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Umweltwahrnehmung und Hochwasserrisikomanagement am Beispiel der Stadt Dresden

©2007 Studienarbeit 282 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Das Elbehochwasser im August 2002 war kein medial zur Katastrophe hochgespieltes Ereignis. Es war tatsächlich das höchste je gemessene, ebenso wie die Niederschläge die höchsten seit Beginn der Messungen waren und an die Grenze des maximal möglichen Niederschlags heran kamen. International gespiegelt finden sicherlich auch größere Flutkatastrophen statt und das nicht nur in Entwicklungsländern. Man denke an die schweren Überschwemmungen in der indonesischen Hauptstadt Jakarta zur Jahreswende 2006/2007. Hier war auch wieder die Tsunami-Region Banda-Aceh betroffen, aber die öffentliche Anteilnahme und die Wahrnehmung in den Medien waren diesmal weit weniger intensiv.
Im Juli 2007 finden große Hochwasserereignisse in China, Indien, Nepal und Südafrika statt - in den ersten zwei Ländern mit hunderten von Toten. Beim sich gleichzeitig ereignendem Hochwasser in Großbritannien ist nicht von der „ganz großen” Katastrophe die Rede, es gibt bis dato kaum Bilder bedrückender Schäden oder Schicksale (Berichterstattung meist auf den Rückseiten der Zeitungen unter der Rubrik „Aus aller Welt”), obwohl das räumliche Ausmaß ähnlich groß zu sein scheint wie beim Sommerhochwassers (SHW) 2002 in Sachsen (hier war es das bestimmende Hauptthema in allen Medien). Warum war dieses „Jahrtausendhochwasser” auch in allen offiziellen politischen Bekundungen und wissenschaftlichen Publikationen die größte je da gewesene Katastrophe? Warum gingen die Bilder vom überfluteten Dresden und zerstörten Grimma rings um die Welt und lösten überall Erschütterung aus, während wir die Fernsehbilder vom Elend überschwemmter Millionenstädte wie Jakarta oder von beschaulichen englischen Grafschaften in unverhofften „Seenlandschaften” eher wegstecken? Einige Interviewpartner der durchgeführten empirischen Untersuchung dieser Arbeit waren zum Zeitpunkt des Sommerhochwassers (SHW) 2002 im Urlaub und konnten - unabhängig davon, wo sie waren - leicht mitbekommen, was in ihrer Heimatstadt (bzw. Arbeitsplatz) Dresden geschah. Einer berichtete davon, dass ihm Verwandte aus den USA anriefen und fragten: „was ist denn bei Euch los”? Gerade die USA haben erheblich mit immer wiederkehrenden Naturkatastrophen zu kämpfen und gehen meist eher routiniert damit um.
Diese einführenden Worte sollen die Veranlassung zur Beschäftigung mit diesem Thema herausstellen. Der Verfasser dieser Arbeit war selbst emotional sehr berührt von der Hochwasserkatastrophe 2002 in Dresden und hat […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Thomas Gentsch
Umweltwahrnehmung und Hochwasserrisikomanagement am Beispiel der Stadt
Dresden
ISBN: 978-3-8366-1296-8
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Universität Stuttgart, Stuttgart, Deutschland, Studienarbeit, 2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2008
Printed in Germany

Umweltwahrnehmung und Hochwasserrisikomanagement
am Beispiel der Stadt Dresden
Thomas Gentsch
Esslingen am Neckar 2008

Umweltwahrnehmung und Hochwasserrisikomanagement am Beispiel der Stadt Dresden
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis...I
Abbildungsverzeichnis...III
Tabellenverzeichnis...X
Abkürzungsverzeichnis...
...
...XI
I. Einleitung
1.
Anlass und Forschungsinteresse...1
2.
Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit...3
(A) Anlage zur Einleitung: Chronologie der Hochwasserereignisse im August 2002 (www.dresden.de)
II. Theoretischer Teil
1.
Wahrnehmung und Bewertung von Naturrisiken...9
Wahrnehmungsgeographie - Perzeptionsforschung - Wahrnehmungspsychologie
2.
Verhaltenstheorie, Entscheidungs- und Handlungsmodelle
2.1
Einflussfaktoren auf Entscheidungen...16
2.2
Handlungsorientierte Geographie: Intentionalität für raumrelevantes Verhalten...18
2.3
Verhaltens- und Handlungsmodelle...20
3.
Interdisziplinäre Risikoforschung - Risikomanagement - Risikokultur
3.1
Interdisziplinäre Risikoforschung...24
3.2
Phasen des Risikomanagements...25
3.3
Entwicklung einer Risikokultur...28
3.4
Raumplanung und Risikomanagement...29
4.
Flächenvorsorge
4.1
Rechtliche Grundlagen und (mögliche) raumplanerische Instrumente (Maßnahmen)...35
4.2
Indikatorensystem zur nachhaltigen Entwicklung und Klimaveränderung...40
5.
Hypothesenformulierung...46
I

III. Empirischer Teil
1.
Methoden zur empirischen Untersuchung im Fallbeispiel
1.1
Beschreibung Fallbeispiel: Dresden - Hochwasserereignisse...48
1.2
Auswertung der Interviews - Methodik und Reflexion...55
1.3
Darstellung der planerischen Anpassung und Umsetzung - Dokumentenanalyse &
Geländebeobachtung...63
2.
Erklärungen für das Verhalten der Entscheidungsträger - Auswertung der Interviews...64
2.1
Erklärungen zur Wahrnehmung von Hochwasserrisiken...65
2.2
Erklärungen zu Bewertungen von Hochwasserrisiken...82
2.3
Erklärungen zu Entscheidungen zur Anpassung an Hochwasserrisiken...98
2.4
Erklärungen zum Handeln zur Anpassung an Hochwasserrisiken...120
3.
Reaktionen auf das Hochwasserereignis 2002 in Planung & Politik - Dokumentenanalyse
3.1
Strategien in Forschung und Politik: Initiativen, Institutionen und Organisationen...134
3.2
Anpassung der planerischen Instrumente für das Hochwasserrisikomanagement...138
3.2.1
Städtische Umweltplanung und kommunales Hochwasserrisikomanagement...138
3.2.2
Kartenwerke...153
3.3
Durchgeführte Maßnahmen nach 2002 - Kommunalplanerische Umsetzung (Bauleitplanung)....167
4.
Darstellung der Flächenvorsorge für Dresden
4.1
Historische Analyse ­ Flusslaufveränderungen...186
4.2
Städtebauliche Entwicklung ­ Flächennutzungsplanung...196
4.3
Medienauswertung...199
4.4
Indikatorensystem zur nachhaltigen Entwicklung...208
5.
Zusammenführung der Ergebnisse - Vergleich Hochwasserrisikomanagement 2002 und 2006/7...213
IV. Fazit...223
Verzeichnis der Literatur, Internetquellen, Archivmaterialen und Bebauungspläne...232
Anlagen
(B): Interviewpartner
(C): Fragebogen
Konferenz-Erklärungen:
(D): Dresden Communication on Flood Risk Management Research in Europa, Februar 2007
(E): Gemeinsame Erklärung der ELLA-Abschlusskonferenz, Dezember 2006 in Dresden
Aktuelle Auszüge aus kürzlich veröffentlichten Dokumenten:
(F): Arbeitstand Plan Hochwasservorsorge Dresden (www.dresden.de)
(G): Erläuterungen zur Karte Hochwasserschutzmaßnahmen seit 2002 - Umweltatlas - Themenstadtplan (www.dresden.de)
(H): Collage zum Plan Hochwasservorsorge Dresden - unter Verwendung von Bildmaterial der Landeshauptstadt Dresden,
Umweltamt - Überblick über die die Flussgebiete (von Elbe, Weißeritz und Kaitzbach, tlw. Lockwitzbach) tangierenden
Stadtgebiete mit Innenstadtausschnitten der Teilkarten des PHD (Erklärung im Textteil unter II.3.2.1) und Präsentations-
folien des Umweltamtes der Stadt Dresden (Dr. Korndörfer) mit den wichtigsten Fakten zum PHD
(I): Landes- und Regionalplanung nach 2002
(J): Hochwasserschutz-Aktionsplan der IKSE und Hochwasserschutzkonzepte in Sachsen nach 2002
II

Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Hochwasser in England
(http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/24/0,3672,5558744,00.html , 30.07.07)
1
Abb. 2: "Enough - Es reicht!" Anwohner protestieren in Oxford gegen den Klimawandel
1
(http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID7180050,00.html
, 30.07.07)
Abb. 3: Hochwasser der Weißeritz (Nebenfluss der Elbe) in der Dresdner Innenstadt, Prager Straße, August 2002
1
(http://www.hochwasser-vorsorge.de/hintergrund.html, 30.07.07)
Abb. 4: Wanderausstellung des BMBF-geförderten RIMAX-Forschungsprojektes ,,Verknüpfung von
2
Hochwasservorsorge und -bewältigung in unterschiedlicher regionaler und akteursbezogener Ausprägung"
(http://www.rimax-hochwasser.de/fileadmin/RIMAX/download/Veranstaltungen/Statusseminar/Vortraege/Freitag/2_akteure.pdf , 30.07.07)
Abb. 5: Multimedia-Element (
http://service.tagesschau.de/multimedia-box/index.php?id=elbflut , 30.07.07
)
6
Abb. 6: Dresden im Oberen Elbtal
(
http://www.landesvermessung.sachsen.de, 30.07.07
)
7
Abb. 7: Information auf dem Internetportal der Stadt Dresden - Hugo-Bürkner-Park
8
(http://www.dresden.de/de/08/03/055/015/03/2007.php , 30.07.07)
Abb. 8: Schema der Raumwahrnehmung (aus: Geiselhart 2007, S. 10, nach Kemper, 2004, S. 155; dort nach Downs, 13
1970; mit Ergänzungen n. Heineberg
(http://www.geographie.uni-erlangen.de/kgeiselhart/lehre/Skript_Sozialgeographie.pdf , 30.07.07)
Abb. 9: Wahrnehmungs- und Bewertungsprozess (aus: Plapp 2003, S. 20)
15
(http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/cgi-bin/psview?document=/2003/wiwi/10&search=/2003/wiwi/10 , 30.07.07)
Abb. 10: Handlungstheoretisches Modell der Mensch-Umwelt-Interaktion nach Weichhart (2007)
20
(homepage.univie.ac.at/peter.weichhart/LVs/GKPD/GKP D2 M0402II.ppt ; 30.07.07)
Abb. 11: Räumliche Existenzbedingungen und menschliches Verhalten als Regelkreis (Wood 1985:25)
21
Abb. 12: Raum-Verhalten-Modell (eig. Darst., verändert aus Wood 1985, S. 20)
21
Abb. 13: Antworten auf eine Katastrophe (aus: Geipel 1992, S. 243)
22
Abb. 14: Phasen des Integrierten Handlungsmodells aus Guse (2005:66) (Marten & Rost 1998)
22
Abb. 15: Das Integrierte Modell zum Umwelthandeln aus Guse (2005:71)
22
(http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=974971103&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=974971103.pdf
, 30.07.07
)
Abb. 16: Theoretisches Rahmenmodell der Schutz-Motivation in Kannapin (2000:53) nach Gardner und Stern (1996) 23
(http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=959149929&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=959149929.pdf
, 30.07.07
)
Abb. 17: Entscheidungsprozessmodell (Hutter & Schanze 2004, in Felgentreff/Glade, S. 73,
23
aus Hutter & Wiechmann 2003, S. 4 nach Tonn et al. 2000) (
http://www.ioer.de/PDF/InfoPDF/info24.pdf
, 30.07.07
)
Abb. 20: Systematik und Komponenten im Hochwasserrisikomanagement (übersetzt aus Schanze 2006, S. 13)
27
Abb. 21: Schema Risikomanagement/-kultur
erstellt n. Dikau & Weichselgartner 2005, S. 128ff., 145
28
Abb. 22: Risikomanagementprozess aus Fleischhauer (2004:75) nach Greiving (2001:364)
29
Abb. 23: Risikomanagement im Planungsprozess, aus Fleischhauer & Greiving 2004
)
29
(http://www.espon.eu/mmp/online/website/content/projects/259/655/file_1228/3.ir_1.3.1-full.pdf , 30.07.07)
Abb. 24: Vorgehen im nachhaltigen Hochwasserschutz (nach Willi 2006)
30
(www.umwelt.sachsen.de /lfug/documents/Einfuehrung.pdf, 30.07.07)
Abb. 25: Gesellschaftlicher Rahmen eines Hazard-Ereignisses, aus Weichselgartner (2001:192)
31
Abb. 26: Kates' Allgemeines Systemmodell der Anpassung an Natural Hazards aus Plapp 2003, S. 71
33
(http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/cgi-bin/psview?document=/2003/wiwi/10&search=/2003/wiwi/10 , 30.07.07)
Abb. 27: Entscheidungsmodell zur Anpassung an eine Naturgefahr (Kates 1971, S. 447)
(http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv
34
idn=967659183
,
http://links.jstor.org/sici?sici=0013-0095%28197107%2947%3A3%3C438%3ANHIHEP%3E2.0.CO%3B2-N, 30.07.07)
Abb. 28: Handlungsfelder des vorsorgenden Hochwasserschutzes in Flusseinzugsgebieten und deren räumliche Grund- 37
systematik (Heiland (2005), Bauleitplanung ­ Aktuelle Anforderungen zum vorsorgenden Hochwasserschutz)
(http://www.bbr.bund.de/nn_22176/DE/ForschenBeraten/Bauwesen/Hochwasserschutz/Expertengespraech/VortragHeiland,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/VortragHeiland.pdf)
Abb. 29: Vorgaben zum Hochwasserschutz in der Bauleitplanung aus Wasserrecht und Regionalplänen
37
(Heiland (2005), Bauleitplanung ­ Aktuelle Anforderungen zum vorsorgenden Hochwasserschutz (ebd.))
Abb. 30: Prinzipielle Anforderungen an die Kommunen
(Heiland (2005), Bauleitplanung ­ Aktuelle Anforderungen zum vorsorgenden Hochwasserschutz (ebd.)) 38
III

Abb. 31: Vorgehensschema bei SUP und Risikomanagement aus Greiving (2005)
40
(http://www.raumplanung.uni-dortmund.de/rgl/RUR_pdf/risiko_10_31_05.pdf , 30.07.07)
Abb. 32: Vier Elemente der Nachhaltigkeit nach Greiving, Fleischhauer (2004)
41
Abb. 33: Gerüst eines Konzepts für Risikoindikatoren nach Fleischhauer 2003, S. 8
42
Abb. 34: Eckpunkte und Bewertung eines Risikoindikatorenkonzepts nach Fleischhauer (2004b)
42
Abb. 35: Elbhochwasser im historischen Kontext (Zeitreihe Dresden - allerdings ohne das Extremereignis 1845).
50
(http://nadine.helmholtz-eos.de/media/image/page/events/2006/flood_elbe_spring/Zeitreihe_Dresden_18532006_550.jpg , 30.07.07)
Abb. 36: Elbehochwasser am Pegel Dresden im Jahrhundert-Kontext
51
(http://www.ella-interreg.org/uploads/media/D_03_HW_2006_.jpg
, 30.07.07
)
Abb. 37: Elbehochwasser im Ereigniskontext - Wasserstandsganglinie Pegel Dresden des SHW 2002
51
(http://www.sachsen.de/de/bf/staatsregierung/ministerien/smi/smi/upload/hochwasserbericht_teil2.pdf , 30.07.07)
Abb. 38: Elbehochwasser im Jahreskontext - Pegelhöhen in Dresden 2001-2004
52
(http://www.dresden.de/de/08/03/055/c_016.php
)
Abb. 39: Pegel Dresden an der Augustusbrücke im historischen Stadtzentrum
52
Abb. 40+41: Die gleiche Hochwassersituation an der Brühlschen Terrasse 2002 (links) und 1939
(www.deutschefotothek.de/
)
52
Abb. 42+43: Hochwasserschutzbaumaßnahmen Dezember 2006 zum temporären Verbau der in Abb. 38+39
52
betroffenen Unterführungen an der Brühlschen Terrasse im Hochwasserfall mit mobiler Wand
Abb. 44: Gefüllte Kaditzer Flutrinne Blickrichtung Innenstadt nach dem Deichbruch August 2002
52
Abb. 45: Gefüllte Kaditzer Flutrinne Blickrichtung Radebeul vor dem Deichbruch August 2002
52
Abb. 46+47: Übergang von der Elbe (rechts) in die Kaditzer Flutrinne (links)
53
Abb. 48: Auslauf Kaditzer Flutrinne in die Elbe Richtung NW
53
Abb. 49: Ausmaß der Kaditzer Flutrinne Richtung Ost (stadteinwärts)
53
Abb. 50: Blick zur Flutsäule vom Dresdner Stadtteil Alt-Kaditz in die Flutrinne
53
Abb. 51: In der Flutrinne sowie Alt-Kaditz mit Standort der Flutsäule bei der Kirche
53
Abb. 52+53: Historische Flutsäule in Alt-Kaditz mit Schild über die Höhe der Flut 2002
53
Abb. 54: Blick vom Turm der Frauenkirche Richtung O, elbaufwärts, oberstrom Dresden
54
Abb. 55: Blick vom Turm der Frauenkirche Richtung NW, elbabwärts, unterstrom Dresden
54
Abb. 56: Elbauen Richtung O elbaufwärts, oberstrom Dresden
54
Abb. 57: Elbauen Richtung NW, Innenstadt, hist. Altstadt
54
Abb. 58: Luftbild Elbauen Richtung O, elbaufwärts, oberstrom Dresden über dem Stadtzentrum
54
(www.answers.com/topic/dresden?cat=travel
, 30.07.07)
Abb. 59: Luftbild Elbauen Richtung NW elbabwärts, unterstrom Dresden über dem Stadtzentrum
54
(http://www.dresdner-luftbilder.de/bild.php?pa=Dresden&bild=2004-2145.jpg&type=thumb , 30.07.07)
Abb. 60: Kartierung des Hochwassers von 1845
(http://www.deutschefotothek.de/, 30.07.07)
54
Abb. 61: Erholungsnutzung in der Elbaue Dresden-Niederpoyritz Blick nach Dresden-Wachwitz
67
Abb. 62: Natur-Nische Elbaue Innenstadt am Königsufer mit Blick nach Johannstadt
67
Abb. 63: Kulturelle Nutzung Elbwiese Innenstadt am Königsufer mit Blick zur Altstadt mit Frauenkirche
67
Abb. 64: Blick von der Albertbrücke über die Carolabrücke zum Stadtzentrum mit Altstadtsilhouette und Elbwiesen 89
Abb. 65: Blick von den Elbwiesen Dresden-Pieschen zur Augustusbrücke und Altstadtsilhoutte
89
Abb. 66: Blick aus dem Niedersedlitzer Flutgraben (,,Altelbarm") Richtung Elbe zu den Wachwitzer Höhen
89
Abb. 67: Hoheitliche Verantwortung und Eigenverantwortung (Diagramm)
101
Abb. 68-71: Elb-Überschwemmung des Einkaufszentrums Elbepark 17.-19.08.2002
106
Abb. 72: Bauschild ,,Schadensbeseitigungsmaßnahme Hochwasser August 2002" an der Weißeritz
131
Abb. 73: Bauschild ,,Hochwasserschadenbeseitigung Fabrikstraße" an der Weißeritz
131
IV

