Lade Inhalt...

Online-Kompetenz von Senioren

Aktueller Stand, Notwendigkeiten, Handlungsempfehlungen

©2006 Bachelorarbeit 64 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Es ist längst kein Geheimnis mehr – die deutsche Bevölkerung ist durch eine zunehmende Alterung gekennzeichnet. Die steigende Lebenserwartung sowie die anhaltend niedrige Geburtenrate in Deutschland führen zu einem immer größer werdenden Anteil älterer Menschen. Bereits im Jahr 2030 wird der prozentuale Anteil der über 60-Jährigen an der Gesamtbevölkerung voraussichtlich zwischen 35-38 % betragen.
Dem gegenüber steht die Forderung an jeden Einzelnen, in der so genannten Informations- und Wissensgesellschaft bestehen zu können. Lebenslanges Lernen mit Hilfe von neuen Technologien wird mittlerweile vorausgesetzt. In allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens scheint es unabdingbar zu sein, neue Medien wie das Internet bedienen und nutzen zu können. Der Erwerb von Medienkompetenz scheint zu einer vierten Schlüsselqualifikation wie Lesen, Schreiben und Rechnen zu werden.
Was aber, wenn die Voraussetzungen dafür nicht in allen Bevölkerungsteilen gegeben sind? Gerade ältere Menschen haben während ihrer Berufstätigkeit kaum noch Berührung mit den neuen Medien erfahren. Sie werden erst in der späten Lebensphase mit den neuen technologischen Entwicklungen im Alltag konfrontiert. Ihre Erfahrungen und ihr Wissenspotential sollten nicht ungenutzt bleiben, nur weil sie zurzeit noch nicht die Fähigkeit besitzen, mit dem Internet umzugehen. Es gilt, sie für dieses Medium zu sensibilisieren, Berührungsängste abzubauen und vor allem den persönlichen Nutzen aufzuzeigen.
Insbesondere die Bundesregierung ist daran interessiert, alle Bürgerinnen und Bürger für die Informationsgesellschaft Deutschland 2010 fit zu machen. Immer mehr öffentliche Dienstleistungen wie z. B. die Wohnungsummeldung, die Bestellung eines Ausweises oder auch die Gesundheitskarte werden zukünftig über das Internet angeboten. Doch wie kann man die Generation 50plus für das Internet sensibilisieren?
Es existieren derzeit verschiedene Programme des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, um die Online-Kompetenz von Senioren zu stärken. Aber es gibt keine Aussagen darüber, ob diese auch die relevante Zielgruppe erreichen und ob nicht andere Wege und Konzepte erfolgversprechender sein könnten.

Gang der Untersuchung:
Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit besteht darin, eigene Handlungsempfehlungen für die Bundesregierung zu entwickeln um den Anteil der älteren Internetnutzer insgesamt zu erhöhen, und die bisherigen Nichtnutzer zielgerichteter […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Karina Mahn
Online-Kompetenz von Senioren
Aktueller Stand, Notwendigkeiten, Handlungsempfehlungen
ISBN-10: 3-8324-9917-2
ISBN-13: 978-3-8324-9917-4
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006
Zugl. Technische Fachhochschule Wildau, Wildau, Deutschland, Bachelorarbeit, 2006
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte,
insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von
Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der
Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,
bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung
dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen
der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik
Deutschland in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich
vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des
Urheberrechtes.
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in
diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,
dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei
zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Die Informationen in diesem Werk wurden mit Sorgfalt erarbeitet. Dennoch können
Fehler nicht vollständig ausgeschlossen werden, und die Diplomarbeiten Agentur, die
Autoren oder Übersetzer übernehmen keine juristische Verantwortung oder irgendeine
Haftung für evtl. verbliebene fehlerhafte Angaben und deren Folgen.
© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis
Titelblatt
Inhaltsverzeichnis
- 2 -
Abkürzungsverzeichnis
- 4 -
Abbildungsverzeichnis
- 5 -
1 Einleitung
- 6 -
1.1 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit -
7
-
2 Grundlagen des Seniorenmarktes
- 9 -
2.1 Definition des Begriffes Senior -
9
-
2.2 Merkmale des Seniorenmarktes
- 11 -
2.2.1 Bevölkerungsentwicklung
- 11 -
2.2.2 Finanzielle Ressourcen
- 13 -
2.2.3 Freizeitverhalten und -Interessen
- 14 -
2.2.4 Klassische Mediennutzung
- 16 -
2.3 Zusammenfassung
- 18 -
3 Analyse des Internet-Nutzerverhaltens von Senioren
- 20 -
3.1 Internetnutzung in Deutschland
- 20 -
3.1.1 Studiensteckbrief- und Vergleich
- 20 -
3.1.2 Internetnutzer in Deutschland
- 21 -
3.2 Internet-Nutzerverhalten von Senioren
- 23 -
3.3 Onliner im europäischen Vergleich
- 27 -
3.4 Nutzen- und Kostenanalyse des Internets für ältere Menschen
- 30 -
3.5 Offliner und ihre Distanz zum Internet
- 32 -
3.6 Zusammenfassung
- 35 -

