Meinungsforschungsinstitute in der Wahlumfrageberichterstattung
Eine Analyse überregionaler Qualitätszeitungen vor den Bundestagswahlen 1980 - 2005
Zusammenfassung
Im Nachgang zur Bundestagswahl 2005 war nicht nur von einem Desaster für die großen Volksparteien, sondern auch von einem Wahldebakel von Medien und Demoskopen die Rede. Die Meinungsforscher erlebten geradezu ein Vorhersagefiasko. Die Prognosen für die Unionsparteien wichen im Mittel bei allen großen Instituten um mehr als sechs Prozentpunkte vom tatsächlichen Wahlergebnis ab für eine Branche, die mit Zahlen handelt, nicht gerade ein Ruhmesblatt.
Dabei waren die Wahlberechtigten doch im Vorfeld dieser Wahl fortwährend von den Meinungsforschungsinstituten zu ihren Wahlabsichten befragt worden. Kurz vor dem Urnengang schrieb die Zeit:
Noch nie wurden vor einer Bundestagswahl so viele Umfragen veröffentlicht wie in diesem Sommer. Allensbach, Emnid, Forsa, Infratest und die Forschungsgruppe Wahlen fragen und forschen im Stundentakt. Wer ist der beliebteste Politiker im Land? Wem trauen Sie am ehesten zu, die Arbeitslosigkeit zu senken? Welche Partei würden sie wählen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre? Kaum ein Tag vergeht ohne neue Zahlen. Und ohne neue Interpretationen. Für Abwechslung sorgen auf jeden Fall die Demoskopen. Sie sind einflussreich wie selten zuvor.
Dieser tatsächliche oder vielleicht auch nur vermeintliche Einfluss bietet immer wieder Anlass zur Kritik an den Meinungsforschern. Im Vorfeld der vergangen Bundestagswahl 2005 stellte Bundeskanzler Schröder fest: Irgendetwas ist falsch mit der Umfragerei. Er zog das Fazit: An den schlechten Meinungsumfragen kann etwas nicht stimmen. An der Demoskopie scheiden sich seit jeher die Geister. Es ist schon fast ein Ritual, dass Meinungsumfragen vor Bundestagswahlen kritisiert werden. So sah vor der Bundestagswahl 1980 der SPD-Politiker Wischnewski die Gefahr von mehr oder minder offenen Manipulationsversuchen durch veröffentlichte Wahlumfragen, und vor der Wahl 1983 sprach der damalige CSU-Generalsekretär Stoiber von nach Manipulation riechenden demoskopischen Ergebnissen. Vor der Wahl 1990 warnte der SPD-Ehrenvorsitzende Brandt davor, sich durch demoskopische Prognosen verrückt machen zu lassen. Vier Jahre später übernahm dann Bundeskanzler Kohl die Rolle des Mahners und warnte vor den Tücken der Demoskopie, deren Indikatoren wechselten wie die Wasserstandsmeldungen vom Rhein, und 1998 gaben gleich mehrere CDU-Vorstandsmitglieder ihre Befürchtung zu erkennen, die Erfolgsaussichten der CDU könnten durch die Veröffentlichung von demoskopischen […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problembeschreibung
1.2 Forschungsfragen und Aufbau der Arbeit
2. Demoskopie und Massenmedien
2.1 Politische Meinungsforschung
2.1.1 Geschichte der Demoskopie
2.1.2 Die „moderne“ Meinungsforschung
2.1.3 Politische Meinungsforschung in Deutschland
2.1.4 Die Institute im Überblick
2.1.5 Trends und Probleme
2.2 Umfrageergebnisse als Nachrichten
2.2.1 Theorien und Ansätze der Nachrichtenauswahl-Forschun g
2.2.2 Der Nachrichtenwert von Umfragedaten
2.2.3 Instrumentelle Aktualisierung von Umfrageergebnissen
2.2.4 Normen und Standards
2.2.5 Das Verhältnis zwischen Journalismus und Demoskopie
2.2.6 Precision-Journalism
2.3 Umfrageinstitute und Massenmedien
2.3.1 Ökonomische Verknüpfungen
2.3.2 Auftragsvergabe und Auswahl der Institute
2.4 Berichterstattung über Wahlumfragen
2.4.1 Quantität der Wahlumfrageberichterstattung
2.4.2 Inhaltliche und formale Qualität
2.4.3 Wahrnehmung und Wirkung publizierter Wahlumfragen
2.5 Zusammenfassung
3. Meinungsforschungsinstitute in der Umfrageberichterstattung
3.1 Anlage der empirischen Untersuchung
3.1.1 Methodik, Untersuchungszeitraum und Datenbasis
3.1.2 Hypothesen und Operationalisierung
3.1.3 Kategorienschema und Reliabilität
3.2 Darstellung der Ergebnisse
3.2.1 Umfrageberichterstattung über Meinungsforschungsinstitut e
3.2.2 Effekte durch Kooperationspartnerschaften
3.2.3 Bewertung der Institute
4. Fazit
4.1 Zusammenfassung und Diskussion
4.2 Mögliche Anschlussuntersuchungen
Literaturverzeichnis
Anhang
A) Codebuch
B) Codebogen der Inhaltsanalyse
C) Untersuchte Artikel der Inhaltsanalyse
Tabellenverzeichnis:
Tabelle 1 Die letzten Umfragen zur Bundestagswahl 2005
Tabelle 2 Namentliche Nennung von Meinungsforschungsinstituten
Tabelle 3 Artikel, in denen Umfrageinstitute genannt werden, nach Mediu m
Tabelle 4 Namentliche Nennung von Meinungsforschungsinstituten nach
Tabelle 5 Namentliche Nennung von Meinungsforschungsinstituten in den vier Medien
Tabelle 6 Namentliche Nennung von Meinungsforschungsinstituten in den Wahljahren 2002 – 2005 in den vier Medien
Tabelle 7 Äußerungen über Meinungsforschungsinstitute in den vier Medie n
Tabelle 8 Bewertung der Meinungsforschungsinstitute in den vier Medien
Tabelle 9 Bewertung der Institute nach Medien, Urhebern und Jahren
Abbildungsverzeichnis:
Abbildung 1 Häufigkeit der Umfrageberichterstattung vor den Bundestagswahlen 1980 –2002
Abbildung 2 Formale Qualität der Umfrageberichterstattung vor den BTW 1980 –2002
Abbildung 3 Häufigkeit der Umfrageberichterstattung vor den Bundestagswahlen 1980 –2002
Abbildung 4 Namentliche Nennung der Meinungsforschungsinstitute vor den Bundestagswahlen
Abkürzungsverzeichnis:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten*
1. Einleitung
1.1 Problembeschreibung
Im Nachgang zur Bundestagswahl 2005 war nicht nur von einem Desaster für die großen Volksparteien, sondern auch von einem „Wahldebakel von Medien und Demoskopen“ die Rede. Die Meinungsforscher [1] erlebten geradezu ein Vorhersagefiasko. Die Prognosen für die Unionsparteien wichen im Mittel bei allen großen Instituten um mehr als sechs Prozentpunkte vom tatsächlichen Wahlergebnis ab – für eine Branche, die mit Zahlen handelt, nicht gerade ein Ruhmesblatt.
Dabei waren die Wahlberechtigten doch im Vorfeld dieser Wahl fortwährend von den Meinungsforschungsinstituten zu ihren Wahlabsichten befragt worden. Kurz vor dem Urnengang schrieb die Zeit:
„Noch nie wurden vor einer Bundestagswahl so viele Umfragen veröffentlicht wie in diesem Sommer. Allensbach, Emnid, Forsa, Infratest und die Forschungsgruppe Wahlen fragen und forschen im Stundentakt. Wer ist der beliebteste Politiker im Land? Wem trauen Sie am ehesten zu, die Arbeitslosigkeit zu senken? Welche Partei würden sie wählen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre? Kaum ein Tag vergeht ohne neue Zahlen. Und ohne neue Interpretationen. [...] Für Abwechslung sorgen auf jeden Fall die Demoskopen. Sie sind einflussreich wie selten zuvor.“ [2]
Dieser tatsächliche oder vielleicht auch nur vermeintliche Einfluss bietet immer wieder Anlass zur Kritik an den Meinungsforschern. Im Vorfeld der vergangen Bundestagswahl 2005 stellte Bundeskanzler Schröder fest: „Irgendetwas ist falsch mit der Umfragerei“ (SZ, 13.9.2005). Er zog das Fazit: „An den schlechten Meinungsumfragen kann etwas nicht stimmen“ (FR, 16.9.2005). An der Demoskopie scheiden sich seit jeher die Geister. Es ist schon fast ein Ritual, dass Meinungsumfragen vor Bundestagswahlen kritisiert werden. So sah vor der Bundestagswahl 1980 der SPD-Politiker Wischnewski die Gefahr von „mehr oder minder offenen Manipulationsversuchen“ durch veröffentlichte Wahlumfragen (FAZ, 28.7.1980), und vor der Wahl 1983 sprach der damalige CSU-Generalsekretär Stoiber von „nach Manipulation riechenden demoskopischen Ergebnissen“ (SZ, 5.2.1983). Vor der Wahl 1990 warnte der SPD-Ehrenvorsitzende Brandt davor, „sich durch demoskopische Prognosen verrückt machen zu lassen“ (FAZ, 28.9.1990). Vier Jahre später übernahm dann Bundeskanzler Kohl die Rolle des Mahners und warnte „vor den Tücken der Demoskopie, deren Indikatoren wechselten wie die Wasserstandsmeldungen vom Rhein“ (SZ, 29.8.1994), und 1998 gaben gleich mehrere CDU-Vorstandsmitglieder „ihre Befürchtung zu erkennen, die Erfolgsaussichten der CDU könnten durch die Veröffentlichung von demoskopischen Ergebnissen geschmälert werden“ (FAZ, 15.9. 1998). 2002 beklagte dann der FDP-Vorsitzende Westerwelle „mit Umfragen werde in der letzten Woche vor der Bundestagswahl Politik gemacht“ (SZ, 17.9.2002). [3]
Die Kritik an der Demoskopie ist so alt wie sie selbst. Regelmäßig kommt es zu dem Vorwurf, durch die Veröffentlichung von Umfrageergebnissen vor Wahlen könne das Wahlergebnis manipuliert werden. So stehen sich hinsichtlich des Umgangs mit den Ergebnissen von Wahlumfragen, grob gesagt, zwei Lager gegenüber:
- Die einen fordern ein, zumindest zeitlich befristetes, gesetzliches Veröffentlichungsverbot, um eine Beeinflussung der Meinungsbildung der Wähler durch publizierte Wahlumfragen auszuschließen. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Ländern ist in Deutschland die Veröffentlichung von Umfrageergebnissen rechtlich nicht beschränkt. [4]
- Die anderen sehen in veröffentlichten Umfrageergebnissen die Möglichkeit, den Wählern wichtige Informationen zukommen zu lassen. Vor allem in der Gruppe der politisch interessierten und formal besser gebildeten Wähler fördern Wahlumfragen das rationale und taktische Verhalten, gerade unter den Bedingungen eines Mehrparteiensystems mit Fünf-Prozent-Sperrklausel wie in Deutschland.
