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Die Bewertung der Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Mexiko von einer staatsgesteuerten zu einer offenen Volkswirtschaft und seine Bedeutung für Deutschland unter Berücksichtigung kultureller Unterschiede

©2006 Diplomarbeit 100 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Mexiko ist mit seinen ca. 107 Millionen Einwohnern das größte spanischsprachige Land der Welt und gilt laut Definition des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik als Schwellenland.
„Als Schwellenländer werden Länder bezeichnet, die [innerhalb der Gruppe von Entwicklungsländern auf dem Weg zur Industrialisierung] einen überdurchschnittlichen Stand der menschlichen Entwicklung erreicht haben und über die Wettbewerbsvoraussetzungen verfügen, um diesen Entwicklungsstand in Zukunft halten oder weiter ausbauen zu können. In der Regel verfügen sie über gefestigte demokratische Strukturen und offene politische Systeme.“
Nach den Einteilungskriterien der Weltbank gehört Mexiko zu den Upper Middle Income Economies (UMIE), zeichnet sich durch einen hohen Rang im Human Development Index (HDI) aus und verfügt über ein investment grade rating. Seit 1994 ist das Land Mitglied in der Organisation for Economic Cooperation and Development (OECD), einem Verbund von dreißig demokratischen Marktwirtschaften. Während sein bedeutsamer Rohstoffreichtum herausragt, ist seine Gesellschafts- und Wirtschaftsstruktur sozial sehr unausgeglichen.
Nachdem Mexiko bis in die 70er Jahre von politischer und wirtschaftlicher Stabilität gekennzeichnet war, kam es in den 80er und 90er Jahren zu mehreren Krisen, die das Land erschütterten und tief greifende Veränderungen im Wirtschaftsbereich hervorbrachten.
Problemstellung:
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung und den Folgen des Wandels der mexikanischen Wirtschaft von einer staatsgesteuerten zu einer der offensten Ökonomien der Welt. Wie anhand der Arbeit deutlich werden soll, ist es durch den Kurswechsel und die Finanzkrise der 90er Jahre in der Wirtschaftsstruktur und in der Bevölkerung zu tief greifenden Veränderungen gekommen.
Neben der Bewertung des Kurswechsels wird die aktuelle Krisenanfälligkeit eingeschätzt und das Wachstumspotential Mexikos untersucht. Die Verbindung zwischen Deutschland und Mexiko wird hinsichtlich der Frage analysiert, inwiefern kulturelle Unterschiede das Geschäftsverhalten beeinflussen und welche Maßnahmen die geschäftlichen Beziehungen verbessern könnten.
Die Arbeit soll dem Leser einen Überblick über die Wirtschaftsentwicklung und kulturellen Hintergründe des Standortes Mexiko geben. Unter diesen Gesichtspunkten könnte sie deutschen Unternehmen als mögliche Grundlage für Investitionsentscheidungen dienen. Um den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen, läßt die […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Torben Schmiedeknecht
Die Bewertung der Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Mexiko von einer
staatsgesteuerten zu einer offenen Volkswirtschaft und seine Bedeutung für
Deutschland unter Berücksichtigung kultureller Unterschiede
ISBN: 978-3-8366-0126-9
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. International School of Management (ISM) Dortmund, Dortmund, Deutschland,
Diplomarbeit, 2006
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© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany


I Inhaltsverzeichnis
II
I Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis ... II
II
Abbildungsverzeichnis...IV
III
Tabellenverzeichnis...IV
IV
Abkürzungsverzeichnis ...V
1
Einleitung ... 1
1.1
Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit ... 2
1.2
Vorgehensweise der Untersuchung ... 2
1.3
Methodik... 3
2
Wirtschaftliche Entwicklung... 4
2.1
Wandel von einer geschlossenen zu einer offenen Volkswirtschaft... 4
2.1.1
Zeit vor der Schuldenkrise 1982 ... 4
2.1.2
Von der Schuldenkrise 1982 zur Finanzkrise 1994 ... 5
2.1.3
Von der Finanzkrise bis heute ... 8
2.2
Derzeitige gesamtwirtschaftliche Situation... 9
2.2.1
Bruttoinlandsprodukt ... 10
2.2.2
Arbeitsmarkt ... 11
2.2.3
Außenwirtschaft ... 12
2.2.4
Preisniveaustabilität... 14
2.2.5
Zwischenfazit: Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht... 15
3
Bewertung der Öffnung des Marktes ... 16
3.1
Makroökonomische Situation... 17
3.2
Abhängigkeit von internationalen Entwicklungen... 18
3.3
Struktur der Wirtschaft ... 20
3.4
Struktur der Bevölkerung ... 22
3.4.1
Nachfrage nach qualifizierter Arbeit ... 23
3.4.2
Angebot an qualifizierten Arbeitskräften... 23
3.4.3
Veränderte Arbeitsmarktbedingungen... 24
3.5
Zwischenfazit: Die Liberalisierung und ihre Auswirkungen... 25
4
Finanzkrise 1994/1995 und Risikobeurteilung... 28
4.1
Wirtschaftspolitische Situation vor der ,,Tequila-Krise" ... 28
4.2
Hintergründe der Finanzkrise ... 29
4.2.1
Verhalten von Regierung, Zentralbank und Investoren ... 29
4.2.2
Auswirkung der Dollarisierung ... 30
4.3
Folgen einer Währungsabwertung in der Theorie... 31

