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Die Bedeutung von SEPA für den elektronischen Zahlungsverkehr eines Lebensversicherungsunternehmens

©2008 Projektarbeit 69 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Währung Euro ist als europäisches Zahlungsmittel zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Aus der gemeinsamen Währung für Europa leitet sich nicht zwangsläufig ein gemeinschaftlicher Standard im elektronischen Zahlungsverkehr ab. Dieser Herausforderung nimmt sich die EU-Kommission mit dem Projekt SEPA (Single Euro Payments Area) an.
Der Weg ist gekennzeichnet durch die Euro-Buchgeldeinführung 1999, der Euro-Bargeldeinführung 2002 und komplettiert sich mit SEPA ab Ende Januar 2008 zu einem einheitlichen Wirtschafts- und Währungsraum, in dem Ländergrenzen keine Rolle mehr spielen.
Deutschland nutzte 2007 die 6-monatige EU-Ratspräsidentschaft, um die SEPA-Einführung zu forcieren. Die Neuerungen werden Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft haben, d.h., neben den privaten Unternehmen sind auch die öffentlichen Einrichtungen und Privatpersonen betroffen.
Insbesondere die Interessenvertreter der deutschen Versicherungsbranche müssen sich Gedanken machen, wie sie die neuen Anforderungen umsetzen können.
„Im Focus steht dabei das Lastschriftverfahren. Mit über 60% der Beitragseinnahmen, die von den Versicherungsunternehmen über dieses Verfahren eingezogen werden, ist es der wichtigste Inkassoweg in der deutschen Versicherungswirtschaft.“
Auch das betrachtete Lebensversicherungsunternehmen wickelt den Zahlungsverkehr, speziell Lastschriften, auf elektronischem Wege ab.
Wenn sich das Unternehmen nicht mit den SEPA-Änderungen auseinandersetzt, besteht die Gefahr, dass der bisher gut automatisierte In-/Exkassoprozess zum Erliegen kommt.
Gang der Untersuchung:
Mit der vorliegenden Arbeit werden die grundsätzlichen Auswirkungen des einheitlichen europäischen Zahlungsverkehrsraumes auf den elektronischen Zahlungsverkehr eines Lebensversicherungsunternehmens untersucht. Dabei gilt es, die Bedeutung an einem ausgewählten Beispiel herauszuarbeiten und die Rolle des Projektes im Unternehmen abzuleiten. Ziel ist, anhand von relevanten Kriterien eine Checkliste zu erstellen, die auch andere Versicherer bei der Auseinandersetzung mit der SEPA-Thematik unterstützen kann.
Zur Erarbeitung der Bedeutsamkeit und Entwicklung der Checkliste bedarf es eines strukturierten Vorgehens. Die dazu angewandte Methodik wird nachfolgend vorgestellt.
Nach der Einführung werden im zweiten Kapitel der Arbeit die theoretischen Grundlagen beschrieben. Diese Grundlagen setzen sich aus drei Bereichen zusammen. Während der erste Bereich den Rahmen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Andreas Neubert, Denise Behlert
Die Bedeutung von SEPA für den elektronischen Zahlungsverkehr eines
Lebensversicherungsunternehmens
ISBN: 978-3-8366-1069-8
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. AKAD-Fachhochschule Leipzig, Leipzig, Deutschland, Projektarbeit, 2008
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2008
Printed in Germany

II
Inhaltsverzeichnis
Seite
Abkürzungsverzeichnis... IV
Abbildungsverzeichnis ... V
Tabellenverzeichnis ... VI
1
Einführung...1
1.1
Relevanz der Thematik ...1
1.2
Ziele der Arbeit und Vorgehensweise...2
2
Theoretische Grundlagen...3
2.1
Zahlungsverkehr...3
2.1.1 Begriffsbestimmung...3
2.1.2 Besonderheiten des elektronischen Zahlungsverkehrs ...4
2.2
Single Euro Payments Area ...6
2.2.1 Basisinformationen...6
2.2.2 Einführungsanreize für Unternehmen...9
2.3
Die Balanced Scorecard...12
2.3.1 Charakterisierung ...12
2.3.2 Die Balanced Scorecard als Kriteriengeber...14
3
Vorstellung des untersuchten Lebensversicherungsunternehmens ...18
4
Untersuchung der Bedeutsamkeit für das
Lebensversicherungsunternehmen ...19
4.1
Finanzperspektive ...19
4.1.1 Allgemeine wirtschaftliche Konsequenzen ...19
4.1.2 Untersuchung auf Kostensenkungspotenziale ...20
4.1.3 Prüfung auf Möglichkeiten zur Produktivitätsverbesserung...24
4.1.4 Kostenbetrachtung für die Veränderungen im Lastschriftverfahren ...24
4.2
Kundenperspektive...27
4.2.1 Besonderheit der Geschäftstätigkeit der FLR Versicherung AG ...27
4.2.2 Eigengeschäft des Versicherers...29
4.2.3 Dienstleistungen für andere Versicherungsunternehmen...33

