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Klimawandel - Eine Herausforderung für die Wirtschaft

Handlungsoptionen für Industrieunternehmen in Deutschland

©2008 Masterarbeit 157 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Menschliche Aktivitäten haben schon immer die Umwelt verändert, angefangen bei der Rodung der Wälder zum Gewinn von Siedlungsland, der Einleitung von Abwasser in Gewässer bis hin zur Deponierung von radioaktivem Abfall. Im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung nahmen diese Aktivitäten zu, und die Auswirkungen wurden erkennbar. Eine Folge der Industrialisierung ist u.a. die steigende Emission von Treibhausgasen, die die Erwärmung der Erdoberfläche verursachen. Zu den Treibhausgasen zählen gemäß der internationalen Vereinbarung von Kyoto Kohlendioxid (CO2), Distickstoffoxid (N2O), Methan (CH4), teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW), fluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW) und Schwefelhexafluorid (SF6). Die atmosphärische Konzentration dieser Treibhausgase wird durch menschliche Aktivitäten im Vergleich zu den natürlich vorkommenden Volumina erheblich erhöht.
Lange wurden die mit den Klimaveränderungen verknüpften wissenschaftlichen Fragen nicht vorrangig behandelt. Erst seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde den Aussagen der Klimatologen Beachtung geschenkt, die auf eine zunehmende Erwärmung des Planeten hinweisen. Heute ist die Tatsache, dass es einen Klimawandel gibt und dass dieser anthropogen verursacht wird, weithin akzeptiert. Lediglich über die Sensitivität des Klimas gegenüber steigenden Treibhausgaskonzentrationen und damit das Ausmaß des Temperaturanstiegs und der Auswirkungen sind die Klimaexperten verschiedener Meinungen. Die SRES-Hüllkurven beziehen sich auf die im Special Report on Emission Szenarios der zwischenstaatlichen Sachverständigengruppe über den Klimawandel (Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)) berechneten sechs Emissionsszenarien. Diese prognostizieren eine Erhöhung der mittleren globalen Erdoberflächentemperatur bis zum Jahr 2100 zwischen 1,4 °C und 5,8 °C bezogen auf 1990.
Obwohl die globale Jahresdurchschnittstemperatur während der vergangenen 100 Jahre nur um 0,6°C angestiegen ist, sind bereits heute zahlreiche Auswirkungen des Klimawandels spürbar: Gletscher sowie das arktische und antarktische Eis schmelzen ab, Permafrostböden tauen auf, der Meeresspiegel steigt, Vegetationsperioden verlängern sich, Tier- und Pflanzenarten verändern ihr Verbreitungsgebiet und Extremwetterereignisse nehmen zu. Weitere Beispiele für mögliche Auswirkungen sind in Anhang I aufgeführt. Allerdings geben diese Veränderungen laut Aussagen der meisten Wissenschaftler lediglich einen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Jennifer Oppel / Andrea Nolte
Klimawandel - Eine Herausforderung für die Wirtschaft
Handlungsoptionen für Industrieunternehmen in Deutschland
ISBN: 978-3-8366-1311-8
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel, Wolfenbüttel, Deutschland, MA-Thesis
/ Master, 2008
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2008
Printed in Germany

II
,,Die Menschen führen ein langfristiges
geophysikalisches Experiment aus,
das in der Vergangenheit nicht möglich gewesen wäre
und in der Zukunft nicht wiederholbar sein wird!"
(Roger Revelle, Direktor der Scipps Institution of Oceanography, Kalifornien, 1957)

III
Inhaltsübersicht
Seite
1
Einleitung ...1
1.1
Problemstellung ... 2
1.2
Zielsetzung... 3
1.3
Gliederung... 4
1.4
Einschränkungen ... 5
2
Internationale Klimapolitik ...7
2.1
Geschichte der internationalen Klimapolitik ... 7
2.2
Strategien einzelner Staaten... 16
3
Klimapolitik in Deutschland...22
3.1
Instrumentarien der Umweltschutzpolitik ... 23
3.2
Klimaschutzmaßnahmen... 27
4
Strategische Analyse der Veränderungen...40
4.1
Veränderte externe Faktoren ­ Makroumwelt ... 41
4.2
Veränderte externe Faktoren ­ Branchenumwelt... 46
4.3
Chancen und Risiken ... 47
4.4
Strategieentscheidung ... 52
5
Handlungsoption Energie ...58
5.1
Die Bedeutung der Energiekosten für Unternehmen ... 58
5.2
Hemmnisse ... 61
5.3
Energiemanagement in Industrieunternehmen ... 64
5.4
Technische Emissionsminderungspotenziale ... 77
6
Handlungsoption umweltorientierte Produktentwicklung ...94
6.1
Top-Runner-Ansatz und EuP-Richtlinie ... 95
6.2
CO
2
-Fußabdruck (Carbon Footprint)... 96
6.3
Minimierung des CO
2
-Fußabdrucks in den Produktlebensphasen ... 97
6.4
Praktische Umsetzung im Entwicklungsprozess ... 99
7
Handlungsoption Umwelt-(Klimaschutz-) Marketing...107
7.1
Umwelt-Marketing ... 107
7.2
Klimaschutz-Marketing... 108
7.3
Strategisches Umwelt-Marketing... 109
7.4
Operatives Öko-Marketing ... 116
7.5
Praktische Anwendungsmöglichkeiten des ,Klimaschutz-Marketings' ... 122
8
Zusammenfassung ...128
9
Fazit ...130

IV
Inhaltsverzeichnis
Seite
Abkürzungsverzeichnis...VII
Abbildungsverzeichnis...IX
Tabellenverzeichnis...X
1
Einleitung ...1
1.1
Problemstellung ... 2
1.2
Zielsetzung... 3
1.3
Gliederung... 4
1.4
Einschränkungen ... 5
2
Internationale Klimapolitik ...7
2.1
Geschichte der internationalen Klimapolitik ... 7
2.2
Strategien einzelner Staaten... 16
2.2.1
USA... 16
2.2.2
EU ... 17
2.2.3
Schwellenländer... 18
2.2.4
Entwicklungsländer ... 19
2.2.5
Ausblick... 19
3
Klimapolitik in Deutschland...22
3.1
Instrumentarien der Umweltschutzpolitik ... 23
3.1.1
Ordnungsrechtliche und ökonomische umweltpolitische Instrumente 23
3.1.1.1
Nichtfiskalische Instrumente ... 24
3.1.1.2
Fiskalische Instrumente ... 25
3.2
Klimaschutzmaßnahmen... 27
3.2.1
Maßnahmen zur Emissionsreduktion... 29
3.2.1.1
Immissionsschutzrechtliche Regelungen ... 29
3.2.1.2
Staatliche Maßnahmen im Verkehrsbereich ... 30
3.2.1.3
Emissionshandel... 31
3.2.2
Energiepolitik in Deutschland... 32
3.2.2.1
Anhebung der Energieeffizienzstandards ... 32
3.2.2.2
Förderung Kraft-Wärme-Kopplungstechnik... 34
3.2.2.3
Ausbau erneuerbarer Energien... 34
3.2.2.4
Ökologische Steuerreform ... 35
3.2.2.5
Energieverbrauchsetikett ... 36
3.2.2.6
Öko-Design-Richtlinie ... 36
3.2.3
Klimaschutzvereinbarungen mit der deutschen Wirtschaft ... 37
4
Strategische Analyse der Veränderungen...40
4.1
Veränderte externe Faktoren ­ Makroumwelt ... 41
4.1.1
Ökologische Umwelt ... 41
4.1.2
Politisch-rechtliche Umwelt ... 42
4.1.3
Ökonomische Umwelt ... 43
4.1.4
Technologische Umwelt... 45
4.1.5
Gesellschaftliche Umwelt... 46

V
4.2
Veränderte externe Faktoren ­ Branchenumwelt... 46
4.3
Chancen und Risiken ... 47
4.3.1
Gewinner- und Verliererbranchen... 47
4.3.2
Energie... 50
4.3.3
Versicherungsbranche / Finanzwirtschaft ... 51
4.3.4
Land- und Forstwirtschaft ... 51
4.4
Strategieentscheidung ... 52
4.4.1
Basisstrategien ... 53
4.4.2
Wettbewerbsstrategien ... 54
4.4.3
Risikostrategien ... 55
5
Handlungsoption Energie ...58
5.1
Die Bedeutung der Energiekosten für Unternehmen ... 58
5.2
Hemmnisse ... 61
5.3
Energiemanagement in Industrieunternehmen ... 64
5.3.1
Energiemanagement in der Aufbauorganisation... 67
5.3.2
Energiemanagement in der Ablauforganisation... 69
5.3.3
Verhaltensabhängige Energieeinsparung... 70
5.3.4
Lastmanagement ... 71
5.3.5
Energie-Contracting ... 72
5.3.5.1
Energieliefer-Contracting ... 72
5.3.5.2
Energieeinspar-Contracting ... 73
5.3.6
Fuhrparkmanagement / Logistik ... 74
5.3.7
Optimaler Ersatzzeitpunkt von Anlagen... 75
5.4
Technische Emissionsminderungspotenziale ... 77
5.4.1
Austausch fossiler Energieträger ... 78
5.4.2
Nutzung regenerativer Energien ... 79
5.4.2.1
Solarthermie... 80
5.4.2.2
Photovoltaik ... 80
5.4.2.3
Bioenergieträger ... 81
5.4.2.4
Geothermie ... 82
5.4.2.5
Wasserkraft... 83
5.4.2.6
Windkraft... 83
5.4.3
Kraft-Wärme-(Kälte-)Kopplung ... 84
5.4.4
Wärmepumpe / Wärmetauscher ... 87
5.4.5
Steigerung der Energieeffizienz von Anlagen... 88
5.4.6
Gebäudeoptimierung am Beispiel Beleuchtung... 89
5.4.7
CO
2
-Abscheidung und -Speicherung ... 92
6
Handlungsoption umweltorientierte Produktentwicklung ...94
6.1
Top-Runner-Ansatz und EuP-Richtlinie ... 95
6.2
CO
2
-Fußabdruck (Carbon Footprint)... 96
6.3
Minimierung des CO
2
-Fußabdrucks in den Produktlebensphasen ... 97
6.4
Praktische Umsetzung im Entwicklungsprozess ... 99
6.4.1
Ideen-Delphi... 101
6.4.2
Morphologischer Kasten ... 102
6.4.3
Kumulierter Energieaufwand (KEA) ... 103
6.4.4
Öko-FMEA ... 104
6.4.5
MIPS Analyse ... 105

