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Rohstoffe als strategische Assetklasse

©2006 Diplomarbeit 126 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Rohstoffe (engl. Commodities*) sind eines der Trendthemen im Anlagebereich der letzten Jahre. Nach dem Untergang des neuen Marktes und der weltweiten Unsicherheit an den Börsen entwickelten sie sich mehr oder weniger unauffällig zu einer der renditeträchtigsten Assetklassen der vergangenen Jahre. Bis dahin fanden Rohstoffe weder bei privaten Anlegern noch bei institutionellen Investoren Beachtung.
Dies änderte sich vor allem in den letzten drei Jahren, als Banken, Investmenthäuser und Rohstoffexperten verstärkt begannen, aktiv für ihre rohstoffbasierten Produkte zu werben. Diese entwickelten sich hervorragend, da die Rohstoffpreise ständig neue „Allzeithochs“ erreichten. Superlative wie Megazyklus“ oder „15 Jahre andauernde Mega-Hausse“ waren und sind in vielen Broschüren und Tageszeitungen zu lesen. Jedoch mehren sich mittlerweile auch die Stimmen derer, die den Rohstoffmarkt als ein ähnlich überhitztes Gebilde betrachten, wie es der neue Markt war. Die Korrekturen in vielen Bereichen der Rohstoffmärkte werden als Indiz dafür gesehen.
Ungeachtet der aktuellen, sich zum Teil schnell ändernden Situation, stellt sich für den Kapitalanleger die Frage, welche Argumente für Rohstoffe als alternative Anlageform sprechen und ob sie sich als eigenständige Assetklasse in der strategischen Asset Allocation bzw. in einem strategisch ausgerichteten Portfolio eignen.
Aus Entwicklungen der Vergangenheit, den Studien von Markowitz und Sharpe und den jüngsten Ergebnissen steht fest, dass ein diversifiziertes Portfolio unumgänglich ist. Hierzu bedarf es einer strategischen Ausrichtung, um langfristig erfolgreich zu sein. Doch welche Assetklassen eigenen sich für ein strategisch optimal ausgerichtetes Portfolio? Sind dazu nur die klassischen, nach Regionen und eventuell Währungen unterschiedenen Anlageformen wie Aktien, Renten und Immobilien in der Lage, oder bedarf es einer Innovation durch alternative Anlagen oder Rohstoffe? Gerade die letzten Jahre haben gezeigt, dass eine optimale Portfolioausrichtung wohl nicht mehr nur ausschließlich mit den klassischen Anlageprodukten vorgenommen werden kann und das zur Ereichung einer akzeptablen Rendite mit dementsprechendem Risiko eine weitere Diversifikation unumgänglich ist.

Gang der Untersuchung:
Im ersten Kapitel der Arbeit wird die Entwicklung von Rohstoffen und der Rohstoffmärkte beschrieben.
In den beiden folgenden Abschnitten wird näher auf die einzelnen Rohstoffe, deren […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Manuel Sternheimer
Rohstoffe als strategische Assetklasse
ISBN-13: 978-3-8366-0008-8
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2007
Zugl. Fachhochschule Aschaffenburg, Aschaffenburg, Deutschland, Diplomarbeit, 2007
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http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany


INHALTSVERZEICHNIS
INHALTSVERZEICHNIS... V
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ... IX
TABELLENVERZEICHNIS ... XI
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS... XII
FORMELVERZEICHNIS ... XV
EINLEITUNG ...16
E
INFÜHRUNG IN DIE
T
HEMENSTELLUNG DER
A
RBEIT
...17
G
LIEDERUNG
, A
UFBAU UND
A
BGRENZUNG DER
A
RBEIT
...17
1 HISTORISCHE BETRACHTUNG ...19
1.1
R
ÜCKBLICK AUF DIE
E
NTWICKLUNG DER
R
OHSTOFFMÄRKTE
...20
1.2 P
RODUZENTENMARKT VERSUS
I
NVESTORENMARKT
...21
2 VORSTELLUNG DER ROHSTOFFKLASSEN UND DER
DAZUGEHÖRIGEN ROHSTOFFARTEN...22
2.1 E
NERGIE
...23
2.1.1 Rohöl (Brent und WTI)...23
2.1.2 Benzin, Heizöl und Gasöl ...24
2.1.3 Erdgas...25
2.2 V
IEHWIRTSCHAFT
...25
2.2.1 Mastrind und Lebendvieh ...26
2.2.2 Schweine...26

Inhaltsverzeichnis ­ Seite VI
2.3 A
GRARINDUSTRIE
...27
2.3.1 Weizen und Mais ...27
2.3.2 Soja ...28
2.3.3 Baumwolle...28
2.3.4 Zucker ...28
2.3.5 Kaffee...29
2.3.6 Kakao ...29
2.4 I
NDUSTRIEMETALLE
...30
2.4.1 Aluminium...30
2.4.2 Kupfer...31
2.4.3 Zink, Blei und Nickel ...31
2.5 E
DELMETALLE
...32
2.5.1 Gold...32
2.5.2 Silber ...33
3 VORSTELLUNG AUSGEWÄHLTER ROHSTOFFINDIZES...34
3.1 GSC-I
NDEX
(G
OLDMAN
S
ACHS
C
OMMODITY
I
NDEX
) ...36
3.2 DJ AIGC-I
NDEX
(D
OW
J
ONES
AIG C
OMMODITY
I
NDEX
) ...37
3.3 RIC-I
NDEX
(J
IM
R
OGERS
C
OMMODITY
I
NDEX
)...38
3.4 R
EUTERS
CRB-I
NDEX
(R
EUTERS
C
OMMODITY
R
ESEARCH
B
UREAUS
I
NDEX
)...39
3.5 S&P C
OMMODITY
I
NDEX
(S
TANDARD AND
P
OOR
´
S
C
OMMODITY
I
NDEX
) ...40
3.6 DBLC-I
NDEX
(D
EUTSCHE
B
ANK
L
IQUID
C
OMMODITY
I
NDEX
) ...41
3.7 HWWA-I
NDEX
(H
AMBURGISCHES
W
ELT
-W
IRTSCHAFTS
-A
RCHIV
I
NDEX
) ...42

