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Besonderheiten der Kreditwürdigkeitsprüfung durch Banken bei Jahresabschlüssen nach IFRS

©2007 Diplomarbeit 122 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Basel II und die Rechnungslegung nach IFRS sind die beiden großen Herausforderungen für Kreditinstitute. Der Fokus beider Regelwerke ist zwar unterschiedlich, dennoch lassen sich in verschiedenen Themengebieten Überschneidungen feststellen. Ein Themengebiet welches durch diese Überschneidungen betroffen ist, ist die Kreditwürdigkeitsprüfung der Banken. Durch Basel II hat sich die Kreditvergabe aus einer mehr oder weniger systematischen Beurteilung (Rating) hin zu einer strukturierten und systematischen Analyse gewandelt. Neben einer rein auf die Bilanzanalyse gerichteten Kreditwürdigkeitsprüfung spielen zukünftig auch sog. weiche Faktoren (soft facts) eine wesentliche Rolle im Kreditvergabeprozess.
Die Umstellung bei der Kreditwürdigkeitsprüfung ist bei den meisten Banken weitestgehend abgeschlossen, wobei die Grundlage immer noch die Jahresabschlüsse nach HGB bilden. Des Weiteren spielen auch die Vorgaben von MaK und MaRisk eine wesentliche Rolle in der Systematisierung und Standardisierung der Kreditwürdigkeitsprüfung. Beide Ansätze, die in der Vergangenheit umgesetzt wurden, forcierten eine weitestgehend EDV-gestützte Auswertung der Jahresabschlüsse.
Die nächste Herausforderung für die Banken wird die Anpassung der Kreditwürdigkeitsprüfung auf Jahresabschlüsse nach IFRS sein.
Im Zuge der Harmonisierung der internationalen Rechnungslegung sind die kapitalmarktnotierten Unternehmen seit dem 01.01.2005 laut EU-Verordnung zu einer Bilanzierung im Konzernabschluss nach IFRS verpflichtet. Hinzu kommt ein Wahlrecht, welches den Mitgliedstaaten einräumt, eigenständig zu entscheiden, ob die Anwendung sowohl für die Konzernabschlüsse der anderen Unternehmen als auch im Einzelabschluss aller Unternehmen vorzuschreiben oder zu gestatten ist. Hintergrund für die Harmonisierung der Rechnungslegung ist die bessere Vergleichbarkeit der Jahresabschlüsse aus Sicht der Investoren und Anleger zu erzielen und somit auch der Schutz der Anleger.
Aufgrund dieser Vorteile für die Investoren und Anleger kann man davon ausgehen, dass sich innerhalb der nächsten Jahre die Abschlüsse aller Unternehmen in Europa annähern und nach den Grundsätzen der IFRS erstellt werden.Wegen dieser Tatsache bedarf es seitens der Banken weiterer Anpassungen im Kreditvergabeprozess, um den aktuellen Gegebenheiten Rechnung zu tragen und die Vorgaben von Basel II weiterhin zu erfüllen.
Problemstellung:
Wie bereits in der Einleitung genannt, sind die […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Patrick Klama
Besonderheiten der Kreditwürdigkeitsprüfung durch Banken bei Jahresabschlüssen
nach IFRS
ISBN: 978-3-8366-0445-1
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2008
Zugl. Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW), Standort Gütersloh, Gütersloh,
Deutschland, Diplomarbeit, 2007
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica.de, Hamburg 2008

Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ...III
Tabellenverzeichnis ... IV
Abkürzungsverzeichnis ... VI
1.
Einleitung ...1
1.1.
Einführung in das Thema ...1
1.2.
Problemstellung ...3
1.3.
Vorgehensweise ...4
2.
Definitorischer Rahmen ...5
2.1.
Die Kreditwürdigkeitsprüfung und Ihre Faktoren...5
2.1.1.
Definition der Kreditwürdigkeitsprüfung ... 5
2.1.2.
Definition Basel II ... 7
2.1.3.
Definition und Aufgaben des Ratings... 10
2.1.4.
Definition und Aufgaben der Bilanzanalyse ... 13
2.2.
Die IFRS in Abgrenzung zum HGB ...14
2.2.1.
Definition der IFRS... 14
2.2.2.
Aufbau des Jahresabschluss nach IFRS ... 16
2.2.2.1.
Die Bilanz (balance sheet) ...16
2.2.2.2.
Die Gewinn- und Verlustrechnung (income statement) ...19
2.2.2.3.
Die Eigenkapitalveränderungsrechnung (statement of
changes in equity)...21
2.2.2.4.
Die Cash-Flow-Rechnung (cash-flow statement)...22
2.2.2.5.
Der Anhang (notes)...25
2.2.3.
Zusammenfassung ... 26
3.
Besonderheiten der Kreditwürdigkeitsprüfung bei Jahresabschlüssen
nach IFRS ...28
3.1.
Übersicht der allgemeinen und Bilanzierungs- und
Bewertungsunterschiede zwischen IFRS und HGB...28
3.2.
Mögliche Lösungsansätze zur Vereinheitlichung der IFRS-Bilanz
und der IFRS-GuV...31
3.2.1.
Die Standard-Bilanz ... 31
3.2.2.
Die Standard-GuV... 33
3.3.
Das interne Rating im DSGV ...36
3.4.
Analyse der Besonderheiten des IFRS-Jahresabschlusses am
Beispiel der BMW Group im internen DSGV-Rating ...39

