso wahr-
scheinlicher ist eine Bewertung als Herausforderung. Aus diesem Zusammenhang lässt sich
die hohe Bedeutung selbstbezogener Kognitionen und handlungstheoretischer
Personvariablen direkt ableiten.
Die empirischen Schwierigkeiten des Modells liegen in der Trennung des Bewertungs- und
des Coping-Konstruktes, was auch terminologisch erkennbar wird durch das Problem der
,,evaluation of coping options" (Lazarus, 1999, S.76): dreht es sich dabei nun um eine
Bewertung oder bereits um Bewältigung ? (Schwarzer, 2000).
Auch die Operationalisierung der Bewertung als `Herausforderung' hat sich als problematisch
erwiesen, und die von Jerusalem & Schwarzer (Schwarzer, 2000, 27f.) konzipierten Skalen
lassen verschiedene Konfundierungen (z.B. mit Typ-A-Verhaltens-muster) zu.

10
Lazarus hat seit den Anfängen der Stressforschung immer wieder versucht, sein Modell
neuesten Erkenntnissen anzupassen. So betont er in den neueren Arbeiten auch die
Bedeutung emotionaler Prozesse und beschreibt die Emotionsdimension als
übergeordnetes, integratives Konzept, das sowohl ,Stress' als auch ,Coping' umfasst.
Stress lässt sich zusammenfassend definieren als transaktionaler dynamischer Prozess, in
dem Persönlichkeits- und Umweltmerkmale sich gegenseitig beeinflussen. Entscheidend
sind subjektive handlungssteuernde kognitiv-emotionale Bewertungen der internalen und
externalen Anforderungen als Beanspruchung und Überforderung der persönlichen
Kontrollmöglichkeiten und als Bedrohung persönlich bedeutsamer Ziele und Motive. Dies
erfolgt vor allem in schwer kontrollierbaren Situationen, die gekennzeichnet sind durch
Neuheit, Unvorhersehbarkeit und Ambiguität, da noch keine erfolgreich erprobten
Handlungspläne vorhanden sind, auf die kognitiv zurückgegriffen werden kann.
1.4 Kritische Lebensereignisse und Alltagswidrigkeiten
Kritische Lebensereignisse (stressful life events) werden beschrieben als ,,molar konzipierte
Stressoren", die hauptsächlich von aussen auf die Person einwirken und mit denen sich die
Person individuell auseinandersetzen muss (Filipp, 1995). Das Ereignis stellt einen subjektiv
sehr bedeutsamen Eingriff in die Person-Umwelt-Kongruenz dar, wobei den
Kontrollmöglichkeiten, auch antizipatorisch in Form von vorbereitenden Maßnahmen, eine
wichtige Rolle zukommt. Normative kritische Lebensereignisse wie z.B. eine berufliche
Auslandsentsendung erlauben eine entsprechende Kontrolle in Form von Vorbereitung,
während nicht normative Ereignisse wie der unvorhergesehene Verlust des Arbeitsplatzes
oder eine schwere Erkrankung die Person unvorbereitet treffen können.
Neben diesen molaren Stressoren können auch kleine, aber regelmässige Alltagsprobleme
(Mikrostressoren) sehr belastend wirken. Dabei handelt es sich um alltägliche stressreiche
Umweltanforderungen, die unterteilt werden können in soziale Stressoren und physikalische
wie z.B. Lärm, Geruchsbelästigung durch Abgase, Hitze etc. Meier (1999) erweitert diese
Einteilung um Belastungen, die durch allgemeine organisatorische Gegebenheiten entstehen
wie z.B. neue Abläufe.
Kritische Lebensereignisse und Alltagsprobleme sind in der Weise verknüpft, als die
stressrelevanten Ereignisse sich auch auf die gewohnten alltäglichen Abläufe auswirken und
neue Belastungen hervorrufen können. Zur Bewältigung des kritischen Ereignisses an sich

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kommt dann auch der Umgang mit den täglichen belastenden Auswirkungen der
Veränderung, wie z.B. ein ins Ausland entsendeter Mitarbeiter mit den Anforderungen der
neuen beruflichen Aufgabe konfrontiert wird und sich darüber hinaus mit alltäglichen
Problemen des Lebens in einem anderen Land und möglicherweise in einer anderen Kultur
auseinandersetzen muss (Meier, 1999).
1.5. Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich das Konzept der Belastung und Beanspruchung als Teil der
Person-Umwelt-Inteaktion beschreiben, indem es um die individuelle Auseinandersetzung
mit Belastungen und ihre subjektive Wahrnehmung, Bewertung und Bewältigung geht.
Anforderungen, die subjektiv als Belastung wahrgenommen werden, haben ein bestimmtes
Bewältigungsverhalten zur Folge, das je nach subjektiver Ressourcen-einschätzung zu
positiver, negativer oder optimaler Beanspruchung führen kann. Dabei lassen sich
kurzfristige Beanspruchungsreaktionen und überdauernde stabile Beanspruchungsfolgen in
Form von Gesundheits- und Persönlichkeitsförderlichkeit oder -schädigung unterscheiden.
Im Umgang mit Belastung und Beanspruchung stellt sich die Frage, wie sich bestimmte
Belastungen auf die individuelle Handlungsregulation und Bewältigungskapazitäten
auswirken und mit welchen Verhaltens- und Erlebensmustern Personen ihre Anforderungen
meistern. Dabei stehen vor allem emotional-kognitive Einschätzungen der Stressrelevanz
und der eigenen Handlungsmöglichkeiten im Vordergrund. Das Belastungs-
Beanspruchungskonzept impliziert demnach handlungstheoretische Fragen, die auch von
hoher differentialpsychologischer Bedeutung sind.
2. Handlungsregulation
2.1. Begriffsbestimmung
Handlungen lassen sich allgemein beschreiben als eine Teilmenge menschlichen
Verhaltens, die durch besondere Attribute gekennzeichnet ist. Verhalten ist dann eine
Handlung, wenn es absichtlich, kontrolliert, gezielt und von der handelnden Person
begründbar ist und in einem bestimmten sozialen Kontext stattfindet. In dieser Definition von
Greve (2002) wird vor allem die Absichtlichkeit des Verhaltens herausgestellt:

