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Bildung in den neuen Bundesländern

Entwicklungen des Bildungssystems und der Bildungschancen nach der deutschen Wiedervereinigung

©2007 Diplomarbeit 105 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Das Bildungssystem der neuen Bundesländer erlebte nach der Wiedervereinigung Deutschlands innerhalb von vierzig Jahren einen zweiten Neuaufbau. Der erste Neuaufbau wurde nach Ende des zweiten Weltkrieges eingeleitet und mündete in der Entstehung eines sozialistischen Einheitsschulsystems unter zentralistischer staatlicher Verwaltung.
Der zweite Neuaufbau wurde mit der Angliederung der ehemaligen DDR an die BRD eingeleitet und war mit der Übernahme der westdeutschen Bildungsgesetze verbunden.
Die Bildungsstrukturen in den alten Bundesländern bildeten sich in einem Jahrzehnte umfassend Zeitraum heraus, wohingegen die neuen Bundesländer sich innerhalb kurzer Zeit auf die neu entstandenen Strukturen einstellen mussten. Die Bildungssysteme der neuen Länder wurden jedoch nicht einfach nach westdeutschem Vorbild kopiert, sondern bildeten sich in einem Anpassungsprozess heraus. Die zwischen den beiden Teilen Deutschlands bestehenden Unterschiede verlangten eine spezielle Anpassung der Bildungssysteme. Die vorangegangen Entwicklungen in der DDR und die sich abzeichnenden zukünftigen Entwicklungen bedingten dies. Die Gesellschaftsstruktur der DDR hatte sich seit der Teilung Deutschlands vierzig Jahren zuvor in eine andere Richtung als die der BRD entwickelt. Dementsprechend unterschieden sich die Ausgangsvoraussetzungen zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung in den neuen Bundesländern von denen der alten Bundesländer. Der Bildungszugang in der DDR wurde vom Staat reglementiert, dadurch kam es ab 1965 zu einer Verlangsamung und schließlich ab Mitte der 1970er zu einer rückläufigen Bildungsexpansion in der DDR kam. In der BRD schritt die Bildungsexpansion hingegen weiter voran, was zum großen Teil auf die Nichtreglementierung des Bildungszuganges durch den Staat zurückgeführt werden kann.
Beim Aufbau der Bildungssysteme in den neuen Bundesländern musste auch das neu hinzutretende Problem der demographischen Entwicklung, die von Abwanderung und Geburtenrückgang gekennzeichnet war, berücksichtigt werden. Problematischerweise erfolgte diese Trendwende jedoch erst nach einem kurzzeitigen Anstieg der Schülerzahlen Anfang der 1990er Jahre.
In den Jahren nach der Wiedervereinigung mussten diese Entwicklungen bei der Schaffung der Bildungssysteme und der institutionellen Regelungen in den neuen Bundesländern bereits mit berücksichtigt werden. Trotz gleicher Ausgangslage und trotz über vierzig Jahre zentralstaatlich geprägter Bildungspolitik […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Christian Pannier
Bildung in den neuen Bundesländern
Entwicklungen des Bildungssystems und der Bildungschancen nach der deutschen
Wiedervereinigung
ISBN: 978-3-8366-1372-9
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Leibniz Universität Hannover, Hannover, Deutschland, Diplomarbeit, 2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2008
Printed in Germany

2
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ... 4
1. Einleitung... 6
2. Die Entwicklung des Bildungssystems im Osten Deutschlands ... 9
2.1. Die Entwicklung in Deutschland von 1945 bis 1989 ... 9
2.1.1. Neuaufbau des deutschen Bildungssystems nach dem zweiten Weltkrieg ... 9
2.1.2. Entwicklung des Bildungssystems der DDR ... 12
2.1.3. Entwicklung der Bildungssysteme in der BRD ... 19
2.1.4. Unterschiede beider Bildungssysteme... 22
2.2. Entwicklung der neuen Bildungssysteme in Ostdeutschland ... 24
2.2.1. Die Ausgangslage... 24
2.2.2. Die Übergangsphase... 27
2.2.3. Gesamtentwicklung in den neuen Bundesländern ... 29
2.2.3.1. Übersicht über die Gesamtentwicklung ... 29
2.2.3.2. Entwicklung in Brandenburg ... 32
2.2.3.3. Entwicklung in Sachsen... 35
2.2.3.4. Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern ... 38
2.2.3.5. Entwicklung in Sachsen-Anhalt ... 42
2.2.3.6. Entwicklung in Thüringen ... 45
2.2.3.7. Unterschiede zu den Bildungssystemen der westlichen Bundesländer . 47
3. Bildungschancen in Ostdeutschland... 52
3.1. Bildungschancen... 52
3.1.1. Theoretische Grundlagen... 52
3.1.2. Rückblick auf die Bildungschancen in beiden deutschen Staaten ... 56
3.1.2.1. Bildungschancen in der DDR... 56
3.1.2.2. Bildungschancen in der BRD... 61
3.1.2.3. Gemeinsamkeiten der Bildungschancen in der DDR und BRD ... 64
3.2. Die ostdeutsche Situation nach der Wiedervereinigung ... 65
3.2.1. Die Ausgangslage in den neuen Bundesländern ... 65
3.2.2. Öffnung des Bildungssystems und damit verbundene Bildungschancen... 68
3.2.3. Entwicklungen der Bildungschancen anhand des Gymnasialbesuchs ... 73
3.2.4. Unterschiede gegenüber den alten Bundesländern... 77
3.2.5. Unterschiede gegenüber der DDR... 81

3
4. Bildungsentscheidungen in den neuen Bundesländern ... 84
4.1. Bildungsentscheidungen... 84
4.1.1. Theoretische Grundlage... 84
4.1.2. Bildungsentscheidungen in der DDR ... 86
4.1.3. Die Situation in den neuen Bundesländern... 87
4.2. Veränderte Einflussfaktoren in den neuen Bundesländern... 89
4.2.1. Bildungsaspiration... 89
4.2.2. Schulwahlentscheidungen... 91
5. Fazit... 94
Literatur ... 97