VI
7
Handlungsoption Umwelt-(Klimaschutz-) Marketing...107
7.1
Umweltorientiertes Marketing... 107
7.2
Klimaschutz-Marketing... 108
7.3
Strategisches Umwelt-Marketing... 109
7.3.1
Marketingforschung ... 109
7.3.2
Marketingkonzept... 112
7.3.3
Marktsegmentierung ... 113
7.3.4
Positionierung/Timing ... 115
7.4
Operatives Umwelt-Marketing... 116
7.4.1
Produktpolitik ... 116
7.4.2
Kommunikationspolitik ... 117
7.4.2.1
Werbung ... 118
7.4.2.2
Verkaufsförderung... 119
7.4.2.3
Öffentlichkeitsarbeit... 119
7.4.3
Distributionspolitik ... 120
7.4.3.1
Umweltfreundliche Logistik / Absatzkanäle... 120
7.4.3.2
Redistributionssysteme ... 121
7.4.4
Kontrahierungspolitik ... 121
7.5
Praktische Anwendungsmöglichkeiten des ,Klimaschutz-Marketings' ... 122
7.5.1
Positive Imagewirkung der Nutzung regenerativer Energien... 123
7.5.2
CO
2
-Reduktion als Marketinginstrument... 123
7.5.3
Klimazertifikate... 125
7.5.4
Carbon Disclosure Project ... 126
7.5.5
Energieverbrauchsetikett ... 127
8
Zusammenfassung ...128
9
Fazit ...130
Literaturverzeichnis...131
Anhang...140

VII
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungen
BHKW
Blockheizkraftwerk
CCS
Carbon Dioxide Capture and Storage
CDP
Carbon
Disclosure
Project
CDM
Clean
Development
Mechanism
CSR
Corporate
Social
Responsibility
EG
Europäische
Gemeinschaft
EU
European
Union
FMEA
Fehler-Möglichkeits-
und
Einfluss-Analyse
GDP
Gross
Domestic
Product
GHD
Gewerbe,
Handel,
Dienstleistungen
IPP
Integrierte
Produktpolitik
JI
Joint
Implementation
KEA
Kumulierter
Energieaufwand
KMU
Klein-
und
mittelständische
Industrieunternehmen
KWK
Kraft-Wärme-Kopplung
MIPS
Materialinput
pro
Serviceeinheit
PR
Public Relations (= Öffentlichkeitsarbeit)
SKE
Steinkohleeinheit
UMS
Umweltmanagementsystem
UN
United
Nations
UNEP
United Nations Environmental Programme
USA
United States of America
USD
US
Dollar
WKA
Windkraftanlage
Chemische Abkürzungen
CH
4
Methan
CO
2
Kohlendioxid
FKW
Fluorierte
Fluorkohlenwasserstoffe
H-FKW Wasserstoffhaltige
Fluorkohlenwasserstoffe
N
2
O
Distickstoffoxid
SF
6
Schwefelhexafluorid
Institutionen
AGBM
ad hoc Gruppe Berliner Mandat
BMU
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher-
heit
COP
Conference of the Parties
DIW
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.
EPA
Environmental
Protection
Agency
INC
Intergovernmental
Negotiations
Committee
IPCC
Intergovernmental Panel on Climate Change

VIII
KomPass
Kompetenzzentrum Klimafolgen und Anpassung
UNCED
United Nations Conference on Environment and Development
UNFCCC
United Nations Framework Convention on Climate Change
UNO
United
Nations
Organisation
UNO-GV
Generalversammlung der Vereinten Nationen
WMO
World
Meteorological
Organisation
Rechtsnormen
BImSchG Bundesimmissionsschutzgesetz
BImSchV Bundesimmisionsschutzverordnung
EBPG
Energiebetriebe-Produkte-Gesetz
EEG
Erneuerbare-Energien-Gesetz
EnEV
Energieeinsparverordnung
EnWG
Energiewirtschaftsgesetz
EuP
Richtlinie für die Festlegung von Anforderungen an die
umweltgerechte Gestaltung energiebetriebener Produkte
KWKG
Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz

IX
Abbildungsverzeichnis
Seite
Abb. 1
Prognostizierte Temperaturänderungen bis 2100 ­ Resultate aus
verschiedenen Klimamodellen ... 2
Abb. 2
Überblick Aufbau des Buchs... 5
Abb. 3
Darstellung der flexiblen Mechanismen und des Emissionshandels ... 12
Abb. 4
CO
2
-Emissionen der EU-Staaten 2005 im Vergleich zu 1990 ... 15
Abb. 5
Steuerung des Emissionsausstoßes durch Abgaben bzw. Subventionen 26
Abb. 6
Zieldreieck der Energiepolitik... 32
Abb. 7
Entwicklung der regenerativen Energien in Deutschland seit 1990... 35
Abb. 8
Ebenen und Elemente der Umfeldanalyse ... 40
Abb. 9
Gewinner- und Verliererbranchen des Klimawandels... 48
Abb. 10
Strategische Grundsatzentscheidungen im Umweltmanagement ... 53
Abb. 11
Energiefluss in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2005... 60
Abb. 12
Endenergieverbrauch für die Sektoren Gewerbe, Handel, Dienstleistungen
und Industrie ... 60
Abb. 13
Gründe für die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen ... 64
Abb. 14
Teilziele des Energiemanagements... 66
Abb. 15
Eingliederung des Energiemanagements in eine Linienorganisation ... 67
Abb. 16
Eingliederung des Energiemanagement in Form der Stab-
Linienorganisation... 68
Abb. 17
Eingliederung des Energiemanagements in eine funktionale Organisation68
Abb. 18
Kostenstruktur beim Energieeinspar-Contracting ... 73
Abb. 19
Optimaler Ersatzzeitpunkt einer Altanlage... 76
Abb. 20
Optimum der Gesamtkosten als Ergebnis des Substitutionsverhältnisses
zwischen Energieversorgung und Energieeffizienz ... 77
Abb. 21
Spezifische CO
2
-Emissionen für verschiedene fossile Energieträger... 78
Abb. 22
Vergleich der Wirkungsgrade getrennter Energieerzeugung sowie Kraft-
Wärme-Kopplung bei gleicher erzeugter Menge an elektrischer Energie und
nutzbarer Wärme ... 85
Abb. 23
Vergleich zwischen konventioneller Glühlampe und Energiesparlampe ... 90
Abb. 24
Meilensteine der modernen Beleuchtung ... 91
Abb. 25
Darstellung des Produktlebenslaufs mit den wichtigsten Stoff- und
Energieströmen... 97
Abb. 26
Phasen der Produktentwicklung ... 100
Abb. 27
Anwendungsbeispiel Morphologischer Kasten ... 103
Abb. 28
Öko-FMEA ... 105
Abb. 29
Klimaschutz-Marketing am Bahnhof Freiburg im Breisgau... 108
Abb. 30
Möglichkeiten zur Datenerhebung ... 110
Abb. 31
CO
2
-Label des britischen Carbon Trust ... 124
Abb. 32
Klima-Vignette... 125

X
Tabellenverzeichnis
Seite
Tab 1
Wichtigste Stationen der internationalen Klimapolitik ... 15
Tab. 2
Ökonomische Auswirkung des Klimawandels in Deutschland für das
verarbeitende Gewerbe ... 45
Tab. 3
Abhängigkeit der Organisationsstrukturen von der Größe und der
Energieintensität eines Unternehmens ... 66
Tab. 4
Lampeneigenschaften im Überblick... 91
Tab. 5
Schonung der Energieressourcen durch Sekundärherstellung ... 97
Tab. 6
Gebräuchliche Umweltzeichen der Unterhaltungselektronik, Informations-
und Kommunikationstechnik ... 118

XI
Abstract
Climate change is one of most important issues we are faced with today regarding
global warming. In the business world the challenge of global warming and the correct
approach to the changing political framework has become more important. Primary
modifications due to climate change can generally be predicted and therefore
businesses have sufficient time to position themselves. While some companies may
see these changes as a risk, a limitation or a menace, others recognise a business
opportunity. Climate protection demands specific strategy decisions by companies and
the implementation of action plans that should start today and be implemented on a
long term basis.
This paper gives an insight into international and national climate policies and
discusses the opportunities and risks which may arise from the changing environment.
Furthermore, interesting possibilities for economic action regarding energy,
environmental product development and `climate protection marketing' are explained
from organisational and technical perspectives. In these sections, in addition to specific
technical information, examples of practical implementation techniques for businesses
are described.
With regard to energy the range of options varies between the implementation and
improvement of energy management systems, an increase in energy efficiency, and
the use of renewable energy sources or waste heat. The chapter regarding
environmental product management describes how legal compliance and consumers
benefits could be achieved with a minimal impact on the local and global environment,
and how the cost of sustainable protection of the environment could be reduced. The
section `climate protection marketing' identifies how businesses communicate their
climate protection activities effectively to interested parties and how they can use this
to promote sales.

