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Der demographische Wandel in Schleswig-Holstein

Auswirkungen und Handlungsfelder am Beispiel des IHK-Bezirks Lübeck

©2006 Diplomarbeit 124 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Der demographische Wandel zählt zu den bedeutendsten Prozessen, der insbesondere die Industrienationen des europäischen Kontinents in den kommenden Jahrzehnten nachhaltig prägen wird. So wird auch die Bundesrepublik Deutschland aufgrund einer steigenden Lebenserwartung bei gleichzeitigem Rückgang der Geburtenzahlen deutliche Veränderungen in Richtung einer sich verringernden und zunehmend alternden Bevölkerung zu verzeichnen haben. Während der Umfang der Bevölkerung jedoch erst in einigen Dekaden merklich abnimmt, wird die altersstrukturelle Verschiebung bereits in den nächsten Jahren in Erscheinung treten.
Diese demographische Entwicklung macht vor dem nördlichsten der deutschen Bundesländer nicht Halt. Auch Schleswig-Holstein steht vor weitreichenden Veränderungen und großen Herausforderungen, die eine Vielzahl unterschiedlichster Lebensbereiche nachhaltig beeinflussen und einen gesellschaftlichen Wandel herbeiführen werden. Die Bevölkerungsentwicklung wird jedoch regional recht unterschiedlich ausfallen, so dass ein differenzierter Handlungsbedarf auf allen sowohl gesellschaftlichen, politischen als auch wirtschaftlichen Ebenen besteht, dem bereits heute größte Aufmerksamkeit gezollt werden muss.
Die Thematik des demographischen Wandels ist zwar mittlerweile zum Gegenstand öffentlicher Diskussionen geworden. Noch immer ist jedoch die Handlungsnotwendigkeit nicht in ausreichender Weise im Bewusstsein der Entscheidungsträger gefestigt, so dass zu befürchten ist, dass auf die bevorstehenden demographischen Herausforderungen nicht rechtzeitig reagiert und eine optimale Umsetzung bestehender Handlungsmaßnahmen versäumt wird.

Gang der Untersuchung:
Ziel dieser Arbeit ist es, der Wirtschaft und der Kommunalpolitik des IHK-Bezirks
Lübeck die Thematik des demographischen Wandels sowie die daraus unmittelbar resultierenden arbeitsmarktökonomischen Fragestellungen und deren Folgen darzulegen, ein nötiges Problembewusstsein zu schärfen sowie mögliche Handlungsfelder der Kompensation aufzuzeigen.
Die Basis der Arbeit bildet in Kapitel 2 eine Aufbereitung vorausberechneter Daten zur zukünftigen Bevölkerungsentwicklung Gesamtdeutschlands sowie des Landes Schleswig-Holstein mit einem Fokus auf dem IHK-Bezirk Lübeck. Berücksichtigung finden dabei der allgemeine Bevölkerungsaufbau, insbesondere jedoch die Veränderung des künftigen Arbeitskräftepotenzials hinsichtlich Größe, Alterszusammensetzung und Qualifikationsstruktur sowie […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Stefanie Dreyer
Der demographische Wandel in Schleswig-Holstein
Auswirkungen und Handlungsfelder am Beispiel des IHK-Bezirks Lübeck
ISBN-10: 3-8324-9874-5
ISBN-13: 978-3-8324-9874-0
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006
Zugl. Universität Lüneburg, Lüneburg, Deutschland, Diplomarbeit, 2006
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http://www.diplom.de, Hamburg 2006
Printed in Germany



,,Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen,
war vor zwanzig Jahren.
Die nächstbeste Zeit ist jetzt."
1
1
Eine afrikanische Weisheit.

Inhaltsverzeichnis
I
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
III
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
V
Symbol- und Formelverzeichnis
VI
1 Einführung
1
1.1 Zielsetzung und Vorgehensweise
2
1.2 Motivation für die gewählte Thematik
3
2 Der demographische Wandel
4
2.1 Anmerkungen zu den statistischen Daten
4
2.1.1 Datengrundlage
4
2.1.2 Kritische Würdigung der Projektionen
6
2.2 Der demographische Wandel in Deutschland
7
2.2.1 Die Entwicklung von Bevölkerungszahl und -struktur
7
2.2.2 Die Entwicklung des Erwerbspersonenpotenzials
9
2.2.3 Zusammenfassung
12
2.3 Der demographische Wandel in Schleswig-Holstein
12
2.3.1 Die Entwicklung der Bevölkerungszahl
13
2.3.2 Die Veränderung der Altersstruktur
14
2.3.3 Die Altersstruktur im IHK-Bezirk Lübeck
16
2.3.3.1 Die Hansestadt Lübeck
16
2.3.3.2 Der Kreis Herzogtum Lauenburg
17
2.3.3.3 Der Kreis Ostholstein
19
2.3.3.4 Der Kreis Segeberg
20
2.3.3.5 Der Kreis Stormarn
21
2.3.4 Zusammenfassung
22
2.4 Auswirkungen des demographischen Wandels auf das Arbeits-
22
kräfteangebot in Schleswig-Holstein
2.4.1 Umfang und Struktur der künftigen Erwerbspersonen
23
2.4.2 Auswirkungen des veränderten Arbeitskräfteangebots
25
2.5 Aktueller Stand der demographischen Entwicklung
28

Inhaltsverzeichnis
II
3 Ursachen des demographischen Wandels
31
3.1 Die Kosten-Nutzen-Analyse
31
3.2 Der Opportunitätskostenansatz
32
3.3 Zusammenfassende Bewertung
34
4 Auswirkungen der demographischen Entwicklung auf das wirtschaft- 35
liche Wachstum
4.1 Das neoklassische Wachstumsmodell
35
4.1.1 Darstellung des Modells
36
4.1.2 Aussagekraft und Kritikpunkte des Modells
38
4.2 Das Overlapping Generations Model (OLG)
39
4.2.1 Ein Modellbeispiel
39
4.2.2 Wachstum im OLG-Modell
41
4.2.3 Aussagekraft und Kritikpunkte des OLG-Modells
42
4.3 Wirtschaftliches Wachstum in Schleswig-Holstein
42
5 Handlungsfelder zum Erhalt von Wachstum und Innovationsfähigkeit 43
5.1 Einsatzfaktor Arbeit
44
5.1.2 Erhöhung der Geburtenrate
44
5.1.3 Erhöhung der Zuwanderung
45
5.1.3.1 Zuwanderung auf Bundesebene
45
5.1.3.2 Zuwanderung in Schleswig-Holstein
46
5.1.4 Erhöhung der Erwerbspersonenquote
48
5.1.5 Verlängerung der Lebensarbeitszeit
50
5.1.6 Anhebung von Wochen- und Jahresarbeitszeit
53
5.2 Einsatzfaktor Kapital ­ Erhöhung des Kapitalstocks
55
5.3 Erhöhung von Arbeitsproduktivität und technischem Fortschritt
58
5.4 Zusammenfassung
62
6 Wachstumspfad Familienfreundlichkeit
63
6.1 Handlungsfelder der IHK Lübeck
63
6.2 Familienfreundlichkeit als Wettbewerbsvorteil
64
6.3 Maßnahmen im IHK-Bezirk Lübeck
66
7 Fazit
68
Anhangsverzeichnis
VII
Anhang
i
Quellenverzeichnis
IX

