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Wirtschaftliches Wachstum

Triebkräfte, Probleme, Grenzen und Herausforderungen für die Unternehmens- und Wirtschaftspolitik

©2007 Diplomarbeit 110 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Wirtschaftliches Wachstum ist ein Prozess, der die langfristige Steigerung wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit von Wirtschaftseinheiten zum Ziel hat, indem das Produktionspotential von Unternehmen beziehungsweise Volkswirtschaften durch Beeinflussung eine stetige Progression erfährt. Das wirtschaftliche Wachstum bildet infolgedessen als Indikator das Leistungspotential von Wirtschaftssystemen ab und wird limitiert durch sie prägende materielle und immaterielle Inputfaktoren, die als Triebkräfte wachstumssteigernde Wirkung haben.
Keinem Wirtschaftssystem ist es möglich, unendlich zu wachsen. Tatsächliche Limitationen existieren als natürliche, soziale, wirtschaftliche und politische Grenzen des Wachstums. Aufgrund der Vielschichtigkeit der Grenzen wirtschaftlichen Wachstums werden sich die folgenden Untersuchungen in einzelnen Kapiteln mit den natürlichen und sozialen Grenzen auseinandersetzen und die übrigen zurückstellen.
Mit der Betrachtung von wirtschaftlichem Wachstum vermengen sich ökonomische und politische Motivationen. Wirtschaftliches Wachstum ist stets Bestandteil der Legitimation regierender politischer Parteien, für die die Schaffung idealer Wachstumszustände und –raten immer ein wesentlicher Inhalt ihres politischen Programms gewesen ist. Die Politik und ihre Entscheidungen haben zwar teilweise Einfluss auf wirtschaftliches Wachstum, können jedoch lediglich begrenzt auf seine Raten einwirken. Aufgrund der heute bekannten starken Verquickung von Ökonomie und Ökologie ist es sehr schwierig geworden, die richtige Balance zwischen beiden Komponenten zu finden. Es kann daher hinsichtlich der Probleme und Grenzen, die mit dem Wirtschaftswachstum verbunden sind, nicht das Bestreben der Wirtschaftspolitik sein, maximales, sondern optimales wirtschaftliches Wachstum zu generieren.
Gang der Untersuchung:
Im ersten Kapitel wird dem Leser zunächst ein Überblick über die wissenschaftlichen Versuche geben, wirtschaftliches Wachstum anhand von Theorien beziehungsweise Modellen darzustellen und zu erklären und gewährt darüber hinaus Einblicke in die Historie der Wirtschaftstheorie.
Im Anschluss daran wird das Phänomen des wirtschaftlichen Wachstums definiert und seine unterschiedlichen Erscheinungsformen zeitgemäß und kritisch durchleuchtet, um unter anderem die verschiedenen Dimensionen sowie Vor- und Nachteile des Wirtschaftswachstums zu erörtern und aufzuzeigen.
Um die Frage zu beantworten, auf welche Weise […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Sebastian Maaß
Wirtschaftliches Wachstum
Triebkräfte, Probleme, Grenzen und Herausforderungen für die Unternehmens- und
Wirtschaftspolitik
ISBN: 978-3-8366-0613-4
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Fachhochschule Dortmund, Dortmund, Deutschland, Diplomarbeit, 2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2008
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis... IV
1. Einleitung ...1
2. Wachstumstheoretische Grundlagen als Deskriptionsversuch des
wirtschaftlichen Wachstums ...4
3. Erscheinungsformen des wirtschaftlichen Wachstums...8
3.1. Quantitatives Wirtschaftswachstum ...8
3.1.1. Was heißt quantitatives Wirtschaftswachstum?...9
3.1.2. Argumente der Befürworter quantitativen
Wirtschaftswachstums ...12
3.1.3. Kritik am quantitativen Wachstum ...14
3.2. Qualitatives Wirtschaftswachstum ...18
4. Triebkräfte des Wirtschaftswachstums ...25
4.1. Die Bedeutung des Wettbewerbs für wirtschaftliches Wachstum .25
4.2. Die Bedeutung von Innovationen für wirtschaftliches Wachstum.28
4.3. Die Bedeutung des technologischen Fortschritts für
wirtschaftliches Wachstum ...34
4.4. Die Bedeutung von Kapitalinvestitionen für wirtschaftliches
Wachstum...38
4.5. Die Bedeutung des Humankapitals für wirtschaftliches
Wachstum...43
4.6. Die Bedeutung der Bevölkerungsentwicklung für
wirtschaftliches Wachstum ...48
4.7. Die Bedeutung weiterer anthropologischer Komponenten für
wirtschaftliches Wachstum ...51
4.8. Die Bedeutung von Religion für wirtschaftliches Wachstum ...57

III
4.9. Die Bedeutung von Strukturwandel für wirtschaftliches
Wachstum...60
4.10. Die Bedeutung von Wertewandel für wirtschaftliches
Wachstum ... 64
5. Probleme und Grenzen des Wirtschaftswachstums ... 69
5.1. Natürliche Probleme und Grenzen des Wirtschaftswachstums... 69
5.1.1. Umweltbelastung als Nebenprodukt wirtschaftlichen
Wachstums... 70
5.1.2. Ressourcenerschöpfung als Nebenprodukt
wirtschaftlichen Wachstums ... 72
5.1.3. Wirtschafts- und unternehmenspolitische
Handlungskonzeptionen... 75
5.2. Durch die demographische Entwicklung ausgelöste
Wachstumsprobleme und ­grenzen ... 80
5.3. Soziale Grenzen als Resultat wirtschaftlichen Wachstums... 85
6. Resümee ... 89
Literaturverzeichnis... 92

IV
Abbildungsverzeichnis
Abbildungs-
Seite
nummer
1. Faktoren zur Initialzündung des Sozialproduktwachstums
gestaffelt nach volkswirtschaftlichem Entwicklungsniveau
12
2. In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht berücksichtigte
Positionen
16
3. Lebensqualität als breit definierte Wohlfahrt
19
4. Hauptzielbereiche sozialer Indikatoren ­ aufgestellt von der
,,Organisation for Economic Cooperation and Development"
21
5. Unternehmensinterne sowie ­externe Innovationsfaktoren
33
6. Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Prozent des
Bruttoinlandprodukts im internationalen Vergleich
35
7. Anlageinvestitionen und Beschäftigung
40
8. Wachstumszusammenhang
Sozialprodukt (Y) - Bruttoinvestitionsquote (I)
42
9. Langfristige Prognose der Bevölkerungsentwicklung und der
Entwicklung des Erwerbspersonenpotentials in der
Bundesrepublik Deutschland
46
10. Entwicklung von Pro-Kopf-Einkommen und Glück in den
Vereinigten Staaten von Amerika
53
11. Entwicklung des Anteils der Erwerbstätigen nach
Wirtschaftssektoren
62
12. Jährliche Produktion, Verhältnis von Reserven zur Produktion
(R/P) und zeitlicher Aktionsradius nicht regenerierbarer
Ressourcen
74
13. Geschlossenes System ­ Verknüpfung des ökonomischen
Systems mit dem ökologischen
76
14. Alternative Entwicklungspfade der Wirtschaft
77
15. Weltbevölkerungsentwicklung differenziert nach Industrie- und
Entwicklungs- beziehungsweise Schwellenländern
81
16. Historische Entwicklung der Weltbevölkerung nach Kontinenten
(1000 ­ 2150)
81
17. Altersstruktur der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland
für das Jahr 2007, 2025, 2050
83
18. Die Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow
86