Abb. 74: Bauschild ,,Wiederaufbau der Verkehrsanlagen Augusthochwasser 2002" im Altelbarm
132
Abb. 75: Hochwasserschadensbeseitigungs-Maßnahme im Stadtzentrum mit Altstadtpanorama
132
Abb. 76: Bauschild ,,Hochwasserschadensbeseitigung am rechtselbischen Vorland Dresden
133
Abb. 77: Baumaßnahme zur Vorlandberäumung/Uferabgrabung im Stadtzentrum mit Altstadtpanorama
133
Abb. 78: Elbverlauf nördlich des Stadtzentrums mit Ostraflutrinne und Kaditzer Flutrinne und dem nicht verwirk-
139
lichten Seegraben (Luftbild 1994, aus Korndörfer 2000 bei
http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/1964.pdf
)
Abb. 79: Luftbild Flutrinnensystem zum Zeitpunkt der Überschwemmung des SHW August 2002
139
(Korndörfer 2005:
Hochwasserschutz im kommunalen Bereich -
Erfahrungen aus der LH Dresden
http://www.saechsische-landesstiftung.de/media/pdf/Akademie/dr.korndoerfer_vortrag_kommunaler_hochwasserschutz.pdf , 29.07.07)
Abb. 80: Satellitenbild von Dresden: Überlagerung zweier Landsat 7 ETM+ Szenen vom 14. August 2000 und 20.
139
August 2002
(http://www.klett.de/sixcms/list.php?page=geo_infothek&article=Infoblatt+Elbehochwasser+2002 , 29.07.07)
Abb. 81: Im Jahr 2000 rechtlich festgesetztes Überschwemmungsgebiet der Elbe (Korndörfer 2000: Festgesetztes ÜG 140
und Siedlungstätigkeit in der Stadt Dresden
http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/1964.pdf , 29.07.07)
Abb. 82: Nach dem SHW 2002 rechtlich festgesetzte Überschwemmungsgebiete für alle Gewässer (Korndörfer 2006: 140
Anpassungsschritte der LH Dresden an die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt.
http://www.ufz.de/data/Tagungsband_12MGS5211.pdf
, 29.07.07)
Abb. 83: Arbeitskarte (10/2005) des Umweltamts der LH Dresden mit den rechtswirksamen ÜGe nach verschiedenen 140
Fließgewässern (Korndörfer 2005: Hochwasserschutz im kommunalen Bereich - Erfahrungen aus der LHS
Dresden -
http://www.saechsische-landesstiftung.de/media/pdf/Akademie/dr.korndoerfer_vortrag_kommunaler_hochwasserschutz.pdf, 29.07.07)
Abb. 84: Überschwemmte Gebiete SHW 2002 mit Satellitenbild (Umweltamt, Korndörfer (2004): Umsetzung des
141
grundwasserbezogenen Hochwasserschutzes in der LH DD.
http://www.hochwasser-dresden.de/ HWGWDD/ergebnisse , 29.07.07)
Abb. 85: Landschaftsplan: Stadt im Ökologischen Netz (Korndörfer 2006, Anpassungsschritte der LH Dresden an die 141
Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt.
http://www.ufz.de/data/Tagungsband_12MGS5211.pdf , 29.07.07
)
Abb. 86: Auf die Innenstadt Dresdens einströmende und kulminierende Hochwasserrisiken; Darst. Umweltamt DD 142
(Korndörfer 2005: Hochwasserschutz im kommunalen Bereich - Erfahrungen aus der LH Dresden;
http://www.saechsische-landesstiftung.de/media/pdf/Akademie/dr.korndoerfer_vortrag_kommunaler_hochwasserschutz.pdf , 29.07.07)
Abb. 87: Geplanter Schutzverbau Innenstadt gegen Hochwasser Elbe u. Weißeritz; Arbeitskarte Umweltamt DD 2003 142
Abb. 88: Überlegungen für Schutzmaßnahmen vor Weißeritzhochwasser für die Innenstadt, Friedrichstadt und Haupt- 143
bahnhof); Darst. Umweltamt LH DD (Korndörfer 2005: Hochwasserschutz im kommunalen Bereich
http://www.saechsische-landesstiftung.de/media/pdf/Akademie/dr.korndoerfer_vortrag_kommunaler_hochwasserschutz.pdf , 29.07.07)
Abb. 89: Hochwasserschutzkonzept der Stadt Dresden, 1. Stufe: Schutz von Hauptbahnhof und Innenstadt
143
(Wirth, Heber & Neumann (2004): Hochwasserschutz und Stadtteilentwicklung - ein Widerspruch? 2. Weiße-
ritzforum, 20. Juni 2003. Dokumentation; Dresden: IÖR; Bienert Förderverein Plauenscher Grund, 2004, S. 13)
Abb. 90-91: Karte der stadträumlichen Betrachtungsgebiete u. vergrößerte Legende (rechts); Umweltamt d. LH DD 145
Abb. 92: Collage zum Plan Hochwasservorsorge Dresden - unter Verwendung v. Bildmaterial d. LH DD, Umweltamt 147
Abb. 93: Legende zu den Ausschnitten in der PHD-Collage Abb. 85 aus der PHD-Karte 2.1 (Abb. 95)
148
Abb. 94: Kartierung der Maßnahmen im SBG 1
149
Abb. 95 + 96: Karte 2.1 und 3 des PHD
150,151
Abb. 97: Themenbereich Umwelt des Interaktiven Stadtplans auf www.dresden.de,
153
hier: Überlagerung der Hochwasserereignisse SHW 2002 und FHW 2006
Abb. 98: Legende zu allen Abbildungen der Karten des Themenstadtplans Dresden Abb. 92 - 98
154
http://www.umwelt.sachsen.de/de/wu/umwelt/lfug/lfug-internet/wasser_13888.html, 30.07.07
:
Abb. 99: Karte Hochwasserschutzmaßnahmen gesamtes Stadtgebiet
155
Abb. 100: Karte Hochwasserschutzmaßnahmen Innenstadt
155
Abb. 101: Karte SHW 2002 - überschwemmte Flächen
156
Abb. 102: Karte FHW 2006 - überschwemmte Flächen
156
Abb. 103: Karte rechtswirksame Überschwemmungsgebiete
156
V

Abb. 104: Karte SHW 2002 - überschwemmte Flächen, überlagert mit rechtswirksamen Überschwemmungsgebiet
157
Abb. 105: Karte FHW 2006 - überschwemmte Flächen, überlagert mit rechtswirksamen Überschwemmungsgebiet
157
Abb. 106: Gefahrenkarte Elbe für HQ 100, Detailkarte Dresden-Mitte, Ausschnitt Innenstadt
158
Abb. 107: Gefahrenkarte Elbe für HQ 20, Detailkarte Dresden-Mitte, Ausschnitt Innenstadt u. Neustadt
159
Abb. 108: Gefahrenkarte Elbe für HQ 50, Detailkarte Dresden-Mitte, Ausschnitt Innenstadt u. Neustadt
159
Abb. 109: Gefahrenkarte Elbe für HQ 200, Detailkarte Dresden-Mitte, Ausschnitt Innenstadt u. Neustadt
159
Abb. 110: Legende zu den Gefahrenkarten
(http://www.dresden.de/de/08/03/055/015/01/c_010.php , 15.12.07, Abb. 106-110).
159
Abb. 111: Karten festgesetzte ÜG und Karte der überschwemmten Flächen (Intensitätskarte)
160
Abb. 112: Gefahrenkarte
(Abb. 111-115: http://www.umwelt.sachsen.de/de/wu/umwelt/lfug/lfug-internet/wasser_13888.html
)
160
Abb. 113: Atlas der Hochwassergefährdung Sachsen: Überschwemmungskarte und Schadenpotenzialkarte
161
Abb. 114: Überschwemmungskarte aus Gefahrenhinweiskarte - Atlas Hochwassergefährdung, Ausschnitt Dresden
161
Abb. 115: Schadenspotenzialkarte aus Gefahrenhinweiskarte - Atlas Hochwassergefährdung, Ausschnitt Dresden
161
Abb. 116: Inhalte des Elbe-Atlas (Quelle: CD-ROM, ELLA 2006, Hg. vertr. durch LfUG)
162
Abb. 117: Titel-Cover Elbe-Atlas mit Abb. Einzugsgebiet Elbe (eig. Aufn. - CD-ROM, ELLA 2006, Hg. LfUG)
162
Abb. 118: Schadenrisikokarte - Darstellung des Schadenpotenzials
163
(Ausschnitt Dresden, Radebeul, Freital, CD-ROM, ELLA 2006, Hg. vertr. durch LfUG)
Abb. 119: Karte der Überschwemmungsgefährdung Elbe
163
(Ausschnitt Stadtlage Dresden, Radebeul und Freital, CD-ROM, ELLA 2006, Hg. vertr. durch LfUG)
Abb. 120: Gefahrenhinweiskarte - Darstellung d. Überschwemmungsgefährdung Elbe und Nebenflüsse +
163
Umweltrisiko-Objekte (Ausschnitt Stadtlage Dresden, Radebeul, Freital, CD-ROM, ELLA 2006, Hg. LfUG)
Abb. 121:
Hochwasserinformationssystem:
http://www.floodmaps.de/FloodServer/go?FrameLoaderAction=33, 30.07.07
164
Abb. 122: Online-Kartenwerke IÖR.
http://www.ioer.de/ ioer_publikat/ interakt.htm, 30.07.07
164
Abb. 123: Online Weißeritzinfo, Variante Basis-Informationssystem, Layer Flächennutzung mit ÜG,
165
Schadenpotenzial und Gefährdungsgrad; Ausschnitt Ortslagen Freital und Dresden
Abb. 124: Online Weißeritzinfo, Variante Experten-Informationssystem Layer Satellitenbild, mit ÜG,
165
Gefahrenhinweiskarte und Gefahrenkarte; Ausschnitt Ortslagen Freital und Dresden
Abb. 125: Online Weißeritzinfo, Variante Basis- Informationssystem Layer Schattiertes Höhenbild, Höhenstufen
165
und Höhenlinien, mit ÜGen HQ 100 und HQextrem SHW 2002; Ausschnitt Ortslagen Freital und Dresden
Abb. 126: Wasserbuch Sachsen-Übersichtskarte
166
http://www.umwelt.sachsen.de/ de/wu/umwelt/lfug/lfug-internet/infosysteme/arcims/website/digwuk/mapwin.asp, 30.07.07
Abb. 127: Wasserbuch Sachsen - Ausschnitt Dresden mit Fachdaten, Flächengebieten u. Maßnahmen; Kartenlegende 166
http://www.umwelt.sachsen.de/de/wu/umwelt/lfug/lfug-internet/infosysteme/arcims/website/digwuk/mapwin.asp, 30.07.07
Abb. 128: Entscheidungen und Zuständigkeiten zum Bauen in ÜGen, Stand Mai 2006, SMUL und SMI,
168
Bautätigkeit in Überschwemmungsgebieten
Abb. 129-135: Verteilungen der betroffenen B-Pläne in der Stadt, Themenstadtplan
http://www.dresden.de
168
(http://www.dresden.de/de/09/stadtplan.php?PHPSESSID=uc13sandfqi9pil33h1cooq600, Juni-August 2007
)
Abb. 136: Stadtteile - Zonierung der Innenstadt (Dresden ­ Planungsleitbild Innenstadt 2007)
169
(http://www.dresden.de/de/08/01/01/c_12.php)
Abb. 137: Luftbild der Kaditzer Flutrinne mit markierten Bebauungsplänen 110, 100.3 und 110.4
169
(
themenstadtplan dresden.de
)
Abb. 138: Luftbild der bereits verwirklichten Wohnbebauung an der Kaditzer Flutrinne, oben
169
Einkaufszentrum Elbepark, dazwischen Wohnbaupotenzialflächen (themenstadtplan dresden.de)
Abb. 139: Luftbild Kaditzer Flutrinne von West nach Ost mit zu erhöhender Deichlinie. (LTV des Freistaats
169
Sachsen, Vorhaben-/ Maßnahmenträger)
(http://www.ikse-mkol.org/uploads/media/08_Bielitz.pdf , 30.07.07)
VI

Abb. 140: Rechtswirksames Überschwemmungsgebiet auf den Flächen der B-Pläne 110 (gesamtes Gebiet),
170
110.4 (Einkaufszentrum Elbepark) und 110.3 (Wohnbebauung)
Abb. 141: Ereignisse SHW 2002 (Überschwemmung grünlich) und FHW 2006 (blau-grau)
170
Abb. 142: Wohnungsbaustandorte im Bereich B-Plan 110 (www.dresden.de)
173
Abb. 143: Standortpass Wohnbauflächenpotenzial Kaditz/Mickten (nur ohne Legende online: www.dresden.de)
174
Abb. 144: Karte: Stadtteilentwicklungsprojekt Leipziger Vorstadt/Pieschen
175
(http://www.dresden.de/de/08/01/06/05/03/c_04.php , http://www.dresden.de/de/08/01/06/05/c_03.php , 30.07.07)
Abb. 145: Luftbild: Stadtteilentwicklungsprojekt Leipziger Vorstadt/Pieschen
175
Abb. 146: Rechtswirksames Überschwemmungsgebiet Neustädter und Pieschener Hafen rechtselbsich
175
(Ostragehege mit Flutrinne linkselbisch); 0,5 m, Entwicklungsfläche Neustädter Hafen 0,5 m - 1,5 m.
Abb. 147: zum Vergleich dazu die Ereignisse SHW 2002 (Überschwemmung grünlich) und FHW 2006 (blau-grau) 175
(www.dresden.de , 30.07.07)
Abb. 148: Lage des B-Plans Pieschen Nr. 2
(www.dresden.de, März 07, online während Offenlage)
175
Abb. 149: Ausschnitt B-Plan Pieschen Nr. 2 als Beispiel für planzeichnerische Darstellung der Linie des ÜG
175
(www.dresden.de, März.07, online während Offenlage)
Abb. 150: Luftblid Neustädter Hafen überschwemmt beim SHW 2002 (Blickrichtung SW) mit Ostraflutrinne
176
(http://www.weisseritz.de/bilder_elbe2.html, 30.07.07)
Abb. 151: Luftbild Neustädter Hafen mit derzeitiger Industriebrache (Blickrichtung NO);
176
vorn rechts das Kongresszentrum
(www.answers.com/topic/dresden?cat=travel , 30.07.07)
Abb. 152: Ausschnitt Leipziger Vorstadt aus Räumlichen Konzept, Planungsleitbild Innenstadt 2007, S. 69
177
Abb. 153: Räumliches Konzept (Planungsleitbild Innenstadt 2007, S. 70)
177
Abb. 154-156: Stimmungen in der Abenddämmerung am Neustädter Hafen mit Mole-Grünstreifen, Blick auf
177
die Altstadtsilhouette - Potenzial für exklusives Wohnen (eig. Aufn., Febr. 07)
Abb. 157: Rechtswirksames Überschwemmungsgebiet Innenstadt, Altstadt und Neustadt
178
Abb. 158: zum Vergleich dazu die Ereignisse SHW 2002 (Überschwemmung grünlich) und FHW 2006 (blau-grau) 178
(www.dresden.de , 30.07.07) -
Legende zu beiden Abb. in Abb. 99, S. 149
Abb. 159: Überflutete Baustelle des Kongresszentrums beim SHW 2002
(http://hochwasser-dresden.maxg.ath.cx, 30.07.07)
179
Abb. 160: Geschütztes Kongresszentrum beim FHW 2006
(http://renephoenix.de/index.php?kid=37&d=132&e=17, 30.07.07
) 179
Abb. 161: Luftbild Lage des Kongresszentrums zur Innenstadt (
www.dresden.de
)
179
Abb. 162: Luftbild mit Hochwasserschutzmaßnahmen in der Innenstadt Kongresszentrum-Ostraflutrinne
179
(themenstadtplan.dresden.de)
Abb. 163: Rechtswirksames Überschwemmungsgebiet im ,,Dresdner Osten" mit Altelbarm linkselbisch
180
sowie Loschwitz und Pillnitz rechtselbisch
(www.dresden.de, 30.07.07)
Abb. 164: Ereignisse SHW 2002 und FHW 2006 (blau-grau)
(www.dresden.de, 30.07.07)
180
Abb. 165: VB-Plan 669 Lage im Stadtgebiet
(http://www.dresden.de/de/08/01/04/c_010.php., 30.07.07
)
180
Abb. 166: Lage in den Stadtteilen (markiert)
(www.dresden.de, aktuelle Offenlagen)
180
Abb. 167: Nachrichtliche Übernahme der blauen Linie des ÜG in der Erschließungsplan
180
(http://www.dresden.de/de/08/01/04/03/vb669_entw.php?lastpage=zur%20Ergebnisliste, 30.07.07)
Abb. 168: B-Plan 124 Lage in den Stadtteilen
(www.dresden.de, aktuelle Offenlagen)
181
Abb. 169: Auszug Themenstadtplan mit ÜG, Quelle B-Plan 124, S. 19
(www.dresden.de, aktuelle Offenlagen)
181
Abb. 170: Auszug FNP 1999, Quelle B-Plan 124, S. 9
(www.dresden.de, aktuelle Offenlagen)
181
Abb. 171+172: Ein kleiner Fluss wird zum reißenden Strom durch Dresden - oben: Mündung in die Elbe - unten: die 183
Weißeritz in ihrem alten Flussbett in der Nähe des Bahndamms
(http://www.weisseritz.de/, 30.07.07)
Abb. 173: Alter Flusslauf und Überschwemmung am 17.08.2002
(http://www.weisseritz.de/,
30.07.07)
183
Abb. 174: Die Bilder der Verwüstungen waren bei der Flut 1897 die gleichen. (
www.deutschefotothek.de
, 30.07.07)
183
VII