III
4.3
Prozessperspektive ...35
4.3.1 Einführung in die Geschäftsprozesse der FLR Versicherung AG...35
4.3.2 Bestandsführungsprozesse...36
4.3.3 Marktprozesse...40
4.3.4 Partnerprozesse ...43
4.4
Lern- und Entwicklungsperspektive...44
4.4.1 Menschen...44
4.4.2 Systeme ...46
4.5
Aus den Perspektiven abgeleitete Checkliste ...49
5
Schlussfolgerungen und Ausblick...53
6
Zusammenfassung...54
Literaturverzeichnis...I
Sonstige Quellen ...III

IV
Abkürzungsverzeichni
s
BIC
Bank Identifier Code
EPC
European Payments Council
EWR
Europäischer Wirtschaftsraum
EZB
Europäische Zentralbank
GDV
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft
e.V.
IBAN
International Bank Account Number
KAG
Kapitalanlagegesellschaft
KESt
Kapitalertragsteuer
SEPA
Single Euro Payments Area
VU
Versicherungsunternehmen
ZfA
Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen

V
Abbildungsverzeichnis
Seite
Abb. 1: SEPA-Beteiligte und deren Hauptaufgaben ...6
Abb. 2: Übersicht der rechtlichen SEPA-Rahmenbedingungen ...7
Abb. 3: Die Ausgewogenheit der Scorecard-Perspektiven und ihre
Einflussfaktoren...13
Abb. 4: Einteilung der Geschäftsprozesse der FLR Versicherung AG...16
Abb. 5: Unterteilung des VU nach Geschäftstätigkeit u. Kundengruppen...27
Abb. 6: SEPA-betroffene Bestandsführungsprozesse der FLR Versicherung
AG ...36
Abb. 7: Kurzablauf eines Beitragsinkassos des VU am Beispiel
Hauptinkasso ...37
Abb. 8: SEPA-betroffene Marktprozesse der FLR Versicherung AG ...40
Abb. 9: SEPA-betroffene Partnerprozesse der FLR Versicherung AG ...43
Abb.10: Übersicht der Aktivitäten zum SEPA-Wissensausbau der FLR
Versicherung AG...44
Abb.11: Formatvielfalt im Zahlungsverkehr der FLR Versicherung AG ...48

VI
Tabellenverzeichnis
Seite
Tab. 1: Transaktionsgebühren im Zahlungsverkehr des VU für Deutschland
und Österreich...20
Tab. 2: Anzahl der durchschnittlichen monatlichen Lastschrifttransaktionen
des VU ...21
Tab. 3: Interne Prozesskosten für die Umstellung auf Lastschriftmandate ..25
Tab. 4: Übersicht der erwarteten Systemanpassungen für die FLR
Versicherung AG...47
Tab. 5: Checkliste zur Analyse der SEPA-Bedeutung im Unternehmen...52