I Inhaltsverzeichnis
III
4.4
Auswirkungen der Währungsabwertung in Mexiko ... 32
4.5
Reformen im Banken- und Finanzsektor nach der Krise... 34
4.6
Untersuchung der aktuellen Krisenanfälligkeit Mexikos... 35
4.6.1
Indikatoren zur Bewertung der Krisenanfälligkeit eines Landes ... 35
4.6.2
Beurteilung der relevanten Indikatoren Mexikos ... 36
5
Wachstumschancen Mexikos... 41
5.1
Wachstumstreiber einer Volkswirtschaft ... 41
5.1.1
Bevölkerungswachstum ... 41
5.1.2
Humankapital ... 42
5.1.3
Investitionsquote ... 42
5.1.4
Offenheit gegenüber der Weltwirtschaft... 42
5.2
Sektoren mit Erfolgspotentialen... 43
5.3
Herausforderungen ... 45
6
Deutschland und Mexiko ... 47
6.1
Wirtschaftliche Beziehungen ... 47
6.2
Kulturelle Unterschiede und Auswirkungen aufs Geschäftsleben ... 49
6.2.1
Auswertung der Expertenmeinungen ... 49
6.2.2
Charakterisierung der Mexikaner ... 52
6.2.3
Einordnung in die Kulturdimensionen nach Hofstede ... 54
6.2.4
Einordnung in die Kulturdimensionen nach Trompenaars... 56
6.3
Vergleich der mexikanischen und deutschen Kultur ... 59
6.4
Ratschläge für einen erfolgreicheren Umgang beider Kulturen... 59
7
Fazit ... 61
V
Literaturverzeichnis ...VI
VI
Anhang ... XVII

II Abbildungsverzeichnis
IV
II Abbildungsverzeichnis
Abbildung 2-1 BIP Wachstum
9
Abbildung 3-1 BIP/Kopf nach Regionen
21
Abbildung 4-1 Veränderung des realen Wechselkurses und der realen Zinsrate
37
Abbildung 4-2 Rating für Mexiko
40
Abbildung 5-1 Wettbewerbsfähigkeit
44
III Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Wichtigste Teilbereiche des mexikanischen Außenhandels (2000-2005)
14
Tabelle 2 Entwicklung der US-Importe nach Exportländern
19
Tabelle 3 Ausländische Direktinvestitionen in Mexiko
48
Tabelle 4 Deutsche und mexikanische Kulturstandards
59

IV Abkürzungsverzeichnis
V
IV Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
Bd.
Band
BIP
Bruttoinlandsproduktes
BIZ
Bank für Internationale Zusammenarbeit
BCR
Business Competitive Ranking
BFAI
Bundesanstalt für Außenwirtschaft
BMZ
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
BNE
Bruttonationaleinkommen
bspw.
beispielsweise
bzw.
beziehungsweise
ca.
zirka
CIA
Central Intelligence Agency
DCRI
Deka Country Risk Indicator
ed.
editor (engl. für Herausgeber)
engl.
Englisch
et al.
et alii (lateinisch für und weitere)
f.
folgende
ff.
fortfolgende
F&E
Forschung und Entwicklung
FAZ
Frankfurter Allgemeine Zeitung
FDI
Foreign Direct Investment
Formel-G
Foresight Model for Evaluating Long-term Growth
GATT
General Agreement on Tariffs and Trade
GCI
Growth Competitiveness Index
GCR
Global Competitiveness Report
HDI
Human Development Index
Hrsg.
Herausgeber
i.A.
in Anlehnung
IWF
Internationaler Währungsfond
Jg.
Jahrgang
MCI
Monetary Conditions Index
Mio.
Millionen
Mrd.
Milliarden
NAFTA
North American Free Trade Area

IV Abkürzungsverzeichnis
VI
no.
number (engl. für Nummer)
Nr.
Nummer
NPL
nonperforming loans (engl. für Not leidende Kredite)
OECD
Organisation for Economic Cooperation and Development
p.a.
per annum (lateinisch für pro Jahr)
PAN
Partido Acción Nacional
PEMEX
Petroléos Mexicanos
PRI
Partido Revolucionario Institucional
p.
page (engl. für Seite)
pp.
pages (engl. für Seiten)
PPP
purchasing power parity (engl. für Kaufkraftparität)
S.
Seite
s.
siehe
u.a.
unter anderem
UMIE
upper middle income economy
UNCTAD
United Nations Conference on Trade and Development
US
United States
USA
United States of America
vgl.
vergleiche
vol.
volume (engl. für Ausgabe)
WEF
World Economic Forum
www
world wide web
z.B.
zum Beispiel

1 Einleitung
1
1 Einleitung
Mexiko ist mit seinen ca. 107 Millionen Einwohnern
1
das größte spanischsprachige
Land der Welt und gilt laut Definition des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik als
Schwellenland.
,,Als Schwellenländer werden Länder bezeichnet, die [innerhalb der Gruppe von Ent-
wicklungsländern auf dem Weg zur Industrialisierung] einen überdurchschnittlichen
Stand der menschlichen Entwicklung erreicht haben und über die Wettbewerbsvor-
aussetzungen verfügen, um diesen Entwicklungsstand in Zukunft halten oder weiter
ausbauen zu können. In der Regel verfügen sie über gefestigte demokratische Struk-
turen und offene politische Systeme."
2
Nach den Einteilungskriterien der Weltbank
3
gehört Mexiko zu den Upper Middle In-
come Economies (UMIE)
4
, zeichnet sich durch einen hohen Rang im Human Develop-
ment Index (HDI)
5
aus und verfügt über ein investment grade rating
6
. Seit 1994 ist das
Land Mitglied in der Organisation for Economic Cooperation and Development (OECD)
7
,
einem Verbund von dreißig demokratischen Marktwirtschaften. Während sein bedeutsa-
mer Rohstoffreichtum
8
herausragt, ist seine Gesellschafts- und Wirtschaftsstruktur sozial
sehr unausgeglichen.
Nachdem Mexiko bis in die 70er Jahre von politischer und wirtschaftlicher Stabilität
gekennzeichnet war, kam es in den 80er und 90er Jahren zu mehreren Krisen, die das
Land erschütterten und tief greifende Veränderungen im Wirtschaftsbereich hervorbrach-
ten.
1
Vgl. United Nations, 2004
2
Stamm, 2004, S.7
3
Low income (BNE/Kopf<875 US-Dollar/Jahr), lower middle income (BNE/Kopf=876-3.465 US-Dollar/Jahr),
upper middle income (BNE/Kopf=3.466-10.725US-Dollar/Jahr), high income (BNE/Kopf>10.726US-
Dollar/Jahr) (vgl. World Bank, 2005)
4
Englisch für Volkswirtschaften mit gehobenem mittleren Pro-Kopf-Einkommen (Vgl. World Bank, 2005)
5
Vgl. United Nations Development Programme, 2005
6
Englisch für Sehr gute bis gute Anleihen (vgl. Hirmer, 2006)
7
Englisch für Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
8
Mexiko ist mit einer Produktion von ca. 3.700 Barrel/Tag nach Saudi-Arabien, Russland, USA und Iran der
fünftgrößte Ölproduzent der Welt und mit einer Reserve von 13 Milliarden Barrel auf Platz 14 (BP, 2006, S.8)

