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Strategien für den aktuellen und zukünftigen Seniorenreisemarkt unter besonderer Berücksichtigung potentieller Multimorbidität der Zielgruppe

©2006 Diplomarbeit 179 Seiten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe:Einleitung:
Die Tourismusbranche konnte in den vergangenen Jahrzehnten weltweit enorme Wachstumsraten verzeichnen und hat auch in Deutschland den ökonomischen Stellenwert klassischer Wirtschaftsbereiche, wie z.B. des Maschinenbaus, erreicht. In den letzten Jahren jedoch stagnierte das Wachstum auf dem deutschen Reisemarkt. Gründe hierfür werden vor allem in der stagnierenden wirtschaflichen Situation hierzulande gesehen. Die negative Einschätzung vieler Bundesbürger zur eigenen finanziellen Situation, bedingt durch Arbeitslosigkeit und Sozialabbau, lässt viele Menschen heutzutage auf ihren Urlaub verzichten oder veranlasst sie dazu, ihre Reiseabsichten einzuschränken.
Das Marktsegment der Senioren gewinnt in vielen Wirtschaftsbereichen zunehmend an Bedeutung. Der Anteil der Personen ab 60 Jahren wird von heute 25 Prozent auf 37 Prozent im Jahre 2050 in Deutschland ansteigen. Aufgrund dieser demographischen Entwicklung bietet sich für den Tourismussektor die Möglichkeit, neue Märkte zu erschließen. Diese Möglichkeit bietet sich insbesondere dann, wenn es gelingt, die immer wichtiger werdende Zielgruppe der Senioren über speziell für sie angepasste touristische Produkte und Dienstleistungen zu erreichen.
Die Zielgruppe der multimorbiden Senioren stellt in diesem Zusammenhang eine besondere Herausforderung an die Logistik und Infrastruktur der touristischen Anbieter und Zieldestinationen dar. Es müssen vielfältige Besonderheiten in Hinblick auf die verschiedensten Formen von Erkrankungen und den daraus resultierenden Behinderungen berücksichtigt werden. Doch gerade diese, in der Vergangenheit oftmals vernachlässigte Zielgruppe, stellt ein enormes Marktpotential für die Tourismusbranche dar.
Das Ziel dieser Arbeit besteht darin herauszufinden, ob Reiseangebote für die Zielgruppe der multimorbiden Senioren überhaupt von den Reiseveranstaltern in deren Produktpalette berücksichtigt werden und wie diese Angebote gestaltet sind. Dabei stehen folgende Aspekte im Vordergrund: Welche Merkmale kennzeichnen Reisende mit Mobilitäts- und Aktivitätseinschränkungen? Welche speziellen Vorkehrungen müssen für diese Zielgruppe in Hinblick auf touristische Servicedienstleistungen, Beförderung und Unterkunft getroffen werden?

Gang der Untersuchung:
Die vorliegende Arbeit umfasst acht Kapitel. Nach der Einleitung werden in Kapitel zwei zunächst die Grundlagen der Marktsegmentierung vorgestellt, um anschließend eine Abgrenzung der Senioren von den […]

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Andreas Lilienthal
Strategien für den aktuellen und zukünftigen Seniorenreisemarkt unter besonderer
Berücksichtigung potentieller Multimorbidität der Zielgruppe
ISBN-10: 3-8324-9872-9
ISBN-13: 978-3-8324-9872-6
Druck Diplomica® GmbH, Hamburg, 2006
Zugl. Fachhochschule Münster, Münster, Deutschland, Diplomarbeit, 2006
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SPERRVERMERK
I
SPERRVERMERK
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INHALTSVERZEICHNIS
II
INHALTSVERZEICHNIS
SPERRVERMERK ...I
INHALTSVERZEICHNIS...II
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS... V
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ... VI
TABELLENVERZEICHNIS ... VIII
1 Einleitung...1
1.1 Ausgangssituation ... 1
1.2 Ziel der Arbeit ... 2
1.3 Aufbau der Arbeit... 2
2 Segmentierung der Zielgruppe Senioren ...5
2.1 Theoretische Grundlagen der Marktsegmentierung ... 5
2.1.1 Marktbearbeitungsstrategien ... 6
2.1.2 Nachfragebestimmende Marktsegmentierungskriterien ... 7
2.2 Abgrenzung des Marktsegments der Senioren ... 9
2.3 Seniorentypologien... 13
3 Marktstellung der Senioren ... 18
3.1 Bevölkerungszusammensetzung und -entwicklung... 18
3.1.1 Demographischer Wandel ... 18
3.1.2 Steigende Lebenserwartung... 21
3.1.3 Rückgang der Geburtenzahlen... 23
3.1.4 Migration ... 24
3.2 Einkommens- und Vermögenssituation von Senioren... 27
3.2.1 Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung ... 27
3.2.2 Bezieher von Hilfe zum Lebensunterhalt ... 28
3.2.3 Kaufkraft und Vermögensbestände ... 30
3.2.4 Verfügbares Nettoeinkommen der Senioren ... 32
3.3 Wertewandel... 34
3.4 Freizeitverhalten der Senioren ... 37
3.5 Reisen als Freizeitbeschäftigung... 39

INHALTSVERZEICHNIS
III
4 Situationsanalyse des deutschen Seniorenreisemarktes ... 40
4.1 Grundlagen des Tourismus ... 40
4.1.1 Bedeutung des Tourismus... 41
4.1.2 Entwicklung des Tourismus in Deutschland ... 43
4.2 Angebote an Seniorenreisen ... 43
4.2.1 Spezielle Seniorenreiseangebote ... 45
4.2.2 Reiseangebote mit hohem Seniorenanteil... 47
4.2.3 Merkmale von Seniorenreiseangeboten ... 51
4.3 Die Nachfrage nach Seniorenreisen... 51
4.3.1 Reisemotive ... 53
4.3.2 Reiseziele ... 56
4.3.3 Reisesaison ... 57
4.4 Kennzahlen zum Reiseverhalten... 58
4.4.1 Reiseintensität ... 58
4.4.2 Reisehäufigkeit ... 61
4.4.3 Reisedauer ... 62
4.4.4 Reiseart ... 63
4.4.5 Reiseausgaben... 63
4.4.6 Reiseverkehrsmittel ... 64
4.4.7 Unterkunft und Verpflegung... 64
4.4.8 Reiseorganisation ... 66
4.5 Nichtreisende... 66
5 Multimorbidität der Senioren... 68
5.1 Physische Erkrankungen im Alter... 68
5.1.1 Erkrankungen und Einschränkungen der Sinnesorgane ... 69
5.1.2 Herz-/ Kreislauferkrankungen ... 72
5.1.3 Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates ... 75
5.1.4 Stoffwechselerkrankungen ... 77
5.1.5 Erkrankungen des zentralen Nervensystems ... 79
5.1.6 Inkontinenz ... 80
5.2 Psychische Erkrankungen im Alter... 80
5.2.1 Demenz ... 81
5.2.2 (Alters-)Depressionen... 83
5.2.3 Sonstige psychische Erkrankungen... 84
5.3 Auswirkungen der Multimorbidität ... 85
5.3.1 Definition von Mobilitätsbehinderung/-einschränkung ... 86
5.3.2 Definition von Behinderung... 87

INHALTSVERZEICHNIS
IV
5.3.3 Definition von Schwerbehinderung ... 88
5.4 Die Nachfrage nach Reisen mobilitätseingeschränkter und behinderter
Personen ... 90
5.5 Reiseangebote für mobilitätseingeschränkte und behinderte Personen ... 91
6 Angebote an Seniorenreisen unter Berücksichtigung potentieller
Multimorbidität - Empirische Untersuchung ... 93
6.1 Konzeption der Untersuchung ... 94
6.1.1 Auswahl des Erhebungsinstruments ... 94
6.1.2 Ziele der Befragung ... 94
6.1.3 Auswahl der Unternehmen und Durchführung der Befragung... 95
6.1.4 Fragebogenaufbau ... 97
6.2 Ergebnisse der Befragung... 98
6.2.1 Hinweise ... 99
6.2.2 Allgemeiner Teil ... 100
6.2.3 Befunde zum Seniorenreisemarkt ... 102
6.2.4 Befunde zum Bereich Reiseangebote für multimorbide und
behinderte Senioren ... 110
6.3 Fazit der Untersuchung ... 116
7 Handlungsempfehlungen zur Gestaltung von
Seniorenreiseangeboten... 119
7.1 Gestaltung von Reiseangeboten speziell für ältere Reisende ... 119
7.2 Empfehlungen für die Gestaltung von Reiseangeboten für die
Zielgruppe multimorbider/ behinderter Senioren ... 121
7.2.1 Vorabinformationen zu Reisezielen ... 122
7.2.2 An- und Abreise/ Beförderung (PKW, Bus, Bahn, Flugzeug) ... 123
7.2.3 Unterkunft ... 125
7.2.4 Verpflegung ... 128
7.2.5 Freizeit- und Sportangebote ... 129
7.2.6 Service und Assistenz ... 130
8 Fazit ... 132
ANHANG ... 134
LITERATURVERZEICHNIS... 165
INTERNETQUELLEN ... 168

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
V
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
AWA... Allensbacher Markt- und Werbeträger-
Analysen
BIB... Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung
BMFSFJ... Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend
BMGS...Bundesministerium für Gesundheit und sozia-
le Sicherung
BMWA... Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit
F.U.R...Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen
e.V. ... eingetragener Verein
GRV... Gesetzliche Rentenversicherung
IGSF...Institut für Gesundheits-System-Forschung
ICD... International Classification of Diseases
IFF...Institut für Freizeitwissenschaft
KDA... Kuratorium Deutsche Altershilfe
KHK... Koronare Herzkrankheit
mmHG...Millimeter Quecksilbersäule
WTO... World Tourism Organisation
WHO... World Health Organisation
ZNS... Zentrales Nervensystem

