Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen
Konzeptioneller Businessplan am Beispiel der fiktiven Capital Meets Innovationen Ltd.
©2007
Diplomarbeit
124 Seiten
Zusammenfassung
Inhaltsangabe:Einleitung:
Bei vielen großen Unternehmen der entwickelten Industrienationen findet derzeit eine fundamentale Neuorientierung statt. Der Bedarf an Kreativität wird immer größer und Innovationen müssen immer schneller generiert werden. Unter dem zunehmenden Wettbewerbsdruck der Globalisierung haben die Unternehmen erkannt, dass die Kostenführerschaft verloren ist. Aufstrebende Volkswirtschaften, wie die so genannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China), können heute schon Vieles technisch gleich gut und bedeutend billiger produzieren, so dass nordamerikanische und westeuropäische Unternehmen ihren Kunden vollkommen neue Mehrwerte bieten und sich ganz andere Wettbewerbsvorteile verschaffen müssen. SAP-Gründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner fasst die aktuelle Entwicklung wie folgt zusammen: Lange Zeit wurde nur davon geredet, wie Kosten eingespart werden können. Jetzt stellen viele Unternehmen fest, dass sie allein damit die Marge nicht halten und schon gar nicht wachsen können. Man kann nur wachsen, wenn man massiv innovativ ist. Eine höhere Produktivität, Kosteneinsparungen und andere traditionelle Instrumentarien reichen heute nicht mehr aus. Die Anbieter müssen neue Bedürfnisse wecken, diese besser befriedigen und werden nur über Ideen und die nötigen Werkzeuge, um sie hervorzubringen, erfolgreich in den sich wandelnden Märkten agieren können.
Eine weltweite Befragung der Boston Consulting Group (BCG) unter 1.070 Managern aus allen Branchen hat ergeben, dass der Paradigmenwechsel von der Wissens- hin zur Kreativökonomie bereits im vollen Gange ist. So gehört das Thema Innovation für knapp 75% der Befragten heute zu den drei wichtigsten Punkten ihrer Unternehmensstrategie. Über die Hälfte ist zudem mit den Ergebnissen ihrer Innovationsausgaben unzufrieden und bemängelt zu lange Entwicklungszeiten und Schwierigkeiten mit der Koordination und dem Herausfiltern der besten Ideen. Der daraus resultierende Veränderungsdruck in den Unternehmen wächst enorm und nach einer aktuellen IBM-Studie müssen 65% von weltweit 765 befragten Vorstandschefs in den kommenden zwei Jahren wesentliche Veränderungen in ihrem Unternehmen vornehmen.
In modernen, weitgehend gesättigten und ausdifferenzierten Volkswirtschaften geht es heute mehr denn je darum, serienmäßig Innovationen und kreative Höchstleistungen zu produzieren. Doch wie kann zu solchen Höchstleistungen motiviert werden und welche Parameter spielen dafür die tragenden […]
Bei vielen großen Unternehmen der entwickelten Industrienationen findet derzeit eine fundamentale Neuorientierung statt. Der Bedarf an Kreativität wird immer größer und Innovationen müssen immer schneller generiert werden. Unter dem zunehmenden Wettbewerbsdruck der Globalisierung haben die Unternehmen erkannt, dass die Kostenführerschaft verloren ist. Aufstrebende Volkswirtschaften, wie die so genannten BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China), können heute schon Vieles technisch gleich gut und bedeutend billiger produzieren, so dass nordamerikanische und westeuropäische Unternehmen ihren Kunden vollkommen neue Mehrwerte bieten und sich ganz andere Wettbewerbsvorteile verschaffen müssen. SAP-Gründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner fasst die aktuelle Entwicklung wie folgt zusammen: Lange Zeit wurde nur davon geredet, wie Kosten eingespart werden können. Jetzt stellen viele Unternehmen fest, dass sie allein damit die Marge nicht halten und schon gar nicht wachsen können. Man kann nur wachsen, wenn man massiv innovativ ist. Eine höhere Produktivität, Kosteneinsparungen und andere traditionelle Instrumentarien reichen heute nicht mehr aus. Die Anbieter müssen neue Bedürfnisse wecken, diese besser befriedigen und werden nur über Ideen und die nötigen Werkzeuge, um sie hervorzubringen, erfolgreich in den sich wandelnden Märkten agieren können.
Eine weltweite Befragung der Boston Consulting Group (BCG) unter 1.070 Managern aus allen Branchen hat ergeben, dass der Paradigmenwechsel von der Wissens- hin zur Kreativökonomie bereits im vollen Gange ist. So gehört das Thema Innovation für knapp 75% der Befragten heute zu den drei wichtigsten Punkten ihrer Unternehmensstrategie. Über die Hälfte ist zudem mit den Ergebnissen ihrer Innovationsausgaben unzufrieden und bemängelt zu lange Entwicklungszeiten und Schwierigkeiten mit der Koordination und dem Herausfiltern der besten Ideen. Der daraus resultierende Veränderungsdruck in den Unternehmen wächst enorm und nach einer aktuellen IBM-Studie müssen 65% von weltweit 765 befragten Vorstandschefs in den kommenden zwei Jahren wesentliche Veränderungen in ihrem Unternehmen vornehmen.
In modernen, weitgehend gesättigten und ausdifferenzierten Volkswirtschaften geht es heute mehr denn je darum, serienmäßig Innovationen und kreative Höchstleistungen zu produzieren. Doch wie kann zu solchen Höchstleistungen motiviert werden und welche Parameter spielen dafür die tragenden […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Robert Borchel
Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren
Erhöhung durch den Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen
Konzeptioneller Businessplan am Beispiel der fiktiven Capital Meets Innovationen Ltd.
