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Zukunft des Drei-Säulen-Systems der deutschen Kreditwirtschaft

©2006 Studienarbeit 93 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Im Vergleich zum Ausland existiert in Deutschland weiterhin die starre Aufteilung des Bankensektors in die drei Säulen aus Kreditbanken, öffentlich-rechtlichen und genossenschaftlichen Kreditinstituten. Dieses System wird auf seine Leistungsfähigkeit und Existenzberechtigung überprüft. Dabei werden einige Diskussionsbeiträge von EU-Kommission, DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung), Sachverständigenrat, KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau)-Bankengruppe und dem DSGV (Deutsche Sparkassen- und Giroverband) beleuchtet.
Insbesondere für das bankbasierte Finanzsystem in Deutschland mit der Schlüsselstellung bei der Vergabe von Krediten ist ein zukunftsfähiges Banksystem notwendig und rechtfertigt damit auch die aktuelle Diskussion über mögliche Veränderungen. Die bereits in den letzten Jahren getroffenen Maßnahmen haben inzwischen zu einer Verbesserung der Ertragslage geführt, trotzdem ist Deutschland im Vergleich zum Ausland ein gefesseltes Land, da hier verdeutlichen wird, dass mit dem öffentlich-rechtlichen Sektor ein Großteil des Bankenmarkts in der jetzigen Form für eine Konsolidierung nicht zur Verfügung steht und außerdem der zunehmende Wettbewerbsdruck von ausländischen Anbietern ein Handeln erforderlich macht.
Im zweiten Kapitel werden daher die aktuelle Struktur, die bestehenden Probleme und die schon erfolgten Lösungsversuche durch Kooperationen und Fusionen beschrieben.
Nach dieser Ist-Analyse wird im Kapitel 3 zuerst auf die Veränderungen durch den Wegfall der staatlichen Haftungsgarantien eingegangen und es wird erläutert, warum eine weitere Veränderung insbesondere mit Blick auf das Ausland notwendig ist.
Der letzte und umfangreichste Teil dieses Kapitels befasst sich ausführlich mit den möglichen Perspektiven der einzelnen Säulen aufgrund unterschiedlicher Anpassungsmöglichkeiten der Gesetze, bevor abschließend im Kapitel 4 das wahrscheinlichste und sinnvollste Szenario für die Konsolidierung in Deutschland und Europa vorgestellt wird.


Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
Inhaltsverzeichnis
I.AbkürzungsverzeichnisIII
II.AbbildungsverzeichnisV
1.Einleitung1
2.Aktuelle Bankenstruktur in Deutschland2
2.1Finanzlandschaft in Deutschland – Das Drei-Säulen-System3
2.1.1Kreditbanken3
2.1.1.1Großbanken3
2.1.1.2Regionalinstitute und sonstige Kreditbanken4
2.1.1.3Zweigstellen der ausländischen Banken6
2.1.2Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute6
2.1.3Genossenschaftliche […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Alexander Croonen
Zukunft des Drei-Säulen-Systems der deutschen Kreditwirtschaft
ISBN-10: 3-8324-9907-5
ISBN-13: 978-3-8324-9907-5
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006
Zugl. Technische Universität Darmstadt, Darmstadt, Deutschland, Studienarbeit, 2006
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© Diplomica GmbH
http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany



Inhaltsverzeichnis
Seite
I
Inhaltsverzeichnis
I
Abkürzungsverzeichnis ...III
II
Abbildungsverzeichnis ... V
1
Einleitung ...1
2
Aktuelle Bankenstruktur in Deutschland...2
2.1
Finanzlandschaft in Deutschland ­ Das Drei-Säulen-System ...3
2.1.1
Kreditbanken...3
2.1.1.1
Großbanken...3
2.1.1.2
Regionalinstitute und sonstige Kreditbanken ...4
2.1.1.3
Zweigstellen der ausländischen Banken...6
2.1.2
Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute...6
2.1.3
Genossenschaftliche Kreditinstitute ...7
2.1.4
Spezialbanken ...9
2.2
Aktuelle Probleme der Bankenstruktur ...10
2.2.1
Fragmentierung des Markts ...10
2.2.2
Hohe Staatsquote ...12
2.2.3
Konjunkturelle Situation ...13
2.2.4
Preiskampf und Verhaltenswandel der Kunden ...14
2.2.5
Allgemeine Ertragsschwäche...15
2.3
Bereits bestehende ­ säulenübergreifende ­ Kooperationen...16
2.4
Ausgewählte Fusionen in Deutschland ...17
2.5
Öffnungsversuche der Säulenstruktur durch die Großbanken ...19
3
Zukunft des Bankensystems ...21
3.1
Ein Jahr ohne Haftungsgarantien ...21
3.2
Ist eine weitere Veränderung notwendig? ...23
3.3
Vergleich mit dem Ausland...26
3.4
Initiativen zur Veränderung der deutschen Bankenlandschaft ...30
3.4.1
Abwägung der Notwendigkeit des öffentlichen Auftrages ...30
3.4.2
Rechtliche Rahmenbedingungen ...32
3.4.3
Bankgesellschaft Berlin...34
3.5
Konsolidierung innerhalb Deutschlands ...36
3.5.1
Weitere ­ säulenübergreifende ­ Kooperationen des Back Office...38
3.5.2
Kein Zugang privater Investoren zum öffentlich-rechtlichen Sektor ...43

Inhaltsverzeichnis
Seite
II
3.5.2.1
Perspektiven der Kreditbanken...43
3.5.2.2
Perspektiven der öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute ...48
3.5.2.3
Perspektiven des genossenschaftlichen Sektors...53
3.5.3
Öffnung des öffentlich-rechtlichen Sektor ...57
3.5.3.1
Änderungsanforderungen der Gesetze...57
3.5.3.2
Teilprivatisierungen...59
3.5.3.3
Komplette Öffnung des öffentlich-rechtlichen Sektors ...61
3.6
Konsolidierung innerhalb Europas...63
4
Schlussfolgerungen...66
4.1
Wahrscheinlichstes Szenario in Deutschland...66
4.2
Euroland ­ Auf dem Weg zum einheitlichen Bankenmarkt?...70
5
Fazit ...72
III
Literaturverzeichnis ... VI
III.I
Bücher... VI
III.II
Sammelwerke ... VI
III.III
Zeitschriften... VII
III.IV
Zeitungen ... XI
III.V
Gutachten... XIII
III.VI
Vorträge / Reden ... XIV
III.VII
Geschäfts- und Presseberichte ... XIV
III.VIII
Statistisches Material ... XIV
III.IX
Gesetze... XV
III.X
Internetquellen ... XV

