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Eltern einer Kita - Anhängsel oder Partner bei der Bildung, Betreuung und Erziehung ihrer Kinder in der Einrichtung?

Bedarfsgerechtes inhaltliches und strukturelles Arbeiten in Kindertagesstätten exemplarisch aufgezeigt anhand einer empirischen Studie 'Elternbefragung als Bedarfsanalyse'

©2006 Diplomarbeit 168 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Zusammenfassung:
Kindertagesstätten sind derzeit nicht mehr nur eine Bewahranstalt für Kinder, sondern eine Einrichtung, die eine soziale Dienstleistung im Sinne von Betreuung, Bildung und Erziehung für Kinder erbringt. Diese Dienstleistungen werden von Kindern und Eltern gemeinsam in Anspruch genommen. Eltern spielen dabei eine sehr wichtige Rolle, da sie die Personensorgeberechtigten der Kinder sind, deren Interessen und Rechte vertreten und beanspruchen. Im Vordergrund steht dabei immer, dass zum Wohl der Kinder gehandelt wird.
Eltern und Kinder werden in der heutigen Zeit, aufgrund des gesellschaftlichen Wandels als Kunden einer solchen sozialen Dienstleistung angesehen. Um eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, wie sie gefordert wird, zu erreichen, gilt es, die Arbeit in der Kindertagesstätte entsprechend deren Möglichkeiten so zu gestalten, dass die „Kunden“ zufrieden sind. Nur, wenn Eltern und Kinder zufrieden sind, erbringt die Einrichtung neben weiteren beeinflussenden Faktoren eine qualitativ gute Arbeit.
Eltern erwarten dabei eine professionelle Elternarbeit, die den aktuellen Standards angepasst ist.
Die Diplomarbeit zeigt, wie es zu Veränderungen in Bezug auf die Bedeutung von Kindertagesstätten und damit verbunden der Elternarbeit kam. Der gesellschaftliche Wandel, der auch die Werte der Familie verändert, hat zu Folge, dass sich die Kindheit, sowie der Stellenwert und die Situation von Kinderbetreuungseinrichtungen wandeln.
Sowohl Eltern und Kinder haben ihre Recht und Pflichten als auch die Kindertagesstätten bezüglich der Betreuung, Bildung und Erziehung gegenüber den ihr anvertrauten Kindern. Des Weiteren wird in der Diplomarbeit beschrieben, wie eine qualitativ gute und professionelle Elternarbeit auf der Basis von verschiedenen theoretischen Grundlagen aussieht. Dabei wird näher auf die heutige, sozusagen neue Definition des Begriffs „Elternarbeit“ eingegangen und die unterschiedlichen Formen der Elternarbeit werden erläutert.
Ferner wird durch eine Elternbefragung analysiert, wie die Kindertagesstätte „Regenbogen“ die Elternarbeit tatsächlich in der Praxis durchführt. Dabei wird aufgezeigt, aus welchem Anlass und zu welchem Nutzen eine Elternbefragung organisiert wird. Um einen guten Fragebogen zu erstellen, ist es wichtig, bestimmte Regeln zum Aufbau und zur Durchführung sowie zur Auswertung einzuhalten.
Anschließend werden die praktisch durchgeführte Befragung erläutert, Ergebnisse ausgewertet und […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Marlen Sauer
Eltern einer Kita: Anhängsel oder Partner bei der Bildung, Betreuung und Erziehung
ihrer Kinder in der Einrichtung?
Bedarfsgerechtes, inhaltliches und strukturelles Arbeiten in Kindertagesstätten
exemplarisch aufgezeigt anhand einer empirischen Studie Elternbefragung als
Bedarfsanalyse
ISBN: 978-3-8366-0060-6
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Berufsakademie Heidenheim, Heidenheim, Deutschland, Diplomarbeit, 2006
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
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© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2007
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
Seite
Vorwort
1
1
Bedeutung von Kindertagesstätten
4
1.1
Gesellschaftlicher
Wandel
der
Familie
4
1.2
Kindertagesbetreuung
heute
und
in
Zukunft
8
1.2.1 Veränderte
Kindheit
9
1.2.2
Stellenwert und Situation der
Kindertagesstätten
11
1.3
Eltern und Kinder als Kunden von sozialen Dienstleistungen 12
1.4
Kosten und Finanzierung von
Kinderbetreuungsplätzen
14
1.5
Rechtliche
Grundlagen 17
1.5.1
Aufgaben und Ziele der Kindertageseinrichtungen
21
1.5.2 Elternarbeit
23
1.6
Zusammenfassung
26
2
Elternarbeit in Kindertagesstätten
27
2.1
Neue
Definition
von
Elternarbeit
27
2.2
Handlungsebenen
der
Elternarbeit
28
2.3
Formen
der
Elternarbeit
30
2.4
ausgewählte
Formen
der
Elternarbeit 34
2.4.1 Information
34
2.4.2 Informationsveranstaltung
35
2.4.3 Tür-und-Angel-Gespräche
36
2.4.4 Elterngespräch 37
2.4.5 Treffen
­
Ausflüge
­
Feste
37
2.4.6 Elternabend
37
3 Empirische
Studie
39
3.1
Anlass
und
Nutzen
der
Elternbefragung
39
3.2
Erstellen
eines
Fragebogens
40
3.2.1 Arten
der
Fragestellung
40
3.2.2
Regeln für die Durchführung einer Befragung
42

3.2.3 Aufbau
eines
Fragebogens
44
3.3
Auswertung
eines
Fragebogens
45
3.4
Kindertagesstätte
,,Regenbogen"
48
3.4.1 Rücklaufquote
der
Befragung 50
3.4.2
Befragung ­ Auswertung der Ergebnisse und Interpretation der Daten
54
3.4.2.1
Gruppenzugehörigkeit
­
statistische
Angaben 54
3.4.2.2 Motive für die Wahl der Einrichtung
54
3.4.2.3 Ausstattung und Gestaltung der Räumlichkeiten
58
3.4.2.4 Einhaltung von Regeln zur Gewährleistung eines strukturierten
Tagesablaufs
59
3.4.2.5
pädagogische
Konzeption
und
deren
Inhalte
61
3.4.2.6
informative
Elternarbeit
67
3.4.2.7
Kooperationen
mit
Institutionen
74
3.4.2.8
Angebote
nur
für
Eltern
75
3.4.2.9 Angebote unter Beteiligung von Eltern und Familien
75
3.4.2.10
Öffentlichkeitsarbeit
76
3.4.2.11
Öffnungszeiten
­
Betreuungszeiten
77
3.4.2.12
Kommunalpolitisches
Engagement
86
3.4.2.13
abschließende
Meinungen
der
Befragten
93
3.4.2.14
Zusammenfassung
93
4 Teamarbeit
95
4.1
Phasenmodell
der
Teamentwicklung
96
4.2
Teamkonflikte
erkennen
98
4.3
Teamkonflikte
lösen
102
4.4
Merkmale
guter
Teamarbeit
105
5 Zusammenfassung
und
Ausblick
107
Nachwort
111
6 Abbildungsverzeichnis
7 Abkürzungsverzeichnis

8 Anhang
8.1
Fragebogen für die Eltern der Kindertagesstätte ,,Regenbogen"
8.2
codierter
Fragebogen
8.3
Auswertungsmatrix
8.4
Zusammenstellung der Ergebnisse der Befragung
8.5
Auswertungsbogen der offenen Fragen
8.6
Hausordnung der Kindertagesstätte ,,Regenbogen"
8.7
Bericht aus dem Gemeindeboten
9 Literatur-
und
Quellenverzeichnis

,,Eltern einer Kita ­ Anhängsel oder Partner bei der Bildung, Betreuung und Erziehung ihrer Kinder in der
Einrichtung?" - bedarfsgerechtes inhaltliches und strukturelles Arbeiten in Kindertagesstätten exemplarisch
aufgezeigt anhand einer empirischen Studie ,,Elternbefragung als Bedarfsanalyse" -
Marlen Sauer
1/2
Exposè
Kindertagesstätten sind derzeit nicht mehr nur eine Bewahranstalt für Kinder, sondern eine
Einrichtung, die eine soziale Dienstleistung im Sinne von Betreuung, Bildung und Erziehung für
Kinder erbringt. Diese Dienstleistungen werden von Kindern und Eltern gemeinsam in Anspruch
genommen. Eltern spielen dabei eine sehr wichtige Rolle, da sie die Personensorgeberechtigten
der Kinder sind, deren Interessen und Rechte vertreten und beanspruchen. Im Vordergrund steht
dabei immer, dass zum Wohl der Kinder gehandelt wird.
Eltern und Kinder werden in der heutigen Zeit, aufgrund des gesellschaftlichen Wandels als
Kunden einer solchen sozialen Dienstleistung angesehen. Um eine partnerschaftliche
Zusammenarbeit, wie sie gefordert wird, zu erreichen, gilt es, die Arbeit in der Kindertagesstätte
entsprechend deren Möglichkeiten so zu gestalten, dass die ,,Kunden" zufrieden sind. Nur, wenn
Eltern und Kinder zufrieden sind, erbringt die Einrichtung neben weiteren beeinflussenden
Faktoren eine qualitativ gute Arbeit.
Eltern erwarten dabei eine professionelle Elternarbeit, die den aktuellen Standards angepasst ist.
Die Diplomarbeit zeigt, wie es zu Veränderungen in Bezug auf die Bedeutung von
Kindertagesstätten und damit verbunden der Elternarbeit kam. Der gesellschaftliche Wandel, der
auch die Werte der Familie verändert, hat zu Folge, dass sich die Kindheit, sowie der Stellenwert
und die Situation von Kinderbetreuungseinrichtungen wandeln.
Sowohl Eltern und Kinder haben ihre Recht und Pflichten als auch die Kindertagesstätten
bezüglich der Betreuung, Bildung und Erziehung gegenüber den ihr anvertrauten Kindern. Des
Weiteren wird in der Diplomarbeit beschrieben, wie eine qualitativ gute und professionelle
Elternarbeit auf der Basis von verschiedenen theoretischen Grundlagen aussieht. Dabei wird
näher auf die heutige, sozusagen neue Definition des Begriffs ,,Elternarbeit" eingegangen und
die unterschiedlichen Formen der Elternarbeit werden erläutert.
Ferner wird durch eine Elternbefragung analysiert, wie die Kindertagesstätte ,,Regenbogen" die
Elternarbeit tatsächlich in der Praxis durchführt. Dabei wird aufgezeigt, aus welchem Anlass und
zu welchem Nutzen eine Elternbefragung organisiert wird. Um einen guten Fragebogen zu
erstellen, ist es wichtig, bestimmte Regeln zum Aufbau und zur Durchführung sowie zur
Auswertung einzuhalten.
Anschließend werden die praktisch durchgeführte Befragung erläutert, Ergebnisse ausgewertet
und Daten ausführlich analysiert und interpretiert. Daraus entsteht ein Vergleich zwischen
theoretischer und praktischer Elternarbeit. Veränderungs- bzw. Verbesserungsvorschläge, die die
Zufriedenheit der Eltern steigern, werden angebracht und beschrieben.
Um Vorschläge solcher Art umzusetzen, ist eine gute Teamarbeit unter den Erzieherinnen oder
zwischen Erzieherinnen und Eltern notwendig. Nur so können unterschiedliche Formen der
Elternarbeit in der Praxis angewandt werden. Eine gute Teamarbeit unter den Mitarbeitern ist
vorhanden, wenn die Entwicklungsphasen einer Gruppe bekannt und die Gruppenmitglieder sich
darüber bewusst sind. Des Weiteren sollten die Teammitglieder, die sowohl Eltern als auch
Erzieher sein können, Konflikte rechtzeitig erkennen und in der Lage sein, die Konflikte
konstruktiv zu lösen. Um einige Vorschläge, die zu einer veränderten und besseren Elternarbeit
führen, umzusetzen, wird eine gute Zusammenarbeit unter den Erzieherinnen und Eltern
vorausgesetzt. Deshalb spielt das Thema ,,Teamarbeit" eine wichtige Rolle. Sowohl eine
professionelle Elternarbeit als auch Teamarbeit sind Kriterien für den Prozess der
Qualitätsentwicklung, durch die eine Kindertagesstätte unter anderem konkurrenzfähig wird.
Daraus ergibt sich, wie wichtig und interessant dieses Thema ist. Die angewandte Elternarbeit
beeinflusst die Zufriedenheit der Eltern, die die Kunden der sozialen Dienstleistung sind.
Qualitätsentwicklung in sozialen Einrichtungen, besonders auch in Kindertagesstätten setzt
wirtschaftliches und kundenorientiertes Denken und Handeln voraus. Nur so kann eine
Einrichtung effektiv und effizient arbeiten und für die Zukunft bestehen. Das bedeutet, dass
zufriedene Kunden keinen anderen Anbieter der Dienstleistung auswählen und somit hält sich
die Auslastung der Einrichtung für die nächsten Jahre, abgesehen von anderen beeinflussenden