ISBN: 978-3-8366-0374-4
Druck Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Technische Fachhochschule Wildau, Wildau, Deutschland, Diplomarbeit, 2007
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Printed in Germany
II
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis... II
Abbildungsverzeichnis ...V
Tabellenverzeichnis...V
Abkürzungsverzeichnis ...VI
1
Einleitung ... 1
1.1
Problemstellung... 2
1.2
Zielsetzung ... 3
1.3
Aufbau der Arbeit... 4
2
Theoretischer Bezugsrahmen ... 5
2.1
Begriffsdefinitionen ... 5
2.1.1 Innovationsintensität... 5
2.1.2 Gründungsintensität ... 5
2.1.3 Parameter... 6
2.2
Historie deutscher Innovationskultur ... 6
2.3
Forschungs- und Literaturstand... 8
2.4
Kennzeichen von Innovationen ... 9
2.4.1 Innovationssysteme... 11
2.4.2 Kommunikationsbedürfnisse der Mitarbeiter ... 12
2.4.3 Gründungsgeschehen und Wirtschaftsentwicklung ... 13
3
Parameter der Innovations- und Gründungsintensität ... 14
3.1
Methodik ... 14
3.2
Status Quo der Innovations- und Gründungsintensität... 16
3.3
Parameter Forschung und Entwicklung... 18
3.3.1 Input ... 18
3.3.2 Output... 19
3.4
Parameter Finanzierung von Innovationen... 22
3.4.1 Allgemeine Finanzierungsbedingungen ... 22
3.4.2 Gründungsfinanzierung... 23
3.4.3 Staatliche Förderung ... 25
3.5
Parameter Umsetzung von Innovationen ... 26
3.5.1 Innovative Produktion... 27
3.5.2 Infrastruktur ... 30
III
3.6
Parameter Unternehmen ... 31
3.6.1 Forschung in Unternehmen... 31
3.6.2 Innovative Produktion... 33
3.6.3 Vernetzung... 33
3.6.4 Innovationskultur ... 35
3.7
Parameter Vernetzung der Innovationsakteure... 38
3.7.1 Wissenstransfer... 39
3.7.2 Firmennetze ... 40
3.7.3 Cluster... 40
3.8
Parameter Innovationsfreundliche Nachfrage ... 42
3.8.1 Nachfrageniveau ... 42
3.8.2 Nachfragequalität ... 43
3.9
Parameter Bildung und Humankapital... 44
3.9.1 Finanzierung... 45
3.9.2 Tertiäre Bildung ... 46
3.9.3 Qualität... 48
3.9.3 Demografie... 48
3.9.4 Weiterbildung ... 50
3.10 Parameter Wettbewerb und Regulierung ... 51
3.10.1 Produktmarktregulierung (PMR)... 52
3.10.2 Wettbewerb ... 53
3.11 Parameter Bürger ... 55
3.11.1 Verhalten... 55
3.11.2 Einstellungen... 59
3.12 Parameter Staat ... 65
3.12.1 Staatliches Forschungssystem... 66
3.12.2 Ausgewählte Rahmenbedingungen ... 67
3.12.3 Staatliches Bildungssystem... 67
3.13 Zusammenfassung ... 70
4
Konzeptioneller Businessplan als Lösungsansatz ... 73
4.1
Technischer Stand Web-basierter Kommunikationslösungen... 73
4.2
Idee und Produkt ... 76
4.2.1 Executive Summary ... 76
4.2.2 Produkt und Dienstleistung ... 77
4.2.2.1 Produkt- und Dienstleistungsbeschreibung ... 78
4.2.2.2 Konkurrenzprodukte ... 81
4.2.2.3 Stärken und Schwächen... 81
4.2.2.4 Herstellung und Produktion ... 82
4.2.2.5 Kundennutzen ... 83
4.2.2.6 Zielgruppen... 84
4.2.2.7 Entwicklungsstand der Plattform ... 86
4.2.3 Gründerteam ... 87
IV
4.3
Marktanalyse und Marketing ... 88
4.4
Unternehmen und Finanzplanung ... 89
5
Schlussbetrachtung ... 90
5.1
Zusammenfassung ... 90
5.2
Fazit und Ausblick ... 92
Literatur- und Quellenverzeichnis...X
A - B ... X
B - F ... ...................................................................................................................... XI
F - H ... ..................................................................................................................... XII
H - J ... .................................................................................................................... XIII
K
...XIV
K - M ...XV
M - P ...XVI
P - S ... ...................................................................................................................XVII
S - W ... ..................................................................................................................XVIII
W - Z ... ....................................................................................................................XIX
Anhang ...XX
V
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Woran Innovationen in Deutschland am häufigsten scheitern ... 3
Abb. 2: Innovate To Meet The Needs Of The Emerging Generation... 13
Abb. 3: Überblick der Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität ... 15
Abb. 4: Punktwerte der 10 Parameter beim DIW-Innovationsranking 2006 ... 17
Abb. 5: Übersicht der CMI - Produktgruppen... 78
Abb. 6: Übersicht der CMI - Plattform -Tools... 79
Abb. 7: Kundengruppen & Angebot von CMI Network und der CMI Software ... 86
Abb. 8: Überblick der Marktanalyse und des Marketingkonzeptes der CMI Ltd. ... 88
Abb. 9: Organisationsstruktur der CMI Ltd. ... 89
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Die zehn qualitativen Kriterien eines Innovationssystems... 12
Tab. 2: Übersicht der Produktmarktregulierungen... 52
Tab. 3: Stärken und Schwächen des CMI-Angebotes... 82
VI
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
AG
Aktiengesellschaft
ASU
Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer
Aufl. Auflage
BC
Business Club
BCG
Boston Consulting Group
Bd.
Band
BDI
Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.
bdvb
Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte e.V.
BFAI
Federal Agency for Foreign Trade, Germany
BIP Bruttoinlandsprodukt
BITKOM Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue
Medien e.V.
BMWA
Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit
BRIC
Brasilien, Russland, Indien, China
bzw. beziehungsweise
ca.
circa
CEO
Chief Executive Officer
CMI
Capital Meets Innovations
DBR
Deutsche Bank Research
DFG Deutsche
Forschungsgemeinschaft
d.h. das
heißt
DIHK
Deutscher Industrie- und Handelskammertag
DIN
Deutsches Institut für Normung
DIW
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
DTS
Deutsche Telekom Stiftung
e.g. exempli
gratia
e.V. eingetragener
Verein
VII
EPA
Europäisches Patentamt
et al.
und andere
etc. et
cetera
EU
Europäische Union
Eurostat Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaft, Luxemburg
evtl. eventuell
F.A.Z.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
FhG
Frauenhofer Gesellschaft
FHW
Fachhochschule für Wirtschaft, Berlin
FIZ
Forschungs- und Innovationszentrum
FTD
Financial Times Deutschland
FuE
Forschung und Entwicklung
f. folgende
ff. fortfolgende
GEM
Global Entrepreneurship Monitor
GSO
German Scholars Organisation
Hrsg. Herausgeber
IAI
Institut für Angewandte Innovationsforschung, Bochum
IBM
International Business Machines Corporation
IDE Innovationsindikator
Deutschland
IfW
Institut für Weltwirtschaft, Kiel
inkl. inklusive
IT Information Technology
IuK
Information und Kommunikation
IW
Institut der deutschen Wirtschaft, Köln
IWF Internationaler
Währungs-Fond
KMU
Kleine und Mittelständische Unternehmen (siehe auch SME)
Mio. Million
MIRS
Modular Integrated Robotized System
MIT
Massachusetts Institute of Technology
MM Maschinenmarkt
VIII
MNU Multinationales
Unternehmen
MPIKG
Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, Potsdam
MPG Max-Planck-Gesellschaft
Mrd. Milliarden
MTC
Massachusetts Technology Collaboration
NBFs
New Biotechnology Firms
Nr.
Nummer
OECD
Organisation for Economic Cooperation and Development
PISA
Programme for International Student Assessment (OECD Studie)
Prof. Professor
RFID
Radio Frequency Identification
RHI Roman-Herzog
Institut
ROI
Return on Investment
SMEs
Small and Medium Enterprises
sog. so
genannten
STEM
Science, technology, engineering and mathematics
SZ
Süddeutsche Zeitung
S&E
Science and Engineering
Tab. Tabelle
TMX
Team Member Exchange
TUHH
Technische Universität Hamburg
u.a. unter
anderem
US
United States
USD US-Dollar
u.U. unter
Umständen
VDI
Verein Deutscher Ingenieure e.V.
