Ursache von Finanzkrisen
Lateinamerika und Skandinavien im Vergleich
					
	
		©2005
		Diplomarbeit
		
			
				72 Seiten
			
		
	
				
				
					
						
					
				
				
				
				
			Zusammenfassung
			
				Inhaltsangabe:Einleitung:	
Finanzkrisen erschütterten in den letzten Jahrzehnten nicht nur einzelne Länder und Regionen, sondern sind unabhängig von Gesellschaftsform oder Wirtschaftssystem zu einem globalen Phänomen geworden. Die Liste der von diesen Krisen erschütterten Länder ist lang und seit dem Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts stark anwachsend. Dabei sind Länder unterschiedlichsten Entwicklungsniveaus diesen Krisen ausgesetzt. Als Beispiele aus jüngster Vergangenheit können u. a. genannt werden:
- Die japanische Finanzkrise ab 1989/90.
- Die Bankenkrisen in Skandinavien 1987-1994.
- Die Peso-Krise in Mexiko 1994.
- Die Asien-Krise ab 1997/1998.
- Die russische Finanzkrise 1998.
- und die Krisen der Länder in Lateinamerika ab 1998.
Die enge Interdependenz zwischen krisenhaften Erscheinungen im Banken- und Finanzsektor, der wirtschaftlichen und konjunkturellen Entwicklung einerseits und der staatlichen Einflussnahme auf die Wirtschafts- und Geldpolitik andererseits, machen eine Ursachenanalyse mehr als notwendig.
Gang der Untersuchung:
Die Häufung und das Ausmaß der Krisen basieren neben dem veränderten institutionellen Umfeld, der raschen finanziellen Globalisierung und der damit verbundenen rapiden Erhöhung der Kapitalmobilität auf einer Vielzahl unterschiedlicher endogener und exogener Faktoren, die in den nachfolgenden Ausführungen dargelegt werden sollen. Nach einer Begriffsbestimmung und Abgrenzung werden zunächst kurz allgemein die möglichen Entstehungsfaktoren von Finanzkrisen betrachtet. Es wird insofern auch auf makroökonomische Modelle eingegangen. Im Hauptteil der Arbeit sollen die Ursachen der großen Finanzkrisen in Skandinavien und Lateinamerika analysiert werden. Zum Abschluss der Arbeit werden die erzielten Erkenntnisse vergleichend dargestellt.
1.3 Begriffsklärung und Abgrenzung
Im Rahmen der Volkswirtschaftslehre wird von Krisen und krisenhaften Erscheinungen insbesondere auf dem Gebiet der Konjunkturtheorie gesprochen. Eine Finanzkrise ist eine Störung des Finanz-, Geld- und Kapitalmarktes, die erhebliche Kräfteverschiebungen am Markt oder Einschränkungen der Funktionalität des Geldsystems und der Geldwertstabilität zur Folge hat. Somit kann von einer Finanzkrise gesprochen werden, wenn sich finanzielle (makroökonomisch relevante) Daten, wie Aktien- und Währungskurse oder Devisenbestände in einem kurzen Zeitraum ungünstig entwickeln.
Häufig wird unter einer Finanzkrise lediglich eine […]
	Finanzkrisen erschütterten in den letzten Jahrzehnten nicht nur einzelne Länder und Regionen, sondern sind unabhängig von Gesellschaftsform oder Wirtschaftssystem zu einem globalen Phänomen geworden. Die Liste der von diesen Krisen erschütterten Länder ist lang und seit dem Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts stark anwachsend. Dabei sind Länder unterschiedlichsten Entwicklungsniveaus diesen Krisen ausgesetzt. Als Beispiele aus jüngster Vergangenheit können u. a. genannt werden:
- Die japanische Finanzkrise ab 1989/90.
- Die Bankenkrisen in Skandinavien 1987-1994.
- Die Peso-Krise in Mexiko 1994.
- Die Asien-Krise ab 1997/1998.
- Die russische Finanzkrise 1998.
- und die Krisen der Länder in Lateinamerika ab 1998.
Die enge Interdependenz zwischen krisenhaften Erscheinungen im Banken- und Finanzsektor, der wirtschaftlichen und konjunkturellen Entwicklung einerseits und der staatlichen Einflussnahme auf die Wirtschafts- und Geldpolitik andererseits, machen eine Ursachenanalyse mehr als notwendig.
Gang der Untersuchung:
Die Häufung und das Ausmaß der Krisen basieren neben dem veränderten institutionellen Umfeld, der raschen finanziellen Globalisierung und der damit verbundenen rapiden Erhöhung der Kapitalmobilität auf einer Vielzahl unterschiedlicher endogener und exogener Faktoren, die in den nachfolgenden Ausführungen dargelegt werden sollen. Nach einer Begriffsbestimmung und Abgrenzung werden zunächst kurz allgemein die möglichen Entstehungsfaktoren von Finanzkrisen betrachtet. Es wird insofern auch auf makroökonomische Modelle eingegangen. Im Hauptteil der Arbeit sollen die Ursachen der großen Finanzkrisen in Skandinavien und Lateinamerika analysiert werden. Zum Abschluss der Arbeit werden die erzielten Erkenntnisse vergleichend dargestellt.