,,Eltern einer Kita ­ Anhängsel oder Partner bei der Bildung, Betreuung und Erziehung ihrer Kinder in der
Einrichtung?" - bedarfsgerechtes inhaltliches und strukturelles Arbeiten in Kindertagesstätten exemplarisch
aufgezeigt anhand einer empirischen Studie ,,Elternbefragung als Bedarfsanalyse" -
Marlen Sauer
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Faktoren relativ stabil. Eine Auslastung der Kapazitäten einer Kita wiederum, sichert
Arbeitsplätze, was sich indirekt auf die regionale Arbeitsmarktpolitik auswirkt.
Jedenfalls ist die Einrichtung in der Pflicht zeitgemäß zu arbeiten, d. h. sich stückweit an die
Situation und den Stellenwert der Familie ,,heute" anzupassen und familienergänzend und -
unterstützend tätig zu sein. Damit dem Team der Kindertagesstätte bekannt wird, wie Eltern die
Einrichtung, dessen pädagogische Arbeit und Strukturen beurteilen und wie sich die Eltern dies
wünschen, ist eine Erhebung in Form einer schriftlichen Befragung erfolgreich und
wirkungsvoll.
In erster Linie nutzt die Diplomarbeit den Kunden von Kindertagesstätten, also Eltern und deren
Kindern. Es wird aufgezeigt wie die Erzieher die Elternarbeit der heutigen Situation anpassen
und durchführen. Werden die Vorschläge, die der Veränderung und Verbesserung der
Elternarbeit dienen, umgesetzt, werden die Eltern mit der Einrichtung und deren pädagogischer
Arbeit zufrieden sein. Die Erhebung stellt dar, wie die Eltern die Kindertagesstätte
,,Regenbogen" derzeit beurteilen und wie sie sich die Elternarbeit in Zukunft wünschen. Die
daraus resultierenden Differenzen, bringen Veränderungsvorschläge mit sich, die das
Erzieherteam im Verbesserungsprozess bezüglich Elternarbeit und -zufriedenheit unterstützen
soll.
Des Weiteren erhält der kommunale Träger der Einrichtung eine aktuelle Auswertung der
Ergebnisse und Analyse der Daten, die er für seine weitere Arbeit als Träger sinnvoll einsetzen
kann. An dem gesamten Netzwerk sind nicht nur Familien, Träger und Einrichtung selbst
beteiligt, sondern auch die Fachkräfte des Jugendamtes, die für diese Einrichtung zuständig sind
und vor allem die Datenanalyse der Elternbefragung für Weiteres verwenden können. Ferner
kann sich der Elternrat der Kindertagesstätte mit den Ergebnissen der Befragung und daraus
resultierenden Vorschlägen auseinandersetzen. Die Zusammenarbeit gestaltet sich dadurch
zwischen der Kindertagesstätte, einschließlich Erzieherteam und Träger und den Eltern mit
Elternrat partnerschaftlich. Das Ziel ist eine Veränderung und Verbesserung der Elternarbeit in
der Kindertagesstätte ,,Regenbogen" zur Zufriedenheit der Kunden und zum Wohl der Kinder
durch einen Vergleich von theoretischen Grundlagen und der praktisch ermittelten Situations-
und Bedarfsanalyse.
Des Weiteren möchte ich, als Autorin diese Diplomarbeit insofern nutzen, dass ich das duale
System des Studiums weiterverfolge, indem ich theoretisches Wissen eines speziellen Themas in
der Praxis anwende, beides miteinander verknüpfe und Schnittstellen erkenne. Ich werde nicht
nur theoretische Inhalte aus verschiedener Literatur wiedergeben und verwenden, sondern eine
Form der Elternarbeit, die ,,Elternbefragung" als Bedarfsanalyse exemplarisch anhand einer
empirischen Studie in der Kindertagesstätte ,,Regenbogen" aufzeigen.

Marlen
Sauer
1/111
Vorwort
Kindertagesstätten sind derzeit nicht mehr nur eine Bewahranstalt für Kinder, sondern eine
Einrichtung, die eine soziale Dienstleistung im Sinne von Betreuung, Bildung und
Erziehung für Kinder erbringt. Diese Dienstleistungen werden von Kindern und Eltern
gemeinsam in Anspruch genommen. Eltern spielen dabei eine sehr wichtige Rolle, da sie
die Personensorgeberechtigten der Kinder sind, deren Interessen und Rechte vertreten und
beanspruchen. Im Vordergrund steht dabei immer, dass zum Wohl der Kinder gehandelt
wird.
Eltern und Kinder werden in der heutigen Zeit, aufgrund des gesellschaftlichen Wandels
als Kunden einer solchen sozialen Dienstleistung angesehen. Um eine partnerschaftliche
Zusammenarbeit, wie sie gefordert wird, zu erreichen, gilt es, die Arbeit in der
Kindertagesstätte entsprechend deren Möglichkeiten so zu gestalten, dass die ,,Kunden"
zufrieden sind. Nur, wenn Eltern und Kinder zufrieden sind, erbringt die Einrichtung neben
weiteren beeinflussenden Faktoren eine qualitativ gute Arbeit.
Eltern erwarten dabei eine professionelle Elternarbeit, die den aktuellen Standards
angepasst ist.
Die Diplomarbeit zeigt, wie es zu Veränderungen in Bezug auf die Bedeutung von
Kindertagesstätten und damit verbunden der Elternarbeit kam. Der gesellschaftliche
Wandel, der auch die Werte der Familie verändert, hat zu Folge, dass sich die Kindheit,
sowie der Stellenwert und die Situation von Kinderbetreuungseinrichtungen wandeln.
Sowohl Eltern und Kinder haben ihre Recht und Pflichten als auch die Kindertagesstätten
bezüglich der Betreuung, Bildung und Erziehung gegenüber den ihr anvertrauten Kindern.
Des Weiteren wird in der Diplomarbeit beschrieben, wie eine qualitativ gute und
professionelle Elternarbeit auf der Basis von verschiedenen theoretischen Grundlagen
aussieht. Dabei wird näher auf die heutige, sozusagen neue Definition des Begriffs
,,Elternarbeit" eingegangen und die unterschiedlichen Formen der Elternarbeit werden
erläutert.
Ferner wird durch eine Elternbefragung analysiert, wie die Kindertagesstätte
,,Regenbogen" die Elternarbeit tatsächlich in der Praxis durchführt. Dabei wird aufgezeigt,
aus welchem Anlass und zu welchem Nutzen eine Elternbefragung organisiert wird. Um
einen guten Fragebogen zu erstellen, ist es wichtig, bestimmte Regeln zum Aufbau und zur
Durchführung sowie zur Auswertung einzuhalten.
Anschließend werden die praktisch durchgeführte Befragung erläutert, Ergebnisse
ausgewertet und Daten ausführlich analysiert und interpretiert. Daraus entsteht ein

Marlen
Sauer
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Vergleich zwischen theoretischer und praktischer Elternarbeit. Veränderungs- bzw.
Verbesserungsvorschläge, die die Zufriedenheit der Eltern steigern, werden angebracht und
beschrieben.
Um Vorschläge solcher Art umzusetzen, ist eine gute Teamarbeit unter den Erzieherinnen
oder zwischen Erzieherinnen und Eltern notwendig. Nur so können unterschiedliche
Formen der Elternarbeit in der Praxis angewandt werden. Eine gute Teamarbeit unter den
Mitarbeitern ist vorhanden, wenn die Entwicklungsphasen einer Gruppe bekannt und die
Gruppenmitglieder sich darüber bewusst sind. Des Weiteren sollten die Teammitglieder,
die sowohl Eltern als auch Erzieher sein können, Konflikte rechtzeitig erkennen und in der
Lage sein, die Konflikte konstruktiv zu lösen. Um einige Vorschläge, die zu einer
veränderten und besseren Elternarbeit führen, umzusetzen, wird eine gute Zusammenarbeit
unter den Erzieherinnen und Eltern vorausgesetzt. Deshalb spielt das Thema ,,Teamarbeit"
eine wichtige Rolle. Sowohl eine professionelle Elternarbeit als auch Teamarbeit sind
Kriterien für den Prozess der Qualitätsentwicklung, durch die eine Kindertagesstätte unter
anderem konkurrenzfähig wird.
Daraus ergibt sich, wie wichtig und interessant dieses Thema ist. Die angewandte
Elternarbeit beeinflusst die Zufriedenheit der Eltern, die die Kunden der sozialen
Dienstleistung sind. Qualitätsentwicklung in sozialen Einrichtungen, besonders auch in
Kindertagesstätten setzt wirtschaftliches und kundenorientiertes Denken und Handeln
voraus. Nur so kann eine Einrichtung effektiv und effizient arbeiten und für die Zukunft
bestehen. Das bedeutet, dass zufriedene Kunden keinen anderen Anbieter der
Dienstleistung auswählen und somit hält sich die Auslastung der Einrichtung für die
nächsten Jahre, abgesehen von anderen beeinflussenden Faktoren relativ stabil. Eine
Auslastung der Kapazitäten einer Kita wiederum, sichert Arbeitsplätze, was sich indirekt
auf die regionale Arbeitsmarktpolitik auswirkt.
Jedenfalls ist die Einrichtung in der Pflicht zeitgemäß zu arbeiten, d. h. sich stückweit an
die Situation und den Stellenwert der Familie ,,heute" anzupassen und familienergänzend
und -unterstützend tätig zu sein. Damit dem Team der Kindertagesstätte bekannt wird, wie
Eltern die Einrichtung, dessen pädagogische Arbeit und Strukturen beurteilen und wie sich
die Eltern dies wünschen, ist eine Erhebung in Form einer schriftlichen Befragung
erfolgreich und wirkungsvoll.
In erster Linie nutzt die Diplomarbeit den Kunden von Kindertagesstätten, also Eltern und
deren Kindern. Es wird aufgezeigt wie die Erzieher die Elternarbeit der heutigen Situation

Marlen
Sauer
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anpassen und durchführen. Werden die Vorschläge, die der Veränderung und
Verbesserung der Elternarbeit dienen, umgesetzt, werden die Eltern mit der Einrichtung
und deren pädagogischer Arbeit zufrieden sein. Die Erhebung stellt dar, wie die Eltern die
Kindertagesstätte ,,Regenbogen" derzeit beurteilen und wie sie sich die Elternarbeit in
Zukunft wünschen. Die daraus resultierenden Differenzen, bringen
Veränderungsvorschläge mit sich, die das Erzieherteam im Verbesserungsprozess
bezüglich Elternarbeit und -zufriedenheit unterstützen soll.
Des Weiteren erhält der kommunale Träger der Einrichtung eine aktuelle Auswertung der
Ergebnisse und Analyse der Daten, die er für seine weitere Arbeit als Träger sinnvoll
einsetzen kann. An dem gesamten Netzwerk sind nicht nur Familien, Träger und
Einrichtung selbst beteiligt, sondern auch die Fachkräfte des Jugendamtes, die für diese
Einrichtung zuständig sind und vor allem die Datenanalyse der Elternbefragung für
Weiteres verwenden können. Ferner kann sich der Elternrat der Kindertagesstätte mit den
Ergebnissen der Befragung und daraus resultierenden Vorschlägen auseinandersetzen. Die
Zusammenarbeit gestaltet sich dadurch zwischen der Kindertagesstätte, einschließlich
Erzieherteam und Träger und den Eltern mit Elternrat partnerschaftlich. Das Ziel ist eine
Veränderung und Verbesserung der Elternarbeit in der Kindertagesstätte ,,Regenbogen"
zur Zufriedenheit der Kunden und zum Wohl der Kinder durch einen Vergleich von
theoretischen Grundlagen und der praktisch ermittelten Situations- und Bedarfsanalyse.
Des Weiteren möchte ich, als Autorin diese Diplomarbeit insofern nutzen, dass ich das
duale System des Studiums weiterverfolge, indem ich theoretisches Wissen eines
speziellen Themas in der Praxis anwende, beides miteinander verknüpfe und Schnittstellen
erkenne. Ich werde nicht nur theoretische Inhalte aus verschiedener Literatur wiedergeben
und verwenden, sondern eine Form der Elternarbeit, die ,,Elternbefragung" als
Bedarfsanalyse exemplarisch anhand einer empirischen Studie in der Kindertagesstätte
,,Regenbogen" aufzeigen.

