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Umweltbelastungen und Umweltschutz bei Olympischen Sommerspielen

Anspruch und Wirklichkeit an den Beispielen Sydney 2000 und Athen 2004

©2007 Diplomarbeit 177 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Der Umweltschutz hat in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dies zeigen unter anderem die aktuellen Diskussionen in Politik und Gesellschaft über die Ursachen des Klimawandels, die Zunahme an Medienbeiträgen über diese Thematik und neue Ordnungs- und Rechtsregelungen, welche die Umwelt schützen und bewahren sollen. Die Auswirkungen der unterschiedlichsten, teils irreversiblen Umweltschädigungen in der Vergangenheit führten insbesondere in den westlichen, wohlhabenden Nationen der Erde zu einer Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung für diese Problematik. Der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen für heutige und künftige Generationen nimmt dabei als langfristiges Ziel eine zentrale Stelle ein und wurde mit dem Schlagwort der Nachhaltigkeit verbalisiert.
Ökologische Probleme sind nicht durch eine einzig national ausgerichtete Umweltpolitik zu lösen, sondern erfordern internationale, politische Grundlagen. In nationalen wie auch transnationalen Gesetzen und Vereinbarungen verankerte Handlungsrichtlinien sind jedoch noch kein Garant für den Erfolg von Umweltschutzmaßnahmen. Der Erfolg angestrebter Umweltschutzmaßnahmen verlangt neben einer ökologischen Effektivität und ökonomischer Effizienz insbesondere soziale Akzeptanz. Nur durch Akzeptanz und Unterstützung, nicht nur auf lokaler, sondern auch auf globaler Ebene können effektive, nachhaltige Lösungen gefunden und durchgeführt werden. Umweltwissen und praktische, vorbildhafte Beispiele, in allen gesellschaftlichen Teilbereichen, so auch im Sport, fördern soziale Akzeptanz und helfen, Umweltbewusstsein zu verbreiten.
Zentrales Thema dieser Arbeit ist es, Umweltbelastungen und Umweltschutz bei den Olympischen Sommerspielen in Sydney 2000 und Athen 2004 zu untersuchen und zu prüfen, inwieweit der ökologische Anspruch der Olympischen Bewegung mit der Wirklichkeit übereinstimmt.
Gemäß der Olympischen Charta, der Satzung der Olympischen Bewegung, gehören alle Organisationen wie auch Personen der Olympischen Bewegung an, die nach den Regeln der Olympischen Charta unter der Leitung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) geführt werden wollen (IOC 2004a, 10). Das IOC als global agierende Non-Governmental-Organisation, und somit die Olympische Bewegung, hat 1994 den Schutz der natürlichen Umwelt zu einem ihrer Ziele erklärt. Sie versucht durch den Sport, insbesondere in Gestalt der Olympischen Spiele, weltweit ihre pädagogischen und humanitären […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Michael Westerberg
Umweltbelastungen und Umweltschutz bei Olympischen Sommerspielen
Anspruch und Wirklichkeit an den Beispielen Sydney 2000 und Athen 2004
ISBN: 978-3-8366-1279-1
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland, Diplomarbeit, 2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2008
Printed in Germany

Abkürzungsverzeichnis
II
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ... II
Abkürzungsverzeichnis ... IV
Tabellenverzeichnis ... V
Abbildungsverzeichnis ... V
Anhangverzeichnis ... VII
1.
Einleitung ... 1
2.
Forschungsstand ... 4
3.
Aufbau und Methodik der Arbeit ... 5
4.
Terminologische Abgrenzungen ... 7
5.
Umweltbewusstsein, umweltgerechtes Verhalten und ökologische Kommunikation... 9
6.
Entwicklung des Umweltschutzes und dessen Problemfelder ... 13
7.
Der Umweltschutz der Olympischen Bewegung... 17
7.1.
Der Umweltschutz in der Olympischen Bewegung ... 18
7.2.
Die Entwicklung des Umweltschutzes in der Olympischen Bewegung ... 21
7.3.
Die Umsetzung des Umweltschutzanspruches in der Olympischen Bewegung ... 23
8.
Umweltproblematik und Umweltschutzmöglichkeiten Olympischer Sommerspiele ... 27
8.1.
Planung und Organisation ... 28
8.2.
Bauliche Maßnahmen ... 31
8.3.
Transport und Verkehr ... 33
8.4.
Ressourcen- und Abfallmanagement ... 34
8.5.
Zusammenfassung ... 37
9.
Die Olympischen Spiele in Sydney 2000 ... 38
9.1.
Bewerbungs- und Vorbereitungsphase der XXVII. Olympischen Sommerspiele ... 39
9.2.
Umweltschutz und Umweltbewusstsein in Australien ... 43
9.3.
Das Sportstätten- und Umweltschutzkonzept in Sydney 2000 ... 44
9.3.1.
Bauliche Maßnahmen und die Umsetzung der Umweltschutzmaßnahmen ... 46
9.3.2.
Transport und Verkehr ... 48
9.3.3.
Ressourcen- und Abfallmanagement ... 48
9.3.4.
Zentrale Umweltprojekte: Homebush Bay und das Olympische Dorf ... 52
9.3.5.
Umweltbildungsmaßnahmen und -effekte der Spiele in Sydney ... 55
9.4.
Die Zeit nach den Spielen ­ Nachhaltigkeit in Sydney ... 58
9.5.
Beurteilung der Olympischen Spiele in Sydney ... 62

Abkürzungsverzeichnis
III
10.
Die Olympischen Spiele in Athen 2004 ... 65
10.1.
Bewerbungs- und Vorbereitungsphase der XXVIII. Olympischen Sommerspiele ... 66
10.2.
Umweltschutz und Umweltbewusstsein in Griechenland ... 69
10.3.
Das Sportstätten- und Umweltschutzkonzept in Athen 2004 ... 73
10.3.1.
Bauliche Maßnahmen und die Umsetzung der Umweltschutzmaßnahmen ... 76
10.3.2.
Transport und Verkehr ... 79
10.3.3.
Ressourcen- und Abfallmanagement ... 80
10.3.4.
Zentrale Umweltprojekte: Schinias und Markopoulo ... 83
10.3.5.
Umweltbildungsmaßnahmen der Spiele in Athen ... 85
10.4.
Die Zeit nach den Spielen ­ Nachhaltigkeit in Athen ... 88
10.5.
Beurteilung der Olympischen Spiele in Athen ... 91
11.
Umweltschutz in Sydney 2000 und Athen 2004 ­ Parallelen und Gegensätze ... 95
12.
Umweltschutz ­ Dritte Säule der Olympischen Bewegung?... 103
13.
Ausblick ... 111
14.
Zusammenfassung ... 122
Literatur- und Quellenverzeichnis ... 125
Internetquellen- und E-Mailverzeichnis ... 133
Anhang ... 138

Abkürzungsverzeichnis
IV
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
ABB
Australische Botschaft Berlin
AECC Association
for
Emissions Control by Catalyst
Anm. d. Verf.
Anmerkung des Verfassers
AOBC
Athens 2004 Olympic Bid Committee
AOSC
Athens Olympic Sports Complex
ARD
Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der
Bundesrepublik Deutschland
ATHOC
Athens 2004 Organizing Committee
BIS
Bundesinstitut für Sportwissenschaft
BMU
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
BOCOG
Beijing Organizing Committee for the Games of the XXIX Olympiad
CCTV
China Central Television
CO
2
Kohlenstoffdioxid
DEHA
Department of the Environment and Heritage Australia
DOSB
Deutscher Olympischer Sportbund
ebd. ebenda
et al.
et alii (lateinisch: und andere)
EUA Europäische
Umweltagentur
EMAS
Eco- Management and Audit Scheme
GGB Griechische
Botschaft
Berlin
GGW
Green Games Watch 2000
GUEK
Generaldirektion Umwelt der Europäische Kommission
gWh
Gigawattstunden
ha Hektar
HOP
Hellenic Olympic Properties S.A.
IOC
International Olympic Committee
IOCSEC
IOC Sport and Environment Commission
ISO
Internationale Organisation für Normung
KSN
Kuratorium Sport und Natur
kWh
Kilowattstunden
LBZRLP Landesbibliothekszentrums
Rheinland-Pfalz
MfMG
Ministerium für Medien der Republik Griechenland
NGO Non-Governmental
Organization
NOK Nationales
Olympisches
Komitee
NSW
New South Wales
NSWTFEC
New South Wales Technical and Further Education Commission
OAKA
Olympiako Athlitiko Kentro Athinon
OCA
Olympic Co-ordination Authority
OCOG
Organising Committee of the Olympic Games
OGGI
Olympic Games Global Impact Program
ÖPNV Öffentlicher
Personennahverkehr
SOBL
S
YDNEY
O
LYMPICS
B
ID
L
IMITED
SOCOG
Sydney Organising Committee for the Olympic Games
SOPA
Sydney Olympic Park Authority
SRU
Sachverständigenrat
für
Umweltfragen
t Tonne(n)
Tab. Tabelle

Tabellenverzeichnis
V
UNCED
United Nations Conference on Environment and Development
UNEP
United Nations Environment Programme
UNESCO
United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization
WCED
World Commission on Environment and Development
ZDF
Zweites Deutsches Fernsehen
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Bewertungskriterien der IOC Evaluation Comission und deren Gewichtung ... 26
Tab. 2: IOC Wahlverlauf für die Ausrichtung der XXVII. Olympischen Spiele ... 41
Tab. 3: Election of the Host City for the Games of the XXVIII. Olympiad ... 67
Tab. 4: Überblick über die Umweltauswirkungen und -schutzmaßnahmen der Olympischen
Spiele in Sydney 2000 und Athen 2004 ... 97
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Zielsystem umweltfreundlicher Olympischer Spiele ... 37
Abb. 2: Lage der olympischen Wettkampfstätten in Sydney ... 45
Abb. 3: Die Lage der Wettkampfstätten der 28. Olympischen Spiele in Athen... 74
Abb. 4: Im Internet für die Vermarktung beworbene olympische Wettkampfstätten ... 90
Abbildungen im Anhang:
Abb. 5: Abfalltrennsystem des SOCOG ... 144
Abb. 6: Abfalltrennsystem im Zuschauerbereich ... 144
Abb. 7: Umweltbildung auf der offiziellen Homepage des SOCOG ... 145
Abb. 8: Konzept der Häuser im Olympischen Dorf ... 145
Abb. 9: Solarpaneele im Olympischen Dorf ... 146
Abb. 10: Umweltfreundliches Geschirr der Spiele in Sydney ... 146
Abb. 11: Umweltfreundliches Regal ... 146
Abb. 12: Hinweisschild zum Müllrecycling ... 147
Abb. 13: Umweltwerbekampagne der Olympischen Spiele 2000 ... 147
Abb. 14: Solartürme des Olympic Boulevard ... 148
Abb. 15: Solartürme des Olympic Boulevard ... 148
Abb. 16: Zuschauer der Kugelstoßwettbewerbe im antiken Olympia... 149
Abb. 17: Zuschauerfläche nach Beendigung der Wettbewerbe ... 149
Abb. 18: Bepflanzung vor dem OAKA-Stadion ... 150

Abbildungsverzeichnis
VI
Abb. 19: Bodenversiegelung auf dem Geläde des Ruderzentrums in Schinias... 150
Abb. 20: Olivenbäume in Markopoulo ... 151
Abb. 21: Solarkollektoren auf der Markopoulo-Wettkampfstätte ... 151
Abb. 22: Bebauungsplan des Olympischen Dorfes ... 152
Abb. 23: Realisierte Bebauung des Olympischen Dorfes ... 152
Abb. 24: Müllablagerungen neben der Wettkampfstätte in Schinias ... 153
Abb. 25: Überblick über das Gebiet Schinias... 153
Abb. 26: Mülltrennsystem während den Spielen 2004 ... 154
Abb. 27: Mülltrennsystem 2 Jahre nach den Spielen ... 154
Abb. 28: Mülltrennsystem während der Spiele auf dem Hellenikon-Komplex ... 154
Abb. 29: Sammelbox der Firma Coca-Cola ... 154
Abb. 30: Beplanzung auf dem Faliron-Komplex ... 155
Abb. 31: Wasserverschwendung während den Spielen ... 155
Abb. 32: ,,Natürliche" Überführung der Athener Ringautobahn. ... 156
Abb. 33: Die Wettkampfstätte in Schinias ... 156
Abb. 34: Hellenikon-Komplex ... 157
Abb. 35: OAKA-Stadion ... 157
Abb. 36: Kodak Batterierecycling ... 158
Abb. 37: Keep the Venue Clean ... 158
Abb. 38: Environmetal Info Kiosk ... 158
Abb. 39: Umweltbroschüren... 158
Abb. 40: Umweltbildung in einer Athener Metro Station ... 159
Abb. 41: Olympisches ,,Umweltmerchandising" ... 159
Abb. 42: Olympisches ,,Umweltmerchandising" ... 159
Abb. 43: Umweltlogo der Olympischen Spiele in Athen ... 160
Abb. 44: Environmental Info-Kiosk ... 160
Abb. 45: Please help save water ... 160
Abb. 46: Umwelterziehung in Athen ... 160
Abb. 47: Umwelterziehung in Athen ... 161
Abb. 48: OAKA 2005 ... 161
Abb. 49: OAKA 2005 ... 161
Abb. 50: Faliron-Komplex 2006 ... 162
Abb. 51: Faliron-Komplex 2006 ... 162

