Die Franziskaner in Sachsen
Mit einem Exkurs zur Bildung der Lebensregel
Zusammenfassung
Das Time-Magazine wählte den heiligen Franz von Assisi im Jahr 1999 zum Mann des Jahrtausends, mehr als 800 Jahre nach seinem Tod. Das beweist, dass er in den Köpfen der Menschen immer noch präsent ist. Überall auf der Welt gibt es Konvente der Franziskaner, der Franziskaner-Minoriten oder Konventualen, der Kapuziner, der Klarissen und verschiedener Laiengemeinschaften, die alle auf den ursprünglichen, von Franziskus gegründeten Orden zurückgehen.
Heute sind sie vor allem in ehrenamtlichen Tätigkeiten, in der Seelsorge, in der Jugendarbeit und vielem mehr tätig und finanzieren sich größtenteils durch Spenden und den Verkauf von handwerklichen Produkten. In Sachsen jedoch ist die Zeit der Franziskaner schon lange vorbei. Diese Arbeit beschäftigt sich in ihrem Hauptteil mit den Franziskanischen Spuren in Sachsen von der Zeit der Klostergründungen bis hin zum Untergang der Konvente während der Reformation.
Im späten Mittelalter prägten Franziskanerklöster in Sachsen das Bild vieler Städte. Bereits im 12. Jahrhundert entstanden im Zuge der Ostsiedlung auch einige Klöster jenseits der Saale. Das waren vor allem die Feldklöster der Benediktiner und Zisterzienser, die von die Abgaben ihrer bäuerlichen Untertanen lebten und fest in die bestehende Feudalordnung eingebunden waren. In den neu entstehenden Städten lebten jetzt aber vorwiegend freie Menschen, Handwerker und Händler. Es spielte keine Rolle mehr, ob man von adliger Herkunft war. Das gehobene Stadtbürgertum definierte seine Stellung vor allem durch ihr erwirtschaftetes Vermögen.
Daneben bildeten sich natürlich auch ärmere und sozial niedriger stehende Volksschichten. Das Stadtvolk hatte keinerlei Bezug mehr zu den vornehmen Feldklöstern und auch immer weniger Vertrauen und Nähe zu der reichen und übermächtigen Kirche. In diesem Szenario traten Franziskus und seine Brüder auf. Zunächst oft selbst überwiegend aus der Stadtbevölkerung stammend, ließen sich für sie leicht Bezugspunkte in den Städten finden. Zur Stadtgeistlichkeit wiederum war das Verhältnis in den meisten Fällen sehr getrübt, weil die Mönche zu einer Konkurrenz in der cura animarum wurden. Für die Kirche selbst sollten die Bettelorden vor allem dazu dienen, die verlorene Volksnähe und das Gottvertrauen in den Städten wiederherzustellen. Zu den Franziskanerklöstern in Sachsen ist die Quellenlage überaus schlecht. Anfangs gehörte zur Gründung eines Konvents nicht mehr als die Überlassung eines Gebäudes […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
1 Einleitung
2 Regelbildung
2.1 Entstehung einer Bewegung
2.1.1 Giovanni Francesco Bernardone
2.1.2 Das Leben des Franziskus als Form des Franziskanerlebens
2.1.3 Die Urregel
2.2 Konstituierung eines Ordens
2.2.1 Die Regula non Bullata
2.2.2 Die Regula Bullata
2.2.3 Die päpstlichen Regelerklärungen
2.3 Reformbewegungen und Spaltungen
2.4 Von den Päpsten gewährte Privilegien
3 Die Franziskaner in Sachsen
3.1 Mission nach Deutschland
3.2 Die Franziskanerklöster in Sachsen
3.2.1 Zwickau
3.2.2 Görlitz
3.2.3 Bautzen
3.2.4 Torgau
3.2.5 Oschatz
3.2.6 Leipzig
3.2.7 Freiberg
3.2.8 Meißen
3.2.9 Zittau
3.2.10 Dresden
3.2.11 Löbau
3.2.12 Chemnitz
3.2.13 Kamenz
3.2.14 Annaberg
3.3 Beginn der Reformation – Niedergang der Franziskanerklöster
4 Schluss
5 Quellen- und Literaturverzeichnis
5.1 Quellen
5.2 Literatur
6 Anhang
1 Einleitung
Das Time-Magazine wählte den heiligen Franz von Assisi[1] im Jahr 1999 zum Mann des Jahrtausends, mehr als 800 Jahre nach seinem Tod. Das beweist, dass er in den Köpfen der Menschen immer noch präsent ist. Überall auf der Welt gibt es Konvente der Franziskaner, der Franziskaner-Minoriten oder Konventualen, der Kapuziner, der Klarissen und verschiedener Laiengemeinschaften, die alle auf den ursprünglichen, von Franziskus gegründeten Orden zurückgehen. Heute sind sie vor allem in ehrenamtlichen Tätigkeiten, in der Seelsorge, in der Jugendarbeit und vielem mehr tätig und finanzieren sich größtenteils durch Spenden und den Verkauf von handwerklichen Produkten. In Sachsen jedoch ist die Zeit der Franziskaner schon lange vorbei. Diese Arbeit beschäftigt sich in ihrem Hauptteil mit den Franziskanischen Spuren in Sachsen von der Zeit der Klostergründungen bis hin zum Untergang der Konvente während der Reformation.
Im späten Mittelalter prägten Franziskanerklöster in Sachsen das Bild vieler Städte. Bereits im 12. Jahrhundert entstanden im Zuge der Ostsiedlung auch einige Klöster jenseits der Saale. Das waren vor allem die Feldklöster der Benediktiner und Zisterzienser, die von die Abgaben ihrer bäuerlichen Untertanen lebten und fest in die bestehende Feudalordnung eingebunden waren. In den neu entstehenden Städten lebten jetzt aber vorwiegend freie Menschen, Handwerker und Händler. Es spielte keine Rolle mehr, ob man von adliger Herkunft war. Das gehobene Stadtbürgertum definierte seine Stellung vor allem durch ihr erwirtschaftetes Vermögen. Daneben bildeten sich natürlich auch ärmere und sozial niedriger stehende Volksschichten. Das Stadtvolk hatte keinerlei Bezug mehr zu den vornehmen Feldklöstern und auch immer weniger Vertrauen und Nähe zu der reichen und übermächtigen Kirche. In diesem Szenario traten Franziskus und seine Brüder auf. Zunächst oft selbst überwiegend aus der Stadtbevölkerung stammend, ließen sich für sie leicht Bezugspunkte in den Städten finden. Zur Stadtgeistlichkeit wiederum war das Verhältnis in den meisten Fällen sehr getrübt, weil die Mönche zu einer Konkurrenz in der cura animarum wurden. Für die Kirche selbst sollten die Bettelorden vor allem dazu dienen, die verlorene Volksnähe und das Gottvertrauen in den Städten wiederherzustellen. Zu den Franziskanerklöstern in Sachsen ist die Quellenlage überaus schlecht. Anfangs gehörte zur Gründung eines Konvents nicht mehr als die Überlassung eines Gebäudes oder Grundstückes zur Nutzung. Darüber mussten nicht zwangsläufig Urkunden ausgestellt werden. Erst im 14. Jahrhundert, als man begann, die Ordensregel großzügiger auszulegen setzen auch die Quellen ein, die zum größten Teil aus Schenkungs- und Stiftungsurkunden bestehen.[2] Zu den einzelnen Klöstern gibt es zwar einige Monographien, die aber fast ausschließlich aus dem späten 19. und dem frühen 20. Jahrhundert stammen. In den übergreifenden Darstellungen zur Geschichte Sachsens werden die Klöster oft nur am Rande erwähnt.[3]
Bevor nun die einzelnen Klöster auf sächsischem Gebiet behandelt werden, soll es im ersten Teil der Arbeit zunächst einmal darum gehen, die Bildung der Lebensregel der Franziskanischen Gemeinschaft nachzuzeichnen. Bis weit über die Lebenszeit des Ordensstifters hinaus wurde an den Bestimmungen für das Zusammenleben der Minderbrüder gefeilt. Die verschiedenen Interpretationen der Regel und das päpstliche Eingreifen führten im Orden zu zahlreichen Konflikten und Reformbewegungen, die auch die sächsischen Klöster nicht unberührt ließen. Der Großteil der Klöster in Sachsen blieb bis zum Schluss dabei, die Ordensregel im Punkte der Armut, einem Hauptanliegen des Franziskus, sehr großzügig auszulegen. Neben den zahlreichen Privilegien der Franziskaner war dies sicher auch ein Grund für die Konflikte mit der Weltgeistlichkeit und später auch mit den Stadtobrigkeiten und der Bevölkerung, die sich vielerorts von den Bettelmönchen abwandte.