XII
Vorwort
Klimawandel ist derzeit eins der wichtigsten Themen im Bereich des globalen Wandels.
Die Beschäftigung mit diesem Themenbereich macht deutlich, dass in Deutschland ­
insbesondere nach der Veröffentlichung des vom ehemaligen Weltbank-Chefökonom
Nicholas Stern im Herbst 2006 geschriebenen Stern-Reviews ­ das Thema
Klimawandel nicht mehr aus der öffentlichen Diskussion wegzudenken ist. Deutschland
nimmt dabei im Rahmen der Klimapolitik, der technischen Entwicklungen sowie des
Engagements der Unternehmen, Verbände und Privatpersonen weltweit eine
Vorreiterrolle ein. Es gilt, auf umweltpolitischer Seite Rahmenbedingungen zu schaffen
und fortzuentwickeln. Unternehmen müssen sich entsprechend informieren und
positionieren, um den Herausforderungen des Klimawandels entgegen zu treten. Diese
Studie leistet einen Beitrag dazu, den Unternehmen Reaktionsmöglichkeiten näher zu
bringen und erklärt detailliert die Handlungsoptionen Energie, umweltorientierte
Produktentwicklung (ökologische Produktentwicklung) sowie Umwelt-(Öko)-Marketing.

1 Einleitung
1
1 Einleitung
Menschliche Aktivitäten haben schon immer die Umwelt verändert, angefangen bei der
Rodung der Wälder zum Gewinn von Siedlungsland, der Einleitung von Abwasser in
Gewässer bis hin zur Deponierung von radioaktivem Abfall. Im Zuge der fortschreiten-
den Industrialisierung nahmen diese Aktivitäten zu, und die Auswirkungen wurden
erkennbar. Eine Folge der Industrialisierung ist u.a. die steigende Emission von
Treibhausgasen, die die Erwärmung der Erdoberfläche verursachen. Zu den
Treibhausgasen zählen gemäß der internationalen Vereinbarung von Kyoto
Kohlendioxid (CO
2
), Distickstoffoxid (N
2
O), Methan (CH
4
), teilhalogenierte
Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW), fluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW) und
Schwefelhexafluorid (SF
6
). Die atmosphärische Konzentration dieser Treibhausgase
wird durch menschliche Aktivitäten im Vergleich zu den natürlich vorkommenden
Volumina erheblich erhöht.
Lange wurden die mit den Klimaveränderungen verknüpften wissenschaftlichen Fragen
nicht vorrangig behandelt. Erst seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde den
Aussagen der Klimatologen Beachtung geschenkt, die auf eine zunehmende
Erwärmung des Planeten hinweisen. Heute ist die Tatsache, dass es einen
Klimawandel gibt und dass dieser anthropogen verursacht wird, weithin akzeptiert.
Lediglich über die Sensitivität des Klimas gegenüber steigenden Treibhausgaskonzent-
rationen und damit das Ausmaß des Temperaturanstiegs und der Auswirkungen sind
die Klimaexperten verschiedener Meinungen.
1
Die in Abbildung
1 eingezeichneten
SRES-Hüllkurven beziehen sich auf die im Special Report on Emission Szenarios der
zwischenstaatlichen Sachverständigengruppe über den Klimawandel (Intergovernmen-
tal Panel on Climate Change (IPCC)) berechneten sechs Emissionsszenarien. Diese
prognostizieren eine Erhöhung der mittleren globalen Erdoberflächentemperatur bis
zum Jahr 2100 zwischen 1,4 °C und 5,8 °C bezogen auf 1990.
2
1
Vgl. Latif 2007, S. 154ff.
2
IPPC 2001. S. 10.

1 Einleitung
2
Abbildung 1: Prognostizierte Temperaturänderungen bis 2100 ­ Resultate aus verschiedenen
Klimamodellen (aus: verändert nach IPCC 2001 in: Umweltbundesamt 2005, S. 13)
Obwohl die globale Jahresdurchschnittstemperatur während der vergangenen
100 Jahre nur um 0,6°C angestiegen ist, sind bereits heute zahlreiche Auswirkungen
des Klimawandels spürbar: Gletscher sowie das arktische und antarktische Eis
schmelzen ab, Permafrostböden tauen auf, der Meeresspiegel steigt, Vegetationsperi-
oden verlängern sich, Tier- und Pflanzenarten verändern ihr Verbreitungsgebiet und
Extremwetterereignisse nehmen zu. Weitere Beispiele für mögliche Auswirkungen sind
in Anhang I aufgeführt. Allerdings geben diese Veränderungen laut Aussagen der
meisten Wissenschaftler lediglich einen Vorgeschmack auf die Auswirkungen des
zukünftigen Klimawandels.
3
Als Reaktion auf den Klimawandel sind national wie international klimapolitische
Aktivitäten in Gang gekommen. So finden beispielsweise regelmäßige internationale
Klimaschutztreffen statt. Der IPCC sowie andere Arbeits-/Beratergruppen wurden
gegründet und internationale Klimaschutzabkommen unterschrieben, beispielsweise
das Kyoto-Protokoll.
1.1 Problemstellung
Die Kernaussage des vom ehemaligen Chefökonom der Weltbank Nicholas Stern
veröffentlichen Stern Reviews - The Economics of Climate Change - lautet wie folgt:
"The benefits of strong, early action on climate change outweigh the costs."
4
Diese
Meinung ist weithin akzeptiert und wird insbesondere von der Bundesregierung in ihren
Maßnahmenplänen zum Klimaschutz aufgegriffen. Diese treffen zwar auch den
3
Vgl. Rahmstorf / Schellnhuber 2007, S. 54ff.
4
Stern 2006, S. 1 ,,Die Vorteile einer starken und frühzeitigen Handlung gegen den Klimawandel
überwiegen die Kosten."

1 Einleitung
3
deutschen Bundesbürger, vor allem aber die in Deutschland operierenden
Wirtschaftsunternehmen. Dabei gehören Wirtschaftsunternehmen zu denjenigen, die
durch gesetzliche Vorgaben eingeschränkt werden, denen sich aber auch
Möglichkeiten, beispielsweise zur Kosteneinsparung, bieten. Besonders Industrieun-
ternehmen haben in Deutschland eine besondere Bedeutung für die Umsetzung von
Klimaschutzmaßnahmen.
Günther Verheugen (Kommissar der Europäischen Union (EU) für Unternehmen und
Industrie) sagte gegenüber der Zeitschrift Capital im Sommer 2007 zum Thema
,Ökologische Industriepolitik': ,,Der scheinbare Gegensatz zwischen Wachstumspolitik
und hohen Umweltstandards ist eines der großen Missverständnisse unserer Zeit. Ich
bin entschieden für eine Neuorientierung: Wir sollten Wachstum und Beschäftigung
stärker mit den Herausforderungen des Klimawandels verknüpfen."
5
Unabhängig davon, ob getroffene Maßnahmen aus klimapolitischen Vorgaben oder
Druck innerhalb der Branche erzwungen werden oder aus Eigenmotivation entstehen,
stellt sich die Frage, welchen Beitrag Industrieunternehmen aktiv zum Klimaschutz
leisten können.
Die zentralen Fragen der vorliegenden Studie lauten deshalb:
· Welche internationalen Bemühungen um den Klimaschutz gibt es?
· Was ist der derzeitige nationale Rahmen der Klimapolitik in Deutschland?
· Wie hat sich das Umfeld der Unternehmen als Folge der Klimaänderungen
gewandelt?
· Wie kann sich ein Unternehmen strategisch unter dem Aspekt des Klimaschutzes
positionieren?
· Welche Chancen und Risiken ergeben sich aus dem Klimawandel für
Unternehmen?
· Wie können Unternehmen auf die nationalen Gesetzesvorgaben reagieren?
· Durch welche Handlungen können Industrieunternehmen auf das Thema
Klimaschutz reagieren und Wettbewerbsvorteile aufbauen und sichern?
· Was ist zukünftig hinsichtlich des Klimaschutzes auf politischer Ebene zu erwarten?
1.2 Zielsetzung
Der wissenschaftliche Beitrag dieser Studie besteht nicht in einer erneuten
Zusammenfassung der Problematik ,Auswirkungen des Klimawandels', denn es
existiert bereits eine Vielzahl von wissenschaftlichen Beiträgen zu diesem Thema.
Dieses Papier gibt einen Einblick in die für Unternehmen relevanten Bereiche des
Klimawandels. Diese benötigen Basiswissen im Bereich der internationalen sowie der
nationalen Klimapolitik. Dabei wurde die aktuelle Literatur recherchiert und daraus die
aus unserer Sicht wichtige Informationen sowie Handlungs-/Reaktionsmöglichkeiten
5
Mühlenberger 2007, S. 37.

1 Einleitung
4
ausgewählt, die für deutsche Unternehmen, die sich noch nicht im Speziellen mit
Klimaschutz beschäftigt haben, wichtig sind. Weiterhin wird ein Ausblick auf die sich für
die Zukunft abzeichnende Entwicklung der politischen Rahmenbedingungen gegeben.
,,87% der großen, global agierenden Unternehmen betrachten den Klimawandel als
wirtschaftliches Risiko im Sinne von möglichen Produktionsunterbrechungen,
steigenden Kosten als Folge staatlicher Eingriffe oder drohenden Wettbewerbs- und
Imageproblemen."
6
Im Rahmen dieser Studie wird Organisationen bewusst gemacht,
dass eine Positionierung ihrerseits in Hinblick auf den Klimawandel nötig ist, um die
gefürchteten Risiken überschaubar zu machen. Aus dem Einblick in die Veränderun-
gen der Unternehmensumwelt lässt sich ableiten, welche Strategien im Betrieb
entwickelt und verfolgt werden können, um die unternehmensspezifischen Chancen
und Risiken hinsichtlich des Klimawandels zu erkennen und zu nutzen. Der
Kernbereich der Studie liegt in der Darstellung von Handlungsmöglichkeiten, die für die
meisten deutschen Arbeitsstätten umsetzbar sind. Dabei wird in den einzelnen Kapiteln
jeweils die Information dargestellt, die für Unternehmen zur Entscheidungsfindung
benötigt wird.
Dieses Buch spricht generell von Unternehmen in Deutschland. Diese Generalisierung
verhindert es, Aussagen über die internen Einflüsse, z.B. Stärken und Schwächen
eines spezifischen Betriebes, abzugeben. Dies ist auch so gewollt, da den Firmen in
Deutschland lediglich Denkanstöße für den Bereich Klimaschutz vermittelt werden
sollen. Die Umsetzung bleibt abhängig von der individuell gewählten Unternehmens-
strategie.
1.3 Gliederung
Die vorliegende Studie wurde rein theoretisch verfasst und gliedert sich, wie in
Abbildung 2 dargestellt, in drei Teile.
In Teil I werden bisherige internationale Bestrebungen in Bezug auf den Klimaschutz
sowie die Grundlagen der Umweltschutzpolitik und Maßnahmen der Bundesrepublik
zum Klimaschutz erläutert.
Teil II beschreibt Grundlagen der Unternehmensführung hinsichtlich der Umfeldanalyse
sowie Unternehmensstrategien. Nachfolgend werden speziell hinsichtlich des
Klimawandels veränderte externe Faktoren der Umfeldanalyse aufgezeigt sowie
beispielhaft Chancen und Risiken für verschiedene Branchen aufgelistet.
In Teil III des Werkes werden drei mögliche Handlungsoptionen als Reaktion auf die
veränderten Bedingungen in Deutschland vorgestellt.
6
Berenberg Bank ­ HWWI 2007, S. 46.