1
1
Einführung
1.1
Relevanz der Thematik
Die Währung Euro ist als europäisches Zahlungsmittel zu einer
Selbstverständlichkeit geworden. Aus der gemeinsamen Währung für Europa
leitet sich nicht zwangsläufig ein gemeinschaftlicher Standard im
elektronischen Zahlungsverkehr ab. Dieser Herausforderung nimmt sich die
EU-Kommission mit dem Projekt SEPA (Single Euro Payments Area) an.
Der Weg ist gekennzeichnet durch die Euro-Buchgeldeinführung 1999, der
Euro-Bargeldeinführung 2002 und komplettiert sich mit SEPA ab Ende
Januar 2008 zu einem einheitlichen Wirtschafts- und Währungsraum, in dem
Ländergrenzen keine Rolle mehr spielen.
1
Deutschland nutzte 2007 die 6-monatige EU-Ratspräsidentschaft, um die
SEPA-Einführung zu forcieren. Die Neuerungen werden Auswirkungen auf
die Gesamtwirtschaft haben, d.h., neben den privaten Unternehmen sind
auch die öffentlichen Einrichtungen und Privatpersonen betroffen.
Insbesondere die Interessenvertreter der deutschen Versicherungsbranche
müssen sich Gedanken machen, wie sie die neuen Anforderungen umsetzen
können.
,,Im Focus steht dabei das Lastschriftverfahren. Mit über 60% der
Beitragseinnahmen, die von den Versicherungsunternehmen über dieses
Verfahren eingezogen werden, ist es der wichtigste Inkassoweg in der
deutschen Versicherungswirtschaft."
2
Auch das betrachtete Lebensversicherungsunternehmen wickelt den
Zahlungsverkehr, speziell Lastschriften, auf elektronischem Wege ab.
Wenn
sich
das
Unternehmen
nicht
mit
den
SEPA-Änderungen
auseinandersetzt, besteht die Gefahr, dass der bisher gut automatisierte
In-/Exkassoprozess zum Erliegen kommt.
1
Vgl. COMMERZBANK: SEPA-Broschüre: ,,Jetzt fügt sich alles zusammen", Frankfurt/Main 2006.
S. 4.
2
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.: SEPA Auswirkungen auf die
Zahlungsverkehrssysteme und -prozesse in den Versicherungsunternehmen, Band 24 der
Schriftenreihe Betriebswirtschaft und Informationstechnologie des GDV, Berlin 2007. S. 6.

2
1.2
Ziele der Arbeit und Vorgehensweise
Mit der vorliegenden Arbeit werden die grundsätzlichen Auswirkungen des
einheitlichen europäischen Zahlungsverkehrsraumes auf den elektronischen
Zahlungsverkehr eines Lebensversicherungsunternehmens untersucht.
Dabei gilt es, die Bedeutung an einem ausgewählten Beispiel
herauszuarbeiten und die Rolle des Projektes im Unternehmen abzuleiten.
Ziel ist, anhand von relevanten Kriterien eine Checkliste zu erstellen, die
auch andere Versicherer bei der Auseinandersetzung mit der SEPA-
Thematik unterstützen kann.
Zur Erarbeitung der Bedeutsamkeit und Entwicklung der Checkliste bedarf es
eines strukturierten Vorgehens. Die dazu angewandte Methodik wird
nachfolgend vorgestellt.
Nach der Einführung werden im zweiten Kapitel der Arbeit die theoretischen
Grundlagen beschrieben. Diese Grundlagen setzen sich aus drei Bereichen
zusammen. Während der erste Bereich den Rahmen für den elektronischen
Zahlungsverkehr bildet, beschäftigt sich der zweite Bereich mit den
Besonderheiten des SEPA. Hierbei stehen neben einer kurzen Einführung
die Einführungsanreize für Unternehmen im Mittelpunkt. Dabei werden
Kartenzahlungen und der Bargeldverkehr aus den Betrachtungen
ausgeschlossen, da diese Aspekte für das analysierte Unternehmen nur eine
untergeordnete Bedeutung haben. Ebenso geht es nicht um die Vorstellung
der einzelnen neuen Zahlungsverkehrsinstrumente. Der dritte Bereich
widmet sich der Balanced Scorecard.
Die Struktur der Balanced Scorecard wird genutzt, um nach der Vorstellung
des Unternehmens im vierten Kapitel die Bedeutung des SEPA anhand von
vier Perspektiven zu betrachten. Entscheidend ist, die Kerninhalte der
Perspektiven zu berücksichtigen und diese in die Praxis zu übertragen, ohne
dabei eine komplette Balanced Scorecard aufzubauen.
Im Anschluss kann aus den Ergebnissen die Checkliste entwickelt werden.
Den Abschluss der Arbeit bilden die Kapitel fünf und sechs, in denen die
Verfasser einen Ausblick auf die Folgeaktivitäten geben und die wesentlichen
Ergebnisse zusammenfassen.