Abkürzungsverzeichnis
III
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
BAuA
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
BBR
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung
BDA
Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände
BDI
Bundesverband der Deutschen Industrie
BIP
Bruttoinlandsprodukt
BMFSFJ
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
BMI
Bundesministerium des Inneren
BRD
Bundesrepublik Deutschland
DB Research
Deutsche Bank Research
DDR
Deutsche Demokratische Republik
DIHK
Deutscher Industrie- und Handelskammertag
DIW
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
EU
Europäische Union
FAZ
Frankfurter Allgemeine Zeitung
forsa
Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen
mbH
FuE
Forschung und Entwicklung
GESA
Gesundheit am Arbeitsplatz
ggf.
gegebenenfalls
ggü.
Gegenüber
HL
Hansestadt Lübeck
Hrsg.
Herausgeber
HWWA
Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv
IAB
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundes-
agentur für Arbeit
i.B.a.
in Bezug auf
i.d.R.
in der Regel
IHK
Industrie- und Handelskammer
IW Köln
Institut der deutschen Wirtschaft Köln
KBV
Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung
KMU
Kleine und mittlere Unternehmen
LN
Lübecker Nachrichten

Abkürzungsverzeichnis
IV
NIW
Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung
NORD/LB
Norddeutsche Landesbank
OD
Oldesloe
OECD
Organisation for Economic Cooperation and Development
OH
Ostholstein
OLG
Overlapping Generations
p.a.
per anno
RZ
Ratzeburg
S.- H.
Schleswig-Holstein
SE
Segeberg
StaBA
Statistisches Bundesamt
Tab.
Tabelle
URL
Uniform Resource Locator; engl. für einheitlicher Ortsangeber
für Ressourcen (Internetadresse)
USA
United States of America
vgl.
vergleiche
Vj.
Vorjahr
WOE
Wirtschaft zwischen Ostsee und Elbe
zzgl.
zuzüglich

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
V
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildungen
Abbildung 2.1:
Entwicklung der Bevölkerungszahl in Deutschland bis
8
2050.
Abbildung 2.2:
Bevölkerungspyramiden 2001 und 2050 im Vergleich 9
(Variante 5).
Abbildung 2.3:
Altersstruktur des Erwerbspersonenpotenzials bis 2050.
11
Abbildung 2.4:
Der IHK-Bezirk Lübeck.
12
Abbildung 2.5:
Voraussichtliche Einwohnerentwicklung in den Kreisen
14
und kreisfreien Städten 31.12.2003 bis 31.12.2020.
Abbildung 2.6:
Altersaufbau der Bevölkerung in Schleswig-Holstein ­
15
2003 und 2020 im Vergleich.
Abbildung 4.1:
Wachstumspotenziale des BIP sowie des BIP pro Kopf 41
Für die Jahre 2000 bis 2080.
Abbildung 5.1:
Einflussfaktoren auf das Wirtschaftswachstum einer
44
Volkswirtschaft.
Abbildung 5.2:
Wanderungssaldo 2004 bis 2020 in den Kreisen und 47
kreisfreien Städten Schleswig-Holsteins.
Abbildung 5.3:
Durchschnittliches Renteneintrittsalter im internationalen 51
Vergleich (2002).
Abbildung 5.4:
Internationaler Vergleich tariflicher Jahresarbeitszeiten
53
(Soll-Jahresarbeitszeit) für Arbeiter des verarbeitenden
Gewerbes.
.
Abbildung 5.5:
Die Entwicklung der Kapitalproduktivität und -intensität
56
in den Jahren 1960 bis 2002.
Tabellen
Tabelle 2.1:
Erwerbspersonenzahlen in
Schleswig-Holstein
2003
23
bis 2020.
Tabelle 2.2:
Erwerbspersonenzahlen im
IHK-Bezirk Lübeck
2003 24
bis 2020.

Symbol- und Formelverzeichnis
VI
Symbol- und Formelverzeichnis
Symbolverzeichnis
A
Technischer Fortschritt
E
Potenzialerwerbsquote
h
Individueller Humankapitalbestand
H
Humankapitalbestand
K
Physischer Kapitalstock
L
Arbeitskräftepotenzial /Arbeitseinsatz
P
Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter
T
jeweiliger Zeitpunkt
T
Anzahl der in einer Volkswirtschaft geleisteten Arbeitsstunden
Y
Produktionsniveau /Output
Partielle Produktionselastizität des physischen Kapitals
1-
Partielle Produktionselastizität des Humankapitals
Wachstumsrate
Formelverzeichnis
(1)
Y(t) = F [A(t),L(t),K(t)]
36
(2)
Y = F(A,H,K)
36
(3)
H = h · L
36
(4)
Y = AK · H
1-
36
(5)
L = E · P · T
37
(6)
Y = AK · (h · E · P · T)
1-
37
(7)
Y
= ·
K
+ (1- ) · (
h
+
E
+
P
+
T
)
+
A
37

Einführung
1
1
Einführung
Der demographische Wandel
2
zählt zu den bedeutendsten Prozessen, der
insbesondere die Industrienationen des europäischen Kontinents in den kommen-
den Jahrzehnten nachhaltig prägen wird. So wird auch die Bundesrepublik
Deutschland aufgrund einer steigenden Lebenserwartung bei gleichzeitigem
Rückgang der Geburtenzahlen deutliche Veränderungen in Richtung einer sich
verringernden und zunehmend alternden Bevölkerung zu verzeichnen haben.
Während der Umfang der Bevölkerung
3
jedoch erst in einigen Dekaden merklich
abnimmt, wird die altersstrukturelle Verschiebung bereits in den nächsten Jahren in
Erscheinung treten.
Diese demographische Entwicklung macht vor dem nördlichsten der deutschen
Bundesländer nicht Halt. Auch Schleswig-Holstein steht vor weitreichenden
Veränderungen und großen Herausforderungen, die eine Vielzahl unterschied-
lichster Lebensbereiche nachhaltig beeinflussen und einen gesellschaftlichen
Wandel herbeiführen werden. Die Bevölkerungsentwicklung wird jedoch regional
recht unterschiedlich ausfallen, so dass ein differenzierter Handlungsbedarf auf
allen sowohl gesellschaftlichen, politischen als auch wirtschaftlichen Ebenen
besteht, dem bereits heute größte Aufmerksamkeit gezollt werden muss.
Die Thematik des demographischen Wandels ist zwar mittlerweile zum Gegenstand
öffentlicher Diskussionen geworden. Noch immer ist jedoch die Handlungsnot-
wendigkeit nicht in ausreichender Weise im Bewusstsein der Entscheidungsträger
gefestigt, so dass zu befürchten ist, dass auf die bevorstehenden demographischen
Herausforderungen nicht rechtzeitig reagiert und eine optimale Umsetzung
bestehender Handlungsmaßnahmen versäumt wird.
2
Das Wort Demographie findet seinen semantischen Ursprung in den griechischen Wörtern
,,demos" (zu Deutsch: Volk, Bezirk, Gemeinde) und ,,gráphein" (zu Deutsch: schreiben) und
umfasst demnach die Untersuchung und Beschreibung von Zustand sowie zahlenmäßiger
und struktureller Veränderung einer Bevölkerung. Der demographische Wandel ist dabei ein
Prozess, der sich durch verändernde wirtschaftliche und soziale Bedingungen über einen
längeren Zeitraum hin (schleichend) entwickelt.
3
Aufgrund einer besseren Lesbar- und Verständlichkeit werden in dieser Arbeit männliche
Bezeichnungen wie z.B. Einwohner, Arbeitnehmer etc. verwendet. Es sei an dieser Stelle jedoch
darauf hingewiesen, dass trotz dieser Formulierung beide Geschlechter einbezogen sind.