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Dies impliziert die Bedeutung des ,bewusstseinsfähigen Selbst', wie es oben von Layes
(2000) beschrieben wird, das als handelndes Subjekt eigenverantwortlich und überlegt Ziele
bildet und umsetzt, und zwar auf der Grundlage eines Selbstkonzepts mit seinen
Erfahrungen, Fähigkeiten, Plänen, Wünschen und Werten. Die Bedeutung des Selbst für die
Umsetzung von Handlungen liegt demnach in Prozessen der Zielbildung, des Willens
(Volition), der Auswahl der Mittel und der Handlungsregulation bis zum Erreichen des Ziels
(Krewer & Eckensberger, 2002)
Durch sein Handeln versucht der Mensch, ,,die Umwelt einsehbar zu machen, ihre
Gewährungen zu optimieren, ihre Bedrohungen zu minimieren" (Bösch 1996, 93).
Umwelttransparenz und das eigene Handlungspotential sollen dabei gesteigert werden,
worunter Bösch (1996) die Fähigkeit versteht, ,,Situationen vorhersehbarer wie unerwarteter
Art gewachsen zu sein, relevante Ziele auch gegen Erschwerungen und Hindernisse
verfolgen zu können." (ebd.)
Zusammenfassend lässt sich Handlung definieren als zielgerichtetes, absichtliches und mehr
oder weniger durch die handelnde Person kontrolliertes Verhalten, dessen Regulation durch
selbst- und umweltbezogene Kognitionen und Emotionen determiniert wird. Die Individualität
der Person zeigt sich durch ihre bewusste, selbstreflexive und eigenverantwortlich
handelnde Auseinandersetzung mit der materiellen und sozialen Umwelt. Das
Handlungskonzept verbindet Individuum und Umwelt.
2.2. Die Theorie der Handlungsregulation von Hacker
Die Theorie der Handlungsregulation von Hacker (1978, 2005) ist in ihrer ursprünglichen
Fassung eine rein arbeitspsychologische und tätigkeitsbezogene Handlungstheorie. Sie
verbindet Denken und Handeln, Planen und Ausführen als konzeptionelle Einheit.
Zentraler Gedanke ist die Regulation von Handlungen durch innere kognitive
Umweltrepräsentationen, psychische Abbilder, die sich durch Erfahrungen im Tätigsein
entwickeln und als ,innere Modelle' für zukünftige Handlungen dienen, also ein ,,Operatives
Abbildsystem" darstellen als Voraussetzung für Planung und Strategieentwürfe. Dieses
System ist sequentiell-hierarchisch strukturiert mit drei interagierenden Regulationsebenen,
der sensumotorischen Ausführungsebene, der perzeptiv-begrifflichen Ebene des

14
Beobachtens, Prüfens, Rückmeldens und Korrigierens sowie der allem übergeordneten
intellektuellen Ebene des Planens. Neben der Zielgerichtetheit und Planmässigkeit von
Handlungen wird im Hinblick auf Leistung, Belastung und Beanspruchung vor allem die
Vollständigkeit von Tätigkeiten betont:
Tätigkeiten sind zyklisch unvollständig, wenn Planungs- und Kontrollmöglichkeiten der
eigenen Arbeit fehlen. Sie sind hierarchisch unvollständig, wenn sie sich nur auf eine oder
zwei Regulationsebenen beschränken, wenn z.B. keine intellektuellen Prozesse erforderlich
sind (Hacker, 2005). Kriterium der Persönlichkeitsförderlichkeit von Arbeitstätigkeiten ist
demnach eine kompetenzstärkende Vollständigkeit von Aufgaben, die eigene
Handlungsplanung, -kontrolle und Spielräume für eigene Entscheidungen und
Zielsetzungsmaßnahmen ermöglichen. Kontrollmöglichkeiten sind Grundlage für die
Vorhersehbarkeit, Beeinflussbarkeit und Durchschaubarkeit von Anforderungen (Hacker,
2005)
Der Prozesscharakter psychischer Handlungsregulation wird hervorgehoben:
Der Mensch erwirbt Vorstellungen (kognitive Repräsentationen) von der Aufgabe und ihrer
Ausführung, er setzt sich Ziele (auch fremd vorgegebene) und plant, um Teilziele zu
erreichen. Dabei führt er Kontrollprozesse und gegebenenfalls Korrekturen aus.
Die Erfahrungen eines Menschen bilden sein ,Handlungswissen', das das Wissen über
Zieldienlichkeit von Handlungsstrategien und den instrumentellen Nutzen verschiedener
Optionen ausmacht. Handlungswissen ist damit eine Voraussetzung von
Handlungskompetenz, die durch Handlungsspielräume und Freiheitsgrade gefördert wird.
Optimale Beanspruchung und Entwicklung von Expertise entsteht durch ,,komplexe
aufgabenangemessene, ganzheitliche Vorgehensweisen (Arbeitsverfahren), für welche sie
intentional Idealvorstellungen mittels metakognitiver Kenntnisse und Strategien entwickeln
und die sie (bei Bedarf) reflektiert zu führen und zu kontrollieren vermögen." (Hacker, 2005,
382)
Expertise ist demnach handlungstheoretisch das Ergebnis der beidseitig bestmöglichen
Nutzung der personalen Ressourcen und des Aufgabenpotentials innerhalb eines
bestimmten Handlungsspielraums. Negative Beanspruchung als Behinderung der
Entwicklung von Expertise dagegen ergibt sich vor allem aus der Unvollständigkeit von
Tätigkeiten, aus Mangel an Kontrollierbarkeit und Überschaubarkeit, wodurch es im weiteren
Verlauf zu einem Mangel an Verantwortungsübernahme kommt, denn man übernimmt
ungern Verantwortung für Dinge, die man nicht steuern oder überschauen kann. Psychische