Marlen
Sauer
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1
Bedeutung von Kindertagesstätten
,,In unserer Gesellschaft finden ständig Veränderungen statt. Auch Tageseinrichtungen für
Kinder müssen sich deshalb permanent weiterentwickeln." (basiswissen kita, Neue
Elternarbeit, Günter Stürmer, 4. Auflage 2005, Verlag Herder GmbH, Freiburg, S. 7)
1.1
Gesellschaftlicher Wandel der Familie
In der Familiensoziologie wird von einem Wertewandel der Familie gesprochen. Dabei
haben sich zehn wesentliche Aspekte der Familie von früher zu heute verändert. Diese
Veränderungen beeinflussen stark die Bedeutung und Funktion von den Kindertagesstätten
heute.
Die Eltern von heute stehen im Gegensatz zu den früheren Elterngenerationen durch
verschiedene Einwirkungen unter einem enormen Erziehungsdruck. Des Weiteren wandelt
sich in unserer Gesellschaft das Verständnis der Entwicklung des Bindungsverhaltens
stark. Durch die nachfolgend beschriebenen Gründe gibt es nicht mehr nur die
Familienmitglieder als Bindungspersonen für das Kind. Heute ist das Kind in der Lage die
besondere Bindung zur Kindertagesstätte auf funktionelle Aspekte zu reduzieren, soweit
die primäre Bindung zu einem Familienmitglied, zu den Eltern als sichere Bindung besteht.
Das Kind von heute muss und kann mehrere Bindungen zu verschiedenen Personen, wie
Eltern, Erzieher und Kinder der Kita eingehen und zwischen diesen unterscheiden. Unsere
Gesellschaft beabsichtigt die frühzeitigen sozialen Kontakte zu ermöglichen.
Früher, d. h. vor der Industrialisierung lebten Familien gemeinschaftlich in einem
Mehrgenerationenhaushalt zusammen. Dabei befand sich der Wohn- und Arbeitsplatz von
mindestens drei Generationen (Kinder, Eltern und Großeltern) in ein und demselben
Gebäude. Die Familie galt als Produktionseinheit, sie waren sowohl Besitzer als auch
Nutzer der Produktionsmittel. Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Produktion im
Betrieb oder Bauernhof waren gegenseitiges Vertrauen und Verlässlichkeit, also das
Zusammenhelfen von allen Familienmitgliedern. Diese waren sich gegenseitig eine Art
Sozialversicherung und dadurch war das Abhängigkeitsgefüge sehr hoch.
Kindertagesstätten wurden in dieser Zeit nicht benötigt, da die Kinder entweder im
familieneigenen Betrieb mithalfen oder die Großeltern und auch Eltern den Raum und die
Zeit hatten ihre Kinder zu betreuen, da Wohn- und Arbeitsplatz vereint waren. An der
Erziehung und Bildung der Kinder beteiligen sich auch die älteren Familienmitglieder.
Bildung heißt in diesem Sinne praktische Bildung, wie z. B. Nutztiere pflegen,

Marlen
Sauer
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Verarbeitung von Ernteprodukten oder das Führen eines Bauernhofes und vieles mehr, um
den familieneigenen Betrieb in den nächsten Generationen weiterführen zu können. Die
eigene Familie gewährleistete die Betreuung ihrer Kinder und somit war keine
institutionalisierte Betreuung notwendig.
Am Anfang des 19. Jahrhunderts begann die Integration in außerfamiliäre Systeme, wie
z. B. das Schulsystem. Das familiäre Zusammenleben und die Familienideale veränderten
sich im Laufe der Zeit. Es wurde nicht nur geheiratet, weil das Fortbestehen des Betriebs
oder Bauernhofs, sondern die emotionale Bindung zwischen Mann und Frau, die ,,Liebe"
wichtig war. Die familieneigene Produktion rückte mehr und mehr in den Hintergrund.
Durch den Wandel entstanden Arbeitsplätze, die Wohn- und Arbeitswelt voneinander
trennten. Dadurch war es nicht mehr möglich Kinder zu Hause zu betreuen und das
Verlangen nach außerfamiliärer Pflege der Kinder stieg an. Kindertageseinrichtungen
galten anfangs als Kinderbewahranstalten, um berufstätigen Eltern während der Arbeitszeit
die Aufsichts- und Fürsorgepflicht zu gewährleisten. Da die Eltern nun weniger Zeit mit
den Kindern gemeinsam verbrachten, nutzen sie ihre Freizeit im Anschluss an die
Arbeitszeit. Heute spricht man nicht mehr von der Familie als Produktionseinheit, sondern
von der Familie als Fun- und Freizeiteinheit.
Früher wurden die Kinder von dem Erziehungsprimaten im Sinne von Hausvater oder
-mutter erzogen. Heute übertragen die Eltern die Aufgabe weitgehend an das Personal,
insbesondere an die Erzieher einer Einrichtung.
Damals begleitete die Familie die Heranwachsenden in ihrer Entwicklung. Da sie in einem
Mehrgenerationenhaushalt lebten, war dies ohne Probleme möglich. Der Erziehungsprimat
gab den Jugendlichen ausreichend Orientierung und die Jugendlichen hatten dadurch klare
Vorstellungen sowie Richtlinien für ihr Leben. Heute erleben Kinder eine vorgezogene
Pubertät, Konsumverhalten entwickelt sich schon in der Kindheit und die Kinder werden
frühzeitig selbständig. Die Eltern verlieren durch den Einfluss der Gesellschaft an
Erziehungskompetenz, sie sind weniger Begleiter und mehr Zuschauer. Hier stellt sich den
Kindertagesstätten die Aufgabe, Eltern in ihren Kompetenzen zu stärken und Kindern
Orientierungshilfen auf den Weg zu geben.
Im Mehrgenerationenhaushalt lebten die Großfamilie, zu der nicht nur Familienmitglieder
im engeren Sinn gehörten, sondern auch Mägde, Knechte und Bedienstete. Es war jederzeit
ein sozialer Kontakt zwischen den Bewohnern der Wohn- und Arbeitswelt gegeben.
Während der Zeit der Industrialisierung bildet sich die Lebensform ,,Kleinfamilie". Durch

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Sauer
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die Trennung von Wohn- und Arbeitswelt halten sich die Generationen nicht mehr unter
einem Dach auf. Eine Kleinfamilie besteht meist nur aus Mutter, Vater und zwei Kindern,
die sich selbst organisieren. Den Eltern stehen keine weiteren Verwandten jeder Zeit zur
Kinderbetreuung zur Verfügung und somit werden Tageseinrichtungen geschaffen, um den
Eltern den Erwerb und Erhalt des Arbeitsplatzes zu sichern. Durch den Traditionsverlust
der Großfamilien entstehen weitere Formen des Zusammenlebens, wie z. B. Ein-Eltern-
Familien oder Patchwork-Familien.
Die frühere Wertekonstanz verliert sich und ein Wertepluralismus entspringt. D. h. früher
leiteten klare Vorstellungen das Leben, zuerst wurde geheiratet und danach kamen die
Kinder. Heute ist kein dementsprechendes Muster vorgegeben und die Rollenverteilung ist
variabel. Die Anzahl der Frauen, die wegen den Kindern über Jahre hinweg zu Hause
bleiben, sinkt. Durch die Emanzipation erreichen Frauen eine soziale und wirtschaftliche
Selbständigkeit und Unabhängigkeit. Frauen erlernen und üben Berufe aus, so dass sie
nicht mehr jahrelang die Kinder zu Hause betreuen und erziehen. Diese Aufgaben werden
an die Tageseinrichtungen übertragen.
Wenn sich Paare früher trennten, geschah dies durch Verwittwung. Heute gibt es
zunehmend mehr gewollte Trennungen und Ehescheidungen. Die Folgen davon sind die
oben genannten verschiedenen Familienformen.
Damals lag die Erziehungsverantwortung klar bei den Eltern. Eltern hatten nicht so viele
Möglichkeiten ihre Kinder zu erziehen, da familiäre und gesellschaftliche Richtlinien
vorhanden waren. Heute ist Kindererziehung ein Thema für Schulen und
Kindertageseinrichtungen geworden. Diese haben Leitbilder und kulturelle Vorgaben, wie
die Erziehung in der jeweiligen Einrichtung geleistet wird. Für Eltern gibt es durch den
Wertepluralismus kein Leitbild mehr. Eltern wissen nicht, ob sie ihre Kinder autoritär oder
partnerschaftlich erziehen sollen. Sie werden in der heutigen pluralistischen Gesellschaft
verunsichert und ,,trauen sich keine Kinder mehr zu". Die Gefahr, die sich daraus
entwickelt, ist, dass Familie zum Auslaufmodell wird. Um die Eltern in ihren
Erziehungskompetenzen zu stärken, bildet sich die Elternarbeit in seinen
unterschiedlichsten Formen zu einer der wichtigsten Aufgaben neben der Kinderbetreuung
heraus.
Früher wohnten die Großeltern im selben Haus oder zumindest lebten sie in derselben
Dorfgemeinschaft. Großeltern übernahmen, wenn sie Rentner waren, die Fürsorge- und
Aufsichtspflicht für ihre Enkelkinder. Heute sind Großeltern auch durch den medizinischen
Fortschritt länger mobiler. Sie sind jung geblieben und agiler als einst. Die Großeltern von

Marlen
Sauer
7/111
heute genießen ihr Leben und nutzen ihre Freizeit, aber nicht in dem sie die Enkelkinder
betreuen. Die zunehmend große räumliche Distanz zwischen den Generationen aufgrund
der Arbeitsmarktlage ermöglichte kaum, die Kinder ,,mal schnell" bei Oma und Opa
vorbeizubringen. Hier ist die Lösung der Eltern ebenfalls, die Kinder in einer Einrichtung
betreuen zu lassen.
Damals hatte man in allen Lebenslagen ein persönliches Verhältnis zu seinem
,,Gegenüber". Heute wird unsere Gesellschaft zunehmend unpersönlicher. Die Menschen
stehen nicht mehr Menschen gegenüber, sondern vielmehr Institutionen. Dies vermittelt
Unsicherheit und Orientierungslosigkeit. Der persönliche Kontakt ist vorwiegend nur noch
in der Kleinfamilie vorhanden. Die Eltern finden für die Erziehung und Bildung ihrer
Kinder Orientierung und Sicherheit in den Institutionen - ,,Tageseinrichtungen".
Zusammenfassend beeinflussen folgende zehn Punkte die wachsende Bedeutung der
Kindertagesstätten:
- Produktionseinheit gegen Fun- und Freizeiteinheit
- Wandel der Aufgaben des Erziehungsprimaten der Familie
- heutige Konsum- und Informationsgesellschaft
- frühere Großfamilie ­ heutige Kleinfamilie
- Wertekonstanz gegen Wertepluralismus
- Tendenz zu mehr Trennungen und Scheidungen
- Verlust der familiären Leitbilder
- Veränderung des Bildes ,,Großeltern"
- bestehende
Altenkultur
- gegenwärtige asymmetrische Gesellschaft
Die zehn Aspekte, die sich bezüglich der Familie von früher zu heute geändert haben,
bewirken den Wandel von Kindertagesstätten. Kitas übernehmen Aufgaben und
Funktionen, an die früher nicht zu denken war. Die Bedeutung von Tageseinrichtungen
nimmt zu und Einrichtungen werden sowohl für Eltern als auch für die zu betreuenden
Kinder immer wichtiger und bedeutungsvoller.
(Vgl. Unterlagen zur Vorlesung Soziologie, Familiensoziologie ­ 3. Semester, Jahrgang
2003, Dozent Herr Assenbaum)

