Die Rückkehr Chinas nach Afrika
Chinas aktuelles Engagement in Afrika aus entwicklungspolitischer Sicht
					
	
		©2007
		Diplomarbeit
		
			
				110 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
Lange Zeit im Westen kaum wahrgenommen, wurde 2006 eine breite internationale Öffentlichkeit auf ein Phänomen aufmerksam, das sich seit einigen Jahren in Afrika zeigt: Die in verschiedenen Erscheinungsformen auftretende, rasant wachsende Präsenz Chinas auf dem Kontinent. Internationale Fachmedien, Wirtschaftsmagazine, aber auch Nachrichtenagenturen und Tageszeitungen haben den wachsenden Einfluss Chinas in Afrika in jüngster Zeit als Thema entdeckt. Le Monde zählt die Kooperation zwischen China und Afrika zu den weltpolitisch bedeutendsten Entwicklungen des Jahres 20061. Der bekannte Globalisierungskritiker Walden Bello beschreibt in einem Essay (Bello 2007), dass beim im Jänner 2007 in Nairobi abgehaltenen siebenten Weltsozialforum nicht etwa die Situation im Irak, der Neoliberalismus oder HIV/Aids die am heißest diskutierten Themen waren, sondern das Engagement Chinas in Afrika. Zum 50-jährigen Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Afrika  1956 anerkannte Ägypten als erster afrikanischer Staat die Volksrepublik China  erreichen diese eine neue Intensität. Eindrücklich führte dies der im November 2006 in Beijing abgehaltene Gipfel des Forums für chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit vor Augen, zu dem Vertreter 48 afrikanischer Staaten, davon 41 Staatschefs, anreisten.
Je nach Blickwinkel sind die sichtbarsten Merkmale des verstärkten Engagements Chinas in Afrika die galoppierenden Außenhandelszahlen, die Treffen hoher chinesischer und afrikanischer Diplomaten, Regierungsbeamter und Staatschefs, die  zeitweise oder dauerhafte  Migration zehntausender Chinesen nach Afrika, oder die in jüngster Zeit entstandenen bzw. geplanten Großinfrastrukturprojekte wie der Bau von Häfen, Straßen und Öl-Pipelines. Einen besonders interessanten, weniger berücksichtigten Aspekt der Beziehungen zwischen China und Afrika bildet die öffentliche chinesische Entwicklungshilfe an afrikanische Staaten.
Von Kommentatoren des China-Booms oft fälschlich als neu geschaffenes Instrument im Zusammenhang mit Chinas Bedarf an Rohstoffen dargestellt, blickt sie auf eine Tradition zurück, die bis zu den Jahren vor der afrikanischen Unabhängigkeit reicht. Während die chinesische Entwicklungshilfe an Afrika nach den von Deng Xiaoping Ende der 1970er-Jahre eingeleiteten wirtschaftlichen Reformen und der damit einhergehenden Konzentration auf die eigene Entwicklung Chinas an Bedeutung verloren hatte, nahm sie nach 1989 wieder zu. […]
	Lange Zeit im Westen kaum wahrgenommen, wurde 2006 eine breite internationale Öffentlichkeit auf ein Phänomen aufmerksam, das sich seit einigen Jahren in Afrika zeigt: Die in verschiedenen Erscheinungsformen auftretende, rasant wachsende Präsenz Chinas auf dem Kontinent. Internationale Fachmedien, Wirtschaftsmagazine, aber auch Nachrichtenagenturen und Tageszeitungen haben den wachsenden Einfluss Chinas in Afrika in jüngster Zeit als Thema entdeckt. Le Monde zählt die Kooperation zwischen China und Afrika zu den weltpolitisch bedeutendsten Entwicklungen des Jahres 20061. Der bekannte Globalisierungskritiker Walden Bello beschreibt in einem Essay (Bello 2007), dass beim im Jänner 2007 in Nairobi abgehaltenen siebenten Weltsozialforum nicht etwa die Situation im Irak, der Neoliberalismus oder HIV/Aids die am heißest diskutierten Themen waren, sondern das Engagement Chinas in Afrika. Zum 50-jährigen Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Afrika  1956 anerkannte Ägypten als erster afrikanischer Staat die Volksrepublik China  erreichen diese eine neue Intensität. Eindrücklich führte dies der im November 2006 in Beijing abgehaltene Gipfel des Forums für chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit vor Augen, zu dem Vertreter 48 afrikanischer Staaten, davon 41 Staatschefs, anreisten.
Je nach Blickwinkel sind die sichtbarsten Merkmale des verstärkten Engagements Chinas in Afrika die galoppierenden Außenhandelszahlen, die Treffen hoher chinesischer und afrikanischer Diplomaten, Regierungsbeamter und Staatschefs, die  zeitweise oder dauerhafte  Migration zehntausender Chinesen nach Afrika, oder die in jüngster Zeit entstandenen bzw. geplanten Großinfrastrukturprojekte wie der Bau von Häfen, Straßen und Öl-Pipelines. Einen besonders interessanten, weniger berücksichtigten Aspekt der Beziehungen zwischen China und Afrika bildet die öffentliche chinesische Entwicklungshilfe an afrikanische Staaten.
Von Kommentatoren des China-Booms oft fälschlich als neu geschaffenes Instrument im Zusammenhang mit Chinas Bedarf an Rohstoffen dargestellt, blickt sie auf eine Tradition zurück, die bis zu den Jahren vor der afrikanischen Unabhängigkeit reicht. Während die chinesische Entwicklungshilfe an Afrika nach den von Deng Xiaoping Ende der 1970er-Jahre eingeleiteten wirtschaftlichen Reformen und der damit einhergehenden Konzentration auf die eigene Entwicklung Chinas an Bedeutung verloren hatte, nahm sie nach 1989 wieder zu. […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Harald Mayer 
Die Rückkehr Chinas nach Afrika 
Chinas aktuelles Engagement in Afrika aus entwicklungspolitischer Sicht 
ISBN: 978-3-8366-0630-1 
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008 
Zugl. Universität Wien, Wien, Österreich, Diplomarbeit, 2007 
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© Diplomica Verlag GmbH 
http://www.diplom.de, Hamburg 2008 
Printed in Germany
ii 
ABSTRACT 
Die Geschichte wirtschaftlicher und politischer Kooperation zwischen der Volksrepublik 
China und den Staaten Afrikas umfasst ein halbes Jahrhundert, in dem wechselnde Motive 
deren Art, Intensität und geographische Ausrichtung bestimmten. Von der Frühphase chi-
nesischer Unterstützung für die afrikanische Unabhängigkeit, über Beijings Umwerben afri-
kanischer Staaten mit dem Ziel der Anerkennung der Volksrepublik China in den Vereinten 
Nationen, bis hin zur vorwiegend ökonomisch geprägten Kooperation der vergangenen 
Jahre war und ist Entwicklungshilfe ein wichtiger Teilbereich der sino-afrikanischen Koope-
ration: Wichtig für Afrika als Alternative und/oder Ergänzung zur Entwicklungshilfe der 
westlichen Industriestaaten, wichtig für China als Instrument zur Durchsetzung politischer 
und wirtschaftlicher Interessen. Mit dem derzeit stattfindenden Boom der wirtschaftlichen 
Kooperation zwischen China und Afrika erreicht auch die Entwicklungshilfe Beijings an 
afrikanische Staaten einen neuen Höhepunkt. 
