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Untersuchung der Möglichkeiten zur Schaffung, Bewertung und Realisierung von Synergiepotenzialen in der Logistikbranche

Dargestellt anhand von Fallbeispielen

©2006 Diplomarbeit 102 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Seit einigen Jahrzehnten wird kontinuierlich zur Synergiethematik bei „Mergers & Acquisitions“ (Fusionen & Übernahmen) geforscht. Dabei wird der Begriff Synergie häufig als Hauptargument und Rechtfertigung für Unternehmenszusammenschlüsse verwendet. Auch in der Logistikbranche wächst das Streben nach positiven Verbundwirkungen stetig. Aufgrund wachsender Transportdistanzen und neuen Wettbewerbern im Rahmen der Globalisierung (Dislozierung), steigenden zeitlichen Anforderungen an den Lieferungsprozess (Supply Chain Management / Just-in-Time), sowie durch neue gesetzliche Umweltvorschriften und Regulierungen (z. B. Recycling / Umweltbelastung durch Straßenverkehr) gerät die Branche zunehmend unter Druck.
m diesem zusätzlich wachsenden Kostendruck entgegenzuwirken, schließen sich Logistikunternehmen verstärkt zusammen und erhoffen sich dadurch effiziente Kooperationsvorteile im Sinne von positiven Synergieeffekten. Der Kauf des britischen Logistikdienstleisters Exel durch die Deutsche Post, die Übernahme des Kontraktlogistikers ACR Logistics (früher Hays Logistics) durch Kühne + Nagel oder die Fusion der Reederei CP Ships mit Hapag-Lloyd im letzten Jahr sind jüngste Beispiele für die erhöhte M&A-Aktivität und stellen die Notwendigkeit dieses anhaltenden Konsolidierungsprozesses unter Beweis.
Allerdings sind Übernahmen und die damit verbundenen Synergiepotenziale besonders in der Transport- und Logistikbranche im Vorfeld schwer zu kalkulieren. Bei Logistikern herrschen komplexe Unternehmensstrukturen und der Unternehmenswert ist meist nicht maßgeblich im Anlagevermögen gebunden, sondern zeichnet sich vielmehr durch das Fachwissen der Mitarbeiter, den Spezialisierungsgrad im jeweiligen Logistiksektor sowie durch vertragliche oder mündliche Kundenbeziehungen aus.
Darüber hinaus fehlen bei vielen mittelständischen und kleinen Logistikunternehmen oftmals ausreichende Controllinginstrumente, um eine vollständige Datenbasis für eine realitätsnahe Synergiebewertung bereitzustellen. Zudem wird der Bewertungsprozess nicht nur durch politische und steuerliche Hürden, sondern auch durch kulturelle Barrieren beeinträchtigt. Logistikunternehmen, die überwiegend länderübergreifende bzw. internationale Tätigkeiten ausführen, sind oftmals durch Beteiligungen oder Joint Ventures mit Tochtergesellschaften in den unterschiedlichsten Ländern verbunden. Kommunikationsprobleme und Mentalitätseinflüsse erschweren die Situation. Aber auch […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Michael Hoeft
Untersuchung der Möglichkeiten zur Schaffung, Bewertung und Realisierung von
Synergiepotenzialen in der Logistikbranche
Dargestellt anhand von Fallbeispielen
ISBN-10: 3-8324-9945-8
ISBN-13: 978-3-8324-9945-7
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006
Zugl. Fachhochschule Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland, Diplomarbeit, 2006
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© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ... V
Abkürzungsverzeichnis ... VI
I.
Einleitung ...1
1.
Problemstellung und Ziel der Arbeit...1
2.
Vorgehensweise ...4
3.
Definitionen sowie Einschränkung des Untersuchungsgebietes...4
II.
Situation und Trends in der Logistikbranche ...6
1.
Branchenüberblick ...6
2.
Gegenwärtige Trends ...13
3.
M&A-Aktivitäten in der Branche ...21
III.
Synergien ...24
1.
Begriff und Wesen der Synergien ...24
2.
Betriebswirtschaftliche Erklärungsansätze für Synergien ...27
2.1.
Economies of Scale ...28
2.2.
Economies of Scope ...30
2.3.
Economies of Density ...31
2.4.
Economies of Speed...32
2.5.
Weitere Erklärungsansätze für Synergien...33
3.
Grundlegende Synergiekonzepte ...34
3.1.
Das Konzept von Ansoff ...35
3.2.
Das Wertekettenmodell von Porter ...36
3.3.
Weitere ausgewählte Arbeiten ...37
4.
Dimensionierung von Synergien ...39
5.
Bedeutung von Synergien auf den Kaufpreis bei M&A ...45
II

IV.
Methoden der Synergiebewertung bei M&A...47
1.
Zusammenhänge und Einflüsse auf die Bewertung...47
1.1.
Berücksichtigung der Transaktionsrichtung ...47
1.2.
Berücksichtigung der Informationsgewinnung ...48
1.3.
Berücksichtigung von Integrationseinflüssen ...50
2.
Identifizierung von Synergiepotenzialen ...51
3.
Messung und Bewertung von Synergien ...54
3.1.
Qualitative Bewertungsverfahren ...54
3.1.1 Stärken-/Schwächenprofil ...54
3.1.2 Scoring Modell ...55
3.1.3 Szenario-Technik ...56
3.2.
Quantitative Bewertungsverfahren...57
3.2.1 Inkrementale vs. synoptische Methode ...57
3.2.2 Berechnung synergetischer Teilwirkungen ...60
4.
Spezifika in der Logistik ...65
V.
Anwendung eines Verfahrensmodells zur Synergiequantifizierung
bei Mergers & Acquisitions in der Logistik ...69
1.
Methodische Vorüberlegungen ...69
2.
FALLBEISPIEL ...71
2.1.
Unternehmensprofile...71
2.2.
Ist ­ Analyse ...74
2.3.
Qualitative Bewertung...75
2.4.
Inkrementale Quantifizierung ...76
2.5.
Ermittlung des Synergiebarwertes ...79
III

