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Optimierung der Leistungsaufnahme eines solarbetriebenen Ad-Hoc-Netzwerk-Knotens

©2007 Diplomarbeit 108 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Problematik der Energieversorgung ist bei allen autonomen mobilen Systemen, die energetisch von der Außenwelt abgeschnitten sind sehr ähnlich: Die Lauffähigkeit basiert zu 100 % auf interne Energiespeicher (meist Akkumulatoren), in Ausnahmen zusätzlich noch auf Komponenten zur Energieerzeugung (z.B. Solarzellen). Im Gegensatz dazu haben klassische Netzwerkknoten - Wireless LAN Router und Access Points ohne Routing Funktionalität keine derartigen Probleme: Sie sind für den Einsatz am Stromnetz, in Büro- oder Wohnräumen konzipiert. Hier arbeiten sie zuverlässig und benötigen im Dauerbetrieb konstant zwischen 5 und 10 Watt.
In manchen Situationen hingegen, ist es ökonomisch nicht sinnvoll (bei weit entfernten oder schwer zugänglichen Außenstationen) oder schlichtweg unmöglich (Gebäude mit Denkmalschutz) einen solchen Netzwerkknoten zu betreiben, weil eine Anbindung an das Stromnetz nicht möglich ist. In diesen Fällen werden besonders angepasste Systeme eingesetzt: Handelsübliche WLAN Router werden in ein Verbundsystem, u.a. bestehend aus Akkumulatoren, Solarzellen und Steuerelektronik integriert. Die so erreichte dauerhafte totale Unabhängigkeit vom Stromnetz macht den Einsatz an besonders lohnenden Orten erst möglich. Diese aus Sicht der Netzabdeckung lohnenden Positionen sind meist Punkte in großen Höhen wie z.B. an Kirchtürmen, auf Dächern oder Bergen.
Um die herkömmlichen Geräte mit Stromsparmechanismen und einer Energieverwaltung auszustatten sind einige Anpassungen notwendig. Der Logik des ursprünglichen Verwendungszweckes nach, kann dies nur in einem sehr begrenzten Rahmen stattfinden, da sich allein durch softwaretechnische Veränderungen eine optimale Anpassung an den mobilen Einsatz nicht vollständig herstellen lässt.
Der hier verwendete Prototyp, bestehend aus einem WRT54GL WLAN-Router und Blei-Säure Akkumulator, verbraucht durchschnittlich 7 Watt und läuft bis der Akku entladen ist und die angeschlossenen Solarzellen nicht mehr genügend Strom für den Betrieb liefern.
Hier wird sehr deutlich, dass ohne effziente Steuerung der Lade- und Entladevorgänge bzw. ohne intelligente Energieverwaltung eine dauerhafte Funktion nicht gesichert ist. Das langfristige Ziel ist daher, vergleichbar mit dem Energiemanagement von Notebooks, in einer ähnlich aufgebauten Verwaltungssoftware die notwendigen Anpassungen und Einstellungen auf dem WLAN Router dynamisch in Echtzeit vorzunehmen, um eine Adaption an das sich ständig […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Christian Schulz
Optimierung der Leistungsaufnahme eines solarbetriebenen Ad-Hoc-Netzwerk-Knotens
ISBN: 978-3-8366-1295-1
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Universität Rostock, Rostock, Deutschland, Diplomarbeit, 2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2008
Printed in Germany

Abstract
In this diploma thesis, several models and methods are analyzed and examined to
maximise the availability of an autonomous network node in an Ad Hoc Network.
In this case the supply of electricity will be effected autonomically by the help of
solar cells and rechargeable lead acid batteries.
Therefore in this Project new concepts and types of energy management mo-
dels were developed. These concepts differ fundamentally in their mathematical
description:
- concept without any management
- native management
- weigth based management
- bayesian filter management
The aim of this paper is to deliver an answer to the question which model fits best
to meet the requirements of long term performance and economic values during
its runtime.
To answer this question correctly, a simulation environment has been developed
and set up to reproduce the situation with all key details. By the help of this
simulation every single model has been rated and compared with each other.
After implementing the best models in the Wireless LAN network node, they
have been tested under real conditions. By this method the simulation-results
can be verified and purvey the concept which meets the requirements best.

Vorwort
Die vorliegende Diplomarbeit wurde an der Universit¨
at Rostock am Lehrstuhl
ur Informations- und Kommunikationsdiensten angefertigt und besch¨
aftigt sich
mit der optimierten Energieversorgung autonomer solarbetriebener Wireless LAN
Netzwerkknoten sowie der damit verbundenen Maximierung der Verf¨
ugbarkeit
des Ad-Hoc-Netzwerkes.
Durch die Entwicklung von Modellen zur Verwaltung des Energiehaushaltes und
deren Integration in die Systemarchitektur des autonomen Netzknoten, entsteht
ein selbst verwalteter Prototyp mit verl¨
angerter Laufzeit. Es handelt sich dabei
um ein System ohne externe Stromversorgung, welches eigenst¨
andig sein Umfeld
wahrnimmt und durch reaktionelles Handeln in die Lage gebracht wird, seine
Betriebszeit um ein Vielfaches zu verl¨
angern.
Es werden 4 Energieverwaltungsmodelle entwickelt und analysiert, die sich aus
Sicht der Berechnungskomplexit¨
at grundlegend unterscheiden:
· ein Modell ganz ohne Verwaltung
· naive Verwaltung
· gewichtete, wahrscheinlichkeitsbasierte Verwaltung
· Energieverwaltung mittels Bayesian Filter
Darauf aufbauend wird nach der Erarbeitung der wichtigsten Grundlagen, das
Ausgangsproblem in kleinere Teilprobleme zerlegt, um es durch eine Bearbeitung
in den Verwaltungsstrategien l¨
osen zu k¨
onnen.
Im weiteren Verlauf werden diese in einer Simulationsumgebung getestet und ana-
lysiert. Nach dem Vergleich und der Bewertung erfolgt die Implementationen auf
dem Zielsystem, die anschließende Validierung unter Echtzeitbedingungen und
ii

schließlich die Beantwortung der Fragen im Kontext des Ausgangsproblems.
Es wird gekl¨
art, welches Modell das geeignetste ist, um die Anforderungen der
Leistungsf¨
ahigkeit und ¨
Okonomie zu erf¨
ullen.
Danksagung
An dieser Stelle m¨
ochte ich mich bei all jenen bedanken, die mich durch ihre fach-
liche und pers¨
onliche Unterst¨
utzung w¨
ahrend dieser Arbeit begleitet haben. Be-
sonders bedanke ich mich f¨
ur die wertvolle Unterst¨
utzung meines Betreuers, Herrn
Dr. Thomas Mundt, der jederzeit mit Rat zur Seite stand und Herrn Prof. Dr.
Cap sowie Herrn Prof. Dr. Luksch von der Universit¨
at Rostock. Ferner m¨
ochte ich
meiner Familie und Freunden danken, die mich immer begleitet und unterst¨
utzt
haben.
iii

Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung und Motivation
1
1.1
¨
Uberblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
1.2
Einordnung, Stand der Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
1.3
Historisches, Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
6
2
Zugrunde liegende Technologien und Konzepte
8
2.1
Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8
2.2
Theoretische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
11
2.3
Technische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15
2.3.1
Technik und Ger¨
ate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
15
2.3.2
Energiespeicher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
16
2.3.3
Solarzellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
17
2.3.4
PC Komponenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
17
2.3.5
Prototyp, Messreihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
17
2.4
Verwandte Arbeiten, Ber¨
uhrungspunkte
. . . . . . . . . . . . . .
19
2.5
Entwurfsmethoden, Analysemethoden . . . . . . . . . . . . . . . .
19
3
Konzeption der Verwaltungsmodelle
21
3.1
¨
Ubersicht
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
21
3.2
Zielstellung: ausgewogene Energiebilanz . . . . . . . . . . . . . . .
24
3.3
Eingangsvariablen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
24
3.4
Berechnungsalgorithmik, Abbildung physikalischer Gr¨
oßen . . . .
26
3.5
Verwaltungsstrategien
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
32
iv

INHALTSVERZEICHNIS
3.5.1
Keine Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
33
3.5.2
Naive Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
34
3.5.3
Gewichtete Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
35
3.5.4
Bayesian Filter Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
39
3.5.5
Optionale Strategien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
41
3.6
Methoden zur Umsetzung der Zielstellung
. . . . . . . . . . . . .
41
4
Realisierung einer Simulation zur Systemmodellierung
47
4.1
Simulationsumgebungen als Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . .
47
4.2
Simulationsimplementation unter Ansi C / FreePascal . . . . . . .
49
4.3
Eingaben der Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
49
4.4
Ablauf der Simulation
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
50
4.5
Ausgaben der Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
53
4.6
Bewertung und Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
54
4.7
Umsetzung der Ergebnisse in die Implementation
. . . . . . . . .
61
5
Realisierung der Implementation auf dem Prototyp
63
5.1
Umsetzung im Router
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
63
5.2
Struktur, Programmgliederung und Klassenhierarchie . . . . . . .
65
5.2.1
Implementierungsdetails . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
68
5.2.2
Technische Beschreibung, Schnittstellen . . . . . . . . . . .
69
5.3
Laufzeitverhalten, Skalierbarkeit, Speicherbedarf . . . . . . . . . .
70
6
Vergleich und Auswertung
72
6.1
Vergleich und Gegen¨
uberstellung der Systeme und Konzepte . . .
73
6.1.1
Routerkonfigurationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
73
6.1.2
Signalst¨
arken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
74
6.1.3
Verwendung der Energieverwaltung . . . . . . . . . . . . .
75
6.1.4
Laufzeiten der Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
78
6.1.5
Akkukapazit¨
aten der Systeme . . . . . . . . . . . . . . . .
79
6.1.6
Zuf¨
allige Netzwerk- und Wetterph¨
anomene . . . . . . . . .
81
6.2
Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
82
v

INHALTSVERZEICHNIS
7
Zusammenfassung und Ausblick
84
7.1
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
84
7.2
Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
85
A Anhang
89
Literaturverzeichnis
92
Erkl¨
arung
100
vi

Kapitel 1
Einleitung und Motivation
Dieses Kapitel f¨
uhrt in das Thema mobiler Wireless LAN Netzwerknoten ein und
pr¨
asentiert die wichtigsten Grundlagen, die f¨
ur das Verst¨
andnis und die Einord-
nung der Arbeit in das wissenschaftliche Umfeld wichtig sind.
1.1
¨
Uberblick
Die Problematik der Energieversorgung ist bei allen autonomen mobilen Sys-
temen, die energetisch von der Außenwelt abgeschnitten sind sehr ¨
ahnlich: Die
Lauff¨
ahigkeit basiert zu 100 % auf interne Energiespeicher (meist Akkumula-
toren), in Ausnahmen zus¨
atzlich noch auf Komponenten zur Energieerzeugung
(z.B. Solarzellen).
Im Gegensatz dazu haben klassische Netzwerkknoten - Wireless LAN Router und
Access Points ohne Routing Funktionalit¨
at keine derartigen Probleme: Sie sind
ur den Einsatz am Stromnetz, in B¨
uro- oder Wohnr¨
aumen konzipiert. Hier ar-
beiten sie zuverl¨
assig und ben¨
otigen im Dauerbetrieb konstant zwischen 5 und
10 Watt.
In manchen Situationen hingegen, ist es ¨
okonomisch nicht sinnvoll (bei weit ent-
fernten oder schwer zug¨
anglichen Außenstationen) oder schlichtweg unm¨
oglich
(Geb¨
aude mit Denkmalschutz) einen solchen Netzwerkknoten zu betreiben, weil
eine Anbindung an das Stromnetz nicht m¨
oglich ist. In diesen F¨
allen werden be-
sonders angepasste Systeme eingesetzt: Handels¨
ubliche WLAN Router werden
1