ABBILDUNGSVERZEICHNIS
VI
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Segmentspezifische Marktbearbeitungsstrategien...6
Abbildung 2: Überblick ausgewählter Kriterien der Marktsegmentierung ...8
Abbildung 3: Marketing-Bezeichnungen für die Zielgruppe der Senioren...10
Abbildung 4: Altersaufbau der Bevölkerung 2001 und 2050 ...19
Abbildung 5: Lebenserwartung Neugeborener von 1905 bis 2050 ...21
Abbildung 6: Fernere Lebenserwartung im Alter von 60 Jahren...22
Abbildung 7: Annahmen zur künftigen Entwicklung der Außenwanderungen ...25
Abbildung 8: Sozialhilfequoten der über 65-Jährigen in Deutschland (1980 bis 2003)...29
Abbildung 9: Monatlicher finanzieller Spielraum nach Alterklassen 1995 und 2004
(1000 DM/ 500 oder mehr)...33
Abbildung 10: Wertewandel in der deutschen Bevölkerung...36
Abbildung 11: Alte und neue gesellschaftliche Werte ...36
Abbildung 12: Freizeitgestaltung im Alter ...38
Abbildung 13: Kriterien touristischer Reisen...41
Abbildung 14: Fremdenverkehrsleistungen ...44
Abbildung 15: Angebotsformen von Seniorenreisen ...45
Abbildung 16: Touristische Nachfragekriterien...52
Abbildung 17: Hauptbeweggründe für das Reisen der Senioren ...55
Abbildung 18: Reisemotive der Senioren ...55
Abbildung 19: Saisonalität der Urlaubsreisen der Senioren 2004...58
Abbildung 20: Entwicklung der Reiseintensität 2003-2004 ...59
Abbildung 21: Reiseeinschränkungen aus körperlichen oder gesundheitlichen
Gründen ...67
Abbildung 22: Wesentliche altersbedingte Veränderungen ...69
Abbildung 23: Arteriosklerose...72
Abbildung 24: Lebensabschnitte und mögliche auftretende psychische Störungen...81
Abbildung 25: Altersstruktur mobilitätseingeschränkter/ behinderter Personen...90
Abbildung 26: Erhebungs-Grundgesamtheit der Reiseveranstalter...96
Abbildung 27: Einteilung der Unternehmen nach den jeweiligen Aktivitäten auf dem
Seniorenreisemarkt...99
Abbildung 28: Anzahl der Reiseveranstalter nach Mitarbeitergrößenklassen...100
Abbildung 29: Zuständigkeit für das Seniorensegment (Mehrfachnennungen möglich)101
Abbildung 30: Zuständigkeit für das Seniorensegment nach Unternehmensgröße...102
Abbildung 31: Angebot an Reisen für die Zielgruppe der Senioren ...102

ABBILDUNGSVERZEICHNIS
VII
Abbildung 32: Gründe und Hindernisse, die gegen eine Teilnahme am Seniorenmarkt
sprechen ...103
Abbildung 33: Angebote an Seniorenreisen nach Altersklassen...104
Abbildung 34: Angebote an Seniorenreisen nach Zielgebieten ...105
Abbildung 35: Angebote an Zieldestinationen für die verschiedenen Altersklassen der
Senioren (in %) ...106
Abbildung 36: Arten von Urlaubsreisen für Senioren ...107
Abbildung 37: Spezielle Hilfestellungen und sonstige Angebote für Senioren...108
Abbildung 38: Entwicklung der Bedeutung des Seniorenreisemarktes...109
Abbildung 39: Anbieter von Reisen für multimorbide Senioren...110
Abbildung 40: Geplante Aufnahme von Reiseangeboten für multimorbide Senioren...111
Abbildung 41: Reiseangebote nach Formen von Erkrankungen/ Behinderungen ...112
Abbildung 42: Spezielle Zusatzangebote für multimorbide Senioren...113
Abbildung 43: Vorkehrungen bei der Beförderung multimorbider /behinderter
Personen...114
Abbildung 44: Spezielle Vorkehrungen und Angebote für multimorbide /behinderte
Senioren am Urlaubsort ...115
Abbildung 45: Erstellung von Reiseprogrammen für ältere Menschen ...121
Abbildung 46: Vorabinformationen für multimorbide/ behinderte Reisende...123
Abbildung 47: Vorkehrungen bei der An- und Abreise/ Beförderung ...125
Abbildung 48: Gestaltung der Unterkunft für multimorbide/ behinderte Reisende ...127
Abbildung 49: Gestaltung der Verpflegung für multimorbide/ behinderte Reisende ...129
Abbildung 50: Gestaltung von Freizeit- und Sportangeboten...130
Abbildung 51: Service und Assistenz für multimorbide/ behinderte Reisende...131

TABELLENVERZEICHNIS
VIII
TABELLENVERZEICHNIS
Tabelle 1: Bevölkerung nach Altersgruppen...20
Tabelle 2: Altersaufbau der Bevölkerung 1950 - 2050 ...25
Tabelle 3: Anzahl und durchschnittlicher Rentenzahlbetrag von Renten wegen
verminderter Erwerbsfähigkeit und Altersrenten in Deutschland ...28
Tabelle 4: Anzahl der Bevölkerung in der jeweiligen Altersgruppe an Empfängern zum
Lebensunterhalt...30
Tabelle 5: Erben nach Altersklassen ...32
Tabelle 6: Nettoeinkommen der Senioren ab 65 Jahren nach Haushaltstyp in
Deutschland 1992 bis 2003...32
Tabelle 7: Werteorientierungen von Senioren (in %) ...37
Tabelle 8: Urlaubsmotive aller Altersgruppen 1993 und 1996 im Vergleich ...54
Tabelle 9: Inlandsreiseziele der Senioren ...56
Tabelle 10: Auslandsreiseziele der Senioren ...57
Tabelle 11: Entwicklung der Reiseintensität einer Generation seit 1971 ...60
Tabelle 12: Reiseintensität und ­häufigkeit 1999 und 2004 im Vergleich...61
Tabelle 13: Dauer der Urlaubsreisen nach Lebensphasen 2003 ...62
Tabelle 14: Urlaubsreisearten der Senioren 2004...63
Tabelle 15: Prozentuale Nutzung von Reiseverkehrsmitteln...64
Tabelle 16: Unterkunftsarten auf Reisen ...65
Tabelle 17: Wünsche der Senioren bei der Verpflegung...65
Tabelle 18: Reiseorganisation von Senioren...66
Tabelle 19: Schwerbehinderte Menschen in Deutschland ...89
Tabelle 20: Kennzahlen zum Urlaubsverhalten behinderter Menschen...91

1 Einleitung
1
1 Einleitung
,,Leben ohne Erleben ist Vegetieren"
(A. Dieber)
1.1 Ausgangssituation
Die Tourismusbranche konnte in den vergangenen Jahrzehnten weltweit
enorme Wachstumsraten verzeichnen und hat auch in Deutschland den
ökonomischen Stellenwert klassischer Wirtschaftsbereiche, wie z.B. des
Maschinenbaus, erreicht. In den letzten Jahren jedoch stagnierte das
Wachstum auf dem deutschen Reisemarkt. Gründe hierfür werden vor
allem in der stagnierenden wirtschaflichen Situation hierzulande gesehen.
Die negative Einschätzung vieler Bundesbürger zur eigenen finanziellen
Situation, bedingt durch Arbeitslosigkeit und Sozialabbau, lässt viele Men-
schen heutzutage auf ihren Urlaub verzichten oder veranlasst sie dazu,
ihre Reiseabsichten einzuschränken.
Das Marktsegment der Senioren gewinnt in vielen Wirtschaftsbereichen
zunehmend an Bedeutung. Der Anteil der Personen ab 60 Jahren wird
von heute 25 Prozent auf 37 Prozent im Jahre 2050 in Deutschland an-
steigen. Aufgrund dieser demographischen Entwicklung bietet sich für den
Tourismussektor die Möglichkeit, neue Märkte zu erschließen. Diese Mög-
lichkeit bietet sich insbesondere dann, wenn es gelingt, die immer wichti-
ger werdende Zielgruppe der Senioren über speziell für sie angepasste
touristische Produkte und Dienstleistungen zu erreichen.
Die Zielgruppe der multimorbiden Senioren stellt in diesem Zusammen-
hang eine besondere Herausforderung an die Logistik und Infrastruktur
der touristischen Anbieter und Zieldestinationen dar. Es müssen vielfältige
Besonderheiten in Hinblick auf die verschiedensten Formen von Erkran-
kungen und den daraus resultierenden Behinderungen berücksichtigt wer-
den. Doch gerade diese, in der Vergangenheit oftmals vernachlässigte
Zielgruppe, stellt ein enormes Marktpotential für die Tourismusbranche
dar.