1 Einleitung
5
1. Handlungsoption Energie
2. Handlungsoption umweltgerechte Produktentwicklung
3. Handlungsoption Umwelt-(Klimaschutz-)Marketing
Die Kapitel Zusammenfassung sowie Ausblick runden das Werk ab.
Abbildung 2: Überblick Aufbau des Buchs (eigene Darstellung)
1.4 Einschränkungen
Im ersten Teil wird nur auf Veränderungen, Maßnahmenpläne, Bekanntmachungen
oder Gesetze, die auf nationaler wie internationaler Ebene vor dem 31. Dezember
2007 verabschiedet oder veröffentlicht wurden, eingegangen.
Die im dritten Teil behandelten Handlungsoptionen werden nur insoweit umrissen, als
es der Rahmen dieser Literaturstudie zulässt. Dabei wurden mehrere Einschränkungen
getroffen, die im Folgenden kurz erklärt werden:
Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2004 in Deutschland die folgenden
Mengen Treibhausgase emittiert:
7
CO
2
872
Millionen
t
CO
2
-Äquivalent (87,2 %)
Distickstoffoxid
64 Millionen t CO
2
-Äquivalent (6,4 %)
7
Vgl. Statistisches Bundesamt 2006, S. 46.

1 Einleitung
6
Methan
51 Millionen t CO
2
-Äquivalent (5,1 %)
H-FKWs, PFCs und SF
6
14 Millionen t CO
2
-Äquivalent (1,4 %)
Kohlendioxid ist das mengenmäßig bedeutendste Treibhausgas. Aus diesem Grund
konzentrieren sich die Darstellungen in diesem Buch im Besonderen auf CO
2
-
Emissionen, die durch industrielle unternehmerische Tätigkeiten entstehen und auf
jenen Beitrag, den die Wirtschaft leisten kann, um diese Emissionen zu reduzieren.
Während Schadstoffe wie SO
2
, NO
x
und in der Abluft enthaltene Stäube durch
Nachreinigungsverfahren vermindert werden können, ist dies für CO
2
mit dem heutigen
Stand der Technik nicht möglich. Energiesparmaßnahmen mit entsprechenden
Reduktionspotenzialen für CO
2
-Emissionen im industriellen Bereich sind sehr
unterschiedlich und in hohem Grad mit Technik verbunden. Für einzelne ­ meist der
Schwerindustrie zugehörige ­ Industriezweige gibt es Publikationen über technisch
mögliche Energieeinsparungen. Auf diese speziellen Möglichkeiten wird nicht
eingegangen. Es werden vielmehr generelle Möglichkeiten, die für alle Industrieunter-
nehmen in Frage kommen könnten, betrachtet und diese qualitativ beschrieben, jedoch
nicht monetär bewertet.
Bei der Betrachtung der Unternehmen gehen wir davon aus, dass ein Industrieunter-
nehmen bereits an einem Standort ansässig ist. Möglichkeiten des Klimaschutzes
resultierend aus der vor dem Standortbau getroffenen Standortwahl, werden in dieser
Studie nicht näher beschrieben.

2 Internationale Klimapolitik
7
2 Internationale
Klimapolitik
Klimawandel macht nicht an Ländergrenzen halt. Neben den Bemühungen einzelner
Staaten sind deswegen internationale Absprachen und Übereinkünfte für einen
wirksamen Klimaschutz unabdingbar. Im Folgenden werden die Geschichte der
internationalen Klimapolitik sowie die Haltungen einzelner Staaten dargestellt.
2.1
Geschichte der internationalen Klimapolitik
Schon seit Anfang der 70er Jahre gilt es als erwiesen, dass die CO
2
-Konzentration in
der Atmosphäre ansteigt. So erklärte die 1. Umweltkonferenz der United Nations
Organisation (UNO) in Stockholm 1972 die Untersuchung des anthropogen
verursachten Treibhauseffektes zu einer wissenschaftlichen Aufgabe. Die erste
Weltklimakonferenz der Weltmeteorologieorganisation (World Meteorological
Organisation (WMO)) 1979 in Genf und der Beginn des Weltklima-(forschungs-)
programms (World Climate (Research) Programme), mit dem Ziel die menschenverur-
sachten Klimaveränderungen vorauszusehen und ihnen vorzubeugen, brachte das
Thema ,,antropogener Treibhauseffekt" auf die internationale politische Tagesordnung.
8
In den 80er Jahren wurden eine Vielzahl von Konferenzen zum Klimaschutz
abgehalten, so beispielsweise 1985 die erste Klimakonferenz in Villach, organisiert von
der WMO, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (United Nations
Environmental Programme (UNEP)) und dem Internationalen Rat der Wissenschafts-
unionen (International Council of Scientific Unions) und 1987 das Arbeitsgruppentreffen
in Villach und Bellagio zur Wissenschaft und zur Politik des Klimaschutzes.
9
Die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (World Commission on Environment
and Development), die so genannte Brundtland-Kommission
unter der Leitung der
damaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland, griff das Problem
in ihrem Abschlussbericht ,,Our common Future" im Jahr 1987 auf. Hier wurde der
Zusammenhang zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten des
Klimaschutzes unter besonderer Berücksichtigung globaler Entwicklungsfragen betont.
Prägend in diesem Bericht war vor allem die Definition der nachhaltigen Entwicklung:
,,Sustainable development is development that meets the needs of the present without
compromising the ability of future generations to meet their own needs. It contains
within it two key concepts:
8
Vgl. World Meteorological Organization.
9
Vgl. Borsch / Hake 1998, S. 247.

2 Internationale Klimapolitik
8
1. the concept of 'needs', in particular the essential needs of the world's poor, to
which overriding priority should be given; and
2. the idea of limitations imposed by the state of technology and social organiza-
tion on the environment's ability to meet present and future needs."
10
1988 wurde das Thema Klimaschutz erstmals auf hochrangig politischer Ebene, auf
dem G7-Gipfel in Toronto sowie in der Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN),
diskutiert. Wegweisend erwies sich im gleichen Jahr eine weitere Konferenz in Toronto,
die dazu aufrief, die CO
2
-Emissionen bis 2005 um 20 % im Vergleich zum Ausstoß im
Jahr 1988 zu reduzieren. Dieses Ziel wurde für ein Jahrzehnt zur Leitgröße der
internationalen Klimapolitik. Die Konferenz verabschiedete außerdem die Resolution
43/53 der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UNO-GV) zur Gründung des
IPCC. Das IPCC besteht aus über 2.000 Wissenschaftlern und hat die Aufgabe,
Forschungsergebnisse zu den Klimaveränderungen und deren bekannten und
möglichen Auswirkungen zusammen zu tragen sowie Strategien zum Klimaschutz zu
untersuchen. Des Weiteren ist es verpflichtet, in regelmäßigen Abständen Berichte
über seine Ergebnisse zu veröffentlichen. Die Ergebnisse und Einschätzungen des
IPCC sind derzeit anerkannte wissenschaftliche Grundlage internationaler
Klimapolitik.
11
Nach den anfänglich rasanten klimapolitischen Entwicklungen hat sich allerdings der
Glaube, dass sich das Problembewusstsein und die Handlungsbereitschaft von
Konferenz zu Konferenz steigern würde, als Fehleinschätzung erwiesen. Ab Herbst
1989 wurde die internationale Klimadebatte durch Stillstand und Rückschläge
gekennzeichnet. Die Interessenkonflikte zwischen den Industrieländern traten dabei
klar hervor. Auf der einen Seite standen dabei die so genannten Bremserstaaten: die
Vereinigten Staaten von Amerika (USA), Sowjetunion und Japan und zunehmend auch
die Schwellenländer China, Indien, Brasilien und Saudi-Arabien. Die USA und die
Sowjetunion, zwei der weltweit größten Kohle-, Gas- und Ölproduzenten, standen unter
dem starken Einfluss der jeweiligen im Land ansässigen Industrie. Noch dazu schätzte
sich die Sowjetunion selbst als potenzieller Gewinner der Klimaerwärmung ein und sah
daher keinen Handlungsbedarf. Auf der anderen Seite standen vor allem die Europäer,
die sich nicht nur von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sahen, sondern
die auch ein Risiko für die Verminderung des Imports fossiler Rohstoffe fürchteten.
10
World Commission on Environment and Development 1987, Chapter 2: ,,Dauerhafte (nachhaltige)
Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass
künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können. Zwei Schlüsselbegriffe sind
wichtig:
1. der Begriff 'Bedürfnisse', insbesondere die Grundbedürfnisse der Ärmsten der Welt sollen Priorität
haben und
2. der Gedanke von Beschränkungen, die der Stand der Technologie und der sozialen Organisation
auf die Fähigkeit der Umwelt ausübt, gegenwärtige und zukünftige Bedürfnisse zu befriedigen."
11
Vgl. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung globale Umweltveränderungen 2001, S. 76.

