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Biokraftstoffe - Potenzial, Zukunftsszenarien und Herstellungsverfahren im wirtschaftlichen Vergleich

Diese Studie basiert auf der gleichnamigen Diplomarbeit des Autors vom August 2003 (Universität Kassel) und wurde aufgrund der großen Nachfrage im Jahr 2007 umfassend aktualisiert und überarbeitet.

©2007 Wissenschaftliche Studie 172 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Da es sich um eine vom Autor verfasste Fachstudie (Aktualisierung der Diplomarbeit) handelt, gibt es keine Note für diese Studie. Die Diplomarbeit, die dieser aktualisierten Fachstudie zugrunde liegt, wurde 2003 von der Universität Kassel mit einer 1,0 benotet (Bestellnummer der Diplomarbeit von 2003: 03007679).

Einleitung:
Biokraftstoffe stehen seit einigen Jahren zunehmend im Fokus der öffentlichen und politischen Aufmerksamkeit. Ausgehend von einer EU-Richtlinie aus dem Jahr 2003 zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen, hat sich bereits alleine in Deutschland ein Biokraftstoff-Marktvolumen von rund zwei Milliarden Euro entwickelt. In den kommenden Jahren ist ein weiteres schnelles Wachstum in den meisten EU-Mitgliedsstaaten durch nationalstaatliche Weichenstellungen vorprogrammiert.
Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Biokraftstoffe werden in Fachkreisen kontrovers diskutiert. Die Gemeinsamkeit der Verfechter unterschiedlichster Konzepte liegt gelegentlich einzig in der Überzeugung, dass die derzeitige fossile Ressourcenkette durch Energieträger mit weitgehend ausgeglichener CO2-Bilanz ergänzt und schließlich ersetzt werden muss. Die Bedrohung eines globalen Klimawandels, explodierender Ölpreise sowie unberechenbarer kriegerische Konflikte um die zur Neige gehenden fossilen Rohstoffe wird mittlerweile weitgehend allgemein anerkannt.
Als sozioökonomische Argumente für biogene Kraftstoffe werden, neben der verbesserten Versorgungssicherheit eine erhöhte nationale Wertschöpfung und ein damit verbundener Abbau der Arbeitslosigkeit angeführt. Für die Landwirtschaft verspricht man sich insbesondere auch in den Industrienationen eine neue Perspektive und ein erhöhtes Einkommenspotential. Dies wird auf allgemein steigende Preise für Agrarprodukte zurückgeführt: Einerseits über die Schaffung neuer Biomasseabsatzmärkte und den durch quantitative Entlastung reduzierten Preisdruck auf die Nahrungsmittelmärkte andererseits.
In einigen Staaten wird der Einsatz biogener Kraftstoffe über Gesetze, Subventionen oder Steuerbefreiungen bereits unterstützt. Weitere werden voraussichtlich in Kürze entsprechende Instrumente installieren. Das ehemalige Nischendasein der Biokraftstoffe gehört dadurch mittlerweile der Vergangenheit an. Einzelne Großkonzerne haben sich für diesen boomenden Markt bereits positioniert. Tendenzen zeichnen sich ab, doch es steht noch nicht fest, in welche genaue Richtung sich die Biokraftstoffmärkte […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Michael Weitz
Biokraftstoffe - Potenzial, Zukunftsszenarien und Herstellungsverfahren im
wirtschaftlichen Vergleich
Diese Studie basiert auf der gleichnamigen Diplomarbeit des Autors vom August 2003
(Universität Kassel) und wurde im Jahr 2006 umfassend aktualisiert und überarbeitet.
ISBN: 978-3-8366-0170-2
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2007
Fachstudie, 2007
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http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

Diese Studie basiert auf einer gleichnamigen Diplomarbeit des Autors vom August
2003 (Universität Kassel) und wurde aufgrund der großen Nachfrage im Jahr 2006
umfassend aktualisiert und überarbeitet.
Der Autor ist seit Anfang 2004 bei der CHOREN Industries GmbH bzw. der CHOREN
Biomass GmbH in den Bereichen Rohstoffversorgung und Projektentwicklung tätig.

Verzeichnisse
1
Inhalt
Abbildungsverzeichnis... 4
Tabellenverzeichnis ... 5
Abkürzungsverzeichnis ... 7
1.
Einleitung... 9
2.
Politische und wirtschaftliche Abhängigkeiten von billigen Kraftstoffen... 11
2.1.
Abhängigkeiten der Vereinigten Staaten von Amerika ... 13
2.2.
Abhängigkeiten der Europäischen Union ... 14
2.3.
Abhängigkeiten der Entwicklungsländer... 14
3.
Gegenwärtige und zukünftige Kraftstoffversorgung ... 16
3.1.
Stand der deutschen und globalen Biokraftstofferzeugung ... 16
3.2.
Ausblick auf eine fossile Zukunft... 19
4.
Argumente für die Substitution fossiler durch biogene Kraftstoffe ... 21
4.1. Versorgungssicherheit ... 21
4.2. CO
2
-Emissionen... 25
4.3.
Vorteile einer nachhaltigen Energiebereitstellung... 28
5.
Politische Leitlinien und Förderbedingungen für Biokraftstoffe... 30
5.1.
Leitlinien und Förderbedingungen der Europäischen Union... 30
5.2.
Leitlinien und Förderbedingungen der Bundesrepublik Deutschland ... 33
6.
Kraftstoffstrategien
wichtiger
Ölkonzerne und Kfz-Hersteller ... 38
6.1.
Kraftstrategien wichtiger Ölkonzerne... 39
6.1.1.
Shell
...39
6.1.2.
British Petroleum (BP)
...42
6.1.3.
ExxonMobil
...43
6.1.4.
TotalFinaElf
...45
6.1.5.
ChevronTexaco
...45
6.2. Kraftstoffstrategien
wichtiger Kraftfahrzeughersteller... 47
6.2.1.
Volkswagen
...47
6.2.2.
DaimlerChrysler
...49
6.2.3.
Ford
...50
6.2.4.
General Motors (GM)
...51
6.2.5.
Toyota
...52
7.
Biokraftstoffe ... 54
7.1.
Pflanzenöl und Biodiesel (FAME) als Kraftstoff ... 56
7.1.1. Herstellungsverfahren von Pflanzenöl und Biodiesel...57
Herstellungsverfahren von Pflanzenöl
...57

Verzeichnisse
2
Herstellungsverfahren Biodiesel
...59
7.1.2.
Rohstoffpotential von Pflanzenöl und Biodiesel
...60
7.1.3.
Energiebilanz von Pflanzenöl und Biodiesel
...63
7.1.4.
Produktionskosten von Pflanzenöl und Biodiesel
...68
Produktionskosten von Pflanzenöl
...68
Produktionskosten von Biodiesel
...69
7.1.5
Volkswirtschaftliche Effekte der Biodieselerzeugung
...71
7.1.6
Gesamtpotential von Pflanzenöl und Biodiesel
...73
7.2
Bioethanol als Kraftstoff
... 76
7.2.1 Herstellungsverfahren von Bioethanol ...76
7.2.2 Rohstoffpotential von Bioethanol...79
7.2.3 Energiebilanz von Bioethanol...82
7.2.4 Produktionskosten
von
Bioethanol ...85
7.2.5 Gesamtpotential von Bioethanol...88
7.3
Biogas / Biomethan als Kraftstoff ... 91
7.3.1 Herstellungsverfahren von Biogas / Biomethan ...92
7.3.2 Rohstoffpotential von Biogas / Biomethan...95
7.3.3 Energiebilanz von Biogas / Biomethan ...98
7.3.4
Produktionskosten von Biogas / Biomethan
...101
7.3.5
Gesamtpotential von Biogas / Biomethan
...108
7.4
Biokraftstoffe aus Synthesegas / BTL-Kraftstoffe (Biomass to Liquids)111
7.4.1
Herstellungsverfahren von Synthesegas aus Biomasse
...113
7.4.1.1
Festbettvergasung ...114
7.4.1.2
Wirbelschichtvergasung...114
7.4.1.3
Flugstromvergasung...115
7.4.2
Herstellungsverfahren von Biokraftstoffen aus Synthesegas
..115
7.4.2.1
Methanol ...116
7.4.2.2
Synthetische Diesel-Kraftstoffe...116
7.7.2.3
Methan ...118
7.4.2.4
Wasserstoff ...119
7.4.3
Innovative Gesamtkonzepte zur Herstellung von Bio-
Synfuels
...119
7.4.3.1
Flugstrom-Druckvergasung von Pyrolyseprodukten ­ bioliq®-
Verfahren 120
7.4.3.2
Carbo-V
®
-Verfahren (CHOREN Industries GmbH) ...123

Verzeichnisse
3
7.4.4
Rohstoffpotential für BTL-Kraftstoffe
...126
7.4.5
Energiebilanz von BTL-Kraftstoffen
...129
7.4.6
Produktionskosten von Bio-Synfuels
...134
7.4.7
Gesamtpotential von Bio-Synfuels
...139
8
Die untersuchten Biokraftstoffe im Vergleich... 142
8.1 Energiebilanzen ... 142
8.2 Rohstoffpotentiale... 144
8.3 Produktionskosten... 147
8.4 Gesamtpotentiale ... 149
9
Der Stellenwert von Biomasse in einer zukünftigen Energieversorgung152
9.1
Nutzungspfade von Biomasse im Langfristvergleich... 152
9.2
Prognose der langfristigen Preisentwicklung von Biomasse bzw.
Biokraftstoffen ... 153
10
Schlussfolgerung... 156
Literatur- und Quellenverzeichnis... 161

Verzeichnisse
4
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1:
Verfahrensablauf bei der Gewinnung von Pflanzenölen in Anlagen im
kleinen Leistungsbereich ... 58
Abbildung 2:
Chemischer Ablauf der Umesterung bei der Biodieselproduktion ... 59
Abbildung 3:
Stoffströme, Energieverbrauch und Klimagasemissionen bei der
Herstellung von Biodiesel ... 65
Abbildung 4:
Ökologische Vor- und Nachteilevon RME gegenüber fossilem
Dieselkraftstoff... 67
Abbildung 5:
Typisches Ablaufschema einer Getreide verarbeitenden Ethanolfabrik 78
Abbildung 6:
Merkmale des Verfahrens der dezentralen Schnellpyrolyse und zentralen
Synthesegaserzeugung... 121
Abbildung 7:
Gestehungskosten von FT-Kraftstoff aus Stroh ­ bei dezentraler oder
integrierter Pyrolyse... 123
Abbildung 8:
Technologisches Schema des Carbo-V
®
-Verfahrens... 125
Abbildung 9:
Umweltentlastungspotentiale verschiedener
SunDieselTechnologieszenarien gegenüber konventionellem Diesel bei
verschiedenen Biomassetransportdistanzen... 134
Abbildung 10:
Gestehungskosten von FT-Kraftstoff aus Stroh und Waldrestholz
(bioliq®-Verfahren) im Vergleich zu fossilem Diesel ... 135
Abbildung 11:
Erwartete Produktionskosten von BTL-Kraftstoff (FT-Diesel) für eine
industrielle Anlage ohne dezentrale Biomassevorkonditionierung
(diskontiert auf 2006)... 137
Abbildung 11:
Voraussichtlich erforderliche Verkaufspreise von BTL-Kraftstoff (FT-
Diesel) für eine industrielle Anlage ohne dezentrale
Biomassevorkonditionierung (diskontiert auf 2006) im Vergleich zu
Biodiesel und Ethanol... 137
Abbildung 11:
Rohstoff- und Kraftstoffvarianten synthetischer Treibstoffe
(unvollständig) ... 140
Abbildung 12:
Brutto- und Nettokraftstofferträge der untersuchten Biokraftstoffe pro
Hektar Ackerfläche in Liter Dieseläquivalent ... 143
Abbildung 13:
Biomassewert in Abhängigkeit von Kohlepreis und CO
2
-Emissionskosten
... 155

Verzeichnisse
5
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Anteile der Biokraftstoffe am Benzin- und Dieselverbrauch, nach Ländern
(in 1.000 Barrel pro Tag)... 18
Tabelle 3:
Optimistisches Entwicklungsszenario für alternative Kraftstoffe ... 32
Tabelle 4:
Energieverbrauchs- und Bereitstellungsszenario, in dem die Dynamik der
Vergangenheit in die Zukunft projiziert wird... 41
Tabelle 5:
Energieverbrauchs- und Bereitstellungsszenario, in dem ein
technologischer Sprung mit steigender Energienachfrage vorausgesetzt
wird ... 41
Tabelle 6:
Heizwerte und Dichten von Rapsöl, Biodiesel und Diesel... 56
Tabelle 7:
Verwendung von Biodiesel nach Benutzergruppen in Deutschland 2005. 56
Tabelle 8:
Tankstellenpreise für Biodiesel... 69
Tabelle 9:
Tankstellenpreise für Biodiesel... 70
Tabelle 10:
Überförderung von Biodiesel im Jahr 2004 ... 71
Tabelle 11:
Veränderung der Staatsfinanzen durch die Wertschöpfungskette Biodiesel.
... 72
Tabelle 12:
Szenarienbeschreibung zur Prognose der volkswirtschaftlichen Effekte der
Biodieselproduktion... 72
Tabelle 13:
Heizwerte und Dichten von Ethanol, Normalbenzin, Superbenzin und
Diesel ... 76
Tabelle 14:
Weltweite Ethanol Produktion 2004/2005 in Milliarden Liter ... 80
Tabelle 15:
Energiebilanz der Ethanolerzeugung aus Weizen über das Hohenheimer
Dispergier-Maisch-Verfahrens (DMV) in einer großtechnischen Anlage ... 83
Tabelle 16:
Herstellungskosten von Bioethanol unter Berücksichtigung verschiedener
Anlagengrößen und Rohstoffe ohne Erlöse für Nebenprodukte ... 86
Tabelle 17:
Herstellungskosten von Bioethanol unter Berücksichtigung verschiedener
Anlagengrößen und Rohstoffe um Erlöse für Nebenprodukte bereinigt
(ohne Gewinnaufschlag) ... 87
Tabelle 18:
Herstellungskosten von Ethanol ... 88
Tabelle 19:
Heizwerte und Dichten verschiedener Kraftstoffe ... 91
Tabelle 20:
Vergleichszahlen landwirtschaftlicher Biogasanlagen nach Mitterleitner
2000, aktualisiert (Stand August 2003)... 94
Tabelle 21:
Einschätzung des deutschen Biogaspotentials durch verschiedene
Organisationen... 97
Tabelle 22:
Energiebilanz von kraftstofffähigem Biogas aus Energiepflanzen (inklusive
thermischem Prozessenergiebedarf) ... 100