1 Einleitung
2
1.1
Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung und den Folgen des Wandels der mexi-
kanischen Wirtschaft von einer staatsgesteuerten zu einer der offensten Ökonomien der
Welt. Wie anhand der Arbeit deutlich werden soll, ist es durch den Kurswechsel und die
Finanzkrise der 90er Jahre in der Wirtschaftsstruktur und in der Bevölkerung zu tief grei-
fenden Veränderungen gekommen.
Neben der Bewertung des Kurswechsels wird die aktuelle Krisenanfälligkeit einge-
schätzt und das Wachstumspotential Mexikos untersucht. Die Verbindung zwischen
Deutschland und Mexiko wird hinsichtlich der Frage analysiert, inwiefern kulturelle Unter-
schiede das Geschäftsverhalten beeinflussen und welche Maßnahmen die geschäftlichen
Beziehungen verbessern könnten.
Die Arbeit soll dem Leser einen Überblick über die Wirtschaftsentwicklung und kultu-
rellen Hintergründe des Standortes Mexiko geben. Unter diesen Gesichtspunkten könnte
sie deutschen Unternehmen als mögliche Grundlage für Investitionsentscheidungen die-
nen. Um den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen, läßt die Arbeit die steuerlichen, recht-
lichen und politischen Gesichtspunkte weitestgehend unberücksichtigt.
1.2
Vorgehensweise der Untersuchung
Zur Einführung in die Thematik wird zunächst auf die historischen Ereignisse auf dem
Weg Mexikos von einer staatsgesteuerten zu einer offenen Volkswirtschaft zusammen-
fassend eingegangen und die aktuelle gesamtwirtschaftliche Situation dargestellt.
Das dritte Kapitel bewertet die makroökonomische Entwicklung und analysiert die
Auswirkungen der Öffnung des Marktes auf die Struktur der Wirtschaft und Bevölkerung.
Kapitel vier beschäftigt sich mit den Hintergründen der letzten Finanzkrise und den im
Gegenzug vom Staat unternommenen Maßnahmen. Die derzeitige Situation wird hinsicht-
lich der Krisenanfälligkeit des Landes analysiert.
Mit einer Beurteilung der Wachstumspotentiale Mexikos und einer Auswahl erfolgsver-
sprechender Branchen befasst sich das fünfte Kapitel.
Nach einer Untersuchung der Beziehung Deutschlands zu Mexiko folgt eine Analyse
der grundlegenden Unterschiede beider Kulturen und ihrer Auswirkungen auf die Ge-
schäftsbeziehungen in Kapitel sechs.
Die Arbeit endet mit einem Fazit in Kapitel sieben.

1 Einleitung
3
1.3
Methodik
Um eine vielseitige Betrachtung dieses Themas zu ermöglichen, werden im Rahmen
der vorliegenden Arbeit praxis- sowie theoretisch orientierte Instrumente verwendet.
Als Basis für die Untersuchung der wirtschaftlichen Entwicklung dient eine vielfältige
nationale wie internationale Fachliteratur. Zur Situationsanalyse des Wirtschaftsstandorts
Mexiko und Erforschung seiner Krisenanfälligkeit und seines Potentials stehen darüber
hinaus Statusberichte aus Zeitschriften, Zeitungen und dem Internet bei. Außerdem wer-
den Studien von internationalen Organisationen ausgewertet.
Vom Autor eingeholte Expertenmeinungen von Deutschen und Mexikanern sollen ei-
nen praktischen Bezug zur Auswertung des Einflusses der grundlegenden kulturellen Un-
terschiede auf die Geschäftstätigkeit herstellen. Die schriftlichen Antworten bzw. Ge-
sprächsverläufe sind im Anhang aufgeführt.
Da sich die Untersuchung auf ein fremdsprachiges Land bezieht, existieren in der Lite-
ratur viele englische und spanische Fachbegriffe. Der Autor versucht die Begriffe entwe-
der ins Deutsche zu übersetzen oder die treffenden Übersetzungen aus der deutschspra-
chigen Fachliteratur zu übernehmen, wenn eine Nichtverfälschung des fremdsprachigen
Ausdrucks, nach dem Ermessen des Autors, gewährleistet werden kann.

2 Wirtschaftliche Entwicklung
4
2 Wirtschaftliche Entwicklung
Mexiko war schon vor Ankunft der Spanier sowohl kulturell, als auch technisch und
wissenschaftlich eines der am weitesten entwickelten Länder auf dem neuen Kontinent.
9
Während seiner Kolonialzeit (1535-1822) stellte der Reichtum an Bodenschätzen die gro-
ße Bedeutung für Spanien dar.
10
Die Zeit nach der Unabhängigkeit 1822 war geprägt von
Aufständen, Kriegen und Umstürzen, die durch eine Revolution (1910-1920) zu Ende gin-
gen.
11
Die folgende politische und wirtschaftliche Stabilität, die bis in die späten 70er Jah-
re reichte, wurde durch ein binnenmarktzentriertes und vom Staat gesteuertes Wirt-
schaftsmodell erreicht, das jedoch in den 80er Jahren grundlegenden Veränderungen un-
terzogen werden musste. In diesem Kapitel wird Mexikos Wandel zu einer offenen Volks-
wirtschaft dargestellt und die gegenwärtige gesamtwirtschaftliche Situation analysiert.
2.1
Wandel von einer geschlossenen zu einer offenen Volkswirtschaft
2.1.1
Zeit vor der Schuldenkrise 1982
Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg war geprägt durch stabiles Wachstum, das durch
Einnahmen aus dem Öl-Sektor und wirtschaftlichem Protektionismus gesichert wurde. Die
Politiker sahen Importsubstitution
12
als Grundlage des Industrialisierungsprozesses und
schützten die heimische Industrie durch Zölle und Einfuhrquoten.
13
Hintergrund dieses
Gedankens war der Versuch, das Land durch eine aktive Wirtschaftspolitik und Ankurbe-
lung der eigenen Industrie unabhängig von Importen aus den industrialisierten Ländern zu
machen.
14
Neben einer niedrigen Inflationsrate und einer geringen Auslandsverschuldung
kam es in den zwei Jahrzehnten zu einem Wirtschaftsaufschwung von ca. 6% pro Jahr
15
,
wovon nach späteren Untersuchungen ca. 1/3 der Importsubstitutionsstrategie zugerech-
net werden können.
16
Zu Beginn der 70er Jahre verzeichnete das Wirtschaftswachstum leichte Rückgänge
und die Importsubstitution konnte nur noch durch hohe öffentliche Ausgaben, die über
9
Vgl. Encarta, 2006
10
Vgl. Encarta, 2006
11
Vgl. Encarta, 2006
12
Darunter versteht man den Ersatz von Importen durch im Inland selbst produzierte Güter
13
Vgl. Müller-Ohlsen, 1974, S.18f.
14
Vgl. Hesse, 1968, S.641ff.
15
Vgl. Müller-Ohlsen, 1974, S.16
16
Vgl. Thorp, 1998, S.161