4 Bisherige Programme des BMFSFJ
- 38 -
4.1 EFI / seniorTrainer
- 38 -
4.1.1 Schwerpunkt 2003: Alter und neue Medien
- 40 -
4.2 Online-Kompetenz für die Generation 50plus
- 41 -
4.3 Online Jahr 50plus - Internet verbindet
- 43 -
4.4 Senior-Internet-HelferInnen im ländlichen Raum (sih)
- 44 -
4.5 Bewertung
- 45 -
5 Handlungsempfehlungen
- 47 -
5.1 Gewinnung der Offliner als zukünftige Internetnutzer
- 47 -
5.2 Steigerung der Nachfrage der Onliner
- 50 -
6 Zusammenfassung und Ausblick
- 52 -
Literatur- und Quellenverzeichnis
- 54 -
Anhang
- 58 -
A Abbildungen aus dem (N)Onliner Atlas 2005
- 58 -
B Abbildungen aus den ARD/ZDF ONLINE- und OFFLINE STUDIEN
- 60 -
C EFI-Programm
- 61 -
Ehrenwörtliche Erklärung
- 62 -
- 3 -

Abkürzungsverzeichnis
AWA
Allensbacher Marktanalyse Werbeträgeranalyse
BAGSO
Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V.
BMFSFJ
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
BSI
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik
DIW
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
EFI
Erfahrungswissen
für
Initiativen
EU
Europäische
Union
GFK
Gesellschaft für Konsumforschung
HHNE
Haushaltsnettoeinkommen
MIN
Minuten
sih
Senioren Internet Helferinnen
sT senior/Trainer
WWW
World Wide Web
ZAWiW
Zentrum für allgemeine wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Ulm
- 4 -

Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Altersaufbau der Bevölkerung Deutschlands 1950-2050
- 11 -
Abb. 2 Geburtenziffer im Vergleich ­ ausgewählte Länder (2000)
- 12 -
Abb. 3 Einkommens- und Vermögensdisposition nach Altersgruppen 2002
- 13 -
Abb. 4 Freizeitaktivitäten nach Alter 2004
- 15 -
Abb. 5 Mediennutzung nach Alter 2005
- 16 -
Abb. 6 Methodensteckbrief der benutzten Studien
- 21 -
Abb. 7 Internetnutzer nach Altersgruppen 2001-2005
- 21 -
Abb. 8 Internetnutzung von Frauen und Männern 50plus 2005
- 23 -
Abb. 9 Nutzungsschwerpunkte der Silver Surfer
- 24 -
Abb. 10 Computer und Internetnutzung in der EU-25 (2004)
- 27 -
Abb. 11 Internetnutzung nach Alter in der EU (2005)
- 28 -
Abb. 12 E-Mail-Nutzung nach Alter in der EU (2004)
- 29 -
Abb. 13 Bewertung der Nutzen­ und Kostenseite des Internet
- 31 -
Abb. 14 Offliner nach Altersgruppen 2002-2005
- 33 -
Abb. 15 Offliner-Typologie
- 33 -
Abb. 16 Geschlecht, Alter und beruflicher Status der senior/Trainer
- 39 -
Abb. 17 Auswertung des Basiskurses Online-Kompetenz Frühjahr 2005
- 42 -
Abb. 18 Module des Online-Jahres 50plus
- 43 -
- 5 -