Inhaltsverzeichnis
II
3.4.1.
Der allgemeine Bilanzvergleich nach IFRS und HGB... 41
3.4.2.
Die Ertragslage ... 43
3.4.2.1.
Der Return on Investment (RoI) ...44
3.4.2.2.
Die Zinsaufwandsquote (ZAQ)...46
3.4.2.3.
Die Mietaufwandsquote (MAQ) ...48
3.4.3.
Die Vermögenslage ... 49
3.4.3.1.
Die Eigenkapitalquote (EKQ) ...50
3.4.3.2.
Die Lagerkennzahl (LKZ) ...52
3.4.3.3.
Die Lagerdauer (LD) ...54
3.4.3.4.
Die Kapitalbindung (KB)...56
3.4.3.5.
Die Fremdkapitalstruktur (FKS)...58
3.4.4.
Die Finanzlage ... 60
3.4.4.1.
Der Cash-Flow: Kennzahl 1 (CF: K1)...61
3.4.4.2.
Der Cash-Flow: Kennzahl 2 (CF: K2)...63
3.4.4.3.
Die Kreditorenlaufzeit (KLZ)...65
3.5.
Zusammenfassung...67
4.
Abschließende Beurteilung und Ausblick...69
Anhang ...76
Literatur- und Quellenverzeichnis ...105

Abbildungsverzeichnis
III
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1:
Rechnungslegung in Deutschland (ab 2005)... 2
Abb. 2:
Die drei Säulen der neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung ... 7
Abb. 3:
Ansätze zur Ermittlung des Eigenmittelbedarfs für Kreditrisiken ... 8
Abb. 4:
Vergleich der externen und internen Ratingansätze nach Basel II ... 9
Abb. 5 :
Praxis-Beispiel Eigenkapitalunterlegung für einen Kredit in Höhe... 9
Abb. 6:
Der Ratingprozess ... 10
Abb. 7:
Zweck und Anforderungen der Rechnungslegung nach IAS-
Framework ...15
Abb. 8:
Mindestausweis der IFRS-Bilanz ... 16
Abb. 9:
Verkürzte Gliederung der deutschen Handelsbilanz... 17
Abb. 10:
IFRS-Gliederung der GuV... 20
Abb. 11:
Mindestgliederung für die indirekte Kapitalflussrechnung nach
dem IDW ...23
Abb. 12:
Auswirkungen der Bilanzierung nach IFRS im Vergleich zu HGB ... 28
Abb. 13:
Standard-Bilanz nach IFRS ... 32
Abb. 14:
Standard-GuV nach IFRS ... 33
Abb. 15:
Struktur des DSGV-Rating... 36
Abb. 16:
Gewichtung der Rating-Kriterien im DSGV-Finanzrating (Produktion) 38

Tabellenverzeichnis
IV
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Schritte der Kreditprüfung bei Firmenkunden ... 6
Tabelle 2:
Übersicht der Ratingklassen ... 12
Tabelle 3:
Wichtige Unterschiede zwischen den IAS/IFRS und dem HGB ... 29
Tabelle 4:
Die Standard-GuV nach IFRS der BMW Group 2000... 35
Tabelle 5:
Merkmale im DSGV-Rating... 37
Tabelle 6:
Die BMW Group GuV nach IFRS / IAS und HGB ... 39
Tabelle 7:
Die BMW Group Bilanz nach IFRS / IAS und HGB ... 40
Tabelle 8:
Die BMW Group Kapitalflussrechnung nach IAS / IFRS und HGB... 40
Tabelle 9:
Abweichungen der GuV-Positionen nach IFRS und HGB ... 41
Tabelle 10:
Abweichungen der Bilanz-Positionen nach IFRS und HGB... 41
Tabelle 11:
Abweichungen der Kapitalflussrechnungs-Positionen nach IFRS
und HGB ...42
Tabelle 12:
Return on Investment (RoI)... 44
Tabelle 13:
Umsatzrentabilität (UR)... 44
Tabelle 14:
Kapitalumschlag (KU) ... 44
Tabelle 15:
Der RoI nach IFRS und HGB... 45
Tabelle 16:
Zinsaufwandsquote (ZAQ) ... 46
Tabelle 17:
Die Zinsaufwandsquote nach IFRS und HGB... 47
Tabelle 18:
Mietaufwandsquote (MAQ) ... 48
Tabelle 19:
Eigenkapitalquote (EKQ) ... 50
Tabelle 20:
Die Eigenkapitalquote nach IFRS und HGB ... 50
Tabelle 21:
Lagerkennzahl (LKZ) ... 52
Tabelle 22:
Die Lagerkennzahl nach IFRS und HGB ... 52
Tabelle 23:
Lagerdauer (LD)... 54
Tabelle 24:
Die Lagerdauer nach IFRS und HGB ... 55
Tabelle 25:
Kapitalbindung (KB) ... 56
Tabelle 26:
Kapitalstruktur nach IFRS und HGB ... 57
Tabelle 27:
Fremdkapitalstruktur (FKS)... 58
Tabelle 28:
Kapitalstruktur nach IFRS und HGB ... 59
Tabelle 29:
Cash-Flow: Kennzahl 1 (CF: K1) ... 61
Tabelle 30:
Der Cash-Flow: Kennzahl 1 nach IFRS und HGB ... 62
Tabelle 31:
Cash-Flow: Kennzahl 2 (CF: K2) ... 63
Tabelle 32:
Der Cash-Flow: Kennzahl 2 nach IFRS und HGB ... 64
Tabelle 33:
Kreditorenlaufzeit (KLZ) ... 65
Tabelle 34:
Die Kreditorenlaufzeit nach IFRS und HGB... 66