1.1 ¨
Uberblick
in ein Verbundsystem, u.a. bestehend aus Akkumulatoren, Solarzellen und Steu-
erelektronik integriert. Die so erreichte dauerhafte totale Unabh¨
angigkeit vom
Stromnetz macht den Einsatz an besonders lohnenden Orten erst m¨
oglich. Diese
aus Sicht der Netzabdeckung lohnenden Positionen sind meist Punkte in großen
ohen wie z.B. an Kircht¨
urmen, auf D¨
achern oder Bergen.
Um die herk¨
ommlichen Ger¨
ate mit Stromsparmechanismen und einer Energie-
verwaltung auszustatten sind einige Anpassungen notwendig. Der Logik des ur-
spr¨
unglichen Verwendungszweckes nach, kann dies nur in einem sehr begrenzten
Rahmen stattfinden, da sich allein durch softwaretechnische Ver¨
anderungen eine
optimale Anpassung an den mobilen Einsatz nicht vollst¨
andig herstellen l¨
asst.
Der hier verwendete Prototyp, bestehend aus einem WRT54GL WLAN-Router
und Blei-S¨
aure Akkumulator, verbraucht durchschnittlich 7 Watt und l¨
auft bis
der Akku entladen ist und die angeschlossenen Solarzellen nicht mehr gen¨
ugend
Strom f¨
ur den Betrieb liefern.
Hier wird sehr deutlich, dass ohne effiziente Steuerung der Lade- und Entla-
devorg¨
ange bzw. ohne intelligente Energieverwaltung eine dauerhafte Funktion
nicht gesichert ist. Das langfristige Ziel ist daher, vergleichbar mit dem Energie-
management von Notebooks, in einer ¨
ahnlich aufgebauten Verwaltungssoftware
die notwendigen Anpassungen und Einstellungen auf dem WLAN Router dyna-
misch in Echtzeit vorzunehmen, um eine Adaption an das sich st¨
andig wechseln-
de Umfeld zu erreichen. Eine so implementierte, intelligente Verwaltungsstrategie
sichert ¨
uber einen langen Zeitraum hinweg die volle (zumindest jedoch eine ein-
geschr¨
ankte) Funktionalit¨
at.
Bei vorhandenen Systemen sind ohne adaptive Verwaltung oft Leistungseinbu-
ßen erkennbar, die sich entweder durch verringerte ¨
Ubertragungsleistungen im
Netzwerk oder geringere Akkulaufzeiten bemerkbar machen. In der Folge sind
solche Systeme meist gekennzeichnet durch eine starke ¨
Uberdimensionierung des
Akkumulators.
Genau an diesem Punkt setzt diese Arbeit an: Mit den vorhandenen Ressourcen
werden Berechnungen zur verbleibenden Laufzeit unter Ber¨
ucksichtigung zus¨
atz-
licher Parameter wie Tageszeit, Temperatur, Netzwerkauslastung, momentane
Leistung des Solapanels und Wettervorhersagen sowie dem erwarteten Energie-
ertrag angestellt. Diese Entscheidungsfindungs- und Steuerungsprozesse sichern
durch langfristige Planung einen dauerhaft abgesicherten Betrieb unter ¨
okonomi-
schen Rahmenbedingungen.
Das Ziel dieser Diplomarbeit ist demnach die Entwicklung oben erw¨
ahnter Verfah-
2

1.2 Einordnung, Stand der Technik
ren und Algorithmen zur Energieverwaltung und die Implementation auf einem
autonomen, linuxbasierten, prototypischen WLAN Netzwerkknoten.
1.2
Einordnung, Stand der Technik
Die Installation und Integration handels¨
ublicher WLAN Router in große um-
spannende Wireless Metropolitan Area Networks in Ballungsgebieten ist keine
Neuheit mehr ([Med04]). Wie in [FF07] demonstriert, entspringen diese 'Freifunk
Netzwerke' dem Bestreben der Etablierung von freien und offenen Funknetzwer-
ken.
Als einer der ersten Standorte f¨
ur Funknetzwerke an einer Hochschule, wurde
an der Universit¨
at Rostock bereits 1999 mit der Installation von Basisstatio-
nen begonnen. Bei einer im Vergleich hohen Dichte mit nur 300 Metern Radius
pro Basisstation, ist die sorgf¨
altige Planung Grundvoraussetzung f¨
ur den Betrieb
eines solchen Netzwerkes. F¨
ur ein WLAN Netz im Stadtbereich muss die Auf-
stellung der Nodes daher homogen und netzabdeckend erfolgen - unabh¨
angig von
Geb¨
auden oder baulichen Vorschriften.
Aus diesen (idealen) Anforderungen ergeben sich offenbar Probleme: Stromver-
sorgung an entlegenen Orten und daneben auch das ¨
Uberwinden außergw¨
ohnli-
cher Hindernisse (z.B. metallbedampfte Fenster, metallische Raumverkleidungen,
Geb¨
aude unter Denkmalschutz etc.).
Global gesehen existieren autonome Netzknoten zur heutigen Zeit erst in sehr
begrenzter St¨
uckzahl (Beispiele u.a. unter [AB07]). Sie sind oft prototypisch auf
stromintensiven Linux PCs oder als Hardwareeigenentwicklungen konzipiert und
meist in geringen St¨
uckzahlen vorhanden.
In diesem Zusammenhang lohnt der Blick auf zwei etablierte Projekte: Das CRC-
net Project der WAND Network Research Group der Universit¨
at Waikato (New
Zealand) (vgl. [CRC07]) und das Green WiFi Project (vgl. [Green07]).
Auf Neuseeland entstand an der Universit¨
at Waikato mit dem CRCnet eine Platt-
form f¨
ur die weite Netzabdeckung der l¨
andlichen Gegend. Aus der Notlage einer
fehlenden Netzwerkinfrastruktur und langer ¨
Ubertragungswege heraus, entstand
¨
ahnlich wie bei dem ALOHA Protokoll auf Hawaii, eine technische Speziall¨
osung
ur diesen Einzelfall. W¨
ahrend es sich beim ALOHA Protokoll nur um ein Zugriffs-
verfahren handelt, ist das CRCnet eine umfassende Plattform f¨
ur breitbandige
3

1.2 Einordnung, Stand der Technik
Abbildung 1.1: Waikato CRC-Netzwerk in Neuseeland mit Solar-WLAN Knoten
(aus Waikato CRCnet [CRC07])
weite Funkstrecken auf der Basis von (teilweise) solarbetriebenen Knoten. Neben
der Entwicklung eigener Protokolle steht auch die Konstruktion spezieller WLAN
Hardware im Vordergrund. Erste Prototypen dieser Art (Router, Access Points
oder Repeater) sind unabh¨
angig von einer Stromversorgung durch das ¨
offentliche
Netz bereits seit 2003 in Neuseeland und S¨
udafrika erfolgreich im Einsatz.
Abb. 1.1 visualisiert die r¨
aumliche Verteilung und die Netzabdeckung der teilweise
¨
uber mehr als 17 Kilometer langen Funkstrecken, basierend auf solarbetriebenen
Repeatern in der N¨
ahe der Stadt Hamilton im Norden Neuseelands (weitere In-
formationen unter [CRC07]).
Ein anderes Projekt - das Green WiFi Projekt - entstand aus dem Bestreben
heraus, Afrika und andere Entwicklungsl¨
ander mit einem g¨
unstigen und allge-
4