- 1 -
1. Einleitung
,,Yet is it necessary to belabor the obvious fact that economic growth is a most complex
phenomenon involving the whole structure of a society."
1
Wirtschaftliches Wachstum ist ein Prozess, der die langfristige Steigerung wirtschaft-
licher Leistungsfähigkeit von Wirtschaftseinheiten zum Ziel hat,
2
indem das
Produktionspotential von Unternehmen beziehungsweise Volkswirtschaften durch
Beeinflussung eine stetige Progression erfährt.
3
Das wirtschaftliche Wachstum bildet
infolgedessen als Indikator das Leistungspotential von Wirtschaftssystemen ab
4
und
wird limitiert durch sie prägende materielle und immaterielle Inputfaktoren, die als
Triebkräfte wachstumssteigernde Wirkung haben.
5
Keinem Wirtschaftssystem ist es möglich, unendlich zu wachsen.
6
Tatsächliche
Limitationen existieren als natürliche, soziale, wirtschaftliche und politische Grenzen
des Wachstums.
7
Aufgrund der Vielschichtigkeit der Grenzen wirtschaftlichen
Wachstums werden sich die folgenden Untersuchungen in späteren Kapiteln mit den
natürlichen und sozialen Grenzen auseinandersetzen und die übrigen zurückstellen.
Wirtschaftliches Wachstum übernimmt eine Funktion der Wohlfahrtssteigerung der
Menschen innerhalb einer Gesellschaft.
8
Unter dem Begriff Wohlfahrt sei hier die
Gesamtheit der materiellen und immateriellen Bedürfniskategorien innerhalb einer
Gesellschaft angenommen.
9
Zu keiner Zeit haben sich die Medien intensiver mit
wirtschaftlichem Wachstum
10
und mit den damit zusammenhängenden Problemen
beschäftigt, welche zu einem Schwerpunkt des öffentlichen Interesses geworden sind.
11
Wirtschaftliches Wachstum ist von herausragender Relevanz für die ökonomische und
1
Domar, E.D. (1966): Essays in the theory of economic growth; S. 12.
2
vgl. Holtfrerich, C.-L. (1980): "Wachstum I : Wachstum der Volkswirtschaften"; S. 413.
3
vgl. Baßeler, U., et al. (2002): Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft; S. 790.
4
vgl. Gahlen, B., et al. (1978): Volkswirtschaftslehre; S. 151.
5
vgl. Holtfrerich, C.-L. (1980): "Wachstum I : Wachstum der Volkswirtschaften"; S. 413.
6
vgl. Bonus, H. (1981): Wirtschaftswachstum und Umweltschutz; Sp. V.
7
vgl. Binswanger, H.-C., et al. (1978): Der NAWU-Report ...; S. 86.
8
vgl. Majer, H. (1998): Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung; S. 5.
9
vgl. Wicke, L. (1991): Umweltökonomie; S. 14.
10
vgl. Anschau, T. (2006): Konjunktur eines Begriffs; S. 14.
11
vgl. Moos, W.v. (1988): Wirtschaft ­ die unbekannte Bekannte; S. 11.

- 2 -
gesellschaftliche Entwicklung.
1
Mit ihm werden Ängste vor zum Beispiel
Klimaveränderung, aber auch Hoffnungen hinsichtlich eines besseren Lebens
assoziiert.
2
Permanent werden zum Zwecke von individueller Standortbestimmung
Vergleiche anhand von Wachstumsraten von Seiten einzelner Wirtschaftssubjekte zu
anderen Unternehmen, Branchen oder gar Volkswirtschaften gezogen.
3
Von jeher galt
ein einwandfreies und stetiges Wirtschaftswachstum als ,,alter Traum der Menschheit".
4
Mit der Betrachtung von wirtschaftlichem Wachstum vermengen sich ökonomische und
politische Motivationen.
5
Wirtschaftliches Wachstum ist stets Bestandteil der Legi-
timation regierender politischer Parteien,
6
für die die Schaffung idealer Wachstums-
zustände und ­raten immer ein wesentlicher Inhalt ihres politischen Programms
gewesen ist.
7
Die Politik und ihre Entscheidungen haben zwar teilweise Einfluss auf
wirtschaftliches Wachstum, können jedoch lediglich begrenzt auf seine Raten
einwirken.
8
Aufgrund der heute bekannten starken Verquickung von Ökonomie und
Ökologie
9
ist es sehr schwierig geworden, die richtige Balance zwischen beiden
Komponenten zu finden.
10
Es kann daher hinsichtlich der Probleme und Grenzen, die
mit dem Wirtschaftswachstum verbunden sind, nicht das Bestreben der
Wirtschaftspolitik sein, maximales, sondern optimales wirtschaftliches Wachstum zu
generieren.
11
Das sich anschließende Kapitel wird dem Leser zunächst einen Überblick über die
wissenschaftlichen Versuche geben, wirtschaftliches Wachstum anhand von Theorien
beziehungsweise Modellen darzustellen und zu erklären und gewährt darüber hinaus
Einblicke in die Historie der Wirtschaftstheorie.
1
vgl. Moos, W.v. (1988): Wirtschaft ­ die unbekannte Bekannte; S. 11.
2
vgl. Moos, W.v. (1988): Wirtschaft ­ die unbekannte Bekannte; S. 11.
3
vgl. Oppenländer, K.H. (1988): Wachstumstheorie und Wachstumspolitik; S. 16.
4
vgl. Tichy, G. (1994): Konjunktur; S. 1.
5
vgl. Gahlen, B., et al. (1978): Volkswirtschaftslehre; S. 154.
6
vgl. Gahlen, B., et al. (1978): Volkswirtschaftslehre; S. 154.
7
vgl. Jahreswirtschaftsbericht 2007; S. 8.
8
vgl. Anschau, T. (2006): Konjunktur eines Begriffs; S. 14.
9
vgl. Bonus, H. (1981): Wirtschaftswachstum und Umweltschutz; Sp. I.
10
vgl. Baßeler, U., et al. (2002): Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft; S. 801.
11
vgl. Baßeler, U., et al. (2002): Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft; S. 801.

- 3 -
Im Anschluss daran wird das Phänomen des wirtschaftlichen Wachstums definiert und
seine unterschiedlichen Erscheinungsformen zeitgemäß und kritisch durchleuchtet, um
unter anderem die verschiedenen Dimensionen sowie Vor- und Nachteile des
Wirtschaftswachstums zu erörtern und aufzuzeigen.
Um die Frage zu beantworten, auf welche Weise wirtschaftliches Wachstum generiert
wird und welche Kräfte ihren Beitrag dazu leisten, um in letzter Konsequenz
gesamtwirtschaftliche Weiterentwicklung zu erreichen, werden eine Reihe von
wesentlichen Triebkräften des Wirtschaftswachstums vorgestellt. Ihre Darstellung
erhebt nicht den Anspruch, lückenlos und abschließend zu sein, hat jedoch zum Ziel,
herausragende und teilweise unkonventionelle Triebkräfte zu präsentieren und im
Hinblick auf ihre wachstumsunterstützenden Eigenschaften zu analysieren.
Im letzten Teil dieser Arbeit werden die mit wirtschaftlichem Wachstum verbundenen
Probleme und Grenzen diskutiert, welche ebenfalls in ihrer Selektion nicht umfassend,
dafür aber wesentlich gewesen sind. Sie sind als Ergebnisse wirtschaftlicher
Wachstumsprozesse zu verstehen, die unsere Gesellschaft in der heutigen Zeit prägen.
1
Wirtschaftswachstum ist relevant für die Unternehmens- und die Wirtschaftspolitik.
2
Jedes Kapitel versucht Verknüpfungen der jeweils zugrunde liegenden Fragestellung zu
unternehmens-
beziehungsweise
wirtschaftspolitischen
Handlungskonzeptionen
herzustellen. Aufgrund der aktuellen Interessenlage der Öffentlichkeit hinsichtlich der
natürlichen Grenzen des Wirtschaftswachstums,
3
die explizit auf die bereits fest-
gestellten und für die Zukunft noch erheblicher prognostizierten klimatischen Ver-
änderungen ausgerichtet ist, greift die vorliegende Arbeit den ,roten Faden' der
unternehmens- und wirtschaftpolitischen Handlungskonzeptionen im Kapitel
,,Natürliche Probleme und Grenzen des Wirtschaftswachstums" ausdrücklich in einem
Unterkapitel auf.
1
vgl. Steinmann, G., et al. (1984): Gesellschaftlicher Wertwandel ...; S. 106.
2
vgl. Oppenländer, K.H. (1988): Wachstumstheorie und Wachstumspolitik; S. 1.
3
vgl. Moos, W.v. (1988): Wirtschaft ­ die unbekannte Bekannte; S. 11.