Inhaltsverzeichnis ­ Seite VII
4 MÖGLICHKEITEN VON ROHSTOFFINVESTMENTS ...44
4.1 D
IREKTINVESTMENT
...45
4.2 D
ERIVATE
...45
4.2.1 Forwards ...46
4.2.2 Futures ...47
4.2.2.1 Contango ...51
4.2.2.2 Backwardation ...53
4.2.3 Optionen...55
4.3 Z
ERTIFIKATE
...58
4.4 A
KTIEN UND
F
ONDS
...65
5 ROHSTOFFE ZUR PORTFOLIODIVERSIFIKATION ...69
5.1 G
RÜNDE FÜR
R
OHSTOFFE IM
P
ORTFOLIO
...71
5.1.1 Aktienähnliche (hohe) Renditen...71
5.1.2 Negative Korrelation ...75
5.1.3 Hedging/Inflationsschutz...79
5.1.4 Volatilität...81
5.1.5 Positive Erwartung der Entwicklung...84
5.2 R
ISIKEN VON
R
OHSTOFFINVESTMENTS
...89
5.2.1 Volatilität im Rohstoffzyklus ...89
5.2.2 Rezession und rückläufiges Wirtschaftswachstum...90
5.2.3 Reduktion der Nachfrage und weitere
Einflussfaktoren...92
6 HERLEITUNG EINER OPTIMIERTEN ASSET ALLOCATION .93
6.1 A
BGRENZUNG STRATEGISCHE VS
.
TAKTISCHE
A
SSET
A
LLOCATION
...94
6.2 R
OHSTOFFE IN DER STRATEGISCHEN
A
SSET
A
LLOCATION
...101

Inhaltsverzeichnis ­ Seite VIII
7 KRITISCHE WÜRDIGUNG UND AUSBLICK ...111
LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS ...113
ANLAGEN ...123

ABBILDUNGSVERZEICHNIS
ABBILDUNG 1: RENDITEZUSAMMENSETZUNG
EINZELNER ROHSTOFFE ...49
ABBILDUNG 2: CONTANGO ...51
ABBILDUNG 3: ROHSTOFFE IM CONTANGO ...52
ABBILDUNG 4: BACKWARDATION ...53
ABBILDUNG 5: ROHSTOFFE IN BACKWARDATION...54
ABBILDUNG 6: ROHSTOFFOPTIONEN; GEWINN
UND VERLUSTDIAGRAMM...56
ABBILDUNG 7: FUNKTIONSWEISE INDEX-, OPEN END
ZERTIFIKAT...59
ABBILDUNG 8: FUNKTIONSWEISE OUTPERFORMANCE
ZERTIFIKAT...61
ABBILDUNG 9: KONSTRUKTION EINES AIRBAG
ZERTIFIKATES (SCHRITT 1) ...62
ABBILDUNG 10: KONSTRUKTION EINES AIRBAG
ZERTIFIKATES (SCHRITT 2) ...63
ABBILDUNG 11: KONSTRUKTION EINES AIRBAG
ZERTIFIKATES (SCHRITT 3) ...64
ABBILDUNG 12: ZUSAMMENSETZUNG BWI DACH-
FONDS ROHSTOFFE...67
ABBILDUNG 13: AUFBAU EINES OPTIMALEN
VERMÖGENSPORTFOLIOS ...69
ABBILDUNG 14: KUMULIERTE RENDITEN VERSCHIEDENER
ASSETKLASSEN ...72

Abbildungsverzeichnis ­ Seite X
ABBILDUNG 15: EINFLUSS AUF DIE SHARPE-RATIO
EINES DAX-PORTFOLIOS DURCH DIVERSIFIKATION
MIT ROHSTOFFEN...74
ABBILDUNG 16: PERFEKTER DIVERSIFIKATIONSEFFEKT ...76
ABBILDUNG 17: ENTWICKLUNG VON ASSETKLASSEN
BEZOGEN AUF DEN KONJUNKTURZYKLUS ...84
ABBILDUNG 18: INVESTITIONSPHASEN/
EXPLOITATIONSPHASEN BEI ROHSTOFFEN ...87
ABBILDUNG 19: NIEDRIGE REALE ROHSTOFFPREISE ...88
ABBILDUNG 20: STRUKTUR DER ASSET ALLOCATION...94
ABBILDUNG 21:DIVERSIFIKATION IN DER
ASSET ALLOCATION ...100
ABBILDUNG 22: EFFIZIENZKURVE ...103
ABBILDUNG 23: RENDITE/RISIKOPROFIL FÜR
AKTIEN/RENTEN PORTFOLIOS...106
ABBILDUNG 24: RENDITE/RISIKOPROFIL FÜR PORTFOLIO
AKTIEN 80% RENTEN 20% MIT ROHSTOFFEN ...107
ABBILDUNG 25: RENDITE/RISIKOPROFIL FÜR PORTFOLIO
AKTIEN 20% RENTEN 80% MIT ROHSTOFFEN ...108
ABBILDUNG 26: RENDITE/RISIKO VERGLEICH DER
EINZELNEN PORTFOLIOS ...109