1.2 Einordnung, Stand der Technik
genw¨
artigen Kommunikationsnetz zu versorgen um Bildung und Entwicklung zu
ordern ([Green07]).
Neben dem 100 $ Laptop sollen WLAN Netzknoten (Abb. 1.2) in einem Mesh
Network etabliert werden. Von essentieller Bedeutung f¨
ur dieses Projekt sind die
Bestrebungen, bereits vorhandene Hardware in eine kosteng¨
unstige Entwicklung
zu integrieren, mit dem Ziel nicht alle Komponenten von Grund auf neu zu entwi-
ckeln. Als Vorbilder f¨
ur effiziente Nutzung der Solartechnologie gelten Low-Power
Solar-Parkuhren aus amerikanischen Großst¨
adten.
Im Green WiFi Projekt wird ein System adaptiert, welches auf der Basis eines
OpenWRT Linux Routers einen 5,5 Ampere Solarcontroller, 19 Ah Bleiakku und
ein 10 Watt Solarpanel verwendet. Seit 2006 existieren mehrere Prototypen, die
Laufzeiten von unter 30 Tagen bieten (weitere Informationen unter [Green07]).
In anderen Teilbereichen der Forschung gibt es ¨
ahnliche Ans¨
atze zur Energiever-
waltung autonomer Systeme: Uboot¨
ahnliche
"
Solar-powered Autonomous Un-
derwater Vehicles" (SAUV) nutzen vergleichbare Strategien zur Verwaltung ihrer
Energieressourcen in variierenden Betriebszust¨
anden (Abb. 1.2).
Abbildung 1.2: Vergleichbare Systeme aus Forschung und Entwicklung: Green
WiFi und SAUV (aus [Green07] und [AUSI07])
Zum Zeitpunkt einer Dauer¨
uberwachung im Meer sammeln die SAUV Messdaten
unter Verwendung bordeigener Energiespeicher. In der n¨
achsten Betriebsphase
laden sie mit Hilfe von Solarzellen ihre Akkumulatoren und versenden ihre ge-
sammelten Daten per Funk (vgl. [AUSI07]).
Verf¨
ugbare Systeme besitzen keine oder nur eine einfache rudiment¨
are Energie-
verwaltung, die sich zumeist auf das korrekte Laden und Entladen der Akkumu-
latoren beschr¨
ankt und nicht die F¨
ahigkeit aus Beobachtetem zu lernen oder eine
Zukunftsplanung bereitstellt.
5

1.3 Historisches, Motivation
1.3
Historisches, Motivation
Als wichtige Technologie in der Netzwerktechnik und des Internet ist WLAN seit
der Entwicklung in den 90er Jahren stetig im Aufschwung.
Mit zunehmender Verbreitung und Etablierung von breitbandigen Standards
zur Daten¨
ubertragung in Deutschland, profitiert auch die Weiterentwicklung des
WLAN von diesem Trend. Neue Entwicklungen und Standards bei der ¨
Ubertra-
gungstechnik lassen die Datenraten und ¨
Ubertragungsentfernungen in die H¨
ohe
schnellen. Vor 10 Jahren lag die maximale ¨
Ubertragungsgeschwindigkeit bei 1
MBit in einem 100-meter Radius. Heutige WLANs erreichen die 100 fache Ge-
schwindigkeit ¨
uber ganze Stadtviertel. Eine Grenze dieser Entwicklung ist noch
nicht absch¨
atzbar: Mit WiMax k¨
onnen bereits schon jetzt Entfernungen von ¨
uber
50 Kilometern und einer ¨
Ubertragungsgeschwindigkeit von mehr als 100 MBit/s
¨
uberbr¨
uckt werden.
Damit die Entwicklung voranschreiten kann, muss auch die zugrunde liegende
Infrastruktur weiterentwickelt werden. Sie besteht im Wesentlichen aus mobilen
und feststehenden Netzknoten, auf denen entsprechende Software und Netzwerk-
protokolle aufsetzen. Das Aufgabenspektrum dieser Ger¨
ate ist vielf¨
altig - vom
einfachen Weiterleiten der Datenpakete bis hin zur sicheren Authentifizierung
von Clients.
In der heutigen Zeit der gesteigerten Sensibilisierung f¨
ur Klimaschutz und Ener-
gieeffizienz, w¨
achst das Bestreben etwas in dieser Richtung zu tun: Es wird ver-
sucht die begrenzten Energieressourcen zu schonen und Energie zu sparen.
Aktuell gibt es andererseits jedoch viele Situationen, in denen diese Ziele in den
Hintergrund treten. Nach [dena04] sind zum Teil elektronische Ger¨
ate im Einsatz,
die Energie sinnfrei verbrauchen. Meist stehen finanzielle oder herstellungsspe-
zifische Beweggr¨
unde im Vordergrund und lassen ¨
okologische oder ¨
okonomische
Ziele in den Hintergrund r¨
ucken.
Es tauchen hingegen auch positive Entwicklungen auf: Zu aktuellen Notebooks,
die im Schnitt 60 Watt verbrauchen, gibt es Alternativen wie das Projekt des 100
$ Laptop, welcher gerade mal 7 Watt ben¨
otigt.
Neben den zahlreichen existenten Energieverschwendern sind laut [dena04] auch
die oben erw¨
ahnten Hot Spots ein solches Beispiel mit Sparpotentialen. Sie finden
millionenfach, mit gewisser Rechenleistung ausgestattet, Verwendung in B¨
uros
oder Privathaushalten. Es spielt dabei keine Rolle, ob dem Ger¨
at hohe oder kei-
6

1.3 Historisches, Motivation
ne Leistung (etwa Nachts) abverlangt wird - es l¨
auft immer mit voller Leistung
und hat infolgedessen immer den maximalen Stromverbrauch.
Mit den L¨
osungsans¨
atzen dieser Arbeit, k¨
onnen Open-Source-Ger¨
ate mit einem
intelligenten Energiemanagement ausgestattet werden, damit sie sich die Ger¨
ate
eigenst¨
andig und adaptiv den wechselnden Umgebungsbedingungen optimal an-
passen k¨
onnen.
Mit der gewonnenen Flexibilit¨
at eignen sich diese Router auch f¨
ur autarke Ein-
satzzwecke, die ohne Verbindung an das Stromnetz auskommen m¨
ussen. So er-
schließen sich Einsatzm¨
oglichkeiten und Orte, an denen dies nie zuvor m¨
oglich
gewesen ist.
7

