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Digitalisiertes Langzeitarchiv eines Fernsehsenders

Analyse der vernetzten, bandlosen Content-Produktion, -Speicherung und -Verwertung und der dazu nötigen technischen sowie infrastrukturellen Grundlagen

©2007 Bachelorarbeit 87 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
In den letzten zehn Jahren hat sich in der Medien-Branche immer deutlicher eine Entwicklung weg von der analogen Produktion hin zu einer digitalen herauskristallisiert. Motor für diesen Trend sind zahlreiche innovative Anwendungsmöglichkeiten in der elektronischen Datenverarbeitung und IT. Auch in Deutschland führte dies zu Denkprozessen, wie man eine Umstrukturierung der Medien-Produktionslandschaft vollziehen kann. Betrachtet man die Fernsehanbieter und deren Bestrebungen, zeichnet sich ein Weg ab hin zur vernetzten, bandlosen Content-Produktion, -Speicherung und -Verwertung. Maßgebend für diese Entwicklung ist der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit und das immer schneller wachsende Angebot an innovativen Produktions- und Informationsmöglichkeiten. Diese beiden Gründe gehen einher mit der rasant zunehmenden und immer schneller werdenden Informationsvielfalt, die dem Konsumenten in Form von sich ständig weiterentwickelnden und teils neu entstandenen Kanälen wie Internetblogs, Video on Demand, Handy-TV etc. zur Verfügung steht.
Angeregt durch das Projekt EMSA (Essence Management & Storage Aktuelles) der ProSiebenSat.1 Produktion GmbH entstand die Idee zu dieser Bachelorarbeit. Das Projekt befasst sich mit der Erschließung und Digitalisierung aller programmspezifischen Inhalte eines Fernsehsenders in eine zentral verwaltete Produktionsumgebung. In deren Mittelpunkt rückt das bis dato am Ende der Produktionskette stehende Archiv. Daraus entstehen dann auch neue Möglichkeiten wie man auf die Bildmaterialien zugreift und diese verwertet.
Die Arbeit soll einen Überblick über bereits bestehende Produktions- und Kommunikationstechniken geben und eine weiterführende Aussicht auf künftige Innovationen bieten. Auch hinsichtlich der daraus resultierenden wirtschaftlichen Effekte für ein TV-Unternehmen schafft diese Arbeit zusätzliche Anreize.
Angesichts dieser Thematik gibt es folgende Fragen in Bezug auf die digitalen Umbrüche in der Medienindustrie und speziell im TV-Produktionsprozess: Welchen Stellenwert hat das Archiv innerhalb eines TV-Senders? Welche arbeitstechnischen Herausforderungen und Auswirkungen bringt eine solche Umstellung mit sich? Welche infrastrukturellen Voraussetzungen bestehen bereits und welche müssen neu geschaffen werden, um den Betrieb eines Digitalisierten TV-Langzeitarchivs zu bewerkstelligen? Welche Speichermedien kommen für ein TV-Langzeitarchiv in Betracht? Worin liegen die Vorteile eines […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltverzeichnis

1 Einleitung Vorwort
1.1 Thema und Fragestellung
1.2 Aufbau der Arbeit
1.3 Forschungsstand

2 Begriffsbestimmung
2.1 Digitalisierung
2.2 Tapeless Production
2.3 Metadaten
2.4 Content Management System (CMS)
2.5 Archivierung

3 Geschichte der Medien-Archive
3.1 Ursprung
3.2 Technisierung
3.3 Von Materialwirtschaft zum Content Management

4 Technische und infrastrukturelle Grundlagen
4.1 Maschinen
4.1.1 MAZ
4.1.2 Server
4.2 Analoge Speichermedien
4.2.1 Film
4.2.2 Magnetbandaufzeichnung
4.3 Digitale Speichermedien
4.3.1 Digitale MAZ-Formate
4.3.1.1 DVCAM
4.3.1.2 Digital Betacam
4.3.1.3 IMX
4.3.1.4 HDCAM
4.3.2 LTO – Linear Tape Online
4.3.3 DVD – Digital Versatile Disc
4.3.4 BD - Blu-Ray Disc
4.3.5 XDCAM – SONY Optical Disc
4.4 Filebasierte Speichermedien
4.4.1 SSD – Solid State Disc
4.4.1.1 Flash-Card - Flash-Speicher / Speicherkarten
4.4.1.2 P2 Card – Professional Plugin
4.4.2 HDD – Hard Disc Drive (Festplatte)
4.4.3 RAID – Redundant Array of Inexpensive Disks
4.5 Netzwerk
4.5.1 Netzwerktopologien
4.5.1.1 BUS oder Ethernet
4.5.1.2 Sterntopologie
4.5.1.3 Baumtopologie
4.5.1.4 Ring-Topologie
4.5.2 FTP – File Transfer Protocol
4.5.3 Datenbank
4.6 Digitales Medium
4.6.1 Semiprofessionelle Medien
4.6.1.1 AVI – Audio Video Interleaved
4.6.1.2 QT – QuickTime
4.6.2 Professionelle Medien
4.6.2.1 AAF – Advanced Authoring Format
4.6.2.2 GXF – General eXchange Format
4.6.2.3 MXF – Material eXchange Format
4.6.3 Datenreduktion und Datenkompression
4.6.3.1 M-JPEG – Motion Photographic Experts Group
4.6.3.2 DV – Digital Video
4.6.3.3 MPEG – Motion Picutre Experts Group
4.7 Software
4.7.1 Kompatibilität für alle Anwender
4.7.2 Zeitgleicher Zugriff für alle Anwender
4.7.3 Echtzeitzugriff
4.7.4 HSM – Hirarchisches Speicher Management
4.7.5 CMS – Content Management Software

5 Personelle Grundlagen und Workflow
5.1 Materialeingang
5.2 Ingest – Einspielen von Material
5.3 Qualitätssicherung des Materials
5.4 Erstellung der Metadaten
5.5 Suche und Auswahl des Materials
5.6 Zugriff auf Material – Partial Restore
5.7 Wiedergabe von Material – Playout
5.8 Distributionsverwaltung des Materials
5.9 Archivierung des Materials