4
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Das Schulsystem in der SBZ/DDR 1946 bis 1959... 11
Abbildung 2: Das Schulsystem in der DDR 1959 bis 1965 (ohne Sonderschulen) ... 14
Abbildung 3: Studierende in DDR und BRD von 1950 bis 1980 ... 15
Abbildung 4: Das Schulsystem der DDR 1965 bis 1990 (ohne Sonderschulen) ... 16
Abbildung 5: Überblick über den Aufbau des Bildungssystems der BRD... 21
Abbildung 6: Schülerzahlen in Brandenburg von 1998/99-2005/06... 34
Abbildung 7: Übersicht über die Schulstufen und -arten in Brandenburg... 34
Abbildung 8: Verteilung der Schüler auf die Schulformen in Brandenburg ... 35
Abbildung 9: Überblick über das Schulsystem in Sachsen... 36
Abbildung 10: Entwicklung der Schülerzahlen Sachsen... 37
Abbildung 11: Schülerzahlen in Mecklenburg-Vorpommern von 1990/91-2005/06 ... 40
Abbildung 12: Übersicht über das Schulsystem in Mecklenburg-Vorpommern ... 41
Abbildung 13: Übersicht über das Bildungssystem in Sachsen-Anhalt ... 42
Abbildung 14: Gesamt-Schülerzahlen in Sachsen-Anhalt... 43
Abbildung 15: Entwicklung der Schülerzahlen je Schultyp in Sachsen-Anhalt ... 44
Abbildung 16: Überblick über das Schulsystem in Thüringen ... 45
Abbildung 17: Schülerzahlen an Allgemeinbildenden Schulen in Thüringen... 46
Abbildung 18. Verteilung der Achtklässler auf die Schulformen in Thüringen ... 47
Abbildung 19: Schülerzahlen in Deutschland von 1998/99 bis 2005/06... 50
Abbildung 21: Abiturientenzahlen und Studienanfänger in der BRD und DDR ... 57
Abbildung 22: Klassenspezifische Bildungschancen in der DDR ... 59
Abbildung 23: Sozialprofil der Studierenden in der DDR... 60
Abbildung 24: Ausbildungsabschlüsse in der BRD und DDR ... 63
Abbildung 25: Bildungsniveau in Ost- und Westdeutschland im Jahr 1991 ... 68

5
Abbildung 26: Verteilung der Schüler in der achten Klassenstufe nach Schularten... 68
Abbildung 27: Abiturquoten in Ostdeutschland... 69
Abbildung 28: Bildungsbeteiligung der 16-19 jährigen Jugendlichen ... 71
Abbildung 29: Bildungsdichte 16-19 jähriger nach Schulabschluss der Eltern... 71
Abbildung 30: Soziale Auslese in den neuen Bundesländern (1/2) ... 74
Abbildung 31 Soziale Auslese in den neuen Bundesländern (2/2) ... 75
Abbildung 32: Vergleich der Absolventen mit allgemeiner Hochschulreife... 78
Abbildung 33: Vergleich der Absolventen mit Hauptschulabschluss ... 80
Abbildung 34: Vergleich der Schulabgänger ohne Schulabschluss ... 81

6
1. Einleitung
Das Bildungssystem der neuen Bundesländer erlebte nach der Wiedervereinigung
Deutschlands innerhalb von vierzig Jahren einen zweiten Neuaufbau. Der erste Neuauf-
bau wurde nach Ende des zweiten Weltkrieges eingeleitet und mündete in der Entste-
hung eines sozialistischen Einheitsschulsystems unter zentralistischer staatlicher Ver-
waltung. Der zweite Neuaufbau wurde mit der Angliederung der ehemaligen DDR an
die BRD eingeleitet und war mit der Übernahme der westdeutschen Bildungsgesetze
verbunden.
Die Bildungsstrukturen in den alten Bundesländern bildeten sich in einem Jahrzehnte
umfassend Zeitraum heraus, wohingegen die neuen Bundesländer sich innerhalb kurzer
Zeit auf die neu entstandenen Strukturen einstellen mussten. Die Bildungssysteme der
neuen Länder wurden jedoch nicht einfach nach westdeutschem Vorbild kopiert, son-
dern bildeten sich in einem Anpassungsprozess heraus. Die zwischen den beiden Teilen
Deutschlands bestehenden Unterschiede verlangten eine spezielle Anpassung der Bil-
dungssysteme.
Die vorangegangen Entwicklungen in der DDR und die sich abzeichnenden zukünftigen
Entwicklungen bedingten dies. Die Gesellschaftsstruktur der DDR hatte sich seit der
Teilung Deutschlands vierzig Jahren zuvor in eine andere Richtung als die der BRD
entwickelt. Dementsprechend unterschieden sich die Ausgangsvoraussetzungen zum
Zeitpunkt der Wiedervereinigung in den neuen Bundesländern von denen der alten
Bundesländer.
Der Bildungszugang in der DDR wurde vom Staat reglementiert, dadurch kam es ab
1965 zu einer Verlangsamung und schließlich ab Mitte der 1970er zu einer rückläufigen
Bildungsexpansion in der DDR kam. In der BRD schritt die Bildungsexpansion hinge-
gen weiter voran, was zum großen Teil auf die Nichtreglementierung des Bildungszu-
ganges durch den Staat zurückgeführt werden kann.
Beim Aufbau der Bildungssysteme in den neuen Bundesländern musste auch das neu
hinzutretende Problem der demographischen Entwicklung, die von Abwanderung und
Geburtenrückgang gekennzeichnet war, berücksichtigt werden. Problematischerweise
erfolgte diese Trendwende jedoch erst nach einem kurzzeitigen Anstieg der Schülerzah-
len Anfang der 1990er Jahre.
In den Jahren nach der Wiedervereinigung mussten diese Entwicklungen bei der Schaf-
fung der Bildungssysteme und der institutionellen Regelungen in den neuen Bundeslän-
dern bereits mit berücksichtigt werden. Trotz gleicher Ausgangslage und trotz über

7
vierzig Jahre zentralstaatlich geprägter Bildungspolitik entwickelten sich die einzelnen
Bildungssysteme in den ostdeutschen Ländern innerhalb von wenigen Jahren in stark
unterschiedliche Richtungen.
Als Reaktion auf die zu erwartenden Entwicklungen, entstanden länderspezifische
Schulformen, wie die Regel-, Mittel-, oder Sekundarschule in denen mehrere Bildungs-
gänge vereint waren.
Die Frage, die sich nach diesen Entwicklungen stellt, ist die nach der Wirkungsweise
der Bildungssysteme in den einzelnen Bundesländern. Wie entwickeln sich die Bil-
dungschancen und die Bildungsbeteiligungen innerhalb eines so kurzen Übergangszeit-
raums. Welche Unterschiede treten im Gegensatz zur DDR und auch zu den alten Bun-
desländern zu Tage.
Aufgrund der Nachwirkungen der in der DDR herausgebildeten Sozialstruktur und Bil-
dungstraditionen wirken die Einflussfaktoren auf die Bildungschancen in den neuen
Bundesländern in anderer Weise als in den westdeutschen Bildungssystemen.
Die Möglichkeiten der freien Schulwahl und der Wegfall der vorher bestehenden Zulas-
sungsbeschränkungen führten zu einer neu einsetzenden Bildungsexpansion, die Bil-
dungsbeteiligungen veränderten sich rapide und auch der Verbleib im Bildungssystem
verlängerte sich in Ostdeutschland. Trotz der Veränderungen lassen sich noch Struk-
turmuster der DDR-Bildungstraditionen in den neuen Bundesländern erkennen.
Bildung erhielt einen anderen Stellenwert, in den letzten Jahrzehnten der DDR nur für
einige wenige Privilegierte zugänglich, stand sie nach der Wiedervereinigung der Mehr-
zahl der Bevölkerung frei zur Verfügung.
Der Rückblick auf die Entwicklung der beiden deutschen Bildungssysteme im zweiten
Kapitel und der anschließende Vergleich bildet die Grundlage für die Kennzeichnung
der Ausgangsmerkmale vor und nach der Wiedervereinigung. Nachkommend sollen die
Entwicklungen in den neunziger Jahren und die Neubildung der Bildungssysteme in den
einzelnen neuen Bundesländern aufgezeigt anhand zweier Betrachtungszeitpunkte skiz-
ziert werden. Die Struktur der direkt nach der Wiedervereinigung eingeführten Bil-
dungssysteme zeigt die Besonderheiten jedes Bildungssystems der neuen Bundesländer
auf. Der zweite gewählte Betrachtungszeitpunkt liegt fünfzehn Jahre später. Der Ver-
gleich der beiden Betrachtungszeitpunkte bietet die Möglichkeit die Entwicklungen in
den Bildungssystemen zu verdeutlichen.
Das dritte Kapitel geht zu allererst auf die Bildungschancen in der BRD und DDR ein
und verdeutlicht damit die unterschiedlichen Entwicklungen in beiden Staaten. Danach