1 Einleitung
2
1.2 Ziel der Arbeit
Das Ziel dieser Arbeit besteht darin herauszufinden, ob Reiseangebote für
die Zielgruppe der multimorbiden Senioren überhaupt von den Reisever-
anstaltern in deren Produktpalette berücksichtigt werden und wie diese
Angebote gestaltet sind. Dabei stehen folgende Aspekte im Vordergrund:
Welche Merkmale kennzeichnen Reisende mit Mobilitäts- und Aktivitäts-
einschränkungen? Welche speziellen Vorkehrungen müssen für diese
Zielgruppe in Hinblick auf touristische Servicedienstleistungen, Beförde-
rung und Unterkunft getroffen werden?
1.3 Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit umfasst acht Kapitel. Nach der Einleitung werden in
Kapitel zwei zunächst die Grundlagen der Marktsegmentierung vorgestellt,
um anschließend eine Abgrenzung der Senioren von den übrigen Ziel-
gruppen vorzunehmen. Dabei wird der Frage nachgegangen, wer über-
haupt als Senior angesehen werden kann und was das Wesen des Seni-
ors ausmacht. Des Weiteren werden verschiedene Seniorentypologien
vorgestellt, welche eine weitergehende Abgrenzung der Senioren unter-
einander ermöglichen.
Das dritte Kapitel stellt wichtige Aspekte der Marktbedeutung der Senioren
vor. Der demographische Wandel, der vor allem auf die zunehmende Le-
benserwartung sowie den Rückgang der Geburtenzahlen zurückzuführen
ist, wird näher vorgestellt. Anschließend folgt eine Untersuchung der Ein-
kommens- und Vermögensverhältnisse und deren Auswirkungen auf die
Kaufkraft der Zielgruppe. Im weiteren Verlauf dieses Kapitels wird der
Wertewandel beschrieben, bei dem sich die Wertvorstellungen von Gene-
rationen im Zeitverlauf ändern. Zudem wird auf das Freizeitverhalten der
Senioren eingegangen, welches sich unter anderem im Reiseverhalten
widerspiegelt.

1 Einleitung
3
In Kapitel vier folgt ein Überblick über den deutschen Reisemarkt und das
Reiseverhalten der Senioren. Zunächst werden Grundlagen des Touris-
mus beschrieben und ein Überblick über die geschichtliche Entwicklung
des Tourismus in Deutschland gegeben. Darauf folgend werden spezielle
Reiseangebote von Reiseveranstaltern für die Zielgruppe der Senioren
sowie Reiseangebote für alle Altersklassen, welche sich allerdings durch
einen hohen Seniorenanteil auszeichnen, vorgestellt. Der Abschluss die-
ses Kapitels bezieht sich auf die Nachfrage nach Reisen, insbesondere
auf die der Senioren.
Im fünften Kapitel wird die Multimorbidität der Senioren thematisiert. Es
werden mögliche physische und psychische Veränderungen sowie die
daraus resultierenden Krankheiten und Behinderungen näher erläutert, die
mit fortschreitendem Alter auftreten können. Es folgen die wichtigsten De-
terminanten zum Reiseverhalten von Senioren mit altersbedingten Erkran-
kungen und den damit verbundenen Einschränkungen und Behinderun-
gen.
In Kapitel sechs wird die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführte empiri-
sche Untersuchung und deren Ergebnisse präsentiert. Bei dieser Untersu-
chung wurden 40 Reiseveranstalter per papierbasiertem Fragebogen zum
Thema ,,Ihr Angebot für den Seniorenreisemarkt sowie spezielle Angebote
für Senioren mit Erkrankungen und/oder Behinderungen" befragt, von de-
nen 15 Anbieter an der Befragung teilgenommen haben. Hierbei wurde
bewusst eine Befragung unter Reiseveranstaltern durchgeführt, um he-
rauszufinden, inwieweit sich die Tourismusbranche auf dieses Segment
eingestellt hat.
In Kapitel sieben werden, aufbauend auf den Ergebnissen der Befragung,
Strategien und Handlungsempfehlungen für den touristischen Angebots-
sektor vorgestellt. Ziel ist es, eine seniorengerechte Gestaltung der Ange-
bote in Hinblick auf die Multimorbidität der Zielgruppe zu ermöglichen.

1 Einleitung
4
Die Arbeit schließt mit einem Fazit und einem Ausblick auf die weitere
Entwicklung der Bedeutung des Seniorenreisemarktes, insbesondere dem
für multimorbide Senioren.
Für diese Arbeit wurden im Titel bewusst die Bezeichnungen ,,Senioren-
reisemarkt" und ,,Multimorbidität" gewählt, da überwiegend die Personen-
gruppe älterer Menschen mit altersspezifischen Erkrankungen sowie die
daraus resultierenden (vorübergehenden als auch bleibenden) Behinde-
rungen Gegenstand der Untersuchung sind. Im Rahmen dieser Arbeit
werden verschiedene Bezeichnungen der Zielgruppe, wie multimorbide
oder behinderte Senioren, verwendet. Hierbei wird keinesfalls beabsich-
tigt, diese Personen auf ihre Krankheiten oder Behinderungen zu reduzie-
ren bzw. diese zu stigmatisieren. Des Weiteren wird aus Gründen des
besseren Redeflusses lediglich die männliche Form benutzt, die Arbeit
bezieht sich aber selbstverständlich auf beide Geschlechter.

2 Segmentierung der Zielgruppe Senioren
5
2 Segmentierung der Zielgruppe Senioren
Die Zielgruppe der Senioren bildet keine geschlossene Einheit. Es existie-
ren vielfältige Differenzen zwischen den diesem Marktsegment zugehöri-
gen Personen. Die Vielzahl aktueller und potentieller Konsumenten kann
sich in den verschiedensten Aspekten voneinander unterscheiden, so zum
Beispiel hinsichtlich Geschlecht, Alter, Beruf und Einstellungen. Für die
Entwicklung zielgruppenspezifischer Angebote ist eine Differenzierung
nach nur einem Segmentierungskriterium, wie z.B. dem Alter, unzurei-
chend und eine feinere Unterteilung nach weiteren Kriterien unabdingbar.
Aufgrund der Individualität der Personen, die sich aus der jeweiligen kon-
kreten Lebenssituation ergibt, sollten weitere Segmentierungsansätze, wie
z.B. der Gesundheitszustand, als Abgrenzungskriterium herangezogen
werden.
Im folgenden Kapitel werden deshalb zunächst die Grundlagen der Markt-
segmentierung näher erläutert. Anschließend werden Segmentierungsan-
sätze für die Zielgruppe der Senioren aufgezeigt und verschiedene Senio-
rentypologien vorgestellt.
2.1 Theoretische Grundlagen der Marktsegmentierung
Aufgrund der vielfältigen Unterschiede zwischen den verschiedenen Kon-
sumentengruppen ist es keinem Unternehmen möglich, seine Marketing-
maßnahmen an Einzelpersonen auszurichten. Um trotzdem allen Kunden
gleichermaßen erfolgreich gerecht werden zu können, nutzen die Anbieter
die Möglichkeit eines zielgruppenorientierten Marketing. Diese Zielgrup-
penstrategie verlangt als ersten Schritt die Marktsegmentierung.
Unter dem Begriff der Marktsegmentierung wird nach Meffert ,,die Auftei-
lung eines Gesamtmarktes in bezüglich ihrer Marktreaktion in intern ho-
mogene und untereinander heterogene Untergruppen (Marktsegmente),
sowie die Bearbeitung eines oder mehrerer dieser Marktsegmente" ver-
standen.
1
1
vgl. Meffert 2000, S.181

2 Segmentierung der Zielgruppe Senioren
6
Die Bildung homogener Teilmärkte bzw. ­segmente erfordert, dass diese
in sich möglichst ähnlich (intern homogen), im Vergleich zu anderen Teil-
segmenten aber möglichst unterschiedlich (extern heterogen) sein sollten.
Der Zweck der Marktsegmentierung besteht darin, Gruppen von Nachfra-
gern zu isolieren, welche sich durch ähnliches Kaufverhalten auszeichnen
und die Leistungsangebote möglichst genau auf die spezifischen Wün-
sche dieser Nachfrager zuzuschneiden.
2
2.1.1 Marktbearbeitungsstrategien
Durch den Wandel vom Verkäufer- zum Käufermarkt wird die Notwendig-
keit einer gezielten Marktbearbeitung begründet. Nicht mehr die Produkti-
on, sondern der Absatz stellt den Engpass in der Marketingplanung dar.
3
Die Marktsegmentierung ist eine sich an spezifischen Bedürfnissen ver-
schiedener Zielgruppen orientierende Marketingstrategie der Unterneh-
men, die undifferenziert, differenziert oder konzentriert sein kann.
4
Grad der Diffe-
renzierung
Abdeckung des
Marktes
Undifferenziert
Differenziert
Vollständig
Ansprache des Ge-
samtmarktes mit glei-
chen Leistungsange-
boten (1)
Ansprache des Ge-
samtmarktes mit diffe-
renzierten Leistungsan-
geboten (3)
Teilweise
Ansprache eines aus-
gewählten Segments
mit undifferenzierten
Leistungsangeboten
(2)
Ansprache ausgewähl-
ter Segmente mit diffe-
renzierten Leistungsan-
geboten (4)
Abbildung 1: Segmentspezifische Marktbearbeitungsstrategien
5
Bei der undifferenzierten Marktbearbeitung wird mit einem Produkt der
Gesamtmarkt bearbeitet. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Ge-
meinsamkeiten hinsichtlich der Bedürfnisse von Kunden und konzipiert ein
Produkt und ein Marketingprogramm, das die größtmögliche Anzahl an
2
vgl. Bruhn 1999, S.60
3
vgl. Freter 1983, S.16
4
vgl. Poth /Poth 1999, S. 262
5
Quelle: Meffert 2000, S.217 (verändert)

