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Das neue New Orleans - Stadt ohne soziale Probleme?

©2006 Diplomarbeit 132 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Vor der Verwüstung durch Hurrikan Katrina am 29. August 2005 galt New Orleans als einer der problematischsten Metropolräume der USA. Nicht nur die Stadt, sondern die gesamte Metropolregion hat unter enormen sozialen Problemen gelitten. Ein großes Problem war die Armut und da diese vorwiegend unter der schwarzen Bevölkerung anzutreffen war, welche überwiegend im zentralen und östlichen Stadtgebiet lebte, waren deutliche Segregationsmuster in New Orleans erkennbar. Zudem litt die Stadt zu dieser Zeit unter einer schlechten wirtschaftlichen Lage, hervorgerufen u.a. durch Suburbanisierungsprozesse und einer damit einhergegangenen wirtschaftlichen Dezentralisierung.
Obwohl New Orleans nach dem 2. Weltkrieg im Vergleich zu anderen U.S. amerikanischen Metropolen als eine aufstrebende Region mit einem hohen Bevölkerungsanstieg, einer florierenden Wirtschaft und gesunden Nachbarschaften galt, haben sich die sozialen Probleme seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts so verstärkt, dass New Orleans als ‚hypersegregiert’ bezeichnet wurde. Ein Phänomen, das man zur damaligen Zeit eigentlich nur mit Städten wie New York oder Detroit in Zusammenhang brachte.
Wie in der Regel üblich, wurden diese Probleme von den Politikern der Stadt unter den Tisch gekehrt. Weltweit wurde mit New Orleans eine einzigartige Kulturlandschaft der USA, Jazz und pure Lebensfreude verbunden. Wie es hinter den Vorhängen dieser als lebensfroh geltenden Stadt aussah, blieb der Öffentlichkeit verborgen. Erst als die Stadt aufgrund von Hurrikan Katrina Ende August 2005 verstärkt in das Interesse der Medien gerückt ist, hat sich der Vorhang gehoben und die soziale Tragödie der Stadt wurde sichtbar.
Die Medien zeigten Menschen, die sich nicht rechtzeitig vor Hurrikan Katrina in Sicherheit bringen konnten und so tagelang ohne Hilfe von außen, inmitten von Chaos, Überschwemmung und Verwüstung ausharren mussten. Auffällig war, dass es sich bei diesen Menschen überwiegend um Schwarze handelte. Darunter viele Frauen mit Kindern und alte Personen. Da Hurrikan Katrina die Stadt am Ende des Monats traf, waren die finanziellen Ressourcen aufgebraucht. Zudem hatten viele Menschen aufgrund ihrer Armut kein eigenes Auto und konnten, als zur Evakuierung aufgerufen wurde, die Stadt nicht von alleine verlassen. Transportmöglichkeiten, wie Busse oder Züge, wurden vonseiten der Stadt nicht zur Verfügung gestellt. Als die Evakuierungswelle in New Orleans nach ein paar Tagen […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Christine Klas
Das neue New Orleans - Stadt ohne soziale Probleme?
ISBN: 978-3-8366-0067-5
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Universität Osnabrück, Osnabrück, Deutschland, Diplomarbeit, 2006
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© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

Erklärung
II
Erklärung
Gem. §24 Abs. 6 der Diplomprüfungsordnung für den Studiengang Geographie
Hiermit versichere ich, Christine Klas, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig
und ohne fremde Hilfe formuliert, andere Hilfsquellen als die angegebenen nicht
verwendet und die den benutzten Quellen wörtlich und inhaltlich entnommenen
Stellen als solche kenntlich gemacht habe.
...
Ort, Datum
Unterschrift

Inhaltsverzeichnis
III
Inhaltsverzeichnis
Erklärung ...II
Inhaltsverzeichnis...III
Verzeichnis der Abbildungen, Bilder, Karten und Tabellen ... VI
Abkürzungen ... VII
1 Problemstellung und Untersuchungsgegenstand ...1
1.1 Einführung in den Untersuchungsgegenstand...2
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit...3
2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina...5
2.1 New Orleans...5
2.1.1 Physisch-geographische Einordnung von New Orleans... 6
2.1.2 Ökologische Probleme von New Orleans und Louisiana... 8
2.1.3 Das Klima in New Orleans ... 9
2.1.4 Der Wirtschaftsstandort New Orleans... 9
2.1.5 Die Verwaltungsstruktur der New Orleans Metropolitan Area ... 10
2.1.6 Bevölkerungsindikatoren der New Orleans Metropolitan Area ... 13
2.1.7 Ableitung des Untersuchungsgebietes ... 14
2.2 Soziale Probleme in U.S. amerikanischen Metropolräumen...15
2.2.1 Suburbanisierungsprozesse U.S. amerikanischer Städte ... 15
2.2.2 Der Verfall innerstädtischer Stadtviertel als Erklärung für die Armut in U.S. amerikanischen
Kernstädten... 16
2.3 Die sozialen Probleme in New Orleans zur Zeit vor Hurrikan Katrina unter besonderer
Berücksichtigung der Segregation ...19
2.3.1 Segregation in U.S. amerikanischen Städten ... 19
2.3.2 Die sozialen Probleme in New Orleans ... 21
3 Hurrikan Katrina und seine Auswirkungen auf New Orleans...26
3.1 Allgemeine Informationen über Hurrikan Katrina ...26
3.2 Katrinas zerstörerische Kraft in New Orleans ...26
4 Wiederaufbaustrategien nach Naturkatastrophen und Ideen für New Orleans...29
4.1 Bewältigung von Problemen nach Naturkatastrophen...29
4.1.1 Wiederaufbaustrategien nach Naturkatastrophen ... 30
4.1.2 Modell des Wiederaufbaus... 31
4.1.3 Anwendung auf New Orleans ... 32
4.2 Die B
RING
N
EW
O
RLEANS
B
ACK
C
OMMISSION
und der Masterplan zum Wiederaufbau
von New Orleans...33
4.2.1 Der Masterplan: "Action Plan for New Orleans: The New American City"... 34
4.2.2 Zwischenfazit ... 45

Inhaltsverzeichnis
IV
4.3 Eine Wiederaufbau-Agenda für New Orleans ­ Handlungsempfehlungen des
B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAMS
zum Wiederaufbau von
New
Orleans...46
4.3.1 Gründe für den Wiederaufbau und Ziele der Agenden... 46
4.3.2 Grundsatz 1: Macht die Region zu einem Vorbild hochqualitativer, nachhaltiger Entwicklung 47
4.3.3 Grundsatz 2: Verwandelt die Neighborhoods der Armut in Neighborhoods der Wahl und des
Anschlusses ... 48
4.3.4 Grundsatz 3: Kurbelt die Wirtschaft an ... 51
4.3.5 Zwischenfazit ... 54
5 Das methodische Vorgehen...55
5.1 Hypothesen ...55
5.2 Methodenauswahl ...57
5.3 Das problemzentrierte Interview ...57
5.4 Auswahl der Interviewpartner...58
5.5 Durchführung der Interviews ...59
5.6 Auswertung der Interviews mit Hilfe der Qualitativen Inhaltsanalyse nach M
AYRING
..60
5.7 Methodenreflexion...61
5.8 Zusammenfassung...61
6 Das neue New Orleans ­ 'The New American City?'...62
6.1 New Orleans neun Monate nach Hurrikan Katrina...62
6.1.1 Zerstörung und Chaos ... 62
6.1.2 Politik und Missgunst ... 65
6.1.3 Zwischenfazit ... 68
6.2 Der Masterplan vs. B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
­ Chance für einen Wiederaufbau?...69
6.2.1 Der Masterplan zum Wiederaufbau ­ nur eine Vision? ... 70
6.2.2 Offen gebliebene Fragen bzgl. des Masterplans ... 71
6.2.3 Die B
RING
N
EW
O
RLEANS
B
ACK
C
OMMISSION
und die Kommunikation der Pläne ... 72
6.2.4
Die Rolle der Bundesregierung und der Einsatz von Bundesfördermitteln für den Aufbau von
New Orleans... 73
6.2.5 Die Arbeit des B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAMS
­ eine Hilfe für New
Orleans?... 74
6.2.6 Zwischenfazit ... 75
6.3 Das Schicksal der New Orleanians...77
6.3.1 FEMA und die Rückkehr der Bewohner... 77
6.3.2 Migration... 77
6.3.3 Hindernisse an der Rückkehr der armen Bevölkerung nach New Orleans ... 79
6.3.4 Die Sozialstruktur von New Orleans vor dem Sturm ­ eine Stadt ohne Segregation?!... 82
6.3.5 Zwischenfazit ... 84
6.4 Zusammenfassung...84

Inhaltsverzeichnis
V
7 Die Zukunft von New Orleans ­ Stadt ohne soziale Probleme?...86
7.1 Die räumliche Verlagerung der sozialen Probleme...86
7.2 Diskriminierung und Klassengesellschaft ­ die sozialen Probleme der Zukunft?...87
7.3 Bewertung der Ergebnisse...87
7.4 Zusammenfassung...90
8 Fazit und Ausblick ...92
Literatur...94
Anhang...109