VI.
Synergiemanagement als Koordinationsinstrument zur
Synergierealisierung ...80
1.
Strukturierter Maßnahmeplan ...82
2.
Integration und interne Anreizstrukturen...83
3.
Synergiecontrolling ...84
VII.
Fazit und kritische Würdigung ...87
Quellenverzeichnis...89
IV

Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Logistik ...7
Abb. 2: Grundformen der Logistikdienstleister...10
Abb. 3: Wertschöpfungskette mit Subsystem bei Logistikdienstleistern ...12
Abb. 4: Weltwirtschaftliche Trends in der Logistikbranche ...13
Abb. 5: Transportvolumen Europas 2004 nach Verkehrsträgern in Prozent ...16
Abb. 6: Supply Chain mit Informations- und Kommunikationsfluss ...17
Abb. 7: Entwicklung der Logistikwertschöpfungskette...20
Abb. 8: Anzahl der Akquisitionen ausgewählter Unternehmen...21
Abb. 9: Top Deals ausgewählter Unternehmen im Logistiksektor ...23
Abb. 10: Evaluationsprozess von Synergien ...27
Abb. 11: Economies of Scale in der Logistik ...29
Abb. 12: Dichtevorteile im bestehenden Transportnetz...32
Abb. 13: Verflechtungen zwischen den Wertketten zweier Unternehmen ...36
Abb. 14: Einflüsse auf die Logistikeffizienz ...39
Abb. 15: Zeitliche Synergiedimensionierung ...40
Abb. 16: Synergiepotenziale in der Logistik ...42
Abb. 17: Dimensionale Synergieklassifizierung...44
Abb. 18: Prozess der Preisbildung auf dem Markt bei M&A-Transaktionen ...46
Abb. 19: Due Diligence als Informationsquelle bei M&A ...49
Abb. 20: Matrix zur Identifikation von Synergien in den Funktionsbereichen ...52
Abb. 21: Gegenüberstellung der synoptischen und inkrementalen Methode ...59
Abb. 22: Größeneffekt im Bereich Kommissionierung...62
Abb. 23: Cross-Selling-Potenzial bei einem Risikofaktor von 15 % ...64
Abb. 24: Optimierungshebel und Bewertungskriterien der Logistikeffizienz ...65
Abb. 25: Modellhafter Maßnahmeplan ...82
Abb. 26: Bestandteile und Einflüsse eines Synergiemanagements...86
V

Abkürzungsverzeichnis
ATL
Arbeitsgruppe für Technologie
BVL Bundesvereinigung
Logistik
IKB Deutsche
Industriebank
ISO
International Standarts Organisation
KEP
Kurier, Express, Paket
LDL Logistikdienstleister
LLP
Lead Logistics Service Provider
M&A
Mergers and Acquisitions
RFID Radiofrequenz Identification
SCM
Supply Chain Management
TUL Transport,
Umschlag,
Lager
VDI
Verband deutscher Ingenieure
3PL
Third Party Provider
4PL
Fourth Party Provider
VI

I. Einleitung
1.
Problemstellung und Ziel der Arbeit
Seit einigen Jahrzehnten wird kontinuierlich zur Synergiethematik bei ,,Mergers &
Acquisitions" (Fusionen & Übernahmen) geforscht. Dabei wird der Begriff
Synergie
häufig als Hauptargument und Rechtfertigung für Unternehmenszusammen-
schlüsse verwendet.
1
Auch in der Logistikbranche wächst das Streben nach posi-
tiven Verbundwirkungen stetig.
2
Aufgrund wachsender Transportdistanzen und
neuen Wettbewerbern im Rahmen der Globalisierung (Dislozierung), steigenden
zeitlichen Anforderungen an den Lieferungsprozess (Supply Chain Management /
Just-in-Time), sowie durch neue gesetzliche Umweltvorschriften und Regulierun-
gen (z. B. Recycling / Umweltbelastung durch Straßenverkehr) gerät die Branche
zunehmend unter Druck. Um diesem zusätzlich wachsenden Kostendruck entge-
genzuwirken, schließen sich Logistikunternehmen verstärkt zusammen und erhof-
fen sich dadurch effiziente Kooperationsvorteile im Sinne von positiven Synergie-
effekten. Der Kauf des britischen Logistikdienstleisters Exel durch die Deutsche
Post, die Übernahme des Kontraktlogistikers ACR Logistics (früher Hays Logistics)
durch Kühne + Nagel oder die Fusion der Reederei CP Ships mit Hapag-Lloyd im
letzten Jahr sind jüngste Beispiele für die erhöhte M&A-Aktivität und stellen die
Notwendigkeit dieses anhaltenden Konsolidierungsprozesses unter Beweis.
Allerdings sind Übernahmen und die damit verbundenen Synergiepotenziale be-
sonders in der Transport- und Logistikbranche im Vorfeld schwer zu kalkulieren.
3
Bei Logistikern herrschen komplexe Unternehmensstrukturen und der Unterneh-
menswert ist meist nicht maßgeblich im Anlagevermögen gebunden, sondern
zeichnet sich vielmehr durch das Fachwissen der Mitarbeiter, den Spezialisie-
rungsgrad im jeweiligen Logistiksektor sowie durch vertragliche oder mündliche
1
Vgl. Köppen, Jens: Synergieermittlung im Vorfeld von Unternehmenszusammenschlüssen. Beurteilung der
Vorgehensweise anhand eines Referenzmodells, Wiesbaden 2004, S.2.
2
Vgl. Klaus, Peter; Kille, Christian: Die Top 100 der Logistik. Marktgrößen, Marktsegmente und Marktfüh-
rer in der Logistikdienstleistungswirtschaft, 4. Aufl. Hamburg 2006, S.18.
3
Vgl. Schneider, Christian: Erste Übung ­ Gründlichkeit. M&A in der Logistikbranche. FINANCE. Heft 12/
2005 - 1/2006, S.34 f.
- 1 -