2 Segmentierung der Zielgruppe Senioren
7
Käufern ansprechen soll (Massenmarkt).
6
Hier werden auch Senioren als
Kunden im Destinationsmarketing angesprochen, da die breit gefächerte
Ansprache diese natürlich mit einbezieht. Allerdings wird dabei das Alter
außer Betracht gelassen und es erfolgt keine spezielle Differenzierung der
Senioren von anderen Altersgruppen.
Im Rahmen der differenzierten Marktbearbeitung bearbeitet ein Unter-
nehmen mehrere Marktsegmente, wobei für jedes dieser Segmente spe-
zielle Produkte entwickelt werden. Da mit zunehmendem Differenzie-
rungsgrad allerdings hohe finanzielle sowie personelle Ressourcen not-
wendig werden, kommt diese Bearbeitungsstrategie nur bei größeren Un-
ternehmen in Frage.
7
Als Beispiel sind hier die großen Reiseveranstalter
zu nennen, die neben ihrem ,,Normalprogramm" zusätzlich noch Senioren-
reisen anbieten.
Bei der konzentrierten Marktbearbeitung entscheidet sich ein Unterneh-
men für eine bestimmte Zielgruppe, auf deren spezielle Bedürfnisse das
Produkt ausgerichtet wird. Hierbei kann sich das Unternehmen, aufgrund
seiner umfangreichen Kenntnisse der Bedürfnisse seiner Kunden, eine
starke Position gegenüber anderen Unternehmen aufbauen.
8
Beispielhaft
zu nennen sind kleine Nischenanbieter, z.B. für Reisen speziell für multi-
morbide Senioren oder für Behinderte.
2.1.2 Nachfragebestimmende Marktsegmentierungskriterien
Eine weitere Grundlage der Marktsegmentierung ist eine Analyse der
Nachfragemerkmale von Kunden. Hier stellt sich die Frage, nach welchen
Kriterien die Zielgruppen eines Unternehmens zu definieren sind. Die Un-
terteilung des Gesamtmarktes in unterschiedliche Käufergruppen kann
anhand einer Vielzahl verschiedener Trenngrößen vorgenommen werden.
6
vgl. Meffert 2000, S.216
7
vgl. Meffert 2000, S.217
8
vgl. Meffert 2000, S.216

2 Segmentierung der Zielgruppe Senioren
8
In Abbildung 2 werden die Merkmale aufgelistet, die üblicherweise zur
Aufteilung eines Konsumgütermarktes herangezogen werden.
Kriterien
Merkmale
(Auswahl)
Kombination mehrerer
Merkmale
geographische
Kriterien
Wohnort/Region
Stadt/Land
demographische
Kriterien
Geschlecht
Alter
Haushaltsgröße
Familienlebenszyklus
sozio-
demogra-
phische
Kriterien
sozio-
ökonomische
Kriterien
Bildungsstand
Beruf
Einkommen
Soziale Schicht
Milieus
psychogra-
phische
Kriterien
produktbezogen
oder allgemein
Motive
Einstellungen
Werte
Persönlichkeitsmerkmale
Interessen
Life-Style (in Kombinati-
on mit anderen Merkma-
len)
kaufbezogen
Einkaufsstättenwahl
Produktwahl
Markenwahl/ -treue
Preisverhalten
Kaufhäufigkeit
Kriterien
des beo-
bacht-
baren Ver-
haltens
allgemein
Informationsverhalten
Freizeitverhalten
Abbildung 2: Überblick ausgewählter Kriterien der Marktsegmentierung
9
Zu den soziodemographischen Kriterien zählen Merkmale wie Alter, Fami-
lienstand, Bildung, Einkommen und Beruf. Auch geographische Kriterien
wie Region oder Wohnort gehören zu den soziodemographischen Krite-
rien.
10
Bei den psychographischen Kriterien spielen Persönlichkeitsmerk-
male, Lebensstile, Freizeitinteressen und Wertevorstellungen eine wichti-
ge Rolle.
11
Die Kriterien des beobachtbaren Verhaltens beziehen sich im
Destinationsmarketing auf das allgemeine Reiseverhalten (z.B. Reisehäu-
figkeit, Reiseverkehrsmittel, Reisedauer, Reisepreis, Unterkunftsart etc.)
sowie auf das Entscheidungs­ und Buchungsverhalten. In der Praxis wer-
den die oben aufgeführten Kriterien in der Regel nicht einzeln genutzt,
sondern miteinander kombiniert.
9
Quelle: Kölzer
1995
, S.19
10
vgl. Freyer 2006, S.89
11
vgl. Kapitel 2.3 Seniorentypologien

2 Segmentierung der Zielgruppe Senioren
9
2.2 Abgrenzung des Marktsegments der Senioren
Zunächst einmal muss der Seniorenmarkt als Teilmarkt vom Gesamtmarkt
segmentiert werden. Es stellt sich die Frage, was unter dem Begriff ,,Seni-
oren" zu verstehen ist und welche Personen der Gruppe der Senioren zu-
geordnet werden können.
Der Begriff ,,Senior" stammt aus dem Latein und bedeutet, wie in unserem
Sprachgebrauch heute noch üblich, ,,der Ältere" bzw. ,,älterer Mensch".
12
Er wird als sympathischer, positiver Begriff für das Alter verwendet, wel-
ches allerdings mit negativen Assoziationen verbunden ist. Der Begriff ist
ein typisches Beispiel für eine schmeichelnde Ausdrucksform.
13
Das ,,Altern" beschreibt Schäffler als den ,,biologischen, psychischen und
sozialen Prozeß, der nicht erst im höheren Lebensalter beginnt, sondern
von der Geburt an unumkehrbar fortschreitet".
14
Der Seniorenmarkt umfasst Konsumenten höherer Altersklassen. Je nach
Definition kann der Beginn des Seniorenalters, z.B. bei statistischen Ta-
bellen, zwischen 50 und 65 Jahren liegen.
15
Es ist schwierig ,das Senio-
rensegment bzw. die Bevölkerungsgruppe der Senioren eindeutig von an-
deren Bevölkerungsgruppen abzugrenzen, da es natürlich den ,,Senior"
mit bestimmten Eigenschaften nicht gibt. In der Regel wird der Personen-
kreis zu den Senioren gezählt, der 60 Jahre oder älter ist, da es sich um
das durchschnittliche Alter des Renteneintritts handelt, welcher oftmals
maßgeblich für das Altersempfinden ist. Laut Hübner/ Born handelt es sich
um eine relativ willkürliche Abgrenzung, die aber in vielen Untersuchungen
über das Alter und die demographische Entwicklung Verwendung findet.
16
12
vgl. Duden 2000, S.378
13
vgl. Deutsches Seminar für Tourismus 2002, S.18
14
Schäffler, Menche, Bazlen, Kommerell 1997, S. 484
15
vgl. Artho 1997, S.26
16
vgl. Hübner/ Born 1999, S.24

2 Segmentierung der Zielgruppe Senioren
10
Vermehrt wird im Marketing bzw. in der Marktforschung dazu übergegan-
gen, die Grenze zum ,,Senior" früher festzulegen. Mit heute üblichen Beg-
riffen wie ,,55plus", ,,50plus" oder teilweise bereits ,,45plus" wird versucht,
die kaufkräftigen Untersechszigjährigen in das Senioren-Marketing mit
einzubeziehen. Dieses Vorziehen der Altersgrenze ist aber als problema-
tisch anzusehen, da die Charakteristika der eigentlichen Senioren nur auf
einen geringen Anteil dieser ,,Jungsenioren" übertragen werden können.
Für die Gruppe der Senioren existieren im Marketing die unterschiedlichs-
ten Bezeichnungen. Die bekanntesten Bezeichnungen sind der folgenden
Übersicht zu entnehmen:
Neue Alte
Mature Consumers
Junge Alte
Wollies (Well income old leisure people)
Junggebliebene Senior
Citizens
Menschen im dritten
Grampies (Growing retired active
Lebensabschnitt/ Lebensalter
moneyed people in an excellent state)
60plus Silver
Market
50plus Grey
Market
Oldies
Grumpies (Grown up mature people)
Goldies (abgeleitet vom
Gold Market
Goldenen Marktsegment)
Busy Fit Oldies
Selpies (Second Life People)
Erbengeneration
Woopies (Well off older people)
Mid Ager
Yollies (Young old leisured living people)
Master Consumer
Abbildung 3: Marketing-Bezeichnungen für die Zielgruppe der Senioren
17
.
Diese Begriffe sind neutrale Bezeichungen und von Marketing-Fachleuten
wohlüberlegte Synonyme für das Wort ,,Senioren". Da unsere Gesellschaft
mit dem Wort ,,Senior" das Attribut ,,Alt" verbindet, stellen diese Begriffe
einen Euphemismus dar, um die damit verbundenen negativen Assoziati-
onen auszugrenzen. Es ist zu erkennen, dass in der heutigen, vom ,,Ju-
gendwahn" geprägten, Gesellschaft eine gestörte Einstellung zum Alter
vorherrscht. Eine allgemeingültige Bezeichnung für die ältere Generation
gibt es in Deutschland nicht und es gibt keine eindeutige Altersgrenze, ab
der ein Mensch zu den ,,Senioren" zählt.
17
Quelle: eigene Erstellung in Anlehnung an Krieb/ Reidl 1999, S.78