2 Regelbildung
2.1 Entstehung einer Bewegung
2.1.1 Giovanni Francesco Bernardone
Es gehört zwar nicht zwingend zu den Aufgaben dieser Arbeit, das Leben des Franziskus explizit nachzuzeichnen, aber dennoch möchte ich zunächst dem Werdegang des „unvergleichlichen Heiligen“[4] ein paar Worte widmen. Ist es doch vor allem sein Beispiel, das die Gemeinschaft und den späteren Orden hervorgebracht hat. Es gibt einige mehr oder weniger zuverlässige Biographien, die man zu Rate ziehen kann, wenn man sich mit dem Leben des Franziskus beschäftigen möchte. Unter anderem gibt es von Thomas von Celano zwei Lebensbeschreibungen, in denen allerdings die ihm bekannten Tatsachen durch die hagiographische Schreibweise überlagert werden.[5] Eine andere, relativ frühe biographische Quelle ist die „Drei-Gefährten-Legende“.[6] Auch in den anderen Franziskus-Biographien geht es weniger um historische Fakten, als mehr um die Darstellung eines beispielhaften Lebens. Dennoch kann man einige Punkte im Leben des Franziskus als sicher ansehen.
Giovanni Bernadone[7] wurde Ende 1181 oder Anfang 1182 in Assisi geboren. Sein Vater war der wohlhabende Tuchhändler Pietro Bernadone. Er nannte seinen Sohn "Francesco", was soviel bedeutet wie, "Französ’chen", weil er zum Zeitpunkt seiner Geburt gerade in Frankreich auf Reisen war.[8]
Franziskus besuchte die Pfarrschule bei San Giorgio[9], verbrachte eine sorglose und fröhliche Kindheit und Jugend. Er arbeitete lange Zeit bei seinem Vater, der ihn auch in all seinen Unternehmungen unterstützte. Außerdem war er bei seinen Altersgenossen sehr beliebt.[10]
1202 nahm er am Städtekrieg zwischen Perugia und Assisi teil, geriet für ein Jahr in Gefangenschaft und durchlitt anschließend eine schwere Krankheit.[11]
Franziskus stand nie der Sinn nach Reichtum und materiellem Gewinn, er strebte nach Ruhm und Ehre. Auf dem Kriegszug nach Apulien unter dem Heerführer Walter von Brienne sollte sich für ihn dieser Traum erfüllen. Vor seiner Abreise hatte Franziskus eine erste Vision von einem Palast voller Waffen.[12] Auf die Frage, wem dies alles gehöre[13], bekam er zur Antwort, alles gehöre ihm und seinen Rittern.[14] Franziskus war nun voller Freude und davon überzeugt, ein großer Ritter zu werden[15] und machte sich auf den Weg. Er kam aber nur bis Spoleto, wo er aufgrund einer leichten Erkrankung Rast machte. Im Halbschlaf vernahm er eine Stimme, die ihn fragte, wohin er denn unterwegs sei. Franziskus schilderte sein Vorhaben, worauf ihn die Stimme fragte, wer ihm besseres geben könne, der Herr oder der Knecht. Franziskus antwortete: „der Herr“, worauf er wiederum gefragt wurde, warum er denn dem Knechte nachfolge. Schließlich sollte Franziskus umkehren, um zu erfahren, was er tun solle. Er begann über die beiden Visionen nachzudenken und kehrte in dem Wissen, dass der Herr zu ihm gesprochen hat, nach Assisi zurück.[16] Dieses Erlebnis führte zu einer kontinuierlichen Wende im Leben von Franziskus. Er widmete viele Stunden dem Gebet, wurde zu einem Wohltäter der Armen und kümmerte sich um die Aussätzigen[17], die ihn früher eher unangenehm berührten.[18]
Im Sommer 1206 betrat Franziskus die schon im Verfall befindliche Kirche S. Damiano. Als er vor dem Bildnis des Gekreuzigten betete, sprach es zu ihm: "Franziskus, siehst du nicht, dass mein Haus in Verfall gerät? Geh also hin und stelle es mir wieder her!"[19]
Franziskus interpretierte die Aufforderung in dem Sinne, dass er dem Priester der Kirche sein ganzes Geld gab und sich fortan dem Wiederaufbau von S. Damiano widmete. Der Gedanke, dass mit „mein Haus“ die gesamte Christenheit und die Institution der Kirche gemeint ist, spielte noch keine Rolle.
Nachdem Franziskus sein Geld gegeben hatte, verkaufte er Waren aus dem Laden seines Vaters und wollte den Erlös dem Priester von S. Damiano spenden. Dieser aber lehnte es ab, im Zweifel und Unverständnis für eine so plötzliche Sinnesumkehr.[20] Franziskus durfte in S. Damiano bleiben. Als er aber erfuhr, dass sein Vater ihn suchte, zog er sich in eine Höhle zurück betete um Kraft und Erlösung.[21]
Nach einem Monat Abgeschiedenheit kehrte Franziskus nach Assisi zurück, wo er von den Menschen wie ein Aussätziger behandelt wurde. Seine Eltern versuchten alles, ihn auf seinen alten Weg zurückzuführen.[22] Franziskus ließ sich nicht erweichen. Schließlich ließ Pietro Bernadone seinen Sohn beim Bischof vorladen, um sein Geld zurückzufordern. Franziskus gab ihm das Geld und ebenso all seine Kleider und Habseligkeiten. Er sagte sich von seinem Vater los und verkündete, es gäbe für ihn nur noch den Vater im Himmel.[23]
Er kehrte nach S. Damiano zurück und widmete sich weiter dem Wiederaufbau der Kirche. Außerdem machte er sich ein Gewand ähnlich eines Einsiedlers und begann um Almosen zu betteln und die Menschen zur Buße zu ermahnen.[24]
Nach dem Wiederaufbau von S. Damiano begab sich Franziskus auf Wanderschaft und restaurierte auf seinem Weg noch eine weitere Kirche nahe Assisi[25],, bis er schließlich nach Portiunkula kam, wo sich ebenfalls ein verfallenes Gotteshaus befand, das Franziskus nun wieder herstellen wollte.[26] „Im dritten Jahr seiner Bekehrung“[27] war er damit fertig.