Diese Arbeit untersucht chinesische Entwicklungshilfe an Afrika, stellt sie westlichen Ge-
berkonzepten gegenüber, und diskutiert Chancen und Gefahren der jüngsten Welle chinesi-
schen Engagements in Afrika für den Kontinent. Dabei werden neben der Frage nach den 
ökonomischen und sozialen Folgen auch die Auswirkungen auf ,,good governance" in Afri-
ka und die Möglichkeit der Anwendung des chinesischen Entwicklungsmodells auf afrikani-
sche Staaten diskutiert. 
iii 
INHALTSVERZEICHNIS
Abstract 
ii 
Inhaltsverzeichnis iii 
Abkürzungsverzeichnis 1 
1  Einleitung 3 
2  Historischer Überblick 
6 
2.1  Die Ursprünge sino-afrikanischer Beziehungen 
6 
2.2  Sino-afrikanische Beziehungen nach 1949: Die Volksrepublik China und Afrika 
7 
2.2.1  Annäherung im Rahmen der Blockfreien-Bewegung und chinesische 
Unterstützung für afrikanische Unabhängigkeitsbewegungen 
8 
2.2.2  Afrikas Bedeutung im Konflikt zwischen der Volksrepublik China und 
Taiwan 11 
2.2.3  Die späten 1960er-Jahre: Rückschläge in Chinas Bemühen um Afrika 
12 
2.2.4  Aufleben der sino-afrikanischen Beziehungen nach der Hochphase der 
Kulturrevolution 13 
2.2.5  Maos Tod: Beginn einer neuen Ära 
14 
2.2.6  Tiananmen und die Folgen für die Beziehungen zwischen China und Afrika  15 
2.3  Die ersten vier Jahrzehnte chinesischer Entwicklungshilfe an Afrika 
16 
2.3.1  Die Anfänge: ,,The poor are helping the poor" 
17 
2.3.2  1960er-Jahre: Umwerben der neuen afrikanischen Staaten 
19 
2.3.3  Kulturrevolution: Kein Ende der Hilfe 
22 
2.3.4  1970-1978: Intensivierung chinesischer Entwicklungshilfe an Afrika 
24 
2.3.5  Reform der Entwicklungspolitik im Zuge der Orientierung auf die eigene 
Entwicklung 25 
2.3.6  Anstieg der Hilfe nach Tiananmen 
27 
3  Die Rückkehr Chinas nach Afrika 
28 
3.1  Handel 28 
3.1.1  Rüstungslieferungen 31 
3.2  Direktinvestitionen 32 
3.3  Diplomatie 34 
3.4  Peace-Keeping 35 
3.5  Migration 36 
iv 
3.6  Kulturaustausch und Tourismus 
38 
4  Die aktuelle Entwicklungshilfe Chinas an Afrika 
39 
4.1  Ausmaß 40 
4.2  Organisation und Abwicklung 
41 
4.2.1  Das China-Afrika-Kooperationsforum 
44 
4.2.2  China im weltweiten Aid-System 
45 
4.2.3  NGOs als Entwicklungshilfeträger 
48 
4.3  Chinesische Entwicklungshilfe nach Bereichen 
49 
4.3.1  Investitionsprojekte (Projekthilfe) 
49 
4.3.2  Programmhilfe 50 
4.3.3  Technische Hilfe 
51 
4.3.4  Humanitäre Hilfe und Katastrophenhilfe 
51 
4.3.5  Entschuldung 52 
4.4  Geographische Schwerpunkte 
53 
4.5  Motive 53 
5  China als Motor für ,,Bad Governance" in Afrika? 
56 
5.1  Das Beispiel Angola 
59 
5.2  Das Beispiel Sudan 
62 
5.3  Das Beispiel Simbabwe 
65 
5.4  Zusammenfassung 67 
6  Chinas Fokus auf Afrika: Im Interesse Afrikas? 
69 
6.1  Gesamtökonomische und politische Auswirkungen 
70 
6.2  Umweltfolgen 75 
6.3  Zusammenfassung 77 
7  China: Ein Entwicklungsmodell für Afrika? 
79 
7.1  China und Afrika: Wirtschaftliche Entwicklung im Vergleich 
79 
7.1.1  Chinas Weg zur Weltwirtschaftsmacht 
79 
7.1.2  Wirtschaftliche und soziale Entwicklung Afrikas nach der Unabhängigkeit 
83 
7.1.3  Unterschiede und Gemeinsamkeiten 
85 
7.2  Lernen von China? 
87 
8  Zusammenfassung und Ausblick 
90 
Literaturverzeichnis 95 
1 
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 
ADB 
African Development Bank (Afrikanische Entwicklungsbank) 
AU 
African Union (Afrikanische Union) 
DAC 
Development Assistance Committee (Entwicklungsausschuss der OECD) 
DAFC 
Department for Aid to Foreign Countries (Abteilung für Entwicklungshilfe 
im chinesischen Handelsministerium) 
FDI 
Foreign Direct Investment (Auslandsdirektinvestitionen) 
FOCAC 
Forum on China Africa Co-operation (China Afrika Kooperationsforum) 
HIPC 
Heavily Indebted Poor Countries (Gruppe der ärmsten Staaten, die Ziel ei-
ner von IMF und Weltbank initiierten Entschuldungsinitiative sind) 
IFIs 
Internationale Finanzinstitutionen 
IMF, IWF 
International Monetary Fund, Internationaler Währungsfonds 
LDCs 
Least developed countries 
MDGs 
Millennium Development Goals 
MFA 
Ministry of Foreign Affairs (Chinesisches Außenministerium) 
MOCA 
Ministry of Civil Affairs (Chinesisches Ministerium für zivile Angelegen-
heiten) 
MOFCOM 
Ministry of Commerce (Chinesisches Handelsministerium) 
NEPAD 
New Partnership for Africa's Development (Neue Partnerschaft für Afrikas 
Entwicklung) 
2 
NGO 
Non-governmental organization (Nichtregierungsorganisation) 
OCHA 
United Nations Office for the Coordination of Humanitarian Affairs (UN-
Koordinationsstelle für humanitäre Hilfe) 
ODA 
Official Development Aid (Offizielle Entwicklungshilfe) 
OECD 
Organisation for Economic Co-operation and Development (Organisation für 
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) 
SAPs 
Strukturanpassungsprogramme 
TCDC 
Technical Cooperation among Developing Countries (Im konkreten Fall: Spe-
zielles Programm der chinesischen Regierung zur Förderung von Süd-
Süd-Kooperation) 
UN 
United Nations (Vereinte Nationen) 
UNIDO 
United Nations Industrial Development Organization (Organisation der Ver-
einten Nationen für industrielle Entwicklung) 
UNDP 
United Nations Development Programme (Entwicklungsprogramm der Ver-
einten Nationen) 
WHO 
World Health Organisation (Weltgesundheitsorganisation) 
WFP 
World Food Program (Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen)
3 
1
EINLEITUNG 
Lange Zeit im Westen kaum wahrgenommen, wurde 2006 eine breite internationale Öffent-
lichkeit auf ein Phänomen aufmerksam, das sich seit einigen Jahren in Afrika zeigt: Die in 
verschiedenen Erscheinungsformen auftretende, rasant wachsende Präsenz Chinas auf dem 
Kontinent. Internationale Fachmedien, Wirtschaftsmagazine, aber auch Nachrichtenagentu-
ren und Tageszeitungen haben den wachsenden Einfluss Chinas in Afrika in jüngster Zeit 
als Thema entdeckt. Le Monde zählt die Kooperation zwischen China und Afrika zu den 
weltpolitisch bedeutendsten Entwicklungen des Jahres 2006
1
. Der bekannte Globalisie-
rungskritiker Walden Bello beschreibt in einem Essay (Bello 2007), dass beim im Jänner 
2007 in Nairobi abgehaltenen siebenten Weltsozialforum nicht etwa die Situation im Irak, 
der Neoliberalismus oder HIV/Aids die am heißest diskutierten Themen waren, sondern 
das Engagement Chinas in Afrika. Zum 50-jährigen Jubiläum der diplomatischen Beziehun-
gen zwischen China und Afrika  1956 anerkannte Ägypten als erster afrikanischer Staat die 
Volksrepublik China  erreichen diese eine neue Intensität. Eindrücklich führte dies der im 
November 2006 in Beijing abgehaltene Gipfel des Forums für chinesisch-afrikanische Zu-
sammenarbeit vor Augen, zu dem Vertreter 48 afrikanischer Staaten, davon 41 Staatschefs, 
anreisten.  