Tabellenverzeichnis
V
Tabelle 35:
Übersicht der Kennzahlen nach IFRS und HGB... 67

Abkürzungsverzeichnis
VI
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
abzgl. abzüglich
AG Aktiengesellschaft
allg. allgemein
AV Anlagevermögen
BaFin
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
bspw. beispielsweise
bzgl.
bezüglich
bzw. beziehungsweise
CF: K1
Cash-Flow: Kennziffer 1
CF: K2
Cash-Flow: Kennziffer 2
d. h.
das heißt
DSGV
Deutscher Sparkassen- und Giroverband
EAD
Exposure of Default
(Erwartete Höhe der Forderung im Zeitpunkt des Ausfalls)
EBIT
Earnings before interest and taxes
(Gewinn vor Zinsen und Steuern und außerordentlichem Ergebnis)
EBT
Earnings before taxes
(Jahresüberschuss vor Steuern (inkl. außerordentlichem Ergebnis)
EDV Elektronische
Datenverarbeitung
EK Eigenkapital
EKQ Eigenkapitalquote
EKVR Eigenkapitalveränderungsrechnung
EU Europäische
Union
evtl. eventuell
F & E
Forschung und Entwicklung
FK
Fremdkapital / Firmenkunden
FKS Fremdkapitalstruktur
ggf. gegebenenfalls
GJ Geschäftsjahr
GK
Gesamtkapital / Gewerbekunden
GKR Gesamtkapitalrendite
GKV Gesamtkostenverfahren
GuV
Gewinn- und Verlustrechnung
HGB Handelsgesetzbuch
i. d. R.
in der Regel

Abkürzungsverzeichnis
VII
IAS International
Accounting
Standards
IASB
International Accounting Standards Board
IFRS
International Financial Reporting Standards
IRB
Internal Ratings-Based Approch
(auf internen Ratings basierender Ansatz)
KB Kapitalbindung
KLZ Kreditorenlaufzeit
KMU
kleine und mittlere Unternehmen
KU Kapitalumschlag
L. u. L.
Lieferung und Leistung
LD Lagerdauer
LGD
Loss given Default
(Verlust bei Ausfall)
LKZ Lagerkennzahl
MaK
Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft
MAQ Mietaufwandsquote
MaRisk
Mindestanforderungen an das Risikomanagement
o. g.
oben genannten
o. J.
ohne Jahr
PD
Probabilitiy of Defaults
(Ausfallwahrscheinlichkeit)
RAP Rechnungsabgrenzungsposten
RHB
Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe
RoI
Return on Investment
sog. so
genannt(en)
TransPuG Transparenz- und Publizitätsgesetz
u. a.
unter anderem
u. U.
unter Umständen
UKV Umsatzkostenverfahren
UR Umsatzrendite
v. a.
vor allem
vgl.
vergleiche
z. B.
zum Beispiel
ZAQ Zinsaufwandsquote

Einleitung
1
1. Einleitung
1.1. Einführung in das Thema
Basel II und die Rechnungslegung nach IFRS sind die beiden großen
Herausforderungen für Kreditinstitute. Der Fokus beider Regelwerke ist zwar
unterschiedlich, dennoch lassen sich in verschiedenen Themengebieten
Überschneidungen feststellen.
1
Ein Themengebiet welches durch diese
Überschneidungen betroffen ist, ist die Kreditwürdigkeitsprüfung der Banken.
Durch Basel II hat sich die Kreditvergabe aus einer mehr oder weniger systematischen
Beurteilung (Rating) hin zu einer strukturierten und systematischen Analyse gewandelt.
Neben einer rein auf die Bilanzanalyse gerichteten Kreditwürdigkeitsprüfung spielen
zukünftig auch sog. weiche Faktoren (soft facts)
2
eine wesentliche Rolle im
Kreditvergabeprozess.
Die Umstellung bei der Kreditwürdigkeitsprüfung ist bei den meisten Banken
weitestgehend abgeschlossen, wobei die Grundlage immer noch die Jahresabschlüsse
nach HGB bilden.
Des Weiteren spielen auch die Vorgaben von MaK und MaRisk eine wesentliche Rolle
in der Systematisierung und Standardisierung der Kreditwürdigkeitsprüfung. Beide
Ansätze, die in der Vergangenheit umgesetzt wurden, forcierten eine weitestgehend
EDV-gestützte Auswertung der Jahresabschlüsse.
Die nächste Herausforderung für die Banken wird die Anpassung der
Kreditwürdigkeitsprüfung auf Jahresabschlüsse nach IFRS sein.
Im Zuge der Harmonisierung der internationalen Rechnungslegung sind die
kapitalmarktnotierten Unternehmen seit dem 01.01.2005 laut EU-Verordnung
3
zu einer
Bilanzierung im Konzernabschluss nach IFRS verpflichtet. Hinzu kommt ein Wahlrecht,
welches den Mitgliedstaaten einräumt, eigenständig zu entscheiden, ob die
Anwendung sowohl für die Konzernabschlüsse der anderen Unternehmen als auch im
Einzelabschluss aller Unternehmen vorzuschreiben oder zu gestatten ist.
1
Vgl. Claußen, Bernd / Cluse, Michael / Tomasi, Maria R. (2005), S. 505
2
Vgl. Kapitel 2.1.3.
3
Vgl. Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften (2002)