Neu an der Demoskopie-Kritik im Jahr 2005 war, dass auch die Medien mit einbezogen wurden. Schröder sprach mehrfach von einer „unheiligen Allianz“ zwischen Meinungsforschern und Medien, die versuche, durch voreilige Festlegungen die Wahlen als schon gelaufen darzustellen (FAZ, 1.9.2005, WELT, 13.9.2005, FR, 16.9.2005). Sein Parteigenosse Clement erkannte wenige Tage nach der Wahl: „Beide Berufsgruppen [Demoskopie und Publizistik/d. Verf.], sich wechselseitig aufeinander berufend, hätten im Publikum eine Erwartungshaltung geweckt und ein Meinungsklima geschaffen, ,das in seiner Falschheit ohne Beispiel ist'.“ [5] Der Philosoph Sloterdijk forderte überdies ein Gesetz zur Eindämmung der Meinungsforschung. Auch er kritisiert den engen Verbund zwischen Demoskopie und Medien und erkennt darin „die Gefahr einer ,außerparlamentarischen Herrschaftsinstanz'. Ja er spricht sogar von einer ,unlegitimierten Meinungsdiktatur'.“ [6]
Manipulationsvorwürfe gegenüber der politischen Meinungsforschung sind freilich nur dann gerechtfertigt, wenn die Wähler mit gefälschten, einseitig verkürzten oder verzerrt wiedergegebenen Umfragedaten vorsätzlich getäuscht werden. Um bewusste oder unbewusste Verfälschungen und Verzerrungen ausschließen zu können, ist die Qualität der Umfrageergebnisse entscheidend. Eine hohe Qualität ist am ehesten durch einen offenen Zugang zu angewandten Verfahren, Instrumenten und Ergebnissen zu gewährleisten. Die Daten müssen nicht nur nach gewissen Normen und Standards erhoben, sondern auch nach diesen veröffentlicht werden. Darüber hinaus ist noch eine zusätzliche Einflussgröße zu beachten: Denn gleichfalls entscheidend ist, dass es sich bei dem Markt der Meinungsforscher um einen pluralen Markt handelt. Es muss sichergestellt sein, dass Wettbewerb besteht. Nur die Konkurrenz der zur Zeit in Deutschland tätigen Umfrageinstitute stellt sicher, dass die Umfrageergebnisse nicht monopolisiert und damit manipuliert werden können. [7] Durch den Wettbewerb einer Vielzahl von Anbietern ist es unwahrscheinlich, dass gegenseitige Absprachen in Bezug auf Umfrageergebnisse getroffen und Zahlen manipuliert werden
Hinsichtlich der Veröffentlichung stellt die Medienberichterstattung den Stimulus für die Bevölkerung dar. Die Ergebnisse von Wahlumfragen erfahren die Bürger in der Regel über die Massenmedien. Dabei ist zu bedenken, dass die veröffentlichten Umfrageergebnisse eine wichtige Rolle im Meinungsbildungsprozess der Rezipienten spielen können. Um hier Manipulationen auszuschließen, muss auch auf dem Medienmarkt Pluralität gewährleistet sein. Davon ist in Deutschland angesichts der Vielfalt sowohl im intramedieären als auch im intermediären Bereich zwar auszugehen, doch darf nicht vergessen werden, dass der Wettbewerb der Meinungsforschungsinstitute untereinander systemimmanent zu wirtschaftlichen Konzentrationsprozessen und strategischen Allianzen mit Auftraggebern führt. Da die Massenmedien mittlerweile der größte Auftraggeber von Wahlumfragen sind, besteht die Gefahr, dass in der Berichterstattung nur die Ergebnisse von Meinungsforschungsinstituten veröffentlicht werden, die exklusive Kooperationsabkommen mit den entsprechenden Verlagen abgeschlossen haben. Bestehen solche Allianzen, können Manipulationen nur ausgeschlossen werden, wenn nicht nur Daten der Kooperationspartner, sondern gleichfalls die Ergebnisse der Konkurrenzinstitute Eingang in die massenmediale Berichterstattung finden.
1.2 Forschungsfragen und Aufbau der Arbeit
Dem Thema Demoskopie und Massenmedien widmen sich in der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft bislang vergleichsweise wenige empirische Studien. Diese konzentrieren sich vor allem auf die Quantität und Qualität der Berichterstattung über Wahlumfragen. Darüber, welche Stellung dabei speziell die Meinungsforschungsinstitute einnehmen, liegen fast keine empirische Daten vor. An diesem Punkt setzt die vorliegende Studie an. Ziel der Untersuchung ist es, die Rolle der Meinungsforschungsinstitute in der Wahlberichterstattung über einen längeren Zeitraum systematisch zu rekonstruieren und festzustellen, ob die oben genannten Manipulationsvorwürfe angesichts einer vermuteten Vielfalt von Umfrageinstituten sowie pluraler Berichterstattung in der überregionalen Tagespresse berechtigt sind.
Zu diesem Zweck wird eine Medieninhaltsanalyse der Wahlumfrageberichterstattung der deutschen Qualitätszeitungen vor den vergangenen acht Bundestagswahlen von 1980 bis 2005 durchgeführt. Dabei ergeben sich hinsichtlich der Bezugnahmen auf Meinungsforschungsinstitute in der Umfrageberichterstattung folgende Forschungsfragen:
1. Welches sind die in der Wahlumfrageberichterstattung vor Bundestagswahlen am häufigsten genannten Meinungsforschungsinstitute?
2. Wie werden die Umfrageinstitute in der Berichterstattung über Wahlumfragen dargestellt?
3. Welche Auswirkungen haben Kooperationsabkommen zwischen bestimmten Tageszeitungen und Meinungsforschungsinstituten auf die Berichterstattung?
Diese drei Forschungsfragen können weitgehend als empirisch offen bezeichnet werden und sollen anhand der vorliegenden Langzeitstudie beantwortet werden. Sie knüpft an die Forschung zur Quantität und Qualität der massenmedialen Berichterstattung über Wahlumfragen an. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Rolle der Meinungsforschungsinstitute. Damit soll die Studie den bestehenden Forschungsstand aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht ergänzen.
Die Begriffe Meinungs-, Wahl- und Umfrageforschung sowie Demoskopie werden im Folgenden synonym verwendet. Diese Termini beziehen sich nachstehend auf die politische Meinungsforschung im engeren Sinne, die hauptsächlich von Politik und Medien in Auftrag gegeben wird. In dieser Untersuchung geht es ausschließlich um die kommerzielle Meinungsforschung, die akademische Wahlforschung wird außer Acht gelassen. Unter Wahlumfragen werden hier sowohl Ergebnisse von Befragungen verstanden, die eine Momentaufnahme der Verteilung der Wahlabsichten in der Bevölkerung darstellen, wie sie etwa mit der so genannten Sonntagsfrage („Wen würden Sie wählen, wenn am nächsten Sonntag Wahl wäre?“) ermittelt werden, als auch aufwändige Trendexplorationen, die versuchen, den Ausgang von Wahlentscheidungen vorherzusagen. [8]
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel. Nach der Einleitung (Kapitel 1) werden zunächst wichtige theoretische Grundlagen hinsichtlich der Stellung der Meinungsforschungsinstitute und ihrer Beziehung zu den Massenmedien aufgezeigt sowie der Stand der Forschung in Bezug auf die Berichterstattung über Wahlumfragen dargestellt (Kapitel 2). Dabei werden auch hier schon neuere Entwicklungen und Probleme der Branche der Meinungsforscher herausgearbeitet und referiert. Im nächsten Schritt werden aus den theoretischen Überlegungen und bisherigen empirischen Befunden das Forschungsdesign, die Hypothesen und das Kategorienschema für die Untersuchung abgeleitet (Kapitel 3.1). An die Darstellung der verwendeten Untersuchungsmethode schließt sich der Ergebnisteil der inhaltsanalytischen Untersuchung an (Kapitel 3.2). Abschließend werden die Befunde zusammengefasst und diskutiert (Kapitel 4). Dabei wird auch ein Ausblick versucht, welche weitergehenden Forschungsfragen sich aus den vorliegenden Ergebnissen ableiten lassen.
2. Demoskopie und Massenmedien
In diesem Kapitel sollen für das bessere Verständnis der Untersuchungsbefunde zunächst wichtige theoretische Grundlagen herausgearbeitet und der bisherige Stand der Forschung dargestellt werden. Politische Meinungsforschung ist angewandte Forschung, die in nicht geringem Maße von wirtschaftlichen und politischen Interessen geleitet wird. Dabei sind die Auftrags- und Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Politik, Medien und den Umfrageinstituten historisch gewachsen. [9] Daher wird im ersten Abschnitt dieses Kapitels zunächst darauf eingegangen, wie sich die Meinungsforschung seit ihren Anfängen entwickelt hat, wobei die für diese Studie „wichtigsten“ deutschen Umfrageinstitute im Mittelpunkt stehen. Mit dem nicht immer spannungsfreien Umgang der Massenmedien mit den Ergebnissen der Umfrageforschung beschäftigt sich der zweite Abschnitt und im dritten Abschnitt werden bestehende ökonomischen Verbindungen zwischen Meinungsforschung und Massenmedien aufgezeigt. Der vierte Abschnitt gibt einen Abriss über die bisherigen Untersuchungen hinsichtlich der Berichterstattung über Wahlumfragen und im letzten Abschnitt erfolgt dann eine kurze Kapitelzusammenfassung.