WEF
World Economic Forum
WHU
Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung, Vallendar
WiWo WirtschaftsWoche
WTO
World Trade Organisation
W&I
Wissenschaftler und Ingenieure
IX
Vgl. Vergleiche
vs.
versus
z.B. zum
Beispiel
ZEW
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mannheim
ZfB
Zeitschrift für Betriebswirtschaft, Gabler Verlag
ZTC
Zukünftige Technologie Consulting, Düsseldorf
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
1
1 Einleitung
Bei vielen großen Unternehmen der entwickelten Industrienationen findet derzeit eine
fundamentale Neuorientierung statt. Der Bedarf an Kreativität wird immer größer und
Innovationen müssen immer schneller generiert werden. Unter dem zunehmenden
Wettbewerbsdruck der Globalisierung haben die Unternehmen erkannt, dass die Kos-
tenführerschaft verloren ist. Aufstrebende Volkswirtschaften, wie die so genannten
BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China), können heute schon Vieles tech-
nisch gleich gut und bedeutend billiger produzieren, so dass nordamerikanische und
westeuropäische Unternehmen ihren Kunden vollkommen neue Mehrwerte bieten und
sich ganz andere Wettbewerbsvorteile verschaffen müssen. SAP-Gründer und Auf-
sichtsratschef Hasso Plattner fasst die aktuelle Entwicklung wie folgt zusammen: ,,Lan-
ge Zeit wurde nur davon geredet, wie Kosten eingespart werden können. Jetzt stellen
viele Unternehmen fest, dass sie allein damit die Marge nicht halten und schon gar
nicht wachsen können. Man kann nur wachsen, wenn man massiv innovativ ist." (Ber-
germann et al., S.78) Eine höhere Produktivität, Kosteneinsparungen und andere tradi-
tionelle Instrumentarien reichen heute nicht mehr aus. Die Anbieter müssen neue Be-
dürfnisse wecken, diese besser befriedigen und werden nur über Ideen und die nötigen
Werkzeuge, um sie hervorzubringen, erfolgreich in den sich wandelnden Märkten agie-
ren können. (Bergermann et. al,2006,S.77ff)
Eine weltweite Befragung der Boston Consulting Group (BCG) unter 1.070 Managern
aus allen Branchen hat ergeben, dass der Paradigmenwechsel von der Wissens- hin
zur Kreativökonomie bereits im vollen Gange ist. So gehört das Thema Innovation für
knapp 75% der Befragten heute zu den drei wichtigsten Punkten ihrer Unternehmens-
strategie.
(Vgl. Grafik 1 im Anhang)
Über die Hälfte ist zudem mit den Ergebnissen ihrer
Innovationsausgaben unzufrieden und bemängelt zu lange Entwicklungszeiten und
Schwierigkeiten mit der Koordination und dem Herausfiltern der besten Ideen. Der dar-
aus resultierende Veränderungsdruck in den Unternehmen wächst enorm und nach
einer aktuellen IBM-Studie müssen 65% von weltweit 765 befragten Vorstandschefs ,,in
den kommenden zwei Jahren wesentliche Veränderungen in ihrem Unternehmen vor-
nehmen." (Palmisano,2006,S.1)
In modernen, weitgehend gesättigten und ausdifferenzierten Volkswirtschaften geht es
heute mehr denn je darum, serienmäßig Innovationen und kreative Höchstleistungen
zu produzieren. Doch wie kann zu solchen Höchstleistungen motiviert werden und wel-
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
2
che Parameter spielen dafür die tragenden Rollen? Viele Innovationen ergeben sich
aus umfassenden Trends wie dem demografischen Wandel und immer öfter stellt sich
heraus, dass nicht nur Unternehmen betroffen sind. Der Wandel der Wirtschaft wird
vielmehr einen neuen Wettbewerb der Regionen entfachen und die Innovationen dort
entstehen lassen, wo sich kreative Talente ansiedeln. Sie sind gefragt, um möglichst
nah an den Bedürfnissen der Kunden regelmäßig Neues zu erschaffen und bestehen-
de Märkte mit neuen Ideen umzubrechen. (Bergermann et al.,2006,S.77ff)
1.1 Problemstellung
Deutschland braucht nachhaltig innovative Unternehmen. Mit Hilfe welcher Strukturen
aber stellen sie sicher, dass Innovationen nicht nur zufällig, sondern am laufenden
Band entstehen? Welche Erfolgsfaktoren bestimmen die Innovations- und Gründungs-
intensität und welche Zusammenhänge bestehen zwischen ihnen? Wie lassen sich die
Parameter effizienter nutzen und welche Möglichkeiten bieten dabei moderne Kommu-
nikationsmittel?
Deutschland verfügt zwar über ein breites Portfolio ,,viel versprechender und patent-
rechtlich geschützter Ideen". Woran liegt es aber, dass hierzulande immer wieder inno-
vative Erfindungen, wie zum Beispiel der MP3-Standard, entwickelt, aber in anderen
Ländern erfolgreich vermarktet werden? Die vorliegende Diplomarbeit soll helfen, die
Frage zu klären. Es hat nach wie vor den Anschein, dass deutsche Unternehmen zu
selten den Markt analysieren, bevor sie eine Erfindung umsetzen. Vielfach orientiert
man sich nur an der technischen Umsetzbarkeit eines Konzeptes und nicht an den
Kundenbedürfnissen. (Herzog (a),2006,S.9) So hat eine IAI-Studie ergeben, dass le-
diglich jedes 16. Innovationsprojekt hierzulande zu einem Markterfolg wird. Ein Großteil
der Projekte bindet also unnötig Zeit und Kapital, ohne dass dabei der Output an Inno-
vationen signifikant erhöht werden kann. Die ,,Fixierung auf die Technik, ungeklärte
Zuständigkeiten" und eine mangelnde Ausrichtung der Ideen am späteren Kundennut-
zen sind eine der Hauptursachen für gescheiterte Innovationsprojekte (Vgl. Abb. 1).
Nach wie vor konzentrieren sich viele Unternehmen zu sehr auf Renditevorgaben und
auf die Verbesserung bestehender Produkte ,,anstatt sich auf neue Felder zu wagen".
(Rother,2007,S.83)
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
3
Abb.1
Woran Innovationen in Deutschland am häufigsten
scheitern (in %)
- Mehrfachnennungen möglich
60
53
53
49
45
42
41
34
mangelhafte M arktanalyse, fehlende Kundeneinbindung
zu kurzfristige Renditeziele
zu geringes Engagement des obersten M anagements
zu viele gleichzeitige Pro jekte
ineffektive Bewertungsabläufe
Unterschätzung vo n Chancen, Übertreibung vo n
Risiken
fehlende Bewertungsinstrumente
unklare Zuständigkeiten
Quelle: Rother, 2007, S.83, Eigene Darstellung
Aber auch die Gründungsintensität Deutschlands zeigt seit Langem eine schwindende
Dynamik. Nach einer ZEW-Untersuchung ist der Saldo aus Unternehmensgründungen
und -liquidationen (d.h. der Zuwachs an Unternehmen) seit der Wiedervereinigung
rückläufig.
(Vgl. Grafik 2 / Anhang)
Kamen 1990 netto noch mehr als 200 Tsd. neue
Unternehmen dazu, waren es 2006 nur noch knapp 30 Tsd. Davon waren zudem ,,le-
diglich 6,5 Prozent den technologie- und wissensintensiven Branchen zuzuordnen". In
Deutschland entstehen also zu wenige innovative Unternehmen, die neue Stellen
schaffen und globalisierungsresistent sind. (Ackermann,2006,S.50)
1.2 Zielsetzung
Zielsetzung der vorliegenden Diplomarbeit soll es sein, mittels ausschließlich sekundä-
rer Quellen einen Überblick über relevante Einflussfaktoren der Innovations- und Grün-
dungsintensität in Deutschland zu geben. In einem internationalen Vergleich soll zu-
dem der aktuelle Stand dieser Intensitäten Aussagen zur Wettbewerbsfähigkeit
Deutschlands in Bezug auf die Innovations- und Gründungsaktivitäten zulassen. Dabei
geht der Autor davon aus, dass sich die Erfolgsfaktoren von Innovationen denen für
Unternehmensgründungen stark ähneln beziehungsweise nur marginale Unterschiede
existieren. Zumindest existiert zwischen der Innovations- und Gründungsintensität ein
enger Zusammenhang.