TABELLENVERZEICHNIS
TABELLE 1: ZUSAMMENSETZUNG GSCI...36
TABELLE 2: ZUSAMMENSETZUNG DJ-AIG...37
TABELLE 3: ZUSAMMENSETZUNG RICI ...39
TABELLE 4: ZUSAMMENSETZUNG REUTERS-CRB ALT ...40
TABELLE 5: ZUSAMMENSETZUNG
REUTERS/JEFFRIES-CRB NEU ...40
TABELLE 6: ZUSAMMENSETZUNG SPCI ...41
TABELLE 7: ZUSAMMENSETZUNG DBLCI...42
TABELLE 8: ZUSAMMENSETZUNG HWWAI ...43
TABELLE 9: KORRELATION VON ERTRÄGEN AUS ROH-
STOFFUTURES MIT ERTRÄGEN AUS AKTIEN UND
RENTEN ...77
TABELLE 10: EXCESS-RETURN KORRELATIONEN ...78
TABELLE 11: KORRELATION VERSCHIEDENER
ASSETKLASSEN MIT DER INFLATION ...80
TABELLE 12: RENDITE UND RISIKO ...83
TABELLE 13: AKTIEN/RENTENPORTFOLIO...105
TABELLE 14: DIVERSIFIKATION DES AKTIEN/RENTEN
PORTFOLIOS (80/20) MIT ROHSTOFFEN...107
TABELLE 15: DIVERSIFIKATION DES AKTIEN/RENTEN
PORTFOLIOS (20/80) MIT ROHSTOFFEN...108

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
AG
Aktiengesellschaft
ARA´s
Häfen in der Region Antwerpen, Rotterdam und
Amsterdam
BIP
Bruttoinlandsprodukt
BRIC
Brasilien, Russland, Indien, China
BWI
Baden-Württembergische
Investmentgesellschaft mbH
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
CBOT
Chicago Board of Trade
CME
Chicago Mercantile Exchange
COMEX
Commodity Exchange (Division der NYMEX)
CRB
Commodity Research Bureaus
CSCE
Coffee, Sugar & Cocoa Exchange
d.h.
das heisst
DAX
Deutscher Aktienindex
DBLCI
Deutsche Bank Liquid Commodity Index
DJ AIG CI
Dow Jones/American International Group.
Commodity Index
etc.
et cetera / und so weiter
ETF
Exchange Traded Funds
evtl.
eventuell
f.
folgend
FRA
Forward Rate Agreements
ggf.
gegebenenfalls

Abkürzungsverzeichnis ­ Seite XIII
GMO
Genetically Modified Organism
GSCI
Goldman Sachs Commodity Index
GuV
Gewinn und Verlust
HWWAI
Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv Index
i.d.R.
in der Regel
ICE
Intercontinental Exchange
IPE
International Petroleum Exchange
IWF
Internationaler Währungsfonds
JPM
JP Morgen (Morgan Stanley)
KCBT
Kansas City Board of Trade
KFZ
Kraftfahrzeug
kg
Kilogramm
KGV
Kurs-Gewinn-Verhältnis
lat.
lateinisch
lbs
Pfund
LME
London Metal Exchange
max.
Maximal
min.
minimal
Mio.
Millionen
mmBtu
Million British Thermal Units
Mrd.
Milliarden
MSCI
Morgen Stanley Capital International
MV-PF
Minimum-Varianz-Portfolio
NYBOT
New York Board of Trade
NYMEX
New York Mercantile Exchange
o. D.
ohne Datumsangabe
o. S.
ohne Seitenangabe
o. V.
ohne Angabe des Verfassers
OTC
Over the counter

Abkürzungsverzeichnis ­ Seite XIV
p.a.
per annum
RICI
Jim Rogers Commodity Index
S&P
Standard and Poor´s
S.
Seite
SITC
Standard International Trade Classification
SPCI
Standard and Poor´s Commodity Index
USA
United Staates of America
USD
US Dollar
v. Chr.
vor Christus
v.a.
vor allem
Vgl.
vergleiche
WKN
Wertpapier Kennummer
WTI
West Texas Intermediate
z.B.
zum Beispiel
z.Zt.
zur Zeit
Umrechnungstabelle:
Einheit
Bezeichnung
metrische Einheit
Mtons
metrische Tonne
1.000 kg
lbs.
Englische Pfund
0,453592 kg
troy ounce
Feinunze
0,03111034807 kg
Bushel
Scheffel
35,23907 Liter
bbl.
Barrel
158,98729 Liter
Gal.
Gallone
3,785411784 Liter
mmBtu
Millionen British Thermal
Units
1,058 GJoule

FORMELVERZEICHNIS
FORMEL 1: RENDITEBERECHNUNG ...71
FORMEL 2: SHARPE-RATIO (EX-POST FORM) ...73
FORMEL 3: KORRELATIONSKOEFFIZIENT ...75
FORMEL 4: KOVARIANZ ...76
FORMEL 5: VOLATILITÄT/STANDARDABWEICHUNG...81
FORMEL 6: WÄHRUNGSRISIKO EINER KAPITALANLAGE ...97
FORMEL 7: PORTFOLIORISIKO IM ZWEI-ANLAGEN-FALL
(AKTIEN RENTEN) ...105

Einleitung
Rohstoffe (engl. Commodities
*
) sind eines der Trendthemen im
Anlagebereich der letzten Jahre. Nach dem Untergang des neuen
Marktes und der weltweiten Unsicherheit an den Börsen entwik-
kelten sie sich mehr oder weniger unauffällig zu einer der rendite-
trächtigsten Assetklassen der vergangenen Jahre. Bis dahin
fanden Rohstoffe weder bei privaten Anlegern noch bei institutio-
nellen Investoren Beachtung. Dies änderte sich vor allem in den
letzten drei Jahren, als Banken, Investmenthäuser und Rohstoffex-
perten verstärkt begannen, aktiv für ihre rohstoffbasierten Produkte
zu werben. Diese entwickelten sich hervorragend, da die Rohstoff-
preise ständig neue ,,Allzeithochs" erreichten. Superlative wie
,,Megazyklus" oder ,,15 Jahre andauernde Mega-Hausse" waren
und sind in vielen Broschüren und Tageszeitungen zu lesen.
Jedoch mehren sich mittlerweile auch die Stimmen derer, die den
Rohstoffmarkt als ein ähnlich überhitztes Gebilde betrachten, wie
es der neue Markt war. Die Korrekturen in vielen Bereichen der
Rohstoffmärkte werden als Indiz dafür gesehen.
Ungeachtet der aktuellen, sich zum Teil schnell ändernden Situati-
on, stellt sich für den Kapitalanleger die Frage, welche Argumente
für Rohstoffe als alternative Anlageform sprechen und ob sie sich
als eigenständige Assetklasse in der strategischen Asset Allocation
bzw. in einem strategisch ausgerichteten Portfolio eignen.
*
Der Begriff ,,Commodities", englisch für Rohstoffe, hat sich mittlerweile auch im
deutschen Sprachgebrauch etabliert und wird in dieser Arbeit als Synonym für
,,Rohstoffe" verwendet.

