Ermittlung von Umformgrenzen zweier hochlegierter Stähle
					
	
		©2005
		Bachelorarbeit
		
			
				57 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Problemstellung:	
Beim Schmieden von Werkstücken ist aus technischen und wirtschaftlichen Gründen eine genaue Kenntnis der Umformgrenzen wünschenswert. Deren Überschreitung kann bei hochlegierten Stählen zum Entstehen von Oberflächenfehlern führen, die eine Nachbearbeitung des Werkstücks erforderlich machen. Aus diesem Grund werden im Rahmen des AIF-Projektes Vermeidung von Oberflächenfehlern die Umformgrenzen zweier Stähle bestimmt.
Im Rahmen dieser Arbeit wird zunächst durch eine Literaturrecherche geprüft, mit welchen Risshypothesen die Vorhersage des Risseintritts bei Umformprozessen mit Hilfe der numerischen Simulation möglich ist. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Beurteilung der Eignung für Warmumformprozesse, insbesondere für das Freiformschmieden.
Weiterhin sollen die Rissgrenzschaubilder zweier Stähle für verschiedene Temperaturen und Umformgeschwindigkeiten auf der Basis bereits erfolgter Stauchversuche mit Schallemissionsanalyse bestimmt werden. Zur Bestimmung der Umformgrenzen eines Werkstoffes werden am IBF Stauchversuche mit SE-Analyse mit standardisierten Probengeometrien eingesetzt. Durch die numerische FEM-Simulation dieser werden die Formänderungsgeschichten im risskritischen Bereich ermittelt und sogenannte Rissgrenzschaubilder für die Werkstoffe 1.2367 und 1.6957 erstellt.
	
	
Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
Inhaltsverzeichnis
1.EINLEITUNG1
2.GRUNDLAGEN UND STAND DER TECHNIK2
2.1Schmieden2
2.2Umformvermögen, Formänderungsvermögen4
2.2.1Umformgeschichte, Formänderungsgeschichte7
2.2.2Rissgrenzschaubilder8
2.3Risshypothesen9
2.3.1Makromechanische, zeitunabhängige Hypothesen9
2.3.2Makromechanische, zeitabhängige Hypothesen10
2.3.3Mikromechanische Hypothesen13
2.3.4Bewertung der Eignung für FEM-Simulationen16
3.NUMERISCHE SIMULATION DES STAUCHPROZESSES19
3.1Grundlagen19
3.2Eingangsdaten aus Schallemissions-Versuchen21
3.3Verwendetes FEM-Modell23
3.4Ermittlung der Formänderungsgeschichte25
3.5Ergebnisse26
3.5.1Rissgrenzschaubilder für den Werkstoff 1.236728
3.5.2Rissgrenzschaubilder für den Werkstoff 1.695733
3.5.3Einfluss der Reibungszahl38
3.5.4Kraftkurvenvergleich42
4.ZUSAMMENFASSUNG & AUSBLICK44
5.LITERATURVERZEICHNIS45
6.ANHANG49
Anhang A.FORMELZEICHEN49
Anhang B.Abbildungsverzeichnis51
Anhang C.Tabellenverzeichnis51 Textprobe:Textprobe:
Kapitel 2.3.4, Bewertung der Eignung für FEM-Simulationen: In seiner Arbeit untersucht Zitz u.a. die Gültigkeit der einzelnen […]
	Beim Schmieden von Werkstücken ist aus technischen und wirtschaftlichen Gründen eine genaue Kenntnis der Umformgrenzen wünschenswert. Deren Überschreitung kann bei hochlegierten Stählen zum Entstehen von Oberflächenfehlern führen, die eine Nachbearbeitung des Werkstücks erforderlich machen. Aus diesem Grund werden im Rahmen des AIF-Projektes Vermeidung von Oberflächenfehlern die Umformgrenzen zweier Stähle bestimmt.
Im Rahmen dieser Arbeit wird zunächst durch eine Literaturrecherche geprüft, mit welchen Risshypothesen die Vorhersage des Risseintritts bei Umformprozessen mit Hilfe der numerischen Simulation möglich ist. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Beurteilung der Eignung für Warmumformprozesse, insbesondere für das Freiformschmieden.