Schließlich wohnte er in jener Kirche einer Predigt bei und vernahm die Worte aus dem Evangelium, wonach der Herr seine Jünger jeweils zu zweit, barfuss und ohne Besitz aussandte, um sein Wort zu verkünden.[28] Nachdem er sich von dem Priester noch einmal erläutern ließ, dass die Jünger ohne Gold oder Silber, ohne Geld, ohne Beutel, Reisetasche, Brot und ohne Stock, nur mit einem Gewand das Reich Gottes verkünden und zur Buße ermahnen sollen[29], rief er aus: „Das ist’s, was ich will, das ist’s was ich suche, das verlange ich aus innerstem Herzen zu tun.“[30] Franziskus zog seine Schuhe aus, legte den Stab weg und trug fortan nur noch ein einziges Gewand, gebunden mit einem Strick. So machte er sich auf den Weg und begann, die Menschen zur Buße und zur Gottesliebe zu ermahnen.[31]
2.1.2 Das Leben des Franziskus als Form des Franziskanerlebens
Im Laufe der Zeit wandelte sich das Bild von einem Verrückten, welches die Bewohner Assisis von Franziskus hatten und er wurde sogar bewundert. Außerdem fragte man ihn auch um Rat und zeigte Interesse an seiner Lebensweise. Nach und nach schlossen sich auch andere junge Männer Franziskus´ Beispiel an. Der erste Jünger war eine Schattenfigur und wird bei Celano nur kurz und bei 3 Soc überhaupt nicht erwähnt. Die erste bekannte Gestalt, die Franziskus nachfolgen wollte, war Bernhard von Quintaville, ein wohlhabender Mann aus Assisi.[32] Gemeinsam mit einem dritten Jünger, Petrus Cantanii, wollten sie in der Heiligen Schrift nachschlagen, um sich über ihren zukünftigen Weg zu versichern. Sie begaben sich in die Kirche San Nicoló und beteten, der Herr möge ihnen den Weg weisen.[33] Franziskus öffnete das Evangelienbuch insgesamt dreimal und las folgende Sätze: "Wenn du vollkommen sein willst, geh und verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben", "Nehmt nichts mit auf den Weg..." und "Wer mir nachfolgen will, verleugne sich selbst...".[34]
Franziskus sah sich ein weiteres Mal in seiner Sache bestätigt und sagte: “Brüder, das ist das Leben und die Regel für uns und für alle, die sich unserer Gemeinschaft anschließen wollen. Geht also hin und erfüllt, wie ihr gehört habt!"[35]
Bernhard und Peter verkauften nun all ihre Besitztümer und verteilten das Geld unter den Armen. Zunächst richtete sich Franziskus mit seinen Brüdern in einer kleinen Kirche in Portiuncula ein.[36] Ein weiterer Jünger namens Ägidius folgte. Zu Beginn des Jahres 1208 war also die Gemeinschaft auf vier Brüder angewachsen. Jetzt teilten sie sich in Zweiergruppen und Franziskus ging mit Ägidius in die Mark Ancona.[37] Franziskus sang auf Französisch seine Loblieder auf Gott und ermahnte die Menschen zur Buße. Gegenüber Ägidius äußerte er eine Prophezeiung über die Zukunft seiner Bewegung, die einem Fischer ähnlich sein werde, „der seine Netze ins Wasser wirft und eine sehr große Menge Fische fängt, und die kleinen ins Wasser zurücklässt, die großen für seine Gefäße auswählt"[38]
Noch aber war es nicht soweit. Kaum einer nahm Franziskus ernst, „Gottesliebe und Gottesfurcht waren damals fast überall erloschen; der Weg der Buße war weithin unbekannt, ja, er wurde sogar für Torheit gehalten. So sehr hatten die Lockung des Fleisches, die Habsucht der Welt und die Hoffart des Lebens das Übergewicht bekommen, dass die ganze Welt von diesen drei Übeln in Besitz genommen schien.“[39]
Schließlich kehrten die vier Brüder erfolglos, und oft auch verspottet, nach Portiuncula zurück. Dort schlossen sich ihnen drei weitere Jünger an. Gleichzeitig wuchs aber auch die Ablehnung der Bevölkerung von Assisi gegen diese „Schmarotzer“, die nur vom Bettel leben wollten. Trotz der Ermahnungen durch den Bischof von Assisi, nur ein wenig von der strengen Armut abzuweichen, blieb Franziskus seinem gewählten und von Gott auferlegtem Weg treu. Franziskus hält eine Ansprache vor seinen Gefährten, um ihnen über die Zukunft zu berichten. Demnach sollen sie durch die Welt ziehen und die Menschen durch ihr Beispiel zur Buße ermahnen[40], nicht bei allen Menschen würden sie Erfolg haben[41], aber schließlich würden sich sogar viele weise und vornehme Männer anschließen, mit ihnen leben und predigen.[42] Nach dieser Ansprache brachen die Brüder ein zweites Mal auf, um ihre Botschaft zu verkünden. Aber auch auf dieser Reise wurden die „Männer der Buße aus Assisi“[43] noch kritisch beäugt. Dennoch kehrten im Frühjahr 1210 schließlich elf Brüder nach Portiuncula zurück. Sie lebten dort in Eintracht und gegenseitiger Liebe und beteten mehrmals am Tag, lebten vom Bettel, nahmen aber kein Geld an.[44] Sie kümmerten sich um die Armen und gaben, wenn nötig, ihr letztes Hemd.[45] Langsam wandelte sich das Bild, das man in der Stadt von der Gemeinschaft hatte; man erkannte sie als „wahre Jünger des Herrn“[46] und immer mehr Männer wollten sich anschließen.
2.1.3 Die Urregel
Franziskus’ Prophezeiung schien wahr zu werden, die Gruppe wuchs und Franziskus erkannte, dass man ihr langsam eine Struktur geben musste. Bisher war Franziskus’ Leben in der Nachfolge Christi und der Apostel die „Regel“ für die Gemeinschaft gewesen. Aber nun war es an der Zeit, ein paar wenige Worte niederzuschreiben. Franziskus selbst spricht in seinem Testament folgendes zur ersten Regel: „Und nachdem mir der Herr Brüder gegeben hat, zeigte mir niemand, was ich zu tun hätte, sondern der Höchste selbst hat mir geoffenbart, dass ich nach der Vorschrift des heiligen Evangeliums leben sollte. Und ich habe es mit wenigen Worten und in Einfalt schreiben lassen, und der Herr Papst hat es mir bestätigt.“[47] Diese „Urregel“ oder „Protoregula“[48] existiert nicht mehr, ist aber in spätere Regeln eingegangen. Viele haben den Versuch gemacht, die Urregel zu extrahieren, die meisten Autoren beziehen sich dabei noch auf die Arbeit von Müller.[49] Es genügt für den Augenblick, die textkritischen Aspekte zu vernachlässigen und die Grundtendenzen der ersten Regel zu nennen, die vermutlich dieselben sind, wie in den späteren Regeln. Der Text bestand wohl hauptsächlich aus den schon genannten Stellen aus den Evangelien[50] und einzelnen Vorschriften zum Leben in der Gemeinschaft[51].
Zweck dieser ersten Niederschrift war es vor allem, die päpstliche Anerkennung für die Gemeinschaft zu erlangen und sich so von den anderen, in die Ecke der Häresie gedrängten Armutsbewegungen abzuheben. Etwa im Jahr 1209 zog Franziskus mit seinen elf Gefährten nach Rom, um der heiligen Römischen Kirche und dem Papst zu melden, „was der Herr durch uns zu wirken begonnen hat, damit wir seinem Willen und Geheiß entsprechend weiterführen, was wir begonnen haben.“[52] In Rom trafen sie den Bischof von Assisi, der sie wiederum dem Kardinal Johann von St. Paul vorstellte[53], einem Mann, der sehr von der Notwendigkeit einer kirchlichen Reform überzeugt war und auch schon Bekanntschaft mit der Bewegung der Albigenser gemacht hatte. Franziskus erläuterte ihm sein Vorhaben und obwohl der Kardinal von den Brüdern sehr angetan war, versuchte er zunächst, sie zum Anschluss an einen bereits bestehenden Orden oder zur Annahme einer vorhandenen Regel zu überreden.[54] Franziskus aber blieb bestimmt in seinem Vorhaben und schließlich bot sich Kardinal Johannes von St. Paul als ihr Prokurator bei der Kurie an.[55] Auf dem Apostolischen Stuhl saß damals Innozenz III.. Eines seiner wichtigsten Anliegen war eine allgemeine Erneuerung der Kirche und die Versöhnung mit den als häretisch verschrienen Bewegungen unter seinen Vorgängern.[56] Franziskus und seine Brüder wurden dem Papst vorgestellt und erläuterten ihr Vorhaben. Innozenz segnete und ermahnte sie und erlaubte ihnen, zu predigen. Sie sollten allerdings wiederkommen, wenn die Gemeinschaft noch mehr gewachsen ist und er würde ihnen noch Größeres anvertrauen.[57] Aber ganz waren seine Zweifel bezüglich der Lebensweise der Brüder noch nicht ausgeräumt. Vor allem war er sich nicht darüber klar, ob sich das Gebot der absoluten Armut in Zukunft durchsetzen ließe und bat Franziskus, er möge im Gebet herausfinden, ob ihr Anliegen wirklich Gottes Wille sei. Franziskus tat, was ihm aufgetragen worden war, aber in Wirklichkeit musste nicht er, sondern Innozenz überzeugt werden. Franziskus hatte eine Vision von einem Gleichnis, die er dem Papst am nächsten Tag mitteilte: er verglich sich mit einer ärmlichen Frau, die in der Abgeschiedenheit der Wüste die Söhne eines Königs gebar. Diese Söhne gingen dann zu ihrem Vater und wurden von ihm herzlich aufgenommen mit den Worten „Fürchtet euch nicht, denn ihr seid meine Söhne! Und wenn sich von meinem Tisch Fremdlinge ernähren, um wieviel mehr ihr, meine rechtmäßigen Söhne.“[58] Gott würde gegen Franziskus und seine Jünger, die Männer des Evangeliums, umso freigebiger sein, als gegen alle anderen Christen.[59] Innozenz III. selbst hatte vor der Ankunft der „minderen Brüder“ eine Vision von einem unansehnlichen und verachteten Ordensmann aus der Wüste, der die Kirche des heiligen Johannes mit seinem Rücken stützte.[60] Der Papst sah nun in Franziskus den Mann, der die Kirche aufrichten und stützen wird. Endlich bestätigte er die Regel und erneuerte die Erlaubnis zum Predigen, die Franziskus wiederum an seine Jünger weitergeben konnte. Der Anfang zu einem regulären Orden im Gefüge der katholischen Kirche war gemacht. Franziskus war dem Papst gegenüber zu Demut und Gehorsam verpflichtet, seine Jünger versprachen ihm dasselbe. Durch die Verleihung der Tonsur an alle Brüder begann auch die Klerikalisierung des Ordens.[61]
Die Bestätigung ihrer Lebensform wurde nicht schriftlich festgehalten. In den nächsten Jahren wuchs der Orden weiter. Auch die Ordensregel wurde stetig weiterentwickelt und den Gegebenheiten angepasst. Für den Moment war das Verhältnis der Franziskanischen Bewegung zur römischen Kurie noch nicht rechtlich fixiert.