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
4
Neben der Darstellung des Status Quo soll diese Arbeit ebenfalls einen Lösungsvor-
schlag in Form eines konzeptionellen Businessplans bieten, welcher eine Möglichkeit
aufzeigt, die Innovations- und Gründungsintensität in Deutschland zu erhöhen. Insbe-
sondere soll dabei auf die Verbesserung des Parameters Umsetzung von Innovationen
(Vgl. 3.5) eingegangen werden, bei welchem Deutschland zwar bereits eine starke
Position einnimmt, der aber durchaus ausbaufähig ist. Ziel dabei ist ein immer schnel-
ler werdender Rhythmus von Innovationen, um sich sowohl als Unternehmen, als auch
als Volkswirtschaft im internationalen Wettbewerb behaupten und durch immer neue
kreative Lösungen erfolgreich wachsen zu können. Da der Businessplan konzeptionell
erstellt wurde, wird auf einige Teile eines klassischen Geschäftplans, mit dem direkten
Zweck einer Unternehmensgründung, verzichtet werden. Persönliches Ziel des Autors
dieser Arbeit ist aber auch, das vorliegende Konzept durchaus weiter zu entwickeln
und später zu einem vollständigen Businessplan zum Zweck einer realen Unterneh-
mensgründung zu vervollständigen.
1.3 Aufbau
der
Arbeit
Nach dem Einstieg ins Thema in der Einleitung im Kapitel 1 und der darin enthaltenen
Problemstellung, der Zielsetzung und dem Aufbau der Arbeit wird im Kapitel 2 der the-
oretische Bezugsrahmen zum Thema geschaffen. Eine Definition der relevanten Beg-
riffe gehört genauso zum zweiten Teil, wie ein kurzer Abriss zur Historie deutscher In-
novationskultur, der aktuelle Forschungs- und Literaturstand und die Kennzeichen von
Innovationen.
Den Hauptteil dieser Diplomarbeit bildet das Kapitel 3, in welchem detailliert auf die
einzelnen Parameter der Innovations- und Gründungsintensität in Deutschland einge-
gangen wird und diese jeweils in einen internationalen
Kontext gestellt werden.
Ein Lösungsansatz der in Punkt 1.1 dargestellten Probleme folgt im Kapitel 4 in Form
eines konzeptionellen Businessplans. Dabei wird der aktuelle Stand der Technik Web-
basierter Kommunikationslösungen dargestellt und das Konzept vorgestellt.
In der Schlussbetrachtung im Kapitel 5 gibt der Autor eine Zusammenfassung zum
Thema und bietet ein Fazit mit Ausblick auf weitere Ausbaustufen des im Punkt 4.2
vorgestellten Lösungskonzeptes.
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
5
2 Theoretischer
Bezugsrahmen
Für ein allgemeines Verständnis über die behandelte Problematik, wird im folgenden
Kapitel ein Teil der sehr vielseitig vorhandenen wissenschaftlichen Literatur zu Innova-
tionen und deren Management genauer betrachtet.
2.1 Begriffsdefinitionen
Um im Rahmen dieser Arbeit eine fundierte Einschätzung der Parameter der Innovati-
ons- und Gründungsintensität geben zu können, werden die einzelnen Begriffe im Vor-
feld näher definiert.
2.1.1 Innovationsintensität
Der Begriff Innovationsintensität beschreibt die Stärke, in der technische oder organi-
satorische Neuerungen durchgesetzt werden. Eine Intensität beschreibt nach dem Du-
den eine Stärke, Kraft oder Wirksamkeit. Innovation an sich entstammt dem lateini-
schen Wort ,,innovatio" und kann mit Erneuerung übersetzt werden. Schumpeter (1952)
definierte sie als ,,neue Produkte, Prozesse und Organisationslösungen [...], die sich in
der Produktion und auf dem Markt durchsetzen". Nach Abelshauser ist Innovation ein
,,Ergebnis langfristig akkumulierter Fähigkeiten in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesell-
schaft", wobei man zwischen der Invention als eigentlicher Erfindung und Innovation
unterscheiden muss. (Knauss,2006,S.46) Bereits im Markt eingeführte Produkte bezie-
hungsweise in der laufenden Produktion eingesetzte Prozesse sind Innovationen. In-
ventionen hingegen sind Produkte oder Prozesse, welche diesen Status noch nicht
erreicht haben. (Voßkamp et al.,2006,S.13)
2.1.2 Gründungsintensität
Die Gründungsintensität beschreibt die Häufigkeit, mit der in einem bestimmten Zeit-
raum neue Unternehmen gegründet werden, wobei Intensität, wie in Punkt 2.1.1. be-
schrieben, für eine Stärke, Kraft oder Wirksamkeit steht. Die Häufigkeit kann am Anteil
an der erwachsenen Bevölkerung, die seit kurzem Unternehmer sind oder dies anstre-
ben, gemessen werden. (Voßkamp et al.,2006,S.84)
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
6
2.1.3 Parameter
Der Begriff Parameter entstammt ursprünglich dem Griechischen und beinhaltet zum
einen eine charakteristische Eigenschaft, eine Kenngröße. Zum anderen ist er ,,eine
Abhängigkeit von gewissen außerhalb des betrachteten Objekts liegenden Gegeben-
heiten", eine Steuergröße bzw. ein Einflussfaktor. (Vgl. Wikipedia, letzter Zugriff:
11.04.2007) Hinsichtlich der Innovations- und Gründungsintensität in Deutschland wird
der Begriff innerhalb dieser Arbeit als Synonym für Steuergrößen und Einflussfaktoren
verwendet.
2.2 Historie deutscher Innovationskultur
,,Deutschland verfügt seit langem über eine Innovationsmaschine erster Güte"
Werner Abelshauser (2004)
Wie sind wir aber zu dieser Wohlstand generierenden Maschine gekommen? Bereits
1808, als Wilhelm von Humboldt als preußischer Kulturminister die deutsche Universi-
tätslandschaft formte, wurde damit der Nährboden der deutschen Innovationskultur
angelegt. In dieser Zeit war Deutschland technologisch und industriell weit hinter Eng-
land und Frankreich zurück und stand noch am Anfang der industriellen Revolution.
(Knauss,2006,S.46ff.) Das Land war noch größtenteils von einer Agrargesellschaft
geprägt, in der die meisten Menschen unterversorgt waren, jedes Produkt willkommen
war und die Qualität noch eine untergeordnete Rolle spielte. Erst im darauf folgenden
Übergang zur Industriegesellschaft nahmen die Produktvielfalt und der Konkurrenz-
druck stark zu, so dass sich die Unternehmen nun über den Preis und die Qualität dif-
ferenzieren mussten. (Bergermann et al.,2006,S.82) Der rasante Aufstieg der deut-
schen Industrie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war aber nur aufgrund der
zunehmenden Zahl von Universitäten Humboldtscher Prägung mit ihrer Einheit von
Forschung und Lehre möglich geworden. Nicht zuletzt sind die großen Erfinder und
Innovatoren meist aus Universitäten und Technischen Hochschulen hervorgegangen.
(Knauss,2006,S.46ff.)
Gerade in den forschungsintensiven und innovativen Branchen waren und sind heute
immer noch die personellen und institutionellen Beziehungen zwischen Unternehmen
und akademischer Wissenschaft sehr eng. Noch heute gehören bekannte Forschungs-
institute wie das Max-Planck-Institut, die von der Industrie mitgetragen werden, zu den
,,Eckpfeilern der deutschen Innovationsmaschine". Doch schon im 19. Jahrhundert ha-
ben Humboldt und andere große Wissenschaftler von Karl Friedrich Gauß bis Max
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
7
Planck nicht den größten Wert auf die ökonomische Verwertbarkeit ihrer Tätigkeit ge-
legt. Tatsächlich sind oft Neugier und die Suche nach der Erkenntnis und nicht die ö-
konomische Anwendung die Motivation der Forscher. In der Regel machen sich wis-
senschaftliche Entdeckungen und Erfindungen erst mit der Zeit bezahlt und ergeben
erst Jahre später konkrete Anwendungen. So formulierte Albert Einstein bereits vor
100 Jahren die Gesetze von Energie, Materie, Licht und Gravitation neu, ohne im Ent-
ferntesten an eine Anwendung in der heutigen Lasertechnik denken zu können.