- 4 -
2. Wachstumstheoretische Grundlagen als Deskrip-
tionsversuch des wirtschaftlichen Wachstums
,,Whether a satisfactory theory of growth in the broad sense will ever be developed, I don't
know. It certainly cannot be created from models only."
1
Um das Phänomen des wirtschaftlichen Wachstums näher zu beleuchten und somit als
Beobachtungsgegenstand zu definieren, wird dem Leser in diesem Teil der Arbeit die
Wachstumstheorie näher gebracht. Die Wachstumstheorie versucht das Wirt-
schaftswachstum und auftretende Wachstumsdifferenzen zu erklären,
2
um auf diese
Weise einen möglichen Beitrag zur Lösung wirtschaftlicher und sozialer Probleme zu
leisten.
3
Die Wachstumstheorie konzentriert sich auf die situative Darstellung des
wirtschaftlichen Wachstums von Volkswirtschaften sowie die Erklärung der
Wachstumsveränderungen anhand von Modellen,
4
die anstreben, Ursachen und
Wirkungen von Wachstumsvorgängen zu ermitteln.
5
Jene Modelle stützen sich dabei
auf
empirische
Tatbestände
6
und
analysieren
Wachstumsfaktoren
sowie
Wachstumsgleichgewichtsbedingungen.
7
Unter einem Wachstumsgleichgewicht ist ein
theoretischer ökonomischer Zustand zu verstehen, der sich durch beständige
Wachstumsraten
wirtschaftlich
relevanter
Determinanten
auszeichnet.
8
Wachstumstheorien behandeln im Allgemeinen angebotsorientierte
9
Wachstumstrends
aus der globalen Perspektive.
10
Wachstum wird innerhalb der Wachstumstheorie als
Steigerung des Sozialprodukts und somit als rein quantitatives Phänomen verstanden.
11
1
Domar, E. D. (1966): Essays in the theory of economic growth; S 12.
2
vgl. Bombach, G. (1969): Technischer Fortschritt ­ Die Theorie hinkt hinterher; S. 282.
3
vgl. Schröder, D. (1971): Wachstum und Gesellschaftspolitik; S. 282.
4
vgl. Oppenländer, K. H. (1988): Wachstumstheorie und Wachstumspolitik; S. 19.
5
vgl. Maußner, A. / Klump, R. (1996): Wachstumstheorie; S. 13.
6
vgl. Maußner, A. / Klump, R. (1996): Wachstumstheorie; S. 13.
7
vgl. Schmidt, M. (2005): Grenzen des Wachstums und Nachhaltigkeit; S. 3.
8
vgl. Maußner, A. / Klump, R. (1996): Wachstumstheorie; S. 41.
9
vgl. Gabisch, Günter (1992): Konjunktur und Wachstum; S. 353.
10
vgl. Helmstädter, E. (1980): ,,Wachstumstheorie I: Überblick"; S. 476.
11
vgl. Herdzina, K. (1978): Wirtschaftliches Wachstum, Strukturwandel und Wettbewerb; S. 278.

- 5 -
Obschon der Begriff der Wachstumstheorie in den 50er Jahren entstanden ist,
1
gehen
makroökonomische Wachstumsmodelle auf das Jahr 1936 und das Schriftstück General
Theory of Employment, Interest and Money von John Maynard Keynes zurück.
2
Des
Weiteren sei an dieser Stelle noch auf Adam Smith und sein Werk Wealth of Nations
aus dem Jahre 1776 verwiesen.
3
Dieser legte wichtige Grundsteine für die Wachstums-
theorie, da er erstmalig wirtschaftliches Wachstum anhand von Arbeitsteilungs-
vorgängen erklärte.
4
Obwohl der Begriff der Wachstumstheorie zeitlich nach Adam
Smith entstanden ist, werden seine Arbeiten aus heutiger Sicht als richtungweisend für
die Untersuchung wirtschaftlichen Wachstums angesehen.
5
Politische Zielsetzungen lieferten der Wachstumstheorie im 20. Jahrhundert
entscheidende Anreize.
6
Makroökonomische Gleichgewichtssituationen sollten auf der
einen Seite der wachsenden Wirtschaft begegnen, auf der anderen Seite sollten
steigende oder zumindest konstante Wachstumsraten die internationale Wettbewerbs-
fähigkeit gewährleisten.
7
Permanent positive Wachstumsraten des Sozialprodukts galten
hierfür als Voraussetzung
8
und somit ist ein gleichgewichtiges Wachstum als Kern aller
Wachstumstheorien zu verstehen.
9
Die Modelle unterstellen in diesem Zusammenhang
ein exponentielles Wirtschaftswachstum,
10
worunter ein im Zeitablauf steigender
Zuwachs der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu verstehen ist.
11
In Abgrenzung
hierzu betrifft lineares Wirtschaftswachstum einen Wachstumsverlauf mit gleich
bleibenden absoluten,
12
aber dafür mit fallenden prozentualen Wachstumsraten.
13
An
dieser Stelle sei angemerkt, dass das wirtschaftliche Wachstum der Bundesrepublik
Deutschland noch nie exponentieller Natur gewesen ist,
14
obschon es grundsätzlich als
1
vgl. Helmstädter, E. (1980): ,,Wachstumstheorie I: Überblick"; S. 475.
2
vgl. Maußner, A. / Klump, R. (1996): Wachstumstheorie; S. 19.
3
vgl. Maußner, A. / Klump, R. (1996): Wachstumstheorie; S. 15.
4
vgl. Maußner, A. / Klump, R. (1996): Wachstumstheorie; S. 15.
5
vgl. Maußner, A. / Klump, R. (1996): Wachstumstheorie; S. 13.
6
vgl. Schröder, D. (1971): Wachstum und Gesellschaftspolitik; S. 281.
7
vgl. Schröder, D. (1971): Wachstum und Gesellschaftspolitik; S. 281.
8
vgl. Helmstädter, E. (1980): ,,Wachstumstheorie I: Überblick"; S. 476.
9
vgl. Helmstädter, E. (1980): ,,Wachstumstheorie I: Überblick"; S. 477.
10
vgl. Gabisch, G. (1992): Konjunktur und Wachstum; S. 378.
11
vgl. Meadows, D, et al. (2006): Grenzen des Wachstums; S. 19.
12
vgl. Kernaussage des Instituts für Wachstumsstudien; 2005, S. 5.
13
vgl. Boucarde, K. / Hübner, V. (2005): Arbeit durch Wachstum?; S. 9.
14
vgl. Kernaussage des Instituts für Wachstumsstudien; 2005, S. 5.