Kundenbeziehungen aus.
4
Darüber hinaus fehlen bei vielen mittelständischen und
kleinen Logistikunternehmen oftmals ausreichende Controllinginstrumente, um ei-
ne vollständige Datenbasis für eine realitätsnahe Synergiebewertung bereitzustel-
len. Zudem wird der Bewertungsprozess nicht nur durch politische und steuerliche
Hürden, sondern auch durch kulturelle Barrieren beeinträchtigt. Logistikunterneh-
men, die überwiegend länderübergreifende bzw. internationale Tätigkeiten ausfüh-
ren, sind oftmals durch Beteiligungen oder Joint Ventures mit Tochtergesellschaf-
ten in den unterschiedlichsten Ländern verbunden. Kommunikationsprobleme und
Mentalitätseinflüsse erschweren die Situation. Aber auch Umsatzpotenziale sind
kaum zu prognostizieren, denn lediglich kurzfristige mündliche Vereinbarungen mit
Kunden sind die Realität und längerfristige Vertragsbeziehungen bestehen kaum.
5
Deshalb stellt die realistische Einschätzung der künftigen Markt- und Unterneh-
mensentwicklung insbesondere bei Unternehmen in Schwellen- oder Entwick-
lungsländern die M&A Berater und Logistiker vor eine schwierige Aufgabe. Unge-
naue Synergiebewertungen in der Branche sind die Folge. Daraus ergeben sich
oftmals überhöhte Kaufpreise für die akquirierten Unternehmen mit gleichzeitig
hohen Anforderungen an das Management. Denn ohne ein planmäßiges Handeln
nach Abschluss der Kaufverhandlungen werden positive Synergiepotenziale nicht
ausgeschöpft
6
und die gezahlte Synergieprämie ist nicht rentabel. Beispielsweise
musste der Logistikdienstleister Exel in den vergangenen Jahren mehrmals Fir-
menwerte abschreiben, weil sich Zukäufe - insbesondere die Übernahme von
Mark VII und Tibbett & Britten - nicht so entwickelt haben wie erhofft.
7
Als Haupt-
ursache für die negative Geschäftsentwicklung nennt Exel vor allem unvorherseh-
bare Umsatzeinbußen durch Abwanderungen von Großkunden, aber auch Prob-
leme im neu entstandenen Topmanagement. Folglich wurde das prognostizierte
Marktwachstum nicht erreicht und eine effiziente Synergierealisation blockiert.
4
Ebenda, S.34.
5
Interview mit Sped.Kaufm. Rene Dengel. Leiter europäische Transportlogistik. IKEA B.V.
6
Vgl. Rodermann, Marcus: Strategisches Synergiemanagement, Wiesbaden 1999, S.173 f.
7
Vgl. Hedstück, Michael: Falsche Braut ­ Die Deutsche Post übernimmt EXEL, den Weltmarktführer für
Kontraktlogistik. FINANCE. Heft 11/2005, S.22-23.
- 2 -

Über alle Branchen hinweg ist eine mangelnde Quantifizierung und Realisierung
von Synergiepotenzialen trotz zahlreicher Untersuchungen zu der Synergiethema-
tik mitverantwortlich für die vielen gescheiterten M&A-Transaktionen vergangener
Zeit.
8
Sowohl im Vorfeld werden Fehleinschätzungen getroffen und negative Syn-
ergien missachtet, als auch nach der Übernahme werden oft positive Synergieef-
fekte aufgrund einer mangelnden Realisierung nicht ausgeschöpft.
9
So ist eine re-
alitätsnahe Bewertung von Synergien sowie deren spätere Umsetzung entschei-
dend für eine Rechtfertigung der Übernahmekaufpreise, aber nicht zuletzt von ei-
ner enormen Wichtigkeit für eine erfolgreiche Profitentwicklung des weiteren Ge-
schäfts. Um Risikoinvestitionen im Vorfeld erkennen und eingrenzen zu können,
besteht gerade hier enormes Analyse- und Verbesserungspotenzial, denn auch
die Literatur zeigt keine einheitlichen Vorgehensweisen zur Bewertung und Reali-
sierung von Synergien.
Ziel dieser Arbeit ist, die angesprochene Problematik bei der Synergiekoordination
schwerpunktmäßig in der Bewertungsphase aber auch während der Realisie-
rungsphase aufzugreifen und mögliche Methoden bei Logistikunternehmen an-
hand von Fallbeispielen darzustellen. Dabei werden Verbesserungspotenziale auf-
gedeckt und gedankliche Lücken geschlossen.
8
Vgl. Köppen, Jens: Synergieermittlung..., a.a.O., S.2.
9
Vgl. Paprottka, Stephan: Unternehmenszusammenschlüsse. Synergiepotenziale und ihre Umsetzungsmög-
lichkeiten durch Integration, Wiesbaden 1996, S.2.
- 3 -