3
2
Theoretische Grundlagen
2.1
Zahlungsverkehr
2.1.1
Begriffsbestimmung
In der heutigen Dienstleistungsgesellschaft geht es nicht mehr um den
Tausch von Ware gegen Ware. Vielmehr spielt Geld als Rechnungseinheit
eine tragende Rolle. Diese Tauschmittelfunktion des Geldes kommt im
Zahlungsverkehr zum Ausdruck.
Unter Zahlungsverkehr werden alle Zahlungsvorgänge verstanden, d.h. alle
Übertragungen von Zahlungsmitteln.
3
Der Begriff wird in der Literatur
einheitlich verwendet. Zahlungsverkehrsleistungen werden überwiegend von
Kreditinstituten erbracht. Sie dienen der Überbrückung von räumlicher und
zeitlicher Distanz entsprechend der Kundenbedürfnisse.
4
Hartmann-Wendels, Pfingsten und Weber unterteilen die Zahlungsvorgänge
in bare, halbbare oder bargeldlose Zahlungen. Um Barzahlungen
durchführen zu können, stehen Banknoten und Münzen als gesetzliches
Zahlungsmittel zur Verfügung. Halbbare Zahlungen sind durch die
Umwandlung von Bargeld in Buchgeld oder umgekehrt gekennzeichnet, z.B.
eine Bareinzahlung zu Gunsten eines Kontos. Die Autoren definieren
Buchgeld als jederzeit fällige Guthaben bei Kreditinstituten. In diesem
Zusammenhang weisen sie darauf hin, dass Buchgeld nicht nur die jederzeit
fälligen Guthaben umfasst, sondern auch bereitgestellte, aber nicht in
Anspruch genommene Kreditlinien einbezieht. Für die Durchführung von
bargeldlosen
Zahlungsvorgängen
bedarf
es
der
Existenz
zweier
Kundenkonten. Somit kann Buchgeld von Konto zu Konto weitergeleitet
werden.
5
Der bargeldlose Zahlungsverkehr bildet die Grundlage für das Projekt SEPA.
3
Vgl. Hartmann-Wendels, Thomas; Pfingsten, Andreas; Weber, Martin: Bankbetriebslehre, Vierte,
überarbeitete Auflage, Berlin, Heidelberg 2007. S. 223.
4
Vgl. Eilenberger, Guido: Bankbetriebswirtschaftslehre, Grundlagen - Internationale Bankleistungen -
Bankmanagement, 7., durchgesehene Auflage, München, Wien 1997. S. 387.
5
Vgl. Hartmann-Wendels; Pfingsten; Weber: Bankbetriebslehre, S. 221-223.

4
2.1.2
Besonderheiten des elektronischen Zahlungsverkehrs
Speziell durch die rasanten IT-Entwicklungen der letzten Jahre wird der
bargeldlose Zahlungsverkehr fast ausschließlich auf elektronischem Wege
abgewickelt, dem Electronic Banking.
Nach Schierenbeck und Hölscher ist der Begriff definiert als die elektronische
Bereitstellung von Informationen und die elektronische Abwicklung von
Geschäften.
6
Neben den klassischen Einteilungen in beleggebundenen und beleglosen
Zahlungsverkehr gibt es weitere Differenzierungen. Schierenbeck und
Hölscher gliedern den beleglosen Zahlungsverkehr tiefgründiger, um der
besonderen Bedeutung im elektronischen Zahlungsverkehr gerecht zu
werden. Sie nehmen eine Untergliederung anhand von Instrumenten vor.
Dabei ist nach kundenorientierten und bankinternen Instrumenten zu
unterscheiden.
7
Die kundenorientierten Instrumente weisen alle das Merkmal
der unmittelbaren Bedienung durch den Kunden selbst auf. Als allgemein
bekannte Beispiele werden Kontoauszugsdrucker, Geldausgabeautomaten,
Telefon oder Home Banking genannt.
8
Im Vergleich dazu zielen die
bankinternen Instrumente in erster Linie auf die Optimierung der
Ablauforganisation der Bank im Rahmen des Zahlungsverkehrs ab. ,,Dabei
dienen die Instrumente v.a. der Unterstützung der Transaktionen im direkten
Kundenkontakt und der Koordination der Zahlungsvorgangsabwicklung."
9
Bezüglich dieser Untergliederung ist anzumerken, dass im weiteren Sinne
die kundenorientierten Instrumente als Bestandteil der bankinternen
Instrumente aufgefasst werden können. Dies gilt besonders für das Home
Banking. Die Datenerfassung der Kundenaufträge über das Internet trägt aus
bankinterner Sicht zu einer Optimierung der Ablauforganisation bei.
Tätigkeiten, die bislang von den Mitarbeitern am Schalter vorgenommen
wurden, erledigen nun die Kunden selbst.
6
Vgl. Schierenbeck, Henner; Hölscher, Reinhold: BankAssurance, Institutionelle Grundlagen der Bank-
und Versicherungsbetriebslehre, 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart 1998.
S. 496.
7
Ebenda, S. 496.
8
Ebenda, S. 496-503.
9
Schierenbeck; Hölscher: BankAssurance, S. 503.