8
schließen sich Auswirkungen der Entwicklungen in den neuen Bundesländern an. Diese
werden speziell anhand des Gymnasialbesuchs erläutert, da das Gymnasium die einzige
Schulform in den neuen Bundesländern ist, die sich in jedem Bundesland finden lässt.
Im vierten Kapitel erfolgt eine abschließende Darstellung der Bildungsentscheidungen
in den neuen Bundesländern. Die Bildungskarrieren und Bildungschancen werden von
den sozialselektiv wirkenden Bildungsentscheidungen beeinflusst. Die, im Gegensatz zu
den alten Bundesländern unterschiedliche, Sozialstruktur hat eine andere soziale Selek-
tion zur Folge. Schulwahlentscheidungen und Bildungsaspiration werden durch unter-
schiedlich starke Wirkung der Faktoren anders beeinflusst als in den alten Bundeslän-
dern.
Die Entwicklungen der Bildungssysteme und Bildungschancen in den neuen Bundes-
ländern werden in einer Gegenüberstellung mit den alten Bundesländern und der DDR
aufgezeigt. Dies ermöglicht es, zum einen die speziellen Unterschiede und Entwicklun-
gen in Ostdeutschland darzustellen, zum anderen eine Vergleichbarkeit mit anderen
Entwicklungen herzustellen.
Die Arbeit endet mit einer kurzen Zusammenfassung, in der die wichtigsten Resultate
noch einmal wiedergegeben sind.

9
2. Die Entwicklung des Bildungssystems im Osten Deutschlands
2.1. Die Entwicklung in Deutschland von 1945 bis 1989
2.1.1. Neuaufbau des deutschen Bildungssystems nach dem zweiten Weltkrieg
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945 wurde Deutschland in vier
Besatzungszonen aufgeteilt. Der östliche Teil Deutschlands wurde zur sowjetischen
Besatzungszone (nachfolgend SBZ genannt). Das Ziel der Alliierten bestand in der Ent-
nazifizierung Deutschlands in allen gesellschaftlichen Bereichen. Das Bildungssystem
war ein wichtiges Mittel zur Umsetzung dieses Ziels. Der Bildungsauftrag sollte durch
Vermittlung von Wissen umgesetzt werden, mit dessen Hilfe sich Deutschland in einen
demokratischen Staat verwandeln konnte.
Die Ausgangssituation zum Neuaufbau des Bildungssystems im Nachkriegsdeutschland
war jedoch schwierig. Bereits in den letzten Kriegsmonaten gab es in weiten Teilen
Deutschlands aufgrund von Bombenangriffen und Einberufungen der Schüler und Leh-
rer zum Militärdienst oder als Flakhelfer, keinen geregelten Schulbetrieb mehr. Viele
der deutschen Kinder hatten dementsprechend seit geraumer Zeit keinen Schulunterricht
mehr besucht. Ein weiteres Problem war die großflächige Zerstörung der Infrastruktur
in Deutschland und damit auch vieler Bildungseinrichtungen (Schulgebäude etc.), hinzu
kam ein akuter Mangel an Lehrpersonal. Trotz dieser Vorraussetzungen bemühten sich
die Alliierten schnellstmöglich wieder einen geregelten Unterricht einzuführen.
1
Die Entnazifizierung und Demokratisierung Deutschlands war der kleinste gemeinsame
Nenner, auf den sich die Besatzungsmächte einigen konnten. In anderen Punkten, wie
z.B. dem Neuaufbau der staatlichen Institutionen, kam es zu grundlegenden Differenzen
zwischen ihnen. Bereits kurz nach dem Ende des Krieges und noch vor Gründung der
beiden neuen deutschen Staaten, setzte eine unterschiedliche Entwicklung in den ver-
schiedenen Besatzungszonen ein. Die von der Sowjetunion verwaltete SBZ ging dabei
einen anderen Weg, als die von den Westmächten verwalteten Besatzungszonen. In Tei-
len der SBZ wurde bereits Mitte 1945 wieder provisorisch unterrichtet und mit dem
Befehl Nr. 40 der Sowjetischen Militäradministration die Wiedereröffnung der Schulen
zum 1. Oktober 1945 verfügt. Das Bildungswesen der SBZ wurde unter zentralstaatli-
che Verwaltung gestellt und eine radikale Reform des Schulwesens eingeleitet.
1
Siehe auch Mayrhofer (1999), S. 34f.