6 Abwägung der Vor- und Nachteile
6.1 Nachteile Digitalisierter Langzeitarchive
6.2 Vorteile Digitalisierter Langzeitarchive

7 Gegenüberstellung von datenbasierten und digitalen videobasierten Speichermedien für die Anwendung in Langzeitarchiven

8 Fazit

9 Abkürzungsverzeichnis

10 Literaturverzeichnis

1 Einleitung Vorwort

In den letzten zehn Jahren hat sich in der Medien-Branche immer deutlicher eine Entwicklung weg von der analogen Produktion hin zu einer digitalen herauskristallisiert. Motor für diesen Trend sind zahlreiche innovative Anwendungsmöglichkeiten in der elektronischen Datenverarbeitung und IT. Auch in Deutschland führte dies zu Denkprozessen, wie man eine Umstrukturierung der Medien-Produktionslandschaft vollziehen kann. Betrachtet man die Fernsehanbieter und deren Bestrebungen, zeichnet sich ein Weg ab hin zur vernetzten, bandlosen Content-Produktion, -Speicherung und -Verwertung. Maßgebend für diese Entwicklung ist der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit und das immer schneller wachsende Angebot an innovativen Produktions- und Informationsmöglichkeiten. Diese beiden Gründe gehen einher mit der rasant zunehmenden und immer schneller werdenden Informationsvielfalt, die dem Konsumenten in Form von sich ständig weiterentwickelnden und teils neu entstandenen Kanälen wie Internetblogs, Video on Demand, Handy-TV etc. zur Verfügung steht.

1.1 Thema und Fragestellung

Angeregt durch das Projekt EMSA (Essence Management & Storage Aktuelles) der ProSiebenSat.1 Produktion GmbH entstand die Idee zu dieser Bachelorarbeit. Das Projekt befasst sich mit der Erschließung und Digitalisierung aller programmspezifischen Inhalte eines Fernsehsenders in eine zentral verwaltete Produktionsumgebung. In deren Mittelpunkt rückt das bis dato am Ende der Produktionskette stehende Archiv. Daraus entstehen dann auch neue Möglichkeiten wie man auf die Bildmaterialien zugreift und diese verwertet.

Die Arbeit soll einen Überblick über bereits bestehende Produktions- und Kommunikationstechniken geben und eine weiterführende Aussicht auf künftige Innovationen bieten. Auch hinsichtlich der daraus resultierenden wirtschaftlichen Effekte für ein TV-Unternehmen schafft diese Arbeit zusätzliche Anreize.

Angesichts dieser Thematik gibt es folgende Fragen in Bezug auf die digitalen Umbrüche in der Medienindustrie und speziell im TV-Produktionsprozess:

- Welchen Stellenwert hat das Archiv innerhalb eines TV-Senders?
- Welche arbeitstechnischen Herausforderungen und Auswirkungen bringt eine solche Umstellung mit sich?
- Welche infrastrukturellen Voraussetzungen bestehen bereits und welche müssen neu geschaffen werden, um den Betrieb eines Digitalisierten TV-Langzeitarchivs zu bewerkstelligen?
- Welche Speichermedien kommen für ein TV-Langzeitarchiv in Betracht?
- Worin liegen die Vorteile eines digitalisierten Archivs für einen Fernsehsender aus betriebswirtschaftlicher Sicht?

Im Laufe der Arbeit versuche ich diese Fragen an Hand von technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten her zu durchleuchten, um am Schluss zu einer Aussage zu gelangen, wie ein digitalisiertes TV-Langzeitarchiv in Zukunft aufgebaut sein kann und welche Vorteile für die Sendeanstalt daraus resultieren.

1.2 Aufbau der Arbeit

Die Arbeit ist in fünf Abschnitte unterteilt. Der erste befasst sich mit der Definition der für das weitere Verständnis nötigen Grundbegriffe. Im zweiten Abschnitt gehe ich auf die Geschichte der Medienarchive ein, indem ich Ursprung, Technisierung und den heutigen Stand reflektiere.

Der dritte und zugleich umfangreichste Teil befasst sich mit den technischen und infrastrukturellen Grundlagen. Hier gebe ich einerseits einen technischen Überblick über alle aktuell und in Zukunft zum Einsatz kommenden Maschinen, Computer, Speichermedien und Dateiformate. Andererseits spreche ich darüber wie diese zu programmieren und einzusetzen sind.

Abschnitt vier behandelt die personellen und arbeitstechnischen Grundlagen, wie sie für das digitalisierte TV-Langzeitarchiv vorstellbar sind. Hier wird darauf eingegangen, welche personellen Umstrukturierungen nötig sind, welche Herausforderungen diese mit sich bringen und in wieweit dies Auswirkungen auf die gesamten Arbeitsabläufe innerhalb eines Fernsehsenders hat. Hier wird auch der in Zukunft mögliche Arbeitsablauf innerhalb des Archivs von der Materialannahme über den Zugriff auf das Bildmaterial bis hin zur endgültigen Archivierung aufgezeigt.

Im fünften und letzten Abschnitt der Arbeit wäge ich die Vor- und Nachteile digitalisierter Langzeitarchive gegeneinander ab, mit der Erkenntnis, welche wirtschaftlichen und kommunikativen Potentiale die digitalisierte Langzeitarchivierung für ein TV-Unternehmen in sich bergen.

Ein Resümee der erarbeiteten Ergebnisse, im Rückblick auf die unter 1.1 genannten Fragestellungen schließt diese Bachelorarbeit ab.

1.3 Forschungsstand

Da das Thema der Digitalisierung von Langzeitarchiven ein sehr aktuelles ist und die dafür in Frage kommenden Techniken sich noch dazu in stetiger Weiterentwicklung befinden, gibt es dazu noch recht wenig Literatur. Die wichtigsten Quellen, welche den aktuellsten Forschungs-stand wiedergeben und aus welchen der Hauptteil der Erkenntnisse für diese Arbeit gewonnen werden konnte, sind im Folgenden aufgelistet.