Einleitung
2
Hintergrund für die Harmonisierung der Rechnungslegung ist die bessere
Vergleichbarkeit der Jahresabschlüsse aus Sicht der Investoren und Anleger zu
erzielen und somit auch der Schutz der Anleger.
Abb. 1:
Rechnungslegung in Deutschland (ab 2005)
Quelle: Buchholz, Rainer (2004), S. 13
Aufgrund dieser Vorteile für die Investoren und Anleger kann man davon ausgehen,
dass sich innerhalb der nächsten Jahre die Abschlüsse aller Unternehmen in Europa
annähern und nach den Grundsätzen der IFRS erstellt werden.
Wegen dieser Tatsache bedarf es seitens der Banken weiterer Anpassungen im
Kreditvergabeprozess, um den aktuellen Gegebenheiten Rechnung zu tragen und die
Vorgaben von Basel II weiterhin zu erfüllen.
Jahresabschlüsse von
Kapitalgesellschaften
Einzelabschluss
Konzernabschluss
Nicht
kapitalmarktorientiert
Kapitalmarkt-
orientiert
Nicht
kapitalmarktorientiert
Kapitalmarkt-
orientiert
· Pflicht: HGB
(zur
Ausschüttung)
· Wahrecht: IFRS
(zur
Offenlegung)
Nationales
Wahlrecht IFRS
EU-Pflicht für
IFRS

Einleitung
3
1.2. Problemstellung
Wie bereits in der Einleitung genannt, sind die kapitalmarktnotierten Unternehmen seit
2005 dazu verpflichtet, ihre Jahresabschlüsse nach den Richtlinien der IFRS zu
erstellen.
Im Gegenzug müssen die Banken ihre Kreditvergabe ab 2007 nach den Richtlinien von
Basel II durchführen.
Weit verbreitet ist die Meinung, dass die Umstellung der Rechnungslegung von HGB
auf IFRS Vorteile bei der Kreditvergabe mit sich bringt. Doch gelten diese Vorteile auch
für den Prozess de Kreditwürdigkeitsprüfung der Banken an sich?
Es ergeben sich folgende Fragestellungen:
· Welche Konsequenzen ergeben sich durch die Umstellung der
Jahresabschlüsse von HGB auf der IFRS für die Kreditwürdigkeitsprüfung der
Banken?
· Welche Auswirkungen ergeben sich für die Banken für die
Kreditwürdigkeitsprüfung im Bereich der Jahresabschlussanalyse? Müssen
Kennzahlen der Jahresabschlussanalyse neu definiert werden, weil ihre
bisherige Auslegung nur für HGB-Abschlüsse geeignet ist?
· Ergeben sich durch die Umstellung Vorteile und / oder Nachteile für die
Kreditwürdigkeitsprüfung aus Sicht der Banken?
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit soll versucht werden, die vorangestellten Fragen
weitestgehend zu beantworten und ggf. Lösungsansätze zu zeigen, wie in Zukunft der
Prozess der Kreditwürdigkeitsprüfung bei Banken aussehen kann bzw. welche
Anpassungen an die beiden Rechnungslegungssysteme notwendig sind oder sein
werden.
Im Vorfeld ist anzumerken, dass sich Schwierigkeiten bei der detaillierten
Informationsbeschaffung ergeben haben. Es liegen kaum zugängliche Informationen
zu den einzelnen internen Ratingsystemen der Banken vor, so dass die Analyse sich
auf die einzelnen Kennzahlen beschränken muss.
Die Arbeit wird nicht im Detail auf die einzelnen Bewertungsunterschiede nach IFRS
und HGB eingehen. Zu diesem Themenkomplex gibt es hinreichend einschlägige
Literatur.

Einleitung
4
1.3. Vorgehensweise
Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit soll auf die Kreditwürdigkeitsprüfung durch Banken
bei Jahresabschlüssen nach IFRS gelegt werden, wobei hier hauptsächlich die
quantitativen Kennzahlen, die sog. hard facts, berücksichtigt werden sollen.
Im Anschluss an die Einleitung soll im zweiten Kapitel der definitorische Rahmen für
die Arbeit mit den beiden Bereichen der Kreditwürdigkeitsprüfung und der IFRS
dargestellt werden.
Im Unterkapitel Kreditwürdigkeitsprüfung sollen die wesentlichen Bereiche der
Kreditwürdigkeitsprüfung, die Kreditwürdigkeitsprüfung an sich, die
Jahresabschlussanalyse, Basel II und das Rating kurz definitorisch dargestellt und
beschrieben werden.
Im Unterkapitel IFRS werden im ersten Teil die IFRS in den Bereichen der Zielsetzung,
der Adressaten und der Prinzipien definiert und zum HGB abgegrenzt. Der zweite Teil
stellt die Verbindung der Bilanzanalyse der einzelnen Bereiche des Jahresabschlusses
nach IFRS zum Schwerpunkt der Arbeit der Kreditwürdigkeitsprüfung dar.
Im dritten Kapitel, das gleichzeitig den Hauptteil dieser Arbeit darstellt, werden im
ersten Unterkapitel die grundlegenden Bewertungsunterschiede zwischen IFRS und
HGB gegenübergestellt.
Im zweiten Unterkapitel werden erste Lösungsansätze zur Vereinheitlichung und
Vergleichbarkeit der IFRS-Bilanz und IFRS-GuV aufgezeigt und erläutert.
Im dritten Unterkapitel wird das interne Rating des DSGV in seiner Struktur und seinen
Schwerpunkten systematisch dargestellt.
Das vierte Unterkapitel befasst sich mit der Analyse des Jahresabschlusses 2000 der
BMW Group im Vergleich zwischen IFRS und HGB anhand des internen DSGV-
Ratings. Mangels der notwendigen Informationen ist allerdings nur ein reiner
Kennzahlenvergleich zwischen IFRS- und HGB-Abschluss möglich.
Das letzte Unterkapitel des Hauptteils fasst die ermittelten Ergebnisse in den
vorangegangen Kapiteln noch einmal zusammen.
Im vierten Kapitel dieser Arbeit werden die ermittelten Ergebnisse kritisch gewürdigt
und abschließend die in der Problemstellung genannten Fragen beantwortet.