10
In den anderen drei Besatzungszonen existierte dagegen keine einheitliche Bildungspla-
nung. Die westlichen Alliierten versuchten zunächst in der jeweiligen Besatzungszone
ein Bildungssystem einzuführen, dass dem Vorbild ihres heimatlichen Bildungssystems
entsprach. Diese Absichten setzten sich jedoch aufgrund der fehlenden Resonanz aus
der Bevölkerung nicht durch.
2
So wurde dazu übergegangen sich, ebenso wie anfangs in der SBZ, an den Schulstruktu-
ren der Weimarer Republik von vor 1933 zu orientieren. Besonderer Wert wurde dabei
auf die zu nationalsozialistischen Zeiten verbotene Reformpädagogik gelegt. Ein Groß-
teil der neu eingesetzten Lehrer hatte auf diesem Gebiet bereits Erfahrungen gesammelt,
da sie zu Zeiten der Weimarer Republik ausgebildet worden waren.
3
Bereits Mitte 1946 wurde in der SBZ das ,,Gesetz zur Demokratisierung der deutschen
Schule" erlassen. Das Gesetz sollte dieselben Bildungschancen für alle Kinder, ob Jun-
ge, Mädchen, Stadt- oder Landkind und unabhängig vom Vermögen der Eltern garantie-
ren. Ziel war die Brechung des Bildungsmonopols der oberen Schichten und den Arbei-
ter- und Bauernkinder sollte es ermöglicht werden, zu den oberen Bildungsschichten
aufzuschließen.
4
Basis des Schulsystems war eine gemeinsame achtjährige Grundschule, an die sich eine
Berufsschule oder eine vierjährige Oberschule anschloss, welche zum Abitur führte.
5
Das Abitur in der Oberschule sollte aber nur eine der Möglichkeiten darstellen, die
Hochschulreife zu erhalten. Andere Möglichkeiten zur Aufnahme eines Studiums, z.B.
aus der Berufsausbildung oder direkt aus dem Beruf heraus waren ebenfalls vorgesehen.
Aus diesem Grund wurden Vorstudienabteilungen an den Universitäten errichtet, so
genannte Arbeiter- und Bauernfakultäten (ABF), die auch den bildungsfernen Schichten
ohne Abitur die Vorbereitung auf ein Studium ermöglichen sollten (vgl. Abbildung 1).
2
Vgl. Arbeitsgruppe Bildungsbericht (1994), S. 30
3
Vgl. Mayrhofer, (1999), S. 35
4
Vgl. Döbert, Fuchs (2002), S. 81-82.
5
Die Schulstruktur wurde bis 1959 beibehalten.

11
Abbildung 1: Das Schulsystem in der SBZ/DDR 1946 bis 1959
Kindergarten
Zehnklassige Allgemeinbildende
Polytechnische Oberschule
Berufs-
ausbildung
mit Abitur
EOS
(mit beruflicher
Ausbildung ab 1962)
Fachhoch-
schule
Fach-
schulen
Abend- und
Betriebs-
oberschulen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
2jährige
Berufsschule
3jährige
Berufsschule
Universität
13
Vorb. HS-Reife
ABF
Fach-
schule
Kindergarten
Zehnklassige Allgemeinbildende
Polytechnische Oberschule
Berufs-
ausbildung
mit Abitur
EOS
(mit beruflicher
Ausbildung ab 1962)
Fachhoch-
schule
Fach-
schulen
Abend- und
Betriebs-
oberschulen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
2jährige
Berufsschule
3jährige
Berufsschule
Universität
13
Vorb. HS-Reife
ABF
Fach-
schule
Quelle: Mayrhofer (1999), S.40
Der Kern der neuen Schulstruktur wurde bestimmt durch das Prinzip der demokrati-
schen Einheitsschule.
6
Bei der Einheitsschule handelte es sich um eine rein staatliche
Institution, ohne privaten oder kirchlichen Einfluss. In dem während der ,,antifaschis-
tisch-demokratischen Schulreform" entstandenen Einheitsschulsystem orientierte man
sich anfangs an mehreren Vorbildern, darunter der Weimarer Republik und der Sowjet-
union. Die reformpädagogischen Ansätze aus der Zeit der Weimarer Republik wurden
jedoch zum Ende der vierziger Jahre wieder aus dem Einheitsschulsystem entfernt. Die-
se Abkehr erfolgte aufgrund kritischer Stimmen, die sich unter anderem für eine füh-
rende Rolle des Lehrers im Unterricht aussprachen, wie es zum Beispiel in der Sowjet-
pädagogik der Fall war und sich vor allem gegen solche reformpädagogischen Ansätze,
wie die ,,Erziehung vom Kinde aus" oder den ,,Arbeitsschulunterricht" aussprachen.
7
Die Entnazifizierung und die Folgen des Krieges führten in Deutschland zu einem aku-
ten Lehrermangel. In der SBZ wurde versucht, diesem Mangel mit Hilfe so genannter
,,Neulehrerkurse" abzuhelfen. Innerhalb einer mehrere Wochen bis einige Monate dau-
ernden Ausbildung wurden die künftigen Lehrer auf den Schuldienst vorbereitet. Dabei
erfolgte gleichzeitig ein von der SED gesteuerter Austausch von mehr als Zweidritteln
6
Vgl. Anweiler (1990), S. 15f
7
Vgl. Mayrhofer, (1999), S. 37f

12
der Lehrerschaft und deren Ersetzung durch Neulehrer, die in den ,,Neulehrerkursen"
bereits mit der Ideologie der SED vertraut gemacht wurden.
8
Während in der SBZ die Bildung des unter zentralstaatlicher Verwaltung stehenden
Einheitsschulsystems nach Vorbild der sowjetischen Lern- und Leistungsschule
9
voran-
getrieben wurde, folgte man in den westlichen Besatzungszonen beim Aufbau des Bil-
dungssystems den Organisationsstrukturen der Weimarer Republik. Jede der westlichen
Besatzungszonen verfolgte bei der Entwicklung neuer Schulstrukturen jedoch einen
anderen Weg. Ferner setzten die westlichen Alliierten, im Gegensatz zur Sowjetunion,
auf eine relativ frühe Entlassung der Besatzungszonen in die Selbstständigkeit. Diese
konnten so den Neuaufbau der Bildungssysteme in Eigenverantwortung vorantreiben.
Pädagogische Konzepte und die Neugestaltung des Bildungssystems wurden in den
Bundesländern durch ,,freie Wahlen" legitimiert und nicht, wie in der SBZ, durch politi-
sche Erlasse. Aufgrund der frühen Eigenverantwortlichkeit der Besatzungszonen, hatten
die meisten westdeutschen Bundesländer die weitere Entwicklung ihrer Bildungssyste-
me bereits vor dem 23.Mai 1949, dem Tag der Verkündigung des Grundgesetzes und
somit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland, geregelt.
10
Am 7. Oktober 1949 erfolgte dann die Gründung der Deutschen Demokratischen Repu-
blik (DDR) in der sowjetischen Besatzungszone. Nachdem beide deutschen Staaten
gegründet waren vollzog sich die Gesamtentwicklung in noch gegensätzlichere Rich-
tungen.
2.1.2. Entwicklung des Bildungssystems der DDR
Die neu gegründete Deutsche Demokratische Republik, führte die bereits in der SBZ
begonnene Schulreform weiter fort. Die Machtübernahme der SED brachte tief greifen-
de ideologische Veränderungen in der DDR mit sich. Die Brechung des bürgerlichen
Bildungsprivilegs sollte fortgeführt werden und eine neue sozialistische Führungsklasse,
bestehend aus der Arbeiter- und Bauernschicht installiert werden.
Zur Erreichung dieser Ziele wurden weitere Bildungsreformen eingeleitet, dazu gehörte
der Aufbau der sozialistischen Schule, womit eine Abkehr von bürgerlichen Traditionen
und der Reformpädagogik verbunden war. Das Bildungssystem sollte, so wie es ab
8
Vgl. Arbeitsgruppe Bildungsbericht (1994), S. 184.
9
Siehe auch Köhler (2001), S. 849
10
Siehe auch Anweiler (1990), S. 15ff