Abb. 175: Der überschwemmte Plauensche Grund im Stadtgebiet Dresdens an der Grenze zu Freital
;
183
(http://www.ioer.de/weisseritz/homepage.html,30.07.07/www.weisseritz.de/, 30.07.07
)
Abb. 176: Luftbild Stadtteilentwicklungsprojekt Weißeritz
(http://www.dresden.de/de/08/01/06/05/c_01.php, 30.07.07)
184
Abb. 177: Projektkarte des EFRM-geförderten europäischen Entwicklungsprojekts benachteiligter Stadtteile LUDA: 184
,,Large Urban Distressed Areas"
(http://www.luda-project.net/newsletters/newsletter_No8.htm#dresden, 30.07.07)
Abb. 178: Karte des geplanten Grünzugs entlang des alten Flusslaufs
184
(http://www.dresden.de/de/08/01/06/05/01/c_04.php , 30.07.07)
Abb. 179: Überflutung durch die Weißeritz im August 2002
(http://www.dresden.de/de/08/01/06/05/01/c_06.php , 30.07.07)
184
Abb. 180: Grünzug - Lage der Weißeritz im gesamtstädtischen Kontext
185
Abb. 181: Grünzug Weißeritz als Entwicklungsperspektive für den Dresdner Südwesten
185
(http://www.dresden.de/de/08/01/06/05/01/05/c_001.php)
Abb. 182: Modell ,,Weißeritzknick" im Hubert-Engels-Labor (Aigner 2004, S. 181)
185
(http://rcswww.urz.tu-dresden.de/~daigner/pdf/risk.pdf, 30.07.07)
Abb. 183: Modellversuch Simulation des Weißeritzknickes (Aigner 2003)
185
(http://www.wwt-online.de/_fachinfo/artikel/pdf/WWT-2003-12-10.pdf , 30.07.07)
Abb. 184: Luftbild Weißeritzknick (Aigner 2004, S. 180)
(http://rcswww.urz.tu-dresden.de/~daigner/pdf/risk.pdf , 30.07.07
) 185
Abb. 185: 1903-1904 angelegte Ostraflutrinne und links Elbwiesen mit Ostra-Allee - im Hintergrund Stadtzentrum 187
(Korndörfer 2000, S. 119:
http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/1964.pdf
)
Abb. 186: Elbwiesen im innerstädtischen Bereich - Blick vom Waldschlößchen 1938 (Korndörfer 2000, S. 120:
189
http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/1964.pdf
)
Abb. 187 + 188: Weite Polder-Flächen und steuerbare Deiche in Dresden-Gohlis (eig. Aufn Dez. 06)
190
Abb. 189: Zerstörungen durch die Weißeritz-Flut 1897
(www.deutschefotothek.de)
191
Abb. 190: Flächennutzung/Siedlungsentwicklung 1790 mit unkorrigierten Elbverlauf
192
(http://map.ioer.de/website/FNDD/viewer.htm
)
Abb. 191: Hochwasser 1845 mit Flächennutzung im ÜG vor der Elbufercorrection
192
(http://map.ioer.de/website/hochw/index.htm
)
Abb. 192: Flächennutzung/Siedlungsentwicklung 1890 nach der Elbufercorrection
192
Abb. 193: Hochwasser 1890 mit Flächennutzung im ÜG (nach der Elbufercorrection)
192
Abb. 194: Flächennutzung/Siedlungsentwicklung 1940 mit angelegten Flutrinnen
193
Abb. 195: Flächennutzung/Siedlungsentwicklung 1986 (nach 40 Jahren sozialistischer Stadtentwicklung)
193
Abb. 196: Flächennutzung/Siedlungsentwicklung 1998 (nach postsozialistischer Transformation)
193
Abb. 197: Hochwasser 2002 mit Flächennutzung im ÜG
193
Abb. 198: Flächennutzung, Siedlungsentwicklung 1790
194
Abb. 199: Hochwasser 1845 mit Flächennutzung im ÜG
194
Abb. 200: 1900
194
Abb. 201: HW 1890
194
Abb. 202: 1998
194
Abb. 203: HW 2002
194
Abb. 204: Legende zu den Karten der Flächennutzungsent- wicklung der Stadtregion Dresden seit 1790
195
(Abb. 190, 192, 194-196, 198, 200, 202)
(http://map.ioer.de/website/ FNDD/viewer.htm)
Abb. 205: Legende zu den Karten der Hochwasserereignisse der Elbe 1845, 1890 und 2002
195
(Abb. 191, 193, 197, 199, 201, 203)
(http://map.ioer.de/website/hochw/index.htm)
Abb. 206: Überschwemmungsgebiete der Hochwässer 1845, 1890 u. 2002 zwischen sog. Dresdner Westen und sog. 196
Dresdner Osten m. eingetragenen Laufveränderungen d. Elbe durch die Elbufercorrection 1869/70 + Legende
Abb. 207: Überschwemmungsflächen bei den Hochwassern 1845, 1890 und 2002 mit Anteil der Siedlungsfläche
198
(http://map.ioer.de/website/hochw/diagram-dd.htm)
Abb. 208+209: Bebauung in Dresden-Laubegast dicht an der Elbe (eig. Aufn. Febr. 07)
212
Abb. 210: Neubau einer durch das SHW 2002 zerstörten Brücke an der Weißeritz (eig. Aufn. Dez. 06)
218
Abb. 211: Neu gebaute Brücke in der Ostraflutrinne nach dem Abriss der alten Eisenbahnbrücke (eig. Aufn. Dez. 06) 218
VIII

Abb. 212-214: Deichsystem und Deichbaumaßnahmen im Polder Dresden-Gohlis (eig. Aufn. Dez. 06)
219
Abb. 215: Zurückgebaute Kleingartenanlage in Dresden-Stetzsch hinter dem Deich (eig. Aufn. Dez. 06)
219
Abb. 216: Realisierte Maßnahme in SBG 23 (PHD), Errichtung Hochwasserrückhaltemulde
Tränenwiese und Dammerhöhung am Kaitzbach, Dresden-Kaitz (eig. Aufn. Dez. 06)
220
Abb. 217-219: Realisierte Maßnahme in SBG 23 (PHD), Erweiterung Hochwasserrückhaltebecken
Hugo-Bürkner-Park in Dresden-Strehlen (eig. Aufn. Dez. 06)
220
Abb. 220: AG Hochwasserschutz (Quelle: SMI)
222
Abb. 221: Erholungsnutzung in den Elbauen Dresden-Wachwitz (eig. Aufn. Jan 07)
222
Abb. 222: EcoTrend - Indikatorensystem
(www.dresden.de, 30.07.07)
224
Abb. 223: Regionale Arbeitsgruppe Hochwasserflächenmanagement (Greiving 2000:48)
227
Abb. 224: Info-Tafeln zur historischen Bildung im neuen Grünzug Weißeritz
(http://www.dresden.de/de/08/01/06/05/01/c_01.php
)
228
Abb. 225: Lage Grünzug Weißeritz am Weißeritzknick im ,,Ökologischen Netz Dresden" (Arbeitsstand Landschafts- 229
planung 06/2006)
(www.rp-dresden.de/anlagen/getData2.asp?ID=475art_param=92abteilung_id=8referat_id=36)
Abb. 226 + 227: 3D-Stadtmodell Dresden: Simulation der geplanten Waldschlößchenbrücke ohne und mit Hochwasser 231
der Höhe von 2002 - Beispiel für Risikobewusstsein in der Öffentlichkeitsarbeit - als Video verfügbar:
http://www.dresden.de/media/sonstige_dateien/Video_DD_Finale_384x288_mpeg1_CBR_300kb_12f.mpeg, 30.07.07
Abb: 228 + 229: Elbfront der Wilsdruffer Vorstadt, vom Neustädter Elbufer über die Elbe gesehen mit
231
Kongresszentrum und Hochwasserschutz-Maßnahmen als Vorbereitungen zum Schutzverbau ,,neue
Terrasse" für das Landtagsgebäude
(http://www.dresden-und-sachsen.de/dresden/wilsdruffer_vorstadt.htm)
Abbildungen in den Anlagen:
Abb. I-1: Arbeitskarte über vorgesehene Vorbehaltsgebiete ,,Hochwasserrisikobereich" Dresden Anlage I - Seite 9
(Regionalplan-Entwurf 2006, Nobis Schanze 2006, S. 21)
Abb. I-2: Auszug Gemarkung Dresden aus Karte 15 des Beteiligungsverfahrens zur 1. Gesamtfort- Anlage I - Seite 9
schreibung des Regionalplans Oberes Elbtal/Osterzgebirge Hochwasserschutz; Stand 06/2007
Abb. I-3: Karte 15 des Beteiligungsverfahrens zur 1. Gesamtfortschreibung des Regionalplans
Anlage I-Seite 10
Oberes Elbtal/Osterzgebirge Hochwasserschutz; Stand 06/2007
Abb. J-1: IKSE - Dokumentation des Hochwassers vom August 2002 im Einzugsgebiet der Elbe Anlage J - Seite 1
Abb. J-2: IKSE - Aktionsplan Hochwasserschutz Elbe
Anlage J - Seite 1
Abb. J-3: IKSE - Erster Bericht über die Erfüllung des Aktionsplans Hochwasserschutz Elbe
Anlage J - Seite 1
Abb. J-4: IKSE - Einzugsgebiete bedeutender Nebenflüsse der Elbe (Quelle: BfG, CHMU, IKSE) Anlage J - Seite 1
(http://www.ikse-mkol.org/uploads/media/IKSE-1-Bericht-Aktionsplan-Hochwasserschutz-Zusammenfassung-der-Ergebnisse.pdf, 30.07.07
)
Abbildungen auf dem Titelblatt:
- links oben: Luftbild Elbe Elbwiesen, Innenstadt und Neustadt, Richtung Ost
Planungsleitbild Innenstadt 2007
(http://www.dresden.de/de/08/01/01/c_12.php)
- Mitte: Emblem des Plans zur verbesserten Vorsorge der Landeshauptstadt Dresden vor Hochwasser der Elbe,
der Weißeritz, des Lockwitzbaches, der Gewässer 2. Ordnung und des Grundwasser
(eig. Aufnahmen Dezember 2006, Januar 2007:)
- rechts oben: Deichbaumaßnahme (rechts) im Polder-Gebiet (vorn) der Elbe (links) Dresden-Gohlis (hinten-rechts)
- links unten: Elbwiesen in der Innenstadt mit Blick zum Altstadtpanorama
- rechts unten: Hochwasserschutzbaumaßnahme zum mobilen temporären Verbau (im Hochwasserfall) der Unterführung
unter der Brühlschen Terrasse (historisches Stadtzentrum); dahinter die Elbe, am gegenüberliegenden Elbufer
Hochwasserschadensbeseitigungsmaßnahmen der Vorlandberäumung/Uferabgrabung (s. auch Abb. 42+43 u. Abb. 75-77)
IX

Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Individuumsbezogene Konzepte in der Mikrogeographie
17
Tab. 2: Mögliche Gliederungen der Phasen des Risikomanagements verschiedener Modelle
26
Tab. 3: Tabellarische Übersicht der Transformation der Forschungsfragen
47
Tab. 4: Risikoakzeptanz allgemein und objektbezogen in Dresden
96
Tab. 5: Überblick über die Zuständigkeiten für die Gewässer auf der Gemarkung Dresden nach PHD und
113
Stadtkarte 2006 ,,Oberirdische Gewässer" und Interviewauswertung
Tab. 7: Planungssystem für den Hochwasserschutz (Hochwasserrisikomanagement) im Freistaat Sachsen
138
Tab. 8: Wahrscheinlichkeitstheoretische Einordnung des SHW 2002, Vergleich der Bemessungsgrößen vor und nach 143
dem SHW 2002 sowie der historischen und jüngsten Hochwasserereignisse hinsichtlich des Scheitelabflusses
am Pegel Dresden (Augustusbrücke) - Synthese und Ergänzung der Tabellen 6, 7, 10 und 12 aus HGN (2004,
HWSK Elbe); Ergänzung für die jüngsten Ereignisse (nach dem SHW 2002) nach Daten des LHWZ (LfUG)
Tab. 9: Priorisierung der SBG auf der Grundlage der Schadenpotenziale 2002
146
Tab. 10: Auszug aus Tabelle Betroffenheiten und Konflikte B-Planung im SBG Innenstadt
148
Tab. 11: Auszug aus Tabelle der Maßnahmen im SBG Innenstadt
148
Tab. 12: Zusammenfass. zu Schadenspotenzial, Betroffenheiten, Schutzgrad, Schutzzielen u. Maßnahmekosten SBG 1 148
Tab. 13: Übersicht über die besprochenen Bebauungspläne
168
Tab. 14: Gliederungspunkte der besprochenen Bebauungspläne
182
Tab. 15: Politische Mandatsverhältnisse im Stadtrat Dresden und Landtag Sachsen
199
Tab. J-1: Ergebnis der Priorisierung der Hochwasserschutzmaßnahmen in Sachsen (SMUL 2005, S. 2) Anlage J - Seite 4
(Fehlerhinweis: Tab. J-1 war ursprünglich Tab. 6 bevor das Kapitel ,,Hochwasserschutzaktionsplan der IKSE und Hoch-
wasserschutzkonzepte in Sachsen nach 2002" als Anlage J ausgelagert wurde - deshalb fehlt Tab. 6 oben in der Liste -
diese Systematik der Tabellen-Bezeichnung in der Anlage entspricht jener der Abbildungs-Bezeichnungen in den Anlagen)
X

Abkürzungsverzeichnis
A.d.V.
Anmerkung durch den Verfasser dieser Arbeit
B-Plan(ung)
Bebauungsplan(ung)
D-FRC
Dresden-Flood Research Center (Forschungsinstitut)
DNN
Dresdner Neueste Nachrichten (unabhängige Tageszeitung)
ELLA
EU-Projekt ELBE-LABE Vorsorgende Hochwasserschutzmaßnahmen durch transnationale Raumordnung
FFH-Gebiet
Vogelschutzgebiet nach der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie
FGG Elbe
Flussgebietsgemeinschaft Elbe
FHW 2006
Frühjahrshochwasser 2006
FNP
Flächennutzungsplanung
H.d.V.
Hervorhebung durch den Verfasser dieser Arbeit
H.i.O.
Hervorhebung im Original
HQ
Hochwasserabfluss; Hochwasserführung; Abfluss, der deutlich über dem Mittelwasserabfluss liegt.
HQ(T)
T = Jahresangabe: Hochwasser, das statistisch im Durchschnitt einmal in T Jahren auftritt.
HWS
Hochwasserschutz
IKSE
Internationale Kommission zum Schutz der Elbe
IÖR
Leibniz-Institut für Ökologische Raumentwicklung e. V.
ITWH
Institut für technisch-wissenschaftliche Hydrologie (Ingenieurbüro)
HWSK
Hochwasserschutzkonzept
LEB
Landesentwicklungsbericht
LEP
Landesentwicklungsplan
LfUG
Landesamt für Umwelt und Geologie
LH(S) DD
Landeshauptstadt Dresden
LHWZ
Landeshochwasserzentrum im Landesamt für Umwelt und Geologie
LSG
Landschaftsschutzgebiet
LTV
Landestalsperrenverwaltung
MDR
Mitteldeutscher Rundfunk (Anstalt öffentlichen Rechts)
PDS
Partei d. Demokratischen Sozialismus, korrekt im Interviewzeitraum `Linkspartei.PDS', jetzt `Die Linke'
PHD
Plan Hochwasservorsorge Dresden (Plan zur Verbesserung des vorsorgenden Schutzes der LHS DD vor
Hochwasser der Elbe, der Weißeritz, des Lockwitzbaches, der Gewässer 2. Ordnung u. d. Grundwassers)
RIMAX
Forschungsprojekt ,,Risikomanagement extremer Hochwasserereignisse" - gefördert durch BMBF
(Bundesministerium für Bildung und Forschung)
RP
Regierungspräsidium Dresden
RPV
Regionaler Planungsverband Oberes Elbtal/Osterzgebirge
SächsWG
Sächsisches Wassergesetz
SBG
Stadträumliche Betrachtungsgebiete des PHD
SHW 2002
Sommerhochwasser 2002
SMI
Sächsisches Staatsministerium des Innern
SMUL
Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft
SZ
Sächsische Zeitung (unabhängige Tageszeitung)
TÖB
Träger öffentlicher Belange
XI

TU
Technische Universität Dresden
ÜG(e/n)
rechtlich festgesetzte(s/n) Überschwemmungsgebiet(e/n)
UWB
Untere Wasserbehörde (beim städtischen Umweltamt)
WHG
Wasserhaushaltsgesetz des Bundes
WRRL
Wasserrahmenrichtlinie der EU
WSA (Bund)
Wasser- und Schifffahrtsamt des Bundes
XII

I. Einleitung
1. Anlass und Forschungsinteresse
Das Elbehochwasser im August 2002 war kein medial zur Katastrophe hochgespieltes Ereignis. Es war tatsächlich das
höchste je gemessene, ebenso wie die Niederschläge die höchsten seit Beginn der Messungen waren und an die Grenze des
maximal möglichen Niederschlags heran kamen. International gespiegelt finden sicherlich auch größere Flutkatastrophen
statt und das nicht nur in Entwicklungsländern. Man denke an die schweren Überschwemmungen in der indonesischen
Hauptstadt Jakarta zur Jahreswende 2006/2007. Hier war auch wieder die Tsunami-Region Banda-Aceh betroffen, aber die
öffentliche Anteilnahme und die Wahrnehmung in den Medien waren diesmal weit weniger intensiv.
Abb. 1: Hochwasser in England;
Abb. 2: Enough - Es reicht! -
Abb. 3: Hochwasser der Weißeritz
30.07.07
Anwohner protestieren in Oxford
(Nebenfluss der Elbe) in der Dresdner
(http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/24/0,3672,5558744,00.html)
gegen den Klimawandel; 30.07.07
Innenstadt, Prager Straße, Aug. 2002
(http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID7180050,00.html
)
(http://www.hochwasser-vorsorge.de/hintergrund.html, 30.07.07)
Im Juli 2007 finden große Hochwasserereignisse in China, Indien, Nepal und Südafrika statt - in den ersten zwei Ländern
mit hunderten von Toten (nur kurze Randmeldungen auf
www.sz-online.de, 30.07.2007
). Beim sich gleichzeitig ereignendem
Hochwasser in Großbritannien ist nicht von der ,,ganz großen" Katastrophe die Rede, es gibt bis dato kaum Bilder be-
drückender Schäden oder Schicksale (Berichterstattung meist auf den Rückseiten der Zeitungen unter der Rubrik ,,Aus aller
Welt"), obwohl das räumliche Ausmaß ähnlich groß zu sein scheint wie beim Sommerhochwassers (SHW) 2002 in Sachsen
(hier war es das bestimmende Hauptthema in allen Medien). Warum war dieses ,,Jahrtausendhochwasser" auch in allen offi-
ziellen politischen Bekundungen und wissenschaftlichen Publikationen die größte je da gewesene Katastrophe? Warum
gingen die Bilder vom überfluteten Dresden und zerstörten Grimma rings um die Welt und lösten überall Erschütterung aus,
während wir die Fernsehbilder vom Elend überschwemmter Millionenstädte wie Jakarta oder von beschaulichen englischen
Grafschaften in unverhofften ,,Seenlandschaften" eher wegstecken? Einige Interviewpartner der durchgeführten empirischen
Untersuchung dieser Arbeit waren zum Zeitpunkt des Sommerhochwassers (SHW) 2002 im Urlaub und konnten - unabhän-
gig davon, wo sie waren - leicht mitbekommen, was in ihrer Heimatstadt (bzw. Arbeitsplatz) Dresden geschah. Einer berich-
tete davon, dass ihm Verwandte aus den USA anriefen und fragten: ,,was ist denn bei Euch los"? Gerade die USA haben
erheblich mit immer wiederkehrenden Naturkatastrophen zu kämpfen und gehen meist eher routiniert damit um.
Diese einführenden Worte sollen die Veranlassung zur Beschäftigung mit diesem Thema herausstellen. Der Verfasser dieser
Arbeit war selbst emotional sehr berührt von der Hochwasserkatastrophe 2002 in Dresden und hat sich nach dem erneuten
Ereignis des Frühjahrshochwassers 2006 gefragt, was seither im Hochwasserschutz geschehen war.
1