Kapitel 2
Zugrunde liegende Technologien
und Konzepte
Ziel dieses Kapitels ist es, die Technologien und die technischen sowie theoreti-
schen Grundlagen des angrenzenden Umfeldes aufzuzeigen und einen Bezug zur
Diplomarbeit herzustellen. Es sei an dieser Stelle jedoch darauf hingewiesen, dass
auf Grund des Umfangs nicht auf jedes Detail eingegangen werden kann und in
diesen F¨
allen auf die Konsultation weiterf¨
uhrender Literatur verwiesen wird.
Unter 2.2 - 'Theoretische Grundlagen' werden mathematische Algorithmen und
einige Berechnungswege n¨
aher erl¨
autert, die in der Umsetzung auf dem Ziel-
system im sp¨
ateren Verlauf ab Kapitel 3 Verwendung finden. In Kapitel 2.3 -
'Technische Grundlagen' werden physikalische, elektrotechnische und alle sons-
tigen technischen Aspekte diskutiert. Desweiteren enth¨
alt dieser Abschnitt eine
kurze Beschreibung verwendeter Hard- und Software.
2.1
Allgemeines
Wireless LAN
Der IEEE Standard 802.11, in diesem Fall der Standard f¨
ur Wireless LAN wur-
de bereits 1997 von der 'Working Group for WLAN Standards' herausgebracht
und erfuhr seit dem einige signifikante Erweiterungen ([IEEEwl]). Es wurden
Erg¨
anzungen von 802.11a bis 802.11g spezifiziert, die Funk¨
ubertragungen im 2,4
GHz Bereich des ISM Bandes mit einer Geschwindigkeit von 2 bis 54 MBit/sec
8

2.1 Allgemeines
(802.11g) vorsehen. Der voraussichtlich Ende 2009 fertiggestellte Standard 802.11n
erm¨
oglicht dann ¨
Ubertragungen von bis zu 540 MBit/sec.
In [Len07] geben Untersuchungen Aufschluss ¨
uber Energiegehalt von Strahlungs-
leistungen und gesundheitlichen Auswirkungen. Neben den technischen Spezifi-
kationen zur Sendeleistung ist im 802.11 Standard genau festgelegt, wie viel Leis-
tung f¨
ur einen Netzknoten (Wireless LAN Router) oder Netzwerkkarten (Clients)
maximal zul¨
assig ist. Dieser gesetzliche Rahmen ist im sp¨
ateren Verlauf von es-
sentieller Bedeutung, da diese Werte in einigen Programmabschnitten variieren
und die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte nicht ¨
uberschreiten d¨
urfen.
In Deutschland gilt seit Dezember 1996 das Bundesimmissionsschutzgesetz und
schreibt in [Bun07] einen Basisgrenzwert von 100 mW ( 20dB) effektiver Sende-
leistung f¨
ur Wireless LAN Hardware nach EIRP (Equivalent Isotropic Radiated
Power) ohne besondere Auflagen vor. Die effektive Sendeleistung setzt sich zu-
sammen aus der elektrischen Sendeleistung der Sendeendstufe, Antennengewin-
nen und D¨
ampfungen durch Kabel/Stecker. Dieser Grenzwert l¨
asst sich wie folgt
beschreiben:
10· log ·(
S
ap
S
ref
dBm + G
ant
- V
dmp
) 20dBm
mit
S
ap
=Sendeleistung WLAN Router in mW,
S
ref
= Referenzleistung in mW,
G
ant
=Antennengewinn in dBi,
V
dmp
= D¨
ampfungsverluste in dBi
Ad-Hoc Kommunikation
Unter Ad-Hoc Kommunikation wird im Allgemeinen der Verbindungsaufbau zwi-
schen zwei oder mehreren unabh¨
angigen Netzwerkclients verstanden. Es handelt
sich dabei um Kommunikationsverbindungen zwischen den Clients ohne zentrale
Instanz. Im Gegensatz zu einer festen Infrastruktur gibt es also keine feste r¨
aum-
liche oder zeitliche Anordnung der Kommunikationsteilnehmer. Das hat den Vor-
teil, dass schnell Verbindungen aufgebaut werden k¨
onnen aber auch den Nachteil,
dass die Verbindungsqualit¨
at gering sein kann.
Die in dieser Diplomarbeit verwendeten WLAN Router unterst¨
utzen das Routing
Protokoll OLSR, welches auf Ad-Hoc Kommunikation basiert.
9

2.1 Allgemeines
OLSR
Das OLSR Routingprotokoll geh¨
ort zur Kategorie der Link-State-Routing Pro-
tokolle, d.h. die Gruppe der Protokolle, in der alle Knoten komplette Kenntnis
¨
uber die Netzwerktopologie besitzen und k¨
urzeste Wege nach dem Dijkstra Al-
gorithmus ermitteln (vgl. [CJ03]). Desweiteren propagiert jeder Knoten die link
states weiter und erh¨
alt mit dieser Vorgehensweise in endlicher Zeit eine kom-
plette ¨
Ubersicht der Topologie.
Das Optimized Link State Routingprotokoll (OLSR) nutzt unter anderem zur
Netzlastverteilung den Parameter
"
willingness". Dieser Parameter wird ¨
uber das
Netz verbreitet und nimmt Werte zwischen 0 und 7 an (standard=3). Er gibt
Auskunft ¨
uber
"
den Willen" bzw. die
"
Bereitwilligkeit" einer Station Datenpa-
kete ¨
uber diese als Teil eines gr¨
oßeren Netzes weiterzuleiten. Hierbei bedeutet
willingness=0, dass niemals ein Datenpaket weitergeleitet wird, willingness=7
entsprechend dass jedes Datenpaket weitergeleitet wird.
Wie im RFC vorgeschlagen, wird dieser Parameter in der Implementation dieser
Diplomarbeit eine wichtige Rolle zur Steuerung der Netzlastverteilung spielen, so-
bald der Akkumulator festgesetzte Kapazit¨
atsgrenzen ¨
uber- bzw. unterschreitet
"
as battery capacity is drained, the willingness would be further reduced"([CJ03],
S.65) oder absolut keine Weiterleitung erw¨
unscht ist
"
...when the battery capa-
city of the node does no longer support carrying foreign traffic."([CJ03], S.65f).
Bayesian Filter
Ein Bayesian Filter (dt.: bayesscher Filter) dient zur Klassifikation von Eingabe-
mengen. Filter dieser Art werden verwendet, um in der Menge eines großen Ein-
gaberaumes (Eingabevektor) aussagekr¨
aftige Aussagen zur Klassifizierung dieser
zu finden (vgl. [Mit97], S.156ff).
Ein Einsatzschwerpunkt liegt vor allem in der Sortierung von E-Mails zur Spam-
filterung. Zur Unterscheidung von ham und spam sucht ein bayesscher Filter nach
zuvor angelernten Mustern im Eingabevektor.
Enth¨
alt beispielsweise eine E-Mail eines (oder mehrere) dieser Muster, wird auf-
grund der ¨
Ubereinstimmung des Klassifikationsmusters, der bayessche Filter dies
als Indikator f¨
ur einen Treffer ansehen und die Mail als Spam E-Mail markieren
und gesondert behandeln.
Eine Besonderheit stellt die Lernf¨
ahigkeit bayesscher Filter dar. Die Klassifika-
toren sind im laufenden Betrieb ver¨
anderlich, d.h. sie k¨
onnen an Zielfunktionen
10