5
Darüber hinaus kommt es zu einer zeitlichen Verschiebung im Arbeitsablauf.
Öffnungszeiten der Bank spielen bei der Abwicklung des Zahlungsverkehrs
keine Rolle mehr. Dieses ist nur durch die Unterstützung der sich ständig
weiterentwickelnden Technik realisierbar.
In den letzten Jahren ist aufgrund des technischen Fortschrittes ein Anstieg
des
bargeldlosen
Zahlungsverkehrs
zu
verzeichnen.
Speziell
die
traditionellen Instrumente im bargeldlosen nationalen Zahlungsverkehr wie
Überweisungsauftrag oder Lastschrift können dank modernster Technologien
schnell und effizient abgewickelt werden.
10
Schierenbeck und Hölscher beschreiben in einem Satz, was unter einer
Überweisung zu verstehen ist: ,,Die Überweisung ist der Auftrag eines
Zahlungserbringers an sein Kreditinstitut, zu Lasten seines Kontos einem
begünstigten Dritten auf dessen Konto einen bestimmten Betrag
gutzuschreiben oder gutschreiben zu lassen, wenn der Dritte kein Konto bei
der vom Zahlungserbringer beauftragten Bank hat."
11
In ihrem Werk
,,BankAssurance" gehen sie ebenfalls auf die Lastschrift ein. ,,Unter einer
Lastschrift ist ein vom Gläubiger (Zahlungsempfänger) ausgefertigtes und bei
seiner Hausbank eingereichtes Einzugspapier zu verstehen, mit dem
Forderungen vom Konto eines Schuldners (Zahlungspflichtigen) abgebucht
werden
können."
12
Für
die
weiteren
Untersuchungen
ist
das
Einzugsermächtigungsverfahren als eine der Lastschriftarten von besonderer
Bedeutung. Die Einzugsermächtigung, auch Einzugspapier genannt, ist ,,eine
schriftliche, jederzeit widerrufliche Ermächtigung des Zahlungspflichtigen an
den Zahlungsempfänger, Zahlungen bei Fälligkeit mittels Lastschrift von
seinem Konto einzuziehen"
13
.
Hierbei handelt es sich um ein Verfahren, das in seiner Ausprägung nur in
Deutschland vorzufinden ist. Seit längerem gibt es Bestrebungen und erste
Ansätze auf internationaler Ebene, Vereinheitlichungen im Zahlungsverkehr
zu schaffen.
10
Vgl. Schierenbeck; Hölscher: BankAssurance, S. 460-463.
11
Schierenbeck; Hölscher: BankAssurance, S. 460.
12
Ebenda, S. 462.
13
Vgl. Schierenbeck; Hölscher: BankAssurance, S. 462.