- Medien-Datenbank- und Medien-Logistik-Systeme

Von Oliver Kretzschmar und Roland Dreyer

Erschienen 2004 im Oldenbourg Verlag München

- Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation

Handbuch zur Einführung in die Informationswissenschaft und –praxis

Von Rainer Kuhlen, Thomas Seeger und Dietmar Strauch (Hrsg.)

Erschienen 2004 im Saur Verlag München

- Organisation der Content Produktion

Von Jörg Sydow und Arnold Windeler

Erschienen 2004 im VS Verlag Wiesbaden

Darüber hinaus finden sich zahlreiche Quellen im Internet, welche auf dem aktuellsten Erkenntnisstand in Bezug auf die Digitalisierung von Medieninhalten sind. Insbesondere seien hier folgende Seiten zu erwähnen:

- www.elektronik-komependium.de

Diese Seite hat sich zur Aufgabe gemacht, die Themen Elektronik, Computertechnik, Kommunikationstechnik und Netzwerktechnik allgemeinverständlich zu erklären und der Allgemeinheit zu präsentieren. Außerdem ist der Betreiber dieser Seite auch Herausgeber von sechs Fachbüchern zu den Themen Elektronik, Kommunikation, Computertechnik, Netzwerktechnik, Mobilkommunikation und einer Formelsammlung. Das Fachbuch „Netzwerk-Fibel“ kommt auch im Zuge dieser Arbeit als Quelle zum Einsatz.

- www.bet.de

Auf dieser Seite lassen sich alle nur in Frage kommenden Themenbereiche finden, die sich auf TV-Produktion und Broadcasting beziehen. Noch dazu bietet BET Seminare und Fortbildungen an. Ebenso gibt BET ein Fachwörterbuch in 15. Auflage heraus; die 16. ist bereits in Arbeit. Die aktuelle Auflage umfasst 4.888 Begriffe und Abkürzungen aus Fernsehen, Videotechnik, Audiotechnik und Multimedia und diente auch für diese Arbeit als nutzvolle Quelle.

Auch auf den Homepages der einzelnen Soft- und Hardware Hersteller, lassen sich zahlreiche Information einsehen, welche zusätzlich als Quellen für diese Arbeit verwertet wurden. Im Einzelnen sind das:

- www.ibm.com/storage
- www.sonybiz.de
- www.panasonic-broadcast.de
- www.blu-raydisc.com

Zusätzliche Informationen über den Forschungsstand finden sich auf den Seiten der verschiedenen Verbände und Organisationen, welche neue Standards, Maßstäbe und Richtlinien für den Markt festlegen.

Um eine ausreichende Arbeitsgrundlage zu erhalten, wurden neben den oben erwähnten Veröffentlichungen noch weitere Publikationen hinzu gezogen, welche dem Literaturverzeichnis zu entnehmen sind.

2 Begriffsbestimmung

Zum besseren Verständnis meiner Arbeit, werde ich im Folgenden diverse Begriffe analysieren. Diese stehen im engen Zusammenhang zur Langzeitarchivierung und kommen dementsprechend oft in der weiteren Ausführung meiner Bachelorarbeit vor.

2.1 Digitalisierung

Die Digitale Welt basiert auf dem binären Zahlensystem, auch Binärsystem genannt. Dieses System kennt nur zwei Zahlen, nämlich „0“ und „1“. Diese beiden Zahlen werden auch als Zustände interpretiert. Dies kann auf verschiedene Zusammenhänge bezogen sein, z.B. an/aus, hell/dunkel, hoch/tief, ja/nein und vieles mehr.[1]

Um diese Zustände darstellen zu können, wird in der Datenverarbeitung mit dem sog. Bit (engl. Abk . Binary Digit) gearbeitet. So setzt sich dann ein Digitales Datenpaket aus mehreren Bits zusammen. In der EDV (Elektronische Datenverarbeitung) entspricht ein Bit der kleinsten vorkommenden Datenmenge. Größere Datenmengen sind ganzzahlige Vielfache von 1 Bit.[2] Da jedes einzelne Bit zwei mögliche Werte zulässt, können mit zwei Bit 22 = 4 Werte, mit drei Bit entsprechend 23 = 8 Werte und mit n Bit 2n Werte dargestellt werden.[3] Die nächst größere, digitale Einheit ist ein Byte. Dieses setzt sich aus 8 Bit zusammen und besteht somit aus 256 diskreten Werten.[4] Ein Byte dient als eigentliche Maßeinheit in Computern, da die Arbeit mit einzelnen Bit zu ineffizient wäre.

Nahezu alle Angaben in der Informationsverarbeitung, vor allem in der Speichertechnologie, beruhen auf Vielfachen von Bytes. Dabei haben kleinere Gruppen von Bytes eine besondere Bezeichnung, wie man folgender Tabelle entnehmen kann:[5]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Größere Mengen von Byte haben Präfixe, welche auch in anderen Bereichen üblich sind:[6]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Begriff der Digitalisierung findet seinen Gebrauch auch bei der Umwandlung analoger Signale in die digitale Form. Im Fall der Langzeitarchivierung bedeutet dies die Umwandlung einer analogen Bildquelle in ein digitales Signal zum Zweck der Übertragung und Speicherung auf Festplatten oder anderen digitalen Speichermedien. Hierbei werden den analogen Signalen in regelmäßigen Abständen Proben (Samples) entnommen. Den Werten der Proben werden dann Zahlen aus einem endlichen Zahlenbereich zugeordnet. Um genügend Details auch in den höchsten Frequenzen des Analogsignals erfassen zu können, muss die Anzahl der Probenentnahmen pro Sekunde (Sampling-Frequenz) groß genug sein. Zu Grunde liegt hierbei das Abtasttheorem. Dieses gibt vor, dass eine fehlerfreie zeitliche Diskretisierung gewährleistet ist, wenn bei der höchsten Frequenz jede Halbwelle mindestens einmal abgetastet wird. Kurzum muss die Abtastfrequenz mehr als das Doppelte der höchsten Signalfrequenz betragen. Dabei dürfen keine Störkomponenten vorliegen, die noch höhere Frequenzen beinhalten. Des Weiteren gilt für die Güte der Signalqualität: Je mehr Quantisierungsstufen, desto besser das Signal. Bei der Digitalisierung sollte aber unbedingt auf die maximal Auflösungsfähigkeit der menschlichen Sinne geachtet werden. Für Audiosignale reicht eine Amplitudenauflösung von 65.000 Stufen, welche mit 16 Bit darstellbar sind aus, um keine Verfälschungen gegenüber dem Original zu hören. Um eine nahezu fehlerfreie Bildwiedergabe zu erreichen, genügt es bereits das Videosignal in 256 Stufen - was 8 Bit entspricht - zu zerlegen. Bei der Digitalisierung kann es aber auch zu zwangsläufigen Fehlern kommen, wenn z.B. unendlich viele mögliche Werte auf eine endliche Anzahl reduziert werden und es somit zum sog. Quantisierungsrauschen kommt.[7]