Verzeichnis der Abbildungen, Bilder, Karten und Tabellen
VI
Verzeichnis der Abbildungen, Bilder, Karten und Tabellen
Verzeichnis der Abbildungen
Abbildung 2-1: Die ,Schüssellage' von New Orleans...6
Abbildung 2-2: Gliederung der New Orleans Metropolitan Area...11
Abbildung 2-3: Ausgewählte Neighborhoods von New Orleans...12
Abbildung 2-4: Modell Stadtland USA nach H
OLZNER
...16
Abbildung 4-1: Darstellung eines möglichen Neighborhood Center Modells ...41
Verzeichnis der Bilder
Bilder 2-1 und 2-2: Sumpflandschaft bei New Orleans...8
Bilder 6-1 ­ 6-4: Eindrücke aus den Neighborhoods Lakeview, Gentilly und Mid-City...64
Bilder 6-5 ­ 6-8: Projects in Central City und B.W. Cooper...80
Bilder 6-9 ­ 6-12: Das St. Thomas Project Areal...81
Verzeichnis der Karten
Karte 2-1: Die Vereinigten Staaten von Amerika ...7
Karte 2-2: Die Lage von New Orleans ...7
Karte 2-3: Die New Orleans Metropolitan Area ...11
Karte 2-4: Ausgewählte Neighborhoods von New Orleans ...13
Karte 2-5: Die Verteilung der überwiegend schwarzen Bevölkerung im Stadtgebiet von New
Orleans ...23
Karte 2-6: Neighborhoods in New Orleans mit einer hohen Konzentration an Armut ...24
Karte 3-1: Das überflutete New Orleans...27
Karte 4-1: Die Überflutung von New Orleans ...35
Karte 4-2: Die geplanten Flut- und Sturmwasser-Schutzmaßnahmen für New Orleans...38
Karte 4-3: Das neue Nahverkehrskonzept für New Orleans und Umgebung...39
Karte 4-4: Mögliche Standorte für Park- und Freiflächenanlagen ...40
Karte 4-5: Die Strategie zum Wiederaufbau der Neighborhoods ...43
Karte 6-1: Die 'Projects' in New Orleans ...79
Verzeichnis der Tabellen
Tabelle 2-1: Bevölkerungsindikatoren der New Orleans Neighborhoods vor Hurrikan Katrina
...25
Tabelle 5-1: Die Auswahl der Interviewpartner...58

Abkürzungen
VII
Abkürzungen
Abb.
Abbildung
AK
Arkansas
BNOBC
Bring New Orleans Back Commission
bspw.
beispielsweise
bzgl.
bezüglich
bzw.
beziehungsweise
c.
circa (engl. Abkürzung)
°C
Grad Celsius
CA
California
CBD
Central Business District
CCRC
Crescent City Recovery Corporation
CDBG
Community Development Block Grant
CDCs
Community Development Corporations
Corp.
Corporation
d.h.
das heißt
d.V.
der Verfasser
e.g.
(exempli gratia) for example
Einw.
Einwohner
engl.
englisch
EITC
Earned Income Tax Credits
evtl.
eventuell
FEMA
Federal Emergency Management Agency
FHWA
Federal Highway Administration
franz.
französisch
gem.
gemäß
ggf.
gegebenenfalls
HMPG
Hazard Mitigation Grant Program
HOME
HOME Investment Partnerships Program
HOPE
Hope IV-Program
IA
Iowa
IL
Illinois
IN
Indiana
k.A.
keine Angabe
Kap.
Kapitel
km
Kilometer
km²
Quadratkilometer
KS
Kansas
LA
Louisiana
LIHTC
Low Income Housing Tax Credit Program
LISC
Local Initiatives Support Corporations
MI
Michigan
Mio.
Million

Abkürzungen
VIII
MIV
Motorisierter Individualverkehr
MN
Minnesota
Mrd.
Milliarde
MS
Mississippi
MSAs
Metropolitan Statistical Areas
MTO
Moving to Opportunity
ND
North Dakota
NE
Nebraska
Nr.
Nummer
OH
Ohio
o.J.
ohne Jahr
OK
Oklahoma
ÖPNV
Öffentlicher Personennahverkehr
s.a.
siehe auch
SD
South Dakota
sog.
so genannten
St.
Saint
Tab.
Tabelle
TX
Texas
u.
und
U.S.
United States
USA
United States of America
US$
US-amerikanischer Dollar
U.S. DOT
U.S. Department of Transportation
U.S. HUD
U.S. Department of Housing and Development
u.U.
unter Umständen
v.
vom
vgl.
vergleiche
vs.
versus
WI
Wisconsin
zit.
zitiert
z.T.
zum Teil

1 Problemstellung und Untersuchungsgegenstand
1
1 Problemstellung und Untersuchungsgegenstand
Vor der Verwüstung durch Hurrikan Katrina am 29. August 2005 galt New Orleans als einer
der problematischsten Metropolräume der USA. Nicht nur die Stadt, sondern die gesamte
Metropolregion hat unter enormen sozialen Problemen gelitten. Ein großes Problem war die
Armut und da diese vorwiegend unter der schwarzen
1
Bevölkerung anzutreffen war, welche
überwiegend im zentralen und östlichen Stadtgebiet lebte, waren deutliche Segregations-
muster
2
in New Orleans erkennbar. Zudem litt die Stadt zu dieser Zeit unter einer schlech-
ten wirtschaftlichen Lage, hervorgerufen u.a. durch Suburbanisierungsprozesse und einer
damit einhergegangenen wirtschaftlichen Dezentralisierung (T
HE
B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAM
2005, 2).
Obwohl New Orleans nach dem 2. Weltkrieg im Vergleich zu anderen U.S. amerikanischen
Metropolen als eine aufstrebende Region mit einem hohen Bevölkerungsanstieg, einer flo-
rierenden Wirtschaft und gesunden Nachbarschaften galt, haben sich die sozialen Proble-
me seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts so verstärkt, dass New Orleans als ,hyper-
segregiert' bezeichnet wurde. Ein Phänomen, das man zur damaligen Zeit eigentlich nur mit
Städten wie New York oder Detroit in Zusammenhang brachte (T
HE
B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAM
2005, 2, 4/5).
Wie in der Regel üblich, wurden diese Probleme von den Politikern der Stadt unter den
Tisch gekehrt. Weltweit wurde mit New Orleans eine einzigartige Kulturlandschaft der USA,
Jazz und pure Lebensfreude verbunden. Wie es hinter den Vorhängen dieser als lebens-
froh geltenden Stadt aussah, blieb der Öffentlichkeit verborgen. Erst als die Stadt aufgrund
von Hurrikan Katrina Ende August 2005 verstärkt in das Interesse der Medien gerückt ist,
hat sich der Vorhang gehoben und die soziale Tragödie der Stadt wurde sichtbar.
Die Medien zeigten Menschen, die sich nicht rechtzeitig vor Hurrikan Katrina in Sicherheit
bringen konnten und so tagelang ohne Hilfe von außen, inmitten von Chaos, Über-
schwemmung und Verwüstung ausharren mussten. Auffällig war, dass es sich bei diesen
Menschen überwiegend um Schwarze handelte. Darunter viele Frauen mit Kindern und alte
Personen. Da Hurrikan Katrina die Stadt am Ende des Monats traf, waren die finanziellen
Ressourcen aufgebraucht. Zudem hatten viele Menschen aufgrund ihrer Armut kein eige-
nes Auto und konnten, als zur Evakuierung aufgerufen wurde, die Stadt nicht von alleine
verlassen. Transportmöglichkeiten, wie Busse oder Züge, wurden vonseiten der Stadt nicht
zur Verfügung gestellt (C
UTTER
/G
ALL
2007). Als die Evakuierungswelle in New Orleans
nach ein paar Tagen angelaufen war, wurden zunächst, wie ebenfalls in den Medien zu se-
hen war, Touristen und Einwohner weißer Hautfarbe in Sicherheit gebracht. Dieses Han-
deln kann auf eine Diskriminierung der schwarzen Bevölkerungsgruppe hindeuten.
1
Gemäß U.S. C
ENSUS
B
UREAU
lautet die offizielle Definition der Bevölkerungsgruppe mit schwarzer Haut-
farbe 'blacks' oder auch 'African Americans' (U.S. C
ENSUS
B
UREAU
2005a). In dieser Arbeit wird aus-
schließlich die Bezeichnung Schwarze als direkte Übersetzung von 'blacks' angewandt.
2
Unter Segregation wird eine ,,räumliche Abgrenzung bestimmter Gruppen gegenüber einer größeren
Bevölkerung" (G
EBHARDT
/M
EUSBURGER
/W
ASTL
-W
ALTER
2001, 645) verstanden. Nähere Ausführungen zu
diesem sozialen Problem erfolgen in Kap. 2.3.