Abkürzungsverzeichnis
Seite
III
I
Abkürzungsverzeichnis
BAWAG P.S.K.
Bank für Arbeit und Wirtschaft und österreichische Postsparkasse AG
BBVA
Banco Bilbao Vizcaya Argentaria
BCB
Betriebscenter für Banken
BdB
Bundesverband der Banken
BHW
Beamtenheimstättenwerk
BNL
Banca Nationale del Lavoro
BVR
Bundesverband der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken
BW-Bank
Baden-Württembergischen-Bank
CKV
Rabobank-Parlament
DAB
Deutsche Anlage Bank
DG-Bank Deutsche Genossenschaftsbank
DiBa
Allgemeinen
Deutschen
Direktbank
DIW
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
DSGV
Deutsche Sparkassen- und Giroverband
DtA
Deutsche Ausgleichsbank
DZ-Bank Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank
e.G.
eingetragene Genossenschaften
ETB
European Transaction Bank
EuGH
Europäischer Gerichtshof
F&A-Banken
Food&Agri-Banken
GZ-Bank Genossenschaftliche Zentralbank
Helaba
Hessische Landesbank
HVB
Bayrische
Hypo- und Vereinsbank
IPO
Initial Public Offer
IST
International Transaction Services
IWF
Internationale Währungsfond
KfW
Kreditanstalt für Wiederaufbau
KMU
Kleine und mittelständische Unternehmen
LBB
Landesbank Berlin
LBBW
Landesbank Baden-Württemberg
LRP
Landesbank Rheinland-Pfalz
M&A
Mergers&Aquisitions

Abkürzungsverzeichnis
Seite
IV
MaK
Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft
MBS
Mittelbrandenburgischen Sparkasse
ÖGB
Österreichischen Gewerkschaftsbund
ö.K.
öffentliche Körperschaft
S&P
Standard & Poor´s
SEPA
Single European Payment Area
TAI
Transaktionsinstitut für Zahlungsverkehrsdienstleistungen
TxB
TxB Transaktionsbank
WGZ-Bank
Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank
ZKA
Zentraler Kreditausschuss

Abbildungsverzeichnis
Seite
V
II
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 2.1: Marktanteile der einzelnen Bankengruppen ...2
Abbildung 2.2: Landesbanken und ihre regionale Zuständigkeit ...7
Abbildung 2.3: Anzahl Kreditinstitute und deren Zweigstellen...11
Abbildung 2.4: Größenklassen der Bankengruppen...12
Abbildung 2.5: Anzahl der Insolvenzen und Risikovorsorge...13
Abbildung 2.6: Zinserträge, -aufwendungen und -spanne im Zeitverlauf ...14
Abbildung 2.7: Eigenkapitalrentabilität einzelner Bankengruppen
*)
...16
Abbildung 3.1: aktuelle Ratings der Kreditinstitute ...22
Abbildung 3.2: Risikoaufschläge ...22
Abbildung 3.3: Öffentliche Eigentümerstruktur von Kreditinstituten...23
Abbildung 3.4: Schlusslicht Deutschland...27
Abbildung 3.5: Kernprozesse ...38
Abbildung 3.6: Mögliche Entwicklung der Wertpapierabwickler...39
Abbildung 3.7: modellartige Konstruktion fokussierter Bankengruppen ...41
Abbildung 3.8: Drei-Banken-Modell...42
Abbildung 3.9: mögliche zukünftige Struktur der Landesbanken...49
Abbildung 3.10: Struktur der Rabobank-Gruppe ...55
Abbildung 4.1: Übergangsmodell der Sparkassengruppe ...68
Abbildung 4.2: Zukunftsmodell des deutschen Bankensystems...69

Kapitel 1: Einleitung
Seite 1
1
Einleitung
Im Vergleich zum Ausland existiert in Deutschland weiterhin die starre Aufteilung des Ban-
kensektors in die drei Säulen aus Kreditbanken, öffentlich-rechtlichen und genossenschaftli-
chen Kreditinstituten. Dieses System wird auf seine Leistungsfähigkeit und Existenzberechti-
gung überprüft. Dabei werden einige Diskussionsbeiträge von EU-Kommission, DIW (Deut-
sches Institut für Wirtschaftsforschung), Sachverständigenrat, KfW (Kreditanstalt für Wieder-
aufbau)-Bankengruppe und dem DSGV (Deutsche Sparkassen- und Giroverband) beleuchtet.
Insbesondere für das bankbasierte Finanzsystem in Deutschland mit der Schlüsselstellung bei
der Vergabe von Krediten ist ein zukunftsfähiges Banksystem notwendig und rechtfertigt da-
mit auch die aktuelle Diskussion über mögliche Veränderungen.
Die bereits in den letzten Jahren getroffenen Maßnahmen haben inzwischen zu einer Verbes-
serung der Ertragslage geführt, trotzdem ist Deutschland im Vergleich zum Ausland ein ge-
fesseltes Land, da hier verdeutlichen wird, dass mit dem öffentlich-rechtlichen Sektor ein
Großteil des Bankenmarkts in der jetzigen Form für eine Konsolidierung nicht zur Verfügung
steht und außerdem der zunehmende Wettbewerbsdruck von ausländischen Anbietern ein
Handeln erforderlich macht.
1
Im nachfolgenden Kapitel 2 werden daher die aktuelle Struktur, die bestehenden Probleme
und die schon erfolgten Lösungsversuche durch Kooperationen und Fusionen beschrieben.
Nach dieser Ist-Analyse wird im Kapitel 3 zuerst auf die Veränderungen durch den Wegfall
der staatlichen Haftungsgarantien eingegangen und es wird erläutert, warum eine weitere Ver-
änderung insbesondere mit Blick auf das Ausland notwendig ist. Der letzte und umfangreichs-
te Teil dieses Kapitels befasst sich ausführlich mit den möglichen Perspektiven der einzelnen
Säulen aufgrund unterschiedlicher Anpassungsmöglichkeiten der Gesetze, bevor abschließend
im Kapitel 4 das wahrscheinlichste und sinnvollste Szenario für die Konsolidierung in
Deutschland und Europa vorgestellt wird.
1
Vgl. Rassfeld, Martin: Quo vadis, Privatkunde, in: Bankmagazin, 2006, Nr. 5, S. 46.