6
Die getroffenen Maßnahmen sind jedoch nach herrschender Meinung als
unzureichend zu beurteilen. Gerade das Nebeneinander der jeweiligen
nationalen Bestimmungen führt zu einer Rechtsunsicherheit. Neben den
gesetzlichen Grundlagen müssen darüber hinaus einheitliche und
standardisierte Datenformate und Übertragungswege festgelegt werden.
Dieses wurde bislang nicht konsequent verfolgt.
2.2
Single Euro Payments Area
2.2.1
Basisinformationen
Im Sinne eines zusammengehörenden Europas sollte eine gemeinschaftliche
Grundlage für den elektronischen Zahlungsverkehr geschaffen werden.
Von der ersten Idee bis zur Umsetzung in der Praxis bedarf es des
Zusammenspiels verschiedenster Einrichtungen auf europäischer Ebene.
Neben der EU-Kommission und der EZB (Europäischen Zentralbank) hat die
neu geschaffene Institution EPC (European Payments Council) Aufgaben für
eine erfolgreiche SEPA- Einführung übernommen.
Abb. 1: SEPA-Beteiligte und deren Hauptaufgaben
14
14
in Anlehnung an:
European Payments Council: SEPA Vision, http://www.europeanpaymentscouncil.
eu/content.cfm?page=sepa_vision, Zugriffsdatum: 08.11.2007, Druckdatum: 10.11.2007.

7
Am 24.04.2007 hat das Europäische Parlament die Richtlinie über
Zahlungsdienste im Binnenmarkt (im Folgenden: Richtlinie) verabschiedet.
Vorausgegangen
war
ein
mehrjähriger
Abstimmungs-
und
Annäherungsprozess, an dem Kommissionen und Arbeitsgruppen aus den
einzelnen EU-Staaten beteiligt waren.
,,Ziel der Richtlinie ist es, durch die Schaffung einer Rechtsgrundlage für den
einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum (Single Euro Payments Area,
SEPA) sicherzustellen, dass Zahlungen - insbesondere Überweisungen,
Lastschriften und Kartenzahlungen - innerhalb der Europäischen Union
ebenso einfach, effizient und sicher vorgenommen werden können wie
inländische Zahlungen in den einzelnen Mitgliedsstaaten."
15
Diese Richtlinie bildet den hoheitlichen Rahmen von SEPA. Sie ist
zwingendes Recht und definiert die Mindeststandards für Kunden und
Zahlungsverkehrsdienstleister. Ergänzend stehen dem Markt so genannte
Rulebooks zur Verfügung. Als freiwilliger Rechtsrahmen dienen die
Rulebooks
der
Selbstregulierung.
Die
einzelnen
Standards
für
Überweisungen (Credit Transfer), Lastschriften (Direct Debit) und
Kartenzahlungen (SEPA-Cards) sind darin detaillierter definiert.
Abb. 2: Übersicht der rechtlichen SEPA-Rahmenbedingungen
15
o.V.: Gemeinsame Erklärung der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank
anlässlich der Verabschiedung der Richtlinie über Zahlungsdienste durch das Europäische
Parlament, http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/07/550&format=HTML&
aged=0&language=DE&guiLanguage=en, Zugriffsdatum: 01.05.2007, Druckdatum: 30.07.2007.

8
Wie bereits genannt, stellt die Richtlinie einen Mindeststandard dar, während
die Rulebooks eine Realisierung auf freiwilliger Basis verlangen. Inwiefern so
dem Kerngedanken der Einheitlichkeit Rechnung getragen wird, bleibt
abzuwarten. Es besteht die Gefahr, dass einzelne Länder individuelle
Lösungen entwickeln, die einem ganzheitlichen Standard widersprechen.
Während die Grundlagen der Richtlinie und der Rulebooks einheitlich
dargelegt sind, gibt es hinsichtlich der Definition der Teilnehmerländer
Unterschiede.
In ihrem Dritten Fortschrittsbericht stuft die EZB nur die Länder des Euro-
Währungsgebietes als direkt betroffen ein.
16
Der EPC hingegen schließt in seine Betrachtungen nicht nur die Länder ein,
die den Euro tatsächlich als Währung eingeführt haben, sondern sieht als
Teilnehmer alle 27 Länder der Europäischen Union sowie die drei Staaten
des EWR (Europäischer Wirtschaftsraum) und die Schweiz.
17
Im Sinne der Zielsetzung des SEPA ist die Ansicht des EPC, der sich aus
Vertretern von Banken und Bankenverbänden zusammensetzt, treffender.
Sie berücksichtigt den Zukunftsgedanken des Projektes. Dieser Ansatz wird
als Basis für die weiteren Ausführungen herangezogen.
Aufgrund der Vielzahl der Beteiligten, der geographischen Dimension, der
Schaffung eines einheitlichen Rechtsrahmens und der Neukonzipierung der
Zahlungsinstrumente
ist
das
Vorhaben
wohl
das
umfangreichste
Zahlungsverkehrsprojekt der letzten Jahre nach der Euro-Bargeldeinführung.
16
Vgl. Europäische Zentralbank: Auf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum ­
Dritter Fortschrittsbericht, http://www.ecb.int/pub/pdf/other/singleeuropaymentsarea200412de.pdf,
Zugriffsdatum: 08.11.2007, Druckdatum: 10.11.2007,
S. 7.
17
Vgl. European Payments Council: SEPA Vision, http://www.europeanpaymentscouncil.eu/content.
cfm?page=sepa_vision, Zugriffsdatum: 08.11.2007, Druckdatum: 10.11.2007.