2 Wirtschaftliche Entwicklung
5
Auslandskredite finanziert wurden, gehalten werden. Um wirtschaftlich den Ansprüchen
einer zunehmenden Bevölkerung gerecht werden zu können und Wirtschaftswachstum zu
erreichen, mussten von Jahr zu Jahr mehr Importe getätigt werden, da die verarbeitende
Industrie aufgrund der zuvor betriebenen Protektion ineffektiv und technologisch veraltert
war.
17
Die dadurch steigenden Leistungsbilanzdefizite und hohen Inflationsraten verstärk-
ten den Abwertungsdruck auf die Regierung. 1976 war die lange Periode der Wechsel-
kursstabilität beendet und der Peso wurde gegenüber dem US-Dollar abgewertet.
18
Ende der 70er Jahre wurden bedeutende Erdölvorkommen im Golf von Mexiko ent-
deckt und bis Anfang der 80er Jahre stiegen die Ölpreise, wodurch es zu höheren Umsät-
zen aus Erdölexporten kam
19
, die das Vertrauen in die Wirtschaft stärkten und den mexi-
kanischen Staat und seine Unternehmen zur weiteren Aufnahme von ausländischen Kre-
diten motivierten.
20
Nachdem man im Sommer 1982 den Spitzenplatz unter den Verschul-
dungsländern eingenommen hatte
21
und der Dollarwechselkurs
22
und die Inflationsrate
23
ebenfalls Höchststände erreichten, erklärte die Regierung ihre Zahlungsunfähigkeit, wo-
durch eine Schuldenkrise ausgelöst wurde, die sich auf andere lateinamerikanische und
asiatische Länder ausweitete.
24
Als relevante Faktoren werden die Überbewertung des
Pesos, die einen Importboom und Kapitalflucht auslösten und die staatliche Kreditauf-
nahme im Ausland ausgemacht, die das Haushaltsdefizit vergrößerte. Außerdem werden
die 1982 stark gefallenen Ölpreise und die gestiegenen internationalen Zinssätze als
Gründe für die Krise gesehen.
25
2.1.2
Von der Schuldenkrise 1982 zur Finanzkrise 1994
Der 1982 angetretene Präsident de la Madrid sorgte für einen grundlegenden Kurs-
wechsel und verfolgte während seiner Amtszeit bis 1988 die Realisierung eines internati-
onal geforderten Anpassungs- und Stabilisierungsprogramms und die Öffnung der Wirt-
schaft nach außen.
17
Vgl. Beck, 1999, S.2ff.
18
Vgl. Encarta, 2006
19
Die Einnahmen stiegen von ca. 300 Mio. US-Dollar in 1976 auf ca. 14 Mrd. US-Dollar in 1981 (vgl. Smith,
1990, S.138)
20
Vgl. Blecker, 1996, S.10
21
Die Staatsverschuldung stieg von ursprünglich 5 Mrd. US-Dollar (1970) auf 106 Mrd. US-Dollar (1982) an
(vgl. Blecker, 1996, S.48)
22
Der Dollarwechselkurs kletterte zwischen 1981 und 1982 von 26 Pesos auf 80 Pesos (vgl. Lehr, 1983,
S.124)
23
Die Inflationsrate stieg zwischen 1981 von 29% auf 80% an (vgl. Lehr, 1983, S.124)
24
Vgl. Lehr, 1983, S.124
25
Vgl. Lustig, 1994, S.42