2 Segmentierung der Zielgruppe Senioren
11
Ebenso schwierig wie die Abgrenzung des Seniors an sich bzw. des Seni-
orenmarktes von anderen Teilmärkten ist eine weiterreichende Klassifizie-
rung. In der Literatur findet man eine Vielzahl von Segmentierungsansät-
zen. Folgende grobe Segmentierung des Seniorenmarktes, die sich am
chronologischen Alter orientiert, erweist sich aus der Sicht des führenden
amerikanischen Forschungs- und Beratungsinstituts ,,Age Wave" als prak-
tikabel:
·
50 ­ 64 Jahre: Middle Adulthood (mittleres Erwachsenenalter)
·
65 ­ 79 Jahre: Late Adulthood (spätes Erwachsenenalter)
·
80 Jahre und älter: Old Age
18
Das chronologische Alter wird auch als das kalendarische bzw. tatsächli-
che Lebensalter bezeichnet. Eine einheitliche Altersgrenze zur Differenzie-
rung zwischen Senioren und Menschen mittleren Alters gibt es allerdings
nicht. Die Weltgesundheitsorganisation WHO z.B. unterscheidet Personen
höheren Alters nach
·
Älteren Menschen (60 ­ 75 Jahre)
·
Alten Menschen (76 ­ 90 Jahre)
·
Sehr alten Menschen (91-99 Jahre)
·
Langlebigen Menschen (über 100 Jahre).
19
Eine andere Unterteilung des Freizeit- und Tourismusforschers Opa-
schowski lautet wie folgt:
·
Jungsenioren (50-64 Jahre)
·
Senioren (65-79 Jahre)
·
Hochaltrige (über 80 Jahre)
20
18
vgl. Meyer- Hentschel 1991, S.80
19
vgl. Heeren 2004, S 12 f.
20
vgl. Opaschowski 1998, S.11

2 Segmentierung der Zielgruppe Senioren
12
Ein wesentlicher Vorteil des Merkmals ,,Alter", das den demographischen
Segmentierungskriterien zuzuordnen ist, liegt in der Korrelation mit dem
Konsumverhalten. Dabei weist das Alter im Vergleich zu den anderen
Segmentierungskriterien kaum Messprobleme auf. Auch sind vorliegende
statistische Daten zumeist nach dem Alter unterteilt, so dass sich die Be-
völkerung in bestimmte Altersgruppen einteilen lässt. Ein Nachteil der
Segmentierung allein anhand des Merkmals ,,Alter" ist jedoch darin zu se-
hen, dass sich z.B. das Kauf- bzw. Reiseverhalten kaum uneingeschränkt
auf das Alter zurückführen lässt. Innerhalb einer Altersklasse können ver-
schiedenste Verhaltensweisen vorherrschen.
21
Obwohl eine chronologische Abgrenzung zur Bestimmung des Seniors als
durchaus problematisch angesehen werden muss, wird dennoch in vielen
Untersuchungen über das Alter bzw. die demographische Entwicklung
eine derartige Unterscheidung als Kriterium benutzt.
22
Das Alter als Seg-
mentierungsvariable scheint geeignet, da bestimmte physische und psy-
chische Veränderungen erst mit zunehmendem Alter auftreten, wobei le-
diglich der Grad der Veränderung individuell ist. Das subjektive wie auch
das körperliche Altersempfinden hängt stark mit dem tatsächlichen Alter
zusammen, wodurch eine kalendarische Abgrenzung gerechtfertigt zu
sein scheint.
23
Es bleibt festzuhalten, dass die Altersuntergrenze bei der
Betrachtung des Seniorenmarktes oftmals unter 60 Jahre angegeben wird,
dabei allerdings nicht unter dem 50. Lebensjahr liegt.
24
21
vgl. Deutsches Seminar für Tourismus 2002, S.22 f.
22
vgl. Heeren 2004, S.15
23
vgl. Kölzer 1995, S.40
24
vgl. Kölzer 1995, S.28

2 Segmentierung der Zielgruppe Senioren
13
Zusammenfassung
In dieser Arbeit werden die Personen den Senioren zugeordnet, welche
das 60. Lebensjahr überschritten haben, da ab diesem Zeitpunkt zumeist
der Eintritt in den Ruhestand erfolgt (die Berufsaufgabe in Deutschland
kann mit einer Altersangabe von etwa 60 Jahren relativ genau beziffert
werden) und damit die erworbene freie Zeit, welche u.a. zum Reisen ge-
nutzt wird, sprunghaft zunimmt. Die Kombination aus chronologischem
Alter und dem Eintritt in den Ruhestand scheint auch geeignet, da dieses
Ereignis einschneidende Veränderungen für die Lebenssituation eines
Menschen mit sich bringt. Von einer Altersobergrenze wird in dieser Arbeit
abgesehen. Dies hängt damit zusammen, dass im Verlauf der Untersu-
chung auch multimorbide Senioren betrachtet werden, die aufgrund des
medizinischen Fortschritts sowie eines gesteigerten Gesundheitsbewusst-
seins oftmals erst in relativ hohem Alter mit (Mehrfach-) Erkrankungen
konfrontiert werden. Es muss jedoch auch des öfteren von dieser Abgren-
zung abgewichen werden, da in vielen Statistiken und Untersuchungen
andere Alterseinteilungen vorgenommen werden.
2.3 Seniorentypologien
Die Darstellung verschiedener Seniorentypologien verdeutlicht, dass ei-
nerseits die traditionellen Arbeitstugenden, andererseits aber auch die
Freizeitwerte bei den Senioren vorherrschen. Die heutige Seniorengenera-
tion unterscheidet sich deutlich von der älteren Bevölkerungsgruppe frühe-
rer Zeiten. Formulierungen wie ,,die neuen Alten" oder ,,die jungen Alten"
sagen aus, dass die heutige Seniorengeneration ein ,,jüngeres" Verhalten
an den Tag legt als die Senioren früherer Zeiten. Ein spezifisches Alters-
verhalten erfolgt erst in relativ hohem Alter.

2 Segmentierung der Zielgruppe Senioren
14
In der Literatur findet man verschiedene Studien, wie die Gruppe der Se-
nioren unterteilt werden kann. Meist sind Untergliederungen, wie bereits
erwähnt, an das Alter angelehnt. Da die Bevölkerungsgruppe der Senioren
eine starke Heterogenität aufweist, gestaltet sich die Einteilung in klar ab-
grenzbare Zielgruppen als schwierig. Nachfolgend werden verschiedene
Typenbildungen vorgestellt.
Bezüglich der Auswirkungen verschiedener Lebensstile auf das Touris-
musverhalten bietet sich vor allem die Einteilung des Instituts für Freitzeit-
wissenschaft (IFF) aus dem Jahr 1996 an. In einer breit angelegten Studie
wurde hier versucht, das Reiseverhalten der Senioren differenzierter zu
beschreiben. Bei diesem Ansatz wurde auch die Gruppe der 50- bis 59-
Jährigen mit einbezogen. Dieses diente vor allem prognostischen Zwe-
cken. Da sich das Reiseverhalten im Alter nicht stark verändert, sondern
eher aus jüngeren Jahren fortgeführt wird, können aus der Bestandsauf-
nahme dieser Altersgruppe Rückschlüsse auf das zukünftige Reiseverhal-
ten geschlossen werden.
25
In dieser Studie wurden sechs Seniorentypolo-
gien gebildet, welche sich signifikant voneinander unterscheiden.
26
Das Institute Infratest Sozialforschung teilt die Senioren wie folgt ein:
·
Typ 1: Die pflichtbewussten, häuslichen Älteren (31%): Sie sind
selbstzufrieden, anpassungsfähig und skeptisch gegenüber Neu-
em. Sie sind geprägt von starkem Sicherheitsdenken und ziehen
sich oft ins Private zurück.
·
Typ 2: Die sicherheits- und gemeinschaftsorientierten Alten
(29%): Bei Ihnen überwiegen nüchtern-kritische Einstellungen. Ak-
tivitäten werden mit Ernsthaftigkeit und Disziplin betrieben. Sponta-
neität ist zumeist nicht vorhanden.
25
vgl. Hübner, Born 1999, S.29
26
siehe Anhang 1

2 Segmentierung der Zielgruppe Senioren
15
·
Typ 3: Die resignierten, zurückgezogenen Älteren (15%): Ihr In-
teresse beschränkt sich zumeist auf Arbeit im Haus und Garten. Ih-
re pessimistische Lebenseinstellung gründet in Einsamkeit, Ohn-
macht und Resignation. Sie haben ein stark ausgeprägtes Sicher-
heitsbedürfnis.
·
Typ 4: Die aktiven, neuen Älteren (25%): Sie zeichnet ein aktives
Freizeitverhalten aus. Sie haben Interesse an Kultur und sind ge-
kennzeichnet durch eine Leistungs- und Verantwortungsbereit-
schaft für neue Tätigkeitsfelder. Sie wollen ihr Leben genießen und
streben nach Selbstverwirklichung, leben in guten finanziellen Ver-
hältnissen, sind sozial integriert und kontaktfreudig.
27
Eine Studie von Müller unterteilt die Gruppe der Senioren in fünf idealtypi-
sche Seniorentypen. Die Daten stammen aus dem Jahr 1993. Vorausset-
zung der Definition des Seniors war das Erreichen des 55. Lebensjahres
und die Personen durften nicht mehr berufstätig sein.
28
·
Junge Alte (9%): Sie sind aktiv, konsumfreudig, markenbewusst,
überdurchschnittlich gebildet und haben eine optimistische Lebens-
einstellung.
·
Emanzipierte Bildungsbürger (21%): Sie haben den höchsten
Bildungsstandard aller Gruppen, sind kulturbewusst und hedonis-
tisch eingestellt. Gegenüber Werbung verhalten sie sich distanziert
und haben nur ein durchschnittliches Produktinteresse.
·
Aktive Konservative (17%): Ihr Leben spielt sich überwiegend im
Freundes- sowie Familienkreis ab. Bildungsstand und Ausbildungs-
niveau sind relativ niedrig, ihre Einkommenssituation gut. Sie
zeichnet ein hohes Sicherheitsbedürfnis aus und sind marken- so-
wie qualitätsbewusst.
·
Passive Konservative (32%): Sie sind mit geringen finanziellen
Mitteln sowie einem eher geringen Bildungsniveau ausgestattet und
verlassen die häusliche Umgebung eher selten.
27
vgl. Leimer 1997, S.32
28
vgl. Hübner, Born 1999, S.29