1 Problemstellung und Untersuchungsgegenstand
2
Die vorliegende Arbeit wird die sozialen Probleme, die in New Orleans zur Zeit vor dem
Sturm geherrscht haben, aufgreifen und genauer darlegen. Darüber hinaus wird sie sich
auch damit auseinandersetzen, wie die Lage knapp neun Monate nach Hurrikan Katrina
aussieht und wie der Wiederaufbau und somit die Zukunft der Stadt aussehen soll. Das er-
ste Kapitel nähert sich diesen Problemen und Fragestellungen an. Zu Beginn wird der Un-
tersuchungsgegenstand dargestellt, bevor anschließend die Ziele und der Aufbau dieser
Arbeit formuliert werden.
1.1 Einführung in den Untersuchungsgegenstand
Aufgrund der enormen Zerstörung durch Hurrikan Katrina sieht sich New Orleans mit einem
langwierigen Wiederaufbauprozess konfrontiert. Ende September 2005, also rund einen
Monat nach Katrina, hat der Bürgermeister von New Orleans, R
AY
N
AGIN
, eine Wiederauf-
baukommission für die Stadt, die B
RING
N
EW
O
RLEANS
B
ACK
C
OMMISSION
(BNOBC), gegrün-
det (C
ITY OF
N
EW
O
RLEANS
,
M
AYORS
O
FFICE OF
C
OMMUNICATIONS
2005). Diese Kommission
hat bis Januar 2006, neben einem Masterplan zum Wiederaufbau, sechs ergänzende Pläne
entworfen, die New Orleans wieder auf die Beine bringen sollen. Der Masterplan mit dem
Titel "Action Plan for New Orleans: The New American City" zeigt eine Vision für New Or-
leans auf. Zudem beinhaltet dieser Plan eine Rahmenplanung sowie einen Handlungsplan,
mit Hilfe derer die Umsetzung der Vision ermöglicht werden könnte (B
RING
N
EW
O
RLEANS
B
ACK
F
UND
2006).
Während Theorien über den Wiederaufbau nach Naturkatastrophen zunächst empfehlen,
den ,Status quo ante' wiederherzustellen und erst dann über darüber hinausgehende Ver-
besserungen nachzudenken (G
EIPEL
/P
OHL
/S
TAGL
1988, 145), stellt der Masterplan eine Vi-
sion dar, die alles bisher in der Stadt dagewesene übertreffen soll. Obwohl die sozialen
Probleme der Stadt der BNOBC bekannt gewesen sein müssten, werden diese im Master-
plan nicht thematisiert.
Das B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAM
3
hingegen hat eine Wiederauf-
bauagenda mit Handlungsempfehlungen für New Orleans entwickelt, die eine Linderung
der sozialen Probleme in den Vordergrund stellt (T
HE
B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAM
2005). Diese Studie spricht in erster Linie die Bundesregierung der USA in
Washington, D.C. an, da laut der Meinung des Institutes nur mit ihrer Hilfe ein Wiederauf-
bau von New Orleans erfolgreich verlaufen kann. Die Handlungsempfehlungen, die gege-
ben werden, sollen dabei helfen, aus New Orleans einen Raum ohne soziale Probleme und
besonders ohne Segregation zu schaffen. Natürlich ist auch dies eine Vision. Allerdings ist
diese im Gegensatz zu den Plänen der BNOBC, aufgrund zahlreicher Finanzierungskon-
3
Das B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAM
ist ein Programm des B
ROOKINGS
I
NSTITU-
TIONS
, einer privaten ,non-profit' Organisation mit Sitz in Washington, D.C.. Das M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAM
hat es sich zur Aufgabe gemacht, wissenschaftliche Untersuchungen und politische Analysen
über die sich verändernden Realitäten von Städten und Metropolräumen in den USA durchzuführen und
diese Entscheidungsträgern anzubieten (T
HE
B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
2006 u. T
HE
B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
­
T
HE
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAM
2006).

1 Problemstellung und Untersuchungsgegenstand
3
zepte durchaus nachvollziehbar und begründet (T
HE
B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAM
2005).
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
Ziel dieser Arbeit ist es aufzuzeigen, wie sich einerseits die sozialen Probleme vor Hurrikan
Katrina in New Orleans geäußert haben und andererseits wie die Zukunft der Stadt ausse-
hen wird. Der Titel der Arbeit ,,Das neue New Orleans ­ Stadt ohne soziale Probleme?", der
gleichzeitig die Hauptfragestellung der Untersuchung ist, formuliert die Frage nach der Zu-
kunft von New Orleans sehr provokant. Folgende vier Ziele sollen dabei helfen herauszu-
finden, wie die Zukunft von New Orleans aussehen wird:
1. Darstellung des Untersuchungsraumes New Orleans anhand ausgewählter geogra-
phischer und sozialer Indikatoren
2. Erklärung für die Zerstörung durch Hurrikan Katrina
3. Darlegung geplanter und möglicher Wiederaufbaumaßnahmen
4. Darstellung der zukünftigen Entwicklung von New Orleans
Diese Ziele spiegeln sich im Aufbau der Arbeit wieder, die sich in einen theoretischen und
einen empirischen Teil gliedert. Der Theorieteil geht zum einen auf die sozialen Probleme in
New Orleans zur Zeit vor Hurrikan Katrina ein. Zum anderen gibt er, nach einem kurzen
theoretischen Blick auf Hurrikan Katrina und auf allgemeine Wiederaufbaustrategien nach
Naturkatastrophen, einen Einblick in den Masterplan zum Wiederaufbau der Stadt New Or-
leans. Zudem werden in diesem Teil der Arbeit auch die Handlungsempfehlungen für einen
,sozialverträglicheren' Aufbau vonseiten des B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAMS
vorgestellt.
Zu Beginn des zweiten Kapitels wird New Orleans geographisch eingeordnet und das Un-
tersuchungsgebiet vorgestellt. Im Anschluss werden die sozialen Probleme der Stadt the-
matisiert. Um in diese Thematik einzuführen, werden zunächst allgemeine soziale Proble-
me U.S. amerikanischer Städte angesprochen. Da diese in den USA oftmals in Segregation
münden und dieses Phänomen in New Orleans zur Zeit vor Hurrikan Katrina stark ausge-
prägt war, wird diese Problematik gesondert behandelt. Das Kapitel schließt mit einem Ein-
blick in die sozialen Probleme von New Orleans, mit denen die Stadt vor dem Sturm zu
kämpfen hatte.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit Hurrikan Katrina und seinen zerstörerischen Auswir-
kungen auf New Orleans. Dazu werden zunächst allgemeine Informationen zu dem Hurri-
kan gegeben, bevor abschließend die, in den Medien oft als sozial-ungerecht bezeichnete,
Auswirkung Katrinas auf ausgewählte Stadtviertel dargestellt wird.
Das Kapitel vier setzt sich zum einen mit der Theorie von Wiederaufbaustrategien nach Na-
turkatastrophen auseinander und bezieht diese auf New Orleans, und gibt zum anderen ei-
nen Einblick in den Masterplan zum Wiederaufbau von New Orleans, der von der BNOBC

1 Problemstellung und Untersuchungsgegenstand
4
erarbeitet wurde. Des Weiteren werden in diesem Kapitel auch Handlungsempfehlungen
des B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAMS
vorgestellt, mit denen New Or-
leans sozialgerechter wiederaufgebaut werden könnte.
Der empirische Teil dieser Arbeit untergliedert sich in die Kapitel fünf bis acht und beschäf-
tigt sich mit der Situation in New Orleans knapp neun Monate nach Hurrikan Katrina. In Ka-
pitel fünf wird die Vorgehensweise der empirischen Untersuchung aufgezeigt. Zu Beginn
werden Hypothesen formuliert, bevor im Anschluss die Methodenauswahl begründet wird.
Danach wird die Methode des ,problemzentrierten Interviews' vorgestellt und die Auswahl
der Interviewpartner begründet dargelegt. Im Anschluss wird die Durchführung der Inter-
views thematisiert und die Auswertungsmethodik vorgestellt. Abschließend werden der Ein-
satz der Methodik rückwirkend reflektiert und die empirischen Schritte zusammengefasst.
Das Kapitel sechs wird die Ergebnisse der geführten Interviews in Bezug auf die Teilfrage-
stellung ,,Das neue New Orleans ­ The New American City?" darstellen. Um Antworten auf
diese Frage zu bekommen, ist das Kapitel in drei Unterkapitel unterteilt. Das Kapitel 6.1 be-
fasst sich zunächst mit der Situation knapp neun Monate nach Katrina. Neben einem Ein-
blick in das Chaos und die Zerstörung werden in diesem Kapitel auch Erklärungen dafür ge-
liefert, wie es zu einer solchen (sozialen) Katastrophe kommen konnte. Dabei spielt die Po-
litik der Stadt eine große Rolle. In Kapitel 6.2 werden der Masterplan, die BNOBC und die
Studie des B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAMS
im Hinblick auf offen
gebliebene Fragen und neue Erkenntnisse durch die Interviews thematisiert, bevor in Kapi-
tel 6.3 das Schicksal der Bewohner, der New Orleanians, im Hinblick auf die Zukunft darge-
stellt wird.
Das siebte Kapitel versucht Antworten auf die Teilfragestellung ,,Stadt ohne soziale Proble-
me?" zu finden. Dazu werden zunächst aktuelle und mögliche zukünftige soziale Probleme
der Stadt dargelegt, bevor im Anschluss die in Kapitel 5.1 aufgestellten Hypothesen auf ihre
Gültigkeit hin überprüft werden.
Das achte Kapitel wird die Situation in New Orleans bewertend zusammenfassen und ab-
schließend einen Ausblick auf die Zukunft der Stadt geben.