1 Einleitung
Es ist längst kein Geheimnis mehr ­ die deutsche Bevölkerung ist durch eine zunehmende
Alterung gekennzeichnet. Die steigende Lebenserwartung sowie die anhaltend niedrige
Geburtenrate
1
in Deutschland führen zu einem immer größer werdenden Anteil älterer
Menschen. Bereits im Jahr 2030 wird der prozentuale Anteil der über 60-Jährigen an der
Gesamtbevölkerung voraussichtlich zwischen 35-38 % betragen.
2
Dem gegenüber steht die Forderung an jeden Einzelnen, in der so genannten Informations- und
Wissensgesellschaft bestehen zu können. Lebenslanges Lernen mit Hilfe von neuen
Technologien wird mittlerweile vorausgesetzt.
3
In allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens
scheint es unabdingbar zu sein, neue Medien wie das Internet bedienen und nutzen zu können.
Der Erwerb von Medienkompetenz scheint zu einer vierten Schlüsselqualifikation wie Lesen,
Schreiben und Rechnen zu werden.
4
Was aber, wenn die Voraussetzungen dafür nicht in allen Bevölkerungsteilen gegeben sind?
Gerade ältere Menschen haben während ihrer Berufstätigkeit kaum noch Berührung mit den
neuen Medien erfahren. Sie werden erst in der späten Lebensphase mit den neuen
technologischen Entwicklungen im Alltag konfrontiert. Ihre Erfahrungen und ihr
Wissenspotential sollten nicht ungenutzt bleiben, nur weil sie zurzeit noch nicht die Fähigkeit
besitzen, mit dem Internet umzugehen. Es gilt, sie für dieses Medium zu sensibilisieren,
Berührungsängste abzubauen und vor allem den persönlichen Nutzen aufzuzeigen.
Insbesondere die Bundesregierung ist daran interessiert, alle Bürgerinnen und Bürger für die
Informationsgesellschaft Deutschland 2010 fit zu machen. Immer mehr öffentliche
Dienstleistungen wie z. B. die Wohnungsummeldung, die Bestellung eines Ausweises oder auch
die Gesundheitskarte werden zukünftig über das Internet angeboten.
Doch wie kann man die Generation 50plus für das Internet sensibilisieren?
Es existieren derzeit verschiedene Programme des Bundesministeriums für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend, um die Online-Kompetenz von Senioren zu stärken. Aber es gibt keine
Aussagen darüber, ob diese auch die relevante Zielgruppe erreichen und ob nicht andere Wege
und Konzepte erfolgversprechender sein könnten.
1
Die Geburtenrate in Deutschland beträgt momentan 1,4 Kinder pro Frau. (Stand vom 31.12.2001,
Vgl. Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050, 2003, S.5)
2
Vgl. Lehr, U., 2006, S.24
3
Vgl. Krieb, C./Reidl, A. 2001, S.176
- 6 -
4
Vgl. Stadelhofer, C., 2002, S.2