2 Segmentierung der Zielgruppe Senioren
16
·
Resignierte Alte (20%): Sie besitzen ein eher geringes Produktin-
teresse. 51% dieser Gruppe sind älter als 70 Jahre.
29
Das Marktforschungsinstitut Grey segmentiert den Seniorenmarkt mittels
einer multifaktoralen Analyse. Folgende Faktoren wurden hierbei berück-
sichtigt:
·
Das biologische Alter (look-age)
·
Das psychologische Alter (feel-age)
·
Das soziale Alter (do-age)
·
Das kognitive Alter (interest-age)
Die wichtigsten Verhaltensvariablen dieser Segmentierung sind laut Grey
die geistige Haltung, Aufgeschlossenheit, Zukunftsorientierung sowie
Neugier. Es wurde aufgrund dieser Kriterien folgende Segementierung
des Seniorenmarktes vorgenommen:
·
Die erlebnisorientierten, beweglichen ,,Master Consumers" (35%
der 50+ Bevölkerung): Diese Zielgruppe ist für das Marketing be-
sonders relevant, da 35% der Bevölkerung, mit einem überproporti-
onal großen Anteil an 50- bis 65-Jährigen, über knapp die Hälfte
des Geldes der 50+ Generation verfügt. Die Master Consumers
lehnen alle Altersstereotypen ab, sind aktiv und erlebnisorientiert
und nehmen intensiv am öffentlichen Leben teil. Sie sind unter-
nehmungslustig, Neuem gegenüber aufgeschlossen und genießen
ihren hohen Lebensstandard. Sie besitzen eine hohe psychische
und physische Vitalität, haben ein hohes Bildungsniveau und verfü-
gen über ein gehobenes Einkommen. Sie sind die ,,Beweglichen"
unter den Senioren und im Grunde alles andere als alt.
29
vgl. Leimer 1997, S.32

2 Segmentierung der Zielgruppe Senioren
17
·
Die
eher
konservativen
,,Simplifiers" (32% der 50+ Bevölkerung):
Die ,,Simplifiers" sind die Gruppe der ,,Late Adaptors". Sie sind die
,,wahren" Pensionäre mit eher traditionellem Rollenverhalten. Rück-
zug aus dem öffentlichen Leben charakterisiert ihren Lebensstil. Sie
verfügen lediglich über einen limitierten finanziellen Spielraum.
·
Die still genießenden ,,Maintainers" (33% der 50+ Bevölkerung):
Diese Gruppe hat sich vom traditionellen Rollenverhalten ,,älterer
Menschen" abgewandt und sich mit dem Wechsel der Lebenspha-
sen neu orientiert. Freiheit und Freizeit genießen steht für sie an
erster Stelle. Sie verfügen über ausreichende finanzielle Mittel und
eine gute gesundheitliche Verfassung.
30
Neben diesen Klassifizierungen der Senioren existieren noch zahlreiche
weitere Abgrenzungsversuche. Diese Klassifizierung der verschiedenen
Seniorentypologien soll eine bessere Abgrenzung der Senioren unterein-
ander ermöglichen, nämlich die nach Einstellungen und Lebensarten.
Für den Reisemarkt sind vor allem die aktiven und freizeitorientierten ,,jun-
gen Alten" von Bedeutung, da sie sich häufig noch sehr mobil und gesund
fühlen und deshalb an (längeren) Reisen interessiert sind. Die ,,älteren
Alten" haben laut Hübner/Born oftmals gesundheitliche Einschränkungen
und verreisen daher entweder gar nicht oder nur kurz und zu eher näher
gelegenen Destinationen.
31
Warum diese Personengruppe der ,,älteren
Alten" oftmals nicht verreist und welche Massnahmen ergriffen werden
müssen, damit das Interesse dieser Personen am Reisen geweckt wird
und diese als Kunden für die Tourismusbranche gewonnen werden kön-
nen, wird in dieser Arbeit thematisiert.
30
vgl. Artho 1996, S. 108 f.
31
vgl. Hübner, Born 1999, S.36

3 Marktstellung der Senioren
18
3 Marktstellung der Senioren
Das folgende Kapitel beschreibt die Merkmale der heutigen und prognos-
tisch die der zukünftigen Seniorengeneration. Ebenso sollen die daraus
resultierenden Auswirkungen für das Marktgeschehen betrachtet werden.
Des Weiteren wird auf die Bedeutung der älteren Menschen als Wirt-
schaftsfaktor eingegangen. Hierzu gehören zum einen quantitative Fakto-
ren, wie die Bevölkerungszusammensetzung und die Bevölkerungsent-
wicklung sowie qualitative Faktoren, z.B. die finanzielle Ausstattung der
Senioren in Hinblick auf deren Kaufkraft.
3.1 Bevölkerungszusammensetzung und -entwicklung
Für die Beschreibung der quantitativen Marktbedeutung von Senioren
heute und in der Zukunft ist die Zusammensetzung der Bevölkerung nach
Altersgruppen, welche zumeist in Form von ,,Alterspyramiden" dargestellt
wird, wichtig. Der Bevölkerungsanteil der Senioren steht im engen Zu-
sammenhang mit dem aktuellen und zukünftigen Nachfrage- und Ange-
botsverhalten. Daher werden im Folgenden sowohl die Bevölkerungszu-
sammensetzung in Deutschland als auch zukünftige Bevölkerungsprogno-
sen näher beschrieben.
3.1.1 Demographischer Wandel
Der Begriff des demographischen Wandels steht laut Meffert für ,,eine
schrumpfende und gleichzeitig immer älter werdende Gesellschaft".
32
Wer
die demographische Entwicklung betrachtet, stellt nach Krieb fest, dass
die Gruppe der Älteren stetig wächst, nicht nur in Deutschland. Weltweit
zeichnet sich diese Entwicklung ab, Deutschland nimmt allerdings im in-
ternationalen Vergleich einen Spitzenplatz ein.
33
Sinkende Geburtenzah-
len, eine stetig zunehmende Lebenserwartung und die Bevölkerungsbe-
wegungen als Bestimmungsgrößen sind verantwortlich dafür, dass sich
die Bevölkerung in Deutschland von der ,,Pyramide" zum ,,Pilz" verändert.
Daher wird nun näher auf diese Größen eingegangen.
32
Meffert, Backhaus, Becker 2004, S.1
33
vgl. Krieb/ Reidl 2001, S.25

3 Marktstellung der Senioren
19
Der Altersaufbau einer Bevölkerung kann anschaulich anhand der Darstel-
lung einer Alterspyramide beschrieben werden. In Abbildung 4 ist der Al-
tersaufbau der Deutschen Bevölkerung Ende 2001 sowie die prognosti-
zierte Bevölkerungszusammensetzung für das Jahr 2050 zu erkennen.
Abbildung 4: Altersaufbau der Bevölkerung 2001 und 2050
34
Deutlich ablesbar ist hier der Übergang in eine ,,Altengesellschaft" bis zum
Jahr 2050. Der zu erwartende überproportionale Anteil von Männern und
Frauen über 60 Jahren wird laut BIB (Bundesinstitut für Bevölkerungsfor-
schung) starke Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Lage haben,
z.B. aufgrund leerer Rentenkassen.
35
Zu erkennen ist ebenso die geringe
Zahl ,,nachwachsender" Personen.
36
Die Abbildung verdeutlicht, dass die
geburtenstarken Jahrgänge der 60er und teilweise auch der 70er Jahre
des letzten Jahrhunderts zu einem relativ breiten ,,Kopf" der Alterspyrami-
de (2050) führen werden, welcher für die Senioren im Alter von Ende 70
bis Mitte 80 steht. Der Ende der 60er Jahre einsetzende Geburtenrück-
gang zeigt sich in der schwachen Belegung der Senioren von Mitte bis
Ende 70.
34
Quelle: http://www.destatis.de/basis/d/bevoe/bevoegra2.php
35
vgl. Boshammer 20005 in: Lebensmittelzeitung spezial, Ausgabe 1/2005, S. 8
36
vgl.Meffert, Backhaus, Becker 2004, S.4