2.2 Konstituierung eines Ordens
Franziskus und seine Jünger verließen Rom und besuchten die Apostelgräber. Eine weitere Vision zeigt, dass Franziskus anscheinend davon überzeugt war, er hätte erreicht, was er wollte. Er sah einen großen, starken Baum am Straßenrand, den er mit Leichtigkeit beugen konnte.[62] Für den Moment bedeutete es, dass Franziskus den Papst von seinem Vorhaben überzeugt hatte. Dass die Kirche einen ersten Schritt getan hatte, Franziskus’ Bewegung zu integrieren, schien ihm zu dieser Zeit ein noch völlig fremder Gedanke zu sein. Auf dem Rückweg nach Spoleto überlegten die Brüder, wie sie nun ihre Zukunft zu gestalten hatten, wie sie die Ratschläge des Papstes befolgen sollten und gleichzeitig der Regel gemäß leben sollten.[63] Zunächst siedelten sie in Rivotorto in winzigen Behausungen. Sie beteten, arbeiteten für ihr Essen, baten um Almosen und predigten. Als ein Bauer aber ihr Land für sich beanspruchte, sah Franziskus darin ein Zeichen, weiterzuziehen und ihr Anliegen weiterzutragen.[64] Schließlich, wahrscheinlich im Jahr 1210, wurde die Kirche S. Maria in Portiunkula zu dem Zentrum der Franziskanischen Bewegung. Franziskus betrachtete diesen Ort als einen Ort von besonderer Heiligkeit und ermahnte die Brüder zu großer Fürsorge.[65]
In den nächsten Jahren konnte sich die Gemeinschaft ungestört weiterentwickeln.[66] Immer mehr Menschen wollten dem Ideal des Franziskus nachfolgen. Franziskus und seine Brüder reisten nach Norditalien, Spanien und Frankreich. Auch dort gewannen sie neue Jünger hinzu. 1215 weilte Franziskus in Rom. Auf dem dortigen IV. Laterankonzil wurde die Gründung neuer Orden ausgeschlossen. Innozenz III. erkannte die Gemeinschaft um Franziskus aber als bereits bestehend an. Seit 1216 fand in Portiuncula regelmäßig zu Pfingsten ein Treffen aller Brüder statt. Im Jahr 1217 waren schon mehr als 2000 anwesend. Man hatte Niederlassungen in Italien, Frankreich und Spanien.
Um die Tätigkeit der dortigen Brüder zu erleichtern, wurden Provinzen geschaffen, die jeweils unter einem Minister stehen sollten. Die Beziehung des Ministers zu Franziskus oder dem jeweiligen Kopf des Ordens, seine Ernennung und seine Autorität wurden besprochen. Damit begann eine neue Phase in der Entwicklung der Gemeinschaft. Wachstum und Expansion mussten zu einer neuen Art von Organisation führen, der die alte Regel nicht mehr gerecht wurde. Außerdem spürte Franziskus wohl auch, wie ihm die Kontrolle entglitt. Im Orden befanden sich jetzt auch gelehrte Männer, die auf feste Strukturen und eine Art von Gesetzgebung drängten, die Franziskus nicht geben konnte. Auf seiner Reise nach Frankreich traf Franziskus den Kardinal-Bischof von Ostia, Hugolin. Dieser sah in dem entstehenden Orden, der den Menschen näher stand als die große, übermächtige Kirche, das Potential, in den Händen der Kirche zu einem Werkzeug gegen die Häresie und für eine innere Reformierung zu werden. Hugolin wurde zum Protektor des Ordens, laut Celano auf Franziskus´ Wunsch hin. Der Kardinal machte sich sofort daran, sein neues Amt auch auszuüben. Er schickte Briefe an sämtliche Prälaten seines Bereiches, sie sollten den Minderbrüdern die Möglichkeit und auch den Ort für ihre Predigten zur Verfügung stellen.
1219, „im dreizehnten Jahr seiner Bekehrung“[67] reiste Franziskus in den Orient. Während seiner Abwesenheit versuchte Hugolin, dem Orden noch festere Strukturen zu geben. Zu der Anweisung an die Weltgeistlichkeit, die Brüder nicht am Predigen zu hindern, kamen noch strengere Regeln zum fasten und die Einführung des Noviziats, was von Honorius III. auf die Dauer von einem Jahr festgelegt wurde. Die meisten Brüder nahmen die „Verbesserungen“ an. Aber einige waren auch besorgt und berichteten Franziskus von den Entwicklungen. Dieser war natürlich fassungslos, bedeutete doch die Erlaubnis zum Predigen ohne Zustimmung des Weltklerus ein Privileg, das klar seiner Auffassung von Demut und seiner Verehrung für die Priester widersprach. Er kehrte nach Italien zurück und wollte verhindern, dass sich seine Gemeinschaft in eine Richtung entwickelte, die ganz und gar nicht seinen Idealen entsprach. Anscheinend sah er sich dieser Aufgabe aber nicht mehr gewachsen. Auf dem Generalkapitel zu Assisi im Jahre 1220 ernannte er Petrus Catanii zu seinem Nachfolger als Generalminister.[68] Er selbst hatte wohl die Absicht, sich nur noch auf seine Bestimmung als geistiger Führer zu konzentrieren.
2.2.1 Die Regula non Bullata
In den Jahren 1210 bis 1220 erfuhr die erste, die Urregel eine stetige Erweiterung. Sie wurde den Gegebenheiten angepasst, Kapitelbeschlüsse wurden aufgenommen. Wahrscheinlich im Jahr 1221 fasste Franziskus alles zusammen. Cäsar von Speyer stand ihm dabei zur Seite. Er kannte sich sehr gut mit der heiligen Schrift aus und fügte den Bestimmungen der Regel die jeweiligen Stellen aus den Evangelien zu. War es doch Franziskus’ größtes Anliegen, dass seine Brüder in erster Linie dem Evangelium folgen sollten. Die Regel wurde nie vom Papst bestätigt, deshalb ist sie bekannt unter dem Namen „Regula non Bullata.“[69] Sie ist noch heute erhalten und spiegelt den Geist der ersten Jahre der Franziskanischen Bewegung wider.
Die Regula non Bullata besteht aus 24 Kapiteln. Im Prolog der Regel nimmt Franziskus Bezug auf die Zustimmung, die der Papst bereits zur Lebensweise der Minoriten gegeben hatte und verspricht Gehorsam gegenüber Innozenz III. und seinen Nachfolgern.[70] Damit ordnet er die Gemeinschaft unter die kirchliche Autorität. Kapitel I wiederholt die Grundsätze, die im Leben der Brüder oberste Priorität genießen sollen: Armut, Keuschheit und Gehorsam und die Nachfolge Christi.[71] Dieser Teil könnte schon aus dem Jahr 1210, aus der Urregel stammen. Kapitel II regelt die Aufnahme in den Orden und die Kleidung der Brüder. Die Bestimmungen zum Noviziat[72] stammen aus dem Jahr 1220, aufgestellt von Papst Honorius III.