2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina
5
2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina
Dieses Kapitel beginnt mit einer Charakterisierung des Untersuchungsraums New Orleans,
bevor im Anschluss die sozialen Probleme der Stadt zur Zeit vor Hurrikan Katrina heraus-
gestellt werden. Da sich Städte in den USA deutlich von denen in Europa unterscheiden
und ihre sozialen Probleme sich aufgrund dessen in anderen Räumen abspielen, wird nach
der Betrachtung von New Orleans ein theoretischer Blick auf die Suburbanisierung
U.S. amerikanischer Städte geworfen. Anschließend werden die sozialen Probleme
U.S. amerikanischer Großstädte und insbesondere von New Orleans genauer betrachtet.
Da besonders das soziale Problem der Segregation in New Orleans vor Hurrikan Katrina
ein großes Thema war, wird diese soziale Problematik zunächst theoretisch betrachtet, be-
vor sie dann anhand einiger Sozialindikatoren am Beispiel von New Orleans dargestellt
wird.
2.1 New Orleans
Die Stadt New Orleans hat, aufgrund ihrer geschichtlichen Entwicklung, eine besondere
Stellung unter U.S. amerikanischen Städten, da ihre Historie sich heute noch im Stadtbild
widerspiegelt. Wie jede U.S. amerikanische Stadt auch, hat New Orleans einen Central Bu-
siness District
4
(CBD) mit modernen Hochhäusern, eine Übergangszone, Vorortbezirke
(G
EBHARDT
/M
EUSBURGER
/W
ASTL
-W
ALTER
2001, 534), sowie weitere Kennzeichen einer typi-
schen Großstadt in den USA. Vielmehr geprägt wird diese Stadt aber durch ein zweites
Zentrum, einem kulturellen: Dem ,French Quarter' oder franz. ,Vieux Carré' (G
EUS
1993, 15). Das French Quarter ist die Keimzelle von New Orleans. Am 9. März 1718 wur-
den hier die ersten Hütten erbaut. Dieses Datum gilt als Geburtsstunde von New Orleans
oder franz. ,Nouvelle Orléans' (G
EUS
1993, 16).
Obwohl es damals wider jede Vernunft schien, in einem vom Mississippi überschwemmten
Sumpf von einer Stadt zu träumen (G
EUS
1993, 16), hatten die Siedler, wie nach Hurrikan
Katrina am 29. August 2005 deutlich wurde, die richtige Lage für die Siedlung gewählt. Das
French Quarter ist von der Überflutung, die der Hurrikan mit sich brachte, weitgehend ver-
schont geblieben, da es sich im Gegensatz zu anderen Stadtteilen auf einer leichten Anhö-
he und nicht unterhalb des Meeresspiegels befand, was die folgende Abb. 2-1 verdeutlicht
(W
ASHINGTON
P
OST
2005).
4
Das Central Business District, kurz CBD, ist das Hauptgeschäftszentrum einer U.S. amerikanischen
Stadt. Geprägt wird diese Cityzone im Stadtkern durch die höchste Dichte von Einzelhandel, Büros und
Warenlagern sowie der größten Ballung von Gebäuden ohne Wohnfunktion. Zudem ist das CBD meist
als zentraler Knotenpunkt verschiedener Transport- und Verkehrslinien ausgebildet. Nach außen hin
schließt sich eine Zone gemischter Nutzung mit Warenlagern, Gewerbegebieten, kleineren Fabriken,
Spezialgeschäften, Appartementhäusern und älteren Wohnvierteln an. Diese Bereiche werden häufig als
Übergangszone (engl. zone in transition) bezeichnet (G
EBHARDT
/M
EUSBURGER
/W
ASTL
-W
ALTER
2001, 534/535).

2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina
6
Abbildung 2-1: Die ,Schüssellage' von New Orleans
Quelle: W
ASHINGTON
P
OST
2005
Da sich die Stadt aber schnell über das French Quarter hinweg in die umliegenden Sümpfe
ausdehnte und auf diese Weise wertvolle Natur vernichtete, wurde das ökologische Gleich-
gewicht zerstört. Nicht zuletzt der Rückgang der Sümpfe hat dazu beigetragen, dass New
Orleans durch Hurrikan Katrina so stark beschädigt wurde (ARTE 2005a, 2/3).
Dieses Kapitel wird eine geographische Einordnung der 'New Orleans Metropolitan Area'
geben. Dazu gehört neben einer physisch-geographischen und wirtschaftlichen Einordnung
auch ein Blick in die Verwaltungsstruktur von New Orleans. Zudem wird auf die Bevölke-
rungsstruktur, die vor der Zerstörung durch Katrina charakteristisch für die Stadt war, ein-
gegangen. Anzumerken ist, dass die physisch-geographische Einordnung von New Orleans
so angelegt ist, dass sie Begründungen bzw. eine Erklärung dafür liefert, wie es zu einer
solch extremen Zerstörung durch den Hurrikan kommen konnte.
2.1.1 Physisch-geographische Einordnung von New Orleans
New Orleans liegt im U.S. Bundesstaat Louisiana (LA), der zu den Plainstaaten
5
der Verei-
nigten Staaten von Amerika gezählt wird (H
AHN
2002, 251). Wie die Karte 2-1 zeigt, wird
Louisiana im Westen durch Texas (TX), im Norden durch Arkansas (AK) und im Osten
durch den Bundesstaat Mississippi (MS) begrenzt. Südlich grenzt Louisiana an den Golf
von Mexiko.
5
,,Die Plainstaaten bilden einen 1.500 km breiten Übergangsraum zwischen den Laubwaldgebieten im
Osten (entlang des Mississippis) und den Rocky Mountains im Westen. [...] Zu den Plains gehört die Re-
gion zwischen ND [North Dakota; d.V.] und Minnesota (MN) im Norden bis TX [Texas; d.V.] und Louisia-
na [LA; d.V.] im Süden. Damit werden die Großregionen der Bundesstatistik West-North-Central und
West-South-Central zusammengefasst." (H
AHN
2002, 252).

2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina
7
Karte 2-1: Die Vereinigten Staaten von Amerika
Quelle: U
NITED
S
TATES
M
AP
2005 (bearbeitet)
Wie der Karte 2-2 zu entnehmen ist, liegt New Orleans zwischen zwei potenziellen Flutge-
wässern, dem Mississippi-Fluss im Süden und dem Lake Pontchartrain mit Verbindung zum
Golf von Mexiko im Norden, sodass von einer ,Schüssellage' der Stadt gesprochen wird
(ARTE 2005a, 2).
Karte 2-2: Die Lage von New Orleans
Quelle: W
IKIPEDIA
2005a (bearbeitet)
New Orleans
New Orleans

2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina
8
2.1.2 Ökologische Probleme von New Orleans und Louisiana
Damit New Orleans nach der Gründung im Jahr 1718 weiter wachsen konnte, wurden die
Stadt und ihr Umland mit Hilfe eines komplexen Pumpen- und Abflusssystems, entwickelt
durch den Ingenieur B
ALDWIN
W
OOD
, trockengelegt. Teile dieses Systems sind noch heute
in New Orleans in Betrieb (ARTE 2005a, 2). Die Trockenlegung von New Orleans und die
damit einhergehende Ausdehnung der Stadt führen seit jeher zu großen ökologischen Pro-
blemen. Um die Stadt trockenlegen zu können, musste das Wasser umgeleitet werden.
Doch dadurch kommt es noch heute zu einem Verlust von organischer Masse und einem
Bodenschrumpfungsprozess. Als Folge dessen sinkt New Orleans jährlich um acht Millime-
ter und liegt, wie auf der Karte 2-1 zu sehen ist, in manchen Vierteln bis zu sechs Metern
unterhalb des Meeresspiegels (ARTE 2005b, 2). Neben dem Absinken der Stadt führt auch
das Verschwinden der Sumpfwälder (siehe Bilder 2-1 u. 2-2), die New Orleans umgeben,
zu einem weiteren großen ökologischen Problem.
Bilder 2-1 und 2-2: Sumpflandschaft bei New Orleans
Quelle: Eigene Erhebung, August 2005
Quelle: Eigene Erhebung, August 2005
Einst hatten die Sumpfwälder für New Orleans eine ähnliche Funktion wie Deiche. Bevor
künstliche Deiche zum Schutz der Stadt erbaut wurden, hat der Mississippi-Fluss jährlich
mehrere Tonnen Schlamm und Erde an die Küste befördert. Im Frühjahr, wenn der Fluss
über die Ufer trat, wurden die Sumpfwälder mit frischer Erde aufgeschüttet. Diese natürli-
chen Schutzwälle haben New Orleans früher vor den Flutwellen durch Hurrikans geschützt,
indem sie die gewaltigen Wassermassen wie ein Schwamm aufgesaugt haben. Mit dem
Bau künstlicher Deichsysteme wurde der Mississippi daran gehindert, über das Ufer zu tre-
ten. Den Sumpflandschaften fehlt es an frischer Erde, sodass sie in besorgniserregendem
Ausmaße verschwinden (ARTE 2005a, 3).
Neben diesen Umweltproblemen gibt es für New Orleans noch ein drittes, das eine Konse-
quenz der vorherigen Probleme darstellt. Der Boden in New Orleans wird kontinuierlich
weggespült. Dabei werden die ausgelaugten Sumpfwälder anfällig für das Eindringen von
Salzwasser aus dem Golf von Mexiko, was die meisten Süßwasserpflanzen vernichtet. Als
Folge dessen verschwinden in Louisiana die Sumpfflächen in rasendem Tempo. Insgesamt
etwa 52 km² Sumpfwälder pro Jahr bzw. knapp ein Fußballfeld pro Stunde. Und eine alle
drei Meilen vernichtete Küstensumpflandschaft bedeutet eine um jeweils 30 Zentimeter hö-