- 6 -
fester Bestandteil zum wirtschaftspolitischen Kalkül gehört hat.
1
Über die einzelnen
Jahrzehnte der geschichtlichen Vergangenheit der Bundesrepublik Deutschland hinweg
haben die Wachstumsraten der Volkswirtschaft jeweils ungefähr 300 Milliarden Euro
betragen
2
und definieren somit einen eindeutig linearen Wachstumsverlauf und -trend.
3
Im 20. Jahrhundert hatten drei Ausgestaltungen der Wachstumstheorie großen Einfluss:
Die schumpeterianische, die postkeynesianische sowie die neoklassische Wachstums-
theorie.
4
Es ist heute aber nicht möglich, eine Wachstumstheorie als dominant zu
bezeichnen, da sich die einzelnen Modelle jeweils auf unterschiedliche Ereignisse
beziehungsweise Sachverhalte unterschiedlich gut anwenden lassen.
5
Im Übrigen
behandeln die Theorien lediglich den quantitativen Einsatz der Produktionsfaktoren
Arbeit und Kapital und ignorieren qualitative Faktoren weitestgehend.
6
Die nähere
Betrachtung der unterschiedlichen Ausgestaltungen der einzelnen Theorien wird
demzufolge nicht Gegenstand dieser Arbeit sein. Die Wachstumstheorie hat zwar im
Laufe ihrer Entwicklung dazu beigetragen, Erkenntnisse über die Bedeutung von
Wachstumskomponenten wie zum Beispiel Bildung und Forschung zu gewinnen,
7
schafft es jedoch nicht, Wachstum beziehungsweise Wachstumsunterschiede
ausreichend zu erklären.
8
Die Ursachen des Wachstums werden schlicht ignoriert.
9
Der Kern sämtlicher Wachstumstheorien ist weitestgehend beschränkt auf die
systematische Untersuchung von Gleichgewichtszuständen im Wachstumsprozess.
10
Jene Untersuchungen ermöglichen eher einen Zugang zu konjunkturpolitischen
Fragestellungen,
11
die sich mit dem symmetrisch schwingenden gesamtwirtschaftlichen
Auslastungsgrad einer Volkswirtschaft beschäftigen,
12
anstatt zu wachstums-
1
vgl. Schröder, D. (1971): Wachstum und Gesellschaftspolitik; S. 24ff.
2
vgl. Kernaussage des Instituts für Wachstumsstudien; 2005, S. 5.
3
vgl. Kernaussage des Instituts für Wachstumsstudien; 2005, S. 5.
4
vgl. Maußner, A. /Klump, R. (1996): Wachstumstheorie; S. 18.
5
vgl. Bombach, G. (1965): ,,Wirtschaftswachstum"; S. 767.
6
vgl. Görgens, E. (1969): Wettbewerb und Wirtschaftswachstum; S. 15.
7
vgl. Schröder, D. (1971): Wachstum und Gesellschaftspolitik; S. 282.
8
vgl. Bombach, G. (1969): Technischer Fortschritt ­ Die Theorie hinkt hinterher; S. 34.
9
vgl. Görgens, E. (1969): Wettbewerb und Wirtschaftswachstum; S. 11.
10
vgl. Görgens, E. (1969): Wettbewerb und Wirtschaftswachstum; S. 11.
11
vgl. Görgens, E. (1969): Wettbewerb und Wirtschaftswachstum; S. 11.
12
vgl. Tichy, G. (1994) : Konjunktur; S. 6.

- 7 -
politischen Fragestellungen.
1
Es ist nicht möglich, mit ihren Ergebnissen unternehmens-
oder wirtschaftspolitische Handlungsanweisungen abzuleiten.
2
1
vgl. Görgens, E. (1969): Wettbewerb und Wirtschaftswachstum; S. 11.
2
vgl. Helmstädter, E. (1980): ,,Wachstumstheorie I: Überblick"; S. 476; weitergehende Informationen:
Herdzina, K. (1978): Wirtschaftliches Wachstum ...; S. 28ff; sowie Schumpeter, J.A. (1964): Theorie
der wirtschaftlichen Entwicklung.

- 8 -
3. Erscheinungsformen des wirtschaftlichen
Wachstums
Es gibt zwei Erscheinungsformen, zwei Systemzusammenhänge
1
und infolgedessen
auch zwei unterschiedliche Wachstumsformen,
2
die entscheidenden Einfluss auf
wirtschaftliches Wachstum
3
und die Wohlfahrt der Menschen
4
haben und unter-
schiedlich stark auf ihre positive Entwicklung einwirken.
5
Die Wirtschafts-
wissenschaften sprechen bezüglich der Erscheinungsformen beziehungsweise Modell-
rahmen von quantitativem und qualitativem Wirtschaftswachstum.
6
3.1. Quantitatives Wirtschaftswachstum
,,Die Maßnahmen sind so treffen, dass sie ... zu einem hohen Beschäftigungsstand und
außenwirtschaftlichem Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem Wirtschaftswachstum
beitragen."
7
Die folgende Erscheinungsform konzentriert sich ausschließlich auf die Entwicklung
des Sozialprodukts eines Landes,
8
ist an der Höhe des Volkseinkommens orientiert
9
und
hat sich nicht erst in der heutigen Zeit wachsender Kritik zu stellen.
10
Sie begründet sich
in erster Linie durch die bereits im vorigen Kapitel angesprochenen
Wachstumstheorien.
11
1
vgl. Majer, H. (1998): Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung; S. 6.
2
vgl. Enke, H. (1984): Struktur, Konjunktur und Wirtschaftswachstum; S. 44.
3
vgl. Oppenländer, K.H. (1988): Wachstumstheorie und Wachstumspolitik; S. 221f.
4
vgl. Majer, H. (1998): Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung; S. 12.
5
vgl. Majer, H. (1998): Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung; S. 12.
6
vgl. Oppenländer, K.H. (1988): Wachstumstheorie und Wachstumspolitik; S. 221f.
7
§ 1 Satz 2 StabG; veröffentlicht im Internet: Internetseite www.gesetze-im-
internet.de/bundesrecht/stabg/gesamt.pdf; eingesehen am 22.03.2007.
8
vgl. Majer, H. (1998): Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung; S. 17.
9
vgl. Wicke, L. (1991): Umweltökonomie; S. 504.
10
vgl. Majer, H. (1998): Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung; S. 4.
11
vgl. Majer, H. (1998): Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung; S. 41ff.