Marlen
Sauer
8/111
1.2
Kindertagesbetreuung heute und in Zukunft
Durch den rasanten Wandel in den letzten 20 bis 30 Jahren ergeben sich verschiedene
Dimensionen bezüglich der gegenwärtigen Kindertagesbetreuung.
Heute nehmen immer mehr Eltern für ihr Kind das Recht auf einen Kindergartenplatz laut
§24 Absatz 1 SGBVIII in Anspruch. Dadurch besuchen zunehmend mehr Kinder im Alter
von drei bis sechs Jahren den Kindergarten bevor die reguläre Schulpflicht eintritt.
1970 genossen noch rund die Hälfte und im Jahr 2000 schon 85% aller Kinder im Alter
zwischen vier und sechs Jahren die Betreuung, Bildung und Erziehung in der Tagesstätte.
Ein weiterer Faktor ist, dass der Zeitraum, indem die Kinder in der Kita betreut werden,
ansteigt. Es gibt einen Trend zu längeren Betreuungszeiten pro Tag.
In den 80er Jahren ließen die Eltern ihr Kind etwa drei Stunden täglich betreuen und dies
entweder vormittags oder nachmittags. Heute verbringen die Kinder in der Regel den
gesamten Tag in der Einrichtung, ohne über den Zeitraum der Mittagsstunden familiär
beaufsichtigt zu werden. Die Auswahl der verschiedenen Betreuungszeiten ist abhängig
von den Trägern der Einrichtungen. In den Einrichtungen der Landeshauptstadt Dresden
sind zum Beispiel folgende tägliche Betreuungszeiten möglich:
- bis 4,5 Stunden
- 4,5 bis 6 Stunden
- 6 bis 7,5 Stunden
- 7,5 bis 9 Stunden
- 9 bis 10 Stunden
- 10 bis 11 Stunden
(Vgl. Satzung der Landeshauptstadt Dresden über die Erhebung von Gebühren von
Kindertageseinrichtungen und die Betreuung in Tagespflege vom 24. Januar 2004)
Die Kinder verbringen heutzutage den überwiegenden Teil ihrer Zeit bzw. ihres Tages in
der Einrichtung. Demnach bleibt den Eltern wenig Zeit sich intensiv mit ihren Kindern zu
beschäftigen. Demzufolge steigt die Bedeutung der Kindertagesstätten an. Diese längeren
Betreuungszeiten ermöglichen den Frauen, insbesondere den Müttern eine Teilnahme am
Berufsleben. Wird eine außerfamiliäre Betreuung gewährleistet, nehmen viele Mütter ihre
Berufstätigkeit wieder auf. Damit kann die ansteigende Berufsbeteiligung von Frauen
erklärt werden. Natürlich hängen damit auch das Rollenverständnis und die Suche nach der
Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zusammen. (Vgl. Bedarfsanalysen leicht
gemacht, Frank Jansen, 2003, Don Bosco Verlag München, S. 8/9)

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Die Tendenz, dass immer mehr Kinder die Tagesstätte besuchen, reißt nicht ab und die
Kindertagesstätte an sich, gewinnt für die Familien weiter an Bedeutsamkeit. Die
Leistungen der Einrichtungen sind und werden nicht mehr nur reine Erfüllung von
Aufsichts- und Fürsorgepflicht sein, sondern sie erweitern sich auf familienunterstützende
und erziehungsergänzende Angebote.
Für die Zukunft bestehen weiterhin anhaltende Veränderungsprozesse, die den
Arbeitsmarkt, die familiären Beziehungen und das Rollenverständnis betreffen. Die
Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt fordert sowohl für Männer als auch Frauen angepasste
Qualifikationen und Flexibilität. Um Flexibilität und Mobilität als Anforderungen an
Mütter und Väter zu stellen, brauchen Eltern für ihre Kinder verlässliche und
vertrauensvolle Betreuungskonzepte der Einrichtungen.
Durch die anhaltende frühreife Entwicklung der Kinder ergeben sich Spannungen in der
Beziehung zwischen Eltern und Kinder bezüglich individueller Selbstverwirklichung und
doch liebevolle Fürsorge. Das klassische Bild der Familien wird immer seltener. Es treten
neue Formen vom Leben in einer ,,Familie" auf.
Durch den Anstieg der Scheidungsrate nimmt die Anzahl der Patchwork-Familien und
Alleinerziehenden Mütter oder Väter zu. Das Rollenverständnis von Männern und Frauen
bewegt sich auf Gleichberechtigung und -gewichtung hin, um mit einem guten Einkommen
beider eine angenehme Lebensqualität zu ermöglichen.
(Vgl. basiswissen kita, Neue Elternarbeit, Günter Stürmer, 4. Auflage 2005, Verlag Herder
GmbH, Freiburg, S. 7)
Aus diesen Faktoren und dem allgemeinen Wandel entwickelt sich ein neues verändertes
Verständnis des Begriffs ,,Kindheit".
1.2.1
Veränderte
Kindheit
Die Autorin Petra Deger nennt drei wesentliche Ebenen, auf denen sich die Kindheit
verändert. Es gibt die Verhäuslichung, Verinselung und Pädagogisierung der Kindheit.
Verhäuslichung der Kindheit meint, dass die Kinder immer mehr Zeit in der Wohnung
oder dem Haus der Eltern oder in den Gebäuden der Einrichtung verbringen. Das heißt,
Kinder halten sich zunehmend weniger im Freien auf. Die derzeitige Mobilität ist ,,normal"
geworden, mit der Folge, dass immer mehr Bürger einen PKW fahren und sich damit auf
dem ausgebauten Straßennetz von Städten und Dörfern bewegen. Dadurch haben Kinder
kaum die Möglichkeit auf den Straßen, so wie es früher war, auch unbeaufsichtigt zu

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spielen. Das würde zu große und zu viele Gefahren mit sich bringen. Um diese Gefahren
zu minimieren, kommt es den Erziehungsberechtigten zu Gute, wenn Kinder ,,drinnen"
spielen.
Aufgrund des Wandels von der Großfamilie zur Kleinfamilie, gibt es zunehmend weniger
Kinder und Kinder, die Geschwister haben. Die sinkende Kinderzahl hat zur Folge, dass es
weniger Gleichaltrige gibt, die Zeit miteinander verbringen können. Mittlerweile wachsen
etwa 40% aller Kinder als Einzelkinder auf. Die Möglichkeiten sich in der Altersgruppe zu
entlasten, dem dauernden Zugriff der Erwachsenen zu entziehen und kognitive und soziale
Erfahrungen mit Gleichaltrigen oder Älteren zu erleben, sinken. Somit werden die
Aufgaben und Funktionen der Kitas vielfältiger und gleichen diese Defizite aus.
Kinder beschäftigen sich heute vorzugsweise mit dem Fernseher oder Computer ­ die
Medienbranche lässt dabei keine Wünsche offen. Dadurch ziehen sich Kinder noch mehr
nach ,,drinnen" zurück und der Gesprächspartner oder Spielkamerad, vor allem der
Einzelkinder sind technische Geräte. Dies dient auf keinem Fall der Entwicklung und dem
Ausbau sozialer und personaler Kompetenzen. An dieser Stelle kommt der Tagesstätte
wieder mehr Bedeutung zu. Ohne PC und Fernseher können sich Kinder im freien Spiel
mit anderen Kindern der Tageseinrichtung frei entfalten und ihre Kompetenzen fördern.
Verinselung der Kindheit bedeutet, dass Kinder ihre Zeit nicht mehr in ein und demselben
Lebensraum ähnlich der Produktionseinheit und dem Mehrgenerationenhaushalt
verbringen. Kinder entwickeln sich heutzutage in verschiedenen Lebensräumen, genannt
Inseln. Diese Inseln sind durch eine gute Infrastruktur verbunden und dadurch erreichbar.
Die Inseln können z. B. die Kindertageseinrichtung, der Sportverein, die musikalische
Früherziehung usw. sein. Kinder haben einen zeitlich stark strukturierten und
engmaschigen Tagesablauf, der sich an den Arbeitszeiten der Eltern und an den Zeiten der
verschiedenen Inseln ausrichtet. Den Kindern fehlt dann ein einheitlicher und gleich
bleibender Handlungsraum, in dem sie sich entfalten können.
Aus diesen Gründen ist eine Ganztagsbetreuung von Vorteil. Hier verbringen die Kinder
einen längeren Zeitraum bis hin zu einem ganzen Tag. Sie werden nicht ständig aus dem
Hier und Jetzt herausgerissen, sondern können verschiedene Aktivitäten an ein und
demselben Ort wahrnehmen.
Die Anfänge der Pädagogisierung der Kindheit liegen im 19. Jahrhundert. Im westlichen
Kulturkreis ist man davon überzeugt, dass das Alter der Kindheit seine eigenen Merkmale

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im Gegensatz zum Jugend- und Erwachsenenalter hat. Die speziellen Eigenarten von
diesem Alter werden entsprechend seiner Relevanz gefördert und gepflegt, was im
Allgemeinen durch die institutionellen Angebote der Einrichtungen geschieht. Aufgrund
des fehlenden Erziehungsprimaten und der daraus folgenden Desorientierung der Eltern
bezüglich der Erziehung ihrer Kinder, suchen Eltern immer öfter den fachlichen Ratschlag
durch verschiedene Medien. Den Eltern ist es wichtig, dass ihre Kinder ausreichend und
qualitativ gut gefördert werden. All diese Aspekte wirken sich auf den aktuellen
Stellenwert von Kindertageseinrichtungen aus.
(Vgl. Bedarfsanalysen leicht gemacht, Frank Jansen, 2003, Don Bosco Verlag München,
S. 10-12)
1.2.2
Stellenwert und Situation der Kitas
Zusammengefasst wirken sich die oben genannten Faktoren in ihrer Entwicklung auf den
aktuellen und zukünftigen Stellenwert der Kindertageseinrichtungen aus. Kitas gewinnen
immer mehr an Bedeutung. Da es zunehmend mehr Kinder gibt, die ohne Geschwister und
Gleichaltrige aufwachsen, können sie sich kaum ohne die Begleitung von Erwachsenen in
ihrem Umfeld bewegen.
Die Aufgabe der sekundären Sozialisation wird an die Kitas übertragen, weil eine familiäre
Sozialisation nicht mehr in der früheren Art und Weise durchführbar ist. Des Weiteren
wollen und müssen Mütter sehr früh in den Beruf zurückkehren. Die Väter gehen ihrer
Berufstätigkeit, nach dem allgemeinen Rollenverständnis ,,des Fürsorgers der Familie"
unabhängig, ob Kinder in der Familie vorhanden sind, weiterhin nach. Auf den Vater als
Kinderbetreuer wird in den wenigstens Fällen zurückgegriffen. Somit sieht unsere heutige
Gesellschaft eine außerfamiliäre Betreuung als selbstverständlich an.
Um der Mutter den Wunsch nach Berufstätigkeit zu erfüllen, ist eine ausreichende Anzahl
an Plätzen in Tageseinrichtungen notwendig. Dadurch gewinnen Einrichtungen weiterhin
an Bedeutung. Es gibt keine ,,Standardkindertagesstätten" mehr, sondern die Auswahl an
Einrichtungen für das Kind ist groß.
Kindertagesstätten unterscheiden sich im Wesentlichen von der pädagogischen
Konzeption. Für Eltern ist die Wahl der ,,richtigen" Einrichtung oft abhängig von der
pädagogischen Qualität mit der ihr Kind betreut, gebildet und erzogen wird sowie von den
Öffnungszeiten, die mit den Arbeitszeiten der Eltern vereinbar sein sollen.
Die Kindertageseinrichtungen richten sich nach den Forderungen von Richtlinien,
Satzungen, Gesetzen und der Eltern, um das Ziel einer zeitgemäßen Einrichtung zu