Weiterhin sollen die Rissgrenzschaubilder zweier Stähle für verschiedene Temperaturen und Umformgeschwindigkeiten auf der Basis bereits erfolgter Stauchversuche mit Schallemissionsanalyse bestimmt werden. Zur Bestimmung der Umformgrenzen eines Werkstoffes werden am IBF Stauchversuche mit SE-Analyse mit standardisierten Probengeometrien eingesetzt. Durch die numerische FEM-Simulation dieser werden die Formänderungsgeschichten im risskritischen Bereich ermittelt und sogenannte Rissgrenzschaubilder für die Werkstoffe 1.2367 und 1.6957 erstellt.
Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
Inhaltsverzeichnis
1.EINLEITUNG1
2.GRUNDLAGEN UND STAND DER TECHNIK2
2.1Schmieden2
2.2Umformvermögen, Formänderungsvermögen4
2.2.1Umformgeschichte, Formänderungsgeschichte7
2.2.2Rissgrenzschaubilder8
2.3Risshypothesen9
2.3.1Makromechanische, zeitunabhängige Hypothesen9
2.3.2Makromechanische, zeitabhängige Hypothesen10
2.3.3Mikromechanische Hypothesen13
2.3.4Bewertung der Eignung für FEM-Simulationen16
3.NUMERISCHE SIMULATION DES STAUCHPROZESSES19
3.1Grundlagen19
3.2Eingangsdaten aus Schallemissions-Versuchen21
3.3Verwendetes FEM-Modell23
3.4Ermittlung der Formänderungsgeschichte25
3.5Ergebnisse26
3.5.1Rissgrenzschaubilder für den Werkstoff 1.236728
3.5.2Rissgrenzschaubilder für den Werkstoff 1.695733
3.5.3Einfluss der Reibungszahl38
3.5.4Kraftkurvenvergleich42
4.ZUSAMMENFASSUNG & AUSBLICK44
5.LITERATURVERZEICHNIS45
6.ANHANG49
Anhang A.FORMELZEICHEN49
Anhang B.Abbildungsverzeichnis51
Anhang C.Tabellenverzeichnis51 Textprobe:Textprobe:
Kapitel 2.3.4, Bewertung der Eignung für FEM-Simulationen: In seiner Arbeit untersucht Zitz u.a. die Gültigkeit der einzelnen […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Jan Perne 
Ermittlung von Umformgrenzen zweier hochlegierter Stähle 
ISBN: 978-3-8366-0140-5 
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2007 
Zugl. Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH), Aachen, 
Deutschland, Bachelorarbeit, 2005 
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, 
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von 
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der 
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, 
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung 
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen 
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik 
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich 
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des 
Urheberrechtes. 
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in 
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, 
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei 
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. 
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können 
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die 
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine 
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen. 
© Diplomica GmbH 
http://www.diplom.de, Hamburg 2007 
Printed in Germany
Inhaltsverzeichnis II  
INHALTSVERZEICHNIS 
1 
EINLEITUNG 1 
2 
GRUNDLAGEN UND STAND DER TECHNIK 
2 
2.1 
Schmieden 2 
2.2 
Umformvermögen, Formänderungsvermögen 
4 
2.2.1  Umformgeschichte, Formänderungsgeschichte 
7 
2.2.2  Rissgrenzschaubilder 8 
2.3 
Risshypothesen 9 
2.3.1  Makromechanische, zeitunabhängige Hypothesen 
9 
2.3.2  Makromechanische, zeitabhängige Hypothesen 
10 
2.3.3  Mikromechanische Hypothesen 
13 
2.3.4  Bewertung der Eignung für FEM-Simulationen 
16 
3 
NUMERISCHE SIMULATION DES STAUCHPROZESSES 
19 
3.1 
Grundlagen 19 
3.2 
Eingangsdaten aus Schallemissions-Versuchen 
21 
3.3 
Verwendetes FEM-Modell 
23 
3.4 
Ermittlung der Formänderungsgeschichte 
25 
3.5 
Ergebnisse 26 
3.5.1  Rissgrenzschaubilder für den Werkstoff 1.2367 
28 
3.5.2  Rissgrenzschaubilder für den Werkstoff 1.6957 
33 
3.5.3  Einfluss der Reibungszahl 
38 
3.5.4  Kraftkurvenvergleich 42 
4 
ZUSAMMENFASSUNG & AUSBLICK 
44 
5 
LITERATURVERZEICHNIS 45 
6 
ANHANG 49 
Anhang A  FORMELZEICHEN 
49 
Anhang B  Abbildungsverzeichnis 
51 
Anhang C  Tabellenverzeichnis 
51 
Einleitung 
 1 
1 Einleitung 
Beim Schmieden von Werkstücken ist aus technischen und wirtschaftlichen Gründen 
eine genaue Kenntnis der Umformgrenzen wünschenswert. Deren Überschreitung 
kann bei hochlegierten Stählen zum Entstehen von Oberflächenfehlern führen, die 
eine Nachbearbeitung des Werkstücks erforderlich machen.  Aus diesem Grund wer-
den im Rahmen des AIF-Projektes ,,Vermeidung von Oberflächenfehlern" die Um-
formgrenzen zweier Stähle bestimmt. 