2.1 Politische Meinungsforschung
Der Begriff Demoskopie ist ein Kunstwort, das erst 1946 durch den amerikanischen Soziologen Stuart C. Dodd geschaffen wurde. Er leitete diese Bezeichnung von den griechischen Vokabeln „demos“ (das Volk) und „skopein“ (betrachten) ab und brachte sie als Synonym für Umfrageforschung in die Diskussion. In weiten Teilen Europas verbreitete sich diese Wortschöpfung recht schnell und findet heute unter anderem in Deutschland, Frankreich, Italien und Polen Verwendung. Im englischsprachigen Raum konnte sich der Begriff allerdings nicht durchsetzten. Hier wird meist von „public opinion research“ oder „survey research“ gesprochen. [10]
2.1.1 Geschichte der Demoskopie
Auch wenn sich die Geschichte der Demoskopie im engeren Sinne auf den Zeitraum nach dem Ende des Ersten Weltkrieges beschränkt, lassen sich die Anfänge der Meinungsforschung bis ins Altertum zurückverfolgen. Schon in der Antike wurden in den damals fortschrittlichen Kulturen erste Volkszählungen durchgeführt. Im Römischen Reich wurde etwa alle fünf Jahre der so genannte Census erhoben. Diese ersten statistischen Erhebungen dienten in erster Linie dazu, die Wehrfähigkeit und die Steuerkraft der Bevölkerung festzustellen. Im Mittelalter wurden seltener regelmäßige Zählungen veranstaltet. Doch bei den „Inventarien“ zur Zeit Karls des Großen wurden nach heutigem Wissensstand erstmals Fragebögen eingesetzt. [11]
Im Laufe des 17. Jahrhundert entwickelte sich dann in England die „politische Arithmetik“, mit der etwa nach statistischen Gesetzmäßigkeiten in der Bevölkerungsentwicklung geforscht wurde. [12] Die Ende des 18. Jahrhunderts beginnende industrielle Revolution und die damit einhergehende Veränderung der Sozialstruktur der Bevölkerung ließen das Interesse an empirischen Zahlen weiter anwachsen. So wurden im 19. Jahrhundert zahlreiche Untersuchungen zur sozialen Lage der Landbevölkerung und der Industriearbeiter mit Methoden der frühen empirischen Sozialforschung durchgeführt. In Deutschland wurden etwa durch den 1872 gegründeten „Verein für Socialpolitik“, meist unter Anleitung von Max Weber, zahlreiche Untersuchungen zur sozialen Lage der Bevölkerung ausgeführt. [13]
Trotz aller Fortschritte in der Umfrageforschung mangelte es den vorgelegten Studien aber allesamt an der Repräsentativität. Es fehlte an einer zuverlässigen Zufallsstichprobe. Dies änderte sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als der Londoner Wirtschaftsstatistiker Arthur L. Bowley in den Jahren 1912 und 1913 die erste repräsentative Umfrage durchführte. Bei einer Armutsstudie wandte er erstmals das Verfahren einer zufälligen Stichprobe (Random-Verfahren) an und veröffentlichte deren Ergebnisse 1915 unter dem Titel „Livelyhood and Poverty“. Doch es sollte noch bis Mitte der 1930er Jahre dauern, bis sich das Stichprobenverfahren durchsetzte. [14]
2.1.2 Die „moderne“ Meinungsforschung
Der Durchbruch der „modernen“ Meinungsforschung ist eng mit dem Namen von George H. Gallup und seiner Vorhersage des Wahlausgangs der amerikanischen Präsidentschaftswahlen im Jahr 1936 verknüpft. Ihm gelang es – im Gegensatz zur Zeitschrift „Literary Digest“, die seinerzeit seit Jahren als Institution für zuverlässige Prognosen galt – auf der Grundlage der Befragung eines kleinen, aber repräsentativen Querschnitts von wenigen tausend Personen den Ausgang der Wahl richtig vorherzusagen. Das damals renommierte Magazin hatte nach Versendung von mehr als 10 Millionen Fragebögen und Auswertung des Rücklaufs von 2,3 Millionen beantworteter Vordrucke den Sieg des Republikaners Alfred Landon mit einem Stimmenanteil von 57 Prozent vorausgesagt. Die Wahl gewann aber – wie von Gallup prognostiziert – der Demokrat Franklin D. Roosevelt. Auf Landon entfielen gerade einmal 37,5 Prozent der Stimmen. [15] Gallup hatte mit seinem 1935 gegründeten American Institute of Public Opinion (AIPO) nicht nur das Wahlergebnis richtig vorausgesagt, sondern auch die zu erwartende Fehleinschätzung des „Literary Digest“. [16] Das von Gallup angewandte vergleichsweise preisgünstige Verfahren hatte sich sich den Massenbefragungen der Zeitungen und Zeitschriften überlegen gezeigt und löste in der Folge die seit Anfang des 19. Jahrhunderts in den USA verbreiteten Leserumfragen zur Wahlabsicht, die so genannten straw polls, ab. [17]
Noelle-Neumann und Petersen weisen darauf hin, dass Gallup streng genommen die repräsentative Umfrageforschung nicht erfunden habe (s. o.). Aber durch den großen Stellenwert, den er den Wahlprognosen beimaß, habe er das weltweite Interesse und Vertrauen in die Meinungsforschung begründet. [18] „Kein Name ist bis heute – besonders in der englischsprachigen Welt – so eng mit der Demoskopie verbunden wie der Gallups. ,Gallup poll' ist im Englischen inzwischen ein Gattungsbegriff, der nicht ausschließlich die Umfragen der Gallup-Institute, sondern eine Repräsentativbefragung im allgemeinen bezeichnet.“ [19] Mit Gallups Aufsehen erregender Wahlprognose 1936 hatte der Siegeszug der Demoskopie begonnen. Zwar gab es gelegentliche Rückschlage, wie etwa der durch sein Institut falsch vorausgesagte Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahlen 1948, doch tat diese Fehlprognose der weltweiten Ausbreitung der Meinungsforschung keinen Abbruch. Die politische Umfrageforschung etablierte sich zusehends. [20]
2.1.3 Politische Meinungsforschung in Deutschland
Auch wenn Anfänge der Marktforschung bis in die 1920er Jahre zurückreichen, war die Meinungsforschung in Deutschland nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges weitgehend unbekannt. Abgesehen von wenigen Ansätzen, besonders im wirtschaftswissenschaftliche Bereich, wie etwa dem Vorläufer der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), gab es kaum entsprechenden Beobachtungsformen. [21] Einer der Hauptgründe hierfür ist sicherlich, dass durch die Emigration vieler Sozialforscher nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten die sozialwissenschaftliche Entwicklung in Deutschland weitgehend zum Erliegen kam. Stellvertretend für alle nennt Eberlein hierfür Namen wie Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Paul F. Lazarsfeld, Friedrich Pollock, Ferdinand Tönnies und Hans Zeisel, die in den USA ihre Arbeit zwar fortsetzten, jedoch aus der Geschichte der deutschen Meinungsforschung ausschieden. Lediglich Adorno und Horkheimer kehrten nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland zurück. [22] Im nationalsozialistischen Deutschland wurden auch Umfragen durchgeführt, aber eine repräsentative Meinungsforschung fand nicht statt. Bedingt durch diese Zäsur „entwickelte sich die politische Meinungsforschung in Deutschland somit später als in den USA (1936), Großbritannien (1937) und Frankreich (1938).“ [23]
Nach Kriegsende wurden die ersten Meinungsumfragen in Deutschland von den westlichen Alliierten initiiertet. Den Militärbehörden ging es vor allem darum, welche Einstellung die Bevölkerung zu den Besatzern hatte und wie demokratische Werte und Verhaltensnormen verinnerlicht wurden. [24] Erst nach und nach wurden auch deutsche Stellen mit der Durchführung der Interviews betraut, wovon sich die Alliierten offenere Antworten der Befragten versprachen. Nachdem dann im Laufe der Zeit oftmals die gesamte Verantwortung an deutsche Projektleiter übergegangen war, wurden noch in den 1940er Jahren die ersten Meinungsforschungsinstitute als eigenständige Unternehmen ins Leben gerufen. [25] Das 1945 von Karl-Georg Graf von Stackelberg in Bielefeld gegründete Institut Emnid begann seine Umfragearbeiten zunächst für die britische Militärverwaltung und das Rote Kreuz. Mit französischer Hilfe wurde Anfang 1947 durch das Ehepaar Elisabeth Noelle-Neumann und Erich Peter Neumann in Allensbach das Institut für Demoskopie aus der Taufe gehoben, das seine ersten Umfragen für die französische Besatzungsmacht unternahm. Ebenfalls 1947 wurde an der Universität München das Institut zur Erforschung der Wirkung publizistischer Mittel gegründet, aus dem – nachdem es durch die beiden Gründungsmitglieder Lena-Renate und Wolfgang Ernst aus der Universität herausgelöst worden war – 1955 das Institut Infratest hervorging. [26]
Nach dieser ersten Gründungsphase, die bis etwa Mitte der 1950er Jahre andauerte, gab es in Westdeutschland 15 Umfrageinstitute. Was sich In der Folge allerdings rasch ändern sollte: Bis zum Ende der 1970er Jahre gab es einen regelrechten Boom in der Branche der Meinungsforscher mit zahlreichen Institutsneugründungen. [27] Für den Bereich der Wahlforschung hervorzuheben sind dabei das 1959 in Bonn/Bad Godesberg durch Klaus Liepelt errichtete Infas-Institut und die 1974 in Mannheim gegründete Forschungsgruppe Wahlen, die als einziges Institut auf diesem Gebiet als gemeinnütziger Verein organisiert ist. [28] In den 1980er Jahren konsolidierte sich dann der politische Meinungsforschungsmarkt weitgehend. Von späteren Neugründungen konnte sich lediglich das 1984 in Köln von Manfred Güllner ins Leben gerufene Institut Forsa in nennenswertem Rahmen auf diesem Feld etablieren.
2.1.4 Die Institute im Überblick
Nach Angaben des Arbeitskreises Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute (ADM) gab es im Jahr 2006 in Deutschland 176 Markt- und Meinungsforschungsinstitute. [29] Davon arbeitet aber nur ein Bruchteil in der Politik- und Wahlforschung. Die genaue Anzahl ist schwierig zu ermitteln. Nach Decker/Zadra ist eine Branchenübersicht der Anbieter demoskopischer Leistungen nur als Momentaufnahme denkbar. „Das liegt vor allem daran, dass die Institute privatwirtschaftlich organisiert sind, das heißt anders als universitäre Einrichtungen den Gesetzen des Marktes gehorchen müssen. Im Zweifelsfall nimmt ein Institut aus unternehmerischen Gründen eben auch politische bzw. Wahlumfragen in seinen Leistungskatalog mit auf.“ [30] Das führte dazu, dass sich, wie oben beschrieben, immer wieder neue Institute in der politischen Meinungsforschung etablieren konnten, andere in diesem Bereich aber wieder von der Bildfläche verschwanden.
Für letzteren Fall ist das bekannteste Beispiel sicherlich das Institut für angewandte Sozialwissenschaft (Infas). Da es bei fünf der acht Bundestagswahlen im Untersuchungszeitraum in der Berichterstattung über Wahlumfragen eine große Rolle spielte, soll hier noch einmal kurz auf dieses Institut eingegangen werden. Infas wurde 1959 von einem Team junger Wissenschaftler um Klaus Liepelt, die zuvor bereits für die SPD als Meinungsforscher tätig gewesen waren, gegründet. [31] Der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde Infas am Abend der Bundestagswahl 1965, als es in der ARD-Wahlberichterstattung die erste computergestützte Hochrechnung präsentierte, die beinahe präzise das amtliche Endergebnis der Bundestagswahl vorwegnahm. [32] Anfang der 1970er Jahre wurde ebenfalls durch Infas die Wanderungsanalyse entwickelt, die noch heute, zum Teil in abgewandelter Form, zum Standardrepertoire jeder Wahlberichterstattung gehört. [33] Nach einer vom Brancheninformationsdienst Context veröffentlichten repräsentativen Bevölkerungsumfrage war Infas 1991 mit einem Bekanntheitsgrad von 79 Prozent das bekannteste deutsche Meinungsforschungsinstitut, weit vor Infratest (61 Prozent), Allensbach (54 Prozent) und Emnid (25 Prozent). [34] 1996 verlor das Institut dann wegen interner Querelen und drohender Zahlungsunfähigkeit den Auftrag zur Wahlberichterstattung für die ARD und stellte daraufhin die Politik- und Wahlforschung ein. [35] 1998 wurde Infas zu 85 Prozent von der Hunzinger Information AG (2004 umbenannt in Action Press Holding AG) übernommen und ist seitdem vor allem in der Sozial-, Verkehrs- und Marketingforschung tätig. [36]
Auch für die heute noch in der politischen Meinungsforschung tätigen Umfrageinstitute stellt die kommerzielle Marktforschung das mit Abstand profitabelste Geschäft dar. Für die Mitgliedsinstitute des ADM liegt der Anteil der Auftraggeber aus Konsum- und Gebrauchsgüterindustrie (inklusive der Pharmakonzerne) bei ungefähr 70 Prozent. [37] „Politische Meinungsforschung und Wahlforschung sind nur ,nebenbei'-
Geschäfte“. [38] Der genaue Anteil am Umsatz oder dem Arbeitsaufkommen lässt sich aus diesen Zahlen nicht ermitteln und man ist auf die oftmals ungenauen und unvollständigen Informationen aus den Instituten selbst angewiesen. Decker/Zadra brachten für das Jahr 1999 in Erfahrung, dass der Anteil der politischen Meinungsforschung bei Allensbach zwölf Prozent, bei Forsa 15 und bei Emnid zwischen zehn und 15 Prozent des Gesamtumsatzes betrug. Bei Infratest dimap und der FG Wahlen, die beide durch langfristige Verträge mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen abgesichert sind, machte dieser Anteil 90 bzw. 100 Prozent aus. [39] Nach neuesten Erkenntnissen von Raupp beträgt der Anteil der Politikforschung „bei Emnid gar nur noch sieben Prozent.“ [40]
Mit der politischen Meinungsforschung allein ist in Deutschland kein Geld zu verdienen. Es handelt sich um einen weitgehend geschlossenen Markt mit nur wenigen Auftraggebern wie etwa Parteien, Fernsehsendern und Printmedien. Stattdessen setzen die Meinungsforscher auf die Werbewirkung der Wahlforschung und hoffen dadurch auf neue Aufträge aus der Wirtschaft. Denn eine geringe Abweichung zwischen Umfrageergebnis und tatsächlichem Wahlausgang lässt potenzielle Auftraggeber auf ähnlich präzise Ergebnisse bei anderen Untersuchungen spekulieren.