Einführung
2
1.1 Zielsetzung und Vorgehensweise
Ziel dieser Arbeit ist es, der Wirtschaft und der Kommunalpolitik des IHK-Bezirks
Lübeck
4
die Thematik des demographischen Wandels sowie die daraus unmittelbar
resultierenden arbeitsmarktökonomischen Fragestellungen und deren Folgen darzu-
legen, ein nötiges Problembewusstsein zu schärfen sowie mögliche Handlungs-
felder der Kompensation aufzuzeigen.
Die Basis der Arbeit bildet in
Kapitel 2
eine Aufbereitung vorausberechneter Daten
zur zukünftigen Bevölkerungsentwicklung Gesamtdeutschlands sowie des Landes
Schleswig-Holstein mit einem Fokus auf dem IHK-Bezirk Lübeck. Berücksichtigung
finden dabei der allgemeine Bevölkerungsaufbau, insbesondere jedoch die Verän-
derung des künftigen Arbeitskräftepotenzials hinsichtlich Größe, Alterszusammen-
setzung und Qualifikationsstruktur sowie die daraus resultierenden Effekte auf den
Arbeitsmarkt. Betrachtet werden in
Kapitel 3
zudem die Ursachen dieser demogra-
phischen Entwicklung.
Das
Kapitel 4
behandelt die Zusammenhänge sowie die Auswirkungen des demo-
graphisch bedingten Arbeitskräfterückgangs auf das wirtschaftliche Wachstum.
Hierbei werden unter Anwendung volkswirtschaftlicher Modelle der Wachstums-
theorie (mögliche) Folgen der zuvor dargestellten Entwicklung des Erwerbsperso-
nenpotenzials auf den Standort Deutschland sowie das Land Schleswig-Holstein
betrachtet.
Überleitend zum praxisnahen Teil der Arbeit werden in
Kapitel 5
mögliche
Handlungs- und Steuerungsfelder, die maßgeblichen Einfluss auf den Wachstums-
prozess einer Wirtschaft haben, aufgezeigt und analysiert. Hinsichtlich der Quantität
des Produktionsfaktors Arbeit finden dabei die Aspekte Geburtenrate, Migration,
Erwerbspersonenquote sowie der Arbeitszeitansatz Betrachtung. Zudem sind der
Einfluss von physischem Kapital, Arbeitsproduktivität und technischem Fortschritt
Bestandteil der volkswirtschaftlichen Analyse.
Das abschließende
Kapitel 6
widmet sich der Umsetzung eines der zuvor betrach-
teten Handlungsfelder. Anhand gezielter Praxismaßnahmen werden der Wirtschaft
und der Politik im IHK-Bezirk Lübeck die Vorteilhaftigkeit einer besseren Vereinbar-
keit von Familie und Beruf im Sinne einer bevölkerungsorientierten Familienpolitik
4
Den IHK-Bezirk Lübeck umfassen die kreisfreie Stadt Lübeck sowie die Kreise Herzogtum Lauen-
burg, Ostholstein, Segeberg und Stormarn. Vgl. hierzu auch Abb. 2.4.

Einführung
3
als ein entscheidender Produktions- und Wachstumsfaktor dargelegt, damit die
Innovationsdynamik und Wettbewerbsfähigkeit der Region auch in Zukunft zu
erhöhter Standortattraktivität und einer Profilierung im Standortwettbewerb führt.
1.2 Motivation für die gewählte Thematik
Bei der demographischen Entwicklung handelt es sich um eine Thematik, die durch
ihre wirtschaftliche Relevanz in den Zuständigkeitsbereich des Deutschen Industrie-
und Handelskammertages (DIHK) sowie der einzelnen IHKs fällt, so dass auch von
Seiten der IHK Lübeck ein Handlungs- und Aufklärungsbedarf besteht. Neben den
aus einer sich verändernden Bevölkerungszahl und -struktur resultierenden Heraus-
forderungen für die Wirtschaft, widmet sich die IHK-Organisation zudem der
Familienfreundlichkeit im Land.
5
So agiert die IHK Lübeck sowohl im eigens
gegründeten
Forum Familienbewusste Unternehmenspolitik
6
als auch im
Bündnis
für Familie in Lübeck
7
und ist maßgeblich an gemeinsamen Vorhaben mit dem
Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-
Holstein beteiligt.
8
Aus der Vereinbarkeit dieser beiden Themenkomplexe heraus
sowie aufgrund der Anwendbarkeit wachstumstheoretischer Modelle auf sowohl für
Gesellschaft, Politik als auch Wirtschaft hochaktuelle Themengebiete ist die
Motivation für die gewählte Thematik entstanden.
5
Vgl. hierzu DIHK (2005b), S. 46 f.
6
,,Das Forum wird durch geeignete Maßnahmen im Rahmen des Lokalen Bündnisses für Familie
helfen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Wirtschaftsraum Lübeck zu stärken. Dafür sind
vor allem Schritte nötig, die zur Steigerung der Familienfreundlichkeit in den Unternehmen
führen." (Zielformulierung des Forums Familienbewusste Unternehmenspolitik).
7
Lokale Bündnisse für Familie sind ein Zusammenschluss verschiedener gesellschaftlicher
Gruppen mit dem Ziel, etwas für Familien zu bewirken. Sie umfassen dabei rechtlich selbstän-
dige Akteure verschiedenster Einrichtungen und Funktionen, verfolgen gemeinsame Anliegen der
Familienpolitik und dienen u.a. dem Austausch von Informationen und Ideen. Siehe hierzu auch
die Internetpräsenz der Initiative unter http://www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de. Das
Bündnis
für Familie in Lübeck
wurde im Jahr 2005 von der IHK Lübeck und der Hansestadt Lübeck initiiert
und umfasst mittlerweile mehr als 30 weitere Partner.
8
Siehe hierzu auch die Folder 1 und 2 im Anhang der Arbeit. Es handelt sich hierbei um
gemeinsame Projekte der IHK Schleswig-Holstein (Arbeitsgemeinschaft der drei Industrie- und
Handelskammern Flensburg, Kiel und Lübeck) und dem Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft
und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein.