Im Rahmen dieser Arbeit wird zunächst durch eine Literaturrecherche geprüft, mit 
welchen Risshypothesen die Vorhersage des Risseintritts bei Umformprozessen mit 
Hilfe der numerischen Simulation möglich ist. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der 
Beurteilung der Eignung für Warmumformprozesse, insbesondere für das Freiform-
schmieden. 
Weiterhin sollen die Rissgrenzschaubilder zweier Stähle für verschiedene Tempera-
turen und Umformgeschwindigkeiten auf der Basis bereits erfolgter Stauchversuche 
mit Schallemissionsanalyse bestimmt werden. Zur Bestimmung der Umformgrenzen 
eines Werkstoffes werden am IBF Stauchversuche mit SE-Analyse mit standardisier-
ten Probengeometrien eingesetzt. Durch die numerische FEM-Simulation dieser 
werden die Formänderungsgeschichten im risskritischen Bereich ermittelt und soge-
nannte Rissgrenzschaubilder für die Werkstoffe 1.2367 und 1.6957 erstellt.  
Numerische Simulation des Stauchprozesses 
2 
2  GRUNDLAGEN UND STAND DER TECHNIK 
2.1 Schmieden 
Das Schmieden stellt das älteste Formgebungsverfahren für metallische Werkstoffe 
dar. Dabei wird das Werkstück unter Krafteinwirkung in einem Temperaturbereich, in 
dem Erholungs- und Rekristallisationsvorgänge ablaufen, in eine endkonturnahe 
Form gebracht. Während beim Umformen große Mengen an Versetzungen erzeugt 
werden, welche die Festigkeit erhöhen und die verbleibende Umformbarkeit reduzie-
ren, wird bei Erholungs- und Rekristallisationsvorgängen die Versetzungsdichte re-
duziert. Dadurch wird die Festigkeit erniedrigt und die verbleibende Umformbarkeit 
erhöht. Dabei versteht man unter Erholungsvorgängen alle Mechanismen zur Um-
ordnung und Auslöschung von Versetzungen. Unter Rekristallisation versteht man 
das Entstehen und Wandern von Großwinkelkorngrenzen und die damit einherge-
hende Beseitigung der Verformungsstruktur (vgl. /1/). 
Tabelle 2-1: 
Verfahrensmerkmale für das Freiform- und Gesenkschmieden (Quelle: /2/) 
Merkmal  
Freiformschmieden Gesenkschmieden 
Gestalterzeugung   Nicht werkzeuggebunden 
Werkzeuggebunden 
Anwendungsziele    Verbesserung der mechanischen 
Eigenschaften;  
Rohteilherstellung 
Halbfertigteil- / Fertigteil-
herstellung; 
Fertigung endkonturnaher 
bis einbaufertiger Bauteile 
Fertigungsgröße    Einzel- bis Kleinserienfertigung 
Mittel- bis Großserienferti-
gung 
Bauteilgewicht 
  1 kg bis 500 t 
50 g bis 1,5 t 
Typische Bauteile    Scheiben, Ringe, Buchsen, Wel-
len, Stangen, Knüppel, Blöcke, 
Kurbelwellen 
Kurbelwellen, Vorderach-
sen, Radnaben, Wälzla-
gerringe, Zahnräder, Syn-
chronringe, Turbinen-
schaufeln 
Das Schmieden wird in Freiformschmieden und Gesenkschmieden unterteilt (vgl. 
Tabelle 2-1
). Während beim Gesenkschmieden die Werkstückform über die sich auf-
einander zu bewegenden Werkzeugformen erzeugt wird, werden beim Freiform-
schmieden nur einfache von der Werkstückform unabhängige Werkzeuge verwendet. 