2. Vorgehensweise
Zunächst befasst sich die Arbeit, nach einer grundlegenden Definition der Begriff-
lichkeiten und Eingrenzung der Thematik (Kap. I.), mit einer umfassenden Darstel-
lung der Logistikbranche (Kap. II.). Darauf folgend werden allgemeine Synergie-
begriffe und Entstehungsformen von Synergien erläutert und der betriebswirt-
schaftliche theoretische Standpunkt zur Synergieforschung wiedergegeben (Kap.
III.). Im nächsten Schritt werden mögliche Bewertungsmethoden zur Synergiequa-
lifizierung und -quantifizierung unter Berücksichtigung logistischer Aspekte darge-
legt (Kap. IV.). Die gesammelten Erkenntnisse werden anhand eines Fallbeispiels
aus der Logistikbranche verdeutlicht (Kap. V.). Um die prognostizierten Synergie-
potenziale auch in die Realität umzusetzen, werden darauf aufbauend Realisie-
rungsinstrumente im Rahmen eines Synergiemanagements vorgestellt (Kap. VI.).
Ein abschließendes Fazit vervollständigt die Arbeit (Kap. VI.).
3. Definitionen
sowie
Einschränkung des Untersuchungsgebietes
Angesichts der Breite der umrissenen Themen bedarf es einer Eingrenzung, die
sich auf die folgenden drei Felder beschränkt.
Anwendungsbezogene Begriffsabgrenzung des Synergiebegriffs
Der Begriff Synergie hat aufgrund seiner vielseitigen Definitionen in der Literatur
zu unterschiedlichen Auffassungen geführt. Unstimmig bleibt, ob unter dem Begriff
,,Synergie" explizit eine Verbundwirkung mehrerer Unternehmen verstanden wird
oder ob Synergien auch innerhalb eines Unternehmens ohne Verbund realisiert
werden können. Die meisten Autoren nehmen hier eine Unterscheidung in Syner-
gieeffekt und Restrukturierungseffekt vor.
10
Auch im Rahmen dieser Arbeit wird
folgende Definition von Paprottka zur Synergiethematik Anwendung finden:
,,Effekte, die erst bei einem Zusammenschluss entstehen, deren Potenziale aber
bereits vor dem Zusammenschluss vorhanden waren und somit schon vorher hät-
ten genutzt werden können, zählen nicht zu den Synergien".
11
10
Vgl. z.B. Wöginger, Helmut: Das Synergy-Value-Konzept, Wiesbaden 2004, S. 112.
11
Paprottka, Stephan: Unternehmenszusammenschlüsse. a.a.O., S.42.
- 4 -

Definition ,,Mergers & Acquisitions" (M&A)
Mergers & Acquisitions ist eine angelsächsische Sammelbezeichnung für Ver-
schmelzungen und Unternehmenskäufe und -verkäufe. M&A bezeichnet hierbei
sowohl den Transaktionsvorgang an sich, als auch die Branche der sich hiermit
befassenden Dienstleister, wie Banken, speziellen Vermittlungsfirmen, Unterneh-
mensberatern und Wirtschaftsprüfern.
12
Definition "Logistik" sowie Ausprägungsformen und Eingrenzung
Auch der Begriff ,,Logistik" bedarf einer genauen Definition für die vorliegende Ar-
beit. Häufig wird die Seven-Rights-Definition nach Plowman angewendet:
,,Logistik heißt, die Verfügbarkeit des richtigen Gutes, in der richtigen Menge, im
richtigen Zustand, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, für den richtigen Kunden, zu
den richtigen Kosten zu sichern."
13
Konkreter wird Logistik definiert als ganzheitliche Planung, Steuerung,
Koordination, Durchführung und Kontrolle aller unternehmensinternen und unter-
nehmensübergreifenden Güter- und Informationsflüsse.
14
Somit kann unter dem
Begriff ,,Logistik" sowohl die operative innerbetriebliche Werkslogistik bei Industrie-
und Handelsunternehmen verstanden werden als auch die damit verbundenen Ak-
tivitäten der Zuliefer- und Dienstleistungswirtschaft. Aufgrund der Komplexität des
Logistikbegriffs werden im Rahmen dieser Arbeit Logistikdienstleister (LDL) vor-
dergründig behandelt. Logistikdienstleister treten dabei als Betreiber einer Infra-
struktur auf, die Dienstleistungen zur raumzeitlichen Ver- und Entsorgung anbie-
tet.
15
Nähere Erläuterungen zu diesem Begriff werden im nächsten Abschnitt auf-
geführt.
12
Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon. Elektronische Ausgabe, Wiesbaden 1997.
13
Bundesvereinigung Logistik (BVL): Wissenschaftliche Definition der Logistik.
http://www.bvl.de/68_1.
14
Ebenda, http://www.bvl.de/68_1.
15
Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon. Elektronische Ausgabe, a.a.O.
- 5 -

II.
Situation und Trends in der Logistikbranche
,,Die LOGISTIK ist gemessen am Umsatz zur drittgrößten Branche in Deutschland
aufgestiegen ­ und sie wächst weiter".
16
1. Branchenüberblick
Dieses Ergebnis verzeichnet eine Studie der Frauenhofer Arbeitsgruppe für Tech-
nologien der Logistik-Dienstleistungswirtschaft (ATL) Anfang 2006. Seit Mitte der
neunziger Jahre registriert die Logistikbranche sowohl beim Umsatz als auch bei
den Beschäftigungszahlen ein kontinuierliches Wachstum. Dabei ist Deutschland
durch den Beitritt osteuropäischer Staaten zur EU wegen seiner zentralen Lage
und der hervorragenden Infrastruktur zur ,,Logistik-Drehscheibe" geworden. Nach
Handel und Automobilindustrie verzeichnet die Branche mittlerweile die größten
Umsätze und gilt als Deutschlands heimliche Paradedisziplin.
17
Logistik umfasst in den Ursprüngen die klassischen TUL - Prozesse (Transport,
Umschlag, Lagerung). Damit verbunden sind alle Bereiche, die den Material- und
Warenfluss von Gütern sowie den dafür benötigten Informationsfluss betreffen. Je
nach Art der Tätigkeit kann auch zwischen Lagerlogistik, Verpackungslogistik und
Transportlogistik unterschieden werden. Ferner tritt auch der Begriff ,,Intralogistik"
häufiger im Zusammenhang mit der Logistik auf. Darunter versteht man eine
Kombination der kompletten logistischen Vorgänge zur Organisation, Durchfüh-
rung und Optimierung innerbetrieblicher Materialflüsse mittels technischer Syste-
me und Dienstleistungen.
18
Hiervon betroffen sind allein in Deutschland eine Viel-
zahl von Unternehmen, wie Hebezeug- und Kranhersteller, Gabelstapler- und La-
gertechnikproduzenten sowie Software- und Technologieentwickler. Insbesondere
die RFID Technologie ,,Radiofrequenz ­ Identifikation" regt in diesem Sektor der-
zeit viele Diskussionen an.
19
16
Gillmann, Barbera: Mehr als Bier und Kohle. Handelsblatt Sonderdruck ,,Prognos". Zukunftsatlas 2006.
Düsseldorf 2006, S.30.
17
Vgl. Granzow, Alex: Deutschlands heimliche Paradedisziplin. Handelsblatt ... a.a.O., S.32.
18
Vgl. CeMAT. Deutsche Messe AG für Intralogistik: http://www.cemat.de.
19
für weitere Ausführungen zum Thema RFID vgl. z.B. Informationsforum RFID: http://www.info-rfid.de.
- 6 -