(Knauss,2006,S.46ff.)
Auch in jüngerer Vergangenheit zeigt sich unter anderem am so genannten ,,deutschen
Wirtschaftswunder" der 1950iger Jahre, dass trotz zweier von Deutschland ausgehen-
der Weltkriege die Innovationskraft nicht zum Erliegen gekommen war. Neben gesell-
schaftlichen, politischen und ökonomischen Voraussetzungen kam dieser erneute Auf-
stieg nicht zuletzt aus dem Innovationsschub vor und während des Zweiten Weltkrie-
ges zustande. (Knauss,2006,S.46ff.) Die deutsche Wirtschaft ging in den Folgejahren
allmählich in eine Phase der Marktsättigung über, in der es immer schwieriger wurde,
die Qualität weiter zu steigern und der Preis nach und nach zum wichtigsten Verkaufs-
argument geworden war. In der nächsten Phase, der Globalisierung,
standen die
Technik und das Wissen (verstärkt durch das Ende des kalten Krieges) nun weltweit
zur Verfügung, so dass global mit ähnlichen Technologien und Kosten bei vergleichba-
rer Qualität produziert werden konnte. Da eine kostengünstige Produktion in Deutsch-
land zum Ende des letzten Jahrhunderts kaum noch Differenzierungsmöglichkeiten zur
ausländischen Konkurrenz bieten konnte, standen in dieser Phase der Wissensge-
sellschaft nicht mehr die Effizienz der internen Abläufe im Vordergrund, sondern die
Kundenwünsche, die Marktentwicklungen und der Wissensvorsprung durch Forschung
und Entwicklung. Aktuell wandelt sich die Gesellschaft auch in Deutschland allmählich
zur so genannten Kreativen Wirtschaft, in welcher der konkrete Kundennutzen und
das Produkterlebnis über die Unternehmensstrategie entscheiden. Mitarbeiter müssen
heute kreativ sein, kundenorientiert handeln und dabei eigene Impulse setzen. Unter-
nehmen, die heute ihre Kunden am schnellsten mit Innovationen begeistern können,
haben aktuell einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil auf den nationalen und inter-
nationalen Märkten. (Bergermann et al.,2006,S.82) Die spezifisch deutsche Innovati-
onskultur hat sich durch alle Phasen hinweg in Richtung Qualität entwickelt und ist
heute weniger in der Spitzen-, als in der Verfahrenstechnologie erfolgreich.
(Knauss,2006,S.46ff.)
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
8
2.3 Forschungs- und Literaturstand
Um ein Verständnis der Zusammenhänge von Forschung und Entwicklung, Bildung,
Innovation, Produktivität und Wachstum zu erzielen, haben sich seit den 1950iger Jah-
ren sehr viele Theorien innerhalb der Volkswirtschaftstheorie entwickelt. Hauptsächlich
geht es dabei um wachstumstheoretische und somit makroökonomische Theorien.
Insbesondere wurde diese Theorierichtung durch Schumpeters Theorie der wirtschaft-
lichen Entwicklung (1911) geprägt, welche bis 1993 immer wieder angepasst worden
ist. Die Neoklassische Wachstumstheorie, welche maßgeblich durch die Modelle von
Solow (1956) und Swan (1956) geprägt wurde, gehört ebenfalls zu dieser Richtung,
wie die spätere Neue Wachstumstheorie von Romer (1986, 1990), Aghion/Howitt
(1992,1998), Grossmann/Helpman (1991) und Barro/Sala-i-Martin (1995). Die Evoluti-
onsökonomischen Ansätze von Nelson/Winter (1974,1982), Voßkamp (2002) und Da-
wid (2005) entwickelten dieses Feld bis heute weiter. Im Moment dominieren Modelle
der neuen Wachstumstheorie, welche die Wechselwirkungen zwischen Forschung,
Bildung und Wachstum auf einem sehr hohen Abstraktionsniveau herausarbeiten. Ins-
besondere auf die Arbeiten von Schumpeter wird häufig Bezug genommen, selten je-
doch mit einem umfassenden Blick auf die Innovationsprozesse.
Neben den makroökonomischen Theorien spielen heute mesoökonomische Theo-
rien eine Rolle, zu denen vor allem die Theorien des sektoralen Strukturwandels von
Holub/Schnabl (1997), die so genannten Theorien der langen Wellen von Nefiodow
(1996) und die als GPT-Theorie bezeichneten General Purpose Technologies von Car-
law/Lipsey (2002) und Gordon (2004) gehören. Insgesamt gibt es in der wirtschafts-
wissenschaftlichen Literatur verschiedene mesoökonomische Ansätze, welche ,,für die
Analyse des Zusammenhangs von Forschung, Produktivität und Wachstum eine gute
Basis bilden". Als Referenztheorie wird die mesoökonomische Theorie in der Literatur
jedoch noch nicht gesehen. (Voßkamp et al.,2006,S.68)
Weiterhin sind in der Literatur theoretische Ansätze zu finden, welche die oben ge-
nannten Zusammenhänge vom Blickwinkel der Unternehmen aus betrachten. Zu die-
sen mikroökonomische Theorien zählen die Industrieökonomischen Ansätze von
Dasgupta/Stiglitz (1980) und Porter (1999), sowie Ressourcenbasierte Ansätze von
Cohen/Levinthal (1989, 1990) und Griffith (2003). Mit der Frage des unternehmeri-
schen Forschungs- und Entwicklungs- (FuE-) und Innovationsverhaltens und dem dar-
aus resultierenden Unternehmenserfolg beschäftigen sich zudem verschiedene theore-
tische Beiträge auf der Mikroebene. Als zentrale Determinante werden dabei je nach
Sichtweise die Marktstrukturen und -bedingungen oder die Ressourcen der Unterneh-
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
9
men angesehen. Dabei ist für die Innovationsintensität das Vorhandensein von so ge-
nannten ,,absorptiven Kapazitäten" (z.B. Wissenstransfer durch FuE-Kooperationen)
von grundsätzlicher Bedeutung.
Oftmals können Ansätze und Theorien zu Innovationen und Gründungen nicht eindeu-
tig einer der drei oben genannten Theoriegruppen zugeordnet werden, weil zwei oder
teilweise auch alle drei Richtungen betrachtet werden. Eine Einordnung kann dann
nach der wesentlichen Betrachtungsebene des Ansatzes erfolgen. Da Theorien in
möglichst allgemeiner Form Antworten auf vorher gestellte Fragen geben sollen, sind
dafür häufig restriktive Annahmen nötig, die vor allem bei den wachstums-
theoretischen Ansätzen vorkommen. Für das Verständnis der Zusammenhänge zwi-
schen Forschung und Entwicklung, Bildung, Innovation, Produktivität und Wachstum
können die theoretischen Beiträge zwar als wichtige Grundlage genutzt werden. Als
wirtschaftspolitische Entscheidungsgrundlage, zum Beispiel im Bereich der Innovati-
onspolitik, sind sie hingegen ,,nur bedingt brauchbar". (Voßkamp et al.,2006,S.60ff.)