Der Besuch einer wissenschaftlichen Wanderausstellung zur
Hochwasservorsorge in Dresden im August 2006 eröffnete
dabei einen Einblick in die vielfältigen wissenschaftlichen Akti-
vitäten auf diesem Gebiet.
Abb. 4: Wanderausstellung des BMBF-geförderten RIMAX-
Forschungsprojektes ,,Verknüpfung von Hochwasservorsorge
und -bewältigung in unterschiedlicher regionaler und akteursbe-
zogener Ausprägung" als Auslöser für diese Arbeit
Bildquelle: Risikomanagement extremer Hochwasserereignisse
- RIMAX-Statusseminar 14.-16.03.2007
1
Pressemitteilung Stadt Dresden zur Ausstellung vom 03.07.06
2
: ,,Wanderausstellung zu Hochwasserschutz und -vorsorge
Alle in einem Boot - Hochwasservorsorge für Dresden vom 3. Juli bis 30. August 2006 im World Trade Center Dresden
(WTC)": ,,Da beim Hochwasserschutz viele Anlieger über die Ländergrenzen hinweg betroffen sind, untersucht ein For-
schungsprojekt unter Leitung der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus das Hochwasserrisikomanagement in
verschiedenen Regionen. Mit verschiedenen Akteuren sollen Lösungsansätze für den zukünftigen Hochwassereinsatz entwi-
ckelt werden. Diese Arbeit erstreckt sich auf sieben Landkreise der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft zur Zusammenar-
beit im Elbtal (KAG), die Landeshauptstadt Dresden und die Stadt Köln. Aus dieser Arbeit ist eine Wanderausstellung ent-
standen, die gemeinsam mit der Dresdner Ausstellung zum Plan Hochwasservorsorge gezeigt wird. Die Wanderausstellung
wird seit September 2005 an der Elbe gezeigt und wird im Rahmen des deutschen Forschungsverbundes Risikomanage-
ment extremer Hochwasserereignisse (RIMAX) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Der Forschungsverbund hat sich zum Ziel gesetzt, verbesserte Instrumente des Hochwasserrisikomanagements zu entwi-
ckeln. Dabei arbeitet die Stadt Dresden als Kooperationspartner mit. Deshalb wird diese Wanderausstellung mit der Aus-
stellung des Umweltamtes der Landeshauptstadt Dresden zum Thema Hochwasservorsorge und -schutz verknüpft."
Sowohl auf der persönlichen Interessensebene als auch auf der Ebene der enormen aktuellen gesellschaftspolitischen Rele-
vanz besitzt dieses Thema des Hochwasserrisikomanagements Potenzial für die gegenwärtige Forschungsdiskussion und
auch für die aktuelle, grundsätzliche Diskussion beispielsweise hinsichtlich des Klimawandels sowie für kommunalpoliti-
sche Entscheidungen für Maßnahmen im Hochwasserschutz. Das Erkenntnisinteresse der vorliegenden Studie orientiert sich
an der Risikowahrnehmung und dem Risikomanagement in einem konkreten Fallbeispiel. Deshalb werden sich auch die
Bezugnahmen auf die Katastrophe des SHW 2002 in Dresden in Grenzen halten. Das Katastrophenmanagement während
Ereignissen zu untersuchen, das ein sehr wichtiges Element des Hochwassermanagements darstellt, ist nicht Anliegen dieser
Arbeit, sondern das Risikomanagement zwischen den Ereignissen, die Vorsorge und auch die nachsorgende Vorsorge sowie
deren Grundlage, die Risikowahrnehmung, werden hier analysiert.
Kernstück der empirischen Untersuchung dieser Arbeit sind 34 strukturierte Intensivinterviews und 6 offene Fachgespräche
von je 1 bis 3 Stunden Dauer. Befragt wurden drei Personengruppen: Kommunal- und Landes-Politiker, Behördenvertreter
städtischer und freistaatlicher Ämter und Forschungsexperten wissenschaftlicher Institute. Um den Datenschutz zu gewähr-
leisten mussten die Namen nachträglich anonymisiert werden in Form von ,,Person 1" usw..
1
http://www.rimax-hochwasser.de/fileadmin/RIMAX/download/Veranstaltungen/Statusseminar/Vortraege/Freitag/2_akteure.pdf , 30.07.07
2
http://www.dresden.de/de/02/02/01/2006/07/c_007.php
2

Das wichtigste methodische Instrument der Arbeit ist eine qualitative Interviewauswertung, die sich am qualitativ-sozialwis-
senschaftlichen Paradigma orientiert, es aber nicht konsequent verfolgt. Eine dementsprechende vollkommene Offenheit
gegenüber den Subjekten wäre dem konkreten räumlichen Erkenntnisinteresse an tatsächlichen objektiven Veränderungen
nicht förderlich gewesen: Implementierung, Umsetzung im Handeln, Raumwirksamkeit. Dazu musste die Konzeption der
Arbeit und des Fragebogens in ein enges wissenschaftliches Gerüst eingefasst werden, das mehr als einen Leitfaden
darstellt. Trotzdem war die Offenheit zur Einarbeitung neuer Aspekte jederzeit gewährleistet. Die Befragten hatten jederzeit
die Möglichkeit, frei zu erzählen, wenn sie dies wünschten. Das macht eine exakte wissenschaftliche Bezeichnung der Inter-
viewform schwierig, denn es waren die gängigsten Arten mitunter im selben Gespräch vertreten: strukturiertes Intensivinter-
view, Experteninterview, fokussiertes Interview, Erzählinterview, problemzentriertes Interview, halbstandardisiertes Inter-
view (Diskussion unter Gliederungspunkt III.1.2). Im Anhang der Arbeit befinden sich der verwendete Fragebogen und die
Liste der Interviewpartner.
Ausgehend von dem katastrophalen Schadensereignis des Sommerhochwassers (SHW) 2002 in Sachsen und insbesondere
in Dresden zum einem und einem erneuten weniger stark schädigenden Hochwasserereignis des Frühjahrshochwassers
(FHW) 2006 zum anderen interessierten den Verfasser der Arbeit folgende Untersuchungsfragen:
Hat die Anpassung der Planungsinstrumente als Konsequenz der Flutkatastrophe 2002 zu einer wirksamen Flächen-
vorsorge der Stadt Dresden geführt? (Veränderung der Flächenvorsorge 2002 bis 2006/2007)
Welche Rolle spielten dabei die Wahrnehmung und Motive von Entscheidungsträgern und Experten?
Das heißt: Wie wurden mögliche planerische Instrumente infolge der Wahrnehmung und Bewertung der Entscheidungsträ-
ger angepasst und umgesetzt (Raumwirksamkeit) bzw. angewendet (Implementierung)?
Die methodischen Komponenten der Untersuchung waren dabei:
Erfragung in Experteninterviews als strukturierte Intensivinterviews nach dem Muster:
Wahrnehmung - Bewertung - Entscheidung - Handlung
Dies entspricht einer Untersuchung der Auswirkung des Bewusstseins (auch des emotionalen Empfindens) auf das
Verhalten (Umsetzung, Implementierung).
Dokumentenanalyse (Planwerke, Gesetzesänderungen, Bauleitplanung, Historisches), Kartenanalyse, Medienaus-
wertung und Raumbeobachtung (-begehung)
2. Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit
Es fand in einer Art Gegenstromprinzip zum einen eine Spiegelung der Aussagen der Interviewpartner mit den Dokumen-
ten, Medien und beobachteten räumlichen Gegebenheiten statt. Zum anderen wurden durch die Dokumenten- und Medien-
analyse sowie die Raumbeobachtung aufgenommene Konstrukte bei den Interviewpartnern erfragt, zur Diskussion gestellt.
Zudem fand durch die einzelnen Informationen aus den Interviews und durch die Wahrnehmung der aktuellen Meldungen in
den Tagesmedien eine stetige kumulative Anreicherung des Wissens und des Erkenntnisinteresses für die weiter folgenden
Interviews statt. Das bedeutet, dass die Interviews in einer ersten Runde ca. 1 Stunde dauerten, in der zweiten und dritten
Interviewrunde fast immer bis zu 3 Stunden. Die empirischen Untersuchungen fanden in 4 Phasen bei Aufenthalten des
Verfassers in Dresden statt - jeweils in der zweiten Monatshälfte der Monate November 2006, Dezember 2006, Januar 2007
und Februar 2007. Die Befragungen fanden in der ersten, dritten und vierten Phase statt, die Raumbegehung mit Fotogra-
3

phieren in der zweiten und dritten Phase, Dokumentenanalyse und Sichtung von Pressespiegel-Sammlungen bei städtischen
und wissenschaftlichen Einrichtungen in der zweiten Phase (Stadtarchiv, Landeshochwasserzentrale (LHWZ) im Landesamt
für Umwelt u. Geologie (LfUG) und Leibniz-Institut für Ökologische Raumentwicklung IÖR). Zudem konnte aus dem Lite-
raturbestand der Sächsischen Universitäts- und Staatsbibliothek fortwährend intensiv geschöpft werden.
Die große Palette an Internet-Projektseiten mit einer Fülle an herunterladbaren Präsentationen und Dokumenten zeigt die
enorme wissenschaftliche Aktualität des bearbeiteten Themas des Hochwasserrisikos an. Die Aktivitäten auf allen nationa-
len und internationalen Ebenen sind äußerst vielfältig und sowohl die wissenschaftlichen als auch die öffentlichen Veran-
staltungen häuften gerade im Zeitraum des Abschlusses dieser Arbeit stark. Deshalb konnten auch hierzu nur sporadisch
Hinweise aufgenommen werden und die nachlaufende Aktualisierung der Erkenntnisse kann einzelne Aspekte der Arbeit
auch zeitnah überholen.
Hochwasserrisikomanagement ist ein weites und interdisziplinäres Themenfeld und beinhaltet viele Aspekte. Deshalb
mussten für die vorliegende Arbeit viele sehr relevante Themenfelder dieses Komplexes ausgeklammert werden, um damit
Thema und Umfang bearbeitbar einzugrenzen. Verzichtet wurde weitgehend auf die Betrachtung physisch-naturwissen-
schaftlicher und technisch-ingenieurwissenschaftlicher Faktoren und von Versicherungsaspekten. Nur am Rande behandelt
wurden Katastrophenmanagement, Ereignisdynamik und Schadensbeseitigung infolge von Ereignissen sowie der technische
Hochwasserschutz. Ökonomisch-wirtschaftliche oder finanzielle Betrachtungen, Quantifizierungen jedweder Art wurden
nicht vorgenommen. Das sehr bedeutsame Feld des Grund(hoch)wassers, das in starker gegenseitiger Beeinflussung mit
dem oberirdischen Hochwasser seine Dynamik entfaltet, wäre ein eigenes Thema gewesen.
Der Aufbau der Arbeit stellt sich wie folgt dar: Im Theorieteil werden die wissenschaftlichen Grundlagen für die empiri-
sche Untersuchung dargestellt. Da gerade die Interviewauswertung im empirischen Teil sehr viel Umfang einnimmt, konnte
im theoretischen Teil weit weniger tief als beabsichtigt in die verarbeitete Literatur eingestiegen werden. Bei der Behand-
lung der Kapitel 1 bis 3 werden zwei Schwerpunkte gelegt: auf die geographischen und sozialwissenschaftlichen Grundla-
gen der Wahrnehmungs-, Verhaltens- und Handlungsforschung (Kap. 1 + 2) sowie auf die interdisziplinäre Risikoforschung
mit dem Kernpunkt der geographischen Hazard-Forschung (Kap. 3). Nach der jeweiligen Darstellung der Grundlagen
werden bei beiden Schwerpunkten ausgewählte Modelle vorgestellt: unter 2.3 die klassischen geographischen Verhaltens-
und Handlungsmodelle sowie psychologische Spezialmodelle und unter 3.4 Modelle für ein Risikomanagement als
Anpassungsmodelle für Naturkatastrophen auf der Mikroebene individueller Entscheidungen und auf der Makroebene als
Elemente des gesamten Raumplanungsprozesses. Die interdisziplinäre Risikoforschung (oder auch: Sicherheitsforschung)
wird hier mit dem Anliegen der konkreten Implementierung und Umsetzung behandelt: welche räumlichen Auswirkungen
haben Entscheidungen und Handlungen im Risikomanagementprozess? Davon getrennt wird als vorgeschalteter Bewusst-
seinsbereich das Kap. 1 der Wahrnehmung und Bewertung von Naturrisiken. Kap. 4 behandelt die Flächenvorsorge
als zentrales Erkenntnisinteresse in Form von rechtlichen Grundlagen und möglichen raumplanerischen Maßnahmen sowie
der Vorstellung eines Indikatorensystems zur nachhaltigen Entwicklung, um es im Empirie-Teil anzuwenden. Im Kap. 5
wird auf die Hypothesen für die Untersuchung hingeführt.
Der III. Hauptteil oder empirische Teil orientiert sich inhaltlich ab Kap. 2 am theoretischen II. Hauptteil. Nur das Kap. 1
unterscheidet sich davon, weil es die Methodik und Operationalisierung der empirischen Untersuchung vorstellt und
den Untersuchungsraum des Fallbeispiels portraitiert. Ein vorausgesetztes Allgemeinwissen soll hier eine klassische
4

geographische Einführung in den Untersuchungsraum ersetzen, da auch diese den Rahmen sprengen würde. Die Lektüre
aktueller Tagesnachrichten zum Thema ist durch die Online-Ausgaben regionaler und lokaler Medien
3
möglich.
Im Kap. 2 wird die Interviewauswertung gemäß dem sich durch die gesamte Arbeit ziehenden Viererschrittes: Wahrneh-
mung - Bewertung - Entscheidung - Handeln vorgenommen. Dabei fand eine nach Kenntnisstand des Autors innovative
Verknüpfung der ersten zwei Teilschritte (Wahrnehmung + Bewertung) zu Bewusstsein und der letzten zwei Teilschritte
(Entscheidung + Handeln) zu Verhalten im Sinne von Implementierung (Anwendung) und Umsetzung (Raumwirksamkeit)
statt. In der sozialgeographischen Aktionsraumforschung geht es nach Werlen um das ,,Alltägliche Geographiemachen"
(2000:151f.) - hier aber nicht im Sinne der lebensweltlichen (aktionsräumlichen) Raumnutzung, sondern im Sinne des
Berufsalltags der befragten Experten, Forscher, Behördenvertreter und Politiker. Das Empirie-Kapitel III.2 gliedert sich
sinngemäß in der selben inhaltlichen Reihenfolge wie die Theorie-Kapitel II.1 und II.2. Auch unter II.3.4 werden Risikoma-
nagement-Modelle vorgestellt, die den sozialwissenschaftlichen Viererschritt der klassischen Raum-Verhaltens- und Hand-
lungsmodelle enthalten und aber auch darüber hinaus gehen.
Das Empirie-Kapitel III.3 gliedert sich in Strategien, Anpassungen in der Planung und durchgeführte Maßnahmen. Dabei
entspricht es mit dem Anliegen des praktischen Risikomanagements dem der theoretischen Risikoforschung im Theorieka-
pitel II.3. Zwei Kapitel der übergeordneten Landes- und Regionalplanung wurden als Anlagen I und J in den Anhang ausge-
lagert, da sie sich nicht direkt mit dem kommunalen Hochwasserrisikomanagement befassen, wohl aber großen Einfluss
da-rauf haben. Das Kap. 4 behandelt wiederum den zentralen Untersuchungsbereich der Flächenvorsorge in Form einer
historischen Analyse, Betrachtung der städtebaulichen Entwicklung/Flächennutzungsplanung, einer Medienauswertung und
der Anwendung des Indikatorensystems zur nachhaltigen Entwicklung.
Sodann werden im Kapitel 5 die Ergebnisse der verschiedenen angewandten methodischen Komponenten zusammenge-
führt, was zu einem Vergleich des Hochwasserrisikomanagements der Stadt Dresden 2002 und 2006 (Ereignisse SHW
2002 und FHW 2006) führt. Auf diesen Grundlagen der durchgeführten Untersuchungen kann im Teil IV ein Fazit gezogen
werden, das zur Bewertung drei Indikatorensysteme heranzieht und die zwei Kernprobleme, die in dieser Arbeit diskutiert
wurden, nämlich die moralische Bewertung der Sozialstaats-Fürsorgepflicht vs. der Eigenverantwortung und die Schlüssel-
rolle der Raumplanung noch einmal aufgreift. Die Bewertung im Hinblick auf die Forschungsfragen und Hypothesen
sowie Folgerungen und Handlungsempfehlungen (Handlungsbedarf) sind im Kapitel III.2 Interviewauswertung inte-
griert, v. a. im letzten Abschnitt III.2.4.3. Der Grund liegt darin, dass sich die Handlungsempfehlungen im Argumenta-
tionsfluss dort ergaben und die ganze Argumentation pro Handlungsempfehlung jeweils nicht noch einmal im Fazit wieder-
holt werden konnte. Eine Inhaltsgliederung (ohne Seitenangaben) ist der Interviewauswertung auf Seite 64 vorangestellt.
Diese orientiert sich anhand der Fragenkomplexe des Fragebogens und Antwortkategorien der Auswertung.
Zum Schluss gilt der Dank des Verfassers dem Mitarbeiter des Dresdner Umweltamtes Herrn Frenzel, Teilprojektleiter Elbe
im Sachgebiet Hochwasserschutzanlagen, der Unterstützung anbot, um die Aktualität und objektive Richtigkeit der Fakten
zu gewährleisten. Denn der Autor der Arbeit hat selbstverständlich ein starkes Interesse an der richtigen Darstellung der
Stadt Dresden im Licht der Öffentlichkeit.
3
http://www.dnn-online.de/ ; http://www.sz-online.de/ ; http://www.mdr.de/sachsen/ ; http://www.dresden.de
/
5

Um noch einmal die Aktualität des Themas anzusprechen, sei hier auf ein auf der Internetseite der Tagesschau verfügbares
Multimedia-Element verwiesen:
Abb. 5: Multimedia-Element
(http://service.tagesschau.de/multimedia-box/index.php?id=elbflut , 30.07.07)
.
6

Abb. 6: Dresden im Oberen Elbtal
(
http://www.landesvermessung.sachsen.de, 30.07.07
)
Erklärung zur Karte: Die Elbe tritt aus dem Elbsandsteingebirge (rechtselbisch: Nationalpark ,,Sächsische Schweiz"; auf
tschechischem Territorium ,,Böhmische Schweiz") kommend an der Ortsgrenze zu Heidenau in das Stadtgebiet Dresdens
ein und verlässt es an der Grenze zu Radebeul in Richtung Biosphärenreservat ,,Mittelelbe" (nicht mehr auf der Karte).
Das Obere Elbtal ist auch auf der Gemarkung Dresdens Landschaftsschutzgebiet und FFH-Gebiet und trägt den derzeit
politisch in Frage stehenden Titel des Welterbes ,,Dresdner Elbtal". Ab der tschechischen Grenze in Richtung Quelle ist
der Elbeverlauf nicht mehr eingetragen, aber anhand der Topographie des Oberen Elbtals erkennbar. Die annähernd pa-
rallel aus dem Erzgebirge kommenden Rote und Wilde Weißeritz vereinigen sich in Freital zur Vereinigten Weißeritz und
diese fließt als solche durch Dresden zur Mündung in die Elbe. Gut sichtbar ist auch das für Dresden wichtige Talsperren-
Rückhalte-System der Osterzgebirges (dabei befindet sich die im Text besprochene Talsperre Malter dort lokalisiert, wo in
dieser Karte der Ortsname Reinhardtsgrimma eingetragen ist - Dippoldiswalde liegt jedoch näher: Punkte rechts unter-
halb der auffälligen Städtenamendarstellungen - diesem Layout ist es geschuldet, dass die Talsperre Malter von diesem
Ortsnamen überschrieben ist). Die rot eingetragenen Flächen sind keine Gemarkungsgrenzen, sondern bebaute Bereiche.
7