Aufgrund der Tatsache, dass sich die Logistik als Querschnittfunktion durch alle
Wirtschaftszweige und Branchen zieht und von amtlichen Statistiken, wie z. B.
dem statistischen Bundesamt, nicht eigenständig ausgewiesen wird, gilt der Markt
der Logistikbranche als schwer messbar.
20
Durch Transport- und Logistikdienst-
leistungen wurden in Deutschland nach Schätzungen der IKB (Deutsche Indust-
riebank) und der BVL (Bundesvereinigung Logistik) im Jahre 2005 ca. 170 Milliar-
den Euro Umsatz erwirtschaftet.
21
Dies sind mehr als sieben Prozent des Bruttoin-
landsproduktes mit einer Beschäftigungszahl von ca. 2,5 Millionen Menschen.
Mehr als die Hälfte der Leistungen werden als Werkslogistik von den Unterneh-
men der Industrie und des Handels selbst erbracht. Rund 50% sind im Rahmen
des ,,Outsourcing" an externe Logistikdienstleister vergeben.
22
Die folgende Grafik
zeigt die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der ,,Logistikindustrie" im Überblick.
Logistikmarkt Deutschland
Umsatzwert 170 Mrd.
2,48 Mio. Arbeitsplätze
Beständekosten 20%
Auftragsabwicklung
5%
Logistikplanung
und Administration
5%
Lagerwirtschaft
und Umschlag 26%
Transport 44%
Fahrzeugservices,
Facility-Management
Hilfs- und
Betriebsstoffe
Immobilien, Mieten,
Finanzierung,
Versicherungen
8 Mrd.
15 Mrd.
Förder-, Lager-, Verpackungstechnik
und Verpackungsmittel
15 Mrd.
Fahrzeuge und
Ladegefäße
12 Mrd.
16 Mrd.
Informations- und
Kommunikationsdienste
3 Mrd.
Logistik-Zulieferwirtschaft
Umsatzwert 69 Mrd.
+ ca. 0,6 Mio. Arbeitsplätze
(Reifen,
Treibstoffe,
Büromat. etc.)
Abb. 1: Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Logistik
23
20
Vgl. Granzow, Alex: Deutschlands heimliche Paradedisziplin. a.a.O., S.32.
21
Vgl. Klaus, Peter; Kille, Christian: Die Top 100 der Logistik. a.a.O., S.74.
22
Vgl. IKB Information Dezember 2005: Transport und Logistik. Bericht zur Branche, Düsseldorf 12/2005.
23
Entnommen aus: Klaus, Peter; Kille, Christian: Die Top 100 der Logistik. a.a.O., S.76.
- 7 -

Neben der logistischen Zulieferwirtschaft, auch verbunden mit ,,Intralogistik"-
Unternehmen, soll im nächsten Schritt der für diese Arbeit relevante Markt an
Transport- und Logistikdienstleistern durchleuchtet werden. Dieser wesentliche,
aber auch schwierig zu separierende Teilmarkt der Logistikbranche mit rund 80
Mrd. Euro Umsatzvolumen im vergangenen Jahr kann in Anlehnung an die re-
nommierte Fachzeitschrift ,,Logistik-Heute" in vier Kategorien folgendermaßen
klassifiziert werden.
24
Einzeldienstleister
Einzeldienstleister bieten universelle logistische Einzelleistungen für einen mittel-
großen, teilweise anonymen Markt an. Diese Leistungen sind meist auf bestimmte
Güter, Frachtarten und Branchen beschränkt und werden in begrenzten Gebieten
oder festen Relationen vermarktet. Transportunternehmen, Umschlagunterneh-
men sowie Lagereiunternehmen, die über eigene Transportmittel, Umschlag- oder
Lagereieinrichtungen verfügen, zählen zu den Einzeldienstleistern und verrichten
auf Basis meist kurzfristiger Verträge logistische Leistungen für Dritte.
Spezial- oder Sonderdienstleister
Diese Betriebe haben, im Gegensatz zu den Einzeldienstleistern, ihre Kapazitäten
auf Nischengebiete ausgerichtet. Spezielle Anforderungen und Besonderheiten
bei logistischen Aktivitäten sind die Stärken dieser Unternehmen. Dadurch erge-
ben sich oftmals gegenseitige Abhängigkeiten zwischen Logistikdienstleistern und
ihren Kunden, was häufig zu stabilen langfristigen Geschäftbeziehungen führen
kann. Beispiele für Spezial- oder Sonderdienstleister sind Gefahrengut- und
Schwertransportunternehmen.
Verbunddienstleister
Im Unterschied zu Einzeldienstleistern werden bei Verbunddienstleistern durch die
Integration mehrerer Einzeldienstleistungen große Verbundleistungen auf einem
ausgeweiteten, meist anonymen Markt angeboten. Durch die Kombination der ei-
genen Kapazitäten mit den Ressourcen anderer Dienstleister wird ein größeres
24
Vgl. Gericke, Jens: Logistikdienstleister. Etappen bis zum 5PL. LOGISTIK-HEUTE, Heft 04/2003, Mün-
chen, S.36-37.
- 8 -