Abbildungsverzeichnis
VII
Anhangverzeichnis
Anhang 1: Die Greenpeace ,,Environmental Guidelines for the Summer Olympic Games" ... 139
Anhang 2: Bilder der Olympischen Spiele in Sydney 2000 ... 144
Anhang 3: Bilder der Olympischen Spiele in Athen 2004 ... 149
Anhang 4: 2005 Environmental Sustainability Index Report ... 163
Anhang 5: Nachhaltigkeitsindikatoren des OGGI-Programms ... 166

Einleitung
1
1.
Einleitung
Der Umweltschutz hat in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dies
zeigen unter anderem die aktuellen Diskussionen in Politik und Gesellschaft über die Ursa-
chen des Klimawandels, die Zunahme an Medienbeiträgen über diese Thematik und neue
Ordnungs- und Rechtsregelungen, welche die Umwelt schützen und bewahren sollen. Die
Auswirkungen der unterschiedlichsten, teils irreversiblen Umweltschädigungen in der Ver-
gangenheit führten insbesondere in den westlichen, wohlhabenden Nationen der Erde zu einer
Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung für diese Problematik. Der Erhalt der natürlichen
Lebensgrundlagen für heutige und künftige Generationen nimmt dabei als langfristiges Ziel
eine zentrale Stelle ein und wurde mit dem Schlagwort der Nachhaltigkeit verbalisiert.
Ökologische Probleme sind nicht durch eine einzig national ausgerichtete Umweltpoli-
tik zu lösen, sondern erfordern internationale, politische Grundlagen. In nationalen wie auch
transnationalen Gesetzen und Vereinbarungen verankerte Handlungsrichtlinien sind jedoch
noch kein Garant für den Erfolg von Umweltschutzmaßnahmen. Der Erfolg angestrebter
Umweltschutzmaßnahmen verlangt neben einer ökologischen Effektivität und ökonomischer
Effizienz insbesondere soziale Akzeptanz. Nur durch Akzeptanz und Unterstützung, nicht nur
auf lokaler, sondern auch auf globaler Ebene können effektive, nachhaltige Lösungen gefun-
den und durchgeführt werden. Umweltwissen und praktische, vorbildhafte Beispiele, in allen
gesellschaftlichen Teilbereichen, so auch im Sport, fördern soziale Akzeptanz (K
UCKARTZ
1999, 221ff.) und helfen, Umweltbewusstsein zu verbreiten.
Zentrales Thema dieser Arbeit ist es, Umweltbelastungen und Umweltschutz bei den
Olympischen Sommerspielen in Sydney 2000 und Athen 2004 zu untersuchen und zu prüfen,
inwieweit der ökologische Anspruch der Olympischen Bewegung mit der Wirklichkeit über-
einstimmt.
Gemäß der Olympischen Charta, der Satzung der Olympischen Bewegung, gehören al-
le Organisationen wie auch Personen der Olympischen Bewegung an, die nach den Regeln
der Olympischen Charta unter der Leitung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC)
geführt werden wollen (IOC 2004a, 10). Das IOC als global agierende Non-Governmental-
Organisation, und somit die Olympische Bewegung, hat 1994 den Schutz der natürlichen
Umwelt zu einem ihrer Ziele erklärt. Sie versucht durch den Sport, insbesondere in Gestalt
der Olympischen Spiele, weltweit ihre pädagogischen und humanitären Ziele zu realisieren.
Das weltweite Interesse am Sport, die alle zwei Jahre wiederkehrende öffentliche Aufmerk-
samkeit durch die Olympischen Spiele und das weltumspannende Netzwerk der Olympischen
Bewegung bieten gute Voraussetzung für die Vermittlung der olympischen Werte, zu denen

Einleitung
2
nun auch der Schutz und die Erhaltung der natürlichen Umwelt gehören. Seit über einem
Jahrzehnt werden nachhaltige Umweltschutzmaßnahmen im Sportbereich durch das IOC ge-
fordert und gefördert (IOC 1996, Regel 2). Die Entwicklung des IOC im Bereich des Um-
weltschutzes ist von großem Interesse, da dessen Bemühungen für viele Sportorganisationen
und -verbände eine immense Vorbildfunktion aufweisen (D
A
C
OSTA
1997a, 52).
Daher stellt sich die grundlegende Frage, welchen Anspruch sich die Olympische Be-
wegung in Belangen des Umweltschutzes selbst auferlegt hat und ob die Bewegung diesem
Anspruch gerecht wird. Neben den ideologischen Grundsätzen ist die praktische Umsetzung
von entscheidender Bedeutung. Dies betrifft die Informationspolitik, die Olympische Erzie-
hung und vor allem die Ausrichtung Olympischer Spiele, da durch das Ereignis Olympischer
Spiele die anthropogenen Umweltbelastungen kurzzeitig um ein Vielfaches verstärkt werden.
Die Interaktionen der Olympischen Bewegung mit den Ausrichterstädten, bereits bei der Ver-
gabe der Spiele wie auch Informations-, Kontroll- und auch Sanktionsmechanismen, sind
maßgeblich für eine konsequente Umsetzung der Ansprüche an die Ausrichterstädte.
Eingriffe in Natur und Landschaft sind insbesondere bei Olympischen Winterspielen
offensichtlich. Sie werden von der Öffentlichkeit und den Medien kritisch beobachtet und
wurden in der Sportwissenschaft ausführlich untersucht (vgl. S
CHEMEL
/
E
RBGUTH
2000). Die
Offensichtlichkeit aufgrund der Größe der Eingriffe und der Auswirkungen auf das Land-
schaftsbild durch Olympische Winterspiele, die damit einhergehende Begünstigung alpiner
Naturgefahren, bspw. von Lawinen, sowie der direkte Kontakt des Sports mit der Natur för-
dern eine erhöhte Aufmerksamkeit für die Belange des Umweltschutzes. Bei Olympischen
Sommerspielen ist der ökologische Aspekt jedoch nicht derart offensichtlich. Die Spiele fin-
den zumeist in städtischen Gebieten statt und die Wettkämpfe werden zu einem Großteil in
Hallen und Stadien ausgetragen. Die Wettkampfanlagen stellen zwar ebenfalls einen großen
Eingriff in Natur und Landschaft dar, verändern das Landschaftsbild allerdings nicht derart
vehement wie dies bei Olympischen Winterspielen der Fall ist. Durch das städtische, oft dicht
besiedelte Umfeld tritt der ökologische Aspekt eher in den Hintergrund, da Konfliktbereiche
des Umweltschutzes weniger ersichtlich sind und findet folglich weniger Beachtung. Daher
werden Olympische Winterspiele wie auch die Paralympischen Spiele, welche dieselben Ein-
richtungen und Ressourcen nutzen wie die Olympischen Spiele, nicht eingehender behandelt.
Um die Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen bei Olympischen Sommerspielen beurtei-
len zu können, muss jedoch zuvor die Frage geklärt werden, welche wesentlichen Umwelt-
einwirkungen durch Olympische Sommerspiele entstehen.

Einleitung
3
Die ersten Olympischen Sommerspiele mit besonderer Berücksichtigung der Umwelt
fanden im Jahr 2000 in Sydney statt. Diese standen unter dem Motto ökologischer, ,,grüner",
Spiele und sind international auch als Green Games bekannt. Sie sollten eine ,,Vorzeige-
olympiade" im ökologischen Sinne darstellen und neue Maßstäbe im Bereich des Umwelt-
schutzes etablieren. Ein Vergleich der Umweltschutzmaßnahmen in Sydney mit den Maß-
nahmen bei den nachfolgenden, der derzeit jüngsten Ausrichtung Olympischer Sommerspiele
in Athen 2004 soll zeigen, ob die in Sydney erreichten Umweltstandards weitergeführt und
möglicherweise sogar weiterentwickelt wurden.
Bei Umfragen der Forschungsgruppe Olympia der Universität Mainz während der
Paralympischen Spiele 2004 in Athen wurden 128 Besucher des Deutschen Hauses sowie 823
griechische Schüler im Alter zwischen 13 und 17 Jahren zu ihren Einstellungen über Olym-
pische und Paralympische Spiele befragt, welche auch Umweltschutzmaßnahmen betrafen.
Knapp drei Viertel der Befragten des Deutschen Hauses (71,55%) sahen das ökologische
Gleichgewicht nicht durch den Verbrauch der Olympischen Spiele an Boden und Energie
beeinträchtigt. Die bei den Spielen praktizierte Mülltrennung, die es in Griechenland so noch
nicht gibt, wurde von allen Befragten mit hoher Zustimmung bejaht. 80% der Befragten des
Deutschen Hauses und 90% der griechischen Schüler stimmten der Aussage zu, dass das bei
den Olympischen Spielen und Paralympics praktizierte System der Mülltrennung ein Vorbild
für viele Länder ist und in Griechenland generell eingeführt werden sollte
1
. Die Ergebnisse
der Umfragen sind zwar nicht repräsentativ, legen jedoch die Vermutung nahe, dass die
Olympischen Spiele in Athen Umweltmaßnahmen kommunizierten. Die Olympischen Spiele
in Athen vermittelten dem Zuschauer vor Ort den Ergebnissen der Umfrage nach ein positives
ökologisches Bild. Die Besucher der Veranstaltung können jedoch einzig nach den ihnen zur
Verfügung stehenden Informationen urteilen. Ob dieser Eindruck den Tatsachen entspricht,
kann nur mittels einer Betrachtung der zugehörigen Infrastrukturen und Verarbeitungswege
entschieden werden.
Die bei Olympischen Spielen umgesetzten Umweltschutzmaßnahmen dürfen nicht nur
einem ,,grünen" Image zuträglich sein, sie müssen effizient arbeiten und den Schutz und Er-
halt der natürlichen Umwelt unterstützen. Für eine umfassende Bewertung der Umwelt-
schutzmaßnahmen sind zudem die langfristigen Effekte von entscheidender Bedeutung, da
diese auf die Entwicklung der Stadt und der Region starken Einfluss nehmen. Daher werden
die Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen vor, während und nach den Spielen in den
1
Eine statistische Auswertung der Fragebögen und Analyse der Antworten ist zu finden in der Examensarbeit
von A
CKERMANN
,
B.: Eine vergleichende Analyse von Zuschauermeinungen der Paralympics in Sydney 2000
und Athen 2004 im Hinblick auf altersspezifische Unterschiede. Mainz 2006.

Forschungsstand
4
unterschiedlichen Kategorien Bauwesen, Verkehrskonzept, Ressourcenverbrauch, der Nach-
haltigkeit und Olympische ,,Umwelterziehung" dieser beiden Olympischen Sommerspiele
analysiert. Es soll dargelegt werden, ob der Umweltschutzanspruch der Olympischen Bewe-
gung umgesetzt werden konnte. Die Betrachtung der Nachhaltigkeit beschränkt sich dabei
hauptsächlich auf die ökologische Dimension. Die ökonomische und soziale Nachhaltigkeit
können im Rahmen dieser Arbeit nur am Rande betrachtet werden.
2.
Forschungsstand
Die Olympischen Spiele werden in der Öffentlichkeit selten in Zusammenhang mit dem Um-
weltschutzgedanken gebracht. In populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen zu Olympi-
schen Spielen werden hauptsächlich sportliche Ergebnisse und herausragende Ereignisse der
jeweiligen Spiele dargestellt (vgl. C
ERNE
2000; G
IERSBERG
2004). Berichte über Kulturver-
anstaltungen oder Umwelt sind selten, wobei letztere jedoch mit der derzeitigen Aktualität der
Klimaproblematik zunehmen und bspw. das Fernsehen über die Luftverschmutzung in
Peking, der Ausrichterstadt der nächsten Olympischen Spiele 2008, berichtet (ARD 2007,
www; CCTV 2007, www).
Auch in der sportwissenschaftlichen Literatur wurde bisher nur in geringem Umfang
über den Umweltschutz in Zusammenhang mit der Olympischen Bewegung publiziert. In den
durchsuchten Datenbanken ließen sich nur wenige Publikationen zu dieser Thematik finden.
Hervorzuheben sind die sportbezogene Literaturdatenbank des Bundesinstituts für Sportwis-
senschaft (vgl. BIS 2007, www), die Suchmaschine des Landesbibliothekszentrums Rhein-
land-Pfalz, welche deutschlandweit Verbundkataloge abfragt (vgl. LBZRLP 2007, www), die
umfangreiche Literatursammlung ,,Sport und Umwelt" des Deutschen Olympischen Sport-
bundes (vgl. DOSB 2004, www) wie auch die Literaturliste ,,Sport und Natur" des Kurato-
riums Sport und Natur (vgl. KSN 2005, www).
Publikationen über die Sport-Umwelt Problematik sind zahlreich, beziehen sich jedoch
häufig auf Sportarten, welche in der Natur ausgeübt werden (vgl. DOSB 2004, www, 26-63).
Von dem kleineren Teil an Veröffentlichungen, welcher zumindest teilweise die Umweltprob-
lematik sportlicher Großveranstaltungen behandelt, beziehen insbesondere H
EINZEL
und
Z
IMMERMANN
(1990),
S
CHEMEL
,
und E
RBGUTH
(2000)
sowie
G
ÜLDENPFENNIG
(2003)
auch
städtische Gebiete in ihre Überlegungen mit ein. Eigenständige Werke über die Olympische
Bewegung, wie diese bspw. von K
AULITZ
(2001) sowie von A
LTENBERGER
,
H
AAG
und H
OLZ
-
WEG
(2006) verfasst wurden, behandeln an sportinternen Problematiken einzig populäre, wie
bspw. Doping.