Je nach Blickwinkel sind die sichtbarsten Merkmale des verstärkten Engagements Chinas in 
Afrika die galoppierenden Außenhandelszahlen, die Treffen hoher chinesischer und afrika-
nischer Diplomaten, Regierungsbeamter und Staatschefs, die  zeitweise oder dauerhafte  
Migration zehntausender Chinesen nach Afrika, oder die in jüngster Zeit entstandenen bzw. 
geplanten Großinfrastrukturprojekte wie der Bau von Häfen, Straßen und Öl-Pipelines.  
Einen besonders interessanten, weniger berücksichtigten Aspekt der Beziehungen zwischen 
China und Afrika bildet die öffentliche chinesische Entwicklungshilfe an afrikanische Staa-
ten. Von Kommentatoren des ,,China-Booms" oft fälschlich als neu geschaffenes Instru-
ment im Zusammenhang mit Chinas Bedarf an Rohstoffen dargestellt, blickt sie auf eine 
1
 ,,Une nouvelle donne", Le Monde, 30.12.2006 
4 
Tradition zurück, die bis zu den Jahren vor der afrikanischen Unabhängigkeit reicht. Wäh-
rend die chinesische Entwicklungshilfe an Afrika nach den von Deng Xiaoping Ende der 
1970er-Jahre eingeleiteten wirtschaftlichen Reformen und der damit einhergehenden Kon-
zentration auf die eigene Entwicklung Chinas an Bedeutung verloren hatte, nahm sie nach 
1989 wieder zu. Mit großzügigen Krediten und Schuldenerlässen sowie einer strikten Politik 
der Nicht-Einmischung in Angelegenheiten der Empfängerstaaten tritt chinesische Ent-
wicklungshilfe heute in vielen afrikanischen Staaten in Konkurrenz zu der meist an Kondi-
tionen geknüpften Entwicklungshilfe der OECD-Staaten und birgt das Potential, das inter-
nationale Aid-System nachhaltig zu verändern. 
Ziel der vorliegenden Diplomarbeit ist es, einen Beitrag zum Verständnis Chinas als zu-
nehmend wichtigen Akteur der internationalen Entwicklungszusammenarbeit zu leisten. 
Nicht nur auf Seiten der direkt von chinesischer Entwicklungshilfe betroffenen Empfänger-
staaten, auch seitens anderer Geberstaaten besteht die Notwendigkeit einer Auseinanderset-
zung mit Chinas wachsendem Engagement in Afrika. In der aktuellen Diskussion um Har-
monisierung und Kohärenz der Entwicklungshilfe verschiedener Geberstaaten wird kein 
Weg an China vorbei führen, das keinen Zweifel daran lässt, in Zukunft auch im Bereich 
der Entwicklungshilfe eine wichtigere Rolle zu spielen, und dies durch Ankündigungen wie 
jene, die Entwicklungshilfeleistungen an Afrika bis zum Jahr 2009 zu verdoppeln, unter-
streicht. 
Nach einem historischen Überblick über die sino-afrikanischen Beziehungen und die Ge-
schichte chinesischer Entwicklungshilfe an Afrika wird der Status quo der chinesischen 
Entwicklungspolitik gegenüber Afrika erhoben. Welche Konzepte liegen ihr zugrunde, wie 
ist sie organisiert, worin liegt ihre Motivation, und was sind ihre Konsequenzen für Afrika, 
lauten die in dieser Diplomarbeit behandelten Fragestellungen. 
Eine besondere Herausforderung bei der Arbeit zu chinesischer Entwicklungshilfe stellt der 
Mangel an relevanten statistischen Daten sowie der mangelnde Zugang zu entwicklungspo-
litischen Planungs- und Positionspapieren der chinesischen Regierung dar. Im Gegensatz zu 
den im Development Assistance Committee (DAC) der OECD organisierten Industriestaa-
ten, die jährlich Entwicklungspläne sowie genaue Aufstellungen ihrer Entwicklungshilfeleis-
5 
tungen veröffentlichen und diese in einem Peer-Review-Verfahren einer gegenseitigen Ü-
berprüfung unterziehen, veröffentlicht die chinesische Regierung keine nach transparenten 
Kriterien erhobenen Zahlen zu ihrer Entwicklungshilfe und beschränkt sich auf vereinzelte 
Meldungen über Hilfszusagen, aus denen nur annähernde Annahmen zu Gesamthöhe und 
Art der Leistungen abgeleitet werden können. Erschwert wird die Quantifizierung der Ent-
wicklungshilfe Chinas außerdem durch eine Vermischung von konzessionellen Krediten 
und solchen, die zu Marktkonditionen an Entwicklungsländer vergeben werden. Dieser 
Vermischung liegt ein fundamental anderes Verständnis von Entwicklungshilfe zugrunde 
als jenes der ,,traditionellen" Geberstaaten aus dem Kreise der OECD-Länder. Während 
hier zumindest vorgeblich Entwicklungshilfe und wirtschaftliche Kooperation mit Entwick-
lungsländern voneinander getrennt werden, macht China kein Geheimnis daraus, diese bei-
den Bereiche zu vermischen und Entwicklungshilfe, die meist als ,,Süd-Süd-Kooperation" 
bezeichnet wird, als Teil seiner Wirtschaftspolitik zu verstehen. Obwohl eine umfassende 
Beschreibung chinesischer Entwicklungshilfe nach ,,westlichem" Verständnis aus diesen 
Gründen nur schwer möglich ist, dient dieser Arbeit in Ermangelung anderer theoretischer 
Konzepte die Definition von Official Development Aid (ODA) der OECD als Referenzrah-
men, anhand dessen die entwicklungspolitischen Beziehungen Chinas zu afrikanischen Staa-
ten analysiert werden. Die Annäherung an das Wesen chinesischer Entwicklungshilfe erfolgt 
in dieser Arbeit vielfach über exemplarische Beispiele.  
6 
2
HISTORISCHER ÜBERBLICK 
2.1
Die Ursprünge sino-afrikanischer Beziehungen 
Wann genau die ersten Kontakte zwischen China und Afrika stattfanden, ist nicht mit Si-
cherheit feststellbar. Bereits das Kaiserreich China unter der Han Dynastie (202 v. Chr. bis 
220 n. Chr.) unterhielt  wenn auch nur indirekte, über indische und arabische Schiffe 
durchgeführte  Handelsbeziehungen mit den im nordöstlichen Afrika gelegenen Reichen 
Kush und Axum. Erste Zeugnisse einer Begegnung Chinas mit Afrika auf afrikanischem 
Boden datieren aus dem achten Jahrhundert nach Christus. So wurden beispielsweise in 
Ostafrika chinesische Münzen und chinesisches Porzellan aus dem 9. bis 14. Jahrhundert 
entdeckt. Zahlreiche Funde von afrikanischen Produkten des zehnten und elften Jahrhun-
derts in China legen ebenfalls Zeugnis von frühen Kontakten zwischen China und Afrika 
ab
2
.  