Angebot erreicht. Verbunddienstleister sind in der Lage, flexibel und schnell auf
Kundenwünsche zu reagieren. Sie können somit über Einzelleistungen hinaus ein
breites Angebot bis hin zu komplexen vernetzten Dienstleistungen zur Verfügung
stellen. Wesentliche Merkmale von Verbunddienstleistern sind häufig wechselnde
Kundschaft, Aufträge mit geringer Laufzeit sowie eine relativ schwach ausgepräg-
te Kundenbindung. Beispiele für Verbunddienstleister sind KEP-Dienste (Kurier-,
Express-, und Paketdienste), kombinierte Straßen-, Bahn-, Schiffs- und Lufttrans-
porte sowie Entsorgungsdienste.
Systemdienstleister bzw. Kontraktlogistiker
Diese Gruppe von Logistikdienstleistern bietet umfassende, stark auf die jeweili-
gen Kundenbedürfnisse ausgerichtete Logistikleistungen an. Die Entwicklung,
Planung und Bearbeitung einzelner Teilbereiche der Logistik, sowie die eigenver-
antwortliche Übernahme der gesamten Unternehmenslogistik bis hin zum Supply
Chain Management (vgl. hierzu auch Trends Kap.II.2.), gehören zum Angebot die-
ser Anbieter. Auch Consulting- oder IT-Unternehmen mit speziellem Logistik-
Know-how treten in dem Sektor unter diesen Begriffen auf.
Die kundenspezifische Ausrichtung dieser Dienstleister führt in der Regel zu lang-
fristigen Geschäftsverträgen bei gleichzeitiger Beschränkung auf wenige Kunden.
In diesem Zusammenhang werden häufig auch die Begriffe ,,Third-Party-Logistics-
Provider" (3PL) oder ,,Fourth-Party-Logistics-Provider" verwendet. Nähere Erläute-
rungen zu diesen Begriffen werden im weiteren Verlauf dieses Kapitels aufgeführt.
Ergänzend zu dem Begriff ,,Kontraktlogistik" (Vertragslogistik), welcher sich in
Presse und Medien zu einem Trendwort entwickelt hat, soll festgehalten werden,
dass der Begriff in seinen Ursprüngen lediglich eine längerfristige Vertragsbezie-
hung zwischen Logistikunternehmen und dem jeweiligen Partner signalisierte.
Damals definierte Klaus die Kontraktlogistik als langfristige Übernahme von Logis-
tikleistungen mit einer Vertragslaufzeit von mindestens drei Jahren.
25
25
Vgl. Klaus, Peter; Krieger, Winfried: Gabler Lexikon Logistik. Management logistischer Netzwerke und
Flüsse, 3. Aufl., Wiesbaden 1998, S.230 f.
- 9 -

Allerdings hat sich der Begriff über die Jahre hinweg deutlich weiterentwickelt und
wird heutzutage von vielen Autoren im engeren Sinne weitaus spezieller definiert.
Beispielsweise Johnson:
,,Auf Basis relativ langfristiger Geschäftbeziehungen zu
wenigen Großkunden werden die Leistungspakete eines Systemdienstleisters un-
ter dem Begriff Kontraktlogistik zusammengefasst."
26
Einfache Einzelleistungen
wie reiner Warentransport oder Lagerhaltung gehören somit nicht zu einem
Systemdienstleister.
Zusammenfassend soll die nachfolgende Tabelle den Bereich der Logistik-
dienstleister mit aktuellen Beispielen noch einmal veranschaulicht darstellen.
Art der logistischen
Güter, Frachtarten,
Branchen
Leistungsumfang
bzw. Breite des
logistischen
Leistungsspektrum
Know-how
bzw. Kompetenz
der Logistik-
dienstleister
Verfügbares
Logistikpotenzial
Marktliche
Ausrichtung bzw.
Kundenorientierung
Beispiele
für Anbieter
Einzel-
dienst-
leister
Spezialisierung
hinsichtlich Art der
logistischen Güter,
Frachtarten,
Branchen üblich
Einzelleistungen,
z.B. Transport,
Umschlag, Lagern
technisches
Spezialwissen
- Transportmittel
- Lagereinrichtung
- Umschlag
- mittelgroßer, teil-
weise anonymer
Kundenkreis
- Vertragsdauer sowohl
kurz als auch lang
- Lufthansa
Cargo AG
- Maersk A/S
- MidiData
Spezial-
dienst-
leister
Spezialisierung
hinsichtlich Art und
Besonderheiten der
logistischen Güter
auf das Transportgut
spezialisierte Einzel-
leistungen, z.B.
Kühltransporte
technisches
Spezialwissen
- Spezialtransportmittel
- Speziallager-
einrichtung
- Spezialumschlag
- begrenzter
Kundenkreis
- Vertragsdauer
relativ lang
- Hoyer GmbH
- Kühne + Nagel
- Lehnkering
Verbund-
dienst-
leister
Spezialisierung
hinsichtlich
Frachtart,
z.B. KEP-Dienste
Verbundleistungen,
z.B. Speditions- und
Frachtketten
Technik, Information
und Kommunikation
(I+K), Organisation
- Transportnetzwerke
- Umschlagterminals
- großer, anonymer
Kundenkreis
- Vertragsdauer i.d.R.
kurz (max. 1 Jahr)
- Deutsch Post
- UPS
- FedEX
System-
dienst-
leister
(Kontrakt)
Spezialisierung
auf marktliche
Ausrichtung und
Kundenbedürfnisse
Systemleistungen, z.B.
Betrieb von
Distributionssystemen
oder SCM
Logistik, Technik,
I+K, Planung,
Projektmanagement
- Logistiknetzwerke
- Logistikzentren
- wenige
Großkunden
- Vertragsdauer
langfristig
- Exel
- ABX Logistics
- P&O Nedlloyd
Abb. 2: Grundformen der Logistikdienstleister
27
Aus dieser Aufstellung wird ersichtlich, dass Transportunternehmen, Spediteure
sowie spezialisierte Kontraktlogistiker, die alle selbständig Dienstleistungen für
Dritte ausführen, subsumiert unter den Begriff Logistikdienstleister (LDL) fallen
können.
26
Johnson, James; Wood, Donald; u.a.: Contemporary logistics. 7. Aufl., Upper Saddle River 1999, S.11 f.
27
Eigene Erstellung in Anlehnung an Gericke, Jens: Logistikdienstleister. a.a.O., S.36.
- 10 -