Aufbau und Methodik der Arbeit
5
Abgesehen von Publikationen des IOC, wird der Umweltschutz der Olympischen
Bewegung nur in wenigen Veröffentlichungen problematisiert. Von diesen sind insbesondere
D
A
C
OSTA
(1997),
C
ANTELON UND
L
ETTERS
(2000)
sowie
D
A
C
OSTA
und V
EERMAN
(2006) zu
nennen. Diese Werke behandeln den Umweltschutz der Olympischen Bewegung im Allge-
meinen und beziehen sich auch auf einzelne Olympiaden, jedoch nur am Rande auf die
Olympischen Spiele in Sydney und Athen. Speziell zum Umweltschutz der Olympischen
Spiele in Sydney liegen umfangreiche Werke von C
ASHMAN
und H
UGHES
(1999), J
EFFERSON
L
ENSKYJ
(2000;
2002)
sowie C
ASHMAN
(2006) vor. Die Autoren beschäftigen sich in ihren
Werken fast ausschließlich und systematisch mit dem Umweltschutz der Olympischen Spiele
2000 und kritisieren dessen Umsetzung zum Teil heftig. Wissenschaftliche Arbeiten, die den
Umweltschutz bei den Olympischen Spielen in Athen analysieren, konnten keine gefunden
werden.
3.
Aufbau und Methodik der Arbeit
Im ersten Teil der Arbeit wird nach einer Klärung der Grundbegriffe zunächst ein allgemeiner
Überblick über den Umweltschutz gegeben. Um die Entwicklung und Handlungen der
Olympischen Bewegung und der Ausrichterstädte Sydney und Athen im Bereich des Umwelt-
schutzes in einem Gesamtkontext beurteilen zu können, werden der derzeitige Literaturstand,
die Eigenheiten von Umweltbewusstsein, die Entwicklung eines globalen Umweltschutzes,
die Umweltschutzproblematik und speziell die Sport-Umwelt Problematik hinsichtlich der
Durchführung Olympischer Spiele näher betrachtet. Kenntnisse über die Sport-Umwelt-
Problematik konnten beim 3. Kongress ,,Umwelt, Naturschutz und Sport im Dialog" vom
20.-21.11.2006 in Köln und über Nachhaltigkeit während des 5. Sportwissenschaftlichen
Olympiaseminars vom 18.-24.09.2006 in Olympia vertieft werden.
Im nachfolgenden Kapitel werden die Grundstatuten des IOC, auf denen sich der
Umweltschutzgedanke der Olympischen Bewegung begründet, aufgezeigt und die institutio-
nellen Gegebenheiten der Organisation in Belangen des Umweltschutzes dargestellt. Die
olympischen Sportarten werden nicht einzeln auf ihre Belastungen für die Umwelt analysiert,
sondern Belastungen kategorisiert wiedergegeben. Das Interesse gilt der Großveranstaltung
der Olympischen Spiele und den durch sie verursachten Umweltproblemen sowie möglichen
Lösungsstrategien, die Umweltschädigungen effektiv reduzieren können und nicht nur aus
ökologischer Sicht vorteilhaft sind. Es wird das komplexe Wirkungsgefüge der Olympischen
Spiele mit der Umwelt dargelegt, welches allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit
besitzt.

Aufbau und Methodik der Arbeit
6
Im Hauptteil der Arbeit werden die Olympischen Sommerspiele in Sydney 2000 und
Athen 2004 auf die herausgearbeiteten Kategorien hin analysiert und die getroffenen Umwelt-
schutzmaßnahmen aufgezeigt. Erkenntnisse über Sydney konnten durch eine Auswertung der
während der Spiele aufgenommenen Fotografien von Herrn Messing und Herrn Müller,
Professoren der Universität Mainz und Leiter der Forschungsgruppe Olympia sowie durch ein
Interview mit Herrn Hassel, dem Direktor der Kulturolympiade der Spiele in Sydney, ergänzt
werden. Die Darstellung der Umweltschutzmaßnahmen bei den Olympischen Spielen in
Athen stützt sich zudem auf eigene Beobachtungen und eine Auswertung aller Fotografien der
Mitglieder der Forschungsgruppe Olympia, welche die Olympischen Spiele 2004 besuchten.
Die gewonnenen Eindrücke wurden durch Gespräche mit Mitgliedern der Forschungsgruppe,
welche als Volontäre bei den Spielen in Athen tätig waren sowie durch Interviews mit Herrn
Kazantzopoulus, dem ehemaligen Direktor der Umweltabteilung des Athener Organisations-
komitees ATHOC, Herrn Costas, welcher bei den Athener Spielen als Sports Result-Manager
im Anuljoscha-Stadion tätig war und Frau Panagiotopoulou, Doktorin der Soziologie und
Professorin an der Fakultät für Kommunikation und Medienwissenschaft der Universität
Athen, konkretisiert. Feststellungen über die Nachhaltigkeit der Athener Sportstätten werden
durch persönliche Untersuchungen während eines Besuches der Stadt im Jahr 2006 ergänzt.
Die für diese Arbeit durchgeführten Experteninterviews wurden problemzentriert als
Befragungstechnik eingesetzt, um einige der vorhandenen Wissenslücken aus der dem Inter-
view vorangegangenen Literatur- und Quellenrecherche durch das Fachwissen der Experten
zu schließen. Alle Interviews wurden als halbstandardisierte Interviews in Form eines Leitfa-
deninterviews geführt. Halb- beziehungsweise nicht standardisierte Befragungen erscheinen
,,besonders geeignet mehr oder minder komplexe Sachverhalte zu erhellen, über die bisher
wenig Detailinformationen vorliegen" (A
NGER
1969, 573).
In halbstandardisierten Interviews
besitzt der Interviewer weitaus mehr Freiheiten als in standardisierten Befragungen und kann
seinen Interviewleitfaden flexibel handhaben. Die Auswahl und Formulierung der Fragen
sowie der Aufbau des Gesprächs liegen hierbei im Ermessen des Interviewers (G
LÄSER
/
L
AUDEL
2006, 38ff.). Die Leitfragen der für diese Arbeit durchgeführten Interviews wurden
für jeden Experten individuell konzipiert. Auf diese Weise wurde der thematische Rahmen
des Interviews sowie spezielle für den Interviewer aufschlussreiche Themenbereiche vorge-
geben, der Gesprächsverlauf war jedoch offen und konnte dem Interviewer neue Ansichten
und Gesichtspunkte eröffnen.
Im Anschluss sollen beide Olympischen Sommerspiele unter besonderer Berücksichti-
gung der länderspezifischen Gegebenheiten vor Ort verglichen werden. Diese, wie auch die

Terminologische Abgrenzungen
7
Maßnahmen der Olympischen Bewegung, werden daraufhin kritisch beurteilt. Schließlich
wird ein Ausblick auf eine mögliche Zukunft des Umweltschutzes in der Olympischen Bewe-
gung gegeben, in welchem einige Verbesserungsmöglichkeiten des derzeitigen Systems auf-
gezeigt werden.
In dieser Arbeit erfolgt eine Konzentration auf den Umweltschutzgedanken und seine
Umsetzung bei den genannten Olympischen Spielen. Eine ganzheitliche Betrachtung der die
Umsetzung des Umweltschutzes mitbestimmenden institutionellen Rahmenbedingungen, der
personellen und organisatorischen Elemente, Sachverhalte und Netzwerke ist nicht Gegens-
tand der Untersuchung. Diese werden nur in direktem Bezug zu aufgezeigten Sachverhalten
berücksichtigt. Die Beurteilung des Autors ist geprägt durch deutsche Umweltstandards. Ein
tiefergehendes Verständnis der den Umweltschutz in Australien und Griechenland prägenden
politischen Entscheidungsprozesse, -ebenen und Rahmenbedingungen sowie der Lebenswei-
se, Werte und Normen dieser Gesellschaften ist nicht gegeben. Daher müssen die getätigten
Aussagen in dieser Arbeit relativiert durch diese Gesichtspunkte verstanden werden.
4.
Terminologische Abgrenzungen
Schwierigkeiten mit der Thematik des Umweltschutzes bereitet vor allem eine terminologi-
sche Unschärfe der Kernbegriffe insbesondere in Abkommen und Verträgen, aber auch in
wissenschaftlichen Publikationen und in der alltäglichen Kommunikation. Kernbegriffe dieses
Themenfeldes sind Umwelt, Natur, Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Ökologie. Die Un-
schärfe dieser Begriffe erweist sich als nachteilig und erschwerend.
Der Begriff ,,Umwelt", englisch ,,Environment" wird in der internationalen Kommunikation
synonym für ,,Natur", als die natürliche Umwelt, gebraucht und besitzt eine konkret ökologi-
sche Bedeutung. Umwelt bezieht sich auf die Geo- und Biosphäre, genauer den Lebensraum
des Menschen. Dies sind sowohl die Naturstoffe als auch Atmosphäre, Böden, Gewässer und
Organismen (H
UBER
2002, 641). Umwelt ist jedoch kein einheitlich verwendeter Begriff, der,
wie auch in der Systemtheorie, mannigfaltige Umgebungen, wie bspw. die systemische, die
psychologische oder die soziologische Umwelt, betreffen kann. Selbst im juristischen Bereich
existiert keine eindeutige Umwelt-Definition (O.V. 2000b, 828).
Ebenso problematisch verhält es sich mit der Begrifflichkeit des ,,Umweltschutzes".
Während dieser im deutschen Sprachgebrauch eindeutig auf die natürliche Umwelt bezogen
ist, wird das international verwandte, englische ,,Environmental protection" auch für Belange
der personalen Sicherheit insbesondere in Hinsicht auf terroristische Aktivitäten verwendet.

Terminologische Abgrenzungen
8
Für die genannten Begrifflichkeiten gibt es keine neueren, allgemeingültigen Definitionen, so
dass diese oft formelhaft und vage gebraucht werden. Dies zeigt sich auf nationaler wie inter-
nationaler Ebene und es fehlt europa- und weltweit ein eindeutiger Wortverstand (J
ÄGER
1994, 2). Der Begriff ,,Umwelt" wird in dieser Arbeit zumeist in einem engen Sinne als eine
natürliche, naturnahe Umwelt als eine belebte Welt verstanden (M
C
N
EILL
2005, 15). Verein-
zelt kann die Bedeutung des Begriffs variieren, der genaue Begriffsinhalt ergibt sich dabei
stets aus dem Zusammenhang. Umwelt und diesbezüglich auch Umweltschutz werden in die-
ser Arbeit im ökologischen Sinne verstanden. Die Begrifflichkeiten betreffen hauptsächlich
die Natur
und werden zumeist nicht im Sinne von Umgebung gebraucht. Zusammengesetzte
Begriffe wie bspw. ,,Umweltschutz", ,,umweltfreundlich" und ,,umweltschädlich" werden in
direktem Bezug zum Menschen, aus seinen Tätigkeiten hervorgehend, gesehen und interpre-
tiert. Übergeordnetes Ziel des Umweltschutzes ist der langfristige Erhalt der natürlichen
Lebensgrundlagen, der Schutz von Tieren, Pflanzen und Ökosystemen als natürliche Exis-
tenzgrundlagen des Menschen, aber auch um der Natur selbst willen. Dies beinhaltet auch
Maßnahmen zur Beseitigung bereits entstandener Schäden
(K
ENNEDY
2005, 10).
Unter ,,Umweltbelastungen" wird die negative, belastende Beeinflussung und Verän-
derung der natürlichen Umwelt durch physikalische, chemische und technische Eingriffe, wie
Flächenversiegelung, Schadstoffemission, Beweidung oder Tourismus verstanden (J
ÄGER
1994, 12).
,,Ökologie", die Lehre der Umwelt, untersucht den Stoffwechsel zwischen Populatio-
nen und ihrer Umwelt (H
UBER
2002, 641). Umweltprobleme stellen Störungen in diesem
Verhältnis dar und bedeuten eine Gefährdung der natürlichen Umwelt und damit auch für den
Menschen.
,,Nachhaltigkeit", engl.: ,,Sustainable Development", bezeichnet eine zukunftsorientierte,
dauerhaft tragfähige Entwicklung und beinhaltet eine Aufforderung zum Ressourcenschutz
und vorausschauendem, möglichst optimalem Management der Stoffströme. ,,Nachhaltig" ist
eine Entwicklung, welche den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne dabei
die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden. Das Nachhaltigkeitskonzept umfasst
neben der Umwelt auch Ökonomie und Gesellschaft und gilt als Handlungsmaxime für die
globale Lösung von Umweltproblemen (O.V. 2000a, 775). Der Begriff der Nachhaltigkeit
wird in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft häufig verwendet, jedoch mit unterschiedlichen
Bedeutungen. Eine oft angewandte Ausdifferenzierung des Nachhaltigkeitsbegriffs erfolgt in
drei Kategorien: die ökologische, die ökonomische und die soziale Nachhaltigkeit (vgl.
M
ATTANOVICH
/
K
ASPAR
1998, 17).