2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina
9
here Sturmflut bei Hurrikans (ARTE 2005a, 3). Somit steigt das Risiko für New Orleans Tag
für Tag weiter an. Obwohl diese Probleme sowohl der Bevölkerung als auch der Politik be-
kannt sind, gab es bislang in New Orleans keine wirkliche Umweltpolitik. Kurzfristige Wirt-
schaftsinteressen haben seit jeher Vorrang vor einer ökologischen Planung (ARTE
2005b, 2). Ob sich dies nach der verheerenden ökologischen und sozialen Katastrophe im
vergangenen Jahr nun ändern wird, bleibt fraglich.
2.1.3 Das Klima in New Orleans
Aufgrund der subtropisch-klimatischen Gegebenheiten im Süden der USA, wurde New Or-
leans in der Vergangenheit immer wieder von schweren Hurrikans heimgesucht (L
INDER
1991, 12/13). Das Klima in New Orleans ist grundsätzlich moderat, was bedeutet, dass die
durchschnittlichen Tagestemperaturen in den Monaten Oktober bis März bei 16 °C liegen
und die Temperaturen von April bis September durchschnittliche 25 °C erreichen. Aber es
werden auch durchaus Spitzentemperaturen von 35 °C erreicht, während Temperaturen um
den Gefrierpunkt so gut wie nie auftreten (E
NCYCLOPAEDIA
B
RITANNICA
2006). In den Mona-
ten Juni bis November gilt in der Golfregion die Hurrikansaison, da der Golf von Mexiko
sehr warm ist und so ideale Voraussetzungen für die Genese von Hurrikans bietet (L
INDER
1991, 16).
2.1.4 Der Wirtschaftsstandort New Orleans
Obwohl New Orleans in eine Industrieregion, genauer gesagt in die Erdöl- und Schwefel-
förderung, eingebettet ist und diese petrochemische Industrie einen wichtigen Sektor der
regionalen Wirtschaft darstellt, beruhte die Wirtschaft New Orleans' vor Hurrikan Katrina
hauptsächlich auf dem Handelswesen (L
INDER
1991, 27/31). Wie die momentane Lage
aussieht, kann an dieser Stelle nicht gesagt werden, da es keine aussagekräftigen Daten
dazu gibt. Aus diesem Grund wird in diesem Kapitel nur ein kurzer Umriss der wirtschaftli-
chen Situation von New Orleans vor Hurrikan Katrina dargestellt.
Der bedeutendste Wirtschaftsfaktor für die Stadt war der Handelshafen, der nach Güterum-
schlagsmenge gerechnet der größte Hafen der USA und nach Rotterdam in den Niederlan-
den der zweitgrößte Hafen der Welt war. Diese Position in der Weltwirtschaft ist vor allem
seiner Lage zu verdanken, da er mit seinem Standort am Schnittpunkt von Mississippi und
Intracoastal Waterway
6
alle wichtigen Inlandsmärkte der USA und sämtliche Küstenstaaten
von Texas bis Florida erreichen kann. Über den Hafen von New Orleans wurden sämtliche
landwirtschaftliche Güter, Chemieprodukte und Papier aus dem Mittleren Westen
7
in die
6
"Intracoastal Waterway, c. 3,000 mi (4,827 km) long, partly natural, partly artificial, providing sheltered
passage for commercial and leisure boats along the U.S. Atlantic coast [...] and along the Gulf of Mexico
coast [...]." (T
HE
C
OLUMBIA
E
LECTRONIC
E
NCYCLOPEDIA
2005).
7
Zum Mittleren Westen zählen Teile der Staaten North Dakota (ND), South Dakota (SD), Nebraska (NE),
Kansas (KS), Oklahoma (OK), Missouri (MS), die Staaten Iowa (IA), Minnesota (MS), Wisconsin (WI) und
Michigan (MI) sowie Teile der Staaten Illinois (IL), Indiana (IN) und Ohio (OH) (H
AHN
2002, 9).

2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina
10
Weltmärkte exportiert. Anfang der 1990er Jahre wurden 10 % des Außenhandels der USA
über New Orleans abgewickelt (L
INDER
1991, 31).
Neben Handel und Export war New Orleans vor Hurrikan Katrina ein bedeutsames Finanz-
und Geschäftszentrum des mittleren Südens der USA. Viele der in Texas ansässigen Ölge-
sellschaften, die an Off-Shore-Bohrungen beteiligt waren, haben ihre Verwaltungen nach
New Orleans verlegt (L
INDER
1991, 31). Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig von New
Orleans war der Tourismus. Vor Katrina war New Orleans eine der meist besuchtesten
Städte der USA. Neben ihren zahlreichen Festivals und Messeveranstaltungen war New
Orleans besonders bekannt für ihren jährlich im Februar stattfindenden Karnevalsumzug,
dem 'Mardi Gras' (L
INDER
1991, 32). Die diversen Veranstaltungen, die es in New Orleans
gab, haben sich rund um das French Quarter abgespielt, das mit seinen farbenfrohen Häu-
sern die Menschenmassen anzog (G
EUS
1993, 21).
2.1.5 Die Verwaltungsstruktur der New Orleans Metropolitan Area
Die 'City of New Orleans' bildet das kulturelle, soziale und wirtschaftliche Zentrum der ,New
Orleans Metropolitan Area'
8
, die sich auf einer Fläche von 3.155 Quadratmeilen
9
(5.048 km²) erstreckt und vor der Zerstörung durch Hurrikan Katrina 1.319.589
10
Einwohner
(Stand 2004) zählte. Somit war die New Orleans Metropolitan Area in Bezug auf ihre Ein-
wohner größer als die Hauptstadt von Louisiana, Baton Rouge und deren angrenzenden
neun Parishes
11
(728.731
12
Einwohner, Stand 2004). Wie viele Einwohner die New Orleans
Metropolitan Area mehr als acht Monate nach Hurrikan Katrina hat, soll mit Hilfe der Exper-
teninterviews herausgefunden werden. Dokumente der B
RING
N
EW
O
RLEANS
B
ACK
C
OMMIS-
SION
13
gehen von etwa 144.000 Einwohnern (Stand Januar 2006) in der City of New Or-
leans aus (B
RING
N
EW
O
RLEANS
B
ACK
C
OMMISSION
­
U
RBAN
P
LANNING
C
OMMITTEE
2006a, 11).
Nachfolgend soll nun aufgezeigt werden wie die Verwaltungsstruktur der New Orleans Me-
tropolitan Area aufgebaut ist. Da die deutsche Bezeichnung Großraum für die Charakteri-
sierung von New Orleans nicht passend erscheint, wird an dieser Stelle festgesetzt, dass in
8
Metropolitan Areas [zu deutsch Metropolitangebiete; d.V.] wurden in den USA im Jahr 1930 erstmals für
den amtlichen Census abgegrenzt, da das starke Ausufern der lockeren städtischen Besiedlung über die
Stadtgrenze hinaus (engl. urban sprawl) dies erforderlich machte. Im Jahr 1983 wurden in der amtlichen
Statistik die sog. 'Metropolitan Statistical Areas' (MSAs) eingeführt. Diese umfassen mindestens eine
Stadt mit 50.000 Einw. oder ein sog. verstädtertes Gebiet (engl. urbanized area) mit ebenfalls mindestens
50.000 Einw. sowie einer MSA-Bevölkerung von mindestens 100.000 Einw. (H
EINEBERG
2001, 249).
9
Eigene Berechnung auf Grundlage von Zahlen des U.S.
C
ENSUS
B
UREAU
2005 (U.S.
C
ENSUS
B
UREAU
2005e,g-i,k-l,u-p).
10
Eigene Berechnung auf Grundlage von Zahlen des U.S.
C
ENSUS
B
UREAU
2005 (U.S.
C
ENSUS
B
UREAU
2005e,g-i,k-l,u-p).
11
"Originally, in Britain, an ecclesiastical unit compromising a village and a church with a clergyman in
charge. It is now a unit of local government ­ a civil parish ­ which does not necessarily share the eccle-
siastical parish boundaries." (M
AYHEW
2004a, 371).
12
Eigene Berechnung auf Grundlage von Zahlen des U.S.
C
ENSUS
B
UREAU
2005 (U.S.
C
ENSUS
B
UREAU
2005a-d,f,j,m-n,q-r).
13
Die B
RING
N
EW
O
RLEANS
B
ACK
C
OMMISSION
hat eine wichtige Aufgabe bei den Wiederaufbauprozessen
der Stadt. Nähere Informationen werden in Kap. 4.2 im Zusammenhang mit den Wiederaufbauplänen für
New Orleans gegeben.