Kapitel 2: Aktuelle Bankenstruktur in Deutschland
Seite 2
2
Aktuelle Bankenstruktur in Deutschland
Durch die Industrialisierung hauptsächlich ab Mitte des 19. Jahrhunderts und dem dadurch
gestiegenen Kapitalbedarf reichte das vorhandene Bankensystem aus Privatbankiers und den
ersten Sparkassen, die Ende des 18. Jahrhunderts entstanden sind,
2
nicht mehr aus. Mit den
Anforderungen an das Bankensystem durch die unterschiedlichen Bedürfnisse der Unterneh-
men, der kleineren Betriebe und von Privatpersonen entwickelten sich getrennt voneinander
die Säulen der Kreditbanken, des öffentlich-rechtlichen und des genossenschaftlichen Sektors.
Die Grafiken in Abbildung 2.1 zeigen die aktuellen prozentualen Marktanteile der einzelnen
Bankengruppen im Geschäft mit Nichtbanken bezogen auf ihre Bilanzsumme, den Anteil am
Kreditgeschäft sowie an den Einlagen Ende Februar 2006. Hierbei wurde die Einteilung der
Kreditinstitute in die einzelnen Bankengruppen gemäß der Bankenstatistik der Deutschen
Bundesbank übernommen.
3
Die Kreditbanken werden durch die blauen, die öffentlich-
rechtlichen durch die roten und die genossenschaftlichen Kreditinstitute durch die grünen
Sektoren dargestellt. Abweichend von der Bankenstatistik wurde eine Unterteilung in öffent-
lich-rechtliche und private Bausparkassen vorgenommen, worauf bei den Realkreditinstituten
aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichtet wurde. Diese werden als Spezialinstitute nicht
betrachtet, da das Drei-Säulen-System auf die Eigentümerstruktur der Primärinstitute abzielt.
Abbildung 2.1: Marktanteile der einzelnen Bankengruppen
4
Auf die Entstehung und Entwicklung der einzelnen Säulen und die aktuelle Situation wird im
Kapitel 2.1 eingegangen. In den Kapiteln 2.2 und 2.3 werden die aktuellen Probleme der Kre-
ditinstitute sowie die teilweise zur Lösung dieser bereits eingegangenen Kooperationen erläu-
tert. Im Kapitel 2.4 werden die letzten bedeutenden Fusionen innerhalb der einzelnen Säulen
beschrieben, bevor im Kapitel 2.5 die Öffnungsversuche des Sparkassensektors durch die
Kreditbanken in der Vergangenheit dargestellt werden.
2
Vgl. Priewasser, Erich: Bankbetriebslehre, 7., erweiterte und vollständig überarbeitete Auflage, München 2001,
S. 4.
3
Vgl. Deutsche Bundesbank (Hrsg.): Bankenstatistik, Statistisches Beiheft zum Monatsbericht I, April 2006,
Frankfurt am Main, S. 10ff.
4
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Deutsche Bundesbank (Hrsg.): Bankenstatistik, a.a.O., S. 10ff.

Kapitel 2: Aktuelle Bankenstruktur in Deutschland
Seite 3
2.1
Finanzlandschaft in Deutschland ­ Das Drei-Säulen-System
Der überwiegende Teil der deutschen Kreditinstitute des Drei-Säulen-Systems entspricht der
klassischen Definition einer Universalbank gemäß § 1 KWG von 1961. Universalbanken sind
neben dem klassischen Geschäft mit Einlagen, Krediten, Diskontierung, Factoring, Garantien,
der Zahlungsverkehrsabwicklung und dem Wertpapier- und Treuhandservice auch in allge-
meinen Investmentbanking sowie dem Vertrieb von Versicherungen und Bausparverträgen
ihrer Partnern oder Konzerngesellschaften tätig.
5
Das deutsche Bankensystem der Universalbanken wird unterteilt in die Säulen der Kreditban-
ken, der öffentlich-rechtlichen und der genossenschaftlichen Kreditinstitute. Die Kapitel 2.1.1
bis 2.1.3 beschreiben jede dieser Säulen im Hinblick auf ihre Entstehung, ihre betriebswirt-
schaftliche Zielsetzung, ihr geographisches und geschäftliches Betätigungsfeld sowie ihrer
Rechtsform. In Kapitel 2.1.4 werden einige Spezialinstitute erläutert.
2.1.1
Kreditbanken
Die Kreditbanken werden von der Deutschen Bundesbank bei ihrer monatlichen Bankenstatis-
tik in drei Untergruppen ­ Großbanken, Regionalinstitute und sonstige Kreditinstitute
sowie Zweigstellen ausländischer Banken ­ unterteilt. Sie betreiben als privatwirtschaftlich
organisierte Kreditinstitute die Ertragsmaximierung als ihr betriebswirtschaftliches Hauptziel.
2.1.1.1
Großbanken
Wie in Abbildung 2.1 zu erkennen ist, stellen die Großbanken den größten Anteil der Kredit-
banken. Im Zuge der Industrialisierung wurden in den Jahren 1870 und 1872 die Deutsche
Bank, die Commerz- und Disconto-Bank und die Dresdner Bank gegründet. Als große Akti-
enbanken sollten sie der Kapitalbeschaffung zur Finanzierung großer Bauprojekte über die
Börse und bei einer breiteren Bevölkerung dienen.
6
Daher wurde schon zu Beginn des 20.
Jahrhunderts ein flächendeckendes Filial- und Zweigstellennetz in ganz Deutschland errichtet.
Durch den Zweiten Weltkrieg und der Verstrickung der Kreditinstitute mit dem Nazi-Regime
verfügten die westlichen Besatzungsmächte 1947 eine Zerschlagung der drei Großbanken in
jeweils neun bis elf Einzelinstitute mit regionalen Namen.
7
Die Teilung wurde nach zehn Jah-
5
Schmidt, Reinhard H. / Tyrell, Marcel: What Constitutes a Financial System, in: The German Financial Sys-
tem, 1. Auflage, Frankfurt am Main 2003, S. 31.
6
Vgl. Büschgen, Hans E. / Börner, Christoph J.: Bankbetriebslehre, 4., neu bearbeitete und erweiterte Auflage,
Stuttgart 2003, S. 63.
7
Vgl. Wolf, Herbert: Von der Währungsreform bis zum Großbankengesetz (1948-1952), in: Pohl, Hans (Hrsg.):
Geschichte der deutschen Kreditwirtschaft seit 1945, 1. Auflage, Bonn 1998, S. 84.