Die Kapitel III bis XVII enthalten die Bestimmungen zum Leben der Minderbrüder, alle gemäß den Grundsätzen aus dem Prolog. Im Sinne der strengen Armut ist die persönliche Annahme von Geld strikt untersagt, ebenso die Annahme über eine Mittlerperson. Ein absoluter Ausnahmefall ist die Notlage eines kranken Bruders.[73] Außerdem dürfen die Brüder weder selbst noch durch eine andere Person Almosen für Häuser oder Niederlassungen annehmen.[74] An Eigentum sind für die Kleriker die Bücher erlaubt, die sie für die Verrichtung des göttlichen Offiziums benötigen.[75] Alle Brüder, Laien oder Kleriker sollen das Stundengebet verrichten.[76] Laien, die lesen können, dürfen ein Psalter besitzen.[77] Werkzeuge und Gerätschaften zum Ausüben eines Handwerks sind ebenfalls erlaubt.[78] Für ihre Arbeit, die jede leitende Stelle ausschließt[79], dürfen sie alles annehmen außer Geld. In der Not sollen sie um Almosen betteln.[80] Im IV. Kapitel spricht Franziskus vom Verhältnis der Minister zu den Brüdern und den Brüdern untereinander. Der Minister soll zugleich Diener und Vorbild für alle sein. Er verteilt die Brüder auf die Provinzen und soll sie oft besuchen, ermahnen und bestärken.[81] Die Brüder müssen ihm gegenüber gehorsam sein[82], ebenso sollen sie untereinander in Demut und Liebe voreinander leben.[83] Bei Verfehlungen sind alle Brüder zur Ermahnung aufgerufen, erst nach mehrmaliger Zurechtweisung durch den Minister ist der vom Weg abgewichene Bruder vom Minister und Diener vor das Pfingstkapitel zu führen.[84] Untereinander ist jeder dem anderen gleichgestellt. Keiner soll der „Größere“ sein. Wer der „Größere“ sein will, sei der „Geringere“.[85] Alle sollen sich gegenseitig gehorchen und dienen.[86] Keiner soll über dem anderen stehen, alle sollen „Mindere Brüder“ heißen.[87] Kapitel XII regelt den Umgang mit Frauen, vor dem sich jeder Bruder hüten soll.[88] Alle Brüder sollen durch ihre Werke predigen[89], aber die Erlaubnis zur Predigt kann einzigst der Minister geben und auch nur im Einvernehmen mit den Vorschriften der katholischen Kirche.[90]
Die Kapitel XVIII bis XXI sind Ergänzungen, die möglicherweise erst 1221 bei der Überarbeitung hinzugefügt wurden. Kapitel XVIII regelt die jährlichen Treffen am Michaelistag und zu Pfingsten. Die Minister „jenseits der Alpen und jenseits des Meeres“ sind nur alle drei Jahre dazu angehalten, auf dem Pfingstkapitel zu erscheinen, wenn der Minister es nicht anders anordnet.[91] Diese Bestimmung setzt voraus, dass der Orden zum Zeitpunkt der Abfassung schon Provinzen außerhalb Italiens hatte, also nach 1216. Franziskus ermahnt die Brüder in Kapitel XIV zu einem katholischen Leben und zur Ehrfurcht gegenüber den Klerikern.[92] Die Beichte soll bei den Priestern im Orden abgelegt werden oder bei anderen katholischen Priestern.[93] Ist aber keiner verfügbar, sollen sie untereinander beichten, wobei aber die Erteilung der Absolution allein einem Priester obliegt.[94]
Das längste Kapitel der Regel ist Franziskus’ Vorschlag für eine Mahnrede, die alle Brüder halten können, wenn sie es für gut befinden.[95] Zum Schluss findet sich eine weitere, zusammenfassende, mit reichlich Schriftzitaten verdeutlichte Ermahnung, wie sie gemäß dem Wort Gottes zu leben haben[96], ein Gebet[97] und die Anweisung, sich die Regel immer ins Gedächtnis zu rufen[98] und sie nicht zu verändern.[99] Am Ende stand eine Regel, die eigentliche keine war. Vielmehr war sie eine Richtschnur, eine Ermahnung, ein Handbuch zum Leben der Gemeinschaft - im Sinne von Franziskus. Den Parteien im Orden, die nach klarer Strukturierung, nach Organisation strebten, konnte das nicht genügen.
2.2.2 Die Regula Bullata
Inzwischen war in der Ordensleitung ein Wechsel erfolgt. Elias von Cortona hatte den verstorbenen Catanii abgelöst. Unter seiner Leitung fand 1221 das Generalkapitel in Portiuncula statt, auf dem auch über die Regel diskutiert wurde. Es gab vier Punkte, bei denen die Meinungen des Ministers, der Kleriker und der Gelehrten von der des Franziskus abwichen. Im Punkte der Armut wusste Franziskus genau, was er wollte. Es sollte ein individuelle, aber auch eine gemeinschaftliche Armut sein. Die Gemeinschaft sollte abhängig sein vom Wohlwollen der Gläubigen und auf die Fürsorge Gottes vertrauen. Die Minister wollten wenigstens eine gewisse Sicherheit, einen Standard, der die Brüder keinen unnötigen Risiken aussetzen würde. Das von den gelehrten Brüdern gewünschte Privileg der freien Predigt widersprach Franziskus´ Intention, ohne Rechte und Ansprüche an die Gesellschaft zu leben. Predigen sollte nur nach Erlaubnis des Klerus möglich sein. Ein Unterschied zwischen Laien und Priestern sollte im Orden nicht gemacht werden. Nur waren unter den ersten Brüdern keine Kleriker. Jetzt sah das anders aus. Die in der Gemeinschaft lebenden Priester brauchten Bücher und Altäre. Ebenso strebten viele Brüder nach Bildung und nach der Priesterweihe. Franziskus war gegen das Studium, die nötigen Bücher würden das Armutsideal verletzen und das Studium widerspräche der Demut, indem es die studierten Brüder höher stellen würde. Franziskus verlor immer mehr an Einfluss, Minister und Kleriker gewannen allmählich die Überhand, der Orden wurde größer und damit auch unübersichtlicher. Auf dem Pfingstkapitel 1222 waren schon über 5000 Brüder versammelt. Der Ruf nach einer neuen Regel wurde lauter. Hugolin sollte Franziskus überzeugen, eventuell auch eine bestehende Regel anzunehmen. Franziskus antwortete vor dem versammelten Kapitel, dass Gott von ihm verlangt habe, nur ihm nachzufolgen und fragte: „Wer sind diese Leute, die meinen Orden und meine Brüder aus meinen Händen reißen?“[100] Er selbst wollte immer das Beispiel sein, sein Leben sollte Vorbild sein. Aber Franziskus musste erkennen, dass dies nicht mehr genug war.
Im Herbst 1222 zog er sich deshalb mit Bruder Leo und Bruder Bonizzio ins Tal von Rieti zurück. Eine neue Regel sollte entstehen, um den Orden zusammenzuhalten.[101] Mit dem Entwurf dieser neuen Regel zog er nach Rom, um sich mit Hugolin zu beraten. Schließlich wurde man bei Papst Honorius III. vorstellig. Am Ende bestätigte er mit der Bulle „Solet Annuere“ eine Regel, die nur noch im Kern dem Ideal des Franziskus entsprach.