- 9 -
3.1.1. Was heißt quantitatives Wirtschaftswachstum?
Quantitatives Wirtschaftswachstum beschreibt eine in den 60er Jahren ausschließlich
vorherrschende
1
und zum Wachstumsdogma erhobene Wirtschaftswachstumsform,
2
die
ausschließlich die Erhöhung des Sozialprodukts im Zeitablauf anstrebt.
3
In diesem
Zusammenhang ist die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung die Bewertungsgrundlage
4
und hat die Funktion des Wohlfahrtsindikators übernommen.
5
Aufgrund der im
Mittelpunkt stehenden materiellen Güterversorgung in den 50er und 60er Jahren ist das
quantitative Wirtschaftswachstum gleichgesetzt worden mit der Wohlfahrtszunahme
einer Volkswirtschaft,
6
die durch steigende Volkseinkommen und ausgedehnten
Konsum erreicht worden ist.
7
Im Hinblick auf das Verständnis späterer Kapitel wird mit Bezug auf quantitatives
Wirtschaftswachstum auf dessen Unterteilung in intensives und extensives Wirtschafts-
wachstum hingewiesen.
8
Gemeinsamer Indikator ist das Sozialprodukt.
9
Das extensive
Wachstum beinhaltet die prozentuale gleichgewichtige Sozialproduktsteigerung bei
entsprechender Bevölkerungszunahme,
10
wobei die Faktorintensitäten unverändert
bleiben, da alle eingesetzten Produktionsfaktoren harmonisch wachsen.
11
Der Begriff
des intensiven Wachstums bezeichnet die Arbeitsproduktivitätssteigerung in Form eines
Sozialproduktsanstiegs pro Kopf
12
und impliziert eine stärkere Realkapitalzunahme bei
gleichzeitig geringerem Arbeitsaufwand.
13
Bei den jährlichen Wachstumsraten einer Volkswirtschaft ist grundsätzlich zu
berücksichtigen, dass sie stets von konjunkturellen Schwankungen, von denen sie
1
vgl. Oppenländer, K.H. (1988): Wachstumstheorie und Wachstumspolitik; S. 222.
2
vgl. Majer, H. (1998): Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung; S. 4.
3
vgl. Rose, K. (1973): Grundlagen der Wachstumstheorie; S. 11.
4
vgl. Leipert, C. (1975): Unzulänglichkeiten des Sozialprodukts ...; S. 44.
5
vgl. Leipert, C. (1975): Unzulänglichkeiten des Sozialprodukts ...; S. 50.
6
vgl. Schmidt, M. (2005): Grenzen des Wachstums und Nachhaltigkeit; S. 25.
7
vgl. Majer, H. (1998): Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung; S. 20.
8
vgl. Rose, K. (1973): Grundlagen der Wachstumstheorie; S. 11f.
9
vgl. Rose, K. (1973): Grundlagen der Wachstumstheorie; S. 11f.
10
vgl. Rose, K. (1973): Grundlagen der Wachstumstheorie; S. 11.
11
vgl. Helmstädter, E. (1980): ,,Wachstumstheorie I: Überblick"; S. 481.
12
vgl. Rose, K. (1973): Grundlagen der Wachstumstheorie; S. 11.
13
vgl. Helmstädter, E. (1980): ,,Wachstumstheorie I: Überblick"; S. 481.

- 10 -
abzugrenzen sind, manipuliert werden.
1
Konjunkturelle Schwankungen wirken sich
negativ oder positiv auf die konkrete Höhe der Raten aus.
2
Während die quantitativen
Wirtschaftswachstumsraten als mittel- bis langfristig stetiges Phänomen hinsichtlich der
Zunahme des Sozialprodukts angesehen werden, so ist die konjunkturelle Schwankung
als kurzfristig zyklisch definiert
3
und wird an den Schwankungen des
gesamtwirtschaftlichen Produktionspotentials gemessen.
4
Das quantitative Wirtschaftswachstumskonzept erhielt seine politische Legitimation in
der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1967 mit der Verabschiedung des ,Gesetzes
zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft', welches an der
quantitativen Wachstumskonzeption orientiert gewesen ist
5
und hohes Wirtschafts-
wachstum direkt als eines der wirtschaftspolitischen Hauptziele deklariert hat.
6
In seiner
Funktion als Bundeskanzler
7
hat Helmut Kohl in einer Rede am 3. Februar 1983 betont,
dass das quantitative Wirtschaftswachstum seiner Meinung nach gar nicht hoch genug
ausfallen kann, wodurch er die damalige wirtschaftspolitische Orientierung
unterstrichen hat.
8
Heute legitimiert sich der Staat durch seine Kompetenz zur
Erlangung wirtschaftlichen Wachstums.
9
Somit hat das wirtschaftliche Wachstum nicht
nur ökonomische Hintergründe, sondern spielt in der aktuellen und laufenden Politik
eine immer entscheidender werdende Rolle.
10
Obschon an dieser Stelle festgehalten
wird, dass
heute aus politischer Sicht keine ausschließlich quantitative
Wachstumsorientierung mehr gegeben ist.
11
Der Großteil entwickelter Volkswirt-
schaften und unter anderem auch die Bundesrepublik Deutschland beziehen
umweltpolitische Empfehlungen neben der quantitativen Wachstumsorientierung in ihre
wirtschaftspolitischen Entscheidungen mit ein.
12
1
vgl. Bourcarde, K. / Hübner, V. (2005): Arbeit durch Wachstum?; S. 9.
2
vgl. Bourcarde, K. / Hübner, V. (2005): Arbeit durch Wachstum?; S. 9.
3
vgl. Oppenländer, K.H. (1988): Wachstumstheorie und Wachstumspolitik; S. 3.
4
vgl. Kortmann, W. (2002): Konjunkturanalyse und ­prognose ...; S. 1.
5
vgl. Hickel, R. / Priewe, J. (1991): Das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz; S. 39.
6
vgl. Link, F.J. (1989): Wachstum im Wandel; S. 5.
7
vgl. Stichwort ,,Kohl", in: Meyers großes Taschenlexikon (1999); S. 56.
8
vgl. Mäding, H. (1984): Brauchen wir Wachstum?; S. 7.
9
vgl. Binswanger, H.-C. (2006): Die Wachstumsspirale; 361.
10
vgl. Gahlen, B., et al. (1978): Volkswirtschaftslehre; S. 152.
11
vgl. Wicke, L. (1991): Umweltökonomie; S. 540.
12
vgl. Wicke, L. (1991): Umweltökonomie; S. 540.

- 11 -
Quantitative, wachstumspolitisch orientierte Handlungen setzen an vielen Triebkräften
wirtschaftlichen Wachstums an
1
und betreffen grundsätzlich die Veränderung von
Leistungen in Unternehmen, Branchen und Volkswirtschaften sowie die Sicherung
dieser Entwicklung.
2
Auf der einen Seite ist es wirtschaftspolitisch dringend
erforderlich, Wettbewerb und Strukturwandel als Grundlage zu gewährleisten und zu
sichern
3
und dabei nicht nur neue Wachstumsbranchen zu fördern, sondern auch den
Rückzug obsoleter Branchen zu ermöglichen.
4
Daran knüpfen die unternehmens- und
wirtschaftspolitisch beeinflussbaren Komponenten des technologischen Fortschritts, des
Innovations- und Investitionsverhaltens sowie der Humankapitalbildung an,
5
welche der
Arbeitsproduktivitätssteigerung und somit dem wirtschaftlichen Wachstum dienlich
sind.
6
Um nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu generieren, sind gerade Sektoren
förderungswürdig, die von nicht abnehmenden Skalenerträgen betroffen sind, zu denen
unter anderem ,Forschung und Entwicklung' und die Humankapitalbildung gehören.
7
Abnehmende Skalenerträge sind Phänomene, die bei proportionalem Mehreinsatz von
Inputeinheiten auftreten können und lediglich einen unterproportionalen Output zur
Folge haben.
8
Abbildung 1 veranschaulicht einige unternehmens- und wirtschaftspolitische Optionen
differenziert nach volkswirtschaftlichem Entwicklungsstand, die ­ sofern sie ausgeübt
werden ­ zu wirtschaftlichem Wachstum führen können.
9
1
vgl. Erber, G., et al. (1998): Zukunftsperspektiven Deutschlands im internationalen Wettbewerb;
S. 188.
2
vgl. Oppenländer, K.H. (1988): Wachstumstheorie und Wachstumspolitik; S. 16.
3
vgl. Erber, G., et al. (1998): Zukunftsperspektiven Deutschlands im internationalen Wettbewerb;
S. 188.
4
vgl. Erber, G., et al. (1998): Zukunftsperspektiven Deutschlands im internationalen Wettbewerb;
S.195.
5
vgl. Erber, G., et al. (1998): Zukunftsperspektiven Deutschlands im internationalen Wettbewerb;
S.188.
6
vgl. Becker-Boost, E. / Fiala, E. (2001): Wachstum ohne Grenzen; S. 351.
7
vgl. Erber, G., et al. (1998): Zukunftsperspektiven Deutschlands im internationalen Wettbewerb;
S. 185.
8
vgl. Baßeler, U., et al. (2002): Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft; S. 143.
9
vgl. Becker-Boost, E. / Fiala, E. (2001): Wachstum ohne Grenzen; S. 352.