Abb. 7:
Information auf dem Internetpor-
tal der Stadt Dresden -
Beispiel für die Hochwasser-
vorsorge an einen städtischen
Gewässer (2. Ordnung) zum
Schutz der Innenstadt vor
Hochwasser des Kaitzbaches:
Hugo-Bürkner-Park
Die erste innerstädtische Hoch-
wasserrückhalteanlage, die als
Park, Spielwiese und Kunstobjekt
genutzt werden kann, finden Sie
jetzt im Hugo-Bürkner-Park.
Schon 1999 hat die Stadt den
Kaitzbach in diesem Bereich frei-
gelegt, in zwei Schritten wurden
danach der östliche und der
westliche Teil des Parks als
Hochwasserrückhaltebecken
ausgebaut.
In der östlichen Hälfte können
zwei Inseln als Kunstinstallatio-
nen genutzt werden - überzeu-
gen Sie sich selbst!
Am nordöstlichen Teil des Parks
wurde vom Umweltamt eine Tafel
aufgestellt, die Sie hier sehen
können.
Infotafel Kaitzbach
http://www.dresden.de/de /
08/03/055/015/c_0051.php
8

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II.
THEORETISCHER TEIL
1. Wahrnehmung und Bewertung von Naturrisiken
- Wahrnehmungsgeographie - Perzeptionsforschung - Wahrnehmungspsychologie -
Die Oderflut 1997 war in der sächsischen Wasserwirtschaft der Ausgangspunkt zu verstärkten Anstrengungen im Hochwasser-
schutz. Aber bereits davor wurde in einer Informationsschrift des Freistaats Sachsen zum Hochwasserschutz aus dem Jahr 1996
formuliert: ,,Leider waren erst die katastrophalen Auswirkungen extremer Hochwasser und Dürreperioden Anlass zur Suche
nach vorsorgenden und verhindernden Maßnahmen und zur Förderung und Weiterentwicklung von Wissenschafts- und Inge-
nieurzweigen wie Gewässerkunde und Wasserwirtschaft, die die Voraussetzungen zur vorbeugenden Hochwasserabwehr in
Sachsen schaffen mussten. In diesem Sinne bewirkten die Winterhochwasser der Elbe von 1784 und 1845, das Muldehochwas-
ser von 1858 und das außergewöhnliche Hochwasser der Flüsse des Osterzgebirges im Juli 1897 auch unfreiwillige Impulse zur
Entwicklung des Hochwasserwarndienstes in Sachsen" (Freistaat Sachsen, 1996, S. 2).
Dieses Zitat, das schon auf das konkrete raumbezogene Fallbeispiel des Empirie-Teils verweist, sei den nun folgenden allge-
meinen Überlegungen des Theorie-Teils vorangestellt. Es soll die konkrete Praxisrelevanz der folgenden abstrakten theoreti-
schen Formulierungen unterstreichen. Es soll das Bewusstsein dafür schärfen, dass es im Umgang mit Naturrisiken allgemein
und im Hochwasserrisikomanagement im Besonderen ganz zentral ist, wie das Risiko im Voraus wahrgenommen wird und
welche Bedeutung konkrete Ereignisse für die Risikowahrnehmung haben. Dieses Zitat unterstellt implizit das tatsächlich gege-
bene Phänomen, dass zwischen den Ereignissen eine nachlassende Risikowahrnehmung zu einem einschlafenden Risikomana-
gement führt. Im Forschungsprozess zu diesem Thema stößt man immer wieder auf die Notwendigkeit der Aktualisierung des
Bewusstseins durch Schadensereignisse. Um so größer die Katastrophe, um so größer ist auch die nachlaufende Sensibilisie-
rung für das Thema. Je länger das nächste Ereignis ausbleibt, desto mehr gerät das Vorangegangene in Vergessenheit und somit
auch die Notwendigkeit von Hochwasserschutzmaßnahmen im Konkreten und der Entwicklung und Pflege einer Risikokultur
im Allgemeinen.
Schon Downs, einer der Grundlagen-Forscher zur Wahrnehmungsgeographie beschrieb 1972 einen Zyklus der öffentlichen
Aufmerksamkeit (issue-attention cycle), wonach bei sozialen Themen ein Thema durch ein katastrophales Ereignis in die
Schlagzeilen gerät und es dann wieder durch unerwartete Schwierigkeiten bei der Problemlösung an Aufmerksamkeit verliere.
Drei Ursachen führte er dafür an: es sind nur relativ wenige Menschen davon direkt betroffen, für die Problemlösung muss aber
die gesamte Gesellschaft aufkommen und oftmals seien die Probleme nicht an sich spektakulär und würden nur von Medien
aufgegriffen.
1
Auf der Website von A. Downs ist eine kommentierte Version seines Artikels von 1972 verfügbar der auch auf
die Relevanz seiner Erkenntnis für den ökologischen Bereich, also für Klimarisiken hinweist.
2
Damit sind bereits einige zentrale Kernpunkte aus der Interviewauswertung angesprochen. Das Phänomen der nachlassenden
Risikowahrnehmung und die gesellschaftspolitisch-moralische Diskussion, ob die Mehrheit für das Risiko Weniger aufkommen
müsse, sind ohne Weiteres auf das Hochwasserthema zu übertragen und werden in der Interviewauswertung ausführlich behan-
delt.
1
Downs, A. (1972) Up and Down with Ecology: The Issue-Attention Cycle. Public Interest 28: 38-50 , aus:
http://www.soz.unibe.ch/studium/ss02/fp_diekmann/umweltrisiken_1.htm
2
http://www.anthonydowns.com/upanddown.htm
9

Diese Arbeit beschäftigt sich neben dem Verhalten im Risikomanagement einer Naturgefahr mit der vorgeschalteten Umwelt-
wahrnehmung. Die Begriffe Umwelt und Wahrnehmung stehen in engem Zusammenhang zueinander: als Umwelt versteht
man das Milieu oder den Raum, indem sich zu untersuchende Subjekte befinden und mit dem sie in Wechselbeziehungen
stehen, worauf sie einwirken können und auf welche die Umwelt (unerwartet) zurückwirken kann. Als Wahrnehmung werden
die kognitiven Prozesse bezeichnet, die mit der Aufnahme von Umweltinformationen beginnen und ,,an die sich die mentale
Verarbeitung unter dem modifizierenden Einfluss von Erfahrung und Denken, von emotionalen Einstellungen und ideellen
Werthaltungen anschließt" (Häsler 1988, S. 22). Man könnte `Wahrnehmung' für die vorliegende Arbeit auch mit `Registrie-
ren' übersetzen, indem der Begriff nämlich alle Reaktionen des menschlichen Geistes auf Umweltimpulse zusammenfasst (ebd.
S. 28), aber nach Anliegen des Verfassers alles sinnliche Wahrnehmen ausklammern soll, sondern eben nur das geistige
Registrieren' meint.
Der Begriff ,,kognitiv" bezieht sich nach einer ebd. zitierten Anmerkung auf die ,,Bezeichnung für Ansätze, die sich vom
Behaviorismus dadurch unterscheiden, dass sie die subjektiven Erfahrungs- und Wahrnehmungsinhalte als intervenierende
Variable berücksichtigen und ihnen eine vermittelnde Funktion zur Erklärung des Verhaltens zuschreiben" (nach Fröhlich/
Drever 1978, zit. in: Häsler 1988, S. 22). Allgemein wird nach Büchele (2001:6) unter Kognition der Prozess verstanden, ,,der
Eindrücke und Erfahrungen des Individuums verarbeitet. Zusammenfassend kann für Wahrnehmung der Oberbegriff der
Kognition verwendet werden, repräsentativ für den Bezug des Menschen zu seiner Umwelt. Unterschieden wird in eine kogniti-
ve, affektive und verhaltensorientierte Komponente der Wahrnehmung." Als Endprodukt des komplexen Wahrnehmungspro-
zesses ergibt sich ein ,,Image", also ein ,,selektives Abbild der Umwelt", erzeugt aus der Umweltwahrnehmung aus ,,einer
bestimmten Perspektive (...), welche abhängig ist von gesellschaftlichen Strukturen, Erfahrungen und Neigungen" (ebd.).
Übertragen auf die Hochwasserthematik hieße dies dann beispielsweise, dass man von Berufswegen durch Aus- und Weiterbil-
dung über Hochwasserbelange erfährt oder als privat Betroffener das Wasser selbst zu spüren bekommt bzw. als Interessierter
über die Medien die Informationen darüber aufnimmt. Verarbeitet wird dies dann durch die Vorbildung, vorherige Erfahrun-
gen/Erinnerungen, Emotionen wie Angst oder Sensationsgier und ideellen Einstellungen wie die moralische Frage nach der
Verantwortung für Sicherheit (wer in welchem Maße und warum für Sicherheit zu sorgen hat). Dementsprechend ist die Inten-
sität der Hochwasserrisikowahrnehmung ausgeprägt, der allerdings noch die Umweltwahrnehmung vorgeschaltet ist: Flussan-
rainer und Verantwortungsträger in Forschung, Politik und Behörden müssen über den betreffenden Raum und seine Umwelt
informiert sein. Dies mag sich gerade bei multimedial, vollmobil und durch Wohlstand geprägten Großstädtern, die wenig
Bezug zu den sie umgebenden ,,Naturkräften" mehr haben mögen und bei Verantwortungsträgern, die in Reizüberflutungssitua-
tionen eine Vielzahl von Belangen zu beachten haben, schwierig gestalten.
Während in klassischen geographischen Ansätzen der Realraum mit seinen Erscheinungsformen als objektiv angenommen
wird, steht bei wahrnehmungs- und handlungsorientierten Ansätzen das Individuum und dessen subjektives Abbild der Realität
im Zentrum. Allerdings erscheint in der Geographie der Raum bleibend in einem doppelten Sinn: als objektive physikalische
Größe (Hochwasserereignisse sind nicht konstruiert, sondern finden tatsächlich statt und haben wirkliche physische Ursachen
im Raum des Flusseinzugsgebiets, wie z. B. die aus der Schneebedeckung zu erwartende Schneeschmelze - diese ist subjektiv
nicht zu beeinflussen, sondern nur in mathematischen Modellen festzustellen) und als subjektive, vorgestellte Größe (als wie
katastrophal ein Naturereignis empfunden wird, hängt von den Einstellungen und Gefühlen der Individuen ab, also wie gefähr-
lich schneereiche Winter für Überschwemmungen sind und wie riskant sie für vermeidbare Schäden sind).
Sind in Anbetracht dieses Beispiels konstruktivistische Wahrnehmungsansätze, wie der folgende noch richtig: Was wir als
Wirklichkeit betrachten, ist kein objektiver Tatbestand, sondern das subjektive Ergebnis unseres Wahrnehmungsvermögens,
10

Informationen aus der Umwelt zu entschlüsseln (Hässler 1988, S. 22)? Natürlich ist es richtig, dass wir alles, was wir wissen,
durch unsere Wahrnehmung erfahren, die eben selektiv und subjektiv ist. Wenn aber Forscher mathematische Modelle zur
Berechnung der Schneeschmelze entwickeln, die von der Forschergemeinschaft anerkannt und angewendet werden, unterliegen
diese dann noch der Subjektivität der Forscher oder geben sie die objektive Wassermenge an, die tatsächlich ins Tal fließt?
Genau an dieser Kontrolle (Messung) werden sich die Modelle messen lassen müssen. An dieser Stelle wird ein forschungs-
theoretischer Konflikt oder Antagonismus deutlich, der sich durch diese gesamte Arbeit, die sich mit einem interdisziplinären
Thema beschäftigt, zieht, deutlich: der zwischen quantitativer Naturwissenschaft und qualitativer Sozialwissenschaft. Es sei
betont, dass dies zwar eine gänzlich sozialwissenschaftlich-qualitativ ausgerichtete Arbeit ist, der Verfasser sich damit aber
keineswegs (automatisch) dem ,,radikalen Konstruktivismus" verschreibt. Es bleibt ihm ein geographisches Interesse am objek-
tiven, d. h. realen oder wirklichen Raum als lebensnotwendiges disziplinäres Selbstverständnis der Geographie als unabdingbar
gegeben. Es ist schlicht ein Widerspruch, wenn Pohl (2005) in seiner radikalkonstruktivistischen Position Existenzängste
(ebd.:48) für die Geographie in Abrede stellt, dann aber selbst die Frage stellt, ob das, was nach Ablösung vom ,,Container-
Raum"-Denken mit ,,dinglicher Erfüllung" (ebd.:47) und Beendigung des Diskurses darüber durch Herabqualifizierung als
,,naiv" (ebd.:48) übrigbleibt, ausreichen werde, ,,dem Fach eine eigene Position neben der Regionalökonomie, der Stadtsoziolo-
gie, der Geobotanik, Regionalgeologie usw. zu sichern" (ebd.:50). In der Tat grenzt die radikal-konstruktivistische Debatte in
der Geographie an selbstzerstörerische Tendenzen.
Nach Scheiner (2000:138) ,,sind räumliche Verhältnisse als Bestandteile von Handlungskontexten auch erklärender Bestandteil
von Wahrnehmungs- und Aktionsräumen. Räumliches Handeln vollzieht sich innerhalb räumlicher Bedingungen, die das
Handeln mitprägen."
3
Dies gilt eins zu eins übertragen auf das raumplanerische Handeln kommunaler Akteure in einen ganz
bestimmten (dinglichen!) Raum angesichts eines ganz bestimmten (dinglichen!) Problems (hier: Hochwasserrisiko-
management). Diese Dinge sind nicht konstruiert. Wenn sie nicht real vorhanden wären, würden sich nicht die unterschied-
lichsten Akteure auf verschiedene Art und Weise mit dem gleichen Raum und dem gleichen seinem ihm spezifischen Risiko
aufgrund seiner räumlichen Gegebenheiten befassen. Sowohl die konkreten auslösenden räumlichen Umstände als auch der
Prozess eines Ereignisses an sich sind wirklich und real und nicht konstruiert - als ,,zurechtgelegt" (wenn nicht ignorant) könnte
man höchstens die Außerachtlassung der Gegebenheiten, also eine unzureichende Risikowahrnehmung, ansehen, die zu
vermeidbaren katastrophalen Schäden führen kann. Man muss der Gefahr schon ins Auge sehen, um das Risiko abschätzen zu
können! Also ist es sogar gefährlich, wenn man wie Pohl (2005:47f.) das Vorhandensein einer realen Welt ,,da draußen" oder
,,vor Augen" als ,,naiv" abtut.
Die ,,Koexistenz rivalisierender Paradigmen" (Schurz Weingartner 1998), die Frage der Bedeutung der Kulturökologie für
die Geographie, ,,Disziplinpolitische Überlegungen" (Gebhardt 2005), die Frage des Verhältnisses von Geographie und Sozio-
logie anhand der Begriffsverständnisse von Natur und Gesellschaft (Groß 2006), Reflexionen über die handlungstheoretische
Grundorientierung der Sozialgeographie (Werlen und Sedlacek in verschiedenen Publikationen) sowie über Mikrogeographie
(Tzschaschel 1986) und Hermeneutik (Pohl 1986) sind als Grundlagenwissen in diese Arbeit mit eingeflossen, ohne direkt
zitiert zu werden. Der Verfasser dieser Arbeit teilt die gelegentlich darin anklingende (teilweise) Negation des Raumes
("Raumexorzisten", Weichhart nach Scheiner 2000:137) als geographische Ziel-Entität nicht. Vielmehr muss es darum gehen,
aus einer hermeneutisch vorgehenden Mikrogeographie heraus Schlussfolgerungen bspw. für die räumliche Planung ziehen zu
können und somit den objektiven Raum gestaltbar zu halten. Das muss man nicht Architekten überlassen... Auch wenn diese
3
Allerdings sind auch nach Scheiner (2000:138) ,,Raumwahrnehmung und Raumnutzung (...) aktive Konstitutionsleistungen von Akteuren",
also auch konstruktivistisch, jedoch nicht radikal-konstruktivistisch ausgerichtet.
11

Arbeit diesen Anspruch hat, kann er in ihrem begrenzten Umfang nicht voll und ganz eingelöst werden, zumal es sich beim
Untersuchungsgebiet um das komplexe Gefüge eines urbanen Raumes handelt.
Gerade hier hat ja die Geographie die Chance, sich als dritte Säule zwischen Naturwissenschaft und Sozialwissenschaft zu
bewähren, nämlich als Gesellschafts-Umwelt-Forschung nach Weichhart (2005,2003) oder im Sinne eines transdiszplinären
Charakters einer integrativen Umweltwissenschaft nach Leser (2003). Bei den Themenbereichen und Forschungsfeldern, die für
eine konkrete Forschungskooperation zwischen Physio- und Humangeographie prädestiniert sind, stehen
Risikoforschung,
Naturrisiken, Natural Hazards und Naturgefahren nach einer Studie von Weichhart (2005) an erster Stelle. Blümel (2002)
betont die besondere übergreifende ökologische Betrachtungsweise, die die ,,Geographie als integrative planungsrelevante,
gestaltende angewandte Wissenschaft" dazu befähigt, gerade zur Naturrisiko-Forschung durch Umwelterklärung und
Umwelterziehung ,,einen elementaren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung unserer Erde [zu] leisten."
4
Die ,,ökologische
Perspektive als das gemeinsame geographisches Kernparadigma" betont auch Gaebe (1997:53), auch in Form humangeographi-
scher Umweltforschung. Er sieht zwar die Raumgebundenheit nicht als konstituierendes Merkmal der Geographie, ja die Geo-
graphie nicht als Raumwissenschaft an, sie solle vielmehr Orientierung zur Gestaltung der Lebenswelt, zum raumbezogenen
Handeln geben (ebd.:55f.). Die Gestaltung der Lebenswelt oder eben Raumveränderung kann man nach Werlen (2000:151f.)
als das ,,alltägliche Geographie-Machen" ansehen, wobei Werlen einem relationalen Raumbegriff folgt, der Räume als Produk-
te sozialen Handelns von Subjekten thematisiert. Die raumbezogene Sichtweise, die räumlichen Aspekte menschlicher Aktivitä-
ten sind Definitionscharakteristika von Geographie.
Wahrnehmungsgeographie stellt hier nun den entscheidenden Zugang zum Verständnis der Mensch-Umwelt-Beziehung her.
Die subjektiv-selektive Aufnahme von Informationen aus der Lebensumwelt wird auch als Perzeption bezeichnet. Dementspre-
chend beschäftigt sich die Perzeptionsforschung mit der unterschiedlichen Wahrnehmung räumlicher Sachverhalte und ihrer
Bedeutung für raumwirksame und sozialgruppenspezifisch diversifizierte menschliche Aktivitäten. In der für diese Arbeit nicht
relevanten Aktionsraumforschung, die sich für das alltägliche Verhalten von Individuen oder Gruppen in ihrem Nutzungsraum
interessiert, wurden als ,,Metapher für die Raumwahrnehmung" (Scheiner 2000, S. 56) sog. ,,geistige Landkarten" oder mental
maps zentral. Diese stellen räumliche Vorstellungen von tatsächlichen Verhältnissen dar und bauen oft auf sketch maps auf.
Auch wenn diese beiden Forschungskonstrukte hier nicht angewendet wurden, ist es durchaus relevant, wie sich Betroffene und
Experten z. B. das Einzugsgebiet eines Flusses vorstellen und welche Stellung (räumliche Lage, Einbettung) der jeweilige
Untersuchungsraum darin einnimmt. Dementsprechend wäre es interessant, potenzielle Befragte in eventuellen weiteren Unter-
suchungen solche sketch maps zeichnen zu lassen. Auch für den Verfasser war es hilfreich, sich trotz der Fixierung auf den
engen Raumausschnitt des Untersuchungsraums immer wieder die großräumliche landschaftliche Einbettung vor Augen zu
halten. Auch wenn es zeichnerisch nicht verlangt wurde, ist der Wahrnehmungsraum dennoch indirekt in den Interviews dieser
Untersuchung erfragt worden, denn für das Hochwasserrisikomanagement ist es sehr relevant, wie der subjektive Vorstellungs-
raum der einzelnen Akteure für ihr zuständiges Gebiet und darüber hinaus beschaffen ist. Dazu gehört z. B. die Frage, ob einem
Bebauungsplan-Bearbeiter im Stadtplanungsamt das aktuelle Bemessungshochwasser (HQ) bekannt ist, ab dem sein im Über-
schwemmungsgebiet gelegener Planungsraum überflutet würde.
Die interdisziplinäre Wahrnehmungsforschung von Geographen, Soziologen und Psychologen will raumrelevantes Verhalten
und Agieren von Menschen erklären vor allem im Rahmen seiner Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen. Die
Wahrnehmungs-
geographie
oder Perzeptionsgeographie beruht auf der Umweltwahrnehmung oder Raumwahrnehmung, also der Perzeption
des Raumes vor sozialpsychologischem Hintergrund (subjektiv-selektive Aufnahme von Informationen über die
4
http://www.erdkunde.com/info/wien02/bluemel.htm
12