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verfolgen und zu erreichen. Eltern überzeugen sich aber nicht nur von der inhaltlichen
Qualität einer Kita, sondern auch von ihren strukturellen Gegebenheiten.
Die Öffnungszeiten sind für Eltern genauso wichtig wie eine pädagogische Konzeption,
wenn nicht sogar noch wichtiger. Durch passende Öffnungszeiten, die die Eltern mit ihren
Arbeitszeiten vereinbaren, hat eine Kita Vorteile gegenüber anderen Einrichtungen und
erreicht eine Auslastung ihres Platzangebotes.
Eine Auslastung an Kapazitäten sichert ein Fortbestehen der Einrichtung für die Zukunft.
Werden keine oder wenige Kinder in der Einrichtung betreut, besteht die Möglichkeit, dass
die Kita über kurz oder lang geschlossen wird.
(Vgl. Bedarfsanalysen leicht gemacht, Frank Jansen, 2003, Don Bosco Verlag München,
S. 12/13)
1.3
Eltern und Kinder als Kunden von sozialen Dienstleistungen
Oft diskutiert man über die Fragestellung, ob die Kindertagesbetreuung ein ,,Produkt" ist,
welches dem Markt angeboten wird und ob Eltern und deren Kindern als ,,Kunden" von
diesem ,,Produkt" angesehen werden können.
Aus der volks- und betriebswirtschaftlichen Sicht sind Eltern und Kinder Kunden von
sozialen Dienstleistungen.
Eltern und Kinder haben Bedürfnisse. Eltern wünschen sich, auch mit Kindern ihrer
Berufstätigkeit nachzugehen und dabei ihre Kinder gut betreut zu wissen. Daraus entsteht
der Bedarf nach einem Kindertagesstättenplatz. Die Eltern ziehen verschiedene Aspekte in
ihre Entscheidung für die ,,richtige" Kindertagesbetreuung ein.
Haben die Eltern genaue Vorstellungen, wie die ganztägige Betreuung für ihr Kind
aussehen soll, fragen sie dies direkt am Markt nach. Der Markt ist ein Ort, wo Nachfrage
und Angebot zusammentreffen. Auf dem Markt werden Sachgüter und Dienstleistungen
nachgefragt. Bei der Kindertagesbetreuung handelt es sich um kein Sachgut, sondern um
eine Dienstleistung und zwar eine soziale Dienstleistung. Märkte können nach der Art der
Güter, nach den Marktzutrittsmöglichkeiten, nach räumlich-zeitlichen Gesichtspunkten
und nach dem Umfang des staatlichen Einflusses geordnet werden.
Der Markt, wo sich das Angebot und die Nachfrage der Dienstleistung ,,Kinderbetreuung"
treffen, ist für jeden Bürger zugänglich, kann räumlich z. B. durch Landkreise und zeitlich
z. B. durch Beginn und Ende eines Kindergartenjahres strukturiert werden. Auf diese
Dienstleistung wirkt der Staat in Form von Gesetzen und Richtlinien, die sich direkt an die
Dienstleistung richten, ein.

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Verschiedene Träger, Einrichtungen oder einzelne Personen bieten die soziale
Dienstleistung ,,Kinderbetreuung" an. Also sind mehrere Anbieter am Markt vorhanden,
die sich durch Einzelheiten oder Besonderheiten bezüglich des Angebots unterscheiden -
z. B. kann von einer Tagesmutter eine ganztägige Betreuung oder von der
Kindertagesstätte eine Halbtagsbetreuung angeboten werden. Die einzelnen Angebote
grenzen im Vergleich untereinander ab.
Durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage am Markt, entsteht ein
Marktgleichgewicht. Im idealen Fall gleichen sich Angebot und Nachfrage der
Dienstleistung aus, so dass der Markt voll ausgeschöpft werden kann. Das Grundprinzip
des Marktes ist der Tausch. Es werden Zahlungsmittel, also Geld gegen Waren, hier die
Dienstleistung ,,Kinderbetreuung" getauscht. Der Marktpreis, der an dieser Stelle für die
Nachfrager interessant ist, bezieht sich auf den Elternbeitrag, der bei der Betreuung des
Kindes in einer Einrichtung gezahlt werden muss.
Die Personen, die die Nachfrage auf dem Markt stellen, werden als Käufer bezeichnet. Sie
kaufen die Dienstleistung ,,Kinderbetreuung" ein und zahlen dafür einen Geldbetrag. Somit
sind die Anbieter beim Leistungstausch die Verkäufer der ,,Kinderbetreuung", weil sie für
das Produkt Geld entgegennehmen. Jeder Mensch, der Interesse an der Nutzung von
Produkten oder Dienstleistungen hat, ist ein Kunde. Eltern haben das Interesse, die soziale
Dienstleistung der ,,Kinderbetreuung" für ihr Kind zu nutzen, also sind sie Kunden dieser
Dienstleistung. Die Eltern zahlen einen bestimmten Geldbetrag, ,,Elternbeitrag" für die
Betreuung, Bildung und Erziehung ihres Kindes in der Einrichtung. Die soziale
Dienstleistung erhalten aber die Eltern nur indirekt, direkt profitieren die Kinder von der
Dienstleistung bzw. erhalten diese. Somit sind beide ,,Parteien", d. h. Kinder und Eltern
Kunden dieser sozialen Dienstleistung, wobei die Kinder die Nutzer der angebotenen
Produkte der Kindertagesstätte darstellen.
(Vgl. Volkwirtschaftslehre, Heidrun Peters, 6. Auflage, 2003, Winklers Verlag,
Darmstadt, S. 18-20, S. 148-152)
Die entscheidende Besonderheit der Marktwirtschaft ist der Preismechanismus. Adam
Smith: ,,Preise werden nicht z. B. staatlich fixiert, sie stellen sich vielmehr aufgrund der
jeweiligen Marktverhältnisse ,,von alleine" ein und führen immer wieder zu einer
Anpassung von Angebot und Nachfrage." (Grundlagen und Probleme der
Betriebswirtschaft, Helmut Schmalen, 12. Auflage, 2002, Schäffer-Poeschel Verlag,
Stuttgart, S. 7)

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Diesen Preismechanismus gibt es bei der sozialen Dienstleistung nicht in der Art und
Weise, wie Adam Smith es erklärt. Die Preise, die Eltern für die Kindertagesbetreuung
zahlen, sind gesetzlich festgelegt und richten sich an anderen Faktoren aus.
1.4
Kosten und Finanzierung von Kinderbetreuungsplätzen
Die Betriebskosten einer Kindertagesstätte ergeben sich aus den Sach- und Personalkosten.
Es ist jährlich ein Plan mit allen Aufwendungen der Einrichtung zu erstellen. Die Kosten
einer Einrichtung in kommunaler Trägerschaft werden anteilig durch die Gemeinde, den
Landeszuschuss und den Elternbeiträgen gedeckt. Einrichtungen die einer freien
Trägerschaft unterliegen, werden anteilig durch die Gemeinde, den Landeszuschuss, den
Elternbeiträgen und durch einen Eigenanteil des Trägers finanziert. (Vgl. SächsKitaG,
2001, §14 Absatz 3,4)
Die reinen Ausgaben für einen Kindertagesbetreuungsplatz jährlich sind im gesamten
Bundesgebiet sehr unterschiedlich. Die Spanne reicht von 2153 Euro in Baden-
Württemberg bis zu 5266 Euro in Berlin. Unter 2500 Euro pro Platz werden in
Bundesländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bayern, Sachsen und Mecklenburg-
Vorpommern aufgewendet. Ein Betrag zwischen 2500 und 3000 Euro werden in Sachsen-
Anhalt, Brandenburg und im Saarland ausgegeben. Zwischen 3000 und 4000 Euro kostet
ein Platz in Hessen, Thüringen, Bremen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Die
Städte Hamburg und Berlin sind führend mit Beträgen von 5000 bis 5300 Euro. (Vgl.
Statistisches Bundesamt, Kindertagesbetreuung 1990-2002, Presseexemplar, März 2004)
Der Elternbeitrag in der Kinderkrippe für ein Kind liegt zwischen 20 und 23 Prozent der
Betriebkosten. Zwischen 20 und 30 Prozent der Betriebskosten tragen die Eltern bei einem
Kind in einem Kindergarten. Den Verpflegungskostensatz bei Essenversorgung in der
Einrichtung entrichten die Eltern zusätzlich. Der freie Träger übernimmt Kosten im
Rahmen seiner Leistungsfähigkeit. Bei einer Einrichtung in kommunaler Trägerschaft trägt
die Gemeinde die Kosten, die mit den Elternbeiträgen nicht gedeckt werden können. Wenn
die Einrichtung in freier Trägerschaft geführt wird, übernimmt die Kommune, die Kosten
die nicht mit dem Eigenanteil des Trägers und den Elternbeiträgen abgedeckt werden
können. Der jährliche Landeszuschuss wird aus der Kinderzahl in einer neunstündigen
Betreuungszeit berechnet. (Vgl. SächsKitaG, 2001, §§15-18)

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Um die Beträge der Elternbeiträge zu realisieren und sich vorstellen zu können, wird ein
Beispiel aus dem Bundesland Sachsen in einem Diagramm angeführt.
Stadt Dresden
0,00
50,00
100,00
150,00
200,00
250,00
300,00
Krippe Garten Krippe Garten Krippe Garten Krippe Garten Krippe Garten Krippe Garten
10 bis 11 Std.
9 bis 10 Std.
7,5 bis 9 Std.
6 bis 7,5 Std.
4,5 bis 6 Std.
bis 4,5 Std.
Betreuungsart u. -aufwand
Ge
bühr
en
1. Kind Grundbetrag
1. Kind Alleinerz.
2. Kind Grundbetrag
2. Kind Alleinerz.
3. Kind Grundbetrag
3. Kind Alleinerz.
(Abb. 1 Monatliche Gebühr - Elternbeitrag für die Betreuung in einem Kindergarten und
Kinderkrippe der Stadt Dresden)
Dieses Diagramm zeigt die Betreuungsgebühren, die von den Eltern in einer Einrichtung
der Stadt Dresden zu zahlen sind. Die Rubrikenachse zeigt den zeitlichen
Betreuungsaufwand einer Kinderkrippe im Vergleich zu einem Kindergarten. Dabei wird
noch mal unterschieden, ob Eltern den Grundbetrag bezahlen oder Vergünstigungen
bekommen, weil sie allein erziehend sind. Die Größenachse stellt die jeweiligen Gebühren
bzw. Elternbeiträge dar.
Das Diagramm verdeutlicht, dass die Unterbringung des Kleinkindes, das heißt in einer
Kinderkrippe kostenintensiver ist, als die Betreuung eines älteren Kindes, welches den
Kindergarten besucht. Dies hängt mit dem allgemeinen erhöhten Betreuungsaufwand in
einer Kinderkrippe zusammen. Die Kleinstkinder brauchen eine intensivere Betreuung als
Kindergartenkinder. Außerdem steht für ein Kleinstkind mehr pädagogisches Fachpersonal
zu Verfügung als für ein Kindergartenkind, dies hängt mit dem vorgegebenen
Personalschlüssel zusammen. Bei der gleichen Anzahl von Kindern, wird in einer
Kinderkrippe mehr Personal zur Betreuung benötigt, als in einem Kindergarten. Die
Sachkosten in einer Kinderkrippe sind ebenfalls höher, als in einem Kindergarten.
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Es wird deutlich, dass mit zunehmender Betreuungszeit auch die Betreuungsgebühren
steigen. Umso länger ein Kind täglich betreut wird, desto größer ist der Personaleinsatz
und dadurch steigen die Personalkosten an. Dieses Merkmal ist sowohl in der Kinderkrippe
als auch im Kindergarten zu finden.
Umso kinderreicher eine Familie oder eine alleine erziehende Mutter oder Vater sind und
all ihre Kinder eine gemeinsame Einrichtung besuchen, desto geringer fallen die Gebühren
für die Betreuung der nachfolgenden Kinder aus. Von Kind zu Kind einer Familie sinkt die
Betreuungsgebühr im Kindergarten und in der Kinderkrippe erheblich. Sowohl bei
Alleinerziehenden als auch bei gemeinsam erziehenden Eltern sinkt die Gebühr bei jedem
nachfolgenden Kind um 40 Prozent. Das heißt Eltern bezahlen für das erste Kind 100
Prozent, für das zweite Kind 60 Prozent, für das dritte Kind 20 Prozent vom Grundbetrag
und für weitere Kinder brauchen sie keinen Elternbeitrag zu entrichten. Alleinerziehende
Mütter oder Väter zahlen beim ersten Kind einen Betrag von 90 Prozent, beim zweiten
Kind von 50 Prozent und beim dritten Kind von 10 Prozent des Grundbetrages, auch hier
sind weitere Kinder gebührenfrei. An den Prozentsätzen wird wieder deutlich, dass
Alleinerziehende bei gleicher Kinderanzahl immer 10 Prozent weniger des Betrages den
nicht Alleinstehende entrichten, bezahlen. Die Verantwortlichen, die diese Prozentsätze
aufstellen, möchten die kinderreichen Familien finanziell nicht benachteiligen im
Vergleich zu Ein-Kind-Familien. Diese Festlegung ist in beiden Einrichtungsarten, das
heißt im Kindergarten und in der Kinderkrippe zu finden.
Wenn Mütter oder Väter die Gebühren nicht oder nur teilweise übernehmen können, somit
die Belastung unzumutbar wird, kann eine Übernahme der Kosten beim Träger beantragt
werden.
In den heutigen Zeiten wird von einem Käufermarkt gesprochen im Gegensatz zu früher
als noch die Verkäufermärkte bestanden. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage in
Deutschland haben die Käufer einen größeren Einfluss als die Verkäufer auf das Markt-
und Kaufverhalten. Die Käufer, d. h. die Eltern streben nach einem möglichst günstigen
Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Eltern und Kinder möchten für den Preis, den
Elternbeitrag, den sie zahlen die entsprechende soziale Dienstleistung, die
Kinderbetreuung erhalten.
Daraus entsteht eine Wettbewerbs- und Konkurrenzsituation für die Anbieter, Verkäufer,
sozusagen für die Einrichtungen am Markt. Die Käufer entscheiden sich für einen
Anbieter. Die Eltern wählen unter Beachtung der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten,