- 12 -
Abbildung 1: Faktoren zur Initialzündung des Sozialproduktwachstums gestaffelt nach
volkswirtschaftlichem Entwicklungsniveau
arme Länder:
Handelsliberalisierung, Korruptionsbeseitigung,
höhere Regulierungsstandards, bessere Infrastruktur,
ausländische Direktinvestitionen, lokaler Wettbewerb.
Länder mit
mittlerem
Bruttoinlands-
produktniveau:
zusätzlich:
Bildung von Industrieclustern, Wissenschaft,
höhere Aufwendungen für Forschung und Entwicklung,
günstigerer Zugang zu Risikokapital,
weiterentwickelte physische und logistische Infrastruktur.
Länder mit
hohem
Bruttoinlands-
produktniveau:
schneller Zugang zu weltweit verfügbaren Informationen
und zu Risikokapital, schärferer Wettbewerb im eigenen Land,
Minimierung der Verwaltungs- und Staatskosten,
schnellere Genehmigungsprozeduren.
Quelle: in Anlehnung an: Becker-Boost, Erich / Fiala, Ernst (2001): Wachstum ohne Grenzen ­ Globaler
Wohlstand durch nachhaltiges Wirtschaften; Springer (Wien u.a.); S. 352.
3.1.2. Argumente der Befürworter quantitativen Wirtschafts-
wachstums
Die Befürworter quantitativen Wirtschaftswachstums haben sich in den Hochzeiten
quantitativer Wachstumspräferenzen aus wichtigen Entscheidungspositionen von Öko-
nomie, Politik und Wissenschaft rekrutiert.
1
Ihre Grundausrichtung kann im Großen und
Ganzen als kurz- bis mittelfristig interpretiert werden, darüber hinaus ist es eine eher
nationale Orientierung.
2
Ihre Argumente finden sich mehr oder weniger identisch in
jedem offiziellen Votum der Wirtschaftspolitik wieder und beschäftigen sich primär mit
ökonomischen Zielen.
3
In erster Linie sei an dieser Stelle auf die beschäftigungsförderliche Funktion von
quantitativem Wirtschaftswachstum hingewiesen.
4
Wirtschaftsfachleute, wie zum
1
vgl. Mäding, H. (1984): Brauchen wir Wachstum?; S. 4.
2
vgl. Mäding, H. (1984): Brauchen wir Wachstum?; S. 8.
3
vgl. Mäding, H. (1984): Brauchen wir Wachstum?; S. 6.
4
vgl. Wicke, L. (1991): Umweltökonomie; S. 503.

- 13 -
Beispiel Otto Schlecht, haben festgestellt, dass ein vorliegender Beschäftigungsstand
nur erhalten bliebe, beziehungsweise gesteigert würde, wenn ein bestimmtes positives
quantitatives Wirtschaftswachstum vorläge.
1
Roy Harrod geht sogar noch weiter und
spricht von möglicher Vollbeschäftigung durch entsprechend hohes Wirtschafts-
wachstum.
2
Darüber hinaus unterstützt quantitatives Wirtschaftswachstum Aktionen zugunsten einer
Verbesserung der individuellen Arbeitsbedingungen.
3
Die jeweilige Beschäftigungs-
situation ist ein wesentlicher Bestandteil der Lebensqualität und somit Wohlfahrt der
Menschen
4
und von permanentem Strukturwandel geprägt.
5
Die daraus resultierende
notwendige Anpassung der Arbeitsbedingungen, aber auch die durch den Struktur-
wandel ausgelösten Kapitalstockanpassungen, werden durch Wirtschaftswachstum
gefördert.
6
Resultate des Wirtschaftswachstums sind Einkommenszuwächse, die Vertei-
lungsspielraum
7
und bei sozialem Konsens eine grundsätzlich ,gerechtere' Verteilung
ermöglichen.
8
Zudem sei auf die Aussagen der Wachstumsbefürworter hingewiesen, dass der heute
notwendige aktive Umweltschutz von quantitativem Wirtschaftswachstum unterstützt
beziehungsweise getragen werden kann.
9
Insofern wird eine gegenseitige Bedingung
von Umweltschutz und ressourcensparendem Wirtschaftswachstum untereinander
postuliert.
10
Des Weiteren wird in der Genese quantitativen Wachstums ein Instrument zur
Finanzierung sozialer Sicherungssysteme
11
und anderer wohlstandsbedeutsamer
staatlicher Aufgaben gesehen.
12
1
vgl. Schlecht, O. (1980): Wirtschaftswachstum wozu, wie und womit?; S. 10.
2
vgl. Harrod, R. (1967): Dynamische Wirtschaftstheorie; S. 41.
3
vgl. Schlecht, O. (1980): Wirtschaftswachstum wozu, wie und womit?; S. 14.
4
vgl. Schlecht, O. (1980): Wirtschaftswachstum wozu, wie und womit?; S. 10.
5
vgl. Schlecht, O. (1980): Wirtschaftswachstum wozu, wie und womit?; S. 12.
6
vgl. Schlecht, O. (1980): Wirtschaftswachstum wozu, wie und womit?; S. 12.
7
vgl. Meißner, W. / Glüder, D. (1984): Wir brauchen Wachstum; S. 22.
8
vgl. Majer, H. (1998): Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung; S. 5.
9
vgl. Schlecht, O. (1980): Wirtschaftswachstum wozu, wie und womit?; S. 14.
10
vgl. Schlecht, O. (1980): Wirtschaftswachstum wozu, wie und womit?; S. 14.
11
vgl. Schlecht, O. (1980): Wirtschaftswachstum wozu, wie und womit?; S. 15.
12
vgl. Wicke, L. (1991): Umweltökonomie; S. 503.

- 14 -
Losgelöst von der ökonomischen Sichtweise der Argumente der Wachstumsbe-
fürworter sichert quantitatives Wirtschaftswachstum die individuelle Freiheit durch die
Möglichkeit persönlicher Selbstverwirklichung in Wirtschaft und sozialem System.
1
Zudem hat die materielle Wohlfahrt der Menschen unzweifelhaft einen weiterhin hohen
Anteil an der individuellen Motivation der Gesellschaftsmitglieder, auch während der
politischen Stimmabgabe.
2
Infolgedessen ist quantitatives Wirtschaftswachstum ein
wesentlicher Bestandteil wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Stabilität.
3
3.1.3 Kritik am quantitativen Wirtschaftswachstum
Die Kritik an quantitativem Wirtschaftswachstum und somit wirtschaftlich maximalem
Output
4
begann im Jahre 1972 mit dem Schriftstück Limits of Growth vom ,,Club of
Rome".
5
Kernpunkt der Kritik ist das Auseinanderdriften von Sozialproduktwachstum
und Wohlfahrt der Menschen
6
und die Verdeutlichung der energie-, rohstoff- und
umweltbezogenen Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums.
7
Über einen längeren Zeitraum galt das Hauptargument, dass quantitatives
Wirtschaftswachstum gleichbedeutend mit Wohlfahrt sei.
8
Doch diese Ansicht ist in
Frage gestellt worden.
9
Der ökonomische Wohlstand sei ausschließlich ein Bestandteil
der empfundenen totalen Wohlfahrt.
10
Wohlstand wird durch Sozialproduktwachstum
und andere Determinanten hervorgerufen.
11
Die Orientierungen der Wachstumskritiker
waren und sind im Gegensatz zu den Wachstumsbefürwortern eher langfristiger und
1
vgl. Schlecht, O. (1980): Wirtschaftswachstum wozu, wie und womit?; S. 16.
2
vgl. Schlecht, O. (1980): Wirtschaftswachstum wozu, wie und womit?; S. 16.
3
vgl. Schlecht, O. (1980): Wirtschaftswachstum wozu, wie und womit?; S. 10.
4
vgl. Leipert, C. (1981): Theoretische und wirtschaftspolitische Konsequenzen ...; S. 34.
5
vgl. Herzmann, K. / Seibert, C. (2005): Eine neue Perspektive für die ökologische Wachstumskritik;
S.14.
6
vgl. Majer, H. (1998): Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung; S. 4.
7
vgl. Leipert, C. (1981): Theoretische und wirtschaftspolitische Konsequenzen ...; S. 33.
8
vgl. Meißner, W. / Glüder, D. (1984): Wir brauchen Wachstum; S. 24.
9
vgl. Meißner, W. / Glüder, D. (1984): Wir brauchen Wachstum; S. 24.
10
vgl. Pigou, A.C. (1962): Economics of welfare; S. 10f.
11
vgl. Harrod, R. (1976): Dynamische Wirtschaftstheorie; S. 170.