2 Internationale Klimapolitik
9
Außerdem war hier die politische Landschaft stark mit Umweltinteressen
durchdrungen.
12
Basierend auf dem oben beschriebenen Interessenskonflikt nahmen die USA,
Großbritannien, Japan und die Sowjetunion eine offen ablehnende Haltung gegenüber
Reduzierungen des Treibhausgases CO
2
auf der Ministerkonferenz über Atmosphären-
verschmutzung und Klimawandel im November 1989 in Noordwijker ein.
13
Im
Abschlussdokument, das alle 69 Teilnehmer unterschrieben, war schließlich nur noch
die Rede von der Notwendigkeit ,,to stabilize the emissions of carbon dioxide and some
other greenhouse gases, while ensuring sustainable development of the world
economy"
14
Verglichen mit den Ergebnissen der Konferenz in Toronto, eine Reduktion
von CO
2
um 20 % bis zum Jahr 2005, war das ein klarer Rückschritt. Besonders
deutlich wurde die Meinung der Vereinigten Staaten auf der White House Conference
on Science and Economic Research Related to Global Change im April 1990 in
Washington. Hier mahnte Präsident George Bush zur so genannten "Wait-and-See-
Strategie"; d.h. die weitere Erforschung des Klimageschehens abzuwarten, bevor viel
Geld in eventuell überflüssige Klimaschutzmaßnahmen investiert würde.
15
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass auf der Konferenz ,,Action for a Common
Future" im Mai 1990 in Bergen keine verbindlichen Beschlüsse zur CO
2
-Reduzierung
gefasst wurden. In der Erklärung der anwesenden Umweltminister heißt es lediglich
unverbindlich, dass nach Ansicht der meisten Länder die CO
2
-Emissionen spätestens
bis zum Jahr 2000 auf dem derzeitigen Niveau festgeschrieben werden sollten.
16
Trotz dieser offenkundigen Interessenskonflikte und Rückschritte in den internationalen
Verhandlungen stellte man dennoch stetig die Weichen für einen erfolgreichen
Klimaschutz. So erließ die UNO-GV 1989 die Resolution 44/26 zur Einberufung der
Konferenz der Vereinten Nationen zu Umwelt und Entwicklung (United Nations
Conference on Environment and Development (UNCED)). Beim G7 Weltwirtschaftsgip-
fel in Houston 1990 wurde die führende Rolle der hochindustrialisierten Länder beim
Abbau der Treibhausgasemissionen betont. Auf der Zweiten Weltklimakonferenz 1990
in Genf gab es Forderungen nach einer Klimakonvention im Rahmen der Vereinten
Nationen. Als Reaktion darauf wurde mit der Resolution 45/212 der UNO-GV das
Zwischenstaatliches Verhandlungskomitee (Intergovernmental Negotiations Committee
(INC)) zur Ausarbeitung einer Klimarahmenkonvention eingesetzt.
17
Nach zweijährigen Verhandlungen des INC unterzeichneten schließlich 154 Staaten
auf der UNCED-Konferenz in Rio de Janeiro 1992 die Klimarahmenkonvention der
12
Vgl. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung globale Umweltveränderungen 2001, S. 76f.
13
Vgl. Loske 1990, S. 24.
14
Bush 1989: "die Emissionen von CO
2
- und einiger anderer Treibhausgase zu stabilisieren, und
gleichzeitig eine nachhaltige Entwicklung der Weltwirtschaft zu garantieren"
15
Vgl. Loske 1990, S. 24.
16
Vgl. Loske 1990, S. 25.
17
Vgl. Loske 1990, S. 26.

2 Internationale Klimapolitik
10
Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention on Climate Change
(UNFCCC)). Die Unterzeichner zeigten sich besorgt über den anthropogen
verursachten Anteil am Klimawandel, sie erkannten an, dass der Großteil der
Emissionen von den entwickelten Ländern ausgestoßen wird und stimmten überein,
dass Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels nötig seien.
18
Die Klimarahmenkonvention nennt kurz- und langfristige Ziele. Kurzfristig sollten
Maßnahmen ergriffen werden, welche die Emissionen bis zum Jahr 2000 auf das
Niveau des Jahres 1990 senken. Langfristig ist es geplant, die Treibhausgase auf
,,einem Niveau, das gefährliche anthropogene Wechselwirkungen mit dem
Klimasystem verhindert"
19
zu stabilisieren. ,,Ein solches Niveau soll innerhalb eines
Zeitraumes erreicht werden, der ausreicht, damit die Ökosysteme sich auf natürliche
Weise den Klimaänderungen anpassen können, die Nahrungsmittelerzeugung nicht
bedroht wird und die wirtschaftliche Entwicklung auf nachhaltige Art und Weise
fortgeführt werden kann."
20
Hierbei wird deutlich, dass die Klimarahmenkonvention
nicht davon ausgeht, dass eine Klimaänderung noch verhindert werden kann, es sollen
nur extreme Auswirkungen gemildert werden.
21
Die Klimarahmenkonvention trat am
21. März 1994 in Kraft und hat heute mit 189 Unterzeichnerparteien fast universelle
Geltung erlangt.
22
Neben der Klimarahmenkonvention wurden später noch weitere
wichtige Dokumente unterschrieben, die zu einer nachhaltigen Entwicklung führen
sollten, so beispielsweise die Agenda 21, die umwelt- und entwicklungspolitisch
wichtige Probleme aufgreift, wie Armutsbekämpfung, Bekämpfung von Entwaldung und
Erhaltung der biologischen Vielfalt.
23
Der Rahmen der internationalen Klimavereinbarungen war damit geschaffen, es fehlte
allerdings die inhaltliche Ausarbeitung. Die Konvention legte deswegen fest, dass sich
die beteiligten Staaten einmal pro Jahr im Rahmen einer Konferenz aller
Vertragsstaaten (Conference of the Parties (COP)) treffen, um über weitere
Maßnahmen zum internationalen Klimaschutz zu beraten.
So wurde auf der 1. COP in
Berlin 1995 das Berliner Mandat zu Verhandlungen über ein Klimaschutzprotokoll, d.h.
ein eigenständiges Abkommen auf Grundlage der Klimarahmenkonvention,
verabschiedet. Dieses Zusatzprotokoll sollte im Rahmen der ad hoc Gruppe Berliner
Mandat (AGBM) ausgehandelt werden. Ziel war die Ausarbeitung verbindlicher
Emissionsreduktionsziele bis zum Jahr 1997.
24
Nach acht Vorbereitungssitzungen der AGBM wurde schließlich auf der 3. COP in
Kyoto im Dezember 1997 ein Zusatzprotokoll (,,Kyoto-Protokoll") zur Klimarahmenkon-
vention beschlossen, in dem die meisten Industrieländer rechtsverbindlich zur
18
Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
19
Klimarahmenkonvention 1992, Art. 2.
20
Klimarahmenkonvention 1992, Art. 2.
21
Vgl. Houghton 1997, S. 163ff.
22
Vgl. Kreibich / Simonis (Hrsg.) 2000, S. 190.
23
Vgl. Borsch / Hake 1998, S. 245.
24
Vgl. Borsch / Hake 1998, S. 248.

2 Internationale Klimapolitik
11
Begrenzung ihrer Treibhausgasemissionen verpflichtet wurden. Allerdings sollte das
Kyoto-Protokoll nur in Kraft treten, wenn es mindestens 55 Länder ratifizieren und
diese für mindestens 55 % der gesamten CO
2
-Emissionen der Industrieländer von
1990 verantwortlich sind. Damit war sichergestellt, dass der Vertrag nicht durch die
Ratifizierung von vielen Entwicklungsländern, die man jedoch nicht zur Reduktion von
Emissionen verpflichtet, in Kraft treten konnte. Die Begrenzung auf 55 % bewirkte aber
auch, dass die Vereinigten Staaten, die für 34 % der Industrieländeremissionen und
25 % der weltweiten CO
2
-Emissionen verantwortlich sind, keine Vetomacht gegen das
Inkrafttreten des Protokolls hatten.
25
Wesentliche Bestandteile des Kyoto-Protokolls sind die verbindlichen Begrenzungs-
und Reduktionsverpflichtungen für Industrie- und Schwellenländer (Reduktion der
Treibhausgas-Emissionen um 5,2 % gegenüber 1990 bis zum Bewertungszeitraum
2008 ­ 2012). Für die EU ergab sich aus diesen Reduktionszielen die Verpflichtung,
die Treibhausgasemissionen bis Ende des Bewertungszeitraums um 8
% zu
reduzieren.
26
Im Rahmen des ,,EU-Burden-Sharing" (Lastenteilung) verpflichtete sich
Deutschland zu einer Reduktion von 21 % der Treibhausgase. Spricht man hier von
Treibhausgasen ist nicht nur das wichtigste Treibhausgas, Kohlendioxid (CO
2
),
gemeint, sondern auch Methan und Stickoxide (N
2
O), für die ebenfalls 1990 als
Bezugsjahr gilt, sowie drei weitere langlebige industriewirtschaftliche Treibhausgase,
teilhalogenierte Kohlenwasserstoffe (HCFs), Tetrafluormethan (CF
4
), Hexafluorethan
(C
2
F
6
), Oktafluorpropan (C
3
F
8
)
und Schwefelhexafluorid (SF
6
), für die 1995 als
Bezugsjahr gilt.
27
Weitere wichtige Bestandteile des Kyoto-Protokolls sind die Entwicklung der flexiblen
Mechanismen zur volkswirtschaftlichen Erleichterung der Klimaschutzmaßnahmen und
die Festlegung der Prinzipien für ein Handelssystem mit Emissionsrechten. Unter den
flexiblen Mechanismen versteht man zum einen den möglichen Austausch von
Emissionsreduktionen zwischen Industrieländern, die so genannte Joint Implemen-
tation (JI) und zum anderen die Finanzierung von Emissionsreduktionsmaßnahmen in
Entwicklungsländern, Clean Development Mechanism (CDM) genannt. Das Kyoto-
Protokoll gestattet bei CDM-Projekten für die schon ab dem Jahr 2000 erreichten
Emissionsminderungen Gutschriften auszustellen, während die Emissionsminderungen
aus JI-Projekten erst ab 2008 angerechnet werden können. Mit dem Handel mit
Emissionsrechten als weitere Möglichkeit gibt es drei Optionen, die helfen können die
oben genannten Reduktionsziele ökonomisch effizient zu erreichen, wie in Abbildung 3
dargestellt.
28
25
Vgl. Vereinte Nationen 1997. Artikel 25.
26
Vgl. Vereinte Nationen 1997, Artikel 3.
27
Vgl. Simonis 1998, S. 3ff.
28
Vgl. Simonis 1998, S. 3ff.