13
1952 proklamiert wurde, die Schüler nach dem von der SED neu formulierten Leitbild
der ,,allseitig entwickelten sozialistischen Persönlichkeit" ausbilden.
11
Das Schulsystem der DDR in den fünfziger Jahren, glich einem Experimentierfeld in
das viele Neuerungen einflossen. Dies beinhaltete zum Beispiel vormilitärische Übun-
gen im Sportunterricht, die Einführung des ,,Unterrichtstags in der sozialistischen Pro-
duktion" sowie die Einführung des Faches Staatsbürgerkunde. Einer der wichtigsten
Aspekte des DDR-Bildungssystems dieser Zeit war der Aufbau einer zehnjährigen poly-
technischen Pflichtschule. Ab 1959 wurde mit der Einführung des ,,Gesetzes über die
sozialistische Entwicklung des Schulwesens in der DDR" eine gesetzliche Verankerung
der zehnjährigen Grundbildung der Bevölkerung in Form der ,,allgemein bildenden po-
lytechnischen Oberschule" (POS) vorgenommen. Erstmals in der Geschichte Deutsch-
lands wurde damit eine zehn Jahre dauernde Grundbildung durchgesetzt.
12
Die fünfziger Jahre waren in der DDR, im Gegensatz zur BRD, eine Phase tief greifen-
der Veränderungen. Der Beschluss eine Zehnklassenschule einzuführen, erfolgte bereits
zu einer Zeit (1956), als in der in der BRD noch nicht einmal in allen Ländern das neun-
te Pflichtschuljahr eingeführt worden war. Die Einbeziehung polytechnischer Inhalte ins
Bildungssystem war ein weiterer Punkt, der auch in Westdeutschland Aufmerksamkeit
erregte.
13
Bereits ab 1958 gab es den polytechnischen Unterricht (,,Unterrichtstag in der sozialisti-
schen Produktion" ­ UTP) an den Schulen in der DDR. Dieser stellte für die Schüler
eine Einführung in die Berufswelt dar und verband die schulische mit der beruflichen
Bildung. Der polytechnische Unterricht war für alle Schülerinnen und Schüler in der
DDR verpflichtend. Bestandteile waren die Fächer ,,Einführung in die sozialistische
Produktion" (ESP), ,,Technisches Zeichnen" (TZ) und ,,Produktive Arbeit" (PA). Da der
Unterricht eine Verbindung zwischen Schule und Produktion vermitteln sollte, wurde er
teilweise in den Betrieben (Produktive Arbeit und teilweise ESP) durchgeführt.
Dem polytechnischen Grundgedanken folgend, wurde ab 1960 in der DDR die Mög-
lichkeit eingeführt, einen zweifachen Bildungsabschluss in Form einer Berufsausbil-
dung mit Abitur zu erlangen, der nach 13 Schuljahren abgeschlossen wurde. Die Be-
rufsausbildung mit Abitur wurde ursprünglich eingeführt, um den Mangel an qualifi-
zierten Arbeitskräften wettzumachen, der aufgrund der Übersiedlung vieler DDR-
Bürger nach Westdeutschland vor dem Bau der Mauer entstanden war. Fast elf Millio-
11
Vgl. Döbert, Fuchs (2002), S. 82
12
Vgl. Mayrhofer, (1999), S. 42
13
Vgl. Anweiler, (1990), S. 19

14
nen Menschen verließen den östlichen Teil Deutschlands im Zeitraum von 1945 bis
1960.
14
Diese Form des Abiturs wurde neben dem normalen Abitur (nach 12 Jahren) an der zur
,,Erweiterten Oberschule" (EOS) umbenannten Oberschule installiert.
15
Im Gegensatz
zur EOS, die den normalen Weg zum Abiturerwerb darstellte und das gesamte Spekt-
rum des Hochschulangebotes abdeckte, führte die Berufsausbildung mit Abitur haupt-
sächlich zu den technischen Studiengängen, die mit den während der Ausbildung erlern-
ten Berufen korrespondierten (zum Schulsystem der DDR von 1959 bis 1965 siehe Ab-
bildung 2).
16
Abbildung 2: Das Schulsystem in der DDR 1959 bis 1965 (ohne Sonderschulen)
Kindergarten
Zehnklassige Allgemeinbildende
Polytechnische Oberschule
Berufs-
ausbildung
mit Abitur
EOS
(mit beruflicher
Ausbildung ab 1962)
Fachhoch-
schule
Fach-
schulen
Abend- und
Betriebs-
oberschulen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
2jährige
Berufsschule
3jährige
Berufsschule
Universität
13
Vorb. HS-Reife
ABF
Fach-
schule
Kindergarten
Zehnklassige Allgemeinbildende
Polytechnische Oberschule
Berufs-
ausbildung
mit Abitur
EOS
(mit beruflicher
Ausbildung ab 1962)
Fachhoch-
schule
Fach-
schulen
Abend- und
Betriebs-
oberschulen
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
2jährige
Berufsschule
3jährige
Berufsschule
Universität
13
Vorb. HS-Reife
ABF
Fach-
schule
Quelle: Mayrhofer (1999), S.44
Weiterhin zu erwähnen sind die ,,Arbeiter- und Bauernfakultäten", welche nach der
Gründung der DDR aus den Vorstudienabteilungen entstanden waren und eine weitere
Alternative für den Zugang zum Hochschulstudium darstellte. Die unterschiedlichen
Möglichkeiten des Hochschulzugangs in der DDR führten vor allem in den fünfziger
und sechziger Jahren zu einer Expansion im Bereich der höheren Bildung.
14
Vgl. Arbeitsgruppe Bildungsbericht (1994), S. 25.
15
Siehe auch Mayrhofer, (1999), S. 42
16
Vgl. Arbeitsgruppe Bildungsbericht (1994), S. 190