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die für sich und für ihr Kind beste Einrichtung aus. Die Eltern und deren Kinder sind an
diesem Markt die Kunden, sie entscheiden indirekt über ausreichende Auslastung der
Betreuungsplätze und somit über das Fortbestehen einer Einrichtung. Die Eltern sind
Kunden und ,,der Kunde ist König".
Um eine langfristige Kundenbindung zu erreichen, soll weitestgehend den
Kundenwünschen entsprochen werden. Die Einrichtung sollte sich an gewissen Wünschen
und Anliegen der Eltern ausrichten. Aus diesen Gründen geschieht die Zusammenarbeit
mit den Eltern auf einer zukunftsfähigen neuen Basis. Die geforderte partnerschaftliche
Zusammenarbeit soll zum Wohl der Kinder eingehalten werden. Demzufolge kann sich die
Einrichtung nicht 100% an den Eltern orientieren, sondern Änderungen werden mit dem
Ergebnis eines Kompromisses ausgehandelt.
(Vgl. Bedarfsanalysen leicht gemacht, Frank Jansen, 2003, Don Bosco Verlag München,
S. 14)
Dieses partnerschaftliche Miteinander erreicht man durch die Einhaltung der vorgegebenen
Rechte und Pflichten für beide Parteien. Ausschlaggebend hierfür sind das SGBVIII,
Kinder- und Jugendhilfegesetz bzw. durch die Novellierung ,,Gesetz zur
Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe" genannt, sowie Gesetze über
Kindertageseinrichtungen, die durch den Landesrechtsvorbehalt geregelt werden und
weitere Satzungen und Richtlinien der jeweiligen öffentlichen und freien Träger.
1.5
Rechtliche
Grundlagen
Generell gelten die Regelungen des SGBVIII, das Kinder- und Jugendhilfegesetz. Für die
Betreuung von Kindern sind insbesondere das Erste Kapitel mit den Allgemeinen
Vorschriften sowie der Dritte Abschnitt des Ersten Kapitels von Bedeutung. Des Weiteren
werden genaue Bestimmungen zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen durch
das Landesrecht geregelt, im Besonderen das Sächsische Gesetz zur Förderung von
Kindern in Tageseinrichtungen kurz SächsKitaG vom 27.11.2001.
Grundlegend hat jeder junge Mensch ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf
Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit laut §1
Absatz 1 SGBVIII. Dieser Satz gilt als Leitnorm für alle Aspekte, die die Kinder- und
Jugendhilfe betreffen. Somit haben Kinder von Kindertagesstätten auch diesen
Rechtsanspruch. Die Aufgaben bezüglich der Förderung und Erziehung werden nicht nur
von den Eltern übernommen, sondern auch im Auftrag der Eltern von der Einrichtung.

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§1 Absatz 2: ,,Die Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern
und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche
Gemeinschaft." (Gesetze für Sozialberufe, Ulrich Stascheit, 2004, SGBVIII)
In erster Linie stellt sich den Eltern die Aufgabe ihre Kinder zu erziehen und zu pflegen.
Diese Verantwortung kann nur durch eine beiderseitige Willenserklärung abgegeben
werden. Die Eltern schließen mit der Kindertagesstätte einen Vertrag, in dem beide
Parteien die Bedingungen anerkennen. Genaueres ist in den einzelnen Vereinbarungen
geregelt. Zu den Einzelheiten gehören z. B. die tägliche Betreuungszeit, in der die
Mitarbeiter der Einrichtung die Fürsorge- und Aufsichtspflicht für das Kind übernehmen,
die Leistungen, die durch die Einrichtung erbracht werden, sowie der Beitragssatz, den die
Eltern für die bekommene Leistung zahlen. Eltern können sich durch mündliche oder
schriftliche Absprachen von ihren Pflichten bezüglich §1 Absatz 2 SGBVIII entbinden.
Die Eltern können durch Entscheidungen des Jugendamtes, welches die ,,Wächterfunktion"
übernimmt bzw. durch Entscheidungen des Familiengerichts bei ,,Gefährdung des
Kindeswohls" laut §1666 BGB ohne ihr Einverständnis von ihren Rechten und Pflichten
entbunden werden.
Die Jugendhilfe soll die Rechte der Kinder und Jugendlichen vertreten.
Laut §1 Absatz 3 SGBVIII haben Kinder und deren Familien folgende Rechtsansprüche:
- junge Menschen sollen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung gefördert
werden und es soll dazu beigetragen werden, dass Benachteiligung vermieden oder
abgebaut wird,
- Eltern und andere Erziehungsberechtigte sind bei der Erziehung zu beraten und zu
unterstützen,
- Kinder und Jugendliche sollen vor Gefahren für ihr Wohl geschützt werden,
- es soll dazu beigetragen werden, positive Lebensbedingungen für junge Menschen
und ihre Familien sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten
oder zu schaffen.
An diese Regelungen sollen sich auch die Einrichtungen der Kinderbetreuung halten und
die Rechtsansprüche der jungen Menschen und deren Familien aufnehmen und erfüllen.
Des Weiteren gibt es im SGBVIII Gesetze, die die Förderung von Kindern in
Tageseinrichtungen und in Tagespflege in Verbindung mit dem Gesetz zum
qualitätsorientierten und bedarfsgerechten Ausbau der Tagesbetreuung für Kinder regelt.

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Die Grundsätze der Förderung werden in §22 SGBVIII dargestellt. In den Einrichtungen
sollen sich die Kinder einen Teil des Tages oder ganztägig aufhalten können. Die
Förderung der Kinder findet in Altersgetrennten oder/und -gemischten Gruppen statt.
Absatz 2 des Paragraphen gibt detailliert die Aufgaben und Pflichten für die
Tageseinrichtungen und die Kindertagespflege wieder. Die Regelungen orientieren sich
sehr stark an der Grundnorm des SGBVIII, also an §1. Den Tageseinrichtungen für Kinder
stellen sich die Aufgaben, die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und
gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu fördern, die Erziehung und Bildung in der Familie
zu unterstützen und zu ergänzen und sie sollen den Eltern dabei helfen, Erwerbstätigkeit
und Kindererziehung besser miteinander vereinbaren zu können. (Vgl. TAG §22 Absatz 2
vom 27.12.2004)
Die Novellierung des SGBVIII richtet sich an den aktuellen gesellschaftlichen und
politischen Gegebenheiten aus. Die Aufgaben, der Unterstützung der Familien und der
besseren Vereinbarkeit von Kindererziehung und Beruf wurden erst mit dem TAG an die
Einrichtungen übertragen. Der aktuelle Absatz 3 des §22 aus dem SGBVIII regelt den
Förderungsauftrag von Tageseinrichtungen konkreter und genauer als bisher. Nun heißt es,
dass der Förderungsauftrag die Erziehung, Bildung und Betreuung des Kindes umfasst.
Insbesondere soll dabei die soziale, emotionale, körperliche und geistige Entwicklung des
Kindes gefördert und sich nicht nur an den Bedürfnissen des Kindes orientiert werden.
(Vgl. TAG §22 Absatz 3 Satz 1)
Der unbestimmte Rechtsbegriff des Förderungsauftrages wurde mit der Novellierung 2004
genauer definiert, um Missverständlichkeiten weitgehend ausschließen zu können.
Des Weiteren beinhaltet der Förderungsauftrag für die Tageseinrichtungen die Vermittlung
von orientierenden Werten und Regeln an die Kinder. Ferner soll sich die Förderung am
Alter und Entwicklungsstandes sowie den sprachlichen und sonstigen Fähigkeiten
ausrichten. Die Förderung, angepasst an die Lebenssituation des Kindes sowie interessiert
an den individuellen Interessen und Bedürfnissen einschließlich der ethischen Herkunft, ist
im Bildungsauftrag der Einrichtungen fester Bestandteil. (Vgl. TAG §22 Absatz 3 Satz
2,3)
§22a des SGBVII regelt nun im Besonderen die Förderung in Tageseinrichtungen. Die
Sicherstellung und Weiterentwicklung der Qualität der oben genannten Förderung ist
Aufgabe der Träger der öffentlichen Jugendhilfe und soll durch geeignete Maßnahmen
erfüllt werden. Als Basis für die Erfüllung des Förderungsauftrages aus §22 ist eine

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pädagogische Konzeption zu entwickeln und in der täglichen Arbeit mit den Kindern
einzusetzen. Ferner soll die Arbeit der Einrichtungen mit Hilfe von Instrumenten und
Verfahren evaluiert werden.
In Absatz 2 des § 22a wird geregelt, dass die Fachkräfte mit den Erziehungsberechtigten
der Kinder zum Wohl der Kinder und zur Sicherung eines kontinuierlichen
Erziehungsprozesses zusammenarbeiten. Diese Aufgabe liegt in der Obhut der Träger der
öffentlichen Jugendhilfe. Außerdem sind die Erziehungsberechtigten an wesentlichen
Entscheidungen und Angelegenheiten betreffs der Bildung, Erziehung und Betreuung zu
beteiligen. Das Leistungsangebot der Tageseinrichtung richtet sich mit seinen
pädagogischen und organisatorischen Inhalten nach den Bedürfnissen der Kinder und
deren Familien. Des Weiteren werden in diesem Paragraphen Regelungen zu
Schließzeiten, zu Kindern mit und ohne Behinderung und zur Zusammenarbeit mit Trägern
der Sozialhilfe getroffen. (Vgl. TAG §22a)
§24 regelt die ,,Inanspruchnahme von Tageseinrichtungen und Kindertagespflege". Den
Anspruch auf einen Platz in einer Einrichtung hat ein Kind mit Vollendung des dritten
Lebensjahres bis zum Schuleintrittsalter, der so genannte Kindergartenplatz. Die Träger
der öffentlichen Jugendhilfe sind verpflichtet ein bedarfsgerechtes Angebot an
Ganztagsplätzen bereitzustellen.
Für Kinder bis drei Jahre und für Kinder im schulpflichtigen Alter gelten gesonderte
Regelungen bezüglich des Anspruchs auf einen Betreuungsplatz. Diesen Kindern ist ein
Platz in einer Tageseinrichtung unter bestimmten Bedingungen vorzuhalten. Der Anspruch
auf einen Platz in einer Tageseinrichtung, insbesondere in der Kinderkrippe und dem Hort
besteht dann, wenn der oder die Erziehungsberechtigte(n)
- einer Erwerbstätigkeit nachgehen oder diese aufnehmen wollen
- sich in einer beruflichen Bildungsmaßnahme, Schulausbildung oder
Hochschulausbildung befinden
- an Maßnahmen zur Eingliederung in Arbeit teilnehmen
- keine dem Wohl des Kindes entsprechende Förderung gewährleisten können.
-
Damit ein Kind in dem oben genannten Alter einen Platz in der Tageseinrichtung
beanspruchen kann, muss eine der vier Bedingungen vollständig erfüllt sein. Eine Prüfung
durch den Träger der Einrichtungen findet statt. Der Umfang der täglichen Betreuungszeit