2 Internationale Klimapolitik
12
Abbildung 3: Darstellung der flexiblen Mechanismen und des Emissionshandels (in Anlehnung an:
Fichtner 2007)
Noch während der Verhandlungen zum Kyoto-Protokoll legten Senator Chuck Hagel
und Senator Robert Byrd dem Senat der Vereinigten Staaten eine Resolution vor, in
der sie die Regierung von Präsident Bill Clinton öffentlich davor warnten, dem Kyoto-
Protokoll zuzustimmen, sofern es Reduktionspflichten für die USA vorsehe. Der
US-Senat billigte die Resolution ohne eine Gegenstimme. Dies war das Ergebnis
intensiver Lobbyarbeit der Wirtschaft, die sich als ,,Global Climate Coalition" zu einer
Interessensgemeinschaft zusammengeschlossen hatte und etwa 13 Millionen
US-Dollar (USD) für eine Werbekampagne gegen das Kyoto-Protokoll ausgab. Behält
man dieses Beispiel im Auge sind auch die unterschiedlichen Ausgangsforderungen
bei Verhandlungsbeginn nicht verwunderlich. So forderte die EU eine Reduktion der
Treibhausgase von 15 % bis 2010, Japan dachte an eine Minderung von 5 %, und den
USA war daran gelegen, den damaligen Stand als Status quo festzulegen. Demzufolge
waren die im Kyoto-Protokoll getroffenen Vereinbarungen ein deutlicher Kompromiss
zwischen unterschiedlichen nationalstaatlichen und wirtschaftlichen Interessen. Als
Folge daraus sind die Zielvorgaben relativ niedrig und die Ziele sehr differenziert. So
wurden die Entwicklungsländer, die bevölkerungsreichen Schwellenländer wie
Brasilien, Indien oder China und auch die, von den Auswirkungen des Klimawandels
besonders stark bedrohten Inselstaaten komplett von der Emissionsreduzierung
befreit. Betrachtet man die Industriestaaten, so fällt auf, dass drei Industrieländern
(Australien, Island und Norwegen) sogar eine Emissionserhöhung zugebilligt wurde
und für die übrigen Industrieländer eine Emissionsbegrenzung zwischen 0 % und 8 %
vereinbart wurde. Trotz dieser vielfältigen Kompromisse stellt das Kyoto-Protokoll
einen ersten Beschluss über konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz dar, was ein

2 Internationale Klimapolitik
13
wichtiger Schritt war, um überhaupt erste Regularien zur Emissionsreduktion zu
schaffen.
29
Nach den Fehlschlägen der Folgekonferenzen in Buenos Aires 1998 und 1999 in
Bonn, auf denen Verhandlungen über die offenen Fragen des Kyoto-Protokolls geführt
wurden, konnte im Juli 2001 in Bonn beim zweiten Teil der 6. COP ein Kompromiss
bezüglich der CO
2
-Senken gefunden werden. Dadurch gelang es, Kanada in das
Protokoll einzubinden, das nun seine Wälder als CO
2
-Senken anrechnen kann.
Allerdings geht durch diesen Kompromiss, der auch als ,,Kyoto-Light" bezeichnet wird,
die im Kyoto-Protokoll angepeilte CO
2
-Reduktion von 5,2 % auf bestenfalls 1,8 %
zurück. Allerdings wäre ohne Kanada eine Ratifizierung des Protokolls überhaupt nicht
möglich gewesen, da die USA 2001 endgültig aus dem Kyoto-Protokoll ausstiegen.
Den Meinungswandel der US Regierung begründet Präsident George W. Bush damit,
dass er ,,Begrenzungen der Kohlendioxidemissionen angesichts unseres noch
lückenhaften wissenschaftlichen Verständnisses der Ursachen des globalen
Klimawandels und möglicher Gegenstrategien nicht mehr für gerechtfertigt" halte."
30
2002 hinterlegen schließlich die EU und Deutschland ihre Ratifizierungsurkunde bei
der UNO. Der entscheidende letzte Schritt zur weltweiten Gültigkeit war aber die
Ratifizierung des Kyoto-Protokolls durch die russische Duma 2004.
31
90 Tage nach der
Ratifizierung trat das Kyoto-Protokoll schließlich am 16. Februar 2005 in Kraft.
32
Bis
heute haben 175 Staaten, die zusammen für 61,6
% der CO
2
-Emissionen
verantwortlich sind und 85 % der Weltbevölkerung repräsentieren, das Kyoto-Protokoll
ratifiziert. Zehn Jahre nach Abschluss des Kyoto-Protokolls hat der australische
Premierminister Kevin Rudd schließlich im Dezember 2007 die Ratifizierungsunterla-
gen unterzeichnet. Ab März 2008 gehört Australien damit zu den Vertragsstaaten.
Lediglich zwei Industrieländer haben das Kyoto-Protokoll bis heute nicht unterschrie-
ben: Kroatien und die Vereinigten Staaten.
33
Auch in den folgenden Vertragsstaatenkonferenzen wurden weitere offene Punkte des
Klimaschutzes besprochen. So wurde im Dezember 2005 auf der 11. COP und
gleichzeitig der 1. Vertragsstaatenkonferenz des Kyoto-Protokolls in Montreal über die
Fortentwicklung des internationalen Klimaschutzes nach 2012 diskutiert.
Mittelpunkt der 12. COP in Nairobi waren ,afrikanische' Themen wie die Überwindung
der Energiearmut in Afrika und die Unterstützung konkreter Projekte. Während dieser
Konferenz präsentierte auch Sir Nicholas Stern, der ehemalige Chefökonom der
Weltbank und heutige Berater der britischen Regierung, seinen oben bereits erwähnten
Stern-Review. Wie schon in der Einleitung genannt, lautet die Kernaussage dieses
Berichtes, dass Klimaschutz nicht nur ökologisch erforderlich, sondern auch
29
Vgl. Simonis 1998, S. 4ff.
30
Kolbert 2006, S. 173.
31
Vgl. Kolbert 2006, S. 163ff.
32
Vgl. Matthes 2005, S. 27.
33
Vgl. UNFCCC 2007.

2 Internationale Klimapolitik
14
ökonomisch notwendig sei, denn die Kosten des Nichthandels überstiegen die des
Handelns bei weitem. Kofi Annan, der damalige Generalsekretär der Vereinten
Nationen, stellte die Bewältigung des Klimawandels auf eine Stufe mit den großen
Menschheitsherausforderungen wie der Armutsbekämpfung und der Rüstungskontrol-
le. Er machte deutlich, dass der Klimawandel die Entwicklung der Staaten
beeinträchtige und zunehmend sicherheitspolitisch relevant werde. Konkrete Schritte
für die Weiterentwicklung über 2012 hinaus wurden in Montreal allerdings nicht
festgelegt.
34
Am 10. Dezember 2007 erhielten der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore sowie
Rajenda Pachauri stellvertretend für den IPCC den Friedensnobelpreis. Sie wurden
ausgezeichnet für ihre Bemühungen zur Verbreitung und Erweiterung des Wissens
über den anthropogenen Klimawandel sowie die Schaffung von Grundlagen zum
Klimaschutz. Al Gore und der IPCC teilen sich den mit 1,1 Millionen Euro dotierten
Preis je zur Hälfte.
Ziel der 13. COP Mitte Dezember 2007 auf Bali war es einen breiten Verhandlungspro-
zess anzustoßen, um eine Lücke nach dem Ende des ersten Verpflichtungszeitraums
des Kyoto-Abkommens zu vermeiden. Wichtige Elemente des Verhandlungspakets
sind die Aufteilung weiterer Emissionsverpflichtungen, die Ausweitung des
Emissionshandels, deutlich höhere Anstrengungen bei der Anpassung an den
Klimawandel, eine verstärkte Technologiekooperation, vor allem mit Entwicklungs- und
Schwellenländern, und die Begrenzung von Emissionen aus Waldbränden bzw.
Rodung sowie aus dem Flug- und Schiffsverkehr. Von der EU angestrebtes Ziel des
Nachfolgeabkommens ist eine CO
2
-Reduktion von 50 % bis zum Jahr 2050.
35
Nach
langen und schweren Verhandlungen einigten sich die 187 teilnehmenden Länder auf
eine Vorgehensweise für weitere Verhandlungen für das Kyoto-Folgeabkommen, die
bis 2009 abgeschlossen sein sollen. Für diese Verhandlungen sind 2008 vier
Klimakonferenzen vorgesehen. Inhaltlich konnte auf Bali lediglich ein Minimalkompro-
miss, der keine konkreten Zusagen für Emissionsreduktionen beinhaltet, geschlossen
werden. So wurde in der Abschlusserklärung anerkannt, dass eine starke Reduktion
der Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 stattfinden muss, jedoch ohne Nennung
konkreter Zahlen. Eine verstärkte Hilfe für die Entwicklungsländer, im Sinne von
Technologietransfer und Anpassung an den Klimawandel, sowie positive Anreize
gegen die Abholzung der Wälder sollen ebenfalls Teil des Kyoto-Folgeprotokolls sein.
36
Das Kyoto-Protokoll war ein erster wichtiger Schritt in Richtung internationale
Zusammenarbeit zur Reduktion der Klimagase.
34
Vgl. Allianz Umweltstiftung 2007, S. 39.
35
Vgl. Handelsblatt Tokio 2007.
36
Vgl. Abschlusserklärung 13. COP in Bali 2007.