Verzeichnisse
6
Tabelle 23:
Energiebilanz von kraftstofffähigem Biogas aus Energiepflanzen unter der
Annahme, dass der thermischem Prozessenergiebedarf über Biomethan
gedeckt wird... 101
Tabelle 24:
Kostenkalkulation für die Erzeugung von Kraftstofffähigem Biogas
(Biomethan) in einer für diesen Zweck optimierten Anlage (Input: 1.546 t
TM pro Jahr) ... 105
Tabelle 25:
Kostenkalkulation für die Erzeugung von Kraftstofffähigem Biogas
(Biomethan) in einer für diesen Zweck optimierten Anlage (Input: 7.730 t
TM pro Jahr) ... 106
Tabelle 26:
Herstellungskosten und kostendeckende Tankstellenpreise von Biomethan
... 107
Tabelle 27:
Heizwerte und Dichten verschiedener Kraftstoffe ... 112
Tabelle 28:
Kraftstoffeigenschaften von Shell-GTL... 118
Tabelle 29:
Abschätzung des globalen, technisch nutzbaren Biomassepotentials ... 128
Tabelle 30:
Technisch verfügbares (festes) Biomassepotential in Deutschland (forcierte
Marktentwicklung vorausgesetzt) und BTL-Erzeugungspotentiale ... 129
Tabelle 31:
Konversionseffizienz und Treibhausgasverminderung von BTL (CHOREN-
SunDiesel) im Vergleich zu konventionellem Diesel... 130
Tabelle 32:
Energiebilanz synthetischer Biokraftstoffe am Beispiel von CHOREN-
SunDiesel... 133
Tabelle 33:
Gestehungskosten von FT-Kraftstoff aus Biomasse (Berechnung durch
ECN) ... 136
Tabelle 34:
Energiebilanzen verschiedener Biokraftstoffe ... 142
Tabelle 35:
Rohstoffquellen bzw. Rohstoffe zur Herstellung von Biokraftstoffen... 144
Tabelle 36:
Erforderliche Landflächen, bzw. Ackerflächen-Äquivalente zur Substitution
des deutschen, bzw. des globalen Kraftstoffbedarfs im Verkehrsbereich
durch den Bruttokraftstoffertrag ... 146
Tabelle 37:
Erforderliche Landflächen, bzw. Ackerflächen-Äquivalente zur Substitution
des deutschen, bzw. des globalen Kraftstoffbedarfs im Verkehrsbereich
durch den Nettokraftstoffertrag ... 147
Tabelle 38:
Herstellungs- und kostendeckende Tankstellenkosten verschiedener
Biokraftstoffe ... 148
Tabelle 39:
Vor- und Nachteile der untersuchten Biokraftstoffe... 150

Verzeichnisse
7
Abkürzungsverzeichnis
atro absolut
trocken
BHKW Blockheizkraftwerk
BP British
Petroleum
BTL
Biomass to Liquids
CCS
Combined Combustion System
CEP
Clean Energy Partnership
CH
4
Methan
CNG
Compressed Natural Gas
CO Kohlenstoffmonoxid
CO
2
Kohlenstoffdioxid
CTL
Coal to Liquids
DDGS
Distillers' Dried Grains Solubles
dt
Dezitonne (100 kg)
EEG
Erneuerbare Energien Gesetz
EJ Exajoule
ETBE Ethyl-Tertiär-Butylether
FAME
Fatty Acid Methyl Ester
GJ Gigajoule
GM General
Motors
GTL
Gas to Liquids
H
2
Wasserstoff
H
2
O Wasser
ha Hektar
Hrsg. Herausgeber
IEA
International Energy Agency
ifeu
Institut für Energie- und Umweltforschung
ifo Institut
für
Wirtschaftsforschung
IPCC
Intergovernmental Panel on Climate Change
IWR
Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien
kJ Kilojoule
Kom (Europäische)
Kommission
KTBL
Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V.
kW Kilowatt
kWh Kilowattstunde
l Liter
Lkw Lastkraftwagen
LNG
Liquified Natural Gas
LPG
Liquified Petroleum Gas
m
3
Kubikmeter
MJ Megajoule
MTBE Methyl-Tertiär-Butylether
MW Megawatt
MWh Megawattstunde

Verzeichnisse
8
N
2
O Distickstoffoxid
Nawaros Nachwachsende
Rohstoffe
NTV Niedertemperaturvergaser
OECD
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
OPEC
Organisation der Erdöl exportierenden Länder
PJ Petajoule
Pkw Personenkraftwagen
ppm
Parts per Million
PR Public
Relations
qkm Quadratkilometer
RME
Raps Methyl Ester
RÖE Rohöleinheit
Synfuel
Synthetic Fuel (Synthetischer Kraftstoff)
t Tonne
th thermisch
TM Trockenmasse
UFOP
Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V.
US United
States
VES Verkehrswirtschaftliche
Energiestrategie
vgl. vergleiche

Einleitung
9
1.
Einleitung
Biokraftstoffe stehen seit einigen Jahren zunehmend im Fokus der öffentlichen und politi-
schen Aufmerksamkeit. Ausgehend von einer EU-Richtlinie aus dem Jahr 2003 zur Förde-
rung der Verwendung von Biokraftstoffen, hat sich bereits alleine in Deutschland ein
Biokraftstoff-Marktvolumen von rund zwei Milliarden Euro entwickelt. In den kommenden
Jahren ist ein weiteres schnelles Wachstum in den meisten EU-Mitgliedsstaaten durch
nationalstaatliche Weichenstellungen vorprogrammiert.
Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Biokraftstoffe werden in Fachkreisen kontro-
vers diskutiert. Die Gemeinsamkeit der Verfechter unterschiedlichster Konzepte liegt
gelegentlich einzig in der Überzeugung, dass die derzeitige fossile Ressourcenkette durch
Energieträger mit weitgehend ausgeglichener CO
2
-Bilanz ergänzt und schließlich ersetzt
werden muss. Die Bedrohung eines globalen Klimawandels, explodierender Ölpreise
sowie unberechenbarer kriegerische Konflikte um die zur Neige gehenden fossilen Roh-
stoffe wird mittlerweile weitgehend allgemein anerkannt.
Als sozioökonomische Argumente für biogene Kraftstoffe werden, neben der verbesserten
Versorgungssicherheit eine erhöhte nationale Wertschöpfung und ein damit verbundener
Abbau der Arbeitslosigkeit angeführt. Für die Landwirtschaft verspricht man sich insbe-
sondere auch in den Industrienationen eine neue Perspektive und ein erhöhtes Einkom-
menspotential. Dies wird auf allgemein steigende Preise für Agrarprodukte zurückgeführt:
Einerseits über die Schaffung neuer Biomasseabsatzmärkte und den durch quantitative
Entlastung reduzierten Preisdruck auf die Nahrungsmittelmärkte andererseits.
In einigen Staaten, wird der Einsatz biogener Kraftstoffe über Gesetze, Subventionen
oder Steuerbefreiungen bereits unterstützt. Weitere werden voraussichtlich in Kürze ent-
sprechende Instrumente installieren. Das ehemalige Nischendasein der Biokraftstoffe
gehört dadurch mittlerweile der Vergangenheit an. Einzelne Großkonzerne haben sich für
diesen boomenden Markt bereits positioniert. Tendenzen zeichnen sich ab, doch es steht
noch nicht fest, in welche genaue Richtung sich die Biokraftstoffmärkte entwickeln wer-
den.
Von manchen Experten wird den Biokraftstoffen allenfalls der Stellenwert einer Über-
gangslösung bei der Entwicklung zur ,,Wasserstoffgesellschaft" eingeräumt. Wie der Was-
serstoff in einem solchen Zukunftsszenario nachhaltig erzeugt werden soll, wird jedoch
meist nicht plausibel ausgeführt. Eine der zukunftsträchtigsten Möglichkeiten wäre, den
Wasserstoff als Bestandteil von Synthesegas aus pflanzlichen Rohstoffen zu erzeugen. In
diesem Fall wäre Wasserstoff jedoch auch als Biokraftstoff zu klassifizieren. Denn ab
wann überschüssige Elektrizität aus erneuerbaren Quellen zur elektrolytischen Wasser-
stofferzeugung bezahlbar und in relevanten Mengen zur Verfügung steht, ist noch nicht
absehbar. In jedem Fall liegen ernstzunehmende Anfänge dieser potentiellen Wasser-
stoffgesellschaft noch mindestens zwei Jahrzehnte vor uns, während der globale Klima-
wandel und die angespannte Versorgungssicherheit bereits heute den Beginn des Um-
baus unseres Energie- bzw. Kraftstoffsystems erfordert.
Die staatlichen Förderbedingungen, aber auch die Strategien wichtiger Konzerne werden
maßgeblich dazu beitragen, welche der biogenen Treibstoffe sich auch langfristig durch-

Einleitung
10
setzen werden. Diese Studie beschäftigt sich daher nicht nur mit einem möglichst objekti-
ven Vergleich der verschiedenen Biokraftstoffe insbesondere unter Potential- und Wirt-
schaftlichkeitsgesichtspunkten. Auch Gesetze, Richtlinien und Treibstoffszenarien der
Europäischen Union, der Bundesrepublik sowie global operierender Konzerne der Auto-
mobil- und Ölindustrie werden dargestellt.
Die Zusammenfassung des aktuellen Standes der Biokraftstoffversorgung in verschiede-
nen Staaten und die Ausführung über die Notwendigkeiten einer Substitution fossiler
Energieträger stellt die Verknüpfung zur Gegenwart her und unterstreicht die Dringlichkeit
einer forcierten Nutzung biogener Kraftstoffe.
Eine Untersuchung der Biokraftstoffe in wirtschaftlicher Hinsicht birgt Herausforderungen
und nicht zu unterschätzende Schwierigkeiten. Konsequenterweise müssen in einen
solchen ökonomischen Vergleich auch Verfahren einbezogen werden, die noch nicht
kommerziell betrieben werden. Außerdem gilt es, Kosten und Preise zu unterscheiden.
Übergeordnetes Ziel dieser Studie soll es sein, wichtige Informationen zusammenzufüh-
ren und dem Leser eine persönliche Einschätzung des realistischen Potentials der ver-
schiedenen Biokraftstoffe in einer zukünftigen Kraftstoffversorgung zu ermöglichen.

Abhängigkeiten von billigen Kraftstoffen
11
2.
Politische und wirtschaftliche Abhängigkeiten von billigen
Kraftstoffen
In der Vergangenheit boten billige Energieträger der Weltwirtschaft ungeahnte Möglichkei-
ten zum Wachstum. Jedem Individuum stehen auf menschliche Muskelkraft umgerechnet
etwa 60 ,,Energiesklaven" zur Verfügung.
1
Insbesondere Staaten des westlichen Kultur-
kreises und Japan konnten ihre Volkswirtschaften durch die Nutzung von Öl, Kohle und
Gas in kürzester Zeit zu großem ­ wenn auch auf relativ hohem Niveau ungleichmäßig
verteiltem ­ Wohlstand führen. Kurze Arbeitszeiten, ein funktionierendes Sozialsystem
sowie privater Konsum und Wohlstand waren die unmittelbaren Zugewinne. Schwellen-
und Entwicklungsländer versuchen derzeit diese Errungenschaften auf gleichem Weg zu
erlangen.
Bei Förderkosten in Höhe von ein bis drei US-Dollar pro Barrel (1 Barrel = 159 Liter) im
Mittlern Osten und sieben bis elf US-Dollar in der europäischen Produktion
2
(dies ent-
spricht ca. 1,3 bzw. 5,7 Cent pro Liter) gleichen die Energieströme einem externen Zu-
fluss, welcher die Menschheit, gemessen am direkten Nutzwert, praktisch zum Nulltarif
mit Energie versorgt. Die unmittelbar niedrigen Kosten ermöglichen es auch, dass durch
die Erhebung von Mineralöl- oder Ökosteuern ein Teil der öffentlichen Haushalte und
Sozialleistungen über den Konsum fossiler Energien mitfinanziert wird.
Auch wenn mit der Ölgewinnung beispielsweise aus Ölsanden, zu weit höheren Kosten
als oben angegeben, bereits begonnen wurde, wäre kurzfristig gesehen auch heute noch
eine schnelle Substitution der fossilen Energieträger durch regenerativ erzeugte Energie
mit einem unmittelbar höheren Preis dieses Wirtschaftsfaktors verbunden. Höhere Pro-
duktionskosten aber führten in der Vergangenheit in unserem derzeitigen Wirtschaftssys-
tem, welches sich durch ein über Ressourcenvernichtung erkauftes Wirtschaftswachstum
auszeichnet
3
, unmittelbar zu einer Abnahme desselben oder gar zur Rezension.
Hohe Verbindlichkeiten der öffentlichen Haushalte, welche seit Jahrzehnten in allen wich-
tigen Industrienationen steigen, wurden aufgenommen, um weiteres wirtschaftliches
Wachstum zu stimulieren. Sollten einzelne Staaten einen schnellen und konsequenten
Alleingang im Bereich der Biokraftstoffe bzw. erneuerbaren Energien wagen würde daher,
durch die damit verbundenen finanziellen Belastungen eine konjunkturelle voraussichtlich
schneller einsetzten, als dass sich durch die zunehmende Wertschöpfung der Biokraftstof-
fe ein neues wirtschaftliches Gleichgewicht einpendeln könnte. Auch wenn der drastisch
Ölpreisanstieg zwischen 2002 und Januar 2006 um mehr als 100 Prozent den politischen
Spielraum sowie die Hebelwirkung finanziell begrenzter Förderprogramme drastisch
erhöht. Solange keine adäquaten globalen Kompensationsinstrumente zur Verfügung
stehen, kann auf nationaler Ebene somit weiterhin nur relativ langsam der Übergang zu
einer nachhaltigen Energieversorgung vorangetrieben werden.
1 Campbell, C.: Die Erschöpfung der Welterdölreserven, Vortrag 2000, http://www.geologie.tu-
clausthal.de/Campbell/vortrag.html
2 Vgl. Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für Energiever-
sorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften) Luxem-
burg 2001, S. 20.
3 Vgl. Scheer, H.: Solare Weltwirtschaft, 4. Auflage 2000, Kunstmann München, S. 29­30.