2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina
11
der gesamten Arbeit ausschließlich die englischen Begrifflichkeiten angewandt werden. Die
Karte 2-3 zeigt die New Orleans Metropolitan Area mit der City of New Orleans und den
angrenzenden sechs Parishes.
Karte 2-3: Die New Orleans Metropolitan Area
Quelle: T
HE
B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAM
2005, 3
Wenn von New Orleans gesprochen wird, sind laut U.S.
C
ENSUS
B
UREAU
nur die City of New
Orleans und das Orleans Parish gemeint. Greater New Orleans setzt sich zusammen aus
der City of New Orleans (Orleans Parish) und den drei Parishes Jefferson, St. Charles und
St. Bernard (L
INDER
1991, 16). Die New Orleans Metropolitan Area (laut U.S. C
ENSUS
B
U-
REAU
auch New Orleans-Metairie-Kenner, LA Metropolitan Statistical Area genannt) zählt
zusätzlich zu den bereits genannten Parishes noch die Parishes St. John the Baptist,
Plaquemines und St. Tammany (U.S. C
ENSUS
B
UREAU
2004).
Zum besseren Verständnis
werden in Abb. 2-2 die unterschiedlichen Zusammensetzungen von Greater New Orleans
sowie der New Orleans Metropolitan Area nachgezeichnet.
Abbildung 2-2: Gliederung der New Orleans Metropolitan Area
Quelle: Eigene Darstellung (auf Grundlage von L
INDER
1991, 16 u. U.S.
C
ENSUS
B
UREAU
2005)
New Orleans Metropolitan Area
St. John the Baptist Parish
Plaquemines Parish
St. Tammany Parish
Jefferson Parish
St. Charles Parish
St. Bernard Parish
City of New Orleans
Orleans Parish
Greater New Orleans

2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina
12
Wie die Verwaltungsstruktur von Greater New Orleans und der New Orleans Metropolitan
Area aufgebaut ist, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau beantwortet werden. Dies
soll mit Hilfe der Experteninterviews herausgefunden werden. Bislang kann nur festgehalten
werden, dass jedes Parish einen Präsidenten hat. Da jedes Parish einen Regierungssitz
hat, gibt es zudem einen Bürgermeister und einen Rat pro Parish. So hat bspw. die Stadt
Kenner im Jefferson Parish einen Bürgermeister, P
HIL
C
APITANO
, und das Jefferson Parish
wird von Präsident A
ARON
B
ROUSSARD
und seinem Rat regiert (F
REY
2006). Ob und inwie-
fern die Parishes untereinander und mit New Orleans zusammenarbeiten, kann momentan
nicht beantwortet werden. Es gilt zu klären, ob es eine gemeinsame Regierung der New Or-
leans Metropolitan Area gibt.
Die City of New Orleans und das Orleans Parish (von nun an New Orleans) bilden eine
Verwaltungseinheit (T
HE
B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAM
2005, 3).
Dies bedeutet, dass sie eine gemeinsame Regierung haben, ein sog. 'Mayor-Council Go-
vernment' (C
ITY OF
N
EW
O
RLEANS
2006, 1). Darunter wird die Regierung der Stadt durch ei-
nen Bürgermeister und einen Rat verstanden (L
INDER
1991, 40). Sie alle werden jeweils für
eine Amtszeit von vier Jahren direkt gewählt. Seit Mai 2002 wird New Orleans von Bürger-
meister R
AY
N
AGIN
und seinem Rat
regiert (R
USSEL
/D
ONZE
/K
RUPA
2006).
Für Planungszwecke wird New Orleans vom Stadtplanungsamt in dreizehn Planungsdistrik-
te unterteilt. Diese unterteilen sich nochmals in 73 sog. 'Neighborhood'- Distrikte
14
(L
OGAN
2006, 10 u. G
REATER
N
EW
O
RLEANS
C
OMMUNITY
D
ATA
C
ENTER
2006). Da nicht alle Neigh-
borhoods untersucht werden können, werden in dieser Arbeit nur solche näher betrachtet,
in denen die sozialen Unterschiede am deutlichsten werden. Diese Auswahl ist angelehnt
an die Studie des B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAMS
. Folgende acht-
zehn Neighborhoods wurden für die Untersuchung ausgewählt:
Abbildung 2-3: Ausgewählte Neighborhoods von New Orleans
Quelle: Eigene Darstellung (nach T
HE
B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAM
2005, 7)
Um einen Eindruck über die Lage der ausgewählten Neighborhoods zu bekommen, werden
diese in der Karte 2-4 markiert. Zusätzlich werden auch das CBD und das French Quarter
in der Karte hervorgehoben.
14
[USA: neighborhood; d.V.] "A district forming a community within a town or city, where inhabitants rec-
ognize each other by sight. [...]" (M
AYHEW
2004, 347); [Gilt als Grundlage für die Datenerhebung des
U.S. C
ENSUS
B
UREAUS
; d.V.].
B.W. Cooper
Gentilly Terrace
Lower Ninth Ward
Lower Garden District
Pontchartrain Park
West Riverside
Gert Town
Uptown
Seventh Ward
Old Aurora
Tremé/Lafitte
Touro
Central City
Audubon
Mid-City
Garden District
Gentilly Woods
Lakeview

2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina
13
Karte 2-4: Ausgewählte Neighborhoods von New Orleans
Quelle: Eigene Darstellung (Kartengrundlage: G
REATER
N
EW
O
RLEANS
C
OMMUNITY
D
ATA
C
ENTER
2006b)
2.1.6 Bevölkerungsindikatoren der New Orleans Metropolitan Area
Bevor Hurrikan Katrina die New Orleans Metropolitan Area fast gänzlich zerstört hat, war
die Region durch eine ausgeprägte Segregation mit einer hohen Konzentration von Armut,
Dezentralisation sowie einer geringen Wirtschaftskraft gekennzeichnet (T
HE
B
ROOKINGS
I
N-
STITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAM
2005, 2). Nach Ende des 2. Weltkrieges haben
die Armut sowie die Konzentration von Minderheiten in der Region erheblich zugenommen
und es gab immer weniger Arbeitsplätze. Zusammenfassend lassen sich für die Zeit vor
Hurrikan Katrina folgende Trends in der Bevölkerungsentwicklung für die New Orleans Me-
tropolitan Area benennen (T
HE
B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAM
2005, 4):
1. Zwischen 1970 und 2000 ist die Bevölkerungszahl der New Orleans Metropolitan
Area nur um 17 % angestiegen, sodass von einer ,trägen' Entwicklung gesprochen
werden kann (im Vergleich: Houston, TX ist in der gleichen Zeit um 114 % gewach-
sen und das nationale Wachstum lag bei 38 %).

2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina
14
2. New Orleans hat seit 1970 kontinuierlich an Bevölkerung verloren, seit 2000 rund
22.400 Bewohner. In der New Orleans Metropolitan Area ist die Bevölkerung seit
2000 konstant geblieben.
3. Das Arbeitsplatzwachstum und die jährliche Bezahlung liegen weit hinter dem natio-
nalen Durchschnitt. Während im ganzen Land die Beschäftigung im nicht-primären
Sektor zwischen 1970 und 2000 um 87 % gestiegen ist, so geschah dies in der New
Orleans Metropolitan Area nur um 54 %. Seit 2000 hat die Beschäftigung hier auch
nur 1 % zugenommen und während der nationale Durchschnitt bei der Bezahlung
um 16 % gestiegen ist, so ist er in der New Orleans Metropolitan Area nur um 7 %
gewachsen.
4. Im Jahr 2000 hatte die New Orleans Metropolitan Area eine Armutsrate von 18 %
und lag somit auf Rang 6 der 100 ärmsten Metropolregionen der USA. Gekenn-
zeichnet wurde die Armut durch einen der niedrigsten Durchschnitte im Haus-
haltseinkommen des Landes, der laut U.S. C
ENSUS
B
UREAU
nur bei US$ 35.317/Jahr
lag.
5. Die Verteilung von unterschiedlichen Minderheitengruppen war über das Gebiet der
New Orleans Metropolitan Area extrem ungleich. Zwei Drittel der schwarzen Bevöl-
kerung in der New Orleans Metropolitan Area lebten in New Orleans, obwohl diese
nur 36 % der Bevölkerung in der Region ausmachten.
6. Der Anteil von Erwachsenen (25 oder älter) mit einem College
15
-Abschluss lag im
Jahr 2000 bei nur 23 %.
7. 200.000 Menschen in der New Orleans Metropolitan Area haben im Jahr 2005 auf-
grund ihrer Armut kein eigenes Auto besessen. Dies wurde vielen Bewohnern bei
der Evakuierung vor Hurrikan Katrina zum Verhängnis (T
HE
B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAM
2005, 14).
2.1.7 Ableitung des Untersuchungsgebietes
Nachdem in diesem Kapitel New Orleans anhand einiger geographischer und sozialer Indi-
katoren charakterisiert wurde, soll abschließend in diesem Kapitel noch eine Abgrenzung
des Untersuchungsraumes erfolgen.
In den vorangegangenen Ausführungen über die Verwaltungsstruktur wurde deutlich, dass
unterschieden werden muss zwischen der City of New Orleans, Greater New Orleans und
der New Orleans Metropolitan Area. Für die empirische Untersuchung dieser Arbeit ist es
wichtig, dass das Untersuchungsgebiet eingegrenzt wird. Zu diesem Zweck wird an dieser
Stelle festgelegt, dass nur die City of New Orleans und das Orleans Parish als Untersu-
chungsraum gelten, da, was erst in Kap. 4.2 deutlich werden wird, der Masterplan für den
Wiederaufbau von New Orleans nur auf diesen Raum ausgelegt ist und die Metropolitan
Area vernachlässigt. Warum dies der Fall ist, soll im Verlauf dieser Arbeit untersucht wer-
den.
15
"[...] An undergraduate division or school of a university offering courses and granting degrees in a par-
ticular field. [...]" (A
NSWERS
.
COM
2006).