2 Internationale Klimapolitik
15
In Abbildung 4 sind die CO
2
-Emissionen der EU-
Staaten im Jahre 2005 gegenüber 1990 dargestellt
Reduktionen nach dem Kyoto-Protokoll.
Deutschland hat im Rahmen der EU-Lastenteilung
seine Emissionen bis zum Jahr 2006 um 18 %
gesenkt und ist damit seinem 21 %-Reduktionsziel
recht nah. So stiegen etwa die Emissionen in
Spanien in den ersten 15 Jahren seit Bestehen des
Abkommens um 53,3 % an. Eigentlich hatte sich
Spanien verpflichtet, den Ausstoß um nicht mehr
als 15 % zu erhöhen. Hohe Anstiegsraten gibt es
auch in Portugal (42,8
%) und Griechenland
(26,6 %).
In Japan sind die Emissionen sogar um 18 %
gestiegen, obwohl das Land 6
% weniger
Treibhausgase ausstoßen wollte.
37
Die USA
erhöhten ihren Ausstoß zwischen 1990 und 2005
um 16,3 %.
Abbildung 4: CO
2
-Emissionen der EU-Staaten 2005 im Vergleich zu 1990 (aus: Auer 2007, S. 5)
Die wichtigsten Stationen der internationalen Klimapolitik sind in Tabelle 1 nochmals
kurz zusammengefasst.
Tabelle 1: Wichtigste Stationen der internationalen Klimapolitik (eigene Darstellung)
1957
Das geophysikalische Jahr schafft Grundlagen für die weltweite Klimaforschung
1972
Die 1. Umweltkonferenz in Stockholm erklärt die Untersuchung des anthropogenen
Klimawandels zu einer wissenschaftlichen Aufgabe
1979
Erste Weltklimakonferenz in Genf, Beginn des World Climate (Research) Programme
mit dem Ziel, die menschenverursachten Klimaveränderungen vorauszusehen und
ihnen vorzubeugen
1985
1. Klimakonferenz in Villach
1987
Arbeitsgruppentreffen in Villach und Bellagio zur Wissenschaft und Politik des
Klimaschutzes
1987 Definition des Terminus ,sustainable development' (nachhaltige Entwicklung) im
Brundtland Report
1988
Konferenz in Toronto; Gründung des IPCC
Konferenzergebnis: Reduktion von CO
2
-Emissionen um 20 % bis zum Jahre 2005 im
Vergleich zum Jahr 1988
1989 Interessenskonflikte zwischen den Staaten treten auf der Ministerkonferenz in
Noordwijker deutlich hervor
1990
Präsident Bush mahnt auf der White House Conference on Science and Economic
Research Related to Global Change in Washington zur Wait-and-See-Strategie
37
Vgl. Kemfert et. al. 2007, S. 304.

2 Internationale Klimapolitik
16
1990 Auf der Konferenz Action for a Common Future können keine verbindlichen
Beschlüsse zur CO
2
Reduzierung erzielt werden
1990
Der Wirtschaftsgipfel der G7 in Houston betont die führende Rolle der hochindustriali-
sierten Länder beim Abbau der Treibhausgasemissionen
1990
Die 2. Weltklimakonferenz in Genf fordert eine Klimakonvention im Rahmen der
Vereinten Nationen
1990 Mit der Resolution 45/212 der UNO-GV wird das INC zur Ausarbeitung der
Klimarahmenkonvention beauftragt
1992
Unterzeichnung der Klimarahmenkonvention auf der Konferenz der Vereinten
Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro
1994
Die Klimarahmenkonvention tritt in Kraft
1995 1. COP in Berlin und Verabschiedung des Berliner Mandats über die Ausarbeitung
eines Zusatzprotokolls zur Klimarahmenkonvention
1996
2. COP in Genf und Verhandlungen über ein Protokoll im Rahmen der ad hoc Gruppe
Berliner Mandat
1997
3.
COP in Kyoto und Beschluss eines Zusatzprotokolls (Kyoto-Protokoll) zur
Klimarahmenkonvention
1999
5. COP in Bonn und Diskussionen über die Ausgestaltung des CDM
2001
2. Teil der 6. COP in Bonn und Beschluss eines Kompromisses bezüglich der CO
2
-
Senken
2001 7. COP in Marrakesch: Vereinbarung, dass die in Anlage 2 der Kyoto-Protokolls
genannten Industriestaaten jährlich ihre finanziellen Beiträge mitteilen müssen
2002
USA verabschiedet das nationale Klimaschutzprogramm
2002
EU und Deutschland hinterlegen bei der UNO die Ratifizierungsurkunden zum Kyoto-
Protokoll
2003 9.
COP in Mailand und Beschluss von Regeln für die Aufforstungs- und
Wiederaufforstungsprojekte in Entwicklungsländern
2004
Ratifizierung des Kyoto-Protokolls durch die russische Duma
2005
Start des EU-Emissionshandels
2005
Inkrafttreten Kyoto-Protokoll (01. Februar)
2005
11. COP in Montreal und Beschluss, dass das Kyoto-Protokoll über 2012 hinaus
verlängert werden soll. Verhandlungen über den Klimaschutz werden auch mit
Ländern, die das Protokoll nicht unterzeichnet haben, geführt.
2006
12. COP in Nairobi und Vorstellung des Stern-Reviews
2007
13. COP in Bali und Beschluss der ,Bali-Roadmap', in der die wesentlichen
Verhandlungsinhalte beschrieben und ein Verhandlungszeitplan für das Kyoto-
Nachfolgeprotokoll festgelegt wurden.
2.2
Strategien einzelner Staaten
Wie bereits deutlich geworden, unterscheiden sich die Einstellung zum und die
Herangehensweise an den Klimaschutz verschiedener Staaten eklatant. Konträrer als
die Haltung der USA und Deutschlands können Denkweisen nicht sein. Im Folgenden
werden kurz die Positionen der USA, EU, Schwellen- und Entwicklungsländer
dargestellt.
2.2.1 USA
Im Februar 2002 wurde das nationale Klimaschutzprogramm der USA verabschiedet.
Durch dieses sollten die Treibhausgasemissionen u.a. durch Steueranreize um 18 %
bis zum Jahr 2012 gesenkt werden. Bei einem erwarteten 3 %igen Wirtschaftswachs-

2 Internationale Klimapolitik
17
tum pro Jahr würden die Emissionen um weitere 12 % steigen und damit 2012 um
24,5 % über denen von 1990 liegen. Würden sich die USA dem Kyoto-Protokoll
anschließen, müssten sie in diesem Zeitraum die CO
2
-Emissionen um 7 % senken. Die
USA bleiben somit bei der eingeschlagenen Strategie, die sie folgendermaßen
erläuterten: ,,Während die übrigen Industriestaaten eine Strategie (Emissionsbegren-
zung) verfolgten, hätten sich die USA für eine andere Strategie (keine Emissionsbe-
grenzung) entschieden, und es sei noch immer zu früh, um zu beurteilen, welcher
Ansatz überlegen sei."
38
Allerdings wurden auch in den USA Gegenstimmen laut. So
legte der republikanische Senator John McCain aus Arizona im Oktober 2003 einen
Gesetzesentwurf vor, der vorsah, dass die USA ihre Treibhausgasemissionen bis 2010
auf den Stand von 2000 und bis 2016 auf den Stand von 1990 reduzieren sollen.
Dieser Vorschlag wurde zweimal vom Senat abgelehnt.
39
Die Tatsache, dass die USA das Kyoto-Protokoll nicht ratifiziert haben und die
Strategie, die auf nationaler Ebene verfolgt wird, führten aber dazu, dass auf
kommunaler Ebene vielfältige Initiativen zum Klimaschutz ergriffen wurden. Wie
beispielsweise in der Stadt Burlington (Vermont) in der seit 2002 eine Energiespar-
kampagne mit dem Titel ,,Zehn Prozent weniger" läuft, die sich eine Reduktion der
Treibhausgase um 10 % als Ziel gesetzt hat. Oder im größeren Umfeld der
Klimaschutzpakt der Bürgermeister in den USA, dem sich bis heute 170 Bürgermeister
der USA angeschlossen haben. Ziel dieses Paktes ist die Bemühung, die Kyoto-
Vorgaben in den jeweiligen Kommunen zu erreichen oder zu übertreffen. Auch auf
Ebene der Bundesstaaten finden zahlreiche Klimaschutzaktivitäten statt. So
unterzeichnete beispielsweise Gouverneur Arnold Schwarzenegger 2005 für
Kalifornien eine Verordnung, nach der die Treibhausgasemissionen bis 2010 auf den
Stand von 2000 und bis 2020 auf den Stand von 1990 zurückgeführt werden sollen.
Inzwischen haben 29 US-Bundesstaaten Klimaschutzpläne und Energiesparpläne
verabschiedet. Die US-Bundesstaaten und -Kommunen sind so zu wichtigen
Klimaschutzakteuren geworden.
40
2.2.2 EU
Ganz anders als die USA geht die EU mit dem Thema Klimaschutz um. Ziel der EU ist
es, den durchschnittlichen Temperaturanstieg gegenüber dem vorindustriellen Niveau
auf höchstens zwei Grad zu begrenzen. Ein Ziel, das immer wieder durch die Staats-
und Regierungschefs bestätigt wurde. Damit nimmt und nahm die EU, und innerhalb
der EU insbesondere Deutschland, eine Vorreiterrolle im Klimaschutz ein. Diese
Vorreiterrolle wurde beispielsweise von Deutschland bekräftigt, das auf der 8. COP
international bekannt gab, dass es bereit sei, seine Treibhausgasemissionen bis zum
Jahr 2020 um 40 % zu reduzieren, wenn die EU sich verpflichte, ihre Emissionen um
38
Kolbert 2006, S. 183.
39
Vgl. Jörgensen 2005, S. 61.
40
Vgl. Jörgensen 2005, S. 61.