- 15 -
globaler Natur.
1
Wachstumskritiker vertreten die im folgenden Kapitel genauer
diskutierte qualitative Wirtschaftswachstumsform
2
und sehen unter anderem im
Sozialprodukt keinen Wohlstandsindikator wie die Wachstumsbefürworter.
3
Wachstumsraten des Sozialprodukts sind rein materieller Natur
4
und degradieren die
Wohlfahrt auf die ökonomische Dimension.
5
Innerhalb der volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnung wird ,Naturnutzung' als Folge von Umweltzerstörung und somit als
Kostenfaktor nicht berücksichtigt.
6
Umweltschäden in Form ihrer Beseitigung gehen
zwar positiv in die Sozialproduktermittlung ein, der ,Verbrauch' des Naturbestandes
wird jedoch nicht verrechnet.
7
Darüber hinaus fehlen nichtmonetäre, nicht über den
Markt gehandelte Komponenten ebenfalls in der volkswirtschaftlichen Gesamt-
rechnung.
8
Hierzu gehören auch ,Produkte' aus eigener Herstellung, freiwillige soziale
Arbeit oder Freizeiteinbußen durch unterschiedlich lange Arbeitszeiten.
9
Superiore
Güter wie Freizeit und Arbeitsfreude finden keinen Niederschlag im Sozialprodukt-
Konzept.
10
Abbildung 3.1.3. listet übersichtlich einige nicht in der volkswirtschaftlichen
Gesamtrechnung berücksichtigte Positionen auf, die sich auf Lebensqualitätsbereiche
beziehen, die in Kapitel 3.2. nähere Erläuterungen finden.
1
vgl. Mäding, H. (1984): Brauchen wir Wachstum?; S. 8.
2
vgl. Majer, H. (1998): Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung; S. 10.
3
vgl. Bourcarde, K. / Tripp, C. (2006): Ausweg qualitatives Wachstum?; S. 25.
4
vgl. Leipert, C. (1975): Theoretische und wirtschaftspolitische Konsequenzen ...; S. 17.
5
vgl. Leipert, C. (1975): Theoretische und wirtschaftspolitische Konsequenzen ...; S. 21.
6
vgl. Binswanger, H.-C., et al. (1978): Der NAWU-Report ...; S. 100f.
7
vgl. Link, F.J. (1989): Wachstum im Wandel; S. 13.
8
vgl. Wicke, L. (1991): Umweltökonomie; S. 512.
9
vgl. Wicke, L. (1991): Umweltökonomie; S. 512.
10
vgl. Mäding, H. (1984): Brauchen wir Wachstum?; S. 6.

- 16 -
Abbildung 2: In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht berücksichtigte
Positionen
In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht
berücksichtigte Positionen
Lebensqualitätsbereich
Einkommen, die nicht aus marktgerichteter Aktivität
stammen, zum Beispiel aus der Schattenwirtschaft
Einkommen
Versorgung, die nicht marktgerichtet ist, zum Beispiel
unvergütete Hausarbeit, Schwarzarbeit
Versorgung
Erziehungs- und Ausbildungsarbeit der Eltern sowie
Studienleistung von Schülern und Studierenden
Bildung
Eigengenutzter Wohnraum
Wohnen
Private unentgeltliche Krankenpflege
Gesundheit
Nicht marktgerichtete Sicherheitsfaktoren
Sicherheit
Umweltschäden, die nicht beseitigt werden
Umwelt
Monetäre Bewertung der Arbeitsbedingungen
Arbeit
Freizeitnutzen
Freizeit
Quelle: in Anlehnung an: Majer, Helge (1986): Soziologische Aspekte der Wachstumskrise; in: Neue
Wege der Wachstumsanalyse ­ ein interdisziplinärer Ansatz; hrsg. von H. Majer, Campus (Frankfurt
u.a.); S. 75f.
Die entstandene Wachstumskritik hat somit nicht nur ökologische Ursachen, sondern ist
ebenso eine Form von Gesellschaftskritik
1
und umfasst die kumulierten negativen
Nebeneffekte des Wirtschaftswachstums.
2
Ein Umschwenken der Bedürfnisse auf
immaterielle Schwerpunkte, wie zum Beispiel auf Zugehörigkeit, Anerkennung,
sozialen Status und Selbstverwirklichung, die augenscheinlich nicht durch quantitatives
Wirtschaftswachstum befriedigt werden können, haben ebenso Anteil an der steigenden
Wachstumskritik.
3
Auch die von den Wachstumsbefürwortern aufgestellte Hypothese,
quantitatives Wirtschaftswachstum würde die einkommensspezifische Verteilungs-
problematik lösen, ist insofern zu relativieren, als dass die absolute Einkommensmarge
zwischen den Einkommensklassen durch jeweilige prozentuale Einkommenszuwächse
1
vgl. Hödl, E. (1975): Wirtschaftswachstum und Umweltpolitik; S. 37.
2
vgl. Mäding; H. (1984): Brauchen wir Wachstum?; S. 9.
3
vgl. Leipert, C. (1981): Theoretische und wirtschaftspolitische Konsequenzen ...; S. 35.