Der demographische Wandel
4
2
Der demographische Wandel
Wie bereits angeführt, wird auch die Bundesrepublik Deutschland von den demogra-
phischen Veränderungen in bedeutendem Umfang betroffen sein. Die einzelnen
Regionen des Landes werden die Auswirkungen jedoch in ganz unterschiedlichem
Maße zu spüren bekommen. Im Folgenden wird daher zunächst ein Überblick über
die Bevölkerungsentwicklung auf Bundesebene gegeben, ehe ein Einblick in die
demographische Entwicklung des Landes Schleswig-Holstein mit einem Fokus auf
dem IHK-Bezirk Lübeck erfolgt. Die Schwerpunkte der Analyse liegen dabei auf der
Entwicklung des zukünftigen Arbeitskräfteangebots und den sich daraus ergeben-
den Herausforderungen für den Arbeitsmarkt.
2.1 Anmerkungen zu den statistischen Daten
Zunächst erfolgen jedoch eine Übersicht des den Darstellungen zugrunde liegenden
Datenmaterials sowie eine generelle Bewertung von Bevölkerungsvorausberech-
nungen.
2.1.1 Datengrundlage
Die folgenden statistischen Angaben basieren auf dem Datenmaterial des Statis-
tischen Bundesamtes, des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein
(Statistikamt Nord) sowie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
der Bundesagentur für Arbeit.
9
Anders als bei den gesamtdeutschen Vorausberech-
nungen des Statistischen Bundesamtes und des IAB, die bis in das Jahr 2050
reichen, beschränken sich die Vorausberechnungen des Statistikamtes Nord auf
einen Zeitraum bis 2020. Für die sich anschließende Periode bis in das Jahr 2050
handelt es sich um modellhafte Weiterrechnungen.
10
Ergebnisse hierfür liegen nur
auf Landes-, nicht aber auf Kommunalebene vor.
Bei den dieser Arbeit zugrunde liegenden Daten der Bevölkerungsprojektion für die
Bundesrepublik Deutschland handelt es sich um die Variante 5 der Bundes-
ergebnisse der
10. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Bundes und
9
Neben dem in dieser Arbeit verwandten Datenmaterial gibt es eine Reihe weiterer Datenquellen,
die zur Darstellung der demographischen Entwicklung hätten herangezogen werden können (z.B.
die Bevölkerungsvorausberechnungen des IAB, des BBR oder des DIW). Die Auswahl fiel unter
Berücksichtigung der notwendigen Datentiefe sowie eines nicht unerheblichen Kostenfaktors auf
die im Text genannten Datenquellen.
10
Für die modellhaften Weiterrechnungen ab dem Jahr 2020 wurden lediglich Annahmen über die
Höhe des Außen-, nicht aber des Binnenwanderungssaldos, d.h. des Saldos gegenüber dem
weiteren Bundesgebiet, getroffen. Dieser Saldo wurde ab dem Jahr 2021 auf Null gesetzt.

Der demographische Wandel
5
der Länder (10. KBV)
aus dem Jahr 2003
11
, die auf Basis des Bevölkerungsstandes
zum 31.12.2001 durchgeführt wurde.
12,13
Die Darstellungen der demographischen
Entwicklung Schleswig-Holsteins beziehen sich sowohl auf die Variante 4
14
der
10.
Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung für Schleswig-Holstein bis 2020
15
als
auch auf die
Bevölkerungsvorausberechnung für die Kreise und Kreisfreien Städte
des Landes Schleswig-Holstein bis 2020 auf Basis der 10. KBV
des Statistikamtes
Nord.
16
Basis der Vorausberechnungen der Landesergebnisse der
10. KBV
ist der
Bevölkerungsstand Schleswig-Holsteins nach der amtlichen Fortschreibung zum
Jahresende 2001 sowie einer erfolgten Anpassung der Ergebnisse an die tatsäch-
liche Entwicklung im Jahr 2002.
17
Die
Bevölkerungsvorausberechnung für die Kreise
und Kreisfreien Städte Schleswig-Holsteins bis 2020 auf Basis der 10. KBV
aus dem
Jahr 2005 hingegen weist einen aktuelleren Basiszeitpunkt auf.
18
Zudem ist eine
Anpassung der Wanderungssalden an die tatsächliche bzw. absehbare Entwicklung
in den Jahren 2003 und 2004 erfolgt.
19
Die Summe der Kreisergebnisse ist somit
nicht vollkommen identisch mit den Landesergebnissen der
10. KBV
. Aufgrund der
dargelegten höheren Aktualität sind die in dieser Arbeit verwandten Daten bis zum
Jahr 2020 der
Bevölkerungsvorausberechnung für die Kreise und Kreisfreien Städte
Schleswig-Holsteins bis 2020 auf Basis der 10. KBV
entnommen. Für die Werte ab
2020 hingegen sind ­ unter Beachtung des nicht berücksichtigten Binnenwande-
rungssaldos ­ die Landesergebnisse der
10. KBV
herangezogen worden.
11
Die Bundesergebnisse der
10. KBV
enthalten insgesamt neun verschiedene Szenarien
(Varianten) der künftigen Bevölkerungsentwicklung, die sich aufgrund unterschiedlicher
Kombinationen hinsichtlich der Annahmen zur zukünftigen Entwicklung der Lebenserwartung und
des Wanderungssaldos unterscheiden. Die Geburtenhäufigkeit hingegen ist in allen berechneten
Varianten gleich und bis in das Jahr 2050 konstant. Die Variante 5 der Berechnungen zeichnet
sich dabei durch eine mittlere Wanderungsannahme mit einem jährlichen Saldo von mindestens
200.000 Personen sowie einer mittleren Lebenserwartung von durchschnittlich 81 bzw. 87 Jahren
für Männer bzw. Frauen aus. Insbesondere aufgrund des moderaten und auch in Zukunft
möglichen Wanderungssaldos wird die mittlere der neun Varianten bevorzugt zur Dokumentation
der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung herangezogen. Auch dieser Arbeit liegt die Variante 5
der Bundesergebnisse der
10. KBV
zugrunde. Zu den verschiedenen Varianten der Voraus-
berechnung vgl. auch Anhang 1.
12
Der Bevölkerungsstand basiert dabei auf fortgeschriebenen Volkszählungsergebnissen. Die
letzten Volkszählungen fanden im früheren Bundesgebiet 1987 und in der ehemaligen DDR 1981
statt.
13
Vgl. zusammenfassend StaBA (2003), S. 9.
14
Diese unterste der drei berechneten Varianten stellt gleichzeitig die Grundlage für Planungen auf
Landesebene dar und unterscheidet sich lediglich durch die Höhe der Zuwanderungen aus dem
Ausland von den anderen beiden Varianten. Für die genauen zugrunde liegenden Annahmen vgl.
Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (2004a), S. 4.
15
Im Folgenden als Landesergebnisse der
10. KBV
bezeichnet.
16
Vgl. hierzu Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (2005a) und (2005c).
17
Vgl. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (2004a), S. 1.
18
Basiszeitpunkt ist der 31.12.2003.
19
Vgl. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (2005c), S. 1.