15
In den sechziger Jahren fanden in beiden deutschen Staaten Bildungsreformen statt. Die
DDR setzte ihre in den fünfziger Jahren begonnenen Reformen weiter fort, wohingegen
die BRD mit ersten Reformen im Bildungswesen begann. Beide deutschte Staaten hat-
ten in diesem Jahrzehnt einen großen politischen Stellenwert auf ihre Bildungssysteme
gelegt.
Die Bundesrepublik erlebte ein Konjunkturschub, auf den sie mit Bildungsreformen
antwortete. In der DDR sprach man von der ,,Meisterung der wissenschaftlichen-
technischen Revolution". Grundgedanke beider Reformansätze war, mit Hilfe der staat-
lichen Bildungspolitik, die Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Bildungswesens, um
den wirtschaftlichen Aufschwung weiter voranzutreiben.
17
Aufgrund der in der DDR bereits früher begonnenen Bildungsreformen und der früher
einsetzenden Bildungsexpansion wurden in den Anfangsjahren der DDR weitaus höhere
Studentenzahlen verbucht, als dies es in der BRD der Fall war. Dies kehrte sich erst
gegen Mitte der 70er Jahre um (siehe hierzu Abbildung 3).
Abbildung 3: Studierende in DDR und BRD von 1950 bis 1980
16
42
58
66
84
95
81
78
21
23
37
46
70
89
113
137
0
30
60
90
120
150
1950
1955
1960
1965
1970
1972
1975
1980
Jahr
S
tud
ie
re
nd
e
je
10
.000
E
in
w.
Studenten je 10 000 Einw./ DDR
Studenten je 10 000 Einw./ BRD
Quelle: Vgl. Thomas (1988), S.33
Das primäre Ziel der DDR, eine Öffnung der Hochschulen für Arbeiter- und Bauern-
kinder und die Brechung des Bildungsmonopols des Bürgertums, wurde mit den bereits
eingeleiteten Reformen in der DDR zunächst erreicht.
18
Im Jahre 1965 kam das ,,Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem"
hinzu und sollte den Reformen in allen Bereichen des Bildungssystems in der DDR den
17
Siehe auch Mayrhofer, (1999), S. 45
18
Vgl. Köhler (2001), S. 850f

16
Weg ebnen. Es enthielt umfassende Regelungen für das Bildungswesen, das von der
Kinderkrippe bis zur Erwachsenenbildung reichte (siehe auch Abbildung 4).
Abbildung 4: Das Schulsystem der DDR 1965 bis 1990 (ohne Sonderschulen)
Kindergarten
Kinderkrippe
Berufs-
ausbildung
mit Abitur
EOS
Fachschulen
Einheitliches staatliches
System der Weiterbildung
(Betriebsakademien, Volks-
Hochschulen usw.)
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
Berufs-
ausbildung
Berufs-
ausbildung
Universität und
Hochschulen
13
Zehnklassige Allgemeinbildende
Polytechnische Oberschule
(grundlegender Schultyp)
Oberstufe
Mittelstufe
Unterstufe
Kindergarten
Kinderkrippe
Berufs-
ausbildung
mit Abitur
EOS
Fachschulen
Einheitliches staatliches
System der Weiterbildung
(Betriebsakademien, Volks-
Hochschulen usw.)
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
Berufs-
ausbildung
Berufs-
ausbildung
Universität und
Hochschulen
13
Zehnklassige Allgemeinbildende
Polytechnische Oberschule
(grundlegender Schultyp)
Oberstufe
Mittelstufe
Unterstufe
Quelle: Mayrhofer (1999), S.48
Die Grundsätze des Gesetzes wurden wie folgt formuliert: ,,Das Ziel des einheitlichen
sozialistischen Bildungssystems ist eine Bildung des ganzen Volkes, die Bildung und
Erziehung allseitig und harmonisch entwickelter Persönlichkeiten, die bewusst das ge-
sellschaftliche Leben gestalten..."
19
. Das Bildungsgesetz schuf ein einheitliches, koedu-
katives und durch ökonomische Effizienz bestimmtes Bildungssystem, mit polytechni-
scher Ausrichtung, dass bis zum Ende der DDR 1989/90 Bestand hatte.
20
Ein paar Jahre nach der Einführung des Bildungsgesetzes, etwa Anfang der siebziger
Jahre, kamen die Reformbemühungen der DDR zu einem vorläufigen Abschluss. Eine
gewisse Kontinuität setzte sich von da an im Bildungssystem fort. Eine Standardisie-
rung durch einheitliche Lehrpläne, ein einheitliches Schulsystem und zentrale Ab-
schlussprüfungen erfolgte in der DDR. Im Gegensatz zur BRD, wurden die hochschul-
19
Vgl. Döbert, (1996), S. 21 nach: Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem vom
25.Feburar 1965 (GBl. I, Nr.6/1965).
20
Vgl. von Below (1997), S. 137

17
vorbereitenden Schulformen vereinheitlicht und stellten einen Gegensatz zu der dort
gerade fortschreitenden Individualisierung und Ausdifferenzierung der Sekundarstufe II
dar.
Das Ende der Reformbemühungen bedeutete zugleich eine Zäsur im Bildungssystem
der DDR. Die Expansion des tertiären Bildungsbereiches wurde gestoppt und mit Hilfe
von politisch-administrativen Mitteln zurückgesetzt. Der ökonomische Bedarf an Fach-
kräften
21
, gab fortan die Zahl der Ausbildungsplätze im tertiären Bildungssektor vor.
22
Die seit Gründung der DDR proklamierte proportionale Chancengleichheit wurde von
der leistungsorientierten Chancengleichheit abgelöst.
23
Eine direkte Verbindung zwischen Planwirtschaft und dem Schulsystem sollte den Be-
darf an Arbeitskräften steuern. Wenn Mangel an bestimmten Fachkräften vorlag, wur-
den gezielt Schüler in diesem Gebiet gefördert um den Mangel zu decken.
In Abbildung 3 ist der einsetzende massive Rückgang der Studentenzahlen, die bis da-
hin kontinuierlich anstiegen, zu erkennen. Seit Anfang der siebziger Jahre sanken die
Studentenzahlen in der DDR jedes Jahr kontinuierlich, während in der BRD aufgrund
der steigenden Nachfrage nach höheren Bildungsabschlüssen die Bildungsexpansion
weiter voranschritt.
Aufgrund der Drosselung im Hochschulzugange wurden auch die Abiturientenzahlen in
den folgenden Jahren auf etwa 11-12 Prozent eines Jahrgangs in der DDR gesenkt. Die
Absenkung konnte mit Hilfe des Übergangs zur EOS nach der achten Klasse der POS
umgesetzt werden. Die achte Klasse stellte damit die zu überwindende Hürde im Bil-
dungssystem der DDR dar. Nach deren Abschluss wurde von den Schulbehörden ent-
schieden, ob ein Wechsel in die Erweiterte Oberschule für den Schüler in Frage kam.
Die Aufnahme in die Abiturstufe erfolgte nicht nur unter Beachtung des Leistungsprin-
zips, sondern auch unter Berücksichtigung der Sozialstruktur der Bevölkerung, dem
Geschlechterverhältnis und ebenso dem sozialen- und gesellschaftlichen Engagement
des Schülers, sowie dem seiner Eltern.
24
Der bereits vorher einsetzende Paradigmenwechsel in der DDR wurde an den Regle-
mentierungen des Zugangs zu höherer Bildung deutlich ablesbar. Die neu etablierte
Führungsklasse der ,,sozialistischen Intelligenz" ging dazu über, die Bevorzugung der
21
Der in der DDR aufgrund der Bildungsexpansion vorherrschende Facharbeitermangel war unter ande-
rem ein Grund für die bewusste Reduzierung der Hochschulplätze. Diese Maßnahme sollte wieder mehr
Absolventen dazu bringen eine Facharbeiterausbildung einzuschlagen. Vgl. Solga (1995), S. 117
22
Vgl. Baumert et al (2005), S. 64
23
Siehe auch Solga (1995), S. 110f
24
Vgl. Arbeitsgruppe Bildungsbericht (1994), S. 189