Kapitel 2: Aktuelle Bankenstruktur in Deutschland
Seite 4
ren in zwei Schritten aufgehoben, so dass in den Jahren 1957 bis 1958 die Deutsche Bank, die
Dresdner Bank und die Commerzbank aus den regionalen Einzelinstituten wieder fusionieren
konnten.
8
Aufgrund ihrer damaligen lokalen Beschränkung wäre die Ausgangssituation der
Regionalinstitute als Aktienbanken denkbar schlecht gewesen.
9
Mit der Fusion der Bayrischen Hypothekenbank und der Bayrischen Vereinsbank wurde 1999
die HVB (Bayrische Hypo- und Vereinsbank) als vierte Großbank in die Statistik der Deut-
sche Bundesbank aufgenommen. Der letzte Neuzugang erfolgte im Jahre 2004 durch die
Postbank, die trotz ihres Börsengangs noch mehrheitlich eine Tochter des Deutsche Post-
Konzerns ist. Sie wurde 1995 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und aus dem gesetzli-
chen Versorgungsauftrag einer flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung entlassen.
10
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erweiterten die Großbanken ihr Geschäft um die Betreuung
vermögender Privatkunden und führten als erste Kreditinstitute den persönlichen Kleinkredit
ein.
11
Durch die ,,zunehmende Angleichung des Geschäfts mit den inländischen Kunden"
12
zwischen den Säulen der Kreditwirtschaft agierten die Großbanken verstärkt auf anderen
Märkten oder anderen Geschäftsfeldern. Besonders die Deutsche Bank und die Dresdner
Bank haben sich Ende der 90er Jahre im Zuge des Börsenbooms und dem New Economy Hy-
pe auf die Provisionserträge im Investmentbanking konzentriert. Die Dresdner Bank hat durch
die Zukäufe eines britischen (Kleinwort Benson) und eines amerikanischen (Wasserstein Pe-
rella Group Inc.) Investmentinstituts mit der Dresdner Kleinwort Wasserstein eine komplett
neue Konzerntochter geschaffen. Die sich aus der Konzentration auf die Provisionserträge aus
dem Investmentgeschäft ergebenen Probleme werden im Kapitel 2.2.3 erläutert.
2.1.1.2
Regionalinstitute und sonstige Kreditbanken
In dieser Gruppe werden neben den Regionalinstituten hauptsächlich die Haus- und Kon-
zernbanken sowie seit 1999 die Privatbankiers von der Deutsche Bundesbank erfasst. Fast
ausschließlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Regionalinstitute in der
Rechtsform einer Aktiengesellschaft gegründet. Sie haben anders als die Großbanken ihren
Schwerpunkt eher im klassischen Bankgeschäft und ihre Filialen auf eine bestimmte Region
begrenzt, wobei bei den größeren Kreditinstituten der geschäftliche Aktionsradius über diese
8
Vgl. Hansen, Herbert: Stürmische Zeiten ­ Geschichte der Großbanken, in: Die Bank, 2006, Nr. 1, S. 34.
9
Vgl. Wolf, Herbert, a.a.O., S. 85.
10
Vgl. Büschgen, Hans E. / Börner, Christoph J., a.a.O., S. 67.
11
Vgl. Voigtländer, Dietrich: Vortrag ­ Drei Säulen des deutschen Bankenmarktes, Frankfurt am Main,
21.06.2004, Anmerkung zur Folie 3.
12
Voigtländer, Dietrich, a.a.O., Folie 3.

Kapitel 2: Aktuelle Bankenstruktur in Deutschland
Seite 5
geographische Beschränkung hinausgehen kann.
13
Die inzwischen an die Deutsche Bank ver-
kaufte Berliner Bank als ehemalige Tochter der Bankgesellschaft Berlin, deren Entwicklung
im Kapitel 3.4.3 beschrieben wird, ist das momentan wohl bekanntestes Beispiel aus dieser
Gruppe und dürfte im Zuge der Übernahme in die Deutsche Bank eingegliedert werden.
Die Handels- und Autobanken wurden primär als Haus- und Konzernbanken gegründet, um
im in-house banking die Geschäfte des jeweiligen Großunternehmens oder Konzerns durchzu-
führen.
14
In den letzten Jahren haben sich diese filiallosen Kreditinstitute den Direktbanken
angenähert und einige haben längst ein vergleichbares Geschäft. Insbesondere die Töchter
von Volkswagen und DaimlerChrysler mit ihren Vollbanklizenzen
15
bieten neben den Finan-
zierungs- und Leasinggeschäften schon Girokonten, Depots und diverse Anlageoptionen an.
Die Privatbankiers existieren bereits seit dem Mittelalter in Deutschland und haben ihre
Klientel fast ausschließlich auf einem lokalen Markt. Kennzeichnend für den Privatbankier
ist, dass er als Eigenkapitalgeber parallel die Unternehmensführung übernimmt und außerdem
nur in der Rechtsform der Personengesellschaften (OHG und KG) tätig sein darf.
16
Mit ihrem
persönlichen Kontakt zu ihrer langjährigen Kundschaft und der individuellen Beratung haben
sich die Privatbankiers gegen die Konkurrenz behaupten können.
17
Trotz ihrer im Vergleich
zu den Großbanken eher ausgeprägten Konzentration auf bestimmte Geschäftsschwerpunkte,
hauptsächlich in der Vermögensverwaltung, erfüllen sie alle Aufgaben einer Universalbank.
Durch die Ausbreitung der Großbanken und der Entwicklung der anderen Säulen hat die Be-
deutung der Privatbankiers für die Kreditwirtschaft Deutschlands stark abgenommen. Als
logische Konsequenz hat die Deutsche Bundesbank im Jahre 1999 die verbliebenen 48 Pri-
vatbankiers in die Gruppe der Regionalinstitute überführt. Zahlreiche dieser Privatbankiers
wie z.B. die Bankhäuser Delbrück & Co. und Bethmann Maffei, die zur niederländischen
ABN Amro gehören, befinden sich längst in ausländischer Hand. Gleichzeitig ist aber mit der
Übernahme der BHF-Bank das erfolgsreichste deutsche und selbständige Bankhaus Sal. Op-
penheim zu einem der größten Privatbankiers in Europa geworden.
18
.
13
Vgl. Hartmann-Wendels, Thomas / Pfingsten, Andreas / Weber, Martin: Bankbetriebslehre, 1. Auflage, Hei-
delberg 1998, S. 33.
14
Vgl. Hahn, Oswald: Zwischen Energiekrise und wirtschaftlicher Wende (1973-1981), in: Pohl, Hans (Hrsg.):
Geschichte der deutschen Kreditwirtschaft seit 1945, 1. Auflage, Bonn 1998, S. 293.
15
Vgl. Franke, Dirk: Autobanken: Weiter auf Kurs, in: Die Bank, 2002, Nr. 10, S. 709.
16
Vgl. Büschgen, Hans E.: Bankbetriebslehre, 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiesbaden
1998, S. 82.
17
Vgl. Priewasser, Erich, a.a.O., S. 146.
18
Vgl. Karsch, Werner: Bewegte Bankenwelt ­ Top 100 der deutschen Kreditwirtschaft, in: Die Bank, 2005, Nr.
8, S. 31.