2 Wirtschaftliche Entwicklung
6
Das vom Internationalen Währungsfond (IWF) geforderte Stabilisierungsprogramm
sah z.B. die Reduktion des Haushaltsdefizits, Importdrosselung und Exportförderung, eine
striktere Geldpolitik zur Verringerung der Inflation, sowie eine erneute Abwertung des Pe-
sos vor.
26
Dieses Sparprogramm hatte bedeutende Auswirkungen auf die Bevölkerung,
die zu einem großen Teil arbeitslos wurde und Tätigkeiten im informellen Sektor
27
auf-
nehmen musste, um zu überleben. Für die verbliebenen Arbeitnehmer waren deutlich ge-
fallene Reallöhne die Folge.
28
Während sich der Kurswechsel auf einen Großteil der Bevölkerung kritisch auswirkte,
sorgten die Privatisierungen und Deregulierungen für einen Rückgang der staatlichen Ein-
flussnahme auf die Wirtschaft.
29
Durch den Beitritt Mexikos zum General Agreement on
Tariffs and Trade (GATT)
30
im Jahre 1986 wurde die neue Richtung auch außenwirt-
schaftlich eingeschlagen. Ziel war es, über internationalen Konkurrenzdruck die Steige-
rung der Produktivität zu erreichen.
31
Der 1988 angetretene Präsident Salinas intensivierte die Reformen sowohl in der Bin-
nen- wie in der Außenwirtschaft. Der Finanz- und Handelssektor wurde liberalisiert und
Mobilitätsbeschränkungen von Foreign Direct Investment (FDI)
32
durch neue Reformen
und Gesetze
33
weitestgehend abgeschafft.
34
Des Weiteren wurden Handelshemmnisse
wie Zölle und Einfuhrquoten weitestgehend zurückgefahren und Begrenzungen in der E-
mission von Geldmarktpapieren und Unternehmensanleihen gelockert.
35
Die Privatisie-
rung der Staatsunternehmen wurde fortgesetzt und das Konzept auf die Banken und die
Landwirtschaft übertragen, wo ejido-Parzellen, die traditionelle indianische Form des ge-
meinsamen Grundbesitzes in Mexiko, in Privateigentum umgewandelt wurden.
36
26
Vgl. Lustig, 1994, S. 49
27
Unter dem informellen Sektor versteht man nach Definition des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit und Entwicklung (BMZ): ,,...Kleinstbetriebe, meist auch Einpersonen- oder Familienbetriebe,
die außerhalb der staatlich festgelegten Regeln wirtschaften." (BMZ, 2006)
28
Vgl. Fleet, 1996, S.121
29
Vgl. Fleet, 1996, S.124
30
Englisch für 1948 gegründetes Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen, heutige Welthandelsorganisation
31
Vgl. Fleet, 1996, S.124
32
Englisch für ausländische Direktinvestitionen
33
Wie z.B. das ,,Reglamento de Ley para Promover La Inversion Mexicana y Regular la Inversion Extranjera"
(vgl. Lecuona, 1996, S.88)
34
Bis 1993 wurden Restriktionen von FDI in 91% aller Sektoren abgeschafft (vgl. Lecuona, 1996, S.88)
35
Vgl. Lecuona, 1996, S.88
36
Vgl. Lecuona, 1996, S.89

2 Wirtschaftliche Entwicklung
7
Durch das Zusammenspiel dieser Maßnahmen konnte die Inflation unter Kontrolle ge-
bracht werden und ein Teil des vorher in das Ausland abgewanderte Kapital zu Beginn
der 90er Jahre nach Mexiko zurückgeholt werden. Dort konnte es zum Aufbau von mo-
dernen Industriebetrieben eingesetzt werden, die die mexikanischen Exporte ansteigen
ließen.
37
Die neue weltmarktintegrierte und exportorientierte Wirtschaftspolitik wurde durch die
Aufnahme in die OECD und den Verbund Mexikos mit den United States of America
(USA)
38
und Kanada zur North American Free Trade Area (NAFTA)
39
verstärkt, die im Ja-
nuar 1994 in Kraft trat
40
und seitdem die größte Freihandelszone der Welt darstellt. Dieter
Boris, der die neoliberale Politik Mexikos zwischen 1982 und 1994 untersucht hat, deutet
den Beitritt zur NAFTA als Möglichkeit für Mexiko, den Kurs der Liberalisierung abzusi-
chern und unumkehrbar zu machen.
41
Im Jahr des NAFTA Beitritts kam es schließlich zu zwei Ereignissen mit bedeutsamen
Folgen. Im südlichen Bundesstaat Chiapas rebellierten bewaffnete Zapatisten
42
, die das
ländlich-kleinbäuerliche Mexiko im Zuge der Modernisierungen diskriminiert und benach-
teiligt sahen, und durch den NAFTA Zusammenschluss eine noch höhere Abhängigkeit
von den USA befürchteten.
43
Außerdem wurden der Partido Revolucionario Institucional
(PRI)
44
Präsidentschaftskandidat Donaldo und der PRI-Generalsekretär Ruiz ermordet.
Diese politischen Ereignisse beunruhigten das Land und verunsicherten die internationa-
len Investoren.
45
Nachdem PRI-Ersatzkandidat Zedillo im Dezember 1994 die Präsidentschaft über-
nahm, brach aufgrund eines hohen Haushaltsdefizits und der gestiegenen Auslands-
schulden
46
eine folgenschwere Währungskrise aus. Durch das gesunkene Vertrauen der
Anleger und den massiven Abzug des ausländischen Kapitals war die mexikanische Re-
gierung nicht mehr im Stande, den fixierten Pesokurs gegenüber dem US-Dollar aufrecht
37
Vgl. Lecuona, 1996, S.87
38
Englisch für Vereinigte Staaten von Amerika
39
Englisch für Nordamerikanisches Freihandels abkommen
40
Vgl. NAFTA, 1994b, Frequently Asked Questions
41
Vgl. Boris, 1996, S.25f.
42
Indianische Bauern aus dem Süden Mexikos (der Begriff geht auf den mexikanischen Revolutionsführer
Zapata zurück)
43
Vgl. Encarta, 2006
44
Spanisch für Partei der Institutionellen Revolution
45
Vgl. Encarta, 2006
46
Es kam Ende 1994 zu einem Haushaltsdefizit von 30 Mrd. US-Dollar und einem Anstieg der Auslands-
schulden auf über 120 Mrd. US-Dollar (vgl. Calvo et al., 1996, S.242)