Definitorischer Rahmen
5
2. Definitorischer
Rahmen
2.1. Die Kreditwürdigkeitsprüfung und Ihre Faktoren
2.1.1. Definition der Kreditwürdigkeitsprüfung
Ziel der Kreditwürdigkeitsprüfung ist es, die Fähigkeit von Unternehmen zu beurteilen,
ihnen gewährte Kredite ohne Störung zurückzuzahlen. ,,Kennzahlen bilden seit vielen
Jahren die Grundlage für die Beurteilung der Kreditangagements."
4
Bei der klassischen Definition der Kreditwürdigkeitsprüfung unterscheidet man die
persönliche Kreditwürdigkeit und die wirtschaftliche Kreditwürdigkeit. Bei der
persönlichen Kreditwürdigkeitsprüfung spielen weitestgehend subjektive
Einschätzungen des Bankers eine Rolle. Im Unterschied hierzu mündet bei der
wirtschaftlichen Kreditwürdigkeit die Prüfung anhand der eingereichten Unterlagen der
Unternehmen in einer Bilanz- und Kennzahlenanalyse.
Synonym für die Kreditwürdigkeitsprüfung bzw. die Bilanz- und Kennzahlenanalyse
kann auch das Rating genannt werden, das im Zuge von Basel II einen wesentlichen
Bestandteil der Kreditwürdigkeitsprüfung ausmacht.
Die nachfolgende Tabelle stellt die Schritte der Kreditwürdigkeitsprüfung dar:
4
Koch, Wolfgang / Wegmann, Jürgen (2003), S. 46

Definitorischer Rahmen
6
Tabelle 1:
Schritte der Kreditprüfung bei Firmenkunden
1.
Rechtliche Verhältnisse (Haftung und Vertretung)
2.
Unternehmer- und Unternehmensbeurteilung
2.1.
Management
2.2.
Produkt
2.3.
Markt
2.4.
Abhängigkeiten / Risiken
2.5.
Betrieblicher Bereich
3.
Nachhaltige Ertragskraft
4.
Nachhaltige Finanzkraft
5.
Kapitaldienstfähigkeit
6.
Sicherheitenstellung
Quelle: Eckert, Manfred / Fütterer, Tobias / Falter, Manfred (2004), S. 171
Neben dem Rating, welches zur Beurteilung und Vergleichbarkeit der Unternehmen
herangezogen wird, stellt auch die Markt- bzw. Branchenanalyse ein wesentliches
Instrument für die Prüfung dar. Die Vergleichbarkeit wird auf Vergleichskennzahlen der
Vergangenheit gestützt, wodurch eine möglichst hohe Vergleichbarkeit der
Jahresabschlüssen von gleichen oder ähnlichen Unternehmen angestrebt wird.

Definitorischer Rahmen
7
2.1.2. Definition Basel II
Basel II ist die Weiterentwicklung der Eigenkapitalvereinbarung Basel I
5
. Durch Basel II
wird die Eigenkapitalunterlegung dynamisch an die Kreditwürdigkeit des Schuldners
gekoppelt. Je höher das Ausfallrisiko ist, desto höher muss nach Basel II die
Eigenkapitalunterlegung der Bank sein.
Die nachfolgende Abbildung zeigt das sog. 3-Säulenmodell, welches sich aus den
Einzelvorschriften nach Basel II zusammensetzt:
Abb. 2:
Die drei Säulen der neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung
Quelle: Eigene Grafik in Anlehnung an Deloitte / Touche / Tohmatsu (2002), S. 2, Abruf: 06.12.2006
Die erste Säule sind die neuen Mindesteigenkapitalvorschriften, welche sich nach der
Bonität / dem Rating
6
der Schuldner richten.
Die zweite Säule verlangt, die bankinternen Risikomessungssysteme durch nationale
Bankenaufsichten
7
zu genehmigen und laufend zu überprüfen.
Die dritte Säule verlangt die Offenlegung der Risikoprofile der Banken, um so eine
wirksame Marktdisziplin zu fördern.
Die Banken haben mit Basel II die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Ansätzen zur
Ermittlung des Eigenkapitalbedarfs zu wählen.
5
Basel I schreibt eine Mindesteigenkapitalunterlegung bei der Kreditvergabe von 8% vor.
6
Eine detaillierte Erläuterung zum Rating erfolgt in Kapitel 2.1.3.
7
In Deutschland die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).
Überprüfung
durch die
Banken-
aufsicht
2. Säule
Publizitäts-
vorschriften
der Banken
3. Säule
Stabilität der Finanzmärkte
Vorschriften
zur Mindest-
eigenkapital-
unterlegung
1. Säule