Bei der Übertragung von digitalen Daten spielt die Bitrate eine wesentliche Rolle. Sie gibt Auskunft über die Geschwindigkeit der Übertragung und deren Größe. So wird die Bitrate in Bit pro Sekunde (Bit/s) angegeben.

2.2 Tapeless Production

Wörtlich übersetzt heisst Tapeless Production bandlose Produktion. In Bezug auf einen Fernsehsender bedeutet dies, dass die Bilder digital auf ein Speichermedium - z.B. eine Festplatte - aufgezeichnet werden. Die Nachbearbeitung - auch Postproduktion genannt - findet am Computer statt. Der fertige Beitrag kann dann in digitaler Form ausgestrahlt oder archiviert werden.

Bei der herkömmlichen bandbasierten Produktion, werden Beiträge auf Bänder aufgezeichnet und danach im Linear-Schnitt bearbeitet. Das fertige Sendeband wurde dann ausgespielt und später archiviert.

2.3 Metadaten

Metadaten enthalten Informationen über andere Daten.[8] Laut dem Entwurf der ISO-Spezifikation 11179 (International Organization for Standardization) werden Metadaten beschrieben als: „The Information and documentation wich makes data sets understandable and shareable for users “.[9] Diese Informationen helfen dem Nutzer des TV-Langzeitarchivs bei der schnellen Suche nach speziellen Beiträgen, Bildern und Namen von Protagonisten. Die Suche findet mit Hilfe einer speziellen, datenbankgestützten Software statt. Je spezifischer die Metadaten verzeichnet sind, desto leichter und schneller findet man das gewünschte Material. Die Zuordnung von Metadaten zu den Medienobjekten nennt man Verschlagwortung.[10]

Man unterscheidet inhaltsbezogene und inhaltsunabhängige Metadaten-Kategorien. Zu den inhaltsbezogenen Metadaten zählen die inhalts-beschreibenden oder semantischen Daten und die strukturbeschreibenden oder syntaktischen Daten.[11] Die erste Kategorie umfasst Informationen über Ursprung, Inhalt und Rechte der Bilder, technische Informationen wie Time-code-Angaben, Audio-Bitrate, Auflösung, Format, Länge des Materials und Datenmenge. Wichtig sind aber auch Informationen über Erstellungs- und Änderungsdatum sowie den damals zuständigen Redakteur. Die Kategorie der inhaltsunabhängigen Metadaten besteht aus identifizierenden Daten. Diese beziehen sich auf Informationen, die nichts mit dem Inhalt der Medien zu tun haben. Zum einen gibt es hier die identifizierenden Metadaten zur eindeutigen Identifikation der Medien mittels Material-ID, Versionsnummer, Dateiname, Dateigröße, Dateityp etc. Zum anderen werden durch administrative Metadaten verwaltungstechnische Informationen, wie Preise, Produktbeschreibung, Lagerbestand etc. berücksichtigt.[12]

2.4 Content Management System (CMS)

Der Begriff Content stammt aus dem Englischen und heißt Inhalt. Im CMS steht dieser Inhalt für Informationen, welche in strukturierter, schwach strukturierter und unstrukturierter Form für die Nutzung in elektronischen Systemen zur Verfügung stehen. Content wird auch als Media Asset bezeichnet, wenn dieser unter Berücksichtigung der existierenden Rechtsverhältnisse verwertet wird.[13] Fortfolgend in dieser Arbeit ist generell die Rede von Content. Im Fall eines Fernsehsenders besteht Content aus redaktionell erzeugten oder ausgewählten dynamischen Informationen, die eine zeitliche Dimension aufweisen.[14]

Als deutsches Synonym für Content Management System wird oftmals der Begriff des Redaktionssystems verwendet. Das CMS dient in erster Linie der Verwaltung von Content. Hierzu zählen dispositive Aufgaben (z.B. Inhaltsplanung, Prozesskontrolle), operative Aktivitäten (z.B. Erfassung, Bearbeitung und Publikation von Inhalten) sowie unterstützende Tätigkeiten (z.B. Systemadministration). Die Hauptaufgabe des CMS ist die Speicherung aller Inhalte, Metadaten und Steuerungsinformationen. Des Weiteren verwaltet das CMS die Benutzer und deren Zugriffsrechte, wie z.B. Lesen, Bearbeiten, Freischalten etc. All diese Zugriffe werden noch dazu vom CMS protokolliert. Für Recherche-Zwecke ist im CMS eine Vorschaufunktion enthalten, die es dem Nutzer bzw. Redakteur vorab ermöglicht, den Inhalt in einer geringen Qualität zu sichten.[15]

Wenn der Content nicht mehr oder sehr selten genutzt wird, sollte er in regelmäßigen Zeitabständen aus dem CMS entfernt werden, um eine ausreichende Leistungsfähigkeit des Systems für die redaktionellen Benutzer aufrecht zu erhalten.[16] Der Content wird nicht dauerhaft gelöscht, sondern lediglich in das Langzeitarchiv ausgelagert.