1.1 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit besteht darin, eigene Handlungsempfehlungen für die
Bundesregierung zu entwickeln um den Anteil der älteren Internetnutzer insgesamt zu erhöhen,
und die bisherigen Nichtnutzer zielgerichteter anzusprechen. Dies geschieht unter
Berücksichtigung der bisherigen Programme des BMFSFJ und deren anschließender Bewertung.
Dabei soll der aktuelle Stand der Online-Kompetenz von Senioren abgebildet werden, sowie die
dringende Notwendigkeit diese Zielgruppe an das Medium Internet heranzuführen.
Im einleitenden ersten Kapitel werden die Zielsetzung sowie der Aufbau der vorliegenden Arbeit
präsentiert.
Im zweiten Kapitel werden wichtige Grundlagen des Seniorenmarktes vorgestellt. Zu Beginn
erfolgt die Begriffsklärung des Wortes Senior sowie die Wahl einer eigenen gültigen
Arbeitsdefinition. Im Anschluss daran werden wichtige Merkmale des Seniorenmarktes wie
z. B. die Mediennutzung und das Freizeitverhalten älterer Menschen näher skizziert und
erläutert.
Im dritten Kapitel erfolgt dann die empirische Analyse des Nutzerverhaltens von Senioren.
Zunächst wird auf die Internetnutzung in Deutschland allgemein und daran anschließend
spezifisch auf die Onliner ab 50 Jahren eingegangen. Es folgt ein europäischer Vergleich, sowie
eine Nutzen- und Kostenanalyse des Internet für ältere Menschen. Abschließend wird auf die
Motive und das Desinteresse der Nichtnutzer (Offliner) eingegangen.
Das vierte Kapitel liefert detaillierte Informationen zu den einzelnen Programmen des BMFSFJ.
Dabei werden zwei völlig verschiedene Ansätze zur stärkeren Beteiligung der älteren Generation
am Medium Internet gegenübergestellt und anschließend bewertet.
Resultierend aus diesen Erkenntnissen werden im fünften Kapitel Handlungsempfehlungen zur
Erhöhung und besseren Ansprache der relevanten Zielgruppe(n) gegeben.
Das abschließende sechste Kapitel beinhaltet eine Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse
sowie einen Ausblick hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung der Internetnutzung älterer
Menschen.
Die in dieser Arbeit verwendete Begriffsform Senioren dient lediglich der vereinfachten
Schreibweise und meint grundsätzlich sowohl männliche als auch weibliche Senioren. Darüber
hinaus werden die Bezeichnungen Senioren, Silver Surfer, Generation 50plus oder drittes
Lebensalter synonym verwendet.
- 7 -

2 Grundlagen des Seniorenmarktes
- 8 -

2 Grundlagen
des
Seniorenmarktes
In diesem Kapitel wird der Frage nachgegangen, in welcher Hinsicht sich Senioren von anderen
Altersgruppen unterscheiden und welche besonderen Merkmale den deutschen Seniorenmarkt
kennzeichnen. Hierzu werden ausgewählte theoretische Grundlagen präsentiert.
2.1 Definition des Begriffes Senior
Der Begriff ,,Senior" ist lateinischen Ursprungs und bedeutet übersetzt ,,der Ältere"
5
. In der
Politik wird der Begriff oft verwendet für Menschen jenseits des Erwerbsalters. In der
wissenschaftlichen Literatur hingegen lassen sich verschiedene Abgrenzungskriterien finden, die
alle darauf abzielen, den Seniorenmarkt zu segmentieren
6
:
·
Sozioökonomische Kriterien: Merkmale wie Alter, Geschlecht, aber auch Einkommen,
Beruf sowie die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht
·
Psychografische Kriterien: Motive einer Zielgruppe, Erwartungen, Einstellungen,
Neigungen oder Produktpräferenzen
·
Biologische Kriterien: gerontologische Altersprozesse
7
wie das Auftreten bestimmter
Krankheiten
·
Lifestyle-Kriterien: Aktivitäten, Interessen, Werte und Lebensauffassungen einer Gruppe
Jeder dieser Ansätze beinhaltet eine andere Sicht des menschlichen Alterns und damit
verschiedene Abgrenzungskriterien. Es herrscht keine einheitliche Meinung darüber, welcher
Ansatz am ehesten geeignet ist, den Seniorenmarkt zu unterteilen.
8
Schließlich lässt sich das
Konsumverhalten eines 50-Jährigen schlecht mit dem eines 70-Jährigen vergleichen.
Da weder die sozioökonomischen, biologischen noch die psychografischen Kriterien allein
ausreichen, um den verschiedenen persönlichen Motiven, Bedürfnissen und vor allem
Interessen der Senioren gerecht zu werden, haben sich in den letzten Jahren zunehmend die
Lifestyle-Kriterien durchgesetzt.
9
Vor diesem Hintergrund entstanden zahlreiche Wortschöpfungen wie z. B. Silver Surfer,
Whoopies, Master Consumer oder Best Ager. Dahinter steckt ein Lebenskonzept, das die
Weltoffenheit, Selbständigkeit und Konsumfreude der Älteren betont.
5
Vgl. Bertelsmann Lexikon in 3 Bänden, 3.Band OG -Z , 2003, S.297
6
Vgl. Pencun, M.T., 2005, S.14 ff.
7
Gerontologie = eine wiss. Disziplin, die mit dem Altern verbundene med., psych., u. soziol.
Gegebenheiten erforscht, Vgl. Bertelsmann Lexikon in 3 Bänden, 1.Band A ­ Go, 2003, S.501
8
Vgl. Ochel, J., 2003, S.6
- 9 -
9
Vgl. Pencun, M.T., 2005, S.16