1.3 Begriffsklärung und Abgrenzung
Im Rahmen der Volkswirtschaftslehre wird von Krisen und krisenhaften Erscheinungen insbesondere auf dem Gebiet der Konjunkturtheorie gesprochen. Eine Finanzkrise ist eine Störung des Finanz-, Geld- und Kapitalmarktes, die erhebliche Kräfteverschiebungen am Markt oder Einschränkungen der Funktionalität des Geldsystems und der Geldwertstabilität zur Folge hat. Somit kann von einer Finanzkrise gesprochen werden, wenn sich finanzielle (makroökonomisch relevante) Daten, wie Aktien- und Währungskurse oder Devisenbestände in einem kurzen Zeitraum ungünstig entwickeln.
Häufig wird unter einer Finanzkrise lediglich eine […]
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Stefan Berger 
Ursache von Finanzkrisen 
Lateinamerika und Skandinavien im Vergleich 
ISBN-10: 3-8324-9922-9 
ISBN-13: 978-3-8324-9922-8 
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006 
Zugl. Universität Hamburg, Hamburg, Deutschland, Diplomarbeit, 2005 
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Printed in Germany
Ursache von Finanzkrisen: Lateinamerika und Skandinavien im Vergleich 
I
Inhaltsverzeichnis 
Abkürzungsverzeichnis ... III 
1. Einleitung... 1 
1.1 Vorwort... 1 
1.2 Ziel und Gang der Diplomarbeit... 1 
1.3 Begriffsklärung und Abgrenzung ... 2 
2. Modelltheoretische Überlegungen... 5 
2.1 Krisenmodelle... 5 
2.1.1 Das Krisenmodell der ersten Generation ... 6 
2.1.2 Krisenmodelle der zweiten Generation... 8 
2.2 Twin Crises  - Modelle der dritten Generation... 8 
2.2.1 Banken - Run Modell ... 10 
2.2.2 Moral Hazard Modell... 10 
2.2.3 Balance Sheet Modell ... 12 
2.3 Zusammenfassung ... 13 
3. Die Finanzkrisen in Skandinavien... 14 
3.1 Ursachen der Krisen in Norwegen 1988-93 und Finnland 1991-93... 15 
3.1.1 Deregulierung und Liberalisierung des Finanzsektors... 15 
3.1.2 Lending Boom und Asset Price Bubble ... 16 
3.1.3 Akkumulation notleidender Kredite und das Platzen der Price Bubble... 18 
3.1.4 Unzureichendes Risikomanagement der Banken... 19 
3.1.5 Politische Faktoren... 20 
3.1.6 Negative exogene Schocks... 21 
3.2 Zusammenfassung ... 24 
4. Die Finanzkrisen in Lateinamerika... 26 
4.1 Mexiko - Ursachen der Krise 1994 ... 27 
4.1.1 Steigende und sinkende Portfolioinvestitionen... 28 
4.1.2 Die Bankenkrise als Folge  der Liberalisierung des Finanzsektors ... 29 
4.1.3 Reale Aufwertung und wachsende Leistungsbilanzdefizite ... 30 
4.1.4 Politische Faktoren und Staatsverschuldung... 31 
Ursache von Finanzkrisen: Lateinamerika und Skandinavien im Vergleich 
II
4.2 Argentinien - Ursachen der Krise 2001... 32 
4.2.1 Staatsverschuldung und wachsende Haushaltsdefizite ... 34 
4.2.2 Reale Aufwertung und das Scheitern des Currency Boards ... 35 
4.2.3 Die Auflagenpolitik des IWF ... 37 
4.2.4 Korruption ... 38 
4.3 Zusammenfassung ... 39 
5. Schlussbetrachtungen... 41 
5.1 Gemeinsamkeiten ... 41 
5.2 Unterschiede ... 42 
5.3 Zusammenfassung  tabellarische Darstellung ... 42 
Abbildungen ... 44 
1. Allgemeiner Teil... 44 
2. Skandinavien ... 45 
3. Lateinamerika ... 54 
Quellenverzeichnis ... 61 
1. Literaturverzeichnis... 61 
2. Sonstige  Quellen... 66 
Ursache von Finanzkrisen: Lateinamerika und Skandinavien im Vergleich 
III
Abkürzungsverzeichnis 
allg. 
allgemein(en) 
ARS 
Argentinische(r) Peso 
BIP 
Bruttoinlandsprodukt 
bzw. 
beziehungsweise 
ca. 
circa 
d. h.  
das heißt 
Diss.  
Dissertation 
ebd. 
ebenda 
ECU 
European Currency Unit 
EUR 
Euro 
EWS 
Europäisches Währungssystem 
f. 
folgende 
ff. 
folgenden 
FMK 
Finnische Mark 
GDP 
Gross Domestic Product 
ggf. 
gegebenenfalls 
Hrsg. 
Herausgeber 
inkl. 
inklusiv(e)  
insb. 
insbesondere 
IWF 
Internationaler Währungsfonds 
Mil. 
Millionen 
Mrd. 
Milliarden 
MXN 
Mexikanische(r) Peso 
NAFTA  
North American Free Trade Agreement  
NOK 
Norwegische Krone(n) 
OECD  
Organisation for Economic Co-operation and Development 
p. a.  
per annum 
S.  
Seite 
sog. 
so genannte(n)  
u. 
und 
u. a.  
unter anderem 
u. U.  
unter Umständen  
USA  
United States of America 
USD  
United States Dollar 
Vgl.  
Vergleiche 
z.B.  
zum Beispiel 
zugl. 
zugleich 
Ursache von Finanzkrisen: Lateinamerika und Skandinavien im Vergleich 
1
1. Einleitung 
1.1
Vorwort 
Finanzkrisen erschütterten in den letzten Jahrzehnten nicht nur einzelne Länder und 
Regionen, sondern sind unabhängig von Gesellschaftsform oder Wirtschaftssystem 
zu einem globalen Phänomen geworden.