2.5 Archivierung

Unter Archivierung oder auch Migration verstehen wir die langfristige Auslagerung von Daten, die für den aktiven Änderungsprozess nicht mehr benötigt werden. Der archivierte Datenbestand ist anschließend auf einem Archivmedium und nicht mehr auf dem Online-Speicher des CMS gespeichert.[17]

Neben der langfristigen Sicherung und Erhaltung von Content ist die Ermittlung, Sicherung und Bewahrung von Informationen über diesen, ein wesentlicher Bestandteil der Archivierung. Die spätere Vermittlung der gewonnenen Informationen an Nutzer sowie die Bereitstellung der Inhalte gehört ebenfalls zum Aufgabenbereich der Auswertung und Nutzbarmachung von audiovisuellen Inhalten in Archiven.[18]

Die langfristige Archivierung ist aus juristischen Gründen notwendig und aus unternehmerischen Gründen gewünscht. Die juristischen Gründe liegen in der gesetzlichen Aufbewahrungspflicht, welche sich beispielsweise aus der Abgabenordnung, dem Handelsgesetzbuch, der Zivilprozessordnung, der ISO 9000 oder dem Produktionshaftungsgesetz ergeben. Die Aufbewahrungspflicht unterliegt genauen Vorschriften, die festlegen, welche Dokumente über welche Zeiträume wie aufzubewahren sind.[19]

Aus unternehmerischer Sichtweise liegen die Gründe darin, dass der zu archivierende Content - sei es in Form von Lizenzmaterial, sei es in Auftrag produziertes oder selbstproduziertes Material - das Programmvermögen des Senders darstellt. Somit besitzt es einen beträchtlichen Wert, den es zu erhalten gilt.[20]

Folgende Aufgaben muss ein Archiv erfüllen:[21]

- Repräsentation – alle Inhalte müssen wieder darstellbar sein.
- Reproduktion – alle Inhalte müssen ohne Informationsverlust kopierbar und wiederherstellbar sein.
- Retrieval – alle Inhalte müssen jederzeit wiederauffindbar sein

Ein Archiv muss aus Gründen des Datenschutzes über eine differenzierte Benutzerverwaltung verfügen, um sicherzustellen, dass nur berechtigte Benutzer und Benutzergruppen auf die jeweils für sie freigegebenen Inhalte zugreifen können.

3 Geschichte der Medien-Archive

Unter einem Archiv (lateinisch: archivum, griechisch: archeío(n), „Regierungs-“, „Amtsgebäude“) versteht man eine Institution oder Organisationseinheit, in der Unterlagen aus Verwaltungshandeln, die als archivwürdig bewertet und somit zu Archivgut umgewidmet wurden, erfasst, erschlossen, erhalten, ausgewertet und zugänglich gemacht werden. Im übertragenen Sinne bezeichnet es auch das Gebäude. Archivgut sind Schriftstücke, Akten, Karten, Pläne, Siegel, Bild-, Film- und Tonmaterialien sowie sonstige, auch elektronisch gespeicherte Informationen, die einen bleibenden Wert besitzen.

Diese eher historische Definition wird in der heutigen Zeit erweitert um das elektronische Archiv bzw. die elektronische Archivierung. Die Begriffe Aufbewahrung von Information und Archivierung gehen nahtlos ineinander über. Reine Aufbewahrung bedeutet im weitesten Sinne Speicherung auf einem Medium (Plattenspeicher, Magnetband etc.) bzw. in einem System (Dokumentenverwaltungssystem). Dabei steht das Originaldokument im Vordergrund. Archivierung ist an weitere Regeln wie Unveränderbarkeit, langfristige Wiederauffindbarkeit und Wiedergabefähigkeit gebunden. Die sog. Aufbewahrungsfrist oder auch Retentionszeit ist zum Archivierungszeitpunkt festzulegen; sie beinhaltet eine mögliche bzw. notwendige Vernichtung der Information zu gegebener Zeit, was wirtschaftlich bedeutsam ist.

Obwohl der Begriff Bibliothek lange Zeit auch für Archive benutzt wurde, ist eine Abgrenzung nötig. Archive enthalten grundsätzlich nur Schriftstücke wirtschaftlichen und/oder politischen Ursprungs oder persönliche Korrespondenzen, je nachdem, von wem sie geführt werden. Außerdem enthalten sie oft nur Schriftstücke aus ihrer näheren Umgebung, ganz im Gegensatz zu Bibliotheken, die alle möglichen Literaturgattungen in ihren Beständen führen und im Normalfall nicht auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt sind. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist die planmäßige Erstellung einer Bibliothek, wohingegen Archive erst durch die Benutzung der Besitzer wachsen.[22]

3.1 Ursprung

Bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. tauchten im mesopotamischen Raum Privatarchive auf, in denen Texte über mehrere Generationen hinweg gesammelt und von Schreibern gepflegt wurden. So gelang Archäologen 1980 im alten Ebla in Syrien ein phänomenaler Glückstreffer. Sie legten in dem um 2300 v. Chr. zerstörten Königspalast einen Archivraum mit fast 2000 Tontafeln frei. Diese bestanden zum Großteil aus Verwaltungsakten, welche die Verteilung von Stoffen und Metallen regelten. Die übrigen Tafeln befassten sich mit der Auflistung von Berufen und Ortsnamen sowie der Bezeichnungen für Vögel und Fische. Weitere Tafeln enthielten Zaubersprüche und Texte sumerischer Mythen.[23]

Die älteste Bibliothek überhaupt ist die Stadtbibliothek von Chatti, der Hauptstadt der Hethiter. Sie stammt vermutlich aus dem 14. Jh. v. Chr. Diese Bibliothek besaß bereits ein durchdachtes Organisationsprinzip und enthielt Texte aus politischen Korrespondenzen und Staatsverträgen, aber auch wissenschaftliche Literatur und Sagenbücher. Die bekannteste babylonische Bibliothek dürfte die des assyrischen Königs Assurbanipal[24] in Ninive aus dem 7. Jh. v. Chr. sein. Dieser König war „Buchliebhaber". Er hat diese Bibliothek mit geschätzten 20.000 Tontafeln zu seinem privaten Gebrauch zusammengetragen. Der König wies alle seine Beamten an, die für ihn wichtigen Tafeln zu sammeln und ihm nichts vorzuenthalten. Allen Bibliotheken dieser Zeit ist eine wohldurchdachte Organisationsform gemein.[25]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Eingang des Ninive-Archivs[26]