Einleitung ­ Seite 17
Einführung in die Themenstellung der Arbeit
Aus Entwicklungen der Vergangenheit, den Studien von Markowitz
und Sharpe und den jüngsten Ergebnissen steht fest, dass ein
diversifiziertes Portfolio unumgänglich ist. Hierzu bedarf es einer
strategischen Ausrichtung, um langfristig erfolgreich zu sein. Doch
welche Assetklassen eigenen sich für ein strategisch optimal aus-
gerichtetes Portfolio? Sind dazu nur die klassischen, nach Regio-
nen und eventuell Währungen unterschiedenen Anlageformen wie
Aktien, Renten und Immobilien in der Lage, oder bedarf es einer
Innovation durch alternative Anlagen oder Rohstoffe? Gerade die
letzten Jahre haben gezeigt, dass eine optimale Portfolioausrich-
tung wohl nicht mehr nur ausschließlich mit den klassischen Anla-
geprodukten vorgenommen werden kann und das zur Ereichung
einer akzeptablen Rendite mit dementsprechendem Risiko eine
weitere Diversifikation unumgänglich ist.
Gliederung, Aufbau und Abgrenzung der Arbeit
Im ersten Kapitel der Arbeit wird die Entwicklung von Rohstoffen
und der Rohstoffmärkte beschrieben. In den beiden folgenden
Abschnitten wird näher auf die einzelnen Rohstoffe, deren Beson-
derheiten und Eigenschaften eingegangen, sowie auf die Indizes
mit ihren spezifischen Eigenschaften. Das ist Notwendig, da diese
und natürlich die Rohstoffe selbst, die Basiswerte der verschiede-
nen Finanzprodukte darstellen, die letzten Endes die Assets in
einem Portfolio sind. Das vierte Kapitel beschäftigt sich im Folgen-
den explizit mit den verschiedenen, auf Rohstoffen basierenden,
Finanzprodukten. Nach der Erläuterung der Funktionsweise der
verschiedenen Produkte, zeigt das fünfte Kapitel die Gründe für
eine Portfoliobeimischung von Rohstoffen und die damit verbunde-
nen Risiken auf. Darauf folgend wird eine optimierte Asset Allocati-
on unter Verwendung von Commodities in einem strategisch
ausgerichteten Portfolio hergeleitet. Hierfür wurde zuerst die
strategische von der taktischen Allocation unterschieden. An-
schließend wird durch den Vergleich von mehreren Zeitreihen
repräsentativer Indizes und die Bildung verschiedener Portfolios
gezeigt, dass sich Rohstoffe durchaus zur strategischen Ausrich-
tung und zur Diversifikation eines Portfolios eignen. Schlussendlich
werden die Ergebnisse kurz kommentiert und eine vorsichtige Pro-
gnose für die Zukunft erstellt.

Einleitung ­ Seite 18
Das Ziel der Arbeit ist es aufzuzeigen, dass Rohstoff in der strate-
gischen Asset Allocation verwendet werden können. Durch Diver-
sifikation eines Portfolios mit Rohstoffen soll ein Anleger eine sei-
nen Erwartungen entsprechenden Rendite mit einem geringeren
Risiko erreichen, bzw. bei gleichem Risiko mehr Rendite erwirt-
schaften können. Dies wird in der Arbeit anhand der empirischen
Untersuchung bewiesen. Ziel der Arbeit ist es nicht, einen genaue
Gewichtungsvorgabe oder Produktempfehlung zu machen. Des
weiteren soll auch keine andere Assetklassen ausgeschlossen
werden, allerdings ist es aufgrund des Umfangs nicht möglich, alle
Assetklassen zu betrachten bzw. zu analysieren.

1 Historische Betrachtung ­ Seite 19
1 Historische Betrachtung
Rohstoffe und deren Eigenschaften beschäftigen die Menschen
schon seit Jahrtausenden. Von der primitiven Gewinnung und
Nutzung bis hin zu hoch technologisierten Industrien und Waren-
terminbörsen war jedoch eine lange Entwicklung nötig. Mussten
anfangs die Waren noch eigens hergestellt werden, ist es heute ein
leichtes auf der ganzen Welt Waren in einer festgelegten Qualität
zu einem bestimmten Preis an einem fixen Termin zu kaufen oder
zu verkaufen.
Dieses Kapitel soll einen kurzen Rückblick über die Entstehung der
Rohstoffmärkte geben. Des weiteren soll gezeigt werden, wie aus
einem klassischen Wochenmarkt, an dem Rohstoffe gekauft und
verkauft wurden, ein Markt entstand, an dem zum Teil mehr
Rohstoffe in einem Jahr gehandelt werden, als real auf der Erde in
dieser Zeit produziert werden können.