Einen besonderen Platz in der Geschichte der sino-afrikanischen Beziehungen nimmt der 
chinesische Seefahrer Zheng He ein, der im 15. Jahrhundert im Auftrag der in China herr-
schenden Ming-Dynastie mehrere Entdeckungsfahrten nach Afrika unternahm. 1418 er-
reichte der muslimische General mit seiner Flotte zum ersten Mal Afrika im Bereich des 
heutigen Somalia und war damit einige Jahrzehnte vor dem portugiesischen ,,Entdecker" 
Vasco da Gama an der afrikanischen Küste des indischen Ozeans an Land gegangen. Gerne 
wird im Zuge von sino-afrikanischen Zusammentreffen  sei es in Form von Freund-
schaftsbekundungen bei Wirtschaftsgipfeln oder der politischen Agitation Chinas gegen 
Imperialismus und Kolonialismus in Afrika in den 1960er-Jahren  darauf verwiesen, dass 
es im Gegensatz zu den später folgenden Europäern nicht ökonomische Interessen waren, 
die Zheng He nach Afrika führten, sondern ein ,,freundlicher Austausch" (Qin 2006) auf 
diplomatischer wie auf Handels-Ebene. Dieser frühe Kontakt sei der Anfang einer langen 
Tradition chinesisch-afrikanischer Freundschaft gewesen, die in der aktuellen Kooperation, 
2
 Für eine detaillierte Ausführung über die frühen Kontakte zwischen China und Afrika siehe Snow 1988 
7 
so der häufig von chinesischen Diplomaten und Politikern getroffene Vergleich, ihre Fort-
setzung finde.  
Nach sieben Exkursionen Zheng Hes zwischen 1418 und 1433 stellte die chinesische Ad-
ministration abrupt alle Aktivitäten im Indischen Ozean ein. Es wurde nicht weiter als sinn-
voll erachtet, die kostspieligen Expeditionen nach Afrika zu finanzieren, die durch den Wert 
der zurückgebrachten Güter nicht gerechtfertigt waren. Als Reaktion auf die Bedrohung der 
chinesischen Grenzen durch die Mongolen beschränkte sich der Fokus der Außenpolitik 
Chinas nun auf den ostasiatischen Raum. Eine Politik der Innengewandtheit sollte Chinas 
Rolle in der Welt bis zur gewaltsamen Öffnung durch ausländische Mächte in den Opium-
kriegen 400 Jahre später bestimmen. Mit Ausnahme chinesischer Arbeiter, die im 18. und 
19. Jahrhundert im südlichen Afrika sowie auf Madagaskar von der jeweiligen Kolonialver-
waltung für Berg-, Straßen- und Bauarbeiten eingesetzt wurden (Jäger 1994:28), folgte auf 
Zheng Hes Reisen eine lange Unterbrechung der sino-afrikanischen Kontakte. Während die 
portugiesischen Flotten unter der Führung Vasco da Gamas auf ihrem Weg nach Indien 
Ende des 15. Jahrhunderts erstmals vor Mosambik ankerten und in den folgenden Jahren 
durch die Errichtung von Handelsstützpunkten entlang der Küste die schrittweise Kolonia-
lisierung Afrikas durch europäische Mächte einleiteten, sollten die bilateralen Beziehungen 
zwischen China und Afrika erst über 500 Jahre nach Zheng Hes Reisen in den 1950er-
Jahren eine Fortsetzung finden. 
2.2
Sino-afrikanische Beziehungen nach 1949: Die Volksrepublik Chi-
na und Afrika 
In den ersten Jahren nach Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 nahm Afrika 
eine unbedeutende Stellung in der chinesischen Außenpolitik ein. Die kommunistische Re-
gierung in Beijing wurde ab ihrer Machtübernahme und verstärkt nach dem Korea-Krieg - 
ausgehend von den USA - international isoliert, ihre diplomatischen Kontakte beschränkten 
sich auf die Sowjetunion und die Staaten des Ostblocks. Obwohl es seitens der regierenden 
Kommunistischen Partei Chinas bereits rhetorische Attacken gegen den internationalen 
Imperialismus und damit auch gegen den Kolonialismus europäischer Mächte in Afrika gab, 
war Afrika, das keine direkte strategische Bedeutung für China hatte und auch auf diploma-
8 
tischer Ebene von geringer Relevanz für die Volksrepublik war (der größte Teil des Konti-
nents befand sich unter kolonialer Herrschaft), bis Mitte der 1950er-Jahre nicht im Fokus 
der auf sicherheitspolitische Interessen ausgerichteten chinesischen Außenpolitik. Dies soll-
te sich ab dem Jahr 1955 jedoch langsam ändern: Im Zuge der Bandung-Konferenz, eines 
auf Initiative des indischen Präsidenten Nehru zustande gekommenen Treffens unabhängi-
ger afrikanischer und asiatischer Staaten, fand die erste diplomatische Kontaktaufnahme des 
chinesischen Premierministers Zhou Enlai mit einem afrikanischen Staatschef, dem ägypti-
schen Präsidenten Gamal Abdel Nasser, statt.  
2.2.1
Annäherung im Rahmen der Blockfreien-Bewegung und chinesische Unter-
stützung für afrikanische Unabhängigkeitsbewegungen 
Am 18. April 1955 versammelten sich Vertreter 23 asiatischer  darunter China  und sechs 
afrikanischer Staaten
3
 in der Stadt Bandung auf der indonesischen Insel Java zu einer Kon-
ferenz, um unabhängig von den (ehemaligen) Kolonialmächten und den Großmächten USA 
und Sowjetunion einen eigenen politischen Weg zu formulieren. In der Konferenz wurden 
erstmals gemeinsame Forderungen von Entwicklungsländern, viele davon erst seit kurzem 
unabhängig, gegenüber den ehemaligen Kolonialmächten laut. Der durch Bandung eingelei-
tete Süd-Süd-Dialog stellte auch den Ausgangspunkt für die Intensivierung der Beziehungen 
zwischen China und Afrika dar.  
Mit dem in Folge von Bandung begonnenen Prozess der Entstehung der Blockfreien-
Bewegung, einem losen Zusammenschluss von Staaten, die weder dem einen noch dem an-
deren der sich im Kalten Krieg gegenüberstehenden Machtblöcke angehörten, wurde der 
chinesischen Führung das Potential der Entwicklungsländer als Verbündeten zur Durchset-
zung von politischen und ideologischen Zielen bewusst. Ein verstärktes Interesse Chinas an 
der ,,Dritten Welt" und speziell an Afrika setzte ein, was sich in den folgenden Jahren in 
zahlreichen Staatsbesuchen chinesischer Politiker in Afrika bemerkbar machte. Der Auftakt 
für die diplomatische Offensive Chinas fand in Nordafrika und am Horn von Afrika statt: 
1956 reisten zum ersten Mal seit Zheng He offizielle chinesische Delegationen nach Afrika 
3
 Ägypten, Sudan, Äthiopien, Liberia, Libyen und Goldküste (heute: Ghana) 
9 
und besuchten dort Ägypten, Sudan, Marokko, Tunesien und Äthiopien. Ägypten, das sich 
zu diesem Zeitpunkt in dem als Suez-Krise bezeichneten Konflikt mit einer Allianz aus 
Großbritannien, Frankreich und Israel um die Kontrolle über den strategisch bedeutsamen 
Suez-Kanal befand, erkannte im selben Jahr als erster afrikanischer Staat die Volksrepublik 
China offiziell an.  