Abhängigkeiten von billigen Kraftstoffen
12
Dass die schwer zu quantifizierenden externen Kosten, welche durch die Nutzung fossiler
Energiequellen entstehen, voraussichtlich weit höher sind als die Mehrkosten CO
2
-neutral
erzeugter Energien, bleibt bei dieser Betrachtungsweise, Aufgrund der kurzfristigen Ab-
hängigkeit bisher fast gänzlich unberücksichtigt.
Eine Instrumentalisierung dieser Zusammenhänge gegen Biokraftstoffe ist also nicht
stichhaltig, denn das eigentliche Problem ist nicht kurzfristig gesehen teurere erneuerbare
Energie, sondern das gegenwärtige Weltwirtschaftssystem, welches durch vielfache
Zwänge ein Ausscheren aus dem derzeitigen Prinzip des vorfinanzierten, zukünftigen
Wachstums verhindert und unter dem Deckmantel der Globalisierung langfristig nachhal-
tige Wirtschaftsmodelle auf nationaler Ebene unmöglich macht.
Festzuhalten bleibt also: ,,Energie muss unmittelbar zu günstigen Preisen zur Verfügung
stehen, falls die Weltwirtschaft im herkömmlichen Sinne weiter wachsen soll". Über diese
These herrscht ein breiter Konsens, doch mit einem Umschwenken hin zu einer nachhal-
tigen Energieversorgung lässt sich das kaum vereinbaren.
Die Auswirkungen teurer Energie auf die wirtschaftliche Prosperität der Industrienationen
sind offensichtlich. Mitte der siebziger Jahre, am Anfang der achtziger und neunziger wie
auch im Frühjahr des Jahres 2001 brach die Weltwirtschaft regelrecht ein und es kam zu
kurzen Rezessionen. Der Ölpreis war jeweils ein bis anderthalb Jahre vorher stark ange-
stiegen.
4
Auch der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Müller bezifferte die konjunktur-
dämpfenden Auswirkungen hoher Ölpreise in den Jahren 1999 und 2000 auf fast ein
Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts.
5
Der starke Ölpreisanstieg von 2002 bis Anfang 2006 hat im Gegensatz dazu bisher noch
nicht zu einer wirtschaftlichen Depression geführt. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob insbe-
sondere in den USA die verringerte Kaufkraft der Verbraucher durch die hohen Energie-
preise nicht doch mittelfristig zu einer deutlichen Abschwächung der allgemeinen Kon-
sumfreude führen wird. Die seit einigen Jahren boomende Weltwirtschaft bei gleichzeiti-
gen Rekordpreisen für Öl und Gas, lässt jedoch auch die Interpretation zu, dass sich
Wirtschaftswachstum und Energiekosten mittlerweile weitgehend entkoppelt haben.
Weitere Abhängigkeiten von dem fossilen Energiesystem bestehen durch die Marktbe-
herrschung einiger mächtiger Konzerne, die offenkundig maßgeblichen Einfluss auf die
Politik ihrer jeweiligen Regierungen nehmen und auch auf internationaler Ebene über
starke Lobbyverbände verfügen. Durch die steigenden Preise fossiler Energieträger in der
nahen Vergangenheit, konnten diese Unternehmen fast jährlich neue Rekordgewinne
ausweisen.
Ein weitgehendes Festhalten dieser Konzerne am derzeitigen Energiekonzept anstatt
eines radikalen Paradigmenwechsels erscheint auch unter diesen Gesichtspunkten als
plausibel.
4 Vgl. Uchatius, W.: Der wichtigste Preis der Welt, in: Die Zeit, 8(2003)13.02, S.17.
5 Müller, W.: Rede vom 19.06.2001, Anlässlich der Mitgliederversammlung des Mineralölwirtschaftsver-
bandes.

Abhängigkeiten von billigen Kraftstoffen
13
2.1. Abhängigkeiten der Vereinigten Staaten von Amerika
Insbesondere die amerikanische Wirtschaft ist äußerst abhängig von billigem Öl. Der Pro-
Kopf-Verbrauch in den USA lag im Jahr 2001 mit 3.219 Litern mehr als doppelt so hoch
wie beispielsweise in Deutschland. In der Bundesrepublik wurden lediglich 1.574 Liter pro
Kopf verbraucht und dies im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten bei positiver Außen-
handelsbilanz. Diese Diskrepanz ergibt sich vor allem aus einer wesentlich schlechteren
Energieeffizienz der Industrie und des Individualverkehrs in den USA ­ allein 14,3 Prozent
des weltweiten Ölkonsums fließt in Form von Diesel oder Benzin in die Tanks amerikani-
scher Kraftfahrzeuge.
6
Teures Öl hat neben einem überdurchschnittlich hohem Finanzmit-
telaufwand amerikanischer Bürger für Mineralölprodukte also auch direkten Einfluss auf
die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Vereinigten Staaten, da Industrien in anderen
Ländern wie etwa Japan oder den Mitgliedsstaaten der EU in diesem Fall geringere Kos-
tensteigerungen pro Stückeinheit zu verzeichnen haben.
Als Konsequenz wäre die wirtschaftliche Vormachtsstellung der USA bei langfristig hohen
Energiepreisen allein aus diesem Grund in Gefahr. Hinzu kommt, dass das bisherige
amerikanische Wirtschaftswachstum einerseits zum großen Teil kreditfinanziert und
andererseits von Finanzzuflüssen aus anderen OECD-Staaten abhängig ist. Im Jahre
2002 betrug das Außenhandelsdefizit der USA geschätzte 500 Milliarden US-Dollar. Das
sind immerhin etwa fünf Prozent des gesamten BSP und rund 100 Milliarden Dollar mehr
als der damalige amerikanische Militärhaushalt.
7
Ein wirtschaftlicher Abschwung, der wie
oben beschrieben in den vergangenen Jahrzehnten immer durch steigende Ölpreise
ausgelöst wurde, könnte durch den Vertrauensverlust zu starken Währungsschwankun-
gen oder gar zum Einbrechen des Dollarkurses führen. In diesem Fall wäre ein Versiegen
der ausländischen Mittelzuflüsse oder gar eine Flucht aus amerikanischen Aktien und
Staatsanleihen nicht unwahrscheinlich. ,,Amerika bekommt all dies ausländische Kapital,
weil die Leute denken: Die USA sind so mächtig, sie sind geopolitisch sicher", so Edward
D. Luttwak vom Center for Strategic and International Studies (CSIS) in Washington.
8
Das
starke amerikanische Wirtschaftswachstum der vergangen Jahre könnte sich somit auf
Basis gut nachvollziehbarer Gründe früher oder später in eine Abwärtsspirale umkehren,
von der die gesamte Welt betroffen sein wird.
Wissenschaftler, die vor einem baldigen Überschreiten des Scheitelpunkts der weltweiten
Ölförderung warnen, untermauern diese These. Der Geologe Colin Campbell beispiels-
weise geht davon aus, dass die Ölförderung bereits um das Jahr 2010 ihr Maximum errei-
chen wird. Dies ist immerhin 26 Jahre früher als in einer Studie der US Regierung aus
dem Jahre 2000 prognostiziert wurde.
9
Große Worte wie die folgenden des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon im No-
vember 1973 während der ersten Ölkrise wurden bedauerlicher Weise schnell wieder
vergessen. ,,...Auf lange Sicht bedeutet das, dass wir neue Energiequellen entwickeln
6 Vgl. Uchatius, W.: Der wichtigste Preis der Welt, in: Die Zeit, 8(2003)13.02., S.17.
7 Vgl. Fischermann, T.: Imperium oeconomicum, in: Die Zeit, 14(2003)27.03, Seite 23.
8 Fischermann, T.: Imperium oeconomicum, in: Die Zeit, 14(2003)27.03, Seite 23.
9 Vgl. Stanley, B.: Oil Experts draw Fire for Warning,
http://www.oilcrisis.com/aspo/iwood/uppsalanews.htm

Abhängigkeiten von billigen Kraftstoffen
14
müssen, die uns in die Lage versetzen, unseren Bedarf zu decken, ohne uns auf andere
Länder verlassen zu müssen".
10
Betrachtet man die geopolitische Entwicklung im Mittle-
ren-Osten, insbesondere die relativ offensichtliche Motivation für den zweiten Irakkrieg,
könnte man jedoch auch in Erwägung ziehen, dass dieses Zitat sehr wohl ernst genom-
men, jedoch auf eine für den Weltfrieden unvorteilhafte Weise interpretiert wurde.
2.2. Abhängigkeiten der Europäischen Union
Die EU setzt sich im weltweiten Maßstab verhältnismäßig stark für den Klimaschutz und
die Einführung erneuerbarer Energieträger ein und es ist auch gelungen, das Wirt-
schaftswachstum seit der ersten Ölkrise weitgehend vom Energieverbrauch abzukop-
peln.
11
Doch die Abhängigkeit von billigem Öl ist auch diesseits des Atlantiks nicht zu
unterschätzen. Während die nationale Fördermenge in den USA zwar bereits seit 15
Jahren rückläufig ist, aber 2002 noch immer etwa 48 Prozent des Verbrauchs entsprach
12
,
so ist die Importabhängigkeit europäischer OECD-Staaten wesentlich stärker ausgeprägt.
73 Prozent des Ölverbrauchs mussten bereits im Jahr 2000 importiert werden. Bis zum
Jahr 2030 soll die Nettoimportquote am Ölverbrauch auf 92 Prozent steigen
13
. Dadurch
wird noch mehr Geld aus den Volkswirtschaften abfließen, da der Wertschöpfungsfaktor
der Energiebereitstellung zum großen Teil wegfällt. Dem Grünbuch für Energieversor-
gungssicherheit der EU-Kommission zufolge werden auch die Primärenergieimporte der
EU von unter 50 Prozent im Jahre 1998 auf 71 Prozent im Jahre 2030 steigen.
14
Der Erdölanteil am Primärenergiebedarf in der EU betrug im Jahre 1998 44 Prozent bei
sinkender Tendenz. Die absolute Nachfrage steigt jedoch weiter, insbesondere im Ver-
kehrsbereich.
15
2.3. Abhängigkeiten der Entwicklungsländer
Bei der Berechnung des zukünftigen Weltenergiebedarfs misst die IEA den so genannten
Entwicklungsländern eine besondere Rolle zu. 60 Prozent der weltweiten Zunahme des
Primärenergiebedarfs bis 2030 (ohne traditionelle Biomasse) wird in der Modellrechnung
diesen Staaten zugeschrieben. Die Anteile der verschiedenen Wirtschaftsregionen am
Weltprimärenergieverbrauch werden sich somit deutlich verschieben.
16
10 Uchatius, W.: Der wichtigste Preis der Welt, in: Die Zeit, 8(2003)13.02., S.17.
11 Vgl. Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für Energiever-
sorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften) Luxem-
burg 2001, S. .76­77.
12 Dean, S.: Strategische Energiepolitik der USA, http://www.ifdt.de/0204/Artikel/dean.htm
13 International Energy Agency (IEA) (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 ­ Schwerpunkte, S. 69
14 Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für Energiever-
sorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften) Luxem-
burg 2001, S. 77.
15 Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch ­ Die Sicherheit der Energieversorgung der Union, Techni-
scher Hintergrund, S. 35, http://www.vpe.ch/pdf/Gruenbuch_Sicherheit_Energie.pdf
16 Vgl. International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 ­ Schwerpunkte, S. 24, 25, 40,
85.