Numerische Simulation des Stauchprozesses 
3 
In diesem Fall wird die Werkstückform durch gezielte Werkzeugbewegung und par-
tielle bzw. integrale Umformung erreicht /2/. 
Beim Stauchen als Teilbereich des Freiformschmiedens wird das komplette Werk-
stück von zwei parallelen, meist ebenen Stauchplatten umgeformt. Für das Stauchen 
eines Kreiszylinders muss eine Kraft 
>
<
 +
=
=
5
,
0
4
5
,
0
3
1
4
2
2
d
h
für
k
d
d
h
für
h
d
k
d
k
A
F
f
f
w
µ
 Gl. 
2-1 
aufgebracht werden /3/. Dabei bezeichnet  A  die Kontaktfläche des Werkstücks,  h  
die Höhe,  d  den Durchmesser des Werkstücks, 
f
k  die Fließspannung, 
w
k den Um-
formwiederstand und 
µ
 die Reibungszahl an der Kontaktfläche. 
Der Umformgrad eines Stauchvorgangs ist die über die Körperabmessung gemittelte 
Gesamtformänderung und berechnet sich über die auf die augenblickliche Werk-
stückabmessung bezogene und über den Umformvorgang integrierte Abmessungs-
änderung, wobei 
0
h  die Ausgangshöhe und 
1
h  die Endhöhe des Werkstücks be-
zeichnet: 
=
=
1
0
0
1
ln
h
h
h
h
h
dh
Gl. 2-2 
Bei nicht porösen Werkstücken führt die durch die Umformung induzierten Fehlstel-
len (Leerstellen, Versetzungen, Poren) zu einer Volumenzunahme des Werkstücks, 
die jedoch in ihrem Umfang vernachlässigbar klein bleibt. Es kann also von Volu-
menkonstanz ausgegangen werden: 
1
1
1
0
0
0
l
b
h
l
b
h
V
=
=
 Gl. 
2-3 
bzw. 
0
=
+
+
l
b
h
Gl. 2-4 
Numerische Simulation des Stauchprozesses 
4 
wobei die Indizes h, b und l den Höhen-, Breiten- und Längenumformgrad bezeich-
nen. Weiterhin ist in der Betriebspraxis die bezogene Abmessungsänderung 
%
100
0
0
1
-
=
h
h
h
h
Gl. 2-5 
für die Höhenänderung von Bedeutung. Analog erfolgt die Berechnung für die bezo-
gene Abmessungsänderung der Breite und der Länge. Hierbei ist zu beachten, dass 
dies strenggenommen nur für eine vollkommen homogene Umformung gilt. Durch die 
zwischen den Werkzeugen und den Werkstückoberflächen wirkenden Reibungskräf-
te kommt es jedoch zu einer Wölbung des Zylinderwerkstücks /2/. 
2.2 Umformvermögen, Formänderungsvermögen 
Unter dem Umformvermögen 
Br
V ,
 versteht man den kritischen Vergleichsumform-
grad 
V
 bzw. bei lokaler Betrachtung die kritische Vergleichsformänderung
V
, bis zu 
der ein Werkstück bei einem bestimmten Umformverfahren ohne Schädigung (Riss- 
oder Brucherscheinungen) umgeformt werden kann. Das globale Umformvermögen 
Br
V ,
 ist erreicht, wenn an der risskritischen Stelle des Werkstücks das Formände-
rungsvermögen 
Br
V ,
 erreicht ist. Die risskritische Stelle bezeichnet dabei den Ort im 
Werkstück, an dem der Riss entsteht. Da die Vergleichsformänderung 
V
 in der Re-
gel im Werkstück nicht homogen ist, kann das globale Umformvermögen 
Br
V ,
 in der 
Praxis deutlich unterhalb des Formänderungsvermögens 
Br
V ,
 bleiben /4/. 
