Kopplung der Spritzgießsimulation mit der Strukturanalyse für kurzfaserverstärkte Kunststoffe
					
	
		©2007
		Diplomarbeit
		
			
				55 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Zusammenfassung:	
Das Hauptziel der Arbeit war die Nutzbarmachung der Ergebnisse der Spritzgießsimulation aus Moldflow für die Strukturanalyse durch das FEM Programm ABAQUS. Die orientierungsgradabhängigen Eigenschaften wie der E-Modul, der Schubmodul und die Querkontraktionszahlen werden in dieser Arbeit nicht mithilfe des Orientation Averaging, sondern mithilfe von Funktionen berechnet, die vorher an experimentelle Ergebnisse angepasst wurden. Die Berechnung und die Übertragung der Kennwerte, der Geometrie, der Materialrichtungen etc. erfolgt weitestgehend automatisch durch eine Schnittstelle. Die Schnittstelle ist vorerst nur zur Übertragung aller benötigten Daten von Mittelflächenelementen aus Moldflow auf Schalenelemente in ABAQUS geeignet.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde außerdem eine Methode entwickelt, wie sich, ausgehend vom verallgemeinerten Hookeschen Gesetz, nichtlineares, orthotropes Werkstoffverhalten für kurzfaserverstärkte Kunststoffe modellieren lässt. Es wird der Weg aufgezeigt, wie sich solches Verhalten mithilfe einer Materialsubroutine in das kommerzielle Programm ABAQUS implementieren lässt. Das nichtlineare Verhalten wird über ein zusätzliches Modell, welches die Nichtlinearität des jeweiligen Werkstoffes berücksichtigt, dargestellt. Es erfolgt der Vergleich der linear elastischen mit der nichtlinear elastischen Simulation für den technischen Kunststoff PBT-GF30.
	
	
Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung / Motivation3
1.1Einleitung / Motivation3
1.2Ziel dieser Arbeit6
2.Theoretische Grundlagen7
2.1Beschreibung des Orientierungszustandes7
2.2Eigenschaften in Abhängigkeit des Orientierungszustandes8
2.3Beschreibung des Materialerhaltens14
2.3.1Herleitung des Materialmodells14
2.3.2Bezug zu den Ingenieurkonstanten16
2.3.3Nichtlineares Werkstoffverhalten und Umsetzung in ABAQUS19
3.Erläuterungen zur Schnittstelle22
3.1Beschreibung des Hauptprogramms "Interface"22
3.2Geometrieerzeugung25
3.3Transversale Schubsteifigkeit28
3.4Beschreibung des Programms "Librarymaker"30
3.5Hinweise zu Benutzung30
4.Ermittlung der experimentellen Daten32
4.1Bestimmung der benötigten Kennwerte für das Modell32
4.2Plausibilität der Kennwerte37
5.Beispielrechnungen / Benchmarks40
5.1Beliebig gedrehter Würfel40
5.2Schulterstab42
5.2.1Vergleich der manuellen mit der computergestützten Rechnung42
5.2.2Verifizierung des programmierten Materialmodells44
5.2.3Vergleich linear elastischer mit […]
	Das Hauptziel der Arbeit war die Nutzbarmachung der Ergebnisse der Spritzgießsimulation aus Moldflow für die Strukturanalyse durch das FEM Programm ABAQUS. Die orientierungsgradabhängigen Eigenschaften wie der E-Modul, der Schubmodul und die Querkontraktionszahlen werden in dieser Arbeit nicht mithilfe des Orientation Averaging, sondern mithilfe von Funktionen berechnet, die vorher an experimentelle Ergebnisse angepasst wurden. Die Berechnung und die Übertragung der Kennwerte, der Geometrie, der Materialrichtungen etc. erfolgt weitestgehend automatisch durch eine Schnittstelle. Die Schnittstelle ist vorerst nur zur Übertragung aller benötigten Daten von Mittelflächenelementen aus Moldflow auf Schalenelemente in ABAQUS geeignet.
Im Rahmen dieser Arbeit wurde außerdem eine Methode entwickelt, wie sich, ausgehend vom verallgemeinerten Hookeschen Gesetz, nichtlineares, orthotropes Werkstoffverhalten für kurzfaserverstärkte Kunststoffe modellieren lässt. Es wird der Weg aufgezeigt, wie sich solches Verhalten mithilfe einer Materialsubroutine in das kommerzielle Programm ABAQUS implementieren lässt. Das nichtlineare Verhalten wird über ein zusätzliches Modell, welches die Nichtlinearität des jeweiligen Werkstoffes berücksichtigt, dargestellt. Es erfolgt der Vergleich der linear elastischen mit der nichtlinear elastischen Simulation für den technischen Kunststoff PBT-GF30.
Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung / Motivation3
1.1Einleitung / Motivation3
1.2Ziel dieser Arbeit6
2.Theoretische Grundlagen7
2.1Beschreibung des Orientierungszustandes7
2.2Eigenschaften in Abhängigkeit des Orientierungszustandes8
2.3Beschreibung des Materialerhaltens14
2.3.1Herleitung des Materialmodells14
2.3.2Bezug zu den Ingenieurkonstanten16
2.3.3Nichtlineares Werkstoffverhalten und Umsetzung in ABAQUS19
3.Erläuterungen zur Schnittstelle22
3.1Beschreibung des Hauptprogramms "Interface"22
3.2Geometrieerzeugung25
3.3Transversale Schubsteifigkeit28
3.4Beschreibung des Programms "Librarymaker"30
3.5Hinweise zu Benutzung30
4.Ermittlung der experimentellen Daten32
4.1Bestimmung der benötigten Kennwerte für das Modell32
4.2Plausibilität der Kennwerte37
5.Beispielrechnungen / Benchmarks40
5.1Beliebig gedrehter Würfel40
5.2Schulterstab42
5.2.1Vergleich der manuellen mit der computergestützten Rechnung42
5.2.2Verifizierung des programmierten Materialmodells44
5.2.3Vergleich linear elastischer mit […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Carsten Kröner 
Kopplung der Spritzgießsimulation mit der Strukturanalyse für kurzfaserverstärkte 
Kunststoffe 
ISBN: 978-3-8366-0551-9 
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007 
Zugl. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle, Deutschland, Diplomarbeit, 2007 
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© Diplomica Verlag GmbH 
http://www.diplom.de, Hamburg 2007 
Printed in Germany
___________________________________________________________________________ 
Inhalt: 
1.      Einleitung / Motivation...3 
      1.1    Einleitung / Motivation...3 
      1.2    Ziel dieser Arbeit...6 
2.       Theoretische Grundlagen ...7 
2.1     Beschreibung des Orientierungszustandes ...7 
2.2     Eigenschaften in Abhängigkeit des Orientierungszustandes...8 
2.3     Beschreibung des Materialerhaltens ...14 
2.3.1  Herleitung des Materialmodells ...14 
2.3.2  Bezug zu den Ingenieurkonstanten ...16 
2.3.3  Nichtlineares Werkstoffverhalten und Umsetzung in  ABAQUS ...19 
3.       Erläuterungen zur Schnittstelle ...22 
3.1     Beschreibung des Hauptprogramms ,,Interface"...22 
3.2     Geometrieerzeugung...25 
3.3     Transversale Schubsteifigkeit ...28 
3.4     Beschreibung des Programms ,,Librarymaker" ...30 
3.5     Hinweise zu Benutzung...30 
4.       Ermittlung der experimentellen Daten...32 
      4.1    Bestimmung der benötigten Kennwerte für das Modell ...32 
      4.2    Plausibilität der Kennwerte ...37 
5.       Beispielrechnungen / Benchmarks...40 
5.1     Beliebig gedrehter Würfel...40 
5.2     Schulterstab ...42 
5.2.1  Vergleich der manuellen mit der computergestützten Rechnung ...42 
5.2.2  Verifizierung des programmierten Materialmodells ...44 
5.2.3  Vergleich linear elastischer mit nichtlinear elastischer Simulation...46 
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 Seite 1   
___________________________________________________________________________ 
      6.      Zusammenfassung und Ausblick...47 
7.      Anhang ...48 
7.1    Symbolverzeichnis ...48 
7.2    Quellenverzeichnis ...51 
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 Seite 2   
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1. Einleitung / Motivation 
Kunststoffe als Werkstoffe zeichnen sich durch ihre geringe Dichte und hohe 
Flexibilität in der Formgebung aus. Die Verarbeitungsverfahren erlauben selbst für 
komplizierte Formen eine hohe Produktivität [10], was ihnen gegenüber metallischen 
Werkstoffen einen oft entscheidenden Vorteil verschafft. Für bestimmte 
Anwendungen, wie den strukturellen Einsatz, sind durch zu geringe Steifigkeit, zu 
hohe Verformung und Kriechneigung Grenzen gesetzt. Um die Eigenschaften von 
Kunststoffen besser an die Anwendung anzupassen und ihr Einsatzgebiet zu 