Definitorischer Rahmen
8
Die nachfolgende Abbildung gibt einen Überblick über die möglichen Ansätze:
Abb. 3:
Ansätze zur Ermittlung des Eigenmittelbedarfs für Kreditrisiken
Quelle: Schmidt, Andreas (2004), S. 99
Durch die Wahl der unterschiedlichen Ansätze (Standardansatz, IRB-Basisansatz und
fortgeschrittener IRB-Ansatz)
8
ergeben sich auch unterschiedliche
Eigenkapitalunterlegungsquoten, was in der nachfolgenden Abbildung verdeutlich wird:
8
Weitere Details zu den einzelnen Ansätzen in Kapitel 2.1.3..
IRB-
Basisansatz
Fortgeschrittener
IRB-Ansatz
Interne Ratings-Ansätze (IRB)
Zusatz-Mindestanforderungen
Berücksichtigung der Restlaufzeit
Verfahren zur Ermittlung von LGD und EAD
Von der Bankenaufsicht vor-
gegebene nur Standardsicherheiten
Bankenindividuelle, erweiterte
Sicherheiten
Allgemeine Mindestanforderungen u. a. Ratings, Sicherheiten, Prozesse
Externe Ratings
Standardansatz
· Feste Risikogewichte in
Abhängigkeit von Art des
Kreditnehmers und
externem Rating
· Anerkennung
von
Standardsicherheiten
Basierend auf bankindividuellen Ausfallwahrscheinlichkeiten (PD)

Definitorischer Rahmen
9
Abb. 4:
Vergleich der externen und internen Ratingansätze nach Basel II
Quelle: Küting, Karlheinz / Weber, Claus-Peter (2006), S. 516
Die Auswirkungen der Eigenkapitalunterlegung für die Banken werden in der
nachfolgenden Abbildung verdeutlicht:
Abb. 5 :
Praxis-Beispiel Eigenkapitalunterlegung für einen Kredit in Höhe
von 1 Mio. EUR
Rating
EK-
Unterlegung
Basel I (alt)
Eigenkapital-
Unterlegung
EK-Unterlegung
lt. Basel II (neu)
AAA bis AA-
80.000 EUR
20 %
16.000 EUR (1,6 % der Kreditsumme)
A+ bis A-
80.000 EUR
50 %
40.000 EUR (4 % der Kreditsumme)
BBB+ bis BB-
80.000 EUR
100 %
80.000 EUR (8 % der Kreditsumme)
B+ und schlechter
80.000 EUR
150 %
120.000 EUR (12 % der Kreditsumme)
Gemäß Basel II wird die Bank für einen Kredit in Höhe von 1 Mio. EUR an ein Unternehmen
mit einem guten Ratingergebnis von AA- oder besser nur 16.000 EUR, d. h. 20 % von 8%
des Kreditbetrages an Eigenkapital unterlegen müssen. Bei einem Ratingergebis von B+
hingegen werden zukünftig 120.000 EUR, d. h. 150 % von 8 % des Kreditbetrages, zu
unterlegen sein.
Quelle: Nagl, Anne (o. J.), S. 3
IRB-Basisansatz
Interne Ermittlung
der Ausfallwahr-
scheinlichkeit, an-
sonsten aufsichts-
rechtliche Vorgabe
der
Risikoparameter
Standardansatz
Verwendung
externer Ratings
IRB
fortgeschrittener
Ansatz
Interne Ermittlung
der
Risikoparameter
Hohe Eigenkapitalunterlegung
niedrige Eigenkapitalunterlegung
Anf
o
rderu
nge
n an
das Kredi
tris
ikoma
nag
eme
nt

Definitorischer Rahmen
10
2.1.3. Definition und Aufgaben des Ratings
Abb. 6:
Der Ratingprozess
Quelle: Eigene Grafik in Anlehnung an Deloitte / Touche / Tohmatsu (2002), S. 4, Abruf: 06.12.2006
,,Der Begriff Rating leitet sich vom englischen Begriff ,,to rate" (bewerten, einschätzen)
ab und bezeichnet ein Verfahren, anhand dessen die wirtschaftliche Lage eines
Unternehmens beurteilt wird. Dabei wird in erster Linie die Bonität des Unternehmens
bewertet.
9
Das Rating an sich besteht aus der Beurteilung der quantitativen Faktoren, den sog.
hard facts, und den qualitativen Faktoren, den sog. soft facts.
Am Beispiel des DSGV-Ratings zählen die nachfolgenden Punkte zu den quantitativen
Faktoren:
· die Ertragslage
· die Vermögenslage
· die Finanzlage.
9
Vgl. Förderland (o. J.), Abruf: 11.02.2007
Unternehmen
(Kreditnehmer)
Quantitative
Faktoren
(Hard Facts)
Qualitative
Faktoren
(Soft Facts)
Urteilsbildung
Rating-Ergebnis
AAA
AA
...
...
B
CCC

Definitorischer Rahmen
11
Zu den qualitativen Faktoren zählen nach dem Schema des DSGV-Raings folgende
Punkte:
· Planung und Steuerung
· Unternehmensführung
· Markt und Produkt
· Wertschöpfungskette.
Es werden zwei Arten des Ratings unterschieden, das externe Rating
10
, welches
durch externe und unabhängige Ratingagenturen erstellt wird, und das interne
Rating
11
, welches direkt durch die Banken erstellt wird.
Die internen Ratings unterliegen nach den Auflagen von Basel II bestimmten
Anforderungen, welche durch die nationalen Finanzaufsichten regelmäßig überprüft
und genehmigt werden.
12
Das Ratingergebnis stellt die Kreditwürdigkeit des Unternehmens dar und spiegelt sich
in den folgenden Ratingklassen wider:
10
Vgl. Kapitel 2.1.2.
11
Vgl. Kapitel 2.1.2.
12
Vgl. Abb. 3