Die derzeit fünf „wichtigsten Meinungsforschungsinstitute“ [41] auf dem Feld der politischen Meinungsforschung werden im Folgenden kurz vorgestellt:
Allensbach
Das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) wurde 1947 durch die Eheleute Elisabeth Noelle-Neumann und Erich Peter Neumann in Allensbach am Bodensee gegründet. Nach eigener Darstellung hatte Noelle-Neumann bereits 1945 in Tübingen versucht, eine Erlaubnis zu bekommen, um Umfragen zu organisieren. Doch dies wurde durch die amerikanischen Besatzungstruppen abgelehnt, die vermuteten, sie versuche „auf diese Weise eine Organisation von ,Werwölfen' – der Ausdruck für Widerstandskämpfer – aufzubauen.“ [42] Der zweite Versuch war dann erfolgreich. Auch wenn dieser Umstand nach Noelle-Neumanns Worten einem großen Zufall geschuldet war. In der französischen Besatzungszone stieß ein Oberst der Militärregierung auf der Suche nach Literatur über Umfragen auf Noelle-Neumanns Dissertation über Meinungs- und Massenforschung in den USA. Er bat einen Mitarbeiter, diese Frau ausfindig zu machen. Was für diesen ein Leichtes war, denn die Gesuchte war Mieterin in seinem Haus in Allensbach. So kam es, dass 1947 im Auftrag der französischen Militärregierung die ersten Interviews durch Noelle-Neumann und ihren Mann stattfanden. [43]
Heute wird das Institut für Demoskopie Allensbach Gesellschaft zum Studium der öffentlichen Meinung mbH mit Elisabeth Noelle-Neumann und Renate Köcher von zwei Geschäftsführerinnen geleitet. Es befindet sich seit 1996 im Besitz der Stiftung Demoskopie Allensbach, der Noelle-Neumann 99 Prozent ihres Alleinbesitzes am IfD übertrug. [44] Im Jahr 2002 beschäftigte es 100 feste Mitarbeiter und der Umsatz lag bei 8,5 Millionen Euro. [45]
Während die anderen Institute ihre Daten hauptsächlich durch computergestützte Telefoninterviews (CATI) erheben, nimmt das IfD in der politischen Meinungsforschung eine Sonderstellung ein, da es als einziges Institut noch immer überwiegend mit persönlichen face-to-face-Befragungen arbeitet. Dafür ist das Institut in den zurückliegenden Jahren teilweise deutlich kritisiert worden, auch von Mitstreitern aus der Meinungsforschungsbranche, die Allensbach veraltete Methoden vorwerfen. Trotz solcher Kritik hält das traditionsbewusste IfD bislang aber standhaft an diesem Umfrageverfahren fest.
Emnid
Bereits 1945 wurde von Karl-Georg Graf von Stackelberg in Bielefeld das Institut Emnid gegründet, das zunächst Sekundärmaterial sammelte und aufbereitete. Ab 1948 wurden ein Interviewstab aufgebaut und erste Befragungen für die britische Militärverwaltung und das Rote Kreuz durchgeführt. [46] Die Abkürzung Emnid steht laut Emnid-Almanach 1971 für „Erforschung der öffentlichen Meinung, Marktforschung, Nachrichten über die Wirtschaftslage, Informations-Dienste“. [47] Ende der 1950er Jahre expandierte Emnid und eröffnete weitere Institute in Berlin, Bonn, Frankfurt, Hamburg und München. [48] Von 1995 an hatte Emnid auf dem Nachrichtensender n-tv eine eigene Sendung, bei der aktuelle Umfrageergebnisse präsentiert wurden. Nach der Übernahme von n-tv durch die RTL-Gruppe wurde die Sendung 2004 eingestellt, da der Sender fortan mit Forsa kooperierte. [49]
Zwischen 1990 und 1997 gehörte das Unternehmen mehrheitlich der französischen Sofres-Gruppe. Durch deren Zusammenschluss mit dem britischen Marktforschungsinstitut Taylor Nelson AGB im Jahr 1997 wurde Emnid Teil des Konzerns Taylor Nelson Sofres (TNS), der viertgrößten Marktforschungsgruppe weltweit. [50] Seit 2005 ist Emnid mit Infratest, das ebenfalls zur TNS-Gruppe gehört, vereint und beide tragen den Namen TNS Infratest. Von der Umbenennung ausgenommen sind die Medien-, Politik- und Sozialforschung, die weiterhin getrennt unter den bisherigen Namen TNS Infratest und TNS Emnid operieren. [51]
Die TNS Emnid Politik und Sozialforschung hat ihren Sitz immer noch in Bielefeld. Geschäftsführer ist Klaus-Peter Schöppner. [52] 2002 hatte das Unternehmen 321 Mitarbeiter, die im gleichen Jahr einen Umsatz von 43,5 Millionen Euro erwirtschafteten. [53]
Priorität-Streit
Aus der Konkurrenz zwischen den Meinungsforschungsinstituten entwickelten sich in den Anfangsjahren regelrechte Feindschaften wie die zwischen Noelle-Neumann und von Stackelberg. [54] So tobte über Jahre hinweg zwischen Allensbach und Emnid der so genannte Priorität-Streit. Heftig umstritten war, welches der beiden Institute das erste war. Eberlein kommt zu dem Ergebnis, dass Emnid wohl früher gegründet wurde, aber Allensbach „anscheinend früher Meinungsumfragen nach der Methode der modernen Meinungsforschung durchgeführt“ hat. [55]
Forsa
Die Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analyse mbH wurde 1984 in Köln durch Manfred Güllner, der auch heute noch Geschäftsführer ist, gegründet. Derzeit arbeiten mehr als 60 fest angestellte Mitarbeiter für das Institut, das mittlerweile seinen Hauptsitz in Berlin und Niederlassungen in Dortmund und Riga hat. [56] Der Umsatz belief sich im Jahr 2002 auf circa 9 Millionen Euro. [57]
Als einziges der „wichtigen“ Meinungsforschungsinstitute führt Forsa mit omniTel® eine tägliche Mehrthemenumfrage durch. Dafür werden, außer an Wochenenden und Feiertagen, bundesweit jeden Tag 1.000 repräsentativ ausgewählte Personen befragt. [58] Seit 2004 hat Forsa auf dem Nachrichtenkanal n-tv mit n-tv forsa ein eigenes wöchentliches Umfragemagazin, bei dem die vom Institut vorher ermittelten „Ansichten der Deutschen zu politischen und gesellschaftlichen Themen“ aufbereitet werden. [59]
In der Branche der Meinungsforscher gelten Forsa, und insbesondere dessen Leiter Güllner, als Außenseiter. So distanzierten sich vor der Bundestagswahl 1994 die Kollegen anderer Umfrageinstitute, darunter Emnid, FGW und IfD, öffentlich von Güllners Voraussage, die FDP werde an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Und auch die aktuellen Zahlen des Berliner Instituts sind nicht unumstritten. Laut Spiegel vom 6. August 2007 meiden die Konkurrenten Güllner „und wundern sich über seine Daten. 'Die Hexenküche des Herrn Güllner erschließt sich nicht für Außenstehende', sagt der Chef der Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid, Klaus-Peter Schöppner.“ [60]
Forschungsgruppe Wahlen
Die Forschungsgruppe Wahlen e. v. (FGW), Institut für Wahlanalysen und Gesellschaftsbeobachtung, wurde 1974 von wissenschaftlichen Mitarbeitern der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Mannheim gegründet. Zuvor waren die drei Gründungsvorstände Manfred Berger, Wolfgang Gibowski und Dieter Roth Mitarbeiter des Mannheimer Wahlforschungsteams um den Wahlsoziologen Rudolf Wildenmann gewesen, das schon seit 1965 Hochrechnungen und Prognosen für das ZDF durchgeführt hatte. [61] Nachdem sich die FG Wahlen kurze Zeit später als Verein aus der Universität ausgliedert hatte, errichtete Wildenmann das stärker wissenschaftlich ausgerichtete Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA). [62]
Die als Non-Profit-Institut organisierte FGW arbeitet auf Kostenerstattungsbasis ausnahmslos für das ZDF als einzigen Auftraggeber. [63] Seit 1977 wird von der FGW das Politbarometer erhoben und im ZDF veröffentlicht. Zunächst monatlich, mittlerweile mindestens 18-mal im Jahr werden mit dem Politbarometer die politische Stimmung und andere Einstellungen und Meinungen in Politik und Gesellschaft erfasst. Diese und alle weiteren von der FGW erhobenen Daten stehen der wissenschaftlichen Öffentlichkeit über das Zentralarchiv für empirische Sozialforschung an der Universität Köln für Analysezwecke zur Verfügung. [64]
Die Forschungsgruppe Wahlen e. V. hat ihren Sitz in Mannheim und wird von einem dreiköpfigen Vorstand geleitet, dem Matthias Jung als Sprecher sowie Claus Laemmerhold und Andrea Wolf angehören. Im Jahr 2002 wurde von 29 fest angestellten Mitarbeitern ein Umsatz von 2,8 Millionen Euro erwirtschaftet. [65] Allerdings arbeitet die FGW keineswegs nur als reine Non-Profit-Organisation. Da der Name Forschungsgruppe Wahlen e. V. vertraglich exklusiv für das ZDF reserviert ist, unterhält die FGW mit dem Institut für praxisorientierte Sozialforschung (ipos) einen privatwirtschaftlichen Arm, der Forschungsarbeiten für andere Auftraggeber übernimmt. Ipos wurde 1973 gegründet und ist ein privates Einzelunternehmen von Matthias Jung, der auch Vorstand der FGW ist. [66] Darüber hinaus gruppieren sich noch zwei weitere Gesellschaften um den eingetragenen Verein. 1994 wurde die Umfrageabteilung der FGW in eine eigenständige Firma ausgegliedert. Seither ist die Forschungsgruppe Wahlen Telefonfeld GmbH für alle Umfragen der FGW und ipos zuständig. Anfang 2000 wurde die Forschungsgruppe Wahlen Online GmbH gegründet, die umfassende Untersuchungen im Internet, wie etwa das Deutsche-Internet-Barometer ™, anbietet . [67]
Infratest / Infratest dimap