erweitern, können sie mit Fasern verstärkt werden. Dadurch wird der E-Modul, die 
Festigkeit und die thermische Einsatzgrenze erhöht sowie die Kriechneigung 
reduziert [9]. Die Verstärkungsfasern können sowohl nach ihrem Material als auch 
nach ihrer Länge eingeteilt werden [8]. Langfasern zeichnen sich bei guter 
Anbindung durch ein höheres Lastaufnahmevermögen und die Möglichkeit über das 
Gelege der Fasern, maßgeschneiderte Eigenschaften im Werkstoff einstellen zu 
können, aus. Die Herstellungsverfahren dabei sind in den meisten Fällen auf 
Einzelstücke bis Kleinserien beschränkt. Der Vorteil von kurzfaserverstärkten 
Kunststoffen ist, dass sie sich mit den gebräuchlichen Verfahren der 
Großserienproduktion verarbeiten lassen. Ein weit verbreitetes 
Verarbeitungsverfahren für kurzfaserverstärkte Kunststoffe ist der Spritzguss [10]. 
Die Strömungsverhältnisse allgemein und im speziellen der 
Schubspannungsgradient während des Spritzgießvorgangs, bestimmen den 
Orientierungszustand der Fasern. Typisch ist die Ausbildung einer Schichtstruktur mit 
unterschiedlich orientierten Fasern (siehe Bild 1.1). Charakteristisch sind die quer 
orientierte Kernschicht und die parallel orientierte Randschicht. Eine 
Schichtanordnung nur mit diesen drei Schichten wird in der Literatur [2] als 3-
Schichtenmodell bezeichnet. Durch Einführung einer Zwischenschicht und einer 
weiteren dünnen Randschicht wird das Modell, über das  5-Schichtenmodell, zum 7-
Schichtenmodell erweitert.  
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 Seite 3   
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Anschnitt
Parallel orientierte 
Randschicht
Quer orientierte
Kernschicht
Zwischenschicht
Unorientierte Randschicht
Bild 1.1 Typischer Schichtaufbau einer spritzgegossenen Platte, 
Bild nach [2] 
Im Gegensatz zu den mit Langfasern verstärkten Kunststoffen tritt bei 
kurzfaserverstärkten Kunststoffen niemals eine unidirektionale Ausrichtung der 
Fasern innerhalb einer Schicht auf. Auch ihre Länge kann nicht mit den 
Bauteilabmessungen in ein sinnvolles Verhältnis gebracht werden. Die Kraft, die eine 
einzelne Faser übernehmen kann, wird maßgeblich von ihrem Aspektverhältnis 
(Verhältnis von Faserlänge zu Faserdicke) und ihrer relativen Lage zur 
Belastungsrichtung bestimmt. Das bedeutet, dass die Eigenschaften des 
Werkstoffverbundes sowohl von der Faserlänge als auch von deren 
Orientierungsgrad abhängen. Der Orientierungszustand der Kurzfasern kann mit 
Programmen zur Strömungssimulation (z.B. Moldflow, Cadmould) berechnet werden. 
Dabei wird die Polymerschmelze als Suspension mit geringem Feststoffanteil 
(1%...3%) angenommen. Die Korrektheit der Ergebnisse hängt allerdings von der 
Geometrie, vom Faservolumenanteil, der Viskosität der Matrix etc. ab. Obwohl es 
aufgrund der verwendete Theorie zum Teil erhebliche Ungenauigkeiten gibt, führt 
kein Weg an diesen Ergebnissen vorbei, wenn die Struktur eines 
kurzfaserverstärkten Bauteils numerisch analysiert werden soll. 
Mithilfe von mikromechanischen Modellen lassen sich die mechanischen 
Eigenschaften solcher Werkstoffe abschätzen. Bild 1.2 illustriert, dass die nach 
solchen Ansätzen berechneten und die experimentell ermittelten Kennwerte 
divergieren können. In dieser Arbeit wurden hauptsächlich experimentell bestimmte 
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 Seite 4   
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Kennwerte verwendet. Die theoretische Berechnung der Kennwerte setzt die 
perfekte Anbindung der Fasern an die Matrix voraus. Außerdem erfolgt keine 
Berücksichtigung der Interaktion der Spannungsfelder zwischen den Fasern. Nach 
[1] sind dies die Gründe, aus welchen die Methode nach Halpin-Tsai den Verbund in 
der Regel zu steif gegenüber den experimentellen Ergebnissen bestimmt. 