Der demographische Wandel
6
Die Projektion des zukünftigen Erwerbspersonenpotenzials auf gesamtdeutscher
Ebene basiert auf den Daten des IAB.
20
Für die zukünftigen Erwerbspersonenzahlen
im Land Schleswig-Holstein hingegen findet abermals die
Bevölkerungsvoraus-
berechnung für die Kreise und Kreisfreien Städte
Schleswig-Holsteins bis 2020 auf
Basis der 10. KBV
Verwendung.
2.1.2 Kritische Würdigung der Projektionen
So notwendig Projektionen als Frühindikatoren für wirtschaftliche und politische
Entscheidungsprozesse auch sein mögen, so genau müssen die Grenzen ihrer
Aussagekraft Beachtung finden. Da die Aussagen der Vorausberechnungen
lediglich konditionaler Gestalt sind, tritt das projizierte Ergebnis nur dann ein, wenn
die den Vorausberechnungen zugrunde liegenden Annahmen auch tatsächlich
zutreffen.
Bevölkerungsvorausberechnungen sind keine Prognosen, welche die Zukunft
vorhersagen. Ihr Ziel ist es, mit Fortschreibungsverfahren aufzuzeigen, wie sich
Bevölkerungszahl und -struktur unter bestimmten Annahmen langfristig verändern
würden. Die Projektionen unterliegen dabei stets einem Fehlerrisiko, dass mit
zunehmendem Regionalisierungsgrad und der Länge des Projektionszeitraumes
steigt. Ökonomische und soziale Rahmenbedingungen können sich innerhalb
dieses Zeitraumes ändern,
21
so dass jede Vorausberechnung nach einer gewissen
Zeit mit neuen Datengrundlagen und neuen Parametern aktualisiert werden muss.
22
Zudem sollte bei der Bewertung von Ergebnissen aktueller Vorausberechnungen in
Deutschland stets die Tatsache berücksichtigt werden, dass die Ausgangsdaten
zum Bevölkerungsstand mit zunehmender Entfernung von der letzten Volkszählung
ungenauer werden.
23
20
Für die Bevölkerungsprojektion auf Bundesebene wurden die Daten des Statistischen Bundes-
amtes verwandt, da es größere Detailinformationen als das des IAB aufweist und Letzteres
größtenteils auf Daten des Statistischen Bundesamtes zurückgreift (vgl. Fuchs, J.; Söhnlein, D.
(2005)). Hinsichtlich der Werte des zukünftigen Erwerbspersonenpotenzials finden hingegen die
Daten des IAB Verwendung, da der Autorin dieser Arbeit derartiges Datenmaterial seitens des
Statistischen Bundesamtes nicht vorliegt. Da sich die Bevölkerungsprojektionen des Statistischen
Bundesamtes und des IAB jedoch nur unwesentlich voneinander unterscheiden (vgl. hierzu Tab.
5 und Abb. 1 in Anhang 3), ist das Datenmaterial des IAB problemlos zu verwenden (vgl. Fuchs,
J.; Dörfler, K. (2005)).
21
Beispiele hierfür sind die Auswirkungen unvorhergesehener gesellschaftlicher bzw. politischer
Entwicklungen wie die Wiedervereinigung oder die EU-Osterweiterung (beispielsweise i.B.a.
Wanderungsbewegungen). Da die Prognose zukünftiger Wanderungen generell der unsicherste
der Einflussfaktoren auf die künftige Bevölkerungsentwicklung darstellt, ist dem mit unterschied-
lichen Projektionsvarianten entgegnet worden.
22
So geschehen mit den Bevölkerungsvorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes.
23
Aussagen über die zukünftige Zusammensetzung der Bevölkerung besitzen auf nationaler und
regionaler Ebene ansonsten eine recht zuverlässige Datenbasis, die sich durch die gesetzlich

Der demographische Wandel
7
Trotz dieser zu berücksichtigenden Komponenten bleiben Bevölkerungsvoraus-
berechnungen für die Zukunft unverzichtbar, da sie bei richtiger Anwendung als
wichtige Orientierungshilfe dienen. Denn nicht eine Punktprognose ist entscheidend,
wichtig ist vor Allem die Tendenz.
2.2 Der demographische Wandel in Deutschland
Die nachhaltige Veränderung von Bevölkerungszahl und -struktur wird insbesondere
in den Industrienationen Europas durch eine geringe Fertilität
24
sowie eine sinkende
Sterbewahrscheinlichkeit. bestimmt. Die Geburtenraten vieler Staaten, zu denen
auch die Bundesrepublik Deutschland zählt, liegen mittlerweile unterhalb des
natürlichen Reproduktionsniveaus, d.h. es werden weniger Kinder geboren als zum
vollständigen Erhalt der Bevölkerungszahl notwendig.
25
Hingegen nimmt die
Lebenserwartung aufgrund der Wirkung präventiver und kurativer Maßnahmen
weiter zu.
26
Diese Entwicklungen führen dazu, dass die Bevölkerung Deutschlands
schrumpfen und merklich altern wird.
2.2.1 Die Entwicklung von Bevölkerungszahl und -struktur
Bei im Durchschnitt gleich bleibender Höhe der Zuwanderung wird die Bevölke-
rungszahl der Bundesrepublik von rund 82 Mio. Personen im Jahr 2004 zunächst
noch einen geringen Anstieg auf 83 Mio. Personen verzeichnen können, sich ab
dem Jahr 2013 jedoch verringern und im Jahr 2023 erstmals unter den Stand von
2004 sinken.
27
Im Jahr 2050 wird mit ca. 75 Mio. Einwohnern das Niveau des
geregelte Erfassung von Geburten und Sterbefällen sowie die Registrierung von Wanderungen
festhalten lässt. Die Alters- und Geschlechterstruktur zum Ausgangszeitpunkt ist demnach
bekannt und muss entsprechend fortgeschrieben werden. Sowohl die Sterbe- als auch die
Geburtenziffer ist seit Jahren recht stabil, so dass insbesondere die Migration die entscheidende
Unbekannte ist.
24
Der Begriff Fertilität umschreibt in der Demographie, anders als in der deutschen Übersetzung,
die tatsächliche Realisierung von Nachkommen und nicht nur deren Fähigkeit. Wichtigste
Kennzahl für Berechnungen der zukünftigen Bevölkerungszahl ist die so genannte zusammen-
gefasste Geburtenziffer, d.h. die durchschnittliche Zahl der Lebendgeborenen je Frau im
gebärfähigen Alter. Sie ist neben der Mortalität (die Mortalität stellt die Zahl der Sterbefälle
während eines Zeitraums bezogen auf die Bevölkerung dar) die zweite Komponente der
natürlichen Bevölkerungsbewegung.
25
Seit 33 Jahren liegt die Kinderzahl in Deutschland unter jenem Wert von 2,1, der für eine
langfristig stabile Bevölkerungsentwicklung notwendig ist. In den dieser Arbeit zugrunde liegenden
Vorausberechnungen wird eine Höhe der Fertilität von 1,4 Kindern/Frau angenommen, die bis in
das Jahr 2050 konstant bleibt. Die tatsächliche Fertilität lag in der Vergangenheit jedoch bereits
bei 1,34 Kindern/Frau (in 2003) (vgl. Kröhnert, St.; Medicus, F.; Klingholz, R. (2006), S. 3-6 sowie
Eurostat (2005), S. 5).
26
Vgl. hierzu auch die den Vorausberechnungen zugrunde liegenden Annahmen hinsichtlich der
zukünftigen Lebenserwartung (Anhang 1).
27
Der Außenwanderungssaldo der BRD war in den vergangenen 50 Jahren vorwiegend positiv und
betrug im Jahresdurchschnitt knapp 200.000 Personen. Davon stellten Ausländerinnen und
Ausländer etwa 150.000 Personen (vgl. StaBA (2003), S. 29). Für die Variante 5 der Bundes-
ergebnisse der
10. KBV
werden daher im Hinblick auf die Wanderungsbewegungen folgende

Der demographische Wandel
8
Jahres 1963 erreicht sein.
28,29
Lediglich eine Zuwanderungshöhe jenseits der
300.000 Personen sowie eine künftig deutlich steigende Geburtenziffer könnten die
Bevölkerungszahl Deutschlands weitestgehend konstant halten.
Abbildung 2.1:
Entwicklung der Bevölkerungszahl in Deutschland bis 2050.
Quelle:
StaBA (2003), S.26.
Aufgrund der steigenden Lebenserwartung und einer konstant niedrigen Geburten-
rate wird sich auch der Bevölkerungsaufbau hinsichtlich der Alterszusammen-
setzung, wie in Abbildung 2.2 zu erkennen, grundlegend verändern. Der Oberbau
der ursprünglichen ,,Pyramide" wird im Jahr 2050 verglichen zum heutigen Stand
deutlich zugenommen haben. In Richtung des ,,Fundamentes" hingegen, wird eine
abnehmende absolute Personenzahl der jeweiligen Jahrgänge zu verzeichnen sein.
Die Proportionen im Altersaufbau werden sich somit deutlich zu Gunsten älterer
Bevölkerungsschichten verschieben ­ ,,die Alterspyramide wird zur Urne."
30
Auch
anhand des sich verändernden Altenquotienten
31
wird dieser Verlauf verdeutlicht.
Annahmen getroffen: Der Außenwanderungssaldo der ausländischen Bevölkerung beträgt ab
dem Jahr 2003 bis in das Jahr 2050 200.000 Personen jährlich. Die Nettozuwanderung der
Deutschen hingegen (Deutschstämmige und Deutsche) geht von etwa 80.000 Personen im Jahr
2002 schrittweise zurück bis zum Nullniveau im Jahr 2040.
28
Dies entspricht dem Wert des früheren Bundesgebietes zzgl. der Bevölkerung der damaligen
DDR (vgl. StaBA (2005b)).
29
Vgl. hierzu auch Abb. 2.1.
30
Gräf, B. (2003), S. 8.
31
Der Altenquotient misst die Relation der Bevölkerung im Rentenalter zur Bevölkerung im
Erwerbsalter. Der Altenquotient kann dabei für unterschiedliche Altersgrenzen angesetzt werden.