1 Historische Betrachtung ­ Seite 20
1.1 Rückblick auf die Entwicklung der Rohstoffmärkte
Die ersten Rohstoffmärkte entstanden bereits vor Jahrtausenden,
als die Sumerer Schafe und Ziegen gegen seltene Muscheln ein-
tauschten und damit Maßstäbe in punkto Menge und Qualität
einführten.
1
In der Antike wurden bereits die ersten Futures gehan-
delt. Von dem griechischen Philosophen und Mathematiker Thales
von Milet (ca. 625 ­ 546 v. Chr.) wird berichtet, dass er Optionen
zur Nutzung von Olivenpressen erwarb. Er kaufte im Winter das
Recht, die Pressen bei der Ernte im Frühjahr nutzen zu können. So
konnte er bei einer guten Ernte die Maschinen mit einem Aufschlag
weitervermieten. Es war ebenfalls üblich, die Oliven zu verkaufen
bevor sie reif waren, um für beide Vertragsparteien eine gewisse
Sicherheit zu schaffen. Im 17. Jahrhundert wurden Aktien, Aktien-
optionen und Futures in Amsterdam gehandelt. Die Basiswerte
waren Tulpen und Tulpenzwiebeln, in dieser Zeit Symbole des
Wohlstandes, die mit Höchstpreisen bis zu 4600 Gulden gehandelt
wurden. Diese Summe entsprach dem Wert von 38 Mastochsen,
zwei Stuten mit Zaumzeug und einem neuen Wagen. Dieser Markt
brach schließlich 1637 zusammen. Auch aus Japan ist der Termin-
handel mit Reis während des 17. und 18. Jahrhunderts bekannt.
2
Die Rohstoffmärkte und Handelsplätze, wie wir sie heute kennen,
hatten 1848 ihren Ursprung in Chicago. 82 Kaufleute gründeten
das Chicago Board of Trade (CBOT), um die Geschäfte mit Agrar-
produkten zu organisieren. 1849 wurden bereits Kontrakte für die
künftige Lieferung von Mais und Heu aufgelegt, und 1851 wurde
der erste Forward auf 3000 Scheffel Mais ausgehandelt.
3
1898
wurde -ebenfalls in Chicago- der Chicago Butter and Egg Board
gegründet, der 1919 in Chicago Mercantile Exchange (CME)
umbenannt wurde.
Auch in Europa wurden früh Warenterminbörsen gegründet. Die
London Metal Exchange (LME), eine der größten Metallhandels-
plätze der Welt, entstand 1877. Die Ursprünge hierfür können bis
1
Vgl. Goldman Sachs, Rohstoffkompass, Februar 2006, S. 7
2
Vgl. Härle-Willerich, C., Märkte & Chancen - Ein Themenreport der HypoVereins-
bank, 2004, S. 9
3
Vgl. Rogers, J., Rohstoffe - Der attraktivste Markt der Welt, 2005, S. 88 f.

1 Historische Betrachtung ­ Seite 21
in das Jahr 1571 zur Royal Exchange, einer wichtigen Börse der
Kolonialzeit, zurückverfolgt werden.
4
So entwickelten sich bis heute
zahlreiche Warenterminbörsen (siehe Anlage Nr. 1), an denen
Rohstoffe und Terminkontrakte gehandelt werden.
1.2 Produzentenmarkt versus Investorenmarkt
Die Rohstoffmärkte der Vergangenheit waren reine Produzenten-
märkte. Sie dienten dazu, real vorhandene Waren zu kaufen und
zu verkaufen. Als die ersten Forward- und Futureskontrakte
aufkamen, wurden sie sowohl von den Rohstoffproduzenten als
auch von den Rohstoffverarbeitern verwendet. Diese sicherten sich
dadurch gegen Preisschwankungen ab, indem sie die Waren
bereits für einen zukünftigen Termin kauften oder verkauften.
In den letzten Jahrzehnten wurden Rohstoffe auch für Investoren
und Spekulanten immer interessanter. Mit der zunehmenden
Aktivität dieser beiden Gruppen floss zusätzliches Kapital in die
Märkte, was sie liquider, aber auch volatiler werden ließ. Da Com-
modities an Terminbörsen gehandelt werden, treten Produzenten,
Konsumenten, Investoren und Spekulanten gleichermaßen am
Markt auf, jedoch mit unterschiedlichen Absichten. Deshalb kommt
es häufig zu ,,Preisschlachten" bzw. Preisschwankungen, da bei
der Fälligkeit eines Termins ein physischer Lieferzwang besteht.
Kann oder soll nicht geliefert werden, muss die offene Position
durch ein Gegengeschäft am Markt geschlossen werden. Diese
Schwankungen ergeben sich meist, wenn spekulative Marktteil-
nehmer aktiv werden, die nicht am physischen Erwerb des Roh-
stoffes interessiert sind. Weitere Gründe für die zum Teil hohen
Volatilitäten sind Fehleinschätzungen der Nachfrage durch die
Produzenten oder politische Unsicherheiten.
5
Somit hat sich der
Rohstoffmarkt von einem reinen Produzentenmarkt zu einem
Investorenmarkt gewandelt.
4
Vgl. London Metal Exchange, http://www.lme.co.uk/who_ourhistory.asp,
(Stand 18.05.2006)
5
Vgl. Wilke, W., Dresdner Bank-Rohstoffe Aktuell, 10/2003, S. 4

2 Vorstellung der Rohstoffklassen und der dazugehörigen Rohstoffarten ­ Seite 22
2 Vorstellung der Rohstoffklassen und der
dazugehörigen Rohstoffarten
Rohstoffe werden oftmals in fünf Kategorien eingeteilt. Edelmetalle,
Industriemetalle und die Energieträger bilden die Gruppe der
,,Hard-Commodities"; Agrarrohstoffe und Viehzucht die Gruppe der
,,Soft-Commodities".
In diesem Kapitel werden die am meisten gehandelten Rohstoffe
vorgestellt, einschließlich der dazugehörigen Futureskontrakte an
den umsatzstärksten Warenterminbörsen. Die Futureskontrakte
sind meist die Grundlage der verschiedenen Rohstoffindizes, die in
Kapitel 3 beschrieben werden. Weiterhin sind die Indizes oder die
Futures selbst oft das Underlying bzw. die Basis für Finanzpro-
dukte zur Partizipation an den Commodity-Märkten.
Grundsätzlich kann jeder Rohstoff, bzw. dessen Futureskontrakt,
an einer Warenterminbörse gehandelt werden. In der vorliegenden
Arbeit werden die Ausführungen auf die Rohstoffe beschränkt, die
in den verschiedenen Rohstoffindizes am häufigsten vertreten sind.
Bei der Betrachtung der Futureskontrakte und der Börsen, an
denen Rohstoffe gehandelt werden, werden die folgenden
Beispiele auf die umsatzstärksten Börsen und wichtigsten Futures
bezogen. In der Anlage Nr. 1 werden in einer Tabelle weitere
Börsen und Futureskontrakte vorgestellt, um eine möglichst umfas-
sende Zusammenfassung zu gewährleisten.