1
 Die Liste der von diesen Krisen 
erschütterten Länder ist lang und seit dem Ende der 70er Jahre des vergangenen 
Jahrhunderts stark anwachsend. Dabei sind Länder unterschiedlichsten 
Entwicklungsniveaus diesen Krisen ausgesetzt. Als Beispiele aus jüngster 
Vergangenheit können u. a. genannt werden:
2
·
die japanische Finanzkrise ab 1989/90, 
·
die Bankenkrisen in Skandinavien 1987-1994, 
·
die Peso-Krise in Mexiko 1994, 
·
die Asien-Krise ab 1997/1998, 
·
die russische Finanzkrise 1998 und 
·
die Krisen der Länder in Lateinamerika ab 1998. 
Die enge Interdependenz zwischen krisenhaften Erscheinungen im Banken- und 
Finanzsektor, der wirtschaftlichen und konjunkturellen Entwicklung einerseits und 
der staatlichen Einflussnahme auf die Wirtschafts- und Geldpolitik andererseits, 
machen eine Ursachenanalyse mehr als notwendig.  
1.2 Ziel und Gang der Diplomarbeit 
Die Häufung und das Ausmaß der Krisen basieren neben dem veränderten 
institutionellen Umfeld, der raschen finanziellen Globalisierung und der damit 
verbundenen rapiden Erhöhung der Kapitalmobilität auf einer Vielzahl 
unterschiedlicher endogener und exogener Faktoren, die in den nachfolgenden 
Ausführungen dargelegt werden sollen. Nach einer Begriffsbestimmung und 
Abgrenzung werden zunächst kurz allgemein die möglichen Entstehungsfaktoren 
von Finanzkrisen betrachtet. Es wird insofern auch auf makroökonomische Modelle 
1
 Vgl. Bonn (1998), S. 3 
2
 Einen kurzen Überblick der größten Finanzkrisen gibt Ibel (2001), S. 26-76 
Ursache von Finanzkrisen: Lateinamerika und Skandinavien im Vergleich 
2
eingegangen. Im Hauptteil der Arbeit sollen die Ursachen der großen Finanzkrisen in 
Skandinavien und Lateinamerika analysiert werden. Zum Abschluss der Arbeit 
werden die erzielten Erkenntnisse vergleichend dargestellt.   
1.3 Begriffsklärung und Abgrenzung 
Im Rahmen der Volkswirtschaftslehre wird von Krisen und krisenhaften 
Erscheinungen insbesondere auf dem Gebiet der Konjunkturtheorie gesprochen. Eine 
Finanzkrise ist eine Störung des Finanz-, Geld- und Kapitalmarktes, die erhebliche 
Kräfteverschiebungen am Markt oder Einschränkungen der Funktionalität des 
Geldsystems und der Geldwertstabilität zur Folge hat. Somit kann von einer 
Finanzkrise gesprochen werden, wenn sich finanzielle (makroökonomisch relevante) 
Daten, wie Aktien- und Währungskurse oder Devisenbestände in einem kurzen 
Zeitraum ungünstig entwickeln.
3
Häufig wird unter einer Finanzkrise lediglich eine Währungskrise (Bezug nehmend 
auf den Zusammenbruch eines festen Wechselkurses) verstanden. Das klassische 
Währungskrisenmodell interpretiert eine Währungskrise als unvermeidbares 
Ereignis fundamentalökonomischer Ungleichgewichte, die auf langfristig nicht 
miteinander zu vereinbarende Politikziele zurückgehen.
4
 Währungskrisen stellen auf 
die Kombination von drei makroökonomischen Phänomenen ab: eine starke 
Abwertung des Wechselkurses, ein deutlicher Rückgang der Devisenreserven und 
ein kräftiger Zinsanstieg.
5
  Krugman (2000) sieht im Phänomen Währungskrisen 
einzig die Flucht von Investoren aus einer Währung aus Abwertungsfurcht und 
Vertrauensmangel: "We need not seek a more formal or careful definition; almost 
always we know a currency crisis when we see one."
6
 Zur Bestimmung von 
Währungskrisen wird vielfach ein Währungskrisenindex genutzt, der die Relation 
zwischen Wechselkursänderung und Veränderung der Devisenreserven beschreibt: 
,,...as a weighted average of exchange-rate changes and reserve changes."
7
Insbesondere die Stabilität des Bankensystems ist ein wichtiger Punkt für die 
Widerstandsfähigkeit einer Volkswirtschaft gegen internationale Ansteckungseffekte 
3
 Vgl. Angermüller (2002), S. 6 
4
 Vgl. Berger (2002), S.17 
5
 Vgl. Brüggemann/Linne (2002), S. 14 
6
 Krugmann (2000), S. 1 
7
 Kaminsky/Reinhart (1999), S. 476, 498
Ursache von Finanzkrisen: Lateinamerika und Skandinavien im Vergleich 
3
von Währungskrisen, wie sie jedoch zunehmend zu beobachten sind.
8
 Es zeigt sich 
eine zunehmende Interdependenz zwischen der Entwicklung von Währungs- und 
Bankenkrisen, so dass weder Banken- noch Währungskrisen als isolierte Probleme 
betrachtet werden können.
9
 In Anlehnung an die volkswirtschaftliche 
Betrachtungsweise spricht man von einer Bankenkrise ,, ... bei einem krisenhaften 
Zustand des Geld- und Kreditwesens eines Landes, gekennzeichnet durch starke 
Illiquidität".