Es gibt allerdings kein Teilsegment eines Marktes, das so heterogen ist. Die amerikanische
Gerontologin Bernice Neugarten prägte diesbezüglich die Aussage: ,,Wenn ein Mensch 70 Jahre
alt ist, weiß man nichts über ihn. Außer, dass er vor 70 Jahren geboren wurde."
10
Die Grey Strategic Planning Group berücksichtigt diese Ergebnisse der Lifestyle-Forschung und
entwickelte die folgende dreistufige Einteilung der Zielgruppe Senioren
11
:
1)
Master Consumer: Sie sind zwischen 50 und 59 Jahre alt, gelten als aktiv,
erlebnisorientiert und unternehmungslustig. Sie besitzen eine hohe psychische und
physische Vitalität und nehmen intensiv am öffentlichen Leben teil. Annähernd 46 % der
Master Consumer verfügen über das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen
(HHNE) von 2.833
12
in Deutschland. Sie entsprechen einem Anteil von 29% an der
Gesamtseniorenanzahl.
2)
Maintainer: Sie sind zwischen 60 und 69 Jahre alt, genießen die neue Freiheit nach der
Pensionierung und befinden sich im Wechsel der Lebensphasen. Sie verfügen über eine
gute gesundheitliche Verfassung und sind finanziell gut versorgt. Nur 31 % können das
HHNE voll in Anspruch nehmen, ihr Anteil an der Gesamtseniorenanzahl beträgt 36 %.
Insgesamt verhalten sie sich etwas konservativer als die Master Consumer.
3)
Simplifier: Der Fokus liegt hier bei 70plus. Diese Altersgruppe führt meist einen
zurückgezogenen und häuslichen Lebensstil, der auf ihre zunehmenden gesundheitlichen
Probleme zurückzuführen ist. Sie sind eher traditionell und konservativ eingestellt und
verfügen über einen eher eingeschränkten finanziellen Spielraum. Nur 23 % dieser
Altersgruppe verfügt über das HHNE und entspricht somit einem Anteil von 35 % an der
Gesamtseniorenanzahl.
Dieses dreistufige Konzept soll in der vorliegenden Arbeit als Grundlage für die Online-
Kompetenz von Senioren dienen, da hier sowohl sozioökonomische als auch psychografische
und die Lifestyle-Kriterien Beachtung finden. In Bezug auf die Mediennutzung (speziell das
Internet-Nutzerverhalten der Generation 50plus) ist davon auszugehen, dass in Anbetracht des
noch jungen Mediums Internet bereits 50-Jährige als Senioren gelten. Dies ist in anderen
Branchen wie z. B. der Seniorenwohnheimbranche selbstverständlich nicht der Fall.
Des Weiteren beziehen sich relevante Internetstudien auf diese Altersgrenze als Übertritt in das
Seniorensegment.
10
Meyer-Hentschel, H.+ G., 2004, S.10
11
Vgl. Michael, B.M., 2006, S.94
- 10 -
12
Vgl. Statistisches Bundesamt: Wirtschaftsrechnungen, 2005, S.17