15
Belastungen sind vor allem unkontrollierbare Hindernisse der Handlungsregulation, Barrieren
auf dem Weg zum Ziel.
2.3. Das 5-Ebenen-Modell der Handlungsregulation von Österreich
2.3.1 Das Handlungsfeld
Der zentrale Begriff der Handlungsregulation bei Österreich (1981) ist das ,,Handlungsfeld".
Dieses besteht aus verschiedenen potentiellen Handlungswegen, um das Ziel bzw. das
erforderliche Ergebnis mit jeweils unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten
(Wirkwahrscheinlichkeiten) und Konsequenzen zu erreichen. Das Handlungsfeld kann ein
relativ unüberschaubares Netz von Möglichkeiten darstellen, in dem sich die Person für
einen Weg entscheiden muss. Es handelt sich dabei um das Abbild objektiv gegebener
Möglichkeiten, das während des Handelns aufgebaut wird, unabhängig von den persönlichen
Kenntnissen oder Meinungen.
Der Handlungsweg mit der grössten Wirkwahrscheinlichkeit zur Zielkonsequenz ist der
,,maximale Handlungsweg", der das Ausmaß an objektiver Handlungskontrolle der Person
beschreibt. Die Kenntnisse von Handlungsmöglichkeiten werden als ,,Kontrollkompetenz" der
handelnden Person beschrieben, die durch Erfahrungen im Handlungsfeld oder durch
Übermittlung anderer aufgebaut wird und mehr oder weniger angemessen ist. Diese
Angemessenheit der inneren Repräsentationen des Handlungsfeldes entscheidet über die
Höhe der Kontrollkompetenz, in der es darum geht, den maximalen Handlungsweg
bestmöglich vorausplanen zu können.
Für die vorliegende Studie besonders relevante Überlegungen Österreichs beziehen sich vor
allem auf seine Auseinandersetzung mit dem Konzept des locus of control von Rotter (1966,
1972). Österreich (1981) führt in Anlehnung an Rotter die Begriffe der Kontroll- und
Kompetenzmeinung ein. Diese werden deutlich abgegrenzt von der objektiven Kontrolle und
Kontrollkompetenz des Handelnden, während es in Rotters Konzept ausschliesslich um die
subjektiven Wahrnehmungen der Person und ihrer subjektiven Überzeugungen in der
,psychologischen' Situation geht (Rotter, 1966, 1972). Ein wichtiger Gedanke in Österreichs
Modell ist, dass die Kontroll- und Kompetenzmeinungen vor allem für die Bereitschaft
bedeutsam sind, sich neue, unbekannte Handlungsbereiche zu erschliessen und sich in
ihnen Kompetenzen zu verschaffen. ,,Kontroll- und Kompetenzmeinungen stehen damit in
Zusammenhang mit der individuellen Entwicklung eines Handelnden." (Österreich, 1981, S.
252)

16
Österreich nimmt an, dass bei hoher Kontroll- und Kompetenzmeinung in einem bestimmten
Handlungsbereich dieser bevorzugt aufgesucht wird. Bei hoher Kontrollmeinung, aber
niedriger Kompetenzmeinung strebt die Person nach dem Erwerb neuer bereichsspezifischer
Kompetenzen, d.h. nach Dazulernen, während bei niedriger Kontroll- sowie niedriger
Kompetenzmeinung dementsprechende Handlungsbereiche gemieden werden. Betont wird
die Bedeutung der objektiven Bedingungen und Hintergründe für die Kausalanalyse von
Kontroll- und Kompetenzmeinungen.
Das Ziel wird als eine neue, besonders viele Handlungsmöglichkeiten enthaltende Situation
beschrieben, denn es wird eine möglichst große Vielfalt an Handlungs-möglichkeiten
angestrebt in dem Bedürfnis nach Handlungsfreiheiten und ­spielräumen.
Handlungsregulation bedeutet in diesem Modell, dass der Handelnde aufgrund des
angenommenen Kontrollstrebens die Ziele oder Situationen aufsuchen wird, die ihm die
meisten weiteren Entscheidungsmöglichkeiten versprechen und damit die grösstmögliche
objektive Handlungskontrolle. Irrelevante Alternativen werden dabei von vornherein nicht
beachtet, und Erfahrungen werden fortlaufend ausgewertet, korrigiert und angepasst
(Wegauswertung). Damit integriert Österreich Elemente des Bewertens und der Erwartungen
aus den sog. Wert-Erwartungs-Theorien, deren Grundannahme darauf basiert, dass
menschliches Verhalten und Erleben durch Kenntnis der individuellen Bewertungen und
Erwartungen bestimmter Ereignisse erklärt und prognostiziert werden kann.