Kapitel 2: Aktuelle Bankenstruktur in Deutschland
Seite 6
2.1.1.3
Zweigstellen der ausländischen Banken
Die Bedeutung dieser Gruppe hat in den letzen Jahren stark zugenommen und inzwischen
stellen diese Banken zahlenmäßig den größten Mitgliederanteil im BdB (Bundesverband der
Banken).
19
Im Zuge der Globalisierung haben sich immer mehr ausländische Kreditinstitute
durch unterschiedliche Strategien einen Zugang zum deutschen Bankenmarkt verschafft. Die
HSBC hat mit der Privatbank Trinkaus & Burkhardt KGaA einen Zugang zu den vermögen-
den Privatkunden aufgebaut, während andere Kreditinstitute, wie die Citigroup oder in jüngs-
ter Zeit die GE Money Bank durch den Aufbau einer eigenen Tochter mit einem Filialnetz in
der Rechtsform der Aktiengesellschaft einen erfolgreichen Markteintritt durchgeführt haben.
20
2.1.2
Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute
Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Sparkassen in der Rechtsform einer
Anstalt des öffentlichen Rechts gegründet. Neben ihrer Funktion als Hausbanken der Kom-
munen besteht ihr öffentlicher Auftrag in der Förderung des Sparsinns und der Schaffung ei-
nes flächendeckenden Zugangs zu Bankdienstleistungen,
21
wobei die Sparkassengesetze eine
Ausbreitung der einzelnen Sparkassen auf das Gebiet ihres Trägers beschränken: ,,Die Errich-
tung einer Zweigstelle außerhalb des Gebietes des Trägers oder im Gebiet des Trägers einer
anderen Sparkasse bedarf der Zustimmung der Aufsichtsbehörde."
22
Da die Träger der Spar-
kassen Kommunen oder Städte sind, entstanden viele kleine lokale Sparkassen. Diese als Re-
gionalprinzip bezeichnete Struktur besteht trotz Fusionen einiger Sparkassen bis heute. Im
Gegensatz zu den Kreditbanken sind die Sparkassen nicht ertragsorientiert, sondern sollen der
Gemeinnützigkeit dienen: ,,Die Sparkassen haben die Aufgabe, als dem gemeinen Nutzen
dienende Wirtschaftsunternehmen geld- und kreditwirtschaftliche Leistungen zu erbringen."
23
Die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute verbindet im Unterschied zu den Kreditbanken, die
alleine auf dem Markt bestehen müssen, ein dreistufiges Verbundsystem. Als zentrales Spit-
zeninstitut der Sparkassenorganisation
24
ist die DekaBank im Wholesale Banking und im In-
vestmentbankgeschäft aktiv. Ihre Eigentümer sind je zur Hälfte die elf in Abbildung 2.2 dar-
19
Vgl. Otto, Klaus-Friedrich: Leitartikel ­ Der Staat als Bankier, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen,
2005, Nr. 14, S. 697.
20
Vgl. Fuchs, Hans Joachim: Die neue Konkurrenz ­ Industrie und Handel drängen ins Bankgeschäft, in: Die
Bank, 2005, Nr. 3, S. 28.
21
Vgl. Bussmann, Johannes / Hoock, Rainer / Ulrich, Jörg et al.: Ist das Dreisäulensystem noch zukunftsfähig ­
sektorübergreifende Geschäftsmodelle, in: Betsch, Oskar / Merl, Günther (Hrsg.): Zukunft der Finanzindustrie,
1. Auflage, Frankfurt am Main 2003, S. 267.
22
§ 1 Absatz 3 Hessisches Sparkassengesetz in der Fassung 24.02.1991 mit den Änderungen vom 18.06.2002.
23
Ebenda § 2 Absatz 1.
24
Vgl. DekaBank: Konzernprofil der DekaBank, online unter:
http://www.dekabank.de/db/de/bank/konzernprofil/index.jsp, zuletzt abgerufen am 01. Juni 2006.

Kapitel 2: Aktuelle Bankenstruktur in Deutschland
Seite 7
gestellten Landesbanken, die die zweite Stufe repräsentieren und der DSVG, dessen Mitglie-
der die regionalen Sparkassenverbände sind. Die Verbundstruktur wird besonders deutlich,
wenn man sich die Eigentümerstruktur der Landesbanken betrachtet.
Abbildung 2.2: Landesbanken und ihre regionale Zuständigkeit
25
Wie in Abbildung 2.2 zu sehen, sind inzwi-
schen drei Landesbanken in den Konzern
einer anderen Landesbank integriert. Eigen-
tümer der verbliebenen acht Konzerne sind
die einzelnen Bundesländer sowie die regio-
nalen Sparkassen- und Giroverbände und
damit indirekt die regionalen Sparkassen.
26
Für die Bundesländer übernimmt die jewei-
lige Landesbank die Abwicklung der Bank-
geschäfte. Die dritte Stufe bilden die 463
(Stand Ende 2005)
27
Sparkassen, die trotz
gewisser Geschäftsbeschränkungen (Enumerationsprinzip) zu den Universalbanken gerechnet
werden, weil sie solche mit Restriktionen versehenden Funktionen in Zusammenarbeit mit
ihrer Landesbank (Subsidiarität) ausüben.
28
Bis zum 18. Juni 2005 existierten stattliche Haf-
tungsgarantien, auf die in Kapitel 2.5 eingegangen wird.
Während sich die meisten Großbanken noch eine eigene Kapitalanlagegesellschaft, Bauspar-
kasse oder ein Institut für das Leasinggeschäft leisten bzw. mit einem Institut kooperieren, ist
mit der Dekabank als Emittent von Investmentfonds und der Deutschen Leasing im öffent-
lich-rechtlichen Sektor bereits eine Konzentration erfolgt. Auch die Provinzial-Versicherung,
welche noch aus Einzelinstituten besteht, ist auf dem Weg in ein einziges Unternehmen.
2.1.3
Genossenschaftliche Kreditinstitute
Die genossenschaftlichen Kreditinstitute wurden bei ihrer Gründung in der Mitte des 19. Jahr-
hunderts in die zwei Gruppen der Volksbanken und Raiffeisenbanken unterteilt. Als e.G. (ein-
getragene Genossenschaften) haben sie keine begrenzte Mitgliederzahl und jedes Mitglied hat
unabhängig von der Anzahl der Geschäftsanteile eine Stimme.
29
Die Volksbanken wurden für
25
Quelle: Eigene Darstellung.
26
Vgl. Brunner, Allan / Decressin, Jörg / Hardy, Daniel / Kudela, Beata: Germany´s Three-Pillar Banking Sys-
tem ­ Cross-Country Perspectives in Europe, 1. Auflage, Washington 2004, S. 4.
27
Vgl. Deutsche Bundesbank (Hrsg.): Bankenstatistik, a.a.O., S. 105.
28
Vgl. Büschgen, Hans E. / Börner, Christoph J., a.a.O., S. 67.
29
Vgl. Bode, Bernd: Genossenschaftsgesetz § 43 Absatz 3, 31.12.2005, S.18.