2.2 Merkmale des Seniorenmarktes
2.2.1 Bevölkerungsentwicklung
Die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland wird schon länger durch zwei parallel verlaufende
Trends bestimmt: zum einen steigt die durchschnittliche Lebenserwartung rapide an, zum
anderen weist Deutschland eine sehr niedrige Geburtenrate auf.
Diese beiden Faktoren führen unweigerlich zu einer zunehmenden Alterung der deutschen
Bevölkerung und einem stark wachsenden Anteil von Senioren. Die Abb. 1 zeigt den
Altersaufbau der Bevölkerung Deutschlands im Zeitraum von 1950 bis 2050.
13
Es wird
ersichtlich, dass der Anteil der über 80-Jährigen besonders markant ansteigen wird ­ heute
repräsentieren sie etwa 4 % der Bevölkerung, im Jahr 2050 werden es voraussichtlich schon
12 % sein.
Abb. 1 Altersaufbau der Bevölkerung Deutschlands 1950-2050
14
Zudem wird die Bevölkerungsgröße insgesamt in Deutschland in den nächsten Jahren
abnehmen. Derzeit hat Deutschland ca. 82,5 Mio. Einwohner ­ im Jahr 2050 werden es je nach
Zuwanderung vermutlich nur noch zwischen 68 und 75 Mio. Einwohner sein.
15
In diesem Zusammenhang spielt auch der Altenquotient
16
als Indikator der Alterung eine
wichtige Rolle. Im Jahr 2001 lag der Altenquotient bei 44, d. h. auf 100 Personen im
Erwerbsalter kamen 44 Personen im Rentenalter. Die Schätzungen des Statistischen
13
Mit Annahme eines langfristigen jährlichen Zuwanderungsgewinns von 200.000 Personen und einer
durchschnittlichen Lebenserwartung von 81 bzw. 87 Jahren im Jahr 2050 (Stat. Bundesamt, 2003)
14
Vgl. Statistisches Bundesamt: Bevölkerung Deutschlands bis 2050, 2003, S.31
15
vgl. ebenda, S.27
- 11 -
16
Altenquotient: Relation der Bevölkerung im Rentenalter zur Bevölkerung im Erwerbsalter

Bundesamtes gehen davon aus, dass 2030 der Altenquotient auf 71 und im Jahr 2050 auf 78
ansteigen wird.
Darüber hinaus steigt die durchschnittliche Lebenserwartung rapide an. Heute kann ein 60-
Jähriger damit rechnen, im Durchschnitt noch 19 Jahre zu leben. Noch vor rund 100 Jahren
hatte er eine etwa um 6 Jahre geringere fernere Lebenserwartung.
17
Durch die rasante
technologische Entwicklung im pharmazeutischen Bereich der Gesundheitswirtschaft wird sie
aber tendenziell steigen, sodass ein 60-Jähriger im Jahr 2050 bereits 23 Jahre länger leben
wird.
18
Dem gegenüber steht die sinkende Geburtenanzahl. Immer mehr Frauen im gebärfähigen Alter
bekommen keine Kinder. Die steigende Anzahl kinderloser Frauen wird in den kommenden
Jahren eine zunehmende Ausdifferenzierung zwischen Familien mit Kindern und der so
genannten DINK- Familie
19
zur Folge haben. Wie Abb. 2 zeigt, liegt Deutschland in Bezug auf
die Geburtenziffer eher am unteren Ende der Rangskala.
Abb. 2 Geburtenziffer im Vergleich ­ ausgewählte Länder (2000)
20
Nur in Italien und Spanien werden noch weniger Kinder geboren. Bemerkenswert ist allerdings,
dass unser Nachbarland Frankreich eine deutlich höhere Geburtenrate aufweist. Dies ist unter
anderem auf eine bessere Versorgung mit Kindergärten sowie Ganztagsschulen, vor allem aber
17
Ausgedrückt in der ferneren Lebenserwartung = durchschnittlich zu erwartende weitere Lebenszeit,
Statistisches Bundesamt, S.16
18
vgl. ebenda
19
DINK­Familie: Double income no kids
- 12 -
20
eigene Darstellung in Anlehnung an: Statistisches Bundesamt, 2003, S.13

auf ein anderes Grundverständnis bezüglich der Leistungsfähigkeit von Familien
zurückzuführen.
21
Die deutsche Bundesregierung hat bereits schrittweise auf die demographische
Entwicklung
reagiert: Ab 2007 wird ein neues Elterngeld eingeführt, eine weitere Erhöhung des Rentenalters
ist im Gespräch und Kinderlose müssen höhere Abgaben zur Rentenversicherung entrichten.
Zweifellos sind diese Maßnahmen und Reformen ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung,
aber die demographische Entwicklung lässt sich deshalb keineswegs aufhalten oder gar
umkehren.
2.2.2 Finanzielle Ressourcen
Die heutige Generation 50plus ist finanziell sehr gut ausgestattet. Nach Berechnungen des DIW
Berlin werden die höchsten Einkommen zwischen 46 und 55 erzielt, die höchsten
Vermögensbestände allerdings im Alter von 60 bis 70 Jahren.
22
Abb. 3 Einkommens- und Vermögensdisposition nach Altersgruppen 2002
23
Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Vermögen oft durch Erwerbseinkommen
24
aufgebaut wird,
und Jahrgänge in Zeiten hohen Wirtschaftswachstums demnach besonders gut Vermögen bilden
konnten. Die Abb. 3 verdeutlicht diesen Sachverhalt: Personen zwischen 55 und 64 J. haben
21
Vgl. Sinn, H.W., 2005, S.57
22
DIW, 11/2005, S.204
23
DIW, 11/2005, S.205
- 13 -
24
Erwerbseinkommen sind nach Angaben des DIW mit Abstand die wichtigste Quelle der Einkommen
der privaten Haushalte