2 Vorstellung der Rohstoffklassen und der dazugehörigen Rohstoffarten ­ Seite 23
2.1 Energie
Der Energiesektor ist der zur Zeit am häufigsten diskutierte und am
stärksten gewichtete Bereich im Rohstoffsektor. Hierzu tragen nicht
nur sinkende Fördermengen und mangelnde Investitionen in der
Vergangenheit bei, sondern auch politische Konflikte. So entsteht
beispielsweise durch die Energiepolitik Russlands, einem der
größten Erdgaslieferanten der Welt
6
, durch Unruhen in Nigeria oder
dem Irak zusätzliches Spannungspotential
7
. Ebenfalls von enormer
Bedeutung ist der Mehrbedarf an Energie durch aufstrebende
Volkswirtschaften wie Indien oder China, der auf ein begrenztes
Angebot trifft. In den Jahren 1950 bis 1970 stieg der Ölverbrauch in
Japan von einem Barrel auf 17 Barrel pro Kopf und Jahr. Indien
und China befinden sich zur Zeit auf einem ähnlichen Entwick-
lungsstand wie Japan 1950, allerdings ist deren Bevölkerungszahl
18 mal so hoch.
8
Energie ist und wird aller Voraussicht nach eines
der zentralen Themen im Rohstoffbereich bleiben.
2.1.1 Rohöl (Brent und WTI)
Die zwei wichtigsten Rohölsorten sind neben Dubai Fateh und
Nigerian Forcados, Brent Crude Oil (Brent) und West Texas Inter-
mediate (WTI). Weitere Sorten sind Leona, Tijuana, Alaska North
Slope, Zuetina und Urals. Rohstoffindizes beinhalten hauptsächlich
die Sorten Brent und WTI, auf die im Folgenden eingegangen wird.
Brent wird hauptsächlich an der Intercontinental Exchange (ICE) in
London gehandelt. Physischer Lieferort ist in der Regel Rotterdam.
Brent ist für Europa die wichtigste Rohölsorte und wird aus der
Nordsee, zwischen den Shetlandinseln und Norwegen, gefördert.
Es gehört zur Kategorie der leichten, süßen Rohöle, die sich durch
einen geringen Schwefelgehalt (max. 0,42%) auszeichnen. Rohöl,
das weniger Schwefelbestandteile hat, lässt sich einfacher raffine-
rieren als schweres Öl und bietet eine bessere Ausbeute an hoch-
6
Vgl. Proissl, W., Europa droht Engpass bei Gas, Financial Times Deutschland,
18.05.2006, S. 21
7
Vgl. o. V., Rohölpreis steuert auf neues Rekordhoch zu, Handelsblatt,
04.04.2006, S. 33
8
Vgl. Kleinman, G., Rohstoffe und Financial Futures Handeln, 2006, S. 14

2 Vorstellung der Rohstoffklassen und der dazugehörigen Rohstoffarten ­ Seite 24
wertigen Zwischenprodukten. Diese können einfacher zu Benzin,
Diesel und Kerosin weiterverarbeitet werden.
9
WTI ist ebenfalls ein leichtes, süßes Rohöl, das an der New York
Mercantile Exchange (NYMEX) gehandelt wird. Lieferort ist Cu-
shings im US Bundesstaat Oklahoma. Der NYMEX Light Sweet
Crude Oil Future ist der meistgehandeltste Rohstoffuture der
Welt.
10
Beide Futures werden in 1000 Barrel-Einheiten gehandelt und in
US-Dollar notiert. Der Minimum Tick, d.h. der kleinste Abstand
zwischen zwei Preisen beträgt 0,01 US-Dollar.
11
2.1.2 Benzin, Heizöl und Gasöl
Eines der wichtigsten Endprodukte aus Rohöl ist unverbleites
Benzin. Die Futureskontrakte werden in New York, in Einheiten von
42.000 Gallonen, an der NYMEX gehandelt. Die Notierung erfolgt
in US-Cent je Gallone. Der Lieferort für physische Lieferungen ist
der Hafen von New York.
12
Ebenfalls ein wichtiges Raffinerieerzeugnis ist Heizöl. Die ,,NYMEX
Division New York Harbor Heating Oil Futures" auf Heizöl dienen
oft zur Absicherung steigender Diesel- und Kerosinpreise. Dies ist
aufgrund einer ähnlichen chemischen Zusammensetzung von Die-
sel, Kerosin und Heizöl möglich. Sie notieren, wie Benzin, in US-
Cent je Gallone in Einheiten von 42.000 Gallonen je Kontrakt.
13
Gasöl, oftmals auch als Dieselkraftstoff, Diesel oder Dieselöl
bezeichnet, wird durch Destillation von Rohöl als Mitteldestillat
gewonnen. Auch Petroleum und Kerosin werden aus Gasöl
hergestellt, da die physikalischen Eigenschaften sehr ähnlich sind.
Der Gas Oil Future wird an der International Petroleum Exchange
(IPE) in London in Einheiten von 100 metrischen Tonnen Gasöl
9
Vgl. Goldman Sachs, Rohstoffkompass, Februar 2006, S. 15
10
Vgl. New York Metal Exchange, http://www.nymex.com/lsco_fut_descri.aspx,
(Stand 25.04.2006)
11
Vgl. Goldman Sachs, Rohstoffkompass, Februar 2006, S. 15
12
Vgl. Goldman Sachs, Rohstoffkompass, Februar 2006, S. 16
13
Vgl. Goldman Sachs, Rohstoffkompass, Februar 2006, S. 16