10
 Eine große Anzahl von Banken einer Ökonomie sind demnach 
zahlungsunfähig (insolvent) oder nicht mehr in der Lage, die von den entsprechenden 
Bankenaufsichtgremien geforderten Liquiditäts- und Mindesteigenkapital-
anforderungen zu erfüllen. Bonn (1998) sieht in Bankenkrisen ,,in ihrem Ausgang 
unsichere Prozesse von begrenzter Dauer und Beeinflussbarkeit, die ganze 
Bankensysteme bzw. eine mehr oder minder große Zahl von Elementen dieser 
Systeme ... in ihrer Stabilität beeinträchtigen und in ihrer Existenz nachhaltig 
bedrohen."
11
 Dabei wird im Folgenden nicht von der Krise einer einzelnen Bank, 
sondern von einer systemischen Bankenkrise gesprochen. Banken sind durch 
Interbankengeschäfte, durch Kooperation und letztlich durch den Zahlungsverkehr 
stark voneinander abhängig. Somit kann der Ausfall einer Bank für die im Rahmen 
des Interbankengeschäftes beteiligten Gläubigerbanken ebenfalls zum Problem 
werden und eine Kettenreaktion zur Folge haben (sog. Dominoeffekt). Ausgeprägte 
Informationsasymmetrien zwischen Anlegern und Banken hinsichtlich der Bonität 
der Bank, begründet mit der spezifischen Besonderheit der Bankleistung und des 
sensiblen Gutes ,,Geld",  können zusätzlich bewirken, dass Anleger bei eher 
geringfügigen Anlässen oder gar Vermutungen und Gerüchten über eine 
Bonitätsverschlechterung aus Furcht um ihre Einlagen mit massiven Abzügen 
reagieren (sog. Informationseffekt). Diese Ansteckungs- und Fortpflanzungs-
mechanismen, subsumiert unter dem Begriff ,,Contagion"
12
, sind mitverantwortlich 
für eine flächendeckende Bankenkrise und beschreiben das systemische Risiko der 
Banken. Die Krise einer Bank kann das gesamte Bankensystem erfassen.
13
8
 Vgl. Berger (2002), S. 22 
9
 Eine empirische Analyse dazu  bieten Kaminsky/Reinhart (1999) 
10
 Gabler VWL Lexikon (1993), S. 81 
11
 Bonn (1998), S. 58 
12
 Bezeichnet das Übergreifen einer Finanz-, Währungs- bzw. Bankenkrise von einer Bank auf die 
andere bzw. von einem Land auf das andere 
13
 Vgl. Bonn (1998), S. 16 f.  
Ursache von Finanzkrisen: Lateinamerika und Skandinavien im Vergleich 
4
Ein zeitnahes Auftreten einer Währungs- und Bankenkrise kann unter dem Begriff 
einer Finanzkrise (als sog. Zwillingskrise  - Twin Crisis) subsumiert werden.
14
  Als 
Beispiel sind hier die Asienkrise 1997 und die darauf folgende Russlandkrise 1998 
zu nennen.  
Die  Institutionen des Finanzsektors eines Landes lassen sich grob in 
Finanzdienstleister (Banken, Versicherungen, Makler, Börsen) und Zentralbank 
(Regierung) unterteilen. Somit kann bei einer Krise dieses Sektors von einer 
Finanzkrise gesprochen werden. Da es sich bei der Zentralbank eines Landes um eine 
Schlüsselinstitution handelt, ist deren Solvenz beispielsweise durch den Verlust von 
Devisenreserven gleichwohl auch eine Finanzkrise.
15
 Hierauf beruht im 
Wesentlichen das Währungskrisenmodell der ersten Generation, auf das folgend 
eingegangen wird.  
14
 Vgl. Kaminsky/Reinhart (1999), S. 473; ebenso Brüggemann/Linne (2002), S. 9, S.69 
15
 Vgl. Hott (2002), S. 6 
Ursache von Finanzkrisen: Lateinamerika und Skandinavien im Vergleich 
5
2. Modelltheoretische Überlegungen 
2.1 Krisenmodelle 
Seit dem Ausbruch der ersten Finanzkrisen beschäftigt sich die wissenschaftliche 
Literatur ausgiebig mit deren Entstehungsursachen. Als fundamental ursächlich für 
die verstärkte Krisenanfälligkeit der letzten Jahrzehnte gilt dabei die (im Zuge der 
zunehmenden Globalisierung und Liberalisierung der Finanz- und Kapitalmärkte) 
Reduzierung der Kapitalverkehrsbeschränkungen,
16
 da insbesondere Entwicklungs- 
und Schwellenländer verstärkt versuchen, Kapital aus dem Ausland zu akquirieren; 
anderseits haben neue Informations- und Kommunikationstechnologien 
internationale Kapitaltransaktionen erheblich vereinfacht und verbilligt.
17
 Zum 
heutigen Zeitpunkt unterscheidet die wissenschaftliche Literatur in 
makroökonomische Modelle der ersten, zweiten und dritten Generation.
18
 In den 
nachfolgenden Ausführungen sollen die einzelnen Modellgenerationen kurz 
erklärend darstellt werden, ohne einen mathematischen Beweis zu führen.
19
 Alle  
Modellgenerationen erklären den Zusammenbruch eines festen Wechselkurssystems 
und beinhalten spekulative Währungsattacken als Auslöser der Krise.
20
 Spekulation 
ist das risikobehaftete Ausnutzen erwarteter zeitlicher Kursdifferenzen mit 
Gewinnerzielungsabsicht.