Die Hinwendung Chinas zu Afrika lag jedoch nicht ausschließlich im eigenstaatlichen Inte-
resse der Stärkung des internationalen Gewichts begründet. Vielmehr war sie wesentlich 
beeinflusst von dem aus der eigenen Erfahrung der Unterwerfung durch fremde Mächte  
die demütigenden ,,Ungleichen Verträge" mit Großbritannien, Frankreich, den USA und 
Russland in Folge der verlorenen Opiumkriege, aber auch die Invasion Japans zwischen 
1938 und 1940 waren tief im chinesischen Bewusstsein verankert  als moralische Ver-
pflichtung empfundenen Ziel, unterdrückte Völker bei deren Kampf gegen die imperialisti-
sche Beherrschung zu unterstützen. So verkündete Mao Tse-tung auf dem achten Kongress 
der Kommunistischen Partei Chinas im September 1956: 
,,We must give active support to the National Independence and Liberation 
Movements in Asia, Africa and Latin America, as well as to the Peace Move-
ment and righteous struggle in all countries throughout the world." (zitiert nach 
Ogunsanwo 1974:13) 
Als sich in Kenia, Algerien und Kamerun in den 1950er-Jahren gewaltsamer Widerstand 
gegen die europäischen Kolonialmächte geregt hatte, war die Begeisterung in Chinas Füh-
rungsriege groß gewesen. Parallelen zum eigenen Unabhängigkeitskampf, dem Boxerauf-
stand Anfang des 20. Jahrhunderts, wurden gezogen, und das kommunistische China emp-
fand es als Verpflichtung, die eigenen Erfahrungen des Widerstandes gegen fremde Herr-
schaft mit den Völkern Afrikas zu teilen. Auf der anderen Seite wuchs in Afrika das Interes-
se an China, das mit seiner Geschichte des vollständigen Bruchs mit dem Westen ein faszi-
nierendes Beispiel für die Erlangung der Unabhängigkeit aus eigener Kraft bot. Marxistische 
und antikoloniale Literatur verbreitete sich unter afrikanischen Studenten, und für viele im 
Kampf um die Unabhängigkeit engagierte Afrikaner wurde China zum Vorbild. So berichtet 
der Historiker Philip Snow (1988:72) von einem Anführer des Mau-Mau-Aufstandes in Ke-
10 
nia, der sich in Anlehnung an Chinas Widerstand gegen ausländische Mächte den nom de 
guerre ,,General China" gab, sowie von den Reisen zahlreicher afrikanischer politischer Akti-
visten nach China mit dem Ziel, dort über den chinesischen Unabhängigkeitskampf und 
den chinesischen Kommunismus zu lernen. 
Der in Bandung begonnene Prozess der afroasiatischen Kooperation bot den Rahmen, der 
verbalen Unterstützung für afrikanische Unabhängigkeitsbewegungen auch Taten folgen zu 
lassen. Von Ende 1957 bis zum 1. Jänner 1958 wurde die ,,Afro-Asian People's Solidarity 
Conference" in Kairo abgehalten, an der auch China teilnahm. Ein ständiges Sekretariat der 
Organisation wurde in Kairo eingerichtet und ermöglichte China, direkten Kontakt zu radi-
kalen und revolutionären Gruppen in Afrika aufzunehmen (Nielsen 1969:222). Ein reger 
Austausch zwischen China und im Unabhängigkeitskampf aktiven afrikanischen Gruppen 
etablierte sich: Zwischen 1958 und 1959 besuchten Delegationen aus 27 afrikanischen Län-
dern (Staaten und abhängige Gebiete) China (Ogunsanwo 1974:35), um dort um Unterstüt-
zung zu werben. China empfing die afrikanischen Delegationen mit allen Ehren, die höchs-
ten chinesischen Staatsmänner trafen persönlich mit jungen afrikanischen politischen Akti-
visten zusammen (Snow 1988:73).  
Als Folge dieser Treffen leistete China konkrete militärische Unterstützung für Unabhän-
gigkeitsbewegungen in verschiedenen Teilen Afrikas, in Form von Waffen, Uniformen, 
Nahrungsmitteln und Medizin. Zu den von China unterstützten Gruppen zählten die FLN 
in Algerien, PAIGC in Kap Verde und Guinea Bissau, UPC in Kamerun, die SWAPO in 
Namibia und der ANC in Südafrika (vgl. Snow 1988:78). Einen wichtigen Teil der militäri-
schen Unterstützung nahmen militärische Schulungen ein, die in der Militärakademie in 
Nanking, aber auch in eigenen Trainingslagern beispielsweise in Ghana und Tansania statt-
fanden. Später in den 1970er-Jahren sollte die Weiterführung dieser militärischen Unterstüt-
zung in den Stellvertreterkriegen in Angola und Mosambik, in denen sich die Sowjetunion 
und China Einflusszonen in der dritten Welt zu sichern versuchten, zu einem dunklen Ka-
pitel des chinesischen Engagements in Afrika werden. 
Neben Nordafrika galt das besondere Interesse Chinas zunächst dem westlichen Teil des 
Kontinents, wo Guinea und Ghana in den späten 1950er-Jahren die Unabhängigkeit erlangt 
11 
und einen sozialistischen Weg eingeschlagen hatten. Entgegen den Erwartungen Chinas er-
folgte der Übergang zur Unabhängigkeit in diesen beiden Ländern wie auch in den meisten 
anderen afrikanischen Staaten in den folgenden Jahren jedoch nicht durch eine bewaffnete 
Rebellion, sondern friedlich. Im Gegensatz zu dem von China propagierten totalen Bruch 
mit den ehemaligen Kolonialmächten blieb europäischer Einfluss auch nach der Unabhän-
gigkeit, die ein großer Teil Afrikas 1960 und in den darauf folgenden Jahren erlangte, am 
ganzen Kontinent erhalten. Die Staatschefs vieler junger afrikanischer Staaten, wie zum Bei-
spiel Ghanas Kwame Nkrumah, Guineas Sékou Touré oder Tanganjikas Julius Nyerere, wa-
ren zwar kritisch gegenüber dem Westen und standen China sehr positiv gegenüber. Sie wa-
ren jedoch nicht bereit, das von der jeweiligen Kolonialmacht geerbte politische System, wie 
von Mao erhofft, durch ein rigides kommunistisches nach dem Vorbild der Volksrepublik 
China zu ersetzen. 
2.2.2
Afrikas Bedeutung im Konflikt zwischen der Volksrepublik China und Taiwan 
Mit der fortschreitenden Unabhängigkeit Afrikas  1960 gab es 27 unabhängige afrikanische 
Staaten, 1963 machten afrikanische Staaten fast ein Drittel der UN-Mitgliedsstaaten aus  
gewann neben Ideologie und Solidarität ein neuer Faktor zunehmend an Gewicht, der Afri-
kas Bedeutung für China stärkte. Jedes Jahr wurde in der UNO über den Sitz Chinas, der zu 
diesem Zeitpunkt von der verfeindeten Regierung der Republik China (Taiwan) besetzt war, 
abgestimmt, und das Stimmgewicht der afrikanischen Staaten war dabei mit von entschei-
dender Bedeutung. Um an Stelle Taiwans die Vertretung Chinas in den Vereinten Nationen 
zu erlangen, galt es für die Volksrepublik, die Unterstützung einer Mehrheit der UN-
Mitgliedsstaaten zu gewinnen, die nach den Statuten über je eine gleichwertige Stimme in 
der Hauptversammlung verfügten. 1961 erkannten 8 von 29 afrikanischen Staaten die 
Volksrepublik China an, zwei Jahre später stimmten bei der jährlichen Abstimmung in der 
UN-Hauptversammlung 14 afrikanische Staaten für die Volksrepublik China und 17 für 
Taiwan. Der kommunistischen Führung in Beijing war klar, dass Afrika mit seiner großen 
Anzahl von Staaten, viele davon im Gegensatz zu den Ländern Asiens ohne Verbindung zu 
Taipei, eine entscheidende Rolle auf dem Weg zu dem Ziel, Taiwan als Vertreter Chinas zu 
ersetzen, spielen würde. Aber auch die Regierung Taiwans wusste um die Bedeutung Afri-
12 
kas in der Entscheidung um die internationale Anerkennung, und so begann ein regelrechter 
Wettlauf um die Gunst der neuen afrikanischen Staaten. 