2.2 Theoretische Grundlagen
angepasst werden und bieten infolgedessen auch unter wechselnden Eingabevek-
toren und Klassifikationsmustern hohe Trefferquoten.
In der Situation des Anlernens wird versucht, aus einer endlichen Menge cha-
rakteristischer Merkmale eine neue Funktion zu finden, die die Merkmale neuer
Eingabevektoren mit m¨
oglichst geringem Fehler sch¨
atzt. Im Verlauf des Lernpro-
zesses wird ferner der Versuch unternommen, den Fehler zwischen beobachteten
Merkmalen und vorhergesagten Merkmalen stetig zu minimieren.
Daraus l¨
asst sich schlussfolgern, dass die Qualit¨
at der Anlernphase von hoher
Bedeutung f¨
ur die Aktualit¨
at des Filters und dessen Trefferquoten ist.
Bayessche Filter finden nicht nur in der Spamerkennung von E-Mails Anwendung:
In [Kor03], S.46ff wird der Einsatz bayesscher Filter in mobilen kontextsensitiven
Anwendungen aufgezeigt und der mobile Einsatz zur pr¨
asizen Situationserken-
nung und Klassifikation illustriert.
2.2
Theoretische Grundlagen
Als Nennspannung eines Akku wird die Spannung bezeichnet, die bei Belas-
tung tats¨
achlich an den Polen anliegt. Sie liegt zwischen der maximalen Leer-
laufspannung und der Entladeschlussspannung. Der exakte Wert h¨
angt im We-
sentlichen noch von anderen Faktoren wie die verbleibende Restkapazit¨
at, Alter,
Temperatur und die Ladehistorie des Akkumulators ab. In Blei-S¨
aure-Systemen
liegt sie im normalen Betrieb zwischen 1,75 und 2,4 Volt je Zelle.
Die Leerlaufspannung ist die Spannung, die an den Polen anliegt wenn kein
Verbraucher am Akku angeschlossen ist und basiert auf einem elektro-chemischen
Gleichgewicht zwischen den Reaktionspartnern, welches in Abb. 2.1 vereinfacht
dargestellt ist. Das Diagramm veranschaulicht den direkten Zusammenhang zwi-
schen Ladezustand (S¨
auredichte, horizontal) und Nennspannung (vertikal). Im
Gegensatz dazu, illustriert Abb. A.1 die vollst¨
andigen Reaktionsabl¨
aufe mit ei-
nem vollst¨
andigen Pourbaix-Diagramm (nach [Pour66] und [Kun79]).
Von Relevanz f¨
ur den normalen Betriebszustand ohne Tiefentladung, ist das elek-
trochemische Gleichgewicht ab 1,6 Volt Leerlaufspannung und im pH-Bereich von
0 bis 3 nach [Hein06].
Die resultierende Spannung an den Polen gibt Auskunft ¨
uber die H¨
ohe der ver-
bleibenden Restkapazit¨
at und in welchem Abschnitt sich das chemische Gleich-
11

2.2 Theoretische Grundlagen
Abbildung 2.1: vereinfachtes ¨
Ubergangsdiagramm der chemischen Reaktionen ei-
nes Blei-S¨
aure Akkumulators (nach [Pour66])
gewicht zur Zeit befindet.
Auf Grund der starken Korrelation zur Kapazit¨
at in Blei-S¨
aure Systemen wird
die Leerlaufspannung daher oft f¨
ur die Bestimmung der Restkapazit¨
at verwendet.
Dazu sei an dieser Stelle auf die Ausf¨
uhrungen in Kapitel 3.4 verwiesen. In Blei-
aure-Systemen betr¨
agt die Leerlaufspannung unter Referenzbedingungen 2,06
Volt je Zelle.
Nach [Gro00], S.133f k¨
onnen zeitliche Schwankungen anhand der Definition der
Ruhespannung erkl¨
art werden: Aufgrund der Reaktionen und Rekombinationen
im chemischen Gleichgewicht des Elektrolyts bei Lade- und Entladevorg¨
angen,
sinkt (Entladung) bzw. steigt (Ladung) die Leerlaufspannung in einem typischen
Zeitintervall von etwa einer Stunde nach der letzten elektrochemischen Reaktion
(vgl. [Hein06], S.96ff).
Aufgrund der geringen Auspr¨
agung dieses Effektes bei geringen Entladestr¨
omen,
spielt er f¨
ur die Energieverwaltung in dieser Arbeit keine Rolle.
Die Ladeschlussspannung bezeichnet genau den Punkt, an welchem der La-
devorgang abgeschlossen ist und der Akkumulator 100 % Restkapazit¨
at erreicht
hat. In Blei-S¨
aure-Systemen liegt er bei 2,4 Volt je Zelle (Abb. A.1).
Wird dieser Punkt ¨
uberschritten, so wird von der Gasungsspannung gesprochen.
In dieser ¨
Uberladungsphase wird ein Großteil des Ladestroms in W¨
arme und der
damit gekoppelten Gasungsreaktion umgesetzt. Das entwichene Elektrolyt setzt
auf diese Weise die Speicherkapazit¨
at des Akkus herab.
Die Entladeschlussspannung bezeichnet genau den Punkt, bis zu welchem
12