Aus funktioneller Betrachtungsweise können die verschiedenen Dienstleistungs-
angebote nach ihrer Art in Ahnlehnung an Bahrami in vier phasenspezifische Teil-
systeme untergliedert werden.
28
Beschaffungslogistik
Ihre Aufgabe ist, die mengen-, termin- und qualitätsgerechte Materialversorgung
für Dritte zu garantieren.
Produktionslogistik
Aufgaben, wie Material- und Warenwirtschaft, Zwischenlagerungen bei verschie-
denen Produktionsstufen und die Verwaltung bzw. Optimierung der Durchlaufpro-
zesse für Kunden fallen in diesem Bereich an.
Distributionslogistik (Absatzlogistik)
Dieser Logistikbereich umfasst alle Aktivitäten vom eigenen oder fremden Ver-
triebslager bis zum Kunden. Bei Kontraktlogistikern können hier auch Tätigkeiten,
wie Vormontagen oder Installationen auftreten.
Entsorgungslogistik
Der auch als Reverselogistik bekannte Bereich beschäftigt sich hauptsächlich mit
der Rücknahme von Abfällen, Leergut, Recycling und Retourenware.
Schwierig aufgrund der vielseitigen Leistungsangebote von Logistikdienstleistern
wird eine differenzierte Betrachtungsweise des eigentlichen Wertschöpfungspro-
zesses solcher Unternehmen. Anstelle eines Produktionsprozesses werden bei
Logistikdienstleistern vielmehr Dienstleistungen für Dritte angeboten, die eine Op-
timierung und Überbrückung von Logistikaktivitäten mit Unterstützung notwendiger
Mittel gewährleisten. Das Leistungsangebot kann dabei sehr vielseitig sein, wie
die vorangegangene Klassifizierung von Logistikdienstleistern zeigte.
28
Vgl. Bahrami, Kourosh: Horizontale Transportlogistik-Kooperationen. Synergiepotenzial für Hersteller
kurzlebiger Konsumgüter, Wiesbaden 2003, S.15.
- 11 -

Im Hinblick auf eine Synergieanalyse dieser Unternehmen soll eine funktionale
Betrachtungsweise in Anlehnung an das von Porter 1985 entwickelte ,,Wertket-
tenmodell" helfen.
Ausgangs-
logistik
Eingangs-
logistik
Operationen
Kundendienst
Marketing & Vertrieb
Beschaffung
Technologieentwicklung / F & E
Personalwirtschaft
Unternehmensinfrastruktur und Verwaltung
GE
W
INN
SP
AN
NE
GE
WI
NN
SP
AN
NE
Unterstützende
Aktivitäten
Produktionslogistik
(Prozesslogistik)
Distributionslogistik
(Absatzlogistik)
Logistische Subsysteme:
· Beschaffungslogistik
· Produktions- bzw. Prozesslogistik
· Distributionslogistik (Absatzlogistik)
· Entsorgungslogistik
Beschaffungslogistik
Entsorgungslogistik
(Reverselogistik)
Primäre Aktivitäten
Abb. 3: Wertschöpfungskette mit Subsystem bei Logistikdienstleistern
29
Dabei sind Eingangs- und Ausgangslogistik so zu verstehen, dass hier innerbe-
triebliche Steuerungsprozesse für Aufträge geplant werden, um einen reibungslo-
sen Dienstleistungsprozess sicherzustellen. Darunter fallen zum Beispiel Aufga-
ben wie Personalplanung, Fuhrpark- oder Supply-Chain-Management.
29
Eigene Erstellung in Anlehnung an Porters Wertkettenmodell.
- 12 -

2. Gegenwärtige
Trends
Über alle Branchen hinweg gibt es heute nachweislich eine hohe Durchdringung
von innovativen Logistikideen und -konzepten. Die Logistik steht vor der Heraus-
forderung, ihre Leistungen ohne zusätzlich entstehende Kosten steigern zu müs-
sen. Um diesem Kostendruck standzuhalten gilt für Logistikdienstleister, möglichst
zeitnah Auftragsinformationen im Unternehmen und in der Logistikkette auszutau-
schen, die Prozesse zu verschlanken und die Kosten für die logistische Infrastruk-
tur und die Auftragsabwicklung durch intelligente Zusammenschlüsse mit Beteilig-
ten zu minimieren.
Um auf eine Synergieermittlung in diesem Zusammenhang einzugehen, werden
zuvor die wichtigsten Trends in Anlehnung an die Studie ,,Top 100 der Logistik
2006" als Rahmenbedingung, Impulsgeber und Treiber moderner Logistikentwick-
lungen aufgeführt und um aktuelle Presseartikel aus Fachzeitschriften und Inter-
views mit Beteiligten ergänzt.
Logistiktrends
1.
Globalisierung der Produktion und des Wirtschaftsverkehrs
"Dislozierung", wachsende Transportdistanzen, neuer Kommunikations- und
Integrationsbedarf, gesteigerte Wettbewerbsintensität
2.
Beschleunigung der Taktraten wirtschaftlicher Aktivität
Sofortreaktionen auf Kundenwünsche, Verkürzung von Technologie- und Produktzyklen
3.
Wachsende Umweltsensibilität
Recycling, Verlängerung logistischer Ketten,
zunehmende Aversion gegen den Straßentransport
4.
(Wieder-) Entdeckung der Erfolgswirkungen optimierter Struktur- und Prozessorganisation
ganzheitliches Management von "Supply Chains" mit JIT - Prozessen
5.
Konzentration auf Kernkompetenzen
Fokussierung auf Komplexitätsreduzierung und Outsourcing
6.
Konzentration und Differzierung der Branchenstruktur
Wachstum der ganz Großen und der ganz Kleinen, neue
Beziehungsstrukturen, mehrstufige Subunternehmerstrukturen
Abb. 4: Weltwirtschaftliche Trends in der Logistikbranche
30
30
Quelle: Klaus, Peter; Kille, Christian: Die Top 100 der Logistik. a.a.O., S.18-30.
- 13 -