Vor diesem Hintergrund setzte sich die Annäherung Chinas an Afrika bei dem 1961 in Bel-
grad stattfindenden Gründungsgipfel der Blockfreien-Bewegung fort (Gaye 2006:64). Um 
die hohe Priorität zu unterstreichen, die China Afrika in seiner Außenpolitik einräumte, reis-
te Premierminister Zhou Enlai zwischen 1963 und 1965 drei Mal nach Afrika und besuchte 
unter anderem Ägypten, Algerien, Äthiopien, Marokko, Ghana, Guinea, Mali, Somalia und 
den Sudan. In dieser diplomatischen Offensive, die gleichzeitig die erste Serie von Besuchen 
eines chinesischen Staatsoberhauptes außerhalb Osteuropas seit Gründung der Volksrepu-
blik war und zeitlich mit dem endgültigen Bruch Chinas mit der Sowjetunion zusammenfiel, 
predigte Zhou Enlai den Kampf gegen imperialistische Kontrolle und kolonialen Einfluss. 
,,Afrika ist reif für die Revolution" (zitiert nach Nielsen 1969:225), verkündete der chinesi-
sche Premierminister bei seinem Staatsbesuch in Somalia, und China präsentierte sich mit 
Verweis auf die lange Tradition friedlicher Beziehungen als Partner und Verbündeter im 
revolutionären Kampf. Diese Idee einer Partnerschaft auf gleicher Ebene unterstrich Zhou 
Enlai durch sein Auftreten gegenüber afrikanischen Politikern, denen er mehr Respekt, 
Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegenbrachte, als diese beispielsweise von Seiten 
europäischer Politiker erfuhren (vgl. Snow 1988). Mit Hilfe der neu entstandenen unabhän-
gigen Staaten Afrikas strebte China eine Führungsposition innerhalb der Dritten Welt und 
damit den Weg aus der internationalen politischen Isolation an. Afrika sollte mit Hilfe Chi-
nas, so die Vision Maos, den Imperialismus besiegen und die Weltrevolution vorantreiben. 
2.2.3
Die späten 1960er-Jahre: Rückschläge in Chinas Bemühen um Afrika 
Chinas Engagement in Afrika stieß jedoch nicht überall auf offene Türen. Nicht alle der 
neuen afrikanischen Staaten waren für Chinas von einer anti-westlichen Rhetorik begleitete 
diplomatische Offensive zugänglich. Konservative Staatschefs wie Philibert Tsiranana in 
Madagaskar und Maurice Yaméogo in Obervolta (heute: Burkina Faso) lehnten den chinesi-
schen Kommunismus vollkommen ab. Die diplomatische Anerkennung des algerischen Re-
gimes, das 1965 in einem Militärputsch den populären Präsidenten Ben Bella abgesetzt hat-
te, durch China löste Verstimmung auch bei China zunächst positiv gegenüberstehenden 
13 
afrikanischen Staatschefs aus. Zunehmend fühlten sich afrikanische Regierungen durch die 
Unterstützung Chinas für revolutionäre Gruppen in ihrer eigenen Macht bedroht. Burundi, 
die Zentralafrikanische Republik und Dahomey (Benin) brachen die diplomatischen Bezie-
hungen zu China ab, und der Sturz der pro-chinesischen Regimes in Ghana 1966 und in 
Mali 1968 bedeutete einen weiteren Rückschlag für Chinas Afrika-Politik. Ein weiterer 
Schlag für Chinas diplomatische Bemühungen um die Gunst der Dritten Welt war das 
Nicht-Zustandekommen der geplanten Bandung-Folgekonferenz in Algier, in deren Vor-
feld sich China und die Sowjetunion ein regelrechtes Rennen um die Unterstützung seitens 
der afro-asiatischen Staaten geliefert hatten (Copper 1976:118).  
Die 1966 beginnende Kulturrevolution führte neben dramatischen internen Umwälzungen 
auch zu einer Veränderung der chinesischen Außenpolitik, was auch Einfluss auf die Bezie-
hungen zu Afrika hatte. Die Beziehungen zu anderen Ländern wurden im Zuge einer Politik 
der Ausrichtung nach innen stark eingeschränkt, aus Afrika wurden alle Botschafter mit 
Ausnahme des in Kairo stationierten zurückberufen. Die radikalen internen Maßnahmen 
der ersten Jahre der Kulturrevolution und die militante Haltung Chinas führten zu einem 
weiteren Sympathieverlust Chinas in Afrika (Yu 1988:853). Das bis zum Sturz Nkrumahs im 
Jahr 1966 China treu verbundene Ghana stellte beispielsweise die Beziehungen zu China in 
Folge der Ereignisse der Kulturrevolution gänzlich ein (ebda.). Dennoch bedeutete die Kul-
turrevolution keine vollständige Abkehr Chinas von Afrika (vgl. Kapitel 2.3.3, ,,Kulturrevo-
lution: Kein Ende der Hilfe").  
2.2.4
Aufleben der sino-afrikanischen Beziehungen nach der Hochphase der Kultur-
revolution 
Mit Anfang der 1970er-Jahre erlebten die sino-afrikanischen Beziehungen einen neuen Auf-
schwung. Nach einer Phase selbstgewählter weitgehender Isolation während der Kulturre-
volution bemühte sich China wieder zunehmend darum, anerkanntes Mitglied der internati-
onalen Staatengemeinschaft zu werden. Die Volksrepublik wandte sich der internationalen 
Bühne, verstärkt auch wieder Afrika, zu. Zwischen 1970 und 1975 wurden 16 afrikanische 
Staatschefs in China empfangen. Der spätere Staatschef Deng Xiaoping suchte unter den 
Entwicklungsländern Unterstützung für seine ,,Theorie der drei Welten", nach der die Drit-
14 
te (Entwicklungsländer) unterstützt durch die Zweite (Kanada, Europa, Japan, Ozeanien) 
Welt dem Hegemonieanspruch der Ersten Welt (USA und Sowjetunion) entgegentreten 
müsse. Dabei wurde gegenüber den frühen 1960ern ein Wechsel in der Rhetorik deutlich. 
Der Ruf nach Revolution wich einer Rhetorik der ,,friedlichen Koexistenz", was in Afrika 
auf große Zustimmung stieß. In einer erneuten diplomatischen Offensive, die von großzü-
giger Entwicklungshilfe begleitet war, begann China Afrika zu umwerben. Dies sollte sich 
1971 bezahlt machen: Am 25.10.1971 wurde der Volksrepublik mit 76 Stimmen (gegen 35 
Stimmen für Taiwan) in der so genannten ,,Albanien-Resolution" der Sitz in den Vereinten 
Nationen zugesprochen und damit das jahrelange Tauziehen mit Taipei zugunsten Beijings 
entschieden. Einen wichtigen Anteil an diesem Ergebnis hatten afrikanische Staaten, die 
China nicht zum ersten Mal zu Hilfe kamen. Schon in der Frage von Chinas umstrittenen 
Atomtests bekam Mao im Jahr 1964 Schützenhilfe aus Afrika. Auf den Gewinn des UN-
Sitzes folgten weitere von großzügiger Entwicklungshilfe begleitete diplomatische Bemü-
hungen Chinas um Afrika. Die Zahl der afrikanischen Staaten, die im Jahr 1975 die Volks-
republik China anerkannten, war als Ergebnis dieser Politik auf 37 von insgesamt 48 afrika-
nischen Staaten angewachsen. 
Im Laufe der 1970er-Jahre kam es neben dem Wiederaufleben der sino-afrikanischen Be-
ziehungen auch zu einer Entspannung des Verhältnisses zwischen China und den USA, was 
1979 in der Aufnahme diplomatischer Beziehungen mündete. Gleichzeitig verschärfte sich 
Chinas Konflikt mit der Sowjetunion weiter. Auf der internationalen Bühne betonte China 
erneut die Zugehörigkeit zur Dritten Welt und stellte sich hinter die 1974 erhobenen Forde-
rungen der Entwicklungsländer nach einer Neuen Internationalen Weltwirtschaftsordnung.  