Umweltbewusstsein, umweltgerechtes Verhalten und ökologische Kommunikation
9
5.
Umweltbewusstsein, umweltgerechtes Verhalten und ökologische
Kommunikation
Im Umweltgutachten von 1978 definiert der Sachverständigenrat für Umweltfragen des Bun-
desministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sein Verständnis von Um-
weltbewusstsein als ,,Einsicht in die Gefährdung der natürlichen Lebensgrundlagen des Men-
schen durch diesen selbst, verbunden mit der Bereitschaft zur Abhilfe" (SRU 1978, 445).
Diese Definition beinhaltet zwei Komponenten, die Einsicht in die Lebensgrundlagen und die
Bereitschaft zur Abhilfe. In der Literatur wird der Begriff Umweltbewusstsein dennoch unter-
schiedlich verwendet.
Um Umweltprobleme überhaupt erst als Probleme zu erkennen, muss ein Bewusstsein
für diese Problematik existieren. Allgemein werden in unserer heutigen Gesellschaft unter
Umweltbewusstsein die Befürchtungen, Unzufriedenheit und Betroffenheit angesichts der
sichtbaren und bekannten Umweltprobleme verstanden. Umweltbewusstsein kann als Ein-
stellung verstanden werden, welche durch kognitive, affektive und verhaltensbezogene Kom-
ponenten geprägt ist. In den verschiedenen Wissenschaftsgebieten hat der Begriff je nach
Verwendungszusammenhang unterschiedliche Bedeutungen. In einem weiten Verständnis des
Umweltbewusstseins beinhaltet dieser folgende Komponenten: Umweltwissen, - erleben und
-betroffenheit, umweltbezogene Wertorientierungen und umweltrelevante Verhaltensintentio-
nen (F
UHRER
1999, 220).
Umweltwissen, Umwelteinstellungen und Umweltverhalten bilden drei Dimensionen,
in welche Umweltbewusstsein ausdifferenziert werden kann. Umweltwissen umfasst den
Wissens- und Informationsstand einer Person über Natur und Umwelt. Die Umweltein-
stellungen einer Person beinhalten neben den Einstellungen zum Umweltschutz im engeren
Sinne auch die emotionale Anteilnahme an Umweltzerstörungen, welche von der Person
wahrgenommen werden. Das Umweltverhalten schließlich umfasst das Verhalten einer Per-
son in umweltrelevanten Alltagssituationen (K
UCKARTZ
1999, 221).
P
REISENDÖRFER
(1999, 99) unterscheidet vier Umwelttypen: den ,,Umweltignoranten", den
,,Umweltrhetoriker", den ,,einstellungsungebundenen Umweltschützer" und den ,,konse-
quenten Umweltschützer". Erstgenannter besitzt ein niedriges Umweltbewusstsein und nied-
riges Umweltverhalten. Der ,,Umweltrhetoriker" hingegen zeigt ein überdurchschnittliches
Umweltbewusstsein, fällt aber auf der Verhaltensebene deutlich ab. Der Typ des ,,einstel-
lungsungebundenen Umweltschützers" erreicht beim Umweltbewusstsein unterdurchschnitt-
liche Werte trotz überdurchschnittlichem Umweltverhalten. Letztgenannter Umwelttyp, der

Umweltbewusstsein, umweltgerechtes Verhalten und ökologische Kommunikation
10
,,konsequente Umweltschützer", ist gekennzeichnet durch ein hohes Umweltbewusstsein und
ein überdurchschnittlich ausgeprägtes Umweltverhalten. Ein hohes Umweltbewusstsein kann,
so P
REISENDÖRFER
(1999, 43), auch ohne fundiertes Wissen bestehen, ,,es genügt, wenn bei
einer Person eine gewisse, nicht unbedingt auf detailliertem Faktenwissen beruhende Einsicht
in die Gefährdung der natürlichen Lebensgrundlagen vorhanden ist".
Umweltverhalten wird von verschiedenen Autoren unterschiedlich definiert. F
IETKAU
und
K
ESSEL
unterscheiden beim Umweltverhalten individuelle Handlungen wie die Benutzung des
ÖPNV und politische Aktivitäten, z.B. Bürgerbeteiligung bei städtebaulichen Planungen
(F
IETKAU
/
K
ESSEL
1979, 5). K
RUSE
unterscheidet umweltrelevantes Verhalten auf der Ebene
des Individuums, der Familie, in Organisationen und von Gesellschaften (K
RUSE
2003,
www). Zum umweltgerechten Verhalten zählen sowohl Abfallvermeidung und Mülltrennung,
Energie- und Wassersparen, Einkaufsverhalten und Konsum, Sport- und Freizeitverhalten,
Verkehr als auch gesellschaftliches Engagement für den Umweltschutz. Demnach ist Um-
weltverhalten äußerst vielschichtig und heterogen und Umweltbewusstsein und
Umweltverhalten müssen nicht immer konsistent sein. Werturteile, Wahrnehmungen und
Verarbeitung ökologischer Phänomene geschehen immer kulturgebunden und die Wahrneh-
mungs- und Handlungsmuster sind stets kulturell dominierte. Soziale Merkmale wie
Geschlecht, Bildungsstand und Berufsgruppe sind keine entscheidenden Einflussfaktoren für
Umweltbewusstsein, wie empirische Studien zeigen (K
UCKARTZ
1999, 221).
Was in unterschiedlichen Kulturen als Umweltproblem kommuniziert wird, fällt unter-
schiedlich aus. Verhaltensweisen, welche in einer Kultur als Beitrag zur Zerstörung der Um-
welt bewertet werden, bspw. die Brandrodungen am Amazonas, gelten in anderen Kulturen
als Beitrag zur Selbsterhaltung. Es gibt, so L
UHMANN
(1990,
63), kein Umweltproblem, es sei
denn, man kommuniziert es.
Das Wissen über Umweltprobleme und mögliche Vermeidungsweisen wird über die
Umweltbildung vermittelt. Darunter wird ein Vorgang, aber auch Ergebnis eines geistigen
Prozesses verstanden, in dessen Folge umweltschädliche Verhaltensweisen vermieden und
umweltgerechte Verhaltensweisen gefördert werden (H
AAN
1999, 224). Umweltkommunika-
tion folgt den gleichen Gesetzen wie die Kommunikation zu anderen Themen. Wichtig ist es
zuallererst, Interesse zu wecken, damit die Thematik in der heutigen Informationsflut über-
haupt wahrgenommen wird und eine Wissensvermittlung stattfinden kann. Desweiteren muss
die Kommunikation zielgruppengerecht erfolgen, damit handlungswirksame Konzepte ver-
mittelt werden können und die angesprochenen Personen überhaupt erst erreicht werden
(O
PHOFF
2002, 17). Allgemein gehaltene, auf ein Handeln im Ganzen abzielende Öko-

Umweltbewusstsein, umweltgerechtes Verhalten und ökologische Kommunikation
11
Proklamationen bleiben zumeist wirkungslos, da sie die Eigenheiten der gesellschaftlichen
Teilbereiche übergehen und so kein Interesse wecken. Sie ignorieren die Ausdifferenzierung
der modernen Gesellschaft in Subsysteme, von denen jedes seinen eigenen Kommunikations-
code und seine eigene Handlungslogik besitzt und auf andere Sprachen nicht reagiert
(L
UHMANN
1990, 68ff.).
Damit die informatorischen Instrumente der Umweltpolitik, wie Umweltberatung und
Umweltbildung erfolgreich sein können, müssen sie in ausreichendem Maße kommuniziert
werden. Ohne ausreichende Kommunikation werden Umweltprobleme zum Teil gar nicht
oder nur sehr spärlich von der Öffentlichkeit wahrgenommen. N
ERB
(2000, 68ff.) belegt mit
kontrollierten Experimenten, dass Medienberichte über Umweltschadensfälle bei den Rezi-
pienten zwar Verärgerung und Boykottbereitschaft hervorrufen. Auf Grund einer Ursachen-
attribution auf andere, führt dies jedoch nicht unbedingt zu eigenem umweltverträglichen
Handeln, sondern zu der Überzeugung: ,,Schuld sind die anderen".
Damit Handlungsbereitschaft entsteht, muss es zu einem emotionalen ,,Begreifen" der
Umweltproblematik kommen. Einzig ein hoher Grad an Emotionalisierung führt zu einer Be-
reitschaft zur Selbstbeschränkung und zur Respektierung von Nutzungsgrenzen. Zudem soll-
ten praktische Handlungsalternativen aufgezeigt und auch vorgelebt werden. Maßnahmen, die
keinen Komfortverlust darstellen, sondern persönliche Vorteile und Nutzen bringen, sind am
erfolgversprechendsten. Emotionen, persönliche Wertvorstellungen und soziale Bindungen
scheinen ein weitaus größeres Gewicht für die individuelle Beurteilung der Umweltsituation
zu haben (N
EUERBURG
2002, 10).
Aufgrund der zunehmenden Umweltbelastungen und der Dringlichkeit dieser Proble-
me ist insbesondere die Umweltbildung zu einer zentralen Aufgabe des Umweltschutzes
geworden. Diese sollte in einem umfassenden, lebenslangen Prozess den Einzelnen aktiv in
die Lösung spezifischer Umweltprobleme einbinden, wie dies die UNESCO bereits 1977 for-
derte (J
ÄGEMANN
2003, www, 9). Umweltbildung allein bietet jedoch keinen ausreichenden
Ansatz zur Vermeidung von Umwelt-Konflikten. Dies belegt der von P
REISENDÖRFER
als
,,Umweltrhetoriker" bezeichnete Umwelttyp, welcher trotz eines überdurchschnittlichen Um-
weltbewusstseins ein niedriges Umweltverhalten aufweist.
F
ESTINGER
(1997) bietet mit seiner bereits 1957 entwickelten Theorie der kognitiven
Dissonanz eine Erklärung für Differenzen zwischen dem Verhalten und den Einstellungen
einer Person. Er nimmt an, dass man motiviert ist, seine Einstellung zu ändern, wenn man
zuvor eine Entscheidung getroffen, eine Handlung begangen oder eine Information bekom-
men hat, die mit seiner vorherigen Meinung, seinen Gedanken oder Gefühlen im Widerspruch

Umweltbewusstsein, umweltgerechtes Verhalten und ökologische Kommunikation
12
steht. Der Mensch sei bestrebt, die Diskrepanzen zwischen dem eigenen Verhalten und den
relevanten Einstellungen abzubauen und so zu einer Konsistenz der eigenen Kognitionen zu
gelangen. Besteht jedoch kein Widerspruch der persönlichen Meinung und somit keine
Motivation einer Verhaltensänderung kann dieser Prozess auch von außen herbeigeführt, zu-
mindest begünstigt werden. Ebenso können Verhaltensweisen auch erzwungen werden, was
jedoch nicht zwangsläufig zu einer Meinungsänderung bzw. Änderung der persönlichen
Wertvorstellungen führt.
Eine Verhaltenssteuerung von außen muss nach Ansicht von H
EINZEL
und
Z
IMMERMANN
(1990, 13ff.) durch entsprechende Instrumente ,,auf sanftem Wege" erfolgen,
von denen wiederum eine pädagogische Wirkung ausgeht. Dies kann durch verschiedenste
Maßnahmen geschehen, wie bspw. Pfand auf Geschirr, Parkplatzgebühren, Abfallgebühren,
Verteuerung von Einweggeschirr oder die Koppelung der Eintrittskarte an die Benutzung des
ÖPNV. Die Formen der Steuerung des Verhalten unterteilt L
UCAS
(2006) in:
·
Verbote und Gebote (Ordnungsrecht, Androhung von Sanktionen und administrative
Überwachung)
·
Appelle zur Selbstbeschränkung (Information und Einsicht)
·
Anreize (Veränderung von Rahmenbedingungen)
Der Sport und im Besonderen die Olympische Bewegung können einen eigenständigen und
wichtigen Beitrag zur Bildung eins Umweltbewusstseins und der Realisierung des Leitbildes
der nachhaltigen Entwicklung in vielen Nationen leisten. Gemessen an den umweltschutz-
relevanten Möglichkeiten in anderen Lebensbereichen mag dieser Beitrag sekundär sein,
jedoch bietet der Sport eine bereits mit Emotionen verbundene Kommunikationsplattform und
erleichtert so die persönliche Emotionalisierung des Einzelnen. Insbesondere der Olympische
Sport erreicht eine sehr breite Bevölkerungsschicht und dies weltweit. ,,Umweltbildung soll
zum einen das umweltgerechte Verhalten der Sportler fördern, zum anderen durch die Ver-
mittlung von Einsicht auch die Akzeptanz planerischer und ordnungsrechtlicher Maßnahmen
zum Schutz der Umwelt sicherstellen" (J
ÄGEMANN
2003, www, 9). Durch seinen Vorbildcha-
rakter bietet er große Möglichkeiten zur Bildung von umweltfreundlichen Verhaltensweisen.
Großveranstaltungen wie Olympische Spiele stellen aufgrund ihrer hohen öffentlichen Auf-
merksamkeit ein ideales Medium dar, um große Bevölkerungsgruppen über ihre Umwelt zu
informieren und sie für diese zu sensibilisieren (H
OCHFELD
/
S
TAHL
2002, 75). So ist auch
B
RAUNMÜHL
(2000, 45) der Ansicht, dass umweltbezogene Maßnahmen im Sport eine breite
Aufmerksamkeit genießen und zudem eine hohe Multiplikatorwirkung entfalten. ,,Werden sie
nicht versteckt, sondern mit pädagogischer Absicht herausgestellt, entsteht so etwas wie eine