17
2.3.2 Handlungsbereiche und Neuerschliessung
Das Handlungsfeld wird unterteilt in ein System von Handlungsbereichen, in denen jeweils
zusammengehörige Gruppen von Zielen und Handlungswegen zusammengefasst sind, um
die Aufmerksamkeitskontrolle und Konzentration auf aktuell relevante Bereiche zu
erleichtern. Dieses dem OAS ähnliche System ist veränderlich und immer in Bewegung. Die
Bedeutsamkeit bestimmter Bereiche kann sich ändern, ganze Bereiche können entfallen.
Handlungsregulation ist also ein flexibles und dynamisches System, das durch die subjektive
Bedeutsamkeit von Zielen und ­bereichen gesteuert wird.
Individuen streben dabei danach, innerhalb gesellschaftlich determinierter (kollektiver)
Handlungsfelder bestimmte Bereiche für sich abzugrenzen durch zwei von Österreich (1981)
definierte Strategien:
Mit der konservativen Strategie werden Tätigkeiten in gut regulierbaren Handlungsbereichen
aufgesucht, die hohe Handlungskontrolle gewähren. Änderungen, die zur Verringerung von
Kontrolle und Kompetenz führen könnten, werden verhindert. Da jedoch alle gesellschaftlich
abgegrenzten Handlungsbereiche voneinander abhängig sind, ist auch die Kenntnis anderer
Handlungsbereiche wichtig, und die konservative Strategie wird auf lange Sicht nur
erfolgreich sein, wenn sie in Verbindung mit der progressiven Strategie verwendet wird.
Diese bedeutet, sich fortlaufend in verschiedenen Handlungsbereichen Kompetenzen zu
verschaffen, um bei Kontrollverlust in einem Handlungsbereich diesen verlassen und besser
regulierbare aufsuchen zu können.
Langfristig sichert vor allem die progressive Strategie den Erhalt und Ausbau von Kontrolle
durch Erschliessung neuer Handlungsbereiche. Derartige Auf- und Ausbauaktivitäten haben
besondere Bedeutung für die menschliche (individuelle und gesellschaftliche)
Weiterentwicklung. Menschen, die bewusst gut regulierbare Handlungsbereiche verlassen
und sich neue erschliessen, streben nach hoher Kontrolle in möglichst vielen neuen
Kontexten.
Auch Österreichs Modell (1981) ist hierarchisch-sequentiell konzipiert und besteht aus 5
Regulationsebenen, wobei vor allem die intellektuellen Ebenen der Planung, Koordination
und Neuerschliessung differenzierter konzipiert sind als in Hackers Vorstellungen.

18
2.4. Zusammenfassung der Modelle der Handlungsregulation
Hackers Modell der hierarchischen Regulation von Arbeitstätigkeiten verbindet Denken und
Handeln, Planen und Ausführen als konzeptionelle Einheit. Handlungen werden darin als
bewussten Zielen untergeordnete Prozesse gesehen. Diese dienen der Verwirklichung
bestimmter Ergebnisse, die durch das Ziel vorgegeben sind. Handlungen basieren auf
,inneren Modellen', d.h. kognitiven Abbildern, in denen das Ziel und potentielle Wege zum
Ziele repräsentiert sind (Handlungspläne, -programme). Diese ,Operativen Abbildsysteme'
regulieren die Tätigkeit durch funktionelle Einheiten von hierarchisch geordneten Zielen und
ihnen zugehörigen Handlungsplänen/-strategien, die Rückmeldungsvorgänge einschliessen.
Handlungswissen besteht aus der Gesamtheit der inneren Repräsentationen und beinhaltet
Kenntnisse über optimale Strategien und Instrumentalitäten. Handlungserfahrungen führen
zu zielbezogenen Erwartungen, zu Wissen und Expertise. Dazu ist vor allem die
Vollständigkeit von Arbeitstätigkeiten förderlich, die Transparenz, Übersicht,
Eigenverantwortung und Kontrolle ermöglicht als optimale Regulationsbedingungen zum
Erwerb von Handlungskompetenz.
Das Modell ist eine detaillierte Darstellung des Prozesses der Handlungsregulation und
beschreibt den Vollzug der Auseinandersetzung mit der Aufgabe bis zum Erreichen des
gewünschten Zieles und der rückwirkenden Einflüsse auf die handelnde Person. Dabei
erscheint der Mensch jedoch als allein mit der Aufgabe beschäftigtes
informationsabbildendes und rückmeldendes Wesen. Der Ansatz richtet sich vor allem auf
die Ausführungsbedingungen und leistungs- und kompetenzbezogene Regulationsprozesse,
und Formen der Belastung sind bedingungsbezogen formuliert. Der Mensch als ,bewusst'
handelnd ist in diesem Modell als ,zielbewusst'-ausführungsorientiert auf
Handlungsergebnisse gerichtet zu verstehen, während Attribute wie ,selbst-bewusst' und
,selbst-reflexiv' nicht berücksichtigt werden. Menschliches Handeln ist vor allem
instrumentell-zweckrationalistisch konzipiert, und die ,inneren Modelle' beziehen sich auf die
Ausführung und entsprechende Zielstrategien, weniger auf soziale und selbstbezogene
Prozesse, die den Menschen als unverwechselbares Individuum kennzeichnen. Das Modell
ist sehr situationsspezifisch ausgerichtet, und individuelle Persönlichkeitsmerkmale und ­
unterschiede werden kaum einbezogen:
Persönlichkeitsförderlichkeit und ­entwicklung erscheint vor allem als Steigerung von
Planungs- und Handlungskompetenz und damit der Leistungseffizienz. In diesem Sinne
leistet das Modell hauptsächlich die Ableitung und Begründung von Kriterien zur Gestaltung
und Evaluation von Arbeitsbedingungen, wie z.B. der Vollständigkeit und Kontrollierbarkeit.
Individuumsbezogene Fragen und Aspekte des sozialen Kontextes bleiben weitgehend