Die neue Regel ähnelt schon mehr einer strukturierten, durchdachten Vorschrift für einen kirchlichen Orden. Sie ist viel kürzer als die Regula non Bullata, umfasst nur noch 12 Kapitel.[102] Viele Stellen aus den Evangelien, die den Brüdern dazu dienen sollten, Franziskus’ Bestimmungen besser zu verstehen, fehlten. Andere Stellen wurden gekürzt, relativiert oder sogar ausgelassen. Die Annahme von Geld ist weiterhin verboten[103], aber es wird jetzt ausdrücklich gesagt, dass die Minister und Kustoden mit Hilfe „geistlicher Freunde“ für die Bekleidung der Brüder und die Bedürfnisse Kranker Sorge zu tragen haben.[104] Das Kapitel zur Arbeit ist erheblich kürzer ausgefallen; sie solle „in Treue und Hingabe“ erfolgen[105], als Lohn dürfen sie das Lebensnotwendige annehmen, aber kein Geld.[106] Es fehlt der Hinweis, keine leitende Stelle zu übernehmen.[107] Den Klerikern ist zum Verrichten des Göttlichen Offizium der Besitz eines Breviers erlaubt.[108] Alles Eigentum, das über das Notwendige hinausgeht ist verboten.[109] In diesem Punkt ist die endgültige Regel sogar noch strenger, erlaubte die Regula non Bullata doch den Besitz eines Psalters für Laien, die lesen konnten.[110] Das Auferlegen von Buße obliegt einzig einem Priester.[111] Die Bestimmungen zur Predigt wurden verschärft, predigen ist nur noch nach einer Prüfung durch den Generalminister erlaubt und an die Zustimmung des Bischofs gebunden.[112] Die Stelle, an der Franziskus sagte, „Doch sollen alle Brüder mittels ihrer Werke predigen.“[113] fehlt. Ebenso ist Kapitel XXI, die Aufforderung zum Lob Gottes und zur Buße, die alle Brüder unter den Menschen verkünden konnten, nicht mehr vorhanden. Im Grunde ist die Regula Bullata eine gekürzte Version der ersten Regel, die Grundlagen bleiben im wesentlichen erhalten, aber der Geist des Franziskus scheint immer mehr zu schwinden. Die ausschweifenden Ausführungen und geistlichen Ermahnungen mussten klareren und deutlicheren Anweisungen Platz machen. Aber dennoch, und das zeigt vor allem die spätere Notwendigkeit päpstlicher Regelerklärungen, ist die Regula Bullata noch kein eindeutiges Gesetz und soll es auch nicht sein.
[...]
[1] zur Person z.B.: Feld, Helmut, Franziskus von Assisi und seine Bewegung Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1994; Gobry, Ivan, Franz von Assisi (Rowohlts Monografien 16), 1965 ; Art. „Franziskus v. Assisi“. in: Lexikon des Mittelalters. Bd.4, München u. Zürich 1989, Sp.830-835
[2] Grundlegendes Quellenwerk zur Geschichte Sachsens im Mittelalter ist der Codex diplomaticus Saxoniae. Teil I : Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen ; Teil II : Urkunden der sächsischen Städte und geistlichen Institutionen einschließlich der Urkunden und der Matrikel der Universität Leipzig ; im Internet unter : http://isgv.de/codex/
[3] z.B. Schlesinger, Walter, Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter 2: Das Zeitalter der deutschen Ostsiedlung 1100-1300 (Mitteldeutsche Forschungen 27/II) 1962 Blaschke, Karlheinz, Geschichte Sachsens im Mittelalter, 2. Aufl., Berlin: Union Verl., 1991
[4] „Der unvergleichliche Heilige“ ist Titel des Buches von J. Lortz über Franziskus; Düsseldorf 1952
[5] Thomas von Celano verfasste 1228-1229 die erste Lebensbeschreibung des Franziskus (Vita prima), die er 1246-1247 im Auftrag des Generalministers Crescentius von Jesi (1244-1247) durch die Vita secunda und 1252-1252 durch den Tractatus de miraculis D. Francisci ergänzte. Vita prima S. Francici, in: AnFranc 10, 1926-41, 3-115 (deutsche Übers. u. Anmerkungen v. Engelbert Grau, in: Franziskanische Quellenschriften 5, 3. Quellenschriften 5, 3. A:, Werl 1980, 57-218); [künftig: I Cel mit Kapitel- und Abschnittsnummer]
[6] Die Dreigefährtenlegende des heiligen Franziskus von Assisi von Bruder Leo, Rufin und Angelus, eingel., übers. u. erl. v. Engelbert GRAU. Anonymus Perusinus, übers. v. Hans-Peter BETSCHART u. Engelbert GRAU, eingel. u. erl. v. Engelbert GRAU (Franziskanische Quellenschriften, Bd.8) 2. Aufl., Werl 1993 [künftig: 3 Soc mit Kapitel- und Abschnittsnummer]
[7] 3 Soc 2 „Franciscus de civitate Assisii oriundus quae in finibus Spoletanae vallis est sita, Iohannes prius est vocatus a matre“
[8] 3 Soc 2 „ …, a patre vero tunc redeunte de Francia in cuius absentia natus erat, Franciscus est postmodum nominatus.“
[9] Feld, S. 105
[10] Vgl. Feld, S. 107 ff. und 3 Soc 2 ; I Cel 2
[11] Vgl. 3 Soc 4
[12] 3 Soc 5,4 „Cum enim illa nocte dormiret, apparuit ei quidam vocans eum ex nomine ac ducens ipsum in quoddam speciosae sponsae amoenum palatium plenum militaribus armis, scilicet splendentibus clipeis ceterisque apparatibus ad murum pendentibus, ad militiae decorem spectantibus.”
[13] 3 Soc 5,5 „Qui, cum gaudens plurimum quid hoc esset secum tacitus miraretur, interrogavit cuius essent haec arma tanto splendore fulgentia et palatium sic amoenum.”
[14] 3 Soc 5,6 „Et responsum est illi haec omnia eum palatio sua esse militumque suorum.”
[15] 3 Soc 5,7 u. 8 „Expergefactus itaque gaudenti animo mane surrexit, saeculariter cogitans, tanquam qui nondum spiritum Dei plene gustaverat, se in hoc debere magnifice principari, atque praesagium magnae prosperitatis reputans visionem, iter arripere deliberat in Apuliam ut miles fiat a comite supradicto. Tantum vero laetior solito est effectus ut pluribus admirantibus et quaerentibus unde sibi esset tanta laetitia responderet: “Scio me magnum principem affuturum”.“
[16] 3 Soc 6, 3-13
[17] 3 Soc 8-12
[18] Esser, Kajetan. Die opuscula des Hl Franziskus von Assisi, Neue textkritische Edition.Verlag : Ed. Collegii S. Bonaventurae ad claras aquas Grottaferrata (Romae) 1976 S. 438 Test. 1 „Dominus ita dedit mihi fratri Francisco incipere faciendi poenitentiam: quia, cum essem in peccatis, nimis mihi videbatur amarum videre leprosos.“
[19] 3 Soc 13 „Quam ingressus coepit orare ferventer coram quadam imagine Crucifixi, quae pie ac benigne locuta est ei dicens: “Francisce, nonne vides quod domus mea destruitur? Vade igitur et repara illam mihi”.“
[20] 3 Soc 16, 1-3
[21] 3 Soc 16, 9,10
[22] 3 Soc 17,18
[23] 3 Soc 20 „...et dixit: “Audite omnes et intelligite (cfr. Is 6,9). Usque modo Petrum Bernardonis vocavi patrem meum, sed, quia Deo servire proposui, reddo illi pecuniam pro qua erat turbatus et omnia vestimenta quae de suis rebus habui, volens amodo dicere: Pater noster qui es in caelis (cfr. Mat 6,9), non pater Petre Bernardonis”.“
[24] 3 Soc 21ff.
[25] I Cel 21, 1 „ Interea sanctus Dei, mutato habitu et praedicta ecclesia reparata, migravit ad locum alium iuxta civitatem Assisii, in quo ecclesiam quamdam dirutam et propemodum eversam reaedificare incipiens, a bono principio non destitit quousque ad perfectum adduceret universa.”
[26] I Cel 21, 2 „Inde vero ad alium se transtulit locum, qui Portiuncula nuncupatur, in quo ecclesia Beatae Virginis matris Dei antiquitus constructa exstiterat, sed deserta tunc a nemine curabatur. Quam cum sanctus Dei cerneret sic destructam, pietate commotus, quia devotione fervebat erga totius bonitatis Matrem, coepit ibidem assiduus commorari.”
[27] I Cel 21,3 „Factum est autem, cum iam in dictam ecclesiam reparasset, conversionis eius annus tertius agebatur. “
[28] I Cel 22 und 3 Soc 25, wobei dieses Ereignis bei 3 Soc wohl noch in S. Damiano stattfand
[29] I Cel 22 „Qui cum ei cuncta per ordinem (cfr. Est 15,9) enarrasset, audiens sanctus Franciscus Christi discipulos non debere aurum sive argentum seu pecuniam possidere, non peram, non sacculum, non panem, non virgam in via portare, non calceamenta, non duas tunicas (cfr. Mat 10,9-10; Mar 6,8; Luc 9,3; 10,4) habere, sed regnum Dei et poenitentiam (cfr. Luc 9,2; Mar 6,12) praedicare, continuo exsultans in spiritu Dei (cfr. Luc 1,47):”
[30] I Cel 22 „Hoc est, inquit, quod volo, hoc est quod quaero, hoc totis medullis cordis facere concupisco”.