9
2.2.2
Einführungsanreize für Unternehmen
Neben den öffentlichen Verwaltungen, die im Projekt die Vorreiterrolle
übernehmen
sollen,
sind
es
v.a.
Unternehmen,
die
viele
Zahlungstransaktionen ausführen.
Grundsätzlich gelten für die Unternehmen wie auch für alle anderen
zukünftigen Anwender die allgemeinen Ziele des SEPA. Die EZB benennt in
ihrem
Vierten
Fortschrittsbericht
acht
Zielsetzungen,
aus
denen
Einführungsanreize abgeleitet werden können. Die nationalen Barrieren
aufzuheben bietet den Unternehmen die Möglichkeit, über ein einziges Konto
eine Reihe von standardisierten Instrumenten für den Zahlungsverkehr
innerhalb des SEPA zu nutzen. Einheitliche Instrumente auf europäischer
Ebene ermöglichen Skaleneffekte, die allen Beteiligten zugute kommen.
18
Skaleneffekte entstehen nur dann, wenn die neuen Verfahren Transaktionen
kostengünstiger als die bisherigen nationalen Verfahren abwickeln können.
In Deutschland herrschen im Vergleich zu anderen Ländern niedrigere
Preise für Zahlungsverkehrsdienstleistungen vor. Inwiefern das weiterhin
sichergestellt werden kann, bleibt abzuwarten. Aufgrund der ungleichen
Ausgangssituation im Preisniveau ergeben sich für die Teilnehmerländer
unterschiedliche Einsparpotenziale.
SEPA soll zukunftsorientiert aufgebaut werden und ,,berücksichtigt, wie die
Zahlungssysteme gegen Ende des Jahrzehnts aussehen dürften, wobei er
den neuen Möglichkeiten, die der Fortschritt bei der Informationstechnologie
mit sich bringt, Rechnung trägt"
19
. Diese Weitsicht des Projektes ermöglicht
den Unternehmen, neben der Einführung der neuesten Technologien
gleichzeitig ein Maß an System- und Verfahrensbeständigkeit im
Zahlungsverkehr für die nächsten Jahre zu erreichen. In den Zielsetzungen
ist fixiert, den Kunden die SEPA-Instrumente so kostengünstig, einfach und
benutzerfreundlich wie möglich anzubieten. Um dieses sicherzustellen, ist es
erforderlich, die Kunden rechtzeitig zu informieren und bestimmte
18
Vgl. Europäische Zentralbank: Auf dem Weg zu einem einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum ­
Ziele und Fristen (4. Fortschrittsbericht), http://www.bundesbank.de/download/zahlungsverkehr/sepa
_2006_4er_%20fortschrittsbericht_dt.pdf, Zugriffsdatum: 08.11.2007, Druckdatum: 10.11.2007, S. 8.
19
EZB: 4. Fortschrittsbericht, S. 9.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783836610698
DOI
10.3239/9783836610698
Dateigröße
554 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
AKAD-Fachhochschule Leipzig – Betriebswirtschaft
Erscheinungsdatum
2008 (März)
Note
1,7
Schlagworte
sepa single euro payments area zahlungsverkehr versicherung
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