2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina
15
2.2 Soziale Probleme in U.S. amerikanischen Metropolräumen
Hinsichtlich der ökonomischen Globalisierung, der Metropolitanisierung ihrer Städte und
auch der interkontinentalen Migration, sind die USA ein Vorreiter und auch ein Vorbild für
viele Länder dieser Welt. Dass aber gerade die Metropolen dieses Landes Räume mit ex-
tremsten sozialen Problemen sind, die sich durch die Entstehung von Megaghettos in den
Kernstädten, einem extremen Anstieg von Haushalten alleinerziehender Frauen, der Aus-
schließung der sog. 'underclass' aus der Arbeitergesellschaft, Obdachlosigkeit und weiteren
Erscheinungen einer sozialen Desorganisation mit einer steigenden Zahl von Verbrechen
äußert (L
ICHTENBERGER
1998, 325), wird dabei oftmals übersehen.
Dieses Kapitel wird sich mit den sozialen Problemen U.S. amerikanischer Großstädte näher
auseinandersetzen und wird zudem versuchen, die Ursachen dieser zu durchleuchten. Die-
se zunächst allgemein gehaltenen theoretischen Grundlagen werden im Anschluss auf
New Orleans übertragen. Um den räumlichen Unterschied sozialer Probleme
U.S. amerikanischer im Vergleich zu europäischen Städten zu sehen, wird zu Beginn des
Kapitels ein kurzer Überblick über die Besonderheit U.S. amerikanischer Städte gegeben.
2.2.1 Suburbanisierungsprozesse U.S. amerikanischer Städte
Im Gegensatz zu europäischen Städten, in denen die Problemviertel einer Stadt in der Re-
gel im städtischen Randbereich liegen, sind die Problemzonen U.S. amerikanischer Städte
in den Stadtkernen zu finden. Dieses Phänomen ist eng mit dem sog. 'urban sprawl', der
flächenhaften Ausdehnung einer amerikanischen Stadt verknüpft, bei der die Grenze zwi-
schen Stadt und Land kaum noch zu erkennen ist. Um diese Suburbanisierungs-
entwicklung U.S. amerikanischer Städte zu erklären, hat der Geograph L
UTZ
H
OLZNER
das
Modell ,Stadtland USA' entworfen, welches in Abb. 2-4 dargestellt wird (H
OLZNER
1996, 13).

2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina
16
Abbildung 2-4: Modell Stadtland USA nach H
OLZNER
Quelle: H
OLZNER
1990, 471
Durch extreme Suburbanisierungsprozesse, die bereits vor dem 2. Weltkrieg einsetzten,
haben in amerikanischen Städten die eigentlichen Zentren an Bedeutung verloren und neue
Außenstadtzentren, sog. 'edge cities', wurden mit ihren Arbeitsplätzen, Geschäften und
Verkehrsflächen zur Konkurrenz für die Innenstädte (H
EINEBERG
2001, 256). Durch die Ab-
wanderung wohlhabender Bevölkerungsgruppen aus dem Stadtzentrum in die Vororte, sind
überwiegend arme bzw. sozial benachteiligte Bewohner in den Stadtkernen zurückgeblie-
ben, da sie sich einen Wegzug nicht leisten konnten (G
AMERITH
2005a, 24). Als Folge des-
sen ist es zu einem Verfall der Kernstädte und z.T. zu extremen Segregationsmustern ge-
kommen (G
EBHARDT
/M
EUSBURGER
/W
ASTL
-W
ALTER
2001, 571).
2.2.2 Der Verfall innerstädtischer Stadtviertel als Erklärung für die Armut in
U.S. amerikanischen Kernstädten
Mit der zuvor beschriebenen Suburbanisierung von Bevölkerung und der gleichzeitiger De-
zentralisierung von Wirtschaft und Industrie, hat in den Kerngebieten U.S. amerikanischer
Städte eine Spirale des Verfalls eingesetzt (G
EBHARDT
/M
EUSBURGER
/W
ASTL
-W
ALTER
2001, 571). Diese Spirale, die auch eine Begründung für die Armut der Menschen in den
Innenstadtbereichen beinhaltet, wird nachfolgend betrachtet.
Die Spirale des sozialen Verfalls von Kernstädten beginnt mit minderwertigen Wohnungen,
die von Haushalten mit geringem Einkommen bewohnt werden. Diesen Bewohnern fehlt
das Geld für ausreichend große Wohnungen, sodass die von ihnen bewohnten Wohnein-
heiten in der Regel massiv überbelegt sind. Diese Überbelegung führt einerseits zu einer

2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina
17
erhöhten Beanspruchung sowie einer starken Abnutzung der Wohnsubstanz und anderer-
seits zu einer wachsenden Belastung der kommunalen Infrastruktur, der Straßen, der öf-
fentlichen Grünanlagen, Schulen und Spielplätze (G
EBHARDT
/M
EUSBURGER
/W
ASTL
-W
ALTER
2001, 571).
Unter den Verfallssymptomen solcher Viertel leiden neben den Bewohnern auch Ladenbe-
sitzer und private Dienstleistungsunternehmen. In Anbetracht einer einkommensschwachen
Bevölkerung müssen diese ihre Gewinnspannen äußerst niedrig halten und können kein
Geld für Reparatur- oder Ausbaumaßnahmen zurücklegen. Das hat zur Folge, dass viele
Kleinunternehmer ihre Geschäfte schließen oder eine Standortverlagerung in Betracht zie-
hen müssen. Auf gleiche Weise kommt es oftmals auch zu einer Aufgabe von Wohnungen
oder ganzen Mietshäusern. Wenn ein Wohneigentümer sich mit steigenden Instandhal-
tungskosten und Steuern, verbunden mit Mietpreisbeschränkungen und einer schlechten
Wohnungsmarktsituation, konfrontiert sieht, gibt er sein Eigentum auf (G
EB-
HARDT
/M
EUSBURGER
/W
ASTL
-W
ALTER
2001, 571).
Diese Symptome setzen einen bedrückenden Kreislauf zunehmender Verarmung in den
Kernstädten in Gang, der mit einer Spirale des lokalen Verfalls einhergeht. Der Kreislauf
der Armut beinhaltet eine generationenübergreifende Übertragung von Armut, die verur-
sacht wird durch die Kombination schwieriger persönlicher Verhältnisse und lokaler Bedin-
gungen des Stadtbezirkes. Ein solcher Armutskreislauf beginnt zunächst mit dem lokalen
Verlust an Beschäftigungsmöglichkeiten, setzt sich allmählich über die räumliche Konzen-
tration niedriger Einkommen, bescheidener Wohnverhältnisse und Überbelegung fort und
führt zu gesundheitlichen Problemen der Bewohner. Als Folge von Krankheit kommt es zu
häufigeren Fehlzeiten auf der Arbeitsstelle, soweit diese überhaupt vorhanden ist, und so-
mit zu einem sinkenden Haushaltseinkommen (G
EBHARDT
/M
EUSBURGER
/W
ASTL
-W
ALTER
2001, 571).
Ähnliche Folgen hat auch das krankheitsbedingte Fernbleiben junger Menschen von der
Schule. Zudem kann das enge Zusammenleben besonders für die jungen Bewohner zu
psychischen Belastungen führen, die sich in einem sozialen Fehlverhalten und den unter-
schiedlichsten Verhaltensstörungen bis hin zu Vandalismus und Kriminalität äußern kön-
nen. Die Folgen solcher Verhaltensauffälligkeiten wirken sich einerseits auf Schulbildung
und Beschäftigungsmöglichkeiten aus und andererseits können sie zu einer Stigmatisierung
führen, was bedeutet, dass sich die Berufschancen für alle Bewohner solcher Viertel, allein
aufgrund
des
negativen
Images
ihrer
Gegend,
verschlechtern
(G
EB-
HARDT
/M
EUSBURGER
/W
ASTL
-W
ALTER
2001, 571).
Die unzureichende Ausbildungssituation der jungen Bewohner solcher Viertel wird als ein
wesentliches Element im Kreislauf der Verarmung angesehen. Während heruntergekom-
mene und schlecht ausgestattete Schulen für Lehrer unattraktiv sind und auch die Lehrkör-
per aufgrund der physischen Umgebung, der sozialen Verhältnisse und mangelnder Diszi-
plin ihrer Schüler belastet sind, sind auch die leeren Kassen der Städte ein Hindernis für ei-
ne gute Schulbildung. Diese Umstände können dazu führen, dass die Wahlmöglichkeiten
der Jugendlichen für einen Beruf stark eingeschränkt werden und aufgrund dessen auch