2.2 Theoretische Grundlagen
ein Akkumulator entladen werden kann ohne ihn irreparabel zu sch¨
adigen. Er-
reicht ein Akku diesen Punkt, sollte er umgehend geladen werden, da durch die
auftretende Selbstentladung weitere Kapazit¨
atsverluste zu erwarten sind und die
Tiefentladung bevorsteht.
In Blei-S¨
aure-Systemen liegt diese Schwelle bei 1,75 Volt je Zelle. Die beginnende
Tiefentladung unterhalb dieses Punktes hat zur Folge, dass sich an der Oberfl¨
ache
der Elektroden Schwefel in Form von Bleisulfat angelagert und die Leitf¨
ahigkeit
herabsetzt (weitere Informationen dazu in [Hein06] und [Gro00]).
Diesem Entladeschlusspunkt kommt in der Planung und Steuerung des Energie-
haushaltes des Prototypen in Kapitel 3.4 eine fundamentale Bedeutung zu, da
er einen Indikator f¨
ur geringe Restkapazit¨
aten und das Ende der Laufzeit des
Systems darstellt.
Die Nennkapazit¨
at oder Nominalkapazit¨
at bezeichnet die Energiemenge, die
einem Akkumulator bei einer definierten Stromst¨
arke ¨
uber einen Zeitraum ent-
nommen werden kann. Sie wird in Amperestunden (Ah) gemessen.
Die Angaben von Nennkapazit¨
aten basieren meist auf theoretischen Werten aus
Herstellungsprozessen und k¨
onnen bei einzelnen Exemplaren durch Produktions-
schwankungen nach oben oder unten variieren. Blei-S¨
aure Akkumulatoren sind
in Kapazit¨
aten von 2 Ah bis ¨
uber 200 Ah erh¨
altlich.
Die Entnahmekapazit¨
at entspricht der reell entnehmbaren Kapazit¨
at, die bei
einer definierten Stromst¨
arke ¨
uber einen Zeitraum, bei einer definierten Tempera-
tur dem Akku entnommen wird. Diese reellen Kapazit¨
aten k¨
onnen sich bei hohen
oder niedrigen Entladestr¨
omen erheblich von der Nennkapazit¨
at unterscheiden.
Daneben spielen noch die Restkapazit¨
at, das Alter, die Anzahl der durchlaufenen
Zyklen und die Lade- und Entladehistorie des Akkumulators eine Rolle.
Durch diese zahlreichen Abh¨
angigkeiten, ist die Entnahmekapazit¨
at schwer zu
berechnen.
Die Restkapazit¨
at ist die noch im Akkumulator vorhandene Kapazit¨
at zu ei-
nem definiertem Zeitpunkt. ¨
Ahnlich der Entnahmekapazit¨
at wird sie durch eine
großen Anzahl von Faktoren beeinflusst: Akkutyp, Alter, Zyklenzahl, Temperatur
oder Lade- und Entladehistorie.
Neben einer S¨
auredichtemessung sind zwei Verfahren (oder die Kombination bei-
der) zur Bestimmung der Restkapazit¨
at gebr¨
auchlich: Die Summationsmethode
und eine Berechnung ¨
uber die Nennspannung. In ersterer wird gemessen wieviel
13

2.2 Theoretische Grundlagen
Strom in den Akku hinein fließt und wieviel entnommen wird. Das Verh¨
altnis
beider Werte zueinander unter Ber¨
ucksichtigung einer Fehlerbetrachtung bildet
den Wert der Restkapazit¨
at.
Andererseits ist es auch m¨
oglich die Restkapazit¨
at ¨
uber Bestimmung der Nenn-
spannung zu ermitteln. Aufgrund des chemischen Gleichgewichts (vgl. Abb. 2.1)
entspricht jeder Spannungswert einer definierten Kapazit¨
at, die jedoch im Verlauf
schwankender Betriebsbedingungen variiert.
Die Zyklenzahl beziffert wie oft ein Akkumulator einen Vollzyklus durchlaufen
hat. Ein Vollzyklus umfasst hierbei eine Ladung bis 100 % und eine Entladung
bis auf 20 % Restkapazit¨
at.
Die Zyklenlebensdauer hingegen bezeichnet die maximale Anzahl der Vollzyklen,
die ein Akku durchlaufen kann, bis er in der Lage ist noch 80 % seiner Nennka-
pazit¨
at abzugeben (vgl. [Gro00], S.38ff).
Als Teilzyklen werden Lade-/Entladevorg¨
ange bezeichnet, in denen der Akkumu-
lator nur teilentladen wurde. Die akkumulierte Ladung wird in diesem Fall aus
der Summe der Teilzyklen berechnet. Beispielsweise entsprechen 8 Teilzyklen mit
10 % Entladung genau 1 Vollzyklus mit 80 % Entladung.
Die Angaben der Zyklen unterscheiden sich je nach Akkutyp und Bauweise. Prin-
zipiell lassen sich jedoch alle Blei-S¨
aure-Systeme in einen Bereich von 50 (Starter-
batterie), 200 (Solarbatterie), 500 (Traktionsbatterie) bis 1500 Zyklen (R¨
ohrchen-
plattenbatterie) einordnen (vgl. [exide07] und [IMAG05]). Aufgrund der inhomo-
genen Bauweise und Nutzung unterliegen diese Angaben starken Schwankungen.
Die Lebensdauer gibt die maximale Anzahl der Jahre an, in denen ein Akku
funktionsf¨
ahig bleibt. Bei Blei-S¨
aure-Systemen liegt dieser Wert zwischen 4 und
10 Jahren - je nach Typ und Bauweise. Ausschlaggebend ist wiederum die Lade-
und Entladehistorie des Akku. Von Bedeutung ist ebenfalls das Nutzungsprofil,
welches sich im dauerhaften Stand-by Zustand einer USV signifikant von dem
einer Starterbatterie im Traktionsbetrieb unterscheiden kann.
Neben Sulfatierung, Kurzschluss, Tiefentladung usw. stellt Gasung, also der Ver-
lust des Elektrolyts, einen der wichtigsten Alterungsfaktoren dar und verk¨
urzt
die Lebensdauer des Akku erheblich.
Die Betriebstemperatur wird in
C angegeben und hat starken Einfluss auf die
entnehmbare Kapazit¨
at, auf die Leerlauf- und die Nennspannung. Der zul¨
assige
Temperaturbereich liegt zwischen 0 und +55
C.
14