18
Arbeiter- und Bauernklasse im Bildungsbereich aufzugeben und durch das Leistungs-
prinzip abzulösen.
25
Gesellschaftliche Engagiertheit und Leistung waren die neuen Kri-
terien für den Erwerb des höheren Bildungszugangs. Die Beteiligung der Studenten aus
der Arbeiterklasse an den Universitäten begann kontinuierlich zu sinken, bei gleichzei-
tigem Anstieg der Studenten aus der Intelligenzklasse, aus welcher sich die neue sozia-
listische Führungsklasse rekrutierte.
Für einen Großteil der Schüler in der DDR bestand aufgrund der Begrenzung der Chan-
cen auf einen Platz in der EOS nur die Möglichkeit auf den Abschluss der POS nach der
zehnten Klasse. Etwa neunzig Prozent der Schüler in der DDR verließen die Schule
daher nach der zehnten Klasse mit einem Abschluss der POS.
26
Die ausgegebene Maxime der DDR-Bildungspolitik und des Ministeriums für Volksbil-
dung lautete ,,Keinen zurücklassen". In der Verfassung wurde jedem Schulabgänger in
der DDR das Recht auf einen Ausbildungsplatz eingeräumt.
27
Schüler die den geforder-
ten Ansprüchen nicht genügten, und die Schule vor dem Abschluss der 10. Klasse ver-
ließen, ob nun ganz ohne Schulabschluss oder mit dem Abschluss der 8.Klasse, hatten
speziell für sie vorgesehene Ausbildungsberufe aus denen sie wählen konnten.
Jugendliche mit dem Abschluss der 8. Klasse mussten eine um ein Jahr verlängerte Be-
rufausbildung in einem der für sie reservierten Berufe absolvieren, hatten aber die Mög-
lichkeit, nach Ende der Berufsausbildung an der zentralen Abschlussprüfung der POS
teilzunehmen und ihren Abschluss nachzuholen. Schulabgänger ohne einen Abschluss
hatten die Möglichkeit eine ein- bis anderthalbjährige Ausbildung in einem weniger
qualifizierten Beruf zu absolvieren.
28
Ab Anfang der achtziger Jahre erfolgte eine erneute Trendwende in der DDR-
Bildungspolitik.
Angestrebt wurde nun eine Modernisierung der Bildungsinhalte, um eine Umsetzung
des Leistungsprinzips in Wirtschaft, Wissenschaft und Bildung zu erreichen. Das Ziel
dieser Maßnahme war eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität durch die Förderung der
Hauptproduktivkraft des Sozialismus, d.h. des Menschen. In dieser Phase fanden eine
gezielte Talentförderung, eine Reformierung der Berufsausbildung und eine Revision
der Lehrpläne statt.
25
Siehe auch Solga (1995), S. 110
26
Vgl. Huschner (2001), S. 820
27
Vgl. Arbeitsgruppe Bildungsbericht (1994), S. 20
28
Vgl. Arbeitsgruppe Bildungsbericht (1994), S. 188.

19
Aber nicht nur die Modernisierung der Bildungsinhalte wurde angestrebt, sondern auch
die Erhöhung der Wirksamkeit der ideologischen Ausbildung war eine Zielstellung der
Bildungspolitik, die bis zum Ende der DDR weiterverfolgt wurde.
29
Das Postulat der Einheitlichkeit, welches das Grundprinzip der DDR-Bildungspolitik
darstellte, wurde in einigen Ausnahmefällen außer Kraft gesetzt. Etwa ein Prozent der
Schüler in der DDR wurde in speziellen Begabtenschulen unterrichtet. Es handelte sich
dabei vor allem um Schulen aus den Bereichen Sport, Musik und Technik-
Naturwissenschaft. Die DDR rechtfertigte die Abweichung vom Einheitsprinzip mit
dem besonderen Maße an Übung, die eine Talentförderung in diesen Bereichen benötig-
te. Gleichwohl wurde aus Sorge um die Einheitlichkeit des Bildungssystems der Zugang
zu diesen Einrichtungen streng limitiert. Da keine Statistiken über die Spezialschulen
geführt wurden, nimmt man heute an, dass etwas ein- bis drei Prozent eines Schüler-
jahrganges die Spezialschulen besuchte.
30
2.1.3. Entwicklung der Bildungssysteme in der BRD
Die Weichenstellung für das westdeutsche Bildungssystem erfolgte ähnlich wie in der
DDR, bereits vor der Staatsgründung. In beiden Teilen Deutschlands wurde der Neu-
aufbau des Bildungssystems von den jeweiligen alliierten Besatzungsmächten beein-
flusst. In der DDR bedeutete das, eine Einflussnahme der Sowjetunion, für die BRD
eine Beeinflussung durch die Westmächte. Bereits kurz nach Ende des zweiten Welt-
krieges wurde versucht, einen Neuaufbau einzuleiten. Die anfänglichen Versuche der
Alliierten, ihre jeweiligen Bildungssysteme als Vorbild dienen zu lassen, scheiterte
schon bald am Widerstand der Bevölkerung.
31
In der BRD besann man sich auf die Bildungsstrukturen der Weimarer Republik und
sah anfänglich von tief greifenden Reformen, wie sie in der DDR durchgeführt wurden,
weitestgehend ab. Insgesamt lief der Neuaufbau des Bildungssystems in Westdeutsch-
land langsamer ab, als in Ostdeutschland. Dort wurde bereits 1946 das ,,Gesetz zur De-
mokratisierung der deutschen Schule" beschlossen. Ähnliches geschah in den westli-
chen Bundesländern hingegen erst gegen Ende der vierziger Jahre, nachdem sie von den
Alliierten in die Selbstständigkeit entlassen wurden. Zur Zeit der Staatsgründung der
BRD besaßen die einzelnen Bundesländer zumeist schon eine geregelte Bildungsstruk-
tur. Das neu eingeführte Grundgesetz der BRD legitimierte lediglich den Ist-Zustand der
29
Siehe auch Mayrhofer (1999), S. 49
30
Vgl. Arbeitsgruppe Bildungsbericht (1994), S. 191
31
Vgl. Anweiler (1990), S. 16f