1947 wurde am zeitungswissenschaftlichen Seminar der Universität München von einer Gruppe junger Studenten das Institut zur Erforschung der Wirkung publizistischer Mittel gegründet. Nachdem zwischenzeitlich einzelne Abteilungen aus der Universität herausgelöst worden waren, wurde das Institut 1955 durch zwei Gründungsmitglieder, die Eheleute Lena-Renate und Wolfgang Ernst, komplett ausgegliedert und in Infratest Marktforschung und Sozialforschung KG umbenannt. Ab dem Ende der 1950er Jahre betrieb das Institut eine intensive Expansionspolitik, aus der in der Folgezeit zahlreiche Tochterfirmen mit unterschiedlichen Ausrichtungen, wie etwa die politische Demoskopie, hervorgingen. [68] In den 1980er Jahren richtete sich Infas international aus und kaufte die europäischen Gesellschaften des US-Marktforschungsinstituts Burke. 1998 erwarb NFO Worldwide das Institut. Nachdem NFO 2003 durch den Konzerns Taylor Nelson Sofres (TNS) aufgekauft wurde, ist Infratest Teil der weltweit tätigen TNS-Gruppe, zu der auch Emnid gehört. Wie bereits unter Emnid geschildert sind beide Institute seit 2005 unter dem Namen TNS Infratest vereint. Ausgenommen davon sind die Medien-, Politik- und Sozialforschung, die weiterhin getrennt unter den bisherigen Namen TNS Infratest und TNS Emnid operieren. [69]
Eine eigene Sparte bildet Infratest dimap. 1990 gründete Infratest in Berlin das Institut Infratest Burke Berlin, um das Zusammenwachsen der alten und neuen Bundesländer wissenschaftlich zu untersuchen. Seit 1991 wurde dort auch Politk- und Wahlforschung betrieben. Das Berliner Infratest-Institut erhielt im Herbst 1996 gemeinsam mit dem Institut dimap aus Bonn von der ARD den Auftrag für die Wahlforschung im Rahmen der ARD-Wahlberichterstattung. Sie gründeten die gemeinsame Gesellschaft Infratest dimap und lösten Infas bei der ARD-Wahlberichterstattung ab. Infratest dimap ist eine Tochtergesellschaft der TNS Infratest München, die mit 74 Prozent Mehrheitsgesellschafterin ist, die restlichen 26 Prozent der Anteile hält dimap Bonn. Beide Gesellschaften betreiben in verschiedenen Feldern weiterhin eine eigene Politikforschung. [70]
Für die Infratest dimap Gesellschaft für Trend- und Wahlforschung mbH mit Sitz in Berlin arbeiten derzeit 20 fest angestellte Mitarbeiter. Geschäftsführer ist Richard Hilmer. [71] Im Jahr 2002 betrug der Umsatz 4,6 Millionen Euro. [72] Seit 1997 ermitteln die Berliner Meinungsforscher im Auftrag der ARD und derzeit sieben Tageszeitungen monatlich den ARD-Deutschlandtrend. Neben Meinungen zu aktuellen Themen werden politische Trends wie die Sonntagsfrage erfragt. Vor Bundestagswahlen wird der Deutschlandtrend häufiger erhoben. [73]
Durch die Muttergesellschaft TNS Infratest Sozialforschung München wird auch der ebenfalls in Berlin ansässige Bereich Politikforschung unterhalten, der nach eigenen Angaben mit Infratest dimap eng zusammenarbeitet. [74] Angesichts der engen Zusammenarbeit und der gemeinsamen Dachmarke werden Infratest und Infratest dimap bei der folgenden Untersuchung zusammengefasst.
2.1.5 Trends und Probleme
An den vorgestellten Meinungsforschungsinstituten kann gut der Strukturwandel abgelesen werden, dem die Branche unterworfen ist. Lange Jahre gaben kleine und mittelständische Unternehmen den Ton an, die von der Aura ihrer Gründer und Inhaber geprägt waren. Im Laufe der 1980er Jahre übernahm dann eine neue Generation von Geschäftsführern die Institute und „an die Stelle der Inhaber trat nun ein effizientes Management.“ [75] Ein weiter Facette sind die Internationalisierungs- und Konzentrationsprozesse innerhalb der Branche. Wie das Beispiel von Emnid und Infratest zeigt, gehört Inzwischen ein großer Teil der Institute zu weltweit agierenden Konzernen. Nur noch wenige Umfrageinstitute, wie etwa Forsa und das IfD Allensbach, behaupten sich als mittelgroße Unternehmen auf dem Markt, [76] wobei auch sie mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben bzw. hatten. So schildert Noelle-Neumann in ihren Erinnerungen, dass im Jahr 1987 „das Allensbacher Institut nahezu bankrott“ gewesen sei. [77] Und Forsa-Chef Güllner befürchtet, „daß angesichts der wachsenden Größe der großen Marktforscher die kleineren Anbieter in die Enge getrieben werden.“ [78]
Ein anderes Problem der deutschen Meinungsforschungsinstitute ist ihre vermeintliche Parteinähe. Der Geschäftsführer der Niederlassung von Gallup in Deutschland, Gerald Wood, sah angesichts des „Prognosedebakels“ zur Bundestagswahl 2005 in der Parteinähe der deutschen Umfrageinstitute ein „ernsthaftes Problem“. [79] Und Raupp kommt zu dem Ergebnis: „Von Beginn an war die Meinungsforschung ein parteinahes Geschäft; die Beziehungen zwischen den Auftraggebern aus der Politik und einzelnen Meinungsforschern waren sehr eng.“ [80] Zwar kann keines der Umfrageinstitute eindeutig einer bestimmten Partei oder Richtung zugeordnet werden, doch eine gewisse Nähe ist bei einigen nicht zu übersehen. [81] Denn auch bei allerbesten Absichten ist es für die Demoskopen nicht leicht, ein parteinahes Geschäft wie die Meinungsforschung parteiunabhängig zu betreiben. So versorgt etwa das Allensbacher Institut schon seit Anfang der 1950er Jahre die Union mit Umfragedaten und Noelle-Neumann bezeichnet sich selbst als Freundin Helmut Kohls. [82] Dagegen arbeitete die SPD vorwiegend mit Infas und später mit Forsa zusammen, [83] wobei sich das Verhältnis zwischen Forsa-Leiter Güllner und den Sozialdemokraten in den vergangenen Monaten merklich abgekühlt hat.
Doch an der These der Parteinähe als Ursache für falsche Prognosen sind Zweifel angebracht. Denn durch „manipulierte“ Umfrageergebnisse würden sich die Institute selbst schaden. Spätestens mit Bekanntgabe des Wahlergebnisses sind die Zahlen vergleichbar und eine fortwährende deutliche Abweichung zwischen ermittelten Umfrageergebnissen und tatsächlichem Wahlausgang würde die oben beschriebene Werbewirkung ins Gegenteil verkehren. Auf Dauer könnte es sich also kein Umfrageinstitut leisten, seine Zahlen in die eine oder andere Richtung zu „frisieren“. Freilich kann einigen Instituten eine gewisse Nähe zu bestimmten Politikern und Parteien nicht gänzlich abgesprochen werden.
Unabhängig von der Diskussion über Parteinähe und persönliche Freundschaften dürften sich für alle Institute die enormen Abweichungen der ermittelten Umfragedaten vom tatsächlichen Wahlergebnis bei der vergangenen Bundestagswahl im September 2005 nicht gerade positiv auf ihr Prestige ausgewirkt haben. Zwar hatte es auch in der Vergangenheit immer wieder Differenzen gegeben, doch diesmal lag der Abstand zwischen Umfrageergebnissen und amtlichem Zweitstimmenergebnis besonders weit auseinander. Gerade die Prognosen für die Unionsparteien wichen im Mittel bei allen großen Instituten um mehr als sechs Prozentpunkte vom amtlichen Endergebnis ab (vgl. Tabelle 1). In seinem Heft vom 6. Februar 2006 stellte der Spiegel fest, die Meinungsforscher würden sich immer häufiger irren. „Ihre Prognosen stimmen nicht mehr, die Zahlen sind zu hoch oder zu niedrig, und für jemanden, der mit Zahlen handelt, ist das unangenehm.“ [84]
Tabelle 1: Die letzten Umfragen zur Bundestagswahl
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: In Anlehnung an http://www.wahlrecht.de/umfragen/archiv/2005.htm, zugegriffen am 10.09.2007.
Das Vorhersagedebakel bei der vergangen Bundestagswahl hat die Branche nachhaltig verunsichert. Das größte Problem für die Demoskopen ist die immer größer werdende Zahl der unentschlossenen Wähler. Nach Holtz-Bacha dürften die Unsicherheiten der Demoskopie neben den spezifischen Bedingungen der Wahlen auf allgemeine gesellschaftliche Entwicklungen zurückzuführen sein. Es gebe vermehrt Anzeichen, dass die in Deutschland traditionell hohe Parteibindung lockerer und somit die Wahlentscheidungen schwankender werden. Immer mehr Wähler seien selbst in der heißen Wahlkampfphase noch unentschlossen und würden ihre Entscheidung erst sehr spät treffen. [85] An ihren Methoden zweifeln die Meinungsforscher indes nicht. Güllner sagt etwa im Spiegel: „Unser Handwerkszeug werden wir gar nicht ändern. Das ist seit Jahren ausgereift. Die Interpretation ist das Entscheidende.“ [86]
Auch wenn es die Meinungsforscher nicht gerne hören, das ein oder andere methodische Problem müssen sie sich wohl doch eingestehen. So gibt es etwa neben den Wählern, die bei Meinungsumfragen ihre tatsächlichen Absichten verbergen und nicht die Wahrheit sagen, wie es oft bei Anhängern extremer Parteien vorkommt, ein neues Phänomen: Die Abtastlücke. Dieser Begriff aus der Physik umschreibt das Problem der Meinungsforscher, dass bei Telefonumfragen all diejenigen aus der Stichprobe fallen, die über keinen Festnetzanschluss verfügen. Und diese Zahl steigt. Immer mehr Menschen in Deutschland verzichten auf ihren Festnetzanschluss und sind nur noch über Handy zu erreichen. Laut tagesschau.de verabschieden sich jeden Monat bundesweit mehr als 125.000 Menschen von ihrem Festnetzanschluss, die meisten benutzen danach ausschließlich ihr Mobiltelefon. Infratest dimap-Geschäftsführer Hilmer sieht zwar die Vorteile telefonischer Umfrageverfahren immer noch weitaus größer als dessen Nachteile. „Aber langfristig sei es sicherlich notwendig, diese ,Erhebungsmethode durch andere zu ergänzen, um bestimmte Bevölkerungsgruppen weiter zu erreichen'.“ [87]
Ob die Demoskopen bei kommenden Wahlen mit ihren Vorhersagen wieder näher am tatsächlichen Wahlergebnis liegen, wird abzuwarten bleiben. N achdem die Entwicklung der Demoskopie und besonders die deutschen Umfrageinstitute samt ihrer Probleme näher beschrieben wurden, soll nun die Verwendung ihrer Ergebnisse in den Massenmedien näher beleuchtet werden. Dabei wird auch auf das nicht immer spannungsfreie Verhältnis zwischen Journalismus und Demoskopie eingegangen.