Kapitel 2: Aktuelle Bankenstruktur in Deutschland
Seite 8
die kleinen Betriebe im Handel und Gewerbe gegründet, während die Raiffeisenbanken die
Versorgung der landwirtschaftlichen Betriebe aufrechterhielten. Trotz der Gründung aus zwei
verschiedenen Branchen heraus verfolgten sie ein ähnliches Ziel. Im Zuge der Industrialisie-
rung orientierten sich die Kreditbanken an den großen Industrieunternehmen und somit blie-
ben die eher kurzfristigen Kredite für Handwerk und Gewerbe sowie die kurz- bis mittelfristi-
gen Kredite für die Landwirte aus. Zur Beseitigung dieses Problems schlossen sich die Hilfs-
bedürftigen in Genossenschaften zusammen, um die Eigenwirtschaft der Mitglieder zu för-
dern. Zu diesem Grundprinzip der Selbsthilfe
30
gehören noch die zwei Prinzipien der Selbst-
verantwortung und -verwaltung, wodurch diese Kreditinstitute unabhängig vom Staat haften
und handeln. Zum Zeitpunkt der Gründung war es nur Angehörigen der jeweiligen Branche
erlaubt, Mitglied der Genossenschaft zu werden und Kredite zu erhalten. Genau wie die Spar-
kassen sind diese Kreditinstitute aufgrund ihres Förderauftrages bis heute regional und zusätz-
lich noch branchenspezifisch begrenzt, wobei die Kunden nicht mehr Mitglieder sein müssen.
Der Genossenschaftssektor ist ebenfalls als Verbundsystem aufgebaut. Es sind aber klarere
Konzentrationstendenzen zu erkennen und die genossenschaftlichen Kreditinstitute versuchen
Skalenerträge über den Verbund zu realisieren.
31
Schon Ende 1971 schlossen sich die Ver-
bände zum BVR (Bundesverband der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken) zusammen
und auch die Anzahl der Zentralbanken hat sich durch Fusionen in den letzten Jahren mit der
WGZ-Bank (Westdeutsche Genossenschafts-Zentralbank) und der DZ-Bank (Deutsche Zent-
ral-Genossenschaftsbank), die als dominantes Dachinstitut agiert, auf zwei reduziert.
32
Im Gegensatz zum öffentlich-rechtlichen Sektor, der durch Querbeziehungen zwischen allen
Stufen aus einem föderalen System besteht, existiert bei den Kreditgenossenschaften eine klar
umgekehrte Eigentümerpyramide, da die beiden Zentralbanken den jeweiligen Primärinstitu-
ten gehören. Trotzdem ist eine holdingartige Struktur unter dem Dach der DZ-Bank entstan-
den, denn bei den Geschäftsbereichen, die nicht zum klassischen Bankgeschäft gehören, ist
eine Konzentration auf ein Institut bereits erfolgt. Diese Institute werden durch die DZ-Bank
koordiniert. Neben der Union Investment als Kapitalanlagegesellschaft existieren nur noch
eine Leasinggesellschaft, eine Bausparkasse und eine Versicherungsgruppe des Verbunds.
33
30
Vgl. Grüger, Wolfgang: Von der Notgemeinschaft zum künftigen Privatkundengeschäft der Genossenschafts-
banken ­ Herausforderungen und Strategien, in: Betsch, Oskar / van Hooven, Eckart / Krupp, Georg: Handbuch
Privatkundengeschäft, 1. Auflage, Frankfurt am Main 1998, S. 42.
31
Vgl. Sachverständigenrat (Hrsg.): Auszug aus dem Jahresgutachten 2004/2005 ­ Das deutsche Bankensystem:
Befunde und Perspektiven, Ziffern 351 bis 389, S. 276.
32
Vgl. Bussmann, Johannes / Hoock, Rainer / Ulrich, Jörg et al, a.a.O., S. 268.
33
Vgl. Bussmann, Johannes / Hoock, Rainer / Ulrich, Jörg et al, a.a.O., S. 268.