Entwicklung des Umweltschutzes und dessen Problemfelder
13
ständige Ausstellung, die Millionen beim Sporttreiben und beim Zuschauen anspricht. Dies
wird auch dazu führen, das Gesehene und das Erlernte für den privaten Bereich in Erwägung
zu ziehen" (ebd.).
6.
Entwicklung des Umweltschutzes und dessen Problemfelder
Die Geschichte des bewussten Umweltschutzes und seiner zielgerichteten Ausübung ist kurz.
Ökologisches Gedankengut hatte vor 1970 nur eine sehr geringe Bedeutung. In der Zeit zwi-
schen 1960 und 1990 fanden tief greifende Veränderungen der gesellschaftlichen Normen und
Werte in Bezug zu ihrer Umwelt statt. ,,Umweltverschmutzung wurde nicht länger als Zei-
chen industriellen Wohlstands betrachtet, sondern als Verbrechen gegen Natur und Gesell-
schaft" (M
C
N
EILL
2005, 359). Lange Zeit gab es keinerlei koordinierte politische Strömun-
gen, welche sich explizit mit der Umwelt befassten. Eine bewusste, zielgerichtete Umweltpo-
litik entwickelte sich langsam in den sechziger Jahren und nahm ab 1970 stetig zu (ebd., 369).
In dieser Zeit entstanden in den reichen Ländern Umweltschutzbewegungen und Non-
Governmental-Organisations, wie G
REENPEACE
, welche 1971 (G
REENPEACE
2006, www)
gegründet wurde. Zudem wurden in den meisten Industrienationen staatliche Umweltschutz-
behörden oder -ministerien eingerichtet und in einigen Ländern entstanden entsprechende
politische Parteien. Zu Beginn der 1980er Jahre entstanden auch in den ärmeren Ländern der
Welt Umweltschutzbehörden; ,,in vielen Fällen existierten Umweltgesetze und Umweltver-
ordnungen jedoch nur auf dem Papier" (M
C
N
EILL
, 2005, 370). Die unzureichende Ausstat-
tung mit personellen, materiellen und politischen Mitteln der staatlichen Umweltschutzinstitu-
tionen beschränkte sich allerdings nicht auf die ärmeren Länder, sondern war auch in vielen
Industriestaaten gegeben (H
AHN
/
R
EITH
2001, 182). Die Umweltpolitik stand häufig hinter
den Interessen anderer politischer Ziele zurück. Ende der 1980er Jahre erreichte der Aktions-
umfang der Umweltpolitik neue Dimensionen ­ globale Probleme, so der Klimawandel und
der Ozonabbau in der Stratosphäre wurden problematisiert und thematisiert. Der Umwelt-
schutz gewann nun nicht mehr nur für die nationale, sondern auch für die internationale Poli-
tik stetig an Bedeutung.
Dieser politische Wandel setzte 1987 mit der Vorlage des Brundtlandt-Reports über
das Verhältnis zwischen Umwelt und wirtschaftlicher Entwicklung ein. Hauptaussage des
Reports ist, dass eine ,,dauerhafte Entwicklung", die den Bedürfnissen der Gegenwart nach-
komme, nicht riskieren dürfe, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht
befriedigen könnten (WCED 1987, 46). Erstmals wurde hier ein Konzept der nachhaltigen
Entwicklung vorgeschlagen und international gewürdigt. Der Brundtland-Bericht brachte die

Entwicklung des Umweltschutzes und dessen Problemfelder
14
weltweiten Diskussionen und Verhandlungen über die zukünftige Entwicklung der Gesell-
schaften entscheidend voran (H
AHN
/
R
EITH
2001, 7). Aufgegriffen und weiterentwickelt wur-
de dieses Konzept in der ,,Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung"
(UNCED) 1992 in Rio de Janeiro. Auf dieser Konferenz wurde ein Aktionsplan für das 21.
Jahrhundert, die ,,Agenda 21", entworfen, der Handlungsanweisungen und Maßnahmenvor-
schläge zur Umsetzung des Nachhaltigkeitsprinzips in die Praxis enthält. Die zentralen Anlie-
gen der Agenda 21 betreffen die soziale und wirtschaftliche Dimension, die Erhaltung und
Bewirtschaftung der Ressourcen, eine Stärkung der Rolle diesbezüglich wichtiger Gruppen
und Möglichkeiten der Umsetzung (N
EUERBURG
1999, 18). Spätestens seit dieser Konferenz
ist das Problem der Begrenztheit der Ressourcen und der Belastbarkeit des Ökosystems der
Erde weltweit in das öffentliche Bewusstsein gerückt und das Konzept der nachhaltigen Ent-
wicklung als Leitbild der internationalen Umwelt- und Entwicklungspolitik in den meisten
Staaten der Welt akzeptiert worden (B
AUER
2005, 16f.). Weitere Konferenzen folgten, so z.B.
die Umweltkonferenz von Kyoto 1997, deren ,,Rahmenübereinkommen der Vereinten Natio-
nen über Klimaveränderungen", in welchem Forderungen zur Reduktion von Kohlendioxid-
Emissionen spezifiziert werden (vgl. BMU 1997, www). Die bisher größte Umweltkonferenz
fand 2002 in Johannesburg statt und stellte, ergänzend zu den vorherigen Beschlüssen, die
,,nachhaltige Entwicklung" und den vordringlichen Ausbau ,,sauberer Energien" in den Vor-
dergrund (B
AUER
2005, 17).
Der Umweltschutz bringt aber auch vielfältige Probleme mit sich. Neben dem Wort-
verstand fehlt häufig eine Sensibilisierung für die Belange des Umweltschutzes, welcher in
der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart oft hinter konventioneller Politik und anderen
Zielen zurücktreten muss. Obwohl die Problematik und Dringlichkeit grenzübergreifender
und globaler Umweltprobleme bekannt ist, wird oft nur den akuten und eigenen, lokalen
Umweltproblemen genügend Bedeutung beigemessen, um diese ernsthaft zu problematisieren
und effektiv zu lösen.
Auf internationaler Ebene stößt Umweltpolitik an ihre Grenzen, da viele Staaten
darauf bedacht sind, dass ihr Lebensstil und ihre wirtschaftlichen Interessen nicht beeinträch-
tigt werden. Umweltschutzmaßnahmen und -richtlinien erfordern einen erhöhten Verwal-
tungsaufwand, binden Arbeit und Kapital und verursachen nicht unerhebliche Kosten
(C
ANSIER
1996,
18f.). Mächtige Industriezweige widersetzen sich den Umweltvorschriften,
indem sie langjährige Gerichtsverfahren anstreben und nehmen Einfluss auf die Politik, um
die Durchsetzung entsprechender Maßnahmen zu verhindern (M
C
N
EILL
2005, 570). Diese
Problematik ergibt sich unter anderem aus dem unbeschränkten globalen Wettbewerb. Dieser

Entwicklung des Umweltschutzes und dessen Problemfelder
15
unterläuft jegliche Sozial- und Umweltpolitik. Ebenso werden Umweltschutzmaßnahmen
häufig von den Regierungen der Industrieländer vorgeschrieben und aufgezwungen. Ein Ver-
ständnis und Bewusstsein für die Umweltproblematik wird auf diesem Wege nicht erzielt.
Zudem sind bisher erst partiell Mechanismen verfügbar, um Nationalstaaten zur Durchsetzung
international vereinbarter Umweltpolitik zu veranlassen, die eine gleiche wirtschaftliche Aus-
gangslage begünstigen würden (M
C
N
EILL
2005, 570).
Darüber hinaus trägt der Naturschutz heute in der ganzen Welt leider auch einiges
dazu bei, die Ökologie unpopulär zu machen. Vielfach werden in Nebenbereichen des
Umweltschutzes, in welchen keine größeren Zielkonflikte bestehen, strenge Richtlinien und
Vorschriften auferlegt, die nicht im Verhältnis zur Belastung der Nutzer stehen. Übertrieben
starke Reglementierung und Einschränkung führen jedoch eher zu einer Ablehnung umwelt-
schützender Verhaltensweisen und nicht zu einem Verständnis für den Schutz der Natur
(R
ADKAUF
2000, 337).
Umwelt steht den Menschen als öffentliches Gut zur Verfügung. Öffentliche Güter
sind laut W
ICKE
(1993, 440f.) dadurch charakterisiert, dass sie im Gegensatz zu privaten
Gütern nicht verkauft oder aufgeteilt werden können und das Gut kostenlos zur Verfügung
steht. Hieraus ergibt sich jedoch, dass einerseits niemand dazu bereit ist, die Kosten für ein
solches Gut zu tragen, andererseits aber auch niemand von der Nutzung öffentlicher Güter
ausgeschlossen werden kann (B
ÖHRINGER
2006, www). Die Existenz öffentlicher Güter be-
günstigt daher das so genannte ,,Trittbrettfahrer"-Phänomen, dass jeder Nutzer nach seinem
persönlichen Gewinn- und Eigennutzenstreben von dem besagten ,,Gut" konsumieren kann,
ohne dafür Mühen in Form von Kosten auf sich zu nehmen (H
EILMANN
2006, www). Auch
wenn der einzelne die Notwendigkeit des Umweltschutzes einsehen würde, wäre durch sein
alleiniges umweltschützendes Verhalten bei einem solchen Kollektivgut der persönliche Nut-
zen hieraus erheblich geringer als seine Kosten. Aus diesem Grund wird sich ein Individuum
im Sinne seines persönlichen Kosten-Nutzen-Kalküls stets gegen umweltschützende Maß-
nahmen entscheiden (C
ANSIER
1996, 18ff.). Hieraus wird der allen Umweltproblemen imma-
nente Zielkonflikt zwischen Ökologie und ökonomischen Verhalten deutlich. Individuen müs-
sen, wie bereits angemerkt wurde, auf ,,emotionaler" Ebene von ökologischem Verhalten
überzeugt oder ein ökonomisches Verhalten durch entsprechende Maßnahmen von über-
geordneter Stelle gefördert werden.
,,Umweltschutz bedeutet im wesentlichen Zukunftsvorsorge; das Dilemma dabei ist
jedoch, dass die Zukunft ungewiss ist" (R
ADKAUF
2000, 339). Die Konsequenzen von Ent-
scheidungen und Eingriffen in die natürliche Umwelt sind oft erst nach Generationen abseh-

Entwicklung des Umweltschutzes und dessen Problemfelder
16
bar. Daher treten Verhaltensweisen auf, die zwar im Moment der Handlung vorteilhaft sind,
in ferner Zukunft aber schädigende bis selbstzerstörerische Auswirkungen haben können.
N
IKLAS
L
UHMANN
bestätigt dies
in seinem Werk ,,Ökologische Kommunikation" in welchem
er die Umweltproblematik unter systemtheoretischen Gesichtspunkten analysiert. Er erläutert
dies am Prozess der Selbsterschaffung und -erhaltung von Systemen, der Autopoiesis. ,,Die
primäre Zielsetzung autopoietischer Systeme ist immer die Fortsetzung der Autopoiesis ohne
Rücksicht auf Umwelt, und dabei wird der nächste Schritt typisch wichtiger sein als die
Rücksicht auf Zukunft, die ja gar nicht erreichbar ist, wenn die Autopoiesis nicht fortgesetzt
wird" (L
UHMANN
1990,
38). Die Evolution sorge langfristig für ein ökologisches Gleichge-
wicht und dass dies die Eliminierung des ökologieschädlichen Systems bedeutet, würde dabei
gänzlich übersehen oder ignoriert werden. Konkrete Erfolge in naher Zukunft würden anges-
trebt und ,,nur" mögliche Erfolge in ferner Zukunft abgetan. Dieser immanente Zielkonflikt
der gesellschaftlichen Systeme mit den Belangen des Umweltschutzes sei allgegenwärtig und
ließe Umweltschutz nur in den Maßen zu, wie er im Rahmen der primären, autopoietischen
Zielsetzung der Systeme möglich sei. Daher müsse immer die Möglichkeit in Betracht gezo-
gen werden, dass ,,ein System so auf seine Umwelt einwirkt, daß [sic!] es später in dieser
Umwelt nicht mehr existieren kann" (ebd.).
Offenkundig ist, dass die gegenwärtigen Entwicklungen ökologisch auf Dauer nicht
haltbar sind und sich grundlegend ändern müssen. In allen gesellschaftlichen Bereichen, so
auch im Sport, ist eine nachhaltige Entwicklung erforderlich. Weiterhin muss die Umwelt als
das erkannt werden, was sie in Wirklichkeit ist: nämlich ein knappes Gut. In Hinsicht auf eine
effektive Mensch-Umwelt-Beziehung muss daher ein grundlegendes Verständnis geschaffen
und in gesellschaftliche Werte und Normen integriert werden; die Umweltproblematik muss
weltweit und umfassend kommuniziert werden. Die Einsicht, dass die Gesellschaft sich auf
dem Umwege über die Natur selbst gefährdet (ebd., 18f.), dringt langsam in das Bewusstsein
der Menschen vor. Dies führte auch zur Implementierung des Umweltaspektes in die Charta
des IOC.