2.2 Umfrageergebnisse als Nachrichten
Meinungsumfragen stoßen in den Massenmedien auf eine rege Nachfrage. Ihre Verwendung gehört heute unzweifelhaft zur normalen journalistischen Praxis. Frankovic stellt fest: „Polls are not only part of the news today, they are news.“ [88] Warum dies so ist, soll im Folgenden herausgearbeitet werden. Dazu wird zunächst ein kurzer Überblick über die verschiedenen Theorien und Ansätze der Nachrichtenauswahl-Forschung gegeben, im Anschluss daran folgen einige grundsätzliche Aussagen über das Verhältnis zwischen Journalismus und Demoskopie.
2.2.1 Theorien und Ansätze der Nachrichtenauswahl-Forschung
Warum berichten die Massenmedien über bestimmte Themen und Ereignisse und über andere nicht? Mit dieser Fragestellung beschäftigen sich schon seit Jahrzehnten mehrere Forschungsansätze in der Publizistikwissenschaft. Kepplinger unterscheidet die klassischen Forschungsrichtungen in drei Ansätze: den Gatekeeper-Ansatz, den News-Bias-Ansatz und die Nachrichtenwert-Theorie. [89]
Der Gatekeeper-Ansatz stellt den Journalisten in den Mittelpunkt der Untersuchungen. Die Rolle des Journalisten wird mit der eines Schleusenwärters oder Torhüters verglichen. Dieser „Gatekeeper“ entscheidet darüber, wer oder was das Tor passieren darf. [90] Der Ansatz geht auf die 1950 von White veröffentlichte Einzelfallstudie „The ,Gate Keeper': A Case Study in Selection of News“ zurück. White ergründete, welche Nachrichten vom wire-editor einer kleinen amerikanischen Zeitungsredaktion, den er „Mr. Gates“ nannte, für die Zeitung verwendet bzw. nicht verwendet wurden. Er konnte zwei Klassen von Selektionskriterien ausmachen: Einerseits kann das Ereignis selbst aus meist subjektiven Gründen nicht berichtenswert sein und andererseits kann es dem „technischen“ Selektionszwang zum Opfer fallen, d. h. die Nachricht ist etwa zu lang oder zu spät eingetroffen. [91] Die Gatekeeper-Forschung ging zunächst davon aus, dass mehr oder weniger subjektive Kriterien die Nachrichtenauswahl beeinflussen und der wire-editor als eher passiver Gatekeeper agiert. [92] Die journalistischen Produkte, also die Berichterstattung, oder das soziale Umfeld des Journalisten, wie medieninterne Produktionsbedingungen oder institutionelle Dispositionen, wurden kaum berücksichtigt. Der Ansatz beruht auf dem Stimulus-Response-Modell, wobei die Ereignisse als Stimuli, die journalistische Selektionsentscheidung als intervenierende Variable und die Veröffentlichung schließlich als Response angesehen werden. [93]
Der News-Bias-Ansatz beschäftigt sich vor allem mit den persönlichen Überzeugungen der Journalisten und deren Einfluss auf die Nachrichtenauswahl. Dieser Forschungszweig versucht den Zusammenhang von individuellen Einstellungen und Werthaltungen der Journalisten und nicht-individualistischen Einflüssen, wie einerseits die redaktionelle Linie und andererseits Merkmale der Berichterstattung, zu erklären. So stellten Klein und Maccoby eindeutige Mängel hinsichtlich der Objektivität der Berichterstattung über den amerikanischen Wahlkampf im Jahr 1952 fest. [94] Auch durch nachfolgende Studien wurden unter bestimmten Bedingungen Einseitigkeiten der Berichterstattung nachgewiesen. Flegel und Chaffee etwa konnten einen deutlichen Einfluss der Ansichten von Journalisten auf die Berichterstattung über konflikthaltige Themen nachweisen. [95]
Die Nachrichtenwert-Theorie konzentriert sich vor allem auf die Merkmale von Ereignissen, über die berichtete wird. Der Nachrichtenwert wird einer Nachricht durch entsprechende Nachrichtenfaktoren verliehen, die als Eigenschaften von Ereignissen verstanden werden. Im Kern geht die Nachrichtenwert-Theorie davon aus, dass Ereignisse, auf die mehrere Nachrichtenfaktoren in hohem Maße zutreffen, eher beachtet und zur Veröffentlichung ausgewählt werden. Bereits 1922 identifizierte Lippmann spezifische Ereignismerkmale, von denen er annahm, dass sie die Publikationswahrscheinlichkeit erhöhen. [96] Im Laufe der Zeit wurde die Nachrichtwert-Theorie immer weiter entwickelt. In den 1960er Jahren stellten die norwegischen Friedensforscher Östgaard und Galtung/Ruge Kataloge von Ereignismerkmalen auf, die Journalisten für besonders berichtenswert halten. Östgard kam zu dem Schluss, dass in erster Linie die drei Kriterien Vereinfachung, Identifikation und Sensationalismus die Berichterstattung bestimmen. [97] Galtung/Ruge entwickelten einen Katalog von zwölf Faktoren für den Nachrichtenwert, welche die Auswahl der Journalisten bestimmen, wie etwa Bedeutsamkeit (kulturelle Nähe/Betroffenheit), Konsonanz, Überraschung, Personalisierung und Negativismus. [98] Neuere Studien belegen, dass die einzelnen Nachrichtenfaktoren einen gattungsspezifisch unterschiedlichen Nachrichtenwert besitzen. Kepplinger/Bastian stellten anhand einer Regressionsgleichung den Einfluss der Nachrichtenfaktoren sowie ihres jeweiligen Nachrichtenwertes auf den Umfang bzw. die Platzierung von Meldungen fest. Mit durch die Reggressionsgleichung ermittelten Indizes können empirisch prüfbare Prognosen ermöglicht werden. [99]
Nach Kepplinger lassen sich aus den drei genannten Ansätzen der Nachrichtenauswahl-Forschung neun für die journalistische Selektionsentscheidung ausschlaggebende Einflussfaktoren unterscheiden:
1. Objektive Ereigniseigenschaften (z. B. Dauer, Distanz, Anzahl der beteiligten Personen),
2. Subjektiv zugewiesene Ereigniseigenschaften (z. B. kulturelle Nähe, Prominenz, Schaden),
3. Objektive Nachrichtenmerkmale (z. B. Länge, Zeitpunkt der Verfügbarkeit, sachliche Richtigkeit),
4. Subjektiv zugewiesene Nachrichtenmerkmale (z. B. Verständlichkeit, Prägnanz der Formulierung),
5. Subjektive Werte und Ziele der Journalisten (z. B. politische Einstellungen, individuelle Karrieremotive),
6. Formelle Verhaltenserwartungen an Journalisten (z. B. Presserecht, Pressekodex),
7. Informelle Verhaltenserwartungen an Journalisten(z. B. sozialer Druck),
8. Formelle Weisungen an Journalisten (z. B. Richtlinienkompetenz von Verleger und Chefredakteur),
9. Organisatorische Zwänge (z. B. Technik, Zeit, Platz). [100]
Die sich vor diesem Hintergrund stellende Frage, welche dieser Einflussfaktoren von Bedeutung sind, Wahlumfrageergebnisse zu Nachrichten werden zu lassen, soll im Folgenden betrachtet werden.
2.2.2 Der Nachrichtenwert von Umfragedaten
Hinsichtlich des Nachrichtenwertes von Umfragen stellt Hardmeier fest, „dass mit Befragungen vor allem mediale Ereignisse und Schlagzeilen kreiert werden. Weil Befragungen zahlreiche Nachrichtenfaktoren erfüllen können, zum Unterhaltungswert oder zur Erzeugung von Spannung beitragen und unabhängig von äußeren Ereignissen von den Medienschaffenden selbst einsetzbar sind, sind sie bei den Medien so beliebt.“ [101] Wahlumfragen gelten als besonders berichterstattenswert. Oder wie Paletz und Kollegen formulieren: „Polls are newsworthy: they are topical, relate directly to issues in the news, are up to the moment.“ [102]
Weil Wahlen als der bedeutendste Ausdruck öffentlicher Meinung gelten und unmittelbaren Einfluss auf das politische Geschehen haben, steht nach Crespi die Wahlberichterstattung an der Spitze der politischen Berichterstattung. [103] Die Möglichkeit, den Ausgang von Wahlen mittels Umfragedaten als aktuell geäußerte Wahlabsicht oder als Trendexploration voraussagen zu können, entspricht dem journalistischem Aktualitätskriterium: „News is what is happening now, or is about to happen, not was what happened last week – or even yesterday.“ [104] Laut Donsbach gelten Wahlumfrageergebnisse somit als eine Nachrichtenart, „die einen extrem hohen Informationswert besitzt: bereits Wochen vor einer Wahl zu wissen, wer der Sieger sein wird.“ [105]
Bis vor wenigen Jahren nahm bei repräsentativen Umfragen die Datenerhebung und deren Auswertung lange Zeit in Anspruch und kollidierte oftmals mit den journalistischen Aktualitätsanforderungen. Doch durch technische Weiterentwicklungen, wie etwa computergestützte Telefoninterviews (CATI), können Umfragen immer schneller durchgeführt werden. Mittlerweile ist es möglich, innerhalb weniger Stunden Befragungen zu aktuellen Themen vorzunehmen und deren Ergebnisse aufzubereiten. Wenngleich die Daten solcher over-night-polls oder anderer Blitzumfragen mit Vorsicht zu genießen sind. Sowohl Brettschneider als auch Donovitz weisen auf die Gefahr der Fehlinterpretation der Daten hin, da es sich lediglich um Momentaufnahmen und nicht um gefestigte, langfristige Meinungen der Befragten handelt. [106]
Die Berichterstattung über Wahlumfragen kann, je nach deren Ergebnis, auch die Kriterien Überraschung oder Konsonanz erfüllen. Überraschende Umfrageergebnisse können ebenso zur Nachricht werden wie eine Bestätigung der bisherigen Zahlen. Hinzu kann der Faktor Negativismus kommen, wenn sich etwa die Umfragewerte für eine Partei oder einen Kandidaten verschlechtern. Und dem Faktor Personalisierung kommen die Demoskopen mit dem Abfragen der Beliebtheit oder der Kompetenz einzelner Politiker in immer größerem Maße entgegen.
Wahlumfragen sind auch deshalb berichtenswert, weil viele Rezipienten ein Interesse an der Meinung ihrer Mitmenschen haben. Aus Isolationsfurcht beobachten sie ihre Umwelt, um das Meinungsklima abzuschätzen und mit der eigenen Meinung zu vergleichen. [107] Raupp beschreibt: „Zu den vornehmlichen Aufgaben der Medien gehört das ,reporting on the public mind', und Umfragen messen Meinungsverteilungen in der Bevölkerung, die gemeinhin als öffentliche Meinung interpretiert werden.“ [108] Durch die Veröffentlichung von Umfrageergebnissen wird es den Rezipienten also ermöglicht, sich über die Meinung anderer einen Überblick zu verschaffen oder die eigenen Ansichten mit denen anderer zu vergleichen.