Lebensumwelt),
die dem Verhalten vorgeschaltet ist. Die Wahrnehmungsgeographie soll das Verhalten verschiedener sozialer
Gruppen im Raum erklären und beschäftigt sich mit dem kognitiven Raumbezug (Raumwahrnehmung und -bewertung) des
Individuums. Die selektive Wirkung der Umweltwahrnehmung findet in Abhängigkeit von persönlichen Bedürfnissen, Einstel-
lungen und Werten statt, die unterschiedlich gefiltert werden.
Dafür stellte Downs 1970 folgendes Verlaufsschema der Wahrnehmung und ihrer Einflussgrößen auf (zit.in Häsler 1988:25):
1. Ausgangspunkt: reale Welt als Informationsquelle
2. Informationsaufnahme über Sinnesorgane (Lesbarkeit = Verstehensfähigkeit)
3. Übersetzung und Wertung der Informationen in subjektive Bedeutungen
Beeinflussung der Interpretation der Wahrnehmungsinhalte: soziale Rollen und Positionen, Erfahrungen, Interessen und
Bedürfnisse, Leitbilder und Wertvorstellungen, Motive, Erwartungen und Ziele, Vorurteile und ideologische Prägung; Informa-
tions- und Kommunikationsstrukturen (innerhalb derer Wahrnehmungsvorgänge erfasst und vermittelt werden); Gefüge institu-
tionalisierter Orientierungsschemata (Stereotype, Denkmodelle) und Normen (komplexe Struktur der Persönlichkeit, die
bestimmt, welche Informationen in welcher Situation auf welche Art (selektiv) wahrgenommen werden)
4. Integration der Bedeutung der Informationen in das vorperzeptionierte Bild von der Welt
5. Entscheidung (oder Suche nach weiteren Informationen in der realen Welt, die neuen Wahrnehmungsvorgang einleitet)
6. Verhalten: Beeinflussung oder Veränderung der realen Welt, die damit neue Informationshintergründe für weitere Wahrneh-
mungsvorgänge bereitstellt
= Wahrnehmungskonzept beinhaltet räumliche und zeitliche Komponente der Mensch-Umwelt-Beziehung
in/direkte Kontakte
Wahrnehmung/
Informationsfelder
Wahrnehmungsraum Kontaktraum, Kontaktfeld
kognitives
räumliches
Vorstellungsbild/
mental map
Abb. 8: Schema der Raumwahrneh-
mung; (aus: Geiselhart 2007, S. 10,
nach Kemper, 2004, S. 155; dort nach
Downs, 1970; mit Ergänzungen am
Rand nach Heineberg, S. 35 (alterna-
tiv zum jeweiligen Kasten darunter
oder rechts daneben)
(http://www.geographie.uni-erlangen.de/kgeiselhart/lehre/Skript_Sozialgeographie.pdf)
Dies führt über zur wichtigen psychologischen Komponente dieses Forschungsbereiches. Dabei wird Umweltwahrnehmung als
ein psychologischer Ansatz sozialwissenschaftlicher Teilbereiche der Humangeographie betrachtet, der sich auf die Wahrneh-
mung und kritische Bewertung der sozialen, ökonomischen und technischen Umwelt des Menschen bezieht (Leser 2001, S.
928). Weil in diesem 1. Kapitel v. a. die begrifflichen Grundlagen gelegt werden, wird auf die psychologischen Einflussfakto-
ren in Kap. II.2.1 eingegangen. Wichtig bleibt hier nur für die Ebene des Individuums und seiner Wahrnehmung, Intention und
Entscheidungen den Begriff der Mikrogeographie als Abgrenzung zur rein individualbezogenen psychologischen Verhaltens-
forschung festzuhalten.
13

Durch Wahrnehmungsgeographie findet u. a. die Erforschung der Interaktionen der Mensch-Natur-Beziehung statt. Wenn es
dabei um Naturrisiken geht, nennt man diesen Bereich Hazard-Forschung. Diese verschreibt sich nach Leser (2001:312) der
Entwicklung methodischer Grundlagen für die Praxis, um Schäden, soziale Desintegration und wirtschaftliche Verluste
(Produktions-, Transport- u. Kommunikationsausfälle) zu mindern. Ein Hazard stellt dabei eine Interaktion zwischen dem
System Umwelt und seinen Erscheinungsformen und dem System Mensch (oder Gesellschaft) mit seinen Belangen dar. Da die
Interaktion zum subjektiv wahrgenommenen Nachteil der Systems Mensch verläuft, ist man bestrebt, die Systeme durch Gegen-
maßnahmen des Menschen oder der Gesellschaft zu beeinflussen (ebd.).
Wenn man den englischen Begriff hazard frei, hergeleitet übersetzt, kann man darunter das Eingehen eines beherrschbar
erscheinenden Risikos im Bewusstsein einer unkalkulierbaren Gefahr verstehen. Insofern das Verhalten nicht kalkulierbar,
schwer einzuschätzen oder unvorhersehbar erscheint, riskiert man es nur unter Schutzmaßnahmen. Interessanterweise wird auch
`Warnblinkanlage' mit `hazard warning lights' übersetzt. Man kann sich also nur unter dieser Schutzmaßnahme einen unum-
gänglichen Not-Halt auf einer viel befahrenen Straße erlauben - `at all hazards' - `unter allen Umständen'.
Nach Werlen (2000:294) führt die Frage: `Wie gewichten die Individuen die verschiedenen Umweltfaktoren?' zum einen zur
zu Erforschung von Image und Standortwahl und zum anderen zur Risikoforschung. Bei der ,,sogenannte[n] `natural hazard'-
Forschung (...) geht es um die Analyse der Bewertung natürlicher Umweltfaktoren in Bezug auf ihr Bedrohungspotenzial bzw.
um die Erforschung der subjektiven Bewertung des Risikos von Naturkatastrophen." Im Gegensatz zu den bisherigen Objekten
(bzw. Subjekten) dieser Forschung, nämlich den Bewohnern potenzieller Naturgefahren-Gebiete, steht im Interesse einiger
neuerer und aktueller Forschungsprojekte wie auch der vorliegenden Arbeit das Handeln der Entscheidungsträger und Experten
zu ergründen. Um den Bogen zurückzuspannen: auch hier ist die Grundlage zum Verstehen des Handelns zunächst erst einmal
die Wahrnehmung von Raum und Problem, d. h. in diesem Fall von Umwelt- und Risikowahrnehmung. Auch und erst recht bei
den Entscheidungsträgern und Experten geht es um den geistigen Prozess, sich auseinandersetzend mit der Umwelt sie zu
begreifen mit Hilfe einer ,,kognitive[n] Karte als `die strukturierte Repräsentation' (Abbildung), die ein Mensch von einem
Ausschnitt seiner Umwelt besitzt" (Werlen 2000, S. 287). Das heißt dann z. B. der Frage nachzugehen, wie das Flusseinzugsge-
biet im Denken der Untersuchungspersonen repräsentiert ist und wie sie die darin immanenten Problemzusammenhänge erken-
nen. Oder aber man untersucht, welches Bewusstsein darüber vorhanden ist, wie sich Maßnahmen kleinräumig auswirken oder
welche Folgen das Unterlassen der Maßnahmen für die Anlieger hat.
Wichtig ist hier noch einmal, den Unterschied zwischen den zwei o. g. Forschungsanliegen festzuhalten: wenn man die Abhän-
gigkeit der kognitiven Raumrepräsentation von der wahrgenommenen Information und der kognitiven Informationsverarbeitung
nach Werlen (2000:281) auf die folgende Feststellung zuspitzt, dann scheint dies eher auf den Bereich der Image- und Stand-
ortforschung zuzutreffen und weniger auf den Bereich der Risikoforschung: ,,Die Bedeutung von Orten und räumlichen Aus-
schnitten ist (...) nicht mehr von den physisch-materiellen Eigenschaften abhängig, sondern von Art der Informationsaufnahme
und -verarbeitung" (ebd). Das würde nämlich bedeuten, dass nicht das tatsächliche Hochwasserrisiko für den Hochwasser-
schutz maßgebend sei, sondern dessen subjektive Wahrnehmung und Bewertung. Dem würde von naturwissenschaftlich-techni-
scher Seite widersprochen werden, welche ihre mathematischen Modelle als objektiv ansieht. Sicher besteht eine gewisse
Berechtigung des Arguments, dass die Interpretation und Anwendung der Modellergebnisse den Subjektivitäten der Experten,
Politiker und Fachbehörden-Vertreter unterliegen. Das ändert aber nichts daran, dass unabhängig von der Hochwasserrisiko-
wahrnehmung und -bewertung ein objektives Hochwasserrisiko auch für das Handeln derjenigen vorhanden ist, die es eben
nicht wahrnehmen oder unterbewerten.
14

Es gilt hier auch den Unterschied zwischen Gefahr und Risiko zu beachten, der nach Luhmann in der Handlungszurechnungsfä-
higkeit (Entscheidungsfreiheiten in ausgesetzter Gefahr, (Pohl 1988, S. 163)) liegt, oder wie White (1974) die Erkenntnisse aus
der Hazardforschung zusammenführt: ,,dass jede Naturkatastrophe in ihrer Wirkung nichts anderes als Ausdruck menschlichen
Fehlverhaltens ist" (Werlen 2000, S. 299). Denn Katastrophen sind mit der Verwundbarkeit des menschlichen Schadenspoten-
zials verknüpft, sodass es ,,eigentlich gar keine Naturkatastrophen, sondern nur katastrophale (Fehl-)Beurteilungen natürlicher
Bedingungen" (ebd.) sind. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass die Hazard-Forschung trotz der natürlichen Grund-
lagen ihres Forschungsinteresses nicht naturdeterministisch ausgerichtet ist. ,,Mit der verhaltenstheoretisch orientierten Zuwen-
dung zur natürlichen Umwelt wird die ökologische Tradition der Geographie sozialgeographisch reinterpretiert", resümiert B.
Werlen (ebd.:298). Zusätzlich ist für die Integration des Aspektes der `Entscheidungen' die intentionale Ausrichtung der sozial-
wissenschaftlichen Handlungsmodelle erforderlich, da dies der Verhaltenstheorie nicht immanent ist, die sich mit psychologi-
schen Erklärungen begnügt. Dies eröffnet die Felder für die weiteren Betrachtungen der folgenden Kapitel.
Die radikal-konstruktivistische Position ist erstens in der Geographie nicht überall dominant und zweitens scheinen sich gerade
in jüngste Zeit versöhnliche Gedanken für die Berechtigung beiderlei Positionen wieder durchzukämpfen. Stellvertretend seien
hier die Wahrnehmungsgeographen Hasse und Krüger genannt, die 1998 und auch schon 1984 den Vermittlungsvorgang
zwischen Subjekt und Objekt, der Handlungsfelder konstituiert, zentral im Prozess der Umweltwahrnehmung betonen (Hasse
Krüger 1984:11), also als ,,Beziehungsrelation zwischen realräumlicher Ausstattung, mentalen Konstrukten der Vorstellung und
dem Alltagsverhalten" (Krüger 1998:80).
Es sei noch darauf verwiesen, dass Plapp in ihrer empirischen Untersuchung zur Risikowahrnehmung aus Naturkatastrophen
2003 das vom Verfasser dieser Arbeit im empirischen Prozess ebenfalls festgestellte Phänomen beschrieb, dass sich einzelne
Phasen im Risikomanagement, hier besonders Wahrnehmung und Bewertung, nicht strikt trennen lassen: ,,Der skizzierte
Konstruktionsprozess wird häufig in die Phasen Risikowahrnehmung und Risikobewertung unterteilt. Dies lässt sich unter
Rückgriff auf ein vereinfachtes Ablaufmodell verdeutlichen (siehe Abb.). Da die beiden Phasen nur in der Theorie voneinander
trennbar sind, in der alltäglichen Praxis jedoch ineinander übergehen und für wechselseitige Einflüsse ,,durchlässig" sind, sind
die Linien durchbrochen dargestellt" (Plapp 2003:29).
Abb. 9: Wahrnehmungs- und Bewertungsprozess (aus: Plapp 2003, S. 20)
(http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/cgi-bin/psview?document=/2003/wiwi/10search=/2003/wiwi/10)
15

2. Verhaltenstheorie, Entscheidungs- und Handlungsmodelle
2.1 Einflussfaktoren auf Entscheidungen
Bereits im vorangegangenen Kapitel wurde darauf hingewiesen, dass die Bereiche Wahrnehmung und Entscheidungen schwer-
lich strikt voneinander zu trennen sind. So sind auch schon im Wahrnehmungsablaufschema nach Down (siehe S. 12) Einfluss-
größen für Entscheidungen der folgenden Kategorien aufgelistet worden: Sozialisation, lebensgeschichtliche Erfahrungen,
Motive und Bedürfnisse, Wertvorstellungen und Leitbilder, affektive Bindungen und Identifikation. Auch unterscheidet sich
dieses Schema nicht viel von dem für diese vorliegende Arbeit ausgewählten
Raum-Verhalten-Modell (Abb. 13, s. II.2.3) und
alle diese Modelle gehen vollständig bis zum Verhalten und hören nicht etwa bei der Wahrnehmung oder Bewertung auf.
Dennoch wird in dieser Arbeit der Weg der Unterscheidung der vier Schritte Wahrnehmung - Bewertung - Entscheidung - Han-
deln verfolgt, weil sich dies theoretisch begründet als eine Abfolge darstellt und auch am Entwicklungsprozess der Forschungs-
geschichte orientiert. So schuf sie auch hier das nötige Gerüst, mit dem eine Strukturierung des Konzepts und des Fragebogens
erreicht werden konnte. Man kann diese Unterscheidung des Viererschrittes damit als hilfreiches Konstrukt für die Theorie
verwenden, wenngleich bewusst sein sollte, dass es sich in der Empirie nicht durchhalten lässt, weil eben z. B. Interviewpartner
bei Wahrnehmungsfragen Bewertungsantworten geben und umgekehrt. Selbst in der nachträglichen Analyse eine Unterschei-
dung per Kategorienzuweisung zu unternehmen, erwies sich als sehr konstruiert, d. h. den Verflechtungen der Praxis nicht
gerecht werdend.
An diesem implizit kausalen Ablauf ist entsprechend schon verschiedentlich Kritik geübt worden, weil eine solche Aufeinan-
derfolge nach Tzschaschel nicht nachweisbar sei (Heineberg 2003, S. 39). Nach Tzschaschel (1986:106) ist ,,die Frage nach der
Wahrnehmung von Raumelementen (...) im Grunde identisch mit der nach räumlichen Entscheidungen" und die Frage nach der
Wahrnehmung von Hazards folge demselben Muster. Zudem zieht sie als Resümee, dass sich Einstellungen als wenig aussage-
relevant in Bezug auf Verhalten erwiesen hätten. ,,Sie existierten als Meinungen neben den Entscheidungen, ihnen wird jedoch
ein gewisser Stellenwert als `Neigungen', so genannten Verhaltensdispositionen, zugesprochen. Bezogen auf potentielle Ereig-
nisse (Hazards) ist man auf die Ermittlung von Einstellungen angewiesen." Außerdem stellt sie die Behauptung auf, Präferen-
zen seien Entscheidungen, auch wenn sie in einem Teil der Untersuchungen als normative Entscheidungsrichtlinien behandelt
würden, hätten deren Ermittlung denselben Zweck wie die von Entscheidungsprozessen (ebd., S. 107). Wenngleich sie in
dieselbe Richtung wirken, wird in dieser Arbeit doch ihrem Einflusscharakter auf Entscheidungen der Vorzug gegeben und sie
werden somit getrennt von den Entscheidungen selbst betrachtet. Jedoch könnte dieses Kapitel auch ,,Einflussfaktoren auf die
Wahrnehmung" oder ,,Einflussfaktoren auf die Bewertung" heißen, da die Grenzen eben ineinander übergehen und es kaum
auszumachen ist, auf welchen der Bereiche ein bestimmter Faktor einwirkt. Nach Ansicht des Verfassers bauen Entscheidungen
jedoch auf Wahrnehmung und Bewertung auf bzw. Wahrnehmung und Bewertung münden in Entscheidungen, so dass Einfluss-
faktoren auf Wahrnehmung und Bewertung somit in der Summe zugleich Einflussfaktoren auf Entscheidungen sind, womit sich
der Titel des Kapitels rechtfertigt.
Dabei lassen sich die persönlichen Einflussfaktoren etwa wie in Tabelle 1 folgt innerhalb des Gesamtkonzepts der Mikrogeo-
graphie einordnen (nach Tzschaschel 1986, S. 16). Danach werden einzelne zu untersuchende Einflussfaktoren im Konkreten
aufgelistet, in einem ersten Absatz jene aus Tabelle 1, anschließend weitere.
16