21
 Dies ist im Normalfall nur bei flexiblen Wechselkursen 
möglich; die nachfolgenden Ausführungen behandeln jedoch feste bzw. fixierte 
Wechselkurse. Ein Gewinn aus einer Spekulation kann auch hier entstehen, wenn der 
Wechselkurs freigegeben wird. Der Spekulant erwartet eine Abwertung der Währung 
durch Aufgabe der Wechselkursbindung (sog. Einbahnspekulation)
22
. Ein einfaches 
Beispiel soll eine Währungsspekulation veranschaulichen. Spekulant A nimmt bei 
einer argentinischen Bank einen Kredit über 10 Mil. argentinische Peso (ARS) auf. 
Bei einem Kurs von 1,00 USD/ARS tauscht er diese in 10 Mil. US-Dollar (USD) um. 
Kann die Zentralbank den, wie im Beispiel Argentinien, an den USD gebundenen 
Wechselkurs nicht mehr stützen und fällt dieser nach einer Woche auf angenommene 
16
 Diese Entwicklung wurde bestärkt durch die Auflagenpolitik des IWF, vgl. Abschnitt 4.2.3 
17
 Vgl. Gärtner/Lutz (2004), S 333 
18
 Einen Literaturüberblick zur Entstehung der Modelle gibt Angermüller (2002), S. 56 ff.   
19
 Sehr umfangreich modelltheoretisch dargelegt u. a. bei Gärtner/Lutz (2004), S. 334 ff. 
20
 Vgl. Hott (2002), S. 11 
21
 Vgl. Angermann (2002), S. 59 
22
 Vgl. ebd., S. 62 
Ursache von Finanzkrisen: Lateinamerika und Skandinavien im Vergleich 
6
0,80 USD/ARS,  tauscht er 8 Mil. USD wieder in 10 Mil. ARS um, zahlt den Kredit 
zurück und streicht (unter Vernachlässigung der Zinsen) 2 Mil. USD Gewinn ein. 
2.1.1 Das Krisenmodell der ersten Generation  
Das Krisenmodell  der ersten Generation basiert ursprünglich auf einem Modell für 
spekulative Attacken auf einen staatlich kontrollierten Goldpreis. Dieses Modell 
wurde in den Ausführungen von Krugman (1979) und Flood und Garber (1984) auf 
spekulative Attacken gegen feste Wechselkurse übertragen.
23
 Es beruht primär auf 
dem Trilemma der monetären Außenwirtschaft: der Zielkonflikt zwischen festen 
Wechselkursen, freiem Kapitalverkehr und unabhängiger Geldpolitik.
24
 Das Modell 
zeigt auf, wie eine kleine Volkswirtschaft, die ihren Wechselkurs gegenüber einer 
großen Volkswirtschaft (z. B. USA) durch Devisenmarktinterventionen fixiert, bei 
expansiver Geld- und Fiskalpolitik durch spekulative Attacken in eine Finanzkrise 
gerät, bevor überhaupt die Währungsreserven aufgebraucht sind. Eine mit der 
Wechselkursbindung unvereinbare Geld- und Fiskalpolitik und die daraus 
resultierende Verschlechterung makroökonomischer Fundamentaldaten  zwingt die 
heimische Notenbank zum Abbau der Währungsreserven und somit letztlich zur 
krisenhaften Wechselkursfreigabe.
25
 In diesem Modell sind das inländische 
Volkseinkommen (Y), der ausländische (und somit exogene) Zins (i
a
), das 
ausländische (exogene) Preisniveau (p
a
) sowie die erwartete Abwertungsrate (E) des 
Wechselkurses die Bestimmungsfaktoren (sog. Fundamentalvariablen)
26
 des 
Wechselkurses (e). Die inländische Geldmenge (m) setzt sich dabei aus den 
Währungs-/Devisenreserven der Notenbank (F
z
) und den von ihr gehaltenen 
inländischen Wertpapieren (B
z
) (zur Vereinfachung werden nur Staatsanleihen 
angenommen) zusammen. Per weiterer Annahme ist der Staatshaushalt defizitär; die 
laufenden staatlichen Haushaltsdefizite werden durch ein Wachstum der Geldmenge 
finanziert. Ist der fixierte Wechselkurs glaubwürdig (E = 0) und (Y = konstant), 
bestimmt einzig die heimische Geldmenge den Wechselkurs (m = e).
27
 Aufgrund der 
Wechselkursfixierung hat die heimische Notenbank jedoch nur einen 
eingeschränkten Einfluss auf die Geldpolitik.
28
  Sie sieht sich gezwungen, die zur 
23
 Vgl. Gärtner/Lutz (2004), S. 205, S. 333 ff. 
24
 Vgl. ebd., S. 333 
25
 Vgl. Angermüller (2002), S. 135 
26
 Vgl. Gärtner/Lutz (2004), S. 335 
27
 Erklärt durch das monetäre Wechselkursmodell unter festen Wechselkursen, siehe dazu 
Gärtner/Lutz (2004), S. 303 
28
 Vgl. u. a. Angermüller (2002), S. 17 f. 