Bild 1.2  Vergleich experimenteller (unidirektionaler) Kennwerte (UD)  
mit denen nach Halpin-Tsai (HT),  Bild aus [1]   
Eine häufig eingesetzte Methode, um die Kennwerte der unidirektionalen Verbunde 
für beliebige Orientierungszustände zu bestimmen, ist das ,,Orientation Averaging" 
[5]. Diese Vorgehensweise erlaubt die Bestimmung der elastischen Eigenschaften 
eines Faserverbundwerkstoffes für einen beliebigen Orientierungszustand der 
Fasern. Der Gesamtwerkstoff wird als Agglomerat aus Elementen angenommen die 
nur eine Faser enthalten. Für jedes dieser Einfaserelemente wird der 
Eigenschaftstensor, bezogen auf das globale Koordinatensystem, bestimmt. Im 
Anschluss wird über alle Eigenschaftstensoren der Einfaserelemente gemittelt und 
damit der Gesamteigenschaftstensor im jeweiligen Probenvolumen bestimmt.  Die 
Prozedur des ,,Orientation Averaging" stellt eine etablierte Methode zur Bestimmung 
der orientierungsabhängigen Eigenschaften dar. Dennoch sollten auch 
empirische/experimentelle Ansätze einen vernünftigen Weg darstellen, um zu diesen 
Ergebnissen zu gelangen. 
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1.2 Ziel dieser Arbeit  
Das Ziel dieser Diplomarbeit ist die Entwicklung einer Schnittstelle zwischen 
Moldflow und ABAQUS. Die Schnittstelle soll alle Daten zur Modellierung eines 
Bauteils als Schichtmodell übertragen sowie die elastischen Kennwerte in 
Abhängigkeit des Orientierungszustandes ohne Mittelungsverfahren berechnen. 
Außerdem soll die Schnittstelle, aus persönlicher Motivation heraus, gegenüber der 
kommerziellen Version weniger zeitraubend in der Anwendung und weniger 
aufwendig in der Handhabung sein. Die uns im März 2007 für diese Zwecke zu 
Verfügung gestellte Version des Plugins MSA war nicht mit den in der Anleitung 
beschriebenen Schritten lauffähig. Außerdem ist der Zugriff auf bestimmte Werte und 
Parameter nur mit einer selbst programmierten Schnittstelle möglich. Die 
ursprüngliche Zielstellung, das Versagen von kurzfaserverstärkten Kunststoffen zu 
untersuchen, wurde vorerst verworfen, da es hierfür nicht immer zweckmäßig 
erscheint, Kunststoffe linear elastisch zu berechnen. Deshalb soll zunächst ein Weg 
gefunden werden, wie sich nichtlineares, anisotropes Werkstoffverhalten von 
kurzfaserverstärkten Kunststoffen auf flexible Art und Weise modellieren lässt.  
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2.Theoretische Grundlagen 
2.1 Beschreibung des Orientierungszustandes 
Ausgangspunkt zur Beschreibung der Orientierung einer Einzelfaser ist ein Vektor, 
der in dieselbe Richtung wie die Faser zeigt. In realen Werkstoffen macht es keinen 
Sinn, die Orientierung jeder Faser einzeln zu beschreiben. Für solche Werkstoffe 
lässt sich eine Orientierungsverteilungsfunktion definieren. Aus dem Integral dieser 
Funktion, über die Oberfläche aller möglichen Orientierungsrichtungen, lässt sich der 
Orientierungstensor (Tensor zweiter Stufe) ableiten (Details z.B. in [5], [7]). Der 
Orientierungszustand wird durch den Orientierungstensor vollständig beschrieben. 
Man kann den Orientierungstensor in drei Hauptrichtungen (Eigenvektoren) und die 
dazugehörigen Eigenwerte zerlegen. Die Eigenvektoren geben Aufschluss über die, 
im ebenen Fall zwei und im räumlichen Fall drei, Hauptrichtungen der Orientierung. 