Abhängigkeiten von billigen Kraftstoffen
15
Ein besonders hohes Wachstum von erwarteten 3,6 Prozent soll auf den Energiebedarf
für Verkehrszwecke in den Entwicklungsländern entfallen.
Die asiatischen Entwicklungsländer werden den größten Anstieg des Energieverbrauchs
unter den Entwicklungsländern zu verzeichnen haben. Allein die Zunahme in China soll
etwa elf Prozent der Gesamtsteigerung am weltweiten Ölkonsum ausmachen.
17
Eine Zunahme des Verbrauchs fossiler Energieträger in der von der IEA prognostizierten
Größenordnung ist bei Ölpreisen, die über den im World Energy Outlook 2002 geschätz-
ten Werten der IEA in Höhe von maximal 29 USD bis 2030 liegen
18
für alle Entwicklungs-
länder äußerst verhängnisvoll, falls sie nicht selbst über eigene Reserven verfügen. Be-
reits zwischen den beiden Ölkrisen 1973 und 1982 nahm die wirtschaftliche Belastung
durch höhere Energiepreise in diesen Staaten weit stärker zu als in den Industrielän-
dern.
19
Ihre Staatsschulden stiegen in diesem Zeitraum auf das Sechsfache.
20
In den Entwicklungsländern decken etwa 2,4 Milliarden Menschen, das sind mehr als ein
Drittel der Weltbevölkerung, ihren Basisenergiebedarf vorwiegend mit traditioneller Bio-
masse. Die IEA geht im Weltenergieausblick 2002 davon aus, dass diese Zahl bis 2030
auf 2,6 Milliarden anwachsen wird und in den Entwicklungsländern auch dann noch über
50 Prozent des Energieverbrauchs privater Haushalte auf traditionelle Biomasse entfällt.
Ein hoher Anteil traditioneller Biomasse am Energiekonsum kann einerseits als ein Krite-
rium für bittere Armut und wirtschaftliche Rückständigkeit gewertet werden, andererseits
bieten sich gerade in wirtschaftlich benachteiligten Regionen gute Chancen für den Auf-
bau einer heimischen Produktion kommerzieller Bioenergieträger. Oftmals sehr ineffektiv
oder gänzlich ungenutzte Landflächen und gleichzeitig ein hohes Arbeitskräfte-Potential
ständen zu Verfügung. Die bisher vergleichsweise geringen Abhängigkeiten von der
fossilen Ressourcenkette könnten auch zur Etablierung eines funktionierenden Süd-Süd-
bzw. Süd-Nord-Handels mit einfachen Technologien zur Erzeugung erneuerbarer Ener-
gien beitragen.
21
Voraussetzung für eine solche Entwicklung wäre eine Emanzipation von
westlichem Fortschritts- und Wohlstandsdenken sowie die Etablierung nationaler Förder-
programme.
17 Vgl. International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 ­ Schwerpunkte, S. 24, 25, 85.
18 International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 ­ Schwerpunkte, S. 27.
19 Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für Energiever-
sorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften) Luxem-
burg 2001, S. 41; http://europa.eu.int/eur-lex/de/com/gpr/2000/act769de01/com2000_0769de01-01.pdf
20 Vgl. Scheer, H.: Solare Weltwirtschaft, 4. Auflage 2000, Kunstmann München, S. 298.
21 Vgl. Scheer, H.: Solare Weltwirtschaft, 4. Auflage 2000, Kunstmann München, S. 296­301.

Gegenwärtige und zukünftige Kraftstoffversorgung
16
3.
Gegenwärtige und zukünftige Kraftstoffversorgung
3.1. Stand der deutschen und globalen Biokraftstofferzeugung
Gegenwärtig wird die Kraftstoffversorgung nach wie vor maßgeblich von fossilen Energie-
trägern beherrscht. 98 Prozent aller weltweit im Straßenverkehr eingesetzten Kraftstoffe
wurden 2002 nach Angaben von Jean-Paul Vettier, Präsident von TotalFinaElf, aus Rohöl
hergestellt.
22
Doch das Wachstum der umweltfreundlichen Alternativtreibstoffe ist beacht-
lich. In der EU betrug der Anteil biogener Kraftstoffe am Gesamtkraftstoffverbrauch 1998
lediglich 0,15 Prozent;
23
Inzwischen hat sich der Anteil wesentlich erhöht:
In Deutschland waren bis 2002 bereits 835.500 t Biodieselproduktionskapazitäten fertig
gestellt und seitdem war nicht zuletzt aufgrund der hohen Rohölpreise und somit sehr
guten Gewinnmarge bei Biodiesel ein weiterhin starker Zubau der Produktionskapazitäten
zu verzeichnen. 2006 wird die Kapazität voraussichtlich 3,4 Millionen t erreichen
24
­ und
weitere Anlagen sind in Planung.
2005 konnten insgesamt 3,4 Prozent des Kraftstoffbedarfs durch Biokraftstoffe bereitge-
stellt werden. Dabei wurden rund zwei Millionen t Diesel und 140.000 t Ottokraftstoff
substituiert.
Auch wenn der größte Teil der in Deutschland erzeugten Biotreibstoffe derzeit auf Biodie-
sel entfällt, sind inzwischen auch im Bereich Bioethanol verstärkte Aktivitäten zu beobach-
ten. Die Südzucker AG betreibt über das Tochterunternehmen Südzucker Bioethanol
GmbH in Zeitz seit Mai 2005 die derzeit größte Anlage mit einer Leistung von bis zu
260.000 m³ Ethanol pro Jahr
25
. Während Südzucker auf den Rohstoff Weizen setzt, ver-
wertet die Sauter Firmengruppe in ihrer Bioethanolraffinerien Zörbig und Schwedt den
etwas günstigeren aber in der Ethanolerzeugung schwierigeren Roggen. Weitere Bio-
ethanolanlagen sind in Deutschland in Planung bzw. im Bau. Darunter befindet sich bei-
spielsweise auch eine erste Anlage die Ethanol auf Basis von Zuckerrüben erzeugen wird.
Am Standort Klein Wanzleben strebt die Nordzucker AG eine derartige Anlage mit einer
Kapazität von 130.000 m³ Ethanol pro Jahr an. Dafür werden rund 1,3 bis 1,4 Millionen t
Rüben benötigt.
Auf dem Weltmarkt spielt unter den Biokraftstoffen Ethanol die wichtigste Rolle. Von der
gesamten weltweiten Ethanolproduktion 2002 in Höhe von rund 31,4 Millionen t wurden
etwa 63 Prozent als Kraftstoff verwendet.
26
Doch könnte mit dieser Menge, um eine Rela-
22 Planet Ark (Hrsg.): Green Fuel Rules Increase Refinery Emissions, 9.11.2002,
http://www.planetark.org/dailynewsstory.cfm?newsid=17660&newsdate=09-Sep-2002
23 Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch ­ Hin zu einer europäischen Strategie für Energieversor-
gungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften) Luxemburg
2001, S. 46.
24Bockey, D. (Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V.) Hrsg.: Biodiesel und pflanzliche
Öle als Kraftstoffe ­ aus der Nische in den Kraftstoffmarkt, Stand und Entwicklungsperspektiven, 2006.
25 Jensen, D.: Die Zukunft liegt in der Zuckerrübe, taz vom 3.12.2005, S. 33.
26 Berg, C.: World Ethanol Production 2001, http://www.distill.com/world_ethanol_production.html

Gegenwärtige und zukünftige Kraftstoffversorgung
17
tion herzustellen, nicht einmal der Treibstoffverbrauch des deutschen Straßengüterver-
kehrs gedeckt werden.
27
Berücksichtigt man den um etwa ein Drittel niedrigeren Energie-
gehalt von Ethanol gegenüber Benzin, so fällt dieser Vergleich noch ernüchternder aus.
Langezeit Spitzenreiter bei der Produktion dieses Bioalkohols war Brasilien mit etwa 12,6
Millionen m³ in 2002/2003, rund 14 Millionen m³ in 2003/2004
28
und 14,6 Millionen m³ in
2004/2005
29
und 16,7 Millionen m³ in 2005/2006. Seit 20 Jahren werden in Brasilien zwi-
schen 55 und 75 Prozent der Zuckerrohrernte zu Ethanol verarbeitet.
30
In den USA erreichte die Ethanol-Produktionskapazität im Juni 2006 rund 18 Millionen
m³.
31
Die tatsächlich produzierte Menge liegt dabei etwa in der gleichen Größenordnung
wie in Brasilien. Durch einen schnellen weiteren Kapazitätsaufbau ist davon auszugehen,
dass die USA in den kommenden Jahren die Führungsposition bei der Ethanolerzeugung
zumindest vorübergehend übernehmen.
27 Vgl. Umweltbundesamt (Hrsg.): Umweltdaten Deutschland 2002, S. 16,
http://www.umweltbundesamt.de/udd/udd2002.pdf
28 AE Brazil (Hrsg.): Brazil 2003/04 sugarcane to total 330m/t,
http://www.aebrazil.com/highlights/2003/fev/24/42.htm
29 Ministry of Mines and Energy Brazil (Hrsg.): THE HYDROGEN ECONOMY DEVELOPMENT IN
BRAZIL - Road Map Road Map --1st version, 22.03.2005,
http://www.iphe.net/IPHErestrictedarea/Rio%20Dejaneiro%20ILC/ilc%20rio%20pdfs/22_03%20-
%20Tuesday/Morning/11h30%20-%20Brasil%20-%2022-03-05.pdf
30 Overview: Energy from Sugar Cane in Brazil, http://www.carensa.net/Brazil.htm
31 Wikipedia (Hrsg.): Ethanol als Kraftstoff, http://de.wikipedia.org/wiki/Ethanol-Kraftstoff

Gegenwärtige und zukünftige Kraftstoffversorgung
18
Tabelle 1: Anteile der Biokraftstoffe am Benzin- und Dieselverbrauch, nach Ländern (in
1.000 Barrel pro Tag)
Quelle: Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) (Hrsg.): Kraftstoffe aus
nachwachsenden Rohstoffen ­ Globale Potenziale und Implikationen für eine nachhal-
tige Landwirtschaft und Energieversorgung im 21. Jahrhundert, Konferenzhandrei-
chung, Mai 2006,
http://www.gtz.de/de/dokumente/de-Konferenz_Handout-2006.pdf
Year 2002
Consumtion
Year 2004
Production
Biofuels
Country
Ethanol
Biodiesel
Motor
Gasoline
Diesel
Fuel Oil
Ethanol
% of
Gaso-
line &
Ethanol
Use
Biofuels %
of Trans-
port Fuel
Use
Brazil
260,2 279,1
666,8
48,24%
21,57%
Mauritius
0,4 1,9
7,1
17,39%
4,26%
India
30,1 179,9
791,6
14,54%
3,01%
Cuba
1,1 8,1
26,7
12,01%
3,06%
Swaziland
0,2 1,6
1,4
11,11%
6,25%
Nicaragua
0,5 4,1
7,2
10,95%
4,24%
China
62,9 876,3
1.568,0
6,70%
2,51%
Pakistan
1,7 25,5
147,9
6,25%
0,97%
Guatemala
1,1 18,9
20,2
5,51%
2,74%
Zimbabwe
0,4 7,1
11,4
5,34%
2,12%
France
14,3 6,8 299,4
960,6
4,56%
1,65%
Argentina
2,7 62,1
176,4
4,17%
1,12%
South Africa
7,2 174,7
126,8
3,96%
2,33%
Ukraine
4,3 107,7
100,1
3,84%
2,03%
Thailand
4,8 126,2
277,2
3,66%
1,18%
Poland
3,5 97,8
151,5
3,45%
1,38%
Spain
5,2 0,3 190,0
587,1
2,66%
0,70%
United States
230,6 1,6 8.847,8
3.775,9 2,54% 1,81%
Kenya
0,2 9,0
12,9
2,19%
0,91%
Philippines
1,4 64,1
118,6
2,14%
0,76%
Russia
12,9 600,1
492,1
2,10%
1,17%
Saudi Arabia
5,2 256,2
402,1
1,99%
0,78%
Ecuador
0,8 40,6
45,7
1,93%
0,92%
Sweden
1,7 944,6
95,9
1,76%
0,88%
Indonesia
2,9 255,2
445,2
1,12%
0,41%
Korea, South
1,4 175,,6
402,8
0,79%
0,24%
Germany
4,6 20,3 629,6
1.179,1 0,73% 1,36%
Australia
2,2 324,1
243,1
0,67%
0,39%
Italy
2,6 6,3 385,1
599,7
0,67%
0,90%
Canada
4,0 680,2
484,4
0,58%
0,34%
Japan
2,0
1.027,9
1.212,5
0,19%
0,09%
Mexico
0,6 550,6
282,0
0,11%
0,07%
Czech Republic
1,2
44,6
60,1
0,00%
1,13%
Denmark
1,4
45,2
85,8
0,00%
1,06%
Slovakia
0,3
17,0
21,4
0,00%
0,78%
Austria
1,1
49,6
141,5
0,00%
0,57%
Lithuania
0,1
16,9
36,6
0,00%
0,19%
United Kingdom
0,2
488,9
509,7
0,00%
0,02%

Gegenwärtige und zukünftige Kraftstoffversorgung
19
Der erfreulichen Entwicklung bei Biokraftstoffen in den vergangenen Jahren steht immer
noch ein wachsender Verbrauch bei den fossilen Energieträgern gegenüber. Global ge-
sehen kann derzeit also noch nicht davon gesprochen werden, dass fossile Kraftstoffe
substituiert werden. Es wird lediglich ein Teil der Steigerung des Kraftstoffbedarfs auf
nachhaltigere Weise gedeckt.
3.2. Ausblick auf eine fossile Zukunft
Die Internationale Energie-Agentur (IEA) geht im World Energy Outlook 2002 davon aus,
dass der weltweite Ölbedarf bis 2030 um durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr steigt.
32
Von rund 3,5 Milliarden Tonnen im Jahr 2001
33
(3,78 Milliarden t in 2004
34
) würde er
demnach auf über 5,5 Milliarden Tonnen in 2030 zunehmen. Weltweit werden gemäß den
Schätzungen annähernd drei Viertel dieser Nachfragesteigerung auf den Verkehrssektor
entfallen. Im OECD-Raum soll sich dieser Anteil sogar auf über 90 Prozent belaufen.
35
Der Primärenergiebedarf steigt dem Referenzszenario der IEA zufolge ab dem Jahre
2000 sogar um jährlich 1,7 Prozent und erreicht bis zum Jahr 2030 die Größenordnung
von 15,3 Milliarden Tonnen Rohöleinheiten (RÖE). Dies bedeutet eine Steigerung von
zwei Dritteln gegenüber dem heutigen Verbrauch. Der Zuwachs, so heißt es in dem Be-
richt weiter, wird zu mehr als 90 Prozent über fossile Energieträger gedeckt werden.
36
Erdöl wird auch weiterhin als der mit Abstand wichtigste Energieträger gehandelt, wäh-
rend Erdgas die Kohle noch vor 2010 als zweitwichtigste Energiequelle verdrängt. Erneu-
erbare Energien wachsen in dem Szenario mit 3,3 Prozent im Jahr (ohne Wasserkraft und
traditionelle Biomasse) zwar prozentual am schnellsten, doch wird davon ausgegangen,
dass sie weiterhin nur einen Bruchteil des Energiebedarfs decken können. Ihr Anteil soll
sich bis 2030 von zwei auf vier Prozent erhöhen und vorwiegend auf den Elektrizitätssek-
tor in Europa entfallen.
37
Mit einem Mangel an fossilen Energieträgern sei nicht zu rechnen, doch werde sich die
Abhängigkeit von den der OPEC angeschlossenen Staaten verschärfen, so der IEA-
Vorsitzende Robert Priddle.
Dem Analyserahmen des IEA-Weltenergieausblicks 2002 liegen schwerpunktmäßig fol-
gende Eckdaten zu Grunde: Wachstum des weltweiten Bruttoinlandsprodukts um drei
Prozent pro Jahr bis 2030, Zunahme der Weltbevölkerung um 37 Prozent, Rohölpreis bis
2010 konstant bei 21 US-Dollar je Barrel (Durchschnittsniveau der vergangenen 15 Jahre)
und von 2010 bis 2030 stetiger Anstieg des Preises auf 29 USD, gleichbleibende Kohle-
preise bis 2010 und danach sehr langsamer Anstieg. Als größte Unsicherheitsfaktoren
32 Vgl. International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 31.
33 ExxonMobil (Hrsg.): Oeldorado 2002, S. 4,
http://www.esso.de/ueber_uns/info_service/publikationen/downloads/files/oeldorado2002.pdf
34 ExxonMobil Central Europe Holding GmbH (Hrsg.): Oeldorado 2005, S. 7,
http://www.esso.de/ueber_uns/info_service/publikationen/downloads/files/oeldorado2005.pdf.
35 International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 17 und 42.
36 International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 29.
37 Vgl. International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 33­34.