2 Wirtschaftliche Entwicklung
8
zu erhalten, und musste den Kurs schließlich abwerten. Mit einem ca. 47,8 Mrd. US-Dollar
großen Unterstützungspaket der USA, der Bank für Internationale Zusammenarbeit (BIZ)
und des Internationalen Währungsfonds (IWF) konnte eine Schuldenkrise verhindert wer-
den. Trotzdem stürzte das Land in eine starke Rezession, und die Währungsabwertung
sorgte für einen Reallohnverlust der Arbeitnehmer.
47
2.1.3
Von der Finanzkrise bis heute
Bei den Parlamentswahlen 1997 und den Präsidentschaftswahlen 2000 kam es zum
ersten Mal seit 1929 zum Regierungsverlust der Staatspartei PRI und Vicente Fox von der
konservativen Partei Partido Acción Nacional (PAN) konnte als Sieger hervorgehen. Das
von der OECD gelobte Programm des neuen Präsidenten, das eine weit reichende Steu-
er- und Wirtschaftsreform mit Privatisierungen im (noch staatlichen) Energiesektor und ei-
ne geplante Verfassungsänderung zur Verbesserung der Indio Rechte vorsah, konnte je-
doch aufgrund der fehlenden absoluten Mehrheit im Senat nur teilweise umgesetzt wer-
den.
48
Trotzdem blieb die Regierungspartei PAN auch bei den im Juli 2006 durchgeführ-
ten Präsidentschaftswahlen die stärkste Partei, was den gelungenen Stabilisierungspro-
zess Mexikos bestätigt und die Voraussetzung für eine Fortsetzung des Kurses der Libe-
ralisierung ist.
49
Beim Blick auf die wichtigen Komponenten des Wirtschaftswachstum Mexikos vor der
Liberalisierung fällt die Bedeutung der Rohölerträge auf, die zwischenzeitlich ca. 80% der
gesamten Exporterlöse (1982) ausmachten. In der Zeit bis 2003 ging ihr Anteil auf ca.
11% zurück, obwohl sich die täglichen Fördermengen volumentechnisch erhöhten.
50
Die
Begründung für diese Asymmetrie liegt in der wachsenden Bedeutung der Industriegüter
und Lohnveredelung, deren Anteil an den Gesamterlösen in der Zeit nach der Liberalisie-
rung von 50% in 1988 auf 85% der totalen Exporterlöse in 2003 anstieg.
51
Abbildung 2-1 stellt die Höhen und Tiefen grafisch dar, die Mexiko seit dem Ende der
70er Jahre auf wirtschaftlicher Ebene durchlebt hat, und verdeutlicht, dass den Krisen und
den GATT- und NAFTA Beitritten zunächst für kurze Zeit negatives Wirtschaftswachstum
folgten, ehe das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wieder anstieg. In Kapitel drei und vier werden
die Folgen der Liberalisierung bzw. der Finanzkrise näher untersucht und die makroöko-
47
Vgl. Weintraub, 2000, S.139
48
Vgl. Encarta, 2006
49
Vgl. Encarta, 2006
50
Vgl. Economagic, 2006
51
Vgl. Duscha, 2004

2 Wirtschaftliche Entwicklung
9
nomischen Rahmendaten hinsichtlich der Gefahren eines erneuten Wirtschaftsab-
schwungs ausgewertet.
Abbildung 2-1 BIP Wachstum
2.2
Derzeitige gesamtwirtschaftliche Situation
Nach der Darstellung der wirtschaftlichen Entwicklung wird dem Leser in diesem Ab-
schnitt ein Überblick über die gegenwärtige wirtschaftliche Lage gegeben. Um die ge-
samtwirtschaftliche Stabilität zu überprüfen, wird der Erreichungsgrad der vier wichtigsten
wirtschaftspolitischen Ziele untersucht, die für gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht
52
vorausgesetzt werden. Dazu zählen angemessenes Wirtschaftswachstum, das an der
realen Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) gemessen wird, Vollbeschäftigung,
außenwirtschaftliches Gleichgewicht, worunter eine ausgeglichene Leistungsbilanz ver-
standen wird, und Preisniveaustabilität, durch die die Kaufkraft erhalten werden soll.
53
52
z.B. in Deutschland sind die wesentlichen Ziele zur Erreichung von gesamtwirtschaftlichem Gleichgewicht in
§ 1 Satz 2 StWG des ,,Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft" von 1967
rechtlich festgelegt worden (vgl. Gabler, 2001g, S. 3537)
53
Vgl. Gabler, 2001g, S. 3538f.

2 Wirtschaftliche Entwicklung
10
Diese vier wirtschaftspolitischen Ziele werden auch ,,magisches Vieleck" genannt, da sich
aufgrund ihrer gegenseitigen Konkurrenz Konflikte ergeben können (z.B. Preisniveausta-
bilität und hoher Beschäftigungsgrad).
54
Da sich nicht alle Ziele gleichzeitig erfüllen las-
sen, sollte der Staat eine bestmögliche Kombination für das Wohl des Landes anstreben.
2.2.1
Bruttoinlandsprodukt
Unter Wirtschaftswachstum versteht man die Zunahme der wirtschaftlichen Leistungs-
fähigkeit einer Ökonomie. Als Indikator wird das BIP verwendet. Es umfasst die im Inland
entstandene wirtschaftliche Leistung und entspricht dem Wert aller in einer Periode her-
gestellten Waren und Dienstleistungen abzüglich der Güter, die als Vorleistungen bei der
Produktion verbraucht wurden.
55
Mit einem in 2005 auf 768 Mrd. US-Dollar geschätzten BIP zu Marktpreisen verzeich-
nete das Land die dreizehntgrößte Wirtschaftsleistung der Welt.
56
Das BIP/Kopf lag nach
offizieller Wechselkursumrechnung 2005 bei ca. 7.297 US-Dollar, was international Platz
64 bedeutet. Nach der für internationale Vergleiche verwendeten purchasing power parity
(PPP)
57
betrug das BIP ca. 1.062 Mrd. US-Dollar und das BIP pro Kopf ca. 10.185 US-
Dollar.
58
Gegenüber dem US-Dollar ist der Peso nach dem Kaufkraftvergleich
59
unterbe-
wertet, denn 2005 konnten für 7,78 Pesos gleich viele Warenwerte gekauft werden wie in
den USA für einen Dollar
60
, bei einem offiziellen Wechselkurs von 10,75 Pesos/US-Dollar
(2005).
61
Auf die Auswirkungen einer unterbewerteten Währung wird in Kapitel vier näher
eingegangen.
Eine Erweiterung der wirtschaftlichen Aktivitäten führte 2004 zu einem realen BIP
Wachstum von 4,2%. Dieses wurde innenwirtschaftlich durch eine Ausweitung des Kon-
sums und der Investitionen, außenwirtschaftlich durch höhere Nachfrage nach in Mexiko
54
Vgl. Gabler, 2001e, S. 2522
55
Vgl. Gabler, 2001h, S. 4257f.
56
Vgl. IWF, 2006
57
Englisch für Kaufkraftparität
58
Vgl. IWF, 2006
59
Nach dem Kaufkraftvergleich lassen sich Kaufkraftverhältnisse zweier Länder mit freien Währungen ver-
gleichen (vgl. Gabler, 2001c, S. 2112)
60
Berechnung nach Kaufkraftpariätentheorie: nominaler Wechselkurs * (Preis eines gegebenen Warenkorbs
im Inland / Preis des gegebenen Warenkorbs im Ausland) = 10,75 * (768 / 1.062) = 7,78 (vgl. Deutsche Bun-
desbank, 2004, S.30)
61
Vgl. Banco de Mexico, 2006, S.138