Aus dem ägyptischen Lebensraum gibt es sehr viel weniger Beispiele von Bibliotheken Das liegt vor allem daran, dass die meisten ägyptischen Bauten aus dieser Zeit nicht mehr existieren. In Bücherhäusern waren Texte aus den Bereichen Kulthandlungen, Rituale, Beschwörungen/ Schutzbücher und Inventarlisten aus Tempeln zu finden. In sog. Lebenshäusern, in denen Bücher verfasst, kopiert und aufbewahrt wurden, sollen Texte aus den Bereichen Magie, Medizin, Astrologie und Theologie vorhanden gewesen sein. Beispiele ägyptischer, archäologisch gesicherter Bücher- und Lebenshäusern sind Amarne um ca. 1300 v. Chr. und der Horustempel von Edfu (3. und 2. Jh. v. Chr.). Insgesamt sind etwa 15 - 20 frühgeschichtliche Bibliotheken historisch belegt. Zusammen-fassend lässt sich sagen, dass weit mehr über mesopotamische als über ägyptische Bibliotheken bekannt ist.[27]

Zwei der wohl bekanntesten Bibliotheken waren die von Pergamon und Alexandria. Letztere wurde um 300 v. Chr. von Ptolemaios I errichtet. Sie war die größte Bibliothek des Altertums und die erste ihrer Art. Die Besonderheit bestand darin, dass sie die erste öffentliche Bibliothek war. Denn bis dahin waren alle Archive und Bibliotheken rein privat und standen nur Königen und Gelehrten zur Verfügung.[28]

Die Bibliothek von Pergamon wurde um 200 v. Chr. Von den Attaliden gegründet. Pergamon wurde schnell zu einem Zentrum der Literatur und Gelehrsamkeit und nahm Platz zwei hinter Alexandria ein.[29]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Archivschrank[30]

3.2 Technisierung

Über die Jahrtausende hat sich das Archivwesen bis zum heutigen Stand weiterentwickelt. Ein wichtiger Aspekt dieser Entwicklung ist aber erst im 19. Jahrhundert hinzugekommen. Die Rede ist von maschinellen Hilfsmitteln wie Druckpressen, Schreibmaschinen, und Viele mehr. Ohne diese Entwicklung wäre der Mensch gar nicht in der Lage gewesen, die immer schneller anwachsenden Datenmengen in den Griff zu bekommen. Schätzungsweise verdoppelt sich die Informationsmenge alle 5 Jahre – dies trifft laut Statistiken der US-amerikanischen Library of Congress für die in Büchern abgelegte Information zu. Im Vergleich zu früheren Zeiten sehen wir uns heute mit einer elektronischen Informationsflut konfrontiert. Wo früher die Bestände eines Archivs schriftlich erfasst, dokumentiert und katalogisiert wurden, stehen uns heute Computer zur Verfügung.[31]

3.3 Von Materialwirtschaft zum Content Management

Der Begriff der Materialwirtschaft leitet sich vom Film-Material ab. Dieses wurde in den Anfangstagen des Fernsehens in Filmdosen angeliefert. Noch bis Ende der 80er Jahre wurden diese Filmdosen in den Archiven der verschiedenen Fernsehsender gelagert und schließlich auf Videobänder kopiert und dann aussortiert. Über die Jahre ging der Trend immer mehr hin zu Video-Kassetten, die kleiner und dadurch handlicher waren. Der Umgang mit diesen relativ unhandlichen Formaten gestaltete die Arbeit im Archiv als körperliche Herausforderung, da diese in größerer Stückzahl ein ziemliches Gewicht erreichen konnten. Um Filmrollen und Bänder Lagern zu können bedarf es natürlich auch dementsprechend viel Platz. Die Bänder wurden in sehr hohen Regalen gelagert, wo man sie nur mit Hilfe eines Gabelstaplers oder einer Hebebühne hinbringen konnte. Um für die Haltbarkeit der Filme und Bänder optimale Bedingungen zu schaffen, wurden die Lagerräume mittels einer Klimaanlage in einer konstanter Temperatur von 16-26º C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 40-60 Prozent gehalten.[32] Diese Komponenten machten die Materialwirtschaft zu einer sehr kosten- und zeitintensiven Angelegenheit. Darüber hinaus war die Arbeit im Archiv für viele Arbeitnehmer wenig attraktiv.

Durch das enorme Wachstum der Computertechnik Anfang der 90er Jahre und die damit verbundenen Möglichkeiten für neue Anwendungsbereiche, änderte sich im Archivwesen die Arbeit schlagartig. Wo zunächst Bestandslisten in Karteiregistern geführt wurden, konnte man nun mittels Datenverarbeitungsprogrammen einen schnelleren und zuverlässigeren Bestand aller Bänder visualisieren. Zwar gab es immer noch das mühsame Einsortieren der Bänder in die Regale, doch selbst dies wurde nach und nach durch Roboter abgelöst. Diese bekamen durch das Computerprogramm den genauen Standort des benötigten Materials mitgeteilt, holten dies aus dem Regal und stellten es nach Gebrauch dahin zurück. In dieser Form arbeiten heute die meisten TV-Langzeitarchive.

In Zukunft soll die Langzeitarchivierung aber komplett tapeless werden, d.h. sie soll ohne Bänder auskommen. Der bis dato auf Band gehaltene Content wird dann digitalisiert und auf Speichermedien abgelegt werden. Für die Verwaltung der Inhalte in Form von Daten sorgt die Content-Management-Software (CMS).

4 Technische und infrastrukturelle Grundlagen

Für die Inbetriebnahme und Nutzung eines digitalen TV-Langzeitarchivs ist es wichtig, die richtigen Grundlagen zu schaffen. Diese sind sowohl technischer wie infrastruktureller Natur; sie bilden das Fundament einer solchen Unternehmung. Die folgenden Bestandteile sind Komponenten, welche für dieses Fundament unabdinglich sind.