Gegenwärtige und zukünftige Kraftstoffversorgung
20
werden Veränderungen bei staatlichen Politikmaßnahmen und der technologischen Ent-
wicklung sowie den makroökonomischen Bedingungen und Energiepreisen genannt.
38
Im World Energy Outlook 2005 der IEA wird mittlerweile von einem inflationsbereinigten
Preis in Höhe von 35 USD pro Barrel 2010 und einem daraufhin folgenden Anstieg auf 37
USD bis 2020 und 39 USD pro Barrel im Jahr 2030 ausgegangen.
39
Der Biomasseanteil
am Weltprimärenergiebedarf soll entsprechend der IEA-Prognose aus dem Jahr 2005 im
Zeitraum 2030 leicht zurückgehen, da Biomasse zunehmend durch ,,moderne" Energie-
träger ersetzt wird. Den anderen erneuerbaren Energien wird bis 2030 lediglich ein Anteil
von zwei Prozent am Primärenergiebedarf eingeräumt.
40
Von den bestätigten Weltölreserven in Höhe von 173,3 Milliarden Tonnen im Jahr 2004
beläuft sich der OPEC-Anteil auf 69,4 Prozent.
41
Zu den oben angeführten Ölreserven
sind jedoch, je nach Definition, weitere Vorräte hinzuzurechnen. 100 Milliarden Tonnen
existieren als Vorkommen, die nur mit komplizierter Technik zu fördern sind, und weitere
100 bis 200 Milliarden Tonnen können beispielsweise aus Teer- und Ölsanden oder Öl-
schiefer gewonnen werden. In diesen zusätzlichen Ölressourcen verbirgt sich auch die
Erklärung, warum sich die Ölvorräte mit steigendem Ölpreis erhöhen und daher bei weiter
steigenden Ölpreisen mit einem bilanziellen Anstieg der Reserven zu rechnen ist. Denn
es wird jeweils die Menge als gesicherte Ölvorräte berechnet, die zu den aktuellen Welt-
marktpreisen und dem Stand der Technik gefördert werden kann.
42
Es kann also nicht davon ausgegangen werden, dass uns eines Tages in der nahen
Zukunft das Öl ausgeht, viel eher müsste es heißen: ,,Die Zeiten billigen Öls als Treibstoff
der Weltwirtschaft sind begrenzt".
In Bezug auf Biokraftstoffe bleibt festzuhalten, dass in der Zusammenfassung des Be-
richts an keiner Stelle auf die biogenen Kraftstoffe eingegangen wird.
Dass die IEA den Biokraftstoffen in ihren Modellrechnungen wenig Potential einräumt,
zeigt sich auch darin, dass einerseits 90 Prozent des Ölverbrauch-Zuwachses in den
OECD-Staaten auf den Verkehrssektor entfallen, aber andererseits die Agentur davon
ausgeht, dass wiederum 90 Prozent des Primärenergiezuwachses über fossile Energie-
träger abgedeckt werden. Für Biokraftstoffe bleibt in dieser Rechnung also nicht viel Spiel-
raum, zumal der Großteil der erneuerbaren Energien an der Primärenergie auf den Elekt-
rizitätssektor entfallen soll.
38 International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 27,
39 International Energy Agency (Hrsg.): World Energy Outlook 2005 ­ Executive Summary, S. 44,
http://www.iea.org/textbase/npsum/WEO2005SUM.pdf
40 Vgl. International Energy Agency (Hrsg.): World Energy Outlook 2005 ­ Executive Summary, S. 45,
http://www.iea.org/textbase/npsum/WEO2005SUM.pdf
41 ExxonMobil Central Europe Holding GmbH (Hrsg.): Oeldorado 2005, S. 7,
http://www.esso.de/ueber_uns/info_service/publikationen/downloads/files/oeldorado2005.pdf
42 Vgl. ExxonMobil Central Europe Holding GmbH (Hrsg.): Oeldorado 2002, S. 1,
http://www.esso.de/ueber_uns/info_service/publikationen/downloads/files/oeldorado2002.pdf

Argumente für biogene Kraftstoffe
21
4.
Argumente für die Substitution fossiler durch biogene Kraft-
stoffe
Die zügige Substitution fossiler Kraftstoffe durch Biokraftstoffe erscheint unter vielen
Gesichtspunkten als unabdingbar. Etwa 40 Prozent des globalen Primärenergiebedarfs
werden über Erdöl gedeckt, wovon im Jahr 2000 wiederum 47 Prozent im Verkehrssektor
verbraucht wurden.
43
Die Zunahme des von der IEA prognostizierten Mineralölverbrauchs
bis 2030 um 60 Prozent, soll zudem überwiegend auf den Verkehrssektor entfallen.
Beachtet werden muss auch, dass die Entwicklung hocheffizienter Biokraftstoff-
Konversionstechnologien, der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur und die Schaf-
fung neuer funktionierender Rohstoffmärkte einen langen Zeitraum erfordern. Daher ist
nicht damit zu rechnen, dass Biokraftstoffe in großen Mengen nahtlos in die Lücke sprin-
gen können, falls es in Zukunft kurzfristig erforderlich ist ­ ganz gleich aus welchen unmit-
telbaren Gründen.
4.1. Versorgungssicherheit
Die Reichweite der für 2004 mit 173 Milliarden t quantifizierten Reserven fossiler Kraftstof-
fe ist umstritten. Während allgemein von einem Puffer von etwa 45 Jahren ausgegangen
wird, gibt es einige Kritikpunkte an dieser Sichtweise. Erstens wird die Reichweite nach
dem heutigen Verbrauch bemessen, was jedoch unrealistisch ist, da bei der derzeitigen
Entwicklung allgemein von einem steigenden Verbrauch ausgegangen werden muss und
zweitens sind nicht alle gemeldeten Reserven sicher bestätigt.
Auch wenn man argumentieren kann, dass im gleichen Zeitraum neues Öl gefunden wird,
so verbrauchen wir bereits jetzt pro neu gefundene Einheit etwa vier Einheiten aus den
Reserven.
44
Collin Campbell, ein bekannter Geologe und Kritiker der derzeitigen allge-
meingültigen Bilanzierungsweise für die weltweiten Ölreserven, geht davon aus, dass
einerseits keine neuen großen Ölfelder entdeckt werden und andererseits ein Teil der als
gesichert geltenden Vorräte auf Schätzungen und Neuberechnungen beruhen, welche
wissenschaftlichen Untersuchungen nicht standhalten. Insbesondere Saudi-Arabien und
andere OPEC-Staaten verfügen über einen hohen Anteil spekulativer Reserven, während
die Bewertungen von beispielsweise Norwegen und England eher als konservativ gelten.
Allein in den Jahren 1987 und 1989 wurden in fast allen OPEC-Staaten die Reserven
aufgrund von Neuberechnungen bis zu einem Faktor von drei angehoben, ohne dass
neue Funde dieser Bewertung zu Grunde lagen. Die Tatsache, dass in Zeiten von zu
hohen Förderkapazitäten innerhalb der OPEC einzelstaatliche Fördermengen nach den
jeweils vorhandenen Reserven vergeben wurden, lässt eine nachvollziehbare Motivation
in diesem Zusammenhang erkennen.
Im ,,Oil & Gas Journal", welches als Grundlage für die frei zugänglichen Statistiken von
BP, ExxonMobil/Esso (Oeldorado) und anderen Unternehmen dient, wurden diese teilwei-
43 International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 31.
44 Vgl. Campbell, C.: Die Erschöpfung der Welterdölreserven, Vortrag 2000,
http://www.hubbertpeak.com/de/vortrag.html

Argumente für biogene Kraftstoffe
22
se spekulativen Aufwertungen der OPEC-Länder als gesicherte Reserven aufgenom-
men.
45
In der öffentlichen Diskussion welche sich in der Regel auf die Veröffentlichungen
der großen Ölkonzerne stützt, besteht demnach eine trügerische Sicherheit was die zu-
mindest zum gegenwärtigen Preis tatsächlichen förderbaren Vorräte angeht.
46,47
Ein
konkreter Hinweis auf die zum Teil unseriösen Angaben zu hoher Reserven kam im Ja-
nuar 2006 aus Kuwait. Der Industrie-Newsletter Petroleum Intelligence Weekly (PIW)
meldete, dass interne Kuwaitische Aufzeichnungen daraufhin weisen, dass die tatsächli-
chen Reserven Kuwaits rund 50 Prozent unter den bisherigen Annahmen liegen.
48
Die Menge der Förderung in einem einzelnen Ölfeld, wie in der Summe letztendlich auch
der gesamt weltweiten Fördermenge, unterliegt zudem einer so genannten Glockenkurve.
D.h. am Anfang lässt sich die Produktion durch den in der Regel hohen Druck im Ölfeld,
schnell und einfach steigern, indem zusätzliche Förderanlagen gebaut werden. Nachdem
etwa die Hälfte des Öls gefördert wurde, lässt der Druck jedoch stark nach, was ein Ein-
brechen der Produktionsmenge zur Folge hat. Durch zusätzliche Förderanlagen, die
Herabsetzung der Zähigkeit des Öls oder über eine künstliche Erhöhung des Drucks, was
durch die Einpressung von Erdgas, Wasser oder CO
2
erfolgen kann, kann die Produkti-
onsmenge vorübergehend erhöht werden. Doch führt dies zu einer Steigerung der För-
derkosten und zu einer Verschlechterung der Energiebilanz.
Die Annahme, dass wir in der Zukunft den steigenden Energiebedarf weiterhin zu einem
so hohen Anteil wie von der IEA erwartet durch Öl decken können, ist somit zumindest als
spekulativ einzuordnen. Denn sobald die Spitze der Weltölförderung erreicht ist, welche
durch die Gesetzmäßigkeit der Glockenkurve in etwa mit der Hälfte der weltweit förderba-
ren Ölvorkommen zusammenfällt, kann die gesamte Ölförderung langfristig gesehen nur
noch abnehmen. Hohe Ölpreise, die durch diese neue Marktsituation begründet wären,
könnten zwar die Ausbeutung der Ölreserven noch weiter beschleunigen, doch nur zu
weitaus höheren Kosten.
Voraussichtlich wird sich in diesem Fall die Situation zwischen Angebot und Nachfrage
extrem zuspitzen. Auch die psychologischen Auswirkungen eines Überschreitens des
Scheitelpunktes der globalen Ölförderung werden sich in höheren Preisen niederschla-
gen. Die OPEC, welche über einen weiter steigendenen Anteil an den verbliebenen Re-
serven verfügen wird, und Spekulanten an den Rohstoffmärkten werden ihren Spielraum
diesbezüglich zu nutzen wissen.
Durch die geringe Nachfrageelastizität in Relation zum Preis bei Erdöl könnten auch bei
politische Verwerfungen oder sonstige Ereignisse in den Förderregionen zukünftig zu
extremen Preisschwankungen führen, auch wenn nur ein geringer Teil der weltweiten
Fördermenge betroffen ist.
45 Schindler, J., Zittel, W.: Weltweite Entwicklung der Energienachfrage und der Ressourcenverfügbarkeit,
2000, S. 4 - 5, http://www.asic.at/Dokumente/Enquete_Ressourcen_Hearing.pdf
46 Vgl. Schindler, J., Zittel, W.: Weltweite Entwicklung der Energienachfrage und der Ressourcenverfüg-
barkeit, 2002, S. 4 - 5, http://www.asic.at/Dokumente/Enquete_Ressourcen_Hearing.pdf
47 Vgl. Campbell, C.: Die Erschöpfung der Welterdölreserven, Vortrag 2000.
48 Reuters (Hrgs.): Kuwait oil reserves only half official estimate-PIW, 20.01.2006;
http://today.reuters.com/business/newsarticle.aspx?type=tnBusinessNews&storyID=nL20548125&image
id=&cap