2.2.5
Maos Tod: Beginn einer neuen Ära  
Nach dem Tod Maos und dem darauf folgenden Machtantritt Deng Xiaopings brach eine 
neue Phase der sino-afrikanischen Beziehungen an. Deng leitete Ende der 1970er-Jahre gra-
vierende wirtschaftliche Reformen ein, die schließlich zur schrittweisen wirtschaftlichen 
Öffnung Chinas führten. Im Gegensatz zum Idealismus früherer Jahre war die chinesische 
Außenpolitik unter Deng Xiaoping von politischem Realismus geprägt. Die Modernisierung 
Chinas erforderte die Konzentration aller Kräfte, und Afrika verlor an Bedeutung für Chi-
15 
na, das seine Außenpolitik nun auf weitgehend ideologiefreie Beziehungen zu den USA, 
Westeuropa und Japan fokussierte. Dennoch wurde der Süd-Süd-Dialog auch in den 
1980er-Jahren nicht abgebrochen. 1982 wurde die neue außenpolitische Strategie Chinas auf 
Basis der 1954 als Nachbarschaftsabkommen mit Indien formulierten ,,Five Principles of 
Peaceful Coexistence"
4
 präsentiert und die Zugehörigkeit zur Dritten Welt erneut betont, 
was durch Staatsbesuche des Premierministers Zhao Ziyang in zehn afrikanischen Staaten
5
in den Jahren 1982 und -83 unterstrichen wurde. Wie schon Zhou Enlai in den 1960er-
Jahren beschwor auch Zhao Ziyang die Solidarität der Dritten Welt, doch rückte diese ideo-
logische Komponente im Gegensatz zu früheren Jahren gegenüber der Argumentation einer 
gemeinsamen wirtschaftlichen Entwicklung in den Hintergrund. Auch konnte die Dritte-
Welt Rhetorik nicht darüber hinwegtäuschen, dass Afrika nach 1978 einen Bedeutungsver-
lust in der chinesischen Politik erfuhr, was sich auch in sinkender Entwicklungshilfe und 
einem sinkenden Handelsvolumen niederschlug. Grund für diese Marginalisierung war ne-
ben Afrikas geringem ökonomischen Potential für Chinas Wachstumsstrategie auch die 
Entspannung des Verhältnisses Chinas zur Sowjetunion, wodurch Afrika an geostrategi-
scher Bedeutung für China verlor.  
2.2.6
Tiananmen und die Folgen für die Beziehungen zwischen China und Afrika 
Eine weitere Phase chinesischer Afrika-Politik brach mit den Ereignissen des Jahres 1989 
an. Am 3. und 4. Juni beendete die chinesische Armee gewaltsam die friedliche Besetzung 
des Platzes des himmlischen Friedens (Tiananmen) durch Studenten, was zu scharfer Kritik 
von Seiten der westlichen Industriestaaten und zu einer schweren diplomatischen Krise 
führte. Aus Afrika hingegen waren kaum kritische Stimmen gegenüber dem Vorgehen der 
chinesischen Sicherheitskräfte zu hören, teilweise gab es sogar offene Unterstützung für 
Chinas militärische Niederschlagung der Proteste. So drückte beispielsweise Angolas Au-
4
 Die fünf Prinzipien lauten:  
1. Mutual respect for each other's territorial integrity and sovereignty 
2. Mutual non-aggression 
3. Mutual non-interference in each other's internal affairs 
4. Equality and mutual benefit 
5. Peaceful co-existence 
5
 Algerien, Kongo Brazzaville, Ägypten, Gabun, Guinea, Kenia, Marokko, Tansania, Zaire, Sambia und Sim-
babwe 
16 
ßenminister ,,Unterstützung für das resolute Handeln, um die kontra-revolutionäre Rebelli-
on niederzuschlagen" (Taylor 1998:447) aus, und Namibias späterer Präsident Sam Nujoma 
schickte ein Telegramm, um der chinesischen Armee zu ihrem Einschreiten zu gratulieren 
(ebda.). Der Hintergrund für diese Haltung war die grundsätzliche Ablehnung von westli-
cher Einmischung und Kritik, der die Eliten vieler afrikanischer Staaten bezüglich ihrer ei-
genen Menschenrechtspolitik ausgesetzt waren. Dritte Welt-Solidarität und die pragmatische 
Überlegung, dass offene Kritik an Beijings Handeln Konsequenzen auf Entwicklungshilfe 
und Handelsbeziehungen haben könnte, dürften das Verhalten afrikanischer Staaten nach 
den Vorfällen von Tiananmen ebenfalls beeinflusst haben (Taylor 1998:447). China hono-
rierte diese der Ablehnung des Westens entgegengesetzte Solidarität: Während die westliche 
Welt in den nächsten Jahren auf die Veränderungen in Osteuropa blickte, erfolgte in China 
eine Rückbesinnung auf ,,alte Freunde" in der Dritten Welt.  
In den 1990er-Jahren bemühte sich China wieder um eine aktivere Rolle im internationalen 
politischen System, was nicht zuletzt eine aus der zunehmenden wirtschaftlichen Globalisie-
rung erwachsende Notwendigkeit war. Mit dem rasanten wirtschaftlichen Aufschwung und 
dem damit einhergehenden Bedarf an Rohstoffen, der nicht mehr aus den innerhalb der 
eigenen Grenzen vorhandenen Ressourcen gedeckt werden konnte, gewannen die Bezie-
hungen zu Afrika ab Mitte der 1990er-Jahre an neuer Bedeutung. Mit großem Elan begann 
China, Afrika zu umwerben, und präsentierte sich als Partner für eine gleichwertige, intensi-
ve ökonomische Zusammenarbeit, von der beide Seiten profitieren würden. Der Hauptteil 
dieser Diplomarbeit ist dieser bis heute andauernden Phase sino-afrikanischer Kooperation 
gewidmet. 
2.3
Die ersten vier Jahrzehnte chinesischer Entwicklungshilfe an Afri-
ka 
Als Geburtsstunde der Idee von Entwicklungshilfe gelten die Jahre nach dem Zweiten 
Weltkrieg, in denen die Bretton-Woods-Institutionen IMF und Weltbank vor dem Hinter-
grund des Wiederaufbaus Europas aus der Taufe gehoben wurden. Als erstes großes Hilfs-
programm der Geschichte gilt das auf Initiative von US-Außenminister George C. Marshall 
geschaffene  European Recovery Program, auch bekannt als ,,Marshall-Plan". Konzipiert mit 
17 
dem Ziel des Wiederaufbaus der europäischen Wirtschaft, war dieses großzügige Hilfspro-
gramm auch ein Instrument im Rahmen der Ost-West-Rivalität dieser Zeit, und sollte 
kommunistischen Einfluss in Europa fernhalten bzw. zurückdrängen. Von ähnlicher Inten-
tion waren auch US-Hilfsprogramme an Korea und Taiwan getragen, die die südkoreani-
sche bzw. die nationalchinesische Regierung gegen die ,,kommunistische Bedrohung" stär-
ken sollten (vgl. Raffer & Singer 2001:64ff). So bezeichnen Raffer und Singer (2001:66) den 
Kalten Krieg als einen, wenn nicht sogar den wichtigsten Grund für die Entstehung von 
Entwicklungshilfe in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg. 
Vor diesem Hintergrund erstaunt es wenig, dass auch die kommunistische Regierung der 
Volksrepublik China wenige Jahre nach Schaffung des Marshall-Plans eigene Ambitionen 
im Bereich der Entwicklungshilfe verfolgte. Schon Mitte der 1950er-Jahre, als China selbst 
nach allen Kriterien ,,Entwicklungsland" und gemessen am Nationalprodukt weit ärmer als 
die zu diesem Zeitpunkt unabhängigen afrikanischen Staaten war, begann China, Entwick-
lungshilfe an Afrika zu leisten. Diese Tradition wurde bis in die Post-Tiananmen-Jahre ohne 
vollständige Unterbrechung beibehalten.  