Definitorischer Rahmen
12
Tabelle 2:
Übersicht der Ratingklassen
Rating-Note
Beurteilung
Ausfallwahr-
scheinlichkeit
AAA
höchste Bonität, geringstes Ausfallrisiko
0,01 %
AA+
AA
AA-
hohe Bonität, kaum erhöhtes Ausfallrisiko
0,02 %
0,03 %
0,04 %
A+
A
A-
überdurchschnittliche Bonität, etwas erhöhtes
Ausfallrisiko
0,05 %
0,08 %
0,11 %
BBB+
BBB
BBB-
mittlere Bonität, stärkere Anfälligkeit bei negativen
Entwicklungen im Unternehmensumfeld
0,15 %
0,20 %
0,40 %
BB+
BB
BB-
spekulativ, Zins- und Tilgungsrückzahlungen bei
negativen Entwicklungen gefährdet
0,65 %
1,20 %
1,95 %
B+
B
B-
schlechte Bonität, sehr hohes Ausfallrisiko
3,20 %
7,00 %
13,00 %
CCC
CC
C
geringste Bonität, höchstes Ausfallrisiko
D
ungenügende Bonität, Kreditnehmer bereits in
Zahlungsverzug oder Insolvenz
Quelle: Nagl, Anne (o. J.), S. 2 f.
Da es keine festgelegte Klassifizierung der Ratingklassen gibt, stellt die hier
aufgeführte Tabelle die eine mögliche Klassifizierung nach dem amerikanischen
Schulnotensystem dar.
Denkbar wäre auch eine alternative Aufteilung von 1 ­ 6 in Anlehnung an das deutsche
Schulnotensystem.
Der DSGV wählt für die Klassifizierung eine Einteilung von Klasse 1 bis Klasse 18,
wobei die Klasse 1 das beste Ergebnis darstellt.

Definitorischer Rahmen
13
2.1.4. Definition und Aufgaben der Bilanzanalyse
,,Unter Bilanzanalyse ist die Aufbereitung (Verdichtung) sowie Auswertung
erkenntniszielorientierter Unternehmensinformationen mittels Kennzahlen,
Kennzahlensystemen und sonstiger Methoden zu verstehen."
13
Zu den wesentlichen Unternehmensinformationen gehören u. a. die Vermögens-,
Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens, welche mittels geeigneter Kennzahlen
14
dargestellt werden.
Durch die Bilanzanalyse sollen auch bilanzpolitische Gestaltungsmöglichkeiten
hinsichtlich einer bewussten Verbesserung oder Verschlechterung des Ergebnisses
aufgedeckt werden. Diese Gestaltungsmöglichkeiten ergeben sich aus den Vorgaben
der nationalen und internationalen Rechnungslegungssysteme, welche i. d. R.
verschiedene Bilanzierungsmöglichkeiten
15
zulassen.
Durch die Aufdeckung der gewählten Bilanzierungsmöglichkeiten sollen die
Unternehmen vergleichbar gemacht werden, Tendenzen der
Unternehmensentwicklung werden aufgezeigt und im Kontext der jeweiligen Branche
verglichen.
13
Küting, Karlheinz / Weber, Claus-Peter (2006), S. 1
14
Vgl. Kapitel 3.3.
15
Details zu den Bilanzierungsmöglichkeiten in Kapitel 3.1. Tabelle 3

Definitorischer Rahmen
14
2.2. Die IFRS in Abgrenzung zum HGB
2.2.1. Definition der IFRS
Die IFRS
16
haben im Unterschied zum HGB den Zweck, entscheidungsrelevante
Informationen (decision usefullness) zu vermitteln.
Als allg. Adressaten stehen hier zunächst Arbeitnehmer, Kreditgeber, Lieferanten,
Kunden, staatliche Stellen und die allg. Öffentlichkeit. Primäre Adressaten der IFRS
sind allerdings die Investoren (Shareholder)
17
und nicht die Gläubiger.
Anders als das HGB haben die IFRS somit nicht den Gläubigerschutz als Ziel, sondern
den Schutz der Investoren.
18
Zu den entscheidungsrelevanten Informationen für Investoren und potentielle
Investoren zählt primär die Nachhaltigkeit, Gewinne zu erzielen sowie der Fair-Value-
Ansatz, d. h. der marktorientierte Wertansatz.
19
Dieser Wertansatz spiegelt den
tatsächlichen Wert zum Stichtag wider und nicht wie nach dem HGB die vorsichtige
Bewertung (Niederstwertprinzip).
Als Basisansatz der IFRS steht neben dem going-concern-Grundsatz auch die
periodengerechte Abgrenzung des nachhaltigen Gewinns.
Aus diesen Basisannahmen ergeben sich die qualitativen Anforderungen an die IFRS
Rechnungslegung:
· Zuverlässigkeit
(reliability)
· Relevanz
(relevance)
· Verständlichkeit
(understandability)
· Vergleichbarkeit
(comparability).
16
Vgl. Zingel, Harry (2006) für die Grundbegriffe der internationalen Rechnungslegung
17
Vgl. Werner, Thomas / Padberg, Thomas/ Kriete, Thomas (2005), S. 5
18
Vgl. Kremin-Buch, Beate (2002), S. 11
19
Vgl. Vater, Hendrik (2002), S. 2