Nach Donsbach/Weisbach haben Umfrageergebnisse „für die Medien aus verschiedenen Gründen einen hohen Nachrichtenwert: Sie sind konkret, lassen sich anschaulich darstellen und spitzen das Thema Wahlkampf auf ein einfaches Wettrennen (,horse race') zu.“ [109] Wahlumfragen werden also in vielfacher Hinsicht den journalistischen Selektionskriterien gerecht und es ist eine hohe Publikationswahrscheinlichkeit zu erwarten. Darüber hinaus wird sich der zur Verfügung stehende Platz bzw. die zur Verfügung stehende Sendezeit auf die Veröffentlichung von Umfragen auswirken. Donovitz schlussfolgert: „Stehen den Journalisten Wahlumfrageergebnisse erst einmal [...] zur Verfügung, ist ihrer Veröffentlichung nachrichtenfaktoriell gesehen sehr wahrscheinlich.“ Durch ökonomische Allianzen sei eine Veröffentlichung in vielen Fällen geradezu zwingend. [110]
2.2.3 Instrumentelle Aktualisierung von Umfrageergebnissen
Neben den objektiven und subjektiv zugewiesenen Ereigniseigenschaften und Nachrichtenmerkmalen können die subjektiven Wert- und Zielvorstellungen der Journalisten ein weiterer Einflussfaktor für die Auswahlentscheidung sein.
Kepplinger weist in seiner Theorie der instrumentellen Aktualisierung nach, dass gerade westdeutsche Journalisten unter bestimmten Umständen Informationen, die sie in ihren Veröffentlichungen verwenden, bewusst oder unbewusst gemäß ihrer eigenen Konfliktsicht auswählen. Bei politisch kontroversen Themen spielen Journalisten diejenigen Ereignisse hoch, die ihrer Konfliktsicht entsprechen, während sie konträre Ereignisse herunterspielen. Sie sprechen also solchen Informationen, die ihren Konfliktstand stützen, einen höheren Nachrichtenwert zu als Informationen, die ihrem persönlichen Standpunkt zuwiderlaufen. [111] Auch werden Quellen, wie etwa Expertenaussagen, häufig in Übereinstimmung mit der eigenen Meinung ausgewählt und zitiert. Hagen nennt diese Quellen „opportune Zeugen“. [112] Eine international vergleichende Studie von Nachrichtenjournalisten ergab, „dass der Zusammenhang zwischen eigener Meinung und Nachrichtenentscheidung bei deutschen Journalisten besonders ausgeprägt ist. [113]
[...]
* Von 1968 bis 2001 wurden die Abkürzungsbuchstaben der Freien Demokratischen Partei durch so genannte "werbliche Stopper", die Pünktchen, getrennt. Seit 2001 verzichtet die FDP auf das „Pünktchen-Logo“, weil die Punkte nicht im Internet verwendet werden konnten und dieses Medium bei künftigen Wahlkämpfen ein Schlüsselmedium sein soll. (Quelle: http://www.fdp-bundesverband.de/webcom/show_ article.php/_c-512/_nr-1/i.html, zugegriffen am 14.08.2007).
[1] Um der Kürze und Übersichtlichkeit Willen werden in dieser Arbeit nicht beide geschlechtsspezifischen Bezeichnungen verwendet. Ich bitte die Leserinnen, sich trotzdem stets angesprochen zu fühlen.
[2] Die Zeit: Wahlen nach Zahlen. In: Die Zeit 33/2005, S. 4.
[3] Vgl. Verzeichnis der untersuchten Artikel der Inhaltsanalyse im Anhang dieser Arbeit.
[4] Vgl. Spangenberg, Frits (Foundation for Information): The Freedom to Publish Opinion Polls. Report on a Worldwide Update. ESOMAR/WAPOR, Amsterdam, Lincoln 2003 und Donsbach, Wolfgang: Public Opinion Polls: Legal Regulation. In: The International Encyclopedia of Elections. Washington, D.C. 2000, S. 246 f.
[5] Süddeutsche Zeitung: Die mit dem Schepperle. In: Süddeutsche Zeitung vom 23.09.2005, S. 39.
[6] Frankfurter Allgemeine Zeitung: Demokratie dank Demoskopie: Mehrheit als Meinung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 26.9.2005, S. 37.
[7] Vgl. Kaase, Max: Politische Meinungsforschung in der Bundesrepublik Deutschland. In: Politi-sche Vierteljahresschrift 18 (1977), S. 471. (im Folgenden zit. als Kaase, Politische Meinungs-forschung, 1977).
[8] Vgl. Raupp, Juliana: Politische Meinungsforschung. Die Verwendung von Umfragen in der politischen Kommunikation. Konstanz 2007, S. 14 f. (im Folgenden zit. als Raupp, Politische Meinungsforschung, 2007). Solche Trendexplorationen werden auf der Grundlage der Momentaufnahmen unter Berücksichtigung weiterer Variablen vorgenommen. Diese Trendberechnungen sind jedoch im Unterschied zu den Ergebnissen über momentane Wählermeinungen sehr selten und stehen nur dem Auftraggeber (in der Regel den politischen Parteien) zur Verfügung. Oft werden diese Daten wissenschaftstheoretisch ungenau als „Wahlprognosen“ bezeichnet. Vgl. dazu Eberlein, Klaus D.: Möglichkeiten und Grenzen der Meinungsforschung. Kritische Betrachtungen zu Geschichte, Methoden und Interpretationsweisen. Berlin 2001, S. 85 ff. (im Folgenden zit. als Eberlein, Meinungsforschung, 2001).
[9] Raupp, Politische Meinungsforschung, 2007, S. 117.
[10] Gallus, Alexander und Lühe, Marion: Öffentliche Meinung und Demoskopie. Opladen 1998, S. 7 (im Folgenden zit . als Gallus/Lühe, Öffentliche Meinung, 1998).
[11] Ebd., S. 50 f.
[12] Ebd., S. 51 ff.
[13] Ebd., S. 56 ff.
[14] Ebd., S. 61 f.
[15] Rosenberger, Sieglinde K. und Seeber, Gilg: Kopf an Kopf. Meinungsforschung im Medienwahlkampf. Wien 2003, S. 36 f.
[16] Gallus, Alexander: Demoskopie in Zeiten des Wahlkampfs. „Wirkliche Macht“ oder „Faktor ohne politische Bedeutung“?. In: Aus Politik und Zeitgeschichte B 15-16 ( 2002), S. 29 (im Folgenden zit . als Gallus, Demoskopie, 2002).
[17] Kruke, Anja: Demoskopie in der Bundesrepublik Deutschland. Meinungsforschung, Parteien und Medien 1949 – 1990. Düsseldorf 2007, S. 33 (im Folgenden zit. als Kruke, Demoskopie, 2007).
[18] Noelle-Neumann, Elisabeth und Petersen, Thomas: Alle, nicht jeder. Einführung in die Methoden der Demoskopie. Berlin u. a. 2000, S. 209.
[19] Gallus/Lühe, Öffentliche Meinung, 1998, S. 64.
[20] Gallus, Demoskopie, 2002, S. 29.
[21] Kruke, Demoskopie, 2007, S. 31.
[22] Eberlein, Meinungsforschung, 2001, S. 70.
[23] Raupp, Politische Meinungsforschung, 2007, S. 118 f.
[24] Decker, Frank und Zadra, Dirk: Politische Meinungsforschung in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Bilanz nach 50 Jahren. In: Zeitschrift für Politikwissenschaft 11 (2001), S. 37 (im Folgenden zit. als Decker/Zadra, Politische Meinungsforschung, 2001).
[25] Ebd.
[26] Vgl. Kruke, Demoskopie, 2007, S. 44 ff., Raupp, Politische Meinungsforschung, 2007, S. 119 f. und Decker/Zadra, Politische Meinungsforschung, 2001, S. 37.
[27] Raupp, Politische Meinungsforschung, 2007, S. 125.
[28] Vgl. Decker/Zadra, Politische Meinungsforschung, 2001, S. 37 und Raupp, Politische Meinungsforschung, 2007, S. 129.
[29] ADM Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e. v.: Zahlen. Die Entwicklung der Marktforschung in Deutschland.
[30] Decker/Zadra, Politische Meinungsforschung, 2001, S. 38.
[31] Vgl. Kruke, Demoskopie, 2007, S. 198 ff. und Raupp, Politische Meinungsforschung, 2007,
S. 123 f.
[32] Infas Institut für angewandte Sozialwissenschaften GmbH: 25 Jahre Wahlberichterstattung für die ARD. Bonn-Bad Godesberg 1990, S. 5 ff. (im Folgenden zit. als Infas, 25 Jahre,1990).
[33] Vgl. Infas, 25 Jahre, 1990, S. 20 ff. und Decker/Zadra, Politische Meinungsforschung, 2001, S. 49.
[34] Context 8, 1991, zit. nach Gellner, Winand: Demoskopie, Politik, Medien. Anmerkungen zu einem problematischen Verhältnis. In: Jarren, Ottfried; Schatz, Heribert; Weßler, Hartmut (Hrsg.): Medien und politischer Prozeß. Politische Öffentlichkeit und massenmediale Politikvermittlung im Wandel. Opladen 1996, S. 175.
[35] Decker/Zadra, Politische Meinungsforschung, 2001, S. 41 und I nfas Institut für angewandte Sozialwissenschaften GmbH: ÜBER infas / GESCHICHTE. In: http://www.infas.de/.
[36] Vgl. I nfas Institut für angewandte Sozialwissenschaften GmbH: ÜBER infas / GESCHICHTE. In: http://www.infas.de/, Hunzinger, Moritz. In: http://www.hunzinger.de/home2/deutsch1.htm und Action Press Holding AG: Investor Relations. In: http://www.actionpressholdingag.de/site/
investor_relations/organigramme/ap_holding.pdf.
[37] Raupp, Politische Meinungsforschung, 2007, S. 132 und ADM Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e. v.: Jahresbericht 2005, S. 7.
[38] Raupp, Politische Meinungsforschung, 2007, S. 132.
[39] Decker/Zadra, Politische Meinungsforschung, 2001, S. 39.
[40] Raupp, Politische Meinungsforschung, 2007, S. 133.
[41] Decker/Zadra, Politische Meinungsforschung, 2001, S. 39.
[42] Noelle-Neumann, Elisabeth: Die Erinnerungen. München 2006, S. 151 (im Folgenden zit. als Noelle-Neumann, Erinnerungen, 2006).
[43] Ebd., S. 151 f.
[44] Stiftung Demoskopie Allensbach: Stiftungszweck. In: http://www.stiftung-demoskopie.de/.
[45] Lianos, Manuel: Wahlen nach Zahlen. Wo steht die Demoskopie? Eine Bestandsaufnahme. In: Politik & Kommunikation 7 (2003), S. 20 (im Folgenden zit. als Lianos, Wahlen nach Zahlen, 2003).
[46] Vgl. Eberlein, Meinungsforschung, 2001, S. 103 und Kruke, Demoskopie, 2007, S. 44.
[47] Emnid-Almanach, 1971, zit. nach Eberlein, Meinungsforschung, 2001, S. 102 f.