3 Marktstellung der Senioren
20
Der Anstieg der Geburtenzahlen sowie eine erhöhte Zuwanderung Mitte
der 70er Jahre bis Anfang der 90er spiegelt sich in der großen Anzahl der
Menschen um die 60 Jahre wider.
Laut Ergebnissen des Mikrozensus
37
(Statistisches Bundesamt) vom März
2004 lebten in Deutschland 82,5 Millionen Menschen. In 2004 betrug der
Anteil der Menschen ab 65 Jahren 18,6 %. Die Bevölkerung Deutschlands
nach Altersgruppen stellt sich für die Jahre von 2002-2004 wie folgt dar:
Bevölkerung nach Altersgruppen
Gegenstand der
Nachweisung
Einheit
2002
2003
2004
Deutschland
nach Altersgruppen von ... bis unter ... Jahren
unter 6
1 000
4 623,5
4 519,3
4 435,1
6 ­ 15
1 000
7 792,1
7 642,8
7 489,5
15 ­ 25
1 000
9 514,5
9 621,7
9 678,1
25 ­ 45
1 000
24 763,8
24 461,1
24 088,7
45 ­ 65
1 000
21 404,1
21 426,8
21 441,9
65 und mehr
1 000
14 438,8
14 860,0
15 367,5
Insgesamt
1 000
82 536,7
82 531,7
82 500,8
Tabelle 1: Bevölkerung nach Altersgruppen. Stand: 2004
38
Als Hauptursachen der aktuell zu beobachtenden demographischen Ent-
wicklung können im Wesentlichen zwei Größen herangezogen werden:
Zum einen die steigende Lebenserwartung, bei der angenommen werden
kann, dass diese in den nächsten 50 Jahren um sechs bis sieben Jahre
(bei Männern auf 83 und bei Frauen auf 88 Jahre) ansteigen wird. Zum
anderen der Rückgang der Geburtenzahlen sowie die Migration, d.h. der
Saldo aus Zuzügen in die Bundesrepublik und Abwanderungen ins Aus-
land. Diese Einflussfaktoren werden nun näher erläutert.
37
Der Mikrozensus ist die amtliche Repräsentativstatistik über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt in
Deutschland. Er liefert statistische Informationen über die Bevölkerungsstruktur, die wirtschaftliche und
soziale Lage der Bevölkerung, den Haushalts ­ und Familienzusammenhang u.a.
38
Quelle: http://www.destatis.de/basis/d/bevoe/bevoetab5.php

3 Marktstellung der Senioren
21
3.1.2 Steigende Lebenserwartung
Die durchschnittliche Lebenserwartung ist in den vergangenen Jahrzehn-
ten erkennbar gestiegen. Ein um das Jahr 1900 geborenes Mädchen hatte
beispielsweise eine Lebenserwartung von ca. 48 Jahren, ein zu der Zeit
geborener Junge von 45 Jahren (vgl. Abbildung 5). Für ein 1998 gebore-
nes Kind z.B. errechnet sich eine um etwa 30 Jahre höhere Lebenserwar-
tung (80,5 Jahre bei Mädchen bzw. 74,4 Jahre bei Jungen). Bereits ge-
genüber 1970 ist die durchschnittliche Lebenserwartung heute um ca. sie-
ben Jahre höher.
39
44
,8
56,
0
59
,9
64
,6
66
,9
67
,4
70,
2
72
,9
74
,4
76,
2
78
,1
48
,3
58
,8
62
,8
68
,5
73
,8
76
,9
79
,3
80,
5
82
,6
84
,5
72
,4
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
1905 1925 1933 1950 1960 1970 1980 1990 1998 2025 2050
Lebensjahre
männlich
weiblich
Abbildung 5: Lebenserwartung Neugeborener von 1905 bis 2050
40
Ursache für die steigende Lebenserwartung im 20. und 21. Jahrhundert ist
laut Statistischem Bundesamt vor allem die stark rückläufige Säuglings-
und Kindersterblichkeit. Heute sterben noch vier von 1000 lebend gebore-
nen Kindern im ersten Lebensjahr, vor 100 Jahren waren es 200, vor 30
Jahren noch 21 Kinder. Aber auch in den anderen Altersgruppen nahm die
Sterbewahrscheinlichkeit kontinuierlich ab.
41
Dies hat zur Folge, dass der
Anteil der Bevölkerung, der ein höheres Alter erreicht, stark angewachsen
ist. Seit Ende der 80er Jahre erleben, nach Angaben der Sterbetafel des
39
vgl. BM für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Dritter Altenbericht 2001, S. 14
40
Quelle: http://www.destatis.de/basis/d/bevoe/bevoetab5.php
41
vgl. Statischtisches Bundesamt 2003, S.14

3 Marktstellung der Senioren
22
Statistischen Bundesamtes, mindestens 50 % der Männer und 70% der
Frauen ihr 75. Lebensjahr. Noch 1970/72 waren es lediglich 39% der
Männer und 60% der Frauen.
42
Zukünftige Zuwächse der Lebenserwar-
tung sind vor allem in den höheren Altersklassen zu erwarten. Eine Frau,
die heute 60 Jahre alt ist, kann durchschnittlich damit rechnen, noch 23
Jahre zu leben. Für einen 60jährigen Mann beträgt die weitere Lebenser-
wartung heute durchschnittlich noch 19 Jahre.
43
Abbildung 6: Fernere Lebenserwartung im Alter von 60 Jahren
44
Gründe für die gestiegene Lebenserwartung liegen vor allem in der besse-
ren medizinischen Versorgung/ dem medizinischen Fortschritt, einer ge-
sünderen Ernährung sowie einem gewachsenen Bewusstsein für die ge-
sundheitssteigernde Wirkung einer altersentsprechenden Ertüchtigung.
Des Weiteren tragen die Entwicklungen in der Hygiene, der Wohnsituation
sowie in den Arbeitsbedingungen entscheidend dazu bei, dass die Men-
schen ein höheres Alter erreichen.
45
42
vgl. Statischtisches Bundesamt 2003, S.14
43
vgl. BM für Soziales, Frauen und Jugend (BMFSFJ) Dritter Altenbericht 2001, S. 14
44
Quelle: Statistisches Bundesamt 2003 (Ab 2035 Annahmen der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausbe-
rechnung)
45
vgl.Meffert, Backhaus, Becker 2004, S.2

3 Marktstellung der Senioren
23
3.1.3 Rückgang der Geburtenzahlen
Seit den siebziger Jahren ist die Geburtenrate rapide gesunken. Waren es
damals noch 2,1 Kinder, die durchschnittlich das Licht der Welt erblickten,
so ist dieser Wert heute auf 1,4 Kinder abgesunken.
46
Eine Geburtenziffer
von 1,4 Kindern bedeutet, dass jede Elterngeneration nur zu etwa zwei
Dritteln durch Kinder ersetzt wird. Dieser Wert reicht nicht aus, um den
sterbenden Bevölkerungsteil zu ersetzen. Die Folge ist eine massive Be-
völkerungsschrumpfung.
47
Um die gegenwärtige Bevölkerungszahl kon-
stant zu erhalten, müsste eine Geburtenziffer von 2,1 Kindern erreicht
werden.
48
Diese Kinder wiederrum müssten selbst mindestens zwei Kinder
auf die Welt bringen, um die vorangegangenen Generationen zu ersetzen.
Die Gründe für den Rückgang der Geburtenzahlen sind vielfältig, bei-
spielsweise nennt Heeren in seiner Untersuchung aus dem Jahre 2004
folgende:
·
Höherer
Lebensstandard
·
Ausbau des Wohlfahrtsstaates
·
Wunsch nach Selbstverwirklichung
·
Verbesserte
Arbeitsbedingungen
·
Neubewertung der Freizeit
Vor allem aber findet der Rückgang der Geburtenzahlen laut Heeren seine
Ursache in der zunehmenden Teilhabe von Frauen am Erwerbsleben und
einem veränderten Rollenverständnis.
49
46
vgl. Boshammer 20005 in: Lebensmittelzeitung spezial, Ausgabe 1/2005, S. 9
47
vgl. Meffert, Backhaus, Becker 2004, S.2
48
vgl. Statistisches Bundesamt 2003, S.10
49
vgl. Heeren 2004, S. 39

3 Marktstellung der Senioren
24
3.1.4 Migration
Unter Migration werden die Zuzüge in die Bundesrepublik sowie Fortzüge
der deutschen Bevölkerung ins Ausland verstanden. Für die künftige Be-
völkerungszahl und Altersstruktur ist hierbei die Differenz zwischen Zu-
und Fortzügen (Wanderungssaldo) ausschlaggebend. Dieser Saldo lässt
sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes jedoch kaum aus ei-
nem Trend früherer Entwicklungen ableiten.
50
Der Wanderungssaldo
hängt zum einen vom Migrationspotenzial in Folge von politischen, wirt-
schaftlichen, demographischen und ökologischen Entwicklungen in den
Herkunftsländern ab, zum anderen von der Deutschen Migrationspolitik,
dem Arbeitsmarkt und der wirtschaftlichen und sozialen Attraktivität
Deutschlands.
51
Das Statistische Bundesamt nennt als Ursachen für die starken Migrati-
onsschwankungen in Deutschland in der Vergangenheit vor allem:
·
Anwerbung ausländischer Arbeitnehmer in den 50er/ 60er Jahren
·
Familiennachzüge
dieser
Arbeitnehmer in den 70ern
·
Politische Entwicklungen, wie z.B. die starke Zuwanderung
deutschstämmiger Aussiedler aus Osteuropa nach dem Zusam-
menbruch der Sowjetunion
·
Asylsuchende und Bürgerkriegsflüchtlinge
In der zehnten Bevölkerungvorausberechnung entwickelte das Statistische
Bundesamt drei verschiedene Szenarien, wie die Bevölkerungsentwick-
lung aufgrund von Zu- und Abwanderung im Jahr 2050 aussehen könnte:
·
Szenario W1: ein jährlicher positiver Wanderungssaldo von
100.000 Personen
·
Szenario W2: ein jährlicher positiver Wanderungssaldo von
200.000 Personen
·
Szenario W3: ein jährlicher positiver Wanderungssaldo von
200.000 Personen bis 2011, danach 300.000 pro Jahr
50
vgl. Statistisches Bundesamt 2003, S.20
51
vgl. Statischtisches Bundesamt 2003, S.20