[31] 3 Soc 25
[32] I Cel 24 „Post hunc frater Bernardus, pacis legationem (cfr. Luc 14, 32) amplectens, ad mercandum regnum caelorum (cfr. Mat 13,44-46) post sanctum Dei (cfr. Luc 4,34) cucurrit alacriter.“ 3 Soc 27 „Innotescente autem apud multos beati Francisci tam simplicis doctrinae veritate quam vitae, coeperunt post duos annos a sua conversione viri quidam ipsius exemplo ad poenitentiam animari, et eidem, reiectis omnibus, habitu vitaque coniungi, quorum primus extitit frater Bernardus sanctae memoriae.“
[33] 3 Soc 28 „Surgentes igitur mane, cum quodam alio Petro nomine qui etiam cupiebat fieri frater, venerunt ad ecclesiam Sancti Nicolai iuxta plateam civitatis Assisii. Quam ad orationem ingressi, quia simplices erant et nesciebant invenire verbum evangelii de renuntiatione saeculi, Dominum rogabant devote ut in prima libri apertione voluntatem suam eis ostendere dignaretur.“
[34] 3 Soc 29,2,5,6
[35] 3 Soc 29,8
[36] 3 Soc 32,1 „Vir autem Dei Franciscus duobus, ut dictum est, fratribus sociatus cum non haberet hospicium ubi cum eis maneret, simul cum ipsis ad quamdam pauperculam ecclesiam derelictam se transtulit, quae Sancta Maria de Portiuncula dicebatur, et fecerunt ibi unam domunculam in qua aliquando pariter morarentur.“
[37] 3 Soc 33,1
[38] 3 Soc 33, 4
[39] 3 Soc 34
[40] 3 Soc 36, 2 „Consideremus, inquit, fratres carissimi vocationem nostram qua misericorditer vocavit nos Deus, non tantum pro nostra sed pro multorum salute, ut eamus per mundum exhortando omnes plus exemplo quam verbo ad agendam poenitentiam de peccatis suis et habendam memoriam mandatorum Dei.
[41] 3 Soc 36, 4 „Invenietis autem quosdam homines fideles, mansuetos et benignos, qui cum gaudio vos et verba vestra recipient, aliosque plures, infideles, superbos et blasphemos (cfr. 2Timm 3,2), qui exprobrantes resistent vobis et his quae dicetis.
[42] 3 Soc 36, 7 „Ad quos sanctus ait: “Nolite timere quoniam non post multum tempus venient ad nos multi sapientes et nobiles (cfr. 1Cor 1,26), eruntque nobiscum praedicantes regibus et principibus et populis multis.“
[43] 3 Soc 37,7
[44] 3 Soc 41
[45] 3 Soc 44
[46] 3 Soc 41,1 „…per quam noscebantur vere esse discipuli (cfr. Ioa 13,35) Domini, multi corde compuncti veniebant ad eos, de offensis quas eis fecerant veniam postulantes.”
[47] Esser, Opuscula, S. 439 Test. 15 „Et postquam Dominus dedit mihi de fratribus, nemo ostendebat mihi, quid deberem facere, sed ipse Altissimus revelavit mihi, quod deberem vivere secundum formam sancti Evangelii. Et ego paucis verbis et simpliciter feci scribi et dominus papa confirmavit mihi.“
[48] Vgl. Hardick, Zur Geschichte der Regel und ihrer Beobachtung in der ersten Zeit, in: Werkbuch zur Regel des Heiligen Franziskus. Hersusgegeben von den deutschen Franziskanern, Werl 1955. S. 20-26
[49] Müller, Karl, Versuch einer Rekonstruktion der ältesten Regel von 1209, in „Die Anfänge des Minoritenordens und der Bußbruderschaften“, Freiberg, 1885, S. 185-188
[50] Vgl. oben, S. 10
[51] I Cel 32 „… simpliciter et paucis verbis, vitae formam et regulam, sancti Evangelii praecipue sermonibus utens, ad cuius perfectionem solummodo inhiabat. Pauca tamen alia inseruit, quae omnino ad conversationis sanctae usum necessario imminebant.”
[52] 3 Soc 46, 2 „Euntes ergo ad matrem nostram sanctam romanam ecclesiam, notificemus summo pontifici quae Dominus per nos facere coepit, ut de voluntate et praecepto ipsius quod coepimus prosequamur”.“
[53] 3 Soc 47; I Cel 32, 8,9
[54] I Cel 33,1 „Verum quia homo erat providus et discretus, coepit eum de multis interrogare et, ut ad vitam monasticam seu eremiticam diverteret, suadebat.“
[55] 3 Soc 48,2
[56] Vgl. Feld, S. 169
[57] 3 Soc 49,2 u.3 „Ipse vero pontifex, cum esset discretione praecipua praeditus, votis sancti debito modo assensit, et exhortans ipsum ac fratres suos de multis, benedixit eis dicens: “Ite cum Domino, fratres, et sicut ipse vobis inspirare dignabitur omnibus poenitentiam praedicate. Cum autem omnipotens Deus vos multiplicaverit numero maiori et gratia, referetis nobis, et nos plura his concedemus ac maiora vobis securius committemus”. ”
[58] 3 Soc 50, 5 u.6 „...“Nolite timere (cfr. Luc 12,32; Mat 14,27) quia filii mei estis. Si enim de mensa mea nutriuntur extranei, multo magis vos qui estis mei legitimi”. “
[59] 3 Soc 51,4 „..Si enim Deus peccatoribus donat bona temporalia propter nutriendorum filiorum amorem, multo magis viris evangelicis, quibus haec debentur ex merito, largietur.”.
[60] 3 Soc 51,5 „His auditis, dominus papa miratus est vehementer, maxime quia ante adventum beati Francisci viderat in visione quod ecclesia Sancti Iohannis Lateranensis minabatur ruinam et quidam vir religiosus, modicus et despectus (cfr. Is 16,14; 53,3) eam sustentabat, proprio dorso submisso.”
[61] 3 Soc 52
[62] Vgl. 3 Soc 53, Feld, S. 177
[63] Vgl. I Cel 34
[64] Vgl. Moorman, John, A History of the Franciscan Order: From Its Origins to the Year 1517 by, Oxford University Press, Oxford, (1968) S. 20
[65] 3 Soc 56; Feld, S. 184f.
[66] Vgl. Moormann, S. 21-31
[67] I Cel 57,5 „Nam tertio decimo anno conversionis suae ad partes Syriae pergens, cum quotidie bella inter christianos et paganos fortia et dura ingruerent, assumpto secum socio, conspectibus Soldani Saracenorum se non timuit praesentare.”