2.4 Kennzeichen von Innovationen
Wie bereits in der dargestellten allgemeinen Definition von Innovation gezeigt wurde
(Vgl. 2.1.1), ist sie dadurch gekennzeichnet, dass sie sich bereits im Markt bewährt hat.
Die Invention als Vorstufe der Innovation kann zum Beispiel ein Prototyp sein, der zwar
bereits die Marktreife erreicht hat, aber noch nicht in den Markt eingeführt wurde. Zu-
dem ist es längst keine Gesetzmäßigkeit, dass Inventionen immer zu Innovationen
werden. Wie bereits erläutert, erreichen nur wenige Ideen letztendlich auch die Markt-
reife, mit der sie zu erfolgreichen Innovationen werden können.
Im Allgemeinen wird zwischen Produktinnovationen und Prozessinnovationen unter-
schieden, welche in ihrer Wirkung deutlich voneinander abweichen können. Während
sich die Innovationen von Prozessen (z.T. auch Verfahrensinnovation genannt) durch
Veränderungen in Produktionstechnologien definieren, werden durch Produktinnovati-
onen neue Produkte für neue Märkte oder aber Produkte mit Qualitätssteigerungen
generiert. Prozessinnovationen haben allgemein das Ziel, ,,mit gleichem Faktorein-
satz (z.B. Arbeit, Kapital etc.) einen höheren Output" zu erzielen. Eine Volkswirtschaft
wird demnach also stetig wachsen, ,,wenn kontinuierlich Prozessinnovationen zu beo-
bachten sind, auch wenn der Faktorbestand der Volkswirtschaft nicht ausgeweitet
wird". (Voßkamp et al.,2006,S.14)
Für Unternehmen führen Prozessinnovationen meistens zu einer Reduktion der Kos-
ten, die in der Regel zu einem niedrigeren Angebotspreis führen. Die wirtschaftliche
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
10
Wirkung wird dabei von den Marktbedingungen bestimmt, die den Preiswettbewerb
charakterisieren, so dass die Preiselastizität maßgeblich die Auswirkungen von Pro-
zessinnovationen auf die unternehmerischen Marktergebnisse (z.B. Umsatz und Ge-
winn) beeinflusst.
Produktinnovationen können sowohl gänzlich neue Produkte sein, die sich einen
neuen Markt schaffen, als auch bewährte Produkte, die durch eine Steigerung der
Qualität gekennzeichnet sind. Volkswirtschaftlich gesehen kann dadurch bei gleichem
Ressourceneinsatz zu einer (durch die Innovation) höheren Qualität die gleiche Quanti-
tät an Waren beziehungsweise Dienstleistungen erstellt werden. Auch für die Unter-
nehmen, die ein innovatives Produkt durchsetzen können, führt die gesteigerte Qualität
meist zu verbesserten Marktbedingungen. Der Einfluss der Produktinnovation auf die
Marktergebnisse des Innovators hängt dann von der Art des Qualitätswettbewerbes ab,
dem er ausgesetzt ist. Ist das Unternehmen in einem Marktsegment mit qualitativ sehr
hochwertigen Produkten beziehungsweise Dienstleistungen aktiv, so spielen Qualitäts-
elastizitäten hier eine wichtigere Rolle, als bei Unternehmen mit einem Produktportfolio
vergleichsweise geringer Qualität.
Ergänzend zu Produkt- und Prozessinnovationen werden in der Literatur auch inkre-
mentelle und radikale Innovationen unterschieden. Radikale Innovationen sind vor
allem dadurch zu erkennen, dass die Innovation durch Kostenreduzierungen oder Qua-
litätssteigerungen alle Wettbewerber vom relevanten Markt verdrängt. Beispiel hierfür
ist in jüngerer Vergangenheit die Ablösung des Datenmediums Diskette durch CD-
ROMs.
Inkrementelle Innovationen nehmen weniger Einfluss auf das jeweilige Marktgesche-
hen und führen lediglich dazu, dass Wettbewerber Marktanteile an den Innovator ver-
lieren. So nehmen zum Beispiel Automobilanbieter mit innovativer Hybridtechnologie
(d.h. Otto- und Elektromotor) im Produktportfolio den Anbietern mit klassischen
Verbrennungsmotorkonzepten zunehmend Marktanteile ab, ohne sie jedoch vollends
vom Automobilmarkt zu verdrängen. (Voßkamp et al.,2006,S.13-14)
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
11
2.4.1 Innovationssysteme
Inventionen und Innovationen entstehen in den Unternehmen meist nicht in der Isolati-
on, sondern in gegenseitiger Abhängigkeit mit anderen Organisationen. Diese können
andere Unternehmen wie zum Beispiel Zulieferer, Kunden oder Wettbewerber sein,
aber auch Forschungseinrichtungen, Universitäten, Schulen, Ministerien und andere
öffentliche Einrichtungen. Institutionelle Rahmenbedingungen (z.B. Gesetze, Normen,
etc.) regeln dabei das Zusammenwirken der einzelnen Organisationen und können
damit sowohl Innovationen fördernd, als auch blockierend wirken. (Edquist,2005,
S.181ff.)
Ein kreativer und interaktiver Prozess bildet also die Basis für Innovationen. Dieser
Prozess geht in der Regel über die Forschung und Entwicklung hinaus und findet in
einem System von institutionellen Regelungen und Organisationen statt. In der wirt-
schaftswissenschaftlichen Literatur wird dieses System häufig als Innovationssystem
bezeichnet, welches in seiner Gesamtheit maßgeblich die Innovations- und Grün-
dungsintensität eines Landes beeinflusst. (Voßkamp et al.,2006,S.53) Nach Voßkamp
(2004) kann die Qualität eines solchen weit umfassenden Innovationssystems im Prin-
zip durch eine einfache Formel beschrieben werden:
,,Je besser die einzelnen Akteure mit Kompetenzen ausgestattet sind,
die zur erfolgreichen Durchführung von Innovationsprozessen notwendig sind,
je vollständiger das Innovationssystem ist und je besser die Akteure vernetzt sind, des-
to höher ist die Qualität des Innovationssystems einzuschätzen."
Da diese Formel aber nicht als alleiniger Maßstab für die Beurteilung von Innovations-
systemen in der Praxis angewendet werden kann, haben verschiedene Autoren Krite-
rienkataloge aufgestellt, ,,die deutlich machen, wann ein Innovationssystem als gut zu
bezeichnen ist." Edquist (2005) benennt in der folgenden Übersicht (Vgl. Tab. 1) zehn
Punkte, die ein gutes Innovationssystem auszeichnen, wobei es sich dabei ausschließ-
lich um qualitative Kriterien handelt. Dabei bleibt unerwähnt, wie und in welchem Um-
fang ein Innovationssystem zum Beispiel auch Beratungsangebote zur Verfügung stel-
len sollte. (Voßkamp et al.,2006,S.57-58) Um die Innovations- und Gründungsintensität
eines Landes zu erhöhen, sind eine detaillierte Analyse des entsprechenden Innovati-
onssystems und deren Vergleich mit anderen Ländern notwendig. Erst dann können
die notwendigen Schlüsse gezogen und Maßnahmen zur Intensitätserhöhung von In-
novationen und Unternehmensgründungen durchgeführt werden.
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
12
Tab. 1 Die zehn qualitativen Kriterien eines Innovationssystems nach Edquist
Zehn qualitative Kriterien eines Innovationssystems nach Edquist
Angebot an Forschung und Entwicklung, das zu neuem Wissen führt (haupts.
in den Bereichen Medizin, Naturwissenschaft und Ingenieurwesen).
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Aufbau von innovationsfördernden Kompetenzen bei den Arbeitskräften
(z.B. durch individuelle Bildungsangebote etc.).