Tab. 1: Individuumsbezogene Konzepte in der Mikrogeographie
Räumliche Ebene
Handlungsebene
Inner-individuelle Ebene
Innerpersonelle Faktoren Persönlichkeitsprozesse
Außer-individuelle Ebene
Wahrnehmungsraum
Sozialraum
Aktionsraum
Aktivitätsraum
Identifikationsraum
Sozialisationsraum
Umwelt
Territorium
Räumliches Verhalten
Handeln
Handlungsmuster
Aktivitäten
Kommunikation
Interaktion
Nutzung
Bewertung
Präferenz
Bedarf
Umweltprägendes Verhalten
Tätigkeiten
Akzeptanz
Wahrnehmung
Motiv
Image
Orientierung
Erfahrung
Erlebnis
Vorstellungsbild
Abwägen
Identifikation
Meinung
(Emotion)
Motivation
Stimmung
Klischee
Werte
Einstellungen
Wille
Verhaltensdisposition
Bedürfnis
Natürliche Umwelt
Gebaute Umwelt
Soziale Umwelt- Gesellschaft
Kulturelle Umwelt
Sozialisation
Rollen
Normen
Information
Sachzwänge-constraints
- Werte, Normen, Intuition; normiert oder offen; Verhaltensgenetik, Verhaltenserwartung
- politische Orientierung, traditionelle vs. unkonventionelle Mentalität; Image, Einstellungen
- Soziale Umwelt - Gesellschaft, Kulturelle Umwelt, Natürliche Umwelt, Gebaute Umwelt
- Identifikation, Meinung, Erfahrung (Alter), Präferenz
- ökonomisch-soziale Situation, sozio-ökonomischer Status
- Gesellschaft, politisches, ökonomische und soziales System, Sozialisation-Sozialisationsraum
- gesellschaftlich-ökonomische Machtstrukturen, historisch-gesellschaftlich überkommene Informationen, Werten, Normen
- Motive (Schrecklichkeit-Hilfe), Bedürfnisse (Sicherheit), Werte, Normen, Einstellungen
- Verhaltensdisposition: Um-zu-Motive (zukunftsbezogen bzw. motivationell-teleologisch), Weil-Motive (vergangenheits-
bezogen bzw. thematisch-wiedererkennend, kausal), Interpretationsmotive (gegenwartsbezogen bzw. aktuell-situativ)
(Handlungsmodell von A. Schütz, 1984; Scheiner 2000, S. 107f.)
- Stimmung, Affekte in der aktuellen Situation, emotionale Betroffenheit
- Institutionen-Regelsysteme: Abwägung der Maßnahmeoptionen, Interessenausgleich, Beschlussfassung; Gebote, Verbote,
formalisierte Raumplanungsverfahren, berufliche Selbstverwirklichung (Interesse, ein Areal städtebaulich zu entwickeln)
- Rollenerwartung, Gruppenverflechtung; Akteurskonstellationen
- Handlungsziele - Handlungsspielraum, Sachzwänge-constraints (was will ich?, was darf ich?, was kann ich?)
- Anspruchsniveau - persönliche wie kollektive Erwartungen und Bedürfnisse; Image, Bedarf, Verhaltenserwartung, Akzep-
tanz, Wille
- Fähigkeiten und Präferenzen, Routinen (Habitulationen), Aufnahme-/Verarbeitungskapazität
- Wissen (Bekanntheit), Erfahrung (beruflich und privat [Betroffenheit durch Schäden]), prognostische Einschätzung, Ziele,
Informationsverarbeitung, Gewöhnung
- Informationsfelder: täglicher Kontaktraum, indirektes Kontaktfeld, unregelmäßige Events oder Konsultationen
- Identifikationsraum, kognitives räumliches Vorstellungsbild/mental map
- Verantwortung: Verantwortungzuschreibung, personale Verursachung
- Handlungsmöglichkeiten: Coping-Einschätzung: wahrgenommene Verhaltenseffizienz, Selbsteffizienz, Kosten, Barrieren
- Handlungsnotwendigkeiten: Bedrohungs-Einschätzung: wahrgenommene Verletzbarkeit, Schweregrad, basale Werte
- subjektive Kompetenzerwartung, Handlungsergebniserwartung, Handlungsfolgenerwartung (Modelle dazu siehe II.2.2.3)
Aus dieser Liste wurden verschiedene Punkte ausgewählt und entweder bereits im Fragebogen oder aber danach in der Inter-
viewauswertung umgesetzt (siehe Gliederungspunkt III.1.2 - Methodik).
Hochwasser gehört zu jenen Katastrophenarten, deren Ursachen am ehesten Entscheidungen zugeschrieben werden. Und hier
sind es vor allem die Kategorien ,,Ergebnis falscher Planung" und ,,Schwere Folgen wegen Ansammlung von Werten", die als
Ursachen ausgemacht werden (Pohl 1998, S. 160). Nach Pohl (ebd.:159) könne man Entscheider in Form von Personen und
Organisationen identifizieren und somit als - zumindest mittelbare - Verursacher festmachen. ,,Wenn der Staat z. B. die
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Erschließung eines Baugebiets in einer überschwemmungsgefährdeten Aue vornimmt, ist er fast automatisch auch der Adressat
bei der Suche nach dem Schuldigen, wenn dieses Gebiet vom Hochwasser heimgesucht wird. Durch die Entscheidung, hier
bauen zu lassen, wird die Hochwassergefahr zum Hochwasserrisiko. Für das vermehrte Hochwasser am Fluss ist nicht (nur) der
viele Regen verantwortlich, sondern die Politik, die Retentionsflächen versiegeln lässt oder in Kauf nimmt, dass sich das Spei-
chervermögen der Wälder verringert." Da man eine Erklärung, die die Sündenbockfunktion übernehme, brauche, lege der
Zugriff auf Entscheidungen von Entscheidern nahe, womit die politische Dimension erreicht wäre (Pohl 1998, S. 160). Wenn
aber den Entscheidungen von Entscheidern soviel Bedeutung zukommt, dann ist es von Interesse, wie diese Entscheidungen
beim Einzelnen zustande kommen. Dies lässt sich über die Ermittlung der Einflussfaktoren (bzw. die Stärke des Einflusses, die
bestimmte Faktoren vergleichend zu anderen Faktoren und vergleichend zu anderen Entscheidern ausüben) analysieren.
Deshalb wird diesem Bereich in dieser Untersuchung viel Platz eingeräumt. Vor allem die sich daraus ergebende Frage der
moralischen Verantwortungszurechenfähigkeit wird in der Interviewauswertung ausführlich diskutiert.
Auch Kuhlicke Drünkler (2004:42 f.) beantworten die ,,zentrale Frage: die für eine Naturrisiko verantwortliche Entschei-
dungsebene" wie folgt: ,,Ist der Grundstückseigentümer, der in der Flussaue baut, für die soziale Konstruktion des Naturrisikos
zu verantworten oder ist der Staat, hier speziell die Kommune, die die Flussaue als Baugebiet ausgewiesen hat, zu beschuldi-
gen? In einem hoheitlich steuernden Staat seien staatliche Organisationen und Vertreter zuallererst verantwortlich bei dieser
Risikokonstruktion." Es sei Aufgabe staatlicher Institutionen, Vorsorge zu betreiben. Auch die ,,formal-rechtliche Justifikation"
ist in Form von ,,Gewährleistung der Sicherheit und des Schutzes der Bevölkerung vor Schäden die originäre Aufgabe des
Staates" - dies ist ,,Bestandteil der Gemeinwohlorientierung des Staates. Folglich ist die Regulation und Umsetzung präventiver
Maßnahmen größtenteils von kollektiv bindenden Entscheidungen des politisch-administrativen Systems abhängig und nicht
allein von individuellen Handlungsweisen" (ebd.).
Jedoch spielen hier normative Auffassungen, gesellschaftspolitische Einstellungen wie auch das berufliche Selbstverwirkli-
chungsinteresse eine Rolle. Ein Stadtplaner beispielsweise, der ein architektonisches Gestaltungsinteresse hat und von einem
liberal-eigenverantwortlichen Menschenbild ausgeht, das den Einfluss des Staates generell minimieren will (Wert individueller
Freiheiten gegen hoheitliche Restriktion), wird hier kaum eine (moralische) Verantwortungslast auf seiner Schulter empfinden
bzw. allenfalls seine ihm vom Amtswegen auferlegten Pflichten erfüllen, wie die Abarbeitung der vorgeschriebenen Beachtung
von Belangen und die darauf aufbauenden Festsetzungen im Plan (z. B. ,,hochwasserangepasste Bauweise").
Nach Slovic (2000, S. XXXVI) haben sich die Risikobeurteilungen der Wissenschaftler/Forscher auch als disponiert herausge-
stellt für nicht-technische, soziale und kulturelle Faktoren, eingeschlossen Folgeeffekte. Wissenschaftler seien genauso wie die
Öffentlichkeit beeinflusst von Emotionen und Affekten und ebenso von Lebensanschauungen, Ideologien und Werten, beson-
ders wenn sie an der Grenze ihres Fachwissens arbeiten.
2.2 Handlungsorientierte Geographie: Intentionalität für raumrelevantes Verhalten
Es lässt in der sozialgeographischen Forschung eine zeitliche Abfolge der Aufnahme verhaltenswissenschaftlicher und
handlungswissenschaftlicher Ansätze verzeichnen. Erstere sind durch ihre behavoiristische Grundhaltung rein auf das objektiv
beobachtbare, messbare Verhalten ausgerichtet und bedienen sich somit quantitativer Methoden. Ursprünge sind hier vor allem
in psychologischen Grundlagen zu suchen. Zweitere hingegen entstammen eher den soziologischen Grundlagen. Hier geht es in
qualitativen, sinnrekonstruierenden Verfahren darum, den Sinn des Handelns herausfinden; das Individuum wird als aktiv
handelnd und nicht mehr nur reaktiv verhaltend betrachtet.
18

Verhalten erscheint bei Häsler (1988:17) als Reaktion des Menschen auf seine natürliche und gestaltete Umwelt, als Funk-
tionserfüllung auf verschiedenen Ebenen, die zweckgebunden ist (ebd.:30). Einmal werde der Wirkung der Umwelt, einmal
dem formenden Einfluss des Menschen mehr Gewicht gegeben (ebd.:17). Zentraler Aspekt des Handelns ist die Intentionalität.
Scheiner (2000, S. 76-79) legt dar, wie durch sie das Handeln gegenüber dem Verhalten als Kernbegriff des Behaviorismus
abgegrenzt wird: Verhalten ist eine Reaktion auf einen Reiz, objektiv von außen beobachtbar, empirisch beschreibbar und
somit festgelegt auf den Bewegungsaspekt. Handeln hat mit dem Aspekt der Sinnhaftigkeit eine innere Seite, ist zielgerichtet
und ist hermeneutisch erschließbar. Sinn, Grund, Intention, Motiv und Absicht sind teleologisch und implizieren Selbststeue-
rung des Handelnden und damit Freiheit. Ursachen sind kausaler Natur (ursächlich zusammenhängend, Ursache und
Wirkung) und implizieren Gesetzmäßigkeiten.
Und weiter führt Scheiner (2000, S. 87f.) aus, wie sich bei Sedlacek die Kulturgeographie als normative Handlungswissen-
schaft darstellt: Statt des Kausalitätsprinzips gilt in der Sozialgeographie das Prinzip der Sinnrationalität. An die Stelle der
Ursache-Wirkungs-Relation tritt die Grund-Folge-Relation. Denn praktische Aufgaben (Zielsetzungen) lassen sich nur norma-
tiv begründen und nicht durch Gesetzmäßigkeiten. Man versteht Handeln, indem man die Gründe rekonstruiert, die der
Handelnde dafür hatte.
Weitere wichtige Grundlagen für diese Untersuchung sind die Ansätze der begrenzten Informationsverarbeitungsfähigkeit des
Menschen (,,bounded rationality") und der Constraints-Ansatz. Nach Slovic, Kunreuther White (2000:6,31) dokumentieren
zusammenlaufende Anhaltspunkte aus Psychologie, Ökonomie, `governmental policy-making' und Geographie die Nützlichkeit
der `bounded rationality' als ein Rahmenwerk/Bezugssystem für die Konzeptualisierung von Entscheidungs-Prozessen.
In Constraints-Modellen wird die Entscheidungsfreiheit durch äußere Zwänge (Constraints) ergänzt, die den Handlungsspiel-
raum des Einzelnen einschränken. Dazu zählen persönliche Faktoren (Geld, Zeit) und Umweltfaktoren (sozioökonomische
Rahmenbedingungen). Die begrenzte Kapazität des Raumes und die grundsätzliche Knappheit des Zeitbudgets sind wichtige
Argumente für die Rationalität des Alltagshandelns. Weiterhin gibt es soziale und sozialpsychologische Constraints. Für das
eigenverantwortliche Handeln von Arbeitnehmern wäre es bspw. beruflich-institutionelle Vorgaben.
Zusammengefasst lässt sich die handlungstheoretische Geographie beschreiben als die Erfassung, Beschreibung und Erklärung
von Handlungen. Das Erkenntnisziel liegt im intendierten Sinn und Zweck des Handelns; darin, Handlungsabläufe in ihren
Wert- und Sinnzusammenhängen zu analysieren, um die daraus folgenden Strukturen und Prozesse zu erklären. Die menschli-
che Aktivität wird aus teleologischen, nicht aus kausalen Begriffen erklärt bzw. gedeutet. Zentraler Aspekt des Handelns ist die
Intentionalität. ,,Diese Trendwende in der Geographie (hauptsächlich in der Sozial-, Human- und Stadtgeographie) vollzog sich
Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre als Forschungsfragen gestellt wurden, die mit den bisherigen Theorien nicht
beantwortet werden konnten. Zu den Beispielen zählen die Forschungen zum Wanderungsverhalten und Standortentscheidun-
gen, die Natural-Hazards-Forschung und Forschungen zum Fremdenverkehr" (Büchele 2001, S. 3). Da sich die vorliegende
Arbeit einer sozialwissenschaftlichen Hazard-Forschung verschreibt, ist das handlungsorientierte Denken ihre theoretische
Grundlage. Gerade bei Naturgefahren stellt sich ja die Frage, inwiefern Menschen nur auf sie reagieren oder inwiefern sie als
Risiken wahrgenommen werden, die in ihren katastrophalen Auswirkungen beeinflussbar sind.
An der Unterscheidung zwischen Gefahr und Risiko nach Luhmann fällt Bechmann (1993c:243) auf, ,,wie eng der Risikobe-
griff in Zusammenhang mit Entscheidung gebracht wird. Risiko setzt eine Entscheidungssituation voraus. Aus der Möglichkeit
einer Naturkatastrophe folgt noch kein Risiko, höchstens eine Bedrohung. Erst wenn man entscheidet, ob man etwas dagegen
tun will, kommt Risiko ins Spiel
.
" Deshalb sollte man ,,von Risiko (...) erst sprechen, wenn die Nachteile der eigenen Entschei-
19

dung zugerechnet werden müssen" (Luhmann 1993:327). Luhmanns Statement lautet nämlich: ,,Bei Gefahren wird der
Schadenseintritt der Umwelt zugerechnet, bei Risiken wird er als Folge des eigenen Handelns oder Unterlassens gesehen. Der
Unterschied läuft also auf eine Frage der Zurechnung hinaus. Die Risikoübernahme beruht mithin auf einer Vergegenwärtigung
der Gefahr" (Luhmann 1988, zit. in Bechmann 1993c:243). Allerdings ordnete Luhmann (1990) nach Bechmann (1993b:XXI)
Naturkatastrophen dem Bereich der Gefahren zu. Deshalb war es einerseits in der vorliegenden Untersuchung wichtig, das
Ursachengefüge (physisch/anthropogen) in den Fragen 4 + 5 der Interviews abzufragen, andererseits ist es wichtig darauf
hinzuweisen, dass es hier nur um die Risikowahrnehmung der Experten und Entscheidungsträger geht, deren Handeln nämlich
wirklich die Auswirkungen von Naturkatastrophen beeinflusst und nicht um jene der Betroffenen oder Zuschauer, bei denen
sich die Frage, welche Bedeutung ihr Handeln für die Gefahr hat, als schwieriger erweist. Sie ließe sich zwar über die Notwen-
digkeit der Eigenvorsorge herstellen, trotzdem bleibt ein Rest'risiko', das nicht ihren Entscheidungen unterliegt, sondern jenen
der Verantwortlichen. Eigentlich müsste man so von Rest'gefahren' sprechen. Die ungeklärte Frage wäre dann, ob `Risiko'
immer nur der eigenen Entscheidung zuzurechnen ist oder generell einer menschlichen Verantwortung, wer auch immer diese
trägt. Sollte sich ein Verantwortlicher nämlich nicht ausfindig machen lassen (wegen verzweigter Entscheidungsstrukturen in
Behördenapparaten), dann handelte es sich sonst gar nicht um `Risiko' oder Rest'risiko'!
2.3 Verhaltens- und Handlungsmodelle
Allgemeine sozialwissenschaftliche Verhaltens- und Handlungsmodelle
Weichhart (1986) entwickelte ein handlungstheoretisches Modell der Mensch-Umwelt-Interaktion (Abb. 10), in dem die
Bewältigung der Intentionskonflikte, die von den Möglichkeiten (Ressourcen, Repertoire) und Zwängen (Constraints, Mittel-
verfügbarkeit) abhängig ist, gemäß dem handlungsgeographischen Paradigma im Zentrum steht.
Abb. 10:
Handlungstheoretisches
Modell der
Mensch-Umwelt-Interaktion
nach Weichhart (2007)
(homepage.univie.ac.at/peter.weichhart/LVs/GKPD/GKP
D2 M0402II.ppt ; 30.07.07)
Grundlage für die empirische Untersuchung dieser Arbeit bildet das Modell des Ansatz zu einer Raum-Verhaltenstheorie in ei-
nem Regelkreis nach Wood 1985. Hier wird von einer lebensräumlichen Realität als bedingungssetzend für menschliches Ver-
halten ausgegangen. Dabei werden die selektierten wahrgenommenen Aspekte nach ihrer Deutung gemäß den Einflussfaktoren
synergetisch bewertet. Auf dieser Grundlage kann es dann zu Entscheidungen kommen, die sich im Verhalten manifestieren.
20

Abb. 11: Räumliche Existenzbedingungen und menschliches Verhalten als Regelkreis, Ansatz zu einer Raum-Verhalten-
Theorie (Wood 1985:25)
Es wurde wie folgt vom Verfasser modifiziert. Dabei fielen die vielfältigen Rückkopplungsmechanismen weg, da es nicht
Gegenstand der Untersuchung war, einen Regelkreis zu analysieren.
Dies ist zwar ein verhaltenstheoretisches Modell, da aber zumindest unter Einflussgrößen die Ziele vorkommen, kann man
darin einen handlungstheoretischen Aspekt erkennen. In handlungsorientierten Modellen, wie in Abb. 10 stehen Intentionen im
Zentrum. Es enthält auch den für diese Untersuchung grundlegenden Viererschritt
Wahrnehmung - Bewertung - Entscheidung - Handeln.
Wahrnehmungs- und Verhaltensmodell im Risikokontext
Übertragen auf die Naturkatastrophenproblematik können die Verhaltensmodelle das Bild der Abb. 13 ergeben. Auch hier ist
der ist der vorher genannte Viererschritt inbegriffen, wobei Handeln aufgeteilt ist in Reaktionen und Veränderungen:
21
Differenzierte ,,äußere" Einflüsse
Lebensräuml. Realität
selektive Wahrnehmung
resultierendes Verhalten
synergetische
Deutung Bewertung Entscheidung
Einflussfak toren auf sy nergetische Bewertung:
ökonomisch-soziale Situation
,
Wissen
,
Erfahrung
,
prognost. Einschätzung
,
Ziele
,
Werte,
Normen
,
Intuition
Abb. 12: Raum-Verhalten-Modell
(eig. Darst., verändert aus Wood
1985, S. 20)