knapp 270 % des Median-Nettovermögens pro Kopf, bei den unter 25-Jährigen sind es nur etwa
50 %.
Neben dem Alter spielt die familiäre Situation eine entscheidende Rolle in Bezug auf den
Vermögensbestand eines Haushalts. Ältere Paarhaushalte zwischen 55 und 74 J. besitzen mit
122.100 Nettovermögen im Jahr 2002 das mit Abstand höchste Nettovermögen aller
Haushaltstypen.
25
Darüber hinaus sind sie sehr selten verschuldet.
Eine weitere bemerkenswerte Kennzahl ist die Kaufkraft der älteren Generation. Die GfK
Kaufkraftstudie 2005
26
benennt die Pro-Kopf-Kaufkraft
27
der Generation 50plus mit 21.244 ,
dies sind 2.000 mehr pro Jahr als die der unter 50-Jährigen. Weitere Ergebnisse der Studie
ergaben, dass die Senioren mit der höchsten Kaufkraft im Hochtaunuskreis
28
leben. Außerdem
gilt Hamburg als die Metropole der Älteren, die Gesamtkaufkraft der über 65-Jährigen liegt hier
bei stattlichen 7,5 Milliarden Euro.
Dennoch wurde weiterhin ein Gefälle zwischen Ost- und Westdeutschland festgestellt: Im
Durchschnitt liegt die Differenz der Kaufkraft zwischen Ost und West bei immerhin 3.300 bei
den über 65-Jährigen
.
2.2.3 Freizeitverhalten und -Interessen
Das Freizeitverhalten bzw. die Interessen im dritten Lebensalter sind maßgeblich abhängig von
der Gesundheit, der Mobilität und der finanziellen Lage der Senioren. Meist werden die im
Erwerbsleben begonnenen Freizeitaktivitäten intensiviert und ausgebaut. Die Zeitaufteilung
entspricht dann oft der folgenden Logik: Innerhalb der Woche werden Erledigungen wie
Einkäufe und Arztbesuche getätigt, am Wochenende werden private Interessen und Aktivitäten
gepflegt.
29
Der FREIZEITMONITOR 2004 belegt die häufigsten Freizeitaktivitäten von Senioren in Abb.4.
Vorrangig widmet sich die Generation 50plus der Kontaktpflege zur Familie, der Gartenarbeit,
dem Wandern sowie dem Nichtstun/Muße. Dabei ist auffällig, dass alle Tätigkeiten ab dem Alter
von 80 J. abnehmen. Dies ist vermutlich auf die schlechtere gesundheitliche Verfassung
zurückzuführen.
25
vgl. ebenda
26
Vgl. GFK Pressemeldung 07.03.2005
27
Die Kaufkraft bezeichnet das verfügbare Einkommen ohne Steuern und Sozialabgaben inklusive
Transferzahlungen und wird pro Kopf in Euro als Index ausgewiesen.
28
Hochtaunuskreis: Landkreis im Regierungsbezirk Darmstadt
- 14 -
29
Vgl. Pencun, M.T., 2005, S.29

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783832499174
ISBN (Paperback)
9783838699172
DOI
10.3239/9783832499174
Dateigröße
2.4 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Hochschule Wildau, ehem. Technische Fachhochschule Wildau – Wirtschaft, Verwaltung und Recht
Erscheinungsdatum
2006 (Oktober)
Note
1,0
Schlagworte
nutzungsverhalten seniorenmarkt kompetenz senior
Zurück

Titel: Online-Kompetenz von Senioren
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
64 Seiten
Cookie-Einstellungen