Der Umweltschutz der Olympischen Bewegung
17
7.
Der Umweltschutz der Olympischen Bewegung
Die Olympische Bewegung wurde 1894 von P
IERRE DE
C
OUBERTIN
geschaffen. Sie begründet
sich auf einer Ideologie und Weltanschauung, die in zahlreichen Publikationen, Briefen und
Reden C
OUBERTIN
s ihren Ausdruck findet. C
OUBERTIN
versuchte mit seiner pädagogisch
orientierten Idee der Neubegründung der Olympischen Spiele den zunehmenden gesellschaft-
lichen und politischen Problemen des beginnenden 20. Jahrhunderts entgegenzuwirken. Den
Sport instrumentalisierte er für seine Zwecke, um mit dessen positiven Eigenschaften dem
moralischen Verfall der kapitalistisch ausgerichteten Gesellschaft in Zeiten der Industrialisie-
rung zu begegnen (M
ÜLLER
1996, 126ff). C
OUBERTIN
s ,,Pédagogie Sportive" betont die Über-
tragung des Körperlichen auf die geistigen und moralischen Kräfte mit dem Ziel einer geistig-
körperlich-moralischen Vervollkommnung (J
OISTEN
2004, 26). Dies versuchte er durch die
olympische Erziehung in einer ganzheitlichen Verbindung zu vermitteln.
Auch die natürliche Umwelt bedachte C
OUBERTIN
in seinen Überlegungen. Diese
Überlegungen basierten zwar nicht auf einem Umweltschutzverständnis heutiger Ausprägung,
aber auf einem Konzept, dass auch als grundlegend für den heutigen Umweltschutzgedanken
angesehen werden kann: Das Konzept der Eurythmie, der harmonischen Entwicklung des
Menschen, welches das Umfeld des Menschen und somit auch die natürliche Umwelt mit
einbezieht. Die Eurythmie im Sinne C
OUBERTIN
s bildet einen Gegenpol zum Exzess und be-
steht im Wesentlichen aus den in eine physikalische Umwelt eingebetteten kulturellen, sozia-
len, personalen und organischen Handlungssystemen (M
ESSING
/
M
ÜLLER
2000, 122ff.). Unter
Eurythmie versteht er eine geistige Haltung, die aus einer doppelten Verehrung, für die kör-
perliche Anstrengung und für die Harmonie, hervorgebracht wird (C
OUBERTIN
1966 [1918],
65). Sie äußert sich letztendlich in einem subjektiv erlebten ,,Wohlgefühl aufgrund innerer
Ausgeglichenheit und Harmonie mit der Umwelt"
(M
ESSING
/
M
ÜLLER
2000, 124).
C
OUBERTIN
s Betrachtung der Umwelt erfolgte unter räumlich-ästhetischen Ge-
sichtspunkten hinsichtlich einer harmonischen Gestaltung, war aber auch geprägt durch Res-
pekt vor der Natur. Dies spiegelt sich in dem von ihm mitbestimmten ,Programm des Interna-
tionalen Architekturwettbewerbes Paris 1910' für die Ausrichtung moderner Olympischer
Spiele wider. Die Wettbewerbsteilnehmer sollten auch die topographischen Eigentümlichkei-
ten der ausgesuchten Landschaft in ihre Ausarbeitungen integrieren und bei den Planungen
der Bauformen berücksichtigen: ,,denn die enge Zusammenarbeit von Mensch und Natur ist
eines der wesentlichen Elemente der Eurythmie in solchen Dingen" (C
OUBERTIN
1966
[1910],
27).
Zudem sollten die Wettkampfstätten in ihrem Umriss ,,möglichst mit der umliegenden
Landschaft harmonisieren und seinen [ihren] Nutzen daraus ziehen" (ebd. 28). Eine Sensibili-

Der Umweltschutz der Olympischen Bewegung
18
sierung für die natürliche Umwelt, ähnlich unserer heutigen Umweltbildung, sprach
C
OUBERTIN
1914 in einer Rede an der Sorbonne an. Er merkte an, ,,(...) dass es unmöglich
ist, den Menschen Appetit auf Freiluft und Bewegung zu machen, ohne diese der Natur wie-
der anzunähern, von der sie die Industrialisierung entfernt hat" (C
OUBERTIN
1914, 383). Die-
ses Problem thematisierte C
OUBERTIN
(1986
[1907],
333f.) in einem Artikel über die Ver-
schmutzung der Natur durch den Tourismus und den Sport. Demnach dürfe sich der Olympi-
sche Sport einer Erziehung zum Schutz der Natur nicht verschließen. Er hielt die Sportler da-
zu an die Sportstätten sauber zu halten und kein Papier in die Natur zu werfen. Jeder Sportler
solle die Natur pflegen und schützen, damit auch nachfolgende Personen sich noch an dieser
erfreuen könnten. Die Sportler sollten Bewahrer der Natur werden und so Moral mit ästheti-
schem Erlebnis vereinen. S
CHANTZ
(1996, 85) sieht diesen Text als ,,Vorreiter" einer natur-
verträglichen Sportausübung. Wenn auch mehr aus ästhetischen und praktischen Gesichts-
punkten bewertete schon C
OUBERTIN
Olympische Spiele ,,der kurzen Wege" als vorteilhaft.
,,Es wäre wirklich von Nachteil, wenn sie [die Wettkampfstätten - Anm. d. Verf.] durch zu
große Zwischenräume getrennt wären" (ebd.). Und schließlich war auch die nachhaltige Nut-
zung der Gebäude und Anlagen Teil der Überlegungen C
OUBERTIN
s. So merkte er an, dass es
,,die Stadt beträchtlicher und nicht zu vernachlässigender Mittel für ihren Haushalt berauben"
(ebd., 29) würde, die erbauten Anlagen nach den Spielen nicht zu nutzen.
Bei der Verwirklichung seiner Olympischen Vision war C
OUBERTIN
bewusst, dass die
Erfordernisse der Gegenwart zu seinen wie auch in zukünftigen Zeiten berücksichtigt werden
müssen. Die Olympischen Werte sollten stets durch die Olympische Bewegung der Zeit an-
gepasst werden (C
OUBERTIN
1966 [1918], 62). Mit der Einbringung des Umweltschutzgedan-
kens in die grundlegenden Statuten der Olympischen Bewegung 1996 wurde daher im Sinne
C
OUBERTINS
gehandelt.
7.1.
Der Umweltschutz in der Olympischen Bewegung
Die Olympische Bewegung soll nach Auffassung ihres Gründers, Pierre de Coubertin ,,[...]
wie ein Strahlenkranz alle jene Prinzipien, die zur Verbesserung der Menschheit beitragen
[...]" (C
OUBERTIN
, 1966 [1917], 151) vermitteln. Die Ideale, Werte und Normen, für welche
die Olympische Bewegung einsteht, bilden in ihrer Gesamtheit die Olympische Idee (L
ENK
2005, 10). In ihr wird der Sport mit höheren, moralischen Werten verknüpft und so von ande-
ren internationalen Wettkämpfen, wie bspw. Weltmeisterschaften, abgehoben. Kodifiziert und
niedergeschrieben sind die vom IOC angenommenen Grundprinzipien in der Olympischen
Charta. Diese bildet die Handlungs- und Rechtsgrundlage der Olympischen Bewegung und ist

Der Umweltschutz der Olympischen Bewegung
19
somit Grundlage des gesamten olympischen Systems. Sie ist ein vielschichtiges Dokument
mit vielseitigem Anspruch. Die aktuelle Fassung von 2004 umfasst fünf Kapitel auf insgesamt
109 Seiten, auf welchen 61 Regeln sowie zahlreiche Ausführungsbestimmungen festgehalten
sind, die die Aufgaben des IOC und seiner Unterorganisationen sowie die Vergabe, Durch-
führung und die Rahmenbedingungen der Olympischen Spiele genauestens regeln.
In den Anfängen der Olympischen Bewegung wurden deren Grundprinzipien in den
Sitzungsprotokollen fixiert, jedoch nicht publiziert. Die erste Charta des Jeux Olympiques
wurde 1923 in Rom veröffentlicht und enthielt neben den ersten fünf Grundsätzen der Bewe-
gung und einem groben Reglement auch die Aufgaben der NOK. Seitdem ist die Olympische
Charta beständig erweitert worden und vom IOC dem Zeitgeist, den Erfordernissen der Ent-
wicklung der Menschheit und speziell des Sports entsprechend modifiziert und angepasst
worden. Seit 1894 wurden jedoch an den Grundprinzipien der Olympischen Bewegung keine
wesentlichen Veränderungen vorgenommen (M
ÜLLER
1981, 16).
Dies änderte sich in den
90er Jahren als die Umweltverträglichkeit Olympischer Spiele zu einem grundlegenden Prin-
zip der Olympischen Bewegung erhoben wurde. In der Fassung von 1996 erschien erstmals
folgender Passus:
,,(...) the IOC sees that the Olympic Games are held in conditions which
demonstrate a responsible concern for environmental issues and encou-
rages the Olympic Movement to demonstrate a responsible concern for
environmental issues, takes measures to reflect such concern in its activi-
ties and educates all those connected with the Olympic Movement as to the
importance of sustainable development."
Olympic Charter 1996, Rule 2 § 13 (IOC 1996, 11)
2001 wurde die Olympische Charta umfassend überarbeitet. Insbesondere die grundlegenden
Prinzipien wurden ausdifferenziert, jedoch allgemeiner formuliert. In dieser und in der neues-
ten Fassung der Olympischen Charta von 2004 ist die Rolle des IOC den Umweltschutz be-
treffend wie folgt definiert:
"To encourage and support a responsible concern for environmental is-
sues, to promote sustainable development in sport and to require that the
Olympic Games are held accordingly;"
Olympic Charter 2004, Rule 2, § 13 (IOC 2004a, 12)
Auf diesem grundlegenden Prinzip basieren alle den Umweltschutz betreffenden Handlungen
und Äußerungen des IOC. Die Ausdifferenzierung der grundlegenden Prinzipien ermöglicht
nach Ansicht des IOC ein einfacheres Verständnis der Grundprinzipien und einen besseren
Überblick. Inhalte gingen bei dieser Umstrukturierung nicht verloren; vielmehr würden sich

Der Umweltschutz der Olympischen Bewegung
20
die Prinzipien ergänzen.
So gehört bspw. zu einer harmonischen Entwicklung des Menschen
(§3) auch der Schutz der Umwelt, welcher einen Beitrag zum Aufbau einer besseren Welt
(§6) leistet.
Der Umweltschutzanspruch der Olympischen Bewegung wird seit dessen Formulie-
rung 1986 beständig weiterentwickelt und findet sich in den richtungsweisenden Dokumenten
des IOC, wie auch dem Code of Ethics der Olympischen Bewegung, in welchem der An-
spruch folgendermaßen zusammengefasst wird:
"The Olympic parties shall endeavour to protect the environment on the
occasion of any events they organise. In the context of the Olympic
Games, they undertake to uphold generally accepted standards for envi-
ronmental protection."
Olympic Code of Ethics, Chapter E, Rule 3, (IOC 2003, www, 3)
Der verantwortungsvolle Umgang mit der natürlichen Umwelt wird spezifiziert in der
Olympic Movements Agenda 21. In dieser wurden die zentralen Anliegen der UNCED Agen-
da 21 vollständig übernommen. Die Olympische Agenda 21 appelliert an alle Mitglieder der
Olympischen Bewegung eine aktive Rolle im Prozess der nachhaltigen Entwicklung einzu-
nehmen und dies auch zu vermitteln:
"All members of the Olympic movement should be urged to integrate sus-
tainable development into their policies and activities, based on above
Agenda 21; they should also encourage all individuals that are linked to
them to behave in such a way as to ensure that their sporting activities and
their lifestyles play a part in sustainable development."
Olympic Movements Agenda 21, Declaration 3 (IOCSEC
1999,
48)
Neben generellen ökologischen Prinzipien wird in der Olympic Movements Agenda 21 ein
,Handlungsprogramm der Olympischen Bewegung für eine nachhaltige Entwicklung' und
dessen Anforderungen dargelegt. Das Programm orientiert sich an drei wesentlichen Ansprü-
chen: an erster Stelle sind sozio-ökonomische Bedingungen zu verbessern, um somit den
Umweltschutz zu stärken. Ohne die Grundbedürfnisse einer Bevölkerung zu decken, kann
kein nachhaltiger Umweltschutz erfolgen. Daher wird die Erhaltung und der nachhaltige Um-
gang mit begrenzten Ressourcen als besonders wichtig erachtet und insbesondere dieser An-
spruch hervorgehoben. Und schließlich ist die Olympische Bewegung auch daran interessiert,
im Umweltschutz engagierte Gruppen zu unterstützen und zu fördern, insbesondere Frauen
und junge Menschen (IOCSEC 1999, 23).
Neben grundsätzlichen Handlungsrichtlinien ist der Umweltschutz somit auch Teil des
sozialen wie auch erzieherischen Anspruchs des Olympischen Sports, verkörpert durch die

Der Umweltschutz der Olympischen Bewegung
21
Olympischen Werte. Eine Sensibilisierung für Umweltprobleme und Stärkung des Umwelt-
bewusstseins muss demnach innerhalb der Bewegung erfolgen und mittels der Olympischen
Erziehung auch nach außen vermittelt werden.
Zusammengefasst besteht die selbstauferlegte Verpflichtung des IOC gegenüber der Umwelt
·
in einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur,
·
der Umsetzung entsprechender Maßnahmen bei allen von ihr organisierten Veranstal-
tungen
·
sowie in einer angemessenen Aufklärungsarbeit inner- und außerhalb der Olympi-
schen Bewegung.
7.2.
Die Entwicklung des Umweltschutzes in der Olympischen Bewegung
Die Olympische Bewegung versucht, die von C
OUBERTIN
eingebrachten
Werte und Normen
im und durch den Sport sowie die kultur- und sinnstiftende Rolle des Sports zu bewahren,
dem Zeitgeist anzupassen und zu vermitteln. Sport und Umwelt schienen lange Zeit in Ein-
klang miteinander zu stehen. Erst mit der Wandlung des allgemeinen Umweltbewusstseins
wurden auch hier massive Probleme deutlich und in den frühen 70er Jahren begann man, die
durch den Sport verursachten Umweltschäden wahrzunehmen (D
A
C
OSTA
1997b, 59). Im
Verlauf dieser Entwicklung erkannte auch die Olympische Bewegung die Wichtigkeit des
Umweltschutzes, ein Bereich, in dem auch Olympische Spiele vorbildhaft für den Sport sein
müssen und hat den Schutz und Erhalt der natürlichen Umwelt ihren Werten hinzugefügt.
1986 verkündete der damalige IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch:
"The International Olympic Committee is resolved to ensure that the envi-
ronment becomes the third dimension of Olympism, the first and second be-
ing sport and culture."
(S
AMARANCH
zit. in S
CHMITT
1998,
112)
Realisiert wurde die Idee umweltfreundlicher Olympischer Wettkämpfe erstmals 1992 bei den
16. Olympischen Winterspielen in Albertville, bei denen das Organisationskomitee einen sen-
siblen Umgang mit Naturräumen, dem Schutz dieser bei Planung und Durchführung der
Spiele und verschiedene umweltfreundliche Technologien in das Sportstättenkonzept inte-
grierte. Das Konzept wurde jedoch nicht konsequent umgesetzt und es kam zu immensen
Umweltzerstörungen beim Bau der Bobbahn und der alpinen Strecken sowie zu Fehlplanun-
gen, insbesondere die Nachnutzung der Anlagen betreffend (L
AUTERWASSER
1997, 7; D
A
C
OSTA
/
V
EERMAN
2006, 81). Im selben Jahr begann das IOC den formulierten Anspruch zu
festigen. S
AMARANCH
unterzeichnete stellvertretend für die gesamte Olympische Bewegung
während der 25. Olympischen Spiele in Barcelona den ,,Earth Pledge", welcher zu einem
umweltschützenden und den Prinzipien der Nachhaltigkeit entsprechenden Verhalten ver-