Abb. 13: Antworten
auf eine Katastrophe
(aus: Geipel 1992, S.
243)
Integriertes Handlungsmodell
Um die psychologischen Einflussfaktoren und deren Prozesse zu betrachten wurden folgende Modelle ausgewählt und gemein-
sam synthetisiert:
Abb. 14: Phasen des Integrierten Handlungsmodells aus Guse (2005:66) (Integriertes Handlungsmodell Marten Rost 1998)
Abb. 15: Das Integrierte Modell zum Umwelthandeln aus Guse (2005:71)
1
Die Erklärung der Synthese findet sich in der Interviewauswertung unter Gliederungspunkt 2.4.1, Abschnitt Verantwortung und
Engagement und meint kurz, dass hier Verhaltenseffizienz mit Handlungs-Ergebnis- und Handlungs-Folgen-Erwartung sowie
Selbsteffizienz mit subjektiver Kompetenzerwartung gleichgesetzt wurden. Allerdings sind Motivierungs-, Motiv- und
Handlungsauswahlphase im Integrierten Modell zum Umwelthandeln beim Theoretischen Rahmenmodell der Schutz-Motivati-
on nicht in nacheinander folgenden Phasen sondern in zwei gleichzeitig verlaufenden Prozessen der Bedrohungs- und Coping-
Einschätzung dargestellt - hier könnten gemäß des Viererschrittes der erste Prozess als `Wahrnehmung', der zweite als `Bewer-
tung', die ,,Wahl der Coping-Strategie" und die ,,Verhaltensintention" als `Entscheidung' und das ,,Verhalten" als `Handeln'
(Umsetzung, Implementierung) angesehen werden.
1
http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=974971103dok_var=d1dok_ext=pdffilename=974971103.pdf
22

Abb. 16: Theoretisches Rahmenmo-
dell der Schutz-Motivation in
Kannapin (2000:53) nach Gardner
und Stern (1996)
2
Beim folgend dargestellten Entscheidungsprozessmodell geht es um die ,,Strategische Planung ökologischer Umbauprozesse"
und ,,was (...) Raumplanung von der Strategieforschung lernen [kann] (Hutter Wiechmann 2003, S. 4), nämlich ,,kooperati-
ves Lernen im Rahmen der Strategieentwicklung von Kommunen und Regionen" (Hutter Schanze 2004, in Felgentreff/
Glade, S. 73). Es wird dort angewendet für die ,,Entwicklung von Hochwasserrisiken in Flussgebieten, [die] in einen vielschich-
tigen Kontext der Strategieentwicklung eingebettet [sind]" (ebd.). Dabei sollten die ,,Potenziale kooperativen Lernens für das
Hochwasserrisikomanagement am Beispiel der Vorsorge gegenüber Sturzfluten [- hier] im Flussgebiet der Weißeritz" (ebd., S.
63) dargestellt werden. Dies geschah unter dem Vorzeichen, dass ,,zur Steuerung des gesamten Zusammenhangs zwischen
physischen Prozessen einerseits und deren gesellschaftliche Beeinflussung bzw. die gesellschaftliche Betroffenheit andererseits
(...) keine durch formelle Institutionen geregelten Zuständigkeiten [bestehen]. Für ein ganzheitliches Hochwasserrisikomanage-
ment fehlen damit die institutionellen Voraussetzungen", was zum Erfordernis neuer Entscheidungsmodi und ggf. neuer Institu-
tionen führe (ebd. S. 73f.). Dieses Modell wurde deshalb hier mit aufgenommen, weil es als einziges den Schritt der `Entschei-
dungen' innerhalb des Viererschrittes klar herausstellt und von anderen abgrenzt und begründet, warum dies so wichtig ist in
Form der verschiedenen ,,Entscheidungsmodi", die denkbar sind. ,,Entscheidungshandlungen" sind aber gemäß des Vierer-
schrittes den `Entscheidungen' zuzuordnen und der Schritt des umsetzenden bzw. implementierten `Handelns' fehlt hier ganz.
Der Schritt der `Bewertung' wird hier mit unter dem der
`Wahrnehmung' gefasst, weil ,,das Flussgebiet als Natur-
raum (...) auch bei kollektiv einheitlicher Definition
[Konsens einer verbesserten Vorsorge in der 'Gemeinsa-
men Erklärung' - A.d.V.] von den Akteuren unterschied-
lich kontextualisiert und deshalb verschieden interpre-
tiert wird" (ebd.), was dann eben schon die `Bewertung'
darstellt.
Abb. 17: Entscheidungsprozessmodell
(Hutter Schanze 2004, in Felgentreff/Glade, S. 73, aus
Hutter Wiechmann 2003, S. 4
3
nach Tonn et al. 2000)
2
http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=959149929dok_var=d1dok_ext=pdffilename=959149929.pdf
3
http://www.ioer.de/PDF/InfoPDF/info24.pdf
23

3. Interdisziplinäre Risikoforschung - Risikomanagement - Risikokultur
3.1 Interdisziplinäre Risikoforschung
Bei Naturgefahren sind bestimmte Restrisiken unvermeidlich. Deshalb wird bspw. anstelle von `Hochwasserschutz' von
`Hochwasserrisikomanagement' gesprochen und der Begriff der `Risikokultur' geprägt. Dennoch hat auch der Begriff `Hochwas-
serschutz', z. B. in Form technischer Maßnahmen weiterhin seine Berechtigung. Gegenüber solchen strukturellen Maßnahmen
gewinnen aber die nicht strukturellen oder nicht technischen, nämlich die operativen, planerischen, aufklärerischen Maßnahmen
immer mehr an Bedeutung. Unter `Hochwasserschutz' wird aber vielfach noch die Umsetzung der `harten' Baumaßnahmen
verstanden, sodass eine gewisse Ablösung des Begriffes durch einen, der die `weichen' Maßnahmen verstärkt miteinbezieht,
sinnvoll erscheint. Zudem kann dieser Begriff falsch verstanden werden, als würde er 100-prozentigen Schutz gewährleisten
können. Ein Begriff, der das `Risiko' miteinbezieht, drückt jedoch die Abhängigkeit des Ausgesetztseins gegenüber Naturgefah-
ren von allen möglichen darauf bezogenen oder nicht darauf bezogenen Handlungen aus.
Dieses Kapitel soll einen Überblick über die weitverzweigte und teilweise unterschiedlich angewendete Terminologie des
abstrakten Risikomanagements geben und mit Abbildungen veranschaulichen. Banse Bechmann (1998) führen folgende Sicht-
weisen an: (Versicherungs-)Mathematische Sichtweise, Natur- u. technikwissenschaftliche Sichtweisen, Entscheidungs-theoreti-
sche Sichtweise, Psychologische Sichtweise, Wirtschaftswissenschaftliche Sichtweise, Rechtswissenschaftliche Sichtweise,
Soziologische Sichtweise, Politikwissenschaftliche Sichtweise, Kulturanthropologische Sichtweise, Gesellschaftstheoretische
Sichtweise, Philosophisch-ethische (und theologische) Sichtweisen. Dabei bemerken sie (ebd.:7) auch die ,,begriffliche Unschär-
fe bzw. Variabilität der unumgänglichen Sprachschöpfungen." ,,Gleiche Worte werden in unterschiedlichen Betrachterperspekti-
ven und Forschungskontexten für Ungleiches verwendet", sodass ,,Missverständnisse vorprogrammiert" sind.
Die geographische Hazard-Forschung wird beschrieben als Betrachtung von Umweltfaktoren unter ihrem Risikoaspekt. Als
Hazard fasst dieser Ansatz die ,,Interaktion" von zwei Systemen, und zwar ,,1. dem System Umwelt mit seinen Erscheinungsfor-
men, 2. dem System Mensch oder Gesellschaft und deren Belangen, wobei sich die Interaktion solcherart auswirkt, dass sie zum
subjektiv wahrgenommenen Nachteil des Systems Mensch verläuft und wobei beide Systeme durch Gegenmaßnahmen des
Menschen oder der Gesellschaft beeinflusst werden können" (Geipel 1992, S. 3). Banse Bechmann (1998:33) unterscheiden
`Natural-', `Man-made-' und `Social-' Hazards. ,,Für Natural Hazards als Interaktionsergebnis von (Bereichen oder Teilen)
natürlicher Umwelt und Mensch bzw. Gesellschaft gilt zusätzlich, dass derartige Interaktionen `ereignishaften' Charakter haben
und `extreme', d. h. statistisch seltene Ereignisse darstellen müssen." Anhand der zwei Dimensionen, der analysierenden (Risiko-
analyse) und der planerischen (Risikomanagement) Dimension bezeichnen Banse Bechmann die Hazardforschung als ,,natur-
wissenschaftlich, überwiegend jedoch sozialwissenschaftlich geprägten Ansatz" (ebd.). Da dieser Ansatz zudem bisher eher auf
Bevölkerungsstudien ausgerichtet war und erst in jüngster Zeit die Risikowahrnehmung von Experten untersucht wird (siehe
Gliederungspunkt III.3.1: RIMAX-Teilprojekt Bonn), ergeben sich einige Schwierigkeiten, die vorliegende Arbeit der Hazard-
Forschung zuzuordnen: hier interessieren alle, auch kleinere Hochwasserrisiken und demzufolge häufigere Ereignisse; nicht
untersucht werden die naturwissenschaftliche Seite und die Risikowahrnehmung der Bevölkerung. Zwar ist diese Arbeit einer
sozialgeographischen Hazard-Forschung gewidmet, aber um mit sozialwissenschaftlichen Methoden raumplanerische Erkennt-
nisse zu erzielen.
24

Eine einfachere viergliedrige Systematik der Risikoansätze nehmen Dikau Weichselgartner (2005:26ff.) vor. Die zwei für
diese Arbeit relevanten werden zitierend an dieser Stelle erklärt:
ingenieur-technische Ansätze
wahrnehmungs-kognitive: Ergebnisse der Risikoabschätzungen von Experten weichen oftmals stark von intuitiven Bewer-
tungen der Bevölkerung ab; abwägendes Individuum, das Vor- und Nachteile einer Risikoquelle subjektiv gewichtet und
nach einer individuellen Präferenzordnung zu einem Gesamturteil verknüpft - Ermittlung von Wahrnehmung und Akzep-
tanz bestimmter Risiken durch Befragung; Faktoren, die auf die Entscheidungsfindung einwirken, geben Aufschluss über
die subjektive Komponente der Risikowahrnehmung und -bewertung
kulturell-soziologische und kulturanthropologische Ansätze
geographisch-naturräumliche: Wechselwirkung zwischen natürlicher Umwelt und Gesellschaft
Neben schon genannten sind aus soziologischer Sicht zentrale Termini der Risikothematik u. a. die Ambiguität (Unschärfe),
Kontingenz (immer auch anders möglich, Zufalls- oder Beliebigkeitsspielraum), Unsicherheitsabsorption (Übernahme) (Holzheu
Wiedemann 1993, Jungermann Slovic 1993, van den Daele 1993, Japp 1996).
3.2 Phasen des Risikomanagements
Banse Bechmann (1998) unterscheiden wie viele andere folgenden Viererschritt: Risikowahrnehmung und -identifizierung,
Risikoanalyse und -abschätzung, Risikobewertung und -entscheidung, Risikomanagement. Gelegentlich wird aber dem Terminus
`Risikomanagement' eine ganzheitliche, übergreifende Funktion zugeordnet, was den Bereich der Forschung und Implementie-
rung betrifft, und noch übergeordneter wird beim Begriff `Risikokultur' der gesamtgesellschaftliche Umgang mit verschiedenen
Risiken betrachtet. Dieser Rahmung wird sich hier angeschlossen. Letztlich ist beides möglich: Wahrnehmung, Abschätzung und
Bewertung als Voraussetzung oder als Bestandteil der Risikomanagements anzusehen.
Risikowahrnehmung wird bei Banse Bechmann (ebd.:9) verstanden als ,,Annahme über zumeist negativ bewertete Auswirkun-
gen menschlichen Handelns und Verhaltens und der Wahrscheinlichkeit ihres Eintretens durch Individuen, Gruppen oder Institu-
tionen." Dabei gibt es ,,keine Einheitlichkeit beim Risikoverständnis wegen gesellschaftlicher Kontexte, individueller Betrach-
tungsweisen, rational und emotional geprägter Empfindlichkeiten sowie (wissenschaftlich fundierter oder erfahrungsbasierter)
konzeptioneller Vorverständnisse." Es gilt zu unterscheiden zwischen einer Risikowahrnehmung im engeren Sinne und einer im
weiteren Sinne: Erstere ist demnach entweder das quantitativ-empirische Erkennen und Begreifen von Risiken oder ,,zufälliges,
spontanes Erkennen und systematisches Erfassen von Risikosituationen und risikoträchtigen Handlungen, ihre potentielle Folgen
und Bedingungen ihres Eintretens" (ebd.:11). Die Risikowahrnehmung mit weitem Verständnis meint ,,intuitives oder rein erfah-
rungsbasiertes ,,vor-" und ,,außer-"wissenschaftliches, bereits vorstrukturiertes und fokussiertes (und damit bewusst kontextuali-
siertes) Wahrnehmen von Erfolgs- und Misserfolgsmöglichkeiten, von Gefahrenschwellen und Risikosituationen, von möglichen
Zusammenhängen zwischen Handlungen und Folgen sowie von relevanten Daten und ihren Korrelationen" (ebd.). Definitorisch
bedeutet Risikowahrnehmung ,,intuitive, regel- oder methodengeleitete gedankliche Erfassung von Unbestimmtheit und Kontin-
genz hinsichtlich Zielerreichung bzw. nichtintendierter Folgen sowie deren mögliche Konsequenzen" (ebd.:12). Bei der Risiko-
analyse und -abschätzung werden in ,,Verfahren systematischen und systematisierenden (...) Eingrenzen[s] und Darstellen[s] von
unbekannten Komponenten in Risikosituationen (...) Erkenntnisse über Tragweite von Berücksichtigung oder Nichtberücksichti-
gung von Unbestimmtheiten sowie Wahrscheinlichkeit des Eintritts unterschiedlicher Folgen [gesammelt] - als Grundlage für
eine Beurteilung des einzugehenden bzw. eingegangenen Risikos - seine Bewertung - als Basis ,,rationaler" Entscheidungen und
Handlungen" (ebd.:15).
Risikobewertung und Entscheidung beziehen sich darauf, ,,ob und inwieweit Leben und Überleben (...) durch Nutzung oder
Unterlassung [moderner Technologie] befördert oder gefährdet wird, welcher Vorteil und welcher Nachteil dem Einzelnen wie
25

der Gesellschaft [aus technischen Lösungen und ihrer Anwendung] erwachsen könn(t)en." Risikoeinschätzung, Risikobewertung
sind also ,,Prozeduren, die die Unbestimmtheit zukünftiger Zustände (d. h. möglicher jedoch nicht notwendig eintretender Wir-
kungen und Folgen) zu `kalkulieren' trachten" (ebd:16). Risikomanagement ist für Banse Bechmann die ,,Gesamtheit der Maß
-
nahmen und Methoden, mit denen die angestrebte Sicherheit erreicht werden soll", also eine ,,Reduzierung der Unbestimmtheit,
[die] präventiv einerseits ursachenorientiert, andererseits wirkungsorientiert erfolgen [kann]" (ebd.:22). Bezüglich des ,,Risiko-
managements" ist hier noch eine von der Auffassung von Banse Bechmann divergierende Definition gegenüberzustellen, weil
sie in dieser Arbeit vertreten wird und auch speziell das Hochwasserrisikomanagement betrifft: Nach Schanze (2005:169) ist dies
nämlich die ,,kontinuierliche und ganzheitliche gesellschaftliche Analyse, Bewertung und Minderung von Hochwasserrisiken."
Parallel zu all diesen bzw. als Querschnitts-Prozedur läuft die Risikokommunikation ab, die nach Banse Bechmann (ebd.:16)
,,als kooperatives Verfahren" angelegt ist. ,,Erforderliche Wertungen und ,,Setzungen", notwendige Ausgangsprämissen und
Selektionskriterien sind nicht willkürlich und einseitig vom ,,Analysator" festzulegen", sondern die ,,unterschiedlichen Sichtwei-
sen, Begründungen, Wertvorstellungen, Kriterien und Präferenzen (,,Kontexte") der verschiedenen Akteure in Risikosituationen"
sind zu berücksichtigen. ,,Bedingungen, Schwierigkeiten, Mechanismen und Arenen der Kommunikation beeinflussen den Pro-
zess der Risikoanalyse und -identifizierung (auch -bewertung und -management!)" (ebd.).
Diese zwei Begriffsklassifikationen stehen hier stellvertretend und zusammenfassend für viele andere, die hier nur erwähnt
werden können: Loat Meier 2003, Hollenstein 1997, Merz 2006, Patt 2001, Plate Merz 2001, Weichselgartner 2002. Oft
sind dabei die Definitionen gar vertauscht, also letztlich beliebig anwendbar, was der englischen Terminologie und deren varia-
blen Übersetzungsmöglichkeiten geschuldet ist, z. B. `Analyse' und `Bewertung': `Risks Assessment' kann `Analyse' oder
`Abschätzung' meinen; zwei Klassifizierungsmöglichkeiten nach Renn (2006, Annex D):
`Risk assessment' = `Risk Analysis' + `Risk Evaluation'
`Risk Analysis' = `Risk Assessment' + `Risk Management' + `Risk Communication'.
Zusätzlich kann auch `Risk Appraisal' mit Abschätzung, Bewertung, Beurteilung oder Ermittlung übersetzt werden.
Tab. 2: Mögliche Gliederungen der Phasen (spaltenweise) des Risikomanagements, verschiedener Modelle (zeilenweise) aus der Literatur
- oben Viererschritt aus Abb. 12 (Raum-Verhalten-Modell)
Eine mögliche Phasengliederung im Hochwasserrisikomanagement veranschaulicht Abb. 20 nach Schanze (2006). Dabei wird
eine in der sozialwissenschaftlichen Auswertung dieser Arbeit nicht behandelte wissenschaftlich-technische ,,Risikoanalyse" der
in einer Phase integrierten ,,Risikowahrnehmung" und ,,Risikobewertung" vorangestellt (diese erste Phase wird aber im raumwis-
senschaftlichen Teil teilweise v. a. in Form von Plan- und Kartenwerken, nicht jedoch technischer Modellierung und Quantifizie-
26
Objektive Raumgegebenheiten,
lebensräumliche Realität
vs. Konstruktivismus bzw.
konstruierte Wirklichkeit

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836612968
DOI
10.3239/9783836612968
Dateigröße
17.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Stuttgart – Geo- und Biowissenschaften, Geographisches Institut
Erscheinungsdatum
2008 (Mai)
Schlagworte
risikomanagement hochwasserprävention flächenvorsorge raumplanung hazard-forschung
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Titel: Umweltwahrnehmung und Hochwasserrisikomanagement am Beispiel der Stadt Dresden
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