Definitorischer Rahmen
15
Die nachfolgende Abbildung verdeutlicht die Zielsetzung der IFRS:
Abb.
7:
Zweck und Anforderungen der Rechnungslegung nach IAS-
Framework
Quelle: Lüdenbach, Norbert (o. J.), S. 3
Inhaltlich unterscheiden sich die IFRS vom HGB durch
· eine Abschwächung des Vorsichtsprinzip
· eine Orientierung an Stichtagswerten
· Aktivierungsgebote anstelle von Aktivierungspflichten (z. B. Firmenwert oder
Disagio)
· die Beschränkung von Passivierungswahlrechten
· eine frühere Gewinnrealisierung (z. B. Aufwandsrückstellungen)
· die Möglichkeit, bilanzpolitisch die EK-Quoten zu heben und Gewinne zu
verstetigen.
20
In den nachfolgenden Kapiteln wird auf die einzelnen Bestandteile des
Jahresabschlusses nach IFRS eingegangen.
20
Vgl. Lüdenbach, Norbert (o. J.), S. 2
Bilanzzweck
Entscheidungsnützliche Informationen
Basisannahmen
Rechnungslegung
going concern
Fortführungswerte
periodengerechter
Gewinn
Qualitative Anforderungen an Rechnungslegung
Verständlichkeit
Vergleichbarkeit
Relevanz
Zuverlässig-
keit
u. a.
Materiality
u. a.
Vorsicht

Definitorischer Rahmen
16
2.2.2. Aufbau des Jahresabschluss nach IFRS
2.2.2.1. Die
Bilanz
(balance sheet)
Anders als das HGB schreiben die IFRS kein festes Gliederungsschema in der Bilanz
vor, sondern lediglich Posten, die mindestens auszuweisen sind (IAS 1). Alle weiteren
Posten hängen vom jeweiligen Unternehmen unter den Gesichtspunkten der fair-
presentation ab bzw. orientieren sich an anderen IFRS-Vorgaben.
21
Der Bilanzaufbau
nach HGB ist dagegen im HGB im Detail geregelt.
22
Die nachfolgende Tabelle stellt
den möglichen Mindestausweis einer IFRS-Bilanz und eine verkürzte Darstellung des
HGB dar:
Abb. 8:
Mindestausweis der IFRS-Bilanz
Assets
(Vermögen)
Equity and Liabilities
(Eigenkapital und Schulden)
A. Non-current assets
(Langfristiges Vermögen)
B. Current assets
(Kurzfristiges Vermögen)
A. Capital and reserves
(Gezeichnetes Kapital und
Rücklagen)
B. Non-Current
liabilities
(Langfristige Schulden)
C. Current
liabilities
(Kurzfristige Schulden)
Quelle: Eigene Grafik in Anlehnung an Buchholz, Rainer (2002), S. 229
Die Aktiv-Seite der Bilanz wird nach unten mit zunehmender Liquidierbarkeit und die
Passiv-Seite mit abnehmender Fristigkeit gegliedert.
23
21
Vgl. Buchholz, Rainer (2002), S. 229
22
Vgl. §266 HGB
23
Vgl. Buchholz, Rainer (2002), S. 229

Definitorischer Rahmen
17
Abb. 9:
Verkürzte Gliederung der deutschen Handelsbilanz
Aktiva
Passiva
A. Anlagevermögen
B. Umlaufvermögen
C. Rechnungsabgrenzungsposten
A. Eigenkapital
B. Rückstellungen
C. Verbindlichkeiten
D. Rechnungsabgrenzungsposten
Quelle: Eigene Grafik in Anlehnung an das HGB §266
Die deutschen Rechnungsabgrenzungsposten werden nach IFRS zu den Current
assets / liabilities gezählt und nicht separat ausgewiesen.
Durch die nach IFRS festgelegten Mindestanforderungen an die Bilanz ergeben sich
für die Banken schon die ersten Besonderheiten bei der Kreditwürdigkeitsprüfung bei
den Jahresabschlüssen nach IFRS:
Wie kann eine Vergleichbarkeit der IFRS-Bilanzen verschiedener Unternehmen
aufgrund der lediglich vorhandenen Mindestausweispflicht nach IFRS erzielt werden?
Wie bekommt die Bank einen möglichst einfachen Gesamtüberblick über die für die
Bank wichtigen Daten und Zahlen, die dann auch systematisch in die Bilanzanalyse
einfließen können?
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird diese Problemstellung noch einmal genauer
untersucht.
Gerade bei der Analyse der Bilanzkennzahlen ergeben sich allein durch die
Unterschiede im Aufbau zwischen IFRS und HGB gravierende Unterschiede.
Zu nennen sind hier beispielsweise die unterschiedliche Bewertung der
Bilanzpositionen und ebenso unterschiedliche Zusammenfassungen von
Bilanzpositionen nach IFRS und HGB.
,,Damit entsteht die Notwendigkeit einer eigenständigen IFRS-Bilanzanalyse, ohne
dass eine möglichst nahe Angleichung an eine HGB-Bilanz erfolgt.
24
Eine eigenständige Analyse von IFRS-Abschlüssen eröffnet damit auch neue
bilanzanalytische Möglichkeiten.
24
Vgl. §266 HGB

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783956362620
ISBN (Paperback)
9783836604451
Dateigröße
2.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule der Wirtschaft Gütersloh – Betriebswirtschaft, Studiengang Europäische Unternehmensführung
Erscheinungsdatum
2007 (Juli)
Note
2,3
Schlagworte
basel rating finanzierung rechnungslegung bilanz
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Titel: Besonderheiten der Kreditwürdigkeitsprüfung durch Banken bei Jahresabschlüssen nach IFRS
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