19
offen, auch wenn die Offenheit des Regulationssystems gegenüber Umweltveränderungen
herausgestellt wird.
Was aber determiniert die Handlungsregulation, wenn noch keine Repräsentationen und
Handlungspläne vorliegen ? Worauf gründen und wie verlaufen individuell verschiedene
Prozesse der Zielbildung und ­bildung in unbekannten Situationen? Was hält Engagement
und Hartnäckigkeit auch gegen störende Einflüsse aufrecht? Die Bedeutung des Selbst für
die Umsetzung von Handlungen wird von Hacker weitgehend außer acht gelassen.
So kann man sich zusammenfassend nur der Kritik von Heinz (2002, 403) anschliessen,
wenn er schreibt:
,,Die begriffliche Stringenz und die auf Arbeitsgestaltung gerichtete Zielsetzung dieses
Ansatzes macht jedoch die fehlende Berücksichtigung subjektiver Dimensionen nicht wett.
Berufliche Sozialisation wird mit der Aneignung und Veränderung arbeitsbezogener
Qualifikationen identisch, unter Hervorhebung der planend-strategischen Fähigkeiten der
Individuen und unter Vernachlässigung der kommunikativen, sozial-emotionalen und
selbstreflexiven Handlungstheorien sowie der lebensgeschichtlich gebildeten
Deutungsmuster."
Das 5-Ebenen-Modell als eine Erweiterung der Theorie der Handlungsregulation von Hacker
(1978) stellt die intellektuellen Ebenen der Handlungsregulation differenzierter dar und
beinhaltet Aspekte individueller Bewertungs- und Erwartungsprozesse, die sich allerdings
eher situativ auf die aktuellen Wege und Konsequenzen eines Zielzustands beziehen. Es
zeichnet sich eine Hinwendung zur Bedeutung selbstbezogener Kognitionen ab in Form von
Kontroll- und Kompetenzmeinungen und damit verbundener individueller Wahlmöglichkeiten
unter verschiedenen Zielalternativen. Die handlungstheoretische Relevanz des locus of
control (Rotter, 1966, 1972) wird berücksichtigt, ohne jedoch näheren Bezug zu
persönlichkeitspsychologischen Annahmen herzustellen.
Mit der Ebene der Erschliessungsplanung neuer Handlungsbereiche integriert Österreich
(1981) den Gedanken des Hinzulernens und der persönlichen Weiterentwicklung durch
aktive Hinwendung zu noch unbekannten (Arbeits-) Prozessen und ihrer Koordination, d.h.
Konzeptualisierung und Organisation von Anforderungen, für die noch keine konkreten
Handlungspläne bzw Kompetenzen vorliegen. Ein Grundgedanke Österreichs (1981) ist,
dass menschliches Handeln vor allem durch ein Streben nach Kontrolle und
Kontrollkompetenzen mittels möglichst vieler Handlungsmöglichkeiten determiniert ist, und
dies schliesst auch das Streben nach Erschliessung möglichst vieler neuer
Handlungsbereiche ein. Darin erkennbar wird ein Menschenbild, das die aktive Suche nach

20
Herausforderungen und Möglichkeiten zur Entfaltung und Entwicklung des individuellen
Potentials beinhaltet, auch wenn der Vorwurf eines instrumentell-zweckrationalistischen
Entwurfes auch für dieses Modell gelten kann und die Bewertungen und Erwartungen der
Person in erster Linie im Kosten-Nutzen-Abwägen möglicher Handlungsziele und
Zielkonsequenzen bestehen. Soziale Aspekte beziehen sich auf ,kollektive
Handlungsfelder', in denen das Individuum einerseits durch die Arbeitstätigkeit seinen
Beitrag zum gesellschaftlichen Fortschritt leistet, andererseits bemüht ist, bestimmte
Handlungsbereiche für sich abzugrenzen, neu zu erschliessen und in ihnen Kontrolle und
Kompetenz zu erlangen (Handlungsspielräume).
Als Konzepte hierarchisch-sequentieller Organisation ähneln sich Hackers und Österreichs
Modelle sehr. Im Vordergrund stehen die prozesshafte Regulation von Handlungen und
hierarchisch konzipierte Regulationsanforderungen. Personabhängige Unterschiede
beziehen sich auf die Bedeutung der individuellen Kenntnisse und Fähigkeiten für die
unterschiedlichen Regulationsniveaus. Über die Begriffe der Wirkwahrscheinlichkeiten und
Erreichbarkeit von Zielen wird ein Konzept der Kontrolle und Kontrollkompetenzen integriert,
das die Regulierbarkeit von Handlungsbereichen kennzeichnet und auf die Ausweitung von
Handlungsmöglichkeiten gerichtet ist.
Die Ansätze zusammenfassend lässt sich Handlungsregulation beschreiben als bewusster,
aktiver, absichts- und planvoller Prozess der Auseinandersetzung mit Umweltanforderungen
und Handlungsbarrieren, um Ziele zu erreichen bei bestmöglicher Nutzung eigenen
Handlungsrepertoires und kognitiver Kapazitäten unter Berücksichtigung des jeweiligen
Eingebundenseins in soziale Kontexte mit ihren kulturspezifischen Bedingungen. Dabei
kommt es in unbekannten, schwierigen, stressrelevanten Situationen vor allem auf die
Einschätzungen subjektiver Kontrollmöglichkeiten und Kompetenzen an. ,Kontrolle' ist damit
eine bedeutsames gemeinsames Konstrukt der Handlungsregulationstheorie und der
Stressforschung, denn das transaktionale Stressmodell beinhaltet ,,deutliche
handlungstheoretische Bezüge, die sich vor allem in der zunehmenden Kognitivierung der
postulierten Variablen zeigen." (Krampen 1987, 74)
Wenn sich Persönlichkeitsunterschiede vor allem im individuellen Umgang mit derartigen
stressrelevanten Handlungssituationen zeigen, und wenn die Bewertung als stressrelevant
vor allem von der Einschätzung persönlicher Kontrolle und Handlungs-möglichkeiten
abhängt, kommt den Kontroll- und Kompetenzueberzeugungen als stabilen
Persönlichkeitsmerkmalen eine hohe Bedeutung für die Fragestellung dieser Studie zu.