Der demographische Wandel
9
Bis zum Jahr 2050 wird sich dieser von derzeit knapp 30 auf rund 55 erhöht haben.
Da sich dieser Alterungsprozess im Vergleich zur Bevölkerungsabnahme jedoch
wesentlich früher einstellen wird, ist bereits für das Jahr 2025 mit einem deutlichen
Anstieg des Altenquotienten zu rechnen.
32
Abbildung 2.2:
Bevölkerungspyramiden 2001 und 2050 im Vergleich (Variante 5).
Jjj
Quelle:
StaBA (2003), S.30.
2.2.2 Die Entwicklung des Erwerbspersonenpotenzials
33
Da der Umfang des Erwerbspersonenpotenzials unmittelbar mit der Entwicklung der
Bevölkerung zusammenhängt, wird auch das zukünftige Arbeitskräfteangebot durch
die demographische Entwicklung beeinflusst. Den Projektionen des Erwerbsperso-
nenpotenzials bis in das Jahr 2050 durch das IAB
34
liegen, wie schon den Voraus-
berechnungen hinsichtlich der allgemeinen Bevölkerungsentwicklung, unterschied-
An dieser Stelle geschieht dies bei 65 Jahren, der derzeit noch geltenden Altersgrenze in der
gesetzlichen Rentenversicherung. Er misst somit die Anzahl 65-Jähriger und Älterer je 100
Personen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren (vgl. StaBA (2003), S. 31).
32
Vgl. zusammenfassend StaBA (2003), S. 31- 35.
33
Im Gegensatz zu den Erwerbstätigen hat die Vorausberechnung für die Erwerbspersonen den
Vorteil, dass sie sich an der altersspezifischen Bevölkerungszahl orientiert. Auf diese Weise wird
die Schwierigkeit, Annahmen hinsichtlich der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung zu setzen,
umgangen. Dennoch können diese Daten i.B.a. die Höhe des zukünftigen Erwerbspersonen-
potenzials von der tatsächlichen Entwicklung abweichen, da keine genauen Angaben zur
zukünftigen Entwicklung der Erwerbspersonenquoten gemacht werden können und, wie bereits
dargestellt, auch Bevölkerungszahl und -struktur ungewiss sind. Zur Definition des Erwerbsper-
sonenpotenzials vgl. Anhang 5.
34
Das Erwerbspersonenpotenzial umfasst in den Berechnungen des IAB die Altersklassen der 15-
bis unter 75-Jährigen.

Der demographische Wandel
10
liche Annahmen bezüglich des Migrationseffektes zugrunde. Es sind jedoch zudem
die zuvor dargelegte demographische Komponente sowie die Erwerbsperso-
nenquote (Verhaltenseffekt) von entscheidender Bedeutung.
35
Bei zukünftig gleich bleibender Höhe der Nettozuwanderung in Höhe von jährlich
200.000 Personen und einer steigenden Erwerbsbeteiligung ­ insbesondere von
Frauen und älteren Personen ­ wird das Erwerbspersonenpotenzial Deutschlands in
der kommenden Dekade noch leicht ansteigen, so dass etwa bis zum Jahr 2015
eine parallele Entwicklung zu der der Gesamtbevölkerung festzustellen ist. Grund
dafür sind die geburtenstarken Jahrgänge der von ca. 1955 bis 1970 Geborenen,
die sich in der Alterspyramide zwar weiter nach oben bewegen, jedoch noch etwa
bis zum Jahr 2015 im Erwerbsleben stehen. Ab diesem Zeitpunkt verlässt diese so
genannte ,,Babyboomer"- Generation dann nach und nach den Arbeitsmarkt. Die
Lücke, die diese Altersgruppe entstehen lässt, kann durch die nachfolgenden,
geburtenschwächeren Jahrgänge nicht ausgeglichen werden, so dass das Erwerbs-
personenpotenzial etwa ab dem Jahr 2020 sehr deutlich abnehmen wird.
36
Auch die
Geschwindigkeit, mit dem es sinkt, wird sich in den kommenden Dekaden spürbar
erhöhen, denn Zuwanderung und ein Anstieg der Erwerbsquote können den demo-
graphischen Effekt zwar verlangsamen, jedoch zunehmend weniger kompensieren.
Erst eine jährliche Nettozuwanderung von mindestens 400.000 Personen würde
dazu führen, dass das Erwerbspersonenpotenzial Deutschlands ceteris paribus auf
dem heutigen Ausgangsniveau verbliebe.
37
Der Rückgang des Erwerbspersonen-
potenzials fällt somit deutlich stärker aus als die Abnahme der Bevölkerung
insgesamt, wird dabei jedoch bedeutend durch die Höhe von Zuwanderung und
Erwerbspersonenquote bestimmt.
38
Bezüglich der Altersstruktur des Erwerbspersonenpotenzials lässt sich hingegen
feststellen, dass bereits in den kommenden Jahren eine deutliche Veränderung
bevorsteht. Wie Abbildung 2.3 darstellt, wird dabei zunächst eine starke relative
Zunahme der 50- bis unter 65-Jährigen ab ca. 2010 eintreten, die um das Jahr 2020
mit einem Anteil von 32 % am gesamten Erwerbspersonenpotenzial ihren vorläufi-
gen Höhepunkt erreicht. Bis zum Jahr 2035 sinkt dieser Anteil noch einmal ab, ehe
35
Die Entwicklungstendenzen beim Erwerbspersonenpotenzial sind insbesondere demographisch
bedingt und denen der Bevölkerung somit nahezu identisch. Zur Bestimmung des Einflusses der
einzelnen Komponenten auf die Entwicklung des Erwerbspersonenpotenzials vgl. Anhang 4.
36
Vgl. zusammenfassend Gräf, B. (2003), S. 9.
37
Eine derart hohe Zahl scheint in Anbetracht vergangener Jahre sehr unwahrscheinlich. Für eine
detailliertere Betrachtung dieser Thematik vergleiche auch Punkt 5.1.3.
38
Für detallierteres Zahlenmaterial zu den einzelnen Szenarien vgl. Anhang 2.