2 Wirtschaftliche Entwicklung
11
gefertigten Gütern und höheren Rohölpreisen erreicht.
62
2005 fiel das Wachstum auf 3%
zurück, wobei die Gründe hier in geringeren Steigerungsraten aus den Umsätzen von In-
dustriegütern und Rückgängen bei den Umsätzen von Agrarprodukten liegen.
63
Eine gra-
fische Darstellung der das Wirtschaftswachstum wesentlich beeinflussenden Indikatoren
ist in Anhang 7 zu finden.
Das BIP entstand in Mexiko 2004 zu 69% aus Dienstleistungen (Sektor beinhaltet 58%
aller Beschäftigten), zu 27% aus Industrieller Produktion (24% aller Beschäftigten) und zu
4% aus Landwirtschaft (18% aller Beschäftigten).
64
Nach der Verwendungsrechnung setz-
te es sich zu 68,5% aus Privaten Konsumausgaben, zu 11,7 % aus Konsumausgaben
des Staates und zu 21,7 % aus Bruttoinvestitionen zusammen. Der negative Saldo aus
Export-Import betrug 1,9% des BIP.
65
2.2.2
Arbeitsmarkt
Durch den Anstieg des BIPs ist es in den letzten Jahren zu positiven Veränderungen
auf dem Arbeitsmarkt gekommen. Die offizielle Arbeitslosenquote ist von 3,9% in 2004 auf
3,6% in 2005 zurückgegangen, und die formelle Beschäftigung um 4,6% auf 12,8 Millio-
nen gestiegen.
66
Trotz der Steigerung dominiert den ca. 43 Millionen Personen starken
Arbeitsmarkt weiterhin der stärker wachsende informelle Sektor.
67
Dieser wird besonders
genährt durch das Bevölkerungswachstum, die geringe Arbeitsproduktivität, und vor allem
das hohe Bildungsdefizit.
Das Bevölkerungswachstum liegt nach Schätzungen der Deutschen Bank in den
nächsten 15 Jahren bei ca. 1,4% p.a. und nimmt damit von 34 untersuchten Ländern mit
Wachstumspotential den dritten Platz ein.
68
Die Arbeitsproduktivität
69
, durch die der pro-
duktive Beitrag eines jeden Beschäftigten international vergleichbar ist, konnte zwar ge-
steigert werden, jedoch geschah dieses auf geringerem Niveau als in anderen Schwellen-
ländern. Laut einer OECD-Statistik beträgt sie in Mexiko etwa 1/3 des OECD Durch-
62
Vgl. Banco de Mexico, 2006, S.18f.
63
Vgl. Banco de Mexico, 2006, S.18f.
64
Vgl. Statistisches Bundesamt, 2006
65
Vgl. Statistisches Bundesamt, 2006
66
siehe Anhang 7
67
Vgl. BFAI, 2006
68
Vgl. Bergheim, 2005 S.29
69
Darunter versteht man das Verhältnis des gesamtwirtschaftlichen Produktionsergebnisses zur Einsatzmen-
ge an Arbeitsleistung (vgl. Gabler, 2001, S.246f.)

2 Wirtschaftliche Entwicklung
12
schnitts.
70
Mexikos Humankapital ist rückständig. Das zeigt sich beim Vergleich der
durchschnittlichen Anzahl von Ausbildungsjahren pro Kopf, wo Mexiko mit 7,9 Jahren in
der Gruppe 25-64 jährigen den zweitschlechtesten Platz der OECD Länder belegt.
71
Die Gründe für die niedrige Arbeitsproduktivität und das rückständige Humankapital
werden in Kapitel drei näher untersucht.
2.2.3
Außenwirtschaft
In diesem Abschnitt werden die Beziehungen Mexikos mit dem Ausland untersucht
und die Frage beantwortet, ob man Mexiko außenwirtschaftliches Gleichgewicht beschei-
nigen kann. Ökonomisches Instrument zur Abbildung der Verflechtung einer Volkswirt-
schaft mit dem Ausland ist die Zahlungsbilanz. Diese umfasst für einen bestimmten Zeit-
raum alle grenzüberschreitenden Waren- und Kapitalströme und ist nach der Richtlinie
des IWFs aufgebaut. Danach enthält sie eine Leistungsbilanz und eine Kapitalbilanz.
72
Die Leistungsbilanz setzt sich aus dem Warenverkehr, den Dienstleistungen, den Arbeits-
und Kapitaleinkommen, sowie den laufenden Übertragungen zusammen.
73
Die Kapitalbi-
lanz erfasst alle Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland.
74
Außenwirtschaftliches Gleichgewicht liegt nach der klassischen Außenwirtschaftstheo-
rie dann vor, wenn die Leistungsbilanz ausgeglichen ist. In der monetären Außenwirt-
schaftstheorie, bei der im Gegensatz zur realen/güterwirtschaftlichen Außenwirtschafts-
theorie die Rolle des Geldes im zentralen Blickfeld steht, wird zwischen kurzfristigem au-
ßenwirtschaftlichen Gleichgewicht, bei dem ein Gleichgewicht auf dem Devisenmarkt vor-
liegt, und langfristigem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht unterschieden, bei dem keine
Veränderung der Nettoauslandsverschuldung mehr erfolgt.
75
Der Leistungsbilanzsaldo setzt sich aus den Salden der Teilbilanzen zusammen. Die-
se umfassen die Handelsbilanz, die Dienstleistungsbilanz, die Bilanz der Erwerbs - und
Vermögenseinkommen, sowie die Übertragungsbilanz.
76
Das Leistungsbilanzdefizit von
70
Vgl. OECD, 2006
71
Vgl. Bergheim, 2005, S.17
72
Vgl. IWF, 1993, S.37ff.
73
Die Leistungsbilanz ist positiv, wenn die Exporte die Importe übersteigen (vgl. IWF, 1993, S.38)
74
Unter einem Kapitalimport versteht man eine Zunahme der Verpflichtungen gegenüber dem Ausland bzw.
eine Abnahme der Forderungen gegenüber dem Ausland. Ein höherer Kapitalimport als Kapitalexport (negati-
ver Kapitalnettoexport) wird im Gegensatz zur Leistungsbilanz in der Kapitalbilanz größer null dargestellt (vgl.
IWF, 1993, S.40)
75
Vgl. Gabler, 2001a, S.357
76
Vgl. IWF, 1993, S.38