Das Werkstoffversagen in duktilen Werkstoffen kann mit dem Porenmodell erklärt 
werden, demzufolge es im Werkstück bei zunehmender Spannung zur Erzeugung 
von Poren an Einschlüssen im Werkstoff bzw. zum Wachstum bereits exsistierender 
Poren kommt. Erreichen diese Poren eine kritische Größe kommt es zur Porenverei-
nigung, oder die Formänderung konzentriert sich an Scherbändern zwischen den 
Poren (vgl. auch Abbildung 2-1). Beide Fälle führen zum Bruch, wenn die Spannung 
vom verbliebenen Querschnitt nicht mehr übertragen werden kann /5/, /6/. Die auf 
den verbliebenen Querschnitt A wirkende ,,effektive Spannung" 
~  steigt mit dem An-
teil der beschädigten Querschnittsfläche  A
~
 am Ausgangsquerschnitt 
0
A  (vgl. auch 
/7/): 
Numerische Simulation des Stauchprozesses 
5 
0
~
1
~
A
A
-
=
Gl. 2-6 
Abbildung 2-1: 
Porenmodell: Von der Porenbildung bis zur Werkstofftrennung über Porenvereini-
gung bzw. Scherbandausbildung (Quelle: /6/)
Wie in Abbildung 2-2 dargestellt ist das Formänderungsvermögen abhängig von der 
Vorgeschichte, welche die Behandlung des Werkstücks vom Guss bis zum Beginn 
des betrachteten Umformprozesses umfasst, den Werkstoffeigenschaften und den 
umformtechnischen Größen Temperatur, Formänderungsgeschwindigkeit, Formän-
derung und Spannungszustand (vgl. auch Gl. 2-9) /6/. 
Abbildung 2-2: 
Einflussfaktoren auf das Formänderungsvermögen /6/
Numerische Simulation des Stauchprozesses 
6 
Das Umformvermögen der in dieser Arbeit behandelten Proben wird folgendermaßen 
ermittelt: Die fünf verschiedenen Probengeometrien Kragenprobe, Tonnenprobe, so-
wie große, mittlere und kleine Zylinderprobe (vgl. Abbildung 2-3) werden gestaucht, 
wobei die beim Stauchen emittierten Schallsignale von zwei Schallsensoren, die au-
ßerhalb des Ofens am Stauchstempel angebracht sind aufgezeichnet werden. Tritt 
bei der Umformung ein Riss auf, macht sich das durch einen starken Schallimpuls 
bemerkbar. Mit Hilfe der anschließenden Analyse der SE-Signale wird der Risszeit-
punkt festgestellt. Voruntersuchungen haben gezeigt, dass für alle Geometrien die 
höchsten Zugspannungen an der Werkstückoberfläche im Bereich der größten Aus-
bauchung auftreten. Dort liegt der risskritische Bereich /8/. In einer FEM-Simulation 
wird anschließend die Umformgeschichte des Bauteils bzw. die Formänderungsge-
schichte (s. Kap. 2.2.1) des risskritischen Ortes bis zum Zeitpunkt der Rissentste-
hung bestimmt. Das Umformvermögen ergibt sich aus der Höhenabnahme  h
  des 
Bauteils bis zum Rissentstehungszeitpunkt /3/: 
=
0
1
,
ln
h
h
Br
v
Gl. 2-7 
Abbildung 2-3: 
Geometrien der in dieser Arbeit untersuchten Proben (Quelle: Baadjou /9/) 
Numerische Simulation des Stauchprozesses 
7 
2.2.1 Umformgeschichte, Formänderungsgeschichte 
Unter der Umformgeschichte versteht man den zeitlichen Verlauf von globalen Grö-
ßen, nämlich dem Vergleichsumformgrad 
V
, der Vergleichsumformgeschwindigkeit 
V
& , dem charakteristischen Spannungszustand 
V
1
 (s. /9/) und die Temperatur 
. Bei der lokalen Formänderungsgeschichte handelt es sich entsprechend um den 
zeitlichen Verlauf der Größen lokale Formänderung 
ij
, Formänderungsgeschwindig-
keit 
ij
&, lokale Spannung 
ij
 und die lokale Temperatur 
z
y
x
,
,
. Bei Zitz /6/ wird der 
charakteristische Spannungszustand nicht auf die Vergleichsspannung 
V
, sondern 
auf die Fließspannung 
f
k  bezogen. Der elastisch-plastische Übergangsbereich wird 
jedoch besser durch den Bezug auf die Vergleichsspannung beschrieben. Mit der 
Vergleichsspannung soll ein mehrachsiger Spannungszustand mit dem einachsigem 
Spannungszustand vergleichbar gemacht werden. Diese Aufgabe übernehmen 
Spannungshypothesen (z.B. von ,,von Mises" oder ,,Tresca") (vgl. /3/). Bei Erreichen 
des plastischen Fließens gilt dann im mehrachsigen Spannungszustand 
f
V
k
=
bzw. im einachsigen Spannungszustand 
V
=
1
. 