Jeder der Eigenvektoren ist mit einem Eigenwert gekoppelt. Der Eigenwert 
ermöglicht eine Aussage, wie breit die Faserverteilung um die Hauptrichtung gestreut 
ist. Um über die Eigenwerte direkt auf den Anteil der Fasern in die entsprechende 
Richtung schließen zu können, ist ihre Summe auf eins normiert [11]. Die Eigenwerte 
werden immer der Größe nach sortiert. Das bedeutet, dass der erste Eigenwert 
immer der größte ist. Der Orientierungszustand lässt sich graphisch wie folgt 
darstellen (Bild 2.1, Bild 2.2): 
Bild 2.1 Grafische, dreidimensionale Darstellung des Orientierungstensors  
Es gilt: 
(1)
(2)
(3)
Eigenvektor
Eigenvektor
Eigenvektor
>
>
___________________________________________________________________________ 
 Seite 7   
___________________________________________________________________________ 
In Bild 2.2 lässt sich erkennen, dass die Gestalt des grafischen Modells des 
Orientierungstensors immer ähnlicher der eines Kreises wird, je mehr die Eigenwerte 
zusammen fallen. Für den Fall der Gleichheit der Eigenwerte wird aus der Ellipse ein 
Kreis (im ebenen Fall) und aus dem Ellipsoid eine Kugel (im dreidimensionalen 
Fall).
Bild 2.2 Zweidimensionale Orientierungszustände  
Bild nach [7] 
2.2 Eigenschaften in Abhängigkeit des Orientierungszustandes 
Die Schwierigkeit bei der Modellierung kurzfaserverstärkter Kunststoffe liegt darin, 
dass die mechanischen Eigenschaften vom Orientierungszustand der Fasern und 
dem Belastungszustand des Werkstoffes abhängen. Ein häufiger Ansatz, um der 
Abhängigkeit vom Orientierungszustand  Rechnung zu tragen, liegt in dem Versuch, 
über mikromechanische Modelle die Eigenschaften des unidirektional orientierten 
Kompositwerkstoffes zu errechnen. Im Anschluss erfolgt durch verschiedene 
Mittelungsverfahren die Berücksichtigung des Orientierungszustandes. Die 
Abhängigkeit der elastischen Kennwerte von der Dehnung wird in der Regel nicht 
berücksichtigt. Es erfolgt lediglich eine linear elastische Berechnung. 
In dieser Arbeit wurde bewusst auf die Verwendung des ,,Orientation Averaging" 
verzichtet. Die Berücksichtigung der Orientierungsabhängigkeit der mechanischen 
Eigenschaften erfolgt stattdessen mithilfe der Anpassung von Funktionen an 
experimentell und theoretisch bestimmte Kennwerte für verschiedene 
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 Seite 8   
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Orientierungszustände. Aufgrund der Probleme beim Beschaffen der experimentellen 
Kennwerte als Funktion des Orientierungsgrades stehen zur Modellbildung nur die 
Kennwerte zweier Orientierungszustände zur Verfügung. Deshalb erfolgt die 
Modellierung der Abhängigkeit der Materialkennwerte vom Orientierungszustand nur 
durch lineare Funktionen, die an die Zustände angepasst wurden, für die Kennwerte 
vorlagen oder ermittelt werden konnten.  
Betrachtet man den E-Modul in der globalen 1-Richtung, existieren für dessen Wert 
zwei Extremwerte. Der höchstmögliche E-Modul liegt dann vor, wenn alle Fasern 
parallel zur globalen 1-Richtung liegen. Der geringste E-Modul in diese Richtung liegt 
vor, wenn alle Fasern senkrecht zur globalen 1-Richtung orientiert sind. Da der 
Orientierungszustand über die Eigenwerte des Orientierungstensors ausgedrückt 
werden kann, lässt sich auch der orientierungsabhängige E-Modul in Abhängigkeit 
eines Eigenwertes ausdrücken. Für alle Orientierungszustände, die zwischen den 
beiden perfekten Orientierungen liegen, wird mangels experimenteller Daten ein 
linearer Zusammenhang zwischen den E-Moduln und den Eigenwerten des 
Orientierungstensors unterstellt. Konträr hier zu wird dieser Zusammenhang in der 
Arbeit von [5] dargestellt. Hier wird, je nach Mittelungsverfahren, ein zur Abszisse 
konvexer oder konkaver Verlauf des E-Moduls in Abhängigkeit der Orientierung 
dargestellt. 