21
Da persönlichkeitspsychologische Aspekte in den genannten Theorien dennoch kaum
Berücksichtigung finden, folgt nun die Darstellung der für die vorliegende Untersuchung
relevanten, die handlungstheoretischen Erkenntnisse erweiterenden Annahmen aus dem
Bereich der Persönlichkeit und die Vorstellung eines integrativen Modells, das die Interaktion
der Person mit ihrer Umwelt in ihrer Individualität angemessen abbildet.
3. Handlung und Persönlichkeit
3.1. Die soziale Lerntheorie der Persönlichkeit von Rotter
In den bisher genannten Modellen wurde auf die Bedeutung von subjektiv wahrgenommener
Kontrollierbarkeit der Arbeitsbedingungen für die erfolgreiche Handlungsregulation
hingewiesen. Mangelnde Kontrollmöglichkeiten am Arbeitsplatz verstärken das
Beanspruchungserleben ebenso wie die Überzeugung, nicht über ausreichendes Wissen
und Kompetenzen zur Aufgabenbewältigung zu verfügen.
Kontroll- und Kompetenzueberzeugungen sind Erwartungskonzepte, die vor allem
zurückgehen auf die Soziale Lerntheorie der Persönlichkeit von Julian B. Rotter (1954, 1966,
1975; Rotter, Chance & Phares, 1972 ). Rotters SLT gehört zu den transaktionalen
Theorien, denn sie geht davon aus, dass Verhalten grundsätzlich nur zu verstehen ist, wenn
man es in seiner Interaktion mit der Umwelt betrachtet. Persönlichkeit bildet sich aus
derartigen Person-Umwelt-Transaktionen durch Erfahrungen, die zu bestimmten
Erwartungen in Bezug auf Verhaltensergebnisse führen. Hier bestehen Analogien zu o.g.
Handlungstheorien und der Entstehung der operativen Abbildsysteme und der kognitiven
Repräsentationen.
Bei Rotter kommt es nun je nach Häufigkeit bestimmter Kontingenzerfahrungen zu
Kategorisierungen und Generalisierungen der Erwartungen, sodass unterschieden werden
kann zwischen generalisierten, situationsübergreifenden und situations-spezifischen
Erwartungen von Handlungsergebnissen.
Situationsspezifische Erwartungen sind eine Funktion von früheren Erfahrungen mit einer
bestimmten Situation und dem Verhältnis zwischen situativ und zeitlich generalisierten
Erwartungshaltungen und der Anzahl der Erfahrungen mit der bestimmten oder ihr ähnlichen
Situation. Situative Erwartungen ermöglichen es, Situationen als Heraus-forderungen zu
bewerten, Handlungsmöglichkeiten zu erkennen und Entscheidungen zu treffen. In

22
unbekannten, komplexen Situationen sind jedoch die generalisierten Erwartungen als stabile
Persönlichkeitsmerkmale entscheidend für die Verhaltens-prognose, denn situative Neuheit
oder Ambiguität führen zu weniger guten ,kognitiven Landkarten', deren Defizite in der
Handlungsplanung durch die generalisierten Erfahrungen der Person kompensiert werden
müssen (Krampen 1987)
Rotters Theorie geht davon aus, dass generalisierte Erwartungen durch Ähnlichkeiten von
bedeutsamen Ergebnissen (Verstärkern) und Situationen entstehen und im Laufe der
Umwelterfahrungen zu generalisierten Überzeugungen werden, mit denen die Person an
neue Ereignisse und Handlungssituationen herangeht, und zwar
1. Kontrollueberzeugungen (generalized expectancies for internal versus external control of
reinforcement)
2. Zwischenmenschliches Vertrauen (interpersonal trust)
3. Überzeugungen eigener Problemlösefähigkeit (durch Suchen nach Handlungs-
alternativen)
Ihnen kommt insbesondere in schwierigen Situationen eine handlungsleitende Funktion zu,
und sie sind für die Verhaltensvorhersage besonders relevant (Rotter, 1975a). Sie sind
geeignet, Verhaltensunterschiede unter Belastung aufzuzeigen und zu erklären. Dabei
scheint die Kontrollüberzeugung eher bedeutsam zu sein für die Bewertung von
stressrelevanten Situationen als kontrollierbar und durch eigene Handlungsweisen
bestimmbar, während die Problemlöseerwartung eher für die Bewältigung (coping) eine Rolle
spielen mag, d.h. bei der Frage nach geeigneten verfügbaren Bewältigungs-strategien
(Kompetenzerwartung).
Es ist zu vermuten, dass positive Überzeugungen zur eigenen Problemlösefähigkeit, zu
Umweltkontrolle und ­vertrauenswürdigkeit zu einer Bewertung des Stressereignisses als
Herausforderung und potentieller Bereicherung führen, der mit Erfolgszuversicht und
Vertrauen in soziale Unterstützung begegnet wird.

23
3.1.1. Kontrollüberzeugungen
Nach Rotter (1966) ist Verhalten determiniert durch Umwelterfahrungen mit dem Grad an
wahrgenommener Kontingenz zwischen eigenem Verhalten und Ergebnissen.
Es gibt interindividuell konsistente Unterschiede in der generalisierten Überzeugung, dass
eher internale oder eher externale Kontrolle über Handlungsergebnisse und Konsequenzen
besteht. Das darauf begründete Konstrukt der internalen versus externalen
Kontrollüberzeugung besagt, dass Menschen sich in ihrer Erwartung unterscheiden, ob das
Ergebnis einer Handlung von ihren eigenen Fähigkeiten (skills) abhängt oder aber vom Zufall
(chance), vom Schicksal oder von mächtigen anderen Personen (powerful others)
Die Kontrollerwartung beeinflusst die Einschätzung persönlicher Handlungskompetenz und
die diesbezügliche Erfolgs- bzw Misserfolgserwartung bzw. entsprechende
Verhaltensweisen.
Streben nach Autonomie und Umweltkontrolle scheint ein ausgeprägtes Motiv eher
,internaler' Personen zu sein. Rotter (1966) verweist auf Zusammenhänge mit dem stark
ausgeprägten Bedürfnis, etwas zu bewirken, zu leisten und zu erreichen (need for
achievement ), dem insbesondere im Beruf eine hohe Bedeutung zukommt (z.B. für Ehrgeiz,
Engagement, Verausgabungsbereitschaft).
Der ,locus of control', die wahrgenommene Kontrollposition befindet sich auf einem
Kontinuum zwischen höchst internal und höchst external, d.h. individuelle Unterschiede
beziehen sich auf den Grad an Internalität bzw Externalität.
Eine eher internale Kontrollüberzeugung bedeutet, sich für Handlungsergebnisse und
Verhaltenskonsequenzen selbst verantwortlich zu fühlen und selbst bestimmen zu wollen,
während eher ,Externale' glauben, keinen Einfluss auf ihre Umwelt nehmen zu können und
von äusseren Gegebenheiten abhängig zu sein.
Die Kontrollüberzeugung repräsentiert die generelle situationsübergreifende Erwartung einer
Person, ob internale oder externale Faktoren ihr Leben und Handeln bestimmen und ob sie
sich als unabhängig, selbstbestimmt und handlungskompetent wahrnimmt. Da das Ausmaß
an Kontrollierbarkeit der Umwelt eine entscheidende Determinante des Umgangs mit
Belastung und Beanspruchung ist, hat auf seiten der Person die Kontrollerwartung als
handlungsleitende Personvariable eine hohe Bedeutung. Sieht die Person die Kontrolle über
stressrelevante Bedingungen als abhängig von skill oder chance ? Ist sie überzeugt, dass