Die Bestimmung der lokalen Formänderungen 
ij
 kann durch eine FEM-Simulation 
erfolgen, bei der die Formänderungsgeschichte kontinuierlich berechnet wird. Die 
formelmäßige Abhängigkeit von 
Br
V ,
 und 
Br
V ,
 kann folgendermaßen beschrieben 
werden: 
Br
V ,
 =
( ) ( ) ( )
{
}
Werkstoff
hte
Vorgeschic
ahren
Umformverf
t
t
t
f
,
,
,
,
,
&
 Gl. 
2-8 
( ) ( )
( )
{
}
Werkstoff
hte
Vorgeschic
t
t
t
f
ij
ij
ij
Br
V
,
,
,
,
,
&
=
 Gl. 
2-9 
Eine umfassende Beobachtung der Umformgeschichte / Formänderungsgeschichte 
muss mit dem Erstarren des Werkstücks nach dem Guss einsetzen. Für eine verglei-
chende Betrachtung der Umformgeschichte muss von einem definierten Ausgangs-
zustand an die Umformgeschichte / Formänderungsgeschichte betrachtet werden. 
Dies kann beispielsweise durch Entnahme der Proben aus einem homogenen Mate-
rialblock gewährleistet werden. /6/, /8/ 
Numerische Simulation des Stauchprozesses 
8 
2.2.2 Rissgrenzschaubilder 
Bei der Erstellung von Rissgrenzschaubildern wird die Formänderungsgeschichte der 
risskritischen Stelle, d.h. die maximale bezogene Hauptnormalspannung 
V
1
 über 
der Vergleichsformänderung 
V
 eingetragen. Die Kurve endet mit dem Zeitpunkt der 
Rissentstehung (vgl. Kap. 2.2). Aus den Risszeitpunkten verschiedener Formände-
rungsgeschichten entsteht eine Rissgrenzkurve. Diese Rissgrenzkurve ist mit einem 
von der Streuung der Rissentstehungszeitpunkte für die gleiche Probengeometrie 
abhängigen Streubereich umgeben. Zur Ermittlung des Formänderungsvermögens 
an der risskritischen Stelle eines Prozesses wird deren Formänderungsgeschichte 
zunächst in die Rissgrenzkurve eingetragen. Mithilfe des Formänderungsvermögens 
der Probengeometrie, deren Formänderungsgeschichte bezüglich des Verlaufs der 
bezogenen maximalen Hauptnormalspannung 
V
1
 komplett über der Formände-
rungsgeschichte der betrachteten Probe liegt, wird eine Schrankenabschätzung vor-
genommen. Die für den betrachteten Prozess zulässige Formänderung 
zul
 ent-
spricht dem Formänderungsvermögen 
Br
V ,
 der Vergleichsgeometrie /8/. 
Abbildung 2-4: 
Bildung der Rissgrenzkurve aus den risskritischen Punkten der Form-
änderungsgeschichten verschiedener Probengeometrien und Bestimmung 
der Schrankenaussage zur Grenzformänderung einer Probe (Quelle: IBF) 
Numerische Simulation des Stauchprozesses 
9 
2.3 Risshypothesen 
Mithilfe von Risshypothesen soll insbesondere bei numerischen Simulationen eine 
Vorhersage zu Rissentstehungsort und Rissentstehungszeitpunkt ermöglicht werden. 
Im Bereich der Kaltumformung sind eine Reihe unterschiedlicher Risshypothesen 
aufgestellt worden. Bei der Warmumformung kommen zusätzliche Einflussfaktoren 
wie die Abhängigkeit des Umformvermögens von der Temperatur, aber auch metall-
kundliche Erscheinungen wie Erholung und Rekristallisation hinzu. 
Risshypothesen gliedern sich in drei Kategorien: 
·  Makromechanische, zeitunabhängige Hypothesen, die zur Vorhersage des 
Risseintritts lediglich die zum jeweiligen Zeitpunkt vorliegenden umformtechni-
schen Parameter (z.B. 
V
, 
f
k
1
)  berücksichtigen. 