Ursache von Finanzkrisen: Lateinamerika und Skandinavien im Vergleich 
7
Finanzierung der Haushaltsdefizite laufend neu ausgegebenen Staatsanleihen 
aufzukaufen. Es wachsen Staatsverschuldung und Bondbestand der Notenbank 
gleichermaßen. Wenn der Bondbestand (B
z
) wächst, muss zwangsläufig die 
Devisenreserve sinken, um die Geldmenge konstant zu halten (da  m = B
z
 + F
z
 ) und 
somit den fixierten Wechselkurs zu sichern. Diese Situation führt zwangsweise zu 
stetig abnehmenden Devisenreserven (da die Notenbank die nicht unter ihrer 
Kontrolle stehenden Bondzuwächse aufkaufen muss) bis diese letztlich aufgebraucht 
sind und eine Abwertung der eigenen Währung unausweichlich wäre. Die Frage, ob 
es zu einer Krise kommt, ist somit beantwortet. Der Zeitpunkt der Krise ist ungewiss. 
Bevor die Devisenreserven vollständig aufgebraucht sind, werden Spekulanten (unter 
der rationalen Erwartung der bevorstehenden Abwertung der heimischen Währung) 
die Devisen der Notenbank unter Verschuldung in heimischer Währung aufkaufen, 
um nach erfolgter Abwertung weniger an ausländischer Währung für die 
Rückzahlung des Kredites aufwenden zu müssen.
29
 Dies bezeichnet die spekulative 
Attacke.
30
 Sie tritt nur unter der Erwartung ein, erfolgreich zu sein.
31
 Wichtig ist hier 
der sog. Schattenwechselkurs, nämlich der Kurs, der sich ohne Intervention der 
Notenbank, d. h. bei Freigabe des Wechselkurses ergeben würde.
32
 Er spielt im 
Kalkül der Spekulanten eine zentrale Rolle, da zu diesem Kurs die im Rahmen der 
spekulativen Attacke erworbenen Devisen wieder in heimische Währung 
umgetauscht werden können und somit die Gewinnhöhe bestimmt wird. Die 
spekulative Attacke beginnt demnach in einer Phase, in der noch ausreichend 
Devisenreserven vorhanden sind (damit Spekulanten diese aufkaufen können). Sie 
kommt u. a. umso eher, desto  
·
niedriger der feste Wechselkurs oder/und  
·
je geringer die Devisenreserven der Notenbank.
33
Zusammenfassend lassen sich drei Phasen festhalten:  
1.
wachsende Haushaltsdefizite bewirken die kontinuierliche Abnahme der 
Devisenreserven der Notenbank,  
2.
der Eintritt der spekulativen Attacke bei erwartetem Schattenwechselkurs,  
3.
Freigabe des Wechselkurses und kontinuierliche Abwertung.
34
29
 Vgl. dazu obige Ausführungen zur Spekulation  
30
 Vgl. Angermüller (2002), S. 71 
31
 Vgl. Hott (2002), S. 17 
32
 Vgl. Gärtner/Lutz (2004), S. 336  
33
 Vgl. ebd., S. 339 f. 
34
 Vgl. Angermüller (2002), S. 75 
Ursache von Finanzkrisen: Lateinamerika und Skandinavien im Vergleich 
8
2.1.2 Krisenmodelle der zweiten Generation 
Die teilweise empirische Widerlegung der fundamentalen monetären 
Ungleichgewichte der Modelle der ersten Generation als Ursache der Krisen der 
letzten 15 Jahre führte zur Entwicklung von Modellen der zweiten Generation. Das 
Grundmodell basiert auf den Überlegungen von Obstfeld (1994, 1996). Hier wird 
dem Verhalten des Staates mehr Spielraum beigemessen.
35
 Während im ersten 
Modell lediglich den Spekulanten rationales Handeln zugesprochen wird, trifft dies 
hier auch auf die Regierung zu. Es wird berücksichtigt, dass die Regierung die  
Wechselkursbindung jederzeit aufgeben kann, wenn diese als ,,zu teuer" erscheint. 
Berger (2002) spricht vom Optimierungskalkül der Regierung.
36
 Verfolgt die 
Regierung ein Output- bzw. Beschäftigungsziel, kann hieraus u. U. die Freigabe des 
Wechselkurses folgen.
37
 ,,Der trade-off der Regierung besteht darin, dass eine 
expansive Geldpolitik bzw. Abwertung zwar einerseits den Output positiv 
beeinflusst, andererseits aber die inländische Inflationsrate erhöht."
38
 Bei festen 
Wechselkursen entstehen aber zusätzliche Kosten der Währungsabwertung. Somit 
erfolgt eine Abwertung nur, wenn der Nutzenverlust bei einer Abwertung geringer 
ausfällt, als bei Abfluss von Devisenreserven (und somit bei Beibehaltung des 
bestehenden Kurses). Im Gegensatz zum Modell der ersten Generation kann 
demnach auch ein Land, dessen Fundamentaldaten (wie Devisenreserven, 
Verschuldungsgrad oder Arbeitslosigkeit) keinen Anlass zur Abwertung geben, 
durch eine spekulative Attacke in eine sich selbst erfüllende Krise geraten: ,,Solide 
Fundamentalfaktoren sind in ihnen eine notwendige, aber keine hinreichende 
Bedingung für die Stabilität des Festkurssystems, denn die Erwartungen der 
Marktteilnehmer können sich selbst erfüllen."
39
 Man spricht vom Phänomen sich 
selbst bestätigender Erwartungen (self-fulfilling prophecies).
40
2.2 Twin Crises  - Modelle der dritten Generation 
Während die Krisenmodelle der ersten und zweiten Generation das Phänomen  
,,Währungskrise" isoliert betrachten, macht die Entwicklung der letzten Jahrzehnte 
35
 Vgl. Gärtner/Lutz (2004), S. 342 
36
 Vgl. Berger (2002), S. 61 
37
 Vgl. Gärtner/Lutz (2004), S. 342 
38
 Gärtner/Lutz (2004), S. 345 
39
 Angermüller (2002), S. 135 
40
 Ausführlicher bei Bonn (1998), S. 18 ff.  