Der Umweltschutz der Olympischen Bewegung
22
pflichtete (T
ARRADELLAS
2003, www, 6). Dem Umweltschutzgedanken folgend, fiel 1993 die
Wahl für die Austragung der Olympischen Spiele 2000 auf Sydney, deren Bewerbung ein
umfassendes Umweltschutzkonzept beinhaltete. Die 17. Olympischen Winterspiele, im fol-
genden Jahr in Lillehammer, wurden aufgrund einer besonderen Beachtung des ökologischen
Aspektes und umfangreicher Umweltschutzmaßnahmen zu ,,Grünen Spielen" erklärt. Initiiert
wurden die Umweltschutzbemühungen jedoch nicht vom Organisationskomitee der Spiele
oder vom IOC, sondern von norwegischen Bürgerinitiativen (B
RAUN
2000a, 196). Schließlich
beschloss das IOC 1994 auf der Sitzung zu ihrem hundertjährigen Bestehen, den Umwelt-
schutz zu einem fundamentalen Prinzip der Olympischen Bewegung zu erheben (IOCSEC
1999,
7). In der 1996 publizierten Olympischen Charta war erstmals eine Regel zum Umwelt-
schutz enthalten, in welcher ein verantwortungsvoller Umgang mit der Natur und die Beach-
tung der Prinzipien der Nachhaltigkeit bei der Ausrichtung Olympischer Spiele vorgeschrie-
ben werden. 1995, ein Jahr zuvor, etablierte das IOC eine Sport and Environment Commission
in ihrer Organisation. Die Aufgaben der Kommission bestehen in der Formulierung und
Aktualisierung des Umweltschutzanspruches des IOC, der gezielten Aufklärungsarbeit der
Olympischen Familie sowie aller Sportausübenden über die Bedeutung des Umweltschutzes
und einer nachhaltigen Entwicklung. Ebenfalls erklärtes Ziel der Kommission ist die Förde-
rung umweltgerechter Olympischer Spiele unter nachhaltigen Gesichtspunkten (IOCSEC
2003a, www).
Die Umweltkommission des IOC richtete bereits in ihrem Gründungsjahr die
1. Weltkonferenz Sport und Umwelt des IOC in Lausanne aus (J
ÄGEMANN
, 1997a, 3). Seither
haben bereits sechs Konferenzen zur Thematik des Umweltschutzes stattgefunden und die
7. Weltkonferenz Sport und Umwelt des IOC wird Ende des Jahres 2007 in Peking tagen
(BOCOG 2006, www). Wie bei den vorhergehenden Umweltkongressen werden die Ziele der
Olympische Bewegung bezüglich des Umweltschutzes und ihre diesbezüglichen Aktivitäten
neu diskutiert und den aktuellen Erfordernissen angepasst (IOC 2005a, www).
Nach der Festlegung des Umweltschutzanspruchs der Olympischen Bewegung als
fundamentales Prinzip in der Olympischen Charta von 1996 wurde dieser in verschiedenen
Maßnahmen bei den Olympischen Winterspielen 1998 in Nagano ersichtlich. So wurde bei-
spielsweise für das Olympische Feuer ein Propangas gewählt, das geringere Emissionswerte
aufwies, die Uniformen des Olympischen Personals waren aus komplett recycelbaren Mate-
rialien gefertigt und die Eiskanäle wurden mit einem umweltfreundlicheren Passiv-
Kühlsystem betrieben (IOC 2004b, 49).
1999, während der 109. Session in Seoul, wurden schließlich Umweltschutz- und
Handlungsrichtlinien für eine ökologische und nachhaltige Entwicklung der Olympischen

Der Umweltschutz der Olympischen Bewegung
23
Bewegung in einer eigenen Agenda 21 festgelegt. Diese stellt eine Orientierung in theoreti-
schen und praktischen Belangen des Umweltschutzes dar und ist an alle Mitglieder der Olym-
pischen Bewegung gerichtet.
Die Olympischen Sommerspiele im folgenden Jahr in Sydney waren vollständig auf ei-
ne umweltfreundliche Ausrichtung ausgelegt. Erstmalig wurde in den Planungskonzepten
auch die Zeit nach den Spielen bedacht, was bei vorhergehenden Olympischen Spielen nicht
der Fall gewesen war (C
ASHMAN
1999, 187). Bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City,
Athen und Turin waren Umweltschutzmaßnahmen ebenfalls in größerer oder geringerer Aus-
prägung ersichtlich. Ob das OCOG der Olympischen Spielen in Peking 2008 den Umwelt-
schutz weiter ausbaut oder andere Schwerpunkte gesetzt werden, bleibt abzuwarten.
7.3.
Die Umsetzung des Umweltschutzanspruches in der Olympischen
Bewegung
Im Verlauf der Implementierung des Umweltschutzes als Dritte Säule in die Olympische Be-
wegung wurde 1995 die Sport and Environment Commission gegründet, die den ökologischen
Bereich nach außen propagiert. Sie setzt sich zusammen aus Mitgliedern des IOC, der Interna-
tionalen Sportföderationen, der NOK, OCOG, der Paralympischen Bewegung sowie Athleten
und Umweltexperten. Die derzeit aktuelle Mitgliederliste umfasst 16 Kommissionsangehörige
mit Erfahrungen im Bereich des Umweltschutzes. Mindestens einmal im Jahr trifft sich die
Kommission zur Abstimmung ihres Vorgehens (IOC 2004a, www).
Die Fachkommission Sport und Umwelt berät das IOC Executive Board in Fragen des
Umweltschutzes und der diesbezüglichen Entwicklung der Olympischen Bewegung. Die
Kommission erarbeitet insbesondere auf der von ihr alle zwei Jahre veranstalteten IOC World
Conference on Sport and Environment Handlungsempfehlungen für den ,,Olympischen Um-
weltschutz", bei denen sie von verschiedenen Feststellungen ausgeht. So erkennt die Kom-
mission an, dass zwischen Sport und Umwelt eine natürliche Partnerschaft besteht. Die
Gesundheit und Sicherheit von Athletinnen und Athleten und der Sportgemeinschaft im Ge-
samten stehen in direktem Bezug zu einer intakten Umwelt. Die Durchführung von Sportakti-
vitäten und -veranstaltungen soll daher nicht nur auf eine minimale Schädigung der Umwelt
ausgelegt sein, sondern auf eine umweltverträgliche Weise und gemäß den Prinzipien der
Nachhaltigkeit organisiert werden, so dass Umwelt und Gesellschaft davon profitieren und
das Umwelterbe erhalten bleibt (IOC 2004a, www).
Sport, Gesellschaft und Industrie tragen für ihr diesbezügliches Verhalten die Verant-
wortung. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse wurden zahlreiche Empfehlungen abgeleitet.

Der Umweltschutz der Olympischen Bewegung
24
So sollen Sportverbände zur Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen mit allen betroffenen
privaten und öffentlichen Bereichen und Gruppierungen zusammenarbeiten, um von deren
Fachkenntnissen zu profitieren. Die Sportinfrastruktur soll nach umweltfreundlichen Aspek-
ten, insbesondere hinsichtlich der Energieeffizienz und der Nachnutzung, erstellt werden und
auch temporäre Infrastrukturen und Anlagen sollen in Betracht gezogen werden. Das Um-
weltbewusstsein der Athleten soll gefördert und dafür genutzt werden, das öffentliche Be-
wusstsein und somit das Umweltverhalten vieler Menschen zu verbessern (ebd.).
Die bisher letzte IOC-Weltkonferenz mit dem Beititel "Sport, Peace and Environment" fand
am 15. November 2005 in Nairobi statt. In der Abschlusserklärung wurden die Prinzipien der
Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes der Olympischen Bewegung sowie deren Stellung als
Dritte Säule der Olympischen Bewegung erneut bestätigt. Anerkennung wurde für das FIFA-
Umweltkonzept ,,Green Goal" der Weltmeisterschaft 2006, die Anstrengungen aller anderen
Weltsportverbände, das Umweltschutzkonzept bei den Olympischen Winterspielen 2006 in
Turin und auch den Anstrengungen der eigenen Organisation in Belangen des Umweltschut-
zes erteilt. Ein wesentlicher Tagungspunkt der Konferenz in Nairobi war die Veröffentlichung
des IOC Guide to Sport, Environment and Sustainable Development. In diesem werden me-
thodische und praktische Hilfen für den Umweltschutz im Bereich des Sports, basierend auf
den Prinzipien der ökologischen Nachhaltigkeit, gegeben. Der Schwerpunkt liegt dabei auf
den olympischen Sportarten. Der Guide zeigt zudem verschiedene Formen der Zusammenar-
beit mit den am Sport beteiligten Gruppen auf, wie bspw. Athleten und Trainern, aber auch
Zuschauern, Sportartikelherstellern, Managern und den Medien (IOC 2006a, www).
Eine praktische Umsetzung des vom IOC verfassten ökologischen Verhaltenscodexes erfolgte
1999 mit der Implementierung des Umweltschutzes als ein wichtiges Kriterium in das Aus-
wahlverfahren für Olympische Bewerberstädte und ist somit Grundvoraussetzung einer
erfolgreichen Bewerbung (F
ITSCHEN
2006, 37). In diesem Jahr wurde das Bewerbungsver-
fahren für die Ausrichtung Olympischer Spiele abgeändert. Seitdem erfolgt die Bewerbung in
zwei im Folgenden näher beschriebenen Phasen und die Bewertung der Bewerberstädte durch
die zu diesem Zweck gegründete Evaluation Commission (S
CHOLLMEIER
2001, 47).
In der ersten Phase des Bewerbungsverfahrens werden die Anforderungen des IOC
den Bewerberstädten in den Bewerbungsunterlagen mitgeteilt. Das Dokument Candidature
Procedure and Questionnaire wird für die jeweiligen Olympischen Spiele neu erstellt und
beinhaltet alle Ansprüche des IOC an die Ausrichterstadt, so auch die Umweltschutzan-

Der Umweltschutz der Olympischen Bewegung
25
sprüche innerhalb des Themas Environmental protection and meteorology (vgl. IOC 2004c,
Theme 4).
Alle potentiellen Bewerberstädte für Olympische Spiele müssen bereits in der ersten
Phase ein detailliertes Umweltkonzept zusammen mit einer Environmental Impact Study ein-
reichen. Diese umfasst Studien über die verschiedenen Wechselwirkungen und Gefährdungen
der Umwelt durch die Ausrichtung Olympischer Spiele, das geplante Ressourcen- und Um-
weltmanagementsystem sowie Lösungskonzepte, wie den verschiedenen Naturgefährdungen
begegnet werden soll. In der Bewerbung sind detaillierte Umweltschutzinformationen jeder
einzelnen Wettkampfstätte gefordert. Besonderen Wert legt das IOC auf Ausführungen über
die Verwendung möglichst umweltfreundlicher Technologien, insbesondere den Einsatz rege-
nerativer Energiequellen, das Abfall- und Abwassermanagement, Luftverschmutzung, Bio-
topschutz, Biodiversität, Maßnahmen zur Förderung des Umweltbewusstseins sowie geplanter
Umweltschutzprojekte. Desweiteren soll die geplante Zusammenarbeit mit staatlichen Um-
weltinstitutionen sowie NGO und allgemein die Bemühungen um den Umweltschutz vor,
während und nach den Spielen dargelegt werden (IOC 2004c, 85ff.). Schließlich wird eine
Garantieerklärung gefordert, dass alle in Zusammenhang mit den Olympischen Spielen voll-
zogenen Handlungen und erbauten Stätten mit den lokalen, regionalen und nationalen wie
auch internationalen Umweltbestimmungen und sämtlichen geltenden Gesetzgebungen in
Einklang stehen (ebd.).
Bei der Auswahl der möglichen Ausrichterstädte ist der Umweltschutz eines von der-
zeit 19 Kriterien (ebd., 4f.), welche bei Übergang in Phase 2 des Auswahlverfahrens, der Zu-
lassung von 5 Ausrichterstädten durch das IOC zur eigentlichen Bewerbung um die Spiele, in
einer individuellen Bewerbung noch weiter ausgeführt werden müssen. Die IOC Evaluation
Commission informiert sich daraufhin auch vor Ort über die Gegebenheiten und geplanten
Maßnahmen um schließlich ihre Bewertung der Bewerberstädte den IOC Mitgliedern vorzu-
legen, die über die Vergabe der Spiele in einer Session entscheiden. Seit 2002 ist auch ein
Experte allein für Umweltfragen Mitglied der 13 köpfigen Bewertungskommission, welcher
speziell die Umweltsituation und die geplanten Maßnahmen vor Ort untersucht und beurteilt
(IOC 2004a, www). In dem Abschlussbericht der Kommission werden die verschiedenen
Kriterien beurteilt und auf diese Weise die Kandidatenstädte bewertet. Die verschiedenen
Kriterien weisen dabei eine unterschiedliche Gewichtung auf, wie Tab. 1, der Kriterienkatalog
für die Beurteilung der Kandidatenstädte der Olympischen Spiele 2012, zeigt. Die Gewich-
tung der Kriterien erfolgt auf einer Skala von eins bis fünf, wobei fünf die höchste Ge-
wichtung anzeigt und somit das jeweilige Kriterium die höchste Bedeutung aufweist. Die