Ähnlich den im vorigen Kapitel skizzierten Phasen sino-afrikanischer Beziehungen durch-
lief auch die Entwicklungshilfe Chinas an afrikanische Staaten verschiedene Veränderungen, 
die nun analysiert werden sollen. Dabei wird ein deutlicher Zusammenhang zwischen Moti-
vation, Ausmaß und Zielgebieten der Entwicklungshilfe und außen- wie innenpolitischen 
Entwicklungen wie dem Ringen um den bis 1971 von der Republik China (Taiwan) gehalte-
nen Sitz in der UNO oder der schrittweisen wirtschaftlichen Öffnung Chinas ab Ende der 
1970er-Jahre deutlich. 
2.3.1
Die Anfänge: ,,The poor are helping the poor" 
Der Beginn chinesischer Entwicklungshilfe wird mit dem Jahr 1953 angesetzt (Lin 1996:47), 
wobei Afrika zunächst nicht zu deren Zielgebieten gehörte. Der Schwerpunkt chinesischer 
Entwicklungshilfe lag zunächst auf den benachbarten asiatischen Ländern, prioritär war je-
doch zunächst die Entwicklung der riesigen westlichen Hälfte des eigenen Landes. Wenige 
Jahre später wurde Afrika zu einer der wichtigsten Zielregionen für chinesische Entwick-
lungshilfe. Den Anfang machte dabei Ägypten: Nachdem im Rahmen der Bandung-
18 
Konferenz 1955 erste Beziehungen zwischen China und Ägypten geknüpft worden waren, 
folgte während der Suez Krise 1956 die erste Entwicklungshilfeleistung Chinas an ein afri-
kanisches Land in Form eines Geschenks von 4,7 Millionen US$ (Ogunsanwo 1974:9). 
Von nennenswerten wirtschaftlichen Hilfsprogrammen Chinas an Afrika kann in den 
1950er-Jahren noch nicht gesprochen werden. Chinas ökonomische Möglichkeiten zu die-
sem Zeitpunkt waren stark beschränkt, die Politik des ,,großen Sprung nach vorn", die die 
Industrialisierung Chinas zum Ziel hatte, schlug katastrophal fehl und führte zu dramati-
schen Hungersnöten im eigenen Land, der 20 bis 40 Millionen Menschen zum Opfer fielen. 
Während China trotz dieser schweren internen Probleme bereits vereinzelte Hilfsprogram-
me in Nordkorea, Nordvietnam, in der Mongolei, in Albanien und Ungarn durchführte (O-
gunsanwo 1974:40), war die Zeit für ausgedehnte Entwicklungshilfe an Afrika noch nicht 
reif. Noch befand sich ein großer Teil Afrikas in direkter Abhängigkeit (als Kolonie oder 
abhängiges Gebiet) von Kolonialmächten, nur Ägypten, Äthiopien, Liberia und Südafrika 
existierten 1950 als unabhängige afrikanische Staaten und damit als mögliche Zielgebiete 
von Entwicklungshilfe. Dies sollte sich mit der in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre be-
ginnenden Dekolonisierung ändern. 
Zu den ersten afrikanischen Staaten, die chinesische Entwicklungshilfe erhielten, zählte  
nicht zufällig  Guinea. Das westafrikanische Land schlug nach Erlangen der Unabhängig-
keit von Frankreich im Jahr 1958 als einzige der ehemaligen Kolonien des Afrique Occidentale 
Française, dem französischen Kolonialreich in Westafrika, den Weg der vollständigen Loslö-
sung von Frankreich ein. In einer Volksabstimmung über den Verbleib in der Gemeinschaft 
autonomer Überseegebiete der ehemaligen Kolonialmacht stimmte die Bevölkerung Guine-
as ganz im Sinne des Staatspräsidenten Sekou Touré mit ,,Nein" und zog damit ,,die Armut 
in Freiheit dem Reichtum in der Sklaverei" vor, wie Touré verkündete (Schicho 2001:331). 
Die Folge waren der Abzug aller französischen Beamten und Fachkräfte aus dem Land so-
wie die teilweise Zerstörung von Infrastruktur durch die das Land verlassenden Europäer, 
was zu einem weitgehenden Zusammenbruch der Wirtschaft Guineas führte. China war von 
diesem vollständigen Bruch Tourés mit Frankreich, der Maos Vision eines revolutionären 
Afrika entsprach, begeistert und sagte 1959 trotz drastischen Nahrungsmittelmangels im 
19 
eigenen Land eine Hilfslieferung von 10.000 Tonnen Reis an Guinea zu. Im Jahr 1960 folg-
te ein zinsfreier Kredit in Höhe von 25 Mio.
US$.  
Auch zwei weitere westafrikanische Staaten erhielten kurz nach ihrer Unabhängigkeit Start-
hilfe von China: Nachdem Ghana im Jahr 1960 nach der 1957 erlangten Unabhängigkeit 
zur Republik wurde, schloss Präsident Nkrumah einen Freundschaftsvertrag mit Beijing ab 
und erhielt im Zuge dessen einen zinsfreien Kredit in der Höhe von 20 Mio. US$ (Nielsen 
1969:223). Auch das sozialistische Mali unter Modibo Keita wurde 1960 mit einem Ent-
wicklungshilfekredit aus Beijing bedacht. China erhielt im Gegenzug für diese Zuwendun-
gen die diplomatische Anerkennung durch die jungen Staaten.  
Die Motive für Chinas irrational scheinende Großzügigkeit in Zeiten größter Not im eige-
nen Land waren zweierlei. Neben der proklamierten Solidarität mit befreundeten Völkern 
und deren Kampf gegen den weltweiten Imperialismus war das Engagement in Afrika auch 
ein Versuch, der von den USA getragenen internationalen Isolation zu entkommen und dip-
lomatische Anerkennung zu erlangen  ein Ziel, das die Afrika-Politik Chinas in den fol-
genden Jahren wie bereits erwähnt noch deutlicher bestimmen sollte. Doch selbst vor die-
sem realpolitischen Hintergrund waren die Anfänge chinesischer Entwicklungshilfe in Afri-
ka von einem bemerkenswerten Idealismus geprägt. ,,The poor help the poor" (Snow 
1988:144) lautete das Credo in dieser ersten Phase chinesischer Entwicklungspolitik gegen-
über Afrika.  
2.3.2
1960er-Jahre: Umwerben der neuen afrikanischen Staaten 
Mit der fortschreitenden Unabhängigkeit Afrikas waren im Laufe der frühen 1960er-Jahre 
die Rahmenbedingungen für die Ausweitung der chinesischen Entwicklungshilfe an Afrika 
gegeben. Mit großzügigen Geschenken und zinsfreien Krediten begann China, die jungen 
Staaten zu umwerben. Im Jänner 1964 präsentierte Zhou Enlai bei einem Staatsbesuch in 
Somalia im Zuge einer großen diplomatischen Afrika-Offensive folgende acht Prinzipien, 
nach denen die chinesische Entwicklungshilfe gestaltet werden sollte: 
·
Chinesische Entwicklungshilfe folge dem Prinzip von Gleichheit und gegenseitigem 
Nutzen. Demnach handle es sich dabei nicht um unilaterale Almosen, vielmehr würde 
Details
- Seiten
 - Erscheinungsform
 - Originalausgabe
 - Erscheinungsjahr
 - 2007
 - ISBN (Paperback)
 - 9783836606301
 - ISBN (eBook)
 - 9783956363047
 - Dateigröße
 - 600 KB
 - Sprache
 - Deutsch
 - Institution / Hochschule
 - Universität Wien – Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät , Afrikawissenschaften
 - Erscheinungsdatum
 - 2007 (November)
 - Note
 - 1,0
 - Schlagworte
 - entwicklungshilfe entwicklungspolitik rohstoffe
 - Produktsicherheit
 - Diplom.de