Argumente für biogene Kraftstoffe
23
Der noch 2002/2003 von der OPEC veranschlagte Preiskorridor von mittelfristig 21 bis 28
USD pro Barrel ist bei Ölpreisen von 60 bis 70 USD pro Barrel im Jahr 2006 mittlerweile
vollkommen überholt. Er spiegelte ohnehin vor allem die Interessen von Saudi-Arabien
und den übrigen Ländern am Persischen-Golf wieder, da sie über verhältnismäßig große
Ölvorräte verfügen und im Gegensatz zu beispielsweise Algerien und Venezuela an einer
Maximierung der Preise damals noch nicht interessiert waren. Hohe Ölpreise lenken
immer auch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und Industrie auf alternative Energie-
träger, dies wiederum kann zu einer Verschlechterung der langfristigen Absatzchancen
von Erdöl beitragen.
49
Die ,,Machtakkumulation" bezüglich der zukünftigen Preisgestaltung
schreitet somit weltweit, aber auch innerhalb der OPEC zugunsten der der Anrainerstaa-
ten des Persischen Golfs zügig voran. Mit zunehmender Marktbeherrschung könnten
durch minimale Förderbeschränkungen große Preissprünge erreicht werden. Wie die
Vergangenheit gezeigt hat, ist außerhalb des OPEC-Kartells kein anderer Staat in der
Lage, die Förderung maßgeblich auszuweiten, um sie der geopolitischen Lage anzupas-
sen. Diese Situation wird sich aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren weiter
zuspitzten. Die Militärpräsenz der Vereinigten Staaten in der Region und deren forcierte
Einflussnahme auf die dortigen politischen Institutionen ist unter den Gesichtspunkten der
zu erwartenden zukünftigen Entwicklung moralisch und friedenspolitisch zwar nicht zu
rechtfertigen und mit einem hohen Risiko behaftet aber wirtschaftspolitisch nachvollzieh-
bar, solange die weitgehende Abhängigkeit vom Öl besteht.
Aussagen von US Präsiden George W. Bush im Februar 2006 in seiner jährlichen An-
sprache zur Lage der Nation, die USA würden ihre Nachfrage nach Öl aus Nahost bis
zum Jahr 2025 um 75 Prozent drosseln,
50
sind in diesem Kontext irritierend und zeugen
entweder von Populismus oder von mangelndem Sachverstand. Nicht nur die USA, son-
dern alle Industrienationen werden perspektivisch in eine steigende Abhängigkeit von
Ölexporten aus dem Nahen Osten hineinwachsen. Da Erdöl weltweit gehandelt wird und
sich preislich nach der Qualität aber nicht nach der Herkunft unterscheidet, spielt es auch
keine Rolle, ob die USA ihren Ölverbrauch aus anderen Regionen decken. Aufgrund des
hohen Nahost-Anteils an den noch verbliebenen Reserven wird der weltweite Marktpreis
für Öl zukünftig in jedem Fall am persischen Golf gemacht.
Im Rahmen einer ausgewogenen Darstellung der Situation muss auch auf potentielle
Erdölneufunde sowie eine zukünftig deutlich verbesserte Fördertechnik verwiesen wer-
den. Durch den technologischen Fortschritt wird auch die Ausbeutung von nicht konventi-
onellen Vorräten wie beispielsweise den großen kanadischen Ölsandvorkommen zuneh-
mend wirtschaftlich und im großen Stil kommerzialisiert. Beispielsweise hat sich neben
China auch Japan Anfang 2006 den Zugang zu den Ölsandvorkommen im kanadischen
Bundesstaat Alberta gesichert. Mehrere Projekte befinden sich in der Vorbereitung. Allein
die geplanten Pipelineprojekte zum Transport des mit heißem Dampf aus dem Sand
49 Vgl. Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für Energiever-
sorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften) Luxem-
burg 2001, S. 40.
50 Vgl. Spiegel Online: Opec erbost über Bushs Öl-Drohungen, 02.02.2006,
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,398668,00.html

Argumente für biogene Kraftstoffe
24
gelösten Öls (Bitumen) an die Pazifikküste werden jeweils Investitionen von mehreren
Milliarden USD erfordern.
51
Auch die Tatsache, dass die Ölreserven in der Vergangenheit trotz steigendem Verbrauch
bilanziell ständig gewachsen sind ist nicht zu bestreiten. Verglichen mit dem derzeitigen
Verbrauch geht ExxonMobil unter diesen Aspekten gar von Ressourcen (nicht Reserven)
für eine Dauer von weiteren etwa 100 Jahren aus
52
, macht aber in diesem Zusammen-
hang keine Angaben über die zu erwartenden Kosten der Produktion.
Die begrenzten, möglicherweise noch unter den Erwartungen liegenden konventionellen
Reserven, stellen aufgrund der extremen Preisdynamik des Ölmarktes jedoch in jedem
Fall eine wirtschaftliche Bedrohung für Industrieländer, insbesondere aber auch für auf-
strebende Entwicklungsländer dar
53
und erfordern eine Politik der Risikominimierung. Eine
großflächige Erschließung nicht konventioneller Reserven wird mit der stark steigenden
Nachfrage voraussichtlich kaum Schritt halten können, insbesondere dann nicht, wenn die
wirtschaftliche Dynamik in China und Indien ungebrochen anhält. Unter der Vorausset-
zung, dass die Weltwirtschaft nicht in eine Rezession rutscht, erwarten ernstzunehmende
Experten Ölpreise die bereits in kurzer Zeit deutlich über den bisherigen Höchstständen
von knapp 80 USD pro Barrel liegen werden. Matthew Simmons, Chef einer Investment-
bank in Houston, die als Beraterin bei Ölgeschäften im Wert von über 63 Milliarden Dollar
tätig war und ehemaliges Mitglied der Energie-Task-Force um US Vizepräsident Dick
Cheney betont, dass wir ,,in den kommenden Jahren mit einem Ölpreis von 200 bis 250
Dollar pro Fass rechnen" müssen.
54
Die Investmentbank Goldmann Sachs prognostizierte
im Frühjahr 2005 immerhin 105 USD pro Barrel für die nahe Zukunft.
Auf einen, gegenüber dem langjährigen Mittel, deutlich höheren Ölpreis wird sich die
Weltwirtschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb des nächsten Jahrzehnts einstellen
müssen. Alles andere gleicht einer grobfahrlässigen Handlungsweise. Erste positive
Ansätze eines um sich greifenden Paradigmenwechsels sind bereits auf höchster politi-
scher Ebene erkennbar. Die EU-Komission scheint das Thema der Energieversorgungs-
sicherheit sehr ernst zu nehmen und Schweden hat als erstes europäisches Land
2005/2006 mehrfach offiziell erklärt, dass es bis 2020 seine Energieversorgung komplett
vom Öl unabhängig machen will.
55
Welche Rolle die IEA in diesem Zusammenhang spielt und ob deren Prognosen weiterhin
die strategische Energiepolitik vieler Nationen bestimmen sollte ist äußerst fragwürdig.
Sollte sich der Ölverbrauch tatsächlich mit der von der IEA prognostizierten Wachstums-
rate von 1,6 Prozent im Jahr steigern, so ist entsprechend dem World Energy Outlook
51 Vgl. BB & T Capital Markets / Onvista: GOLDINVEST-Kolumne: Nach China zeigt jetzt auch Japan
Interesse an Kanadas Ölsanden, http://rohstoffe.onvista.de/news/kolumne.html?ID_NEWS=19498564
52 ExxonMobil (Hrsg.): Contribution to the Debate on the Green Paper - Towards a European Strategy for
the Security of Energy Supply, S. 6.
53 Vgl. Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch ­ Hin zu einer europäischen Strategie für Energiever-
sorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften) Luxem-
burg 2001, S. 41.
54 Niederberger, W.; Tages-Anzeiger: Ölpreis von 250 Dollar, 23.07.2005,
http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/wirtschaft/521329.html
55 Vgl. Spiegel Online: Schweden will sich bis 2020 vom Öl befreien, 09.02.2006,
http://www.spiegel.de/wissenschaft/erde/0,1518,399996,00.html

Argumente für biogene Kraftstoffe
25
2005 ein zurückgehender Ölpreis auf durchschnittlich 35 USD pro Barrel im Jahr 2010
(inflationsbereinigt) und ein darauf folgender Anstieg auf lediglich 39 USD pro Barrel in
2030 kaum argumentativ zu begründen. Somit wäre einer der wichtigsten Eckpunkte des
Analyserahmens des Energieausblicks der IEA hinfällig. Dem Referenzszenario der IEA
zufolge soll der absolute Verbrauch von 75 Millionen Barrel pro Tag (mb/d) in 2000 auf
115 mb/d in 2030 steigen.
56
Abgesehen von dem ,,Knappheitspreis", der dann voraus-
sichtlich bezahlt werden muss, ist ein Preis in dieser Größenordnung allein schon durch
die Kostensteigerungen bei einer Ausweitung der Ölförderung insbesondere bei der Nutz-
barmachung nicht konventioneller Ölreserven wie Ölsande, Tiefseeöl, Kondensat oder
Schweröl unrealistisch.
Auch wenn es unbestritten ist, dass die konventionellen Rohölvorkommen ausreichen, um
die Energienachfrage rein rechnerisch bis zum Jahr 2030 zu befriedigen, so bleibt in der
IEA-Studie unberücksichtigt, dass sich die Förderung aus den Vorräten nicht zu einem
beliebigen Zeitpunkt ohne immense Zusatzkosten erhöhen lässt, sobald der oben be-
schriebene natürliche Scheitelpunkt der weltweiten Fördermenge überschritten ist.
57
Die Frage wie es nach dem Jahr 2030 in Bezug auf die Energieversorgung weitergehen
könnte wird ebenfalls nicht ausreichend beantwortet. Von den insgesamt etwa sechs
Prozent erneuerbaren Energien am Primärenergiebedarf könnte zumindest kein großer
Beitrag erwartet werden. Vielmehr wäre als Konsequenz dieses Szenarios, auch wenn
dies nicht explizit angesprochen wird, ein extremer Anstieg von vornehmlich aus Kohle
hergestellten Kraftstoffen auszugehen. Diese würden wiederum, durch ihre wesentlich
schlechtere Energie- und Umweltbilanz, zu einem extremen Anstieg des CO
2
-Gehalts in
der Atmosphäre führen.
4.2. CO
2
-Emissionen
Derzeit verbrauchen wir pro Jahr soviel fossile Energieträger, wie in etwa 500.000 bis
1.000.000 Jahren durch Fotosynthese gebildet wurden
58
,
59
, und setzen damit große Men-
gen CO2 mit bisher unabsehbaren Folgen wieder frei. Die Veränderung der weltweiten
Durchschnittstemperatur im 20. Jahrhundert um +0,6 °C ist zum Großteil auf anthropoge-
ne Einflüsse zurückzuführen.
60
Bis 2100 soll die Durchschnittstemperatur je nach Re-
chenmodell des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) um 1,4 °C bis 5,8 °C
gegenüber 1990 ansteigen.
61
56 International Energy Agency (Hrsg.): World Energy Outlook 2005 ­ Executive Summary, S. 44,
http://www.iea.org/textbase/npsum/WEO2005SUM.pdf
57 Vgl. International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 ­ Schwerpunkte, S. 65, S. 43.
58 Rosenkranz, G.: Energie der Zukunft, in: Der Spiegel, 23(2000)05.06.
59 Umweltbundesamt (Hrsg.): ,,umwelt deutschland", Informations-CD, 2000, Berlin, zitiert in: Zukunfts-
fähig, Ressourcenverbrauch, http://www.zukunftsfaehig.de/ergebnis/11ressourc.htm
60 Vgl. Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) (Hrsg.): Klimawandel 2001: Die wissenschaft-
liche Basis, Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (übersetzt durch Greenpeace), S. 2, 12,
http://archiv.greenpeace.de/GP_DOK_3P/HINTERGR/C08HI49.PDF
61 Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) (Hrsg.): Klimawandel 2001: Die wissenschaftliche
Basis, Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (übersetzt durch Greenpeace), S. 15,16,
http://archiv.greenpeace.de/GP_DOK_3P/HINTERGR/C08HI49.PDF

Argumente für biogene Kraftstoffe
26
Für den Temperaturanstieg wird neben weiteren Klimagasen wie beispielsweise Methan
(CH4) und Distickstoffoxid (N2O) hauptsächlich der höhere atmosphärische CO2-Gehalt
verantwortlich gemacht. Zwischen 1750 und 1999 ist dieser von 280 Parts per Million
(ppm) auf 367 ppm oder um 31 Prozent gestiegen. Dieser Wert wurde in den vergange-
nen 420.000 Jahren nicht erreicht und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch seit 20 Millionen
Jahren nicht überschritten.
62
Drei Viertel des während der vergangenen 20 Jahre durch menschliche Aktivitäten emit-
tierten CO2 kann auf die Nutzung fossiler Brennstoffe zurückgeführt werden.
63
In Europa
sind sogar 94 Prozent der anthropogenen CO2-Emissionen durch den Energiesektor
bedingt.
64
28 Prozent der CO2-Emissionen entfallen in der EU auf den Verkehrssektor.
Für 84 Prozent dieser Größenordnung wiederum war 1998 der Straßenverkehr verant-
wortlich.
65
Die weitgehende CO2-Neutralität biogener Kraftstoffe ist in diesem Sinne neben der
Versorgungssicherheit ein weiteres zentrales Argument für deren Einführung. Während
durch die energetische Nutzbarmachung der fossilen Kraftstoffe, atmosphärischer Koh-
lenstoff wieder freigesetzt wird, welcher vor Jahrmillionen (bei Öl von maritimen Kleinstle-
bewesen) gebunden wurde, ist der Kohlenstoffkreislauf bei Biokraftstoffen weitgehend
geschlossen insofern im Herstellungsprozess keine großen Mengen fossiler Energieträger
zum Einsatz kommen.
Die IEA geht im Energieausblick 2002 von einer Steigerung der CO2-Emissionen bis 2030
von jährlich 1,8 Prozent aus, d. h. sie würden dann etwa 70 Prozent über dem derzeitigen
Niveau liegen. Der CO2-Ausstoß pro genutzte Energieeinheit soll sich ebenfalls erhöhen,
da durch die Reduzierung des Anteils der Kernenergie, dem Szenario zu Folge, eine
zunehmende Substitution durch fossile Energieträger stattfinden wird.
66
Die Notwendigkeit, den CO2-Ausstoß zu minimieren, um nicht in eine unmittelbare Klima-
katastrophe zu steuern, ist demgegenüber inzwischen unter Fachleuten unumstritten.
Während in den vergangen Jahrzehnten der Zusammenhang zwischen der Nutzung
fossiler Energieträger und dem weltweiten Temperaturanstieg, welcher zu gehäuften
bisher regional begrenzten Naturkatastrophen geführt hat, als nicht wissenschaftlich
belegt zurückgewiesen wurde, hat mittlerweile selbst die Regierung der Vereinigten Staa-
ten einen Zusammenhang eingeräumt. Zu direkten, verstärkten Maßnahmen hat diese
Einsicht jedoch bisher nicht geführt. Förderprogramme in den USA zur Steigerung der
62 Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) (Hrsg.): Klimawandel 2001: Die wissenschaftliche
Basis, Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (übersetzt durch Greenpeace), S. 6,
http://archiv.greenpeace.de/GP_DOK_3P/HINTERGR/C08HI49.PDF
63 Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) (Hrsg.): Klimawandel 2001: Die wissenschaftliche
Basis, Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (übersetzt durch Greenpeace), S. 7,
http://archiv.greenpeace.de/GP_DOK_3P/HINTERGR/C08HI49.PDF
64 Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für Energiever-
sorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften) Luxem-
burg 2001, S. 51.
65 Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für Energiever-
sorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften) Luxem-
burg 2001, S. 51.
66 Vgl. International Energy Agency (Hrsg.): Welt Energie Ausblick 2002 - Schwerpunkte, S. 48­49.