[68] Vgl. Feld, S 302
[69] Esser, opuscula, Regula non Bullata, S. 373ff. [künftig: RegNB]
[70] Vgl. oben, S. 14
[71] RegNB, I, 1 „Regula et vita istorum fratrum haec est, scilicet vivere in obedientia, in castitate et sine proprio, et Domini nostri Jesu Christi doctrinam et vestigia sequi …”
[72] RegNB II, 8 „soll der Minister ihm die Kleidung für die Probezeit auf ein Jahr gewähren, nämlich zwei Habite ohne Kapuze und einen Gürtelstrick und Hosen und einen Kaparon bis zum Gürtel“
[73] Vgl. RegNB VIII,3 „Unde nullus fratrum, ubicumque sit et quocumque vadit, aliquo modo tollat nec recipiat nec recipi faciat pecuniam aut denarios neque occasione vestimentorum nec librorum nec pro pretio alicuius laboris, immo nulla occasione, nisi propter manifestam necessitatem infirmorum fratrum; quia non debemus maiorem utilitatem habere et reputare in pecunia et denariis quam in lapidibus.“
[74] RegNB VIII, 8 „Et nullo modo fratres recipiant nec recipi faciant nec quaerant nec quaeri faciant pecuniam pro eleemosyna neque denarios pro aliquibus domibus vel locis; neque cum persona pro talibus locis pecunias vel denarios quaerente vadant.“
[75] RegNB III, 7 „Et libros tantum necessarios ad implendum eorum officium possint habere.“
[76] RegNB III, 3 „Propter hoc omnes fratres sive clerici sive laici faciant divinum officium, laudes et orationes, secundum quod debent facere.“
[77] RegNB III, 8 „Et laicis etiam scientibus legere psalterium liceat eis habere illud. [9] Aliis vero nescientibus litteras librum habere non liceat.“
[78] RegNB III, 9 „Et liceat eis habere ferramenta et instrumenta suis artibus opportuna.“
[79] RegNB VII 1-3 „Omnes fratres, in quibuscumque locis steterint apud alios ad serviendum vel laborandum, non sint camerarii neque cancellarii neque praesint in domibus, in quibus serviunt; nec recipiant aliquod officium, quod scandalum generet vel animae suae faciat detrimentum (cfr. Mc 8,36); sed sint minores et subditi omnibus, qui in eadem domo sunt. Et fratres, qui sciunt laborare, laborent et eandem artem exerceant, quam noverint, si non fuerit contra salutem animae et honeste poterit operari.“
[80] RegNB VII, 7 „Et pro labore possint recipere omnia necessaria praeter pecuniam. [8] Et cum necesse fuerit, vadant pro eleemosynis sicut alii pauperes.” und RnB IX
[81] RegNB IV, 2 „Omnes fratres, qui constituuntur ministri et servi aliorum fratrum, in provinciis et in locis, in quibus fuerint, collocent suos fratres, quos saepe visitent et spiritualiter moneant et confortent.”
[82] RegNB IV, 3 „Et omnes alii fratres mei benedicti diligenter obediant eis in his, quae spectant ad salutem animae et non sunt contraria vitae nostrae.“
[83] Vgl. RegNB IV,4 „Et faciant inter se sicut dicit Dominus: « Quaecumque vultis, ut faciant vobis homines et vos facite illis » (Mt 7,12); [5] et: « Quod non vis tibi fieri, non facias alteri ».“
[84] Vgl. RegNB V, 4 - 6 „Et si viderint aliquem illorum carnaliter et non spiritualiter ambulare pro rectitudine vitae nostrae, post tertiam admonitionem, si non se emendaverit, in capitulo Pentecostes renuntient ministro et servo totius fraternitatis nulla contradictione impediente. Si vero inter fratres ubicumque fuerit aliquis frater volens carnaliter et non spiritualiter ambulare, fratres, cum quibus est, moneant eum, instruant et corripiant humiliter et diligenter. Quodsi ille post tertiam admonitionem noluerit se emendare, quam citius possunt, mittant eum vel significent suo ministro et servo, qui minister et servus de eo faciat, sicut sibi secumdum Deum melius videbitur expedire.“
[85] RegNB V, 11 „Et quicumque voluerit inter eos maior fieri, sit eorum minister (cfr. Mt 20,26b) et servus. Et qui maior est inter eos fiat sicut minor (cfr. Lc 22,26).“
[86] RegNB V, 14 „immo magis per caritatem spiritus voluntarie serviant et obediant invicem (cfr. Gal 5,13).“ und RnB XI
[87] RegNB VI, 3 „Et nullus vocetur prior, sed generaliter omnes vocentur fratres minores.“
[88] RegNB XII, 1 „Omnes fratres, ubicumque sunt vel vadunt, caveant sibi a malo visu et frequentia mulierum.“
[89] RegNB XVII, 3 „Omnes tamen fratres operibus praedicent.“
[90] RegNB XVII, 1 „Nullus frater praedicet contra formam et institutionem sanctae Ecclesiae et nisi concessum sibi fuerit a ministro suo. [2] Et caveat sibi minister, ne alicui indiscrete concedat.“
[91] RegNB XVIII, 2 „Omnes enim ministri, qui sunt in ultramarinis et ultramontanis partibus, semel in tribus annis, et alii ministri semel in anno veniant ad capitulum Pentecostes apud ecclesiam sanctae Mariae de Portiuncula, nisi a ministro et servo totius fraternitatis aliter fuerit ordinatum.“
[92] RegNB XIV, 3 „Et omnes clericos et omnes religiosos habeamus pro dominis in his quae spectant ad salutem animae et a nostra religione non deviaverint, et ordinem et officium eorum et administrationem in Domino veneremur.“
[93] RegNB XX , 1 „Et fratres mei benedicti tam clerici quam laici confiteantur peccata sua sacerdotibus nostrae religionis. Et si non potuerint, confiteantur aliis discretis et catholicis sacerdotibus scientes firmiter et attendentes, quia a quibuscumque sacerdotibus catholicis acceperint poenitentiam et absolutionem, absoluti erunt procul dubio ab illis peccatis, si poenitentiam sibi iniunctam procuraverint humiliter et fideliter observare.“
[94] RegNB XX, 3 „Si vero tunc non potuerint habere sacerdotem, confiteantur fratri suo, sicut dicit apostolus Jacobus: « Confitemini alterutrum peccata vestra » (Jac 5,16). Non tamen propter hoc dimittant recurrere ad sacerdotem, quia potestas ligandi et solvendi solis sacerdotibus est concessa.“
[95] RegNB XXI, 1 „Et hanc vel talem exhortationem et laudem omnes fratres mei, quandocumque placuerit eis, annuntiare possunt inter quoscumque homines cum benedictione Dei: (...)“
[96] RegNB XXII
[97] RegNB XXIII
[98] RegNB XIV, 1 „In nomine Domini! Rogo omnes fratres, ut addiscant tenorem et sensum eorum quae in ista vita ad salvationem animae nostrae scripta sunt, et ista frequenter ad memoriam reducant.“
[99] RegNB XIV, 4 „Et ex parte Dei omnipotentis et domini papae et per obedientiam ego frater Franciscus firmiter praecipio et iniungo, ut ex his, quae in ista vita scripta sunt, nullus minuat vel in ipsa scriptum aliquod desuper addat (cfr. Deut 4,2; 12,32), nec aliam regulam fratres habeant.“
[100] Vgl. Feld, S. 198
[101] Vgl. zum Entstehungsprozess : Moorman, S. 56ff.
[102] Esser, opuscula, S. 363-372 Regula Bullata [künftig : RegB mit Kapitelnummer und –zeile]
[103] RegB IV, 1 „Praecipio firmiter fratribus universis, ut nullo modo denarios vel pecuniam recipiant per se vel per interpositam personam.“
[104] RegB, IV, 2 „Tamen pro necessitatibus infirmorum et aliis fratribus induendis per amicos spirituales ministri tantum et custodes sollicitam curam gerant secundum loca et tempora et frigidas regiones, sicut necessitati viderint expedire;“
[105] RegB V, 1 „Fratres illi, quibus gratiam dedit Dominus laborandi, laborent fideliter et devote,...“
[106] RegB V, 3 „De mercede vero laboris pro se et suis fratribus corporis necessaria recipiant praeter denarios vel pecuniam“
[107] Vgl. RegNB VII, 1
[108] RegB III, 1 „Clerici faciant divinum officium secundum ordinem sanctae Romanae Ecclesiae excepto psalterio, ex quo habere poterunt breviaria.“
[109] RegB VI, 1“Fratres nihil sibi approprient nec domum nec locum nec aliquam rem.“
[110] RegNB III, 8 „Et laicis etiam scientibus legere psalterium liceat eis habere illud.“
[111] RegB VII
[112] RegB IX, 1 „Fratres non praedicent in episcopatu alicuius episcopi, cum ab eo illis fuerit contradictum. Et nullus fratrum populo penitus audeat praedicare, nisi a ministro generali huius fraternitatis fuerit examinatus et approbatus, et ab eo officium sibi praedicationis concessum.“
[113] RegNB 17, 3 „Omnes tamen fratres operibus praedicent.“
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2006
- ISBN (eBook)
- 9783836610681
- DOI
- 10.3239/9783836610681
- Dateigröße
- 1.5 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Technische Universität Chemnitz – Philosophische Fakultät, Europäische Geschichte
- Erscheinungsdatum
- 2008 (März)
- Note
- 1,0
- Schlagworte
- franziskaner sachsen franziskus christentum reformation
- Produktsicherheit
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