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richtet sich am Bedarf des Kindes in Verbindung mit den Aufnahmekriterien aus. (Vgl.
TAG §24)
Das Landesrecht bleibt weitgehend durch diesen Paragraphen unberührt.
Ferner gibt es im SGBVIII Übergangsregelungen für die Ausgestaltung des
Förderangebots, die im Gesetzestext nachgelesen werden können.
Das Sächsische Gesetz zur Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen gilt für
Einrichtungen des Freistaates Sachsen. Eine Auswahl an grundlegenden und bedeutenden
Paragraphen soll Näheres aus dem Landesrecht verdeutlichen. Insbesondere werden aus
dem gesamten Inhalt des SächsKitaG und dem Sächsischen Bildungsplan Regelungen zu
Aufgaben und Zielen und zur Elternarbeit erläutert. Weitere Paragraphen, die übrige
Einzelheiten erläutern, können im SächsKitaG von 2001 nachgelesen werden.
1.5.1
Aufgaben und Ziele der Kindertageseinrichtungen
Kindertageseinrichtungen haben die Aufgaben die Kinder ganzheitlich in Ergänzung zur
Erziehung in der Familie zu begleiten und zu unterstützen. Die Einrichtungen und Erzieher
bieten den Kindern vielfältige Erlebnis- und Erfahrungsmöglichkeiten an, um einen alters-
und entwicklungsspezifischen Betreuungs-, Bildungs- und Erziehungsauftrag zu erfüllen
und die Persönlichkeit des Kindes zu fördern. (Vgl. SächsKitaG, 2001, § 2 (1))
Dabei sind die Ziele sehr mannigfaltig und reichhaltig. Die Kinder sollen soziale
Kompetenzen, wie z. B. Selbständigkeit, Verantwortungsbereitschaft, Toleranz und
Akzeptanz erwerben. Sie werden mit Kulturen und Lebensweisen anderer Menschen
vertraut gemacht. In der Einrichtung soll dazu beigetragen werden, geistige und
körperliche Fähigkeiten und Fertigkeiten in Verbindung mit Lernprozessen auszubauen.
Die Erzieher vermitteln Wissen und Können zur Vorbereitung auf die Schule. Es sollen
nicht nur die alters- und geschlechtsspezifischen Bedürfnisse berücksichtigt, sondern auch
einer Rollenfixierung in gesellschaftlicher Hinsicht soll entgegengewirkt werden. Die
Wissensaneignung umfasst die Förderung der Sprache, der gesamten Motorik, der
Wahrnehmung und Sinnesschulung, sowie der Aufmerksamkeit und
Konzentrationsfähigkeit. (Vgl. SächsKitaG, 2001, § 2 Absatz 2,3)
In welcher Art und Weise bzw. mit welchen pädagogischen Konzepten die jeweiligen
Einrichtungen die Aufgaben und Ziele erreichen, können die Einrichtungen bzw. Träger
frei wählen. Eine Vielzahl von pädagogischen Konzeptionen ist auf dem Markt vorhanden.
Jede Einrichtung entscheidet selbst, welcher dieser Vorschläge am besten die ganzheitliche

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Betreuung, Erziehung und Bildung der Kinder umsetzt. Selbstverständlich müssen dabei
die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden.
Weiterhin dient der Sächsische Bildungsplan von 2005 als Leitfaden für die pädagogischen
Fachkräfte in Kinderkrippen und Kindergärten zur Umsetzung der Aufgaben und
Erreichung der Ziele. Der Bildungsplan beinhaltet sechs Bildungsbereiche, die sich in der
täglichen pädagogischen Arbeit in den Einrichtungen wieder finden.
Zu den Bereichen gehören Folgende:
- Somatische
Bildung
- Soziale
Bildung
- Kommunikative
Bildung
- Ästhetische
Bildung
- Naturwissenschaftliche
Bildung
- Mathematische
Bildung
Zu jedem einzelnen Bildungsbereich gibt der Bildungsplan Auskunft über die fachliche
Einführung, den jeweiligen Leitbegriff, Inhalte, die in jedem Bereich an die Kinder zu
vermitteln sind und Anregungen zum Weiterdenken.
Zu den Inhalten des Bildungsbereiches ,,Somatische Bildung" gehören der Körper, die
Bewegung und die Gesundheit. In der ,,Sozialen Bildung" geht es um das Soziale Lernen,
um Differenzerfahrungen und um Demokratie. Die ,,Kommunikativen Bildung" beinhaltet
die nonverbale Kommunikation, die Sprache, die Schriftlichkeit und die Medien. Die
verschiedenen Sinneserfahrungen, ästhetische Erfahrungen und das Gestalten werden den
Kindern in der ,,Ästhetischen Bildung" näher gebracht. Die ,,Naturwissenschaftliche
Bildung" vermittelt Schwerpunkte zur Natur, Ökologie und Technik. Der
,,Mathematischen Bildung" werden Inhalte, wie Entdecken von Regelmäßigkeiten und
Entwicklung eines Zahlenverständnisses, Messen, Wiegen und Vergleichen sowie
Vorstellungen über Geometrie untergeordnet. (Vgl. Sächsische Bildungsplan von 2005 als
Leitfaden für die pädagogischen Fachkräfte in Kinderkrippen und Kindergärten)

Marlen
Sauer
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1.5.2
Elternarbeit
Die Eltern haben den Anspruch über pädagogische und konzeptionelle, sowie
organisatorische Inhalte informiert und aufgeklärt zu werden. Die Eltern können sich
kollektiv zu einem Elternaktiv oder Elternbeirat zusammenschließen und ihre Rechte und
Wünsche so gemeinsam äußern.
Nach Paragraph vier des SächsKitaG haben die Erziehungsberechtigten das Wunsch- und
Wahlrecht. Das bedeutet, dass die Eltern zwischen den verschiedenen Einrichtungen
innerhalb und außerhalb der Gemeinde unter Beachtung der verfügbaren Gesetze frei
wählen können. (Vgl. SächsKitaG, 2001, §4)
Die Mitwirkung bei der Erfüllung der Aufgaben, wesentlicher Entscheidungen, Änderung
der pädagogischen Konzepte und der Kostengestaltung können Eltern einzeln oder
gemeinsam wahrnehmen. (Vgl. SächsKitaG, 2001, §6 Absatz 1)
Somit beteiligen sich die Eltern an der Organisation und Durchführung von Festen und
Veranstaltungen und an gemeinsamen Gruppen- oder Einrichtungsaktivitäten.
Zudem gibt der Sächsische Bildungsplan konkrete Aussagen zur Zusammenarbeit mit
Müttern und Vätern, also zur Elternarbeit wieder. Der Bildungsplan geht von den
Veränderungen in den letzten Jahrzehnten aus, woraus sich unterschiedliche Lebensformen
von ,,Familie" ausbilden. Dadurch, dass die Variabilität der Erscheinungsformen der
Familie zugenommen hat, benötigen die Erzieher von Kitas auch einen losgelösten Blick
von dem traditionellen Bild der Familie.
Des Weiteren erfahren immer mehr Kinder und öfter auch in jüngeren Jahren die Trennung
oder Scheidung der Eltern. Ferner verliert sich der häufige, regelmäßige und nahe Kontakt
der Kinder zu den Großeltern. Die räumlichen Freiheiten der Kinder verengen sich durch
den Wandel der Gesellschaft. Durch die ,,neuen" Schwierigkeiten in den unterschiedlichen
Lebenssituationen der Kinder stellen sich neue Herausforderungen an die Erzieher von
Kitas ein. Die außerfamiliäre Betreuung erhält begleitende, entlastende, präventive und
kompensatorische Aufgaben. Die institutionelle Kinderbetreuung ist nicht nur
familienunterstützend, sondern verstärkt familienergänzend.
Die pädagogische Arbeit in den Einrichtungen entlastet Familien im Gesamtbild und die
Einrichtung dient als Ressource um soziale Netzwerke zu fördern und damit die familiäre
Situation zu verbessern bzw. zu stabilisieren. Kitas sind nun nicht nur ein Ort der
Kinderbetreuung, sondern durch die Einbindung der Eltern und die Öffnung in Richtung
,,Neue Perspektive" sind sie die ideale Voraussetzung für ein Haus des Lernens aller
Generationen. Um eine qualitativ gute Elternarbeit zu leisten, ist eine dialogische

Marlen
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Grundhaltung von beiden Seiten notwendig sowie, dass sich beide Parteien um eine
wechselseitige Beziehung bemühen. Ansonsten kann der kindliche Bildungsprozess nicht
als gemeinsame Aufgabe verstanden werden.
Unterschiedliche Veränderungen für Kinder und Eltern prägen die Eingewöhnung eines
Kindes in die neue Lebenswelt ,,Tageseinrichtung". Es treten Veränderungen bezüglich
Identitätsfindung, Rollenverständnis und zwischenmenschlichen Beziehungen auf. Die
Kinder und Eltern empfinden Emotionen, die sie vorher nicht so erlebt haben, wodurch bei
den Beteiligten Stress entstehen kann.
Der Übergang von der familiären in die institutionelle Betreuung ist ein längerer Prozess.
Umso besser dieser Prozess von allen Beteiligten vorbereitet wird, desto stabiler sind die
Grundlagen auf die zurückgegriffen werden kann. Auf diesen Grundlagen baut sich eine
dementsprechende Zusammenarbeit auf. Nicht nur für die Kinder sind es neue
Erfahrungen, sondern auch für die Eltern, die bei diesem Übergang ebenfalls begleitet
werden sollen. Ein erster Besuch in der Einrichtung sowie das Aufnahmegespräch stellen
schon eine Form von Kooperation bezüglich Elternarbeit dar, auch wenn das Kind die
Einrichtung noch nicht im eigentlichen Sinne besucht. Diese ersten Kontakte bilden den
Anfang einer kontinuierlichen Zusammenarbeit für die weitere Betreuungszeit,
wahrscheinlich bis hin zum Schuleintritt des Kindes.
Der Kontakt zwischen Erziehern und Eltern ist von Interdependenz geprägt, d. h. beide
haben Aufgaben für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zu erfüllen. Erzieher und
Eltern vereinbaren Ziele, die auch erreichbar sind, für die Zeit des Aufenthaltes in der
Einrichtung des Kindes.
Diese Ziele sollten nach der ,,SMART-Methode" ausgehandelt werden. Es bedeutet, dass
die Ziele spezifisch, messbar, akzeptabel, realistisch und terminiert sind. Die Ziele werden
für jedes Kind bzw. Familie individuell festzulegen, also spezifisch ans Wesen des Kindes
angepasst. Ziele sollen messbar, also überprüfbar sein. Durch die Zusammenarbeit sollen
nach einem gewissen Zeitraum Aussagen getroffen werden können, ob die Ziele erreicht
wurden oder nicht, dies ist wiederum ein Ausdruck für terminiert. Die gesetzten Ziele
sollen für alle Beteiligten akzeptabel sein, man muss sich selbst darin wieder finden, da
ansonsten kein Reiz zur Erreichung der Ziele vorhanden ist. Und die Ziele müssen
natürlich realistisch sein. Es sollen keine Ziele vereinbart werden, die sowieso nicht zu
erreichen sind, da sonst die Misserfolge schneller zu verzeichnen sind, als es erwartet
wurde.