24
eigenes Können Einfluss auf Stressoren ausübt oder dass Faktoren außerhalb ihrer Macht
verantwortlich sind?
Eine Situation, die durch persönliche Handlungsfähigkeit beeinflussbar erscheint, sollte
demnach als Herausforderung betrachtet werden, die gemeistert werden kann, während eine
Situation, in der man sich machtlos fühlt, eher als bedrohlich, beeinträchtigend oder als
Verlust bewertet werden sollte. Die jeweilige Kontrollüberzeugung bestimmt dann auch das
entsprechende Bewältigungsverhalten und die Auswahl der Copingstrategie: entscheidet
sich die Person für angemessenes aktives Problemlösen oder zeigt sie eher Passivität,
Abwehr und Vermeidung?
3.1.2. Problemlösen (alternative Lösungswege suchen)
Eine weitere handlungsleitende generalisierte Erwartung betrifft nach Rotter (1972) die
individuellen Fähigkeiten, schwierige Situationen und komplexe Probleme zu lösen.
Personen reagieren unterschiedlich auf Situationen, in denen der Weg zum Ziel blockiert
wird. Eine konstruktive Strategie ist es dann, alternative Lösungswege zu suchen; wenn
diese Strategie sich in einer bestimmten Situation bewährt, kann sie als generalisierte
Erwartung auf andere Bereiche übertragen werden. Die Handlungsstrategie Alternative
Lösungen suchen ermöglicht somit die Erfahrung der eigenen Fähigkeit zum Problemlösen
in vielfältigen Situationen und zur generalisierten Überzeugung, dass Schwierigkeiten
grundsätzlich zu bewältigen sind.
Der Forscherkreis um Rotter führte in den 1960er und 70er Jahren eine Reihe von
Untersuchungen durch, und es zeigte sich dabei unter anderem, dass Personen mit einer
eher internalen Kontrollüberzeugung
aufmerksamer gegenüber Umweltaspekten sind, die nützliche Informationen für
künftiges Verhalten liefern (Seeman, 1963)
eher Schritte unternehmen, ihre Umwelt zu verbessern (Gore & Rotter, 1963)
in bedrohlichen Situationen ein Wahrnehmungsverhalten zeigen, durch das sie
kompetenter mit der Bedrohungssituation umgehen können (Phares, 1962)
ihr Leben als durch eigenes Verhalten und eigene Fähigkeiten bestimmt sehen und
sich eher Situationen auswählen, die von diesen Fähigkeiten abhängen (Rotter &
Mulry, 1965)

25
ihren eigenen Zustand besser kennen, aktiv verstärkt Informationen einholen und
unzufriedener mit den bisher erhaltenen Informationen waren (Seeman & Evans,
1962)
signifikant häufiger Nichtraucher sind als Personen mit eher externaler Kontroll-
überzeugung (Straits & Sechrest, 1963)
Zusammenfassend lässt sich demnach sagen, dass Personen mit einer eher internalen
Kontrollüberzeugung unter Stressbelastung aufmerksamer und konzentrierter sind, ihr Leben
als selbstbestimmt betrachten und aktiv entsprechende Situationen wählen, die ihre
persönlichen Fähigkeiten herausfordern. Sie sind informierter und suchen aktiv nach
Informationen, und sie greifen weniger zu externen Mitteln der Stressbewältigung.
,,Perhaps related to this feeling that one can control the environment is also a feeling that one
can control himself." (Rotter, 1966, in Rotter, Chance & Phares 1972, 287)
Besonders in unklaren, mehrdeutigen Situationen greifen Personen verstärkt auf
generalisierte Erwartungen zurück, um fehlende Handlungspläne zu kompensieren, während
in klar strukturierten, bekannten Situationen Handlungspläne vorliegen und Erwartungen und
Verhalten situationsspezifisch ausfallen und je nach Kontext völlig verschieden sein können (
z.B. Schule/Arbeitsplatz vs. Zuhause/Freundeskreis ). Unter hoher situativer Ambiguität
können generelle Kontroll ­und Kompetenzerwartungen auf die Einschätzung
situationsspezifischer Kontrollierbarkeit übertragen werden. So sind generalisierte
Erwartungen besonders in unklaren, unbekannten oder schwierigen Situationen bedeutsam
für die subjektiv zur Verfügung stehenden Handlungs-möglichkeiten und somit für
Beanspruchungserleben und Bewältigung.
3.1.3. Zwischenmenschliches Vertrauen (Interpersonal Trust)
Neben der Kontrollüberzeugung ist für Rotter (1967) das Konstrukt des
zwischenmenschlichen Vertrauens die wichtigste Dimension für die Prognose von Verhalten.
Sie basiert ebenfalls auf den Erfahrungen der Person-Umwelt-Transaktion und den daraus
resultierenden generalisierten Überzeugungen in Bezug auf Verlässlichkeit und
Vertrauenswürdigkeit der sozialen Umwelt. Während sich die Kontrollüberzeugung jedoch
vor allem auf das Selbst und die Einschätzung eigener Kontrollmöglichkeiten bezieht, drückt
sich in der Vertrauensdimension die subjektive Bewertung der sozialen Beziehung zu
anderen aus. Man könnte vereinfacht sagen, die Kontrollüberzeugung spiegelt das Vertrauen
in sich selbst wider, und zwischenmenschliches Vertrauen spiegelt das nach außen