[48] Vgl. Eberlein, Meinungsforschung, 2001, S. 101.
[49] n-tv: Neues Meinungsmagazin. n-tv Zusammenarbeit mit Forsa. (Mitteilung vom 16.09.2004). In: http://www.n-tv.de/317046.html.
[50] Raupp, Politische Meinungsforschung, 2007, S. 132.
[51] TNS Infratest: 60 Jahre Marktforschung, Meinungsforschung, Marketingberatung. In: http://www.
tns-infratest.com/00_firma/00_003_Firmengeschichte.asp.
[52] TNS Emnid: Political & Social. In: http://www.tns-emnid.com/04_political-social/political-
social.asp.
[53] Lianos, Wahlen nach Zahlen, 2003, S. 20.
[54] Kruke, Demoskopie, 2007, S. 47.
[55] Eberlein, Meinungsforschung, 2001, S. 101 ff.
[56] Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analyse mbH: über forsa. In: http://www.
forsa.de/.
[57] Lianos, Wahlen nach Zahlen, 2003, S. 20.
[58] Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analyse mbH: methoden. OmniTel. In: http://www.forsa.de/.
[59] n-tv: n-tv forsa. In: http://www.n-tv.de/427.html.
[60] Der Spiegel: Zahlen aus der Hexenküche. In: Der Spiegel 32/2007, S. 37.
[61] Forschungsgruppe Wahlen: Unternehmen. Forschungsgruppe Wahlen e. V., In: http://www.for-schungsgruppe.de/Unternehmen/Forschungsgruppe_Wahlen_e.V./ (im Folgenden zit. als FGW, Unternehmen, FGW e. V.).
[62] Raupp, Politische Meinungsforschung, 2007, S. 129.
[63] Roth, Dieter: Empirische Wahlforschung. Ursprung, Theorien, Instrumente und Methoden. Opladen 1998, S. 170.
[64] FGW, Unternehmen, FGW e. V.
[65] Lianos, Wahlen nach Zahlen, 2003, S. 20.
[66] Forschungsgruppe Wahlen: Unternehmen. Partner. In: http://forschungsgruppe.de/ Unternehmen/Partner/.
[67] FGW, Unternehmen, FGW e. V.
[68] Vgl. Kruke, Demoskopie, 2007, S. 46f
[69] TNS Infratest: 60 Jahre Marktforschung, Meinungsforschung, Marketingberatung. In: http://www.tns-infratest.com/00_firma/00_003_Firmengeschichte.asp.
[70] Infratest dimap. Experten für die Wahl- und Politikforschung. In: http://www.infratest-dimap.de/?id=5.
[71] Ebd.
[72] Lianos, Wahlen nach Zahlen, 2003, S. 20.
[73] Infratest dimap. ARD-Deutschlandtrend August 2007. In: http://www.infratest-dimap.de/download/
dt0708.pdf (im folgenden zit. als Infratest dimap, Deutschlandtrend). Bei den sieben Tageszeitungen handelt es sich um Die Rheinpfalz, Die Welt, Frankfurter Rundschau, Kölner-Stadt-Anzeiger, Sächsische Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Thüringer Allgemeine.
[74] TNS Infratest Sozialforschung: Das Institut. In:http://www.tns-infratest-sofo.com/institut/
index.html.
[75] Raupp, Politische Meinungsforschung, 2007, S. 131.
[76] Ebd., S. 132.
[77] Noelle-Neumann, Erinnerungen, 2006, S. 301.
[78] Frankfurter Allgemeine Zeitung: Meinungs- und Marktforscher in der Kritik. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20.09.2005, S. 22.
[79] FAZ.NET: Gallup-Institut kritisiert deutsche Wahlforscher. In: FAZ.NET vom 20.9.2005, http://
www.faz.net/s/RubAC861D48C098406D9675C0E8CE355498/Doc~EDC5D3E7E46454D15BE
00F46E95E25A9F~ATpl~Ecommon~Scontent.html.
[80] Raupp, Politische Meinungsforschung, 2007, S. 133.
[81] Decker/Zadra, Politische Meinungsforschung, 2001, S. 39.
[82] Noelle-Neumann, Erinnerungen, 2006, S. 224.
[83] Decker/Zadra, Politische Meinungsforschung, 2001, S. 39.
[84] Der Spiegel: Der Merkel-Malus. In: Der Spiegel 6/2006, S. 67.
[85] Holtz-Bacha, Christina: Bundestagswahl 2005 – die Überraschungswahl. In: Holtz-Bacha, Christina (Hrsg.): Die Massenmedien im Wahlkampf. Die Bundestagswahl 2005. Wiesbaden 2006, S. 8 f.
[86] Der Spiegel: Der Merkel-Malus. In: Der Spiegel 6/2006, S. 67.
[87] tagesschau.de: Der junge Mann als blinder Fleck. Probleme bei der Meinungsforschung. In: http://www.tagesschau.de/inland/meldung97582.html.
[88] Frankovic, Kathleen A.: Public Opinion and Polling. In: Graber, Doris; McQuail Denis; Norris, Pippa (Hrsg.): The Politics of News. The News of Politics. Washington, D.C. 1998, S. 150 (im Folgenden zit. als Frankovic, Public Opinion and Polling, 1998).
[89] Kepplinger, Hans Matthias: Theorien der Nachrichtenauswahl als Theorien der Realität. In: Aus Politik und Zeitgeschichte B 15 (1989), S. 3 (im Folgenden zit. als Kepplinger, Theorien der Nachrichtenauswahl, 1989).
[90] Schulz, Winfried: Nachricht. In: Noelle-Neumann, Elisabeth; Schulz, Winfried; Wilke, Jürgen (Hrsg.): Publizistik. Massenkommunikation. Frankfurt am Main 2002, S. 353 f.
[91] White, David Manning: The „Gate Keeper“: A Case Study in the Selection of News. In: Journalism Quarterly 27 (1950), S. 383 ff.
[92] Vgl. Gieber, Walter: Across the Desk: A Study of 16 Telegraph Editors. In: Journalism Quarterly 33 (1956), S. 423 ff..
[93] Brettschneider, Frank: Wahlumfragen. Empirische Befunde zur Darstellung in den Medien und zum Einfluß auf das Wahlverhalten in der Bundesrepublik Deutschland und den USA. München 1991, S. 13 (im Folgenden zit. als Brettschneider, Wahlumfragen, 1991).
[94] Klein, Malcom W. und Maccoby Nathan: Newspaper Objectivity in the 1952 Campaign. In: Journalism Quarterly 31 (1954), S. 285 ff.
[95] Flegel , Ruth C. und Chaffee, Steven H.: Influence of Editors, Readers, and Personal Opinions on Reporters. In: Journalism Quarterly 48 (1971), S. 645 ff.
[96] Vgl. Lippmann, Walter: Public Opinion. New York 1922.
[97] Vgl. Östgaard, Einar: Factors Influencing the Flow of News. In: Journal of Peace Research 2 (1965), S. 39 ff.
[98] Vgl. Galtung, Johann und Ruge, Mari Holmboe: The Structure of Foreign News. The Presentation of the Congo, Cuba and Cybris Crisis in Four Foreign Newspapers. In Journal of Peace Research 2 (1965), S. 64 ff.
[99] Vgl. Kepplinger, Hans Matthias und Bastian, Rouwen: Der prognostische Gehalt der Nachrichtenwert-Theorie. In: Publizistik 45 (2000), S. 462 ff.
[100] Vgl. Kepplinger, Theorien der Nachrichtenauswahl, 1989, S. 6 f.
[101] Hardmeier, Sibylle: Meinungsumfragen im Journalismus: Nachrichtenwert, Präzision und Publikum. In: Medien & Kommunikationswissenschaft 48 (2000), S. 372.
[102] Paletz, David L. u. a.: Polls in the Media: Content, Credibility, and Consequences. In: Public Opinion Quarterly 44 (1980), S. 496 (Im Folgenden zit. als Paletz, Polls in the Media, 1980).
[103] Vgl. Crespi, Irving: Polls as Journalism. In: Public Opinion Quarterly 44 (1980), S. 462 ff.
[104] Ebd., S. 466.
[105] Donsbach, Wolfgang: Die Rolle der Demoskopie in der Wahlkampf-Kommunikation. Empirische und normative Aspekte der Hypothese über den Einfluß der Meinungsforschung auf die Wählermeinung. In: Zeitschrift für Politik 31 (1984), S. 388.
[106] Brettschneider, Wahlumfragen, 1991, S. 16 und Donovitz, Frank: Journalismus und Demoskopie. Wahlumfragen in den Medien. Berlin 1999, S. 50 (im Folgenden zit. als Donovitz, Journalismus und Demoskopie, 1999).
[107] Vgl. Noelle-Neumann, Elisabeth: Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung – unsere soziale Haut. 6. erweiterte Neuauflage, München 2001 (im Folgenden zit. als Noelle-Neumann, Schweigespirale, 2001).
[108] Raupp, Juliana: Information, Instrumentalisierung, Reflexion: Die widerspruchsvolle Verwendung von Umfragen in der Wahlberichterstattung. In: Holtz-Bacha, Christina (Hrsg.): Die Massenmedien im Wahlkampf. Die Bundestagswahl 2002. Wiesbaden 2003, S. 117.
[109] Donsbach, Wolfgang und Weisbach, Kerstin: Kampf um das Meinungsklima. Quellen und Inhalte der Aussagen über den möglichen Wahlausgang. In: Noelle-Neumann, Elisabeth; Donsbach, Wolfgang; Kepplinger, Hans Matthias und Mitarbeiter (Hrsg.): Wählerstimmungen in der Mediendemokratie. Analysen auf der Basis des Bundestagswahlkampfs 2002. Freiburg, München 2005, S. 108 (im Folgenden zit. als Donsbach/Weisbach, Kampf um das Meinungsklima, 2005).
[110] Donovitz, Journalismus und Demoskopie, 1999, S. 51.
[111] Kepplinger, Theorien der Nachrichtenauswahl, 1989, S. 11 ff. und Kepplinger, Hans Matthias: Instrumentelle Aktualisierung. Grundlagen einer Theorie publizistischer Konflikte. In: Kaase, Max und Schulz, Winfried (Hrsg.): Massenkommunikation. Theorien, Methoden, Befunde. Opladen 1989, S. 199 ff.
[112] Hagen, Lutz M.: Die opportunen Zeugen. Konstruktionsmechanismen von Bias in der Zeitungsberichterstattung über die Volkszählungsdiskussion. In: Publizistik 37 (1992), S. 444 ff.
[113] Donsbach, Wolfgang: Journalist. In: Noelle-Neumann, Elisabeth; Schulz, Winfried; Wilke, Jürgen (Hrsg.): Publizistik. Massenkommunikation. Frankfurt am Main 2002, S. 114 (im Folgenden zit. als Donsbach, Journalist, 2002).
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2007
- ISBN (eBook)
- 9783836608077
- DOI
- 10.3239/9783836608077
- Dateigröße
- 801 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität Hohenheim – Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Kommunikationswissenschaft
- Erscheinungsdatum
- 2008 (Januar)
- Note
- 1,7
- Schlagworte
- meinungsforschung wahlumfrage bundestagswahlen qualitätspresse meinungsforschungsinstitut
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