4.1 Maschinen

Maschinen werden von Menschen als Hilfsmittel zur mechanischen Einwirkung, zur Wahrnehmung und Artikulation verwendet. Meist werden von ihnen eine Verstärkung der eigenen Kräfte und Fähigkeiten, ein gezielter Krafteinsatz und die bequemere Erledigung von Routinearbeiten erhofft.[33]

Im Bereich der Prozessführungssysteme lässt sich die Arbeitsteilung zwischen Mensch und Maschine sehr gut erkennen. Dort kommen die speziellen Fähigkeiten und Eigenschaften eines jeden besonders zur Geltung. Sie ergänzen sich oft zu komplementären Systemen. Die Maschine kann - besser als der Mensch - die Kontrolle in Situationen übernehmen, in denen umfangreiche, gut definierte, schnelle und systematische Analysen und Reaktionen in sehr kurzer Zeit gefragt sind.[34]

Durch die besonderen Eigenschaften und Fähigkeiten die der Mensch und die Maschine besitzen, kommt es zu einer Arbeitsteilung. In diesem Zusammenhang ist die Rede von komplementären Systemen.[35]

4.1.1 MAZ

MAZ ist die Abkürzung für magnetische Bildaufzeichnung. Im übertragenen Sinne ist mit MAZ aber auch die Maschine zur magnetischen Bildaufzeichnung gemeint. Weitere gängige Abkürzungen wären VTR für Video Tape Recorder oder VCR für Video Casette Recorder. Die analoge Magnetbandaufzeichnung begann ab ca. 1960 und ist noch bis heute im Einsatz, wird aber Stück für Stück durch die digitale Magnetbandaufzeichnung abgelöst.[36]

MAZ-Maschinen können Audio- und Video-Signale (AV-Signale) nicht nur aufzeichnen, sondern auch wiedergeben. Somit ist eine MAZ vergleichbar mit einem Videorecorder, nur eben im High-End-Sektor, d.h. für die professionelle Arbeit beim Fernsehen oder Film. MAZ-Maschinen existieren in vielen Varianten und arbeiten mit unterschiedlichen Signalverarbeitungstechniken und mechanischen Spurlagenparametern. Diese verschiedenen Varianten - auch Formate genannt - sind nicht kompatibel. Alle MAZ-Varianten arbeiten mit dem sog. Schrägspurverfahren. Um AV-Signale verarbeiten zu können, sind auf einer schnell rotierenden Kopftrommel, die vom Magnetband umwickelt wird, Aufnahme- und Wiedergabeköpfe (Videoköpfe) montiert. Es wurden Systeme mit 350 Grad und 180 Grad Umschlingung entwickelt, wobei sich die mit 180 Grad, wegen des geringeren Bandzuges und der einfacheren Mechanik im Rekorder durchgesetzt haben.[37] Die Kopftrommel und das Band sind leicht gegeneinander gekippt. Dadurch entstehen auf dem Band schräge Spuren, daher der Name des Verfahrens.[38] Auf der Kopftrommel befindet sich ein sehr kleiner Spalt, aus welchem die Aufnahme- und Wiedergabeköpfe um 30-60 μm herausragen.[39] Das Band läuft über diesen Spalt hinweg und wird dabei magnetisiert.

Die magnetische Signalspeicherung wurde von der Schule für Rundfunktechnik wie folgt definiert:

„Bei der magnetischen Signalspeicherung wird der zeitliche Verlauf einer elektrischen Signals in eine Ortsverteilung magnetischer Zustände (Remanenzen) auf einem Magnetschichtträger (Magnetband, Magnetplatte) umgesetzt. Dazu wird eine magnetisierbare Schicht mit konstanter Geschwindigkeit in engem Kontakt an der Spaltzone einer kleinen Ringkernspule – dem sog. Magnetkopf – vorbeigezogen. Das magnetische Feld des Spalts verursacht eine bleibende Magnetisierung (Remanenz) im Band, die zur Stärke des Signalstroms proportional ist.“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Prinzip der magnetischen Signalspeicherung[40]

„Zur Wiedergabe muss das bespielte Magnetband wieder im engen Kontakt mit konstanter Geschwindigkeit über den Spalt einer Ringkernspule – dem Wiedergabekopf – geführt werden. Die magnetischen Feldlinien der remanenten Bandmagnetisierung schließen sich über den Ringkern und verursachen ein elektrisches Signal im ursprünglichen Zeitverlauf.“[41]

Durch diese aufwändige Technik hat ein solches Gerät auch seinen Preis. Dieser richtet sich je nach Aufzeichnungsformat, technischen Standards und Modell. Eine herkömmliche MAZ für den normalen Gebrauch - sprich Aufzeichnung und Wiedergabe von AV-Signalen für das Format Digital Betacam - kostet neu ca. 30.000,- €. Für eine HD Cam, welche dem neuesten und modernsten Standard entspricht, zahlt man ca. 80.000,- €.

4.1.2 Server

Ein Server (engl. to serve = bedienen) ist ein Computer, der Rechenleistung, Speicher und Daten bereitstellt und Zugriffsrechte verwaltet. In den meisten Fällen handelt es sich um einen sehr leistungsstarken Rechner, welcher je nach Anwendungsbedürfnis mit spezieller Hardware und Software bestückt ist. Es gibt vier verschiedene Server-Typen, doch für die Bedürfnisse eines digitalen Langzeitarchivs kommen im Wesentlichen nur File- und Media-Server zur Anwendung.

Der File-Server stellt dem Client die Dateien und den Speicherplatz zur Verfügung. Durch das Einbinden mehrere Clients in ein Netzwerk (vgl. Kap. 4.5) ist es dann mehreren Netzwerkteilnehmern möglich, auf diese Dateien und den Speicherplatz zuzugreifen. Der File-Server übernimmt zusätzlich die Sicherung der Daten und der Verzeichnisse. Eine weitere Aufgabe ist der Datentransport zwischen den Festplatten und den Netzwerkkarten der einzelnen Clients. Hierfür benötigt er eine sehr hohe Rechenleistung, um die Koordination der ein- und ausgehenden Datenpakete durchzuführen.[42]

Mit Media-Server ist in der Videotechnik und beim Fernsehen ein aus vielen Festplatten bestehender Datenspeicher mit sehr hoher Speicherkapazität gemeint. Die digitalen AV-Signale gelangen per FTP (vgl. Kap. 4.5.2) in das Speichersystem des Computers und können – je nach System – von mehreren Arbeitsplätzen oder auch Clients aus verwaltet, recherchiert, bearbeitet oder gesendet werden.[43]