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Während das Kind in der Einrichtung betreut wird, ist jedes noch so kleine Ziel, jeder noch
so kleine Erfolg von Bedeutung und kann als Fortschritt gewertet werden. Auf dem
Hintergrund der Möglichkeiten und Interessen eines jeden sollen diese
Entwicklungsschritte fortlaufend und regelmäßig dokumentiert werden.
Die Art und Weise, wie Einrichtungen Dokumentationsverfahren handhaben, bleibt ihnen
weitestgehend selbst überlassen. Der Bildungsplan gibt einige Anregungen dazu.
Jedenfalls bietet die Dokumentation die Grundlage für das dialogische Gespräch zwischen
Erziehern und Eltern, also das Elterngespräch. Genaue Vorstellungen zur
Herangehensweise und Vorstellungen zum Elterngespräch sind unter den Punkten 2.4.4
und 3.4.2.6 nachzulesen. In den Elterngesprächen sollen die letzten Wochen bzw. Monate
bezüglich der Entwicklung und des Verhaltens des Kindes im Hinblick auf die gemeinsam
gesetzten Ziele reflektiert werden.
Da sich auch die Rolle und das Verständnis von ,,Großeltern" verändert hat, kann die
Einrichtung zum Treffpunkt mehrerer Generationen verstanden werden. Bei den
Zusammentreffen der jüngsten und ältesten Generationen profitieren beide davon. Die
Älteren geben ihre Erlebnisse und Lebenserfahrungen weiter und erfreuen sich am
Nachwuchs. Die ,,Kleinen" schenken den Älteren Lebenslust und zeigen ihnen ihre
Lebenswelt. Somit wird die Annäherung und Begegnung zwischen den Generationen
gefördert.
Bei der Durchführung von Elternarbeit geht es jedoch nicht immer direkt ums Kind.
Elternarbeit bedeutet neben Elternbeirat und ähnlichem, dass Eltern auch Wissen was
hinter den Kulissen passiert. Die pädagogische Arbeit, die tagtäglich in der Kita umgesetzt
wird, soll möglichst transparent und offen dargestellt werden, um den Eltern das
Nachvollziehen verschiedenen Aspekte zu ermöglichen. Die Eltern sollen verstehen warum
die Erzieher es so und nicht anders durchführen. Eltern sollen als ,,Laien" das ,,Warum"
verstehen können. Allen Beteiligten wird ständige Flexibilität abverlangt, um stets den
Anforderungen der aktuellen Situation inner- und außerhalb der Familie zu genügen. (Vgl.
Sächsische Bildungsplan von 2005 als Leitfaden für die pädagogischen Fachkräfte in
Kinderkrippen und Kindergärten S. 125-129)
,,Jede Einrichtung muss individuell abwägen, zu welchem Zeitpunkt welche Form und
Methode der Elternarbeit gefragt und effektiv ist. Die Zusammenarbeit von Familien und
Kindertageseinrichtungen benötigt Zeit, gemeinsame Anstrengungen und vor allem
Möglichkeiten zur kontinuierlichen Reflexion." (Sächsische Bildungsplan von 2005 als
Leitfaden für die pädagogischen Fachkräfte in Kinderkrippen und Kindergärten S. 129)

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1.6
Zusammenfassung
Alle, die am kindlichen Bildungsprozess beteiligt sind, haben Rechte, die sie beanspruchen
können und Pflichten, die sie wahrnehmen sollen. Kinder haben das Recht in allen
Bereichen der Bildung entsprechend gefördert und in ihrer Entwicklung zu einer
eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit unterstützt zu werden. Die
Eltern sollen in ihrer Rolle als Erziehungs- und Personensorgberechtigte in allen Fragen
direkt oder indirekt zum Kind begleitet werden. Die Kindertagesstätte nimmt ihren
Förderungsauftrag bezüglich der Bildung, Betreuung und Erziehung des Kindes in vollem
Umfang wahr. Kinder sind die Menschen von Morgen.
Eltern, Kinder und Erzieherinnen können nur profitieren, wenn sie gemeinsam
Zusammenarbeiten, sich jeder als einen Teil des eng verbundenen Beziehungsdreiecks
versteht.

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2
Elternarbeit in Kindertagesstätten
Aufgrund der Veränderungen hinsichtlich Gesellschaft und Politik soll das Thema
Elternarbeit zeitgemäß weiterentwickelt werden. Oft wird Elternarbeit immer noch als
,,Anhängsel" gesehen und nicht als partnerschaftliche Zusammenarbeit. Dies birgt
Probleme, die sich nicht von heute auf morgen lösen lassen. Gegenseitige Vorurteile,
mangelndes Vertrauen und fehlende Sympathie prägen die Elternarbeit bzw. die Beziehung
zwischen Eltern und Erziehern. Elternarbeit erreicht noch lange nicht den Stellenwert, der
durch den Wandel gefordert wird.
Die neuen Perspektiven gehen dahin, dass Elternarbeit als Grundlage für eine konstruktive
und partnerschaftliche Erziehung des Kindes angesehen wird. Des Weiteren stellt die
Beteiligung der Eltern ein grundlegendes Element der pädagogischen Arbeit im Rahmen
des Förderungsauftrages von Einrichtungen dar.
(Vgl. basiswissen kita, Neue Elternarbeit, Günter Stürmer, 4. Auflage 2005, Verlag Herder
GmbH, Freiburg, S. 11-14)
2.1
Neue Definition von Elternarbeit
Elternarbeit erhält auf der Grundlage der veränderten Rahmenbedingungen, des
Perspektivenwechsels und der aktuellen Familienorientierung eine neue und damit
zeitgemäße Definition.
Die gesamten Angebote einer Einrichtung richten sich nicht nur an die Kinder, sondern an
die Familien. Dabei sind die Familien gemeint, die im näheren Umkreis wohnen und als
potenzielle Kunden der sozialen Dienstleistung dieser Einrichtung benannt werden.
Um eine Betreuung, Bildung und Erziehung zu gewährleisten, beinhalten die
pädagogischen Angebote alle förderlichen Elemente dazu. Wenn die Zusammenarbeit
zwischen Eltern und Erziehern partnerschaftlich gestaltet ist und sie sich im regelmäßigen
Austausch befinden, wird das gemeinsame Ziel erreicht. Die Methoden der Elternarbeit
sind vielseitig und werden heute in drei im Gegensatz zu früher nur zwei Ebenen eingeteilt.
Sowohl früher als auch heute richtet sich Elternarbeit an einer Einzelperson oder der
Familie aus. Der aktuelle Ansatz zieht dabei dann im Vergleich zu früher auch die Gruppe
,,Eltern" mit ein. Also spielt heute das Gemeinwesen, in dem die Familien leben ebenfalls
eine Rolle und wirkt sich auf die Elternarbeit aus. Elternarbeit findet im Alltag oder durch
organisierte Veranstaltungen statt. Im Alltag treffen Eltern und Erzieher zusammen, wenn
die Kinder gebracht oder abgeholt werden. Zu den Veranstaltungen gehören z. B. geplante
Elternabende oder Feste der Einrichtung.

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Die Ziele, die die Elternarbeit verfolgt, gestalten sich mannigfaltig. Elternarbeit setzt sich
zum Ziel, dass der Informationsstand über das Geschehen und die Arbeit in der Kita bei
jedem Beteiligten konform, aktuell und umfassend ist. Die informative Elternarbeit stellt
eine grundlegende Methode dar.
Im dialogischen Prozess wird über die gegenseitigen Erwartungen und Vorstellungen
diskutiert mit dem Ziel einen Konsens zu finden. Dieser Austausch findet in Form von
Elternbeiratssitzungen oder Elternabenden statt.
Eine aktive Mitarbeit der Eltern im täglichen Geschehen prägt die Elternarbeit. Das
bereichert den Einrichtungsalltag in jeglicher Hinsicht. Dies ereignet sich z. B. in Form
von Elternbegleitung bei Ausflügen ­ eine Bereicherung bezüglich des Personalbestands
wäre das erreichte Ziel.
Des Weiteren soll die Verständigung der Eltern untereinander gefördert werden. Dabei
unterstützt die Einrichtung diese Form der Familienbildung durch die Bereitstellung von
Räumlichkeiten.
Ferner stehen nicht mehr nur Kinder und Eltern bzw. Familien im Mittelpunkt, sondern
auch das Gemeinwesen. Elternarbeit hat das Ziel nachbarschaftliche Netzwerke zu
gestalten und diese selbst zu organisieren, wobei die Eltern Unterstützung durch die
Einrichtung erfahren. (Vgl. basiswissen kita, Neue Elternarbeit, Günter Stürmer, 4.
Auflage 2005, Verlag Herder GmbH, Freiburg, S. 14)
2.2
Handlungsebenen der Elternarbeit
Bei den Zielen der Elternarbeit sind stets drei Handlungsebenen von Bedeutung. Es finden
sich die Ebene Kind, die Ebene Eltern und die Ebene Gemeinwesen wieder. Um jeder
Ebene einzelne Ziele zu zuschreiben, werden die Zielpunkte der gesamten Elternarbeit
unterschieden.
Einerseits wird bei der Handlungsebene Kind das einzelne Kind an sich und andererseits
die Kinder- und Spielgruppe betrachtet. Das einzelne Kind befindet sich täglich in zwei
Lebenswelten zum einen die Welt zu Hause in der Familie und zum anderen die Welt der
Kindertageseinrichtung. Das Ziel besteht darin, dass sich der Wechsel zwischen den beiden
Lebensräumen für das Kind problemlos gestaltet, indem es einen freundschaftlichen und
partnerschaftlichen Kontakt zwischen seinen Erziehern und Eltern erlebt und spürt, dass
die Eltern aktiv in das Leben im Raum Kita einbezogen werden und dafür Interesse zeigen.

Marlen
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Beim Spielen und Basteln haben die Kinder regelmäßigen und kontinuierlichen Kontakt zu
Erwachsenen.
Eine ausgewogene Elternarbeit bezeichnet nicht nur die Erzieher als erwachsene
Bezugspersonen in der Einrichtung, sondern auch Eltern, die aktiv in die Geschehnisse
und Angebote einbezogen werden. Die Kinder entwickeln vertraute Beziehungen zu diesen
Personen und erhalten damit im Umgang mit ihnen positive Erfahrungen.
Durch eine Gesellschaft, die multikulturell beeinflusst wird, entstehen Kontakte der Kinder
zu anderen Nationalitäten und interkulturellen Gegebenheiten. Eltern bringen dadurch
vielfältige persönliche Eigenarten und Aktivitäten in den Alltag der Einrichtung ein. Das
Ziel dieser Art von Elternarbeit auf der Ebene Kind, ist Toleranz- und
Akzeptanzentwicklung, Herstellen von sozialer Beziehungsfähigkeit und der Umgang mit
fremden Kulturen.
Auf der Handlungsebene Eltern beinhaltet das Grobziel, dass Eltern das qualitative und
quantitative Angebot der Einrichtung kennen. Die Eltern äußern durch einen Dialog ihre
Erwartungen und Wünsche gegenüber den Erzieherinnen und wissen durch
kommunikative Rückmeldungen, inwiefern ihre Vorstellungen hinsichtlich des gesamten
Förderungsauftrags berücksichtigt werden.
Wenn Elternarbeit sich die Form der Familienbildung zum Ziel setzt, bezieht sich dies
direkt auf die Handlungsebene Eltern, der direkte Austausch zwischen ihnen. D. h., die
Kindertagesstätte wird als Ort der Begegnung und des gemeinsamen Gesprächs zu
aktuellen Themen genutzt. Dabei werden Problemlösungsansätze für Eltern durch die
Unterstützung von anderen Eltern und den professionellen Rat der Erzieher gefunden.
Die Handlungsebene Gemeinwesen setzt sich aus der Einrichtung, aus dem Team der
Erzieherinnen und dem eigentlichen Gemeinwesen zusammen. Ziel der Einrichtung und
dessen Träger ist es, mit seinem Profil und spezifischen Angeboten bei den Eltern bekannt
zu sein. Dies erreicht man durch gute Öffentlichkeitsarbeit, die von Transparenz und
Offenheit geprägt ist.
Durch diese Form von Elternarbeit baut sich ein positives Erscheinungsbild nach außen
auf, was sich auf die Belegungszahlen der Einrichtung auswirkt. Ausführliche
Elterngespräche setzen die Erzieherinnen über die individuellen Ziele eines Kindes in
Kenntnis. Die Erzieherinnen wissen genau, welche Eltern aktiv mitarbeiten wollen und
können. Wenn die Erwartungen der Eltern von denen der Erzieherin abweichen, nimmt das

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783956361234
ISBN (Paperback)
9783836600606
Dateigröße
1.5 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg Heidenheim, früher: Berufsakademie Heidenheim – Sozialwesen, Studiengang Sozialmanagement
Erscheinungsdatum
2006 (Dezember)
Note
1,5
Schlagworte
elternarbeit kita teamarbeit familie gesellschaft
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