- 17 -
derselben vergrößert wird
1
und somit die Gerechtigkeit der Verteilung in Frage stellt.
2
Zudem wird einem weiteren Argument der Wachstumsbefürworter, Wachstum verhalte
sich beschäftigungsförderlich, entgegengebracht, dass sein positives Einwirken auf die
Beschäftigungssituation nur noch geringfügig funktionieren könne.
3
Der festgestellte
tendenziell gleiche Verlauf von Sozialproduktwachstum und Produktivitätsfortschritt,
4
als definitorische, nicht kausale Beziehung,
5
sei nur dann beschäftigungsförderlich,
wenn der Produktivitätszuwachs mit einer Produktionszunahme einherginge.
6
Quantitatives Wirtschaftswachstum hat dazu geführt, dass die Konzentration der
Gesellschaft auf ökonomischen Erfolg zu ihrer immateriellen Identitätsbildung
geworden ist
7
und die ökonomische Leistung des einzelnen Menschen als seine Bewer-
tungsgrundlage angesehen wird.
8
Abschließend sei gesagt, dass im Rahmen der Wachstumskritik nicht das Wachstum als
solches negiert wird, oder gar Nullwachstum gefordert wird,
9
sondern die
Wachstumskritiker die Frage nach der Art und Weise des Wachstums aufwerfen und die
Wachstumsform überdenken.
10
In diesem Zusammenhang wird die Alternative von
qualitativem Wirtschaftswachstum vorgeschlagen,
11
welche nun im folgenden Kapitel
behandelt wird.
1
vgl. Leipert, C. (1981): Theoretische und wirtschaftspolitische Konsequenzen ...; S. 36.
2
vgl. Mäding; H. (1984): Brauchen wir Wachstum?; S. 5.
3
vgl. Masberg, D. (1984): Zur Entwicklung der Diskussion um ,,Lebensqualität" und ,,qualitatives
Wachstum" ...; S. 20f.
4
vgl. Klauder, W. (1986): Technischer Fortschritt und Beschäftigung; S. 7.
5
vgl. Mäding, H. (1984): Brauchen wir Wachstum?; S. 11.
6
vgl. Masberg, D. (1984): Zur Entwicklung der Diskussion um ,,Lebensqualität" und ,,qualitatives
Wachstum" ...; S. 21.
7
vgl. Zinn, K.G. (1980): Die Selbstzerstörung der Wachstumsgesellschaft; S. 23.
8
vgl. Leipert, C. (1981): Theoretische und wirtschaftspolitische Konsequenzen ...; S. 37.
9
vgl. Hödl, E. (1975): Wirtschaftswachstum und Umweltpolitik; S. 68.
10
vgl. Klauder, W. (1986): Technischer Fortschritt und Beschäftigung; S. 9.
11
vgl. Wicke, L. (1991): Umweltökonomie; S. 544f.

- 18 -
3.2. Qualitatives Wirtschaftswachstum
,,Man kann nicht in die Zukunft schauen, aber man kann den Grund für etwas Zukünftiges legen
­ denn Zukunft kann man bauen."
(Antoine de Saint-Exupéry)
Qualitatives Wirtschaftswachstum umschreibt eine Wachstumsform, die nicht exakt,
1
sondern nur durch Bewertungen zu definieren ist
2
und auf unterschiedliche Art und
Weise in Literatur und Politik angewendet wird.
3
Demnach gibt es großen
Diskussionsspielraum.
4
Unterschiedliche Ansichten finden aber im Kern einen gemein-
samen Nenner
5
und sie nehmen im Rahmen der heute geführten Wachstums-
diskussionen einen enormen Stellenwert ein.
6
Was heißt qualitatives Wirtschaftswachstum?
Der Begriff ,qualitatives Wirtschaftswachstum' wird bereits im Jahre 1978 von Hans-
Christoph Binswanger verwendet
7
und ist als Fortentwicklung der 1972 aufkommenden
Wachstumskritik zu interpretieren, die quantitatives Wirtschaftswachstum nicht
verteufelt, sondern anzweifelt und mitunter ergänzt.
8
Qualitatives Wirtschaftswachstum
beschäftigt sich mit drei unterschiedlichen Dimensionen des Wachstums: Sozialprodukt,
Nachhaltigkeit und Produktqualität.
9
1
vgl. Bourcade, K. / Tripp, C. (2006): Ausweg qualitatives Wachstum?; S. 25.
2
vgl. Masberg, D. (1984): Zur Entwicklung der Diskussion um "Lebensqualität" und "qualitatives
Wachstum" ...; S. 44.
3
vgl. Link, F.J. (1989): Wachstum im Wandel; S. 22.
4
vgl. Mohr, H. (1988): Qualitatives Wachstum als Überlebensstrategie; S. 10.
5
vgl. Mohr, H. (1988): Qualitatives Wachstum als Überlebensstrategie; S. 10.
6
vgl. Binswanger, H.-C. (1978): Der NAWU-Report; S. 121f.
7
vgl. Binswanger, H.-C. (1978): Der NAWU-Report; S. 121ff.
8
vgl. Meadows, D.H., et al. (2006): Grenzen des Wachstums; S. 265f.
9
vgl. Bourcade, K. / Tripp, C. (2006): Ausweg qualitatives Wachstum?; S. 25f.

- 19 -
Das Konzept des qualitativen Wirtschaftswachstums beruft sich nicht auf das
Sozialprodukt als Maßstab für Wohlfahrt,
1
sondern versucht, Wohlfahrt durch
Übereinstimmungen zwischen den Ansprüchen der Wirtschaft und ökologischen
Restriktionen zu erzielen.
2
Unmittelbare ökologische Beschränkungen führen zu einer
Umorientierung von quantitativem zu qualitativem Wirtschaftswachstum,
3
welche bei
abnehmendem Ressourceneinsatz eine Verbesserung von Leistungen und Produkten
und auf diese Weise eine Steigerung des Sozialprodukts erreichen will, was einer
Reduktion der Umweltbelastung gleichkommt.
4
Die Strategie des qualitativen
Wachstums zielt auf Zeitgewinn, um die Genese neuer Konzepte des Wirtschaftens und
Zusammenlebens anzustoßen.
5
Ziel ist es, die allgemeine Lebensqualität (Abbildung 3)
zu erhöhen,
6
welche Wohlstand und Wohlfahrt impliziert und die Bereiche Ökonomie,
Gesellschaft, Politik, Wissenschaft, Technik und Kultur umfasst.
7
Abbildung 3: Lebensqualität als breit definierte Wohlfahrt
Lebensqualität
einer breit definierten Wohlfahrt
Sozialprodukt
Wohlstand
Qualitative
Strukturkomponenten
Übrige Lebensqualitäts-
bereiche
Quelle: in Anlehnung an: Majer, Helge (1984) : Qualitatives Wachstum und Lebensqualität: definitorisch
und analytische Zusammenhänge; in: Qualitatives Wachstum ­ Einführung in Konzeptionen der
Lebensqualität; hrsg. von H. Majer, Campus (Frankfurt u.a.); S. 46.
Unter Lebensqualität, einem dynamischen, schwer definierbaren Phänomen,
8
sind
Zufriedenheitsniveaus zu verstehen, die an einzelnen Bedürfniskomponenten angelehnt
sind
9
und von so genannten sozialen Indikatoren abgebildet werden können.
10
Soziale
1
vgl. Binswanger, H.-C. (1981): Wirtschaft und Umwelt; S. 81.
2
vgl. Binswanger, H.-C.; et al. (1978): Der NAWU-Report; S. 122.
3
vgl. Majer, H. (1998): Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung; S. 12.
4
vgl. Mohr, H. (1988): Qualitatives Wachstum als Überlebensstrategie; S. 10.
5
vgl. Binswanger, H.-C., et al. (1981): Wirtschaft und Umwelt; S. 44.
6
vgl. Bourcade, K. / Tripp, C. (2006): Ausweg qualitatives Wachstum?; S. 25.
7
vgl. Majer, H. (1998): Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung; S. 74.
8
vgl. Masberg, D. (1984): Zur Entwicklung der Diskussion um ,,Lebensqualität" und qualitatives
Wachstum ...; S. 15f.
9
vgl. Majer, H. (1984): Technischer Fortschritt, Lebensqualität und qualitatives Wachstum; S. 166.
10
vgl. Majer, H. (1984): Technischer Fortschritt, Lebensqualität und qualitatives Wachstum; S. 166.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836606134
ISBN (Paperback)
9783836656139
DOI
10.3239/9783836606134
Dateigröße
818 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Dortmund – Wirtschaft, Volkswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2007 (Oktober)
Note
1,3
Schlagworte
wirtschaftliches wachstum wirtschaftspolitik unternehmenspolitik volkswirtschaftslehre kapitalinvestitionen
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Titel: Wirtschaftliches Wachstum
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