20
Bildungssysteme in den Bundesländern. Die Bildungspolitik blieb föderalistisch und
damit Sache der einzelnen Bundesländer. Als länderübergreifendes Gremium für Bil-
dungspolitik wurde die Kultusministerkonferenz ins Leben gerufen (KMK).
32
Der bundesdeutschen Bildungspolitik der fünfziger Jahre fehlte es an Entwicklungsper-
spektiven und geplanten Strukturveränderungen, wie es in der DDR der Fall war. Das
Bildungssystem befand sich in einer Phase der relativen Stagnation und wurde trotz
steigender Schülerzahlen in Realschule und Gymnasium (im Zeitraum von 1952-60
erfolgte ein Anstieg der Schülerzahlen um 43 Prozent in der Realschule und 25 Prozent
im Gymnasium
33
) von der DDR-Bildungsexpansion überholt.
Erst mit Beginn der sechziger Jahre setzte aufgrund des Modernisierungsschubs auch in
Westdeutschland eine Reformperiode ein. Eingeleitet wurden die Reformbemühungen
von der bildungspolitischen Kritik der Öffentlichkeit. Im Jahr 1963 wurde ausgehend
von einer Bedarfsfeststellung der Kultusministerkonferenz (KMK) eine Bildungspla-
nung für die BRD aufgestellt. Eine Folge der schulpolitischen Entwicklungen war das
so genannte ,,Hamburger Abkommen" im Jahre 1964, mit dem der Versuch eine Ver-
einheitlichung des deutschten Schulwesens vorgenommen wurde. Angelegenheiten wie
die Dauer und der Beginn der Schulpflicht, oder Organisationsformen des Schulwesens
wurden für die gesamte BRD festgelegt. Bis heute gibt das Hamburger Abkommen,
abgesehen von einigen Änderungen, die Grundstruktur des deutschen Bildungssystems
vor (für einen Überblick über den schematischen Aufbau des Bildungssystems der BRD
siehe Abbildung 5). Der Beginn der Schulpflicht wurde auf ein Alter von sechs Jahren
festgelegt, nach einer vierjährigen Grundschulzeit wurden die Kinder auf die einzelnen
Schulformen der Sekundarstufe I verteilt. Dabei stellte (wie auch heute noch) das Gym-
nasium die weiterführende Schulform dar und der Erwerb des Abiturs berechtigte zur
Aufnahme eines Studiums. Anders als in der DDR stellte der Abiturerwerb die einzige
Möglichkeit dar, eine Berechtigung für ein Hochschulstudium zu erlangen.
Das ,,Hamburger Abkommen" kann mit der Einführung des ,,Gesetzes über das einheit-
liche sozialistische Bildungssystem" in der DDR verglichen werden, da für beide Staa-
ten diese Regelungen eine Festsetzung der zukünftigen Schulstruktur darstellten.
34
32
Vgl. Anweiler (1990), S. 15-18
33
Vgl. Anweiler (1990), S. 17
34
Vgl. Baumert et al. (2005), S. 54, Bildungswesen

21
Abbildung 5: Überblick über den Aufbau des Bildungssystems der BRD
Quelle: Kultusministerkonferenz (2007)

22
Die Reformen in der Bundesrepublik bedeuteten aber nicht nur eine Neugestaltung der
Schulstrukturen, sondern ebenso eine Neugestaltung der vorhandenen Bildungsziele und
Bildungsinhalte.
Die Entwicklungen in der BRD hatten ein Ausweiten der Bildungsex-
pansion zur Folge, so dass die Bildungsausgaben, sowie die Schülerzahlen in allen
Schularten anstiegen. Die Öffnung der höheren Bildungswege war das für die Zukunft
angestrebte Ziel. Infolgedessen wurde die DDR, die Aufgrund der Drosselung seiner
Bildungspolitik rückläufige Studenten- und Abiturientenzahlen zu verzeichnen hatte,
von der Bildungsexpansion in der BRD überholt.
35
Wie in Abbildung 3 dargestellt, wa-
ren die Studentenzahlen in der DDR ab 1971 rückläufig. Im Gegensatz dazu stand die
aufgrund der Bildungsexpansion weiter ansteigenden Studentenzahlen in der Bundesre-
publik Deutschland
36
.
2.1.4. Unterschiede beider Bildungssysteme
Die Entwicklung der beiden Bildungssysteme verlief trotz gleicher Ausgangsvorausset-
zungen, aufgrund der ideologischen und politischen Unterschiede zwischen der DDR
und BRD in zwei entgegengesetzten Bahnen. Die Bildungspolitik der DDR verfolgte
mit dem Aufbau des zentralistisch gesteuerten sozialistischen Einheitsschulsystems zum
einen das Ziel der Festigung der politischen Verhältnisse durch die Schaffung treu erge-
bender sozialistischer Persönlichkeiten und zum anderen die Beseitigung der Benachtei-
ligungen der Arbeiter- und Bauernkinder.
37
Das Gleichheitsprinzip erlangte in der DDR
eine vorrangige Stellung. Aufgrund dessen wurde ein Einheitsschulsystem eingeführt, in
dem es eine spät einsetzende Differenzierung der Schüler gab. Das Gleichheitsprinzip
konnte unter diesen Bedingungen am effektivsten umgesetzt werden, da Schüler ver-
schiedener sozialer Herkunft eine lange gemeinsame Grundbildung erhielten (in der
Regel zehn Jahre).
Der Staat besaß in der DDR die leitende und kulturell-erzieherische Funktion. Eltern
besaßen, wie es im Bildungsgesetz ausgedrückt wurde, einen Anspruch auf enge Zu-
sammenarbeit mit den staatlichen Erziehungseinrichtungen. Eine genaue Definition, ob
der Staat oder die Eltern den Vorrang besaßen, wie in der BRD, gab es jedoch nicht. In
der Bundesrepublik wurde im Grundgesetz, den Eltern der Vorrang gegenüber dem
Staat als Erziehungsträger eingeräumt. Der Staat übernahm nur eine Überwachungs-
35
Vgl. Anweiler (1990), S. 23f
36
Eine ausführlichere Darstellung der Entwicklung der Bildungssysteme in der BRD ist in Anweiler et al.
(1990), sowie in Arbeitsgruppe Bildungsbericht (1994) gegeben.
37
Vgl. Döbert (1996), S. 23

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836613729
DOI
10.3239/9783836613729
Dateigröße
925 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover – Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften, Studiengang Sozialwissenschaften
Erscheinungsdatum
2008 (Mai)
Note
1,3
Schlagworte
bildung neue bundesländer bildungschancen bildungssystem wiedervereinigung
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