Kapitel 2: Aktuelle Bankenstruktur in Deutschland
Seite 9
2.1.4
Spezialbanken
In die Gruppe der Spezialbanken fallen neben den Hypothekenbanken, den Bausparkassen
und den Kapitalanlagegesellschaften auch die Direktbanken und die Kreditinstitute mit Son-
deraufgaben. Auf die beiden letzten Institutsgruppen wird in diesem Kapitel eingegangen,
weil sie für die zukünftige Entwicklung des deutschen Bankenmarkts von Bedeutung sind.
Die Direktbanken in Deutschland zählen zu den am stärksten wachsenden Kreditinstituten
und Experten erwarten einen Anstieg der Kundenzahlen bis 2010 auf 13 Millionen, wobei die
Zahlen langfristig noch deutlich weiter ansteigen können.
34
Die Entstehungsgeschichte reicht
mit der Gründung der heutigen DiBa (Allgemeinen Deutschen Direktbank) bis ins Jahre 1965
zurück. Allerdings haben die Direktbanken erst seit 1990, als mit der Volkswagenbank direct
die erste Autobank gegründet wurde,
35
massiv an Bedeutung gewonnen. Möglich wurde die
Entwicklung der Direktbanken erst durch die Innovationen sowohl im Produktangebot der
Kreditinstitute als auch in der Informations- und Kommunikationstechnologie. Damit wurde
ein Zugriff auf Bankdienstleistungen rund um die Uhr und direkt von zu Hause aus möglich.
Direktbanken unterscheiden sich von den klassischen Kreditinstituten dadurch, dass sie kon-
sequent auf ein Filialnetz verzichten und ihre Produkte ausschließlich über das Internet und
Call Center vertreiben. Damit haben sie geringere Personalkosten und können diese Kosten-
vorteile durch attraktive Preise und Konditionen teilweise an die Kunden weitergeben. Zu-
sätzlich dazu setzen die meisten Direktbanken auf ein schlankes Produktangebot mit standar-
disierten Produkten und einer einfachen Struktur,
36
wodurch diese hoch profitabel arbeiten
können.
37
Daneben sind immer weniger Direktbanken als eigenständige Unternehmen auf
dem Markt präsent. Einige Direktbanken, wie die Comdirect Bank als mehrheitliche Tochter
der Commerzbank oder die 1822direkt als Tochter der Helaba (Hessische Landesbank), sind
rechtlich selbstständige Töchter eines deutschen Kreditinstituts. Andere, wie die ING-DiBa
als Tochter der ING-Gruppe, dienen ausländischen Kreditinstituten als Marktzutritt zum deut-
schen Bankenmarkt. Eine weitere bedeutende Gruppe stellen die Konzernbanken deutscher
Autokonzerne dar. Insgesamt haben diese schon einen Marktanteil von drei Prozent und die
34
Vgl. Selbach, Daniel: Internet-Institute heizen den Filialbanken ein, in: Finanzplatz Deutschland ­ Eine Son-
derbeilage der Financial Times Deutschland, 15.03.2005, Nr. 52, S. A6.
35
Vgl. o.V.: Volkswagenbank: Die Historie auf einen Blick, online unter: http://www.volkswagenbank.de/ in-
dex.php?nt_sr=2&ftu=a077af1f010c4d181d665c52aecbf3a5&id=u_historie, zuletzt abgerufen am 02.06.2006.
36
Vgl. o.V.: Etablierte Banken verlieren Marktanteile, in: Die Welt, 27.03.2004, online unter
http://www.welt.de/data/2004/03/27/256909.html, zuletzt abgerufen am 03.06.2006.
37
Vgl. Fuchs, Hans Joachim: Elefanten-Hochzeiten in Europa, in: Die Bank, 2005, Nr. 8, S. 11.

Kapitel 2: Aktuelle Bankenstruktur in Deutschland
Seite 10
Volkswagenbank direct will sogar zur Hausbank ihrer Kunden werden.
38
Damit drängt sie
direkt in den Markt der klassischen Kreditinstitute.
Bei den Kreditinstituten mit Sonderaufgaben werden mit der KfW und der DtA (Deutsche
Ausgleichsbank) die beiden wichtigsten öffentlich-rechtlichen Förderinstitute beschrieben.
Beide in den Jahren 1948 und 1950 gegründeten Kreditinstitute sollten als Anstalten des öf-
fentlichen Rechts die vom Zweiten Weltkrieg betroffene Wirtschaft und die Privatpersonen
fördern. Gleichzeitig mit dem Aufstieg Deutschlands zu einer führenden Wirtschaftsnation
haben sich die Aufgaben angeglichen. Als logische Konsequenz fusionierten die Kreditinstitu-
te im Juni 2003 rückwirkend zum 01. Januar 2003 zur KfW-Mittelstandsbank, um eine Bün-
delung der Förderung des Mittelstands und von Existenzgründungen zu erreichen.
39
Inzwi-
schen vergibt die KfW-Bankengruppe neben den Zuschüssen im Inland auch Kredite an Ent-
wicklungsländer. Mit die Einführung von Studiengebühren wird zur Förderung der Studenten
der KfW-Studienkredit mit einer maximalen monatlichen Förderung vom 650 und einer
einkommensabhängigen Rückzahlung angeboten.
40
2.2
Aktuelle Probleme der Bankenstruktur
Der IWF (Internationale Währungsfond) kommt zu dem Ergebnis, dass die deutsche Banken-
struktur in der Vergangenheit stabil war. Allerdings geht er davon aus, dass aufgrund der ge-
ringen Profitabilität ,,das deutsche Bankensystem trotz der positiven Ergebnisse der Stress-
tests gegenüber Schocks zunehmend verwundbar werden dürfte."
41
Die schwierige Lage der
deutschen Kreditwirtschaft beschränkt sich nicht nur auf die Großbanken, obwohl dort durch
spezielle Konstellationen die Wirkung stärker ausgefallen ist. In den folgenden Kapiteln 2.2.1
bis 2.2.5 wird anhand von fünf Kategorien ­ Fragmentierung des Markts, hoher Staatsan-
teil, konjunkturelle Situation, Preiskampf und Verhaltenswandel der Kunden sowie all-
gemeine Ertragsschwäche ­ auf die Situation der Kreditinstitute eingegangen.
2.2.1
Fragmentierung des Markts
Der deutsche Markt ist höchst fragmentiert und durch das Drei-Säulen-System sind hermeti-
sche Strukturen entstanden, die einen Markteintritt oder eine Veränderung der Marktanteile
38
Vgl. Fuchs, Hans Joachim: Die neue Konkurrenz, a.a.O., S. 32.
39
Vgl. Wanner, Eckhardt: KfW & DtA ­ die Wurzeln der neuen Mittelstandsbank, in: Die Bank, 2003, Nr.9, S.
644.
40
Vgl. KfW-Bankengruppe: KfW-Studienkredit ­ Neues Kreditangebot für Studierende, online unter:
http://www.kfw.de/DE_Home/Die_Bank/AktuellesausderKfW/neu.jsp, zuletzt abgerufen am 03.06.2006.
41
Knappe, Karl / Schwirten, Christian: FSAP-Prüfung des IWF: Wie zukunftsfähig ist das deutsche Finanzsys-
tem, in: Die Bank, 2004, Nr. 1, S. 36.