Ursache von Finanzkrisen: Lateinamerika und Skandinavien im Vergleich 
9
deutlich, dass Währungskrisen zunehmend mit Bankenkrisen einhergehen. 
Kaminsky/Reinhart (1999) stellen in ihrer empirischen Studie fest, dass seit Ende der 
1970er Jahre mit Beginn der weltweit einsetzenden Liberalisierung und 
Deregulierung der Finanzmärkte zunehmend Twin Crises auftraten (Vgl. Abb. 1 u. 2). 
,,The twin crisis phenomenon is one of the 1980`s and 1990`s."
41
 Zur theoretischen 
Erklärung des Auftretens von Zwillingskrisen kann auf eine Erweiterung von 
Währungskrisenmodellen zurückgegriffen werden.  
Für den Ausbruch der Asienkrise 1997 boten die bereits beschriebenen Modelle nur 
unvollständige Erklärungsansätze, da die asiatischen Krisenländer weder durch 
exzessive Haushaltsdefizite noch durch Verschlechterung anderer 
makroökonomischer Fundamentaldaten auffielen, welche eine baldige Abwertung 
erwarten lassen könnten.
42
 Stattdessen berücksichtigen die neueren Modelle der sog. 
dritten Generation das gemeinsame Auftreten von Währungs- und Bankenkrisen 
(Twin Crises) in den betroffenen Krisenländern und sind somit wesentlich 
komplexer. Es kann grob in drei verschieden Erklärungsansätze unterteilt werden.
43
1.
Als Folge eines Banken - Runs
44
 bei einer offenen Volkswirtschaft durch eine 
plötzliche Panik kommt es zu einer Twin Crisis. 
2.
Durch ex- und implizite Regierungszusagen verursachtes Moral Hazard  -
Verhalten
45
 führt zu Überinvestitionen; wird diese Strategie unglaubwürdig, 
kommt es zum Kollaps des Wechselkurssystems.
46
3.
Das Balance Sheet - Problem, d. h. das relativ hohe Niveau der Verschuldung 
des Wirtschaftssektors in ausländischer Währung kann eine Finanzkrise 
begründen.  
Festzustellen ist, dass bei diesen neueren Ansätzen nicht unbedingt der 
Devisenmarkt, sondern der Finanzsektor im Zentrum der Analyse steht.
47
 Die 
41
 Kaminsky/Reinhart (1999), S. 476, bei 76 untersuchten Währungs- und 26  Bankenkisen von 1970 
bis 1995 handelte es sich in 19 Fällen um Zwillingskrisen, vgl. Kaminsky/Reinhart (1999), S. 477 
42
 Vgl. Krugmann (1998), S. 2; auch Stiglitz (2002), S. 109 ff. 
43
 Siehe Gärtner/Lutz (2004), S. 356, ebenso Hott (2002), S. 30 
44
 Von einem Banken  Run bzw. einer Bankenpanik spricht man, wenn ein Großteil der Einleger 
einer Bank aufgrund befürchteter oder tatsächlich bevorstehender Zahlungsunfähigkeit der Bank sein 
Guthaben abzieht, vgl. dazu Berger (2002), S. 221 
45
 Darunter wird das absichtlich risikoreichere Verhalten durch  veränderter Risikoverteilung nach 
Eintritt des Worst Case verstanden; demnach verhält sich beispielsweise ein Versicherter nach 
Vertragsabschluss riskanter, da die Folgen seines Handels nun ganz oder teils den Versicherer treffen 
46
 Vgl. dazu den Ansatz von Krugman (1998) ,,What Happened to Asia?", S. 3 ff. 
47
 Vgl. Angermüller (2002), S. 135 
Ursache von Finanzkrisen: Lateinamerika und Skandinavien im Vergleich 
10
Währungskrise wird als Teil einer umfassenden Finanzkrise betrachtet.
48
 Ausgehend 
von der raschen Liberalisierung und Öffnung der Finanz- und Kapitalmärkte, der 
folgenden hohen Verschuldung in ausländischer Währung und dem 
anreizverzerrenden Einfluss staatlicher Garantien kann es auch ohne 
Verschlechterung von Fundamentaldaten zu einer Finanzkrise kommen.  
2.2.1 Banken - Run Modell 
Banken - Runs können auch nur aufgrund der Erwartung einer Verschlechterung von 
Fundamentaldaten entstehen und somit mögliche auslösende Faktoren einer Banken- 
und nachfolgenden Währungskrise sein.
49
 Investiert beispielsweise eine Bank ihre 
Kundeneinlagen in einem kleinen Ausland mit Wechselkursbindung, kann es bei 
einem Run auf die heimische Bank zu massiven Abzügen aus dem Ausland kommen, 
deren Höhe die Devisenreserven des kleinen Landes übersteigt und somit zur 
Abwertung der ausländischen Währung bzw. zu einer spekulativen Attacke führt.
50
Umgekehrt können Wechselkursschocks in Form extremer Abwertungen direkte 
Eigenhandelsverluste der Bank oder Kapitalflucht und Einlagenabzug aufgrund von 
Vertrauensverlusten und somit einen Banken - Run bewirken. Hier zeigt sich die 
enge Interdependenz zwischen Währungs- und Bankenkrise. Die Umleitung 
zunehmender ausländischer Kapitalströme in unrentable und unsichere Investitionen 
und die damit verbundene Akkumulation von Risikoaktiva kann ebenfalls zu einer 
Bankenkrise führen.