Argumente für biogene Kraftstoffe
27
Produktion von Biokraftstoffen haben daher, politisch gesehen, auch eher das Ziel, der
Landwirtschaft neue Absatzmärkte zu öffnen und die Versorgungssicherheit zu erhöhen.
Der Klimaschutz nimmt dabei bisher eine meist untergeordnete Rolle ein.
Der Haltung der USA in der Frage des Klimaschutzes kommt jedoch eine sehr zentrale
Rolle zu. Einerseits sind sie als größter Emittent für rund ein Viertel der globalen Steige-
rung des atmosphärischen CO2-Gehalts verantwortlich und andererseits zeigte sich die
übrige Staatengemeinschaft bisher als nahezu unfähig ohne die Vereinigten Staaten
klimapolitisch wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen. Auch die erfolgte Implementierung
des Kioto-Protokolls ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, wird der Dringlichkeit
einer Reduzierung der Emissionen jedoch nur unzureichend gerecht. Vielmehr wird deut-
lich, wie hoch der Preis ist, denn eine Volkswirtschaft zu bezahlen hat, wenn die Verpflich-
tung zur CO2-Minderung über ein marktwirtschaftlich organisiertes Zertifikatsystem einge-
führt wird. Insbesondere die Energieversorger haben den rechnerischen Preis der kosten-
frei zugeteilten Emissionsberechtigungen, buchhalterisch korrekt, geflissentlich auf den
Strompreis umgelegt. Schließlich, so die Argumentationslinie könnten die Zertifikate ja
auch am Markt zu eben diesem Preis veräußert werden. Der jeweils tagesaktuelle Preis
ist auf der Internetseite der European Energy Exchange (EEX) unter www.eex.de zugäng-
lich. Anfang Juli 2006 liegt der Spotmarkt-Preis für Emissionsberechtigungen bei 16 Euro
pro t und für die sogenannte ,,Second-Period" bei 19,3 Euro pro t CO2. 2005 war der Preis
pro Emissionsberechtigung zeitweilig sogar auf über 30 Euro gestiegen, was bei einer
Emissionsmenge von ca. 2,75 t CO2 pro t eingesetzter Kohle bereits einen höheren Be-
trag als die zugrunde liegenden Rohstoffkosten ausmacht. Der Kohlepreis beträgt ja nach
Lieferzeitpunkt (zwischen Juli und Dezember 2007) zwischen 65 und 70 USD pro t frei
niederländischem Hochseehafen (ARA)
67
.
Während ein schnell ansteigender Ölpreis in naher Zukunft als eine große Gefahr für die
Weltwirtschaft zu werten ist, da sie sich in eine extreme Abhängigkeit zu den fossilen
Energieträgern manövriert hat, so bedroht der Klimawandel die Menschheit existentiell.
Insbesondere die Einwohner der so genannten Dritten Welt werden unmittelbar betroffen
sein. Für diese ist eine Situation entstanden, in welcher sie voraussichtlich in doppelter
Weise verlieren werden: Gehen die wirtschaftlich förderbaren fossilen Energiequellen erst
in einigen Jahrzehnten zu Ende, werden sie vermutlich von den katastrophalen Auswir-
kungen des Klimawandels verstärkt und mit aller Härte getroffen. Gehen die wirtschaftlich
förderbaren fossilen Energieträger schon bald zur Neige, dann sind sie die ersten, die die
steigenden Preisen nicht mehr bezahlen können und die für diese Nationen prognostizier-
te Verbesserung der Lebensbedingungen fällt aus.
Durch bereits bestehende und in den kommenden Jahren voraussichtlich steigende Ab-
hängigkeiten von Erdölerzeugnissen könnten daher chaotische Zustände entstehen. Neue
Hungersnöte, Völkerwanderungen mit all ihren Auswüchsen aber auch Kriege um energe-
tische Ressourcen, Wasser sowie landwirtschaftlich nutzbares Land wären die Folge. Die
einzige Lösung dieser scheinbar auswegslosen Situation wäre der frühzeitige Aufbau
einer solaren Weltwirtschaft, wie sie unter anderen von Herrmann Scheer (SPD-Politiker
67 Vgl. Carbon Future der EEX, http://www.eex.de/index.php

Argumente für biogene Kraftstoffe
28
und träger des ,,Alternativen Nobelpreises") propagiert wird.
68
Bereits bestehende starke
Abhängigkeiten, ein geringer Bildungsstandard und oftmals fehlender Allgemeinsinn
lassen diese innovativen Ideen jedoch schnell zur Utopie werden.
Langfristig gesehen bleibt also zu hoffen, dass die verbliebenen fossilen Energieträger,
die zu geringen Kosten gefördert werden können unter den Erwartungen liegen bzw. dass
es gelingt die breite Konkurrenzfähigkeit verschiedener Technologien zur Erzeugung
erneuerbarer Energien über andere Maßnahmen herbeizuführen. So könnten die wirt-
schaftlichen Gesetzmäßigkeiten zu einem Umbau der Energieversorgung führen, noch
bevor sich die Versorgungssicherheit weiter zuspitzt und vor allem, bevor ein unumkehr-
barer Klimawandel eintritt.
Andernfalls wird vermutlich erst nach dem Einsetzen großer Katastrophen, welche auch
die westliche Welt treffen mit einem massiven Umbau der Energiebereitstellung und Effi-
zienzsteigerungsprogrammen begonnen. Erste Ansätze eines Umdenkens sind nach der
verheerenden Hurrikan-Saison 2005 in diesem Kontext bereits auch in den USA zu beo-
bachten.
Der abwegige Denkansatz: ,,Aus Gründen der wirtschaftlichen Sicherheit an der konventi-
onellen Energieversorgung festzuhalten, obwohl gerade diese alles unsicher macht"
69
, wie
es Herrmann Scheer in dem Buch ,,Solare Weltwirtschaft" formuliert, wird uns jedoch wohl
noch einige Zeit begleiten.
Die forcierte globale Nachfrage nach Biokraftstoffen könnte in dieser Hinsicht ein Silber-
streifen am Horizont für viele Entwicklungsländer darstellen und substanzielle neue Ex-
portchancen mit sich bringen.
4.3. Vorteile
einer
nachhaltigen Energiebereitstellung
Der Aufbau einer nachhaltigen Energiebereitstellung könnte neben einer verbesserten
Versorgungssicherheit und reduzierten CO2-Emissionen zusätzlich in hohem Maße zu
einer neuen Wirtschaftskultur beitragen.
In der Vergangenheit konnte vielfach beobachtet werden, wie große Versorgungsunter-
nehmen und multinationale Konzerne im Energiesektor ihre Marktstellung und ihren Ein-
fluss auf politische Institutionen zur Zementierung der Verhältnisse und zur Durchsetzung
eigener Interessen ausgenutzt haben.
70
Die Nutzung fossiler oder atomarer Ressourcen
konnte dadurch auf einzigartige Weise zentralisiert und beherrscht werden. An der breiten
Entwicklung und Einführung erneuerbarer Energien bestand von Seiten dieser Konzerne
in der Vergangenheit wenig Interesse, da durch die Modularität von Technologien wie der
Photovoltaik oder Windkraft- und eingeschränkt auch Biomasseanlagen, Skaleneffekte
weitgehend außer Kraft gesetzt werden und dies potentielle Konkurrenz auch von weniger
finanzstarken Unternehmen ermöglicht hätte. Damit ist auch zu erklären, dass der einzige
68 Vgl. Scheer, H.: Solare Weltwirtschaft, 4. Auflage 2000, Kunstmann München, S. 296­301.
69 Scheer, H.: Solare Weltwirtschaft, 4. Auflage 2000, Kunstmann München, S. 34, 35.
70 Vgl. Scheer, H.: Solare Weltwirtschaft, 4. Auflage 2000, Kunstmann München, S. 50-65.

Argumente für biogene Kraftstoffe
29
Bereich der erneuerbaren Energien, bei dem das Potential in der EU annähernd vollstän-
dig erschlossen wurde, bei großen Wasserkraftwerken liegt.
71
Wie die nahe Vergangenheit zumindest in Deutschland bewiesen hat, entstehen vielfältige
Investitionsmöglichkeiten für die Allgemeinheit in diesem Bereich. Insbesondere die Stro-
merzeugung mit Windkraft erlebte, abgesichert durch das Erneuerbare Energien Gesetz
(EEG), einen regelrechten Boom. Über 22 Milliarden Euro wurden grob geschätzt bis
Ende 2005 allein in die Installation von Windkraftanlagen investiert (18.400 MW x 1,2
Millionen Euro pro MW). 2004 konnte bereits 4,16 Prozent des deutschen Strombedarfs
durch Windenergie gedeckt werden. Ein Großteil dieser Windparks wurde in Form von
geschlossenen Fonds über ein KG-Modell an Privatpersonen zu attraktiven Konditionen
vertrieben. Im Bereich Photovoltaik und Biomasse sind seit einiger Zeit ebenfalls Angebo-
te dieser Art auf dem Kapitalmarkt. Es zeichnet sich also eine zunehmende Dezentralisie-
rung der Energieerzeugung und Diversifizierung der Besitzverhältnisse von Produktions-
kapazitäten ab. Hinzu kommt eine steigende Wertschöpfung durch die zum Teil national
hergestellten Anlagen aber vor allem durch die Energieerzeugung in oftmals struktur-
schwachen Regionen.
Insbesondere die Landwirtschaft nimmt in diesem Zusammenhang eine Schlüsselposition
ein. Doch während Landwirte im Bereich der Windkraft nur vereinzelt, meist durch die
Verpachtung von Flächen profitieren konnten, kommt ihnen im Bereich der Biomasse als
Ausgangsstoff für Biokraftstoffe jeglicher Art eine aktive Rolle zu. Eine Stärkung der länd-
lichen Räume weltweit, eine Chance für Entwicklungsländer, die oftmals ausschließlich
landwirtschaftliche Rohstoffe als Exportgut produzieren und nicht zuletzt eine bedeutende
Zunahme an Arbeitsplätzen im allgemeinen Energiesektor wären die Vorteile.
Es sollte jedoch nicht vergessen werden, dass insbesondere Biokraftstoffe eine bedeu-
tende Anschubfinanzierung oder Steuerfreistellung, abgesichert durch gesetzliche Rah-
menbedingungen benötigen. Die Belastung fossiler Energieträgern mit Zertifikaten für die
CO2-Emissionen wäre für die meisten Biokraftstoffe, je nach Dollarkurs, erst ab einem
Rohölpreis von über 100 USD pro Barrel (entspricht 0,63 USD pro Liter) auskömmlich, um
preislich konkurrenzfähig zu sein. In jedem Fall müssen die Prioritäten weltweit eindeutig
und schnell gesetzt werden. Wird zu lange gewartet, erhöhen sich die Abhängigkeiten,
Folgekosten und Zukunftslasten.
Natürlich kann es nicht darum gehen, regenerative Energien aus Prinzip zu subventionie-
ren. Solange jedoch keine fairen Preise, welche auch die externen Kosten berücksichti-
gen, für fossile Energie bezahlt werden müssen, ist es legitim, erneuerbare Energien mit
einem Ausgleich für eingesparte global-volkswirtschaftliche Zukunftslasten zu unterstüt-
zen.
71 Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch ­ Die Sicherheit der Energieversorgung der Union, Tech-
nischer Hintergrund, S. 53, http://www.vpe.ch/pdf/Gruenbuch_Sicherheit_Energie.pdf