Der demographische Wandel
11
er ab 2040 die 30 %-Marke erneut überschreitet.
Absolut wird sich die Zahl der 50-
bis unter 65-Jährigen über die Jahre gesehen zwischen 10 und 15 Mio. Personen
bewegen und sich ab dem Jahr 2020 bei ca. 12 Mio. einpendeln.
Abbildung 2.3:
Altersstruktur des Erwerbspersonenpotenzials bis 2050.
Quelle:
Fuchs, J.; Dörfler, K. (2005), S.3.
Die Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen hingegen verliert sowohl relativ als auch
absolut an Gewicht. Bei einem Anteil von derzeit 54 % am gesamten Erwerbs-
personenpotenzial wird sich dieser bis zum Jahr 2050 auf unter 48 % verringern.
Einen ebenfalls sinkenden Verlauf weisen die Nachrückerjahrgänge der 15- bis
unter 30-Jährigen auf.
Ihr prozentualer
Anteil wird sich innerhalb des Betrachtungs-
zeitraumes bei rund 20 % stabilisieren.
Absolut gesehen wird diese Altersklasse im
Jahr 2050 mit rund 7 Mio. Personen den geringsten Anteil an allen Altersgruppen im
erwerbsfähigen Alter ausmachen. Keine quantitative Bedeutung erlangt zudem das
Erwerbspersonenpotenzial der über 64-Jährigen. Selbst bei einer zukünftig höheren
Zahl an Zuwanderern würde dies bei rund 1 % stagnieren.
39
Bis zum Jahr 2020 wird
das durchschnittliche Alter des Erwerbspersonenpotenzials somit um gut zwei Jahre
39
Das Erwerbspersonenpotenzial der über 64-Jährigen würde sich entsprechend erhöhen, wenn
sich sowohl das gesetzliche als auch das tatsächliche Renteneintrittsalter erhöhen würden. Bei
den hier vorliegenden Berechnungen des IAB ist von einem gesetzlichen Renteneintrittsalter von
65 Jahren bis zum Jahr 2050 ausgegangen worden. Inzwischen hat die Bundesregierung
beschlossen, das Renteneintrittsalter bis zum Jahr 2029 stufenweise bis auf 67 Jahre anzuheben.
Somit verlieren die vorliegenden Daten an Genauigkeit. Die tendenzielle Entwicklung des
Erwerbspersonenpotenzials bleibt von dieser Veränderung jedoch unbetroffen (vgl. auch Fuchs,
J.; Dörfler, K., (2005), S. 2 f. sowie Punkt 5.1.5).

Der demographische Wandel
12
ansteigen, was einer im Vergleich der letzten zwanzig Jahre rund verdreifachten
Beschleunigung entspricht.
40
2.2.3 Zusammenfassung
Die Erreichung eines stationären Gleichgewichtes, d.h. einer gleich bleibenden
Größe verbunden mit einer ausgewogenen Altersstruktur, ist der erstrebenswerte
Zustand einer Bevölkerung.
41
Davon ist Deutschland jedoch weit entfernt. Auch
wenn das Ausmaß der Abnahme sowohl der Bevölkerung insgesamt als auch des
Erwerbspersonenpotenzials nur in einem sehr weiten Rahmen prognostizierbar ist
und sich unter günstigen Umständen weniger drastisch entwickeln wird als hier
dargestellt, so wird hingegen die Struktur der Bevölkerung insgesamt und somit
auch des Erwerbspersonenpotenzials gravierenden Veränderungen unterworfen
sein. Dieser Prozess ist unabwendbar und könnte durch entsprechende
Maßnahmen
42
bestenfalls abgefedert werden.
2.3 Der demographische Wandel in Schleswig-Holstein
Die aufgezeigten demographischen Veränderungen sind nicht nur für den
Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt, sondern auch für seine Regionen von
grundlegender Bedeutung.
Abbildung 2.4:
Der IHK-Bezirk Lübeck.
Quelle:
IHK Lübeck, intern
.
40
Vgl. BAuA (2004), S. 7.
41
Vgl. Birg, H. (2003), S. 6.
42
Vgl. hierzu Kapitel 5.

Der demographische Wandel
13
Da sich die zukünftige Entwicklung innerhalb der Bundesrepublik jedoch in höchst
unterschiedlichem Maße auswirken wird,
43
findet im Folgenden die Bevölkerungs-
entwicklung im Land Schleswig-Holstein mit einem Fokus auf dem IHK-Bezirk
Lübeck Betrachtung.
44
2.3.1 Die Entwicklung der Bevölkerungszahl
45
Die Bevölkerungszahl im nördlichsten Bundesland Deutschlands wird bis in das
Jahr 2020 von heute rund 2,83 Mio. Einwohnern (2004) nur sehr geringfügig um
knapp 3.000 Einwohner sinken.
46
Grund dafür ist ein weiterer Anstieg der Bevölke-
rungszahlen in einigen Kreisen und kreisfreien Städten des Landes bis in das Jahr
2010.
47
Nach den Modellrechnungen des Statistikamtes Nord wird sich somit erst ab
dem Jahr 2020 ein deutlicher Rückgang der Einwohnerzahlen einstellen.
48
Hinsichtlich der Veränderung der Bevölkerungszahlen in den einzelnen Kreisen und
kreisfreien Städten des Landes lassen sich jedoch erhebliche Unterschiede
feststellen. Wie bereits dargelegt, wird die Zahl der Einwohner in einigen Kreisen
Schleswig-Holsteins noch bis in das Jahr 2010 ­ und teilweise darüber hinaus ­
ansteigen, ehe auch dort ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen sein wird. Zu
diesen Kreisen zählen insbesondere die Hamburger Umlandkreise Herzogtum
Lauenburg, Segeberg und Stormarn.
49
Aber auch der Kreis Ostholstein wird noch
ein leichtes Wachstum verzeichnen können.
50
In der Hansestadt Lübeck hingegen
reichen die jährlichen Wanderungsgewinne aus anderen Bundesländern und dem
43
Sowohl die Geburtenziffer als auch die Höhe der Binnenwanderung differiert zwischen den
einzelnen Bundesländern, aber auch zwischen den einzelnen Kommunen erheblich. Vgl. hierzu
auch Abb. 5.2 sowie dsn (2005), S. 4.
44
Zur räumlichen Anordnung vgl. auch Abb. 2.4. Die Städte Oldenburg und Eutin sowie Burg auf
Fehmarn befinden sich im Kreis Ostholstein, die Stadt Bad Oldesloe im Kreis Stormarn und
die Stadt Ratzeburg im Kreis Herzogtum Lauenburg.
45
Alle folgenden Zahlenangaben bis einschließlich Punkt 2.4.1 sind, soweit nicht anderweitig
kenntlich gemacht, der
Bevölkerungsvorausberechnung für die Kreise und Kreisfreien Städte
Schleswig-Holsteins
bis
2020 auf Basis der 10. KBV
(Variante 4) des Statistikamtes Nord
entnommen. Sofern die Zahlen nicht unmittelbar aus dem Datenmaterial hervorgehen, handelt es
sich um eigene Berechnungen. Basisjahr ist jeweils das Jahr 2004.
46
Für genaue Angaben vgl. Tab. 7 in Anhang 6.
47
Der Anstieg der Bevölkerungszahl ist hier insbesondere durch Wanderungsgewinne (sowohl
Binnen- als auch Außenwanderung) bedingt. Bereits in der Vergangenheit ist die Bevölkerungs-
zahl Schleswig-Holsteins durch bundesweit vergleichsweise hohe Wanderungssalden stark
beeinflusst worden. Vgl. hierzu auch Anhang 7.
48
Bei den Modellrechnungen ab dem Jahr 2020 ist jedoch, wie bereits an anderer Stelle erwähnt,
der Binnenwanderungssaldo der Bundesrepublik unberücksichtigt geblieben. Die Daten unter-
liegen somit Ungenauigkeiten.
49
Diese Kreise sind aufgrund der Nähe zur Metropole Hamburg durch besondere Stadt-Umland-
Beziehungen gekennzeichnet, so dass sich dort gesonderte demographische Entwicklungen
einstellen werden.
50
Vgl. hierzu Abb. 2.5 sowie die Tab. 9 bis 12 in Anhang 6.