26
gerichtete Vertrauen in die Umwelt. Nach Rotter (1967) sind dies die grundlegenden
Elemente seelischer Gesundheit und des Wohlbefindens.
Vertrauen als generalisierte Erwartung entsteht aus der fruehkindlichen Erfahrung, dass
Versprechen der Eltern oder anderer wichtiger Bezugspersonen stets gehalten wurden und
angekuendigte Ereignisse auch eintrafen. Diese Erfahrungen prägen den späteren Grad an
Vertraün, der anderen Menschen entgegengebracht wird und die Ueberzeugung, dass die
Welt vorhersehbar und verlässlich ist.
Rotters Untersuchungen (1967) ergaben, dass die Vertraünserfahrungen der Kindheit das
Verhalten im weiteren Sozialisationsverlauf determinieren, in Schule, Beruf, mit Freunden
und in der generellen sozialen Einstellung:
Menschen, die anderen vertraün, werden selbst als verlässlicher und
vertrauenswürdiger wahrgenommen ( r = .38 )
Menschen, die vertrauen, sind weniger abhängig von anderen ( r = -.23)
Die frühen Erfahrungen von Vertrauen, Kontrollierbarkeit und Verlässlichkeit sind demnach
wichtige Voraussetzungen für späteres eigenverantwortliches, sozial kompetentes Handeln
in Schule und Beruf und bilden eine gute Grundlage für den Umgang mit Belastung und
Beanspruchung.
Man kann Rotters Ergebnisse dahingehend interpretieren, dass Menschen, die vertrauen, in
Belastungssituationen auch eher mit sozialer Unterstützung rechnen können (sociometric
popularity r = .20, sociometric friendship r = .19) und mit einer gewissen vertrauensvollen
Offenheit an neue soziale Situationen und fremdkulturelle Kontexte herangehen
3.2. Selbstwirksamkeit nach Bandura
,Selbstwirksamkeit' (self efficacy) bezeichnet nach Bandura (1999) die Überzeugung, selbst
fähiger Verursacher und ,Architekt oder Opfer seines Schicksals' (Bandura, 1999, S.1) zu
sein. Die Betonung liegt hier auf bereichsspezifischen Handlungskompetenzen, sodass das
Konstrukt eine Differenzierung der generalisierten Kontrollüberzeugung und der Erwartung
eigener Problemlösefähigkeit darstellt. Selbstwirksamkeit ist zentraler Gegenstand der
Theorie der ,triadischen reziproken Verursachung' (Bandura, 1999, S.15), in der Verhalten
immer ein Ergebnis der wechselseitig wirksamen Beziehungen von Person,
Umwelteinflüssen und Verhalten ist.

27
Selbstwirksamkeitsüberzeugungen als selbstbezogene Kompetenzerwartungen ergeben sich
wie in Rotters Theorie vor allem aus eigenen Bewältigungserfahrungen (mastery
experience). Darüber hinaus betont Bandura die stellvertretenden Erfahrungen durch
Beobachtung sozialer Modelle, verstärkt durch Ähnlichkeiten mit der eigenen Person, die
verbale Konditionierung durch andere Personen (social persuasion) und die subjektive
Wahrnehmung der eigenen physio-emotionalen Verfassung als anregend oder schwächend
und unangenehm.
Hohe Selbstwirksamkeitserwartung unter Belastung geht nach Bandura (1999) einher mit
intrinsischer Motivation, hoher kognitiver Komplexität, hoher Stresskontrolle und Zielsetzung.
Es werden vor allem auch affektive Prozesse im Umgang mit Stress und Angst
berücksichtigt. Wahrgenommene physiologische Erregung gilt als wichtige
Informationsquelle für die Person in Bezug auf Stressrelevanz und subjektive
Bewältigungsfähigkeiten:
,,People also rely partly on their physiological and emotional states in judging their
capabilities.They interpret their stress reactions and tensions as signs of vulnerability to poor
performance." (Bandura, 1999, S. 4)
Personen mit hoher Selbstwirksamkeitserwartung empfinden Erregung bzw Aufgeregtheit
eher anregend und energiespendend, während Personen mit niedriger
Selbstwirksamkeitserwartung und starken Selbstzweifeln dies eher als schwächend und als
negativ beanspruchend wahrnehmen.
Emotionale Zustände haben daher für das Beanspruchungserleben eine hohe Bedeutung:
sie können weitreichende Wirkungen auf die persönliche Kompetenzerwartung und
Bewältigungsfähigkeit haben, und diese bestimmen das Ausmaß des Stresserlebens in
schwierigen und belastenden Lagen.
Die wahrgenommene Selbstwirksamkeit, Kontrolle über Stressoren einschließlich Kontrolle
über beunruhigende Gedanken (thought control efficacy) ausüben zu können, spielt nach
Bandura eine zentrale Rolle für Bedrohungserleben in verschiedener Form, und mit
abnehmender Selbstwirksamkeit kommt es zu vermehrtem Stresserleben (Jerusalem, 1990)

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836617352
DOI
10.3239/9783836617352
Dateigröße
905 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
FernUniversität Hagen – Wirtschaftswissenschaften
Erscheinungsdatum
2008 (August)
Schlagworte
kontrollüberzeugung bewältigungsmuster burnout auslandsaufenthalt typ-a-verhalten
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Titel: Persönlichkeit, Kontrolle und Stressbewältigung bei beruflich bedingtem Auslandsaufenthalt
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