Leitlinien und Förderbedingungen
30
5.
Politische Leitlinien und Förderbedingungen für Biokraft-
stoffe
5.1. Leitlinien
und
Förderbedingungen der Europäischen Union
1992 war die Europäische Kommission mit dem Vorschlag einer steuerlichen Begüns-
tigung von biogenen Kraftstoffen am Widerstand des damaligen Ministerrates geschei-
tert. Den Mitgliedsstaaten wurde jedoch die Möglichkeit eingeräumt, individuelle An-
träge auf Steuervergünstigungen zu stellen. In der Vergangenheit hatten sechs Staa-
ten von diesem Instrument Gebrauch gemacht. Durch die steigende Zahl der Neuan-
träge fühlte sich die EU-Kommission ermutigt eine neue gesamteuropäische Regelung
auszuarbeiten, welche sich stark am Grünbuch zur Energieversorgungssicherheit der
Europäischen Union aus dem Jahr 2000 orientierte. In diesem Dokument schlug die
Kommission vor, bis zum Jahre 2010, sieben Prozent des Kraftstoffbedarfs durch
alternative Kraftstoffe (einschließlich Erdgas und Wasserstoff) zu decken. Bis 2020
sollen 20 Prozent der herkömmlichen Kraftstoffe durch alternative Kraftstoffe ersetzt
werden. Gleichzeitig wird im Grünbuch betont, dass das Ziel, die Ersatzstoffe bis 2020
in diesem Umfang auszuweiten ohne steuerliche Maßnahmen sowie Vorschriften und
freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie bzw. den Mineralölgesellschaften, wahr-
scheinlich nicht möglich sei.
72
Als Ziele dieser Maßnahmen werden eine verbesserte
Versorgungssicherheit und eine Verringerung der CO2-Emissionen genannt.
Das Dokument mit den Namen ,,Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Par-
laments und des Rates zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen" und ,,Vor-
schlag für eine Richtlinie des Rates zur Änderung der Richtlinie 92/81/EWG bezüglich
der Möglichkeit, auf bestimmte Biokraftstoffe und Biokraftstoffe enthaltende Mineralöle
einen ermäßigten Verbrauchsteuersatz anzuwenden"
73
vom November 2001, enthielt
folgende beiden Eckpunkte:
Den Mitgliedsstaaten soll die Möglichkeit eingeräumt werden, die Verbrauchsteuern
auf alle Biokraftstoffe zu ermäßigen. Um die Einnahmenausfälle der Mitgliedsstaaten
zu begrenzen, soll die Steuerbefreiung jedoch nicht mehr als 50 Prozent betragen.
Die Mindestanteile der Biokraftstoffe am Gesamtverbrauch bzw. der Anteil der Bio-
kraftstoffe, die in Mischform verkauft werden, sollen in der Zukunft folgenden Mindest-
größenordnungen jeweils zum Ende des angegebenen Jahres entsprechen:
Zum 08. Mai 2003 wurde die Richtlinie schließlich vom Europäischen Parlament und
dem Rat der Europäischen Union verabschiedet und trat mit der Veröffentlichung im
72 Europäische Kommission (Hrsg.): Grünbuch - Hin zu einer europäischen Strategie für Energiever-
sorgungssicherheit, (Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften) Lux-
emburg 2001, S. 46-48.
73 Europäische Kommission (Hrsg.): Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und
des Rates zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen" und ,,Vorschlag für eine Richtlinie
des Rates zur Änderung der Richtlinie 92/81/EWG bezüglich der Möglichkeit, auf bestimmte Biok-
raftstoffe und Biokraftstoffe enthaltende Mineralöle einen ermäßigten Verbrauchsteuersatz anzu-
wenden (Kom(2001) 547), Brüssel, 7.11.2001, http://europa.eu.int/eur-
lex/de/com/pdf/2001/de_501PC0547_01.pdf

Leitlinien und Förderbedingungen
31
Amtsblatt der Europäischen Union am 17. Mai 2003 in Kraft.
74
Bis zum 31. Dezember
2004 musste sie von den Mitgliedsstaaten in nationales Recht umgesetzt werden.
Im Wesentlichen wurde der oben angeführte Vorschlag der EU-Kommission in die
Richtlinie übernommen. Hauptunterschiede zum Vorschlag der Kommission, sind die
Streichung der Steuerbefreiungsbegrenzung und auch des Anteils der Mindestbeimi-
schung.
Herausgekommen ist somit eine recht offene Regelung, welche den Mitgliedsstaaten
großen Spielraum bei den Fördermaßnahmen lässt, solange diese EU-konform sind.
Es ist jedoch zu erwarten, dass Steuerermäßigungen auf Biokraftstoffe von der Mehr-
heit der Staaten als Instrument eingesetzt werden, um die Zielvorgaben zu erreichen.
Ein schwerwiegendes Manko der Richtlinie ist es, dass keine verpflichtenden Men-
genziele vorgegeben werden. Falls eine sachgerechte Begründung gegenüber der
Kommission erfolgt, kann eine Reduzierung der Richtwerte auf nationaler Ebene
erfolgen. In Artikel vier wird jedoch geregelt, dass bei einer Verfehlung der Ziele die
nicht ausreichend gerechtfertigt werden kann, einzelstaatliche, möglicherweise auch
verbindliche Ziele festgelegt werden können.
Die Förderrichtlinie zur Verwendung von Biokraftstoffen wird ohne Zweifel zum Durch-
bruch biogener Kraftstoffe in der gesamten EU beitragen, auch wenn nicht zu erwar-
ten ist, dass das Ziel von 5,75 Prozent bis zum Jahre 2010 aufgrund der unverbindli-
chen Zielvorgabe in allen Einzelstaaten tatsächlich erreicht wird.
Im Vorschlag der EU-Kommission zur Förderung von Biokraftstoffen aus dem Jahr
2001 wird davon ausgegangen, dass lediglich acht Prozent des Treibstoffbedarfs im
Straßenverkehr durch Biomasse gedeckt werden können, wenn diese auf zehn Pro-
zent der derzeitigen landwirtschaftlichen Fläche angebaut wird. Aufgrund dieser An-
nahme, die den zukünftigen Züchtungsfortschritt, vor allem aber auch innovative An-
bauverfahren mit weit höheren Biomasseerträgen nicht berücksichtigt, erwartet die
Kommission, dass Biokraftstoffe: ,,...kaum im großen Stil als langfristiger Ersatz für
Kraftstoffe in Frage kommen werden, da die dafür erforderlichen Flächen begrenzt
sind...".
75
Eine kurz- bis mittelfristige Nutzung biete sich dennoch an: ,,...weil sie in den
vorhandenen Fahrzeugen und im Rahmen des bestehenden Verteilungssystems
verwendet werden können und daher keine kostenaufwendigen Infrastrukturinvestitio-
nen erforderlich machen".
76
In einem optimistischen Szenario bezüglich des Entwicklungspotentials alternativer
Kraftstoffe, könnte sich die Kraftstoffersorgung bis 2020 laut EU-Kommission folgen-
dermaßen entwickeln:
74 Europäische Union (Hrsg.): Richtlinie 2003/30/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom
8. Mai 2003 zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen oder anderen erneuerbaren Kraft-
stoffen im Verkehrssektor, in: Amtsblatt der Europäischen Union 17.05.2003, http://www.nova-
institut.de/news-images/20030526-01/EU-Amtsblatt-Biokraftstoffe.pdf
75 Europäische Kommission (Hrsg.): Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und
des Rates zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen (Kom(2001) 547), Brüssel, 7.11.2001,
S. 6, http://europa.eu.int/eur-lex/de/com/pdf/2001/de_501PC0547_01.pdf
76 Europäische Kommission (Hrsg.): Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und
des Rates zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen (Kom(2001) 547), Brüssel, 7.11.2001,
S. 6, http://europa.eu.int/eur-lex/de/com/pdf/2001/de_501PC0547_01.pdf

Leitlinien und Förderbedingungen
32
Tabelle 2: Optimistisches Entwicklungsszenario für alternative Kraftstoffe
Quelle:
Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des
Rates zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen, Kom(2001) 547 endg.,
Brüssel, 07.11.2001
In der im Februar 2006 veröffentlichten EU-Kommissionspapier: ,,Eine EU-Strategie für
Biokraftstoffe" (KOM(2006) 34 endgültig)
77
wird jedoch eine Anschlussregelungen an
die derzeit gültige Richtlinie 2003/30/EG diskutiert, die voraussichtlich eine drastische
Ausweitung der Biokraftstoffnutzung zugrunde legen wird.
Mit der 2006 veröffentlichten EU-Strategie für Biokraftstoffe werden folgende drei Ziele
verfolgt:
77 Vgl. EU-Kommission (Hrsg.): Eine EU-Strategie für Biokraftstoffe (KOM(2006) 34 endgültig),
08.02.2006, http://europa.eu.int/comm/agriculture/biomass/biofuel/com2006_34_de.pdf
Jahr
Biokraftstoffe
Erdgas
Wasserstoff
Gesamt
2005 2%
­
­
2%
2010 6%
2%
­
8%
2015 7%
5%
2%
14%
2020 8%
10%
5%
23%
1.
Biokraftstoffe sollen in der EU und in Entwicklungsländern stärker ge-
fördert werden, es soll ­ unter Berücksichtigung des Aspekts der
Wettbewerbsfähigkeit ­ darauf geachtet werden, dass ihre Erzeu-
gung und Verwendung insgesamt umweltfreundlich ist und dass sie
zu den Zielen der Lissabon-Strategie beitragen;
2.
der Biokraftstoffnutzung auf breiter Basis soll der Weg bereitet wer-
den, indem durch den optimierten Anbau der geeigneten Rohstoffe,
die Erforschung der Biokraftstoffe der ,,zweiten Generation", die För-
derung der Marktdurchdringung durch größere Demonstrationspro-
jekte und die Abschaffung von nichttechnischen Hindernissen die
Wettbewerbsfähigkeit gesteigert wird;
3.
es soll untersucht werden, welche Möglichkeiten in den Entwick-
lungsländern und besonders den von der Reform der EU-
Zuckerregelung betroffenen Ländern bestehen, um Rohstoffe für
Biokraftstoffe zu erzeugen, und es soll festgelegt werden, welche
Rolle die EU bei der Förderung der nachhaltigen Biokraftstofferzeu-
gung spielen könnte.
1

Leitlinien und Förderbedingungen
33
Insgesamt wird in diesem Papier der globale Markt für Biokraftstoffe umfassend be-
leuchtet und die EU-Strategie in diesen Kontext eingeordnet. Im Gegensatz zu frühe-
ren Veröffentlichungen wird somit folgerichtig nicht weiterhin das quantitative Potential
lediglich nach der Flächenverfügbarkeit der EU berechnet, sondern auch Exportpoten-
tiale von Schwellen und Entwicklungsländern berücksichtigt.
5.2. Leitlinien
und
Förderbedingungen der Bundesrepublik
Deutschland
Langfristig gesehen spielen die politischen Rahmenbedingungen der Bundsrepublik in
Bezug auf Biokraftstoffe eine eher untergeordnete Rolle, da die EU-Richtlinien natio-
nalen Gesetzgebungen lediglich eine Übergangsfrist einräumen. Über den Spielraum,
den die EU-Förderrichtlinie zur Verwendung von Biokraftstoffen zulässt, konnte die
bundespolitische Haltung in der Vergangenheit jedoch maßgeblich Einfluss auf den
Erfolg biogener Kraftstoffe nehmen.
Seit 1992 sind Biokraftstoffe in Reinform von der deutschen Mineralölsteuer befreit.
Insbesondere Biodiesel konnte von dieser Gesetzgebung profitieren. Zwischenzeitlich
wurde die Steuerbefreiung auch auf Biokraftstoffe erweitert die mineralischen Treib-
stoffen beigemischt werden.
Mit der abschließenden Lesung im Bundestag am 07. Juni 2002 und der Befürwortung
durch den Bundesrat am 21. Juni 2002 konnte das ,,Zweite Gesetz zur Änderung des
Mineralölsteuergesetzes" in Kraft treten. Bemerkenswert bei diesem Gesetz ist, dass
es einen breiten Konsens über die wichtigsten Parteien gab. Lediglich die FDP stimm-
te mit der Begründung: ,,Die Steuerbefreiung sei ein Fass ohne Boden, je mehr davon
verwendet würden umso niedriger beliefen sich die Steuereinnahmen" und, dass die
positiven Auswirkungen auf inländische Produzenten niedriger seien als von der Koali-
tion angenommen, dagegen.
78
In diesem Zusammenhang wurde das Mineralölsteuergesetz um den § 2a erweitert.
Absatz 1 lautete wie folgt: ,,Mineralöle sind bis zum 31. Dezember 2009 in dem Um-
fang steuerbegünstigt, in dem sie nachweislich Biokraft- oder Bioheizstoffe enthal-
ten.
79
Pflanzenölmethylester gelten diesbezüglich in vollem Umfang als Biokraftstoffe.
Weiter heißt es, dass das Bundesfinanzministerium unter Beteiligung weiterer Ministe-
rien alle zwei Jahre, beginnend mit dem 31. März 2005, dem Bundstag einen Bericht
über die Markteinführung von Biokraftstoffen sowie relevante Preisentwicklungen
vorlegen soll, und darin gegebenenfalls eine Anpassung in der Steuerbefreiung von
Biokraftstoffen vorzuschlagen hat. Die Förderung für Biokraftstoffe in Deutschland
wurde somit auf 47 Cent pro Liter bei Diesel und 65 Cent pro Liter bei Ottokraftstoffen
festgelegt. Der Unterschied ergibt sich aus der allgemein geringeren Besteuerung von
Dieselkraftstoff.
78 Das Parlament (Hrsg.): Bundestag befreit Biokraftstoffe von der Mineralölsteuer, 24(2002)14.06.
79 Deutsche Bundesregierung (Hrsg.): Mineralölsteuergesetz,
http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/min_stg_1993/gesamt.pdf

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2007
ISBN (eBook)
9783836601702
DOI
10.3239/9783836601702
Dateigröße
2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Kassel – Ökologische Agrarwissenschaften
Erscheinungsdatum
2007 (Februar)
Schlagworte
biodiesel biokraftstoffe biogas ethanol syfuel
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Titel: Biokraftstoffe - Potenzial, Zukunftsszenarien und Herstellungsverfahren im wirtschaftlichen Vergleich
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