Der Umweltschutz der Olympischen Bewegung
26
Umweltgegebenheiten und der Umweltschutz sind mit einer Gewichtung von zwei von nicht
allzu großer Bedeutung.
Tab. 1: Bewertungskriterien der IOC Evaluation Comission und deren Gewichtung
Criterions
Weighting
1. Government support, legal issues and public opinion
2
2. General infrastructure
5
3. Sports venues
4
4. Olympic Village
4
5. Environmental conditions and impact
2
6. Accommodation
5
7. Transport concept
3
8. Safety and security
3
9. Experience from past sports events
2
10. Finance
3
11. Overall project and legacy
3
Die Bewerberstädte für die Olympischen Spiele 2012 wurden nach diesen 11 Kriterien beurteilt.
Quelle: IOC 2004c, 8
Die Rechte und Pflichten der in einer Session des IOC schließlich gewählten Ausrichterstadt
werden im Host City Contract festgehalten, der gegenüber dem IOC rechtlich bindend ist.
Von besonderer Bedeutung für den Umweltschutz ist § 18 ,Environmental Protection'.
In diesem verpflichten sich die Ausrichterstadt und das NOK dem IOC gegenüber, alle Auf-
gaben in einer Weise durchzuführen,
,,which embraces the concept of sustainable development that comply with ap-
plicable environmental legislation and, whenever and wherever it's possible,
serve to promote the protection of the environment".
(Chapter II, § 18 Host City Contract 2004 zit. in: WWF Greece 2004, 13)
Das jeweilige NOK des Gastgeberlandes hat einen reibungslosen Informationsfluss zu garan-
tieren und die Umsetzung der geplanten Maßnahmen zu überwachen (IOC 2004b, 48). Nach
der Unterzeichnung des Host City Contracts besitzt das IOC einzig noch eine Sanktionsmacht
gegenüber dem Organisationskomitee und der Ausrichterstadt, um sicherzustellen, dass alle
Maßnahmen, so auch die des Umweltschutzes, wie in der Bewerbung beschrieben, durchge-
führt werden.

Umweltproblematik und Umweltschutzmöglichkeiten Olympischer Sommerspiele
27
Eine direkte Sanktionierung besteht nach Regel 33 der Olympischen Charta (IOC 2004a,
69), die besagt, dass das IOC das Recht hat, die Olympischen Spiele ohne Konsequenzen der
Ausrichterstadt zu entziehen. Dieser schwerwiegende Schritt würde allerdings nicht nur der
Ausrichterstadt, sondern auch dem Image des IOC schaden und ist bisher noch nie vorge-
kommen. Aufgrund der Größe der Veranstaltung und der nötigen Vorbereitungszeit wäre die
Wahrscheinlichkeit eines Ausfalles der Spiele hoch und würde zudem einen Kontrollverlust
seitens des IOC dokumentieren. In indirekter Weise kann das IOC schließlich durch Lob oder
Kritik Einfluss auf das Image der Stadt in der Weltöffentlichkeit nehmen und somit indirekt
das Verhalten des Ausrichters beeinflussen.
8.
Umweltproblematik und Umweltschutzmöglichkeiten Olympischer
Sommerspiele
Die Olympischen Spiele sind die weltweit größte Veranstaltung des Sports. Neben organisato-
rischen, strukturellen und wirtschaftlichen Problemen sehen sich die Veranstalter zudem mit
dem immer bedeutenderen Problem einer mit dem Ausmaß der Spiele anwachsenden Be-
lastung der natürlichen Umwelt konfrontiert. Olympische Spiele stellen für die Umwelt ein
kurzzeitiges Belastungsmaximum dar. Die auftretenden Belastungen der Umwelt entstehen
direkt durch die Ausübung der Sportarten und das öffentliche Interesse an ihnen sowie indi-
rekt durch die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur. Konflikte mit der Umwelt entste-
hen bei allen Wettkämpfen, egal ob in Wettkampfhallen und Stadien, in temporären Anlagen
oder unter freiem Himmel (S
CHEMEL
/
E
RBGUTH
2000, 204). Es müssen große Sportkomplexe
erbaut und der Transport, die Versorgung wie auch die Kommunikation von mehreren hun-
derttausend Personen ermöglicht werden. Die Belastungen der Umwelt sind weitaus größer
als im alltäglichen Leben (O
TTESEN
1996, 285).
Bereits die Tatsache, dass die Olympischen Spiele alle vier Jahre an einem anderen
Ort veranstaltet werden, bedeutet einen hohen Ressourcenverbrauch für die neu zu bauenden
Wettkampfstätte. Dies betrifft nicht nur die Wettkampfanlagen, sondern auch die Außenanla-
gen zwischen den Veranstaltungsorten, die für kurze Zeit eine enorme Zahl an Besuchern
aufnehmen müssen, für die Nachnutzung aber meist überdimensioniert sind (M
UHAR
1998,
14). Die Betrachtung der durch Olympische Spiele auftretenden ökologischen Probleme darf
zudem nicht einzig auf den Zeitpunkt der Wettkämpfe beschränkt sein, sie muss auch die
Vorbereitungsphase und die Zeit nach den Olympischen Spielen berücksichtigen. Ebenso wie
in der Phase der Wettkämpfe finden in den beiden anderen Phasen erhebliche Eingriffe in und
Auswirkungen auf die Natur statt. In der Vorbereitungsphase auf die Olympischen Spiele sind

Umweltproblematik und Umweltschutzmöglichkeiten Olympischer Sommerspiele
28
dies vor allem Flächenverbrauch, Bodenversiegelung und der durch den Bau olympischer
Anlagen verursachte Ressourcenverbrauch sowie Schadstoffbelastungen. In der Durch-
führungsphase wirkt sich vor allem die Anzahl der an Olympischen Spielen Beteiligten auf
die Umwelt aus und schließlich sind Belastungen in und durch die Nachnutzung zu bedenken.
Bereits S
CHEMEL
und E
RBGUTH
(2000, 206) machen darauf aufmerksam, dass die wich-
tigsten umweltrelevanten Konfliktbereiche, die Autoren nennen diesbezüglich Verkehrs- und
Abfallproblematik sowie die Standortfrage, gleichzeitig perfekte Ansatzpunkte zur Vermei-
dung von Umweltbelastungen durch Sportgroßveranstaltungen darstellen.
8.1.
Planung und Organisation
Olympische Spiele in ihren heutigen Dimensionen sind mit großen städtebaulichen Projekten
verbunden. Viel wird sich von der Ausrichtung Olympischer Spiele versprochen, wie bspw.
wirtschaftliche Prosperität, ein glänzendes Image, eine Verbesserung des Stadtbildes und der
Bauten. Die Anforderungen an finanzielle, personelle sowie planerische Leistungen und die
zu erbringenden Investitionen, selbst schon der Anwärterstädte in der ersten Bewerbungs-
phase, sind enorm (M
EYER
-K
ÜNZEL
2003, 113). Für ein relativ kurzzeitiges Ereignis von we-
nigen Wochen werden Jahre der Planung und Bauzeit benötigt. Zwischen 15 (Winterspiele)
und 40 (Sommerspiele) Bauten werden durchschnittlich für Olympische Spiele errichtet
(H
EGGER
2006) sowie zahlreiche bauliche Veränderungen an der Versorgungs- und Verkehrs-
struktur der Ausrichterstadt vorgenommen. Rund 1 000 Hektar Fläche werden für den Olym-
pischen Sport benötigt (ebd.), welche in städtischen Gebieten wie auch in der Natur nicht
problemlos zur Verfügung stehen. Bei diesen umfassenden Eingriffen konkurrieren viele
Interessen miteinander und stehen nicht selten in einem Zielkonflikt.
Die Olympischen Projekte genießen politische Priorität in der Stadt, der Region und
der Nation, Planungs- und Entscheidungsprozesse werden verkürzt und ein umfassender
Stadtumbau vollzogen. Die städtische Entwicklung wird beschleunigt, aber auch für die näch-
sten Jahre festgelegt und beeinflusst so die Lebensbedingungen zukünftiger Generationen
(M
EYER
-K
ÜNZEL
2003,
114). Nach dem Leitbild der Nachhaltigkeit sollen keine dauerhaften
Strukturen geschaffen werden, die nach den Spielen nicht sinnvoll weiter genutzt werden.
Werden die Planungen eng mit dem bestehenden Stadtentwicklungskonzept verknüpft, kön-
nen durch die Ausrichtung Olympischer Spiele Defizite der Stadt gezielt behoben werden.
H
EGGER
(2006) bestätigt die Wichtigkeit dieses Aspektes, da Stadien in der Unterhaltung sehr
kostenintensiv sind und insbesondere in Großstadien keine beständige Auslastung möglich ist.
Teilweise haben Austragungsorte von der Durchführung der Spiele mit Stadien für Spitzen-

Umweltproblematik und Umweltschutzmöglichkeiten Olympischer Sommerspiele
29
und Breitensport sowie Großveranstaltungen wie Konzerten profitiert, andere wiederum lei-
den noch heute an den negativen Folgen ihres Geltungsbedürfnisses, indem sie nicht ausgelas-
tete Anlagen unterhalten, umbauen oder entfernen müssen (M
EYER
-K
ÜNZEL
2003,
122). Ein
positives Beispiel bietet der Olympiapark in München, durch den ein wichtiger Grünzug im
Nordwesten der Stadt geschaffen wurde. Zudem erfolgte an dieser Stelle eine Vernetzung
zwischen Erholung, Breiten- und Spitzensport sowie Kultur (ebd.).
Die stadtplanerischen Möglichkeiten sind vielfältig, es müssen jedoch Langzeiteffekte
beachtet werden. Speziell in ökologischer Hinsicht bieten sie die Möglichkeit, einen höheren
Umweltstandard zu erreichen und diesen auch zu halten. Zukunftsgefährdende Tendenzen
einer Kurzfrist-Orientierung des alltäglichen, ökonomischen und politischen Handelns müs-
sen vermieden werden. Dies setzt allerdings einen respektvollen Umgang und Kompromissbe-
reitschaft aller Beteiligten voraus, ohne die Belange in Bereichen wie der Ökologie für un-
wichtig zu erachten (G
ÜLDENPFENNIG
2003, 104).
Sportliche Großveranstaltungen umweltfreundlich zu gestalten, ist problematisch und
erfordert ein hohes Maß an Planung und umweltrelevantem Wissen. Es müssen Kurz- und
Langzeiteffekte, die Komplexität des Ökosystems, regionale Besonderheiten, direkte und in-
direkte Auswirkungen der Veranstaltung auf die Umwelt, als auch nationale und internatio-
nale Bestimmungen und Gesetzgebungen bedacht werden. Umweltaspekte dürfen nicht nur
punktuell Berücksichtigung finden. Sie müssen konsequent und planmäßig angewandt wer-
den. Dies kann nur erreicht werden durch ein Umweltkonzept mit systematischem Umwelt-
management, welches fester Bestandteil des Masterplans der Gesamtveranstaltung ist. Ein
wesentliches Element eines effizienten Umweltkonzepts ist der Einbezug von Umweltexper-
ten oder Umweltorganisationen in die Gesamtorganisation. Somit ist gewährleistet, dass alle
Maßnahmen möglichst objektiv auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft und im Sinne des
Umweltschutzes abgeändert werden können (J
ÄGEMANN
2003, www, 6). Die Einrichtung
einer Umweltabteilung als Vermittler zwischen den Interessen der einzelnen Gruppen und den
beteiligten Unternehmen ist zudem notwendig.
Um eine nachhaltige Nutzung zu gewährleisten, sind konkrete Zielvorstellungen über
die Art und den Zeitraum der späteren Verwendung bereits in der Planungsphase notwendig.
Dies erspart Zeit und Kosten, da Maßnahmen und Investitionen bereits im Sinne der Folge-
nutzung durchgeführt werden können und die Anlagen so später mit minimalem Aufwand der
Nachnutzung zuzuführen sind. Nutzungsverknüpfungen erleichtern eine wirtschaftliche Trag-
fähigkeit und können die Kernnutzung in sinnvoller Weise ergänzen (R
OTH
2003, 24f.).

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836612791
DOI
10.3239/9783836612791
Dateigröße
8.5 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz – Sport
Erscheinungsdatum
2008 (Mai)
Note
1,3
Schlagworte
umweltschutz olympische spiele sydney athen green games
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Titel: Umweltbelastungen und Umweltschutz bei Olympischen Sommerspielen
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