Trend 1: Globalisierung der Produktion und des Wirtschaftsverkehrs
Im Vergleich zu früherer Zeit entwickeln sich seit den 90er Jahren insbesondere
durch die Einführung des kostengünstigen Internets weltweite Informations- und
Kommunikationstechnologien rasant schnell. Standardisierungen von PC-
Systemen oder einheitliche Codierungsmechanismen (EAN) sowie internationale
Richtmaße im Bereich Verpackungen und Ladegefäßen durch die International
Standarts Organization (ISO) unterstützen diesen anhaltenden Prozess. Darüber
hinaus werden politische, ideologische und zolltechnische Grenzen zwischen den
Ländern und Regionen zunehmend aufgehoben. Insbesondere durch den Zu-
sammenbruch der sozialistischen Wirtschaftsordnungen und die Fortschritte der
Integration Europas wächst die globale Wirtschaft zusammen. Vor allem aber trägt
auch die zunehmende Nutzung der englischen Sprache als ,,Weltsprache der Wirt-
schaft" dazu bei, dass frühere Hindernisse der weltwirtschaftlichen Zusammenar-
beit kontinuierlich verschwinden. Über den gesamten Globus verteilt ergeben sich
dadurch neue Märkte für Hersteller und Dienstleister. Allerdings bringt dieser Pro-
zess des weltweiten Zusammenwachsens nicht nur Vorteile für die Unternehmen
mit sich, denn auch neue Wettbewerber treten auf den Märkten auf und bringen
nicht selten massive Kostenvorteile aus den Heimatländern mit.
31
Folglich steigt
zwar der Bedarf an weiträumigen Transportleistungen, sowie an Lager-, Um-
schlags-, Kommunikations- und Planungsdienstleistungen, jedoch entstehen auch
ungekannte Verschärfungen des Wettbewerbs und ein enormer Preisdruck durch
den weltweiten Waren- und Kommunikationsstrom im Rahmen der Globalisierung.
,,Logistik wird (...) zu einem der wichtigsten Stellhebel für das Überleben und den
Erfolg der Unternehmen im globalen Wettbewerb."
32
31
Interview mit Sped.Kaufm. Rene Dengel. Leiter europäische Transportlogistik. IKEA B.V.
32
Klaus, Peter; Kille, Christian: Die Top 100 der Logistik. a.a.O., S.21.
- 14 -

Trend 2: Beschleunigung der Taktraten auf dem Käufermarkt
Ein weiterer Trend resultiert aus der Marktentwicklung vom Verkäufer- zum Käu-
fermarkt. Aufgrund der Notwendigkeit, Produkte nach speziellen Kundenwünschen
anfertigen und auf Sonderwünsche sofort reagieren zu müssen, werden Produkti-
onen auf Vorrat und Lagerhaltung immer ineffizienter. Durch die schnelle Entwick-
lung von neuen Technologien und Innovationen, sowie durch immer kürzere Pro-
duktlebenszyklen (z.B. PC-Branche, Mobiltelefone oder Modeartikel), äußert sich
die Nachfrage nach Gütern und logistischen Dienstleistungen in immer kleineren
Produktions- und Auftragslosen bei höherem Termindruck und mit den Erwartun-
gen nach größter Termintreue. Durch den Wandel der wirtschaftlichen Situation
sind heutzutage nicht mehr preisführende Unternehmen die erfolgreichsten, son-
dern einerseits diejenigen, die als erstes eine neue Technologie entwickeln und
diese auf dem Markt realisieren können, und andererseits solche, die am schnells-
ten auf individuelle Bedürfnisse der Kunden reagieren können. Somit verschwindet
auch für die Logistik zunehmend die Bedeutung von Massentransportsystemen.
Gefragt sind schnelle, präzise und individuelle Logistikleistungen. Deshalb ergibt
sich für Logistiker ein neues wichtiges Aufgabenfeld, nämlich die Reduzierung von
Beständen bei gleichzeitigen intelligenten Bündelungen, Steuerungen und Mobili-
sierungen von Logistikaktivitäten.
Trend 3: Wachsende Umweltsensibilität
Durch das weltweit wachsende Interesse der Bevölkerung, die Umwelt zu scho-
nen, entstehen auch für Logistiker neue Marktpotenziale. Veranlasst durch staatli-
che Regulierungen, sparsamer mit Rohstoffen, Energie und Wasser umzugehen,
entdeckten die Unternehmen seit den 90er Jahren, dass dieses Denken und Han-
deln nicht nur ökologisch sinnvoll ist, sondern auch zu günstigeren betriebswirt-
schaftlichen Ergebnissen führen kann. Infolge dessen entstanden neue Märkte
durch Aufgaben in den Bereichen Entsorgung und Recycling und brachten eine
Verlängerung der logistischen Kette mit sich. Intelligente Kanalisierungen, Bünde-
lungen und Optimierungen im Güter- und Personenverkehr sind heutzutage gefor-
dert. Auch die Logistik muss sich mit diesem sich wandelnden Wirtschaftsprozess
zunehmend auseinandersetzen und umweltbelastende Formen des Transports
versuchen zu vermeiden. Insbesondere der LKW-Straßentransport, als größter
und wichtigster Träger des Güterverkehrs, ist hiervon stark betroffen.
- 15 -

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783832499457
ISBN (Paperback)
9783838699455
DOI
10.3239/9783832499457
Dateigröße
1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Düsseldorf – Wirtschaft, Controlling
Erscheinungsdatum
2006 (November)
Note
1,3
Schlagworte
mergers acquisitions logistik supply chain management synergie
Zurück

Titel: Untersuchung der Möglichkeiten zur Schaffung, Bewertung und Realisierung von Synergiepotenzialen in der Logistikbranche
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