Der beschriebene Kennwert für den ersten Zustand heißt 
, der für den zweiten 
Zustand 
.  In Bild 2.3 wurden die Kennwerte 
1,UD
E
2,UD
E
1,UD
E
 und 
 über dem ersten 
Eigenwert des Orientierungstensors dargestellt und durch eine Gerade verbunden. 
Diese Gerade stellt die Abhängigkeit von 
vom Orientierungszustand dar. 
2,UD
E
1
1
( )
E a
Ab dem Bereich für den 
 < 0,5 
ist, wird dieser Eigenwert definitionsgemäß nicht 
mehr mit 
bezeichnet. Dennoch wurde hier die Bezeichnung, um die 
Übersichtlichkeit zu waren, beibehalten. Da die Summe der Eigenwerte immer eins 
ergeben muss, könnte man an dieser Stelle 
durch 
ersetzen, womit man sofort 
die Abhängigkeit des zweiten E-Moduls vom zweiten Eigenwert erhielte. Die 
1
a
1
a
1
a
2
a
___________________________________________________________________________ 
 Seite 9   
___________________________________________________________________________ 
mathematische Beschreibung der Geraden für die 1-Richtung sowie die 2-Richtung 
ist mit den Formeln 2.1 und 2.2 entsprechend gegeben. 
Bild 2.3  Abhängigkeit des E-Moduls in 1-Richtung vom ersten Eigenwert 
E-Moduln: 
( )
2 ,
1,
2 ,
1,
2 ,
1,
2,
1,
2,
1
1
1
2,
UD
UD
UD
UD
UD
UD
UD
UD
UD
E
U
E
E
E
E
E
E
E
E
E a
a
a
E
a
a
a
a
-
-
=
 -
-
-
D
+
(2.1)
( )
2 ,
1,
2 ,
1,
2 ,
1,
2,
1,
2,
2
2
2
2,
UD
UD
UD
UD
UD
UD
UD
UD
UD
E
U
E
E
E
E
E
E
E
E
E
a
a
a
E
a
a
a
a
-
-
=
 -
-
-
D
+
(2.2)
Aufgrund der Annahme, dass alle Fasern immer in einer Ebene liegen, ergibt sich 
der E-Modul in der dritten Richtung wie folgt: 
UD
E
E
,
2
3
=
(2.3)
___________________________________________________________________________ 
 Seite 10   
___________________________________________________________________________ 
Schubmoduln: 
In Analogie zur Bestimmung der orientierungsabhängigen E-Moduln erfolgt die 
Bestimmung der Schubmoduln. Die zwei benötigten Kennwerte sind für den 
Grenzfall der nahezu unidirektional orientierten Fasern und der andere für den 
zweiten Grenzfall der vollkommen unorientierten Fasern ermittelt worden. Durch die 
Wahl des zweiten Grenzfalls als isotrop ergeben sich für die folgenden 
Betrachtungen einige Vereinfachungen (Formel 2.7, 2.9 und 2.11). Von Vorteil ist 
weiterhin, dass die Eigenschaften eines isotropen Materials durch lediglich zwei 
unabhängige Kennwerte charakterisiert sind.  
( )
12,
12,
12
2
2
2,
12,
2,
2,
isotrop
UD
isotrop
UD
UD
UD
isotrop
UD
isotrop
UD
G
G
G
G
G
a
a
a
G
a
a
a
a
-
-
=
 -
-
-
+
(2.4)
( )
13,
13,
13
2
2
2,
13,
2,
2,
isotrop
UD
isotrop
UD
UD
UD
isotrop
UD
isotrop
UD
G
G
G
G
G
a
a
a
G
a
a
a
a
-
-
=
 -
-
-
+
(2.5)
( )
23,
23,
23
2
2
2,
23,
2,
2,
isotrop
UD
isotrop
UD
UD
UD
isotrop
UD
isotrop
UD
G
G
G
G
G
a
a
a
G
a
a
a
a
-
-
=
 -
-
-
+
(2.6)
___________________________________________________________________________ 
 Seite 11   
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2007
- ISBN (Paperback)
- 9783836605519
- ISBN (eBook)
- 9783956362835
- Dateigröße
- 1.2 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg – Ingenieurwissenschaften, Studiengang Kunststofftechnik
- Note
- 1,1
- Schlagworte
- werkstoff komposit moldflow faser kunststoff
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					