2 Wirtschaftliche Entwicklung
13
7,2 Mrd. US-Dollar in 2004 konnte durch ein gesunkenes Handelsbilanzdefizit und den um
ca. 20% gestiegenen Gastarbeiterüberweisungen in 2005 auf 5,7 Mrd. US-Dollar verrin-
gert werden. Dadurch beträgt das Defizit 0,8% des BIPs und ist seit 1998 (3,8% des BIPs)
stetig gefallen.
77
Die Kapitalbilanz listet alle Veränderungen im Bestand an Forderungen und Verbind-
lichkeiten gegenüber dem Ausland auf. Eine für Mexiko sehr wichtige Größe für die ge-
samte Zahlungsbilanz sind die Direktinvestitionen, denn hier verzeichnet das Land mit
182 Mrd. US-Dollar den größten Bestand in Lateinamerika
78
. Die Kenngröße gilt als wich-
tiger Indikator für die Globalisierung, da sie im Gegensatz zu den vorrangig der Geldanla-
ge dienenden Portfolioinvestitionen in der Regel direkte, stabile, und langfristige Verflech-
tungen durch den Erwerb oder Aufbau von Betriebsstätten, Immobilien oder Tochterun-
ternehmen zwischen den beteiligten Volkswirtschaften abbildet.
79
Mexikos Nettoneuver-
schuldung fiel 2005 mit 286 Millionen US-Dollar vergleichsweise gering aus. Während der
öffentliche Sektor seine Auslandsschulden um 10,1 Mrd. US-Dollar abbauen konnte, lag
die Nettoverschuldung des privaten Sektors bei 1,6 Mrd. US-Dollar. Außerdem flossen 8,7
Mrd. US-Dollar aus dem Ausland an den Mexikanischen Staat für sein Projekt Pidirega,
das eine Infrastrukturverbesserung durch den Ausbau des elektrischen Netzes im Lan-
desinneren über mehrere tausend Kilometer vorsieht.
80
Zusammengefasst liegen die Netto Kapitalimporte bei rund 13,8 Mrd. US-Dollar. Durch
das Leistungsbilanzdefizit in Höhe von 5,7 Mrd. US-Dollar kommt es somit nach Abzug
von Fehlern und Ungenauigkeiten (Restposten) zu einem Zahlungsbilanzüberschuss von
ca. 7,1 Mrd. US-Dollar, der u.a. zu steigenden Devisenreserven führt.
81
Dem Land lässt sich kurz- und langfristig außenwirtschaftliches Gleichgewicht be-
scheinigen, da sich die Nettoauslandsverschuldung innerhalb der vergangenen zehn Jah-
re nicht erhöht hat, sondern prozentual zum BIP von Jahr zu Jahr abgenommen hat. Au-
ßerdem verfügt Mexiko mittlerweile wieder über hohe Devisenreserven, die auf die Wäh-
rung eine stabilisierende Wirkung haben. Neben den in diesem Abschnitt behandelten
Faktoren für außenwirtschaftliches Gleichgewicht beschäftigt sich die monetäre Außen-
handelstheorie auch mit den Auswirkungen von Zahlungsbilanzungleichgewichten auf die
Wechselkurse.
82
Eine nähere Analyse dieses Punktes ist in Kapitel vier zu finden.
77
Vgl. Banco de Mexico, 2006, S.159
78
Vgl. UNCTAD, 2005, S.3
79
Vgl. Gabler, 2001b, S.940f.
80
Vgl. Banco de Mexico, 2006, S.45 ff.
81
Ende Dezember 2005 lag der Bestand bei 68,8 Mrd. US-Dollar (vgl. Banco de Mexico, 2006, S.158)
82
Vgl. Gabler, 2001f, S.2654

2 Wirtschaftliche Entwicklung
14
Abschließend stellt Tabelle 1 die wesentlichen Werte des mexikanischen Außenhan-
dels dar. In Anhang 9 sind weitere grafische Auswertungen von Einflussfaktoren auf den
mexikanischen Außenhandel zu finden.
Tabelle 1 Wichtigste Teilbereiche des mexikanischen Außenhandels (2000-2005)
2.2.4
Preisniveaustabilität
Preisniveaustabilität ist die Voraussetzung für Unternehmen, ihre Erlöse und Kosten
langfristig berechnen zu können und bedeutet als viertes wirtschaftspolitisches Ziel, dass
eine stabilitätskonforme Inflation von null bis ca. zwei Prozent p.a. die Kaufkraft erhalten
soll. Sie wird über die Veränderung von Preisindizes gemessen.
83
Im Jahre 2005 kam es mit einem Preisanstieg von 3,3% zu der niedrigsten Inflations-
rate des Landes seit den 70er Jahren.
84
Seit der schweren Wirtschaftskrise Mitte der 90er
Jahre, bei der die Inflationsrate zwischenzeitlich bis auf 50% stieg, hat sich die Geldpolitik
u.a. durch den Umstieg von einem festen zu einem flexiblen Wechselkurs stabilisiert. Dem
mexikanischen Notenbankchef Ortiz zufolge war es nicht leicht, der Geldpolitik Glaubwür-
83
Vgl. Gabler, 2001g, S.3537
84
Vgl. Banco de Mexico, 2006, S.62 ff.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783956361661
ISBN (Paperback)
9783836601269
Dateigröße
1.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
International School of Management, Standort Dortmund – Internationale Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2007 (Januar)
Note
2,3
Schlagworte
mexiko standort lateinamerika liberalisierung kultur
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Titel: Die Bewertung der Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Mexiko von einer staatsgesteuerten zu einer offenen Volkswirtschaft und seine Bedeutung für Deutschland unter Berücksichtigung kultureller Unterschiede
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