2.3 Technische Grundlagen
Insbesondere durch das Unterschreiten von 0
C wird der Wirkungsgrad negativ
beeinflusst und die entnehmbare Kapazit¨
at herabgesetzt.
Die Referenztemperatur f¨
ur Vergleichsmessungen, liegt etwa bei 27
C (vgl. [Gro00],
S.127ff, S.246 und [Hein06], S.105).
Der Wirkungsgrad gibt das Verh¨
altnis wieder, in welchem der Akku Energie
speichern kann (Verh¨
altnis aufgenommener vs. tats¨
achlich gespeicherter Energie).
Nach [KSW06], S.246 haben Blei-S¨
aure Akkus einen Coulomb'scher Wirkungs-
grad von ca. 95 bis 98 %. Ein typischer Wert im Dauerbetrieb liegt zwischen 80
% f¨
ur Traktionsbatterien und 90 % f¨
ur Gel-Batterien.
2.3
Technische Grundlagen
2.3.1
Technik und Ger¨
ate
In diesem Abschnitt wird die verwendete Hard- und Software vorgestellt.
Die Basis f¨
ur alle Programmbestandteile bildet der WRT54G und WRT54GL Wi-
reless LAN Router von Linksys/Cisco Systems. Er bietet Zugriff auf zahlreiche
Funktionen f¨
ur ubiquit¨
are Anwendungen ([Bei04], S. 155f) und arbeitet nach dem
802.11g Standard. ¨
Uber eine serielle Schnittstelle ist er mit einem Morningstar
Tristar 45 A Solar Controller verbunden. An diesen ist ein 55 Watt Solarmodul
und eine 12 V, 88 Ah Blei-S¨
aure Traktionsbatterie angeschlossen.
Dieser Verbund ist v¨
ollig autonom und nur ¨
uber WLAN Funkverbindungen mit
der Außenwelt verbunden.
Der Router arbeitet laut Spezifikationen in der ersten Version mit 6 Volt DC und
in der aktuellen Version mit 12 Volt DC. F¨
ur die Auswertung des Stromverbrau-
ches in verschiedenen Profilen und Lastsituationen werden Messreihen direkt am
Router aufgenommen.
Als Messger¨
ate dienen die TrueRMS Multimeter VC608 und VC840 mit einer
Fehlertoleranz von 0,05 Prozent. Sie sind kalibriert und gepr¨
uft nach DIN VDE
0411 Teil 1, EN 61010-1, IEC 1010-1, EN 55022, EN 61000-4-3 und EN 61010.
Zur St¨
orungsminimierung werden die Messdaten ¨
uber eine galvanisch getrennte
optische RS232c Schnittstelle an einen PC ¨
ubertragen und fortlaufend aufgezeich-
net. Sie dienen als Berechnungsgrundlage f¨
ur die Anpassungen des Routers und
zur ¨
Uberpr¨
ufung der Ergebnisse.
15

2.3 Technische Grundlagen
2.3.2
Energiespeicher
Blei-S¨
aure Akkumulatoren geh¨
oren zu den ¨
altesten Batterietypen und sind da-
her sehr gut erforscht. Mit ausf¨
uhrlichen Messreihen und wissenschaftlichen For-
schungsarbeiten ist dieser Themenkomplex in der Literatur ausf¨
uhrlich dokumen-
tiert (vgl. [Hein06], [KSW06] et al.).
Aspekte der Ladung,Entladung und Selbstentladung
Zur Unterscheidung der Akkutypen in dieser Arbeit werden Blei-S¨
aure-Systeme
in 2 Kategorien eingeteilt: Traktionsbatterien und Solarbatterien.
Ihrem Bestimmungszweck entsprechend, sind Starter-/Traktionsbatterien f¨
ur ei-
ne hohe kurzfristige Stromabgabe konzipiert, d.h. f¨
ur einen geringen Innenwider-
stand sind die Bleiplatten mit sehr geringem Abstand zueinander angeordnet.
Dies hat den Nachteil der h¨
oheren Selbstentladung von bis zu 15 % im Monat
und der geringeren Entnahmekapazit¨
at gegen¨
uber Gelbatterien. Diese sind mit
gr¨
oßeren Plattenabst¨
anden f¨
ur moderate Entladestr¨
ome ausgelegt, gleichzeitig
robuster und weisen daher eine geringere Selbstentladung von minimal 3-5 % im
Monat auf.
Blei-Gel Akkumulatoren sind dank des in Gelform vorliegenden Elektrolytes r¨
uttel-
fest und lassen sich zwischen diese Gruppen einordnen. Sie sind ebenfalls auf
moderate Entladestr¨
ome optimiert und bieten eine h¨
ohere Effizienz gegen¨
uber
normalen Starterbatterien. Die Unterschiede werden in Kapitel 4 durch mehrere
Simulationsdurchl¨
aufe analysiert.
Allen gemeinsam ist die Problematik des Intervallladens, welches bei Solaranla-
gen systembedingt auftritt: Mit aufsteigender Sonne beginnt der t¨
aglicher Zyklus
und endet mit dem Sonnenuntergang. Prinzipiell werden neben dem sichtbaren
Bereich des Lichtes (390 nm bis 770 nm Wellenl¨
ange) in den Solarzellen auch
Spektren außerhalb dieses Bereiches genutzt (z.B. Infrarot und Ultraviolett). Je
nach Sonnenstand, Bew¨
olkung und Intensit¨
at wechselt das auftreffende Absorb-
tionsspektrum der elektromagnetischen Strahlung und erzeugt mitunter stark
variierende Ladestr¨
ome.
Infolgedessen treten neben den regelm¨
aßigen sinusf¨
ormigen Zyklen mit einer Fre-
quenz von 24 h auch kurzfristige Schwankungen in den Ladeprofilen auf. Derartige
Amplituden beschleunigen die Alterung des Akkumulators (ausf¨
uhrliche Analy-
sen der Korrelationen sind zu finden in [Gro00], S138ff).
16

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836612951
DOI
10.3239/9783836612951
Dateigröße
8.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Rostock – unbekannt, Informatik
Erscheinungsdatum
2008 (Mai)
Note
2,0
Schlagworte
energieerzeugung intelligenz filteralgorithmen wireless solarenergie
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