3 Marktstellung der Senioren
25
jährlicher Wanderungssaldo
Annahme
Deutsche
Ausländer/innen
Kumulierte Wande-
rungsgewinne bis
zum Jahr 2050
(Deutsche + Auslän-
der/-innen)
W 1
100.000 5.660.000
W 2
200.000 10.460.000
W 3
Schrittweiser Abbau
der Wanderungsge-
winne von jährlich
80.000 bis zum Null-
niveau im Jahr 2040
200.000 ab dem Jahr
2011 300.000
14.460.000
Abbildung 7: Annahmen zur künftigen Entwicklung der Außenwanderungen
52
Die erwarteten Zuwanderungen können den Bevölkerungsrückgang zwar
mindern, aber nicht aufhalten. Selbst bei einem prognostizierten Zuwande-
rungsgewinn von jährlich 200.000 Personen sagen die vom Statistischen
Bundesamt vorgelegten Modellrechnungen eine Abnahme der Bevölke-
rung bis 2050 bis etwa 75 Millionen voraus.
Davon im Alter von...bis...Jahren
60 und älter
Insgesamt
am Jahres-
ende
unter 20
20 - 59
Insgesamt
80 und älter
Millionen
in %
1950...
69,3 30,4
55,0 14,6
1,0
1970...
78,1 30,0
50,1 19,9
2,0
1990...
79,8 21,7
57,9 20,4
3,8
2001...
82,4 20,9
55,0 24,1
3,9
2010...
83,1 18,7
55,7 25,6
5,0
2030...
81,2 17,1
48,5 34,4
7,3
2050...
75,1 16,1
47,2 36,7
12,1
Tabelle 2: Altersaufbau der Bevölkerung 1950 - 2050
53
Der zahlenmäßige Bestand an Menschen in Deutschland würde sich hal-
ten lassen, wenn die Zahl der Nettoeinwanderung jährlich von jetzt etwa
150.000 schrittweise bis in Richtung 600.000 bis zur Jahrhundertmitte er-
höht würde.
52
vgl. Statistisches Bundesamt 2003, S.20
53
Quelle: Statistisches Bundesamt 2003, S. 31 leicht verändert

3 Marktstellung der Senioren
26
Wenn man jedoch verhindern will, dass sich die Altersstruktur verschlech-
tert, müsste man jährlich 3,5 Millionen Menschen netto einwandern las-
sen, was sich bis zum Jahr 2050 auf 188 Millionen summieren würde. Nur
dann würden jüngere Einwanderer die Altersstruktur hierzulande konser-
vieren.
54
Zusammenfassung
Alle Prognosen und Szenarien über die Bevölkerungsentwicklung gehen
aufgrund des seit längerem stabilen Trends davon aus, dass sich die Be-
völkerunszahl in Deutschland verringern wird. Seit 1950 nahm die Bevöl-
kerung, trotz einer Phase mit Bevölkerungsrückgängen in den 70er und
80er Jahren, um rund 14 Millionen auf heute über 82 Millionen Menschen
zu. Dieser Trend wird sich aller Voraussicht nach in Zukunft ändern und
eine Bevölkerungsschrumpfung (die Zahl der Sterbefälle übertrifft die Zahl
der Geburten und kann auch nicht durch Zuwanderung kompensiert wer-
den) eintreten.
Die Bevölkerungsstruktur in Deutschland wird sich in Zukunft in eine spe-
zifische Richtung entwickeln. Der prozentuale Anteil sowohl der jungen
Menschen unter 20 Jahren als auch der Erwachsenen im Alter von 20 ­
59 Jahren wird in den nächsten Jahrzehnten sinken. Dagegen wird die
Zahl der über 60-Jährigen von heute knapp 25% der Bevölkerung in den
nächsten Jahren und Jahrzehnten stark zunehmen. Eine Bevölkerungszu-
nahme ist in den nächsten Jahrzehnten aus den oben genannten Gründen
nicht zu erwarten. Aus díesem Befund wird deutlich, wie wichtig das Seni-
orensegment schon heute für die Unternehmen ist und in Zukunft noch
mehr an Bedeutung gewinnen wird.
54
vgl. Birg 2006, S. 2

3 Marktstellung der Senioren
27
3.2 Einkommens- und Vermögenssituation von Senioren
Ein entscheidender Einflussfaktor der Nachfrage nach Reisen ist die fi-
nanzielle Situation von Senioren, da sie den möglichen Rahmen vorgibt, in
dem Reiseausgaben getätigt werden können. Im Folgenden werden die
ökonomischen und finanziellen Ressourcen der Senioren näher erläutert.
Dazu sollen die verschiedenen Einkommensarten sowie die Vermögens-
verhältnisse näher beschrieben werden, um einen Überblick über das
Kaufkraftpotential der Senioren zu erhalten. Die Vermögenssituation von
Senioren ist deshalb von Bedeutung, da sie Auskunft darüber gibt, ob
noch Potential für größere Konsumausgaben, wie zum Beispiel längere
Reisen, vorhanden ist.
3.2.1 Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung
Eine wesentliche Einkommensquelle
55
der Senioren sind die Rentenzah-
lungen. Die Gesetzliche Rentenversicherung (GRV) ist die meist verbreite-
te Alterssicherung in Deutschland. Sie trägt zu etwa zwei Drittel zum Ein-
kommen der Rentnerhaushalte (65 Jahre und älter) bei.
56
Im Jahr 2003 bezogen in Westdeutschland 91% der Männer und 82% der
Frauen ab 65 Jahren eine eigene Rente aus der GRV, in Ostdeutschland
waren es jeweils 99%. Daneben bezogen insbesondere Frauen Renten,
die sich aus den Ansprüchen ihrer verstorbenen Partner ableiteten (Wit-
wer-/ Witwenrenten).
57
55
Einkommen bezeichnet man als das Entgelt für erbrachte Leistungen. Auch laufende Übertragungen wie
Rentenzahlungen gehören zum Einkommen. Unter Einkommen wird der Zugang jener Mittel verstanden, die
in einem Haushalt für letzte Zwecke verbraucht werden können, ohne dass sich dadurch das Gesamtvermögen
vermindert (Deutsches Seminar für Tourismus 2002, S. 5)
56
http://www.bmfsfj.de/Publikationen/genderreport/7-Soziale-sicherung/7-6-alterssicherung-von-frauen-und-
maennern.html
57
http://www.bmfsfj.de/Publikationen/genderreport/7-Soziale-sicherung/7-6-alterssicherung-von-frauen-und-
maennern.html

3 Marktstellung der Senioren
28
Jahr
Ingesamt
Männer
Frauen
Anzahl
2001
17.412.753 7.724.455 9.688.298
2002
17.677.566 7.854.509 9.823.057
2003
17.932.498 7.984.901 9.947.597
Durchschnittlicher Rentenzahlbetrag in pro Monat
2001
713,28 973,44 505,85
2002
728,02 990,38 518,23
2003
734,32 995,97 524,29
Tabelle 3: Anzahl und durchschnittlicher Rentenzahlbetrag von Renten wegen verminderter Er-
werbsfähigkeit und Altersrenten zum 1. Juli des jeweiligen Jahres in Deutschland
58
Diese Tabelle verdeutlicht, dass die Anzahl der Rentner stetig zunimmt.
Auch zeigt sich, dass mehr Frauen als Männer eine Rente beziehen. Der
Grund dafür liegt in der höheren Lebenserwartung von Frauen, die im To-
desfall des Partners unter bestimmten Voraussetzungen eine Witwenrente
aus dem Rentenanspruch des Mannes geltend machen können. Ferner ist
auch zu erkennen, dass Frauen eine viel geringere monatliche Renten-
zahlung erhalten als Männer, was einerseits auf eine geringere Zeit der
Beitragszahlung (z.B. durch Kindererziehung) und andererseits auf den
mindernden Abschlag bei Erhalt der Witwenrente zurückzuführen ist.
3.2.2 Bezieher von Hilfe zum Lebensunterhalt
Die Mehrheit der Senioren verfügt scheinbar über ein ausreichendes Ein-
kommen, ein Teil jedoch gehört zur untersten Einkommengruppe und lebt
in relativer Armut.
59
Zum Jahresende 2003 erhielten 3,7 % der Haushalte
Sozialhilfe.
60
Laut Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung
sank die Armutsquote in der Altersklasse ,,65 plus" von 13,3 % im Jahr
1998 auf 11,4 % im Jahr 2003.
58
Quelle:Rentenversicherungsbericht 2004
URL:http://www.bmas.bund.de/BMAS/Redaktion/Pdf/Rente/rente-rentenversicherungsbericht-
2004,property=pdf,bereich=bmas,sprache=de,rwb=true.pdf
59
Im Vergleich zur ,,absoluten Armut", welche auf Menschen bezogen ist, die unter dem Existenzminimum
leben, beschreibt die ,,relative Armut" Unterversorgungsbereiche unterhalb des gesellschaftlichen Durch-
schnitts. Die Schwelle der Einkommensarmut liegt nach Empfehlungen der EU bei 50% des Durch-
schnittseinkommens eines Landes
60
http://www.bmfsfj.de/Publikationen/genderreport/7-Soziale-sicherung/7-6-alterssicherung-von-frauen-und-
maennern.html

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2006
ISBN (eBook)
9783832498726
ISBN (Paperback)
9783838698724
DOI
10.3239/9783832498726
Dateigröße
1.1 MB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Münster – Wirtschaft
Erscheinungsdatum
2006 (Oktober)
Note
1,7
Schlagworte
tourismus erkrankung seniorenmarketing behinderung reiseveranstalter
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Titel: Strategien für den aktuellen und zukünftigen Seniorenreisemarkt unter besonderer Berücksichtigung potentieller Multimorbidität der Zielgruppe
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