2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina
18
nur ein niedriges Einkommen erreicht wird. Die Aussicht auf schlecht bezahlte Jobs sowie
die tägliche Konfrontation mit Armut im Viertel hat zur Folge, dass viele junge Menschen ei-
ne negative Haltung gegenüber der Schulbildung einnehmen und am Ende in Stadtvierteln
mit einer hohen Konzentration von Armut gefangen sind (G
EBHARDT
/M
EUSBURGER
/W
ASTL
-
W
ALTER
2001, 572/573).
Viele Armutsviertel
16
werden als rassische Ghettos oder als Minderheitenviertel bezeichnet,
vor allem die der schwarzen Bevölkerung (G
EBHARDT
/M
EUSBURGER
/W
ASTL
-W
ALTER
2001, 573 u. H
EINEBERG
2001, 251/252). Die Hauptursache für die Entstehung solcher
Ghettos liegt in der Diskriminierung von Menschen (G
EBHARDT
/M
EUSBURGER
/W
ASTL
-W
ALTER
2001, 573). Da dieses Phänomen eng mit der Segregationsproblematik in
U.S. amerikanischen Städten einhergeht, wird auf dieses Problem erst in Kap. 2.3.1 einge-
gangen. Die Probleme solcher Stadtviertel sind häufig mit bestimmten gesellschaftlichen
Entwicklungen verbunden. Dazu zählen bspw. gestiegene Ehescheidungsraten und ein re-
lativ hoher Anteil minderjähriger Mütter, die zu einer steigenden Zahl von Einelternhaushal-
ten und zu einer ,Feminisierung' von Armut führen. Solche Familien werden als Kern einer
räumlich, sozial und ökonomisch isolierten Unterschicht, der 'urban underclass', gesehen.
Dieser Ausdruck beschreibt eine städtische Unterschicht, die sich aufgrund ihres Abge-
schnittenseins sowohl von den Werten der Gesellschaft als auch vom regulären Arbeits-
markt kaum aus den Fesseln der Armut befreien kann. Aufgrund dieser Isolation kommt es
in wachsendem Maße zu sozialen Auflösungserscheinungen und abweichenden Verhal-
tensmustern, die in sinnloser und spontaner Gewalt, vorsätzlicher und räuberischer Gewalt,
häuslicher Gewalt oder einer organisierten Gewalt von Straßenbanden mündet. Darüber
hinaus kommt es häufig zu einer Ausbreitung von AIDS und anderer übertragbaren Krank-
heiten sowie Drogenkonsum und Drogenhandel (G
EBHARDT
/M
EUSBURGER
/W
ASTL
-W
ALTER
2001, 574).
Eine extreme Armut kann in Obdachlosigkeit enden. Daraus ergeben sich neue Probleme
in der Gesellschaft. Eine dauerhafte Obdachlosigkeit bedeutet, keinen geregelten Zugang
zu einem festen Wohnsitz zu haben (G
EBHARDT
/M
EUSBURGER
/W
ASTL
-W
ALTER
2001, 574).
Die Obdachlosigkeit in den USA ist seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts in den Medi-
en präsent und gehört heute zum Alltag U.S. amerikanischer Metropolen. Besonders die
Obdachlosigkeit von Familien ist in dieser Zeit stark angestiegen (L
ICHTENBERGER
1998, 332). Die Finanznot der inneren Stadtbezirke und die Kürzung staatlicher Wohl-
fahrtsprogramme haben diese Entwicklung verstärkt (G
EBHARDT
/M
EUSBURGER
/W
ASTL
-
W
ALTER
2001, 574).
Bereits in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde versucht, den Untergang
der Kernstädte aufzuhalten. Mit Hilfe der als 'urban renewal' bezeichneten Slumbeseitigung
versprach man sich, dass eine Beseitigung der wertlosen, alten und verwohnten citynahen
Altbaubestände, die damals als ,,Konzentrationspunkte der sozial schwachen und ethnisch-
16
Als Armutsviertel (engl. poverty areas) werden in den USA durch das U.S. C
ENSUS
B
UREAU
Gebiete de-
finiert, in denen zwanzig oder mehr Prozent der Haushalte ein Einkommen unterhalb der offiziellen Ar-
mutsgrenze haben. Beim Zensus im Jahr 1990 lag diese Grenze bei US$ 13.000 Jahreseinkommen einer
vierköpfigen nicht bäuerlichen Familie (G
EBHARDT
/M
EUSBURGER
/W
ASTL
-W
ALTER
2001, 573).

2 Die Stadt New Orleans und ihre sozialen Probleme vor Hurrikan Katrina
19
rassischen Minoritäten" bezeichnet wurden (H
OFMEISTER
1980, 80/81), dabei helfen könnte.
Auf den auf diese Weise entstehenden Freiflächen sollten neue und vor allem attraktive
Wohnmöglichkeiten gebaut werden, die ein Anreiz für die in die suburbanen Räume abge-
wanderten Menschen darstellen sollten (H
OLZNER
1996, 71). Allerdings führte dies nur zu
einem enormen Verlust von Wohnraum in den Kernstädten und nicht zu einer Attraktivitäts-
steigerung für die Bevölkerung, da die Menschen gezwungen wurden ihre Wohnungen zu
verlassen. Neben dieser Form von 'urban renewal' gab es noch weitere Versuche die Kern-
städte zu erhalten. Diese waren aber ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt (H
OLZNER
1996, 72/73). Die suburbanen Räume wuchsen weiter, während die Kernstädte weiter ver-
fielen (H
OLZNER
1996, 77).
2.3 Die sozialen Probleme in New Orleans zur Zeit vor Hurrikan Katrina unter be-
sonderer Berücksichtigung der Segregation
Die zuvor beschriebenen sozialen Probleme U.S. amerikanischer Metropolräume waren
auch in New Orleans vor Hurrikan Katrina nicht von der Hand zu weisen. In den vergange-
nen Jahrzehnten hat sich New Orleans zu einem Raum mit einer extremen Konzentration
an Armut und Minderheiten und in Folge dessen zu einem Raum mit ausgeprägten Segre-
gationsmustern entwickelt (T
HE
B
ROOKINGS
I
NSTITUTION
M
ETROPOLITAN
P
OLICY
P
ROGRAM
2005, 5). Dieses Kapitel wird die Aspekte der sozialen Probleme in New Orleans vor Katri-
na unter besonderer Berücksichtigung der Segregationsproblematik näher betrachten. Was
unter Segregation in Bezug auf U.S. amerikanische Städte verstanden wird, wird nun zu
Beginn des Kapitels erläutert.
2.3.1 Segregation in U.S. amerikanischen Städten
In allen Städten dieser Erde gibt es Wohngebiete für Reiche und Arme, oder Wohngebiete
in denen eine hohe Konzentration von Menschen mit einem ähnlichen Migrationshinter-
grund zu finden ist. Diese Differenzierung der städtischen Bevölkerung sowie ihre Vertei-
lung auf unterschiedliche Teilräume eines städtischen Raums, wird als sozialräumliche
Gliederung verstanden (D
UONG
2005, 22). Die sozialräumliche Gliederung der Bevölkerung
wird bspw. nach sozialen und sozioökonomischen Indikatoren, Statuspositionen, sozialen
Gruppen und Schichten oder auch nach Lebensstilgruppen und deren (klein-)räumige Ver-
teilung in der Stadt definiert (H
EINEBERG
2001, 142). Auf diese Weise zeigt sich, dass die
Bevölkerung einer Stadt nicht einheitlich, sondern vielmehr durch eine ungleiche soziale
Struktur gekennzeichnet ist, die als Segregation bezeichnet wird (D
UONG
2005, 22).
Bereits in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts haben die Sozialökologen der Chicagoer
Schule (Chicago School of Sociology), E
RNEST
W
ILLIAM
B
URGESS
,
R
OBERT
E
ZRA
P
ARK
und
R
ODERICK
D.
M
C
K
ENZIE
, die Segregation in den U.S. amerikanischen Städten erkannt und
untersucht (H
EINEBERG
2001, 102-108). Sie definierten in ihrer sozialökologischen Theorie
die Segregation als einen ,ökologischen Prozess', der die Entwicklung spezieller Formen
der ,ökologischen Verteilung' versteht (W
ERLEN
2000, 249). Heute wird die Segregation als

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783956361296
ISBN (Paperback)
9783836600675
Dateigröße
3.2 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Osnabrück – Kultur- und Geowissenschaften, Geographie
Erscheinungsdatum
2007 (Januar)
Note
2,3
Schlagworte
stadtgeographie orleans soziologie wiederaufbau armut
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Titel: Das neue New Orleans - Stadt ohne soziale Probleme?
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