·  Makromechanische, zeitabhängige Hypothesen, die auf der Aufsummierung 
umformtechnischer Parameter, häufig durch Berechnung der plastischen Ar-
beit, beruhen. Der Risszeitpunkt ist dann bei Erreichen eines kritischen Ver-
gleichwertes erreicht. 
·  Mikromechanische Hypothesen, die anhand der umformtechnischen Parame-
ter die Entstehung und das Wachstum von Poren beschreiben und so einen 
Schädigungskennwert ermitteln. Erreicht dieser Schädigungskennwert einen 
kritischen Wert, tritt der Riss ein. 
2.3.1  Makromechanische, zeitunabhängige Hypothesen 
Bei diesen Hypothesen werden in einfachen Versuchen (z.B. Zug-, Druck-, Torsions-
versuche vgl. /8/) die risskritischen Werte für bestimmte umformtechnische Parame-
ter wie die maximale bezogene Hauptnormalspannung 
f
k
1
 und die Vergleichs-
formänderung 
V
 entwickelt. Wird in späteren Versuchen dieser kritische Wert er-
reicht, muss mit dem Risseintritt gerechnet werden. 
Die einfachste Form einer solchen Hypothese ist die Ermittlung der risskritischen 
Werte für die Vergleichsformänderung 
V
 bzw. die Vergleichsspannung 
V
. Ver-
wendung findet auch der Ausdruck 
f
m
k
, der die mittlere Spannung bezogen auf 
die Fließspannung vergleicht. In beiden Fällen bleibt die Umform- und Formände-
rungsgeschichte völlig unberücksichtigt (vgl. /6/). 
Für die Rissentstehung bei der Blechumformung wurde von Ghosh /10/ folgendes 
Risskriterium aufgestellt: 
Numerische Simulation des Stauchprozesses 
10 
2
1
1
2
1
+
=
Ghosh
C
 Gl. 
2-10 
Die Rissentstehung ist hier allein abhängig von den auf das Blech aufgebrachten 
Hauptnormalspannungen 
1
 und 
2
. Erreicht C einen kritischen Wert, kommt es zur 
Rissbildung. Dieses Kriterium wurde für die Anwendbarkeit beim Stauchen von Zitz 
/6/ modifiziert, indem die 1. Hauptnormalspannung 
1
 in Bezug gesetzt wurde zur 
Fließspannung 
f
k . Dadurch wird ein übermäßiges Ansteigen des Schadenswertes 
bei großer 1. Hauptnormalspannung unterbunden /6/: 
2
1
1
2
.)
(mod
1
+
=
f
Ghosh
k
C
 Gl. 
2-11 
2.3.2  Makromechanische, zeitabhängige Hypothesen 
Bei den makromechanischen, zeitabhängigen Hypothesen wird der Vergleichswert C 
inkrementell über die Umformgeschichte bis zum Risszeitpunkt aufsummiert. Zur 
Anwendung auf Stauchversuche wurde von Zitz /6/ in diesem Fall die mittlere Span-
nung 
1
 über die Vergleichsspannung nach von Mises 
V
 eingesetzt (vgl. 2.2.1).  
Exner /11/ entwickelte zunächst die Hypothese  
Br
f
m
Br
V
t
k
f
=
=
&
,
 Gl. 
2-12 
mit der mittleren Spannung
m
, der Fließpannung 
f
k  der Umformgeschwindigkeit 
& 
und der Zeit vom Beginn der Stauchung bis zum Risseintritt 
Br
t . 
Ayada /12/ hat diese Hypothese weiterentwickelt und auf die Form 
=
Br
V
V
V
m
Ayada
d
C
,
0
 Gl. 
2-13 
gebracht. Neben der Zeitabhängigkeit wurden von Ayada lokale (
V
) statt globaler 
(
&) Größen eingeführt. Weiterhin impliziert sein Kriterium eine ,,negative Umformar-
beit" mit einer ,,heilenden Wirkung" auf das Gefüge, falls der Term 
V
m
 negativ 
wird. Diese ,,heilende Wirkung" bei abnehmendem Schadenswert wird auch von 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2005
- ISBN (Paperback)
- 9783836601405
- ISBN (eBook)
- 9783956361746
- Dateigröße
- 1.4 MB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen – Georessourcen und Materialtechnik, Bildsame Formgebung (IBF)
- Note
- 1,3
- Schlagworte
- freiformschmieden risshypothese formgebung stahl materialwissenschaft
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					