2 Vorstellung der Rohstoffklassen und der dazugehörigen Rohstoffarten ­ Seite 25
gehandelt. Lieferort sind die Häfen in der Region Antwerpen,
Rotterdam und Amsterdam (ARA´s).
14
2.1.3 Erdgas
Erdgas, als natürliches Gas, unterscheidet sich weltweit durch
seine Zusammensetzung. Hauptbestandteil ist Methan, die Neben-
bestandteile sind Kohlenwasserstoffe wie Ethan, Propan, Butan
und Ethen. Die derzeitigen Hauptförderer sind die USA, Russland
und Kanada. Die NYMEX Division Natural Gas Futures beziehen
sich auf nordamerikanisches Erdgas, das 25% des gesamten
US-Energieverbrauchs deckt. Die Futures werden in Einheiten zu
10.000 Million British Thermal Units (mmBtu) gehandelt und in
US-Dollar je mmBtu notiert. Der Henry Hub in Louisiana ist der Ort
für physische Lieferungen in den USA, da sich hier die wichtigsten
Pipelines Nordamerikas schneiden.
15
2.2 Viehwirtschaft
Die Viehwirtschaft ist von diversen Abhängigkeiten geprägt. Zum
einen beeinflussen Preise von Futtermittel und Wasser direkt die
Preise für Vieh, zum anderen unterliegt die Viehwirtschaft starken
Zyklen. Der häufig verwendete Begriff ,,Schweinezyklus" hat seinen
Ursprung darin, die Problematik von Angebot und Nachfrage in
Verbindung mit der Aufzuchtdauer der Tiere darzustellen
16
. Ein
weiterer Einflussfaktor, der für eine gesteigerte Nachfrage sorgt, ist
der wachsende Wohlstand aufstrebender Volkswirtschaften, da bei
zunehmendem Wohlstand mehr Fleisch konsumiert wird. Somit
trifft ein steigendes Angebot auf eine relativ unelastische Nach-
frage, was in der Regel zu Bewegungen an den Märkten führt.
14
Vgl. Goldman Sachs, Rohstoffkompass, Februar 2006, S. 16
15
Vgl. Goldman Sachs, Rohstoffkompass, Februar 2006, S. 17
16
Vgl. o.V., Landwirtschaft Schweiz, Schweine,
http://www.landwirtschaft.ch/deutsch/home/lockpfost/schweine/zyklus.htm, oder
http://de.wikipedia.org/wiki/Schweinezyklus, (Stand 19.06.2006)

2 Vorstellung der Rohstoffklassen und der dazugehörigen Rohstoffarten ­ Seite 26
2.2.1 Mastrind und Lebendvieh
Bei Mastrind handelt es sich um Jungtiere mit einem Gewicht von
600 bis 800 lbs (englische Pfund, 1 lbs entspricht 0,453592 kg), die
noch nicht die Schlachtreife haben. Die Tiere sind zu diesem Zeit-
punkt etwa sechs bis zehn Monate alt und werden anschließend in
speziellen Betrieben gemästet. Für die Mast werden Agrar-
produkte, wie Heu und Getreide, verwendet, was eine Abhängigkeit
der Viehwirtschaft von der Agrarwirtschaft verursacht. Für eine
Gewichtszunahme von einem Kilogramm müssen durchschnittlich
8,3 Kilogramm Futtermittel
17
aufgewandt werden. Futureskontrakte
auf Mastvieh werden unter anderem an der Chicago Mercantile
Exchange (CME) gehandelt. Der Kontrakt CME- Feeder Cattle
umfasst 50.000 lbs Mastrind und wird in US-Cent ja lbs notiert.
18
Lebendvieh ist das Folgeprodukt von Mastrind. Es handelt sich um
Rinder, die im Durchschnitt 1.222 lbs wiegen und schlachtreif sind.
Demzufolge schlagen Veränderungen, wie Krankheiten, Seuchen
oder mengenmäßige Mängel im Mastviehbereich, stark auf die
Lebendviehproduktion durch. An der CME werden dementspre-
chend auch Futureskontrakte auf Lebendvieh gehandelt. Der CME
Live Cattle enthält 40.000 lbs je Kontrakt und wird wie der CME
Feeder Cattle Kontrakt in US-Cent je lbs notiert.
19
2.2.2 Schweine
Bei Schweinen wird im Gegensatz zu Rindern keine Unterschei-
dung im Bezug auf Gewicht oder Alter vorgenommen. Dies liegt
daran, dass Schweine schon nach etwa einem halben Jahr
schlachtreif sind. Das hat zur Folge, dass Schweinezüchter weni-
ger auf Preisschwankungen reagieren können, da sie die Tiere
nicht einige Monate eher bzw. später zur Schlachtung geben
können. Futures auf mageres Schwein werden ebenfalls an der
CME in Chicago gehandelt. Die Kontraktgröße des CME Lean Hog
Future beträgt 40.000 lbs pro Kontrakt. Er wir in US-Cent je lbs
notiert.
20
17
Vgl. Doll, F., Zehn Jahre Aufschwung, Wirtschaftswoche Nr. 8/2006, S. 100
18
Vgl. Goldman Sachs, Rohstoffkompass, Februar 2006, S.28
19
Vgl. Goldman Sachs, Rohstoffkompass, Februar 2006, S.28
20
Vgl. Goldman Sachs, Rohstoffkompass, Februar 2006, S.28