Bildung von neuen Produktmärkten.
Formulierung von Qualitätsanforderungen an neue Produkte durch die
Nachfrageseite.
Netzwerkbildung durch Märkte oder andere Mechanismen (u.a. durch
interaktives Lernen zwischen unterschiedlichen Organisationen)
Förderaktivitäten (z.B. Zugang zu Forschungseinrichtungen, Administrative
Unterstützung etc.) für neue innovative Unternehmen.
Schaffung und Veränderung von Organisationen, die für die Entwicklung von
neuen Innovationsfeldern nötig sind (z.B. Anreize für Neugründungen)
Schaffung und Veränderung von institutionellen Regelungen, die Einfluss auf
den Innovationsprozess haben (z.B. Steuergesetze, Regulierungen etc.).
Finanzierung von Innovationsprozessen und anderen Aktivitäten, welche zur
Kommerzialisierung und Adaption von Wissen führen.
Bereitstellung von Beratungsangeboten (z.B. Finanzierungsberatung,
Gründerberatung, etc.) die für Innovationsprozesse relevant sind.
Quelle: Voßkamp et al., 2006, S.58
,
Eigene Darstellung
2.4.2
Kommunikationsbedürfnisse der Mitarbeiter
Die Gesamtzahl der Mitarbeiter in den Unternehmen lässt sich in unterschiedliche Al-
tersgruppen einteilen, welche jede für sich spezifische Arbeitsweisen und Kommunika-
tionsbedürfnisse haben. Aktuell tritt die Gruppe der so genannten ,,Millennials" (zwi-
schen 1980 und 2000 Geborene) zunehmend ins Arbeitsleben ein. Ihr Anteil an der
Gesamtbelegschaft der EU-12 (d.h. die ersten 12 Mitgliedsstaaten der EU) beträgt
heute etwa 11%, wobei innerhalb der kommenden zehn Jahre mehr als 51 Mio. Millen-
nials ihr Berufsleben beginnen und damit die älteren Generationen ablösen werden.
Als Konsumenten zeichnen sich Millennials im Vergleich zu älteren Gruppen durch ihre
geringere Markenloyalität, ihr geringeres Vertrauen in die Medien und Verständnis für
Werbung aus, was sie unabhängiger in ihren Kaufentscheidungen macht. Diese Eigen-
schaften übertragen sie auch auf ihre Arbeitsweise, wobei hierbei vor allem ihre hohe
Affinität zum Internet und allen damit in Verbindungen stehenden Web-basierten
Kommunikationsmitteln (z.B. Email, Blogs, Messenger, Social Networking, Chatrooms,
Online Gaming, etc.) im Vordergrund stehen. Harris (2006) bezeichnet diese Medien
als ,,Social Computing" und definiert sie als ,,a social structure in which technology puts
power in communities, not institutions" (Vgl. Abb. 2). Die fortschreitende technologi-
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
13
sche Entwicklung der Kommunikationsmittel und einhergehende soziale Veränderun-
gen verwandeln also auch die Arbeits- und letztendlich damit die Innovationsprozesse.
(Harris,2006,S.5ff.)
Abb. 2
,,Innovate To Meet The Needs Of The Emerging Generation"
Quelle: Harris, 2006, S.27
2.4.3
Gründungsgeschehen und Wirtschaftsentwicklung
Die Intensität von Gründungen und Stilllegungen von Betrieben und Unternehmen
spielt im Wirtschaftsentwicklungsprozess eine wichtige Rolle, wobei insbesondere die
Gründungen mit einer positiven Entwicklungsdynamik (z.B. durch die Schaffung von
Arbeitsplätzen, technischer Forschritt etc.) in Verbindung gebracht werden. Die Funkti-
onsfähigkeit der Märkte und ein funktionierender Wettbewerb werden dabei wesentlich
von der Zahl der neu gegründeten Wirtschaftseinheiten in diesem Markt beeinflusst.
Stilllegungen und Liquidationen werden in Deutschland hingegen eher mit der negati-
ven Vorstellung eines Scheiterns sowie mit Arbeitplatzverlusten in Verbindung ge-
bracht. Dennoch wird eine ,,gewisse Fluktuation des Betriebs- bzw. Unternehmensbe-
standes" als ein ,,wichtiges Kennzeichen einer dynamischen Wirtschaft" angesehen.
Gründungen fördern die Wirtschaftsentwicklung, wohingegen Stilllegungen und Liqui-
dationen unvermeidlich sind und ,,Entfaltungsspielräume für nachwachsende Unter-
nehmen" bieten. Bereits Schumpeter (1911) bezeichnete die wirtschaftliche Entwick-
lung als einen Prozess ,,kreativer Zerstörung", in dem die ,,träge gewordenen, alteinge-
sessenen Firmen von jungen, dynamischen Unternehmen verdrängt werden". (Fritsch
et al.,2002,S.1f.)
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
14
3
Parameter der Innovations- und Gründungsintensität
Nachdem der theoretische Bezugsrahmen im vorangegangenen Kapitel gebildet wur-
de, werden nun die eigentlichen Parameter dargestellt und in einen internationalen
Kontext gestellt. Der Autor bezieht sich dabei zu großen Teilen auf die Ergebnisse der
Forschungsstudie ,,Innovationsindikator Deutschland 2006" des DIW Berlin, dessen
Ziel es ist, die Innovationsfähigkeit Deutschlands im internationalen Vergleich jährlich
zu erfassen und zu bewerten (Werwatz et al.,2006,S.1).
3.1 Methodik
Die Messung der Innovationsintensität in einer Volkswirtschaft stellt sich insofern als
schwierig heraus, als dass für ein valides Ergebnis präzise Befragungen nötig wären.
Nur so könnte festgestellt werden, in welchem Umfang die Unternehmen neue Produk-
te und neue Verfahren erfolgreich in die Märkte einführen. Aus diesem Grund wird in
der innovationsökonomischen Literatur das Gewicht auf den Input und Output von FuE-
Prozessen gelegt (z.B. durch die Intensität der Patentanmeldungen). Da FuE-
Ausgaben und Patente nicht automatisch zu marktrelevanten Ergebnissen führen, tref-
fen diese Größen allein aber nicht den Kern von Innovationen. So wird von einigen
Autoren der Umsatzanteil, der mit neu eingeführten Produkten erwirtschaftet wird, als
Variable gewählt. (Voßkamp et al.,2006,S.15)
In Rahmen der vorliegenden Arbeit werden mittels ausschließlich sekundärer Quellen,
wie wissenschaftlichen Studien und der Fachliteratur verschiedene Messgrößen (kursi-
ve Überschriften) herangezogen, um die einzelnen Einflussfaktoren beziehungsweise
Parameter der Innovations- und Gründungsintensität aufzuzeigen. Darüber hinaus er-
folgt eine Einstufung Deutschlands je Parameter im internationalen Kontext, so dass
letztendlich eine Einschätzung der Innovationsstärke des Landes gegeben werden
kann. Einen Gesamtüberblick der in dieser Diplomarbeit dargestellten Parameter bietet
die Abbildung 3 auf der kommenden Seite. Darin werden sie in unternehmensinterne
und -externe Parameter eingeteilt (wobei es hier durchaus zu Überschneidungen
kommen kann) und den Oberbegriffen Innovationssystem (Vgl.2.4.1) und Innovations-
akteure zugeordnet. Die einzelnen Parameter hängen wiederum von unterschiedlichen
Messgrößen ab, die im späteren Text kursiv überschrieben sind und auf die im Folgen-
den eingegangen werden soll.