Für einen Media-Server, der auch als Video-Server bezeichnet wird, kommen mehrere Betriebsarten in Frage. Die drei grundlegenden Varianten sind NVOD, SVOD und IVOD. Die simpelste Betriebsart ist NVOD (Near Video on Demand), bei der die Übertragung von Videodaten, z.B. eines Films, mehrmals um einige Minuten zeitversetzt gestartet werden kann. Der Film wird dann als sog. Multicast an mehrere Teilnehmer ausgespielt. Vorteil dieser Betriebsart ist, dass beispielsweise ein Film sehr vielen Teilnehmern mit einer flexibel wählbaren Einstartzeit angeboten werden kann. Die etwas aufwändigere Variante ist SVOD (Staggered Video on Demand), bei der die Übertragung eines Films an mehreren Teilnehmern innerhalb weniger Sekunden bis Minuten bewerkstelligt werden kann. Der Film wird dann von mehreren zeitlich versetzten Datenströmen gesendet und somit ist dem Empfänger dann auch möglich innerhalb dieses Films Zeitsprünge zu machen und diesen quasi vor bzw. zurück zu spulen. Bei IVOD (Interactive Video on Demand) kann der Empfänger dann während des Abspielens eines Films individuell den Datenstrom beeinflussen. Dies wird durch die Bereitstellung eines individuellen Datenstroms für jeden einzelnen Teilnehmer ermöglicht. So ist dann der Empfänger im Stande den Film zu jeder beliebigen Zeit zu starten, zu stoppen oder zu pausieren. Des Weiteren kann er ihn vorwärts und rückwärts oder sogar in Zeitlupe laufen lassen. Möglich ist auch der Sprung direkt zu einer bestimmten Stelle im Film.[44]

[...]


[1] Mücher, Michael: Broadcast Fachwörterbuch, Hamburg 2004, S. 59

[2] Mücher 2004, S. 59

[3] Kuhlen, Rainer, Thomas Seeger und Dietmar Strauch (Hrsg.): Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation, München 2004, S. 326

[4] Mücher 2004, S. 68

[5] Kuhlen, Seeger, Strauch 2004, S. 326

[6] Kuhlen, Seeger, Strauch 2004, S. 326

[7] Schmidt, Ulrich: Digitale Film- und Videotechnik, München 2002, S. 107-108

[8] Mücher 2004, S. 204

[9] Kretzschmar Oliver, Dreyer Roland: Mediendatenbank- und Medien-Logistik-Systeme, München 2004, S. 83

[10] Kretzschmar, Dreyer 2004, S. 83

[11] Kronz, Sabine: Content Management. Einführung, Prozesse und Objekte, Köln 2004, S. 130

[12] Kretzschmar, Dreyer 2004, S. 84

[13] Kretzschmar, Dreyer 2004, S. 18

[14] Bodendorf, Freimut: Daten- und Wissensmanagement, Berlin/Heidelberg 2006, S. 95

[15] Bodendorf 2006, S. 100

[16] Kronz 2004, S.163

[17] Kretzschmar, Dreyer 2004, S. 159

[18] Pollert, Susanne: Film- und Fernseharchive. Bewahrung und Erschließung audiovisueller Quellen in der Bundesrepublik Deutschland, Potsdam 1996, S. 55

[19] Aufbewahrungspflichten und –vorschriften sind über mehrere gesetzliche Regelungen verteilt, deren genaue Erläuterung den Rahmen der Arbeit sprengen würde.

[20] Kronz 2004, S.160

[21] Kampffmeyer, Ulrich; Merkel, Barbara: Grundlagen des Dokumentenmanagements. Einsatzgebiete, Technologien, Trends, Wiesbaden 1997, S. 85

[22] http://de.wikipedia.org/wiki/Archiv 20.02.2007

[23] Casson, Lionel: Bibliotheken der Antike, Düsseldorf 2002, S. 14

[24] Casson 2002, S. 22

[25] Barth, Robert: 5000 Jahre Bibliotheken, Bern 1997, http://www.biblio.unibe.ch/stub/vorl96

[26] Quelle: www.wikipedia.de/Archiv

[27] Barth 1997

[28] Casson 2002, S. 49

[29] Casson 2002, S. 72 ff

[30] Quelle: www.wikipedia.de/Archiv

[31] Kemper, Alfons und André Eickler: Datenbanksysteme, München / Wien 2006, S. 17

[32] Kamm, Dieter, Walter Neumann und Schule für Rundfunktechnik (Hg.): Fernsehstudiotechnik. Ein Leitfaden für Rundfunkmitarbeiter, Nürnberg 1974, S. 20

[33] Burckhardt, Martin: Vom Geist der Maschine. Eine Geschichte kultureller Umbrüche, Frankfurt a. M.1999, S. 89

[34] Herzceg, Michael: Einführung in die Medieninformatik, München 2007, S.114-115

[35] Norman, Donald A.: The invisible Computer, Camebridge 1999, S. 159

[36] Schmidt 2002, S. 134

[37] Allary, Matthias: Recording, Vorlesungs-Skript Macromedia Akademie, München 2005

[38] Schmidt 2002, S. 134

[39] Allary 2005

[40] Quelle: SRT, Fernsehstudiotechnik: Prinzip der magnetischen Signalspeicherung

[41] Kamm, Neumann 1974, S. 12

[42] Schnabel, Patrick: Netzwerktechnik-Fibel, Ludwigsburg 2004, S. 55

[43] Mücher 2004, S. 265

[44] Nasko, Christoph: Speicher- und Auslesestrategien für Datenströme in Video-Servern und deren Analyse mittels Simulation, Dissertation am Lehrstuhl für Elektrotechnik der TU München 2001, S.18-20

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836613668
DOI
10.3239/9783836613668
Dateigröße
751 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Mittweida (FH) – Medien, Angewandte Medienwirtschaft
Erscheinungsdatum
2008 (Mai)
Note
1,7
Schlagworte
content-management-system daten-archivierung langzeitarchiv tapeless production hierarchisches speichermanagement
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Titel: Digitalisiertes Langzeitarchiv eines Fernsehsenders
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