Der demographische Wandel
14
Ausland schon heute nicht mehr aus, die negative natürliche Bevölkerungsentwick-
lung
51
auszugleichen.
52
Abbildung 2.5:
Voraussichtliche Einwohnerentwicklung in den Kreisen und kreisfreien
Städten 31.12.2003 bis 31.12.2020.
Quelle:
Landesregierung Schleswig-Holstein (2005b), S. 12.
2.3.2 Die Veränderung der Altersstruktur
Wie bereits dargelegt, werden die Veränderungen der Einwohnerzahlen in
Schleswig-Holstein bis zum Jahr 2020 eher gering ausfallen. Von wesentlich
größerer Bedeutung innerhalb dieses Zeitraumes ist die Entwicklung in der
Altersstruktur der Bevölkerung. Hier wird, wie auch auf Bundesebene, bereits in den
kommenden zwei Dekaden eine deutliche Veränderung zu verzeichnen sein, denn
schon seit einigen Jahren hat dieser zweite relevante Aspekt des demographischen
Wandels an Dynamik gewonnen.
51
Die negative natürliche Bevölkerungsentwicklung resultiert daher, dass im gleichen Erhebungs-
zeitraum mehr Menschen sterben als neu geboren werden.
52
Vgl. Hansestadt Lübeck (o.J.) sowie Tab. 8 in Anhang 6.

Der demographische Wandel
15
So wird sich, wie anhand von Abbildung 2.6 zu erkennen, das Verhältnis der
Generationen zueinander grundlegend verändern. Der Anteil der Einwohner an der
Gesamtbevölkerung Schleswig-Holsteins, die 65 Jahre und älter sind, wird sich bis
in das Jahr 2020 von derzeit etwa 19 % um nahezu 4 % auf 656.500 Personen
erhöhen, was in einem auf 47 Jahre ansteigenden Durchschnittsalter der Bevölke-
rung resultiert.
53
Über das Jahr 2020 hinaus wird es aufgrund der bereits unter
Punkt 2.2.2 erwähnten ,,Babyboomer"-Generation zu einem weiteren Anstieg des
Altenquotienten kommen. Der Anteil der Altersklassen der über 64-Jährigen an der
Gesamtbevölkerung Schleswig-Holsteins wird ab diesem Zeitpunkt bei durch-
schnittlich knapp 30 % liegen,
54
was zur Folge hat, dass immer mehr ältere
Menschen immer weniger jüngeren gegenüberstehen. Denn gleichzeitig sinkt die
Zahl sowohl der bildungsrelevanten Altersklassen der 3- bis unter 20-Jährigen als
auch die der Personen im Erwerbsalter
55
aufgrund des bereits dargelegten
Geburtendefizits.
Abbildung 2.6:
Altersaufbau der Bevölkerung in Schleswig-Holstein ­ 2003 und 2020 im
Vergleich.
.
Quelle:
Landesregierung Schleswig-Holstein (2005a), Schleswig-Holstein, Folie 4.
53
Bereits zwischen 1990 und 2004 ist der Anteil der Einwohnerinnen und Einwohner Schleswig-
Holsteins, die diesen Altersklassen angehören, von 21,2 % auf 25,9 % angestiegen, so dass die
angesprochene Dynamik deutlich zu erkennen ist (vgl. Statistisches Landesamt Schleswig-
Holstein (1992), S. 17 sowie Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (2005a)).
54
Vgl. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (2004a), S. 3 sowie eigene Berech-
nungen.
55
Die Personen im Erwerbsalter umfassen im Folgenden die Altersklassen der 20- bis unter 65-
Jährigen.

Der demographische Wandel
16
2.3.3 Die Altersstruktur im IHK-Bezirk Lübeck
Wie sich die demographische Entwicklung im IHK-Bezirk Lübeck äußert, wird im
Folgenden anhand einer Analyse der einzelnen Kreise verdeutlicht.
56
2.3.3.1 Die Hansestadt Lübeck
Die bildungsrelevanten Altersklassen
57
Die Zahl der Personen in den bildungsrelevanten Altersklassen der 3- bis unter 20-
Jährigen wird in der Hansestadt Lübeck, wie auch in allen anderen Kreisen und
kreisfreien Städten des Landes Schleswig-Holstein, deutlich abnehmen. Zwischen
den Jahren 2004 und 2020 wird sich deren absolute Zahl um 17,6 % auf rund
27.800 Personen reduzieren. Dies entspricht einem im landesweiten Durchschnitt
zwar moderaten Rückgang,
58
im Vergleich zu den Hamburger Randkreisen sind in
der kreisfreien Stadt jedoch bereits erhebliche Rückgänge aufzuweisen. Die Alters-
klasse der 16- bis unter 20-Jährigen wird dabei besonders deutliche Rückgänge zu
verzeichnen haben. Mit einem Rückgang um 19,2 %, was einer Zahl von 1.600
Personen entspricht, ist dies ein im landesweiten Vergleich recht hoher Wert,
59
der
lediglich durch die kreisfreien Städte Flensburg und Neumünster übertroffen wird.
Aber auch die Zahl der 10- bis unter 16-Jährigen wird sich erheblich verringern, so
dass bereits im Jahr 2020 rund ein Viertel weniger Personen dieser Altersklasse
anzutreffen sein wird als noch im Jahr 2004. Hingegen wird sowohl die Zahl der 3-
bis unter 6-Jährigen als auch die der 6- bis unter 10-Jährigen nur unterdurch-
schnittlich um 9,2 % bzw. 14,6 % abnehmen,
60
was einem, auch im Vergleich der
Kreise des IHK-Bezirks, recht geringem Wert entspricht.
Die Altersklassen im erwerbsfähigen Alter
Auch hinsichtlich der Personenzahl in den Altersklassen der 20- bis unter 65-
Jährigen wird in der Hansestadt Lübeck mit einem Rückgang um 4,8 % ein
vergleichsweise starker Rückgang zu verzeichnen sein, der auf Landesebene
lediglich durch den Kreis Ostholstein und die kreisfreie Stadt Neumünster
übertroffen wird. Besonders hoch wird der Rückgang dabei In der Altersklasse der
56
Das Basisjahr der Berechnungen bildet für alle Kreise und Altersklassen das Jahr 2004.
Genaueres Datenmaterial für die einzelnen Kreise des IHK-Bezirks sind dem Anhang 6 zu
entnehmen.
57
Die Eingrenzung der Altersklassen erfolgt zum einen aufgrund einer besseren Verdeutlichung des
zukünftigen Generationenverhältnisses, zum anderen hinsichtlich der sich unter Punkt 2.4
anschließenden Betrachtung der zukünftigen Erwerbspersonenzahlen im Land.
58
Der durchschnittliche Rückgang für das Land Schleswig-Holstein liegt in dieser Altersklasse bei
rund 19 %.
59
Der landesweite Wert für diese Altersgruppe liegt bei lediglich rund 9 %.
60
Die landesweiten Werte für diese Altersgruppen liegen bei rund 17 % bzw. 23 %.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783832498740
ISBN (Paperback)
9783838698748
DOI
10.3239/9783832498740
Dateigröße
2.8 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg – Fakultät Wirtschafts-, Verhaltens- und Rechtswissenschaften, Volkswirtschaftslehre
Erscheinungsdatum
2006 (Oktober)
Note
1,0
Schlagworte
bevölkerungsentwicklung wirtschaftswachstum arbeitsmarkt innovationspotenzial familienpolitik
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