2 Internationale Klimapolitik
18
30 % zu reduzieren, und andere Industrieländer vergleichbar ehrgeizige Ziele
formulierten.
Im Februar 2007 wurden schließlich unter deutscher Präsidentschaft im EU-Umweltrat
ehrgeizige Klimaschutzziele bis 2020 verabschiedet: Der Europäische Rat beschloss,
dass die EU im Rahmen eines internationalen Abkommens ihre Treibhausgas-
emissionen gegenüber 1990 um 30 % bis 2020 senken wolle, wenn sich andere
Industriestaaten zu vergleichbaren Anstrengungen verpflichteten und die
Schwellenländer sich angemessen beteiligten. Unabhängig von internationalen
Vereinbarungen hat sich die EU bereits jetzt verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen
bis 2020 um mindestens 20 % gegenüber 1990 zu mindern.
41
2.2.3 Schwellenländer
Bisher sind die großen Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien im Kyoto-
Protokoll als Entwicklungsländer eingestuft. Sie sind somit nicht zu einer Reduktion der
Treibhausgasemissionen verpflichtet, obwohl sie das Kyoto-Protokoll unterzeichnet
haben. Historisch gesehen sind die Schwellenländer auch nur geringfügig am
Klimawandel beteiligt, so entfallen auf China ca. 10 % der Verantwortung für den
Klimawandel von 1950 bis 2002. Allerdings sind gerade China und Brasilien schon jetzt
für rund 15
% der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Aus
Hochrechnungen der Wachstumsraten ergibt sich, dass China schon 2009 die USA als
bisher größten CO
2
-Emittenten der Welt überholt haben wird. Die Sorge, dass das
Wirtschaftswachstum durch Anstrengungen zur Reduzierung von Treibhausgasemissi-
onen gebremst werden könnte, führte in der Vergangenheit jedoch zu einer
Zurückweisung jeglicher Reduktionspflichten.
42
Insbesondere in China beginnt sich diese Haltung jedoch zu verändern, da nach
Expertenmeinung die momentanen und zukünftigen Klimaveränderungen die
chinesische Wirtschaft jährlich 200 bis 300 Milliarden Yuan, umgerechnet 20 bis 30
Milliarden Euro, kosten wird. Dies entspricht bis zu fünf Prozent des chinesischen
Bruttoinlandsprodukts. Verantwortlich für diese Kosten sind vor allem zunehmende
Dürre- und Überschwemmungskatastrophen. So wurde der chinesischen Regierung
bereits vor einem Jahr von einer Gruppe aus der Akademie der Wissenschaften ein
Vorschlag zur Bewältigung der Umweltprobleme vorgelegt. Empfohlen wurde eine
Verbindung von technischer Innovation, institutionellen Reformen und neuen Preis-
und Steuermechanismen. Für 2007 hat die chinesische Regierung ein Programm zur
Reduzierung der Treibhausgase angekündigt, das verschiedene staatliche Stellen
einbezieht. Schon der laufende Fünfjahresplan hatte eine Senkung des Energie-
verbrauchs bis 2010 um 20 % versprochen.
43
Es ist geplant, bis Sommer 2008 in
Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen in Peking die erste Emissions-Börse
41
Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit 2007b,
42
Vgl. Tavassolie 2006.
43
Vgl. Siemons 2007.

2 Internationale Klimapolitik
19
außerhalb Europas und den USA zu eröffnen. Sie soll den Markt für Emissionshandel
für China weiter öffnen. Mit dem Einsatz moderner Technologien zum Einsparen von
Treibhausgasen könnten dann die Emissions-Ersparnisse gewinnbringend an andere
Unternehmen weiterverkauft werden. Nach UN-Angaben könnten bis 2012 bis zu 41 %
aller Emissionsgeschäfte auf China entfallen. Auch im Bereich erneuerbare Energien
geht China voran. Das Land wurde im Jahr 2005 mit der Investition von sechs
Milliarden USD von weltweit 38 Milliarden USD zum größten Investor in diesem
Bereich. Bis 2020 kündigte China weitere 150 Milliarden Euro in Wasserkraft,
Windkraft, Solarenergie und Biomasse zu investieren.
44
2.2.4 Entwicklungsländer
Die Entwicklungsländer sind von den Folgen des globalen Klimawandels am stärksten
betroffen und besitzen zugleich keine ausreichenden finanziellen Mittel und
Möglichkeiten, um die Auswirkungen zu handhaben. Deshalb drängen sie auf eine
stärkere Beteiligung bei den internationalen Beratungen zum Klimaschutz. Aus diesem
Grund war der Umgang mit den Entwicklungsländern schon auf zahlreichen
Vertragsstaatenkonferenzen ein Thema. So war beispielsweise die 4. COP in Buenos
Aires geprägt von der Diskussion, ob auch Entwicklungsländer zu einer Reduktion ihrer
Treibhausgasemissionen verpflichtet werden sollten. Ausgelöst wurde diese
Diskussion von Argentinien, das erklärte, auf der nächsten Konferenz eine freiwillige
Reduktionsverpflichtung zu übernehmen. Viele andere Entwicklungsländer wehren sich
gegen die Festlegung von Reduktionsverpflichtungen. Sie beziehen sich dabei auf das
in der Konvention festgelegte Prinzip der gemeinsamen, aber unterschiedlichen
Verantwortung von Industrie- und Entwicklungsländern. Auch aus diesem Grund wurde
immer wieder, und besonders auf der 10. COP in Buenos Aires, über den Bedarf an
finanziellen Mitteln und personellen Kapazitäten beraten, der in den Entwicklungslän-
dern besteht, um Klimaschutzmaßnahmen und einen effizienten Technologietransfer
zu gewährleisten.
45
2.2.5 Ausblick
Wie oben beschrieben ist beim Klimaschutz ein Umdenken in vielen Ländern
erkennbar. So stehen beispielsweise in China mittlerweile klimapolitische Themen
weiter oben auf der Agenda, und mit den Neuwahlen Ende 2008 in den USA ist eine
Wende in der amerikanischen Klimapolitik möglich.
46
Dennoch treffen auch heute noch,
wie früher in der Geschichte der internationalen Klimapolitik, verschiedene Meinungen
und Herangehensweisen aufeinander. So gibt es derzeit Meinungsverschiedenheiten
zwischen denjenigen, die beim Klimaschutz allein auf technologische Entwicklungen
setzen, und denjenigen, die vor allem über anspruchsvolle Zielsetzungen die
44
Vgl. Tavassolie 2006.
45
Vgl. Pohl 2007.
46
Vgl. Heymann 2007, S. 5.

2 Internationale Klimapolitik
20
Entwicklung vorantreiben wollen. Sicher wird für eine sinnvolle und wirksame
Klimapolitik das Zusammenwirken beider Komponenten benötigt. Beispielsweise
brennen seit vielen Jahren unterirdische Kohleflöze in China, deren CO
2
-Emission auf
2-3 % der weltweiten CO
2
-Emissionen geschätzt wird. Internationale Anstrengungen,
hauptsächlich gefördert durch Kommunikation, gemeinsame Zielsetzungen und
Verbesserungen der Technologien, sind nötig, um diesen Ausstoß zu stoppen.
47
Vielleicht wäre ein Technologieabkommen innerhalb der Klimarahmenkonvention ein
möglicher Weg zur Verbesserung der internationalen Klimaschutzbemühungen.
Gleichzeitig müsste aber das internationale Recht bezüglich des geistigen Eigentums
angepasst werden, denn häufig stehen Patent- und Exklusivrechte der Verbreitung
neuer Technologien im Wege.
48
Weitere wichtige Schritte für die internationale Klimapolitik wären der Abschluss eines
neuen internationalen Abkommens über Energieeffizienz zur Untermauerung
gemeinsamer Anstrengungen sowie die Trennung von Netzbetreiber und
Versorger/Erzeuger für Elektrizität und Gas, um mehr Wettbewerb in den einzelnen
Ländern und auf dem europäischen Markt zu erreichen. Bis heute ermöglichen die
Leitungsmonopole den Stromkonzernen die Konkurrenten klein und die Preise hoch zu
halten.
49
Auch der im Kyoto-Protokoll festgelegte Emissionshandel ist immer wieder Bestandteil
von internationalen Diskussionen und Verhandlungen. So wird beispielsweise in Bezug
auf die Erweiterung des Emissionshandels verstärkt darüber diskutiert, dass sowohl
der Flugverkehr als auch die Seeschifffahrt in den europäischen Emissionshandel
einbezogen werden sollen. Der EU-Umweltkommissar Stavros Dimas hat im Jahr 2007
einen Richtlinienentwurf eingereicht, nach dem ab 2011 jede Fluggesellschaft eine
bestimmte Anzahl Emissionsrechte erhalten soll, orientiert am durchschnittlichen
Verbrauch je transportierter Tonne der Jahre 2004-2006. Diese Zurückdatierung würde
solche Fluglinien bevorzugen, die ihre Flugzeugflotte in den letzten Jahren erneuert
haben.
50
Vertreter mehrerer europäischer Regierungen, der EU-Kommission, der portugiesi-
schen EU-Präsidentschaft sowie mehrerer amerikanischer Bundesstaaten und
kanadischer Provinzen haben im Jahr 2007 eine internationale Partnerschaft zum
Emissionshandel vereinbart. Ziel dieser Initiative namens ICAP (International Carbon
Action Partnership) ist die Vernetzung der in verschiedenen Teilen der Welt
existierenden und geplanten Emissionshandelssysteme.
51
Derzeit liegt der Preis für eine Tonne gehandeltem CO
2
in Europa bei 23 Euro.
Laut
IPCC würde bereits ein Preis von 100 USD pro Tonne CO
2
ausreichen, um bis 2030
47
Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2002, S. 30f.
48
Vgl. Petermann 2006, S. 129.
49
Vgl. Auer 2007, S. 7.
50
Vgl. Aigner 2007, S. 27.
51
Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit 2007e.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836613118
DOI
10.3239/9783836613118
Dateigröße
4.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel – Karl-Scharfenberg-Fakultät
Erscheinungsdatum
2008 (Juli)
Note
1,3
Schlagworte
klimapolitik energiemanagement umweltmarketing ökologische produktentwicklung strategie
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