51
 Krisen begründend ist dabei auch die zu rasche Liberalisierung 
und Deregulierung des Finanzsektors, die oftmals ihren Ausdruck in einer 
unzureichenden Finanzaufsicht und Bankenregulierung findet.
52
2.2.2 Moral Hazard Modell 
Moral Hazard kann ebenfalls zum Ausbruch einer Twin Crisis führen. Das 
absichtlich risikoreichere Verhalten von Banken und institutionellen Anlegern wird 
insbesondere gefördert, wenn die Zentralbank als sog. Lender of last Resort
53
fungiert und somit für die Verbindlichkeiten der heimischen Banken bürgt. Diese 
48
 Vgl. Meinert (1999), S. 13 
49
 Vgl. Brüggemann/Linne (2002), S. 69 
50
 Vgl. Hott (2002), S. 29 
51
 Vgl. De Luna Martinez (2002), S. 69 ff. 
52
 De Luna Martinez (2002) bestätigt bei der Untersuchung von 10 von Bankenkrisen betroffenen 
Schwellenländern diesen Sachverhalt empirisch, Vgl. De Luna Martinez (2002), S. 72; ebenso Bonn 
(1998), S. 300 
53
 Zu deutsch: Kreditgeber letzter Instanz (im Sinne von Rettung) 
Ursache von Finanzkrisen: Lateinamerika und Skandinavien im Vergleich 
11
staatliche Absicherung führt zu risikoreicheren Geschäften und zu Überinvestitionen 
in riskantere Assets, da sich die handelnde Bank aufgrund der Staatsgarantien 
weniger risikoavers verhält und sich um ihre Existenz weniger Gedanken macht. Ist 
das Angebot der Assets (wie z. B. bei Immobilien) unelastisch, spiegelt sich Moral 
Hazard in stark überhöhten Marktpreisen wider. Es kommt zu sog. spekulativen 
Preisblasen (Asset Price Bubbles).
54
 Im Zuge der Liberalisierung und Deregulierung 
des Finanzsektors und des Zuflusses ausländischen Kapitals kann es zu einer 
Ausweitung des Kreditvolumens (Lending Boom) kommen, was diese 
Überinvestitionen zusätzlich fördert.
55
 Auch Herdenverhalten der Anleger (Herding) 
kann diesen Effekt nochmals verstärken. Herding beschreibt das Verhalten von 
Investoren, die gleich einer Tierherde einander folgend alle in eine bestimmte 
Anlageform hinein oder heraus gehen. Unter der Erwartung, dass die Herde mehr 
oder bessere Informationen über die Assets besitzt, richten die Anleger ihre 
Anlageentscheidungen einzig nach denen der anderen.
56
 Kommt es zum Platzen der 
Preisblase, können Geschäftsbanken (durch Kursverluste, Kreditausfälle und 
aufgrund verminderter Verwertungserlöse) zahlungsunfähig werden und es kann zu 
einem bereits beschriebenen Banken - Run kommen. Kommt es aufgrund staatlicher 
Verpflichtung seitens der Zentralbank zur Rettung der finanziell angeschlagenen 
Banken (sog. Bailout), kann diese selbst in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Dies 
kann wiederum bei Wechselkursfixierung zu deren Aufgabe führen, da der 
Devisenbestand der Zentralbank nun zur Rettung der heimischen Banken und nicht 
zur Wechselkursintervention eingesetzt werden kann.
57
  Moral Hazard - Verhalten 
und staatlich garantierte Bailouts stehen somit im engen Zusammenhang: ,,It has long 
been known that financial intermediaries whose liabilities are guaranteed by the 
government pose a serious problem of moral hazard."
58
 Als klassisches Beispiel kann 
die  Bailout - Strategie im Rahmen des ,,Too big to fail"
59
 während der us-
amerikanischen ,,Savings and Loans" Krise angeführt werden. Mit Moral Hazard 
haben vor allem Länder Probleme, deren Finanz- und Bankensektor liberalisiert 
wurde, aber deren Finanzaufsicht und Bankenregulierung noch nicht ausreichend 
54
 Vgl. Hott (2002), S. 33 
55
 Umfangreich dazu bei Borio/Lowe (2002) 
56
 Einen komplexen erklärungstheoretischen Ansatz zum Herdenverhalten bietet Hott (2002), S. 51 ff. 
57
 Vgl. Berger (2002), S. 224 f., S. 231 
58
 Krugmann (1998), S. 3 
59
 Während der amerikanischen  Sparkassenkrise entwickelte Ansicht, dass insolvente Banken in 
Relation zum gesamten Finanzsektor zu groß seien können, um sie zu volkswirtschaftlich vertretbaren 
Kosten fallieren zu lassen und deshalb der Staat gefordert ist; mehr dazu bei Belke (2001), S. 1 ff. 
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Originalausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2005
- ISBN (eBook)
- 9783832499228
- ISBN (Paperback)
- 9783838699226
- DOI
- 10.3239/9783832499228
- Dateigröße
- 1009 KB
- Sprache
- Deutsch
- Institution / Hochschule
- Universität Hamburg – Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Department Wirtschaft und Politik
- Erscheinungsdatum
- 2006 (Oktober)
- Note
- 2,0
- Schlagworte
- volkswirtschaft lateinamerika skandinavien finanzen krisenmodell
- Produktsicherheit
- Diplom.de
 
					