Kapitel 2: Aktuelle Bankenstruktur in Deutschland
Seite 11
nahezu unmöglich machen.
42
Ende 2005 existierten in Deutschland noch 2344 Kreditinstitute
mit 46444 inländischen Bankstellen. Seit 1995 wird die Postbank in dieser Statistik erfasst,
wodurch der in Abbildung 2.3 zu sehende Bankstellenanstieg zu erklären ist. Sie gehört seit
1999 zu den Kreditbanken und muss als Universalbank entgegen der Meinung einiger Spar-
kassenvertreter
43
in die Betrachtung der Fragmentierung der Märkte mit einbezogen werden.
Abbildung 2.3: Anzahl Kreditinstitute und deren Zweigstellen
44
Auch die Überlegung, die Ver-
bände als ein Kreditinstitut zu
bewerten, kann nicht befürwortet
werden und ändert zudem nichts
daran, dass Deutschland als ,,o-
verbranched" gilt. Denn obwohl
die Zahl der Kreditinstitute durch
Zusammenschlüsse deutlich re-
duziert wurde und 10905 Bank-
stellen seit 1990 geschlossen
wurden, hat Deutschland neben der Schweiz immer noch die höchste Bankstellendichte welt-
weit.
45
Das Verhältnis Einwohner je Bankfiliale ist mit 1800 Einwohnern um 28 Prozent nied-
riger als in der EU-25.
46
Durch die hohe Anzahl der Kreditinstitute hat die Deutsche Bank als
größtes deutsches Kreditinstitut nur einen Marktanteil von sieben Prozent bei den Privatkun-
den
47
und kommt zusammen mit den anderen deutschen Großbanken, wie in Abbildung 2.1
zu sehen, nur auf rund 18 Prozent Marktanteil gemessen an ihrer Bilanzsumme. Deshalb gibt
auch der ehemalige Präsident des BdB und ehemalige Aufsichtsratschef der Deutschen Bank
Rolf-E. Breuer der verkrusteten Bankenstruktur und dem hohen Marktanteil der Sparkassen
die Hauptschuld an der schlechten Ertragslage.
48
Ein weiteres Indiz für die Kleinteiligkeit der
Kreditwirtschaft wird auch bei der Untersuchung der Top 25 und Top 1000 der weltweiten
42
Vgl. Seeger, Steffen / Stürtz, Norman: Das Dilemma der deutschen Kreditwirtschaft, in: Betsch, Oskar / Merl,
Günther (Hrsg.): Zukunft der Finanzindustrie, 1. Auflage, Frankfurt am Main 2003, S. 24.
43
Vgl. S-Finanzgruppe / DSGV: Fakten, Analysen, Positionen ­ Sparkassen und der Bankenmarkt in Deutsch-
land, 2005, Nr. 23, S. 5, online unter: http://www.gutfuerdeutschland.de/download/sparkasse/
FAP_23_Bankenmarkt.pdf, zuletzt abgerufen am 06.06.2006.
44
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehung an: Deutsche Bundesbank (Hrsg.): Bankenstatistiken, Statistische
Beihefte zum Monatsbericht I, April 2006, S. 104; April 2003, S. 104 und April 2000, S. 104.
45
Vgl. Hansen, Herbert, a.a.O., S. 35.
46
Vgl. Wübker, Georg / Schmidt-Gallas, Dirk: Wege aus der Ertragsfalle ­ Preiskrieg in der Finanzwirtschaft,
in: Die Bank, 2006, Nr. 2, S. 45.
47
Vgl. Frühauf, Markus: Ackermanns Heimatmarkt, in: Börsen-Zeitung, 22.06.2006, Nr. 117, S. 1.
48
Vgl. Hus, Christian: Banken und Sparkassen zanken um die Zukunft, in: Finanzplatz Deutschland ­ Eine Son-
derbeilage der Financial Times Deutschland, 15.03.2005, Nr. 52, S. A2.

Kapitel 2: Aktuelle Bankenstruktur in Deutschland
Seite 12
Kreditinstitute deutlich. Während die Deutsche Bank als Einzige in den Top 25 vertreten ist,
stellt Deutschland mit 94 Instituten einen großen Anteil in den Top 1000.
49
Abbildung 2.4: Größenklassen der Bankengruppen
50
Die Größenklassen in Abbildung
2.4 verdeutlichen, dass die ge-
nossenschaftlichen Kreditinstitu-
te und die Sparkassen bei den
Betriebsgrößen zu den kleineren
Einheiten gehören. Damit und
durch die hohe Wertschöpfungs-
tiefe lassen sich Skaleneffekte
nur spärlich realisieren. Die not-
wendige Konsolidierung kann
nur dann zu vernünftigen Betriebsgrößen führen, wenn sie ungehindert ablaufen kann.
51
Mit
der hohen Staatsquote und dem gesetzlichen Schutz der Sparkassen ist dieses kaum möglich.
2.2.2
Hohe Staatsquote
Bei der Betrachtung der Staatsquote an der gesamten deutschen Kreditwirtschaft müssen die
Banken mit Sonderaufgaben und ein Teil der Realkreditinstitute zu den öffentlich-rechtlichen
Kreditinstituten hinzugerechnet werden, so dass ein Marktanteil von fast 50 Prozent erreicht
wird.
52
Dieser Anteil und der daraus resultierende starke regionale Wettbewerb haben die
Großbanken dazu bewogen, kleine unrentable Filialen mit niedrigem Kundenstamm zu schlie-
ßen oder zusammenzulegen. Dadurch haben sie weitere Kunden an die Sparkassen verloren,
weil diese aufgrund ihres Regionalprinzips in der Fläche präsent bleiben mussten und durch
ihren großen Marktanteil eine Zweigstelle profitabler als die Großbanken betreiben können.
Hier spielt natürlich auch das nicht vorhandene Ziel der Ertragsmaximierung eine Rolle.
Die Beteiligung des Staats an Kreditinstituten ist nicht grundsätzlich abzulehnen. Werden
aber auch die Kreditgenossenschaften berücksichtigt, ergibt sich ein Anteil von über 80 Pro-
zent der deutschen Kreditinstitute, die nicht ausschließlich profitorientiert sind.
53
In dieser
49
Vgl. Franke, Dirk: Größte Banken der Welt: Im Steigflug, in: Die Bank, 2005, Nr. 11, S. 38.
50
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Deutsche Bundesbank (Hrsg.): Bankenstatistik, a.a.O., S. 105.
51
Vgl. Müller, Klaus-Peter: Die Strukturkrise der deutschen Finanzindustrie ­ Diagnose: Wie hoch ist das Fieber
wirklich?, in: Die Bank, 2003, Nr. 4, S. 231.
52
Vgl. Hansen, Herbert, a.a.O., S. 36.
53
Vgl. Hackethal, Andreas: German Banks and Banking Structure, in: The German Financial System, 1. Aufla-
ge, Frankfurt am Main 2003, S. 74.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783832499075
ISBN (Paperback)
9783838699073
DOI
10.3239/9783832499075
Dateigröße
1.3 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Technische Universität Darmstadt – Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Betriebswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2006 (Oktober)
Note
1,0
Schlagworte
kreditwirtschaft banken konsolidierung großbanken fusionen
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