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
15
Abb. 3 Überblick der Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität
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FuE
Finanzierung
Umsetzung
Vernetzung
Nachfrage
Wettbewerb &
Regulierung
Tertiäre Bildung
Finanzierung
Qualität
Vernetzung / Qualität
Forschungsförderung
Wissen / Publikationen
Staatl. Nachfrage
Regulierung
Wissenschaft &Gesellschaft
Technik und Wissenschaft
Einstellung zu Partizipation
Partizipation von Frauen
Gründungsaktivität
Wissen
Risikoeinstellung
Vertrauen in die Akteure
Sozialkapital
Unternehmenssicht
PISA
Innovative
Produktion
IuK - Infrastruktur
Spitzentechnik
Wissensintensive DL
Phys.Infrastruktur
FuE-intensives Gewerbe
Output
Input
Quantität der FuE
Qualität der FuE
Allg. Finanzierungsbedingungen
Firmennetze & Cluster
Wissenstransfer
Managementstil
Soziales Engagement
Betriebl. Weiterbildung
Wissentransfer
Nachfrageniveau
Bildung &
Humankapital
Finanzierung
Qualität
Tertiäre
Bildung
Demografie
Weiterbildung
Produktmarkt-
regulierung
GEM Gründungsaktivität
Nach Außen gerichtet
Wettbewerbsintensität
Korruptionsbekämpfung
Nach Innen gerichtet
Wettbewerb
Unternehmen
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Staatliche Förderung
Gründungsfinanzierung
Infrastruktur
Forschung in
Unternehmen
Vernetzung
Innovative
Produktion
Innovat. Kultur
Firmennetze & Cluster
Bürger
Staat
Verhalten
Einstellungen
Staatl. For-
schungssystem
Rahmenbeding-
ungen
Staatl. Bildungs-
system
Nachfragequalität
Gesamtausgaben
Ausgaben je Teilnehmer
Zugang
Bestand
Uni-Rankings
Quelle: Werwatz et al., 2006, S.18
,
Eigene Darstellung
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
16
3.2 Status Quo der Innovations- und Gründungsintensität
In der DIW-Untersuchung ,,Innovationsindikator 2006" liegt Deutschland in einer Ver-
gleichsgruppe aus den 17 weltweit führenden Industrieländern insgesamt auf dem 7.
Rang und ist damit nur durchschnittlich.
(Vgl. Grafik 3 / Anhang)
Die USA führen dieses
Ranking gefolgt von Finnland, Schweden, Dänemark und der Schweiz an. Spanien und
Italien bilden im Vergleichszeitraum 2006 das Schlusslicht und Japan, Deutschland,
Großbritannien und Irland das Mittelfeld. Zusammengesetzt wird der Indikator jeweils
aus den Ergebnissen der Leistungsfähigkeit des Innovationssystems und der Innovati-
onsfähigkeit der Innovationsakteure. Die Stärke Deutschlands ist der Erfolg der heimi-
schen Unternehmen mit technologieintensiven Produkten auf den Weltmärkten, wobei
sich hier eine hohe Innovationsintensität zeigt. Stärken sind auch die verbesserte Inno-
vationslandschaft durch den Parameter Vernetzung und die guten Ergebnisse beim
Parameter Forschung, welche hauptsächlich durch positive Werte bei der Forschungs-
infrastruktur und der intensiven Patenttätigkeit zustande kamen.
(Vgl. Grafik 4 / Anhang)
Als größte Schwäche wurde das Bildungssystem, gefolgt von mangelnden Finanzie-
rungsmöglichkeiten angegeben. Weiterhin fielen eine relativ geringe Gründungsaktivi-
tät sowie eine teilweise innovations- und gründerunfreundliche Regulierung negativ ins
Gewicht. Als sehr nachteilig für die Innovations- und Gründungsintensität in Deutsch-
land hat sich auch das innovationsrelevante Verhalten der Bevölkerung ergeben, wobei
hier insbesondere die im internationalen Vergleich sehr geringe Bereitschaft, unter-
nehmerische Risiken einzugehen, auffällt. Auch ,,relativ starke Vorbehalte gegenüber
der Erwerbsbeteiligung von Frauen und deren Teilnahme an Forschung und Innovati-
on" haben zur lediglich durchschnittlichen Platzierung Deutschlands beigetragen. Das
Vertrauen der Deutschen in die Innovationsakteure ist im internationalen Vergleich
eher niedrig und besonders gegenüber neuen Spitzentechnologien, wie zum Beispiel
der Gentechnik, gibt es teils starke Vorbehalte. Eine grafische Übersicht der Punkte-
verteilung der zehn Parameter im Vergleich zur Spitzengruppe ist in Abbildung 4 auf
der kommenden Seite zu sehen. (Werwatz et al.,2006,S.1f.)
Das Innovationsklima an sich hat sich in Deutschland in den vergangenen Monaten
wieder etwas abgekühlt, nachdem es Mitte 2006 im Vergleich zu den Vorjahren auf 29
Punkte gestiegen war. Abzulesen ist das am quartalsweise erstellten Innovationsklima-
Index des VDI, welcher durch Befragungen der Mitglieder ermittelt wird. Der Index zeigt
aktuell einen Wert von 28 und liegt damit immer noch 6
Punkte höher, als vor zwei Jah-
ren Ende 2005
(Vgl. Grafik 5 / Anhang)
. Grund für die Abkühlung ist laut VDI der zu-
nehmende Mangel an Ingenieuren, Naturwissenschaftlern und Informatikern. Nach
einer IW-Studie sehen fast die Hälfte der deutschen Unternehmen den zunehmenden
Diplomarbeit: Parameter der Gründungs- und Innovationsintensität in Deutschland und deren Erhöhung durch den
Einsatz Web-basierter Kommunikationslösungen.
17
Fachkräftemangel als ,,wichtigstes Hindernis bei der Einführung von Innovationen an".
(Kempkens (a),2006,S.116 / (b),2006,S.130 / (d),2006,S.83)
Abb. 4
Punktwerte der 10 Parameter für Deutschland und die drei Spitzenreiter beim Inno-
vationsranking 2006 des DIW Berlin:
Quelle: Werwatz et al., 2006, S.5
Hinsichtlich der aktuellen Gründungsintensität in Deutschland zeigt sich im Moment
insbesondere im Internetbereich eine kleine Wiederbelebung, auch wenn insgesamt
gesehen im internationalen Vergleich nur wenig Unternehmen in Deutschland gegrün-
det werden. Für die aktuelle Entwicklung im Internetmarkt wird immer wieder auch der
Begriff ,,Web 2.0" verwendet, welcher ,,den Neustart einer besseren Variante" der so
genannten Dot.com-Ära um die Jahrtausendwende suggerieren soll. Tatsächlich bieten
fallende Internetkosten und steigende Nutzerzahlen immer neue Geschäftsmodelle, die
sich im Moment auch in einer Reihe von Unternehmensgründungen widerspiegeln. Die
Geschäftsmodelle basieren dabei meistens auf den weltweit 580 Mrd. USD großen
Werbemarkt, wobei zurzeit lediglich vier Prozent davon auf die Online-Werbung fallen.
(Hohensee et al. (a),2006,S.153ff.)
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2007
- ISBN (eBook)
- 9783956362460
- ISBN (Paperback)
- 9783836603744
- Dateigröße
- 2.5 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Technische Hochschule Wildau, ehem. Technische Fachhochschule Wildau – Betriebswirtschaft/Wirtschaftsinformatik
- Erscheinungsdatum
- 2007 (Juni)
- Note
- 1,8
- Schlagworte
- innovationssysteme humankapital demografie gründungsintensität webbasierte kommunikationslösungen
- Produktsicherheit
- Diplom.de