2 Vorstellung der Rohstoffklassen und der dazugehörigen Rohstoffarten ­ Seite 27
2.3 Agrarindustrie
Agrarrohstoffe gewinnen ebenfalls mehr an Bedeutung. Zum einen
ist durch eine immer größer werdende Weltbevölkerung, aber auch
durch steigenden Wohlstand, eine höhere Nachfrage selbstver-
ständlich, zum andern werden Agrarrohstoffe verstärkt als
Ölsubstitute eingesetzt. Gerade Zucker und Mais werden mittler-
weile zu erheblichen Teilen zu Alkohol und Ethanol verarbeitet.
21
Ferner sind die Bekleidungs- und Textilindustrie, die Hersteller von
Genußmitteln Nachfrager von Agrarprodukten und beeinflussen
somit diesen Bereich.
2.3.1 Weizen und Mais
Einer der wichtigsten landwirtschaftlichen Rohstoffe ist Weizen. Die
Leitbörse ist der Chicago Board of Trade (CBOT), an der jährlich
ein Volumen gehandelt wird, das größer ist als die weltweite
Produktion. An der CBOT lässt sich in etwa das Weltmarktpreisni-
veau für Weizen ableiten
22
. Die für die USA wesentlichen
Weizensorten sind der Chicago Weizen (Soft Red Winter Wheat)
und der Kansas Weizen (Hard Red Winter Wheat). ,,Winter" bezieht
sich auf den Zeitpunkt der Aussaat und ,,hard" bzw. ,,soft" auf die
klimatischen Bedingungen des Anbaugebietes. Chicago Weizen
wird in den feuchteren Regionen Amerikas -von Mitteltexas bis zum
Atlantik- angebaut. Er wird hauptsächlich zur Produktion von Süß-
speisen, wie Kuchen, Keksen und Crackern verwendet.
23
Der
Kansas Weizen wird in den Bundesstaaten Kansas, Oklahoma,
Nebraska und Teilen von Texas kultiviert und hauptsächlich zur
Produktion von Brot verarbeitet. Allerdings unterliegt die Ernte-
menge, vor allem beim Kansas Weizen, starken klimatischen
Schwankungen. Kansas Weizen wird in viele Länder der Welt, z.B.
nach Russland, Japan und China exportiert.
Futureskontrakte, z.B. der CBOT Wheat Future, werden in US-
Cent je Scheffel in Größen von 5.000 Scheffel (1 Scheffel bzw.
Bushel entspricht 35,23907 Liter) gehandelt.
24
21
Vgl. Heuser, F., Heinritzi, J., Schnaps-Ideen, Focus-Money 18/2006, S. 28 f.
22
Vgl. http://www.agrimanager.de/notierungen/warenterminboersen/weizen.html,
(Stand 12.04.2006)
23
Vgl. Goldman Sachs, Rohstoffkompass, Februar 2006, S. 22
24
Vgl. Goldman Sachs, Rohstoffkompass, Februar 2006, S. 23

2 Vorstellung der Rohstoffklassen und der dazugehörigen Rohstoffarten ­ Seite 28
Mais, der in erster Linie als Futtermittel in der Viehzucht verwendet
wird, wird ebenfalls an der CBOT gehandelt. Dort wird auch das
Weltpreisniveau für Mais, ähnlich wie für Weizen, bestimmt. Mais
wird darüber hinaus in der Nahrungsmittelindustrie zur Herstellung
von Margarine, Maisstärke oder Süßungsmittel verwendet. Eine
immer größer werdende Bedeutung bekommt die Produktion von
Ethanol als Kraftstoff, das ebenfalls aus Mais gewonnen werden
kann. An der CBOT wird der CBOT Corn Futures in US-Cent je
Scheffel, bezogen auf 5.000 Scheffel, gehandelt.
25
2.3.2 Soja
Soja wird als Sojabohne, Sojaschrot und als Sojaöl verbraucht und
gehandelt. Die Verwendungsmöglichkeiten von Soja sind vielfältig.
Es wird hauptsächlich zur Lebensmittelherstellung, beispielsweise
für Tofu, verwendet. Ferner wächst bei industriellen Anwendungen
die Bedeutung von Soja. Es dient zur Produktion von Tinte, Kleb-
stoffen, Reinigern oder Textilien. An der CBOT, die auch hierfür die
führende Warenterminbörse ist, werden hauptsächlich die gene-
tisch veränderten GMO-Sojabohnen gehandelt. Die CBOT Soy-
bean Futures notieren in US-Cent je Scheffel bei einer Kontrakt-
größe von 5.000 Scheffel je Kontrakt.
26
2.3.3 Baumwolle
Baumwolle wird in über 70 Ländern weltweit angebaut, vor allem in
den USA und China. Sie ist einer der bedeutendsten Rohstoffe in
der Textilindustrie. Die Erntezeit für Baumwolle ist das letzte
Quartal im Jahr. Die wichtigste Warenterminbörse ist die New York
Board of Trade (NYBOT). Hier ist unter anderem der NYBOT Cot-
ton No. 2 Future in Einheiten von 50.000 lbs in US-Cent notiert.
27
2.3.4 Zucker
Zucker wird entweder aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr gewon-
nen. In gemäßigten Klimazonen werden Rüben, in den tropischen
Regionen wird Zuckerrohr angebaut. Zucker wird in der Lebens-
25
Vgl. Goldman Sachs, Rohstoffkompass, Februar 2006, S. 23
26
Vgl. Goldman Sachs, Rohstoffkompass, Februar 2006, S. 24
27
Vgl. Goldman Sachs, Rohstoffkompass, Februar 2006, S. 24

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783956360824
ISBN (Paperback)
9783836600088
Dateigröße
912 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Aschaffenburg – Wirtschaft und Recht, Studiengang Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2006 (Dezember)
Note
2,0
Schlagworte
assetklasse assetallokation investment diversifikation commodity
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